1843 / 151 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

Empfangenen, sondern nach der Priorität ihres Eintretens geordnet wird. Das Bülletin wird der Königin zur Einsicht vorgelegt und dann dem Minister des Junern zur Einrückung in das offizielle Abend- blatt übershickt, nah welchem der Moniteur am folgenden Morgen die Liste wiederholt.

Man sieht mit großer Spannung dem Resultat der neuen Maß- regel entgegen. Von gewissen Seiten meint man, die ralliirten Legitimisten, deren Namen jeßt nicht mehr geheim gehalten werden fönnen, werden sich bemühen, der Juli-Dynastie neue Proselyten zu vershaffen. Die echten reinen Legitimisten dagegen wollen noch immer mit jedem aus ihrer Mitte, der in deu Tuilerieen erscheint, alle Verbindung abbrechen. Diese neue Spaltung, die im Lager der Legitimisten auszubrechen droht, ist weit ernsthafter, als die zwischen Herrn Berryer und dem Marquis Larochejacquelin, welche der Federkrieg der Frauce und der Gazette de Frauce, ihrer respektiven Organe, uicht hindert, die besten Freunde zu bleiben und in der Kammer meistens auf der näm- lichen Bauk zu sißen.

Die Abberufung des Herrn Langréné von seinem Gesandtschafts- Posten in Athen is jeßt offiziell. Herr Langréné wird die nächste Woche in Paris erwartet, und während seiner Abwesenheit wird Herr Sartigues die Legation als Geschäftsträger leiten. Herr Piscatory hatte gleihsam seine Ernennung als Nachfolger des Herru Langréné in der Tasche, als der Vicomte d'Haussonville, Deputirter und erster Botschafts-Secretair, den nämlichen Posten für sih in Anspruch. nahm. Herr d'Haussonville ist der Schwiegersohn des Herzogs von Broglie, und man glaubt daher, daß er einige Chaucen für den genannten diplomatischen Posten habe.

————

Grossbritanien und Irland.

Oberhaus. Sibßung vom 26. Mai. (B. H) Auf cine Aufrage des°Marquis von Clanricarde erklärte der Herzog von Wellington, daß das Ministerium außer den bereits bewillig teu 25,000 Pfd. für öffentliche Bauten in Jrland, dem Parlamente die Bewilligung von noch 21,000 Pfd. zu gleichem Zwecke vor= {hlagen werde. Lord Aberdeen zeigte an, daß er schon in der nächsten Woche seine Bill wegen Orduung der Angelegenheiten der Schottischen Kirche einbringen werde. Auf eine Anfrage des Mar- quis von Londonderry erklärte der Herzog von Wellington, daß O'Connell (cin Sohn des Agitators ), Lord Frenh und andere Friedensrichter und Sheriffs in Jrland, wegen ihrer Betheiligung an den Repeal - Umtrieben, ihrer Aemter entseßt worden seyen. Der Marquis von Londonderry wollte daran eine große Lobeserhe-= bung des in Jrland überaus verhaßten verstorbenen Grafen von Castlereagh, seines Verwandten, knüpfen, besonders wegen dessen Berdienste um Zustandebringung der Union, wurde aber von dem Marquis von Lansdowne zur Ordnung und Mäßigung verwiesen. Ÿ Eine längere durch die Einbringung verschiedener Petitionen hervor= * gerufene Unterredung über vie Wirkung der Korngesete, {loß die?

i

Sitzung. c

Unterhaus. Sizung vom 26. Mai. Die von Lord Stagu=® ley eingebrachte Resolution, wegen Zulassung von Getraide und Mehl ®

