1843 / 123 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

j ittelbare gewerbliche Thätigkeit des Staats nie gebilligt wer- L Mane, schon A derselbe immer theurer, s{werfälliger und des- halb mit geringerem Vortheil verwalte, als der Privatmann, als man an- dererseits die Anwendbarkeit dieses rein theoretischen Sabes auf gegebene Verhältnisse nur als eine sehr bedingte bezeichnete und namentli her- vorhob, daß in einem Staate, wie der unsere, wo es noch in vielen Branchen an Unternehmungsgeist in Verbindung mit dem erforder- lihen Kapitale mangele , das Vorhandenseyn eines Justituts, wie die Sechandlung, von hoher Wichtigkeit, dessen gänzliches Verschwinden aber ein großer Verlust seyn würde. Auf diesen wenig oder gar nicht bestrittenen Grundlagen wurden aber ziemlich verschiedene Anträge ge- bildet, Die Einen meinten, nahdem man die wider die Seehandlung erhobenen Beschwerden als unbegründet befunden und sich vielmehr von dem segeusreihen Wirken überzeugt habe, sey aller Grund vor- handen, sie in threm bisherigen Verhältnisse unverändert bestehen und fortwirken zu lassen; sie erfülle ja ihren Beruf, gehe durch Beispiel voran, muntere gemeinnüßige Unternehmungen auf und gebe da, wo es Noth thue, Jmpulse, auch sey sie stets bereit, ihre gewerblichen

Justitute für den Preis, den sie ihr kosten, an Privaten zu veräußern, und lasse diese zuweilen bei ihren Unternehmungen als Actionaire zuz jede Einschränkung des Justituts würde in gleihem Maße dessen Wirksamkeit beschränken, deshalb möge man die als begründet nicht befundenen Beschwerden zurückweisen, im Uebrigen aber Aenderungen, die nur nachtheilig wirken könnten, nicht beantragen. Hiermit im Wesentlichen einverstanden, wollte ein anderer Theil der Versammlung zum Schuß der örtlihen Gewerbtreibenden der Seehandlung uur den Detail-Debit ihrer Produkte untersagt wissen. Eine dritte An- siht endlih ging dahin, Se. Majestät den König zu bitten, der Sechandlung für ihr Wirken eine bestimmte Justruction zu ertheilen und dieselbe publiziren zu lassen. Wenn auch zugegeben werde, sagte man, daß wir noch niht dahin gediehen, einer unmittelbaren Betheiligung des Staates beim Haudels- und Gewerbebetrieb ganz entbehren zu fönnen, so müsse man doch nach diesem Ziele hinstreben und schon jeßt die Konkurrenz der Staats - Anstalt in diejenigen Gränzen verweisen, welche ihrer nothwendigen und wohlthätigen Thä- tigkeit freien Spielraum ließen, unnöthige und deshalb schädliche Uebergriffe in den Privat - Verkehr aber nicht gestatteten; wie sehr dergleichen positive Bestimmungen Bedürfniß seyen, haben selbst die Zweifel ergeben, welche über die Rehtmäßigkeit des Gewerbebetriebs der Seehandlung überhaupt sih aufgedrängt hätten, es sey aber auch für die Unterthanen von hoher Wichtigkeit, das Feld genau zu kennen, auf- welchem sie diesem dur seinen Kredit und disponible Mittel übermächtigen Konkurrenten zu begegnen gefaßt seyn müßten, und wo sie diesen nicht zu fürchten hätten, wenn man den Beruf der See- handlung darin erkenne, die Judustrie durch Beispiel und Unterstützung au= zuregen, wenn man ihre Bereitwilligkeit, ihre Etablissements zu veräußern, Actionaire zuzulassen, rühme, so mögen ihre diesfälligen Obliegenhei- ten geseßlich festgestellt werden, erst dann werde sie die einer Staats- Behörde würdige Stellung annehmen, den jetzt vielleicht oft nicht zu vermeidenden Schein der Willkürlichkeit abstreisen und ihr wohlthätiges Wirken von möglichen Veränderungen bei dem Personal der Verwal- tung weniger abhängig seyn. i

Als nun über diese verschiedenen Anträge zur Abstimmung ge= schritten ward, ergab sich nur für den lebten eine Majorität, da diese indeß nicht ganz zwei Drittel der Versammlung umfaßte, \o konnte bestimmungsmäßig ein entsprechender Antrag an des Königs Majestät nicht gemacht werden. (Fortseßung folgt.)

Provinz Sachseu.

Merseburg, 12. April. Die 31. Plenar-Sibung füllte eíne Petition, die Errichtung eines landschaftlichen Kreditvereins für die Provinz Sachsen, aus, Die Sache war schon auf dem 5. Provin zial- Landtage iîn Anregung gebracdt worden, und der Petitionair glaubte sowohl în dem Umstande, daß immittelst die Konvertirung der Pfandbriefe sämmtlicher Kredit-Justitute der anderen Preußischen erfolgt und die Zinsen derselben vou 4 Prozent auf 35 Prozent herabge= seßt worden, worin ein deutlicher Beweis ihres Kredits und sonach des guten Standes der Sache liege, als auch darin, daß in dem mit unserer Provinz mit ganz gleiheu betreffenden Verhältuissen stehenden be nachbarten Königreiche Sachsen von dem dortigen, eben versammelten Landtage die Errichtung einer ähnlichen Anstalt beschlossen worden sey, um so mehr neue hinreichende Gründe zur Wiederholung des Autrages zu finden, als zu befürchten stände, daß sih die Kapitalien aus der Provinz heraus, nah jenem Nachbarlande ziehen dürf- ten, wenn uicht diesseits gleihmäßige Maßregeln getroffen würden. Das Petitum giug dahin, des Königs Majestät zu bitten, dem näch= \stten Provinzial = Landtage einen Statuten -Entwurf zu einem ritter= \chaftlihen Kredit - Vereine für die Provinz Sachsen zur Berathung resp, Beschlußfassung vorlegen zu lassen.

