das entgegengeseßte Resultat
und die dadur erzeugten Umtriebe, je Reform-
von dem, was die GesebaE e 0 die Constitution frei von d pan A itation sicher ruhen fönnte, sie ist aber das Werkzeug i an der Zerstörung ihrer Basis gearbeitet wird, 9 Nachdem so dem geweckten Hasse des Volkes gegen die Regie- rung bei den Wahlen eine bestimmte Richtung gegeben war, fand sich zugleih das alte Mißtrauen und die frühere Erbitterung gegen die Grundherren ein. Die katholische Bevölkerung sah wieder mit Un- willen auf den Englischen protestantischen Adel, welcher den größten Theil des Landes durch Confiscations-Gesebe besaß, sie empfand s{hwer den Druck ihrer Lage als Bebauer des Aders, den ihre Vorfahren zu einer Zeit, die nit so fern lag, um schon in Vergessenheit gera= then zu seyn, als Herren besaßen, und machte ihrem Unwillen über die bestehende Ordnung durch die überall von ihren Sührern organi- sirten Komplotte und Agitationen Luft. Besondere Umstände steiger- ten die Erbitterung. Da die Pachtgüter durch die vielfahen Thei- lungen, welche nit allein die shon angeführte Sitte der Jrländer, sondern noch mehr die Aussicht auf Erlangung eines größeren poli tischen Einflusses durch Bildung von vielen 10 Pfd, Besibthümern veranlaßten, in so kleine Parzellen zerstückelt waren, daß durchgehends darauf eine arme Bevölkerung wohnte, versuchten die (Grundherren durch Vertreibung der kleinen Pächter aus ihren armseligen Hütten und Aeckern die Güter zusammenzuziehen, an protestantische Pächter zu ge= ben und der verdrängten katholischen Bevölkerung die Auswanderung nach Kanada in Aussicht zu stellen. Ein solches Vorhaben reizte natürlich den mit leidenschaftlicher Liebe an seinen Boden hängenden Jrländer zur feindseligsten Stimmung z er sah darin eine systematische Ausrot- tung des Jrländischen Namens und der katholischen Religion, seine Priester nährten den Haß, und Jrland bot im Anfange des vorigen Jahrzehnts ein trauriges Bild geseblosen Zustandes, wo Unsicherheit der Person und des Eigenthums, Mord und Brand die kurze Zeit bestandene leidlihe Ordnung gänzlich vernichteten. i Die Regierung konnte und fann in solchem Zustande in Jrland, wo religiöse Vorurtheile das Volk beherrschen, niemals durch geseßliche Maß-= regeln die Orduung herstellen, denn sie entbehrt jedes Vertrauens. Sie müßte durch Waffengewalt die ganze Bevölkerung von neuem unterjochen und hätte auch damit nicht, wie die Erfahrung gelehrt, künftigen Agi- tationen vorgebeugt. Weder Militair=Beseßung, Confiscationen noch die grausamsten Strafgeseße, noch irgend eine andere Zwangsmaß= regel haben in Jrland ihren Zweck erreicht. Da durch die Behörden der Regierung nichts ausgerichtet werden kann, so mag dieselbe vielleiht ihre wohlwollenden Jutentionen, welche sie sicherlich hat, durch die Presse dem Volke ausdrücken, aber ihre Bemühungen sind auh da ohne Erfolg. Das Volk schenkt keiner Darlegung in den Blättern Glauben, die schon zu oft Beleidigungen gegen seine Reli= gion enthalten und der Unterdrückung das Wort gesprochen haben. Von den Gerichtshöfen und deu niederen Magistratspersonen wendet es sih ab, wie von den dienstbaren Schergen der Gewalt und den willigen Werkzeugen der Unterdrückung aller Volksrehte. Wenn die Regierung sich des natürlichen Einflusses von Rang und Vermögen, um auf die Massen zu wirken, bedienen wollte, so }ößt sie wieder auf den erblichen Haß des Volks gegen diese, der aus den Zeiten Jakob's, Cromwell’s und Wilhelms 11. stammt. Titel und Würden,
welche sons dem Volke Achtung einflößen, rufen dem Jrländer die Erinnerung an das zurü, was man ihn gelehrt hat, als den großen Verrath Jrlands durch die Union zu betraten. Der Haß gegen die Geistlichkeit der bestehenden Kirche hat noch niemals nachgelassen ; sie kann also der Regierung uicht die geringste Stübe bieten; — kurz, wohin man sich wenden mag, findet man, daß die lange unpolitische Herrschaft Englands und die ewigen dadurch erzeugten Kämpfe jeden natürlihen Einfluß der civilisirten Gesellschaft auf die Volksmasse vernichtet haben. Die bestehenden Justitutionen, die ver- schiedenen Rang-Verhältnisse und Klassen, welche sonst überall die Re- gierungen mit den Völkern verknüpfen und das Medium bilden, durch welche ein inniges Verhältniß zwischen beiden erhalten wird, sind in Jrland eine unübersteiglihe Barrière, die jede freundliche Beziehung zwischen Regierung und Volk abschneidet, Jedem versöhnlichen Worte der Regierung, jeder wohlwollenden Maßregel wird ein gehässiger feindseliger Charakter untergelegt, da man ihre Sprache nicht ver= steht, auh gar nicht versucht, sie zu verstehen. Eine Sprache giebt es dagegen, die das Jrländische Volk schr wohl versteht, der es un= bedingtes Vertrauen schenkt, es is die Sprache des Priesters und des Agitators. 