1843 / 144 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

ü t, und wenige Parteigänger in der Kammer es E wort Judemnität müßte in dem neuen Gescbß- E eine andere Form annehmen. Herr von Lamartine hatte diese neue Form in einem Amendement in Bereitschaft für den Fall, dis die Kammer das Amendement Dumont-Passy verwerfen und den- noch nit den Geseß-Entwurf der Regierung hätte annehmen wollen. Dasselbe bestand aus zwei Artikeln : 1) der Staat würde, anstatt die Rübenzucker - Fabrikanten zu entschädigen, ihnen ihre Fabriken nebs Material abkaufen; 2) die Erzeugung des Rübenzuckers in Frankreich bliebe frei, aber jede ueu gegründete Zudter - Fabrik müßte von nun an für ihre Production den nämlichen Zoll wie die Pflanzer für ihren Kolonial-Zucker tragen. Es ist nicht unwahrscheinlich, daß, wenn Herr vón Lamartine gestern oder vorgestern scin Amendement vorgelegt hätte, das Resultat der gestrigen Debatten zu dessen Gunsten aus- gefallen wäre.

Der heftige Ton, mit welchem Herr Cunin-Gridaine sih gestern Abends vor einer Menge Deputirten äußerte, gab zu dem Gerücht Anlaß, daß er seine Demission einreichen werde, wenn das System Dumont-Passy nicht durch das Final-Votum umgestürzt wird. Herr von Lamartine, Berryer, die Majorität der Zucker-Kommission, haben sich an die Spibe der Partei gestellt, welche, gleih dem Handels- Minister, eher vorzieht, daß die Zuckerfrage vertagt als nah dem Zwitter- System des gestern adoptirten Amendements gelöst werde.

Es ist sehr s{hwer, in der Entfernung den wahren Charakter der Vorlesungen der Herren Michelet und Quinet aufzufassen, womit die Journale sih sehr viel beschäftigen. Sowohl die religiösen als die liberalen Blätter lassen sich dabei nur vom Parteigeiste leiten. Jch habe selbst vorgestern der Vorlesung des Herrn Edgar Quinet beigewohnt. Um Jhnen von dem Lärm, der da herrschte, so wie von dem Publi- lum, welches die Majorität bildete, einen Begriff zu geben, wird es hinreichen, Jhnen zu sagen, daß die Vorlesung mit dem Absingen der Marseillaise begann. Herr Edgar Quinet gilt nämli für den Vor- kämpser jener Helden, welche das linke Rhein-Ufer begehren. Folglich scheinen die meisten, die zu scinen Vorträgen kommen, zu glauben, sih darum, nicht gegen die Jesuiten, sondern gegen das koalisirte Eu- ropa zu marschiren; und anstatt ihren Professor anzuhören und zu begreifen, was er sagen will, glauben sie, besser für dessen Sache zu wirken, wenn sie aus vollem Halse schreien: En avant marchons! Herr Michelet hat in seiner gestrigen Vorlesung in Vergleich mit den beiden ersten große Mäßigung bewiesen. Freilich wird er durch Mäßigung und Zurückhaltung einen großen Theil des lärmenden Applauses seines Auditoriums einbüßen, aber dafür wird leßteres aus einem gewählte- ren Publikum bestehen, da mehrere ausgezeihnete Männer, welche Herr Michelet ersuchte, durch ihre Gegenwart seinen Vorlesungen mehr Gewicht und Einfluß zu verschaffen, sih bisher dazu nicht verstehen wollten, Es zirkulirt jeßt in den Salons von Paris ein Ausspruch, womit Herr von Lamartine das Betragen der beiden Professoren der Universität treffend beurtheilt: „Sans me prononcer pour aucun de deux paruis, soll er geäußert haben, je ne puis m’empécher de blâmer un système d'enseignement, qui apprend à la Jeu- nesse de conspirer, au lieu de lui faire aimer dieu et ses lois.”

ir Paris, 19. Mai. Die Mehrzahl der bei der Zuderfrage betheiligten Juteressen glaubt sich durch die gestrige Entscheidung der Deputirten-Kammer schwer verletzt ; die Rübenzucker-Judustrie, weil sie als Folge derselben ihren beinahe völligen Untergang voraussieht ; die Kolouial - Judustrie, weil die Kammer die Beseitigung ihrer Konkur- rentin zu weit hinausgerüdt hat. Die Vertreter des Kolonial-Jnter= esse scheinen überdies zu fürchten, daß ein Theil der einheimischen Fabriken die gleiche Besteuerung werde aushalten können, und es is nicht zu leugnen, daß diese Meinung durch die Haltung mehrerer der bedeutendsten und einflußreichsten Rübenzuker - Produzenten bis zu cinem gewissen Punkte gerechtfertigt wird. Einige der stärtsten ein- heimishen Fabrikanten haben nämlich Alles, was in thren Kräften stand, gethan, um den von der Kammer gefaßten Beschluß zu befördern, überzeugt, daß in Folge desselben die große Mehrzahl der einheimischen Fabriken sofort eingehen und ihnen das Feld für eine wenigstens die ersten Jahre hindur entschieden vortheilhafte Konkurrenz mit den Kolonicen frei- lassen werde. Diese Rechnung hat indessen jedenfalls eine schwache Seite, denu- es is kaum denkbar, daß die Zucker-Angelegenheit bei der fraglihen Entscheidung ihr schließliches Bewenden haben werde. Zunächst ist es ungewiß, ob dieselbe überhaupt die legislative Sanc- tion erhält, und wenn sie wirkflich auch von der Pairs-Kammer an- genommen und vou der Krone bestätigt wird, so kann man mit der größten Wahrscheinlichkeit erwarten, die dies Jahr entschiedene Frage in einer der nächsten Sessionen von neuem gestellt zu sehen. Das Journal des Débats und der Univers führen seit einigen Tagen eine nicht eben erbaulihe Zwiesprache über das vor- gestern erwähnte Kompendium der Moral-Theologie, durch welches die Zöglinge der Französischen Seminarien in eine so höchst sonderbare Ka- suistik eingeweiht werden. Das Journal des Débats antwortet auf die Zoru=Ausbrüche des Univers über die von ihm gemachten Citationen aus dem fraglichen Buche : „Jn Zukunst werden wir uns hü- ten, gewisse theologische Werke, wenn auch nur Lateinisch, anzuführen, um feinen Skandal zu erregen. Wir wollen, da es die neukfatholische Partei verlaugt, gern glauben, daß eine Zeitung sich mehr respektiren muß, als ein Kasuist, und daß man vor einem ehrbaren Publikum den Schleier nicht lüften darf, den man vor den Augen der jungen Leviten von oben bis unten zerreißt.“ Darauf entgegnet der Univers mit hei- ligem Ciser: „Aber Unselige, wenn euch Gott beim Herannahen der Todesstunde die Gnade erweist, einen Priester an euer Bett zu schil- fen, könnte dieser Priester die Sühnen und Bußen, die zur Rettung eurer Seele nöthig sind, richtig bestimmen, wenn man ihm nicht die vou der Religion und der Gerechtigkeit für diese Dinge festgeseßten Regeln gelehrt hätte? Könnte er die ckelhaften Geschwüre, mit deuen eure Seele bedectt ist, heilen, wenn er sie niht zu behan- delu gelernt? Seyd ihr so ganz vom Teufel 0,4 daß ihr, nicht zusrieden damit, die Jugend zu verderben und sie mit euren s{himpf- lihen Krankheiten anzustecken, Ls nit einmal dulden wollt, daß man den Heiligen die göttliche unst lehre, die Seelen unserer Brü- der, die na dem Bilde der Gottheit gemacht sind, aus dem Schlamm und der Fäulniß zu ziehen, in die ibr L i tas | j hr sie gestürzt habt?“ Hierauf nimmt das Journal des Débats wieder das Wort: „Wenn die Kunst“, sagt es, „welche das Kompendium der Moraltheologie lehrt, eine göttliche Kunst is, warum sind wir denn strafbar, weil wir einige Stellen aus pen Bude angeführt haben, das die tostbarsten Geheim- nisse dieser Kunst enthält? Es i wahr, daß wir nicht Alaubten, daß die Heiligen nöthig haben, so gründliche und so spibfindige Studien über alle Schändlichkeiten zu machen, die man im Leben finden oder auch vielleicht nur durch die ECinbildungs- fraft shaffeu kann.“ Und der Univers erwiedert: ir fönnen dem Journal des Débats in den Schriften des Jesuiten Fenelou ges ähnliche Dinge nahweisen, und es wird dann ehen, daß die Bischöfe mit sih darüber einig sind, vor den Augen der jun- gen Leviten den Schleier zu zerreißen, welchen ein Laie, der sich \elh achtet und der Gott fürchtet, niht vor dem Publikum lüsten E Doch darum haudelt es si hier gar niht. Was wollte das Jour- ual des Débats, und worauf lief sein ekelhafter Artikel hinaus? Es wollte die Geistlichkeit einshüchtern, indem es ihr zeigte, bis zu