Es ging aus diesem, nah dem Dafürhalteu eines Theils der Bersammlung einen hochwichtigen Gegeustand betreffenden, Autrage eine lange und lebhafte Debatte hervor, in welcher sih zunächst eine uicht unbedeutende Opposition zeigte, welche folgende Gründe gegen die Sache vorbrachte. Die Kreditvereine erleichterten und vermehrten das Schuldenmachen durch die Leichtigkeit, mit welcher die Gutsbe- sißer Gelder erhalten können; je \{hwieriger dies sey, desto mehr würde das Aufuehmen von Kapitalien vermieden; es sey verführerisch, Gelder aufzunehmen, Pfandbriefe zu niedrigen Beträgen dafür zu kaufen und diese nach und nah auszugeben; die Verwal inug der Anstalt, #0 wie die Taxation der Güter verursache viel Kosten, welche die Gutsbesißer nüblicher verwenden könnten ; bei der Schwierigfeit, den wahren Werth eines Gutes zu ermittelu, fielen die Taxen bald zu hoh, bald zu niedrig aus, und das

erstere fönne Vertretungen von Seiten des Justitutes, das lehtere aber Verlegenheiten für den Besißer herbeiführen, indem derselbe uicht nur die nöthigen Gelder nit erhalten könnte, soudern auch sein Be- sibthum in den Augen des Publikums cinen geringeren Werth er- halte; N der Kredit - Verein billigerweise nur guf die Hälfte des taxirten Werthes Hypothet geben könne, so würde dadurch oft das Geldbedürsniß nit gedeckt und hinter dem Kredit-Verein noch Gläu- biger zu finden, halte s{wer, weil vie später eingetragenen Kreditoren zu MOTUDA von dem früher eingetragenen Jnstitute würdeu ; dadurch daß beim Ankauf von Gütern immer uur die Hälfte des Wertl es haar bezahlt zu werden brauche, die gudere “Hälfte aber bura Pfandbriefe gedeck werde, würde dgs Ankaufen erleichtert, die Güter gingen deswegen mehr aus einer Hand in die andere, und die Dele auf größere Stabilität des Grund- besibes sey eiue illusorische; auch die Amortisation beruhe mehr in Täu-

hung als in Wirklichkeit, denn es müsse doch dem Gutsbesißer frei-

ehen, immer wieder neue Schulden zu machen; der Kredit = Verein

önne doch uit weniger als 35, mindestens 3 pCt, verlangen, und dafür könne man jeßt auch Privat-Hypotheken erhalten, und bei ein- tretendem Ga gE würden die Zinsen sich eben so erhöhen müs- sen, als ohne Kredit - Verein, deun leßterer könne den Zinsfuß nicht normiren, soudern müsse 4 nah den Konjunkturen richten ; die Er fahrungen, welhe man in Schlesien und Pommern über Kredit-Ver- eine gemacht, sprechen feineêsweges für sie, denn weder der Wohlstand der Gutsbe er habe dort zugenommen, noch habe sich die Beweg- lihfeit des Güterbesibes vermindert. Der so sprehende Theil der

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542 Versammlung zweifelte übrigens schr an dem Zustandekommen einer solchen Anstalt ohne Zwaug, und dieser sey bei den so geschilderten Nachtheilen der Sache unter keiner Bedingung einzuführen.

Der für die Sache gestimmte Theil der Versammlung suchte diese Gegengründe folgendermaßen zu entfräften: es sey eine irrige Ansicht, daß das Kredit - System zum Schuldenmachen verleite; denn wer leichtsinniger Weise Schulden kontrahiren wolle, der würde es auch ohne Kredit -= System ermöglichen nund Mühe und Kosten nicht scheuen, vielleicht sogar vou Wucherern zu hohen Zinsen Geld auf- nehmen und dadurch seinen Ruin desto eher herbeiführen, während bei nothwendigem Geldbedürfniß in der Erleichterung ja eben die Wohlthat liege. Das möglicherweise successive Ausgeben der gekauf- ten Pfandbriefe könne keinen Schatten auf das Kredit-System wer- fen, denn dieselbe Operation könne man mit Staatsschuldscheinen oder fremden Pfandbriefen vornehmen. Taration und Verwal- tung verursachen freilich Aufwände, allein diese seyen den Guts-=

besibern feine neue Last, deun abgesehen davon, daß die Taxen |

einfacher und also billiger erwirkt werden könnten, als es bei einigen derartigen Justituten der Fall sey, so köune man reh nen, daß die Kredit = Vereine die Kapitalien wegen der ihren Gläu- bigern gegen die von Privat-Hypotheken gewährten entschiedenen Vor= theile um # Prozeut geringer verzinsen, als Privatleute, und wenn dann die Schuldner des Kredit - Vereins dieses & Prozent an Zinsen mehr bezahlen, um davon z. B. 7 Prozent zur Verwaltung und 4 Prozent zur Amortisation verwenden zu lassen, so zahlen die Guts- besißer incl. Verwaltung uicht uur nihts mehr als ohne Kredit Verein, sondern sie gewinnen noh das !, Prozeut für die Amortisa- tion aus dem bei dem bisherigen Zustande uur für Zinsen gezahlten Betrage. Was die Taxen aulange, so köune dem Schwanken derselben durch richtige, einfahe Tax=Prinzipien eut gegen gearbeitet werden, und es sey ein Mangel an mehreren be- stehenden Kredit - Anstalten, daß die deshalb aufgestellten Grundsäße nicht hinreichende Sicherheit gewährten; mindestens könne und müsse es in jedem Falle verhindert werden, daß Taxen erfolgen können, welche auf der einen Seite dem Justitute bei Subhastationen Ver luste zuziehen, auf der anderen Seite den Besißer in der Befuguiß, Hypothek zu geben, zu sehr beschränken und den bisherigen Kredit des Gutes in Bezug auf seinen Werth erheblich sinken lassen würden ; wobei noch zu beachten sey, daß da, wo in einzelnen Fällen derglei-

| Marschall Soult sehr häufig.

delt, Das Journal des Débats sagt über den Entwurf der Kommission unter Anderem: „Die Vorschläge der Kommission sind praktisch und den sichersten Andeutungen * der Wissenschaft gemäß, Mit Vorbehalt einiger Bestimmungen, die leiht verändert werden fönnen, sind alle Juteressen in den ihuen gebührenden Schranken be- rücksihtigt worden. Der Entwurf giebt zu keiner Einwendung An- laß, die in Vergleich kommen könnte zu denen, welche der Entwurf der Regierung hervorruft, durch welchen eine Jndustrie getödtet wird, die man früher so sehr beshüßt hatte, und die in ihren Resultaten der öffentlihen Erwartung eutsprah.“ Es habeu sich bis jeßt schon 31 Deputirte einschreiben lassen, um bei Gelegenheit der Zuer Debatte das Wort zu nehmen; davon werden 13 für, und 18 ge- gen den Entwurf sprechen.

Die Pairs=Kammer nahm gestern, nahdem der Marquis von Dreux-Brézé abermals die Gelegenheit benußt hatte, um einige Worte zu Gunsten des Don Carlos zu sagen, den Gescß= Entwurf an, dur welchen die Bestimmungen in Betreff der politischen Flücht linge auf ein Jahr verlängert werden.

