1843 / 128 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

J nun auch alles dieses uicht ernstlich gemeint (und die Ueber- treibungen, womit die Darstellungen gewöhnlich gewürzt sind, lassen vermuthen, daß die Reduer selbst niht gar ernstlich an die Gefahr glaubten), so giebt es doh eine günstige Gelegenheit ab, sih an der Kirche für den Hohmuth zu rächen, den gar Viele, Laien wie Geist liche, gegen die Dissenters blicken lassen. Auch wird es ihnen wahr scheinlich gelingen, derselben auf immer die Gelegenheit zu rauben, sich auf Kosten der Nation im Allgemeinen zu verstärken. Ja, es steht zu fürchten, daß diese Aufregung den Riß zwischen den Dissen ters und der Kirche erweitern und um Vieles tiefer machen werde. Denn da der Separatismus vorzüglich die Folge der Verweltlichung des Klerus der Staatskirhe gewesen war, o hatte der erneuerte Eifer, welcher sih seit Wesley bei vielen Geistlichen blicken lassen und besonders die Predigt vou der Rechtfertigung durch den Glauben bei den sogenanuten Evangelischen viele Dissenters wieder der Kirche nahe gebracht. Viele schickten deswegen au ohue Anstand ihre Kinder in firhliche Schulen, empfingen (wenn sie au nicht immer seiner Pre digt beiwohnten) vom Orts - Geistlichen das Abendmahl u. #. w, was sich nun wahrscheinlich Alles ändern wird. Das Beste wäre wohl gewesen, wein die Regierung blos auf eine Vergrößerung der Geldmittel angetragen hätte, womit der für das Erziehungswesen ernannte Geheimeraths - Ausshuß Schulen ohne Unterschied unter stübte, die sch dem Besuch seiner Juspektoren unterwarfen und diese durch ihre Einrichtung u. s. w. hinlänglich befriedigen.

Freilih lag hierin die Gefahr, daß das Sektenwesen sih dadurch nur immer weiter ausbildeu dürfte; doch hatte si dieses in der Praris nicht so erwiesen. Vielmehr wurden viele Schulen, welche nah dem Systeme des Britischen und auswärtigen Schul-Vereins gebildet wa ren, bei denen dogmatisher Unterricht ganz wegfällt und welhe vor züglich von den Sekten besucht werden, ebenfalls von Kindern kirch liher Glaubensgenossen besucht ; während viele Kinder von Sefktireru, ja selbst von Katholischen, kirchliche Schulen besuchten. Auch is} es eben dieser Umstand, worauf die Gegner des ueuen Planes si vor züglich stüben, die da behaupten, die Regierung habe sich, wesentlich oder uicht, von Pusegiten dazu verleiten lassen, welhe deu Schrecken der Nation über die neuliche Enthüllung der Gräuel im Fabrikwesen zu benußen gedachten, um ihr auf immer das Joch der Kirche auf zubürden, i G

Nach allem diesen i} es aber kaum wahrscheinlich, daß die Maß regel durhgehe; und es bleibt alsdann der Regierung uichts übrig, als, wie gejagt, den bisherigen Plan auszudehnen oder das Jrländische System auch in England einzuführen. Nach diesem werden in der Schule nur Auszüge aus der heiligen Schrift gelesen, und der positive Religions Unterricht wird der Geistlichkeit einer jeden Sekte überlassen. Dieser Plan hat viel Unbequemes und läßt \ich nur da entshuldigen, wo, wie in Jr land, die Genossen der Staats Religion einen sehr geringen Theil der Bevölkerung ausmachen und der Stagt sih weigert, für den Religions - Unterricht Audersglaubender zu sorgen. Hier, wo die Bischöflichen die Staats - Kirche und zugleich die Masse der Nation ausmachen, wäre die Weigerung des Staates, für den Religions Unterricht threr Jugend zu sorgen, eine große Schmach. Leider aber hat die Klerisei, welche es auf sich genommen, mit Hintansezung der Gemeinden, die Kirche auszumachen sih so vieljährige Vernachlässigungen zu Schulden Toriten

lassen, daß man si nicht wundern darf, wenn sie bei all ihrem Reich- thum und \onstigem Anschen eine folche Demüthigung zu erfahren hätte wenn guch neh nicht jeßt. Die übertriebenen Ausprüche der Puseyiten insbesondere, drohen ihr das Ansehen wieter zu rau ben, welhes ihr der wahrhaft christliche Cifer der Evangelischen zu verschaffen wußte. O

Die Versammlungen, welche in einigen Grafschaften stattge funden, haben die Regierung eben so wenig als die Fulmingtioneu der Morning Post erschüttert. Lord Stauley hat angekündigt, daß er am 15ten d. den Plan der Regierung wegen der zollfreien Zu lassung Kanadascher Produkte eutwickelu werde. eit, die Kanadier faugen bereits an, ungeduldig zu werden, und die Regierung muß ihnen diesen Vortheil gewähren, was auch die Guts herren dagegen sagen mögen. Judesseu hat es allen Auscheiu, als ob die Aerndte dieses Jahr so ergiebig werden wolle, daß an eine Einfuhr von keiner Seite zu deuken seyn dürfte, wenn auch alle Ge- traidezólle abgeschafft würden. Die hieraus entspringende Wohlfeil- heit muß nothwendig zu erneuerter Thätigkeit im Fabrikwesen Anlaß geben, wie dasselbe auch schon jet bestäudig im Steigen ist, Denn wenn auch der Arbeitslohn im Vergleich mit früheren Jahren gering ist, so lann doch der Arbeiter davon leben, und unsere Kaufleute fönnen um so leichter mit den wohlfeileren Waaren mit dem Auslande konkurriren.

Die erlassene Erlaubniß unserer Regierung, Arbeiter vou Ostin dien nah Mauritius bringen zu dürfen, ist, troß allen damit verbun- denen schweren Bedingungen, von den dortigen Pflanzern \v begierig ergrissen worden, daß man beim Abgang der lebten Post von dort nicht weniger als 12 Schiffsladungen derselben erwartete.

