1843 / 134 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

uf man einen Erlaß zugestanden, hat etwas we- ae O, O Gicèvon erwartet, eingebraht. Der Handel damit ist aber jeßt in der Zunahme begriffen. Eben so verhält es sich mit Aae: Die Consumtion von Baum-= wolle und anderen in den Fabriken verbrauhten Artikeln hat eben- falls zugenommen, woraus sich also ein Aufschwung der Industrie er= giebt. Der Ausfall in der Accise beträgt 1,200,000 Pfd., wovon 880,000 Pfd. wegen der ungünstigen Gersten-Aerndte, auf Rechnung der Malzsteuer kommen. Die im Ganzen also gegen 2 Millionen Pfd, betragende Summe, um welche Sir R. Peel sich verrehnet hat, wird

725,000 Pfd. aus China auf 1,250,000 Pfd. reduzirt, Zur Dai des Alusfalis wollte der Minister übrigens keine neue Maß- regel vorschlagen, indem er annahm, daß die Ursachen, welche die | verminderte Einnahme im vorigen Jahre herbeigeführt, nur vorübergehen- der Art seyen, und daß im nächsten und in den darauf folgenden Jahren ein Ueberschuß stattfinden werde, mit welchem er das diesjährige Defizit zu decken vorschlug. Dem Ausfall stellt sih der Ertrag der Einkom- mensteuer gegenüber, den der Minister zu 5,900,000 Pfd. veranschlagte, wovon 5,100,000 Pfd. als reine Einnahme anzunehmen “sind, Ju dem vom Kanzler der Schaßkammer vorgelegten Budget für nächstes Jahr sind die Einnahmen mit Jubegriff der Chinesischeu Kriegssteuer von 870,000 Pfd. zu 50,150,000 Pfd., die Ausgaben zu 49,387,645 Pfd. angeschlagen, welches einen Ueberschuß von 762,000 Pfd. ergiebt. Bl Minister fügte hinzu, daß, wenn sich ein Jrrthum in seinen Berech= nungen vorfände, derselbe zeigen werde, daß er eher zu gemäßigt als zu sanguinisch in seinen Veranschlagungen zu Werke gegangen sey. Auch gab er die Hoffnung zu erkennen, daß, wenn er auch feine hmeichelhafte Schil derung von den Hülfsquellen des Landes geben könne, doch die Zeit nicht entfernt seyn dürfte, wo er Vorschläge zur Begünstigung der Jndustrie des Landes durch bedeutende Erlasse zu machen im Stande seyn werde. Schließlih trug der Minister auf ein Votum vou

47,943,000 Pfd. für die Mittel und Wege dieses Jahres an, welche auch nah einigen Gegenbemerkungen der Herren Hume, Baring | und Lord J. Russell, auf die Sir R. Peel antwortete, bewilligt | wurden,

Londou, 9. Mai. Ju Dublin ist die offizielle Nachricht ein- gegangen, daß die Königin im Sommer Jrland besuchen werde.

Die Nachrichten aus Sind werden von den hiesigen Blättern noch vielseitig besprochen, Man is niht ohne Sorge für das Trup= pen - Corps Sir Charles Napier's, da man fürchtet, daß demselben eine zweite blutige Schlacht mit den erbitterten Beludschen bevorstehe.

Eine Deputation, an deren Spiße sich eine Anzahl Unterhaus= Mitglieder und angesehene Kaufleute befanden, hatte dieser Tage im Schabß-Amte eine Unterredung mit dem Kanzler der Schabkammer, Grafen Ripon, in Betreff der beabsichtigten Errichtung einer Londo- uer Bank für British Judien, welche auf denselben Grundlagen, wie bei den übrigen Londoner Kolonialbanken für Australien, Westindien, Britisch Nord - Amerika und Ceylon, die sämmtlih von der Krone Privilegien empfangen haben, stattfinden soll. Der Minister nahm an dem Gegenstande der Besprehung sehr lebhaften Antheil und drückte seine Aa na dahin aus, daß die Errichtung eines solchen Ju= stituts dem Handel und Verkehr der östlichen Halbkugel die größten Vortheile bringen müsse. Der Standard meiut, daß die Privat- Znteresseu Einzelner sich der Begründung einer solchen Bank gewiß nach Kräften widerseßen, bei der Regierung aber wegen des überwie=

genden öffentlihen Nugeus der Bank s{hwerlich Gehör finden würden.

Nach Berichteu aus Río Janeiro vom 24, März wollte Herr Ellis am folgenden Tage sich bei dem Kaiser verabschieden und am 29sten nah England einschiffen. Der Standard versichert aus guter Quelle zu wissen, daß der Britische Gesandte im besten Ein= verständuiß mit der Brasilianischen Regierung scheide, daß bereits die Basis zu einem Haudels=-Traktate gelegt sey, und daß binnen kurzem ein Brasilianischer außerordentlicher Gesandter in England eintreffen werde, um die Unterhandlungen wieder aufzunehmen. Der Russische Konsul in Rio Janeiro, Herr Wallerstein, hat sich das Leben ge- nommen.

Die bekannte Deutsche Buchhandlung von Ackermann und Com= pagnie hat durch ein vom 5. Maîï datirtes Cirkular ihre Zahlungs- Einstellung angezeigt. Die Passiva werden von Einigen auf 200,000 Pfd., von Anderen auf nur 35,000 Pfd. angegeben.

H London, 9. Mai. Ju der gestrigen Sißung des Unter= | hauses gab Herr Goulbourn eine Uebersicht von dem finanziellen | Zustande des Landes, und obgleich derselbe die Hoffnungen der san- guinischeren und die Erwartungen der thätigeren Mitglieder der mi- nisteriellen Partei getäuscht haben mag, so gereicht doch das Ganze der einjährigen Tory - Verwaltung zur Ehre. Mau muß nicht ver- gessen, daß die gegenwärtige Regierung die Finanzen in cinem trau- rigen Zustande vorfand. Die jährlichen Ausgaben überstiegen die Einnahme, und dies war seit mehreren Jahren der Fall gewesen. Die Kriege in China und Judien vermehrten noch die Ausgaben, und obgleich seitdem große Summen aus China eingegangen sind, so ist es doch höchst unwahrscheinlich, daß sie hinreichen werden, um die zur Entschädigung der Opiumhändler erforderliche Summe, so wie die von der Ostindischen Compagnie und von der Britischen Regierung für die Ausrüstung der Sece=- und Landmacht zur Erpedition nach China gemachten Ausgaben zu decken. i

