1843 / 139 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

usammenrechnung der Besipzeit der Erblasser s Mogea Zuf bei Beurtheilung der zur Ausübung stän- discher Rechte erforderlihen Dauer des Grundbesißes, nicht abgeneigt, die in den Gesezen wegen Anordnung der giroviazial Stände ent lite Bestimmung, wonach bei Ermittelung der für die Wählbarkeit zum Landtags - Abgeordneten in allen Ständen erforder- lichen zehnjährigen Dauer des Grundbesißes, wenn dieser Grundbesig in auf- und absteigender Linie vererbt ist, die Besitzzeit des Erblassers und des Erben zusammengerehnet werden kann, auch auf andere Vererbungen aus- zudehnen, delaiai, daß bei Berechnung des erforderlichen zehnjährigen Grundbesißes in jedem Vererbungsfalle die Besitzzeit des Erblassers und des Erben zusammengerechnet wird. B u dem Ende lassen Wir Unseren getreuen Ständen den beifommen den Entwurf einer desfallsigen Verordnung vorlegen und wollen Wir ihrer gutachtlichen Aeußerung über denselben entgegensehen,

4, Wegen Freilassung des Bettwerks bei Execcutions- Vollstreck ungen.

Die zum siebenten Provinzial-Landtage versammelt gewescnen Stände der Provinz Preußen haben darauf angetragen :

Die Bestimmung der Ordre Unseres in Gott ruhenden Herrn Vaters Majestät vom 413. Dezember 1836 (Geseßz-Sammlung von 1837 S. 1) dahin zu erweitern : daß bei der Vollstreckung von Executionen auch den Männern im Gegensatz ihrer Ehefraueu, auf welche sih der gedachte Befehl bezieht das nothwendige Bettwerk gelassen werden soll.

Jn dem, den gedachten Provinzialständen ertheilten Landtags-Abschiede vom 7, November 1841 haben Wir denselben Unsere Geneigtheit, auf jenen Antrag einzugehen, zu erkenuen gegeben und demgemäß die anliegende Verordnung nebst Motiven entwerfen lassen, wollen jedoch, bevor Wir dieselbe Allerhöchst sanctioniren, darüber die gutachtliche Aeußerung Unserer getreuen Stände, in Beziehung auf die Kreise Rees und Duisburg, ver- uehmen,

% Die nothwendige Subhastation zum Zwecck der

Auseinandersezung betreffend,

Der §, 2 Nr. 3 der Verordnung über den Subhastations-Prozeß vom 4. März 1834 (G.,-S, S. 39) hat das Bedenken veranlaßt, ob es ge rechtfertigt sey, die auf den Antrag eines Miteigenthümers zum Zweck der Auseinanderseßzung cinzuleitende nothwendige Subhastation als solche mit ihren Wirkungen auch zum Nachtheile der Pächter, Miether und hypotheka- rischen Gläubiger eintreten zu lassen. i

Es is dieserhalb der Bericht des Staats - Ministeriums, so wie das Gutachten des Staats-Raths erfordert und der Entwurf einer Verordnung vorgelegt worden, welchen Wir, nebst der dazu gehörigen Denkschrift Unse- ren getreuen Ständen zur gutachtlichen Aeußerung in Beziehung auf die Kreise Rees und Duisburg zugehen lassen, ;

6, Die Gemeinde-Ordnung für die Nhein-Provinz betreffend,

Nachdem in Folge der Erklärung Unserer, im Jahre 1833 zum vier- ten Landtage versammelt gewesenen getreuen Stände über die Einführung einer, den Bedürfnissen der Provinz entsprechenden Gemeinde Verfassung die hierauf Bezug habeuden Verhältnisse einer nochmaligen gründlichen Unter- suchung unterworfen worden sind, haben wir durch Unser Staats-Ministe- rium die unter A anliegende Gemeinde Ordnung für die Nhein - Provinz ausarbeiten und die Ansichten und Wünsche der Mitglieder des Nheinischen Ausschusses, denen der Entwurf als Männern, die mit den Verhältnissen der Provinz völlig vertraut sind, vorgelegt worden, bei dessen \cchließliccher Abfassung möglichst berücksichtigen lassen, sz

Wir legen diese Gemeinde - Ordnung Unseren getreuen Ständen unter Beifügung der Motive (Anlage B.) mit der Aufforderung vor, Uns ihr Gutachten darüber zugehen zu lassen; indem Wir zugleich Unsere Absicht zu erkennen geben, denjenigen Städten, welche auf Verleihung der revidir- ten Städte-Ordnung vom 17. März 1831 antragen werden, geeigneten Falls diese besonders zu bewilligen, h

7. Die Aufhebung der im Art, 55 des Nheinischen Geseh- buches enthaltenen Bestimmung über die Vorzeigung der Kinder bei Geburts-Anzeigen.

Eiue langjährige Erfahrung hat bewährt, daß die Vorschrift des Arti- fels 55 des Rheinischen Civil-Geseßbuches, nach welcher bei Geburts - Anzeigen die neugeborenen Kinder dem Civil stands-Bceamten vorgezeigt werden sollen, ihrem Zwecke nicht allein nicht entspricht, sondern selbst in den mehrsten Fällen dadurch unausführbar ist, daß sie für das Leben und die Gesund- heit der Kinder gefahrdrohend wird, Es hat dies Veranlassung zu einer näheren Erörterung gegeben, in deren Folge Wir den Entwurf einer Ver- ordnung, welche jene Vorschrift des Civil-Geseßbuches außer Kraft seßt, Unseren getreuen Ständen zu Berathung und gutachtlichen Aeußerung mit- theilen lassen.

8, Das bei Einlegung der Cassations-Nekurse in Nheini- schen Civilsachen stattfindeude Verfahren betreffend.