Seit einigen Tagen sind die Besuche des Herru Thiers bei dem Gestern begab sich der Erstere von dem Conseils -Präsidenten zum Könige und fand sih Abends wieder

[in den Tuilerieen ein. Gegen ihre Gewohnheit erwähnen die Jour | nale der Gerüchte über Uneinigfeiten im Kabinet mit keiner Sylbe.

| des Platzes an sich s{hou das Sinken der Course erklärlich.

hen Jukfonvenienzen dennoch sih herausstellen dürften, die Besißer |

solher Güter zum Beitritt ja nicht gezwungen seyn sollten. Weun durch die Verpfändung bis zur Hälfte der Taxe das (Geldbe- dürfniß des Besißers noch uicht befriedigt sey, so würde dies ohne Kreditverein wahrscheinlich auch uicht der Fall seyn, und warum hin ter dem Kredit - Justitute nicht eben so leicht Kapitalien zu erhalten seyu sollen, als hinter Privat - Hypotheken, sey durchaus nicht abzu- sehen, da die nachfolgenden Gläubiger eben der richtigen Taxen wegen in jenem Falle noch mehr Vortheile hätten, als in diesem, Eben so wenig wäre einzuschen, wie die Erleichterung des Ankaufs oder Ver- faufs bei halbverschuldeten Gütern den Kredit-Vereinen zur Last ge= legt werden könne, da dies bei an Privatleute verpfändeten ganz der= selbe Fall sey. Die Autorisation sey nur bei denen illusorish, welche von der Gelegenheit, ordnungsmäßig successive von den Schulden zu fommen, durchaus feinen Gebrauch machen wollen; allein denen sey

| auf keine Weise zu helfen und vernünftigen Leuten würde der Amor-

tisations-Fonds eine große Wohlthat seyn, Wenn auch die Kredit- | Vereine den Zinsfuß nicht fest normiren könnten, |o äußerten sie do eutschieden einen Einfluß auf ihn und könnten namentlich ein | schnelles Steigen und Fallen, ein Beharren in Extremen verhindern ; allgemeinen Zinsfuß erwiesen, „Díe üblen Verhältnisse der Rittergutsbe- sier, welche jh theilweise n ‘Schlesien und Pommern herausgestellt hätten, wären keinesweges den Kredit = Vereinen zuzuschreiben, int Gegentheil haben diese Júskitute in jenen Läudern die Ritterschaft vor stärkerem Sinken uo gehalten, und wenn wirklih Einzeluen der Kredit - Verein Schaden gethan habe, \o seyen einzig und allein die fehlerhaften Tax-Prinzipien daran s{uld, Ju Lüneburg, Mecklenburg und Holstein scheine man rationalere derartige Grundsäße angenommen zu haben und höre von dort her nur Gutes von den Kredit - Justi tuten. Was das Zustandekommen betreffe, so zweifle man keines weges daran und finde feinen Grund dazu. Noch wurde angeführt, daß die größte Pünktlichkeit, mit welcher die Zinsen an den Kredit Verein gezahlt werden müßten, zu heilsamer Ordnung gewöhne, aus deren Mangel ungüustige Finauz-Zustände so häufig hervorgingen. Obgleich nun der vorbereitende Ausschuß unter der Maßgabe

| die neueste Zeit habe den Einfluß der Konversion der Pfandbriefe auf deu

| vollstäudiger Beitritts- Freiheit und geregelter Amortisation die Peti | tion einstimmig befürwortet hatte, obgleih von ihm aus bemerklich

gemacht wurde, daß das Vorlegen eines Statuts, welches man im- mer noch aunehmen oder ablehnen könne, etwas ganz Unverfängliches sey, obgleich auch in Pleno bei der Abstimmung die Majoritte des ersten und zweiten Staudes mit 18 Stimmen gegen 14 die Y etition unterstübte, so wurde sie doch vom gesammten Landtage mil 32 Stim men gegen 22 abgelehnt, indem vom 3ten und Aten e Sa M glieder gegen, und 4 für die Petition und das Ausschuß - Gutachten

gestimmt hatten.

Zeitungs -Uachrichlen. Nus laud.

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Russland und Polen.

St. Petersburg, 27. April. Der jebt hier anwesende nigl. Drcubisée bele Der - Postrath Schmückert hat am 24sten d. M,, bei dem an diesem Tage (dem Russischen Oster Montag) statt- gefundenen großen Hof-Cercle, die Ehre gehabt, Jhren Kaiserl, Ma- jestäten vorgestellt zu werden. s S E Bei eie oivines haben in Folge eines Kaiserl. Tages Befehls vem 23sten d. zahlreihe Beförderungen stattgefunden, D ie Gene- ral-Majors Saß 11, Baron Rennenkampf (Chef der 19ten Jufan- terie-Division), Dobryschin L, Kakoschkin, Pillar von Pilchau , Nifo- lajew I., Plautin 1, Baron Rennenkampf (Vice - Direktor der Mili- tair-Akademie), Baron Meyendorff, Chwostschinskij, de Witte, Klüpfel, von Moller 1, Smagin, Owander, Rehbinder I, , Baron Sthlippen- bah, Baron von Tornau, Okfunew 1., Kusnebßov l, und Tschewkin sind zu General-Lieutenants ernannt worden,

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“Frankrei dch. Paris, 28. April. Bei Gegenheit des Zucker -Geseh -Ent-

wurfs tritt eine ganz unnatürlihe Stellung der Parteien ein, Die C Ae mit dem Journal des Débats an der Spie, erklären sich für den Entwurf der Kommission, während ein großer Theil der Opposition das von der Regierung ndeE einig Prinzip vertheidigen wird. Diese Stellung erklärt sich indeß einigermaßen, wenn man bedenkt, pag l

zwischen den Kolonieen und ben Französischen Grun dbesißern han-

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es sich im Wesentlichen um einen Kampf

Börse vom 28. April. An der Börse herrschte heute eine Art panischen Schreckens. Die Verkäufe waren zahlreich, und es zeig ten sich fast keine Käufer mehr. Man verbreitete die verschiedenartig sten Gerüchte, um diese Bewegung zu erklären. Hauptsächlich sprach man noch immer von einer nahe bevorstehenden ministeriellen Krisis. Ferner hieß es, daß von einer neuen Auleihe die Rede sey, daß der Köuig ernstlich erkrauft sey und daß heute eine Consultation der ersten Aerzte der Hauptstadt stattgefunden habe. Uebrigens macht die Lage Die be deutendsten Spekulanten sind mit Renten zu sehr hohen Coursen über laden, und wenn die geringste Katastrophe einträte, würden die Ren ten gewiß von einem Tage zum anderen einen bedeutenden Rücffall erleiden. Die 3proc. Reute fiel heute von 82.45 auf 81,95, und blieb auch nach der Börse noch ausgeboten.

