1843 / 145 p. 1 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

! n. Bei der lebten Arsahes des Dampfboots

Stambul A g ata stand es jedem Passagier frei, Billette

Zir dasselbe zu lósen, und die Folge davon war, daß sih ungefähr

100 Passagiere, worunter 78 Türken und Raajas, auf demselben

einschisften. Das am 7ten d. M. zu Konstautinopel aus Trapezunt

angelaugte Dampfboot „Fürst Metternich“ hatte 90 Passagiere, worunter 79 Türkische Unterthanen, an Bord.

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La Plata - Staaten.

Q Paris, 19. Mai. Berichte aus Montevideo bis zum 1. März geben die Gewißheit, daß auch damals noch Montevideo sich hielt, und daß Oribe noch niht einmal einen ernstlichen Versuch ge- macht hatte, diesen Plaß mit Gewalt zu nehmen. Von der Landseite her war jedoch die Stadt ziemlih eng blokirt, und man glaubte, Oribe werde sie durch Hunger bezwingen wollen, weil den Cinwoh= nern, die fast alle ihre Lebensmittel frisch aus dem Junern des Lan- des bezichen, diese dadur abgeschnitten würden, wenn es Oribe ge= | lingt, sich längere Zeit mit seinen Truppen vor dem Plaße zu halten | und dessen Verkehr mit dem Junern zu unterbrehen. Jnzwischen | seßten die Einwohner ihre Hoffnung einerseits auf die Thätigkeit | Rivera's, der für ihren Entsaß sein Möglichstes thun werde, anderer- seits auf die eintretende s{hlimme Witterung während der Winter- Monate, die genau unseren Sommer=Monaten eutsprehen. Auch das Auftreten der Englischen und Französischen Kriegsschiffe zu Gun= sten der Stadt und einen Angriff von der Seeseite her verhindernd, hatte niht wenig dazu beigetragen, den Muth und die moralische Kraft der Belagerten wieder zu heben, so daß Oribe wohl in den Fall kommen könnte, sich zurückzichen zu müssen.

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L Paris, 19. Mai. Der Ex=-Präsident Bovex Fförtwäh-

rend zu Kingston auf der Jusel Jamaika, und e#{@cheint, daß er die Absicht hat, sich förmlich dort uiederzulassenu. Ein Blatt jener Jusel sagt in dices==BV=#treffe: „Man hatte das Gerücht verbreitet , der Seneral Boyer - habe die Wohnung einer Person gemiethet, welche kürzlich die Jusel verlassen hat, und er habe das Tafel-Service und die Möbel zum Schäbßungspreise gekauft. Aber es scheint, dieses Gerücht war grundlos: Boyer hat die Wohnung für seine republi- kanische Lebensweise allzuprächtig gefunden. Ein Bett, einige Stühle, cin Tisch : das is alles, was er braucht. Zum Ankaufe dieser will er niht mehr als 50 bis 60 Pfd. St. verwenden, Man versichert, daß, wenn der Ex= Präsident seinen beständigen Aufenthalt auf Jamaika nimmt, dies geschieht, um im Stande zu seyn, die kommen-= den Ereignisse auf Haiti zu überwachen. Noch giebt er, wie man versichert, die Hoffnung nicht auf, eines Tages nah der Jusel zurück- zukehren. Wir zweifeln unsererseits an der Möglichkeit. Unter den Sachen von Werth, welche der Präsident von Haiti mitgebracht hat, nennt man die goldene Krone, welche König Christoph getragen hatte. Man versichert, sie sey zum Verkaufe ausgeboten worden.“

Ein anderes Blatt sagt: „Als der Präsident Boyer sich an Bord der „Scylla““ geflüchtet hatte, bat er den Capitain Shary, nah seinem Palaste zu gehen, um verschiedene Sachen von Werth zu holen, die er vergessen habe, mitzunehmen. Der Capitain begab sich dahin, aber die bewafsnete Macht, welche den Palast bewachte, verhinderte ihn am Eintritte, mit der Erklärung, Alles, was der Präsident mit fortgenommen habe, sey eine gute Prise für denselben, aber was er dagelassen, gehöre der Republik, und Niemand dürfe daran rühren. Die Folge war, daß mehrere Leute vom Gefolge des Präsidenten und er selbst zu Kingston ankamen, ohne die nöthige Wäsche zum Wechseln zu haben.“

Als wahrscheinlihen Nachfolger Boyer's in der Präsideutschaft nenut man einen Herrn Ferry, einen populairen Mann aus dem Ci= vilstande. Allein die beiden Herard, die an der Spibe der siegreichen Revolution standen, dürften mindestens gleih viel Aussicht haben, wo nicht mehr. E

Am 1. April waren die Handels-=Geschäfte ziemlich flau zu Port au Prince. Sechs Französishe Schiffe lagen auf der Rhede vor Anker. Man organisirte die provisorische Regierung, die aus fünf Mitgliedern bestchen wird, nämlih: Jmbert, Voltaire, Guerrier, Segretier; das fünfte Mitglied war noch nicht bekaunt. Das Volk sollte zur Wahl für die konstituirende Versammlung berufen werden. Es hieß, die neue Constitution werde den Ausländern die Civilrechte zuerkennen. Noch sicherer schien, daß man die Schuld an Frankreich anerkennen werde.

Inland.