Man muß jedoch anerkennen, daß alle Berehnungen, welche Sir Robert Peel, bei Gelegenheit seiner berühmten Rede über die Ein= fommen- Steuer, dem Hause vorlegte, sih als falsch erwiesen haben. Die Herabsebung der Zölle auf Bauholz, Kaffee und alle anderen in dem ueuen Tarif enthaltenen Artikel haben einen größeren Ausfall in der Einnahme verursacht, als man erwartete. Die Accise -Ein-= ivie war namentli während der ersten neun Monate des Finauz- Jahres weit geringer gls gewöhnlih. Die Steuern wurden bis zu einem gewissen Grade durch die Erhebung der Einkom- men - Steuer reduzirt; gber diese lebtere fb wird die Ver anshlagung des Ministers um eine größere Summe über- steigen, als der Ausfall vei den anderen Punkten beträgt Das scheinbare Defizit am Shhlusse des mit dem 5. April beendigten

ahres beträgt 2,420,000 Pfd. ; aber es wird ile bit od Le ändigen Summen der Einkommensteuer edeckt, Herr Goulbbirn lägt daher vor, das Finauzsystem des pu en Jahres od wölf ónate fortbestehen zu lassen; die unmittelbare Wirlun der Tarif Zölle würde dann aufgehört haben, da die Consumtion B er beciéal gen Artikel, die eine Zoll - Reduction erfahren , außerordentli ch f nell zunimmt, Die beiden bemerkenswerthesten ThatsaGen in dein mate- riellen Zustande des Englischen Volkes sind in diesem Augenblicke die außerordentli niedrigen Preise der Lebensmittel und der iibmtnde Widerwille gegen den Genuß geistiger Getränke. Wag daher guch über die herrshende Noth (die allerdings in einigen Gegenden gus

Maktgel an Beschäftigung furhtbar gewesen ist) gesagt worden i und Leh gesagt wird, so steht doch p, daß die Masse des Volle mit allen Bedürfnissen des Lebens auf merkwürdige Weise gut verse= en gewesen ist, und namentli hat in den leßten zwei Monaten der Br beaud von Thee und Kaffee auf wunderbare Weise zugenommen. Der günstigste Beweis indeß für das Wiederaufleben des Handels i chl er Umstand, daß im vergangenen Jahre die Quantität der r dei inneren Verbrauch eingeführten Baumwolle von 450 Mil-

592 lionen Pfund auf 537 Millionen Pfund gestiegen ist; im April dieses Jahres sind allein 896,000 Ctr, eingeführt worden, dagegen im April 1842 nur 369,000 Ctr.

Das Budget wird indeß der Regierung heftige Angriffe zuzie- hen. Die Freunde des freien Handels tadeln Sir Robert Peel, daß er niht weiter geht und kühnere Maßregeln ergreift; die Feinde eines liberalen Haudels = Systems werden durch diesen Finanz = Bericht zu einer positiven Opposition veraulaßt, und es scheint eben so wahr= scheinlich, daß sih eine Tory-Opposition gegen die Regierung bilden, als daß die Whig=Partei immer mehr Feld gewinnen wird.

Man hegt cinige Besorgnisse wegen des Schickssals der Unter- richts-Bill. Wird sie aufgegeben, so wäre dies der betrübendste und niedershlagendste Sieg des Sekten-Fanatismus über die Institutionen

| des Landes, sowohl der Kirche als des Staats, den wir bis jeßt ge=

seben haben. E

Gel ae

Brüssel, 10. Mai. Der Moniteur Belge enthält eine vom gestrigen Tage datirte Königliche Verfügung, durch welche die aus den freien Entrepots kommenden, auf der Eisenbahn über Lüttich wieder ausgeführten und zum Weitertransport auf der Rheinischen Eisenbahn bestimmten ausländishen Waaren von jedem Durchgangs= Zolle befreit werden. Es hängt diese Maßregel mit der Anorduung zusammen, daß jeßt auch auf allen Belgischen Eisenbahn - Stationen Güter angenommen werden, die für die Rheinische Eisenbahn bestimmt sind. Die Fuhrleute, welche die transitirenden Güter in Lüttich in Empfang nehmen, um sie über Henri-Chapelle nah Aachen zu beför= dern, haben sih, wie es in jener Königlichen Verfügung heißt, be- stimmten Reglements zu unterwerfen.

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Deutsche Bundesstaaten.

München, 9. Mai. (Bayer. Bl.) Jn der heutigen Siz- zung der Kammer der Abgeordneten wurde dur den Minister des Junern, Herrn von Abel, ein Geseß=Entwurf eingebracht, dessen erste beide Artikel lauten: „Art. I. Die Königliche Staats = Schulden- Tilgungs-Kommission is ermächtigt, die Gewährleistung cines jährli-

chen Zins = Ertrages von höchstens Vier vom Hundert aus dem |

Bau = und Einrichtungs =- Kapital der dur einen Actien - Verein zu erbauenden Eisenbahn von Ludwigshafen nah Bexbach, vom Tage der Vollendung und Eröffnung dieser Bahn gerechnet, auf fünfund- zwanzig Jahre zu übernehmen, wogegen jedenfalls nah neunund= neunzig Jahren, von demselben Tage gerechnet, die Bahn uneutgelt- lih dem Staat heimzufallen hat. Art. [l Die Mittel Zu dem Art. I. bezeichneten Zweck werden im Falle und nach Maß des Bedarfs wäh= rend der 5ten Finanz-Periode aus den für Eisenbahn-Bauten bud- getmäßig gegebenen Fonds geschöpft und auf die nach Art. Il, des Gesetzes vom ,, ¡die Aufnahme eincs Anlehens zur T eckung der Kosten des Eisenbahn -Baues von der Reichsgränze bei Hof bis Lindau betreffend“ “/, gebildeten besonderen Kosten überwiesen, _Für die späteren Finanz-Periodeu werden diese Mittel dur das betreffende

Budget bestimmt.“

Müúüncheu, 8. Mai. Geheime Rath von Schelling is gestern Abend zur großen Freude seiner Freunde und zahlreichen Verehrer aus Berlin hier angekommen, um mehrere Wochen in unserer Stadt zu verweilen.