77 Paris, 28. April, Der Geseh-Entwurf der Zucker-Kom- mission sindet den lebhaftesten Widerspruch, uicht nur von Seiten der Anhänger des Regierungs - Antrages, sondern auch von Seiten der- jenigen, welche gar keine eigene Ansicht vou der zweckmäßigsten Lösung der Zucker-Frage haben, und die sich auf die bequeme Rolle beschrän fen, die Schwierigkeiten jedes zu diesem Zwecke vorgeschlagenen Planes hervorzuheben und gegen jedes der beantragten Projekte zu protesli reu. Am heftigsten wird die Arbeit des Herrn Gauthier de Rumilly vou den Vertretern und im Namen des Kolonial =- Juteresses ange griffen, welches nun einmal entschlossen ist, sich bei feinem Zugeständ nisse zu beruhigen, welches die Konkurrenz des Rübenzuckers nicht voll ständig und \chließlich zu beseitigen verspricht. Den Wünscheu und Zwecken der Kolonial - Partei fängt das südliche Frankreich an, sich immer enger anzuschließen, indem es von der Unterdrückung der ein

heimischen Zucker-Judustriedie Erleichterung von Haudels-Uebereinkünften F

mit dem Auslande hofft, die den Erzeugnissen des Südens neue Absahwege eröffnen sollen. Die Richtigkeit dieser Ansicht scheint sih in diesem Augeu- blie durch das, was in Rio Janeiro vorgegangen i}, bis zu einem gewissen Punkt praktisch zu bewähren. Brasilien will von keinem Handels = Vertrage, weder mit Frankreich noch mit England, reden hören, der nicht seinem Zucker den Markt dieser Länder öffne. Bei der gegenwärtigen ¿Zuckergesebgebung in Frankreich ist es aber natür lih unmöglich, die Bedingung Brasiliens zu erfüllen, während die Aufhebung der Rübenzucker-Judustrie erlauben würde, den Brasilia neru einen Markt für 30 bis 40 Millionen Kilogramme Zucker anzu bieten, und dagegen ohne Zweifel ansehnliche Vortheile für die Frauzs sischen Manufakturwaaren und für den Französischen Wein eiuzutauschen.

Gewiß is, daß die anhaltenden und bitteren Klagen der Fran- zösischen Weinbauer über Mangel an Absaß und Entwerthung ihres Produkts gegründet sind, Ein Toulouser Blatt versichert, daß in manchen Gegenden der Weinbau die Betriebskosten uicht mehr det, so daß die Eigenthümer ein Juteresse dabei haben, ihre Weinstöe auszureißen, um wenigstens keine Steuern mehr von dem unproduk tiven Boden zahlen zu müssen. Das Hectolitre Wein, dessen Er- zeugung auf 25 bis 30 Fr. zu stehen tommt, _wird in der Nachbar schaft von Toulouse oft uur mit 18 bis 20 Gr, bezahlt. Und zu gleicher Zeit bezahlt die Bevölkerung von Paris einen ekelhaften Auf guß von Spiritus, Seinewasser und Färbholz mit 100 Fr. und dai über hinaus! Auch ein zweitcs der wichtigsten Boden =- Erzeugnisse des Südens, das Olivenöl, hat bei weitem uniht mehr den ehemaligen

| Werth für jene Provinzen, zu deren Reichthum es früher beitrug.

Mit der Entwaldung der Hügel der Provence und Languedocs ift das Klima dieser Provinzen der Oelbaumzucht immer ungünstiger ge worden. Viele Landstrecken, guf deneu sie noch vor 50 Jahren blühte, sind jebt völlig verödet, ja, man kann ihr ferneres Abuehmen von einem Jahre zum anderen beobachten. Der Oelbaum im südlichen

| Frankreich giebt jeßt nur noch alle zwei Jahre eine leidliche Aerndte.

buhlerschaft findet,

Dazu fommt, daß sein Produkt in dem auderer öliger Pflanzen, und namentlich in dem Sesam eine immer gefährlicher werdende Neben- Kurz der Süden Frankreihs verarmt, und er

| glaubt mit Recht oder Unrecht, daß er dem Norden des Laudes guf

geopfert werde, Diese Eifersucht kann cinsstt der Ruhe Fraukreichs gefährliher werden, als man bis jeßt zu fürchten scheint. - Die Kriegshafen - Städte beschweren sih über die öfouomischen Nachtheile, welche für ihre Bevölkerung aus der Abtakelung einer gewissen Anzahl von Fahrzeugen erwachsen, Besonders in Tou lon macht sich die Verabschiedung einer Menge von Arbei tern fühlbar, die bisher auf dei Schiffen, auf den Weif ten und im Arsenale beschäftigt waren. Die Nachfrage nah rüstigen Armen war in Toulon seit der Zeit des Thiersschen Allarms so groß gewesen, daß ein namhafter Theil der Land-Bevolkerung aus der ganzen Umgegend nah der Stadt geströmk war, um den hohen Tagelohn für die Schiffs - Arbeiten zu verdienen. Wenn diese. Leute jeßt plöblich, nachdem sie ihren früheren Beschäftigungen seit Jahren entfremdet sind, aus dem Dienste des Staats entlassen werden, so kann freilich ihre Lage keine erfreuliche seyn, allein man darf doch dem Staate vernünftigerweise niht, wie cs gleichwohl geschieht, zu- muthen, daß er seine Flotte auf dem Kriegsfuße erhalte, um nicht einige tausend Tagelöhner verabschieden zu müssen. e “Der Bau der 18 Dampfschiffe, die für den Transatlantischen Verkehr bestimmt sind, is auf den Werften von Toulon, Rochefort, Brest und Lorient jeyt beinahe vollendet. sind von 450 und vier von 220 Pferdekraft. t derselben wird wahrscheinlih beginnen, sobald die Fregatte „Gomer ‘““, die zur

Vorberei desselben nach Amerika geschickt ist, und die sich auf ihrer F Mission “9 Rear 10 Erdbebens von Guadeloupe verspätet hat, zurück- gs i A

gekehrt seyn wird.