Berliu, 24. Mai. Heute Vormittag um 10 Uhr fand vor Sr. Majestät dem Könige eine große Parade der hiesigen Garnifon, so wie des kombinirten Garde-Reserve-Bataillons, welches seit einiger Zeit hier anwesend ist, um an den Brigade-Exercitien theilzunehmen, auf dem Cxerzierplaße im Thiergarten statt, womit die dicsjährigen Frühjahrs-Uebungen beendigt sind. Jhre Majestät die Königin, die Prinzen und Prinzessinnen des Königlichen Hauses, der Großherzog, die verwittwete Frau Großherzogin und die Herzogin Louise von Medlenburg -Schwerin waren bei dieser Parade zugegen. Jun der Suite Sr. Majestät des Königs befanden sich auch verschiedene fremde Generale. Nachdem Se. Majestät die Truppen inspizirt hatten, mar- schirte die Jufanterie in Compaguie-Front, die Kavallerie in Zügen, sodann die Jufanterie in Regiments=Kolonnen, die Kavallerie in Es- fadrons=Fronten vorbei. Das \{chönste Wetter begünstigte dies mili- tairishe Schauspiel,

Berlin, 24. Mai. Se. Majestät der Kaiser von Rußland haben Allergnädigst geruht, dem Obersten von Stockhausen, Chef vom Generalstabe des Garde - Corps, den St. Annen-Orden zweiter Klasse mit Brillanten; dem Obersten von Möllendorf, Comman- deur des zweiten Garde-Regiments zu Fuß, den St. Wladimir-Orden dritter Klasse; dem Major von Renougrd vom zweiten Garde- Regiment zu Fuß den St. Annen-Orden zweiter Klasse ; dem Major Delr ichs vom Generalstabe des Garde-Corps den St. Stanislaus- Orden zweiter Klasse; und dem Hauptmann von Below vom zwei= ten Garde-Regiment zu Fuß den St. Wladimir=Orden vierter Klasse zu verleihen. (

Naumburg, 21. Mai. (H. C.) Die dritte Säkularfeiex der Landesschule Pforte, welche heute stattgefunden hat, bs Y gestern mit einer einleitenden Festlihkeit. Diese Feier einer Anstalt welche als Bewahrerin der klassishen Studien und als Befördererin gründlicher Gelehrsamkeit, als Bildnerin ausgezeihneter Stggts- diener, als sorgsame Mutter vieler Tausende von lernbegierigen Knaben und Jünglingen, einen wohlbegründeten und weitverbrei- teten Ruf genießt, Theilnahme begangen werden. (deren

Nicht blos die ehemaligen Schü

sönlihe Gegenwart die unverbrüchlihe Dank

| Zahl ciner die

640

Pflegerin bethätigen; auch die höchsten und hoheu Behörden unseres Vaterlandes und die nah gleichem Ziele strebenden Gymnasien konu- ten den regsteu und ehrendsten Antheil nicht versagen. Der Miuister der geistlihen, Unterrichts- und Medizinal-Angelegenheiten, Dr. Eich= horn, traf gestern nah 5 Uhr ein, vor ihm schon die vortragenden Räthe des Kultus-Ministeriums, die Geh. Ober= Regierungs =- Räthe Dr. Johannes Schulze, Dr. Kortüm und der Geh. Regierungs-Rath Dr. Eilers. Von der zunächst orégesehten Behörde, dem Provinzial-Schul=

achsen, waren bereits der verehrte Chef, l, außerdem der Schulrath De. Schaub, tegierungs-Rath Fleischmann anwesend; „guch rscburg hatte bereits den Konsistorial=- Haasenritter und Fen Schulrath Weiß gesandt. Der (g Schulpforte wæ#d durch das heitere und frische Gu ten Maiey Æirch die reichen Laubgewinde un ser und Räume, selbs auf dem stillen Frie ie Gräber unvergeßli- cher Lehrer, schmüdckten, ein wahrhaft ¿Nr und erhebender ; das leb- hafte Treiben, die heiteren Begrüß1uy die ergreifenden Scenen des Wiedererkennens Alles war gec F, die rechte Stimmung zur Bege= hung des Festes zu geben. Zwisc,gzFFund 3 Uhr wurden die Deputationen von dem Rektor und dem La eFF=Kollegium empfangen. Unter ihnen möge zuerst der zu gleiche Mit gegründeten Fürstenschulen in Meißen und Grimma gedaht w F, welche den Professor Wunder in Meißen beauftragt hatten, zu Fhön gedruckte Gedenktafeln zu überreichen z die vier Gymnasien Mreslaus übersandten dur Direktor Schönborn eine Votivtafel, eine ähnlihe auch von dem Wittenberger Gym- nasium durch Konrektor Wensh übergeben wurde. Die beiden Gymnasien inWen Franckeschen Stiftungen zu Halle hatten durch den Rektor der Lateinischen Hauptschule, Dr. Eckstein, eine Gratulations- SchrifZckzesendet ; eine solche ward auch von der benachbarten Dom- C in Naumburg durch Direktor Dre. Förtsh übergeben. Der

Kollegium der Provinz Ober = Präsident Flott Probst Zerrenner un die Regierung zu

ver aufgestell= nze, die alle Häu=

Gratulations -= Schreiben waren schr viele eingelaufen, unter

ein gedrucktes der Universität Breslau besonders herv Dedicationen gelehrter Werke, Gedichte und ähul@ von ausgezeihneten Zöglingen der Anstalt z

der almza-mater dargebracht.

Um 3 Uhr zogen die bis jeÆ versammelten Zöglinge von Kösen aus, nah den Jahren geordnet, ein 88jähriger Greis an der Spibe, den Professor Jacobi 1. führte, wie Professor Koberstein den an Jahren wenig nachstehenden Subsenior geleitete, paarweise durch die Höfe der Anstalt in den Schulgarten und begrüßten hier ihre Pforte durh ein Gaudeamus adsunns, das Rektor und Professor Nobbe in Leipzig gedichtet hat, nah der wohlbekannten Melodie. Unter den Festgeläute und Musikbegleitung sang ebendaselbst die Versammlung einen Choral und verfügte sih dann in die Kirche, wo eine von dem Sohne des Rektors gedihtete Fest-Kantate theils gesungen, theils rezitirt wurde, an die sich dann Klopstocks, des ehemaligen Zöglings, Ode „dem Unendlichen“ anschloß. Während nun die weiten Räume des Sulgartens, in dem für die Bedürfnisse aller Art auf das zweckmäßigste gesorgt ist, einen Theil der Fremden ausuahmen, zerstreuten sich Andere in dem Schulhause und sammelten sih wieder in dem Speisesaale, um das Gloria mit anzustimmen und bei dem Abendessen der Alumnen der eigenen Jugend zu gedenken. Unmittelbar daran {loß sich das Abendgebet in der Kirche, gehalten von Pr. Vittcher, dessen längere Rede, be=- sonders in ihrem leßten Theile, dur die Erinnerung au Schmidt, Lange und JFlgen, dem nicht vergönnt i}, in seiner Pforte zu ruhen, ihres Eindrucks gewiß wurde. A