aus Kanada gegen ermäßigten Zoll wurde an diesem Abend definitiv angenommen, nachdem drei verschiedene gegen dieselbe gerichtete Amendements mit großer Stimmenmehrheit zurückgewiesen worden waren. Das erste dieser Amendements rührte von Lord John Ruf sell her und bezweckte die Auslassung der Theile der Resolution, welche sih auf die von dem Kanadischen Parlamente beschlossene Bill wegen Belastung des Getraides aus den Vereinigten Staaten bezie hen, so daß die Resolution einzig und allcin die Zulassung des Ka= nadischen Getraides und Mcehles zu einem Zolle von 1 Sh. für den Quarter verfügt haben würde. Dem Antragsteller, der nur kurz darauf hinwies, wie unzweckmäßig es sey, die Beschlüsse des Reichs- Parlaments von denen einer Kolonial=Legislatur abhängig zu machen, autwortete Lord Stanley ebenfalls nur kurz und versuchte darzu- thun, daß cin solhes Abhängigkeits - Verhältniß nicht bestehe, wäh- rend er zuglei behauptete, daß einzelne Mitglieder der Opposition, insbesondere Herr F. Baring, früher den jeßt so heftig angegriffe nen Beschluß des Kanadischen Parlaments als eine unabweisbare Bedingung der Herabseßung des Zolles von Kanadishem Getraide dargestellt hätten. Dadurch wurde ein Workstreit hervorgerufen, an welchem nach einander Herr F. Baring, der die Behauptung Lord Stänley's u Abrede stellte, Lord Stanley, Lord J. Russell, Herr Labouchère und Sir Robert Peel Theil nahmen. Nach= dem darauf noch die beiden Ultra - Tories, die Obersten Sibthorp und Wyndham, in sehr derber Weise gegen alle ferneren Konzessio= nen im Juteresse der Handelsfreiheit, zu der sih die Minister ihrer Meinung nah immer mehr hinneigen , protestirt hatten, wurde das Amendement Lord Johu Russell’s mit 203 gegen 94 Stimmen ver- worfen. Gleiches Schicksal hatte ein alsdaun von Lord Worsley vorgebrachtes Amendement, welches bestimmt war, im Juteresse der * AgrikulturiZen jede fernere Abänderung in dem in voriger Session? angenommenen Korngesebe für durchaus unzulässig zu erklären, zumal in dem vorliegenden Falle, wo es sih nicht darum handele, die auf? England selbst ruhende Steuerlast zu mindern. Lord Worsley stüßte sich besonders darauf, daß die Minister im vorigen Jahre, als sie vont den Grundbesißern Nachgiebigkeit Behufs der damals beabsichtigten? Modificationen der bestehenden Korngeseße begehrten, einen folhen® abermaligen Eingriff in dieselben nicht in Aussicht gestellt hätten ; zu= gleih äußerte er seine Besorgniß darüber, daß die vorliegende Maß regel sehr bald auf die anderen Kolonieen werde ausgedehnt werden, so wie auch, daß Getraide in großen Quantitäten aus den Vereinig- ten Staaten einzuschmuggeln sey. Herr Lindsay vertbeidigte die Regierung gegen die Täuschung, deren sie sich angeblih schuldig ge- macht haben soll, wogegen Herr H enley behauptete, daß nah deu im vorigen Jahre bei Gelegenheit der Korngeseß - Frage vou den Ministern gehaltenen Reden Niemand sih auf eine neue Maßnahme vou solcher Bedeutung habe gefaßt machen können. Er sprach sich dann sehr unzufrieden über die Einführung eincs festen Zolles an die Stelle des weseluden aus und behauptete \chließlich, daß dic Reso= lution Lord Stanley's im Grunde nichts sey, als der Beschluß, Ge= traide von Vanzig gegen einen Zoll von höchstens 15 Sh. für den Quarter zuzulassen, denn höher ließen ih die Kosten nit an- shlagen sür den Getraide - Transport von Danzig nah Kanada und von dort nah England. Oberst Wood, der, seiner Behaup- tung zufolge, nur, weil die Maßregel als eine Konsequenz des vor- jährigen Korngesebes zu betrachten sey, und daher die Ehre des Ministeriums durch die Verwerfung derselben fompromittirt wer= den könnte, für die Resolution sprach, behauptete, daß die neue Maßnahme für die Danziger einen Unterschied vou nur einem Shilling zu Wege bringen werde, da sie jeßt {on Getraide über Kanada nah England gegen einen festen Zoll von 5 Sh. spe- diren könnten, wogegen sie in Zukunft nur 4 Sh. zu zahlen haben würden. Herr Charles Wood erblickte den einzigen praktischen Mes der neuen Maßnahme darin, 4 etwa 18,000 Pfd. jährlich, welche bis jeßt der Englishe Schaß an Getraide-Zöllen bezogen habe, sortan in den Kanadischen Schaß fließen würden, eine zwar unbedeu. tende Summe, welche indeß zu keinem anderen Zwecke aufgegeben werde, als um die shöne Phrase von der „Behaudlung Kanada's als

668 » eines integrireuden Theiles des Britischen Reiches“ aubringen zu können. Nach einer längeren bis gegen 11 Uhr ausgesponnenen Debatte, an welcher die Herren Hope, Hutt (dieser rehnete auf sehr bedeutende Getraide-Einfuhr aus Ober-Kanada), Oberst Rushbrooke und An- dere Theil nahmen, wurde das Amendement Lord Worsley?s mit 203 gegen 102 Stimmen verworfen. Darauf brachte Herr Milner Gibson ein drittes Amendement vor, und als auch dieses mit 218 gegen 137 Stimmen verworfen worden war, wurde endlih die Re- solution Lord Stanley's angenommen. Unter den heute im Unter- hause angezeigten Anträgen war auch cine Motion des neuerdings mehrerwähnten Herrn Lane Fox, der zufolge den Katholiken das Recht, im Parlament Siß und Stimme zu haben, wieder genommen werden sollte. Die Anzeige erregte großes Gelächter.

Londou, 26. Mai. Sir Robert Peel hat erklärt, daß die

| Regierung Maßregeln getroffen habe, um die Beamten und Truppen

der Ostindischen Compagnic ganz außer Verbindung mit dem Ostin= dischen Gößendienst zu bringen, insbesondere, was dice Esfortirung der Gößenbilder bei Prozesjionen und die Verwaltung der Tempel= Ländereien betrifft. Ob die Regierung noch ferner, wie bisher, zum Unterhalt des Dschuggernath - Tempels 60,000 Rupien jährlich bei steuern wird oder nicht, is eine jeßt in Untersuchung befindliche Frage.

Der frühere Gouverneur von Madras, Lord Elphinstone, ist über Malta hier angelangt, Man nennt ihn unverbürgt als Lord Ellenborough’8 Nachfolger, falls die Regierung sich genöthigt sehen sollte, der öffeutlihen Stimme nachzugeben und den jeßigen General- Gouverneur zurückzurufen.

O' Connell seßt scinen Zug durch Jrland fort. Am vorigen Montage hielt er eine große Repeal - Versammlung in Cork, die 500,000 Menschen herbeigezogen haben soll. Ex wandte sich von dort nah Cashel. Der katholische Erzbischof von Dublin hat in cinem Cirkular an die Geistlihen seiner Disbzese erklärt, daß er an den Re= peal - Umtrieben keinen Theil habe und der ihm untergebenen Geist- lichkeit anrathe, sich der Theilnahme ebenfalls zu enthalten. Ju Jr laud werden im nächsten Monat 25,000 Mann Truppen versammelt seyn. Unter dem lebten Lord-Lieutenant, den das Whig-Ministerium ernannt hat, unter Lord Fortescue im Jahre 1841, betrug die Trup penzahl nur 12,000.