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welchen Jkhfamieen es sich herabzuwürdigen im Stande sey. Der Schlag war gut geführt. Es giebt armselige Geister, die sich in der s{himpflichen Schlinge haben fangen lassen. Das Journal des Débats kündigt dies Resultat mit unverholenem Frohlocken an. Diesmal lügt es nicht. Weun es Uebel stiften will, so weiß es die Mittel zu finden, die zum Zwecke führen. Das zur Nachricht für Diejenigen, welche glaubeu, daß folhe Schändlichkeiten, daß eine so schamlose und utederträhtige Unredlichkeit keine andere Züchtigung verdienen, als die Verachtung.“

Der Univers ruft am Schlusse seines Artikels den Beistand der Geistlichkeit iîn dem Kampfc gegen das Journal des Débats an. Dieser Ruf wird nicht ungehört bleiben, und die Polemik kann nach cinem solchen Anfange wcit führen , wenn fih erst die Bischöfe von Chartres und Bellay mit ihren kriegerishen Federn hineinmischen. Die Regierung scheint diesen Streit schr ungern zu sehen, wenn man anders aus den Pariser Korrespondenzen der ministeriellen Pro- vinzialblätter auf die im Kabinet herrschende Ansicht {ließen darf. Ju cinem der neuesten aus dem sogenannten Bureau de Pesprit public hervorgegangenen Artikel heißt es wie folgt : „Der Geist der Jrreligiösität, der in Blättern und in gewissen Erzichungs-Austalten zu Hause ist, scheint uns ein weit shwereres und wirklicheres Uebel zu seyn, als die Rich=- tung, welche das Journal des Débats angreift, und es gehört ganz gewiß mehr Muth dazu, jene gefährliche Krankheit unserer Zeit zu bekämpfen, als in Gemeinschaft mit einigen Narren und einigen Pedanten die veralteten Späße der Voltaireschen Schule in einem \hlechten Style ohne Wih und Talent wieder aufzufrischen.“

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Grossbritanica und Irland.

London, 19. Mai. Jn Jrland sinden fortwährend zahlreiche Nepeal - Versammlungen ftatt, aus denen fih ergiebt, daß die Erklä- rungen der Minister im Parlament, weit entfernt, den Eifer der Re- pealer abzukühlen, denselben nur noch mehr angefeuert haben. Be- merkenswerth is besonders cine am 44ten unter dem Vorsiße des fatholischen Bischoss von Meath in Mullingar gehaltene Versamm- lung, in welcher der Bischof von Ardagh erklärte, daß alle katholi- chen Bischöfe, ohue Ausnahme, der Repeal eifrig ergeben seyen. Auch O’Connell war bei dieser Versammlung zugegen und ging #0 weit, zu erklären, daß, wenn wirklih die Kömgin, wie bekanntlich Sir Robert Peel und der Herzog von Wellington kundgegeben haben, der Erklärung ihres Vorgängers gegen die Repeal beistimme, sie sich eben so „verhaßt und verabscheut“ (odious and execrated) machen werde, wie Peel selbs. Bisher hatte O’Connell bekanntlih noch immer die Stellung der Königin von der ihrer Minister sorgsam ge- chieden.

p Der Nachricht, daß die verwittwete Königin diesen Sommer nach Deutschland reisen wolle, wird jeßt offiziell widersprochen.

Im Unterhause wurde gestern cin Antrag des Herrn Sharman Crawford auf Einführung des allgemeinen Stimmrechts und Ab- fürzung der Dauer der Parlamente mit 101 gegen 32, und ein An- trag des Herrn Roebuckck, aus dem Volks-Unterrichts-System die Be- vorzugung der Lehren der herrschenden Kirche zu beseitigen, mit 156 gegen 60 Stimmen verworfen. x gn

Die Englischen Fonds sind noch mehr zurückgegangen, indeß wie es eint, nit aus politischen, sondern nur aus finanziellen Gründen. Ein bedeutendes Fallissement, verbunden mit \chlimmen Gerüchten über mehrere andere Handlungshäuser, vermchrt noch den Druck, wel- chen die Geschäfte erleiden.

Der Zinsfuß für die im nächsten Monate auszugebenden Schaßz- fkammerscheine is auf 1% Pce.-pCt. täglich festgestellt worden.