Heute nun folgte die eigentliche Haupktfeier des Pförtner Sä= fularfestesz; das heiterste Wetter hat dieselbe begünstigt und noch viele Theilnehmer herbeigeführt. Schon am frühen Morgen ertönten Böl=

lerschüsse weit hin durch das s{höne Thal, und die Berge ließen den Hall in unzähligen Echo's widerklingen. Früh um 6 Uhr ward eine Choralmusik von Blasinstrumenten auf der Gallerie über dem gro- ßen Kirchenportal aufgeführt. Nah 7 Uhr versammelten sich alle Anwesenden zu dem großen Festzuge in der Allee des Schulgartens, und von hieraus seßte sih derselbe in Bewegung. Er ward durch ein Musik= Corps eröffnet, diesem folgten die Schüler, aus deren schöne Fahne, ein Geschenk Sr. Maje= stät des Königs zu diesem Feste, vorantrug. Die Ordnung des Zuges war: 1) die Lehrer und Beamten der Anstalt, 2) der Kultus - Minister mit dem Ober - Präsidenten, die anwesenden Ministerial-Räthe, der Präsident von Krosigk, der Präsident Nettler, der General-Superintendent Dr. Möller, der Domdechant des Hoch- stists Naumburg und die übrigen Mitglieder der hohen Behörden, alle in großer Uniform, 3) die Deputationen und andere zum Feste gela- dene Gäste, unter denen der Rector magnificus der Universität Jena, Geheime Rath Göttling, und mehrere andere Professoren die- ser benahbarten Hochschule (Geheime Rath Hand, Kirchenrath Schwarz), der Professor Dr. Bernhardy, zeitiger Prorektor der Uni= versität Halle, Domherr Schilling von Leipzig und viele andere, 4) die ehemaligen Lehrer der Anstalt, 5) sämmtliche alte Pförtner, nah den Jahren geordnet, und die anwesenden Väter der ge- genwärtigen Alumnen, je sechs zusammengehend. An die Spiße jeder Abtheilung traten zwei Primaner als Marschälle mit blauen Schärpen und weißen Stäben. Während der Festzug sich ernst und feierlih durch den weiten Hof dem Eingange der Kirche näherte, ward ein zu dieser Veraulassung vom Professor Niese gedichteter Choral gesungen und während der Liturgie stehend von der ganzen dichtgedrängten Gemeinde das „Gelobet sey der Herr n angejtimmt, Die Predigt wurde von dem geistlihen Juspektor Professor Niese ge= halten. j L E Um 104 Uhr ward ein zweiter Zug in anderer Orduung in die Kirche geführt, die in Ermangelung eines geräumigen Versammlungs= saales für den Rede-Akt hatte gewählt werden müssen. Ein carmen seculare, gerade aus 100 Versen bestchend, ward zur Eröffnung des= selben von dem Sänger =- Chor vortrefflich vorgetragen. Hierauf be- stieg Rektor De. Kirchner ein reih geshmüdcktes Katheder, um die Lateinische Festrede zu halten. Sie behandelte die Porta numquam senescens nah ihnen früheren Zuständen, gegenwärtigen Verhält- nissen, Aussichten für die Zukunst, ging in der größten Ausführlich- keit auf den Ruhm der Schule, die Vorzüge derselben und ihrer Zög!inge (eine Reihe der glänzendsten Namen bürgt dafür) und \{chloß nah anderthalbstündiger Dauer mit einer Gratiarum actio an den Gründer der Anstalt, Kurfürst Moriß (dessen \chbnes Bild von Leipzig zu diesem Feste geliehen war), an den Erhalter und Beschüßer, den jeßigen König, und seinen unvergeßlihen Vater, an den Unterrichts-Minister, den Ober-Präsidenten, die anwesenden hohen Behörden und Deputirten und die alten Pförtner, woran sih ein Gebet reihte für das fernere fröhlihe Gedeihen der lrecentorun annorum matrona vencrabilis, grandis aetate et meritis, florens ac vigens inveumli robore.

Die festliche Mittagsmahlzeit der Alumnen und Extraneer fand im Speisesaale statt, bei dem es an Trinksprüchen der Schüler und zahlreihen Zuschauer uicht fehlte. i t

Zu dem großen Festmahle war cin besonderer, geräumiger und

ndenken des Festes

fonnte niht ohne die Metiaste verzbäe i iler

estern an 200 bereits eingetroffen waren) wollten die Stätte

ihrer \chönsten Jugend=-Erinnerungen wieder Aga und s wr arkeit gegen die alte

sehr reih und geshmackvoll verzierter Saal im Schulgarten erbaut worden. Das Gebet sprah in alter Pförtnerweise der hochbejahrte Senior derselben, - Pastor Brauns ; das Gloria {loß sih daran. Die Reihe der vorher bestimmten Toaste eröffnete Rektor Dr. Kirchner durch Mittheilung eines sehr huldvollen Kabinets - Schreibens Sr.