Manchester is vorgestern abermals ein Schauplaß vou Unruhen gewesen, welche einigermaßen besorgnißerregend wurden, da Pöbel und Militair mit der Polizei in Streit und Handgemenge geriethen. Der Zwist hatte seinen Ursprung in einem Faustkampf zwischen zwei Jrländern, welche am 22sten auf offener Straße an einander kamen. Die Polizei wollte sie aus einander bringen , ein Haufen Soldaten vom 15ten Junfanterie-Regiment wollte dies nicht zugeben, der Pöbel trat auf die Seite der Soldaten, und erst nah dreimaligen, überaus muthig ausgeführten Angriffen der Polizei gelang es derselben, der fünf Soldaten, welche die Rädelsführer abgegeben hatten, habhaft zu werden. Von beiden Seiten hatten {were Verleßungen stattgefun den. Der Friedensrichter verurtheilte die gefangenen Soldaten zu einer mäßigen Geldstrafe, und man glaubte die Sache damit abge- than, als vorgestern Nachmittags etwa 50 oder 60 Soldaten, an der Spibe eines Haufens von mehreren Tausend zum Theil arbeitloser Handwerker, nah der Polizei - Station in Oldhain - Road zogen und in der offen erklärten Absicht, sich für die Bestrafung ihrer Ka- meraden zu rächen, einen wüthenden Angriff auf die dort \tationirte

Polizei-Abtheilung begannen. Nach und nach stieg die Zahl der Sol daten auf 200, und da auch der Pöbel sich vermehrte, so wäre die Polizei, wiewohl durch 20 Mann verstärkt und mit Säbel und Pi- stoleu_ bewaffnet, in großer Gefahr gewesen, wenn nicht, als schon alle Fenster und mehrere Thüren eingeschlagen waren, zwei oder drei Compagnieen des 15ten Regiments, unter dem Major Smith, ange-= rüdckt wären und der Polizei Gelegenheit gegeben hätten, cinen Aus- fall zu machen. Der Pöbel und die Soldaten entfloheu darauf nach allen Sciten, doh gelang es, die Haupträdelsführer gefangen zu neh men, Von dem zersprengten Haufen wurden später noch zwei andere Polizei-Stationen angegriffen, aber ebenfalls ohne Erfolg. Seitdem ist die Ruhe nicht wieder gestört worden. Das 15te Regiment, das meistens aus jungen Soldaten besteht, wurde in eine Kaserne gesperrt. Von den Polizeidienern sind mehrere gefährlich verwundet.

Aus Afrika is in Liverpool die Nachricht angekommen, daß Fer- nando Po am 21. März von der Spanischen Kriegs=Brigg „Nerrion““ im Namen der Königin Jsabella in Besiß genommen worden ist.

Aus Oxford wird gemeldet, daß der Vice - Kanzler der dortigen Universität eine Keherei-Kommission ernaunt habe, um die Wahrheit der Beschuldigungen, welche der von Professor Pusey gehaltenen Rede zur Last gelegt werden, zu untersuchen,

7 London, 26. Mai. Während man ih hier um Kornge= seße und Erziehungs-Systeme streitet, haben sih zu Manchester Be- gebenheiten ereignet, welche von der bedenklichsten Art sind. Vorige Woche griff cin Haufen Ziegelmacher, etwa 3-—400 au der Zahl, eine Backstein-Fabrik an, welche sie aus Unzufriedenheit über den Lohn ver- lassen hatten. Sie waren mit allerlci Wasfen versehen, einige sogar mit Schießgewehren, und ihr Zweck war, diejenigen gewaltsam zu ver= treiben, welche man an ihrer Stelle gedungen hatte. Sie wurden von diesen mit Mühe zurückgeschlagen und einige der Anführer gefangen genommen, Dies war schon ein s{limmes Zeichen. Aergeres aber geschah diese Woche, wo cin Theil des in der Stadt liegenden 15ten Infanterie - Regimentes sich mit dem Pöbel gegen die Polizei erhob, mehrere derselben {wer verwundete, Wachthäuser zerstörte und son= stigen Unfug trieb. Wie es aber scheint, i dieser Ausbruch und dieses Zusammenwirken nicht ein _zufälliges, jondern Folge einer Verbrüderung zwischen einem Theil der Soldateu und den unzufriedenen Fabrik = Arbeitern und Chartisten, Wenig-= stens wird dieses in einem Briefe von Manchester vou einem glaubwürdigen Maune versichert; und manche Umstände machen es wahrscheinlich genug. Denn erstlich ist das ganze Regiment entwaff- net und in eine andere Kaserne verlegt worden, wo cs aufs strengste durh Abtheilungen von zwei anderen Regimentern bewacht wird. Zweitens haben die Polizei - Behörden etnen Aufschub des Verhörs der gefangenen Meuterer (Soldaten wie Arbeiter) erhalten, weil sie den Behörden erklärten, sie seyen den wichtigsten Entdeckungen auf der Spur, die durch ein unmittelbares Verhör vereitelt werden köun- ten. Das Regiment i erst vor 3 Jahren vom auswärtigen Dienste zurückgekommen, und da es damals nur noh ciwa 300 Mann stark war, seitdem durch Rekrutirung vollzählig gemacht worden. Man müßte demnach schließen, es sey der neuere Geist der Jnsubordination, welcher unsere arbeitenden Klassen so tief ergriffen hat, mit diesen Re- kruten hineingekommenz und es ließe si also wohl vermuthen, daß es in anderen Corps nicht viel besser aussteht. Dics wäre die natürlihe Folge des Englischen Systems, welches die Soldaten uur aus den niedrigsten Klassen wählt, während die Offiziere alle aus den höheren Ständen kommend, mit denselben, besonders in Friedenszeiten und der Garnison, nur beim Cxerziren und auf der Parade in Be- rührung kommen, und folglich weder Sympathie noch irgend ein in- nerer Zusammenhang zwischen ihnen zu Stande kommen fann,