Kürzlich wurde gemeldet, daß der Secrektair des Chartistischen Vollziehungs-Büreaus; Campbell, nah Amerika entflohen sey und die Rechnungsbücher und Listen des Chartisten - Vereins mitgenommen habe. Jebt hat sih ergeben, daß er dieselben vor seiner Flucht nebst einem starken Paket von Karten für Mitglieder an einen abtrünnig gewordenen Chartistenführer, O’Neil, für 16 Pfd. St. versebt hat, der sie gegen Erstattung dieser Summe auszuhändigen bereit 1j. Ler Abfall dieser beiden und anderer Führer hat das Vertrauen unter den Chartisten gänzlich zerstört. Selbst Feargus O'Connor, der so oft seine Uneigennüßigkeit und seine der Charte gebrachten Opfer gerühmt, wird jeßt der Käuflichkeit und Geldgier beschuldigt. Man weist ihm nah, daß er sih für seine Vorlesungen einmal 25, daun 19 Pfd. St. bezahlen lassen und von den angeblich _an Agenten be- zahlten Geldern einen großen Theil cingesteckt habe. Ver ganze Char= tismus steht überhaupt auf schr schwachen Füßen. ; i

Ein offizieller Bericht von Lord Ashley hat fürzlih wieder die entsetlichsten Resultate über die Jundustrie in den Kohlen-Minen auf- gedeckt. Kinder von 4 bis 5 Jahren werden darin {hon benußt ; das Oeffnen und Schließen der Luken, von denen die Sicherheit der Minen = Arbeiter abhängt, wird ihnen auvertragut. Der kleine Knabe wird um 2 Uhr Nachts von seiner Mutter geweckt, seine Nahrung, ein Stück Brod und Kaffee in einem steinernen Krug, wird ihm ein= gehändigt. Damit läuft er eilig an scinen Plaß in den Minen und giebt Acht auf das Rollen der Karren ; so wie sich Einer Aa, UY er seine Luke öffnen, cine Vorrichtung, die zur Zerstörung des E gases dient, welches sih unaufhörlih in den Bergwerken tee t Zwölf Stunden muß der kleine Wächter hier ausharren in dun ( ster Einsamkeit, die nur durch die schwachen flgdernon Lichterchen der oorüberfahrenden Karren zuweilen erhellt wird. Aber wehe ihm, wenn er der Müdigkeit, der Langeweile erliegt und einschläft ; ein Aufseher, der die Runde macht, wird ihn durch eine harte Züchtigung belehren, daß die Gefahr des Erstickens durch seine Händchen von den Prers abgehalten werden muß. Um 4 Uhr \chlägt dic Erlösungsstun e Ii alle Arbeiter, nur der kleine Lulen-Bursche muß bis zuleßt warten, bis Alle fort sindz dann läuft er zurück nah der Hütte eter Aeltern, wird abgewaschen, bekömmt zu essen und geht eilig zu Bett, E o Karrenschieber , Putter , sind noch übler daran z sie sind vie eicht ein paar Jahr älter, müssen aber gleich Lastthieren die Karren zichen, und zwar ganz wie solche auch auf allen Bieren kriechen, weil die Gänge zu niedrig sindz eine eiserne Kette wird mittelst eines ledernen Gürtels um gh befestigt und zwischen den beiden Beinen durch= gezogen, um die {weren Kohlenkarren fortzubringen. Zu den be- {chwerlichsten Arbeiten werden vorzugsweise fleine Mädchen genommen, weil sie am folgsamsten und sleißigsten sind. Vom zarten Alter an arbeiten sie bis zum 21sten Jahre in den Minen, oft bis an die Kuiee in Schmuy und Wasser stehend oder in Gesellschaft fast nackter Män= ner, um allem weiblichen Gefühl Hohn zu sprechen

Die unter dem Namen „Rebekfa und ihre Töchter bekannte Bande in Wales, welche des Nachts in weiblichen Kleidern umher= zieht, um die Schlagbäume und Zollhäuser zu zerstören, treibt ihren Unfug immer ärger und schreitet jeßt au zu Geucr-Aulegungen z so wnrden am leßten Montage einem Gutsbesißer vier Morgen junger werthvoller Bäume niedergebrannt. Obgleich die Regierung 150 Pfd. St. auf die Ergreifung jedes Mitglieds der Bande gesebt hat, fonnte man doch bis jebt keines einzigen habhaft werden, j

Die Zahl der Petitionen gegen die Gabrif - Bill betrug bis zum 5, Mai 13,060, die Zahl der Unterschriften 2,015,607. D

Man glaubt, daß Herr Green, der fürzlich aus den Vereinigten

Staaten hier anlangte, mit einer Mission der Amerikanischen Regie- rung beauftragt sey. Herr Green 1 ein Vertrguter des Herrn

Webster und soll erklärt haben, der Amerikanische Tarif müsse modi- fizirt werden, um einen Handels - Traktat mit England möglich zu machen.

Die Bibliothek des Herzogs von Sussex soll zuerst dem Briti- hen Museum angeboten und wenn dieses sie ablehnt, öffentlich ver fauft werden. Sie besteht aus 45,000 Bänden.

7 London, 19. Mai. Von allen Seiten hörte man dieser Tage, daß cine Mehrheit der konservativen Gutsherren des Unter- hauses sich entschlossen hätten, heute Abend mit Herrn Labouchère gegen das Ministerium zu stimmen. Die Morning Post rief Tag für Tag Wehe! über jeden solchen, der sih noch länger würde durch das „aufgeklärte Ministerium“ durh den Koth \chleifen lassen! Cin solcher würde von den aufgebrachten Pächtern bet der nächsten Wahl zuverlässig verworfen werden. Keine Rücksicht solle sie daran hin dern. Wenn Peel das Ministerium verlasse, würde sih ein zuver- lässigerer Mann an seiner Stelle finden, Jrland würde darum nicht binnen vier Wochen (wie die Anhänger Peel's behaupteten) in Re bellion gerathen. Und wenn auch, so sey dies nur ein Beweis von Peel's Unfähigkeit, da doch bei seinem Amts -Antritt Zrland nicht binnen vier Wochen von einer Rebellion genesen, / Í

Inzwischen hat der Minister diesen Nachmittag seine gewöhn- lichen Anhänger zu einer Privat- Versammlung in seinem Hause be rufen, Der Streit i für den Augenblick beigelegt, man ist überein gekommen, ihn noch cinmal zu unterstüßen und somit cinen Minister wechsel zu verhindern, von dem es doch noch höchst zweifelhaft bliebe, ob er gerade den Gutsherren vortheilhaft seyn würde, Peel hat ihnen dieses flar zu machen gewußt; soll aber doh noch am meisten durh Hinweisung auf die gefährliche Lage Jrlands gewirkt haben. Die Frage isst jedo, wie diese Herren thren Pächtern die Gründe einleuchtend machen wollen, die sie zur Unterstüßung einer Maßregel bewegen fonnte, die alle Personen und eitungen, welche sich ganz besonders für die Beschüßer des Ackerbaues ausgeben, für den ärgsten Schlag erklären, der dem Juteresse dessclben zugefügt werden könne, welche Cobden selbs für ein Mittel erklärt, sremdes Getreide zollfrei ins Land zu bringen. A L