Majestät des Königs vom 19. Mai und knüpfte daran einen Trink- spruch auf Allerhöchstdenselben, der mit dem lebhaftesten Jubel begrüßt wurde. Hierauf erhob sich der Minister Dr. Eichhorn und sprach sich ausführliher aus über die Nothwendigkeit fester Prinzipien, über die in Preußen gesicherte Freiheit des Geistes (wenn sie si anders in den nöthigen Schranken halte), für die so mancher wadckere Mann jeßt unbegründete Furht hege, über die flassishen Stu-= dien und ihre hohe Bedeutung und segensreihe Wirksamkeit, über die alte und berühmte Schule, in deren Hoch Alle freudig ein- stimmten. Der dritte Toast galt dem Gründer der Anstalt, und als der Herr Ober = Präsident von Flottwell an den Kurfürsten Morib, der die Bedürfnisse seiner Zeit wohl erkannt, an das gesammte Sächsische Fürstenhaus erinnerte, das Kunst und Wissenschaft so viel- scitig gefördert uud immer noch hege und pflege, da wollte der Jubel fein Ende nehmen, und immer neue Acclamationen ließen sich hören. Dem kräftigen Redner dankte Superintendent Dr. Großmann aus Leipzig, General-Superintendent Dr. Möller ließ-ben Herrn Minister, Professor Wolff die hohen Behörden lebenz Andere Toaste auf die chemaligen Zöglinge, dem Andenken verstor}ner Lehrer, den Ordnern des Festes, die auf den allgemeinsten Pánk so gerechte Ansprüche haben, auf die Reformatoren u. \. w. X{rhallten in der immer lauter werdenden Versammlung. Unter dl Begrüßenden muß auch des ehrwürdigen G. Hermann geda## werden, dessen {höne Lateinische Verse jubelunden Beifall fa Um 6 Uhr wurde die Tafel aufgchoben, der MinisteckFTichhorn war bereits nah 5 Uhr nah Erfurt weiter gerzÆ Der Schulgarten, in dem sich nun die Gäste zerstreuten, în der großen Menge von Damen und anderen Besuchern ecincy-#Ædr heiteren Anblick und füllte sih bei der mit ein- brehender Znkelheit beginnenden Jllumination immer mehr, Noch

E smmelten sich die Meisten, um dem Ober=Präsidenten Flott-

ll unter seinen Fenstern eine Musik und ein Lebehoch darzubringen, Die Zahl der Festgaben, der Graktulationen und Gedichte wird immer größer; die Gymnasien zu Leipzig, Weimar und Eise- nah, die Klostershule Roßleben, das Pädagogium zu Magde burg und andere haben theils Deputirte, theils Votivtafeln ge shickt; die literarishen Gaben chemaliger Pförtner (eines Eh- renberg in Berlin, Döderlein in Erlangen, Krasst in Ham burg, Nobbe in Leipzig, Ranke und Meineke in Berlin u. st. w.) zei- gen, daß die spätere Generation dem Ruhme der alten Zeit an gründ- liher Gelehrsamkeit, in Lebe und Verehrung gegen die alma mater in nichts nachsteht.

Breslau, 21. Mai. Jhre Kaiserl. Hoheit die Frau Groß- fürstin Helene von Rußland traf gestern mit hohem Gefolge unter dem Namen einer Gräfin Pawlowska hier ein. Hüchstdieselbe wird heute hier verweilen und morgen ihre Reise nah Dresden fortscben.

Meteorologische Beobachtungen.

Abends 10 Ubr.

Nachmittags Nach einmaliges

2 Ubr.

1843, 23. Mai. Luftdruck... 334 98" Par. [335,1 q“ Par, 339,47 4 Par. Quellwärme A R. Luftwärme .….. |-f S8,4° R. + 15,1’ R. e 9,5? R. | Flusswärme 10,2 R. Thaupunkt .…. |+ 6,8° R. -+ G,1° M. + 5,8? R. | Bodenwärme 7,9 „K, Dunstsättigung 88 pCt. AusdüustungÜ,011 Rh, Weiter heiter, Niederscblag 0,008 Rb. W. O0, Wüärmewechsel+16, Wolkenzug « « - W. -—— -+ 6,1° R. Tagesmittel: 335,21" Par... 4-11,0° R... + 6,2" R. i 70 pCt, W.

Morgens

G Ubr. Beobachtuug.

49 pci. 74 pet. bezogen. beiter.

Auswärtige Börsen.

Amsterdam, 20. Mai. Niederl. wirkl. Sch. 5756. 5% do. 100°. Kauz-Bill, —. 5% Span, 20. 3% do. 31%. Pass. —,. Ausg. —. Zins], 5, Pol. —. Oesterr. —. 4% Russ. Ilope §9. Bank - Actien 1645. Engl. Russ. 1117 Br.

London, 19, Mai. Cous. 3% 957. Belg. 102. Neue Aul, 20. Päs Sive 17. Ausg. Seb. 10Z. 25% Woll. 55%. 5% 100. 5% Port. —. 3% s Engl. Russ, 113. Bras. 73. Chili 92. Columb. 247. Mex. 29. Peru 18,

Paris, 19. Mai. 5% Reute fiu cour. 121. 5. 3% Keute fin cour, 82, 10, 5% Neapl. au compt. 108. 20. 5% Span. Rente 29%. Pass. —.

Petersbu P) ÍG. Mai. Loud. 3 Met, 37%. Hamb. 34%, Poln. à Paris 300 Fl. SI7. do. 500 Fl. S8. do. 200 Fl. 31.

Wien, 20. Mai. 5%] Mei. 1105 4% 1014. 3% Tz. 1% —. Bank-Actien 1638. Aul. de 1834 142. de 1839 1145.

Königliche Schauspicle.

Donnerstag, 25. Mai. Im Schauspielhause: Treue Liebe, Schauspiel in 5 Aufzügen, von E. Devrient. (Dlle. Neumgun: Amalie, als Gastrolle.) L : N

Freitag, 26. Mai. Jm Opernhause : Dramatisch-musikalische Abend-Unterhaltung in den Ouvertüren und Scenen im Kostüm dar- gestellt, aus den Opern: Belisar, Belmonte und Constanze und: Die Zauberflöte bestehend, unter Mitwirkung der K. K. Kammer- sängerin und ersten Sängerin des K. K. Hos-Operntheaters zu Wien, &rau van Hasselt-Barth, und des Sängers Herrn Pfister, von dem- selben Theater. Erste Abtheilung: Belisar, Oper von Donizetti. Zweite Abtheilung: Belmonte und Constanze, Oper, Musik von Mozart. Dritte Abiheilung: Die Zauberflöthe, Oper, Musik von Mozart. Hierauf: Der Polterabend.

Im Schauspielhause: Spectacle demandé: Mademoiselle de Belle-Isle, drame en 5 actes ct en prose, par Mr. Alexandre

Preuss. Präm, Sch. —. Hamburg, 22. Mai.

Paris 402, j 1 22% —.

