1843 / 128 p. 3 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

Gegentheil dem allgemeinen Streben eine zertrennende, zerseßende Richtung. Die Sonder =Juteressen stellten sih allenthalben voran, weil die Richtung auf das Allgemeine die Lebens -=Entwickelung der Landeshoheit zu sehr zu gefährden schien: unaufhörlih reagirte der Partikularismus der Territorien gegen die Interessen der Reichs- gewalt, und der Schein sder Einheit hinderte die Einigkeit, Unter diesen E war an eine politische National - Entwickelung nicht u denken.

s Es ist nun nach unserer Ansicht allemal ein Gewinn, wenn man in menschlichen wie in politischen Dingen aus der Herrschaft des Scheins wieder auf den Boden der Wahrheit tritt: in diesem Sinne haben wir bei treuester Verehrung für Deutschlands Vor= zeit die Auflösung des Deutschen Reiches nie bedauern

zu ihrer Offenbarung, nannte nur die Sache endlich bei dem richti gen Namen. Man betrachte doch die praktischen Folgen. Zu-

nächst ist mit der Errichtung des Deutschen Bundes jene Reac=- | wohl konzentrirtem Gebiete zu begnügen.

tion der Sonder =- Juteressen sofort entweder verschwunden, oder wenigstens guf nichtsbedeutende, für das Allgemeine liche Regungen beschränkt. einer kräftigen Deutschen Einheit in der Form des thums so beharrlih entgegengestrebt, fühlen nun, souverain geworden, das Bedürfniß Deutscher Bundes=Einheit als Lebensprinzip des Deut=

schen Wesens. Wenn, wie niht zu verkennen, mit dem Reichs-Ver= | bande zuglei vielfache Garantieen ständischer, korporativer und pri= | vativer Rechte erloschen, \o fielen doch gleichzeitig auh eine Masse | von Behinderungen politischer und materieller Entwickelung hinweg: |

den souverainen Staaten ward unter Festseßung eiuiger allgemeinen Bundes-Bedingungen für ihr inneres Fortschreiten das freiste Feld gegeben. Die Masse der auf diesem Wege gewonnenen Resultate an

Macht und Staatskraft kommt dann doch verinöge der Bundes-Jnstitute |

wieder dem gesammten Deutschland zu Gute. eine Periode da gewesen, wo binnen 25 Jahren Deutschland in sei= nen Gesammtbeziehungen sih solcher Ruhe, seine Kräfte eines solchen Aufschwunges, seine Fürsten sich solcher Eintracht zu erfreuen gehabt hätten, als seitdem Deutschland seine gegenwärtige Verfassung besißt.

Jebt, wo keine Unterjohung durch eine monarchishe Reichsgewalt |

mehr zu besorgen, strebt das Gemeingefühl der Deutschen Staaten wieder der Deutschen Einheit zuz je selbstständiger inzwischen jeder einzelne geworden, um so mehr is ihm die Nothwendigkeit des An= einanderhaltens praftisch klar hervorgetreten. Wir nennen dies gegen die früheren Zustände unseres Vaterlandes eine überaus glüdckliche Reaction. i Deutschland is in den verflossenen Jahrhunderten lange genug der Spielball fremder Politik in Europa gewesenz es scheint nun, als wolle das 19te Jahrhundert ihm dafür eine Vergeltung bringen. Die Europäische Politik hat si, wie {hon oben bemerkt, aus dem sehr vershlungenen Gewebe der alten Diplomatie gegenwärtig zu dem einfachen Verhältniß hervorgestaltet, was man kurzweg als einen Bund der fünf großen Mächte bezeichnet hat. So lange dieser Fünf- bund besteht, wird Europa's friedlihe Entwickelung niht wesentlich gefährdet seyn; unter seinem Schatten können Friede, Reichthum,

‘ildung, kurz alle Gaben, welche die Völker-Entwickelung überhaupt | erreichen und genießen Fann, blühen und gedeihen. Jede Vereinzelung |

dagegen kaun die Elemente des Weltfriedens störend durch cinander- werfen.

Hierüber besteht denn auch auf allen Seiten ein sehr bestimmtes Ge- fühl. Sobald dieses Einverständniß durch Krisen bedroht wird, die den Krieg selbst nur von fern in Aussicht stellen könnten, so beginnt alsbald ein sihtlihes Bestreben, die Auswege zu ebenen, die zu ciner friedlichen Lösung der Verlegenheiten beitragen können. Da bei der engen Ver-= bindung der fünf Mächte und der jeßigen Gestalt des Kriegswesens der Krieg, wenn er einmal ausgebrochen, wahrscheinli ein allgemei= ner seyn müßte, so betrahtet man denseiben uicht blos, wie in fri heren Zeiten, als Mittel zu politischen Zwecken, sondern vielmehr als