Welche Fortschritte die Unzufriedenheit bei den Pächtern gemacht hat, zeigt sich jeßt täglih mehr. Die Menge von Bittschriften, welche sie gegen die freie Getreide -Cinfuhr von Kanada eingesandt, is ein Beweis ciner Art. Der auffallendere aber is der sich über allen Begriff schnell entwickelnde Einfluß der League be! denselben. Unter anderen fand gestern eine Versammlung zu Üxbridge statt, welche E Cobden veranlaßt worden. Es ist diescs die Hauptsiaot und G Hauptmarkt der Grafschaft Middlesex. Es war ein Markttag; un die aus mehr als 600 Personen bestehende Versammlung war, nach dem Geständnisse der Morning Po st selbst, aus den angesehensten Pächtern nebst mehreren der geachtetsten Herren aus der Gegend zusam mnengeseßt, Mehrere derselben unternahmen es, Cobden zu antworten, worunter einer der Vertreter der Grafschast (Wood) und ein Herr Powuell, welchem leßthin nur wenige Stimmen fehlten, um ebenfalls als solcher gewählt zu werden. Dennoch entschied man dur cine große Mehrheit für die gänzliche Abschaffung aller Korn Zölle! Nachher hatten die Pächter ein öffentliches Essen, woran Cobden nebst jenen Herren, welche gegen seinen Vorschlag gesprochen, Theil nahmen. Doch hatte Ersterer die Gutsherren an diesem Tage so wenig geschont, als leßten Freitag im Unterhause. Alles dieses deutet auf eine baldige Entscheidung. L

Die Nachrichten, welche uns seit meinem leßten Schreiben 9on Jrland zugekonuen, sind zweierlei Art, und eine so merkwürdig als die andere. Bei einer Versammlung nämlich, welche D'Connell hielt, waren unter Anderem auch zwei Römisch-katholische Bischöfe zugegen. Von diesen erklärte einer nicht nur sich selbst, sondern die gauze mische Hierarchie für #o entschiedene Gegner der Union mit England, dasz sie bereit wären, lieber ihr Leben zu lassen, als dem Bestreben zu deren Auflösung zu entsagen. Der Mann sprach wie ein entschie- dener Demagog, indem er unter Anderem sagte, er sey selbst vom gemeinsten Stande entsprungen, und sey der Aristokratie nichts schuldig, als die tiefste Verachtung. Dies is nun ein schlagender Beweis, wie unrecht man gethan hat, daß man den Klerus fast der ganzen Jrlän- dischen Nation sich selbst überließ und keinen Einfluß über denselben zu erlangen suchte, während man zugleich denselben durch die Ueber- tragung des alten Kirchenguts und aller Ehre einer Staatskirche auf den Klerus einer Minorität übertrug.

Die zweite Begebenheit aber is eine Rede, die O'Connell na h diesem zu Dublin gehalten, und worin er die jebige Regierung und deren Anhang auffordert, 7—®8 Punkte, die er nennt, zu bewilligen, und die Aufregung um Auflösung der Union würde von selbst fallen. Dieses, nachdem er zu hunderten Malen feierlich erklärt hat, alle Hoffnung, von Englaud Gerechtigkeit zu erlangen, sey vergebens, und es bliebe für die Érlösung Jrlands nichts übrig, als jene Auflösung, is offenbar ein Zurütreten. Seine eifrigsten Anhänger sollen es da- für halten, und einander mit Schreckeu und Erstaunen ansehen. C verlangte sogar, daß eine Adresse in genanntem Sinne an die Eng- lische Nation erlassen werden solle, und es wurde der dirigirende Aus= \chuß beauftragt, solche aufzuseßen. Es muß sich nun zeigen, ob wirklich die Macht hat, den Sturm zu beschwichtigen, wie er ihn ans geregt hat, oder ob andere Geister sich der Bewegung bemähtiz gen und sie weiter führen werden, Jhn hat offenbar et= was erschreckt: entweder

muß er die Gefahr darin erkennen, daß alle Protestanten, die bis

jeßt zu ihm gestanden, sich abwenden und die Masse derselben, die ®

aus Berdruß über den liberalen Sinn der Regierung si neutral ge- halten, sich jeßt entschieden gegen seine Bewegung wenden werden. Und die Jrländischen Protestanten sind ein muthiges und kräftiges Volk.

Wie ih indessen auch die Sachen wenden mögen, so wird man doch hoffentlich sich nicht von unwissenden und befangenen Publizisten zum Glauben verleiten lassen, als sey Jrland durch Dru und Mißhandlung zur Verzweiflung getrieben worden, Mit welchen Grausamkeiten auch die erste Eroberung, so wie die späteren Wiederunterjochungen desselben, betrieben worden, wie ein- seitig und drückend auch die spätere Behandlung der Bewohner ge- wesen seyn mag, so hat England doch gewiß wenigstens seit eben jener so sehr verschrieenen Union alles Mögliche gethan, um frühere Uebel gut zu machen, Die Gesehe und die Verwaltung derselben sind beinahe ganz dieselben als in England, und hlos örtliche Cigen- thümlichkeiten machen hier und da einen unbedeutenden Unterschied. Acmter und Würden sind Jrländern jedes Glaubens in der Heimat wie in der ganzen Monarchie ofen, wie au faktish immer mehrere Minister Jrländer sind. Die Abgaben sind viel geringer als in Eng- land und Schottland, ja, wo ih nicht irre, so zahlt es gar feine di- reften Steuern. Seine Produkte finden hier wie in den Kolonieen freie Aufnahme, und es giebt Feine einzige Anordnung, welche es ver- hinderte, das Fabrikwesen so weit zu treiben, als England selbst. Das einzige, worüber die Katholiken sich mit einigem Recht beklagen kön- nen, is, wie {hon berührt, das Kirchenwesen. Aber auch hierin hat man Vieles gemildert. Nicht nur hat man die Kirchen -Steuer abgeschafft und den Zehnten in einen Grundzins verwandelt, welchen

das unerwartet * kühne Entgegentreten: der Regierung oder jenes demagogische Auftreten der Hierarchie/! welche, dem Kampf eine religiöse Wendung zu geben, auf jeden Fall“ ihm das Heft aus den Händen zu winden droht, Auf jeden Fall

der meistentheils protestantis{Ge Gutsherr zu entrichten hat, und somit alle unmittelbare Zahlungen der Katholiken -zu dem protestantischen Gottesdieust aufgehoben, sondern auch ihueu zu Liebe ein Unterrichts- System eingesührt, welhem fast der ganze protestantische Klerus eut gegen ist, Die große Armuth, woran die Masse des Volkes leidet, rüHrt von Unständen her, welche feine Gesehgebung leiht wegschaffen könnte, und die, wenn sie auch zum Theil durch die früheren Miß handlungen der Urbewohner entstanden, doch von England so wenig gewünscht werden, daß die Nation, wie das Parlament, kein billiges Opfer scheuen würden, um Fie zu beseitigen. s

Deutscize BunDesstaaten.