Dumas. Jun Potsdam: Der Sicegelring. Hierauf: Pas de trois, aus- geführt von Herrn Taglioni, Mad. Taglioni und Dlle, Galster. Und: Die Schwestern. Sonnabend, 27. Mai. ) | Dom Sebastiam , dramatisches Gedicht in

A. E. Wollheim.

Königsstädtisches Theater. Dounerstag, 25. Mai. Doktor Faust's Zauber-Käppchen, oder: Die Herberge im Walde. Posse mit Gesang in 3 Akten, vou Fr. Hopp. Musik vom Kapellmeister Hebenstreit. Freitag, 26. Mai. Herr Rochus Pumpernickel. : Sonnabend, 27. Mai. (Jtalienische Opern-Vorstellung.) Zum erstenmale: Marino Faliero. Opera in 3 Ali, Musiíca del

Maecstro Donizetti.

Oeffentliche Aufführungen.

Freitags, den 4 o A von 12 bis 2 Uhr, im Hotel de Russie: Matinée musicale, gegeben von Herrn und Madame Wartel aus Paris. Ersterer, Mitglied der großen Oper zu Paris, wird verschiedene Lieder von Schubert (Erlkönig, Ständchen, Liebes- Botschaft, das Geheimniß) und Beethoven's Adelaide, in Französischer Sprache, und Leßtere die Sonale pathétique von Beethoven, einen Sah aus dessen À - moll - Sonate (auf der Violine begleitet vom Königl, Konzertmeister L. Ganz) und eine eigene Composition, Fan-=

r Motive aus den „Hugenotten“, auf dem Pianoforte yor=

aa Billets à 1 Rihlr. sind in der Schlesingerschen Musikhand=

lung und an der Kasse zu haben. ————_—REE———————— : j Verantwortlicher Redacteur Dr. J. W. Zinkcisen,

Im Schauspielhause: Zum erstenmale: 9 Abth., vom Dr.

Gedrudt in der Decker schen Geheimen Ober - Hofbuchdruerei,

Preis: 2 Rlhlr. sür 4 Jahr. 4 Rfhlr. - 2 Iahr. 8 Ülhlr. - 1 Iahr. in allen Theilen der Monarchie ohne Preiserhöhung.

Allgemeine

Preußische Staats-Zeitung.

M 145.

: Inhalt.

Amtktliche Nachrichten.

Landtags - Angelegenheiten. D üsseldorf. Nachträgliche Erörte- rungen ín Bezug auf die Debatten der Eröffnungs - Sißzung. Alpha- betishe und alternirende Ordnung der Abstimmungen. Dankvotum für den Ständesaal, Zusammenstellung der Ausschüsse, Ablehnung cines jariiGen es für die Verhandlungen über den Strafgesetz- &ntwurs, Beauftragung von Land -Mitglieder it Be htun der Geschäfts Ordnun g von Landtags-Mitgliedern mit Begutachtung

Frankreich. Dep utirten-Kammer. Das Zuckergescß wird ange nommen. París, Das Schluß - Votum în der Zuckerfrage.

L iplomatisches, Briefe aus Paris. (Ansichten über ‘die leßten De batten, das Schluß Votum und die Folgen des angenommenen Zucer- geseyes, Kelne Minister-Krisis deshalb ; angebliche Vorbereitungen zu Bui gegen Urugnav. Neuestes über den Zustand von

Großbritanien und Irland. Unterhaus. Kanadische Korn- Bill, Anfrage und Antwort hinsichtlich der Samnath-Thore, Lon - don, Dispositionen für den Empfang des Königs von Hannover, Ernennungen, Peel's Erklärung den Tories gegenüber. Mißbilli- gende Aeußerung katholischer H über die Theilnahme des Klerus an der Nepeal Agitation, Verschiedene ministerielle Erklärungen über den Sklavenhandel, Sind und Otaheiti. Installirung des neuen Gou- verneurs von Kanada, Vermischtes, —— Schreiben aus London. (Die Opposition gegen die Bill in Betreff des Kanada - Weizens; Da- men-Verein zur Abhülfe der drückenden Lage der Puzmacherinnen,)

Deutsche Bundesstaaten. München, Äbgeordneten Kammer. Schluß der Diskussionen des Straf Gesez-Entwurss und Annahme desselben, Abreise des Herzogs und der Herzogin von Leuchtenberg. Dr. Des- berger +. / : S

Oesterreich. Preßburg, Ankunst Jhrer Majestäten.

Spanien, Briefe aus Madrid. (Butron, General - Capitain von Catalonien ; Hinanzielles; Oberst Prim; die Queksilber-Minen.) und Us der Nede des General Capitains Seoane auf die

Portugal, Schreiben aus Lissabon. (Man zweifelt an der soforti- gen Wiederausnahme der Verhandlungen mit Englaud ; fortdauernde Ma chinationen gegen Costa Cabral; auch die Englischen Seeleute weiden wegen der beim leßten Brande geleisteten Hülse offiziell belobt; Abgang Französischer und Amerikanischer Schiffe nah der Küste von Marokko.)

Amtliche Uachrichten.

Kronik des Tages.

Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht : ri m evangelischen Schullehrer Hennig in Debenke, Kreises Wirsib, E FMEENaeiden zu verlethen; und

Ven Vber-Landesgerichts=Assessor Ro choll i 1E Land- Und Stadtgerichts-Rath A L Mont L E O

Se, Kaiserl, Hoheit der Herzog von Leu chtenberg is von WLipzig hier angekommen, :

Der Notar Karl Heinrich Holthoff zu Boppard is zum Notar für den Friedensgerichrs - Bezirk Andernach und der Notar Zohann Baptist Peters zu Kirn zum Notar für den Friedeus- gerichts - Bezirk Boppard, im Landgerichts - Bezirke Koblenz, mit An- weisung des Wohnsißes an deu genanuten Ort, bestellt und der Notariats - Kandidat Sebastian Adolph Clauteaux zum Notar für den Friedensgerichts-Bezirk Kirn im Landgerichts-Bezirke Koblenz, mit Anweisung seines Wohnsißes in Kirn, vom 1, Juni d, ab ernaunt worden.

Abgereist: Se. Excellenz der General - Lieutenant und Com-= mandeur der 14ten Division, Graf von der Gröbe n, nach Diisseldorf.

Se, Excellenz der General-Lieutenant und Direktor des Militair=- Oefonomie-Departements, von Cosel, nah Westphalen.