M is 6 en nach Rouen und Orleans werden, wie es jeßt ; Die Eisenbahnen ns L Die erste derselben ist

indessen in einen Handel verwidelt, welcher eine baldige E i ieß 7

heißt, beide am 2. Mai eingeweiht werden.

ihres Dienstes nah sich ziehen zu müssen eint, Srinesd iee flagen sie nämli an, daß sie mehrere Brücken über den

Vierzehn dieser Fahrzeuge ü Der Dienst derselben #

Fluß so gebaut habe, und zwar absichtlih, daß die Schifffahrt dadur höchst gefährlih und für gewisse Jahreszeiten gauz unmöglich gemacht werde. Eine auf diese Klage dur die Regierung veranstaltete vor- läufige Untersuchung hat die angeführte Thatsache bestätigt. Gleich- wohl is bis jeßt feine Abhülfe eingetreten, der Bau der Brücken ist vielmehr nach dem ursprünglichen fehlerhaften Plane vollendet und

die Seine-Schiffer drohen nun mit dem Rechtswege, indem sie zuvor | noch einen leßten Schritt bei der Regierung thun, um zur Sicher-= | | wird, Es

stellung ihrer Juteressen dur administrative Mittel zu gelangen.

= Paris, 28. April. Die Angaben der Journale über die Reduer, welche für und gegen in der Zuckerfrage sprechen wollen,

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seitigt worden sind.

sind so verwirrt und unbestimmt, daß es nothwendig is, den Stand |

der Sache etwas genauer zu bestimmen,

Dreizehn Redner haben |

sprechen, und es bedarf faum der Erwähnung, daß ohne Unterschied | der politischen Farbe dieselben den Departements] angehören, wo die | | Nuntien vor den übrigen Gesandten einräumte, {hien vorauszuseten,

Runkelrüben = Zucker = Fabrication im stärksten Betriebe is, vorzüglich

befinden sich viele aus dem Departement du Nord, daun aus der |

Somme und dem Pas de Calais darunter. Achtzehn Deputirte da gegen, fast durchaus Vertreter der Scehäfen und der Weinbau trei

benden Departements, wollen die Kommissions-Vorschläge bekämpfen | und zu Gunsten des Entwurfs der Regierung sprechen, und unter diesen |

herrscht vollkommene Einigkeit der Ansichten und Bestrebungen, während die Gegner des Regierungsentwurfes unter sich wieder durch ver schiedene Systeme getheilt sind, da ein Theil vielmehr Herbeiführung

| signor

einer allmäligen Gleichstellung der Besteuerung beider Judustrieen |

auf die eine vder die audere Weise will, Rednern aber werden auh noch die Herren de Lamartine, Janvier,

gegen denselben das Wort ergreifen, und die Hoffnung, daß derselbe dann doch die Majorität erlangen könnte, is noch keineêweges aufge geben. Der Handels-Minister, Herr Cunin-Gridaine, is leider frank, und faun daher nicht, wie er es wünschte, selbs die Vertheidigung des Planes der Regierung übernehmen, sondern wird darin durch einen nh zu bestimmenden Königlichen Commissair erseßt werden. Noch in den leßten Tagen sind bei der Regierung und bei der Kammer mehrere Gesuche um Erledigung der Frage im Sinue des Negierungsplanes eingegangen, namentlich von dem Ausfuhrhandel von Paris selbst bei der Kammer, und man fann wohl sagen, daß die große Mehr zahl der Journale aller Farben in demselben Sinue sich ausspricht, Die Tuch- und Leinwandfabrikanten , die Weinproduzeuten, die Kolo nieen, die Handelskammern aller Seehäfen, die Regierung, welche in dem Cingehen des Nübenzuckers eine vermehrte Einnahmequelle für den Schab sieht, die Schiffsrheder, die Kriegsmarine, ja die Runkel rübenzuder-Fabrikanten in ihrer großen Mehrheit selbst verlangen das Durchgehen des Vorschlages der Regierung. | Mit wahrem Vergnügen hat man heute durch den Moniteur die offizielle Nachricht vernommen, daß die allgemein verbreitet ge wesene und auch selbst von einem ministeriellen Blatte gestern gege- bene Kunde von dem Ableben des Grafen von Bastard, sich uicht be= stätigt hat. Das Mißglücken der Unterhandlungen Englands mit Portugal und Brasilien wegen Abschlusses von Handelsverträgen wird uun offi ziell durch Sir Robert Peel im Englischen Unterhause selbst bestätigt.

Wenn jeßt Frankreich fein Juteresse verstände, oder vielmehr wenn » Ÿ j S E , C er , R Ls j die in der Kammer vertretenen partiellen Juteressen die Regierung |

nicht an Ausführung dessen hinderten, was sie recht wohl als zuträg-

lich für Frankreich erkannt hat, so wäre der Augenblick günstiger als |

je, aus diesem Stand der Dinge Vortheil zu ziehen, für die Wein Ausfuhr des Landes vorzüglich; aber man müßte Englaud, wenn es mehr Französischen Wein kaufen soll, natürlich auch etwas dagegen bieten, etwa dem Englichen Eisen, den Steinkohlen, der Leinwand, vielleicht auch gewissen Baumwollenstoffen aus England erleichterte Einfuhr gewähren: aber die Departements des Nordens würden ein gewaltiges Geschrei erheben, wenn die Regierung daran deuken wollte, von ihrem industriellen Gewinue cinige Prozente zu nehmen, um dagegen den Weinbauern des Süden auch einige Vortheile zu verschassen. Was die Verhältuisse Englands zu Portugal aulangt, so scheint die Sprache Sir Robert Peel's darauf hinzudeuten, daß man dort noch nicht alle Hoffuung aufgegeben hat, endlich doch noch zu dem gewünschten Ziele zu gelangen,

© Paris, 28. April, Königin Marie Christine von Spanien, war um 1 Uhr Nachmittag großer Empfang im Hotel derselben. Um die Mittagsstunde erschie

nen die Königin, der Herzog und die Herzogin von Nemours, die |

Prinzessin Clementine nebst ihrem Gemahl, um der Wittwe Ferdi nand’s Vll. ißre Glückwünsche darzubringen. Bei dem Handkusse waren alle vornehmen Spanischen Emigrirten auwesend, wie Graf Toreno, Martinez de la Rosa, die Generale Narvaez 2c. Die Männer waren nur {warz gekleidet, die Damen meistens in reichem Schmuck. Gegen 4 Uhr stattete die Herzogin von Orleans und der Graf von Paris der Ex-Regentin einen Besuch und eine halbe Stunde vor der Tafel wurde Ludwig Philipp in Begleitung seiner Schwester, der Madame Adelaide, gemeldet. Von den fremden Gesandten machten der Botschafter von Neapel und der Gesandte von Brasilien der Königin von Spauien ebenfalls gestern ihre Auswartung. Der Bra- siliguische Gesandte macht überhaupt, seitdem die Vermählung des Kaisers Dom Pedro mit einer Prinzessin von Neapel und Nichte der Königin Marie Christine beschlossen is, häufige Besuche im Hotel der Rue Courcelles,