eine Europäische Kalamität, welche für Europa?s Entwickelung leicht | R

dieselben Folgen haben könnte, die der 30jährige Krieg für Deutsch land gehabt hat: die Folge davon i, daß man in dem kritischen Moment der Unterhandlung manchmal selbst der Gegenseite goldene Brücken zu bauen sucht, und die Waffengewalt, wo sie unvermeid= lih wird, im voraus in so enge Gränzen einshließt, daß sie keine allgemeine Feuersbrunst herbeizuführen vermag. Man hat wohl schon gefragt, ob denn im 419ten Jahrhundert jene alte ultima ratio gänz- lih abgethan sey und die Völkergeschicke niht mehr, wie sonst in der Geschichte, auf dem Schlachtfelde, sondern stets nur auf dem papiernen Wege der Konferenzen regulirt werden sollten? Die Frage i nicht ohne ernsten Hintergrund, allein es müßte zugleich gefragt werden, ob sich irgend ein Staatsmann finden wird, der die Verantwortlichkeit des Gegentheils übernehmen wollte? Mit diesem Europäischen Friedens-System steht nun Deutschlands Europäische Stellung in der nächsten Verbindung. So lange die kriegerishe, auf das Sonder=-Interesse gerihtete Politik in Europa vorherrschte, war Deutschland fast regelmäßig die passive Beute der um fremde Interessen geführten Kriege: unter dem Regiment der allgemeinen Friedenspolitik hat es eine andere, höhere Bedeutung ge- wonnen, Nur unter der dauernden Herrschaft dieses Systems kann es seine Hülfsquellen und den Keim seiner inneren Größe nah Maßgabe der ihm in Curopa gebührenden Stellung entfalten, diese Stellung selbst auf 91e Kraft moralischer und intellektueller Entwickelung, auf die Kraft der Industrie und des Reichthums, endlih auf ein unter den vorausgehenden Bedingungen sicher zu erreichendes tüchtiges und gerüste- w Heerwesen gründen, Vou einem Deutschen Staatenbunde faun kein Hineinsterbea geen ede wohl aber der fräftigste Widerstand gegen jedes vhisch das Eben Ehrgeizes erwartet werden: Deutschland, geogra- die Heiliatbi à von Europa, hat wie kein anderes Land die Aufgabe, g J Mimer des Europäischen Rehts und des Europäischen Friedens zu bewachen foi deres Land 6t mit d én (4 und Westen von C an s and steh mi “i em Osten so engem Wedhselverkel VSa mit den verschiedenen 9 ationen in Ç e Nach Osten zu hat es seit Peter dem Großen Rußland in seinem Jortschrei E i d C ag! Sitten unterstüßt: die Deut rischreiten auf der Bahn Europäischer ; , chen Mächte sind mit dem gemeinsamen Befreiungskampfe mit Rußlgud iu ei j Europa seitdem mehr als einmal u einen Bund getreten, welchem dankt. Mit Frankreih ruht di V: Erhaltung seines Friedens ver= ; rf Ne erbindung, außer der unvermeid= lichen Betheiligung bei den politisch j : ¿li n vi L èn Phasen dieses Landes, haupt- sächlich auf den vielfach verschlungenen Band S Q: ratur, der Mode, der Journalistik, des Reise-Verk, f Dyras VE D ter Bildung. Beide Völker sind im unausgeseut €yrs, der allgemeinen L ° ausgesebten literarischen, gelehrten und künstlerischen Tauschhandel begriffen, dessen die ge. el, DE2 wickelung s{werlich mehr entbehren kann. Diese Lten seitige Ent- bilanz, die so lange zum Vortheil Frankreichs fäus Me Dandels- leßter Zeit zu Gunsten Deutschlands ins Gleichgewicht E P in Mit England endlich besteht eine tiefe Analogie Deutschen O. lischen Geistes, die Stammverwandtschaft, der Handel, die erfinderishe Bewegung der Jndustrie, die Kraft der welthistorischen Stellung Sas in alle Verhältnisse sich übertragend. Stehen die Deutschen Völker in si geschlossen, fest und mächtig da, so wird man einen Koatinental= Krieg schon, geographisch beinahe immer zu verhindern im Stande seynz partiale Kriegs=Erscheinungen aber, wie wir sie

fön= | nen. Die Verwandlung des Reiches in einen Staagtenbund sprach | litik, nur aus, was längst vorhanden , brachte nur die historishe Wahrheit | | sammenhangs, eine Zersplitterung der Staatskräfte au | Leiter konnte unter anderen Umständen zum Untergange des Staates

; unmerk=- | Jene nichtsouverainen Fürsten, welche | Kaiser= |

| Mede 1E, | Deutschland auf Preußen? Der Einfluß , welcher, fremden Völkern | gegenüber, durch eine drohende Wasfen-Uebermacht bedingt wird, kann

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wohl hier und da erlebt haben und welche das Centrum Europa's nicht berühren, können nichts entscheiden. Welches andere Land Eu- ropa’s hat eine solche Stellung?

Betrachten wir denn Preußens besonderes Verhältniß zu Deutsch= land noch aus einem näheren Standpunkt.

Als Preußen im Jahre 1815 seine jebige Gestalt empfing, als es einwilligte, seine Länderstrecken auf eine scheinbar \o unvortheil= hafte, so wenig arrondirte Weise vertheilt zu sehen, da lag zunächst die Nothwendigkeit vor, die Westgränze Deutschlands am Rhein einer der Deutschen Großmächte anzuvertrauen. Jm Westen Deutsch= lands Schirm und Schild zu seyn, diese Aufgabe ward Preußen gestellt,

| und die Worte des 15, Oktober 1840 wiederholten dies Gelübde. Unter

Verhältnissen gewöhnlicher Art, unter der Herrschaft der alten Po- hätte die Pflicht der Selbsterhaltung freilich geboten, diese Aufgabe abzulehnen ; ein solches Zerreißen des fee grappilcen Zu= \o langer

Es mußte gerathener erscheinen s{ch mit geringerem, aber ol t ( Preußen is jedoch von dieser großen Aufgabe nicht zurückgewihen, es hat die O aus der Heldenzeit seiner leßten Kriegsjahre in demselben muthigen Bio + ( s . c; A

Dies konnte indeß nur íîn der Zuversicht ge- allgemeine Zusammenhang Deutschlands

führen.

Sinne angetreten. schehen, es werde der

| diese Lücke ausfüllen, die Deutsche Einheit die geographische Zer=- Eine Gebiets= |

rissenheit Preußens mehr als hinreichend deken. Treunung, die unter fremden Völkern verderblich hätte werden kön-

nen, bot in der Umgebung brüderlih verwandter Stämme kein Be-= |

denken mehr dar, Je stärker Deutschland als Ganzes sich hinstellte,

um so mehr verschwand für Preußen die Gefahr seiner disparaten | 11 Allerdings gab es aber noch eine andere Seite des Ver= | hâltnisses. Indem Preußen seine Länder an die Enden Deutschlands |/ verlegte und zwischen dem Norden und Süden Deutschlands eit | Selten oder niemals is | s{males Band sich hineinfloht, durfte es ih nicht verhehlen, da | es sih hierdurch der vollen Action der Deutschen Gesammt-Eutwie=

Elemente.

lung, der Action des Deutschen Geistes, im Großen und Ganzen ge- nommen, hingab. Hatte man zu der Entfaltung der geistigen Rich- tung Deutschlands kein Vertrauen, glaubte ma nicht mit Zuver- sicht an eine Deutsche Zukunft, \o durfte man dies nicht. einem Körper, der seiner Auflösung entgegenging, hatte man sich ab- sondern müssen, um nicht von der Auflösung werden, Preußen aber glaubte an Deutsche Zukunft. nen Verkehrs - Verhältnissen V j Wechselwirkung der E ouitrie in der geistigen Bildung und den Be-= ziehungen der Literatur, in all den taujend Fäden, welche die Ver-

In sei=

wandtschaft der Deutschen Stämme täglich in einander schlägt, über= | all hat der Geist freier Hingebung und offenen Vertrauens über Preußens |

Rathschläge gewaltet, Es is nicht das erstemal, daß dies Streben Preußens, diese Verbindungen zu vervielfältigen, zum Hegemonialstreben

umgedeutet wird: allein jedeêmal hat das Vorurtheil vor dem Ge= |

wicht der Thatsachen wieder verschwinden müssen, Wenn man Preu= ßen nah seinen eigenen Worten und Handlungen, nicht aber nah Hypothesen und Vorausseßungen beurtheilt, so fällt alle Verdächti=

| gung gar bald zu Boden. i ; | Nan könnte wohl mit Recht fragen, wenn von Hegemonie die | ob Preußen mehr Einfluß auf Deutschland übe, als |

D

unter den Deutschen Stämmen, unter dem Schuß der Bundes -= Verfassung nicht einmal in Frage kommen. Preußen is von allen Seiten von Deutschland eingeschlossen und umklammert, es gehört

der Mitte Deutschen Lebens an: der Geist seiner inneren Zustände |

wird immer von dem Geiste des allgemeinen Deutschen Volkslebens vielfach ergriffen und getragen werden,

zu betrachten, weil man von diesem Vaterlande sich ja doch nicht treu- sondern sein Schicksal in guten und in bösen Tagen theilen muß.