Dresden, 28. April. (Säch. Bl.) Bei der Position des Budgets, die Beiträge zu den Ausgaben des Deutschen Bundes be- treffend, bemerkte der Staats-Minister von Zeschau, daß außer den hier bezeichneten für Bundeszwecke bestimmten Ausgaben noch eine andere, sehr beträchtliche bevorstehe, nämlich zum Bau zweier Bun- desfestungen zu Ulm und Rastatt; denn wenn auch zu diesem Zweck eine nicht unbedeutende Summe Geldes {hon vorhanden sey, so werde doch eine beträchtliche Leistung von den Bundesstaaten zu übernehmen seyn, diese sich aber auf eine Reihe von Jahren vertheilen. Da hierüber ein Bundesbeshluß noch nicht vorliege, so sey das Mi- nisterium behindert gewesen, ein bestimmtes Postulat zu stellen, und müsse sih auf diese Andeutung mit dem Bemerken beschränken, daß

| es eintretenden Falls der Zahlungs = Leistung sich niht werde ent-

brehen fönnen. Dieser Mittheilung fügte er noch hinzu, daß ein den Bundeszwecken allerdings fremder Gegenstand eine kleine Zah= lung in Anspruch nehmen werde, Die hiesige Regierung habe sich nämlich niht wohl davon ausschließen können, zu einer von mehreren Seiten in Vorschlag gebrachten Erwerbung der Goetheshen Samm- lungen für Rechnung der sämmtlichen Bundes-Regierungen ihre Bei- stimmung zu erklären. Der Gegenstand sey aber so unerheblich, daß man sich nicht veranlaßt gesehen habe, deshalb, wie anderwärts ge-= schehen, ein besouderes ohnehin im Betrag noch nicht zu überschendes Postulat zu stellen, sondern mau werde den Betrag seiner Zeit aus den zu Gebot stehenden Fonds entnehmen, habe aber doch nicht ver- säumen wollen, die Kammer davon in Kenntniß zu seßen, wenn si in einem künftigen Rechenshafts-Bericht eine solhe Ausgabe vorfinde.

Dresden, 12. Mai, Jhre Königl. Hoheiten der Erbgroß- herzog und die Erbgroßherzogin von Sachsen - Weimar sind gestern Abend von Berlin hier angekommen. ; E

In der Nacht vom 10. zum 11. Mai entriß ein sanfter Tod deu Reihen der Königl. Sächsishen Armee ihren ältesten Veteran, den Freiherrn Heinrich Adolph vou Gablenz, General: Lieutenant der Reiterei und Gouverneur der Residenz. Am 25, Oktober 1764 zu Weida geboren, erhielt er in den Jahren 1776 und 1777 seine mi- litairishe Vorbildung in dem damaligen Kurfürstlichen adeligen Ka- detten-Corps zu Dresden. Jm Oktober 1778 trat e bereits als Unter-Lieutenant in das Regiment Kurfürst Kürassier ein,

Leipzig, 11. Mai. (Leipz. Z.) Ueber den Erfolg unserer Oster =- Messe Tßt sich jeßt noch kein sicheres Urtheil fällen. Muth maßlich wird sie im Allgemeinen nicht zu den eeguten““ gehören. Eine Fülle aufgestapelter Waaren, eine Menge Verkäufer, die zum Theil das erstemal die Messe beziehen, und ein starker Zufluß von fremden Besuchern auf den drei Eisenbahnen, welche in Leipzig ausmünden, bringen zwar eine sehr lebendige Bewegung hervor, machen aber allein noch keine gute Messe. Die Unglückéfälle des vorigen Jahres, in der Nähe und Ferne, so wie die örtliche Theuerung vieler Lebens-= bedürfuisse, wirken hemmend auf den Waaren-Absaß und Geld-Um=

lauf ein. ————

S q w e 13. s

Aarau, 4. Mai. (Schweizer Bl.) ebten Sonntag Nachmittags wurde der Drucker bes Wächter am Rhein, Namens Hollinger, als derselbe auf der Rheinbrücke das Badische Gebiet be- treten hatte, von zwei Badischen Gensd'armen aufgegriffen und so= fort dem Amte Säckingen zugeführt. N 06 wurde von dem Hofgerichte in Freiburg wegen Preß-Unfug zu sechs Monaten Zucht- hausstrafe verurtheilt. s i} noch nicht bekannt, ob dieses Urtheil die Bestätigung des Ober - Hofgerichts erhalten habe, und solches

durch dessen Arretirung nun in Vollziehung geseßt werde, oder ob Hollinger diese Festnahme seiner neuerlihen Verbreitung verbotener

ölugschriften, namentli des so betitelten Vogt Andreas verdanke. - ——__—

S panien.

© Madrid, 1. Mai. Der Kongreß der Deputirten hat end- lih den Ausspruch gethan , dessen Gültigkeit der Regent im voraus anerkannte. Er erklärte nämlich vorgestern, daß er derjenigen Person, welche der Kongreß zu seinem Präsidenten erwählen würde, ohne Weiteres das Geschäft, ein neues Kabinet zu bilden, zu übertragen gesonnen wäre. Nachdem si der Kongreß in der gestrigen Sitzung ür konstituirt erklärt hatte, schritten die 150 anwesenden Deputirten zur Wahl des Präsidenten. Herr Corting erhielt 93, Herr Lopez (Don Joaquim) 43, Herr Arguëlles 13 und Herr Martin 1 Stimme. Demnah wurde Herr Cortina als Präsident anerkannt. Die Wahl geschieht vermittelst geheimer Abstimmung, und man sieht, daß eine große Anzahl der Deputirten, die bisher mit dem Ministerium stimmten, sich gestern für Herrn Cortina er- klärten. Denn die Stimmen, welche Lopez erhielt, kamen von der radikalen Partei. Es scheint keinem Zweifel zu unterliegen, daß Cortina und seine Anhänger mit jenen ministeriellen Deputirten über= eingekommen waren, er solle zum Präsidenten gewählt, der erste Vice-Präsident aber gus den Reihen der Leßteren genommen werden. Groß aber war die Ueberraschung, als Herr Alsina, der zu der radifalen Partei des Herrn Lopez gehört, zum ersten Vice-Präsiden- ten erwählt wurde, woraus hervorging, daß die Freunde Cortina's bei der geheimen Abstimmung die gegen die ministeriellen Deputirten übernommene Verpflichtung nicht erfüllt hatten. Lebtere verließen aufgebraht den Sgal, und ergossen sich in bittere Klagen über die Treulosigkeit der Partei Cortina’s. Selbst Olozaga stellte diesen zur Rede, und erklärte sein Betragen für höchst zweideutig. Man glaubt indessen, daß es mit diesem Zorn des Diplomaten keine ernstliche Be= wandtuiß habe, sondern eine baldige Aussöhnung erfolgen werde. Die drei anderen Vice-Präsidenten, Serrano (General), Madoz und Silvela gehören zur Partei Cortina; die drei Secretaire, Ovejero, Prim (der bekannte Oberst) und Somoza, zur Partei Lopez, und der vierte Secretair, Garnica, zählt sich zu den Cortinisten, wie man sie bereits nennt.