Da die Erfahrung gezeigt hat, daß das bei Einlegung und Durchfüh- rung der Cassations-Nekurse in Rheinischen Civilsachen stattfindende Ver- fahren einer Verbesserung bedarf, so haben Wir darüber den beifolgenden Geseßes-Entwurf anfertigen lassen, und legen ihn nebst den Motiven Un- seren getreuen Ständen zur Begutachtung hiermit vor,

9, Die Führung der Eröffnung der bei Notarien in dem Bezirke des Appellations-Gerichtshofes zu Köln hinter - legten mystishen Testamente betreffend,

Da sich gezeigt hat, daß in der im Bezirke des Appellations - Gerichts- hofes zu Köln geltenden Gesezgebung die Eröffnung und Publication der bei den Notaren hinterlegten mystischen Testamente nah dem Tode der Testirer nicht genügend sicher gestellt ist, so haben Wir zur Hebung dieses Uebelstandes die oil di Verordnung nebst Motiven entwerfen lassen und sehen der gutachtlichen Aeußerung Unserer getreuen Stände darüber entgegen,

10, Die Geseß-Entwürfe: a, über das Deichwesen, b, über die Strom- und Ufer - Polizei der öffentlichen Flüsse,

Jm Verfolg der Unseren getreuen Ständen in dem Landtags-Abschiede vom 7. November 1841 ertheilten Zusicherung lassen Wir ihnen anliegend den Entwurf eines Geseges über das Deichwesen, mit den dazu gehörenden Motiven , den Entwurf eines Gesezes über die Strom- und Ufer-Polizei der öffentlichen Flüsse, mit Motiven, ferner: die Arbeiten der gemischten Kommission zur Vorberathung über die (Heseß-Entwürfe, bestehend in zwei Berhandlungen vom 18ten und 21, Mai 9, J. und in zwei Verhandlungen

vom l0ten und'11. Oktober v, J., zur weiteren Prüfung und Begutach-

tung der beiden Gesez-Entwürfe zugehen,

11, Das Gesey wegen Benuzung der Privatflüsse, Nachdem dur das Geseß vom 28, Februar d. J. (Geseß-S S, 41) die Grundsäte über die Benußung der Privatilisse fie bie Sandes theïle Unserer Monarchie, wo das allgemeine Preußische Landrecht oder das

gemeine Deutsche Neht gilt, in einer Weise festgestellt d landwirthschaftlihen Benußung des Wassers eine feste desen de Bee s

ewährt, fordern Wir Unsere getreuen Stände zur Erklärun :

fter welchen Modificationen die Einführung dieses Geseges. N M aus der anliegenden Denkschrift zu entnehmen sind, in die zum Bezirke des Ober - Appellationsgerichtshofes zu Köln gehörenden Landestheile gleichfalls für ein Bedürfniß oder doch für wünschenswerth zu achten ifi

42, Der Entwurf des allgemeinen Bergrechts und dex Instruction zur Verwaltung des Bergwerks-Negals,

Da die Bearbeitung des dem 6. Rheinischen Provinzial - Landtage vor- gelegten, wegen Kürze der Zeit aber nicht vollständig berathenen Entwurfs eines allgemeinen Bergrechts noch nicht so weit vorgerückt ist, daß die Pu- blication dieses Geseßes durch eine nohmalige Borlage wesentlih verzögert werden föunte, so lassen Wir, dem in der Adresse vom 22, Juli 1841 ausgedrückten Wunsche entsprechend, Unseren getreuen Ständen

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„den Entwurf eines* gemeinen Bergrechts und der Justruction zur Ver- waltung des Bergwerks - Regals in den rechts des Rheins belegenen Landestheilen, so wie der als provinzialrehtlich beizubehaltenden Be- stimmungen“, wiederum zugehen, und sehen nunmehr den motivirten gutachtlihen Aeuße- rungen Unserer getreuen Stände darüber unter dem Eröffnen entgegen, daß eine nochmalige genaue Erörterung durch die Provinzial-Behörden feine an- deren, sih zur Aufnahme in das Gesetz eigneuden provinziellen Bestimmun- gen hat auffinden lassen, als diejenigen, welche schon früher in den Ent- wurf aufgenommen sind,

13, Die Ergänzung und Abäuderung einiger Bestimmun- gen des Feuer - S ozietäts-RNeglements für die Rhein- Provinz vom 5. Jaunuar 1836.

Wir haben Unseren getreuen Ständen durch den Landtags - Abschied vom 7, November 1841 zu B. 21 eröffnet, daß ihre Anträge wegen einiger Abänderungen des Provinzial-Feuer-Sozietäts Reglements vom 5. Januar 1836 einer näheren Prüfung unterworfen werden würden, und Wir Uns vorbehielten, ein darauf bezügliches Gese dem nächsten Landtage zur Be gutachtung vorlegen zu lassen, /

Demzufolge lassen Wir nunmehr den Ständen den Entwurf einer Verordnung mit der Aufforderung zugehen, sih darüber gutachtlich zu äußern.

Da Unsere getreuen Stände bei ihren Auträgen zunächst die Rheinische Geseßgebung im Auge gehabt haben, in einigen Gebietstheilen der Rhein Provinz aber das Allgemeine Landrecht und in anderen das gemeine Necht gilt, so is hierauf bei der Fassung des beigefügten Entwurfs Rücksicht genommen worden, (Schluß folgt.)

Zeitungs -Uachrichten.

Nuslanud. A Frankxe ih. Paris, 14. Mai. Man

O

schreibt aus Oran vom 29ften vorigen Monats: „Das plöblihe Erscheinen Abd el Kader?s in unserer Provinz ist die Veranlassung zu einer Empbó rung unter den mit uns verbündeten Stämmen gewesen. Der Geueral Lamoricière, der die Ebene von Greris und das gauze Land rings um Maskara auf das thätigste beaufsichtigt, wurde in der Nacht vom 25sten zum 26sten benachrichtigt, daß Abd el Kader bei den Hachems, vier Stunden von seinem Hauptquartier lagere, Die Division griff sogleih zu den Waffen und marschirte dem Versamm- lungSorte zu, Die dem General zugegangeuen Berichte waren durch- aus gegründet, deun der Emir hatte sein Zelt mitten in dem zahl