Die Ex = Regeutin von Spauien wird am 2, Mai ihren Som mer-Aufenthalt in Malmaison nehmen, Man hat unrichtig gemeldet, daß die Königin Marie Christine das Lustschloß Malmaison läuflich an sich gebracht hat, sie hat dasselbe nur auf fünf Jahre gemiethet, ein Beweis, daß sie uicht immer in Paris zu bleiben gedenkt; im Ge- gentheil gedenkt sie, wie man sagt, bei dem Autritte der Regierung ihrer Tochter Jsabella, der Lebteren persönlih die Vormundschafts Rechnungen zu überreihen, Jhr Madrider Korrespondent is gut un terrihtet, wenn er sagte, daß Espartero von der Ex-Regentin die Auslieferung mehrerer wichtiger, auf die Vormundschaft der Königin Isabella sih beziehender Dokumente verlangt hat, worauf er eme abschlägige Antwort erhielt, Diese Dokumente befinden sich in Paris bei der Königin Marie Christine, sie sind nothwendig, um die Rich tigkeit der abzulegendeu Vormundschafts- Rehuungen zu bescheinigen, darum wird Marie Christine dieselben nur der Kommission überliefern, welche von der Königin Jsabella nah erlangter Großjährigkeit er nannt werden wird, um die Vormundschafts-Rehuungen zu prüfen. Marie Christine besißt auch die ganze Korrespondenz, die ste mit Espartero pflog, vou dem Augenblick her, als derselbe eine wichtige Rolle zu spielen ausiung. Es sollen darunter Briefe sich befinden, die den Regenten in den Augen der Exaltados schr kompromittiren könu- ten. Graf Toreno, heißt es, hat die Erlaubniß erhalten, die Brief- schaften der Königin zu benußen, um über die Begebenheiten Spa- niens der lebten Jahre in dem Werke, an welchem er gegenwärtig arbeitet, neues Licht verbreiten zu können. á

Man arbeitet seit Montag an dem Gerüste für das Feuerwerk, welches am Namenstag des Königs längs des Quai d'Orsay abge- brannt werden wird. Dasselbe soll überaus reich und glänzend

E | Gestern, als am Geburtstage der

Außer den eingeschriebenen |

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angeordnet worden seyn, um den hier anwesenden Deutschen Prinzen einen Begriff von den Fortschritten unserer Pyrotechnik zu geben. Die Fronte des Feuerwerkes wird von der Brücke der Tuilerieen bis zur Brücke der Deputirten-Kammer sich ausdehnen. Bei der Auf- wartung des diplomatischen Corps in den Tuilerieen am Namenstag

des Königs wird der neu angekommene Päpstlihe Nuntius, Monsignor |

Fornuari, die übliche Anrede an den König halten, indem er vou nun an als Doyen des diplomatischen Corps betracktet erhoben sich anfangs deshalb einige ten, die aber

Bekauntlich war seit einer Reihe von Jahren der Oesterreichische Botschaster der älteste des hiesigen diplomatischen Corps. Auf dem Wiener und Aachner Kongresse wurde zwar be

stimmt, daß die Päpstlichen Nuntien den Vorrang vor den weltlichen |

sih einschreiben lassen, um für die Vorschläge der Kommission zu | Botschzftern darum haben sollten, weil der Papst uicht nur das gei-

stige Oberhaupt der ganzen ktatholishen Welt, sondern zugleich welt licher Souverain sey, Der Vorrang, welchen man den Päpstlichen

daß sie denselben nur an katholischen Höfen in Auspruch nehmen | könnten. Da es in Frankreich eigentlich keine herrschende Religion giebt, |

so konnte vielleicht der Zweifel entstehen, ob der neue Päpstliche Nun tius am Hofe der Tuilerieen wirkli vor dem Oesterreichischen Bot schafter den Vorzug haben sollte. einem Jahre ein ähnlicher Etikettenstreit Fornari und dem Marquis de Botschafter vou Frankreih in Brüssel,

eben zwischen Mon Rumiguy, Familien entstaud; der Mar-

quis de Ruméigny behauptete, daß, da der König der Belgier | amentli( | bei diesen Fahrten

zur protestantischen Neligion sih bekeune, ein Familien Botschafter am

: ! L j Lam i | Hofe Sr. Majestät vor dem Päpstlihen Nuntius deu Vortritt haben Berryer und Billault für den Regierungseutwurf, Herr Thiers aber |

| durchdringen fonnten. | Stunde auf den Treppen und im Hof Queue machen, bevor man in

Der fashio= | 4 Us E N | standen, sehr weit um sich gegriffen haben, und Ottensen mit dessen

| bestimmt, Dap der Verstorbene auf dem

| der - Qevaoa

| Grab guf diesem Kirchhofe ausgesucht, | gung zu beobahteude Coremoniell wid uo verhaudelt, doch scheiut | es, daß dieselbe nur mit wenigem Gepränge s\tattsinden wird; auch

müsse, Das Kabinet der Tuilerieen entschied hiugegen, daß ein Päpst licher Nuntius (uicht aber ein bloßer Juternuntius) selbst an alatholi schen Höfen den Vorzug vor allen fremden Botschaftern zu behaupten berehtigt wäre, und ließ dem Marquis de Numigny die Weisung zu gehen, dem Monsignor Fornari den Vortritt zu lassen. : Präcedenz gestützt, erkaunte jeßt der Hof der Tuilerieen dem neu be glaubigten Päpstlichen Nuntius in Paris den Vorrang zu,

Der zum Besten der Einwohner von Guadeloupe in den König-

lichen Appartements des Palais Royal veranstaltete Verkauf hat in | / ! | verbrannten; dann theilte sich das Feuer weiter mit und legte das

drei Tagen über 100,000 Fr, eingetragen. Die Neugierigen sröm- ten in so starken Massen zu, daß die eigentlichen Käufer uicht mehr Vorgestern unter Anderem mußte man eiue

den Saal, wo der Verkauf stattfand, gelangen konnte. nableu Welt war dies doch zu unbequem; darum verordnete die uigin, auf Vorstellung ihrer Dames de comploir, daß man von nun an nur mittelst Billets in die Appartements eingelassen werde.

