1843 / 138 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

in demselben Grade zunehmen wird, als die Bürgschaften für pes re Sigerhei vermehrt werden. Daß Frankreich auch in dieser Beziehung ngland nicht nachstehen wird, läßt sich mit Gewißheit E Gi der hier bei der Depositeu- und Consignations-Kasse ir Rechnung der Republik Haiti hinterlegten Gelder beträgt nicht viel über 300,000 Fr. Die Gläubiger von Haiti und Jnhaber der Staats- papiere der Republik sehen noch immer ängstlich einer Entscheidung darüber entgegen, ob die gewöhnliche Loos - Ziehung am 1. Juli und die Rückzahlung der gezogenen Loose so wie die Zinszahlung stattfin- den wird.

74 Paris, 13. Mai. Die Regierung hat eine Kommission damit beauftragt, die Rehtmäßigkeit der von den Posthaltern erho- benen Ansprüche auf Entschädigung für die ihnen durch die Konkur= renz der Eisenbahnen drohenden Verluste zu prüfen. Die Ansicht dieser Kommission geht dahin, daß der fragliche Anspruch im Wesent= lihen durchaus unbegründet sey, daß es aber der Billigkeit entspreche, den Posthaltern eine kleine Vergütung für die Einbuße zu geben, die sie bei dem plöblihen Verkaufe eines Theils ihrer Pferde, der ihnen überflüssig gewordenen Gebäude u. st. w. erleiden könnten. Gegen diese Vorschläge nun aber protestiren die Posthalter mit Heftigkeit. Ihr Haupt -= Wortführer, ein Herr Jouhaud, verlangt in einer eben veröffentlihten Broshüre uicht weniger, als eine zum Vortheile der Posthalter von jedem Reisenden auf den Eisenbahnen zu erhebende Steuer, die er besheidenerweise auf 3 Ceut. für jeden Myriometre, 22 Lieues, festsebt, Sollte sich aber die Staatsgewalt nicht zur Bewilligung dieses Kopfgeldes zur Bildung eiues Budgets für die Posthalter ver- stehen, so will sich Herr Jouhaud auch mit einer denselben zu zahlen- den Entschädigungs-Summe vou 800,000 Fr. begnügen. An Leuten, welche diese ausshweifeuden Forderungeu unterstüßen, wird es gewiß weder in der Kammer noch in der Presse fehleu. L

Die Vortheile, welche in Frankreich mit der Veräußerung großer Unternehmungen zum öffentlichen Nußen an Privat-Gesellschaften ver- bunden sind, zeigen si in ihrem vollen Glanze bei dem, was jeßt eben mit dem Rhone-Rhein-Kanal vorgegangen is. Als die Restauration angefan- gen hatte, die Kanalisirung Frankreichs nah einem großen Maßstabe auszuführen, nahm sie bei mehreren Kapitalisten - Gesellschaften eine zu diesem Zwede bestimmte Summe von 120 Millionen auf, die auf die zu bauenden Kanäle verhypothezirt wurde, und deren Darleiher überdies das monströse Recht erhielten, die Tarife derselben nach Gutdünken festzustellen, Die s{chweren Mißbräuche und Nach- theile, welche aus diesem Zustande nothwendigerweise hervorgehen mußten, haben bereits mehrere Male zu Versuchen geführt, die freie Dispositions - Befugniß über die Kanäle durch Heimzahlung der vor: geschossenen Kapitale oder auf dem Expropriationswege zu Händen des Staats zu bringen, allein die deshalb geführten parlamentarischen Verhandlungen haben bis jeßt zu feinem Resultate geführt. So fahren denn die Kanal-Gesellschaften fort, das vom Staate erlangte Pri= vilegium, zum äußersten Schaden des allgemeinen Verkehrs in Frankreich, zu mißbrauchen. Die neueste Wirkung ihrer Habsucht ist die leßte Veräude- rung im Tarife des Rhone-Rhein=Kanals, dur welche eine Menge von Zollsäben auf die unverstäudigste Weise in die Höhe geschraubt werden, Die Regierung hat, wie sie selbs in der den neuen Tarif verkündigen- deu Ordonnanz klagend berichtet, bis zum lebten Augenblicke gegen dies Vorhaben der Gesellschaft angekämpft, aber vergebensz sie hat si, laut der Bestimmungen der bestehenden Kontrakte, zum Nach- geben gezwungen geschen, nahdem sie als einziges Zugestäudniß eine vierwöchige Verlängerung der Frist erwirkt hat, nah deren Ablauf der neue Tarif in Kraft treten soll. Um einen Begriff vou demselben

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Nun sagt man, jene Maßregeln hätten nihts ausgerihtet, also müsse weiter gegangen ‘werden; das is feine sehr ermuthigende Aufforde- rungz ih glaube aber, daß sie ein gut Theil ausgerichtet haben, in- dem sie allgemeine Wohlfeilheit hervorbrahten. Man hat von neuem eine Erklärung von mir über meine Absichten verlangt. Jh will sie geben. Als wir im vorigen Jahre unser Korngeseß vorschlugen, hiel- ten wir es für eine genügende Maßregel, ih will uit sagen für eine unabänderliche Séþluß-Mißregel, denn dies würde ih nie von einer solhen Sache sagen; aber wir hatten keine im Hintergrunde s{chlum-= mernde Absicht weiterer Aenderung, noch hegen wir gegenwärtig eine solhe Absicht. Ja, ih behaupte sogar, daß kein Grund vor= handen is, eine neue Aenderung des Gesebes zu wünschen, denn es hat sih als genügend erwiesen, so viel die Erfahrung bis jebt gezeigt. Uebrigens muß ih es bestreiten, daß ih je einen bestimmten Preis angegeben hätte, als auf welchen der Landmann sicher rechnen könne. Und ih wiederhole jeßt meinen ackerbautreibenden Freunden, daß der