reichsten und friegeris{hsten Stamme der ganzen Provinz aufgeschlagen, Die Agas der Beni - Amer, der Bordschias und der Flittas waren mit starken Kontingenten, die sih in einigen Tagen noch bedeutend vermehrt haben würden, zu ihnen gestoßen. Die Annäherung unserer Truppen \{chwächte den Eifer der Jusurgenten unendlich, und troß der Entschließungen des Emirs wagten die Araber nicht, vor uns Stand zu halten. Als unsere Avantgarde vor dem Bivouak des Feindes anlangte, fand sie uicht Gelegenheit, einen einzigen Flintens{chuß zu wechseln; alle Zelte waren abgebrochen, und wir bemerften uur einzelne Tiralleur-Posten, die uns in großer Entfernung beobachteten, Der General Lamoricière beschloß, den Emir hartnäckig zu verfolgen, und während des zweitägigen Marsches, der hierauf stattfand , mel- deten sich stündlih Parlamenutaire, die im Namen der Aga's sich zu unterwerfen verlangtén, Da es aber dringend nothwendig ist, jenen wiederholten Abfällen, die der “Ruhe der treuen Verbündeten so shäd lih sind, ein Ziel zu seßen, ‘so hat“ der Geueral die Parlamentaire als Gefangene zurügehalten und wird sie, wie es heißt, strengen Strafen unterwerfen. Abd el Kader, dem unsere Truppen beständig auf den Fersen waren, näherte sih zuleßt unserer Stadt bis auf drei Stunden. Der General Mustapha, welcher mit seinen Truppen vor dem Fort St, Philipp lagerte, eilte schleunigst dem Emir entgegeu, und es entspann sich in den Thälern vou Teschela ein Kavallerie= Gefecht. Die Folge davon war, daß die Truppen Abd el Kader's gänzlich zerspreugt und er genöthigt war, fast ganz ohne Eskorte sein Heil in der Flucht zu suchen.“

Vorgestern empfing der König in einer Privat-Audienz zu Neuilly Herrn Charles Lafitte, den Administrator der Paris - Rouener Eisen- bahn. Der König wünschte dem Herrn Lafitte Glück zu dem Er- folge, den dessen Bemühungen gehabt haben, ausländische Kapitalien zu inländischen Unternehmungen herbeizuziehen, und für die umsich tige Thätigkeit, mit der dieses große, industrielle Unternehmen aus- geführt worden sey. Herr Charles Lasfitte wird, wie man vernimmt, in den Grafenstanderhoben werden. i

Die Presse meldet, daß binnen kurzem den Kammern ein Geseß=CEntwurf wegen einer Anleihe von 40 Millionen Fr, zu Gun ]sten Guadeloupe?s vorgelegt werden würde.

Man bemerkt, daß Herr Thiers häufiger als jemals von dem Könige in Neuilly empfangen wird. A

Herr Stanislaus Bresson, Deputirter des Vogesen - Departe ments und General-Direktor der Forst-Verwaltung, 1 gestern Vor mittag hierselbst mit Tode abgegangen,

= París, 14, Mai. Heute ist ein Tag der Waffenruhe für die beiden in der Zuckerfrage sich bekämpfeuden Parteien der Kam-

mit Annahme desselben für die Fabrikanten des Rübenzuckers möglich wird, und daß sie sich, was sie sicherlich zu thun im eigenen Jn-= teresse uiht verfehlen würden, nur zu verständigen brauchten, um auf die einfahste Weise vou der Welt, uud ohne nur im Geringsten gegen das Geseß anzustoßen, ja unter dem offenbaren Schutze dessel- ben, im Grunde nie eine höhere Abgabe als vou 30 Fr. für je hun- dert Kilogramme Rübenzucker zu bezahlen. Derselbe Redner und mit ihm die Kommission hatten auch die See-Jnscription, d. i. die Zahl der bei der Marine verwendeten Seeleute, auf die doppelte Ziffer der wirklihen Matrosen angegeben, indem sie an die Stelle von 93,000, die wirklih vorhanden sind, ohue Weiteres mehr als 100,000 seßten, dabei alle von der Conscription des Laudheeres entnomme neu und eben wegen des Unzureichenden der See-=Juscription selbft der Flotte zugetheilten Maunschasten, die aber wohl Niemand, der mit dem Stande der Sachen vertraut is, für wirklihe Matrosen zählen wird, ohne Umstände als solche mit einrehneten.

Nicht minder große Entstellungen kommen auch von Seiten der Gegner des Regierungs - Entwurfes in Berechnung der finanziellen Vortheile für deu Schaß vor, welche Einige sogar gänzlich in Abrede stellen wollten. Die Reden des Deputirten Jollivet, vorzüglich aber des Ministers des Handels, zeigten, wie es sich damit verhält, und der Finanz = Minister {lug vollends die gewaltige Uebertreibung

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mer, und es mag daher ein allgemeiner Rückblick auf die Ergebnisse |

der Debatten der vier ersten Tage am rechten Orte und an der |

Zeit seyn. L 5 Ich habe den ganzen Gang der Verhandlung mit der größten Aufmerksamkeit verfolgt, selbst den Sihungen beigewohnt, und mir sogar die Mühe genommen, die Debatten noch einmal in ihrer ganzen Ausdehnung im Moniteur nachzulesen, um dadur in den Staud gesept zu seyn, ein auf volle Sachkenutniß gegründetes unparteiisches Urtheil zu fällen, und das Ergebniß war für mich die unbedingte Ueberzeugung, daß für Frankreich und für seine Kolonieen nur Heil in dem Verschwinden des Runkelrüben - Zuckers zu finden is, Alles, was die Gegner des Planes der Regierung gegen denselben vor- brachten, beruht entweder auf Unkenntniß der Thatsachen oder, was noch \chlimmer is, auf Entstellung derselben und auf einer fünstlichen Gruppirung von Ziffern, die aber vor der Wahrheit nicht recht Stich hält, Es gehörte eine große Kühnheit und Unkeuutniß dazu, um, wie Herr Lestiboudois von Lille, zu behaupten, das Uebel und die drückende Lage der Kolonieen seyen bei weitem nicht so groß, als man sie schildere, währeud die Aussagen aller derjenigen, welche die Kolonieen mit eigenen Augen gesehen, den Zustand derselben genau kennen zu lernen Gelegenheit gehabt haben, namentli aber die Aussagen der in jedem Falle von keiner eigennüßigen Rücksicht geleiteteu Offiziere der Kriegs -= Marine, welche ihr Dienstberuf dahin eführt hat, einstimmig dahin lauten, daß die über das in den Ko- onieen herrshende Eleud in Frankrei veröffentlichten Schilderungen 0A hinter der Wirklichkeit zurückgeblieben sind, als sie dieselben über- reiben. Herr Houzeau-Muiron, der eifrigste Vertheidiger des Vor- shlags der Kommission, konnte troß seiner zweistündigen Rede nicht umstoßen, daß eine Defraudation in außerordentlicher Ausdehnung