Die nahe Verbindung mit Deutschland i} also für Preußen ein

in der Natur der Dinge begründetes Verhältniß: es hängt nicht von | menschlihem Wollen oder Nichtwollen ab, es zu ändern. Vergebens |

würde Preußen versuchen wollen, aus demselben wieder zurückzutreten, ohne einen Theil seiner Existenz zu gefährden. Es is für die Preu- ßische Politik eine Haupt-Aufgabe, die lebendigen Jdeen zu erkennen und zu ergreifen, auf welchen sich Deutsches Wesen ernst und tüchtig baut: nicht so, daß man sih dem Winde jeder launenhaften Zeit=

Meinung zum Diener machen müsse; wohl aber, daß man die Er=

scheinungen, welche aus den tiefen Wurzeln der vaterländischen Kraft Ee Ie hegt und pflegt, diesen fundamentalen Richtungen sich überläßt.

Sobald sich Preußen isolirt vom Deutschen Gesammt = Juteresse |

und wodurch isolirte es sich wohl mehr als durch ein Bestreben einseitiger Hegemonie ? bedingung.

Deutschem Lebeu auch nur den Versuch machen wollen?

ohne der Stellung Preußens im geringsten etwas zu vergeben, Es | wäre dies ein Mißbrauch seiner Macht, welcher sich alôbald an ihm selber rächen würde : Preußen hätte das gemißbrauchte Vertrauen ver= \cherzt, einen der Eksteine Deutscher Einheit aus dem Gefüge ge= rüdckt, unter seinem eigenen Hause die Mine angelegt,

Mit welch oberflächlihem Blicke muß man daher die politischen Verhältuisse betrachtet haben, wenn man mit Herru von Lamartine zu dem Resultat gelangen will, Desterreich werde sich aus Besorgniß vor Preußens wachsender Größe zu Frankreich neigen: Frankreich werde dereinst sowohl von Oesterreich gegen Preußen, als auch von Preußen gegen Oesterreih zum Bundesgenossen begehrt werden. Als ob das übrige Deutschland nicht existirte oder eine Conföderation, die nah Abzug von Oesterreich und Preußen noch immer ein Gebiet von 4655 Quadratmeilen mit mehr als 16 Millionen Einwohner umfaßt, kein politisches Moment abgeben könnte. Es ist eben dabei überschen, was wir vorhin ausgeführt, daß bei der gegenwärtigen Organisation Deutschlands und den neueren Verhältnissen Europas die beiden Deutschen Großmächte an Deutschland nur immer einen Vereinigungspunkt ihrer Juteressen und Bestrebungen und nicht mehr einen Gegenstand des Zwiespalts finden köunenz daß dies Verhältniß, ganz von ihren übrigen politischen Sympathieen abgesehen, die dauerndste Grundlage ihrer gemeinsamen Politik zu bilden be= stimmt ist. ;

Soll der Deutsche Staatenbund als ein mächtiges politisches Friedens-Centrum Europa's dastehen, so bleibt stets die unerläßlich|te Bedingung, wie wir gleich anfangs sagten, das feste Zusammenhalten der zwei Deutschen Großmächte unter sihz von allen Deutschen Ge-= danken ist dies der Deutscheste. Jun dem Fünfbunde der großen Mähte haben Oesterreih und Preußen gemeinsam das Dautf e

Hat man ein Recht dies | | ein Glückf zu nennen? Die Antwort kann verschieden lauten, je nach= | | dem die Ansicht ist, die man von der Zukunft des gemeinsamen Va-

| terlandes hat: in leßter Jnstanz aber is es als eine müßige Frage |

so isolirt es sih von seiner innersten Lebens= | Nur ins}ofern das große ganze Vaterland gedeiht, wird | Preußen gedeihen; wie könnte es, rings umfluthet wie es is von | 1 Wollte es | sich einem engherzigen Partikulgrismus hingeben und dem selbstgefälli= genu Genuß einer Präponderanz nachjageu, so würde es tief unter die | Höhe seiner Aufgabe herabsinkenz man kaun dies dreist aussprechen, |

Interesse zu vertreten; sie befinden sich zwar der Zahl nach in der

Von | mit ergriffen zu |

mit den Deutschen Staaten, in der |

Minderheit, sind jedoch als Centralmächte des Kontinents vorzugs= weise geeignet, in den {webenden Diskussionen einen unparteiischen für die Erhaltung des roten Völkerfriedens heilsamen Einfluß hinzuzubringen. Jn derselben Stunde, wir wiederholen es, wo Oesterreih und Preußen entgegengeseßte Wege einschlagen würden wäre nothwendig das Friedens- Centrum Europa's gesprengt und Deutschland den Wechselfällen der politischen Geschide wie früher unrettbar anheimgegeben. Wem alsdann die Hegemonie über ein solhes Deutschland gebühre, das zu untersuchen verlohnte \ich für einen Freund seines Vaterlandes wahrlich niht mehr der Mühe.

Bekfanntmachung.

Die Jahres - Versammlung des Vereins der Kunst- Freunde im Preußischen Staate findet am Dienstage, den Iten d, Mittags 12 Uhr, im Sihßungs-Saale der Königl|, Akademie der Wissenschaften statt, Die Ausstellung der zu verloosenden Kunst-Gegenstände is an diesem Tage nur für die Mit- glieder des Vereins, und zwar von 10 Uhr an, geöffnet z es wird gebeten, die erhaltenen Einlaß-Karten am Eingange in den Vorsaal gefälligst vorzuzeigen.

Berlin, den 8. Mai 1843,

Direktorium des Vereins der Kunst-Freunde im Preußischen Staat.