1 Wenn daher eine Regierung auf die Haupt -= Bevölkerung des Landes, die Katholiken, hat wirken wollen, so geschah es durch die Agentschaft eines dieser beideu Vermittler. Es ist eine Politik, zu der sih ein Englisches Kabinet aus natürlichem Widerwillen gegen solhe Agenten {wer entschließt, eine Politik, die auch bis auf das Whig-Kabinet des Lord Melbourne von keiner früheren Regierung Englands vollständig und darum mit Erfolg angewandt worden ist. Die Verwaltung Lord Melbourne?'s aber unterzog sich der shweren und rüh mlihen Aufgabe, die Gefühle der fkatholischen Bevölkerung Irlands mit der Regierung dieses Landes auszusöhnen, und suchte, die gewohnte Weise der früheren Regierungen, dur Versprehungen die Volksmassen zu beruhigen, aufgebend, zur Erreihung ihres Zwes nah Vermittlern, welche hon im Besiß des Vertrauens dieses Volkes waren und durch welche dasselbe bis dahin ausschließlich geleitet wurde. Solche Vermittler zu finden, war nicht {wer, sie boten sih dar in der fatholishen Priestershaft und den Volksleitern. Wenn nun auch im Allgemeinen eine Politik, welche ciner Priesterschaft einen entscheidenden Einfluß auf die Regierung des Volkes gestattet, ihre sehr bedenkliche Seite hat, \o hat es doch eine Zeit gegeben, da fast in jedem Lande die Macht der Geistlichkeit über die Gemüther des Volkes von der Art war, daß keine große Regieruugs-Maßregel ohne ihre Mitwirkung durchgeführt werden konnte. Jrland aber befindet sich in Folge des Englischen Regiments noch in der Mitte des 19ten Jahrhunderts in solhem Zustande, wo man nur dur den Einfluß seiner Priester auf die Massen des Volks zu wirken, hoffen kann, es hat eine Priestershaft, deren Einfluß nicht blos in ihrem geistlihen Charakter, sondern, was ihre Macht um vie- les noch verstärkt, auch in der gemeinschaftlichen Abkunft mit der un- terdrückten Race ihren Grund hat, und eine Volt die i Sine y ] und hat, eine Politik, die si den Ein fluß dieser Priesterschaft diensibar machte, muß deshalb unter solchen Umständen gerechtfertigt se9n. Man hat diese Verhältnisse auch in England wohl gewürdigt. So heißt es unter Anderem in einem von 4ER Kenntniß des Landes zeugenden Artikel der Morning Chro- nicle vom 4. Dezember 1841: „Die Racen in Jrland haben sich we- nig vermischt. Es giebt dort eine herrschende Kaste und eine Nation die das Land bebaut, in Armuth versunken, die Mittel zu ihrer noth- dürftigen Existenz aus dem Besibe eines kleinen Stücken Acters zie- hend, der Willkür der Gutsherren wegen ihrer übermäßigen Anzahl und der daraus hervorgehenden Konkurrenz um Arbeit )ingegeben Die Priester sind die natürlichen Leiter dieser unglücklihen Race.
Sie sind von demselben Blute, sympathisiren mit ihr in allen Leiden, kennen ihre Verhältnisse, ertheilen Rath in allen Verlegenheiten. Die protestantische Kirche und der protestantische Gutsherr werden vom fatholischen Priester und von katholishen Bauern als Feinde angeschen. Das Gefühl des Unterdrücktseyns geht ihnen beiden zu Herzen.“ Es ist deshalb nicht allein der Priester mit seinem ge- heiligten Einflusse, sondern auch der angestammte Volksleiter der an-
gestammten Race, welchen die Regierung dur eine Aussöhnung mit der Geistlichkeit gewinnt, und zwar derjenige Theil der Volksführer, welcher niht vou der Volksgunst oder sonstigen Umständen dazu er= hoben und darum von eben solhen Umständen wieder abhängig ist, sondern welcher durch den Einfluß der Religion so gut wie der ge= meinschaftlichen Abkunft, Verwandtschaft, Nachbarschaft, Uebereinstim= mung der Gefühle über die Gemüther des Volks eine dauernde und unerschütterliche Herrschaft ausübt.
Außer diesen geistlihen Volksleitern fand die Regierung in den politischen Agitatoren eine zur Zeit nicht minder unter dem Volke ein= flußreihe Partei. Länger als ein halbes Jahrhundert waren die katholischen Jrländer in einem fast unaufhörlichen Kampfe gegen die Regierung um Duldung und gleihe Rechte verwickelt gewesenz sie hatten im Laufe dieses Kampfes sich allmälig zu einer großen natio- nalen Partei vereint, die nah einem System organisirt war, das die Erfahrung als äußerst zweckgemäß gezeigt hatte und von Führern geleitet wurde, welche den vollständigsten Einfluß über die Massen erlangt hatten. An der Spite derselben übte D'Connell eine unbe= schränkte Gewalt aus, so unbeschränkt, wie sie vielleicht noch kein Volksführer ohne die Autorität hoher Geburt oder einer hohen Stel- lung im Staate, jemals besessen hat. Seine Anordnungen wurden von einer Schaar untergeordneter Agitatoren, die, im ganzen Lande verbreitet, auf das Volk wirkten, in Ausführung gebracht, und durch ihren Eifer und ihre Bemühungen, \o wie die der katholischen Priesterschafst vom Erzbishof bis zum untersten Pfarrer war die N Macht des Volkshaufens zu einer vollkommenen Organisation gediehen.