Alle Parteien waren also darüber einig, dem Präsidenten der lebten Kammer, Herru Olozaga, keine einzige Stimme zu geben. Und Arguëlles, der den Vorsitz in der Volks =- Kammer als eine ihm allein zukommende Ehre betrachtet, mußte es nun in seinen alten Tagen erleben, mit 13 Stimmen abgefertigt zu werden.

Ein anderes Ergebniß dieser Abstimmung is, daß die ministerielle Partei auch nicht ein einziges ihrer Mitglieder an den Präsidenten- tisch bringen konnte. Deutlicher konnte also die Willens = Erklärung des Kongresses nicht wohl seyn. Die Gaceta sagt heute, die Re-= sultate der gestrigen Sißung könnten unermeßlih seyn.

Abends hielten sämmkliche Minister eine Berathschlagung im Palaste des Regenten. Als sie sih entfernt hatten, wurden der Prä- sident des Senates (Gomez Becerra) und der des Kongresses (Cor tina) dorthin berufen. Man will daraus schließen, daß der Regent ein gemishtes Ministerium zu bilden beabsichtige, das aus Senatoren, die zu den bisherigen Ministeriellen gehören, und aus Deputirten von der Opposition bestehen solle, Ein solches Amalgama dürfte schwerlich ausführbar seyn. Indessen läßt sih für jeßt nur so viel mit ziem= liher Bestimmtheit angeben, daß eine Auflösung der Cortes, auf welche einige vertraute Rathgeber des Regenten dringen sollen, diesen in eine äußerst kritishe Lage versetzen würde, und daß, falls es dem Herrn Cortina überlassen bleibt, das neue Ministerium ganz nah seinem eigenen Sinne zu bilden, kein Ayacucho darin verbleiben oder eintreten wird. Die Depu-= tirten haben bereits angekündigt, das Ministerium wegen des Bom- bardements von Barcelona, wegen der gerihtlihen Verfolgung des Obersten Prim, der in seiner Eigenschaft als Deputirter ohne Ge-= nehmigung der Cortes nicht vor Gericht gezogen werden konnte, und wegen anderer Verleßungen der Verfassung in Anklage - Zustand ver- seßen zu wollen. i

Abends. Heute leisteten die Deputirten und unter ihnen der Infant Don Fraucisco, der die Uniform eines gemeinen National- Milizen und darüber die Feldmarschallsschärpe trug, den Eid. Der Kriegs-Minister verlangte die Genehmigung des Kongresses, um deu Obersten Prim vor Gericht zu stellen, weil er Madrid ohne Paß verlassen hätte und unter falschem Namen nah Frankreich gegangen wäre. Die Ernennung einer Kommission zu diesem Behufe wurde ) 1. : E erflärte der Marine-Minister Capaz, das Ministe- rium hätte, da sich im Kongreß eine Majorität gebildet habe, seine Entlassung aufs neue eingereiht. Diese hätte der Regent genehmigt, und Herrn Cortina die Bildung des neuen Kabinets übertragen. Daun seßte man die Diskussion der Amendements zu dem Adreß- Entwurf fort. Der bisherige Minister der auswärtigen Angelegen-= heiten , Graf Almodovar, erklärte, Fraukreih hätte keine Drohung gegen Spanien gerichtet, und einige andere Mächte zeigten sich mit jedem Tage geneigter, mit Spanien freundschaftliche Verhältnisse an= zuknüpfen.

/ Wey Cortina würde, als Minister-Präsident, die auswärtigen Angelegenheiten übernehmen, die Finanzen vermuthlich Herr Can-= tero, der früherhin als Deputirter die Gültigkeit des Rothschildschen Quetsilber-Kontraktes anfoht. Auch den kaum abgeschlossenen be- absichtigt die Majorität des Kongresses anzufechten. G A Türkei.

Konstantinopel, 26. April. Die Türkische Zeitung vom 18. Rebi=ul - ewwel (18. April) enthält über die (in unseren Blättern bereits gemeldete) Ernennung eines Aufjehers über den Donauhandel folgenden Artikel: „Se. Hoheit der Sultan haben den Wunsch geäußert, daß die Handels - Augelegenheiteu der Kauf- leute immer gehörig untersucht und geschlichtet werden sollen, auch Alles aufgeboten werden möge, um sie nach allen Kräften zu schüßen und den Handel zu heben. Nachdem nun, wie es Feiner weiteren Auseinanderseßung bedarf, die Gegenden von Baldschik bis zum Ende der Donau-Ufer und vor Allem die Landungspläße von Jbraila und Gallacz wahre Wiegen des Handels sind, so stellte sih die Er nennung eines mit den nöthigen Handelskenntnissen ausgerüste=- ten und erprobten Mannes, dem Amt und Titel eines Aufsehers des Donauhandels verlichen werden solle, als höchst nothwendig und drin- gend dar. Derselbe wird, an die neuen Regulirungen und Handels= Prinzipien fo haltend, die Angelegenheiten der Kaufleute, welche jene Gegenden besuchen, ordnen und schlichten, die Kaufleute selbst vor jeglihem Schaden bewahren und auf solche Weise nihts unversucht lasen, um alle jene Miftel herbeizuschaffen, dieselben in Stand zu seben, ihren Handel dem Allerhöchsten Wunsche gemäß und mit dem größtmöglihen Gewinne zu betreiben. Zu diesem Ende wird er ferner in der Nähe von Jhraila und Gallacz, einen Ort, welcher durch seine Lage allen nen entspricht, auswählen, um ihn zum Mittelpunkte des Handels zu bestimmen, dort seinen Wohnsiß nehmen und seiner Mission Genüge leisten, Dieser

Posten eines Aufsehers des Donauhandels wurde an Dschebel Athar- Sade Mehmed Sadik Efendi, als einen Mann, welcher durch seine frühere Anstellung bei der Handels-Jutendanz sih die nöthigen Er= fahrungen gesammelt, und daher vollkommen befähigt is, übertragen, und bei dieser Gelegenheit auch die Mauth vou Silistria seiner Lei tung untergeben, da man glaubt, daß es vortheilhaft seyn dürfte, wenn dieselbe von ihm verwaltet wird. Derselbe ist auch bereits auf seinen neuen Posten abgereist.“

La Plata - Staaten.