Berlin-Stettiner Eisenbahn. Im Monat \ pril 1843 sìind auf der Strecke Berlin - Angermünde befördert :

15,503 Personen, wofür eingenommen wurden 10,005 Rihlr. 8 Sgr. 6 PE. 24,611 Ctr. 40 Pfd. Güter, wofür eingenom- men wurden 3206.» 20 «1. 41/- Summa 13,211 Rthlr. 29 Sgr, 5 Pf, Die durchschnittliche Dauer der Fahrten betrug:

1) für die Personenzüge a. bei den Tagesfahrten St, 23 Min. Dee = Na Tanrten 2 D208.

2) für die Güterzüge 49 S Meteorologische Beobachtungen.

Nach einmaliger

1843,

| 1 Morgens | Nachmittags Abeuds | 7, M |

6 Ubr. 2 Ube. 10 Ubr. Beobachtung.

Luftdruck .... [333,94 Par, [333,56 Par. 334,01” Par. | Quellwärme (s R.

| 6,9° K. |+ 3,7° R.| Flusswärme 8,9° R, Thaupunkt .…. |— 0,2" R. |— 47 B. |- 0,9° R.| Bodenwärme 7,2° B, Dunstsättigung 72 pCt, 50 pt. | 68 pCt. AusdünstungÜ,018 Rh. trüb. trüb. heiter. Niederschlag 0,001 Rh, Wind NW, WNW. Wärmewechsel +7,0° Wolkenzug « « - | WSW. | —- 1,59 R.

Tagesmittel: 333,8 L Par. +4,99 R... 0,7° R... 63 pi.

Vormittags §8 Uhr wenig Graupeln.

Luflwärme ... |+ 412 R. R

Wetter

B erl 10e b Den S8. Mai

B Dr Se, 1843.

|

| Pr. Cour. | Pr. Cour.

Aclien.

M Brief. | Geld, | Gem. Brl. Pots. Eisenb.| & | | 139 | do. do. Prior. Obl, 4 _— | 102% | Mgd. Lpz. Eisenb, —| 155 | IOE | do. do. Prior. Obl. eins 1037; | Brl, Aub. Eisenb, 129 124 | dees 22% Ido. do. Prior. Obl. | 1037 | | Düss. Elb. Kiseub. l do. do, Prior. Obl, Rhein, Eisenb. 103; | _ do, do. Prior. Obl, 48 | Berl. Frankf. Eis. 102% | do. do. Prior. Obl. 1065 | Ob ,-Scbles. Eisb. | 1025 | Brl.-Stet.E. Lt.A. do. do. do. Lt.B.

Fonds. |s | Brief. | Geld,

S Sabud Sb O5 0E | 1085

Preuss. Enuglische Obligat. 30. 4 | 103 Präm. Sch. der Seebandlung. Kur- u, Neumärk, Schuldyverscbr. « Berliner Stadt- Obligationen. Danz. do, in Th. Westpr. Pfandbr. *

Grossb. Pos. do,

|

1 93! Bd | 1 | 1217 | LALA | | 103% | 1075 | S M 116 115 Gold al marco. il as 214 Friedricb«d’or. e 135 | 135 Aud.Gldm.à5 Th./— 113 Hz | Disconto, _—— 3 4

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1025 |

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do. do. Ostpr, Pfandbr, Pomm. do,

Kur- u. Neum. do.

1 j

103% | 1035| 102% |

Us Us U D S

Sehles1sche do,

M O D Ho Hc

Auswärtige Börsen. Amsterdam;, 1. Mai. Niederl, wirkl, Sch. 56S-, 5% do. 1017. i B 5% Spau. 21. 3% do. 33. Pass. —. Ausg. —. Zinsl. —. L 0, B G0! Prouss, Prum. Sche —- Pol —«. Oésterr. 1075. 4% Russ. Hope 907, Antwerpen, 3. Mai. Zinsl, 55. Neue Anl. 21. liamburg, 6. Mai. Bank - Actien 1655. Egl. Russ. 111. P ari 3. Mai. 5% Rente fin cour. 120. 35. 3% Rente n cour. §2. 10. 5% Neapl. au compt. 108. 40. 5% Span. Rente 30%. Pass. 9. Wien, 3. Mai. 5% Met. 1095. 4% 1005. 3% Ti 1% —, Bank-Actien 1616. Anl. de 1834 140. de 1839 112%.

25% —. Königliche Schauspiele.

Dienstag, 9. Mai. Jm Opernhause: Norma, Oper in 2 Akten, Musik von Bellini. (Frau von Hasselt-Barth, K. K. Kammersängerin und erste Sängerin vom Hof - Opern - Theater zu Wien: Norma, als erste Gastrolle. Herr Pfister : Sever, als Gastrolle. Dlle. Marx : Adalgisa.) | j

Jm Schauspielhause: Le verre d'eau, ou: Les effets et les causes, comédie en ÿ acles et en prose, du théâlre français, ar Scribe.

Mittwoch, 10. Mai. Am Bußtage. Jm Opernhause: Die vier Jahreszeiten, Oratorium von J. Haydn. Ausgeführt von den Königl. Sängern Herren Mantius, Zschiesche, den Königl. Sängerin= nen Dlles. Marx und Hoffunt, den Königl. Sängern und Sängerin nen Herren Heinrich, Fischer, Mickler und Mad. Möser, so wie von den sämmtlichen Mitgliedern der Königl. Kapelle, der Königl. Musik= hulen und dem gesammten Chor - Personale des Königl. Theaters, unter Direction des Königl. Kapellmeisters Herrn C. W. Henning.

Die Einnahme is} zum Besten eimer Unterstüßungs-Kasse (Spon= tini-Fonds) für hülfsbedürftige Theater-Mitglieder bestimmt.

Preise der Pläße: Ein Plaß in den Logen des ersten Ran- ges: 1 Rthlr. 2c.

Königsstädtisches Theater.

Dienstag, 9. Mai. Zum erstenmale: Sidonie, oder: Die räth- selhaften Brunnengäste. Original - Lustspiel in 3 Aufzügen, von Karl Eduard Grammerstötter. ;

Mittwoch, 10. Mai. Kein Schauspiel,

Donnerstag, 11. Mai. (Jtalienishe Opern-Vorstellung.) Don Giovanni. (Don Juan, mit Original-Recitativen.)

i Dia dei Ui i Verantwortlicher Redacteur Dr. J. W. Zinkeisen,

Gedruft in der Decker schen Geheimen Ober - Hofbuchdruckerci, Beilage

Grossbritanien und Irland.