E Benvgien. __ Lúttich, 4. Mai. Das heutige Journal de Liege enthält einen mit unserer gestrigen Mittheilung ziemlich übereinstimmenden Bericht über das Unglück auf der Ciseubahn und seßt dann hinzu: „Wir haben der vorstehenden Erzählung, die nah der Aussage eines Reisenden ganz genau is, nux wenig hinzuzuseßen. Nach der Loko- motive und dem Tender fam ein mit Waaren beladener Wagen, welhen das Feuer ergrijf und der großentheils verbrannte; ihm folgte ein anderer Wagen mit dem Gepäck der Reisenden, der auch zu bren nen augesangen hatte, Der folgende Wagen war ein Personenwagen n enthielt Reisende, von denen glückliherweise der größte Theil, V n, eigt entzündliche baumwollene Kittel trug, schon in Waremme Convoi Fogleid Ln atte Als das Feuer ausgebrochen, war der Ga Zit Fader 20 ammen und Rauch eingehüllt. Zm ersten Personen fern det Reisend selb einen Augenblick die Flammen vor den Ge bis jevt die abl e welche beinahe erstickten. Es ist unmöglich, ) A! der Todten und Verwundeten genau anzugeben; es iff eben so unmöglich, dem Brande eine bestimmte Ursache nachzuweisen,“ Das isst Alles, was das Jou L D es enthält. ournal de Liège über diese Sache Dagegen liest man in der neue ten Brüsseler E Va U „Jm Augenbli, wo der Convoi Holde me E Wiuabont Ri fam, ergriff das Feuer, wie, weiß man n ns y / R, nicht, den Bagagewagen, auf

welchem sich drei Wärter befanden. & tv "ck i Sofort wird das Signal zum Innehalten gegeben; man hemmt, aber in der furzen Zwischenzeit vom Signal zum CEinhalten umbülillt eine Ranchwolke Convoi und es bemächtigt sih der Reisenden ein furchtbarer Blteden: Gikiis zig von ihnen springen aus den Wagen, vierzehn verwunden sid "A y oder weniger und sechs werden getödtet, Unter ven Tobten befi det ch eine Dame, Eisenbahn-Beamte und ein Student, Herr H Drei erzte auf dem Convoi sorgten sogleih für die Verlevten. Man bat noch feíne Details, aber der ganze Convoi, den verbrannten 4 gon abgerechnet, ist zu Brüssel angekommen, Dies unglückliche (Ereigniß ist das Gegenstück der Katastrophe von Versailles, da hier alle Nei- sende, welhe aus den Wagen sprangen, diese Unklugheit theuer be zahlten, während denjenigen, welche auf ihrem Plate blieben, durchaus

nichts geschah.“

Auch is es hohe |

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Der Jndépendant meldet über denselben Gegenstand: „Der

Zug war bei Landen angekommen, als in dem zweiten der mit Ge páck beladenen und an der Spiße des Zuges befindlichen Wagen Feuer ausbrach. Man vermuthet, daß ein Funke aus dem Rauch fange der Lokomotive auf jenen Wagen gefallen sey und dort gezün det habe. Die Flamme griff s{chuell um si; unglückckliherweise be fanden sich auf dem Wageu Flaschen mit Vitriolöl, die, als das Feuer sie erreichte, mit einem heftigen Knalle zersprangen, wodurch dgs Feuer eiue furchtbare Zntensität gewann. Die Aufseher des Zuges sprangen ershreckt herab und Einer von ihnen blieb auf der Stelle todt; ein Anderer brach ein Bein, ein Dritter erhielt meh rere Kontusionen und zerbrach sich das Nasenbeinz zwei An dere erhielten verschiedene Verleßungen. Als die Reisenden die Explosion hörten und die Aufseher herabspringeu sahen, wurdeu sie von cinem panischen Schreden ergriffen, stürzten sich ihrerseits ebenfalls aus den Wagen und iu dieser entseblichen Berwirrung wurden noch fünf Personen getödtet und zehn mehr oder weniger shwer verwundet, Der Zug hielt sogleih an und so scuell es sich thun ließ kam Hülfe von den benadbarten Stgtiouen. Zwei Aerzte, die sich auf dem Zuge befanden, leisteten den Verwundeten den ersten Beistand. Ein Wagen ist gauz verbraunt, do sollen die auderen Wagen nur unbedeutend vom Feuer beschädigt worden seyn. Dies unglückliche Ereigniß, bei welchem die Verwaltung außer Schuld ist, hat den Zug bebdeutend aufgehalten, deun er fam statt um 11 Uhr erst um 35 Uhr iu Brüssel an,“ E E Danemark.

&Kopeuhßagen, 4. Mai. Se. Majestät der Köbuig waren vorgestern Nachmittag um 3! Uhr auf der Nlede von Helsiugör an- gekommen, wo eine Menge Schiffe, die mit vollen Segeln dicht unter Rronburg guf dieselbe zusteuerten, verbunden mit dem Lösen des Ge s{hübes von allen Seiten, von der Festung, dem Wachtschifse u. #. w., einen imponireuden Aublick darboten, Nachdem das Königl. Dampf {hi} einige fleine Touren guf der Rhede gemacht hatte, fuhr es längs des slidlichen Hafendammes, wo eine zahlreiche Menscheumasse si gesammelt hatte, die den Köuig mit mehrmals wiederboltem Hurrah begrüßte, Gestern Mittag machten Jhre Majestäten der König und die Königin eiue Lusttour auf dem Oampfschiff „Aegir“ im Suude. Se. Kömgl. Hoheit der Krouprinz segelte gestern Abend auf seinem Lustkutter norvwärts,

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E E

Deutsche Bundesstaaten.

München, 1. Mai. (Fortgeseßte Verhandlungen der zweiten Kammer über die Preß-Angelegenheit.) In der Sibung vom 26. April stellte der Abg. Dekan Bocckh zu Nr, 2 des Antrages des ersten Secretairs die Modification: „es solle der Wunsch ausgespro chen werden, daß die zu verbffentlichenden Censux - Justructionen alle diejenigen Erleichterungen eintreten lassen möchten, wodur innerhalb der verfassungsmäßigen Gränzen die möglichst sreie Bewegung der Presse gefördert werden kann.“ Seinen Wunsch begründenb, äußert er unter Anderem: Er sey der Meinung, daß ein sreimüthiger Aus tausch der Gedanken zu den edelsten Gütern der Menschheit gehöre ; aber eine edle Stimme vor drei Jahren in biesem Ständehause habe sich geäußert: „die Presse möchte mit jenen Himmelsmächten, don Elementen, zu vergleichen seyn, welche, so lauge sie sich in threr Bahn fortbewegten, Segen spendeten, sobald sie aber gewaltsam aus der selben herausträten, Unglück und Verderben verbreiteten,“ Legten nicht die talentvollsten Männer allein, sondern auch die erfahrenusten und gediegensten, legten immer diejenigen, welche am meisten durch Wahrheitsliebe und Moralität des Charakters sih auszeihnen, die Hand anu die Presse, dann müßte man sie unbedingt freigeben, jede Zwang gegen dieselbe wäre alsdam unerträglih! Allein so sey es einmal mcht; darum sey die Censur, wenn auch eiu Uebel, ein noth wendiges Uebel. Doch wie die Censur gehandhabt werde, lasse sie vieles zu wünschen übrig; namentlih werde über den Mangel gleich mäßiger Justructionen uud über die Willkür vieler Ceusoren geklagt. , Nachdem der Redner darüber weiter sich verbreitet hatte, erhielt der Abg. Frhr. von Freyberg das Wort.