Múnchen, 17. Mai. Jn der heutigen Sihung der Kammer der Abgeordueten kamen nach einander zur Berathung und Schluß- fassung folgende Kriminalrechtsmaterien z 1) Diebstahl ; bei demselben

- wurde, nah von elf Nednern geführter Debatte, die vom Ausschuß beantragte Summe von 509 Fl. für Den Anfang des Verbrechens begrisses und von 1 Kr. bis zu 5 Fl. die Polizeizuständigkeit angenom menu ; die bisher bestandene Ausscheidung zwischen einfachem und aus gezceichuctem Dicbstahl blicb, jedoch wurDen auch die bisher geseßlichen Strafen gemildert nah dem Œntwurf angenommen. Beim Art. 7, der vom Rückfall handelt, milderte Die Kammer durch Weglassung des Satzes „„BDer wer wegen zwei oder meHrerer Diebstahls-Bergehen zugleich zu be strafen ist‘“’ auf Antrag des Freiherrn von Thon-Dittmer mehr, als der Eut wurf beabsichtigte; Art. 8 unD 9 wurden angenommen, wie am Schlusse der Ausschuß den leßteren modifizirt hatte. 2) Unterschlagung an dem Eigenthum der Privaten; Hier seßte Die Kammer nah Autrag des Ausschusses die Verbrecheus-Summe von 100 auf 5 Fl. herab, da- gegen behielt sie vou 5 bis 50 Fl. den Vegriff des Vergehens bei, 3) Betrugz auh hier bes{GWloß die ammer bis zu 5 Fl. Polizei Kompetenz, von 5 bis 50 Fl. Vergehen, also Kompetenz der Civil Strasfgerichte, und von 50 Fl. an Krimtnalität. Weitere Milderun gen durh den Ausschuß wurDen ebenfalls angenommen, wie die Hiu aufsebung von 5 auf 10 Fl. bei Fälschungg von Privat-Urkunden im Art. 1.3. 4) Einfache Widerseßung gegen die Obrigkeitz hier hatte der Entwurf Milderung beim Strafmaß eintreten lassen. Der Ausschuß hatte bei gestimmt. Die Freiherren von Fuchs und von Thon-Dittmer hatten zwei Modificationen eingebracht, welche eine bestimmtere Ausdrucks weise beabsichtigten, jedoch vom Ministertische aus als einerseits mehr fontroverserregend, andererseits feine Müilde erzielend bezeihnet wur den. Dennoch wurden beide im Art. 416 und eine weitere, die Poli zei = Kompetenz-= Erweiterung Gezwecfende Modification des Freiherrn von Thon- Dittmer zum Art. 17 angenommen. Die Kammer hatte somit gegen den Entwurf cinerseits bei allen Materien die Krimina litätsstufe von 100 Fl. auf ZO Fl. herabgescht; auf der anderen aber gegen ausdrücklihe VBerwahrungen vom Ministertish aus Modifica-= tionen zur Aunahme beschlossen, welche positive Bestimmungen ins Polizeigebiet hinüberzutragen bestimmt" find, und wodurch das Schick jal des Cutwurfes selbst etwas gefährvet ersheint.

München, 18. Mai. Der Kanamer der Abgeordneten wurde diesen Morgen aus einer NiïcŒäußerung der Kanmer der Reichsräthe über den von ihr ausgesprochenen Wunsch, eine authentische Juter-= pretation des §. 44 lit. c. "Tat. 1. des fünften Edikts der Verfassungs Urkunde betreffend, die Mittheilung bekannt gegeben, daß dieselbe sid diesen Wunsch uicht angecignet habe. Dann wurde in Berathung der Novelle bezüglich einiger Abänderungen der bestehenden \trafge seßlichen Bestimmüngen . sortgefahren und nah zwei Uhr Beschluß über den ganzen Entwur} BDermittelst Abstimmung durch Namens Aufruf gefaßt. Das Resultat war, daß die Kammer sihch mit &3 gegen 25 Stimmen für die Annahme Des Entwurfs in der von ihr bevorzugten Fassung der einzelnen Artikel entschied. j

Graf Colloredo -Wallsee hatte gestern die Ehre, Sr. Majestät Ÿ dem König in einer feierlihen Audienz sein Abberufungs - Schreiben zu üherreichen, s : / d

An unserer Hofbühne trat gestern Frau Sophie Kramer, als K Künstlerin wie im Privatleben gleih acchtbar, nah 50jährigem un-B unterbrohenen Wirken auf hiesigem Theater in einer ihr bewilligten? Benefiz-Vorstellung (Jsfland?s Jäger) in der Rolle der Oberförste=F rin auf, Der Vorstellung wohnte auch die 86jährige Mutter det Jubilarin bei. i 7

Die General-Versammlung der Actionaire des Ludwig - KanalsF hat einstimmig folgende Dank - Adresse an Se. Majestät den Königk beschlossen und überreichen laffen: 1

„„Allerdurchlauchtigster, grofßmächtigster König, Allergnädigster König und Herr! Nach dem Allerhöclzsten Befehl Ew, Königl. Majestät wurde heute die achte und außerordentliche General - Versammlung der Actionair des Kanals eröffnet, der mit Dem geheiligten Namen Ew. Majestät füts ewige Zeiten geschmückt is. Erfüllte schon dieser Befehl die Gesellschaft? der Actionaire mit der dankbarsten Freude, so steigerte sich diese dadurch zux höchsten Begeisterung, daß Die Eröffnung der General-Versammlung in Gegenwart des von Ew. Königl. Majestät in der Person Allerhöchstihre8 8 Präsidenten der Regierung von Mittelfranken aufgestellten außerordentlichen (Commiissairs und sast in demselben Augenblicke geschah, als die Kanal Ihifffe zum erstenmal in den Hafen von Nürnberg einliefen und mit ihnen das große für Jahrtaufende geschaffene Werk sruchtbringend ins Leben trat, Was einst das fchöpferische Wort Ew. Majestät aus der Fülle des sinnenden Geistes herSorgerufen, zur inhaltshweren That is cs gewordenz der tiefgelegien Saat ijt die wogende Frucht entkeimt, und die Kraft des erhabenen Königliche Willens Hat über alle Schwierigkeit ge siegt. Deshalb sind es aber auch die kühnsten Hossnungen sür den ferne- ren glücdtlihen Fortgang dieses Deutschesten unter allen Deutschen Unter- nehmungen, mit welchen die Seele über Die vaterläudishen Gauen , von den Ufern der Donau bis zu Denen des Dîheins, von dem Gestade der NordDsce bis zu dem des Schwarzen Meeres, sih {wingt und nicht sern kann die Zeit seyn, welche ein Werk, Das jet schon durch die Erhö hung des Grundwerthes auf seiner ganzen Linie überall Segen verbreitet, vollendet schen wird. Von hier , in dem Centralpunkte dieser Linie und in dem Herzen Deutschlands, aus Den Mauern dieser alten Deutschen Han

