1843 / 146 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

C L A M ta

G A R E S T E D rit nv amer E E S R E C In E MEs a x 5

e L T TES

it den Herren Michelet, Jouffroy, Damiron, Villemain u. s. w. Diese L müssen sehr erstaunt seyn, wenn man «ihnen gerade das Gegentheil von dem in den Mund legt, was sie in ihren Büchern und in ihren Vorträgen gesagt haben. S Eine gewisse Kategorie von Juristen kommt wo möglih noch shlehter weg, als die Professoren der Universität. Beiwörter, die man niht zu wiederholen wagt, werden den Herren Lherminier, Ste. Beuve, Musset, Planche, Ampère, Quinet uud vielen anderen Helfershelfern (Suppots) der Universität, wie sie der Kanonikus Desgarets neunt, gegeben. Dieser wüthende Zorn macht si fast immer bei Gelegenheit des atheistischen Pantheismus Lust und es fonmmt fein einziger Eigenname vor, der nicht mit einem beleidigenden Beiworte begleitet würde. Der Abbé Desgarets fragt unter Anderem, ob der Lehrer der Beredsamkeit, Villemain , Pau- theist oder Atheist sey? Er weiß es nicht; nur \o viel scheint ihm gewiß, daß der Minister des öffentlihen Unterrichts we- der Katholik noch Protestant sey. Er untersucht sodann, und zwar auf die ernsthafteste Weise und mit obligater Jujurien-Begleitung, ob derselbe niht Jude, Muselmann, Buddhist, Bramine sey. Endlich fommt er zu dem Schlusse, daß Herr Villemain nichts sey, außer „cin gottloser Sophist, der durch seinen Egoismus, seine Feigheit und Heuchelei den übrigen Sophisten gleiche.“ (S. Seite 459 des Mono- pole universitaire.)

Würde man es glauben, daß in dem Buche des Abbé Desga- rets so gemeine und obscöne Stellen vorkommen, daß es durchaus unmöglich ist, sie anzuführen, uud sogar die sonst am wenigsten zu- rückhaltenden Tagesblätter haben uicht gewagt, sie mitzutheilen, aus Furcht, das Publikum zu erschrecken. Und nun sage man uns noch, daß die Freiheit der Presse in Frankreich nicht bestehe! Es scheint uns, sie existire nur zu sehr, da man täglih die höchsten Beamten des Landes in der gemeinsten Sprache ungestraft augreifen darf,

Grossbritanien und Irland.

London, 20. Mai, Jhxre Majestät die Königin, welche schon seit vier Tagen wieder vage fährt, begiebt sih heute mit ihrem Gemahl und ihren Kindern nach Claremont, wo die Königl, Familie zehn bis vierzehn Tage bleibeu wird. S - Der Versammlung, welche der Verein gegen die Korngeseße vor- gestern in der City im Gebäude der Handelshalle hielt, wohuten die bekannten parlamentarishen Verfechter dieser Sache, mit Ausnahme des abwesenden Herrn Cobden, bei, Der Vorsißeude, Herr Wilson, sagte: „So sind wir denn wieder beisammen, ungebeugt und unge- \hreckt durch das Vorgefallene, fest vertrauend auf die Wahrheit und Billigkeit der von uns vertretenen Grundsäße, und in der gewissen Ueberzeugung, daß dieselben über kurz oder lang sicgen müssen (Bei- fall). Das Ergebniß der Abstimmung am Montag is hochwichtig und muß die ernstlihste Beachtung der Bürger von London erween z denn drei Bertreter dieser größten Handelsstadt der Welt haben für das Monopol und kein einziger Vertreter der Londoner City hat für die Villiers\he Motion gestimmt (lautes Geschrei: Schändlich!). Die Londoner Citybewohner sind als Wähler verpflichtet, deshalb Rechenschaft von jeuen zu fordern, welche die besten Juteressen ihrer Vertretenen geopfert haben (Beifall und Ruf: Wir werden es!), Wären diese Leute dic Vertreter von Manchester, Stockfort oder Salford, und hätten sie so gestimmt, dann würde sicherlich kein Jahr vergehen, ohue daß sie für ihr {mähliches Verhalten zur Rechenschaft gezogen wür- den.“ Herr Villiers nahm nun unter lautem Beifall der Versamm lung das Wort und schilderte die verderblichen Wirkungen der Koru-= gescbße, denen das Elend des Volkes größtentheils beizumessen sey. Erst jeßt werde dies von allen Klassen des Volks, selbst von den Pächtern erkannt, und nur die Aristokratie des Landbesibes sey gegen die “Aufhebung, während man in England und Wales allein 1,400,000 Arme zähle und im vorigen 128,000 Menschen ausgewandert seyen. Selbst mehrere große Grundbesißer hätten sich gegen die Korngeseße erklärt, und die Berwerfung seiner Motion dürfe daher die Freunde des Volks nicht abschrecken, Die Pflicht der Londoner City aber, wie aller anderen Theile des Landes, scy es, eine laute und nicht zu mißdeutende Er= klärung gegen das Fortbestehen jener Hungergesebe abzugeben (großer Beifall). Herr Ward freute sih, daß die Loudoner Citybewohner endlih aus ihrer langjährigen Apathie hinsichtlih der Korngeseße er- wacht und entschlossen seyen, au dem Kampfe gegen dieselben Theil zu nehmen. Die Beschränkung des freien Handels sey eine Schmach für Englandz wenn aber London gegen diese Shmach sich gleichgültig zeige, so stehe nicht zu erwarten, daß die kleine Minorität im UÜnter= hause dem Uebel abhelfen könne, was nur daun möglich sey, weun sie durch eine mächtige Majorität außerhalb des Hauses unterstüßt werde. Unter den 381 Mitgliedern, die am Montage zu Gunsen des Monopols gestimmt, seyen 202 Grafschafts-Mitglieder, die eiu persönliches Juteresse hei der Frage hätten oder zu haben glaubten; die übrigen aber gehörten meistens fleinen Flecken an, deren Wahlrecht zu vertilgen in der Re- form-Akte vergessen worden sey. Für Loudon zieme es si jeßt, in dem Kampfe voran zu stehen, der durch ungusgeseßte Agitation, durch fortwährende Aufrufe an das Volk und durch immer wiederholte Aufforderungen an das Parlament um Aufhebung der \{hädlihen Ge- sebe geführt werden müsse. Die Wirkung bleibe dann sicherlih nicht aus, uud Sir Robert Peel habe in dieser Vorausseßung die ihm an= gesonnene Verpflichtung, während seiner Amtsdauer keine Veränderung jener Gesebe zu genehmigen, klüglih abgelehnt und sih blos auf die jebige Session beschränkt. Wenn die Agitation, welche jeßt auch unter den Pächtern hon Fortschritte mache, nur fräftig und unablässig fortgeseßt werde, \o sey es weder der Regierung, noch dem Parlament aiten die Korngesebe noh fernere zwei Jahre lang aufrecht zu Der Graf von Coventry, Lord-Lieutenant von Worcestershire, ist am 15. Mai 59 Jahre alt gestorben. Sein im Jahr 1838 geborener Enfel abt vie Pairie, gestorben. Sein im Jahr 1838 geborener ——_——

Schweden und Uorwegen.