Der General-Major und Commandeur der 2ten Garde-Kavallerie- Brigade, Graf von Waldersee, nah Warmbrunn,

Der Resident bei der freien Stadt Frankfurt a. M,, Kammerherr und Geheime Legations-Rath von Sydow, nah Stettin.

Landtags- Angelegenheiten.

Nhein- Provinz.

Dússeldorf, 22. Mai. Sihung vom 15. Maiï. Nach Ver= lesung, Berichtigung und Genehmigung des Protokolls der vorigen Sibung nimmt ein Abgeordneter der Ritterschaft das Wort und trägt vor: Jm Laufe der gestrigen Diskussion sey mehrfach darauf hin gedeutet, endlich ausgesprohen worden, daß der gestern von ihm ge- stellte Antrag, gar nicht zu veröffentlichen, bis man wisse, ob mau die Protokolle wörtlih abdrucken, aber auch diejenigen Modificationen eintreten lassen dürfe, die man für angemessen erahte, mit einem Worte, daß der Landtag der Censor seiner Veröffentlichungen sey, daß dieser Antrag als eine Drohung gegen Se. Majestät angesehen werden köune. Was seine Person betreffe, so beklage er sich über Mißdeutungen seiner Worte auch nit im allermindesten, im Ge eit- theil rene er sie sich zur Ehre an, denn er wisse, daß der, we cher nur nah Ueberzeugung handle und spreche, solchen Mißdeutungen nicht entgehe, sie möchten nun öffentlich oder im Geheimen vorgebracht werden; das sey stets der Dinge Lauf gewesen und werde es stets bleiben. Aber im Juteresse des Landtages erscheine ihm die Sache anders; was in dieser Versammlung nur skizzirt werde, er- scheine außerhalb derselben als ein Riesenbild. Es liege also im JIn= teresse des Landtages, daß ein Antrag, über den nur mit gänzlicher Parität entschieden worden, nicht in der Versammlung selbs als eine Drohung gegen Se, Majestät bezeihnet, daß es wenigstens nicht durch die Protokolle verewigt werde, daß dieses leider stattgefunden habe. Es liege aber auh im Juteresse der Freiheit der Berathun=

Berlin, Freitag den Wie M qi

gen, daß Alles, was nur im allermindesten den Schein einer Ver- dächtigung trage, stets fern gehalten werde; daß solche, wenn auch nur scheinbare Verdächtigungen, die bittersten Früchte tragen, sey der Versammlung aus eigenen und aus den Erfahrungen einer benachbar ten Stände : Versammlung, in der eín Antrag auf Rechts\chußz als Hochverrath verdächtigt worden, bekannt. : :

„_ Se. Durchlaucht der Landtags-Marschall erwiederten darauf, Sie hätten das Wort Drohung oder Zwang zuerst gebrauht. Wenn es

wahr sey, daß Verdächtigung das Loos derjenigen sey, die ihre Mei nung gerade und unverholen aussprechen, so fönne dieses Loos Nie manden mehr treffen, als Sie selbst, weil dies ‘von jeher Jhre Ge wohnheit gewejen, Weun aber auch gesagt worden, ‘daß man sich beabsichtigte Verdächtigung zur Ehre rechne, so ermangele diese Aeuße rung derjenigen Eigenschaften, die sie für Sie greifbar und verständ= lih mache. Sie müßten übrigens vollkommen in Abrede stellen, etwas gesagt zu haben, woraus man die Absicht einer Verdächtigung herleiten könne; Sie seyen dessen unfähig und haben nur geäußert, daß es den Schein einer Drohung, eínes beabsichtigten Zwanges habe, wenn der Landtag beschließe, bis zum Eintreffen der Königlichen Antwort auf das Gesuh wegen möglichster Bekanntmachung der Verhandlungeu, welches höchst wahrscheinlich einstimmig an Se. Majestät gebracht werden würde, aber nah Jhrer Meinung nicht Gegenstand der Adresse, sondern einer gleichzeitigen Petition seyn müsse, in der ihm auf dem vorigen Laudtage gestatteten Weise der Bekanntmachung nicht fortzufahren, E _Ein Abgeordneter des zweiten Standes bemerkt, er habe sich während der Disfussion über die Stundung der Bekanntmachung der Berhaudlungen gefragt, wie das Publikum darüber urtheilen werde, und er habe keine andere Antwort gefunden, als daß darin eine ver- dete Drohung erkannt werden könne; jede Absicht der Verdächtigung sey ihm fern gewesen. M Der Vorschlag, die betreffenden Verhandlungen aus dem Proto- folle zu streichen, sindet in so weit Unterstüßung, als eher in der Erneuerung bereits vollständig erledigter und unfruchtbarer Erörte- rungen ein Nachtheil zu erkennen sey, als darin, wenn dieselben nicht mitgetheilt würden; ein Abgeordneter des vierten Standes widersetzt sih jedoch der Weglassung aus dem Protokoll, weil die ausgesprochenen Worte im Sinne derjenigen Mitglieder, welche dieselben gebraucht hätten, das Motiv ihrer Erklärung und ihrer Äbstimmung enthielten, welche sonst unmotivirt dastehen würden; er sey überzeugt, daß dieses Motiv, oder wenigstens die Besorgniß, durch die Annahme des An- trags einen üblen Eindruck hervorzurufen, noch viele andere Mitglieder bei der Abstimmung geleitet habe. Er habe die fraglichen Worte

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Alle Post- Anslallen des In. und Auslandes nehmen Beslel- lung an, für Berlin die Expedition der Sftaafs - Zeitung: Friedrichs2trasse Ur. 72.