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derselben mit der Allerhöchsten Person hat in uns allen eine dankbare Be- geisterung hervorgebracht, wofür die Sprache keinen Ausdruck bictet, und nur der Geschichte wird es gelingen, unseren Empfindungen dercinst das lebendige Wort zu verlcihen, indem sie unter den Großthaten Ew, Maje- stät auch die einzelnen Züge Allerhöchstihrer erhabenen Persönlichkeit auf- zeichnet. Mit diesen aus dem Junersten der Scele kommenden tiecsgefühlten Empfindungen übergeben wir die Vollendung des nahe am Ziele stehenden, alle Zeiten überragenden Werkes vertrauensvoll der ferneren shüzenden mächtigen Fürsorge und Obhut Allerhöchstdessen, der dadurch sich selbst für das Vaterland wie für ganz Deutschland monumentum aere perennius geseßt hat, und ersterben in allertiefster Ehrfurcht Ew. Königl, Majestät allerunterthänigst treugehorsamste, achte und außerordentliche General - Ver sammlung der Actionaire des Ludwig - Kanals. Der Präsident erster Bür germeister Binder. Der Vice-Präsident und Königl, Landrichter Wüll fert. Nürnberg, 10, Mai 1843.“ O Eee 1 M.

IDien, 18. Mai. (O. B) Se. Majestät der Kaiser haben Sich hente Nachmittags um 3 Uhr, mit Jhrer Majestät der Kaiserin, an Bord des Dampfschisss „Stadt Wien“ nah Preßburg eingeschifft, um daselbst den Ungarischen Reichstag am sten d. M. in Aller höchsteigener Person zu eröffnen. Auf demselben Dampfboote mit Zhren Kaiserl. Majestäten sind auch der Haus=-, Hof- und Staats Kanzler, Fürst von Metternich, und der Staats- und Konferenz-Mi nister, Graf von Kolowrat, nah Preßburg abgegaugen.

| | | | | | eti Pr | o Pn 2:1. Madrid, 13. Mai. Die Königin hat vorgestern die uenen V! g - Gi , G E È ¿ C, Minister empfangen. Auf die Anrede des Premier - Ministers Lopez erwiederte die Kömgin: „Jch danke Jhnen für die in Bezug auf | Müh geaupzerten Gesinnungen. Jch hoffe, Sie werden Alles auf | bieten, um das Glück der Nation, welches mein höchster Wunsch ist, | zu begründen,“ N Bexnehmen nach wird das Ministerium in deu nächsten | Lagen jemen Zmuestie-Entwurf vorlegen.

© Madrid, 12. Mai. Jedermann is hier darüber einver ¡standen, daß der leßte Wechsel des Ministeriums als eine vollstän Edige Nevolution zu betrachten is. Aber als eine Revolution, die, Æim Gegensaße zu den früheren, niht durch die Bajonette aufrühre rischer Soldaten, nicht auf dem Wege „glorreicher Prouunciamientos““, fa, nicht einmal în Folge sogenannter ehrerbietiger Adressen uud Wil Wens-Crilärungen unbefugter Körperschaften bewerkstelligt wurde, son ern auf friedlicher, verfassungsmäßiger Bahn vor sih ging, weil sie dem so allgemein gefühlten Bedürfnisse der Nation entsprach, ohne Pie Befriedigung einer aus\chließlihen, gewaltsüchtigen Partei zum Ziele zu haben. Der Regent muß jeßt die Lage übersehen können, Än welche seine bisherigen amtlihen Rathgeber und vertrauten Freunde Wn verseßten, sie, die ihn cin Manifest unterschreiben ließen, in dem §r sich zum voraus auf den bevorstehenden Ausspruch der Cortes als die Rechtfertigung seines bisher befolgten politischen Systems berief und eine fine Klasse achtungswerther Staatsbürger als unerbittliche Friedens törer und Feinde der Nation bezeichnete. Jener Ausspruch i} ge- fallen. Den abgegangenen Ministern, denen der Regent in den ihre Entlassung genehmigenden Dekreten noch für „die bewiesene Treue, Vaterlandsliebe, Rechtlichkeit und Einsichten“ ausdrüdcklich dankte, steht tie Verseßung in den Anklagestand dur den Kongreß der Deputirten bevor, und der Regent hat seine neuen verantwortlihen Rathgeber aus der in seinem Manifeste dem öffentlichen Unwillen preisgegebenen Klasse genommen. Ob dieser plöblihe Sinneswechsel des Regenten auf aufrichtiger Ueberzeugung beruhe, darüber sind die Ansichten ge theilt, Gewiß aber is, daß die gestern von Herrn Lopez im Namen des neuen Ministeriums ausgesprochenen Gesinnungen, namentlich die versprochene Beseitigung verfassungswidrigen Einflusses, und die be vorstehende Verkündigung einer allgemeinen Amnestie, vou allen Par teten mit gleich großem Jubel aufgenommen worden d Die Blätter, welche dem durch die September = Revolution eingeführten politischen Systeme abgeneigt sind, und deren Redacteure gewiß nicht sür Freunde der nenen Minister gelten können, begrüßen sie dennoch heute mit dem herzlihsten Willlommen und zollen ihren gestern aus gesprochenen Gesinnungen die aufrichtigste Anerkennung. Herr Lopez jagte gestern im Kongreß, es könne ihm und seinen Gefährten an Talenten und Hülfsmitteln fehlen, aber fester Wille und fühlende Herzen ständen ihnen zur Seite. Diese Bereitwilligkeit, mit welcher die Jugend, der man Leidenschaftlichkeit verzeihen mag, den dur den Strom der Revolution in das Ausland vershlagenen Brüdern die Hand zur Rückkehr in die Heimat reicht, reinigt deu Spanischen Charakter von den Flecken, die der Starrsinn und die nie zu stillende Parteiwuth hochbejahrter und mit hohen Würden bekleideter Senatoren auf ihu geworfen haben könnte. Vier Tage lang bemühte sich der General Seoane, der in der nenen Welt wie hier alle Militair Uusstände zu seinem Vortheil auszubeuten keinen Anstand nahm, im Senate die Zuhörer zu überreden, daß nur Blutvergießen, oder, wie er es nannte, Averlaß, Verlegung der Gerichtshöfe, der Universität, Zerstörung der Fabriken und andere terroristishe Maßregeln, Barce lona zu einer der Regierung gehorsamen Stadt machen köunten. Ein hiesiger Fiskal verlangte vor wenigen Tagen die Bollziehung der {himpslichen Galgenstrafe an einem jungen Dichter, weil er bei müud licher Bertheidigung eines dem Preßgericht überwiesenen Artikels das Verfahren des Regenten in Bezug auf Barcelona „„barbarish und tyramnish“ genannt hatte, und es unterliegt leider feinem Zweifel, daß Emissaire der abgegangenen Minister nah Fraukreich abgeschickt wurden, um die ausgewanderten Offiziere, die anu dem Oktober Auf stande Theil nahmen, zu einem neuen Unternehmen, das sie in die Hâude ihrer unversöhnlichen Feinde liefern sollte, zu verleiten. Zeßt, da die Würfel geworfen sind, und das Wort „Amnestie“