Die lebten Berichte von Dublin sind eben so bedenklich, Es wurde nämlich bei der dortigen leßten wöchentlichen Repeal-Versamm=

lung versichert, es würden Beiträge zur Repeal-Kasse in den zu den Kasernen gehörigen Wirthsstubeu erhoben. Dies is eben- falls sehr glaublich, da fast alle Regimenter großentheils aus Jrländischeu Katholiken bestehen, die von ihren Priestern bearbeitet, ihre früheren Gesinnungen nicht leiht mit dem Roe verändern werden. Uebrigens )aben bereits zwei Bischöfe den Dr. Higgins Lügen gestraft, nämlich er von Dublin und der von Cork, indem sie versichern, daß sie es ih zur Pflicht machen, sich nicht in politische Dinge zu men Mgen. Leider aber tritt O’'Connell, wie man aus einigen sei Mer Reden abnehmen zu dürfen glaubte, nicht zurück, son- Dern seßt seine Aufregung mit einer an Wahnsinn gränzenden Wildheit fort. Seitdem zwei fkatholishe Pairs im Oberhause sich gegen seinen Lieblings - Bischof und seine eigenen Bestrebungen aus Zesprochen, zieht er alle Britische Katholiken mit in die allgemeine Perdammniß der „Sachsen“, Auch scheint es, daß Alles, was gegen ¡hu im Parlamente gesagt wird, uur dazu dient, seinen Anhang zu vermehren und die Geldbeiträge reichliher zufließen zu machen. Die Morning Chronicle beschuldigt jeßt Peel, er - habe, indem er und der Herzog über die Jrländische Aufregung so zur Unzeit Lärm geschlagen, blos die Absicht gehabt, die öffentliche Aufmerksamkeit auf cine andere Fährte zu lenken. Dies sey ihm aber uicht gelungen, denn seine eigenen Journale hätten ihu darauf aufmerksam gemacht, wie ruhig es in Jrland unter den Whigs gewesen wäre.

Das Gerücht, daß die Minister deu Dissenters bei der Volks-Erzie- hung noch mehr einzuräumen gedächten, hat die Times noch entschiedener gegen sie ins Feld gebracht, Dieses Journal scheint sich für die gedrohte Zurückseßung der Kirche (vielleicht auch, weil seine Ansichten über das Armenwesen so wenig Eingang finden) dadur rächen zu wollen, daß es mit jedem Tage entschiedener auf den Vorzug cines festen Ge- traide-Zolles vor dem Skala-Plan hervortritt. / /

Die Rückwirkung gegen den Puseyismus tritt auch immer deut licher hervor, Die Wünsche des Bischofs von London für die Wie dereinführung längst vergessener Gebräuche hat sogar einen Artikel in dem Quarterly Review veranlaßt, welcher dieses ängstliche Hervorsuchen veralteter Dinge streng verdammt. Dieses is um so merkwürdiger, da diese Zeitschrift seit 2—Z3 Jahren gänzlich un- ter dem Einflusse der Puseyiten gestanden hatte. Der Bischof überließ freilich bis jeßt seiner Geistlichkeit, seine Winke in dieser Beziehung zu befolgen oder niht. Jeßt verlangte er auf einmal, wie ich Jhnen schon gemeldet, in zwei Punkten strenge Folge. Anfangs schien es, sein Entschluß sey unwiderruflich gefaßt, aber er hat sich bereits die Weigerung von mehreren gefallen lassen. Nun aber haben auch Laien eine Gelegenheit ergriffen, den

Prälaten wissen zu lassen, daß auhch sie eine Stimme in der Kirche haben wollen. Es is nämlich seit zwei Jahren eine Lieblings-Jdee von ihm, daß man die Gaben der Gemeinen uicht, wie bisher beim Herausgehen an den Kirchenthüren sammele, sondern wie beim Abend

mahl zu geschehen pflegt, während des Verlesens gewisser biblischer Sprüche (die man das Offertorium nennt) in der Kirche selbst sam

meln sollte, und zwar mit flahen Schüsselu, wo Jeder sehen fann, was sein Nachbar giebt, Wie man erfährt, wünscht er, solche Sammlungen für jeden Sonntag einzuführen, und wie man vermu

thet, in der Absicht, damit mit der Zeit alle freien Vereine zu milden Zwecken eingehen, und alle Wohlthätigkeit unter geistliche Dbhut und Leitung gebracht werde. Um nun solchen Ansprüchen in Zeiten zu begegnen, haben die Vorsteher mehrerce Kirchen eine förmliche Wei. gerung eingereicht, solches nächsten Sonntag zu thun, wo nach der Aufforderung des Prälaten in allen bischöflichen Gotteshäusern des Sprengels für die Chinesischen Missionen gesammelt werden foll, und zwar ganz besonders nah genannter Weise. Was aber dieser Tage noch sonst vorgegangen, und noch mehr die Gerüchte, die sich zu verbreiten anfangen, werden der Opposition bald noch eine cutschiedenere Gestalt geben. Jn dem leßten Stück des British Critíc, welche Zeit

schrift unter Newman steht, wird nämlich Ohrenbeichte und in Ver

bindung damit das Cölibat der Geistlichen dringend empfohlen. Dabei wird im Publikum versichert (wahrscheinlich sehr übertrieben), es hät

ten sich bereits 300 Kandidaten und junge Prediger zu Oxford durch ein feierliches Gelübde zum Cölibat verpflichtet. Nun erfährt man auf einmal, daß Pr. Pusey lebten Sonntag zu Oxford zu Gun

s]sten der Lehre von der Transsubstantiation oder doch Consubstantia

tion und dem Meßopfer gepredigt habe, und zwar so kühn, daß die Universitäts-Behörden für nöthig erachtet haben, eine Abschrift von seiner Predigt von ihm zu fordern, und dieselbe ciner Kommission von sechs Doktoren vorzulegen.