Zu (Gunsten der Preßfreiheit noch eiwas zu sagen (äußert derselbe) wäre wohl nah den gestern gehaltenen Reden eine überslü sige Sache. Besonders in dem gestern zuleßt gehaltenen Vortrag sey ein glänzenver Beweis gelieseit worden, was für cine schöne Sache es um die Freiheit dey Nede sev, und was alles durch eine geschickte Wortstellung erweckt werden tönne, wenigstens um Eine Seite irgend einer Sache vortheilhast hervorzuheben, (Gegen die Presifreiheit werde man wohl von ihm nichts erwarten, aus dem einfachen Grunde nicht, weil erx selbst für alles Gute, das sie bringe, begeistert sey, Es bleibe ihm nur das traurige Amt übrig, auf die Schwierigleiten hinzuweisen, welche der Ausführung der gestellten Anträge entgegenständen. Junnerhin fönne cs nur zum Guten führen, wenn man die Sache von allen Seiten aufdecke. Aber es rege sih eben in Allen der alte Adam, die Lüsternheit mehr nach dem, was Tadel enthalte, als was ruhige ernste Wahrheit, Abgesehen da- von, sey nun einmal das Bedürfniß vorhanden, seine eigene Meinung frei auszusprechen und das von Anderen Ausgesprochene mitgetheilt zu erhalten, und dieses Bedürfniß werde namentlich in allen constitutionellen Staaten um so mehr auwachsen, je tiefer das öffentliche Leben alle Klassen durch dringez und zwar besonders in denen, welche selbst Beruf haben, auf den Staat einzuwirken, müsse das Bedürfniß, auch alle S chattenjeiten genau kennen zu lernen, mehr und mehx sich hergusstellen. Zudem bestehe das Necht der freien Mittheilung bei uns verfassungsgemäß. Von einer absoluten Preßsrei- heit fönne nicht die Nede seyn, Lie Feststellung bei (Hränzen aber habe sich die Negierung zur Aufgabe gemacht, indem sie im Preß-Cdikt Nepressiv und Präventiv-Maßregeln aufgestellt habe, Daß unser Preßgeseh kein voll fommencs sey, habe man vom Ministerlische her cingestanden. Worauf reduzire sich aber der ursprüngliche Antrag zuleßt? L arauf, daß das Preß Edikt vollzogen werden solle, und darauf könne die Regierung antworten : daß sie dies zu thun der Meinung sey. Der Antragsteller habe selbst zu gegeben, daß er am Erfolge seines Antrags verzweisle, Was solle denn am Ende ein Antrag, von welchem der Antragsteller selbst meine, daß ihm fein Erfolg zu versprechen“ Er wolle deëwegen uur beifügen, daß ihm dessen Motivirung zu grell scheine, Er wisse recht gut, was eine Opposition seyn solle, er halte eine solhe auch in einem constitutionellen Staate sür ein wesentliches Clement, Aber eine würdige Haltung werde die Opposiion nur daun anneh men, wenn sie gerecht und aufrichtig anerkenne, was zu des Landes Bestem geschehe, und wenn sie namentlich auch jenen Männern, die ber Theilnahme an der Staats-Berwaltung ihr Leben widmeten, verdiente An- erfennung zukommen lasse, Wahrlich, wenn er Veigleiche anstelle mit aus ländischen Zuständen, könne er sih nur mit Stolz dazu Glück wünschen, in Bayern zu leben, Hier wirft der Nedner einen historischen Blick auf die so oft als Muster angepriesenen Presverhältnisse in England, um zu zeigen, daß nicht Alles Gold sey, was glänzez deu faltish, wenn auch in viclen hundert Fällen nur einmal von dem geseßlich gegebenen Necht Ge- brauch gemacht werde, stehe dort der Schriftsteller unter einer doppelten Herrschaft der Willkür: einmal unter der des Kron - Anwalts, welcher ihn in Anklagestand verseßen könne, und dann unter jener der Jury, welhe ihn bei dem Mangel an geseblichen Definitionen über den Begriff cines E rrbvergehons nah Belieben freisprechen oder verurtheilen könne, Auf die Gesehgebung Frankreichs überzugehen, hält der Redner für überflüssig; deun auch hier gehe wohl Zedem die Üeber- zeugung hervor, daß wir uns in Bayern Glück wünschen dürsen, Vom Referezten sey der Antrag im Wesentlichen dahin gestellt worden, daß die Regierung gebeten weiden solle, entweder cin Preßgeseß in die Kammer zu bringen, oder wenigstens eine Veröffentlichung der Censur - Vorschristen zu

verfügen, Er glaube, daß auf diesem Wege bei uns ein besserer Zustand der Presse nicht herbeigeführt werden fönne. Die Erlassung eines Preßge- seßes noch auf diesem Laudtag scheine ibm bci dem Umfang der vorliegen den Berathungs - Gegenstände über das Budget zu den unmöglichen Dingen zu gehören, Ueberhaupt habe die Geseßgebung in Preßsachen uur zwei Wege: entweder müsse ein Preßgeseß kasuistisc) und enumerati» alle möglichen Fälle im voraus bestimmen, was aber unmöglich sey, oder es werde sih in allgemein gezogenen prinzipiellen Gränzen halten müssen, und dann habe man wieder die Willkür, gegen welche eben ange- strebt werde, Er hoffe eben darum guf diesem Wege um so weniger eine Abhülfe, als auch noch in keinem anderen Staate dieser Stein der Weisen gefunden worden scy, Der zweite Theil des Antrages wünsche die Ver öffentlichung der Censur-Vorschriften, Worin solle ene solche Instruction bestehen? Entweder müsse sie auch kasuistisch und enumerativ gehalten se9n, und dem Censor genau vorschreiben, was er in jedem einzelnen Fall zu thun habe, dies sey aber eine unmögliche Sache, oder sie müsse nur allge meine Grundsäße aufstellen, Jm Jahre 1831 habe die Negierung ähnliches versucht, und bekannt sev, welche große Bewegung dadurch erregt wo den, Bekannt sev auch, daß die damalige Verfügung dem Minister seine Ztelle gefostet habe, Müsse man nicht befürchten, daß, wenn die frag lichen Vorschriften bekannt gemacht würden, der Negierung nach drei Jahren wieder der Prozeß gemacht werde? Aus dem Ganzen stelle sich ilm heraus, daß die Negierung die Censur einerseits nicht aufheben durfe, {hon weil dieselbe eine Macht bilde, deren sie si nicht entäußern diirfe, wenn sie 1n ihrer Stärke fortbestehen wolle. und baß auf der anderen Seite, so lange man nicht Judividuen finden werde, welche die Functionen der Censur in ciner ganz idealen Weise ausüben, die Censur bei der Unmöglichkeit be- stimmter Vorschristen immer an großen Gebrechen leide werde. Uebrigens habe er nur auf die obwaltenden Schwierigkeiten ausmerksam machen wollen, gedenke aber nicht, sich dem Antrage des Ausschusses zu widersezen, weil durch denselben der Regierung Gelegenheit gegeben werde, in weise und ernisse Erwagung zu ziehen, 0b etwa durch tüchtiges Zusammenwirken ein Preégeseß zu Stande gebracht wer deu tönne, und weil sie sich in der Zwischenzeit bewogen finden dui ste, wic dies eben erst in Preußen geschehen, den Bersuch zul machen, eme Znstruc