Ghristianuia, 15. Mai. Die Auswanderunge Nor

; : n aus Norwegen

nah Nord-Amerika dauern fort. Am 12ten alien d Niem atk,

von Drammen ab, die 4500 Species an Kapital bei sich führten

und am nämlichen Tage gedachten 145 von Porsgrund abzugehen. ( _Das Storthing hat 2400 Species jährlich zur Errichtung von

Privat - Ackerbau -Seminarien bewilligt, über deren Einrichtung aber

die Meinungen R seyn \hemen. :

Norwegen scheint der Akerbau noch im Zustande der Kindhe;

und in Hedemarken und Jarlsberg bedient si der Bat fue L

zerner Eggen, und auh an seinen Pflügen is nur wenig Eisen

angebracht.

——— a

Deutsche Bundesstaaten.

X% Frankfurt a. M,, 23. Mai. Die Nachricht des Amster |

damer Handelsblad aus dem Haag, daß Baron Anselm von Rothschild sih in dieser Woche nah dem Haag begeben werde, um die finanziellen Unterhandlungen zu beendigen, ist niht genau. Dieser Banquier erwartet erst die Aufforderung des Finanz-Ministers, Herrn

Rochussen, dazu, und diese is noch nit eingetroffen. Ueber die An-

In vielen Gegenden von |

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nahme des Konversious - Geseß- Entwurfs von der zweiten Kammer

der Generalstaaten is wieder Zweifel entstanden, und die Holländi-

schen Course sind auch wieder flauer. Unsere Börse war heute na-

mentlih durch die Nachrichten aus Jrlaud gedrückt, erholte sich aber

zuleßt wieder etwas guf die neueste bessere Notirung von Loudon. ——_

Oesterreicch.

, JIudenburg, 16. Mai. Am 3ten d. um 7 auf 2 Uhr nach Mitternacht wurde hier eine schr bedeutende, einem unterirdischen Don nergerölle ähnliche, ungefähr eine Sekunde währende Erderschütterung von NW. nah SO. verspürt, wobei die Fenster klirrten, die Zim- mer-Cinrichtungen gerüttelt und die Vögel in den Käfigen aufge schreckt wurden. Um 4} Uhr darauf hatte eine zweite ähnliche, je- doch minder starke Erd -Erschütterung statt. Beide wurden in einem höheren Grade in der Stadt und an dem linken Ufer der Mur, als in den am rechten Ufer gelegenen Gebirgsgegeudeu Auerling, Fee berg uud Reifling wahrgenommen, Das Baromcter war um diese

Zeit etwas tiefer gesunken, als am Abend vorher; der Himmel war | Ie in Murter G | und anderer Stämme gemäß, null uud nichtig is; demuach könnte

heiter und besternt, und in der Luft feine besondere Veränderung bemerkbar, G.

S mw eiz. Luzern, 16. Mai.

Sinne der vorörtlihen Behörde werde entschieden werden.

Großes Aufsehen erregt es, daß sih bei uns Vereine zur Aus- wanderung nach Algier bilden, zu welchem Behufe sich sogar neulich 30 Männer in Biersfeld versammelt haben, die im Begriff sind, ge wisse Statuten für diese Emigration zu entwerfen, j

I CULRLN,

Konstantinopel, 8. Mai. (A. Z) Die eben beschlossene Veränderung im Divan verseht die ganze Stadt, namentlich ader Pera, in große Aufregung. Sarim Efendi?'s Neich ist zu Ende, und dem unruhigen Jntriguanten, der alle Verhältnisse der Pforte der maßen auf die Spiße gestellt hatte, daß jeden Augenblick die Existenz des Staats selbst auf der Spiße stand, hat seinen Nachfolger au dem {on zum zweitenmale als Türkischer Botschafter zu Wien befindlichen Rifaat Bey erhalten, dessen Ernennung zum Reis - Efendi eben nach Wien abgegangen ist. Rifaat Bey is ein sehr ehrliher und wackerer Mann. Er wird noch manches {were Stück Arbeit als Erb= theil von Sarim Efendi übernehmen müssen. Ein solches ist wesentlich der Haudel mit Persien, das seine Reclamationen um Genugthuung wegen Kerbelah mit Kriegsdrohungen begleitet, So wenigstens melden die neuesten Nachrichten aus Teheran, Gewiß ist es, daß Sarim zum großen Theile auch hier die Schuld trägt, wenn diese Sache zu einem Aeußersten getrieben wurde, Der Mann, der alle Europäischen Kabinette zufrieden stellen würde, und, wenn Einer am ersten im Stande wäre, den inneren wie den äußeren Verhält uissen dieses zerrütteten Landes eine andere Gestalt zu geben, Reschid Pascha, lebt nach wie vor in völliger Zurückgezogenheit. Seine Zeit ist noh nicht gekommen; aber sie muß nothwendig kommen. Nifaat Bey dürfte dieser Combination uicht im Wege seyn, vielmehr könnte man aunehmen, daß Reschid’s Eintritt in den Divan ihm will- fommen wäre.

Von der Türkischen Gränze, 14. Mai. Man glaubte in Konstantinopel, daß noch "mèhrere Veränderungen im Ministerium stattfinden dürsten, und war nur über die wahrscheinlichen Ergebnisse derselben nicht einig, weil die Ernennung Rifaat Pascha?s zu wenig bezeihnend ijt, um auf den Sieg irgend einer Partei daraus schließen zu können. Von Reschid Pascha, der sh von allen Geschäften ent fernt hält, war uoch keine Rede. Obwohl Sarim Efendi sich in der leßten Phase der Serbischen Frage auf die Seite Rußlands geschla gen hatte, scheint er doch insgeheim die Partei des Kara Georgie- witsch begünstigt und die Wiedererwählung desselben mit all seiner Kraft angestrebt zu haben, \o daß seine Abseßung als ein s{werer Verlust für die jebige faktische Regierung Serbiens anzusehen ist.