1843.

| leßtereu Ansicht wird entgegengehalten, durch ein Ablehnen gebe der | Landtag zu erkennen, daß es an juristishen Elementen nicht fehle; | was allerdings bei der diesmaligen Zusammenseßung des Landtages | der Fall jey ; es stehe, so äußert ein Abgeordneter der Städte, der | Landtag auf dem Boden praftisher Erfahrung und unmittelbarer | Auschauung; von diesem Standpunkte aus habe er alle au ihn ge- | stellte Fragen zu beantworten; wenn man aber bei Berathung des

Strafgesebbuches Juristen zuziehen und dasselbe unter solchem Einflusse

begutahten wolle, so werde jener Standpunkt verschoben und das | Gutachten der Stände mehr ein wissenschaftlihes Urtheil, als eine aus | praltisher Erfahrung geschöpfte Ansicht seyn. Beistimmend glaubt ein | Abgeordneter der Ritterschaft, daß der Landtag den ihm angewiesenen | Standpunkt uicht verlassen dürfe, daß er die ihm vorgelegten Gegen- | stände vom praktischen Gesichtspunkte aus zu beurtheilen habe. Es könnten sih zufällig wissenshaftlihe Elemente in der Versammlung befinden, und dieses sey selbst wünschenswerth ; allein als nothwendig

treter haben müsse, wo dann der Landtag sih in eine Akademie der Wissenschaften verwandeln werde; darum stimme er gegen alle Jurí- sten. Ein Abgeordneter desselben Standes antwortet, es bedürfe mehr als der gewöhnlichen praktischen Erfahrungen über die Rechts-Verhält-

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| fönne er es nit erkennen, indem sonst jede Wissenschaft ihre Ver= | i |

| nisse, wenn es sich von der Beurtheilung eines Geseh - Entwurfs

handele, welcher sich an die bestehende Rechts-Verfassung anreihen sollte; in vielen Fällen sey es dem Ausschusse erwünscht gewesen, den richti gen Standpunkt der Jurisprudenz durch die Bemerkungen des juristi= schen Beistandes angedeutet zu sehen z dieser stelle, weun er sich so ausdrücen dürfe, gleichsam ein lebendiges Repertorium dar, auf wel= ches man in zweifelhaften Fällen mit Vertrauen rekurriren köune. Die Frage, ob die Versammlung sich eine Aushülfe erbitten wolle? wird mit großer Mehrheit verneinend beantwortet.

__ Ein Abgeordneter der Ritterschaft erwähnt, daß andere Provin=- zial-Landtage ihre Geschäfts-Ordnungen selbst entwerfen, und da man mit ihnen gleiche Rechte habe, so wünsche er, daß dies auch hier ge= schehe. Se. Durchlaucht der Landtags-Marschall erwiederte, insofern die Bemerkung des Abgeordneten Gegenstand eines Antrags seyn solle, sey die reglementsmäßige Verweisung an einen Ausschuß nöthig. Die Aeußerung als eine Anfrage betrachtend, seyen Sie bereit, Aus- kunft zu geben, was selbs mit Rücksicht auf die neu hinzugetretenen Mitglieder zweckmäßig erscheine. In Folge der Mittheilung der Regierung, daß die Erlassung einer Geschäfts - Ordnung nach §. 41 des Gesebes vom 27. März 1824 Sache des Landtags - Marschalls sey, haben Sie si veranlaßt gesehen, eine neue, nämli die jeßt be- stehende, zu entwerfen, welche dem Herrn Landtags = Kommissar vor=

ehört, ohne auch nur im entferntesten in tonselben einen persönlichen Angriff zu finden; die Mitglieder, welche die Worte ausgesprochen, hätten erklärt, daß sie dieselben nur auf die Sache und nicht auf die Person bezogen wissen wollten; dieses müsse genügen.

Nachdem beschlossen worden, auf den Antrag eines Abgeordneten des vierten Standes, daß die Abstimmungen in alphabetischer Ord- ung und alternirend vorzunehmen seyen, und auf den Antrag eines Abgeordneten der Ritterschaft, daß dem Herrn Regierungs-Präsidenten Greiherrn von Spiegel für die Einräumung seiner Wohnung als Ständesaal der Dank der Versammlung dur eine Deputation aus- gedrückt werde, theilte Se. Durchlaucht der Landtags - Marschall der Versammlung die von ihm getroffene Wahl der Mitglieder der ver- schiedenen Ausschüsse unter näherer Bezeichnung der denselben zur Bearbeitung zugewiesenen Allerhöchsten Propositionen mit und über- uimmtkt, auf den Wunsch eines Abgeordneten aus dem Stande der Landgemeinden, von dem Herrn Landtags-Kommissarius ein Exemplar der Stuttgarter Zoll - Konferenzen für den Ausschuß für Handel und Gewerbe zu erbitten. ]

,_ Ein Abgeordneter der Ritterschft trägt vor, daß in Folge einer Mittheilung Sr, Durchlaucht des Herrn Landtags-Marschalls in dem zur Vorberathung des Strafgeseh - Entwurfes ernannten Ausschusse die Frage berathen worden, ob von der Regierung der Beistand eines hochstehenden Justizbeamten zu erbitten sey, welcher, mitwirkend bei der Berathung und Feststellung des Entwurfs über die demselben zu Grunde liegenden Prinzipien und Motive, die nöthigen Aufschlüsse ertheilen werde, Der Ausschuß sey jedoh von dem Antrage durch die Erwägung zurückgehalten worden, daß es diesem Staatsbeamten vielleicht nicht gestattet gewesen seyn würde, seine persönliche Ansicht geltend zu machen, daher das gefühlte Bedürfniß eines juristischen Beistandes keine vollständige Befriedigung gefunden haben würde. Vielmehr sey der Ausschuß veranlaßt gewesen, sih zu diesem Ende die Herren Landgerichts-Präsident Hoffmann, Geueral-Advokat Simons und Justizrath. Friderihs zu erbitten, die denn auch seit dem 4. Mai den Berathungen des Ausschusses beigewohnt lätten. Jn dem dieser- halb eingegangenen Resfkripte habeu des Königs Majestät aber außer- dem dem Landtage anheimgestellt, einen hochstehenden Beamten, dessen Wahl Allerhöchstdenselben vorbehalten bleibe, zuzuziehen. Es bleibe daher zu erörtern, in wiefern der Landtag von dem Allerhöchsten Anerbieten Gebrauch machen wolle. Falls die Versammlung sich da- gegen aussprechen möchte, gebe er subsidiarisch zu ermessen, ob man angemessen finde, entweder die drei jebigen Justitiarien oder einen Theil derselben beizubehalten, wobei er noh bemerke, daß deren Bei- rath sehr nübßlih gewesen und zu einem raschen Geschäftsgange geführt habe. O