der Wichtigkeit des nur in fünf Departements mit einiger Bedeutung betriebenen Ruukelrübenbaues für die Agrikultur zu Boden; was sind in der That 19,500 Hektaren Landes, welche jeßt mit Runkelrüben bepflanzt sind, im Verhältniß zu dem ganzen Flächenraume von Frank reich? Und Herr von Lamartine zeigte auf der anderen Seite auf eine unverwerfliche Deutsche Autorität, auf den ausgezeichneten Württembergischen National-Oekonomen Mohl, gestübt, welchen Ein

fluß die Runkelrübe auf den Boden ausübt, dem dadurch mehr Kräfte entzogen werden, als durch irgend einen auderen Kulturzweig. Aber am schlagendsten ist ein Naisonnement, das auch der Handels-Minister bei Vertheidigung des Regierungsplanes vorbrachte, und worin im Grunde allein schon die ganze Grage entschieden wird. Dieses Rai

sounement geht dahin: der Nunkelrübenzucker fann niht ohne einen außerordentlichen Schub von Seiten der Regierung bestehen; obgleich in jeder Beziehung durh geringere Auflage, durch Ersparung vou Transportkosten wegen seiner unmittelbaren Gegenwart auf dem Markte selbst günstiger gestellt, als \eîn Rival, der Kolonialzucker, fann er nah der einstimmigen Versicherung der Fabrikanten felbst doch nicht gleiche Lasten mit diesem tragen, und würde dabei zu Grunde gehen ; andererseits föunen die Kolonieen sich nicht erhalten, wenn die Kon- kurrenz des Rübenzuers mit ihrem Produkte fortdauert; alle bisher seit 1837 versuchten Palliativmittel haben sich wirkungslos gezeigt, im Gegentheil hat der Zustand der beiden Judustrieen mit jeden Jahre sih nur verschlimmert und ihr sicherer Ruin if bei längerer Fortdauer des gegenwärtigen Zustandes unvermeidlih; es muß also eine entscheidende Maßregel ergriffen werden, um diesem Zustande ein Ende zu machenz es is aber erwiesen, doß der Rübenzucer nie im Stande ist, den Kolonialzucker ganz zu erseßen, und daß dieser in jeder Beziehung eine weit höhere Wichtigkeit hat, als der Rübenzucker ; daß ferner, sobald man zu der Ueberzeugung gelaugt is, daß die beiden Indu

strieen unmöglich neben einander fortbestehen fönnen und also die Frage sih aufwirst, welche vou beiden verschwinden soll, unzweifel

haft die Antwort dahin ausfallen wird, daß wohl die Rübenzucker

Znudustrie durch irgend eine andere, nicht aber so der Anbau des Zukerrohrs in den Kolonieen durch einen anderen sich erseßen läßt; daß die Unterdrückung des Kolonial - Zuckers unausbleiblich den Ruin der Kolonieen und der Schifffahrt Fraukreichs herbeiführen würde, weil die Zucker-Trausporte uud die Rückfrachten von Frankreich nach den Kolonicen uicht weniger als sieben Zehutheile der ganzen Tou

nenzahl der allgemeinen Schifffahrt Frankreichs überhaupt ausmachen ; es fann also feinem Zweifel unterliegen, daß die Rübenzucker - Judu- s]trie der Kolonial-Judustrie den Plaß räumen muß, j

Wie mau sieht, is hier von dem finanziellen “JTnteresse für den Schaß, von der Freiheit, welche die Regierung erhält, den zu Aus füllung der vom Kolonialzucker nicht gedeckten Berbrauchs\summe thigen Bedarf an Zucker vom Auslande gegen Vortheile zu beziehen, welche dieses dem Absabe der Französischen Natur- und Industrie- Produkte dagegen gewähren muß, von dem unberechenbaren Nuten, der für den ganzeu Französishen Handel wie für die Französischen Zudustriezweige daraus erwächst, noch gar keine Nede. Trotzdem aber ist die Macht der Partikular-Juteressen noch immer so stark in der Kam mer, daß noch jeßt nicht mit Sicherheit sich voraussagen läßt, ob derEntwurf der Regierung augenommen werden wird, Die allgemeine Disfussion dürfte wohl noch morgen fortdauern, zumal wenn, wie es heißt, Herr Berryer für, Herr Thiers gegen den Regierungs-Eutwurf das Wort nehmen wollen, Zu bedauern ist, daß einer der hervorragendsten Deputirten der Kam mer, der sein mächtiges Wort der Sache der Kolonuieeu geliehen haben würde, durch eine schwere Krankheit, die sogar für sein Leben fürchten läßt, von der Theiluahme au den Verhandlungen abgehalten ist, nämlich Herr Duvergier d'Hauraune, durch dessen Tod die Kammer eines ihrer geistreihsten Mitglieder verlieren würde. Auch der aus den Ereiguissen des Orients im Jahre 1840 her bekannte Admiral Lalande, gleichfalls Deputirter, liegt gefährlich erkraukt danieder,

fit Grossbritanien und Irland.

London, 13. Mai. Herr Lane Fox, Mitglied des Unterhgu ses, fordert Herrn O'Connell, der jeßt in Jrland umherreist und Re peal-Versammluugen hält, in einem öffentlichen Schreiben auf, seinen Siß im Parlamente einzunehmen, und ihm dort auf die Gründe zu antworten, welhe er gegen die Aufhebung der legislativen Union zwi- hen Großbritanien und Jrland, so wie gegen die NRepeal = Umtriebe, geltend machen werde.

Mit Hinsicht auf die leßten parlamentarischen Erörterungen über die Agitation in Jrland bemerkt die Times: „Die Erklärungen des Herzogs von Wellington und Sir R. Peel’s über die Frage wegen Aufhebung der Union werden die einsihtsvollen und loyalen Männer aller Parteien im ganzen Königreiche zufrieden stellen und müssen auf die jeßige Agitation in Jrland sofortige Einwirkung ausüben. Sie sind in Wahrheit keinen Augenblick früher erfolgt, als es nöthig war, und kein vernünftiger Maun hat wohl erwartet, daß sie anders lau- ten würden. Gewiß war es, da die Repealbewegung unleugbar in diesem Jahre einen neuen und furtbareren Charakter angenommen hat, unter diesen veränderten Umständen also von höchster Wichtigkeit, daß die konservative Regierung nach reiflichster Ueberlegung die vor 12 Jahren von Lord Althorp gegebene feierliche Versicherung, die Jn- tegrität des vereinigten Königreichs unverleßt aufrecht erhalten zu wollen, jeßt aufs bestimmteste erneuerte, Dies war um so nöthiger, da, wie Lord Roden richtig bemerkt hat, das Schweigen nud die anscheinende Apathie der Regierung leicht mißdeutet werden konn- ten und auch wirklich \{chou unter den Loyalen in Irland eine Art von panishem Schrecken erregt haben. Unzweifelhaft wird die friedliche Partei durch die jebige energische Erklärung der Regie rung eine unermeßlihe Unterstüßung erhalten, während die Repealer jeßt wissen, daß die Königin den im Jahre 1834 von ihrem König- lihen Vorgänger ae e de Gesinnungen zustimmt und gleich ihm entschlossen is, dur alle der Krone zu Gebote stehenden Mit- tel die Union unverleßt zu bewahren, Der laute Beifall, welchen