London, 2. Mai. Nach der Ansicht des Globe is die Bill über den Unterricht auch in ihrer modifizirten Gestalt des entschieden- sten Widerstandes der Dissenters gewiß und wird s{hwerlich vom Un- terhause angenommen werden. Der noch allzugroße Einfluß des Klerus der herrschenden Kirche auf die Leitung der Schulen, die Be- stimmung, daß der Oberlehrer jeder Schule Mitglied der herrschen- den Kirche seyn muß, und endlich, daß die Schulsteuer der Armen- steuer einverleibt und daher zu einer ohne Unterschied der Religions- Partei zu erhebenden Abgabe gemacht werden soll, dies, meint das genannte Blatt, seyen die Hauptpunkte, welche auch noch die modifizirte

ill den Dissenters als unannehmbar erscheinen ließen.

Herr Lane Fox hat bekanntlihch eine Motion angekündigt, um der Repeal- Aufregung in Jrland Einhalt zu thun. Jun Bezug hierauf bemerkt der Standard: „Diese Ankündigung, welhe gewiß Weni- gen als unnöthig ersheinen wird, bietet einen ernsten Kommentar über die Jrländische Legislatur und Regierung während der lebten 50 Jahre dar. Wie oft sind wir und Andere nicht Lärmmacher, Fanatiker, Ultras gescholten worden, weil wir warunend vorhersagten, daß die Zugeständnisse bis auf den jeßt eingetretenen Punkt führen würden! Unsere Warnungen wurden mißachtet, und jeßt liegt die ernste Frage zur Entscheidung vor. Wo sind nun die Whigs, welche der Nation #\o oft feierlih versicherten, daß die Katholiken =-=Emanci- pation, die Parlaments-Reform, die Munizipal-Reform das Geschrei nach Aufhebung der Union auf immer zum Schweigen bringen wür= den? Alle diese Zugeständnisse wurden versucht; mit welhem Erfolge, davon giebt die Ankündigung des Herrn Lane For Zeugniß. Ohue Frage sind die Whig-Lords und Whig = Herren, welche freiwillig für die Zufriedenheit der katholishen Partei bürgten, jeßt nah Recht und Ehre verpflichtet, ihr Wort einzulösen, und die Regierung hat daher weise gehandelt, ihnen vorläufig die Juitiative zu überlassen. Was die Leute betrifft, die sich Jrländische Aristokraten nennen, und welche jeßt auf der einen Seite eine Jrländische Partei organisiren, während sie auf der anderen Widerstand gegen den Repeal - Aufruhr heucheln, so läßt sich von ihnen nihts Gutes erwarten. Wenn sie von einer Jrländischen Partei sprechen, so erklären sie sich eben \o bestimmt, wenn auch minder aufrichtig, für Repealer, als Herr O'Con- nell, wenn er uns Alle Sächsische Vagabunden nennt. Der Name einer Jrländischen Partei will wahrlich nihts Rühmliches sagen; denn Jrland is vielleicht das einzige Land, welches nie auch nur cinen Tag lang eine Eroberung machte, und welches nie außerhalb der eigenen Gränzen den mindesten Einfluß übte. Was für Ehren also erwarten die Männer, die sich eine Jrländische Partei nennen und das Experiment von 1779 zu wiederholen trachten, welches zu dem mörderishen Aufstande von 1798 und zu der ganzen langen Reihe von Wirren geführt hat, die Jrland in das elendeste Land von Europa umgewandelt haben? Ja, Alles, was FJrland jeßt leidet, was Großbritauien durch Jrland leidet, und was beide noch fünftig leiden werden, is Buße für die im Leben oder im Grabe von der sogenaunten patriotischen, in der That aber eigensüchtigen Jrländischen Partei von 1779 1782 verübten Sünden; und mit solhen Vorgängen im frischen Andenken organisi= ren Männer, welche s{ch für Anhänger der legislativen Union mit Großbritanien ausgeben, in allem Ernste eine Jrländische Partei! Die eigentlichen Repealer sind ahtungswerther. Sie nennen uns Sächsishe Vagabunden und möchten sih von uns losreißen. Die ei- gentlichen Rädelsführer aber wollen eine s{heinbare Verbindung bei= behalten, um einen gesonderten Staat zu gewinnen. Wir wieder= holen, daß von diesen katholischen Aristokraten nihts Gutes zu er= warten is. Sie sind eben so sehr als O’Connell Englands Feinde, und eben so sehr, als die Jrländischen Protestanten seine Freunde sind. An die Whigbürgen für das gute Verhalten der Jrländischen Katholiken ergeht daher jeßt unser Aufruf. Sie sind verpflichtet, entweder die Motion des Herrn Lane Fox zu unterstüßen, oder ehr- lich einzugestehen, daß ihnen dies unmöglich sey, und dabet zugleich zu befennen, daß sie das Land hintergangen haben und noch jeßt hin=

tergehen.““ ges R ——

Be qi e Bvrúüsel, 2. Mai. (Belg. Bl.) Jun Folge einer Ueberein zuni O den Verwaltungen der Rheinischen und der Belgischen Eisenbahn is die Lücke, welche zwischen Lüttich und dem Rhein für Waarenfrachten bestand, ausgefüllt, Seit dem 1. Mai werden die für Aachen und Köln bestimmten Wagren n unseren Stationen anu- genommen. Auch schreiten wir nell der Zeit zu, wo man die kom- merzielle Wichtigkeit unserer östlichen Eisenbahnlinie wird beurtheilen fönnen, indem sie bis zum 15. Oktober ihre destntive Vollendung erhalten wird. Man hat zwar für einen Augenblick fürchten können, daß die zwischen der Regierung und den Unternehmern der Arbeiten eingetretenen Zwistigkeiten geeignet wären, die gänzliche Vollendung der Bahn, welche dieses Jahr statthaben soll, zu gefährden, aber glücklicherweise weiß man, daß seit drei Wochen alle streitigen Fragen gelös sind und daß diese Lösung jeßt keinen Zweifel mehr gestattet, daß wir am 15. Juli nach Verviers und drei Monate später nach der Preußischen Gränze fahren werden. Dann werden wir für die Belgische Eisenbahn eine neue und an kommerziellen nicht weniger, als an politishen und moralischen Resultaten fruchtbare Aera sich

eröffnen sehen. E

Deutsche Bundesstaaten.

Leipzig, 4. Mai. (Leipz. Z,) Es is eine große Masse Sächsischer und Preußischer Tuche zu dieser Messe zusammengekommen, weil diese spät fiel und der Nachwinter gelind war, also das Fabri- ziren nicht ershwerte. Es mögen circa 150,000 Stück dagewesen

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seyn, davon sind aber wohl zwei Drittel (27—2# Mill, Rthlr. an

Werth) abgeseßt worden, indem sehr lebhaft gekaust wurde. —_“ P

Oecsterreich.