Der erste whiggistishe Lord =- Lieutenant von Jrland, Lord Nor-= manby, sah ein, die Fehler seiner Vorgänger vor Augen, daß er diese Volksmacht entweder als Freund oder Feind sich gegenüber haben müßte. Da nun das Whig = Kabinet mit seinen liberalen Maßregeln in vielen Punkten mit den Volksführern übereinstimmte, so entschloß sich der Lord, so weit ihre Wege dieselben wären, sich mit diesen zu verbinden und die Agitation den Zwecken der Regierung dienstbar zu machen. Das Bündniß wurde förmlich wie ein politisches Vünduiß abgeschlossen, und die Volksführer empfingen für den Beistand, den ihr Einfluß bei dem Volke der Regierung gewährte, die Unterstüßung der leßteren, so weit ihre Autorität nur reichte. Vor allen gab Lord Normanby das bisher von allen seinen Vorgängern behauptete feind- selige System gegen O'Connell auf, den nicht blos seine gelegent= lihen Excesse, sondern hauptsächlih seine mit Erfolg angewandten demokratishen Maßregeln den Tories verhaßt gemacht hatten. Die Folgen einer solchen Politik waren merkwürdig und für Jrlanud wohl- thuend. Noch niemals hatte man dort einer Regierung treuer und erfolgreicher gedient, als dem Whig =- Kabinet des Lord Melbourne. Die weit ausgedehnte Organisation des Volkes, welche zu feindseligen Zwecken gegen die Regierung des Landes gebildet war, stellte sich, ein seltenes Schauspiel! ihr zur Verfügung und arbeitete mit Eifer zur Herbeiführung ihrer Zwecke. Priester und Agitator, auf Märk- ten und vor Altären, ließen zum erstenmale Worte hören, welche das Volk ermahnten, Vertrauen zur Regierung zu fassen, dem Gesebe zu gehorchen, und nicht allein ihm zu gehorchen, sondern auch es zu lieben und seinen Vollstreckern Beistand zu leisten. Die neuen Lehren wurden vom Volke mit ergebener Bereitwilligkeit aufgenommen, denn sie ka- men von den Lippen derer, die es aus religiösen und nationalen Ge- fühlen liebte und achtete, und Jrland erfreute sch während der leß- ten sechs Jahre einer Ruhe und Ordnung, die nur zuweilen durch das Ankämpsen der Tor9y-Partei gegen die Regierung in-= und außer= halb des Parlaments gestört wurde. ;
Lord Ebrington, der Nachfolger des Lord Normanby, fand in dem neuen Staats-Secretair für Jrland, Lord Morpeth, eine \o kräf- tige Stühze zur weiteren Ausbildung der von seinem Vorgänger er- öffneten Politik, welche in Jrland gesegnet und „ein gerehtes, wahr- haft väterliches Regierungs-System“/ genaunt wurde, daß man end- lih mit Eröffnung des Parlaments 1841, auch mit dur die Ver- hältnisse gezwungen, den entscheidenden Schritt that, um dem Zrläu- dishen Volke das, was man seine Rechte nannte, zu vindiziren. Bie gefährlichen Mißbräuche bei dem Jrländischen Registrirungswesen und die Umtriebe der Priester, welche jene nährten, indem sie ohne Scheu öffentlih in den Kirchen das Volk gegen ihre Toryistischen Grund- herren aufregten, hatten nah wie vor fortbestanden und auf die neuen Wahlen der Mitglieder des zweiten Parlaments nah der Reform- Akte 1840 einen entschiedenen Einfluß geübt. Die Whigs wagten nicht, das Uebel, obschon sie es wohl kannten , an seiner Wurzel an- zugreifen und ihre auf die wiederholten Beschwerden im Parlamente von beiden Seiten {hon dreimal seit 1835 getroffenen Maßregeln zur Abstellung der Mißbräuche waren durchaus ohne Erfolg geblie- ben. Das bestehende Wahl-System, unter welchem sie in den meti- sten Fällen durch falsche Vota eine Majorität im Parlamente erhiel- ten, war für sie zu vortheilhaft, als daß sie es aufheben und ihre ohnehin schon unter den drohenden Finanz-Schwierigkeiten immer un= sicherer werdende Stellung dadurh noch mehr gefährden sollten, Aber die Tories wurden mit jedem Tage mächtiger; Lord Stanley hatte 1840 eine Vill als Ergänzung zux Jrländischen Reform - Akte einge- bracht, welhe die Wahl-Berechtigung näher bestimmte und die Aus- führung der Akte mehr regelte, und damit großen Anhang gefunden. Als im Jahre 18441 die Bill von neuem in Antrag kam, konnte das Kabinet nicht länger säumen, und Lord Morpeth brachte sogleich nah Eröff- nung der Session zur Bekämpfung der Bill Lord Stanley's die beab- sichtigte Maßregel der Regierung in Antrag. Die Bill des Lord Morpeth spra zwar auch von der Aufrechthaltung der Reform- Akte und erklärte gleichfalls als ihren Zweck die nähere Bestimmung der Wahl-Berechtigung, aber ihr wahrer, verborgen gehaltener Cha- rakter stimmte mit A erklärten Zwecken nicht überein, und ihre Bestimmungen entfernten sich nicht viel vom allgemeinen Suffragium. Nicht, wie die Reform= Akte es bestimmt, sollte der reine jährliche Ertrag zum Maßstabe der Stimmberechtigung, sondern die Höhe des Betrags der Armensteuer, welche Pächter 2c. entrichteten, dienen. Jeder, welcher ein Recht auf ein Besißthum seit 14 Jahren hätte, das bei der leßten Armen-Steuerbelegung in die Kategorie derer ge-
ellt war, die nah der Taxe von 5 Pfd. die jährliche Rate zahlten, Lie das Recht haben, bei den Wahlen der Parlamentsglieder zu stimmen, — eine Bestimmung, die einer weit unter den 40 Sh.-Frei= sassen stehenden Klasse dieses Recht ertheilt hätte. O Connell und seine Anhänger nannten die Bill eine „excellente Maßregel“ und unter- stüßten sie mit allen Kräften, aber nah drei Monate langen, mit geringer Unterbrechung von beiden Seiten mit der größten Hestigkeit geführten Debatten wurde sie mit einer Majorität von 11 Stimmen gegen die Minister verworfen. Es war der erste harte Schlag, wel- cer das Ministerium Melbourne traf, das von da an mit schnellen Schritten seinem Sturze entgegenging. Das Haus verlor über die folgenden wichtigeren Debatten in Bezug auf die Finanz-Angelegen- heiten des Landes die Zustände Jrlands aus dem Augez Lord Stan- ley's Bill blieb vertagt und Jrland seinem alten Schicksale überlassen.
Die Whig= Regierung wird von dem Jrländischen Volke nicht
o bald vergessen werden, da das Land sich unter derselben einer dort G Ruhe und Zufriedenheit erfreute. So sagt ein Jrländisches Blatt, das Dublin Review, noh im Februar 1841: „Sicherlich bot Jrland noch niemals ein solches Bild von Ruhe dar, wie gegen- wärtig. Es is ein Friede, unter dem kein Vulkan, so weit die poli=
tischen Aussichten gehen, tobt. Agrarische Verleßungen — Unrecht, welches von einzelnen Besißern die ärmeren Bebauer des Bodens erlitten, haben wohl hier und da Haß und Erbitterung gegen ihre Unterdrücker erzeugt; auch ist uicht zu leugnen, daß Lord Stauley's offener Krieg gegen unsere Freiheit und die Reden seiner Verbünde= ten viele der alten Vorurtheile, welche das Jrländische Volk dem Englischen entfremdeten, geweckt haben; aber wir behaupten dennoch, daß noch niemals eine so vollkommene Ruhe in Jrland geherrscht hat, als im gegenwärtigen Augenblick.“ A.