dem Korngeseße zuzuschreiben ift, sondern der Noth, die unter ihren besten Kunden, unter den Fabrikanten herrscht, \o viel weniger wich tig ijt für sie ein hoher Zoll, als Wohlstand in den Fa- brif= Distrikten. Der in diesen Distrikten herrschende Zustand ift aber auch nicht durch das Korngeseß verursaht worden, denn in der besten Zeit des Fabrik=Gedeihens bestand ein weit beschränkenderes Korngeseß. Was die lebßteu unglücklichen Getraide - Speculationen betrifst, so sind daran in nicht geringem Maße die Reden von Mit- gliedern in diesem Hause her, welche eine gänzlihe Mißärndte prophe- zeiten und die Spekulanten dadurch zur Zurückhaltung ihres Getraides ermunterten. Unter solhen Umständen kann man nicht sagen, daß das neue Korngeseß sih \{chou gehörig babe bewähren fönnen. Jch fann daher in feine Abänderung desselben willigen und werde, da ih es als einen redlichen Vergleich unter den verschiedenen Juteressen eingebraht, uicht eher davon abgehen, bis mich sehr triftige Gründe von der Angemessenheit einer Aenderung überzeugen, die ih jeßt nicht entdecken kann.“ Nach Rede Sir R. Peel's wurde von Seiten der Opposition soglei ein Versuch gemacht, die Debatte abermals zu vertagen; Sir R. Peel widerseßte sich demselben, uud Lord J. Russell unterstüßte ihu darin, aber der Lärm und die Verwirrung wurden am Ende so groß, daß, obgleich zwei Anträge auf Vertagung der Debatte mit respektive 385 gegen 94 und 273 gegen 80 Stimmen verworfen worden waren, der anderen Seite zuleßt doch nihts Anderes übrig blieb, als nachzuge

ben und in die Vertagung zu willigen,

London, 13. Mai. Der Herzog und die Herzogin von Ne mours werden zu einem Besuch bei hiesigem Hofe erwartet.

Die Regierung hat beschlossen, nur zwei Regimenter, das “0ste |

E und 98e, in China zu lassen.

zu geben, genügt es, anzuführen, daß darin der Zoll auf Bauholz |

für das Kubikmetre von 4 Cent. auf 40 Cent. für jeden Myriometre erhöht, also geradezu verzehufacht is, Erfährt man uun, daß die Menge des bisher vom Rheine nah der Rhone verführten Holzes so groß ist, daß im vorigen Jahre 200,000 Kubikmetre desselben in das

Vorstellung von der Verwirrung, welche der neue Tarif in den dor

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| Bassin von Mülhausen eingelaufen sind, so hat man eine ungefähre |

tigen Transport-Verhältuissen anrichten muß. ————— D

Grossbritanien und Irland.

__ Unterhaus. Sibßung vom 12. Mai, Die Debatte über die Korngesebe wurde auch in dieser Sihung noch uicht beendigt, obgleih Sir R. Peel felbst erklärte, daß er nichts Neues über die Sache vorzubringen wisse, wie demn auch alle andere Mitglieder ja nur die alten, oft gehörten Argumente wiederholt hätten, Er würde daher, sagte der Minister, gar niht das Wort genommen haben, wenn seine Stellung ihn nicht dazu nöthigte. „Das Prinzip“, bemerkte derselbe uun im Wesentlichen, „um welches es sich bei dieser Motion handelt, is umfasseuder als die Motion selbstz sie {ließt nichts Ge- nngeres in sich, als die Behauptung, daß alle Schußzölle, eben so wie die auf Getraide, sogleich und vollständig aufgehoben werden müßten, und ehrlicherweise hätte jener umfassendere Vorschlag offen dargelegt werden follen. Wollte das Haus aber diesem Vorschlag seine Zustimmung geben, so müßte es guf einmal die ganze Tarif = Anorduung und das ganze Kolonial = System umstoßen und blos so viel au Zoll bestehen lassen, als für die Staats =- Revenüeu erforderli wäre, und dies Alles sollte nicht auf dem Wege reif licher, Ulpnnener Gesebgebung, sondern dur ein summarisches Votum des Sties geschehen! Jch stüße meine Argumente uicht auf die Jeg Len von Einzelueu , sondern auf die der ganzen Nationz aber ile N Ln der Französischen National-Versammlung, welches ritt A einem Schlage aufhob, war kein so übereilter würde: es O e Zustimmung zu dem vorliegenden Autrage seyn tant 61e See auch vou keinem Mitgliede redlih gehandelt, ir” denselb „eren Erwartung der Verwerfung dieses Antrages für denselben stimmen wollte M t irrig bebauvtet, Herr Glad- jtone habe die Grundbesiver E Ea eat, Dar O esagt, daß, selbst we ser als Sinekuristen geschildert; er hat nur ñ 37 ape Jen wenn sie Sinekuristen wären, sie doch auf die Rüd-

iht, welche allen bestehenden J vären, sie doch auf die haben würden, Der Grunbbesit jliteressen gebühre, Anspruch Lasteu zu tragen, z. B, E aber noch dazu besoudere A die Arimenseuer 1e Erhaltung der Kirche.

h steuer lastet vorzugs Boden. ¿ Ursprünglich, uach der Alte f Elisabeth's sollten L; è G ( ,

alle Fonds eben so besteuert werden, wie Grundbesib ; aber die Fonds

nd dieser Last entgangen, die uur dem C /, [issen worden is. Der Fabrikant hat in E uo Dobeu, Mare vou der Arbeit des Volks, und wenn die Zeiten“ nal Habt ad eutledigt er si seiner Arbeiter und überläßt ihre A erge, Agrikulturisten. Eine audere hauptsächlich deu Grundbesig ta Dea Last ist die Malzsteuer, welhe einen Zweig der Aerbau - Jr, ende hemmt, Lord Howick hat die Meinung aufgestellt, man könnte d einen solhen Zoll erheben, als für die Staats-Cinnahme erforderli, 2) aber weun man einmal den Grundsaß eiuräumen wollte, daß die taats-Cinnahme von dem Haupt-Lebensmittel erhoben werden könne, \o müßte das im Julande erzeugte Getraide einer gleichen Besteuerung un- terworfen werden, wie das ausländische; wo nicht, so würde die Agitation von neuem begiunen, F der vorigen Sessiou wurden Maßregeln ange- nommen, die auf deu Grundsaß redlichen Vergleichs basirt waren, aber

dennoch allerdings das Grundbesib=Juteresse einigermaßen beinträchtigten,

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DEeELOTIEN.

Brüssel, 13. Mai. Die Belgische Colonisations - Gesellschaft hat, wie man vernimmt, nit dem Bischof von St. Salvador, auper ordentlichen Gesandten am heiligen Stuhle und gegenwärtig in Brüssel, einen Vertrag abgeschlossen, wodurch die in dem Cessions Akte vom Distrikte vou Skt. Thomas etwa streitigen Punkte vollfom- men geschlichtet sind, und mehrere bedeuteude Privilegien derselben

zugestanden worden.

und Uorwegen.