Triest, 29. April. Die in Mailand erscheinenden Annali universali di Statistica enthalten einen von der Feder des bekannten JFtalienischen Statistikers Grafen Serristori herrührenden Artikel über die Möglichkeit eines Zoll-Vereins zwischen deu Jtalieni= \ch‘'en Staaten, der ganz nah dem Muster des Deutschen gebildet seyn würde, doch wird zugleih der Wunsch hinzugefügt, daß Oester= reih nicht blos mit dem Lombardisch-Venetianischen Königreiche, son= dern auch mit seinen Deutschen Erbstaaten diesem Zoll-Verein beitreten möge. Das Journal des Oesterreichishen Lloyd in Triest hat diesen Artikel in einer Deutschen Ueberseßung vollständig auf= genommen.

Wissenschaft, Kunst und Kiteratur. Die Kunst - Ausf\tellung in Paris.

Vierter und leztex Brief. (Bergl. St; Ztg, Nr, 81, 109 1. 118.)

Portraits. Miniatur-Malereiz Pastell und Aquarelle. Porzellan - Malerei. Zeichnungen. Kupferstiche. Bildhauer - Arbeiten.

21 Paris, im April. Portraits, Studienköpfe, Charakter - Figuren

sind auf der diesjährigen Ausstellung in großer Zahl vorhanden. Das ge-

lungenste Stück der Bildniß - Malerei möchte cin weibliches Portrait von

Couture seyn, welches treu, natürlich aufgefaßt und in einem markigen

Vortrage, einem klaren, warmen Tone breit, meisterlih und fleißig ausge-

führt is, Guignet zeigt sich in seinen Portraits als gewandter Praktiker

im besseren Sinne des Worts; die lebensgroßen Bildnisse des Tenoristen

Duprez und des Geschichtschreibers Bürette von diesem Künstler sind in

technischer Beziehung, besonders was die Behandlung der Stoffe angeht,

sehr gediegen ,_doch in der Auffassung kalt und theatralisch repräsentirend.

Von Henry Scheffer sieht man sechs Portraits von schlichter Auffassung

und sauberem Machwerk aber von {wacher Modellirung und durchaus

unwahrer Carnation. Die fünf Bildnisse, welche Herr Dubufe in der

Ausstellung hat, beweisen, daß dieser Künstler bei der reichen Finanz-

und Börsenwelt noch immer in Gunst steht und vielfache Beschäf-

tigung findet. Einem feiner gebildeten Kunstgeshmacke dürften in-

deß die nett - elegante Auffassung, die unnatürlich \cchlanke Taillen=-

gebung, die flache Modellirung, die inkorrekte Zeichnung und die geschminkte

Färbung, welche die Bildnisse dieses Geschwind-Portrait-Malers charakteri-

siren, wenig zusagen. Die Beiwerke sind in den Dubufeschen Portraits mit meisterlicher Handhabung des Pinsels und lebendiger Kolorirung behan- delt, und weisen entschieden auf eine anderc fremde Künstlerhand, die Herr Dubufe bei seinen zahlreichen Arbeiten in Anspruch nimmt. Herr Leh- manu scheint als Portrait-Maler ebenfalls schr beschäftigt; wir haben von ihm vier weibliche Portraits, die einen gewissen Geschmack im Arrangement ver- rathen, aber in der Auffassung liegt nichts Feines, Charaktervolles, mitunter sogar etwas starf Affektirtes (z. B. în dem Portrait des kleinen Mädchens); da- bei fehlt in dem steinpappenen Fleische Blut und Leben; man bleibt dabei so kalt, als die dargestellten Personen es selbst sind, uur in einem der Portraits macht diese blut- und leblose Fleischfarbe einen grauenhaften, den Wachsfiguren verwandten Eindruck, Sonst bemerkt man mehrere kleine, fein und zart ausgeführte Bildnisse von dem {hon genannten Meisso- nier und von Alo phe, nebst verschiedenen größer und breiter behandelten Portraits von Belloc, L. Boulanger, Léon Cognict, Eugène Deveria, Lépaulle und Aug. Charpeutier. Leßterer hat außerdem noch zwei sehr ansprechende, warm kolorirte Studien - Figuren ausgestellt : einen zum Bilde herausschenden Hirtenknaben und ein in einem Buche mit Miniaturen blätterndes Mädchen, beide von sanfter, einnehmender Wirkung. Grosclaude gab einige weibliche Studienköpfe, die bei gutem Vortrag durch anmuthiges Kolorit interessiren. Eine Jtalienerin mit ihrem Kinde von Guerrmann-Bohn hat ctwas Gefälliges, ih möchte sagen Naives im Ausdruck und sogar in der Behandlung. Auch die Ftalienische Winzerin von Nudolph Lehmann in Nom is eine lobenswerthe Cha- rakter-Figur, in der Auffassung und Durchbildung der Formen nicht bedeu- tend und in dem gelblichen Ton der Fleischtheile sehr mißrathen, aber in der Anordnung verdienstlich und in der Wiedergabe der Stoffe, besonders des Mieders, sehr gelungen. R. Lehmann scheint ein angehender, fleißiger,

talentvoller Künstler zu sevn. Der kleine Savovarde, der mit lachendem

Gesichte vor einem abgebrochenen Stückchhen Spiegel auf den Knicen seine

Sonntags - Toilette macht, von dem Genfer Maler Hornung, is durch

die verzerrten Züge und die mit unsäglicher Sorgfalt und mühsamer Ge-

nauigkeit ausgepinselten geringsten Einzelheiten der rußgeshwärzten Hände,

Gesichtstheile und Kleidungsstücke im höchsten Grade widrig, ja fast ekelhaft.

Jedoch findet diese von Hornung wiederaufgenommene Dennersche Dar-

stellungsweise, die” ängstlich mit dem Mikroskop auf dessen Theilen umher-

rückt und uns kein Härchen davon erläßt, hier vielen Beifall, sogar Bewun-

derung, und jener schmußige Schornsteinfegerjunge wird wohl nächstens die

Ehre des Kußferstichs erhalten, welche bereits den beiden sich zutrinkenden

Savovardenbuben dieses Künstlers zu Theil geworden.