Meteorologische Bcobachtungen
Nachmittags Abends 2 Ubr. 10 Ubr.
Nacb einmaliger
1843. Morgens Beobachtung.
25. Mai. 6 Ubr.
Luftdruck .... 334,29" Par. [333,4 s Par, [330,97 Par. | Quellwärme 15° R. Luftwärme .…. |+ 12,0° R. |+ 20,2° R. + 15,6° R.| Flusswärme 11,6° R. Thavupuukt ... |+ 1,0 Wi +- 10,6° R. 4+ 8,7? R.| Bodenwärme 8,9° R, Dunstsättigung 75 pCt. 49 pet. 59 pet. AusdünstungÜ,014 Rb. Wetter . e 6. heiter. bezogen. Gewitter. Niederschlag 0,079 Rb, S0, S0, Wärmewechsel+21,5° Wolkenzug - « - —— SW. W. + 8,5° R. Tagesmittel: 332,90" Par... 415,9’ R... +9,0" R... 61 pi. §0.
B 11e P B. O0rA 0 Den 26. Mai 1843.
Pr. Cour. Brief. | Geld. | Gem. 137 |T36Z | — | 1025
ÞPr. Cour.
Actien. Brief. | Geld.
Fonds. |s Brl. Pots. Eiseub.! St. Schuld-Sch. 3Z 1035 103% do. do, Prior. Obl. Mgd. Lpz. Eiseub. do. do. Prior. Vbl, Brl, Aub. Eiseub, do. do. Prior. Obl. Düss. Elb. Niscub./| do. do. Prior. Obl,| Rhein. Eisenb. |
Preuss. Engliscbe| | Obligat. 30. 4 | 103 —- Präm. Sch. der | Seebandlung. |—| 947 Kur- u. Neumäck.| | NchildvesscKe, 8E) 102 z S Berliner Stadt-| | | Obligationen. 38 1035 ee do, do. Prior, Obl, Dauz. do. in Th.|—| 48 — Berl. Frankf. Kis. We'estpr. Pfandbr. 34 102% | 102% do. do. Prior. Obl. Groessh, Pos. do. 4 | 1067 | — Ob ,-Schles. Eisb.| do. do. |35| 1027| — |Brl.-Stet.E. Lt.A. Ostpr, Pfandbr. [32 1047 | 103% do. do. do. Lt.B, Pomm, do. [3% 103% | 1025 Kur- u. Neum. do, 32 103% | ms | |
— 1/1035 | 1277| 1267
103% | 1037 | Is O _— [27
— | 697 | — | 94 | 119% | 118% | 1084
109% | 1087 |
Aa | ck| eo ZE
FLEESAS
Gold al marco, |—| 41473 21: A l: l
3 Friedrichad’or. S | 1
Aud.Gldm. à 5 Thb. Disconto.
Sechlesiscbe do. (35 1027; 101% L |
| i
Auswärtige Börsen.
Amsterdam, 22. Mai. Niederl. wirkt. Sch. 565. 65% do. 1005. Kanz-Bill, —, 5% Spau, 197. 3% do. 3177. Pass, —. Ausg. —. Zins], —. Preuss. Präm. Sch. —. Pol. —. Oesterr. 108%. 4% Russ. llope 89.
Antwerpen, 2I. Mai. Zinsl, —. Neue Aul, 197.
Hamburg, 24. Mai. Bank - Actien 1645. Eugl. Russ. 110%.
London, 20. Mai. Cons. 3% 95. Belg. —. Neue Anl. 205. Pas- Sive 5. Ausg. Sch. —. 25% Woll. D, 5% 1004. 5% Port. —. 3% —. Engl. Russ, —. Bras. 725. Chili —. Columb. 247. Mex. 29. Peru 18,
Petersburg, 19. Mai. Lond. 3 Met. 377. Uamb. 3477. Paris 401. Poln. à Paris 300 Fl. 815. do. 500 Fl. §887. do. 200 Fl. 31.
Wien, 21. Mai, Bank-Actien 1641. Aul. de 1839 1145.
Königliche Schauspicle. iy Sonnabend, 27. Mai. Jm Schauspielhause: Zum erstenmale : Dom Sebastiam , dramatisches Gedicht in 9 Ub von De. A. E. Wollheim. Ouvertüre, Eutreakts und die zur Handlung ge hörige Musik ist vom Königl. Kapellmeister Hennig.
Königsstädtisches Theater.
Sonnabend, 27. Mai. (Jtalienische Opern-Vorstellung.) Zum erstenmale: Marino Faliero. Opera in 3 Atti, Musíca del Maecstro Donizetti. S E
Textbücher, in Jtalienischer und Deutscher Sprache, sind im Billet-Verkaufs-Büreau und Abends an der Kasse à 5 Sgr. zu haben.
Sonntag, 28. Mai. Neu in Scene geseßt : Der Schneider und sein Sohn, oder: Mittel gegen Herzweh. Lustspiel in 3 Akten, von Schröder.
Nd: 29. Mai. (Jtalienishe Overn - Vorstellung.) Don Giovanni. (Don Juan, mit Original-Rezitativen,)
Oeffentliche Aufführungen. h
Sonnabend, 27. Mai, Mittags um 12 Uhr, im Hotel de Russie: Malinée musíîcale, veranstaltet von dem Guitarristen Herrn Szcze- panowski aus Paris, welcher darin: 41) La Cachucha, G&antasie, 2) die vierte große Fantasie von Ferd. Sor, mit einer Bariation für eine Hand, 3) Jmprovisationen auf verschiedene National - Lieder, 4) eine große Fantasie mit Variationen auf ein Aubersches Thema, 5) ein Duo comique (Nachahmung der Stimme eines jungen Mäd- chens und ciner alten Frau) vortragen wird. Billets à 1 Rihlr. sind in der Schlesingershen Musikhandlung und im Hotel de Russie zu haben.
Marktpreise vom Gctraide.