_ Montevideo, 25. Febr. Oribe is noch niht in Monte- video cingerückt, steht aber mit 14,000 Mann vor der Stadt, eine halbe Stunde von hier, beiSaladeio de Chopitea. Rivera wollte mit 3800 Mann Kavallerie das Feld behaupten, wurde aber, vom General Pa- eco verfolgt, gezwungen, sich nah der Brasilianischen Provinz Rio Grande zu wenden. Am A6óten d. M. war er bei Santa Lucia Chica geschlagen worden und hatte 200 Mann an Todten und 300 an Gin dn verloren.

R C48 d

Macao, 22. Febr. Der Kaiserliche Erlaß, welcher die Ver fügung enthält, daß eine Untersuchung über die Ermordung der Mann- schaften der bat Ee „Ann“ und „Nerbudda“/ auf Formosa angeorduet werden soll, hat seiner Form wegen eine unverzügliche Remonstration Sir Henry Pottinger's Vetätfai Unter Anderem kommt in dem erwähnten Erlasse der Ausdruck vor: „Die himmlische Dynastie übt, ihrem Prinzipe nah, ihr Herrscherrecht über die außerhalb ihres Be reiches wohnenden Fremden ganz mit derselben Gerechtigkeit aus, wie über ihre eigenen Kinderz““ wogegen Sir Henry Pottinger dem Kai= serlihen Commissair die schriftliche Erklärung hat zustellen lassen: „daß die Königin von England keine Höheren über sich anerkenne als Gott, daß ihre Würde, ihre Macht und ihr Wohlwollen auf Er- den nicht übertroffen gleihkämen, mit welchen sie Zersprehungen erfülle.“ Morrisson, den Auftrag, mündlich zu erklären, man habe dafür zu sorgen, daß in den Kaiserlichen Edikten der frühere hochfahrende Ton niht wieder einreiße. | __Im Uebrigen sucht Sir Henry Pottinger das freundschaftliche Einverständniß mit der Chinesischen Regierung auf jede Weise zu nä(- ren; so hat er dem Kaiserlichen Commissair den Vorschlag gemacht, gemeinschaftlich gegen die im Canton-Fluss erh l

menden Piraten zu kreuzen, zu welchem Zwecke

würden und nur der Treue und Sorgsamkeit | ihre Königlichen Verpflichtungen und |

Zugleich erhielt der D ther, Herr 12 N E x D E Zugleich erhie er Dolmetscher, Herr | den eilften Theil die Französische, während sie jeßt dieselbe um mehr

e immer mehr überhandnch- | sowohl Chinesischer |

als Englischer Seits zwei oder drei shnellsegelude, bewaffnete Fahr= |

zeuge ausgerüstet werden sollen, und zwar hat sih Sir Henry Pot- tinger erboten, dic von ihm zu stellenden Fahrzeuge in China faufen

Britischen Kriegsschiffen allzusehr auf ihrer Hut seyen, als daß sie sich durch dieselben leiht überraschen ließen. Ob das Anerbieten ange- nommen worden is, wird nicht berichtet.

Sir Henry Pottinger hat au mit einem Comité der Britischen Kaufleute in China und mit dem Kaiserlichen Commissair, Elipu, in den Unterhandlungen über den neuen Zoll-Tarif eine Reihe von Briefen gewechselt, nachdem diese Unterhandlungen am 26, Januar durch eine feierlihe Zusammenkunft zwischen Sir Henry Pottinger und Elipu in Whampoa eröffnet worden waren. Als vorläufiges Resultat dieser Korrespondenzen ergiebt si, daß vor dem 1. Juli d. J. keine Veränderung weder in dem bestehenden Tarife, noch in der bisherigen Art der Betreibung der Geschäfte stattfinden wird, selbst im Fall schon vor dieser Zeit der neue Tarif durch die Unuter-= handlungen festgestellt seyn sollte. Bis dahin wird es selbst den

| verdient ernstliche

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| Mächte gebieten über den fünften Theil der Gesammtbevölkerung der

Erde. Der Totalwerth ihrer Einfuhren und Ausfuhren betrug im Jahre 1840 für das Britische Reih 3,415,343,250 Fr., Frauk- reih 2,063,208,552 Fr., die Republik der Vereinigten Staaten 1,294,222,000 Fr. :

Da Fraunkreich Seemacht und Landmacht zugleich ist, so geht ein beträchtlicher Theil seines Handels-Verkehrs auf der Landseite vor sich, was weder bei Großbritanien noch bei den Vereinigten Staaten der Fall ist. Nichtsdestoweniger übersteigt die auf dem Seewege vor sich gehende Handelsbewegung in Betreff des Gesammtwerthes noch im- mer jene der Vereinigten Staaten.

- Aber die Handels-Marine der drei Mächte is weit entfernt, den betreffenden Ziffern ihrer Austaushe auf dem Seewege zu entspre- chen, und auf dieses Mißverhältniß glaubt der gelehrte Statistiker die ganze Aufmerksamkeit aller Freunde des öffentlichen Wohles und der Nationalmacht seines Landes lenken zu müssen.