Peel's energische Erklärung im Unterhause und die fast gleihlautende Aeußerung des Herzogs von Wellington im Oberhause bei den Män- nern aller Parteien fanden, haben deutlih bewiesen, daß das Parla- ment bereit is, der Regierung die außerordentlihen Vollmachten zu bewilligen, welche sie ihm abzuverlangen im dringenden Falle gewiß nmcht zögern wird. Während wir die allgemeine Zufriedenheit über die ministeriellen Erklärungen theilen und als Wirkung derselben er- warten, daß alle Männer, welche vor der Verantwortlichkeit zurüdck- \{recken, verrätherishe Komplotte und Blutvergießen unker Bürgern zu nähren, sich von der Repeal-Partei lossagen werden, müssen wir zugleich unser tiefes Leidwesen über dies kläglihe Fehlschlagen der glänzenden Aussichten, womit Lord de Grey's Verwaltung zu beginnen schien, unverholen ausdrücken, Niemals waren einem Vice-Könige bei seinem Amts - Autritte alle Klassen des Volks so günstig gesinnt, uie boten sih ihm so besondere Gelegenheiten, Gutes zu wirken, O’Con- nell war in Jrland beinah ‘machtlos, in England fast vergessen. Die Nepeal-Lehren und Repeal - Vereine wurden verlaht und galten blos als Mittel, dem Agitator seine Rente zu sichern, Jun die Lords de Grey und Eliot seßten alle Leute, deren Unterstüßung irgend wichtig schien, ein fast unbedingtes Vertrauen, Unter so günstigen Verhältnissen trat die jeßt von förmlihem Aufstande bedrohte Ver

waltung ins Amt, und in zwei Jahren hat sie es durh ihre Regie- rungsweise dahin gebracht, daß die Massen des Volkes zum ersteumale sich ernste Demonstrationen zu Gunsten des rein Jrländischen Grundsaßes der Trenuung von Großbritanien gestatten. O'Connell, damals ein Zwerg, is jeßt wieder ein Riese. Ein mit beispielloser Noth kämpfendes Volk steuert wöchentlih 600 Pfd. St. zum Repeal

«Fonds, und zwar stehen die Beiträge meistens in ungekehrtem Ver

hältnisse zu den Mitteln. Dem Pöbel der Repealer haben sich acht bare und wohlgesinnte Personen zugesellt, und ein unbedeutender Ver- ein is zur mächtigen Partei geworden, Jn diesem Allen liegt weder Whiggismus noch Radikalismus, keine Betreibung katholischer Ju

teressen gegen die protestantischen; nein, diese Bewegung strebt da

nah, eine Volfksbewegung zu seyn, und droht fast, es zu werden. Wir fragen nun, ob dieser Zustand eingetreten wäre, wenn die jeßige Regierung Jrlands ihre Gelegenheiten wahrgenommen hätte? És stand in ihrer Gewalt, das Volk zu überzeugen, daß sie Jrlands Jn

teressen im Herzen trage und ihnen auf eine den Jrländer befriedi

gende Weise zu genügen trachte, Hätte sie dies gethan, so wären die vorgestrigen Erklärungen der Minister nicht nöthig geweseuz sie hat es aber unterlassen, und wir befürchten nun, daß die zur Voll-

führung jener Erflärungen etwa erforderlichen Schritte nur ein sehr shlechter Ersaß für die gute Verwaltung seyn werden, welche diesel

ben unnöthig gemacht haben würde.“ Das genannte Blatt tadelt dann verschiedene Maßregeln der jeßigen Jrländischen Regierung und hofft, diesem Theile der Peelschen Verwaltung bald ein größeres Maß von Weisheit und Energie eingeimpft zu sehen; dies werde besser wirken als Bajonette.

Jn der vorgestrigen Versammlung des Vereins gegen die Korn- geseße wurde beschlossen, daß die Eintragung aller Mitglieder des Bereins im ganzen Königreiche in die Listen eifrigst und aller Orten betrieben werden sollten, und daß ferner der Rath des Vereins dahin wirken solle, überall ein Subscriptions - System von monatlichen oder wöchentlichen Beiträgen zum Vereins = Fonds in Gang zu bringen, damit beständig die zur glücklichen Durchführung des Kampfes gegen die Monopolisten nöthigen Geldmittel zur Hand seyen. Eine Peti- tion an das Unterhaus, worin erklärt wird, daß alle Schutzzölle, gleichviel ob für Erzeuguisse der Fabriken oder des Ackerbaues, den wahren Juteressen des Landes nachtheilig seyen, wurde vorgeschlagen und angenommen,

Der Globe sagt: „Wir ersehen aus den neuesten Westindischen Blättern mit Leidwesen, daß sich in unseren Kolonieen eine große Er- bitterung gegen die Missionaire an der Afrikanischen Küste kundgiebt, von denen man behauptet, daß sie thätigst bemüht seyen, die Abnei- gung der Eingeborenen gegen die Auswanderung noch zu verstärken, und daß durch dieses Treiben das Zuströmen von Afrikanischen Ar= beitern nah unseren Westindischen Kolonieen, wovon man sich so viele Bortheile versprach, fast ganz aufgehört habe. Die Pflanzer haben in öffentlichen Versammlungen erklärt, daß die Kolonieen gänzkich zu Grunde gehen würden, wenn dem Verfahren der Missionaire nicht Einhalt geschelze.‘“ :

Nächstens werden die Freunde und Verehrer des Herzogs von Sussex in der Freimaurer-Tavern zusammenkommen, um über die Einberufung einer öffentlihen Versammlung zum Zwecke der Errich-= tung eines Denkmals für den Verstorbenen zu berathen. Man glaubt, daß die Subscriptionen sehr zahlreih ausfallen werden,

Deutsche Bundesstaaten.