Die neuesten Berichte aus Belgrad melden noch immer nicht die Rückkehr des Fürsten Kara Georgiewitsh nach dieser Stadt; man erwartete sie jedoch stündlich, und hoffte, daß ihr die Resignation un verweilt folgen werde. Die erste Anordnung wird hiernach eine all- gemeine Amnestie seyn, um die Rückkehr der Flüchtlinge zu beschleu- uigen, die eben so bei Bildung der provisorischen Regierung werden berüdsihtigt, als auch an der hierauf stattfindenden Fürstenwahl Theil uchmen werden.

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Vereinigte Staaten von Uord - Amerika.

O New-York, 30. April. Die neue Allianz zwischen dem Präsidenten Tyler und der demokratischen Partei is eine Thatsache, die täglich klarer hervortritt und worüber die Besorgnisse der Whigs in demselben Maße zunehmen, als dieses Bündniß sich konsolidirt. Viele Whigs bedauern jebt innerlih, den Präsidenten, der durch sie selbs auf den hohen Posten erhoben wurde, den er jeßt cinnimmt, nicht mit mehr Rücksichtnahme behandelt und dadur dieser neuen Allianz desselben vorgebeugt zu haben. Denn Alle sehen sehr wohl das große Gewicht ein, das er dur seinen Anschluß mit seinen Freunden in die demokratische Wagschale legt. Diese Handlungsweije des Präsidenten is um so uneigennüßiger, als für ihn dadur nicht die geringste Aussicht auf Wiedererwählung zur Präsidentschaft er- wächst, indem die Demokraten ihre ganze Kraft auf zwe! Kandidaten, den Herren Van Buren uud Calhoun, vereinigen werden, und es alfo nur darauf ankommen wird, welcher von diesen Beiden, der Mann des Nordens oder jener des Südens, die Oberhand definitiv behalten wird. Die Aussichten für Herrn Clay gestalten sich unter diesen Umständen immer trüber, und wenn nicht eine unvorhergesehene Reaction abermals cinen plöblichen Wechsel in dem Gange der Dinge und in dem Stande der Meinnngen hervorruft, so wird voraussicht- lih die Sache der Whigs auf lauge hinaus noch in der Union in der Minorität bleiben. E

Der legislative Faustkampf wird mehr und mehr allgemein in den verschiedenen Staaten der Union. Ju der Legislatur von Albany hat fkürzlih wieder Herr Mac Murray, ein zu New - York erwähltes Mitglied, den Herru Lee beohrfeigt, weil dieser Leßtere ihm ein feier- lihes Dementi gegeben hatte. Jun der Legislatur von Pennsylvanien hatte ein Herr Hood von einem Herrn Mac Gowan auf eine Weise gesprochen, welche diesem mißfiel, worüber es zwischen beiden vor versammelter Legislatur zu einem Streite kam, der solchen Skandal erregte, daß das Haus zur Abstimmung darüber schritt, ob Herr Gowan aus der Versammlung ausgestoßen werden solle. Einer seiner Freunde stellte den Antrag, man möge es bei einem einfachen Ver- weise bewenden lassen; allein die Mehrheit verwarf diesen Vorschlag ; darauf überreichte der Antragsteller dem Präsidenten ein Schreiben des Herrn Mac Gowan, worin dieser erklärte, er gebe seine Entlas-

L Die in etwa 6 Wochen zusammentretende | Tagsaßung hat eine Menge Arbeiten zu erledigen, unter denen die | Klosterfrage abermals zu den wichtigsten gehört. Hier am Site des | Vororts hofft man mit vieler Zuversicht, daß diese Angelegenheit im |

| großer Zahl dort sih aufhalten, eben nicht so genau nimut.

sung. Da der Schuldige so selbs gegen sich Gerechtigkeit geübt hatte, so blieb die Sache auf sih beruhen.

Die gänzliche ehrenvolle Freisprechung des Capitaius Madenzie is, wie zu erwarten war, nun verkündet, uud es bleibt uicht der ge- ringste Flecken an dem militairishen Rufe des entschlossenen See mauns, der der Erfüllung seiner Pflicht jede andere Rücksicht hintan- zuseßen den Muth, und zu augenblicklichem kräftigen Haudeln, als es nöthig war, die männliche Festigkeit hatte. Aber es scheint, daß eiue ticfer liegende Jutrigue darauf abzielt, bei der Unmöglichkeit, ihut definitiven Nachtheil zu bringen , wenigstens so viel und so lange als möglich zu \schifaniren, Denn so legt man wenigstens hier den neuen

| Prozeß aus, deu einer der Schiffsjungen des „Somers“ gegen ihn | jeßt anhängig gemacht, und der seine abermalige Verhaftung veran- | laßt hat.

Die Ueberzeugung hiervon is allgemein, so wie daß der Capitain auch aus dieser neuen Probe eben so rein und siegreich her- vorgehen wird, wie aus der ersten.

Der gegenwärtig im Staate Alabama sißende Gerichtshof der Vereiuigteu Staaten hat so eben eine Entscheidung erlassen, wodurch die Che eines Weißen mit einer Jndiaunerin, dem Ritus der Choctaws

ein civilisirter Mann keine Ehe eingehen mit einer wilden Frau, und

| die Kinder einer solhen Ehe werden als illegitim und unfähig zu

erben betrachtet, Gegen diese Entscheidung hat man nun Appellation ergriffen, weil dadur die kupferfarbige Race der freien Judianer, der ursprünglihen und rechtnmäßigen Besißer dieses Landes, der {hwarzen Race der Afrikanishen Sklaven gleichgestellt würden, für welche dieses Gesel allerdings hier zu Lande noch Gültigkeit hat. Man glaubt allgemein, der höchste Gerichtshof werde dieses Urtheil reformiren.

La Plata - Staaten.