————————-

Geor et

__ Preßburg, 24. Mai. Die hiesige Zeitung theilt noch folgende Reden und Antworten mit, von welchen die Eröffnung des Reichstages begleitet war :

1) Begrüßungs-RNede der Deputation der Neichsstände an Se. Majestät den Kaiser und nig am 19, Mai. (Aus dem Ungarischen.) Kaiserliche Königliche Majestät ! Allergnädigster Herr!

Die vereinigten Stände Ungarns und der verbundenen Theile haben uns zu Dolmetschern der innigen Dank-, lebhaftesten Freuden- und unbe- gränzten Ehrfurchtsgefühle gemacht, wovon ihre Herzen gegenwärtig erfüllt sind. Ew. Majestät väterlichen Sorge nämlich, die, dem Wahlspruch Reeta tueri gemäß, seit dem RNegierungs-Antritt stets dahin gerichtet war, das Wohlseyn Ungarns und der verbundenen Theile durch heilsame (Gesetze und Zustitutionen zur Blüthe zu bringen, was vorzüglich die Einberufung des Landtags je nach drei Jahren und jedes Wort des Allergnädigsten Kö- niglichen Juvocationsschreibens deutlich beweisen, erfüllen die Herzen Aller- höchstdero Ungarn mit dem wärmsten Dankgefühle. Judem wir Ew. Mag- jestät zur Berathung über die Mittel und Wege zu dem von uns so fehn- lich gewünschten Ziele in diese Stadt ankommen sehen, schwillt unser Herz von einem mächtigen Freudengefühl, für welches wir, so wie für unsere kindliche Ehrfurcht, keine Worte finden. Wir können nur unsere inbrünsti- gen Wünsche zum Himmel senden und um Segen für das die Völker be- glückende Leben Ew. Majestät flchen. Aber unsere Sender hegen den hei- ßen Wunsch, zur Darbringung ihrer unterthänigen Huldigung sämmtlich vor Ew. Majestät zu erscheinen. Ew, Majestät Allergnädigste Aeußerung hier- über erwartend, empfehlen sie sih sammt uns der Gnade Ew, Majestät in huldigender Unterthänigkeit.

2) Antwort Sr. Majestät, (Aus dem Lateinischen.)

Die Neigung und das Wohlwollen, die Uns in die Mitte der getreuen Stände Unseres vielgeliebten Königreichs Ungarn und der damit verbunde- nen Theile führten, machen Uns auch Eure gegenwärtige Sendung willkom- men und genehm. Berichtet also Euren Sendern , daß Wir ihren Wün \hen gern willfahren, und daß Wir ihnen bald Gelegenheit bieten werden, Unsere väterlichen Absichten für die vielgeliebte Ungarische Nation noch deut- licher zu erkennen und Unsere daraus hervorgegangenen gnädigen Königli- chen Propositionen zu empfangen,

3) Begrüsßungs-Nede der Deputation der Reichsstände an Jhre Majestät die Kaiserin und Königin am 19, Mai, (Aus dem Ungarischen.)

Kaiserliche Königliche Majestät ! Allergnädigste Frau ! | : Judem wir das Glück haben, im Namen der versammelten Reichs- stände zur Begrüßung Ew. Majestät zu erscheinen, öffnen sih unsere Lippen vor Allem zur Danksagung, Ew, Majestät sind nicht blos dice

Würze des Lebens unseres gesegneten guten Fürsten, unseres Allergnädigsten Herrn und Landesvaters, und der Engel, der seine {weren Herrschersor gen lindert, sondern auch cine Allergnädigste Mutter seiner Völker, die als solche vorzüglih Jhre treuen Ungarn mit Jhrer bescligen den Gnade belebt. Wir können nicht umhin, uns hiermit an die ausgezeichnete Neigung Ew. Majestät für unsere Nation zu erin nern, der zufolge Allerhöchstdieselben bei dem vorigen Landtag zu gestatten geruhten, daß der Ungar seine Landesmutter in jeiner Muttersprache an- rede! Das Angedenken Ew. Majestät wird daher ewig in den Herzen Zhrer getreuen Kinder leben! Und auch das diene uns zum Unte! pfand einer besonderen Neigung zu unscrem Vaterland, daß wir Ew. Majestät jeßt wieder an der Seite Allerhöchstdero erlauchtesten Gemahls erblicken. Geruhen Ew. Majestät für diese Gefühle unseren kindlichen innigsten Dauk und Wunsch hinzunehmen, daß der Himmel die reihe Fülle seines Segens über das blühende Leben Ew. Majestät ausschütten wolle! Wir empfehlen übrigens unsere Sender und uns der Allerhöchsten Gnade Ew. Majestät in tiefster Unterthänigkeit. 4) Antwort Jhrer Majestät. (‘Aus dem Lateinischen.)

Willkommen is Mir dieser Tag, und zwar aus dem Grunde sehr will kommen, weil er die Gelegenheit darbietet, Meine aufrichtigen Gefühle für die edle Ungarische Nation, so wie Meinen sehnlichsten Wunsch , vor dieser löblichen Deputation zu äußern, daß die Gnade und Vorsehung des Allgü tigen und Allmächtigen alle Angelegenheiten Ungarns gedeihen lasse und seinem durch neue Kräfte vermehrten Wohlsevn ewige Dauer gewähren möge. Wolle nun die löbliche Deputation und sämmtliche Stände der schr edlen Nation hieraus ermessen, welchen Dank Jch für ihre Bemühung und deren Gesinnung für Mich hegez wahrlih Jch hege großen Dank und bitte, dies Jhnen mitzutheilen.