München, 13, Mai, Das heute erschienene Regierun gs- blatt bringt folgenden Plenar-Beschluß des Ober- Appellationsgerichts des Königreichs: „Der Umstand allein, daß ein Standesherr oder anderer Gutsherr sein Gut nicht selbst verwaltet, fann in einem seine Guts-Verhältuisse betreffenden Rechtsstreite einen Grund nicht dar bieten, von ter Vorschrift des Geseßes vom 11, Januar 1806, nach welchem die Eide in der Regel von den Parteien persönlich ge\{chwo ren werden sollen, die Ausnahme zu machen, daß einer oder mehrere seiner Beamten statt seiner zum Schwure gelassen werden,“

Sanunnover, 15. Mai, (Hamb. Korr.) Die Hannoversche Armee hat einen tapfern und verdienten Krieger verloren: der Com- mandeur der ersten Kavallerie-Division, General-Major Freiherr von Krauchenberg, is gestern mit Tode abgegangen.

Das Magistrats - Kollegium hat am heutigen Tage dem Könige eine Vorstellung überreichen lassen, worin unter Hinweisung auf die oftmals vom Könige gegebene Hoffnung, daß über die Suspension des Stadt - Direktors Rumann nach erfolgtem Richterspruche entschie- den werden soll, dessen nunmehrige Wiedereinsebung erbeten wird, Jnwiefern diese Vorstellung uoch von Erfolg seyn kann, steht dahin, da Herr Rumann gestern dem Magistrate seine Dimission ange- zeigt hat.

Weimar, 17. Mai. Seit dem 1, Mai sind für den Korre- spondenz-Verkehr zwischen dem Großherzogthum und den Kaiserlich Oesterreichischen Staaten neue Bestimmungen eingetreten, unter wel- en is Aufhebung des Frankirungs Zwanges besonders Erleichterung gewährt.

___XX Frankfurt a. M., 16. Mai, Se. Durchlaucht der Herzog von Nassau is bereits von der Reise nach Düsseldorf zurüd- geteyrf.

__ Der Kaiserl. Oesterreichishe Gesandte am Königl. Niederlän- dischen Hose, Herr Graf von Sen t-Pilsah, hat nah kurzem Auf- enthalt die Reise nah Wien fortgeseßt, Eben dahin ist am verflos- senen Sonnabend der Baron Salomon von Rothschild abgereist, Zuvor fam die von Rothschildshe Familie zu dem ehrenhaften Entschluß, iu unsere Stadt eine neue jüdishe Synagoge an der Stelle der alten unansehnlihen auf ihre Kosten zu erbauen. Zur Einreichuug der 2e soll eine Konkurrenz unter den tüchtigsten Architekten eröffnet werden,

617 Die Börse zeigte heute in den meisten Fonds eine willigere Haltung, woran die besseren Course von Paris und Wien {huld waren. Auch die Holländischen blieben fester, da von Amsterdam vom 13ten günstigere Berichte einliefen. Neue Kauflust zeigt sich in den Taunus-Eisenbahn-Actien auf die wieder eingetretene größere Geld=-Abondanz und die immer noch steigende Frequenz der Taunus- Eisenbahn, a ah Unser Senat hat die Konzession für den Bau der Hanau-Frank= furter Eisenbahn ertheilt, ———— cdaaioa

M P 213.

Luzern, 9, Mai, Der apostolishe Nuncius hat dem Vorort eine Note eingereiht, worin derselbe Klage führt, daß dermalen in der Schweiz eine falsche Bulle angeblih „mit Allerhöchsten Privilegien der Nunciatur““ verbreitet werde, Diese falshe Bulle be- trifst die junge Schweiz uud andere eidgenössische Verhältuisse, sie wird von Bern aus versendet, und soll einen Süddeutschen, der sich seit Jahren in der Schweiz herumtreibt, zum Urheber haben. Der Vorort wird unzweifelhaft dem päpstlichen Legaten die verlangte Sa- tisfaction ertheilen und bei den Ständen Schritte thun, daß die feruere Verbreitung der Bulle unterbleibt,

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D Pan Len. 65 Paris, 14. Mai. Jun der Sihung des Spauischen Se

nats vom ó6ten hielt der General Seoane eine lange und lebendige |

Rede, welche in Barcelona großes Aufsehen und leidenschaftliche Pro testationen hervorrufen wird, und die es so gut wie unmöglich zu machen scheint, daß der ehrenwerthe Senator auf seinen Posten als General-Ca pitain von Catalonien zurückehre. Die Rede des Generals Seoane war eine harte Anklage gegeu den in der Masse der Bevölkerung von Barcelona herrschenden Geist des Aufruhrs und der Demokratie, von dessen Wirkungen der frühere oder spätere Untergang der jetzt so blü

henden Hauptstadt von Catalonien vorauszusehen sey. „Barcelona““, rief er aus, „ist bestimmt, zu Grunde zu gehen, nicht durch Jrrthümer in unjerem staatswirth schaftlichen Systeme, niht durch falsche Zoll

Maßregeln, nein, sondern es hat in seinen eigenen Mauern alle Elemente der Zerstörung, der Verwandlung in eine Wüste.“ Herr Seoane erklärte, daß er, bei der Uebernahme des General-Kapitanats von Barcelona, für seine nächste Aufgabe gehalten, den Cha