__In der sich über diesen Gegenstand entwickeluden Erörterung, während deren der erste Redner erinnert, daß er nicht einen Antrag gestellt, sondern eine zu entscheidende Frage vorgelegt habe, sprechen sich einige Mitglieder für die fernere Beérainilebung rechtsfundiger Hülfe aus; die Mehrzahl der das Wort ergreifenden Mitglieder er- klärte sich aus verschiedenen Gründen dagegen, Nur wirkliche Mit- glieder seyen zur Theilnahme an den Verhandlungen des Landtages zuzulassen; wenn die Heranziehung von Nichtmitgliedern zu den Aus- \{hüssen allenfalls statthaft erscheine, so habe es dagegen für den Land=- tag selbst bedenklihe Konsequenzen; er möge sih kaum dazu berechtigt erachten und habe auch bereits in früheren Jahren ähnliche Anerbie- tungen abgelehnt; wenn Motive zu den Geseß-Entwürfen der Regie= rung erforderlich seyen, so seyen dieselben schriftlich, nicht mündlich zu geben, und wenn es dem Landtage in seiner Mittè an aus ebildeten Juristen fehle, so möge dies eine Ausdehnung des Wahlgesebes be- gründen, für dessen Mangelhaftigkeit die Abhülfe nicht in einer excep- tionellen, sondern in einer allgemeinen Maßregel zu suchen sey. Der

gelegt uud von demselben genehmigt worden sey. Eine Geschäfts- Ordmmg, die der Landtags-Marschall entwerfe, lönne und dürfe nur auf dem Gesetz beruhen, nur enthalten, was in dem Gesebe gesagt sey. Erfülle sie diese Bedingung, so müsse sie au für die Versammlung bindend seyn, so lange das Geseb bestehe. Die Geschäfts-Ordnung aber enthalte nichts, was nicht das Geseß enthalte, oder was níht aus dem Gesebe nothwendig folge. Um dies nachzuweisen, ging der Herr Landtags-Marschall die beiden Bestimmungen dur, welche auf dem vorigen Landtage angefohten worden. Die eine derselben, welche bestimme, daß, weun mindestens 3 Mitglieder der Aufnahme eines Antrages (seiner Verweisung in den Ausschuß) sich widersetzen ohne Diskussion darüber abzustimmen sey, ob der Antrag dem Ausschuß zur Berichterstattung zugewiesen werden solle, entspreche einem für= derlichen Betricbe der Geschäfte und folge aus dem Schlußsabe des g. 46 des Geseßes. Die zweite jener Bestimmungen schreibe vor, daß feine geschriebene Reden von den Plätzen aus verlesen wer- den dürfen, Dies sey nirgend in Deutschland der Fall, und eben so haben die in Berlin vereinigt gewesenen Ausschüsse sich dahin geeinigt, daß feine geschriebenen Reden verlesen werden sollen was nicht ausschließe, daß ein Jeder kurzer schriftliher Notizen sich zur Aushülfe bedienen könne, Um Niemand zu beeinträchtigen, machen Sie den Vorschlag, daß es nicht geradezu untersagt werde, sih des Ablesens zu bedienen, und daß nur, wenn dies geschehe, in dem Pro-= totolle vermerkt werde, daß eine Rede abgelesen worden sey. Uebri= gens seyen Sie bereit, wenn die Versammlung es mit GFoA Majo= rität wünsche, bei dem Landtags = Kommissar darauf anzutragen die Geschäfts = Ordnung ganz und gar fallen zu lassen. Dies beruhe jedo auf der Unterstellung, daß daun das Gesebß vom §. 38 an bis zu Ende die Geschäfts - Orduung seyn müsse; da diese Paragraphen hinreichende Bestimmungen enthielten, um in Verbindung mit dem feststehenden Gebrauche, der sich gerade nah diesen Bestimmungen G U As Ae Lenung zu dienen, ,_ Auf die Bemerkung eines Abgeordneten der Städte d i

die Geschäfts “Ordnung des Preußischen Landtages LeR O stens mit Rücksicht auf die gemachten Erfahrungen die Revision und wei- tere Beschlußnahme ausdrüdlich vorbehalte, und daß zweitens nach derselben nur eine Anmeldung des Antrags unter Angabe des Gegen= Pi dagegen die vorherige Einsendung des schriftlichen Antrages elbst nicht erforderlih sey, erwiedern Se. Durchlaucht, Sie würden beistimmen, 1 Wiberiat mit den angeführten Gesebes-Bestimmun- gen nicht im Widerspruche stehe ; rücksichtlich des zweiten Punktes könne „ur die bisherige Observanz beibehalten werden, Das Wort Geschäfts-Ordnung habe, wie ein Abgeordueter des zweiten Standes sich ausdrüdt, in neuerer Zeit eine Bedeutung erhalten, die von gro- ßer Wichtigkeit sey. Freiheit könne nur durch Orduung gesichert wer= ben, und zur Handhabung der Ordnung sey eine gewisse orm noth= wendig, bei deren Feststellung nothwendigerweise demjenigen ein wesentlicher e g gebühre, der mittelst derselben die Ordnun zu handhaben berufen sey. Dies sey hier der Herr Landtags-Marschall, und deshalb erkenne er an, daß der Entwurf zur Geschäfts-Ordnung von ihm ausgehen müsse, Er glaube aber, daß der Landtag darüber zu berathen befugt sey, damit uicht eine größere Beschränkung der Greiheit, als durhaus nothwendig, daraus erwachse, Er trage daher darauf an, daß der Herr Landtags-Marschall die gegenwärtige Ge= Mesdlbe binn einer Kommission zur Begutachtung übergebe, und daß dieselbe hierauf zur Berathung in der Versammlung komme. Se. Durchlaucht der Landtags-Marschall stimmt im Ganzen der Meinung des vorigen Redners bei, und dieses Einverständuiß gebe si schon aus Jhri früheren Aeußerungen kund. Sie würden demnächst y beauftragen, den Gebrauch, der sh in Gemäßheit è

graphen des Geseßes und der darauf beruhende Ges