Die Total-Tonnenzahl der Ein- und Ausläufe des auswärtigen Handels betrug für die Häfen von Großbritanien 9,586,924 Tonnen, für die der Vereinigten Staaten 4,715,333 und Fraukreichs 3,737,197. In dieser Hinsicht also verliert Frankreich den zweiten Rang, den ihm der Werth seiner Austausche verliehen hatte. Schon diese Jnferio- rität des Tonnengehaltes, selbst gegenüber den Vereinigten Staaten, Beachtung; das Mißverhältniß tritt aber noch greller hervor, weun man einzeln für sich die Handels - Bewegungen betrachtet, die 1) unter nationaler (Französischer) Flagge, 2) unter fremder Flagge bewerkstelligt worden sind. Dieses Mißverhältuiß wird am flarsten in die Augen springen dur folgende Zusammen-= stellung :

Tonnenzahl, die unter National Flagge in Konkurrenz mit einer Million unter ausländischer Flagge transportirter Tonnen, im beson As einer jeden der großen Seemächte, transportirt wor-

en ist: Großbritakieit can. 2,200,778 Vereinigte Staaten ¿i 2/22/0038 Frankreich 610,258

Jn dem in den Französischen Häfen im Jahre 1825 stattgefun= denen Handels-Verkehre überstieg die auswärtige Tonnenzahl nur um

als die Hälfte übersteigt ; wenn die Französische Schifffahrt vierhun dert funfzigtausend Tonnen auf ihren Schiffen zu transportiren hat, erhält das Ausland nahe an eilfmal hunderttausend !

Herr Charles Dupin zeigt ferner aufs Belehrendste die Unter- schiede in der Tonnenzahl und der Zahl der zu den Transporten nü- thigen Mannschaften zwischen den großen Handels- Marinen. Wenn man den äußeren Handel Frankreichs, sagt er, unter seinem höchsten und lehrreichsten Gesichtspunkte betrachten will, so muß man ihn in drei Abtheilungen theilen, welhe noch Niemand zu machen den Ge= danken hatte, Ju die erste, die er den Haudel des Nordens nennt,

(4 E f Fry of ' 11 (S » neren S o und auf Chinesische Weise auftakeln zu lassen, weil die Seeräuber vor | gehört der Handel Frankreichs mit allen Staaten des äußersten Nor-

dens sowohl in Europa als in Amerika, vom Pole an bis zum Deut= hen Buude, Belgien, den drei vereinigten Britischen Königreichen in

| Europa, und bis zu den Vereinigten Staaten in Amerika, alle diese

Hong=-Kaufleuten gestattet seyn, die von ihnen bisher unter dem Namen |

der Kausuh=Steuer eingetriebene Abgabe zu erheben. Sir Henry Pottin- ger giebt als Grund des Aufschubes an, daß es nicht zweckmäßig sey, ein neues System gerade in der geschäftreichsten Zeit des Jahres einzuführen. Am 1. Juli werden die Hong - Kaufleute die in dem Traktat von Nanking stipulirte Summe von 3 Millionen Dollars zu bezahlen ha- ben, was indeß vermuthlich, in Uebereinstimmung mit dem Wunsche der Britischen Kaufleute selbst, in vier Terminen geschehen wird. Was den neuen Zoll-Tarif betrifft, so scheint derselbe auf der Basis des bestehenden festgestellt werden zu sollen, demzufolge zweierlei Ab- gaben, nämlih ein sogenannter Kaiserlicher, direkt in den Kaiserlichen Schaß fließender, und ein offizieller oder Extra =- Zoll bezahlt wird, und sowohl von Seiten des Chinesischen Commissairs, als des Bri- tishen Bevollmächtigten is man nun damit beschäftigt, ausfindig zu

machen, von welcher Beschaffenheit die bisherigen Extra-Zölle sind, |

welche die Hong=-Kaufleute bis jeßt ganz nah eigener Willkür erho- ben zu haben scheinen. : i E Die Erbitterung der Chinesen gegen die Engländer in Canton

Länder mitinbegriffen.

Jn die zweite Abtheilung verweist der Verfasser den Handel Frankreichs mit Spanien, Portugal und allen Staaten Europa's oder Asiens, die am Adriatischen oder am Mittelmeere liegen.

In die dritte Abtheilung endlich fallen Amerika im Süden der Vereinigten Staaten, ganz Afrika und das östlihe Asien, die vom großen Weltmeere, dem rothen Meere und dem Persischen Meerbusen umgeben sind.

Zwischen diesen ergeben sich nun folgende außerordentliche Ver- schiedenheiten in den Verhältnissen der kommerziellen Elemente zu ein- ander.

I, Handel des Nordens mit den Seehäfen Frauk- reis: Französishe Schiffe 346,251 Tonnen, ausländische Schiffe 1,492,623 Tonnen; leßtere weisen also în der Konkurrenz mit der Französischen Schifffahrt beinahe die dreifache Zahl von Schiffen, nahe das Fünffache des Tonnengehaltes, und die fast dreifahe Zahl an Seeleuten auf. Und es sind nicht blos die Engländer und die Ame- rifaner der Vereinigten Staaten, welche so sehr Frankreich voraus- gehe", auh die Seeleute von Schweden, Norwegen, Dänemark, Hol= land und der Hansestädte, und es wird noh lange dauern, bis Frank- reich selbst in seinen eigenen Häfen es ihnen glei, oder gar zuvor thun kaun.

Il, Handel mit den mittleren Ländern: Französische Schiffe, 263,183 Tonnen ; ausländische Schiffe, 339,560 Tonnen.

Auch hier is also die Superiorität auf Seiten des Auslandes, aber doch nicht in so bedeutendem Grade wie bei dem nordischen Handel. Die Zahl der hierbei verwendeten ausländischen Schiffe übersteigt die der Französischen nur um ein Viertheil, die Tounenzahl

¡ um etwa eben so viel, und die Zahl der Mannschaften um etwa ein

hat sih noch keinesweges völlig gelegt, vielmehr finden ih die Bri- |

tischen Kaufleute, sobald sie sich außerhalb ihrer Faktorei zeigen, | Tonnenz ausländische Schiffe, 139,962 Tonnen.

häufigen Jusulten von Seiten des Pöbels ausgeseßt.

Inland.

Verlin, 13. Mai. Die zum Zweck der Militair - Verpflegung bestimmten Naturalien - Vorraths - Magazine gewähren auch in dem laufenden Jahre für das allgemeine Landes - Jnteresse den wesent- lichen Nuben, daß bei der ungewöhnlichen Höhe der Getraide-Preise, die zur Zeit in mehreren Provinzen des Vaterlandes stattfindet, die Militair-Oekonomie-Verwaltung den Ankauf derartiger Militair-Ver= pflegungs-Bedürfnisse einstweilen ausseßen und durch eine Mitbewer= bung auf dem Markte zur weiteren Steigerung der Preise nicht beitragen darf, Außerdem is das Kriegs-Ministerium dadurch in den Stand geseßt, zur Abhülfe der Noth, namentlich in einzelnen Gegen- den der Rhein-Provinz, die Berücksichtigung der dur die bezüglichen Civil-Behörden vorgelegten Anträge auf leihweise Hergabe nit un- bedeutender Quantitäten an Brod-Material und Saat-Hafer aus den Magazinen bis zu dem Ergebniß der neuen Aerndte nah Möglichkeit gern eintreten zu lassen.