Gestern, am 25sstten Jahrestage der Krönung Sr. Majestät, ward ein großes Ordens =Kapitel gehalten, zu welchem sich die Serafimen = Ritter, die Commandeure der König- lichen Orden und die Ritter des Ordens Karl's XII[l, in ihrer Ordens= tracht im Schlosse versammelten, von wo sie sich in Prozession nach der Schloßkapelle begaben. Der König selbs wohute der Feierlichkeit nicht bei, doch der Kronprinz, der Erbprinz und dessen Bruder waren zugegen. Die Predigt hielt der Ordens-Kaplan, Hofprediger Teguér, Mittags war großes Diner bei Sr. Majestät. Nach dem Gottesdienst ertheilte der Köbuig dem Preußischen Gesandten, Grafen von Galen, dem Dänischen Gesandten, Grafen Moltke, und dem Oesterreichischen Geschäftsträger, Grafen von Rechberg, eine Audienz, in welcher die- selben die von Jhren Kaiserl. und Königl. Majestäten eingegangenen Glüdckwunschschreiben zu dem heutigen Jahrestage überreichten, Der Kaiserl, Oesterreichische Geschäftsträger übergab Sr. Majestät zugleich die

Schweden Stockhoslu, 12. Maï.

unter ihuen sih fühlbar maheude Druck, meiner Ansicht nach, nicht |

dieser |

große goldene Medaille, die für alle Großkreuze des Maria-Theresieu- Ordens bei Gelegenheit der Jubelfeier des Erzherzogs Karl geprägk

worden. f

Dänemark.

Kovenhagen, 13, Mai, (Alt. Merk.) Die strengeren Maßregeln, welche in der leßten Zeit gegen die Presse ergrisfen sind, scheinen doch wieder etwas abzunehmen. Das Journal Fa edre- land betlagt sich iu Veranlassung der jüngst verfügten Einsperrung seines Redacteurs auf Wasser und Brod (wegen verweigerter Erklä rung vor dem Verhörsrichter) und der mehrfah erfolgten Beschlag= nahme dieses Blattes (in 8 Tagen dreimal) in seinen lebten Num- mern über die Verfolgungen, welche die freie Presse jebt mehr und mehr zu dulden habe, und bemüht sich, den Grund da- von nicht einschend, den Nuben der freien Presse nachzuwci- sen. Als Früchte ihrer heilsamen Wirksamkeit hebt es na= mentlich hervor, daß die Regierung manchen ihrer Vorschläge, wenn auch erst bedeutend später und mit vielen Veränderungen, Gehör ge- geben, wie dies namentlih mit Emanirung des Budgets, den Mili- tgir= und Kollegial-Veränderungen, strenger Sonderung der Holstein- Lauenburgischen Juteressen vou den Schleswigschen und was derglei hen Erfolge mehr seyu sollen, der Fall gewesen. Dann fommt es auf diejenigen Gegenstände, hinsichtlich welcher man sagen könne, dáß, nachdem sich in Beziehung auf selbige durch die Presse eine öffentliche Meinung gebildet habe, sie hon ansingen, sich zu einem erwünschten Resultat zu entwickeln. Die Artikel führen die Ueberschrift: „An den Früchten sollt FJhr fie erkenuen.““ G L Nad v I erschienenen Blatte der Daunsk Ugeskrift (Dän. Wochenblatt) sind 22 theils in Kopenhagen, theils in den Provinzen des Königreichs wohnende Männer zusammengetreten, um mit Hülfe ihrer von einem besonderen Juteresse für das Herzogthum Schleswig bescelten Mitbürger „einen Fouds zu Wege zu bringén, der zur Errichtung Däuischer Unterrichts-Anstalten in Nord-Schleswig, wie au der für Schleswig uöthigen juristischen Lehrerposten bei A Kopenhagener Universität bestimmt ist,“ Sie haben zu en e eine Einladung erlassen, worin das beliebte Paradepserd:, ie drückung Dänischer Sprache und Dänischer Nationalität 1m Det zogthum Schleswig recht tüchtig getummelt wird. Ehe der obige Verein, dessen Kopenhagener Mitglieder sich als Central = Comité fonstituirt haben, seine Wirk\amkeit begonnen hat, soll ihm, wie man aus dem Schluß der Eiuladung ersieht, von Einem Manne „schon die vorläufige Zusage von 10,000 Rbthlr, dergestalt gemacht seyn, daß die Zinsen davon zur Förderung Däui- scher Unterrichts=Anstalten in Schleswig verwandt werden sollen,

Ferner is nah dieser Einladung „der hiesigen Universität ein Kapital von circa 8000 Rbthlr. angeboten, dessen jährlihe Zinsen einen Bei- trag zum Gehalt eines juridishen Professors abgeben sollen, der das Schleswigshe Recht vortragen soll, doch unter der Vorausseßung, daß die Regierung bestimmt : das juristische Amts-Examen bei der Kopenhagener Universität solle Ret auf Anseßung in den Däuisch- redenden Distrikten Schleswigs geben.“ : / ———_—_—

Deutsche Bundesstaaten.

Nürnberg, 14. Mai. (N. K.) Nach Eröffnung der gestern Vormittag 9 Uhr begonnenen lebten Sißung der ahten General- Versammlung der Actionaire für den Ludwig-Kanal trug der Präsi dent die in der vorigen Sißung beschlossene Dank = Adresse an Se. Majestät den König vor, welche mit allgemeiner Acclamation gut ge- heißen, und sodann dem Königlichen außerordentlichen Regierungs-Com- missair, Herrn Regierungs-Präsidenten 2c. von Andrian, mit der Bitte überreicht wurde, sie au Se. Majestät gelangen lassen zu wollen. Der Di= rektor der Geueral-Versammlung, Bauk-Kousulent Hr. Kreitmaier, lud sodaun den Referenten, Herrn Appellationsgerihts-Advokaten Dr. von Hornthal,ein, den Geschäfts=Bericht vorzutragen. Die im Verfolge dieses Berichts motivirten, und von der General-Versammlung zum Beschluß erhobenen Anträge (wozu die anwesenden Königlichen Regierungs Bevollmächtigten die Genehmigung Sr, Majestät des Königs vorbe- balten zu müssen glaubten) bestehen ihrem wesentlichen Juhalte nach darin: Es solle 1) Ehren-Direktor des Ausschusses ciner der Chefs oder Associé's des Bankierhauses M. A. von Rothschild und Söhne seyn, welches denselben immer für die Dauer eines Jahres ernenut,

| 2) von jeßt an die jährliche, ordentlihe General -= Versammlung der | Actionaire während des Monats September in Nürnberg abgehalten,