Berlin, den 24. Mai E Riblr. 5 €
Zu Lande: Weizen 2 Rthlr. 7 Sgr. 6 Pf.; Roggen 2 Rihlr. 5 Sgr, auch 3 Rthlr,; kleine Gerste 1 Rthlr. 15 Sgr.; Hafer 1 Rihlr. 12 Sgr. 6 Pf,, au 1 Rihlr, 7 Sgr, 6 Pf. Eingegangen sind 66 Wispel.
Zu Wasser: Weizen (weißer) 2 Nthlr. 10 Sgr. , au 2 Nthlr, 7 Sr. 6 Pf. und 2 Nthlr, 5 Sgr. 3 Roggen 2 Rihlr. 2 Sgr. 6 Pf., auch 2 Rihlr. 4 Sgr. 3 Pf.z große Gerste 4 Rihlr. 13 Sgr. 9 Pf, auch 1 Rihlr, 12 Sgr. 6 Pf.z kleine Gerste 4 Rihlr. 11 Sgr. 3 Pf, auch 1 Rihlr. 10 Sgr.z Hafer 1 Rthlr. 8 Sgr. 9 Pf., auch 1 Rihlr, 7 Sgr. 6 Pf.z Erbscn 1 Rthlr. 26 Sgr. dul T Bud 25 Sgr. (schlechte Sacio), Ei ind 1259 Wispel 14 Scheffel, Sorte). Eingegangen Nil och, den 24. Mai 1843.
Das Schock Stroh 10 Rihlr. 25 Sgr., au 9 Rihlr, Der Centner Heu 1 Nihlr, 12 Sgr. 6 Pf, auch 1 Rthlr, 2 Sgr. 6 Pf.
Kartoffel - Preise. Der Scheffel 1 Rthlr., auch 22 Sgr. 6 Pf.
Branntwein =- Preise. aál'alliua Wt i ise von Kartoffel - Spiritus waren am 20sten 21 —22 Nhlr., Die Preise 9 Rihlr, und am 24. Mai d, J. 22% — 23 Rihlr.
23sten 22% — Ó S Haus geliefert pro 200 Quart à 54 pCt, oder 10,800 pCt. nach Tralles. Korn-Spiritus: ohne Geschäft.
in, den 25. Mai 1843. i on Aeltesten der Kaufmannschaft von Berlin,
ZEDA E: , , Verantwortlicher Redacteur Dr. J. W. Ziukeisen, Gedrukt in der Deckerschen Geheimen Ober - Hofbuchdruckerei,
Preis: 2 Rlhlr. sür £ Iahr. 4 Rihlr. # Iahr. 8 Rlhlr. - 1 Iahr. in allen Theilen der Monarchie ohne Preiserhöhung.
Allgemeine
Preußische Staats
Alle ÞPost - Anstallen des In. und Auslandes nehmen Bestel- lung an, für Berlin dic Expedition der Staats - Zeitung : SFricdrichsstrasse Ur. 72.
Berlin, Sonntag den 29sten
Inhalt.
Amtliche Nachrichten.
Telegraphische Depesche. j j
Frankreich. Pairs-Kammer. Der Geseh - Entwurf über die Mo dificationen des Code d’'instrnction eriminel verworfen, — Paris. Stand der Dinge in Afrika. — Guadeloupe. — Schmuggelei, — Briefe aus Paris. (Neise der Prinzessin Clementine; Bankerott des Notars Pecletz Aufstände am Senegal und auf den Marquesas-Juseln, — Das Zuckergeseß in der Pairs-Kammer; Thiers Geschichte des Kaiserreichs, — Stimmung in Betreff der Jrländischen Angelegenheiten; verkappter Stla- venhaudel.)
Großbritanien und Jrland. Unterhaus. Verhandlungen über |
den Volks -Unterricht. — London. Betrachtungen mit Hinsicht auf die Besserung der Handels-Verhältnisse. — Lord-Mavors-Festmahl zu Ehren der protestantischen Geistlichkeit. — Zustände in Jrland.
Niederlande. Aus dem Haag.
Belgien. Brüssel. Wasser-Ableitungz Oberst Bianco. pen. Regulirung der Schifffahrt.
Deutsche Bundesstaaten. Dresden. Verhandlungen der zweiten Kammer. — Fraufkfurt a. M. Genehmigung von Éisenbahnbauten. — Beschlüsse hinsichtlih des Französischen Unterrichts und der Gas- beleuchtung. — Schreiben aus Lübe. (Stand des Getraide-Verkchrs und Aussichten auf den Wollhandel; Schifffahrt; Straßen-Verbindung mit Hamburg.) L
Schweiz. Zürich. Ablehnung einer der Stadt als Geschenk angebotenen Bibliothek, j
Türkei. Unruhen in Bosnien.
Vereinigte Staaten vou Nord-Amerika. New-York. Neue Kollision zwischen Englischen und Amerikanischen Behörden. Schrei ben aus New-York. (Die Expedition nah den Fichten - Juseln ; ein Sklavenschiff.)
Haiti. Schrciben aus Paris. Haiti.)
Inland. Naumburg. Zweiter und dritter Tag des Säkularfestes von Schulpforte. Schreiben aus Pforte. (Allerhöchstes Kabinets- Schreiben in Bezug auf die Säkularfcierz Denkmünze.) — Anklam. Pferderennen.
— Ant wer-
(Boyer nicht in Pensacola; Ruhe auf
Beilage, Der leßte Neger Aufstand auf der Jnsel Cuba. — Wissen- schaft, Kunst und Literatur. Braunschweig. Nachrichten von dem Neisenden Schrader aus Norwegen.
Amtliche Uachrichten.
Krouikf des Tages.
Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht :
Dem Geheimen Medizinal-Rath und Professor Þr. Wendt zu Breslau den Rothen Adler - Orden zweiter Klasse mit Eichenlaub, dem Professor Cesar vou Mussini zu Florenz den Rothen Adler Orden dritter Klasse, so wie den Erwerbschullehrern Funke und Kühne zu Berlin das Allgemeine Ehrenzeichen; und
Dem Regierungs - und Medizinal - Rath Dr. Ollenroth zu Bromberg das Prädikat eines Geheimen Medizinal - Raths zu ver- leihen.