dels -= und Gewerbstadt, die mit ihren Schwesterstädten Fürth und Bam- F berg zunächst die Segnungen Des LWerks Ew, Majestät in vollem Maße genießt, mögen daher auh die Empfindungen des tiefgefühltesten Dankes F sür das, was Ew, Königl. Majestät gethan, zu dem Henzen des hochge- F sinnten Königs dringen. Ew. Königl. Majeftät haben durch die Allerhöch- F sten Befehle zur ununterbrochenen Fortseßung der sür die Vollendung des M Kanals noch nothwendigen Arbeiten und Durch die Allergnädigste Bewilli- F gung der hierzu erforderlichen Geldmittel einen neuen glänzenden Veweis F Allerhöchstihrer unverändert gebliebenen Aufmerksamkeit und Theilnahme sür Denselben gegeben. Ew. Majestät Thatkrast und Weisheit war es vor- behalten, die zahllosen Hindernisse zu überwinden, welche sowohl die Kräfte Wi der Natur als die verborgenen Eingeweide der Erde dem Bau entgegen- F stellten, uud so den Nuhm der Schöpfung Des Werks mit dem Strahlen- 4 glanze der nicht weniger großen Beharrlichkeit zu umgeben, der alle Negie- Lu rungs - Handlungen Ew. Majestät auszeichnet. Ew. Majestät sey auch F hierfür der ticsgefühlteste DanE der General-Versammlung ehrfurchts- vollst dargebracht. Aber noch eines, tvas unser Herz tief bewegt, dürfen wir nicht verschweigen, Ew. Königl. Majestät haben Allerhöchstsich Selbst F zu uns herabzulassen geruht, dur Abordnung Allerhöchstihres Commissairs È ist der König in die Neihen der Actionaire, in den Kreis ihrer Versamm- lung eingetreten, Ew, Königl. PVèajestät haben dadurch die in dem Herzen ® jedes Bayern lebende Ueberzeugung bestätigt, das, was die Seele des hoch-- erleuchteten Herrschers erfüllt, auch dem Herzen des patriotischesten derl Bavern Bedürfniß sey. Diese Hingebung Sw. Königl. Majestät au als hochherzigen Menschen an eine fo hochwichtige Sache, diese Zdentifizirung ?

von den Lippen des Mannes erschollen ist, der als der wildeste Re f volutionair verschrieen war, drängt sich Jedermann vor, um auf den F hegt zu haben, Anspruch zu machen,

| genu einer heiteren Zukunst ausdrücen sieht.

j; als General= Capitaine aller Provinzen au der Spiße der Armee,

+ bei dem Gegner anzuerkennen.

don abberufen und durch Herrn Campuzano oder den Grafen Par-=

Ruhm, diesen Gedanken schon längst im Junersten des Herzens ge ; d | Die Straßen und Pläbe sind heute mit Gruppen angefüllt, in denen man Personen aus den ver \chiedensten Parteien \ich friedlich die Hände drücken und Erwartun , E Aa E : Zh habe indessen be reits die Schwierigkeiten angedeutet, mit denen das neue Ministerium zu kämpfen haben wird, indem die Ayacuchos fest zusammenhängen und

wie der Verwaltung stehen. Eine plötzliche Umgestaltung dieses Ver hältnisses dürfte die Uebelstände einer Reaction heraufbes{chwören. Die gemäßigt Denkenden rathen daher laut an, den Wedhsel der ho- hen Beamten mit Behutsamkeit und Vorsicht vorzunehmen und ya triotishe Gesinnungen und wahres Verdienst, wo es sih finde, aud)

Seoane hat bereits als General-Capitain von Catalonien seine Entlassung eingereiht. Der Gefe politico von Badajoz, Cardero, der die dortigen Wahlen verfälschte, ist abberufen, und die Ernennung des viel besprochenen leßten Gefe politico von Barcelona, Gutierrez zum General=-Post= Direktor der Havana, für nichtig erklärt worden. Als Gerüchte melde ih, daß Herr Sancho als Gefandter von Lon-

seut, Kammerherrn des Jufanten Dou Francisco, erseßt werden solle. Beides erscheint mir als ziemlich unwahrscheinlich. Herr Onis soll dazu bestimmt seyn, Herrn Aguilar als Gesandten in Lissabon zu erseßen. :

Der als Courier reisende Englishe Oberst Townley, der in der Nacht vom 10ten von hier nach London abging, wurde bei heller Mondnacht, eine Viertelstunde von hier, von sieben Räubern ange- fallen, die auf die Eskorte Feuer gaben, durch diese jedoh nah hart- näkigem Widerstande in die Flucht geschlagen wurden. Die Räuber, welche in die hiesige Bank eiubrachen, sind sämmtlich zur Haft gebracht.

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Portugal. ____A Lissabon, “. Mai. Man fährt fort, Gerüchte von 4 \chwankender Stellung des Ministeriums und wie sih von selbst ver- | steht, vor Allem Costa Cabral’s in Umlauf zu seßen. Da die ge- | hofften Demonstrationen von Seiten der auf jede Art bearbeiteten Bevölkerung der Weinbgu-Distrikte des Nordens, namentlich Portos, nicht eintrafen, {eint man von gewissen Seiten seine leßte Hoffnung auf die Wirkung geseßt zu haben, welche die Erklärungen Sir Ro- bert Peel’'s und Graf Aberdeen?s in den beiden Häusern des Eng- lischen Parlaments über den Abbruch der Unterhandlungen wegen Modification der Tarife hier machen würden; allein man findet in jenen Erklärungen hier überall nihts Anderes, als eine ganz natür- liche Folge der Thatsachen. Alles das vermag aber die im Engli= hen Juteresse arbeitende Partei von dem einmal vorgesebten Ziele | nicht abzubringen. Unter der Hand mag sie Alles vorbereiten, was | zu einer baldigen Wiederaufnahme der Unterhandlungen zu führen | geeignet ist. Namentlich sollen in London Schritte in diesem Sinue geschehen. Die Form der von Sir Robert Peel im Englischen Un |