2 Paris, 21, Mai. Direkt eingetroffene Blätter aus Mon- tevideo selbst bis 26. Februar zeigen, daß man es dort mit der ver tragsmäßig bestehenden Befreiung der Spauier, die bekanntlich in

Denn diese Blätter enthalten offizielle Anzeigen über eine Anzahl von Ju dividuen, worunter au viele Spanier, die zum Kriegsdienste gezwun gen und für deu aktiven Dienst eingereiht worden sind. Ob der Spanische Konsul Reclamationen dagegen erhoben hat, wird nicht ge sagt ; sicherlih aber würden dieselben keinen großen Eindruck gemacht haben, da sie niht von einer respektableu Seemacht Spaniens uuter stüßt sind und das augenblicklihe dringende Bedürfniß an Leuten die Regierung von Montevideo sich übcr gar viele Rücksichten wegzuseben zwingt. Die Blätter bringen auch noch eine Nachricht, die aber allem Anschein nach wo nicht ganz erfunden, doch jedenfalls sehr übertrie ben zu seyn scheint. Der Polizei-Direktor von Montevideo soll uäm lich an den Französischen Konsul daselbst einen Bericht erstattet haben, worin er ihm mittheilt, daß in den Umgebungen dieser Stadt nicht weniger als vierundvierzig Franzosen von den die Blokade formiren den Truppen des Diktators Rosas unter dem Oberbefehle Oribe's ermordet worden seyen. Als Grund dafür wird angegeben, daß die unglüclihen Schlachtopfer sich geweigert hätten, das Papiergeld des Rosas anzunehmen. Die Zahl der zu Montevideo befindlichen Frau zosen mag etwa 12,000 betragen, Wenn nun auch frühere und neuere, so gar aktenmäßig belegte Vorgänge über den Blutdurst des Rosas und seiner würdigen Agenten und Helfershelfer uicht den geringsten Zweifel bestehen lassen, so hat er sv wenig als einer seiner Generale bis jeßt doh gewagt, eine so große Anzahl Unterthanen eines auswärtigen Staates selbst aus triftigeren Gründen, als der hier angegebene, faltblütig dem Tode preiszugeben. Nur einige wenige Fälle sind bekannt, wo in Buenos-Ayres selbs einige Franzosen, die Rosas des Einverstäudnisses mit feinen Widersachern 1m Verdachte hatte, ermordet wurden, wobei der Diktator aber sorgfältigst jedesmal jede Mitwissenschaft oder Verantwortlichkeit dafür von sich abzuwälzen suchte. Man wird daher gut thun, erst noh die Bestätigung der obigen Nachricht abzuwarteu, ehe man ihr Glauben schenkt, (Vergl. den gestern gegebenen Brief O Paris.)

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L Paris, 21. Mai. Der Erx-Präsident Boyer von Haiti hat, wie es scheint, auf Veranlassung der Englischen Behörden, die sich nicht den Schein einer der jeßigen Ordnung der Dinge auf Haiti feindseligen Gesinnung geben wollten, Kingston, die Hauptstadt von Jamaika, wo er den weiteren Lauf der Ereignisse abwarten zu wollen schien, verlassen und is bereits auf der Amerikanischen Brigg „Magnet“ zu Pensacola angekommen. Die Journale von Pensacola (in den Vereinigten Staaten von Nord - Amerika), welche die Ankunft des Präsidenten Boyer daselbst melden, machen durchaus keinen Kommentar darüber. Judeß scheint es sicher, daß derselbe den Süden der Vereinigten Staaten nicht bewohnen faun, da die Race der Mulatten, welcher derselbe angehört, durch die Geseße der Sklävenstaaten prosfr irt ist. Es scheint demnach gar nicht unwahrscheinlich, daß er endlich in Europa Ruhe suchen, und also wie schon früher es hieß, demnächst hier anfommen dürfte.

Korrespondenzen aus Haiti selbst erwähnen als besonders bemer- fenswerth den eben so hartnäckigen als vergeblichen Widerstand, den der alte General Touro der Jufurrection entgegenzuseßzen suchte. Jun einem aus Cayes datirten Schreiben theilt eiu Amerikaner fol gendes Nähere in Betreff dieses Generals mit, was um so mehr Interesse haben dürfte, als der Erzähler Augenzeuge der lebten Um wälzung war. „Als ih am 3. März“, sagt er, „zu Cayes ankam, war ih ganz verwundert, die ganze Stadt mit Truppen angefüllt, die Brücken abgebrochen und die Straßen verbarrikadirt zu finden, um dadurch das Eindringen der Jusurgenten zu verhindern. Der Neger - Geueral, der Boyer's Truppen befehligte, war eutschlossen, seinen Posten bis aufs äußerste zu vertheidigen. Man erzählt von ihm, daß er vor achtundzwanzig Jahren einer der vorzüglich- sten Offiziere Christoph's gewesen war und durch seinen blut- dürstigen, grausamen Charakter sich allgemein furhtbar gemacht hatte. Als Christoph den von ihm gefaßten Entschluß ankündigte, alle Mu latten auf der Jusel ausrotten zu wollen, ging der General, der eine Mulattin zur Frau und drei Kinder mit ihr hatte, nah Hause, und ershoß sowohl seine Gattin als seine drei Kiuder mit eigeuer Hand. Darauf ging er selbs zum König, um demselben zu melden, was er gethan hatte. Christoph aber, zu seiner und der Menschheit Ehre sey es gesagt, wurde bei dieser Mittheilung von einem solchen Schauder, aber auch von einer solchen Entrüstung ergriffen, daß er augenblicklich mit einem Rohre, das ihm eben zur Hand war, dem Mörder ein Auge ausstieß. Daraus mag man sih einen Begriff vou der Stimmung des Volkes machen, als es sich der Willkür eines solchen Chefs preisgegeben sah. Die Truppen liefen in Masse davon, und uach Verlauf von kaum einer Woche waren ihm von den 6000 Mann, die er unter seinem Befehle gehabt hatte, kaum noch 400 geblieben. Bald rückten die Jusurgenten in die Stadt ein. Aber der alte General hielt fest im Arsenal und drohte sogar, si lieber mit demselben in die Luft zu sprengen, als es zu übergeben. Jn der That er hielt Wort: zwei Tage nachher, gegen 7 Uhr Morgens, nahm er in Mitte der in einem Magazin aufgeschichteten Pulversässer Play und stete

selbst dieselben in Brand. Die Explosion war fürchterlih, und die Wirkungen derselben um so s{hrecklicher, als es in Mitte der Stadt gelegen war: in einem weiten Umkreis erlitten die Häuser eine au- ßerordentlihe Erschütterung, die Steine flogen bis in eine sehr be- trächtlihe Entfernung; das Arsenal selbst und funfzehn zunächst gele- gene Häuser wurden die Beute der Flammen. Der General soll diesen shrecklihen Entschluß gefaßt haben, um sich der Demüthi- gung zu entziehen, dem General Rivieres in die Hände zu fallen, welcher die Jusurgenten befehligte, und der nicht lange vorher noh erst Lieutenant uuter seinem eigenen Befehle gewesen war,“