9) Rede des Hofkanzlers an die Neichsstände bei Gelegen - heit der feierlihen Uebergabe und Uebernahme der Königlichen Propositionen.

(Aus dem Ungarischen.)

Se, Majestät unser Allergnädigster Herr und König empfindet im Be- wußtsevn des angeborenen beglüenden Strebens die süßeste Freude, durch die Eröffnung des Reichstags in Allerhöchsteigener Person Seinen Ungarn, ja der ganzen Welt, die Negungen Seines Herzens an den Tag zu legen, das nur für das Wohl Seiner Völker schlägt, nur für diese Empfindungen lebt. Die Zeit winkt, und man muß sich mit den Bedürfnissen der gebie- tenden Umstände in eine Unterhandlung einlassen; so urtheilt unser Aller- gnädigster König, aber Seiner weisen lleberzeugung nach, is zwischen einem nüchternen Fortschritt und einem Uebereilen ein großer Unterschied. Jene Ahnen, die dies schöne, dies geliebte Vaterland erwarben, besaßen außer dem Kriegsruhme noch etwas Anderes, was in der gegenwärtigen Zeit der Aufklärung Nachahmung von der fortschreitenden Nachkommenschaft fordert, Jhrem edlen Charakter zufolge, war Jhnen Mäßigung die schönste Eigenschaft für einzelne Judividuen, und um so mehr für den geseßgeben- den Körper, und die Ordnung kein Beschwerniß, sondern ein Schild der Freiheit, Diese patriotishen Tugenden sind es, welche allein die verschie- dene Annehmlichkeiten versprechenden zweifelhaften Vorschläge zu nüßlichen Früchten reifen und deren Genuß sichern können. Dies sind die Haupt- züge der großen Secle unseres Allergnädigsten Herrn und Königs und Seiner väterlichen Absichten, welche, meinem Beruf zufolge, zu verdolmet schen ih für die höchste Glücfseligkeit meines Lebens und meiner huldigen - den Anhänglichkeit halte.

6) Rede Sr. K. K Hohett des” Erzherzogs Palatin bei Er- öffnung der Sißungen der Magnaten-Tafel. (Aus dem Lateinischen.) Hochlöbliche Magnaten!

Judem ich die abermal hier versammelten hochlöblichen Magnaten mit freundlichstem Gruße empfange, bleibt mir in Hinsicht unseres Berufs als Legislatoren von Seiten der hochlöblichen Magnaten nichts zu wünschen übrig. Das aufrichtige Streben der hochlöblichen Magnaten, das gemein schaftliche Wohl des Fürsten und des Vaterlandes, die allgemeine Wohl fahrt des Landes im Geist unserer altherköma1lichen Justitutionen und dem Geist der Zeit angemessen zu befördern, kenne ih hon lange, auch zweifle ih nicht, daß meiner innigsten Neigung, die ih für die hochlöblichen Magnaten zu hegen nie aufhöre, das frühere in mich gesetzte Vertrauen derselben entsprehen werde. Unter diesen llnständen können wir also mit Necht die Hoffnung hegen, daß die hochlöblichen Magnuaten zur Erfüllung des Wunsches: daß der gegenwärtige Reichstag mit Hülfe Gottes die Frucht heilssamer Geseße bringe, in vollem Maße wirken werden.

Prag, 24. Mai. Die häufigen Klagen über den Schleichhandel, namentlih an unseren Landesgränzen und in der Lombardei, sind in der leßten Zeit niht nur als gerechtfertigt erfannt, sondern auch ernstliche Abhülfe dagegen bereits in Wirksamkeit gesezt worden. Eine Hof - Kommission bereist die verrufensten Punkte, um das Uebel an der Wurzel zu fassen. Wichtige Entdeckungen sind in dieser Beziehung gemacht, und mehrere Leiter des verderblichen Schmuggelwesens ihres Treibens in einer Art überführt worden, welche dieselben für die Zukunft wohl unschädlih machen dürfte. Daß die eingetretene Störung des bisherigen langgewohnten Unwesens viele prefäre Existenzen erschüttern und dadurch auch den Geschäfts- Zusammen hang berühren mußte, is begreiflih; mehrere Handelshäuser in den Gränzgegenden haben im Verlaufe der leßten Woche ihre Zahlungen ein gestellt, und dadurch den Kredit selbst in solchen Kreisen erschüttert, die nicht unmittelbar bei den Gränzgeschäften betheiligt waren, Die Rückwirkungen auf den hiesigen Plaß, als Mittelpunkt des ganzen Landhandels, konnten nicht ausbleiben und haben selbst mehreren hie sigen sehr soliden und achtbaren Firmen Verlegenheiten bereitet, die aber bisher immer durch höchst loyales Zusammenwirken der bedeu tendsten hiesigen gut fundirten Geschäftsmänner beseitigt wurden. Diesem lobenswerthen Eifer, ohue welchen eine unabsehbare Reihe von Zahlungs - Suspensionen unvermeidlich gewesen wäre, wird es hoffentlich geliugen, den Kredit der redlichen Handelshäuser während der gegenwärtigen Krise aufreht zu halten; der Untergang jener, die aus der Defraude ein Gewerbe machten, is weder zu bedauern, noch als ein Verlust für das Land zu betrachten, dessen Judustrie und Handel im Gegentheil durch Ausrottung des Schleichhandels nur gewinnen könuen. Ueber die am südlichen Punkte der Mouarchie in den JZtalienischen Provinzen gegen den Schleichhandel gleichzeitig getroffenen Maßregeln und deren Folgen, fehlt es noch an sicheren Nachrichten; man is jedoch allenthalben der frohen Hoffnung, daß es der Umsicht und Energie des Herrn von Kübeck, als oberstem Leiter unseres Handels - und Zollwesens gelingen werde, auh an jenen Punkten seine dankenswerthen Absichten für den Schuß und das Ge- deihen der inländischen Judustrie verwirklicht zu sehen.