Die Preise der darin ausgebotenen Wazren sind überhaupt so hoch |

gestellt, daß man von echter Nächstenliebe beseelt fegn muß, um etwas dort zu kaufen. Die Fünffrankenstücke werden da als Sous betrachtet ; denn man rechnet dabei im Allgemeinen nur nah Goldstücken zu 20 Fr. Die unglücklichen Einwohner von Guadeloupe können bei diesem Handel nur gewinnen, Man glaubt, daß die Summe der freiwilligen Beiträge in Fraulreich zu Gunsten der Jusel Guadeloupe die Summe vou 2 Millionen übersteigen wird; {hon gegenwärtig ist sie höher als anderthalb Millionen.

Einige Journale melden, daß der König am nächsten Montag |

eine große Revue der Garnison-Truppen auf dem Carousselplaßze hal-

B: - D a4 , 7 , ten werde. Dies ist {hon darum unwahrscheinlich, weil Ludwig Phi- lipp an jenem Tage von 9 Uhr Morgens bis 5 Uhr Nachmittags

| die Glückwünsche der verschiedenen Staatskörper entgegennehmen wird, |

eine Ceremonie, die bei dem vorgeriiktê Alter des Königs zu be {hwerlih und ershöpfend ist, als daß er noch dazu meh- rere Stunden zu Pferde zubringen sollte. man spricht, wird vor der Abreise der Prinzen von Sachsen-Koburg- Kohary stattfinden; doh der Tag ist noh nicht angeseßt. Auch wird

zu Ehren der erlauchten Gäste ein großes Manöver anf dem Mars- |

felde stattfinden, wobei der Herzog von Nemours en chel komman

diren wird,

Uniform erscheinen, nämlich in kurzen, blauen Ueberröcken mit um den

Leib gegürteter Patrontasche. Sie nehmen sih dabei weit eleganter

als früher aus. i —Ei

Grossbritanien und Arland.

Loudou, 28. April. Man is jeßt mit den Vorbereitungen |

zu dem Leichenbegängnisse des Herzogs von Sussex beschäftigt. Am 2, oder 5. Mat vermuthlich wird die Leiche, der Gewohnheit gemäß,

im Palaste von Kensingkon, dem Wohnorte des Herzogs, ausgestellt | | werden, doch ist der Tag der Beerdigung selbst noch uicht definitiv |

D Todtenacker werden soll, i \chou erwähnt hatte während der leßten Jahre vor Tode diesen neu eingerichteten und mit Baum - Anlagen ver sehenen Kirchhof häufig besucht und wiederholt seinen Wunsch erklärt, auf demselben beerdigt zu werden, auh hatte er für einen seiner Zreunde, einen Grafen vou Schulenburg, der aus Deutschland ge- fommen war, ihn zu besuchen, und bald darauf in London starb, ein Ueber das bei der Beerdi

von Ken

sal - Green beerdigt worden;

ist den Freimaurern, deren Großmeister der Verstorbene war, und welche sich dem Leichenzug in Masse hatten auschließen wollen, ihr darauf bezügliches Gesuch abgeschlagen worden. / Vom Vorgebirge der guten Hoffuung sind neuere Nach richten eingetroffen, welche bis zum 28, Februar reichen; sie melden, daß wenigstens für jeßt dur die Truppen - Demonstratiouen an der Gränze der Aufsstaud der Boers volllommen unterdrückt worden ist, weshalb auh Oberst Hare mit dem größten Theile der Truppen nach Grahamstown hat zurückehren köunen, nur ein s{chwaches Deta shement au der Gränze in Colesberg zurück{assend. Auch von Port Natal, wo Major Smith kommandirt, lauten die Nachrichten befrie digend. Die Boers hatten zwar versucht, auf eigene Hand gewisse Artikel mit Einfuhrzöllen zu belegen, um auf diese Weise die Sou verginetätsrechte Englands indirekt in Zweifel zu stellen, aber das energische Auftreten des Majors hatte diesen Versuch bald vereitelt. i E

liederlande.

Aus dem &§aag, 29, April. Um die Mitte des nächsten Monats wird sih Se. Majestät der Graf von Nassau mit seiner Gemahlin uah dem Loo begeben, um dort einige Zeit zu verweilen und alsdann eine Reise nah dem Schlosse Neuland in Schlesien

anzutreten. wei A

Deutsche Bundesstaaten.

München, 27. April. Se, Kaiserl. Hoheit der Herzog von Leuchtenberg, der aus Eichstädt wieder zurückgekehrt, wird mor- gen zum erstenmal in der Kammer der Reichsräthe seinen Sih ein- nehmen.

werden | , , E S Schwierigkei- | durch die Nachgiebigkeit des Wiener Hofes be- |

/ Hafen von Hamburg. Sie erinnern sich, daß vor etwa |

Auf diese |

| gerieth die Einwohnerschaft in eine lebhafte Aufregung.

Dié Musterung, von der |

Sämmtliche Jufanterie-Regimenter werden in der neuen | | 28, März eine Antwort auf die Depesche Lord Aberdeen's, die ich

seinem |

Jn den ersten Tagen der nächsten Woche wird mit dem Umzug unserer Hof- und Staats - Bibliothek aus ihrem bisherigen Lokal ín das neue zur Bewahrung dieses Schaßes eben #o großartig als zweckmäßig hergestellte Gebäude in der Ludwig - Straße begouner. Da hierbei mehr als §00,000 Bücher vom Staube gereinigt, in Kisten gepackt und wieder aufgestellt werden müssen, so wird der Um- zug eine längere Zeit erfordern, während welcher die Anstalt unzu= gänglich ist.

Jn Erlangen verstarb am 25sten d, M. der Professor der Rechte, Dr. E, A. Feuerbach, am Nervenschlage,

X Altona, 1. Mai. Das Königliche Seehandlungs-Dampf-

| boot, der „Falke“, welches seit kurzem seine Passagierfahrten zwi=-

schen Potsdam und Hamburg wieder begonnen, hat ehegestern eine der s{nellsten Fahrten gemacht, welche auf unseren Binnengewässern

| jemals stattgefunden haben. Nachdem sih die Passagiere am Freitag

den 28sten um 2 Uhr Mittags mit der Eisenbahn von Berlin nach Potsdam begeben hatten, seßte sich das Schiff um 3 Uhr 20 Minu= ten in Bewegung, passirte um 65 Uhr die Brandenburger, um 14 Uhr die Rathenower Schleuse, erreichte beim vollen Anbruch des Tages die Elbe und war bereits um 3 Uhr 50 Minuten Nachmittags im

És hat also die 51 Meilen lange Wasser= straße, die durch Schleusen, Brücken, Sandbänke, Krümmungen u. Ta vielfach gehemmt is, in 247 Stunde zurückgelegt. Da nah den neuerdings getroffenen Anorduungen am Bord des Schiffes sih eine sehr gute Restauration befindet, die für alle Bedürfnisse der Reisenden, und namentlich für eine gute table dJ’hôle sorgt, so ist au der lebte, sonst fühlbar gewesene Mangel vers{chwunden. Wenn am Ende des Monats Mai auch das Dampfboot „Prinz Karl“ in den Dienst eintritt, wird die regelmäßige Passagierfahrt zwischen Berlin und Hamburg offeubar an Stabilität gewinneit, da eine ein= malige Beförderung in der Woche offenbar zu wenig ist.