Die Nachrichten über den jeßigen Zustand auf der Jusel Haiti vervollständigen sich immer mehr. Mau erfährt jeßt, daß „wegen der nah einer Nevolution, wie die cben vor sih ge- gangene, herrschenden Gährung im Lande“ das Martial = Ge- jeß daselbst verkündet worden i. Eine Proclamation vom 23. März ruft alle Haitianer im Alter von 15 bis zu 60 Jahren unter die Waffen, nur die Aersleute sind von dieser Maßregel aus- genommen; alle Beamten der Rural =- Polizei sind gleichfalls in die Armee eingereiht worden, um Nachfolgern Plaß zu machen, die mit dem Willen des Volkes und dem Geiste der Revolution in besserem Einklange stehen. Alle Civil-Beamten sind von ihren Aemtern suspen dirt, welche den Volks-Ausschiissen anvertraut sind. Es is verboten, gegen die Revolution zu sprechen, und die guten Bürger sind eingeladen, diejeni gen anzugeben, welche sich in dieser Beziehung üble Nachrede erlauben würden. Endlich is jedem Grundeigenthümer befohlen worden, bin nen aht Tagen eine bestimmte Strecke Landes mit einer Frucht von

schnellem Wachsthum anzusäenz diese zugleich kriegerische , civile und |

landwirthschaftliche Proclamation is} datirt aus Port au Prince vom 23, März 1843, oder richtiger gesagt aus Port Nepublicainz denn dies is der neue Name, den man diesem Plate geben zu müssen ge glaubt hat.

Alle Nachrichten stimmen übrigens überein in der Thatsache, daß das fiegreiche Volk von Haiti bis jeßt durchaus keine blutigen Repressalien an den besiegten Anhängern des Ex=-Präsidenten genom men hat. Die Erfahrung wird zeigen, ob die Neger in diesem ch renvollen Benehmen beharren, und dadurch die gegen sie erhobenen An flagen absoluter Unfähigkeit zur wahren Civilisation Lügen strafen. Sie würden dadurch der Sache der Emancipation den größten Dienst leisten.

Inland.

Brieg, 22. Mai. Am hiesigen Frühjahrs-Wollmarkte, den 18ten d. M., wurden von den Rustikal-Besißern zusammen

118 Ctr. 14 Pfd. Wolle zum Verkauf abgewogen. Die Preise | waren für den Preußischen Centner der besten Sorte zu 47 Rthlr. |

20 Sgr. und zu 45 Rthlr. 25 Sgr., der mittleren Sorte zu 44 Rthlr. 27 Sgr. 6 Pf. und zu 44 Rthlr,, und dex geringeren Sorte zu 42 Rthlr. 5 Sgr. und zu 40 Nthlr. 10 Sgr., und es kommt daher durcchschnittlih der Preußische Centuer auf 43 Rthlr. 24 Sgr. 7 Pf. zu stehen. Jm Vergleich gegen deu vorjährigen Frühjahrs-Wollmarkt waren in der Quantität 64 Ctr. 78 Psd. weniger zum diesjäh rigen Wollmarkte eingebracht worden, und es hatte sih der Preis pro Centner um 2 Rthlr. 17 Sgr. 1 Pf. gesteigert.

V e Pa) n Ema -daun gi

Der unterzeichnete Ober - Präsident der Provinz Sachsen is von dem Königl. Finanz-Ninisterium beguftragt worden, diejenigen Liquidationen an zunehmen und nach Maßgabe ihrer Berification zur Berichtigung zu führen, welche besage der Allerhöchsten Kabinets - Ordre vom 3, März d. J. theils von Preußischen Unterthanen , theils von Unterthanen der bei Regulirung der Centralschulden des aufgelösten Königreichs Westphalen betheiligten oder nicht betheiligten Staaten, aus dem zwischen Preußen, Hannover, Kurhessen und Braunschweig unterm 29. Juli 1842 abgeschlosseneu Staats - Vertrage (\. Königl. Preußische Geseßz-Sammlung Stück Nr. 9 pag. 77 89) gegen den Preußischen Staat geltend zu machen sind.

Indem daher das betheiligte Publikum auf den Jnhalt der gedachten Allerhöchsten Kabinets-Ordre und auf die betressenden Paragraphen des erwähnten Staats - Vertrages aufmerksam gemacht wird, wird dasselbe zugleich hierdurch aufgefordert, die auf den Grund des letzteren zu machenden Ansprüche binnen längstens zwei Monaten bei mir hierin Magdeburg anzumelden, und bemerke ih zur Beurtheilung der dem gegenwärtigen Liquidations-Verfahren anheim fallenden Forderun- gen Folgendes:

So weit die Preußischen Staats - Fonds Zahlung zu leisten haben, sind zur Anmeldung zulässig:

1) von jedem einzelnen Empfangsberechtigten ohne Unterschied, ob der- selbe Unterthan des Preußischen oder eines anderen betheiligten (also Han nover, Kurhessen und Braunschweig) und sremden Staates is, nach Art. 7 des Vertrags: die Zinsen-Nückstände aus der Zeit vor Auflö- sung des Königreichs Westphalen (den 31, Oktober 1813) von den Westphälischen Neihs-Obligationen Preußischen Ur- sp-rünges, und zwar Lit: V F. G U. L M und N. in dem von der Westphälishen Regierung reduzirten Betragez (auf #) ferner die Zinsen-Rückstände von diesen Obligatio nen auf die Monate November und Dezember 1813 (vom 1, Janugr 1814 ab sind dieselben durch die Königliche Haupt - Verwaltung der Staatsschulden bereits berichtigt.)

2) Von Unterthanen der bctheiligten und unbetheiligten Staaten, und zwar zum ganzen Betrage für erstere, und zu drei Fünuftheilen desselben für letztere (indem zwei Fünftheile bereits in Gemäßheit der Allerhöchsten Ka binets-Ordre vom 31. Januar 1827. (Geseß-Sammlung 1827 Stück Nr. 3 pag. 13—18) entweder bezahlt, nicht für vergütungsfähig erkannt, oder bei nicht erfolgter rechtzeitiger Anmeldung präkludirt sind) nah Art 8, 9, 10 und 11. des Vertrags: Nenten, Gehälter und Pensionen, Arron- dissements-Schulden undSchulden der vonWestphaleu auf gehobenen Stifter und Klöster, Jnunungen und Zünfte, fo wie der dem Französischen Kaiser vorbehaltenen Domainen, soweit dieNenten, die Gehälter und Pensionen vor Err ich- tung des Königreihs Westphalen bewilligt worden und ihrer Veranlassung nach, welches auch auf eben bemerkte Schulden Anwendung findet, aus cinem jeßt zu Preußen gehörenden Landestheile herrühren.