tion zu erlassen, von welcher sie voraussehen könue, daß sie später deshalb einen Anstand uicht zu befürchten habe, Endlich bei jeder Gelegenheit, wo un Gnade gebeten werde, werde die Kammer 19n stets bereit finden ; aber er seße voraus, daß dadurch der Weisheit und Gerechtigkeit dessen nicht vorgegrisfen werde, der am beslen zu ermessen wisse, ob die verschic

denen Judividuen im einzelnen solcher Guade guch würdig seven, (Fort

seßung folgt.)

Se. Königl. Hoheit der Großherzog Zum d. D.

Scbwerin, 6. Mai. haben einen Convocationstag der Laudstäude auf den 7. angeordnet und das nachstehende Ausschreiben erlcissen :

„Friedrich Franz, von Gottes Gnaden Großherzog von Mecklenburg 2c, Da Wir durch den gegenwärtigen Stand der Verhandlungen wegen Her stellung einer Eisenbahn-Verbindung zwischen Berlin und Hamburg am rechten Ufer der Elbe Uns veranlaßt sehen, über gewisse, die Ausführung dieses für die ZJuteressen Unseres Landes wichtigen Unternehmens sichernd( Maßregeln Uns unverweilt mit Unseren getreuen Ständen zu berathen, fo haben Wir beschlossen, selbige auf einem, in Unserer Nesidenzstadt Schwerin Zu, VOIIeNDeNn, M 7, QUNi d, I von UNs. 20 eröffnenden Convocations tage zu versammeln und ihre Erklärung über die ihnen sodaun ausführlich vonzulogende, hieneben abgedruclie Proposition zu vernehmen. Wir citiren, heischen und laden euch demnach hiemittelst gnädigst und wollen, daß ihr Abends vorher, nämlih am 6. Zuni d. V U deo! samlich zu Schwerin in Person einfinden und, nach gebührender Anmel dung, am folgenden Tage die zu publizirende Proposition geziemend anl ren, den darüber zu pflegenden Berath1-ngen und Beschließungen beiwohnen, auch vor erfolgtem Convocationstags-Schlusse, obne erhebliche Ursache, von dannen euch nmckcht entfernen sollt, Jhr möget nun erscheinen und auch bi selbst bleiben oder nicht, so sollt ihr in jedem Falle zu alle dem, was guf dem Convocationstage gehörig beschlossen werden wird, gleich anderen Un- jerer getreuen Vandsassen und Unterthanen, verbunden und gehalten sevn

An dem geschiehet Unser gnädigster Wille und Meinung.

Gegeben, durch Unsere Negierung, Schwerin, am 1. Mai 41843.

(9e) Friedri Franz.

X Gotha, 6. Mai, Die beiden hier für Jeuer- und Lebens versicherung bestehenden Anstalten haben fo eben ißre Rechnungs- Ah schlüsse sür 1842 beendigt und den Ausschüssen der Versicherten zu Prüfung und Bestätigung vorgelegt, Der Feuerv ersicherungs Bauk bereitete das verwichene Jahr bekanntlich eine harte Prüfung; man faun jedoch nicht umhin, anzuerkennen, daß sie dieselbe ehrenvoll bestanden und ihre Aufgabe, den verunglückten Theilhabern (865 gn der Zahl) schnelle und vollständige Hülfe zu leisten, vollkommen gelöst hat, Die Summe der zu vergütenden Brandschäden belief sich auf 41,785,350 Rthlr., wovon auf den Hamburger Brand allein 1,377,090 kommen, Da hiervon durch die regelmäßige Prämieu Einnahme über 900,000 Rthlr, gedeckt waren, so beschränkt sich dei von den Theilhabern zu leisteude außerordentliche Zuschuß auf 93% pCt, eiuer Jahres - Prämie, Dasjeuige, was dieselben bereits mehr ent richtet haben, wird zurückerstattet, Der Bestand der Berstcherungen von 1842 fommt demjenigen vou 1841 (277 Millionen Rthlr.) ziem lich nahe und mehrt sich fortwährend durch neuen Beitritt. ¿Fin die Lebensversiherungs-Bauk war das Jahr 1842 durch recht günstige Ergebnisse ausgezeichnet, die sich theils in dem Zugang elner großen Zahl neuer Mitglieder (1013 mit 1,594,700 Ntblr. Ver stcherungs-Summée), theils in der verhältuißmäßig geringen Ausgabe für Sterbefallzahlungen (20,000 Nthlr. weniger als die Erwartung), theils in der Zunahme der (um 415,742 Rthlr. vermehrten) Geld mittel darstellen. Bis zum Jahres\chluß erhob sich der Versicherungs- Bestand auf 11,523 Personen mit 18,600,800 Rthlr. Versiche rungs-Summe, Die Einnahme war um 45,730 Rthlr. größer, als im vorausgegangenen Jahre, und belief sih auf 795,563 Nthlr, worunter 108,073 Nthlr. für Zinsen begriffen sind; die Ausgabe war um 68,102 Rthlr. kleiner als 1841 und betrug 379,753 Rtblr., wovon 302,800 Nthlr, auf 192 Sterbefälle treffen, Die überschießen den 415,810 Rthlr. wachsen dem Baukfonds zu und erheben denselben auf 5,520,973 Rthlr.; nah Abzug der zur Reserve zu ziehenden Summe und der zurückzustellenden Posten sind davon 162,983 Rthlr. (oder 247 pCt, der Prämien-Eiunahme) als reiner Gewinn des Jahres 1842 anzusehen. Vou dem Baulkfonds sind über 3 Millionen Nthlr, auf Hypoth eken ausgeliehen,