Gestern Nachmittag war hier plöblih Feuerlärm. Die Schläge der Sturmglocke stiegen s{hnell vou 2 auf 32 und höher. Da der Jahrestag des großen Hamburger Branbunglücks nahe bevorsteht, so Das Feuer war in dem oberen Theil der Pamaille auf einem Zimmerplabe aus= gekommen. Das Wohuhaus, sämmtliche Schuppen und die Bauhölzer

benachbarte Wohnhaus, die dazu gehörigen Treibhäuser u, #. w. in Asche. Schnelle Hülfe war da, und man ward, troh des heftigen Sturmes, des Feuers Meister. Nach der Aussage kundiger Männer würde der Brand, wäre er unter denselben Umständen bei Nacht ent=

denkwiürdiger Kirche, so wie Rainville wären in großer Gefahr gewesen.

Aegppten.

X Kahira, 4. April. Se. Königl. Hoheit der Prinz Albrecht von Preußen sind gestern Abend von Höchstihrer Reise nach OVber= Aegypten und Nubien hierher zurückgekehrt. Höchstdieselben verließen Assuan auf einem fleinen Segelboote den 12, März und erreichten Wady Halfa erst nah 9tägiger Fahrt, da Höchstsie mit widrigem Winde, besonders bei einer Hibe von 35° im Schatten, aus der Wüste fommenden Chamsie zu kämpfen, auch oft gelandet hatten, um die merfwürdigen Ruinen zu sehen, vorzüglich bei Ebsambol. Nach Besichtigung der Katarakten bei Wady Halfa und einigen Exkursiouen, auch einer Jagd auf Antilopen, ward die Rücreise angetreten, vou Affuan ab, wieder per Dampfboot, jedoch oft gelandet und bei The- ben und Luxor 4 Tage verweilt. Se. Königl. Hoheit wolleu von hier, nah einem Aufenthalte vou 5—6 Tagen die Reise über Suez Gaza, Jaffa, nah Jerusalem fortseben.

Vereinigte Staaten von Üord- Amerika.

O New - Yorfk, 8. April. Der Staats-Secretair der aus= wärtigen Angelegenheiten, Herr Daniel Webster, hat endlich unterm

Jhnen vor einigen Wochen schon im Auszuge mitgetheilt habe, er-

| lassen, und zwar in Form einer an den Amerikanischen Gesandten zu

London, Herrn Everett, gerichteten Depesche, von welcher dieser dem Englischen Staats-Secretair der auswärtigen Angelegenheiten Kenut= niß geben, nöthigenfalls auch Abschrift ertheilen soll. Dieselbe i von beträchtlicher Länge und läuft im Wesentlichen darauf hinaus, daß Herr Webster den Unterschied zwischen dem Besuchs- und dem Durch= suchungs= Rechte niht mehr so scharf distinguirt, im Gegentheil der Meinung ist, daß im Grunde beide auf dasselbe hinausliefen. Er erklärt ferner aufs bestimmteste, daß es nie in der Absicht der Vereinig= ten Staaten gelegen habe, durch den Vertrag von Washington etwas in der vor dem Abschlusse desselben vorhanden gewesenen Sachlage in Bezug auf diese Frage zu ändern, daß auch keine derartige Rück- sprache seinerseits mit Lord Ashburton ‘gepflogen worden sey, der Ar= tikel & des Vertrages also auch im Geringsten nihts an dem frühereu Stande der Dinge in der Frage des Durchsuchungs-Rechtes ändern könne. Die ganze Streitsrage liegt sonach noch immer in ihrem vollen Um-= fange vor, und es steht nun zu erwarten, welche Antwort von Eng= lischer Seite darauf erfolgen wird. Bemerkenswerth ist, daß man ín dieser Depesche, die ein Muster scharfer gik genaunt werden kaun, nicht mehr jenen s{hroffen Ton wiedersindet, welher in Herrn Wehb-= ster?s Polemik mit dem General Caff hervorgetreten war, der diesen neuen Schritt des Herrn Webster sicherlich als einen wenigstens theil- weisen Beweis ansehen wird, daß er, wenn er auch in der Form sei=- nes Benehmens fehlte, doh im Grunde Recht hatte. Aufgefallen ist auch, daß Herr Webster, der doch sonst in der Regel, wo es eine Re- plif gilt, schnell damit zur Hand zu seyn pflegt, länger als einen Monat verstreichen ließ, vom 24. Februar bis 28, März, bis er die Behaup tungen oder, wie man sie hier nennt, Sophis8men des Lord Aberdeen zu widerlegen sih anschickte. Möglich, daß der ehrenwerthe Staats= Secretair, der am 28. März Washington verlassen hat, vielleicht, um nicht mehr in seiner offiziellen Cigenschast dahin zurückzukehren, den Tag seines Rücktritts noch dur einen leßten auffallenden Akt be- zeichnen wollte, indem er dem Durchsuchungs-Recht einen leßten Guaden-= stoß versebte. Neuer Waffen bedient sih Herr Webster in seiner neuen Depesche nicht, sondern er giebt, wenn ih so sagen darf, den alten, die durch den Gebrauch verrostet und abgestumpst waren, nur neuen Glanz und neue Schärfe.

Aber nicht blos in der Frage des Durchsuchungs=Rechtes ist der Vertrag erschüttert, durch welchen sich die Vereinigten Staaten und Großbritanien Friede und Freundschaft zugeshworen hatten. Auch die Gränzfrage droht neue Verlegenheiten und Gefahren herbeizusüh= ren. Jch habe Jhnen bereits berichtet, welche lebhafte Aufregung im Staate Maine entstanden ist, in Folge der Verhaftung eines Bürgers dieses Staates, Namens Daniel Savage, durch einen Sheriff der Englischen Provinz Neu - Braunschweig, auf einem Theile des alten bestrittenen Gebietes, der in Krast des neuen Vertrages den Vereinigten Staaten zugefallen ist. Der Englische Polizei-Beamte ging so.langsamzut Werke, um mit seiner Beute das Gebiet von Neu-Braunsh der zu gewinnen, daß er verfolgt werden und Capitain Webster von den Linien-Truppen der