3) Von Unterthanen der nicht betheiligten Staaten nah den Art. 14, 15, 16, 17 und 18: resp. Rückstände von Gehältern und Pen- sionen, welhe von Westphalen bewilligt worden, und hin- sihtlih deren die Zahlungs-Verpflichtung von dem Unter- thanen-Verhältniß der Empfangs - Berechtigten ausgeht, wenn die Dienststelle des ursprünglich Berechtigten in einem jeßt Preußischen Landestheile belegen war, oder falls mit der Stelle kein fester Wohnsiß verbunden gewesen, wenn derselbe bis zu seiner Auswanderung nach Art. 17 des Pa- riser Friedens vom 30, Mai 1814 îm Preußischen Gebiet gewohnt hat; Cautionen und Deposita in baarem Gelde, wenn die Dienststelle, wofür die Caution geleistet, oder die Behörde, durch welhe das Depositum zur Westphälischen Staats - Kasse eingezahlt ist, im jeßt Preußischen Gebiete sih befand; Departemental - Verpflichtungen und sonstige Ansprüche aus Verwaltungs-Rüständen an die vormalige Regierung, wenn sie nah den Bestimmungen der Art, 17 und 18 von Preußen zu vertreten sind,

Was die Form der Anmeldung betrifft, so wird den Liquidanten em- pfohlen, die Zins - Rückstände auf einem besonderen Bogen, nach den ver-

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schiedenen Litteris der Dokumente und na den Beträgen der Leßteren zu spezifiziren und am Schlusse die Haupt - Summe des Liquidats zu ziehen. Alle übrigen Forderungen können durh eine Eingabe angemeldet werden, dergestalt, daß jede Eingabe sih immer nur auf einen Liquidations-Gegen- stand bezieht und nicht Ziusen, Gehalte, Pensionen 2. unter einander ge- bracht werden, Das jeßige Unterthanen-Berhältniß is darin anzugeben, die Anmeldungs - Schreiben aber müssen frankirt werden, Jeder Anmeldung müssen die Beweisstücke und die Legitimation der Einreicher beigefügt wer- den, wenn erstere nicht von den ursyrünglichen Empfangs : Berechtigten er- folgt. Wird dieses unterlassen, dann haben es sih die Liquidanten selbst beizumessen, wenn ihre Anträge zur Vervollständigung zurückgegeben werden und ihre Befriedigung sich verzögert. I

In Ansehung der Beweiëstücke is zu bemerken, daß

zu 41. die Zins-Nückstände mit den Coupons zu belegen sind, welche der Sicherheit halber an den Bogen, auf welchem sich das Verzeichniß derselben befindet, angeheftet werden müssen;

zu 2, und 3. Gehälter und Pensionen werden durch das Anstellungs- Patent resp. die Pensions - Versicherungs - Urkunde und eine Bescheinigung über die nicht erfolgte Zahlung des liquidirten Betrages justifizirt. Wegen der Nenten kann nur der Rentenzusiherungs-Vertrag, oder eine dem gleich- zuachtende Urkunde als Belag angenommen werden, auch is ein Ausweis über die nicht erfolgte Zahlung nöthig. Bei Cautionen is die sogenannte definitive Urkunde und ein Attest über die Auflösung der Cautions-Verbind- lichkeit, welcher Nachweis nöthigenfalls durch Edictales geführt werden kann, beizubringen.

Die Depositen werden durch die Empfangs - Bescheinigungen resp. der Amortisations - Kasse und des Staatsschazes und die übrigen bezeichneten Schulden lediglich durh die Dokumente, Kontrakte und audere zur Beglau- bigung der Forderungen dienende Unterlagen, welche jedoch ein unzweifel- haftes Zahlungs - Veisprehen der Westphälischen Negicrung (Engagement Formel) enthalten müssen, nachgewiesen.

Sind die ursprünglichen Empfangsberechtigten niht mehr vorhanden, der Anspruch vielmehr auf Erben oder durch Cession in andere Hände über gegangen, dann ist das gerichtliche Erblegitimations-Attest oder die gericht liche Cessions-Urkunde dem Liquidations-Antrage beizufügen, und wenn der leßtere niht von dem Berechtigten selbst, sondern durch eine andere Person gemacht wird, diese sowohl zur Anmeldung, als zur Eutpfangnahme der zu erwartenden Befriedigung mit gerichtlih zu beglaubigender Vollmacht zu verschen.

Bei kleinen Forderungen von unter 10 Nthlr. soll es, zur Vermeidung cutstehender unverhältnißmäßiger Kosten, für genügend angenommen werden, wenn die Legitimations-Atteste der Erben statt von den kompetenten (Herich- ten Seitens der vorgeseßten Obrigkeiten, den Magisträten, Dorfgerichten 2c. ausgestellt werden.

Schließlich bin ih ebenfalls beauftragt, alle Preußischen Unter thanen, welWe aus den Art, 7 8,9 10, 11 des \chon bex neten Staats - Vertrags, Forderungen an die betheiligten Staaten Hannover, Kurhessen und Braunschweig, und na- mentlih wegen in Westphälishen Reichs-Obligationen Litt. B, C D, Vestellter Caittionent und niedergelegter Depositen nach Art.45 40n5- 16,00 wie œ@us den Art, 4.U- 48 des Vertrags, zu machen haben, aufzufordern, ihre etwanigen Ansprüche, nah Maßgabe der von den betheiligten Staaten ergehenden Bekanntmachungen, bei den zu benennenden Liguidations-Behörden geltend zu machen.

Um zu wissen, welche Forderungen bei den fremdherrlichen Liquidations Behörden anzumelden sind, verweise ich die Betheiligten auf die in vorste- hender Bekanntmachung unter Nr. 1, 2 und 3 aufgeführten Gegenstände, insbesondere darauf, daß der Anspruch sich aus dem jeßt Hannover, Kur- hessen oder Braunschweig angehörigen Gebiet herschreiben muß.