Bei der heute fortgeseßten Ziehung der vierten Klasse 87ster Königl. Klassen-= Lotterie fiel der 2te Hauptgewinn von 100,000 Rthlr. auf Nr. 16,684 in Berlin bei Seeger; 31 Gewinne zu 1000 Rthlr, fielen auf Nr. 2141. 7176. 9194. 10,195. 14,367. 12,394. 13,406. 15,876. 20,256. 21,819. 24,062. 26,410. 28,783. 29,436. 30,031. 33/262. 42,875. 49,272. 50,371. 55,682. 57,433. 59,259. 68,275. 72,354. 77,947. 78,337. 79,026. 81,909. 83,197. 83,208 und 83,3514 in Berlin bei Aron jun., bei Baller, 2mal bei Burg und 3mal bei Seeger, nah Breslau bei Gerstenberg, bei Holschau und Z3mal bei Schreiber, Brieg bei Böhm, Cöln bei Reimboldt, Düsseldorf bei Spaß, Halle 2mal bei Lehmann, Liegnitz bei Leitgebel, Magdeburg bei Brauns und bei Büchting, Marienwerder bei Bestvater, Memel 2mal bei Kauffmann, Merseburg bei Kiejelbah, Neisse bei Jäkel, Neumarkt bei Wirsieg, Reichenbach bei Scharf, Stettin bei Rolin und bei Wilsnah und nach Tilsit mal bei Löwenberg; 42 Gewinne zu 500 Rthlr. auf Nr. 2080. 4589. 6213. 10,953. 12,541. 13,184. 16,549. 16,560. 19,154. 19,521. 22,929, 23,576. 23,819. 25,848. 29/789, 32,392. 33,092. 39,938. 40,792. 40,808. 41,732. 42,135. 46,109, 47,930. 51,745. 98,242. 58,244. 00,532. 61,160. 65,777. 60,315. 06,708. 68,341. 68,755. 71,106. 71,550. 71,710. 77,071. 78,697. 79,995. 82,475 und 83,306 in Berlin bei Aron jun., bei Borchard, bei Burg und 4mal bei Seeger, nach Aachen bei Levy, Breslau 2mal bei Holschau, bei Löwenstein und 5mal bei Schreiber, Cöln 2mal bei Reimbold, Danzig bei Reinhardt, Düsseldorf bei Simon und bei Spaß, Elberfeld bei Heymer, Fraukfurt bei Salzmann, Halberstadt bei Alexander und P2mal bei Sußmann, Halle bei Lehmann, Jüterbogk bei Apponius, Königsberg in Pr. bei Friedmann, Krakau bei Rehefeld, Liegniß Z3mal bei Leitgebel, Magdeburg bei Elbthal, Merseburg bei Kieselbach, Neu- wied bei Kraebßer, Nordhausen bei Schlihteweg, Ratibor bei Samojé, Stettin bei Rolin und bei Wilsnach, Stralsund bei Claussen und nach Torgau bei Schubart; 53 Gewinne zu 200 Rthlr. auf Nr. 141. 1374. 3267. 5193. 6127. 6690. 7508. 7852. 11,554. 14,487. 16,157. 17,087. 17,911. 18,165. 23,199. 27,163. 28,877. 30,181. 30,295. 30,335. 32,939. 34,630. 35,950. 42,896. 43,322, 43,457. 44,079. 44,459. 48,037. 50,339. 50,754. 52,675. 54,235. 55,230. 90,217. 58,908. 61,377. 62,138. 62,889. 64,047. 64,774. 65,108. 08,776, 71,780. 72,769. 75,470. 78,789, 79,502. 79,952. 81,522.49 81,5928. 81,531 und 84,987. f
Telegraphische Depesche.
Darmstadt, 25. Mai. Jhre Königliche Hoheit die Prinzessin Karl von Hessen und bei Nhein ist heute früh halb # Uhr von einer Prinzeffin glücklich ent- bunden worden.
Zeitungs -Uachrichten.
Ausland.
| B O
| Frauke i cckch.
Pairs- Kammer. Sihßung vom 22. Mai. Nachdem die Kammer acht Sißungen mit den Debatten über den Gesehß-Ent- wurf ausgefüllt hat, welcher verschiedene Veränderungen in dem Code dl'instruction criminel bezwedckt, und die einzelnen Artikel desselben größtentheils angenommen, daneben auch mehrere Amendements, welche den Regierungs = Entwurf modifizirten, genehmigt hatte, {ritt man heute zur Abstimmung über den ganzen Entwurf. Dieselbe ergab folgendes Resultat :
Zahl der Stimmenden Für den Entwurf 45 Stimmen. (Gegen denselben 68 » _Der Geseß-Entwurf der Regierung is mithin verworfen. — Dieses Resultat brachte eine große Aufregung in der Kammer hervor.
Paris, 22, Mai. Ueber die Algiershen Angelegenheiten ent- hält der Courrier français Folgendes: „Aus allen Nachrichten, die uns seit einiger Zeit aus Afrika zugehen, ergiebt sich, daß der Auf- stand, der im Laufe des Winters bei den Beni-Menasser ausbrach, sehr tief verzweigt warz aber Dank der von unseren Generalen entwickelten Thätigkeit und der unermüdlichen Ausdauer unserer Truppen, haben die Versuche Abd el Kader?s nur cinen halben Erfolg gehabt. Jun mehreren Agaliks ward die Jusurrection in der Geburt erstickt. Man kann sich indeß über den Zustand der Angelegenheiten nicht täuschenz der= selbe is weniger günstig, als man vor den leßten Ereignissen all- gemein glaubte. Abd el Kader hat uns bewiesen, daß er noch im Stande ist, uns zu beunruhigenz er befindet si noh an der Spiße ziemlich zahlreicher Streitkräfte und wird scine Streifzüge noch lange Zeit fortseßen können. Jndeß ist es schon von Wichtigkeit, daß es gelungen is, den Feind in das Junere zurückzudrängen, wo unsere Truppen ihn immerwäh- rend im Zaum halten und ihn verhindern können, sih dem Küsten- Gebiete zu nähern. Jn der That werden die ersten Kolonisations- Versuche auf den der Küste zunächst liegenden Punkten gemacht wer- den müssen, und die Errichtung des Lagers bei El-Esnam, von wo aus es leiht seyn wird, die Völker zu beherrschen, welche das reiche Schelifthal bewohnen, is in unseren Augen eine Thatsache von gro- ßer Wichtigkeit. El-Esnam liegt § Stunden vom Meere entferut ; die Truppen, welche dort stationiren werden, können leiht von Tenez aus verproviantirt werden, da eine bereits vollendete, fahrbare Straße die beiden Punkte verbindet. Die mobile Kolonne, welche bei El- Esnam lagert, steht unter den Befehlen des tapferen General Ca- vagnac, und is nicht weniger als 3000 Mann stark.“
Es sind Nachrichten aus Guadeloupe bis zum 12. April in Ha- vre eingetroffen. Der „Gomer“ war bereits in Pointe à Pitre mit den ersten Unterstüßungen von Frankreich angekommen, und der Gou- verneur hatte die tröstlihen Nachrichten, welche derselbe mitbrachte, in einer Proclamation angezeigt, die die Gefühle des innigsten Dan= fes gegen das Mutterland aussprachen.