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terhcuse gegebenen Erklärung, welhe nur von einer „Unterbrechung“ aber niht von einem gänzlihen „Abbruche“/ der Unterhandlungen sprach, so wie der Wortlaut der im offiziellen Diario do Governo hier gemachten Mittheilung darüber, der eine gleiche Deutung zuläßt, dienen ihr dabei als Stützpunkte. | Das Begleitungsschreiben, welches der Herzog von Palmella bei | der Anzeige von der Unmöglichkeit, weitere Konzessionen zu machen, | an den Grafen von Aberdeen richtete, sucht sie nun ebenfalls zu ihrem Zwede zu benußen. Jun diesem Schreiben hatte der Herzog von Palmella die Bemerkung gemacht, daß die Englische Regierung bei ihrem Berlangen weiterer Zugeständnisse für die Einfuhr von Wol- lentüchern aus Großbritanien in Portugal stets nur im Allgemeinen gesprochen habe, ohne je eine genaue Ziffer in Milreis dafür anzuge- ben, so daß es der Portugiesischen Regierung s{hou deshalb unmög- lich gewesen sey, auf so unbestimmte, allgemein gehaltene Grundlagen hin in Erfolg versprehende Unterhandlungen sich einzulassen. Hier- aus zieht man nun den Schluß, daß die Portugiesische Regierung nur ein solches bestimmt gestelltes Verlangen von Englischer Seite er- warte, um dan doch noch willfährig sich zu zeigen; deshalb scheint man jeßt hei Sir Robert Peel und dem Grafen Aberdeen dahin zu wirken, daß sie ein derartiges Verlangen an Portugal stellen follen, und macht bemerklich, daß gerade jeßt, wo die Portugicsishe Regie- rung durch den auf Madeira herrschenden Nothstand sich gezwungen sieht, den Kammern den Vorschlag zu Herabseßung der dort bestehen- den Einfuhrzölle auf fremde Waaren durchweg auf die Hälfte zu ma- chen, der günstigste Moment dazu wäre. Würden nun auch die Bri- tischen Minister darauf eingehen, so würde der Erfolg vor Allem da- von abhängen, ob sie auch für die zu machenden Zug\ständnisse die gebührenden Gegeufkonzessionen bieten würden, da die cikflußreichsten Mitglieder des hiesigen Kabinets, und namentlich Herr CAta Cabral, wiederholt aufs bestimmteste erllärt haben, daß sie bei jeXr Unter- handlung mit einem auswärtigen Staate den Grundsaß der\Gegen- seitigkeit festhalten würden. Es steht daher zu erwarten, ß die Portugiesische Negierung kaun: zu Gewährung eines niedrigeren Zolls auf Wollentücher als 340 Reis sih verstehen werde. Auf der ande- ren Seite ist, wenn den Portugiesishen Waaren in England nicht | eine bedeutende Zoll-Ermäßigung bewilligt wird, keine Aussicht vor- | handen, daß eine beträchtliche Zunahme des Absatzes derselben dahin | erfolgen werde, und ohne ein solches Resultat zu erlangen, wird da= her Portugal sich kaum zu Zugeständuissen verstehen, welche den

|

| Stand der jungen Portugiesischen Fabrik-Judustrie bedeutend gefähr-

den fönnten,

Eine sonderbare, für den mit der Lage der Dinge in Portugal Vertrauten wirklich lächerliche Taktik is es, wenn man die in den leb= ten Wochen vorgekommene Thatsache einiger Diebereien und darunter cinen noch vor der Ausführung vereitelten Versuch, die Königliche Kapelle zu Porto, worin das Herz Dom Pedro's in einer silbernen Urne aufbewahrt wird, zu bestehlen, auf Rechnung der Unzufriedenheit uber den Abbruch der Unterhandlungen mit Englaud bringen will. Jedermann weiß, daß dergleichen Fälle von Räubereien hier zu Lande bei der noch sehr unvollkommen organisirten Sicherheits-Polizei nicht zu den Seltenheiten gehören, zu allen Zeiten vorgekommen sind. 4 Außer Costa Cabral i} denen, welche über den Gang der Tarif- Bor 1d 2 iGßver ée c; 415 L . N; L s 2 Aenbren, Lar Gema de Caen co B G O

Ï ne; o, ein D Augez denn sie wis- sen nur zu gut, daß verzugsweise dieser Mann mit Costa Cabral in

| a T 6s »ck 4 a Y . L d der Tariffrage nicht nur, «sondern auch überhaupt harmonirt, und daß

derjelbe mit demselben zuglei einen bedeutenden Einfluß auf die übri- gen Mitglieder des Kabinets und auf die Kammern ausübt.

TÜUr R __ Konstantinopel, 3. Mai. (A. Z.) Ein Courier, den der hiesige Russische Gesaudte von Athen erhalten, bringt über den Zu= stand Macedoniens, wo große Gährung unter der christlichen Bevöl- lerung herrschen soll, interessante Nachrichten. Mehrere Agenten des bekannten Serben Wutsitsch sollen bemüht seyn, die Scenen des Jahres 1821 wieder hervorzurufen und einen allgemeinen Aufstand in der Europäischen Türkei zu bewirken. Das Publikum glaubt nicht an die Wahrhastigkeit dieser Berichte; die Regierung scheint indessen vor der Rachsucht und der Kühnheit dieses Menschen große Besorg nisse zu fühlen, denn es sind bereits mehrere Truppen - Abtheilungen nah den wichtigsten Punkten Rumeliens und zugleich auch nah Bul- garien instradirt worden. Selbst hier hatte man in vergangener Woche Serbische Emissaire wittern wollen, und ein Polnischer Emi- grirter, der sih le Noir nennt, erregte die Aufmerksamkeit der Tür- lischen Polizei; er ward verhaftet, wußte jedoch jeden Verdacht von sich zu entfernen und wurde wieder auf freien Fuß gestellt. Jm Ganzen läßt sich nicht leugnen, daß eine gewisse Aufregung unter den Christen in der Provinz bemerkbar ist; sie is jedoch wohl nit so gefahrdrohend, wie man si einbildet, uud ihre Richtung von jener der früheren Zeiten ziemli verschieden. ; __ Ein Agent des Fürsten Milosch, der sich seit mehreren Wochen hier befindet, entwickelt zum Vortheil seines Herrn große Thätigkeit und findet bei einigen Ministern und selbst im Serail geneigtes Ge- hörz der alte Milosh hat hier nah Alexander Georgiewitsh noch immer die meisten Chancen für si. i : Die von den Türkischen Behörden der Oesterreichischen

shifffahrt auf der Trapezunter Linie einige Zeit lang ent

ten Hindernisse sind (wie bereits bekannt) auf Befehl