Magdeburg, den 18. Mai 1843,

Der Königlich Preußische Wirklihe Geheime Rath und Ober-Präsident der Provinz Sachsen. Flottwell,

Amt Zechlin, 21, Mai. Gestern gegèn Abend brach eine Feuers brunst auf dem hiesigen Amts- und Filial -Dorf Zechow aus, die, vom scharfwehenden Ostwinde angefacht, mit reißender Schnelligkeit sich über das ganze Dorf verbreitete und dasselbe mit Kirhé und Schule bis auf einige kleine Häuser in Asche legte. Die auf dem Felde und in den Gärten be- schäftigten Bewohner vermochten wenig oder gar nichts zu retten. So stehen gegen 200 Unglücklihe obdachslos und ihrer ganzen Habe beraubt da und, bitten, im Vertrauen auf die Wohlthätigkeit edler Menschenfreunde, um dringende Hülfe, Zur Annahme von Beiträgen ist die löbl. Vossische Zeitungs-Erpedition in Berlin bereit.

Die politischen Zustände Jrlands.

Zweiter Artikel. Die Reform=- Akte. Das Whig- Kabinet.

Die Reform - Afte von 1832, welche die Vertretung des Jrlän- dischen Volkes im Reichs-Parlamente verbesserte, bildet nicht blos für die constitutionelle Geschichte Jrlands, sondern auch für die politische eine Haupt =Cpoche ; denn das dur die Katholiken-=Emancipations- Akte kaum beruhigte Land ward mit ihr von neuem inneren Zer= würfnissen preisgegeben, und die Agitationen gegen die Regiernng nahmen von da ab eine andere Richtung, eine weitere Ausdehnung und einen neuen Charafter an.

Die Männer, welche die Reform =BVill einbrahten und durch- seßten, hatten die besten Absichten und den aufrichtigsten Willen, das Wohl des Landes zu fördern; der Erfolg ihrer Maßregel hat sie indeß bitter getäuscht. „Die Regierung kann geirrt haben“, sagte Lord Grey, als er 1831 die Bill vorschlug; „unsere Ansichten können falsch seyn, es is möglich, aber wir sind nach unserem besten Wissen und Gewissen und nach der sorgfältigsten Erwägung der Lage und der Aussich ten des Landes zu diesem Entschlusse gekommen, daß, wenn etwas auf dem Wege der Reform gethan werden soll, es in solcher Ausdehnung ge- than werden muß, daß wir eine Stütze erhalten, auf welcher die Constitution in Zukunft, befreit von jeder Diskussion und Agitation, sicher ruhen kann. Judem wir nach diesem Grundsaße handelten, richteten wir unsere Kräfte, die Nothwendigkeit der Reform im Auge behaltend, auf die Unterdrückung solcher gefährlichen Systeme, wie jährlihe Parlamente, allgemeine Stimmgerechtigkeit, Votiren durch Kugelung 2c. Zu Erlangung solcher Zwecke hatten in Jrland, nach= dem mit der Emancipations - Akte die leßten Ueberbleibsel der alten Strafgeseße verschwunden waren, einzelne Volksführer zwar immer noch nicht aufgehört, Parteien zu bilden, doch befand sich im Allge: meinen damals das Land in ziemlih ruhigem für beide Hauptparteien besriedigendem Zustande. Die Katholiken erfreuten sih ihres Sieges, die protestantischen Grundbesißer, der seit der Union immer mehr Raum gewinnenden Toleranz Gehör gebend, ließen fast durchgehends eine rüdcksichtsvollere Behandlung gegen ihre katholishen Untergebenen eintreten, die Orangisten-Clubs waren aufgelöst, eines Mannes Reli= gion diente niht mehr zum Ausdruck gegenseitiger Beschimpfung, ja, es kamen häufig Fälle vor, wo Jrländische Edelleute so liberal dach- ten, daß sie zum Bau katholischer Kirchen oder anderen derartigen Zwecken Summen zeichneten. Das Land befand sih in einer Krisis, welche die seit Jahrhunderten bestehende Krankheit, das durch den ewigen Zwiespalt der eingeborenen und eingewanderten Bevölke-= rung hervorgebrachte Leiden, endlich zur Besserung zu wenden schien, und durch die {hon erfolgte Annäherung und zu erwartende Vereini- gung der beiden Volks-Racen den im Vergleich mit den übrigen Europäischen Nationen beispiellosen Barbarismus zu verbannen ver- sprach, in welchen die ewigen Kämpfe das Land gefesselt hielten. Jn

solcher Krisis aber war die Reform- Afte uicht das förderliche Heil- mittel, sondern ein Gift, das die Krankheit auf den alten Standpunkt brachte und noch verschlimmerte. Sie war ein kühnes Experiment in England und Schottland, sagt ein Englisches Blatt; in Jrland wirkte sie wie ein angezündetes Licht in einem Faß Schießpulver. Jhr Resultat is die Erneuerung des alten Zustandes, den wir heute vor uns sehen, ein Volk, durch eiue weite Kluft von seinen Regierern getrennt, deren Sprache und Maßregeln es nicht versteht oder nicht verstehen will, hingegeben unter den unbeschränkten Einfluß des Agitators und Priesters.

“Die wesentlichen Bestimmungen der Jrländischen Reform - Akte beziehen sich fast aus\chließlich auf das Recht des Votums bei den Wahlen der Parlaments-Mitglieder. Dies Recht wird in den Graf- schaften allen Personen zuerkannt, welche seit 60 Jahren ein eigenes Besizthum oder ein Pachtgut von 10 Psd. oder darüber jährlichen reinen Ertrags, oder seit 14 Jahren ein solhes Gut von wenigstens 20 Pfd. reinen jährlichen Ertrags inne haben. Jn deu Städten uud Burgflecken is der bedingte Zeitraum für Eigenthümer oder Jnhaber von Häusern und Ländereien auf 6 und 12 Monate abgekürzt. Außer= dem erhalten die Städte Limerick und Waterford, der Burgslecken Belfast, die Stadt Galway und die Universität Dublin das Recht, jede von ihnen noch einen Repräsentanten zu der durch die Unions- Akte bestimmten Zahl ins Parlament zu schicken, so daß dadurch die Zahl der Mitglieder für Jrland auf 105 stieg. Die Zahl der Wähler wurde durch diese neue Einrichtung fast um das Doppelte gegen früher erhöht. Jrland zählte 1831 52,000 Wähler, 1841 99,000, wozu indeß die gleich nach Erlaß der Akte eintretenden Wahl - Umtriebe wohl das Meiste beitrugen.