rakter der Stadt und der Provinz gründlih kennen zu lernen, |

und daß er diesen Zweck theils durch das Studium der qge- druten Geschichtöwerke, theils durch fleißige Forshungen in den Archiven von Barcelona erreicht zu haben glaube. Zu jeder Zeit, sagte er, sey der aufrührerische Sinn der Barceloneser eine Gefahr für die Provinz und für den ganzen Stagt gewesen, Er führte na mentlich ein im Jahre 1773 voû dem Kriegs-Minister an den Vice- König von Catalonien gerichtetes Schreiben an, von dem man glauben fönnte, daß es von gestern datirt sey, und in welhem unter Anderem gesagt is, daß Barcelona in Friedenszeiten eine Besaßung von 14 Ba- taillonen Jufanterie und 2 Schwadronen Kavallerie nöthig hat, daß die Citadelle und Montjuich nicht genügen, um die Barceloneser im Zaume zu halten, sondern daß auch das Fort Atarazanas beständig auf dem Kriegsfuß erhalten werden muß, weil sich jeder Aufruhr (wie allerdings auh durch die November = Creignisse des vorigen Jahres bewiesen ist) immer zuerst guf diesen Punkt werfen werde. Der General Seoane zählt seit dem Tode Ferdinand's VII, nicht weniger als achtzehu verschiedene große und leine, Aufstände in Barcelona. Besonders ausführlich ist er bei ‘der Sthilderung des Oktober = Auf- ruhrs 1841, der die Einseßung der Wachsamkeits-Junta und die Nie- derreißung eincs Theiles der Citadelle zur Folge hatte. Ueber die Motive dieser leßteren Maßregel giebt der General Seogue ganz neue Aufschlüsse. Die Gefahr, welche der Stadt durch die Citadelle drohe, sagt er, war eigentlich nur Vorwand des Angriffs auf dieselbe, wie am deutlichsten daraus hervorgeht, daß man nmcht bloß die innere Mauer, sondern auch die äußeren Wälle abzubrechen anfing. Es lag in der That im Plane, die ganze Citadelle zu zerstören, und den da- durh gewonnenen Boden an eine Anzahl von Leuten zu vertheilen, welche Entschädigungs = Ansprüche wegen politischer Verfolgungen an den Staat machten, auf deren Befriedigung ste nur unter der Her beishaffung eines solchen außerordentlichen Hülfsmittels rechuen zu dürfen glaubten, * E :

Der General Seoane greift nach allen diesen Vorwürfen die Privilegien von Barcelona an, zu denen er namentli das herrshende Zoll-System rechnet, durch welches das ganze Land zum Vortheile der Catalonischen Judustrie ganz übermäßig besteuert werde. Noch weni= ger der Rechtfertigung fähig scheint ihm das den Barcelonesern zustehende Münzrecht, welches die Stadt auf die s{mählichste Weise mißbrauche, indem sie Spanien mit Kupfergeld überschwemme, das nicht den sechsten Theil \eines Nominal Werthes habe. Unter dem Schuße dieser Privilegien, fährt er fort, kann Barceloug allerdings gedeihen, aber blos auf Kosten des übrigen Spaniens, Nur so wird es möglich, daß man in Barcelona einen ganz übermäßigen Arbeits- lohn zahlt, der jährlich Tausende von Cataloniern dorthin lot, so daß die Stadt gegenwärtig wenigstens 190,000 Einwohner zählt, eine Masse, die natürlich die gefährlichsten Elemente der Unordnung einschließt. Schon jebt is es so weit gekommen, daß die Arbeiter, und namentlich die Weber, selbst den Preis ihrer Arbeit bestimmen und die Fabrikanten durch Drohungen zwingen, ihren Forderungen nachzukommen, Geheime Gesellschaften und eine zügellose Presse vollenden die Demoralisirung der Bevölkerung von Barcelona, welche der General Seoane seit 1839, wo er zum erstenmale General-Capitain von Catalonien war, so verändert, das heißt verschlimmert gefunden haben will, daß er sie gar nicht wieder erkennt, Der General Seoane suchte am Schlusse seiner Rede zu beweisen , daß die alte Gewohnheit der Barceloneser, Aufruhr zu machen und sich zu empören, nur einen einzigen Grund habe, den nämli, nicht eben \o wie das übrige Spanien an den Lasten desStaats theilzunehmen, und er stellte zu diesem Behufe eine Berechnung der Abgaben und der Koutingente von Barcelona, und eine Vergleichung derselben mit denen des übrigen Spaniens an, aus der hervorging, daß die Hauptstadt von Catalonien allerdings im thatsächlihen Genusse von Vorrechten steht, die es unmöglich sey zu vertheidigen.

Serbien.

Der O esterreihische Beobachter enthält Folgendes: „Be- richte aus Semlin melden, daß der neu ernannte Gouverneur von Belgrad, Hafiz Pascha, daselbst am 6ten d. M. von Orsowa, bis wohin er seine Reise an Bord eines Oesterreichischen Dampfschiffes zurück- gelegt hatte, über Panczowa zu Lande eingetroffen und bei dem Kaiserl. Kommaudirenden zu Semlin, General-Major von Ungerhofer, abge- stiegen is, Nach einem zweistündigen Aufenthalte wurde der Fase un- ter den ihm gebührenden Ehrenbezeigungen auf einer Kaiserl. Czaike nah Belgrad übergeseßt und dort von dem abberufenen Gouverneur, Kiamil Pascha, auf gleiche Weise Sidi Am folgenden Tage ließ Hafiz Pascha die Häupter der Serbischen Regierung vor. Der Fürst Alexander Kara Georgiewitsh, welcher auf einer Bereisung

des Landes begriffen war, is durch Absendung eines Tataren zur augenblicklichen Rückkehr nah Belgrad einberufen worden,“

——_ Türkei. _ Konstantinopel, 26. April. (A. Z.) Die von dem Staats- Kanzler Fürsten von Metternich gegen den Türkischen Botschafter zu Wien, Rifaat Pascha, im wohlbemessenen Augenblick geführte energische Sprache und die von Lebterem desfalls au die Pforte erstatteten Berichte scheinen den vielvershlungenen Gordischen Knoten der Oesterreichischen Dampfschifffahrts-Angelegenheit plötzlich gelöst zu ha- ben, Gestern ließ Sarim Effendi, den ersten Dolmetsh, Freiherrn von Testa, zu sich entbieten, und uahdem er zuerst die bisherigen Beschwerden als nicht bestehend oder übertrieben darzustellen gesucht, endigte diese Unterredung \chließlich mit der bestimmten Erklärung Sarim's, daß erneuerte Befehle sowohl an den IJchtissab Naziri in der Hauptstadt als au die Behörden von Trapezunt, Samsun und Sinope erlassen werden würden, um alle den Oesterreichischen Dampf- böten in den Weg gelegte Hindernisse einzustellen. Für den Fall, daß dennoch Schwierigkeiten vorkommen sollten , ersuchte er, sd an den Handels-Minister und Großmauthner Tahir Bey zu augenblick= licher Abhülfe zu wenden. Sarim Effendi fuhr fort, er würde so-

gleih diese Beschlüsse dem Türkischen Botschafter in Wien in gleicher Weise mittheilen, um offizielle Anzeige davon zu machen (was auch bereits geschehen) und hoffe, Herr von Klezl werde niht verabsäumen, im gleihen Sinne an Se. Durchlaucht den Fürsten-Staatskanzler zu berihten. Eiu im Sinne dieser Erklärungen verfaßtes Schreiben vom Finanz-Minister Saweti Effendi ging au wirklich noch am selbigen Tage an den Muschir von Trapezunt ab.