3) sogleich zur Wahl von sechs Ausschuß-Mitgliedern und zwei Se-

| cretairen geschritten, 4) aus diesen sechs Mitgliedern der erste Di=

rektor des Ausschusses von der General - Versammlung und hiernach der zweite Direktor von dem Ausschuß gus dessen Mitte gewählt werden. 5) Hinsichtlich der Ueberschaffung der Registraturen 2c. des Ausschusses von Frankfurt hierher wurde derselbe ermächtigt, alle hier für dienlichen Vollziehungs-Maßregeln provisorisch zu treffen,

DHarlsruhe, 6. Mai. Von Seiten der obersten Behörden ward die Anfrage gestellt, ob der Zeitverlust, den das Studium der

Griechishen Sprache erfordere, nicht im allzugroßen Mißverhältniß

| stehe zu den geleisteten Erfolgenz dieser Zeitverlust treffe gerade die

jenigen Gegenstände, deren Kenutniß für das Leben unentbehrlich sey. Die Griechische Sprache sey dies in den weithin meisten Fällen kei nesweges, sie werde in den Schulen mit vielem Zeitaufwande ge lehrt, beim Uebertritt auf die Universität aber nicht weiter beachtet und vergessen, Der zeitraubende Unterricht könne daher beschränkt, blos das Lateinische beibehalten und das Griechische durch neuere Sprachen und Naturwissenschast erseßt werden. Jun den Schulen solle der Unterricht darin nur noch für die Philologen, und etwa auch für die künftigen Theologen bindend seyn; für die übrigen freiwillig. Diesen Erlaß hat unser Ober-Studieurath den verschiedenen Gelehr- tenschulen zur Begutachtung zugeschickt.

Hsnabrück, 13. Mai, Derselbe Bürger, der vor einigen Wochen hier in der Stadt auf offener Straße meuchlings angefallen wurde, liegt in diesem Augenblicke in Folge eines neuen, gräßlichen Mord Anfalls, der gestern Abend zwischen 10 und 11 Uhr ganz in der Nähe der Stadt auf der Chaussee von Jburg nah Osnabrück gegen ihn verübt worden i}, lebensgefährlih danieder. Der Kaufmann H. Westendarpy, so heißt derjenige, den sich die Mörder zum Schlacht= opfer ausersehen hatten, war gestern Morgen zu Fuß nah Jburg zu einem Verwandten gegangen und kehrte gegen 10 Uhr Abends zu rück. Eine Viertelstunde von hier wurde er vou zwei Mannern, die ihr Gesicht geshwärzt hatten, rücklings augegriffenz es wurden ihm mehrere Schuittwunden über den Kopf und die Hände beige braht und am Halse ihm eine 3 Zoll lange Wunde, die 1 Zoll breit klafft, zugefügt, wodurch die Luft = und Speiseröhre verlebt worden ist, Die Aerzte hegen jedoh die Hoffnung, daß noch einmal das Leben des Unglücklichen gerettet wird. Es is mehr als wahrscheinlich, daß man Westendarp gegenwärtig nur deshalb aus dem Wege hat schaffen wollen, um die Unmöglichkeit , daß er über den früheren Mord-Anfall noch Zeuguiß ablegen könne, herbeizufüh ren, Denn, nachdem Westendarp einige Tage nah dem ersten At teutat an verschiedenen Orten geäußert hatte, „er werde im Staude seyn, die Thäter wieder zu erkennen,“ empsiug er bald nachher durch die Stadtpost einen auonymen, mit entstellter Haudschrift geschriebe uen Brief, worin ihm augedrohet wurde: daß, wenn er dergleichen Aeußerungen noch ferner mache, es ihm das Leben kosten werde. Hoffentlich führt dieser Brief noch auf die Spur des Thâters, zu dessen Entdeckung sofort die krästigsten Mittel ergriffen sind, Unter Auderen sind sofort in Gemäßheit einer Magistrats= und Polizei- Verfügung schon heute durch die ganze Stadt die genauesten Nach- forshungen augestellt,

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Spanien.

© Madrid, 6. Mai. Nachdem die Herren Corting und Olozaga erklärt hatten, für jeßt kein Ministerium bilden zu können, ließ der Regent vorgestern Abend den bekaunten Deputirten Don J ogquin Maria Lopez zu sih rufen, um ihm eben diesen Auf trag zu ertheilen. Herr Lopez stellte sich ein und legte dem Regen- ten mit Freimuth die Bedingungen vor, unter denen er sich dazu verstehen wolle, das Kabinet zu bilden, Er verlangte, daß den Ministern die unbeschräukte Ausübung aller ihnen dur die Constitu- tion zugestandenen Befugnisse bewilligt und ihnen folglich das Recht eiugeräumt würde, diejenigen hohen Beamten und Gene- rale, welhe bisher einen unbefugten Einfluß auf die Entk- shließungen des Regenten ausübten, von dessen Seite zu ent- fernen, so wie sih jeder Einmischung fremder Diplomaten 1in die inneren Angelegenheiten des Landes zu widerseßen. Außerdem . soll Herr Lopez auf einer allgemeinen Amnestie für politische Verbre- her, auf Verminderung der Armee, Zurüickerstattung der den Einwoh-= nern von Barcelona auferlegten Strafgelder, und auf einige andere Punkte bestanden haben, Herr Lopez weigerte si jedoch, selbst in das Kabinet einzutreten, weil ihn sein im Kongresse feierlich ausge- sprochenes Gelübde, nie wieder ein Ministerium übernehmen zu wollen, darau verhindere. Dieses Bedenken wußte der Regent zu beseitigen, und durch die ausgesprochene Bereitwilligkeit, sih allen den Vorschrif- ten der Constitution entsprechenden Bedingungen fügen zu wollen, den Herrn Lopez gänzlich für sich_ einzunehmen. Gestern that dieser die ersten Schritte, um sich mit seinen Freunden über die Personen, welche in das neue Kabinet eintreten sollen, zu verständigen. Die Anhän- ger Cortina’s sagten ihm ihre aufrichtige Unterstüßung zu, und man soll beschlossen haben, zwei neue Ministerien, eines für die Kolonieen und eines für den öffentlichen Unterricht zu errichten, um einige nicht wohl zurückzuweisende Ansprüche zu befriedigen. :

Gestern Abend verfügte sich Herr Lopez abermals in den Palast des Regenten und legte ihm das Verzeichniß der Personen vor, aus denen er das neue Kabinet zu bilden denkt. Man bezeichnet als solche

die Herren Serrano (als Kriegs-Minister), Galvez Cañero, Ouis, Ayllon (als Finanz - Minister), Caballero, Domeneh (als Justiz= Minister), Quesada (als Marine-Minister) und Lopez selbst als Prä= sidenten.