Die Miniatur-Malerei hat dies Jahr gerade nichts besonders Feines und Zartes geliefert; auch von Pastell-Gemälden ist mir nichts Ausgezeichnetes zu Gesicht gekommen, Dagegen findet man sehr gute Aqua- rellbilder: hübsche Städtepartieen und romantische Süjets von Hipp. Garnercev, shöón aufsgefaßte und wahr betonte Ansichten vom Rhein von Pelletier, und besonders große und vorzügliche Landschaften und See- stücke von Héroult, dic eine seltene Bravour der Behandlung darlegen. Der Schiffbruch einer in der Bai von Kankale verschlagenen Barke is mit Gudinschem Geiste gedacht und durchgeführt. Voll Kraft, Farben-Abstufung und bewundernswürdiger Beweglichkeit sind die Wellen, welche brandend an den Felsen hoch aufsprißzen, und ih hätte nicht geglaubt, daß es möglich sey, in Wasserfarben das cmpörte Element mit solcher energischen Wahrheit und Virtuosität darzustellen. s g

Verschiedene Porzellan-Gemälde von ungewöhnlicher Dimension können als Zeugen gelten, wie sehr weit und doch immer noch nicht weit genug man es in dieser Art Malerci gebracht hat, da es bis jet noch nicht gelun- gen, die Kraft und Wärme der Oclmalerei vollkommen wiederzugeben, son- dern beim Brennen das eigenthümlich Kraftoolle und Geistreiche des

Bekanntmachungen.

Oeffentliche Bekanntmachung.

Das in der Lindenstraße Nr. 121 belegene, im Hy- pothekenbuche des hiesigen Königlichen Stadtgerichts von der Friedrichsstadt Vol. 24. No. 1698 verzeichnete, den Erben des Gastwirths Berthold zugehörige Grundstück soll auf den Antrag der Eigenthümer Theilungs halber im Wege der Licitation aus freier Hand verkauft wer- den, Zur Abgabe der Gebote is cin Termin auf den 16. Juni d. J., Vormittags 10 Uhr, auf dem Vormundschaftsgericht vor dem Herrn Kammergerichts- Assessor Fleischer angeseßt, zu welchem Kauflustige hier- dur mit dem Bemerken vorgeladen werden, daß, falls ein annehmliches Gebot erfolgt, mit dem Abschluß des Kaufvertrags verfahren werden kann,

dolph v.

Allgemeiner Anzeiger für

Das Grundstück is gerichtlich auf 7229 Thlr. 28 Sgr. geshäyt. Die Taxe, der Hypothekenschein und die Kauf- bedingungen können vor dem Termine in der Registra- tur des unterzeichneten Gerichts eingesehen weiden,

Berlin, den 13. April 1843.

Königliches Vormundschastsgericht,

Ediktal -Vorladung 5 der Gläubiger in dem Konkurs-Prozesse über den Nachlaß des zu Mexiko verstorbenen Rudolph v. Przystanowski,

Ueber den Nachlaß des zu Mexiko verstorbenen Ru- Przystanowski, bestehend aus 538 Thlr. 11 Sgr., ist am heutigen Tage der Konkurs - Prozeß ‘eröffnet worden,

richts an.

Thiel, | ihm deshal

Stillschweigen L werden. Fraustadt, am 16. April 1843.

Beilage zur Allgemeinen Preußischen Staats-Zeitung. F& 128.

Vortrags jedesmal und die freie Tönung sehr häufig verloren geht. Das FLUE eines bârtigen, kahlföpfigen Mannes in s{chwarzer Kleidung, nah Tintoretto in derselben Größe wie das im Louvre befindliche Original ausgeführt, von Madame Ducluzeau is unstreitig ein bedeutendes Werk, vielleicht das schönste, was bisher in dieser Art produzirt worden. Die Kleidungsstücke sind breit behandelt; der meisterhafte Vortrag M De Kraft behalten, aber das Gesicht und die Hände sind bei weitem nicht so gut gerathen. Dic Hülfsmittel der Kunst haben nicht ausgereiht und den Künstler in Stich gelassen. Wo die Malerei leicht gehandhabt is, ver- shwindet die Modellirung beim Brennen und behält nur noch eine unge- wisse Form; das Schneewciße der Porzellan-Platte schlägt durch die Halb- tinten durch und wirft eine eisige Kälte und leblose Blässe auf die Fleisch- theile. Diese Uebelstände bemerkt man in den besten Porzellan-Gemälden der Ausstellung, in dem eben erwähnten Portrait, wie in den Bildnissen Julius 11. und Raphael’s von Madame Jaquotot, in dem Portrait Karl 1. nah van Dyck von Madame Laurent, und in der heiligen Fa- milie nah Murillo von J. Brochart. Wenn die Bee fein anderes Mittel ausfindig macht, wenn sie keine Jmpastirung zuläßt und der durchschlagende helle Grund, der die Harmonie zerstört, nicht abzustellen ist, kann sie die Mission, die großen Meisterwerke der alten Oelmalerei in un- versehrter Frische wiederzugeben und zu erhalten, nicht wohl erfüllen, Wo Kraft und Genauigkeit des Tons besonders erforderlich sind, wie in der Landschaft, scheitert die Porzellan-Malerei vollends. Blumenstücke und klei- nere reduzirte Süjets passen und gelingen ihr am besten. Die Portraits der Herzogin von Nemours und der Prinzessin Clementine, nah Winter- halter von Madame Türgan, und ein Blumenstük von MadameSain#ck® Albin lassen in keiner Beziehung etwas zu wünschen übrig.

Zeichnungen sind cinige sehr schöne da, wie die sechs Gegenstände aus der Passion unseres Herrn Jesu Christi von Gerard-Ségnin, die in Com- position, Formen- und Liniengebung cin fast an Overbeck erinnerndes Stre- ben nach tiefem Seelen - Ausdruck und kirchlicher Haltung offenbaren ; die Krönung der Jungfrau nah Raphael und die heilige Katharine von Siena mit der Magdalena nah Fra Bartolommeo, zwei schr fleißig und zart in shwarzer Kreide ausgeführte Zeichnungen von Charles Normandz ein weibliches Portrait nah dem Leben und eine weiblihe Phantasie - Figur, Aika benannt, von V. Vidal, mit dem Silberstift auf bläulichem Papier gezeichnet und in Weiß und Roth gehöht , durch graziöse Auffassung und geistreiche Ausführung anzichend, und eine Scene aus der Molièreschen Posse les Fourberies de Scapin, mit der Feder geri]jen von Penguills l'Haridon. Dieses echt komisch gedachte und ungemein geistreich behan- delte Blatt ist ein Meisterstück. Die Phvsiognomieen, Kostüme und archi- tektonischen Beiwerke sind darin aufs schärfste und bestimmteste in den Haupt- zügen charafkterisirt, und die Sicherheit und zugleich das malerisch Wirkungs- volle in der Behandlung mit der Feder hat hier den höchsten Grad der Ausbildung erreicht. Penguilly l’Haridon, eigentlich Dilettant und seinem Stande nah Genie-Capitain, ist ein Mann von seltenen künstlerischen An- lagen und Kräften, ein Meister in der mee spielend leichten Hand- habung der Feder und Radirnadel, welche er abwechselnd dazu anwendet, Volks - und novellistische Scenen auf das treffendste ’, ergöglichste und be- lustigendste vorzuführen, und er dürste hierin von keinem der neueren und von wenigen der älteren Künstler dieses Fachs übertroffen werden. Ih wüßte in der neueren Kunstgeschichte nichts, und in der älteren weniges, was in Bezug auf originelle Geistesfrische, poetische Anschauun sweise, feine, heitere Laune, scharfe Charakteristik, lebendige Tenn tiefe aturbeobach- tung, sichere, leicht spielende Behandlung mit der Feder oder Radirnadel den Zeichnungen dieses Künstlers zu Siarron s komischem Roman , seinen Radirungen zu Hoffmann's Rath Kraspel und seinen Illustrationen zu den Schilderungen der Bretagner in den Français peints par cux-mémes ant die Scite zu stellen wäre.