2 Samburg, 6. Mai. Ju diesen Tagen, in denen es nun ein Jahr is, daß wir von dem großen Brande heimgesucht wurden, wird die Erinnerung an Alles, was wir in und seit jener Zeit erlebt haben, wieder lebhaft angeregt. Wir werden morgen ein firchliches (Frinnerungsfest an jene für ewig denkwürdige Zeit feiern, und am Montag, den &ten, dem Tage, an welchem vor einem Jahre den Flammen Ziel und Gränze geseßt ward, wird sich die erbgesessene Bürgerschaft versammeln, um einstimmig den „Dank Hamburgs an das Ausland“ zu votiren, Ju der betreffenden Proposition des Senats heißt es: „Unsere Wohlthäter fordern keinen Dank und rechnen uicht auf ihn; aber sie werden uns es erlauben, ihn hier auszu sprechen, herzlih und innig, wie wir ihn fühlen, einfach und prunklos, wie es uns ziemt,“ Demzufolge werden die zu votirenden Dank Adressen in einer Urkunde mitgetheilt werden, „welche, mit der Hand des Malers ausgestattet, in eine Doppeltafel, aus dem Eichenholze unseres abgebrannten Rathhauses geshuibt und mit einer Gußarbeit aus dem Glocken- Metalle der eingeäscherten Kirchen verziert, gelegt wird.“ Mit den künstlerischen Arbeiten sind hiesige und auswärts lebende Hamburgische Künstler beauftragt worden, nur für die Guß arbeiten und Medaillen, welche auch ertheilt werden werden, hat man

die Thätigkeit auswärtiger Künstler in Anspruch genommen, Für aus- wärtige hohe Beamte, welche in jenen trüben Tagen uns persönli zu Hülfe eilten, wird die Ertheilung des Ehren Bürgerrechts propo nrt werden, Jh werde Jhnen später vou dem Resultate der Ver-=

sammlung Nachricht geben können,

D PANTxu.

] © Madrid, 26. April. Die Rede, welche Herr Jufante 1 der gestrigen Sißung des Senates in Bezug auf einige Aeußerun gen des Herrn Guizot hielt, ist von solher Bedeutung, daß ich den amtlichen Abdruck derselben benube, um sie Jhnen, dem Haupt-Ju halte nach, mitzutheilen, Nachdem der Redner erklärt hatte, ih nur auf die Worte, welhe Herr Guizot în der Sihung der Deputirten Kammer vom 2, März fallen ließ, beziehen zu wollen, sagte er : ¿Wenn die Königin von Spauien ihres Throues beraubt würde, jagt Herr Guizot, so würde man zu den Waffen greifen. Herr Gui- zot möge unbesorgt seyn! Der vormalige Professor der Geschichte muß wissen, daß das Wort Königsm örder sich nicht im Spauischen Wörterbuche vorfindet, Wir, die wir uusere Köuigin zur Welt fom men, wir, die wir sie heranwachsen sahen, die wir ihre Wiege sau kelten, werden uns stets um ihren Thron lagern, um ihi so glorreich auf recht zu halten, wie wir es bis auf diesen Tag gethan haben. Herr Guizot braucht feine Angst zu hegen. Aber, wie sonderbar ! wvennman darauf aus giuge, den Spanischen Thron der glorreichen Dynastie Ludwig's XIV. zu entziehen, auch dann, so sagt er, würde man zu den Waffen greifen, Jst es möglich, daß ein so verständiger Mann, wie Herr Guizot, dies sagen kfomte? Jch nenne es geradezu eine dynastische Keberei, Würde denn, mit wem auch immer die Königin sich vermählen möge, sie aus dieser Oynastie treteu? Hört z. B. iu Eugland die Dynastie auf, díe von Braunschweig zu seyn, weil die Köuigin Victoria sich mit einem Ko burg vermählt hat? oder erlösht die Dynastie Braganza in Portu gal, weil sich dort die Köuigin ebenfalls mit einem Koburg vermählt hat? Allein mau mußte erklären, daß die Köuigin sich durchaus mit einer Person vermählen müßte, in deren Adern das edle Blut der Bourbons flösse; und dies sagt ein Französischer Minister, und zwar zu dem ¿Französischen Volle, welches von acht Bourbonischen Königen, die es hatte, sechs aus dem Lande getrieben, oder ermordet hat, Heinrich IV,, das Vorbild der neueren Könige, ermordet ; Ludwig X V. erhielt zweimal Dolchstiche; Ludwig's X V1, Geschichte is bekauut ; Yudwig X VII, starb im Kerker, wo man ihu gefangen hielt, vergiftet durch seine Hüter, wie man glaubt; Ludwig X VIU], wurde gus Frank reich verjagt; Karl X., ebenfalls verjagt, starb in der Verbannung, und, seltsam genug, derselbe Guizot, welcher sich so sehr für das edle Blut der Bourbous interessirt, unterzeichnete, als er revolutionairer Minister war, Karl X. die Pässe, damit er Frankreich verließe. Noch mohr, nicht einmal die Eriunerung an das, was die Bourbons waren, hat man in Frankreich dulden wollen, Die weiße Fahue ist durch die der Nevolution, die man über dem Haupte des unglücklichen Lud wig's XVI, s{chwenlte, erseßt wordenz die Lilien der Bourbons wur den aus dem Französischen Wappen getilgt, Wohlan! wenn die Ab fommenschast von Ludwig XIV, so glorreich ist, so darf man wohl fragen: habt ihr sie nicht selbst gegenwärtig aus eurem Lande ver trieben, und betteln nicht în der Fremde der Herzog von Angouleme und der von Bordeaux, die doch die Prinzen sind, in deren Adern das Blut Ludwig's XIV, fließt? So daß, falls wir Spauier den Rath, den man uns jebt giebt, annehmen, uns vor der Drohung fürchten und zugeben wollten, daß die Königin sich mit dem Herzoge vou Bordeaux vermähle, dies folgerecht seyn, und Herrn Guizot zu srieden stellen würde, Und doch glaube ih uicht, daß ihm dies ge fallen könnte, deun ih bezweifle uicht, daß er der jelzt in Frankreich regierenden Dynastie aufrichtig zugethan ist, uud ich begreife daher nicht, wie er sih so ausdrücken kaun, nachdem deu Bourbons in Fraul reich widersuhr, was ich so eben angedeutet habe.“ (Der Reduer stellte nun den Saß auf, daß mehrere der in (Europa be stehenden Regierungen gus Revolutionen hervorgegangen wären, 10 U Dani or) S E O daß die Franzo fen eine große Rovolution machten, um die Bourbons zu vertreiben, und wir, um sie zu holen, Und dessenmgeoachtet ertheilt man uns Rathschläge. Damit will ich nicht sagen, daß die Königin sich mit dieser oder jener Person, sey sie Bourbon oder uicht, zu ver imählen habe, Davon ist nicht die Rede. Nur dagegen widersobo ich nich, daß Niemand unserer Königin die Berpslichtung auflege, sich mil einer bestimmten Person zu vermählen, denn dadurch würden wir sie so sehr beshräuken, daß unsere angebetete Königin sich vielleicht mit Jemanden zu vermählen hätte, der ihr nichl gesiele. Aber nicht blos qus Frankreich wurden die Bourbons vertrieben. L ie Franzosen ver trieben sie aus Spanien, aus Neapel, aus Lucca. „Jm Ganzen wur den 24 oder 25 Bourbons, Könige, Prinzen und Prinzessinuen aus ihren Staaten verjagt, und nun sagt man uns, das Blut der Bour bons wäre das beste der Welt. Uns, die wir keinen (7) vertrieben haben *), und die wir die, welche wir besißen, von Herzen lieben und gegen jeden zu behaupten entschlossen sind, räth man an, sie nicht zu vertreiben, ohne zu bedenken, daß wir es nicht können, jelbjf wenn wir es wollten, wir müßten denn den Eid brechen, den wir hier ge s{hworen haben, Ohne die Constitution und unseren Cid zu verleben, fönnen wir Herrn Guizot nicht gefällig seyn, Damit der König sich vormählen könne, bedarf es eines Geseßes, Wem steht die Abfassung dieses Gesebes zu? Nur den Cortes und dem Könige selbsk. Keine andere Person hat die Juitiative bei diesen Geseben, oder das Recht der Mitwirkungz demn die Constitution selbst hat die Formen vor geschrieben.“ La h | Herr Jufaute war belanntlih Minister des Junern, als Herr (Gonzalez an der Spiße des Kabinets stand, und wird jeßt als der Mann bezeichnet, welchem der Regent den Vorsiß im neu zu bilden den Ministerium zu übertragen wünscht. / ; Heute sprachen im Senate die Herren Jerrer, de los Heros, Marliani ebenfalls sehr nachdrücklich gegen die vou Herrn Guizot angekündigte eventuelle Französische Einmischung. Cin anderer Se