Inland.

Verlin, 17. Mai. Se. Majestät der König haben Allergnä= digst geruht: Dem Major Grafen von Walderfee II,, aggregirt dem 1sten Garde =Regiment zu Fuß und Commandeur des Lehr Jufanterie - Bataillons, die Erlaubniß zur Anlegung des ihm ver= liehenen Ritterkreuzes vom Sachsen = Ernestinishen Haus - Orden zu ertheilen,

Die Spanische Vermáhlungs- Frage.

Examen imparcial de la cuestion de casamiento de S, M. la Reina Doña Tsabel IL por un Español. (Unpacteiische Prüfung der Frage der Vermählung Jhrer Ma= jestät der Königin Jsabella 11, Von einem Spanier.)

Unter diesem Titel i} hier so eben eine 53 Seiten starke Flug- \{chrift erschienen, deren Jnhalt \{chon wegen der hochwihtigen Frage, mit der er sich beschäftigt, Beachtung verdient; durch die Persönlich= feit des Verfassers jedoch eine ganz besondere Bedeutung erhält. Dieser hat sich zwar nicht genannt, ich glaube aber seine Bescheiden- heit nicht allzusehr zu verleßen, wenn ich Jhnen mittheile, daß die Schrist aus der Feder des Marquis von Miraflores geflossen ist, eines Spanischen Granden von großem Reichthume, der als Ge- sandter am Londoner Hofe 1834 den Traktat der Quadrupel-Allianz abshloß, und 1839 und 40 Botschafter in Paris war. Diese Lauf-= bahn hat dem Marquis, der an den späteren Ereignissen seines Lan= des feinen Theil mehr genommen hat, die Gelegenheit verschafft, sich eben so wohl aus eigener Anschauung Einsicht in die politischen Ver= hältnisse des Auslandes zu erwerben, als auch sich selbst einem aus- gedehnten Kreise fremder Staatsmänner und Diplomaten bekannt zu machen, und deshalb möchte es nicht überflüssig seyn, die Gedanken und selbs die Worte eines so unterrihteten Spaniers hier im Aus-= zuge mitzutheilen.

Der Grundgedanke des Verfassers, den er jedo erst auf der vorleßten Seite ausdrückt, ist folgender : /

„Achtzehn Monate fehlen noch bis zur gesebmäßigen Volljährig= keit der Königin, und dicse achtzehn Monate müssen der Zeitpunkt seyn, in welchem der große, unermeßlih s{wierige Uebergang (von der revolutionairen Lage zu der vollständigen Ordnung) vorbereitet werde. Um dies, wenn nicht leiht, doch wenigstens mögli zu machen, is es durchaus nothwendig, die Volljährigfkeits - Frage mit der über die Vermählung zu verbinden. Der Thron bedarf einer Stüße, sobald sih ein Mädchen von vierzehn Jahren auf ihn sebtz und keine bessere und nüblichere Stübe giebt es, als einen Gemahl, zumal wenn dieser die Stärke und Wichtigkeit seines Postens durch die moralische Unterstüßung Europa's vermehren könnte.‘

Die Entscheidung der Volljährigkeitsfrage steht, dem Verf. zu- folge, der Spanischen Nation allein zu. Die Vermählung dagegen berühre die Jnteressen anderer Mächte, und Spauien könne und dürfe die Mitwirkung derselben niht zurückweisen. Dann stellt er sieben verschiedene Prinzen auf, unter denen man zu wählen hätte, nämlich : einen Sohn des Ex-Jnfanten Don Carlos, einen Sohn des Infanten Don Francisco, einen Neapolitanischen Prinzen, einen aus dem Hause Orleans, einen Oesterreichischen, einen Bayerischen oder sonstigen Deutschen Prinzen zweiten Ranges und einen aus dem Hause Koburg. Man wird bemerken, daß der Verf. auf den Sohn des Herzogs von Lucca keine Rücksicht nimmt. Nachdem er nun von dem Wiener Kongresse, der Jutervention von 1823, der Juli-Revolution gesprochen hat, kömmt er auf die pragmatische Sanction, vermöge deren Ferdi= nand VII. die bis auf Philipp V. geltende Erbfolge wiederherstellte. „Nach dem Absterben Ferdinand's ŸVIl.“, sagt der Verf. S. 15, „„\hlug eine jede Macht den Weg ein, der ihren Grundsätzen und Interessen entsprah. Neapel und Sardinien konnten die Erbfolge= Ordnung, gegen welche sie protestirt hatten, niht anerkennen. Oester- reich, Preußen und Rußland hatten 1832 die Ansicht gewonnen, daß die direkte Erbfolge keinen Anklang fände und die Stärke und Macht des Don Carlos ohne Weiteres darüber triumphiren würde; folglich fonn- ten sie bei ihrer gewohnten Umsicht und Klugheit vor der Hand keinerlei Entschließung fassen. Sie mußten die Begebenheiten abwarten, ohne gegen irgend Jemand Verpflichtungen einzugehen, so daß sie weder die Königin noch den Jnfauten anerkannten.“

Der Verfasser erzählt dann die Geschichte des Quadrupel-Trak- tates, und macht dabei folgendes Geständniß, welches die Spanischen gegen fremde Einmischungen so aufgebrahten Cortes beherzigen mö-= gen: (S. 20) „Spanien rief einen Traktat hervor, damit England in die Angelegenheiten Portugals intervenire, und beide Prätendenten (der Portugiesische war gerade nur von Spanien als König anerkannt worden) aus der Halbinsel vertreibe.“ Nachdem er nun die Lage entwidckelt hat, in der si, seiner Ansicht nah, Spanien Europa gegen- über befindet, stellt er folgende Säße auf, als solche, die den übrigen Mächten zur Richtschnur dienen würden : (S. 25 ff.) L

1) Die dynastischen Einflüsse dürfen bei der gegenwärtigen Lage Europa's nicht als Haupt-Element bei der Lösung der in Frage fie- i henden Aufgabe betrachtet werden. S

2) Blos dprastde Interessen können weder für kräftiges und vortheilhaftes Element darbieten, noch von