Der Zweck der Jrländischen Reform- Akte war hauptsächlich die Basis der Stimmgerechtigkeit, wie sie in der Afte des Herzogs von Wellingtou von 1829 in Bezug auf die 40 Shilling-Freisassen be- stimmt war, weiter auszudehnen und zu befestigen, denn nicht blos auf die Freisassen, welche unter der Akte von 1829 Stimmen besaßen, sondern auch auf die mit ihnen ein gleiches (Finkommen habenden Pächter sollte dies Recht beschränkt seyn. Das niedrigste jährliche Einkommen, welches dazu berechtigte, seinen Namen als Wähler in die Wahl - Listen registriren zu lassen, wurde auf 10 Pfd. festgestellt, damit die Nechte des Besibthums gegen die Obergewalt der Menge allzu abhängiger Besißer oder gar Besißloser gewahrt würden. Man hielt dabei den wahren Grundsaß eines Wahl-Systems, wie ihn auch Fox, die höchste constitutionelle Autorität für England, bestimmt hat, fest, nämlich, daß dasjenige System der Registrirung das Beste sey, welches die größte Anzahl unabhängiger Wähler zuläßt, und die größte Anzahl solcher ausschließt, die nothwendig von ihren Umständen abhängig sind. Die Anwendung dieses Grundsaßzes zeigte zwar ein großes Mißoerhältniß in der Zahl der Wähler Jrlands im Vergleich mit denen Englands, obgleich für beide Länder dieselbe Höhe des Ertrags das Wahlrecht bedingt, denn die Grafschaft Cork mit 713,000 Ein= wohnern z. B. konnte uur danach 3800 Wähler stellen, während in England Wales mit nur 710,000 Einwohner an 30,000 Wähler zählte, aber dieser Uebelstand is in den Vermögens-Verhältnissen bei= der Länder begründet, und man kounte ihn nicht heben, ohne das Wahlrecht in Jrland einer Bevölkerung einzuräumen, welche in ihrer von ihren Herren abhängigen Stellung den 40 Sh. Freisassen gleich zu achten is und durch ihre große Anzahl den rechtmäßigen Ein= fluß der wohlhabenderen Klassen des Landes vernichten würde.

Es zeigte sih aber bald, wie diese Reform-Afte selbst den Keim zu den folgenden Bewegungen des Jrländischen Volkes pflanzte, und ein neues Feld den Agitationen öffnete, die mit mehr oder weniger Unterbrehung, da die Reform - Akte noch gegenwärtig in Kraft 1st, auch bis auf den gegenwärtigen Augenblick fortgedauert, durh das Talent O’'Connell's geleitet, an Umfang gewonnen und zu revolutio=

naireu Umtrieben sich ausgebildet haben. Schon weil diese Maßregel einem Tory = Kabinet angehörte, konnte thr keine gute Aufnahme in Jrland zu Theil werden. Die heutige Generation Jrlands is in dem Hasse gegen den Namen Tory und was an denselben sich knüpft, aùferzogen worden, und hat ihn von Priestern und Führern nicht anders als mit Verwünschungen begleitet aussprehen hören. Man hält die Torys für die verschworenen Unterdrücker des Landes. Daß der Herzog von Wellington den 40 Sh. =Freisassen 1829 das Stimmrecht nahm, ließ man hingehen, da man gleichsam zur Ent= schädigung dafür die Emancipation erhielt, daß aber die langersehnte Reform-Akte, in welher man Gerechtigkeit für Jrland erwartete, den größten Theil der katholischen Bevölkerung des Landes, weil sie die armen Klassen umfaßte, von dem Rechte, bei den Wahlen zu immen, auf immer auss{loß und dadurch der protestantischen Partei nothwendig das Uebergewicht gab, das rief den durch Priester und Vollsführer geweckten alten Haß gegen die Herren des Landes wieder hervor, veranlaßte in Kirchen und auf Straßen Predigten und Reden, welche die Stimm- berechtigten gegen ihre protestantishen Kandidaten aufhebten, veran- laßte endlih, was das shlimmste ist, Meineid und Betrug, darum Demoralisation des Volkes, indem Leute, welche das Geseß vom Vo= tum ausschloß, weil sie niht im Genuß des bedingten Einkommens waren, durch Leistung eines falschen Eides ihre Namen in die Wahl= register verzeichnet erhielten.

Diese Umtriebe wurden und werden noch gegenwärtig dur eine Meinungs - Verschiedenheit unter den Jrländishen Richtern selbst, welhe die Register anfertigen, gefördert, von denen ein Theil den betreffenden Paragraphen der Reform =- Akte eine den ärmeren Klassen günstige Deutung gaben. Die Akte bestimmt nämlih „daß Freisassen und allen Arten von Pächtern das Stimmrecht zustehen soll‘“’, wenn sie einen Gewinn (a beneficial in- terest) aus dem jährlichen reinen Ertrage von nicht weniger als 10 Pfd. (oder nach Umständen 20 Pfd.) nah Abzug aller Renten und Lasten haben. Die Majorität der Jrländischen Richter hielt nun denjenigen Betrag für den die Stimmberechtigung bedingenden Gewinn, welchen ein anderer zahlungsfähiger Pächter 2c. nah Abzug aller Renten und Lasten dafür zahlen würde, dagegen die Minorität der Richter im Sinne O'Connell’s und seiner Anhänger behauptet, daß der jährliche Werth der Arbeit des Pächters 2c. und seiner Familie in den Werth jenes Gewinns mit eingeschlossen werden müsse, um dem Besißthum die Qualification eines 10 Psd. Ertrag gebenden zu vindiziren. Dies war die Ansicht der Minorität der Richter, welche noch gegenwärtig derselben gemäß handelt und Leute in die Wahllisten registrirt, die in vielen Fällen kaum eine Pacht von 10 Pfd. zahlen. Die Register werden dadur angefüllt mit Wählern, welche die Berechtigung zum Votum nicht haben, Parlaments-Mitglieder werden gewählt, die ihren Siß dur falsche Vota gewinnen, und da nur ein Eid erforderlich ist, um das Certifikat zur Wahlberehtigung zu erlangen, und OD'Connell selbst den Leuten oft gesagt hat, daß ein Schwur dem Patrioten nicht im Wege stehen dürfe, um einen liberalen Kandidaten einzubringen, so sieht man unzählige Individuen mit der größten Gleichgültigkeit den vorgeschriebenen Eid leisten, daß sie im Genuß eines jährlihen Gewinns von 10 Pfd. sind. Das beshworen z. B. 1832 eine Menge Personen, die 1835, um den Lasten der Armensteuer zu entgehen, shworen, daß ihr Besibthun niht 5 Pfd. eiubrähte. Noch andere Unregelmäßü ' Jrländishen Registrirungswesen, dem überhaupt Kontrolle des Englischen fehlt, verge Me Geseß nur den Namen nah b “und die