nator, Herr Romo Gamboa, meinte, der Spanische Senat, «ls Cor- #

poration, dürfe nicht von den Aeußerungen des Herrn Guizot, der ur als Privatmann und nicht als Vertreter der Französischen Pairs Kammer zu betrachten wäre, Notiz nehmen. Die heute erschienenen unabhängigen Blätter sprechen sich nachdrücklich gegen den Ton aus, in welchem die die auswärtigen Verhältnisse betreffende Stello des Entwurfes der Adresse des Senates abgefaßt ist. Man erinnert sich an die Reden, welche, und zwar von Herrn JZunfante selbst, in den Cortes von 1822 und 1823 gehalten wurden, und an den Erfolg, den sle hervorbrachten, Der Corresponsal, ein vollkommen unabhängiges Blatt, sagt diesen Abend: „Wir begrei

Reden Fanfarronaden vortrage, die nur dazu dienen können, dem Rufe des Präsidenten zu schaden, der parteiüsch genug is, sie zuzu

lassen... , aber was wir uicht begreifen, ist, daß ein Senat der !

Spanischen Nation eine Adresse unterzeichne, welche vor ganz Curoya

*) Herr Jusfante scheint den Prätendenten und dessen Söhne, den Jn- fanten Don Sebastian, dessen Gemahlin und die Königin Marie Christine, nicht zu den Bourbons zu rechnen, Anm, d, Korr,

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| den Beweis ablege, daß wir den Ton, der einem Parlamente an- steht und selbst die Sitte eines gebildeten Volkes nicht fennen u. \. w.““ Die Dekrete des Finanz-Ministers, vermöge deren die Bezahlung der 3 proc. Coupous sichergestellt werden joll, haben an der Londoner Börse die beabsichtigte Wirkung für den Augenblick hervorgebracht und einige hiesige Spekulanten in große Verlegenheit gesett. Jn einem meiner leßten Briefe machte ih einige Andeutungen über den wahren Werth jener Maßregeln, und aus dem Briefe, den der Prä | sident des Ausschusses der Juhaber Spanischer Staats - Papiere in | London an den diesseitigen Finanz-Minister gerichtet hat, und der in der Morning Post vom 18ten abgedrut is, sebe ih, daß ih mi | nicht geirrt habe. |

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A Lissabon, 24. April, Nach den glaubwürdigsten Berich- ten dürste die Ankunft der erwarteten hohen Gäste aus Frankreich, nämlich de Prinzen August von Sachsen-Koburg mit seiner Gemahlin, der Prinzessin Clementine, gegen die Mitte des kommenden Monats am hiesigen Hofe erfolgen, wo Alles zu ihrer Aufnahme bereit ge halten wird. Briefe von dem erlauchten Bruder unseres Königs selbst sollen hier eingetroffen seyn und jenen Zeitpunkt angeben. Nach denselben scheint es aber noch ungewiß, ob auch der durchlauchtige

Bater des Königs, der Herzog Ferdinand, selbst mit hierher kommen

| l | |

| Oie Pairs-Kammer hat um ebenfalls das Geseß wegen de

B auf der Französischen Tribüne über Preußen ausgesprochen sind, in

fen, daß ein Senator in der Ucbereilung, in seinen unüberlegten E suchen,

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wirdz eben so weiß man noch uichts über die Dauer des Aufenthal tes der hohen Gäste hier, Man versichert, sie würden von hier aus vorerst nach London gehen, um auch den erlauchten Verwandten am dortigen Hofe einen Besuch zu machen,

Es freut mi, Jhuen melden zu können, daß bis jeßt die disteren Boraussaguengen von Unruben und neuen Unordnungen, welche man aus Anlaß der Abbrechung der Unterhandlungen mit England wegen der Modifícationen des Tarifs aller Orten als bevorstehend voraus | verkündete, uicht eingetroffen siud. Sowohl hier, als zu Porto und in allen Theilen des Königreichs herrscht Ruhe und Ordunung, obgleich zu Porto die Spannung der Gemüther unverkennbar seyn soll, Noch läßt sich aber nichts für die nächste Zukunft verbürgen, da unter der Hand die Agitation noch immer fortgeseßt wird, Allein ein sehr beruhigendes Vorzeichen is die Sicherheit, Regierung 1m ihrer Haltung beweist, und die wohl Lärmlustigen etwas imponireu mag. in einer der beiden Kammern, noch in einen Organ der Presse, selbst jener der äußersten Oppositiou, die sonst jede Gelegenheit mit Eifer ergreift, um das Ministerium zu bekämpfen, eine Stimme d vev= | nehmen ließ, welche den Entschluß unserer Regierung, es bei dem Ab | bruche der Unterhandlungen bewenden zu lassen, getadelt hätte, Jch bin geneigt, darin einen Beweis der Billigung ihres Benehmens zu finden, wiewohl man von gewissen Seiten das Gegentheil glauben zu machen sucht, Wie zu erwarten stand, hat uun auch die Königin dem von den beiden Kammern angenommenen (Gesebe, wodurch der Weinbau-Gesellschaft am Douro eine jährliche 150 Contos bewilligt wird, ihre Sanction gegeben.