Nach Berichten aus Havre hat man dort cin großartiges, mit- telst der Einfuhr von Englischem Leinengarn betriebenes Schmuggel- System entdeckt. Ein am 6. Mai mit dem Dampfschiffe angekom- mener und für Rechnung cines Pariser Hauses an einen Commissio= nair zu Havre adressirter Ballen Leinengarn wurde nämlich geöffnet, und man faud bei genauer Durchsuchung inwendig nicht deklarirten Tüll im Werthe von 4 bis 6000 Fr. Dieser Ballen war der 192fte, welcher auf diesem Wege und unter gleicher Adresse an den nämlichen Commissiongair gelangt war, ohne daß man frühere Sendungen geöff- net hatte. Der Commissiongir erklärte, daß er von diesem Schmug- gelgeschäft nichts wisse und gab an, daß er mit dem nächsten Paket- boote abermals einen Ballen erwarte. Dieser wurde ebenfalls geöffnet, und man fand die gleihe Masse Tüll darin. Man kann somit annehmen, daß die früheren 191 Ballen ähnliche Quantitäten Tüll enthielten, und die Zoll-Einnahme also um große Summen betrogen worden is. Die Schuld liegt blos an den Zoll- beamten, welche seither die Ballen blos an dem ihnen bezeichneten Ende öffneten, und den Junhalt nicht genauer untersuchten. — Ein noch feinerer Schmuggel, der bei der Einführung von Leinengarn ge-= ¡rieben ward, is gleichzeitig entdeckt worden. Es wurde nämlich als Inhalt der Ballen die mit dem höchsten Zoll belegte Garnnummer, welche 256 Fr. pro 100 Kilogr. zahlt, deklarirt, und der Ballen da- her kaum geöffnet; im Junern aber waren Stücke vom feinsten Jr= ländischen weißen Linnen verborgen, welches 898 Fr. pro 100 Kilogr. zahlt, so daß der Schaß also an einem Ballen von 800 Kilogr. Ge= wicht leiht über 2600 Fr. eingebüßt hat, Der Commerce meint, man werde jeßt eine gengue Untersuchung aller Ballen anordnen ; dazu sey aber vor Allem eine Vermehrung der damit beauftragten Zollbeamten nöthig. :
Die gestern beendigten Wettrennen in Chantilly waren diesmal ungewöhnlich belebt, indem das Rennen um den großen Preis des
/ Jockei = Klubs ein ungewöhnlich zahlreiches Publikum herbeigezogen
Berlin, den 27, Mai 1843, y
Königl. General-=Lotterie= Direction. E
Abgereist : Se. Excellenz der General =- Lieutenant und kom- mandirende General des 7ten Armee = Corps, von Pfuel L, nah Paderborn. i Der Kaiserl. Russishe Staatsrath, vou Dubgensky, nah
Dresden. ——_—
hatte. Dieser Preis bestand aus 7000 Fr. Der Einsaß 600 Fr. 300 Fr. Reugeld. Es waren 26 Pferde eingeschrieben, wovon 16 Reugeld bezahlten. Für dic hiesigen Verhältnisse war der Betrag der Wetten ungeheuer. Das Favoritpferd war des Herzogs von Nemours „Coqueluche“/. Die „Renonce“ des Grafen von Pontalba, gegen die man noch kurz vor dem Abreiten 500 gegen 10 gewettet ¡hatte, war Siegerin und brachte ihrem Besißer über 150,000 Fr. ein. {Man nennt einige Mitglieder des Jokei- Klubs, die bei dieser Gele- “genheit beinahe 4000 Louisd’or verloren haben. Unter den Mitglie
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1843.
dern des Klubs herrschte eine Bewegung, wie man sie hier noch nie gesehen hat.
Die Paris - Orleans Eisenbahu hat in der ersten Woche ihres Bestehens 64,061 Fr., und die Paris - Rouen Eisenbahn in derselben Zeit 83,857 Fr. eingenommen.
= Paris, 22. Mai. Der Aufenthalt der Prinzessin Clementine mit ihrem Gemahl am Hofe zu Lissabon wird etwa vier Wochen dauern, und das Dampfschiff „Pluton““, welches am 20sten zu Brest in See gehen sollte, wird diese ganze Zeit über dort zu deren Ver- fügung bleiben, um sie dann nah London überzuführen, von wo das erlauchte Paar dann im Monat August die Ueberfahrt nach dem
Schlosse von Eu zu machen gedenkt, da sich die Königliche Familie zu jener Zeit dort einige Wochen aufzuhalten beabsichtigt. Nachher erst soll die früher erwähnte Reise nah Deutschland zum Besuche der verwandten Höfe gemaht werden. Das von Lissabon abgesegelte Linienschiff „Suffren“ wird demnächst zu Brest erwartet, was der Angabe der neuesten Berichte aus Lissabon, welche dieses Schiff nach der Marokkanischen Küste bestimmt glaubten, um die Streitsahe wegen des Französischen Konsuls Pelissier zu ‘ordnen, zu widersprechen scheint.