Zur Statistik des See- Verkehrs.

= Paris, 8. Mai. Der eben so gelehrte als patriotish ge= sinnte Statistiker Baron Charles Dupin hat in einer kürzlich veröffent= lichten fleinen Schrift unter dem Titel „Berufung an den gesunden Sinn der Departements“, in welcher er si vorzugsweise mit den Maritim = Juteressen Frankreihs befaßt, interessante Vergleichungen zwischen den verschiedenen Marinen der alten und neuen Welt ange stellt, aus denen ich Jhnen hier Einiges mittheilen will.

Drei große Völker, sagt er, die, sih in die Herrschaft der Meere, sie treiben allein einên beträ tliheren Seehandel, als alle an= deren Völker zusammengenommen : dies sind die En länder, die Ame-= rifaner der Vereinigten Staaten und die Franzosen, Diese drei

Drittheil. Il. Handel mit dem Süden: Französische Schiffe, 500,883

Hier also zum ersten Male is die Ueberlegenheit auf Französi= scher Seite. Jm Handel Frankreihs mit dem Süden sind viermal mehr Französische Schiffe verwendet, is die Zahl der Tonnen viermal stärker, und eben so die Zahl der Matrosen viermal bedeutender, als die der ausländischen. Herr Charles Dupin dringt daher darauf, daß man vorzüglich hier, wo die ganze Handels-Bewegung fast be= reits in den Händen der nationalen Marine sey, auf eine weitere Ausdehnung des Handels - Verkehrs denken müsse, weil jeder da er= rungene Fortschritt zu drei Viertheilen rein Frankreich zu Gute komme. In diese Kategorie fällt der ganze Schifffahrts - Verkehr Frankreichs mit seinen Kolonicen, der wohl von jenen mit den übrigen mittägli= hen Nationen unterschieden werden muß. i

Der Verfasser zertheilt den Handel Frankreichs mit dem Süden und zeigt den Antheil, den die Französishen Schiffe an der Schiff= fahrt nehmen 1) in den Niederlassungen der neuen Welt, 2) bei den eingebornen Nationen. Diese lehteren bieten folgende bemerkenswerthe Resultate dar : L

Französische Schiffe Staaten der Eingebornen 2,785 » Dritte Mächte . 21,204»

Hier also ergiebt sich eine große Superiorität der Französischen Schifffahrt, die besonders bei den Ländern hervortritt, wo Frankreich Zuker holen kann, den es dann wieder ausführt in die verschiedenen Theile Europa's, im rohen oder auch im raffinirten Zustande.

114,626 Tonnen

Sir James Graham's Bill über die Verbesserung des Volks- Unterrichts in England.

Fast alle Fragen der inneren Politik in England haben es mit den kirchlichen Verhältnissen dieses Landes zu thun, und man versteht jene nur halb, wenn man diese nicht vollständig würdigt. Keine die- ser Fragen aber wird mehr durch jene Verhältnisse bedingt als die des Volks-Unterrichts, Dem weniger mit diesen Zuständen Vertrauten,

er geneigt is, bei dem Hinblick auf die zahllosen dort bestehenden Reiigions=Seften und ihrer freien Religions-Uebung England für das Vaterland religiöser Freiheit zu halten, mag es wohl als eine richtige Folge erscheinen, daß der Staat zur Förderung der Volks-Erziehung, die hauptsächlich in der religiösen besteht, gleichfalls die Freiheit aller Kirchen „Zum Grunde legen und gleiche Rechte daran jeder sichern fönnte, indeß einen solchen Schluß muß bald eine nähere Untersuchung als falsch erweisen. Es besteht wohl in England überall Freiheit, aber nirgends Gleichheit; die anglifanishe Kirche, the bigh established Church of England, weldhe mit dem Staate herrsht, beansprucht für sich die ausschließliche Oberleitung in geistlihen Dingen, hält ihre Tendenz für die einzig wahre und besteht auf dem Grundsatz, daß der Staat, was auch die Religion des Volkes sey, sih mit keiner anderen als der wahren verbinden darf. Bestehen in England troß dem so viele Sekten, die man alle unter dem Namen Dissenters begreift, so ist der Grund davon der, daß England ein freies Land ist, wo Sefk- ten entstehen und sich ausbilden können, niht unter dem Schutze re- ligiöser, wohl aber bürgerlicher Freiheit. Diesen Sekten jedoch Rechte an der Volfs-Erziehung einzuräumen, steht der Regierung, der mit ihr verbundenen Landeskirche wegen, nicht frei, da diese die Verbreitung feberisher Grundsäße vor ihrem Gewissen niht verantworten kann. Vielmehr is es die Pflicht der Regierung, grundsäßlich das ganze

Bolks-Schulwesen in die Hände ihrer Kirche zu legen und unter Be-

steuerung Aller ihr die Mittel zu geben, Proselyten zu machen. So

will es wenigstens Sir Robert Jnglis, der Hort der Kirche.