L

Favre

Nom, 18. Mai. Agenten einer Gesellschaft Modenesischer Activnaire waren seit Jahren, doch ohne Erfolg bemüht, sich von der Päpstlichen Regierung die Konzession zur Erbauung eines Eisenweges von hier nah Civitavecchia (etwa 412 Deutsche Meilen Entfernung) zu erwirken. Man besorgte eine zu folgenreihe Störung der beste= henden Verkehrsweisen, die, wie die Dinge liegen, hier allerdings be- deutungsvoller is als anderswo.- Die außerordentlich vortheilhaften Anerbietungen der Actionaire haben indeß die Regierung über ihre gewichtvollsten Befürchtungen beruhigt, p daß der Papst wenige Augenblicke vor sciner Abreise in die Provinzen die Konzession unter= zeichnete. Unter Anderem hat die Gesellshaft die Verbindlichkeit ein- gegangen, noch vor Beginn des Straßenbaues der Regierung eine Million Piaster als Angeld zu zahlen.

Daß Nachtreif den Früchten der Campagna in der Mitte Mai's verderblich wird, is ein seltenes Vorkommniß. Die Landleate ver=

669

sichern, daß die höher liegeuden bestellten Felder seit dem Jahre 1805 nicht so viel als in den ersten Tagen dieser Woche von Nachtfrösten litten. Dazu wehen die heftigsten Winde im Lande wie auf dem Meere. Sieben Nömer wurden vor vier Tagen ein Opfer des Unwetters. Sie hatten sih zu weit auf das sturmbewegte Elem-:nt bei Fiumicino hinausgewagt ; ihre Barke schlug um und sie fanden in den Meeres=

wogen ihr Grab. ( E

SPARLCN.

©O Madrid, 19. Mai. (Morgens.) Auch heute sind die Ent- lassungs-Dekrete der Generale Linage, Ferraz und Zurbano, welche die Minister dem Regenten zur Unterzeichnung vorgelegt haben, nicht erschienen. Es heißt vielmehr, der Regent weigere sich entschieden, und habe erklärt, er würde, falls die Minister abträten, dem General Don Antonio van Halen, der sich als General-Capitain von Catalo- nien bekannt genug gemacht hat, die Bilduvg eines neuen Ministe- riums übertragen. Unterdessen veröffentlicht die Gaceta heute die Entlassungen der Gefe politicos der Provinzen Valencia, Gerona, Saragossa und Burgos, und die gestern von dem Minister=Präsiden- ten Lopez dem Kongreß ertheilten Zusicherungen haben die ausgereg ten Gemüther einigermaßen beruhigt. Er sagte: „Die Minister wissen, daß Leute damit umgehen, Unruhen anzustiften. Es scheint, daß Jun-= triguen und Arglist an der Tagesordnung sind. Ueberall sucht man Auf- regung zu verbreiten. Aber wir werden diesen elenden Künsten der Arglist die reine Wahrheit, hell wie das Licht des Tages, entgegen= seßen und Verleumdungen durch Thatsachen widerlegen. Man sucht das Heer aufzuregen, indem man aussprengt, das neue Ministerium beabsichtige, es zu beschränken. Dies is durchaus falsch. Ohne es um einen einzigen Soldaten verringern oder seinen Glanz beschränken zu wollen, beabsichtigen wir, solhe Reformen zu treffen, daß ceincr- seits der Soldat richtig seine Löhnung erhalten kann, und auf der anderen die Lasten des Volkes erleichtert werden.“

Nachgiebiger soll sich der Negent in Betreff des Amuestie = Ge- seßes gezeigt haben. Er erklärte, {ou seit einiger Zeit mit diesem Gedanken sih beschäftigt zu haben, dur scine bisherigen Minister jedoh von der Ausführung zurückgehalten worden zu seyn. Der Gescß-Entwurf wurde „kraft ausdrülicher Ermächtigung Sr, Hoheit des Regenten“ den Cortes vorgelegt. Um desto mehr muß es auf= fallen, wenn heute das Blatt, in welchem die vertrauten Rathgeber des Regenten ihre Ansichten aussprehen, der Espectador, auf eine wahrhaft fanatische Weise sich der Verkündigung jeder Amnestie widerseßt. „Für unklug und durchaus unpolitish““, sagt dieses Blatt, „halten wir ein Geseß, das unseren Feinden die Waffen in die Hände giebt, unseren Feinden, die die Sache trauriger Ansprüche nicht auf gegeben haben, die maßlose Leidenschaften hegen und Jutriguen un- terhalten, die rastlos die Mittel zur Befriedigung ihres Ehrgeizes und Sättigung ihrer Rachsucht aufzusuchen bemüht sind. ……. So lange als die Regierung sich nicht damit beschäftigt hat, die Lage zu befe stigen, welche shwankender is, als man wohl glaubt; fo lange als sie sich nicht durch Befestigung ihrer Gewalt vorbereitet hat, halten wir die Erlassung der Amnestie für unklug und unpolitisch. Auf jeden Fall wird sie Früchte tragen, deren Bitterkeit das Land eines Tages beweinen wird. Vielleicht fällt die Regierung sorglos in das New, welches ihre erbittertsten Feinde ihr stellen.