Von Kupferstichen is als bemerkenswerth zu nennen : das Portrait Leo X. mit den beiden Kardinälen, nah dem Original-Gemälde Raphael's in der Galerie des Palastes Pitti zu Florenz, gestochen von dem Florenti- ner Jesi, eine meisterhafte, klassische Probe des Jtalienischen Kupferstichs,

Der Termin zur Anmeldung aller Ansprüche an die Konkurs-Masse steht am 28. August c., Vormittags um 11 Uhr, vor dem Herrn Ober-Landesgerichts-Rath Direktor Gebel im Parteien-Zimmer des hiesigen Ge-

Königl. Preuß. Land- und Stadtgericht. Gebel.

Ediktal-Citation. _ Von Seiten des unterzeichneten Königl. Land- und Stadtgerichts werden auf den Autrag der Verwandten

und die Francesca de Polenta und Paolo de Malatesta, welche von dem Sturmwinde umgetrieben werden und als Schatten vor Dante und Virgil vorübershweben, nach Ary Scheffer, von Luigi Calamatta gestochen. Dieses lehtere Blatt zeigt allerdings in der Ausfübrung eine große Freiheit, Sicherheit und Gewandtheit im Gebrauch des Grabstichels, eidet aber att einigen Härten, so daß es die Schönheit des in der Auffassung wie in der Ausführung gleih vollendeten Originals nicht vollkommen wiedergiebi. Die effektvoll geschabten Blätter, welche Jazet, Gi- rard, Sirxdeniers und Andere mit ihrer gewöhnlichen Bravour,

nah Horace Vernct, Gué, Winterhalter , Bouchot und Anderen

ausgeführt und zur Ausstellung eingeschickt haben, sind schon seit längerer

Zeit im Kunsthandel verbreitet. Unter den Lithographen gab Marin-

Lavigne Prüdson's sterbenden Christus am Kreuz lithographirt, ein sorg-

fältiges, werthvolles Blatt, auf dem der Geist und Ton des nicht sehr an-

ziehenden Originals treu wieder erscheint. Von Aimé de Lemud haben

wir die Helene Adelsfreit, ein sehr wirkungsvoll behandeltes Blait nach

eigener Composition, Gegenstük zu dem Meister Wolfram desselben Künst-

lers, doch in Erfindung und Ausführung minder gelungen. Sonst sieht maut

noch hübsche Stein - Zeichnungen von Grevedon und Léon Noël, die

Portraits der Prinzen und Prinzessinnen des regierenden Königshauses nach

Winterhalter.

Unter den arhitektonishen Entwürfen is mir nichts Originelles aufgefallen. Von dem, was die Bildhauerkun st ausgestellt hat, verdient nur Weniges Erwähnung. Dahin gehört die Statue der Cassandra, von Pra dier, nicht schr fein in den Formen und höchst unpassend benannt, aber meisterlich gearbeitet z die Statue der heiligen Cäcilie von Foy atier und die Statue der heiligen Jungfrau von Molchneht, wie die vorige, in Mar- mor ausgeführt mit tüchtiger Praxis und in etner Weise gedacht, die kein Gefühl verleßt, aber auch keins hebt und füllt, Der Kopf der Madonna von Bosio hat zwar etwas zu Allgemeines, zu Akademisches in den For- men, is indeß höchst sauber in der Behandlung des Marmors. Die Mar- mor-Statue eines jungen Mädchens, eben im Begriff , Wasser zu {öpfen, von Ludwig Wichmann aus Berlin, ist bei höchst achtbarer Ausführung allzu zierlich und zimperlih in der Auffassung und styllos in der Gewandung, vertritt jedoch schr ehrenwerth die Deutsche Bildhauerei der Gegenwart in der hiesigen Ausstellung. Unter den Büsten zeichnen sich die von Pradier, Elshoëcht und Klagmann durch die lebendige Auffassung und Bezeich- nung des Jndividuellen und die sorgfältige Aus ührung und Durchbildung aus, Von Denkmünzen aus hiesiger Münze is} nichts zu erwähnenz von Vasen, Schalen, Postamenten, Kandelabern und dergleichen Decorations- Bildwerken, von Gold- uud Silberarbeiten ist vollends nichts zu sagen, weil Gegenstände dieser Art unbegreiflicherweise aus den alljährlichen Kunst- ausstellungen verbannt und auf die blos alle füuf Jahre stattfindenden Jun« dustrie-Ausstellungen verwiesen sind.

‘die Preuftischen Staaten.

und Küratören folgende seit länger als zehn Jahren ohne Nachricht abwesende Personen : i :

1) der Bernhard Schulz, früher Trompeter im zweitcrt

Königl. Ostpreußischen Uhlanen-Regimente, der zuleßt

im Jahre 1819 aus Graudenz von ih Nachricht

Wer si in diesem Termine nicht meldet, wird mit gegeben hat, und dessen Schwester Helena Schulz, seinen Ansprüchen an die Masse ausgeschlossen und verehelichte Schuhmacher Weyden, die nav E rge gegen die übrigen Gläubiger cin ewiges E

ten Nachrichten zufolge im Jahre 1830 als H amme in Warschau gewohnt haben soll, von de- nen der crstere ein Vermögen von 33 Thlr. 13 Sgr. 1 Pf., die leßtere von 145 Thlr. 13 Sgr. 1 aus dem hiesigen Depositorio zu fordern Ha!

2) der Joseph Krause, ein Sohn der berei verstorbenen Joseph und Magdc berg, Krauseschen / gewohnt haben, für den