Unterdessen sollen die Generale Linage, Seoane, Ferraz alle ihre Kräfte aufgeboten haben, um den Regenten zu überreden, das von in ihm vorgeschlagene Kabinet zurückzuweisen uud die Cortes auf- zulösen.

Der Kongreß hat sih mittlerweile niht versammelt, indem die Kommission, welche beauftragt is, den Entwurf der Adresse auszuar= beiten, ihre Arbeit noch nicht vollendet hat:

S Paris, 13, Mai. Das Ayuntamiento von Barcelona hat eine Cingabe an den Regenten gerichtet, in welcher es mit großem Nachdrucke auf die \{chließliche Anerkennung der Gesellschaften der Weber in Barcelona und anderen Catalonischen Städten und auf die Bestätigung der Statuten dringt, welche sih diesclben nah folgen= den Grundsäßen gegeben haben: 1) Die Theilnahme an der Ge- sellschaft i eine durchaus freiwillige, und Niemand kann gezwungen werden, in dieselbe einzutreten oder in ihr zu bleiben. 2) Die Ge- sellschaft darf sich niht mit politischen Gegenständen beschäftigen, und wenn sie dieser Verfügung zuwider handelt, so wird sie, vorbehaltlich der anderweitig zu ergreifenden Maßregeln, durch die obere Orts= Behörde aufgelöst. 3) So oft sich die Gesellschaft versammelt, zeigt sie den Gegenstand ihrer Berathungen der oberen Lokal - Behörde an, welche berechtigt if, den Vorsiß in der Versammlung selbst zu übernehmen oder einem Bevollmächtigten zu übertragen. 4) Jeder Beschluß der Gesellschaft wird in ein Protokollbuch ein= getragen und von dem höchstens aus 5 Mitgliedern bestehenden Vor- stande unterzeichnet. 5) Die Lokal- Behörde oder der in ihrem Na= men den Vorsiß Führende hat das Recht, die Ausführung geselzwidri= ger oder dem Reglement widersprechender Beschlüsse zu suspendiren. (0) Jede Gesellschaft beschränkt sich auf einen einzigen Ort, 7) Die auf diese Grundlagen hin abgefaßten Statuten werden dem politischen Shef vorgelegt, welcher sie dem Ministerium zur Bestätigung einzu- reichen hat. Die auf den 8ten d. M. festgeseßïe Feier des Stif= tungstages der Weber-Gesellshaft wurde mit allen Austalten zu einem großen und allgemeinen Volksfeste vorbereitet, Kraft Bekanntmachung des ersten Alfalden sollten die sonst bei ähulichen Gelegenheiten übli- chen polizeilihen Sicherheits-Maßregeln diesmal wegfallen, indem von der Besonnenheit uud dem Bürgersinne der Weber die Vermeidung alles dessen zu erwarten sey, was irgend eine Störung herbeiführen fönnte.

Nachdem in dem Catalonischen Oberlande eine Zeit lang Ruhe geherrscht, fangen die Klagen über Räuberei und Banden-Unfug von Neuem an. Verschiedene bewaffnete Haufen, oft nur drei oder vier Mann stark, durchstreifen das Laud, ohue daß es der bewaffneten Macht gelingen will, ihrer habhaft zu werden. Der berüchtigte Groch wäre in Folge des Verraths zweier sciner Leute den Solda= ten Zurbano?s zwar beinahe in die Hände gefallen, aber es gelang ihm doch zuleßt, wie gewöhnlich, zu entwischen. Das Gerücht von einem beabsichtigten Versuche, deu Bürgerkrieg in Catalonien zu er= neuern, hält sich nicht uur, sondern es gewinnt sogar fortwährend an Konsistenz, Gewissen Nachrichten zufolge hat mau in leßter Zeit so- gar daran gearbeitet, Offiziere und Soldaten einiger Corps der Gar= nison von Barcelona für den Plan der Wiederausrufung der Ver-= fassung von 1812 zu gewinnen. Die Parteien beschuldigen si alle gegenseitig der geheimen Begünstigung dieser Umtriebe, doch is das Wahrscheinlichere, daß dieselben nux von ciner Christino - Karlistischen Coalition ausgeben.

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S e P e-n Von der Serbischen Gránuze, 3. Mai. (A. Z) Die

Nachricht von der in Konstantinopel gegen die jeßige Regierung von Serbien erfolgten Entscheidung hat allmälig den Weg unter das ( j g L ( g

Volk gefunden, und die Abseßung des Kara Georgiewitsch ist selbst in den entferntesten Distrikten fein Geheimniß mehr. Das Volk bleibt gleichgültig, denn es hat für Alexander Georgiewitsh troß aller seiner Bemühungen und seiner häufigen zur Gewinnung der Ge

müther unternommenen Landes-Bereisungen wenig Sympathie, da man ihn allgemein {hon wegen seiner Armuth verdächtigt und ihn gesonmen glaubt, sich auf Kosten des armen Landmanns zu einem reichen Maun zu machen. Ju dieser Hinsicht läßt sich nicht leugnen, daß Milosch Obreno

witsh die Stimme einer großen Partei für sich hat, die der Ueberzeugung lebt, er würde, sobald er abermals zur Regierung gelangte, sich mehr der Wohlfahrt des Landes widmen, da sein Loos und das seiner Familie durch das bedeutende Vermögen, das er besißt, bereits gesichert sey und er nicht nöthig habe, in der Erwerbung neuer Reichthümer einen Ersaß für die Unsicherheit einer Fürstenwürde zu suchen, die sich we- nigstens bis jeßt, troß ihrer geseblich ausgesprochenen Erblichkeit, als sehr {chwankend und wandelbar gezeigt hat. Mit der Gleichgültigkeit des Volks steht die Bowegung in den höheren Kreisen, besonders unter den Führern der Regierungs-Partei, in grellem Widerspruche z diese beabsichtigen nichts weniger, als dem vom Sultan nun sauctio- nirten Russischen Ultimatum einen bewaffneten Widerstand entgegen= zusezen. Schon unter dem 19ten v. M., gleich nah dem Eintreffen der ersten Nachricht von der Abseßung des Kara Georgiewitsch, ward von der Regierung in Belgrad dem als Serbischen Agenten in der Hauptstadt jeßt fungirenden Simitsch, der Auftrag ertheilt, der Pforte zu erklären, das Volk der Serben wolle keinen anderen als den Kara Georgiewitsch zum Fürsten haben, und es werde im Nothfall seine bereits gemachte Wahl zu vertheidigen, seinen Fürsten zu schüßen wissen, Zu= gleich wird der Pforte die Versicherung gegeben, daß nicht nur in Serbien, soudern auch in Bosnien uud in Bulgarien, dieselben Ge= sinnungen unter den Rajahs sih geltend machen würden, sobald es sich darum handeln sollte, die Unabhängigkeit des Landes zu sicheru, die dem Großherrn geschworne Treue zu bewähren. Diese groß-= sprecherischen, der Wahrheit wenig angemessenen Neden werden s{hwer= lich etwas anderes bewirken, als daß sie die Pforte in die peinlichste Verlegenheit verseßen, denn das Türkische Gouvernement weiß nur zu gut, daß es in der Macht der Serbischen Führer liegt, in den Dongu= und Balkan-Ländera Verwirrung anzurichten, und zwar ohne daß die