_Wenn daher die Kämpfer für religiöse Freiheit die Sábe aufstellen: Jhr habt kein Recht, Geld von Allen zu erheben, um die Religion Einiger mit Ausschluß der Religion aller An-= deren zu lehren; die Functionen des Staates sind sehr verschieden von denen der Kirche; der Staat oder die Regierung repräsentirt das Land, er shüßt es gegen Angriffe von Außen und Unordnung im Innern; der Staat muß deshalb ein einiger seynz er ist die Sorge Aller, dagegen die Kirche, d. h. die Religion, die Sorge jedes Einzel- nen is; so antwortet darauf die Kirche vollkommen logisch und mit dem Faktum : Wir geben die Trennung der Kirche vom Staate nicht zuz das Geseb ist nicht gottlos, der Staat hat ein Gewissen, er ist gehalten, sein Gewissen bei Erforschung religiöser Wahrheit zu befra= gen, und von dem Augenblicke an, wo er die Lehren der bestehenden Kirche adoptirt, verpflichtet, sie zu lehren, oder aber wenigstens nicht andere zu lehren; den Unterricht der Lehren der Dissenters in den öffentlihen Schulen autorisiren, heißt den Dissentismus geseßlih an- erfennen, und dann giebt es keine National - Kirche mehr. Diesen Gründen fügt die Kirhe noch andere constitutionelle Argumente hinzu : die Königin hat es geschworen , mit all ihrer Macht die bestehende Kirche des Landes zu erhalten, die Rathgeber der Krone stellen des= halb durch eine Verbreitung der von der Kirche verworfenen Lehren der Dissenters das Gewissen ihrer Souverainin blos, \o, daß es sich hier, wie der Bischof von Exeter sagt, „um eine ganz einfache und be- stimmte Frage der Treue oder des Treubruchs in Bezug auf eine durchaus direkte und sehr verständliche Verpflichtung handelt.“ j

Aus solchen Beziehungen der Kirche zum Staat, aus dem Zwie= spalt dieser Staatskirhe und den verschiedenen Kirchen des Volkes, die gegen jene gemeinschaftlihe Sache machen , is ein Faktum zum Borschein gekommen, das beklagenswertheste und gefahrdrohendste in der Geschichte der Zeit. Während die National-Kirche ihr ausschließ= liches Monopol der Volks-Erziehung auf Kosten des Staates behaup tete, jede Handlung der Regierung hierin , die niht in ihrem Sinne war, als einen Akt der Jmpietät und Apostasie verdammte, dabei aber, trob ihrer hohen Stellung, ihrer reichen Mittel, ihrer großen An=

sprüche unthätig blieb, die Dissenters auf der anderen Seite sih wei= gerten, ihre Kinder in Schulen zu schicken, wo nah ihrem Erkennen falshe Lehren gelehrt würden, und mit nicht ausreichenden Mitteln ihre Grundsäße verbreiteten, ist der sittlihe und geistige Zustand der armen Bevölkerung Englands nicht blos stationair geblieben, son- dern immer tiefer gesunken. Alle Regierungen Europa's, durch die Erfahrungen der Ereignisse zu Ende des vorigen Jahrhunderts be- lehrt, haben ihre Aufmerksamkeit auf die Erziehung des Volks ge- wandt; man hätte glauben sollen, daß England, wo die Kirche mit dem Staate herrscht, den übrigen Völkern hierin vorangehen würde, aber nichts weniger als dies. Das rastlose Streben nah materiellen Gütern unter einem zügellosen Jndustrialismus hat selbst die Negie= rung dieses Landes verbleudet und ihr den Abgrund verborgen gehal= ten, dem die Volksmasse entgegeneilte; Unwissenheit, Verworfenheit,

Brutalität, Gottlosigkeit, Unempfindlichkeit gegen Alles, was die Men=

shen für gut und ehrwürdig halten, Haß gegen Obrigkeit, Verach=

tung aller Eigenthumsrechte ist darum das Resultat dieser Ver=

nachlässigung der Volks = Erziehung von Seiten der Englischen

Regierung geworden. Das gesteht heute selbst ein Englischer Míni=

ster ein, indem er den Vorschlag zur Besserung macht. „Es is sehr be=

trübend“, sagte Sir James Graham im Unterhause, „daß England

allein, dies protestantishe und cristlihe England, mehr als jede an=

dere Nation es vernachlässigt hat, das Volk auf dem Wege zu halten,

den es wandeln muß, nicht in Hinsicht seines zeitlihen, sondern ewi-

gen Wohls. Die lebten Unruhen in diesem Lande müssen uns eine

ernstliche Lehre seyn,“ Zur Belegung dieser allgemeinen Behaup=

tungen müssen wir hier einige statistishe Nachrichten einschalten, die

wir der Rede des Lord Ashley entnehmen, des rastlosen Ankämpfers

gegen die sogenannten sozialen Uebel, als er neulich die Aufmerksam=

keit des Unterhauses auf den religiösen und moralischen Zustand der

Kinder der Fabrikarbeiter lenkte, Seine Mittheilungen sind alle auf

offizielle Nachrichten gestüßt, und seinen Antrag, den er damit ver=

band, die Königin zu bitten, daß sie ihre Regierung auf Mittel den-

fen lassen möge, den Mangel an Erziehung bei den armen Klassen

abzuhelfen, hat eben Sir James Graham mit der Einbringung sei=

ner Unterrichtsbill beantwortet.

Jm Jahre 1801 zählte die Bevölkerung Englands und Wales 8,872,980 Seelen, und 1841 betrug sie 15,906,829, was einen Zuwachs von mehr als 7 Millionen, d. h. beinahe 50 pCt., in noch nicht einem hal=- ben Jahrhundert zeigt. Wenn man ein Fünftel der gegenwärtigen Bevöl- ferung als wahrscheinlihe Anzahl der erziviningsfübigen Sndividuen nimmt, so erhält man die Anzahl von 3,181,365. Von dieser Summe muß man ein Drittel abziehen, das die auf Kosten ihrer Familien erzogenen Kinder begreift, ebenso 50,000 Kinder, die in den Arbeitshäusern Unterricht erhalten, ferner 10 pCt. auf Abwesende und andere Zufälligkeiten rechnen, und man erhält doch noch eine Anzahl von 1,858,819 Jndividuen, die auf Kosten des Staates er= zogen werden müssen. Nun aber geben die amtlichen statistischen Tabellen die Anzahl der in Verbindung mit der bestehenden Kirche erzogenen Kinder auf 749,626 und die der Dissenter-Gemeinen auf 95,000 anz es bleiben demnach noch 1,014,193 Kinder übrig, die jeder Bildung und Erziehung ermangeln. Jeder erkennt, wie in einer solchen Gesellschaft die stete Zunahme der Bevölkerung, die man alle

10 Jahre auf 2,500,000 rechnen kann, immer neue Gefahr droht. o

stand si

Vorzüglich is es in den größeren Städten, wo dieser s rsam

beunruhigend ist. So wurden in Manchester 1841 in ebracht 13,345 Jndividuen, worunter 3069 Personen unter Vbe alt und 745 Frauen sich befanden.

ersten Monaten des Jahres 1842 schon

Männer und 2531 Weiber. „Aber“, sag

man sih wundern, daß so viel

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