Die Kammern seßen indeß ihre Arbeiten mit ziemlicher Lang samkeit fort, auh nachdem die Oster-Festtage, vor und während wel cher fast gar feine Sibungeun gehalten wurden, vorüber sind. Am 18ten haben sie dieselben wieder aufgenommen, es is aber bis jeßt uur wemg Erhebliches vorgekommen. Die Juterpellationen, welche man aus Anlaß des Abbruchs der Unterhandlungen mit England erwartet hatte, haben, wie gesagt, nicht stattgefun den. Von den bereits in der Deputirten - Kammer besprochenen Maßregeln, die der Finanz - Minister beantragt, is der Plan zu Errichtung eines Büreaus des bffeutlichen Kredits zu erwähnen, welher darguf hinausläuft, der jeßt bestehenden Junta einen Theil ihrer Einnahmequelle im ungefähren Betrage von 600 Coutos abzunehmen und thr dagegen eine gleiche Summe vou den Zoll-Ein- fünften von Lissabon und Porto zuzuweisen. Die dabei vorherrschende Absicht des Finanz - Ministers geht auf zu erzielende Ersparuisse da durch, daß gewisse Abgaben nicht mehr durch Dazwischeuklunft dieser Junta, sondern von der Regierung direkt erhoben werden sollen. Es fommt min freilich für die auswärtigen Staats - Gläubiger, deren Zutoressen bisher durch Vermittelung eben dieser Junta mit ziemlicher

auch den

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daß die derselben zugewiesenen Bezüge ihr auch für die Zukunft rich tig verabfolgt werden, um so auch ferner die Zinsen - Zahlungen bei | eintretender Verfallzeit wie jeßt zu bewerfstelligen. Wenigstens liegt | es unstreitig im eigenen Juteresse jeder Verwaltung des Landes, aus | welchen Männern sie auch bestehen, aus welcher Partei sie hervorge | gangen seyn mag, diese Verpflichtungen gegen die Juhaber der | Portugiesischen Staatspapiere uach wie vor getren zu erfüllen, weil | nur guf diese Weise der allmälig wieder sch hebende Staats - Kredit | auf der betretenen Bahn fortschreiten kann. Der Plan des Finanz= | Ministers hat im Allgemeinen den Beifall der Kammer erhalten, | doch hat die Kommission einige Modificationen daran vornehmen zu müssen geglaubt, über deren Schicksal nun die Kammer selbst zu eut scheiden hat. Wahrscheinlich wird sie sich dem Kommissions - Gutach ten anschließen,

Bereits hat die Kammer auch die Anweisung der vollen Summe zu Bezahlung der Dividende der auswärtigen Schuld genehmigt. Ein Anerbieten von Holläudischen Kapitalisten für ein Anlehen im Be- trage von 600,000 Pfo, St,, is als durch die jebige Lage des Lan des unnöthig gemacht, zurückgewiesen worden,

Führung eines Kanals im Azambusathale angenommen, und die niglicho Bestätigung desselben wird es zum Vollzuge führen.

Die nenesten Frerthümer über Preußens auswärtige Politik,

(Zweiter Artikel.)

l9ten

O esterreih und Preußen im Hegemoniefrage. Herr von Bülow -Cummerow, das so genannte junge Preußen, Herr von Lamartine, Die Stellung Deutschlands zu der neueren Europäischen Poli- tik, der beiden Deutschen Großmächte zu Deutschland, Preußens insbesondere. Schlußfolgen.

Wenn wir in unserem ersten Artikel die irrigen Ansichten, welche

Jahrhundert, Die

einigen Punkten berichtigt zu haben glauben, so dürfen wir jeßt F nicht weiter darin vorgehen, ohne zuvor eine positivere Grundlage zu

l Welches And die Verhältnisse, die der Politik Preußens nah der # Restauration Europa's ihren eigenthümlichen Charakter gegeben haben? # Diese Frage stellt sich hierbei vor Allem unserer Betrachtung dar: P allerdings hat die Preußische Politik gegen früher große Umwandlun- Mgen erlitten, / Wir haben Friedrich 11, gegen den Vorwurf vertheidigt, den [PVerband des Deutschen Reiches faktisch zerrissen zu haben: die Kraft, Avelche Deutschland durh Friedrichs politishe und militairische

/ j j |

| Portugal. | | |

| kurzem die Federn Deutscher Schriftsteller sehr nußlos in Tir dne

jenes Risses bei weitem überwogen, Die Existenz des Risses aber haben wir damit nit ableugnen wollen. Getragen von der Macht der Oesterreichischen Erblande stand bis dahin das Ansehen des Deutschen Kaiserthums in der Mitte der durch die Reichsverfassung ihm unter= geordneten Deutschen Fürsten ohue Nebenbuhler da. Mochte man immer der verfassungsmäßigen Gewalt des Kaisers bei Gelegenheit der Wahl - Capitulationen neue rehtliche Beschränkungen aufzulegen streben, faktisch war dech immer der Kaiser, und der Kaiser allein, an der Spiße Deutscher Gesammtmacht. Seit Friedri 11. trat hierin unleugbar eine Aenderung einz Oesterreich hatte an Preußen einen Nebenbuhler in Deutschland erhalten, der, wenn auch an materieller Macht ihm nachstehend, dessenungeachtet durch frische, konzentrirte Le=- bensfraft und unter Fürsten von Friedrih?s Geist für die inneren Zu= stände Deutschlands und die Einheit des Reiches leicht gefahrbringend werden fonnte, Es gehört keine große politische Voraussicht dazu, um die Folgen dieses Verhältnisses vorherzusehen: leiht hätte die mühsam erhaltene Einheit der Nation hierdurch endlich zertrümmert werden können, wäre sie niht dur die Französische Invasion sogar noch einem früheren Ende zugeführt worden. Ï

Hier stellt sich uns nun ein Gegenstand dar, welcher noch vor geseßt hat. Wir meinen die sogenannte Hegemonie Preu in Deutschland.