ersten Anstoß zu der Bewegung gegeben hat. Mittlerweile sucht vor= züglich Wutsitsh Alles im Laude vorhandene Kriegs - Material nach zu wollen scheint, E Türke i. Von der Túrkischen Gränze, 6. Mai.

wandten Nachfolger desselben nicht wieder leiht werden dürfte, unter

l / Mai. (Shles. Z.)Y Als eine Nachricht vou größerem Juteresse wird mit neuester Post

aus Konstantinopel gemeldet, daß auch die Berechtigungsfrageß der Oesterreichischen Dampfschiffe in den Türkischen Gewässern durch#

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Beschluß des Reichs -Conseils eine für jenes Unternehmen erwünschte Lösung erhalten. habe, die zwar noch ihrer definitiven (schriftlichen) F Ausfertigung harre, wodurch aber für die Zukunft wenigstens derF Vortheil genen sey, daß es Sarim Efendi oder einem geistesver=*

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irgend einem Rechts- oder Scheingrund ähuliche Verfolgungen, wie die in leßter Zeit waren, gegen gedahtes Unternehmen zu sanctioni= ren. Wie man hört, hatte sih das Oesterreichische Kabinet bei seinen diplomatischen Bemühungen in dieser Angelegenheit von Seiten Ruß- lands loyaler und eifrigster Unterstüßung zu erfreuen, wozu sich diese Macht wohl zunächst durch die ihr freundliche Haltung Oesterreichs in der Serbischen Frage bewogen gefunden haben dürfte. E R

La Plata - Staaten.

o Paris, 13. Mai. Wie übertrieben die auf dem Wege über England eingetroffenen Nachrichten von dem Zustande der Dinge in Montevideo waren, zeigt sich nun ganz klar aus den Mittheilun- gen, welche ein Brafilian!sches Blatt, das zu Rio Janeiro erscheinende Fornal do Comercio vom 10, März, das heute hier angekommen ist, überbringt. Die Notizen desselben aus Montevideo sind vom 25. Februar, und bestätigen, daß dem General Paz von dem Präsi- denten Rivera der Befehl über die zu Vertheidigung der Hauptstadt Montevideo bestimmten Streitkräfte übertragen worden war, während der Präsident selbs am 6ten mit seinen 6000 Reitern eine Stellung im Rücken des die feindlichen Heerhaufen befehligenden Generals Oribe genommen hatte. Am 9ten war Oribe vor Montevideo erschienen, aber alsbald von einzelnen Parteigängerhaufen beunruhigt worden, die ihm sogar eine Anzahl Gefangene abnahmen. Die Erwartung Oribe's, daß in der Stadt Montevideo selbst bei sciucr Annäherung eine Diversiou zu seinen Gunsten werde gemacht werden, giug uicht in Erfüllung, eben so wenig vermochte er die von nahe an 3000 Mann mit 70 Geschüßen vertheidigten Befestigungslinien zu durhbrehen. Er machte daher einen Versuch, die Soldaten der Gar= nison durch Versprechung uud wirklihe Vertheilung von Geld durch Cmissaire zu gewinnen, aber eben so vergeblich, da im Ganzen nur cinige Hundert übergingen. Aber es bestätigt sich, daß nicht blos der General Nunes, soudern au der Chef der Polizei von Montevideo, Herr Antunes, darunter war. Juzwischen staud Rivera selbst zu Pe-= dras, etwa vier Leguas von der Stadt, und nah den in derselbe eingetroffenen Depeschen von ihm vom 18ten stand Oberst Baez zu Jy im Passe Polancos mit 2000 Mann. Von Deserteuren hatte man die sichere Angabe erlangt, daß Oribe 3500 Mann Jufanterie und 6100 Mann Reiterei bei sih hatte. Alles schien das Mißlingen seines Unternehmens zu verkünden, aber das Junere des Landes wird nichtsdestoweniger größtentheils ruiuirt werden.

Jn der Stadt Montevideo schien man weuig Furcht vor einem

| Angriffe zu haben, scitdem Admiral Parvis am 17ten an den Admi=

ral Brown und alle anderen im Dienste der Argentinischen Republik stehenden Englischen Offiziere die Aufforderung gerichtet hatte, denselben zu verlassen. Admiral Brown soll sich genöthigt gesehen haben, diesem auf die Englischen Geseße und auf den Wunsch der Engli- hen Regierung, den Frieden auf und am Platastrome herzustellen, begründeten Verlangen ih zu fügen, und auch die Angabe wird be= stätigt, daß Admiral Brown erklärt habe, die Seemacht des General Rosas werde Moutevideo nicht beunruhigen. Die Zahl der gelaude- ten Englischen und Französischen Mannschaften, welche nöthigenfalls Leben und Cigeuthum ihrer Landsleute schüßen sollten, betrug 550 Mann.

Das Jornal do Comercio bringt auch die Botschaft der vollziehenden Gewalt von Moutevideo bei Eröffnung der fünften Session der geseßgebenden General = Versammlung der orientalischen Republik zu Montevideo. Die Eröffnung hat am 24. Februar \tatt= gesunden, und die Botschaft, ein Dokument von außerordentlicher Länge, liefert durch ihren Juhalt und ihre ganze Fassung den offen= barsten Beweis, daß die Verhältuisse der ortentalischen Republik von Uruguay noch nicht ‘in der schlimmen Lage sud, wie die Auhänger und Orgaue des Diktators Nosas glauben lassen möchten,

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Ostindien.