Der neue zu Evreux eingetretene Fall, daß ein Notar mit Hin= terlassung einer Schuldenmasse, die nahe an zwei Millionen betragen soll, sih aus dem Staube machte, ein Maun, der das unbedingteste Vertrauen in jener Stadt sowohl, als in deren ganzen Umgegend genossen hatte, und dem in vielen Fällen das ganze Vermögen ein- zelner Familien anvertraut war, hat abermals auch hier das seit dem berüchtigten Vorgange des Notars Lehon ohnedies \hon in sehr ho=- hem Grade erzeugte Mißtrauen gegen die Notare überhaupt noch mehr bestärkt, und die Ueberzeugung, daß der Staat die strengsten geseßlichen Bürgschasten von dieser so wichtigen und einflußreichen
Klasse öffentlicher Sachwalter, wenn dieses Wort zu brauchen erlaubt ist, im allgemeinen Interesse aller Staatsbürger verlangen müsse, i} eben so begründet, als es gewiß is}, daß auch die neuesten von den Kammern in dieser Beziehung votirten geseßlichen Bestimmungen noch keinesweges ihrem Zwecke oder dem allgemein sich aus\prehenden Wunsche voll= kommen entsprehen. Die Katastrophe, welche dieser neue Fall zu Evreux verursacht, is ungeheuer; aber noch darf man es als ein Glück ansehen, daß diesmal vorzugsweise die wohlhabende Klasse, weniger die arbeitende davon betroffen wird, obgleich auch einzelne Fälle in dem Bankerotte begriffen sind, wo Wittwen, Dienstboten, kleine Kapitalisten ganz mittellos werden. Die Masse strömte vor dem Hause des Notars zusammen, und wollte es fast stürmen, ver-
geblich! die Kasse war leer und der Jnhaber derselben entflohen.
Schon seit längerer Zeit hatte das Gerücht Zweifel über die Zahlungs=
fähigkeit des Herrn Peclet zu Tage gebracht, aber seine Freunde und
Anhänger hatten diese Gerüchte stets als böswillige Verleumdungen bezeichnet, und Peclet als eben so untadelhaften Ehrenmann wie als fleckenlosen Patrioten er gehörte der radikalen Partei an geschildert, der nur von seinen politishen Gegnern auf solche Weise verfolgt werde. Noch bei den lebten Wahlen der Deputirten hatte der jeßt flüchtige Peclet eine Rolle im radikalen Sinne gespielt, und Herr Dupont (de l’Eure) hatte damals ein im ganzen Departement in großer Anzahl von Abschriften verbreitetes Schreiben an ihn gerichtet, worin er Peclet seiner unveränderlichen Hochachkung versichert.
Die Ihnen gestern mitgetheilte Nachricht von der Wegnahme eines Englischen Schiffes mit Neger= Sklaven an der Afrikanischen Küste dur einen Französischen Kreuzer bestätigt sich volllommen durch Berichte, die darüber aus Gorea eingelaufen sind. Nach den Brie-= fen von dort war es die an der Westküste von Afrifa stationirte Brigg „Vigie““, welche diesen Fang gemacht hat. Es war ein nach der Havanna bestimmtes und ganz mit Negern angefülltes Schiff, das unter Englischer Flagge segelte, während man anfangs behauptet hatte, es seyen Schwarze, die freiwillig sich hätten anwerben lassen, um nach Jamaika zu gehen. Man sah zu Gorea mit jedem Tage dem Eintreffen der gemachten Prise entgegen. Man darf sonach hoffen, binnen kurzem Genaueres über eine Thatsache zu erfahren, die, wenn sie in ihrem vollem Umfange si bestätigt, neue Verwide= lungen und Verlegenheiten vielfacher Art für die Sranzösische Regie= rung bereiten kann. H
Mehrere Blätter haben dieser Tage auch von einem Aufstande der Landeseingebornen in einem Theile der Französischen Kolonie am Senegal gesprochen, und insbesondere die Plünderung der verschiede= nen vom Posten von Sedhiou abhängigen Comptoire gemeldet. Man erfährt nun durch genaue Mittheilungen aus St. Louis (am Sene- gal) vom 13. April, daß der Gouverneur augenblicklih das Dampsf= {i} „Galibi“/, begleitet von drei anderen Schiffen der Station auf den bedrohten Punkt abgeschickt hatte. Jn Folge davon ist der ganze Handel beigelegt, und die Eingebornen sahen sih gezwungen, die ge= raubten Waaren zurückzugeben, doch nicht ohne zuvor einen ziemlich lebhaften Widerstand geleistet zu haben, der sieben der ihrigen das Leben kostete. Die Handelsgeschäfte hatten bereits wieder begonnen und versprachen , günstige Resultate zu liefern.
Die Regierung hat kürzli in ihren offiziellen Organen der Nach- riht widersprechen lassen, welhe Englische Blätter gegeben hatteu, daß nämlich der Gouverneur der Marquesas-Jnseln in einem Gefechte mit den wilden Jnselbewohnern den Tod gefunden habe. Jndeß be- rihtet das aus der Südsee in Bordeaux eingelaufene Schiff „Les deux Clementines““, daß bei seiner Abfahrt von Valparaiso das Gerücht von einem zwischen den Französischen Occupations-Tru pen und den Be= wohnern der Insel Nukahiwa erfolgten Zuseiritiekitobe daselbst einige Konsistenz gewonnen hatte, und man erzählte sih den Vorfall in fol= gender Weise. Mehrere Deserteure des dort stationirten Kriegsschiffes hatten sich zu den Einwohnern der Jnsel geflüchtet, weshalb der Gou- verneur sie von denselben zurück verlangte. Die vornehmsten Häupt- linge hätten aber deren Auslieferung verweigert unter dem Vor eben, daß die Gesebe der Gastfreundschaft ihnen geböten, den Flüchtlingen den erbetenen Schuß nicht zu versagen. Jn Folge davon hätte dann der Gouverneur, dakeinanderes Mittclübrig blieb, seine Zuflucht zu der Anwen-" dung von Waffengewalt nehmen zu müssen geglaubt, indem er Abtheilung Truppen gegen diese Häuptlinge «
Abtheilung befehligende Offizier in der Nä nungen der Jnsel ankam, er einem benahbarten Gehölze versteck, Er