Herr von Bülow=-=Cummerow war, wenn wir nicht irren, einer der ersten, welcher dergleihen JZdeen, die man früher nur zu sehr gegen Preußen auf die Bahn gebracht hatte, aufs neue für Preußen zu predigen unternahm. Er hat si später dagegen öffeut= lich verwahrt, denno finden wir, daß auch in dem zweiten Theile

ens

| seines Buches Manches, was dahin bezogen, jedoch, wie wir gern | glauben, mißverständlich von Anderen bezogen is. Gleichzeitig mach-

Unterstübung von 1 |

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|

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| Genauigkeit seit einigen Jahren bezahlt wurden, Alles darauf an, |

Bezoichnend is auch, daß weder | wortet hat.

ten damals viele Norddeutsche Journalisten die Preußische Hege- monie zum Stichwort des Tages, Allein zu sehr leuchtete doch hindurch, was eigentli gemeint war, Man hatte nicht sowohl Preu=- ßen, wie es is, vor Augen, soudern vielmehr, mit einem selbstgefälli= gen Blick in den Spiegel, das „suuge Preußen“, die „Herrschaft der Wissenschaft“, die „Norddeutsche Jutelligenz““ u, . w. Das war die Hegemonie, welcher das übrige Deutschland sich in Demuth anzu-

welche die | schließen eingeladen ward: wahrlich eine scharfsinnige politishe Com-

bination, worauf man denn vom Süden her nach Gebühr geant-= Auch Herr von Lamartine betrahtet das System der Preußischen Politik als ein System der Eroberung im Frieden, die Fortschritte Preußens erscheinen ihm groß; es wäre gut, meint er, wenn Frankreich dasselbe System in einem noch größeren Maßstabe anwenden könnte. Kurz es ift guf allen Seiten üher Preußens poli- tische Richtung und Aufgabe geirrt worden. Z

Und dennoch, wenn man nur die natürlichen, gegebenen Verhält= nisse festhalten wollte, so war nichts leichter als hier das Richtige zu sinden, Es giebt Verhältnisse in der Politik, so einfaher und glücklicher Art, daß mau, wenn man uur will, sie leicht durchschauen und deshalß auch offen vor aller Welt darzulegen kein Bedenken tra= gen fann, E T 4

Gerade in Bezug auf die Verhältnisse von Oesterreih und Preußen is dies vor Allem der Fall. Es scheint nicht, daß das Naturgebot eines engen Zusammenstehens für Desterreih und Preußen in den vaterländischen Augelegenheiten von den öffentlichen Stim- men immer \o erkannt worden ift, wie es sollte und wie die bei- derseitigen Regierungen es mit so großer Weisheit und Konsequenz

bisher beobachtet haben: man hat es sih doch im Allgemeinen uicht genug vergegenwärtigt, daß hierin überhaupt die Grundbedingung von Deutschlands Gedeihen liegt. Wollte eine dieser Mächte Se- parat-Juteressen în Deutschland verfolgen, so wäre es um die Macht und Einheit Deutschlands geschehen,

Was is aber der Grund und es verlohnt sih wohl, danah zu fragen was is der Grund, daß eíne NRivalität zwischen den beiden Deutschen Großmächten, die im 18ten Jahrhundert beinahe unabwendbar erschien, im 19ten Jahrhundert nicht mehr existirt? wes= halb fann Deutschlaud den „, unvermeidlichen Kampf“, in den Herr vou Lamartine beide Mächte dereinst Deutschlands wegen ver= widelt sieht, mit so großer Ruhe abwarten? Welches ist die Wen= dung der Verhältnisse, die ein solches Ereigniß gegenwärtig beinahe ganz aus dem Gesichtskreise der Wahrscheinlichkeit hinausgerüdckt hat? Wir haben es in dem vorigen Artikel bereits angedeutet. Nur eine gänzlich veränderte Gestalt der Politik, wie sie im Bergleich zum vo- rigen Jahrhundert ohne Frage jeßt stattsindet, konnte die Erscheinung hervorbringen, daß zwei Mächte, die fast ein halbes Jahrhundert lang sich feindlih gegenüber gestauden, die nah Geschichte, Religion, nach dem Geist ihrer Bevölkerung, wie dem Geist ihrer Verfassung und Verwaltung, so große Verschiedenheiten und Gegensäbe darbieten, bei denen auch jeßt bei der gemeinsamen Behandlung der Deutschen Ver- hältnisse nah dem ordingiren Lauf der Dinge der Stoff zu täglichen Reibungen und Rivalitäten scheinbar nie ausgehen könnte: daß diese Mächte dennoch seit fast einem halben Jahrhundert bis zu diesem Augen= blicke in solcher Eintracht verharren, in solchem einhelligen Streben an der Spiße der Deutschen Angelegenheiten zu stehen vermohten, Wir wissen wohl, was wir hierbei den Persönlichkeiten und den Gesinnun- gen zuzuschreiben haben, allein bei genguerem Hinblick wird man doch genöthigt, auf allgemeinere Verhältnisse zurückzugehen.

Einmal offenbart sich hier bei dem Umschwung der Deutschen Verhältnisse im 19ten Jahrhundert eines jener tieferen Gesetze, welche die Handlungen und Begebenheiten oft uubewußt in gewisse Bahnen leiten und auch in der Politik öfter, als man es sich selbst gestehen mag, einen ent= scheidenden Einfluß zu üben pflegen. Es is die Macht der Action und Reaction; Reaction nicht in der gemeinen Bedeutung, sondern als eine Kraft des Gegensaßes zu vorhergehenden Verhältnissen oder Vor= stellungen, die unsere jebigen Vorstellungen beherrscht oder wenigstens influenzirt, Oft werden die glänzendsten wie die finstersten Erschei- ningen der menschlichen Geschichte von solchen Gegensäßen geleitet : in so krummen Linien pflegt sie ih zu entwickeln. Wie furchtbar reagirte die Französische Revolution gegen einen Despotismus, welcher damals schon seit einem Menschenalter nicht mehr existirte, und doch waren beide gleihmäßig aus derselben politisch - sittlihen Verderbniß geboren, Kinder derselben Mutter, wiewohl verschiedenen Geschlechts. Wie ohnmächtig sauk dann die revolutionaire Freiheit ihrerseits vor dem eisernen Despotismus des Kaiserthums zusammen.

Glüflicher ohne Zweifel, troß des augenblicklihen Unterliegens unter die Französische Herrschaft, haben ih zu derselben Zeit die politischen Richtungen in Deutschland mit Hülfe solher Gegensäte gestaltet,

Jm vorigen Jahrhundert trug Deutschland noch den Schein einer Staats - Einheit, eines Reiches an sih: das Wesen jedoch war längst verschwunden, und die moderne Staatsform, so wie das vaterländische Gefühl, bildete si allmälig niht an dem eichó- förper als solchem, sondern an der Territorialmacht der einzelnen Landesherren, an der Landeshoheit, aus. So war das Reich als Monarchie zu einer historischen Unwahrheit geworden : in der heit stellte es einen Staatenbund vor, über welchem der Kaise ¿ Titel schwebte. Ward es dur den Kaiser-Titel zusammengep Der Form nach ja, dem Wesen nah nein. Die Desen A thum möchte dereinst wieder zur Dahn R M M

| Schöpfungen zugewachsen, hat nah unserer Meinung den Nachtheil

fürsten in die Subjection zurückführen, der