Bombay, 1. April. Ju der Rede, welche der General-Gou= verneur von Ostindien, Lord Ellenborough, an die Generale Pollock und Nott hielt, als er denselben am 20, März im Palast zu Agra die Ziisignien des Bath-Ordens in Gegenwart aller Truppen der Garnison und vieler Hindus überreichte, sagte derselbe unter Auderem: ¿Die Unterzeichnung eines s{chmachvollen Vertrags, die verrätherische Ermordung eines Britischen Gesandten, die völlige Aufreibung einer Bri tisen Armee, das sind nicht gewöhnliche Ereignisse in der Geschichte, und in der Englischen waren sie noch nie vorgelommen. Dieses beispiellose Unglück wieder gutgemacht und gerächt, den Charakter der Britischen Nation, der Britischen Waffen, aller Orten, wo er geiitten, wieder hergestellt und er hoben zu haben, dem Volke, das uns so herbe Drangsal angethan, das rühmliche Siegeszeichen, das zu erhalten jeder Afghaue sein Leben gern hingegeben hätte, das vor achthundert Jahren der tapferste ihrer Fürsten aus Indien weggeholt, entrissen zu haben; das sind auch feine gewöhn- lichen Vorgänge, wie sie auf dem Zeitstrome erscheinen, um vorüberzugehen und vergessen zu werden z; daß sind Ereignisse, welche tiefe Wurzel schlagen im Gedächtniß der Nachkommen und für immer leben in der Einbildungs- frast eines für sinnliche Eindrücke empfänglihen Volkes; und mit diesen Ereignissen werden Jhre Namen bei den künftigen Generationen verbunden seyn. Ju einem einzigen kurzen Feldzug hat das Heer unter Jhrem Be- fehl seine sieghaften Fahnen auf den Wällen von Kabul und Gisni ausf- gepflanzt, während andere Krieger, in rühmlicher Nacheiferung, unter den Wällen von Nanking dem Clunesischen Neiche den Frieden distirt haben und wieder andere nun guch mit dem Schwert der Befreier nach dem Jn dus-Delta und den Zinnen von Hvdergbad vorgedrungen sind,

Neueste Nachrichten von der Aegyptischen ESrpedition des Professor Lepsius, æ Saffkara, 17. April. (Ueber England.) Nachdem ih Jhuen

Kvor einigen Tagen aus Kahira über den nächtlichen Ueberfall unserer FZelte, bei dem wir glückliherweise nur geringen Verlust erlitten, eine

Sfliichtige Nachricht gegeben, lassen Sie mich heute guf einiges Frühere

Szuriifommen, was, ohne in gelehrte Forschungen einzugehen, etwa

Pforte das Necht hätte, sich darüber zu beklagen, da sie selbs den Ihr Juteresse in Auspruh nehmen kann.

Schon im Februar machten Lepsius, Bonomi und ich, eine kleine

j T j p É Crfursion, um den Weg nach dem Fayum, wohin wir iu den näh- Kragujewabß zu hafen, aus dem er seinen Hauptwaffenplaß machen F 7, On 4 J / 5 ) A0) Es ist ihm {werlich ernst mit seinen Prahlereien. F

sten Tagen gehen wollten, zu untersuchen; da wir uns aber vielfach

È unterweges aufhielten, kamen wir uur bis nah Meidum, wo die lebte

bedeutende Pyramide Piramide furba genannt liegt, noch niht einmal am Eingang des Thals, das zum Fayum führt. Diese, die wie ein ungeheurer Thurm in mehreren Absäßen aufsteigt, und ganz prachtvoll gebaut is, hat uns unerwartete Aufschlüsse über die Bau- weise gegeben, wona wir glauben müssen, daß man die Pyramiden in in einander eingeschachtelten Stufen *) aufgebaut hat. Lepsius hat darüber sehr gründliche und umfassende Zusammenstellungen gemacht, und so seltsam mir die Sache auch anfangs vorkam, muß ich doch seiner so \charfsihtigen als gründlichen Demonstration uud der Evidenz der

*) Dieser Ausdruck unseres Herrn Korrespondenten is uns nicht ganz flar. Anmerk, der Redact.

Sinne mi gefangen geben. Der Architekt Perring, der soviel für die Pyramiden gethan, hat gerade diese, bei der die innere Bauart mehr als bei irgend einer anderen zu Tage liegt, nur sehr unvoll- ständig und ganz ungenügend untersuchen können. Die kleine Reise durch das Nilthal, am Wüstensaume entlang, bald im Sande, bald unter Palmen, Gummi-Bäumen, Tamarisken, und durch grüne Saat- felder, oder über Grasflecke voll der aumuthigsten, lieblih duftenden Frühlings-Blumen, war übrigens höchst anmuthigz die Lust war bal= samisch erquickend, und selbst hier spürte man den Frühling in jedem Hauch. Hier in der Nähe is der {önse Punkt bei dem Dorfe Mitrahenne, wo ungeheure Dämme oder Wälle wahrscheinlich den Ort bezeihnen, wo die alte Königsburg und der Tempel des Phtah lagen. Es sind wohl zum Theil Substuctionenu, zum Theil Um- fassungs-Wälle. Zwischen zweien derselben liegt eine tiefe und breite CEinsenfung, vor wenigen Wochen uoch mit Wasser, jeßt mit reichen Kornfeldern bedeckt; an der einen Seite der mit hohen Palmen \{hóön bewachfenen Umfassung is ein Einschuitt, durch den das blaue Gebirge über Kornfelder zwischen den s{chlanken Palmenstäm- men hindurch leuchtet, wohl die Spur eines alten Thoresz von da zieht sich durch die ganze Tiefe hindur in gerader Linie eine Reihe Granit = Trümmer, aus denen nur eine Thürschwelle, wohl an ihrer alten Stelle, kenntlich is. Südlih davon, am \{hmaleren Rand der oblongen Vertiefung, liegt zwischen Palmen der große Koloß des Sesostris mit seinem wohl erhaltenen, {önen Antlißb, Beson- ders schön sind die Palmenhaine im Mondschein, wenn die glänzen- den Blätter das silberne Licht, in immer regem Winde tausendfältig zitternd, zurücstrahlen. Die ganze Umgegend is äußerst fruchtbar z aber fast vier Fünftel des Ertrages gehen an den Pascha. Fast alle Dörfer sud iu beständigen Rückständen. Ein reicher Yann is Zielpunkt aller Jutriguen von oben und unten, Die Leute hier in Sakfara und Abusis stehen übrigens in keinem besonderen Ruf, doch haben sie Alle vatriarchalishe Sitten. Gestern Abends kam der Sche von Safkara mit den Wächtern und seßte sich zu unserem Kaffee ins Zelt. Er hatte seinen Sänger mit, welcher, niederkauernd, unter auëdrucksvollen Gesten der Arme und des Kopfes die beliebte Romanze von Abu Zeid sang (über die Sie in Lane?s vortrefflihem, durhaus lesenswerthem Werk nähere Auskunft finden). Der Sänger trug mancherlei fast die ganze Nacht über vor, und da mein Zelt etwas entfernt stand, tönte der einfache Rhythmus, die eintönige Melodie gar nicht unangenehm durch die stille, schöne Vollmondsnacht herüber.

Das Volk i} leiblich ein prächtiger Menschenschlagz {öne Ge= fihter, wie in Alatri und Olevano, muß man freilich hier nicht suchen. Aber vortrefflich gebaut sind siez schlauke und fräftige Gestalten, durch geringe Belleidung und viele Bewegung in der Luft vollkommen aus- gebildet. T So oft ih aus der Einsamkeit unserer Wüste nah Kahira komme, überrascht mich stets aufs neue die wunderbare Mannigfaltigkeit des orientalischen Lebens, Nichts is dem bunten Gewimmel am Hasen von Alt = Kahira zu vergleichen, wo ich gewöhnlich Halt zu machen vflege. Große Haufen verschiedenartigen Getraides liegen aufge- \chüttetz daneben sien die Eigenthümer rauchend in ihrer orientalischen Rubez zwischendurch drängen sich Kaufleute in langen Gewändern, Fellas und Beduinen in Lumpen, Soldaten in shmubiger Uniform, hier und da ein Arngut in prächtiger Kleidung mit s{hweren, schön verzierten Waffenz Waaren aller Art werden feilgeboten von Trödlern aller Farben, vom Schwarz des Negers bis zur Weiße des Europäers; Pferde galoppiren, Kameele schreiten laugsam durch das Gedrängez Böte laufen ohne Aufhören ein und aus. Und dahinter breitet „sich nun im hellsten Sonnenglanz der herrlihe Strom, das px“ cu, wie thn eine unweit der Pyramiden gefundene Juschrift nennt, durh- schnitten in allen Richtungen von unzähligen Barken und Böten jeder Größe, mit ihren so malerischen ungeheuren dreieckigen Segeln. Aus der Mitte des Stromes erhebt sih das reiche Eiland Rodda mit seinen üppigen Gärten, aus denen heitere, weiße Landhäuser im Neutürkischen Styl vorleuchten ; am jenseitigen Ufer ebenfalls. Gärten und Häuser, daun die Palmen und Minarets von Ghizeh und dahinter, in blauer Ferne, riesengroß, die Pyramiden. Das sicht sich vom gastlichen Café, in das die Schwalbeu ein- und ausfliegen, während oben in der Luft Habichte und Geier kreisen, gar behag= lih an. i Das leßtemal ritten wir am 4. April nah Kahira, um dem Prinzen Albrecht unsere Aufwartung zu machen, der sehr freundlich gegen Lepsius gewesen, ihn täglich zu Tisch gehabt und sih vou ihm überall hat herumführen lassen. Auch nah Saftara kam der Prinz hinaus und äußerte an Allem, was er sah, einen gar lebhaften Antheil.

“Endlich muß ih Jhuen doch auch von den Festlichkeiten des Mulid en Nebbi, d. b. des Geburtsfestes des Propheten, erzählen, die mir, wie Alles, was ih bisher von dem religiösen Leben der Muhamedaner gesehen, einen höchst widerwärtigen Eindruck gemacht durch das dumpfe, orgiastishe Wesen, gegen welches doch selbst unsere ärgste Mystik auf einer ganz anderen Stufe steht. Es war zwar auch manches heitere dabei. So bot der große Plah Birket el Esbekieh (der bei der Ueberschwemmung unter Wasser steht) und die daran stoßenden, mit Konditorläden gefüllten Straßen, besonders Abends im festlichen Shmuck bunter Lampen einen seltsamen aber heiteren Anblick dar. Am Plaß waren eine Menge großer, bun= ter, weit offener Zelte aufgeschlagen, reich erleuchtet, theils zum Kaffee=- trinken, theils zu den religiösen Tänzen bestimmt; an hohen Mast=- bäumen hingen Lampen in mancherlei Formen und Zusammenstellun= gen z eine Anzahl Schaufeln trieben ihre Räder auf und ab oder im Kreise herum, zu höchstem Ergößen alter und junger Kinderz zahl= reiche Gruppen saßen im Kreise um Mährchen=- Erzähler, Tänzer (Tänzerinnen sind jeßt verboten und verbaunt) und Sänger des Abu Zeid und anderer Romanzenz eine Menge Volks drängte sh im hellsten Mondschein zwischen den Zelten und Bäumen auf und ab, lärmend und schreiend, oder saß ruhig bei einer langen Pfeife, des schönen Abends sich freuend, während Viele dort im Freien ihre Nachtruhe hielten. Das Alles war recht hübsch; wenn man daun aber eine Prozession der wilden, halb betrunkenen, halb be- geisterten Derwische (Leute aus dem Volk, Arbeiter, die sih aber zu einer der 4 großen Klassen oder Sekten der Derwische zählen) hinter einer mit Sprüchen gestickten Fahne herziehen sah oder zu einem der Kreise unter Zelt oder freiem Himmel hiutrat, wo ein Zikr gehal- ten wurde: da ward Einem grauenhast zu Muth, Eiu Zikr ist ein Tanz, von diesen Derwischen und wer will ausgeführt, während Einer oder Zwei ein Kapitel aus dem Koran siugenz die Anderen fallen dabei von Zeit zu Zeit ein, murmeln aber immer das Wort Allah, auf einer Stelle stehen bleibend, aber die maunigfahsteu Be- wegungen machend, Sie fangen anu mit leiser Stimme, sauftem Nicken des Kopfes und Erheben der Handz allmälig aber steigern sie sih bis zu den lautesten wiewohl e Tönen, und den fürchter- lichsten Verzerrungen des Leibes und Antlibes immer Allah! Allah! murmelnd oder schreiend. Bisweilen sollen Einzelne si bis zu epi- leptischen Anfällen steigern. Ju der Mitte eines der Zikr stand an einem hohen Mast eiu uralter Scheikh, von ehrwürdigem Ausehen, mit langem grauen Bart, vom Gürtel auf uackt, baarhaupt y Tage in der heißesten Sonne), die Hände über dem ! stundeulang stand er, das Haupt von der Linken zur Rec

der Bewegung erhaltend wofür er besonders. gr