Jm Kongresse der Deputirten wurde gestern der Absaß der Adresse, welcher auf die auswärtigen Verhältnisse Bezug hat, disfutirt. Die Gesinnungen, welche die Adresse der Deputirten in dieser Beziehung ausspricht, bilden, so wie der Ton, in dem sie ab= gefaßt sind, einen schneidenden Gegensaß zu denen, welche der Senat in seiner Adresse an den Tag legte. Wenn diese an die Noten von 1825 erinnern, so zeichnen sich jene durch nicht geringeres Unabhän gigkeitsgefühl, wohl aber durch größere Mäßigung und Würde aus. Namentlich wird der Wunsch ngch Erweiterung der politischen Ver- hältuisse mit dem Auslande ausgedrückt. Ein Amendement des De-= putirten Delgra?'s (cines Arztes), des Inhaltes, daß man bereit wäre, jede fremde Dazwischenkunft in Angelegenheiten Spauiens zu= rückzuweisen, wurde nicht in Erwägung gezogen. Bei dieser Gelegen heit sagte der Minister - Präsident Lopez Folgendes: „Wir haben schon in unserem Programme erklärt, daß wir bemüht seyn würden, unsere Verhältnisse zu anderen Mächten zu befestigen und zu erwei tern, und dabei immer die unserer Nation gebührende Würde und die ihr entsprechenden Juteressen zur Richtschnur zu nehmen. Jett können wir hinzufügen, daß das, was damals ein Wunsch war, jebt als eine begründete Hoffnung betrachtet werden kaun.“ Der Deputirte R o = mero Gonzalez beantragte, daß in dem in Frage stehenden Ab- saße der Adresse der Wunsch einer baldigen Wiederherstellung der Verhältnisse zum Römischen Stuhl ausgedrückt werden möchte. Dieses Amendement wurde vom Kongresse in Erwägung gezogen.

© Madrid, 19. Mai, Abends 7 Uhr. Diesen Morgen ha ben sämmtliche Minister ihre Entlassung eingereiht, weil, wie es heißt, der Regent sich peremtorisch weigerte, die des General-Capitaius der Insel Cuba, Don Geronimo Valdes, und des dortigen Jutendanten, Larua, zu unterzeichnen.

Gleich nah Eröffnung der heutigen Sibung der Deputirten befragte der Deputirte Portillo den Kriegs = Minister, ob es wahr wäre, daß die Regierung beabsichtige, die Armee aufzulösen und eine Menge Vertheidiger des Vaterlandes Hungers sterben zu lassen, Der Kriegs = Minister erklärte diese Herüchte für durchaus falsch und fügte hinzu, es sey ihm der Ort bekannt, von wo aus sie in Umlauf geseßt würden, Er sey bereit, den Plan vorzulegen, in Golge dessen die Armee im Gegentheil um 8000 Maun vermehrt und dienstunfähigen Offizieren die Civil Laufbahn eröffnet werden solle. Herr Madoz behauptete darauf, daß hohe Jutriguanten nicht nw die Truppen gegen die Bürger außzureizen, sondern sogar die National-Miliz gegen die beabsichtigte Amnestie einzunehmen bemüht wären. Plöblich verließ der Kriegs-Minister den Saal und es eut- stand eine heftige Aufregung unter den Deputirten. Es wurde darauf ein von Olozaga und Anderen unterzeichneter Antrag verlesen, des Jnhaltes, an den Regenten eine Botschaft zu richten, um ihm für den Amnestie-Gesez-Entwurf zu dauken. Herr Olozaga erklärte, das Mi- nisterium wäre bereits aufgelöst, und dies Ercigniß bezeichne die be- vorstehende Krisis des Ueberganges der Königin zur Volljährigkeit. Er, Herr Olozaga, erkläre, daß er der Regierung nicht fernerhin die nen werde, falls sie auf unparlamentarischem Wege ein Ministerium zusammenseße. Man trachte verschiedenen Deputirten nach dem Leben, aber die Meuchelmörder möchten sich einstellen.

Manu erfuhr nun, daß der Regent den Ministeru die von ihnen nachgesuchte Entlassung genehmige, und den Präsidenten des Senates, Gomez Becerra, zum Minister-Präsidenten und Justiz-Minister ; Herrn Hoyos, Senateur und bisher Unter-Staats-Secretair für die auswärtigen Angelegenheiten, zum Minister dieses Departements ; Herrn Mendizabal zum Finanz-Minister; Herrn Go mez de la Serna zum Minister des Junern, den Deputirten Cuetos zum Marine-Minister und den General Chacon zum Kriegs-Minister de- signirt habe.

Der Kongreß beschloß durch 126 Stimmen gegen eine, die des Obersten Prim, eine Deputation au den Regenten zu schicken und ihm zwar zu erklären, daß der Kongreß sich freue, ihn bis zum 10, Of-

|

|

| |

| |

| | | | | |

tober 1844 die Regentschaft führen zu sehen, ihm aber zuigleih vor- zustellen, daß die so eben von ihm entlassenen Minister das Vertrauen der Deputirten im allerhöchsten Grade besäßen, und deshalb, und um etwanigen neuen Erschütterungen des Landes vorzubeugen, z'U wün- schen wäre, daß der Regent den gefaßten Entschluß zurü iehmen möge. Um vier Uhr verfügte sich die Deputation in acht Ku tsen zu dem Regenten, und richtete ihren Auftrag aus, Eine große L'en= \chenmenge harrte auf ihre Zurückkunfst in der höchsten Spannung, sowohl im Juuern des Palastes der Deputirten, als auf dem Plage vor demselben. Nach ciner Stunde traf die Deputation wieder ein und kündigte an, der Regent hätte erwiedert, er beharre auf seiner Entschließung, und die Constitution könne keinen aufrichtigeren Ver theidiger haben als ihn. Darauf faßte der Kongreß, mit Ausnahme- von drei Stimmen, den Beschluß, daß das abgetretene Ministerium Lopez des Vertrauens und der Dankbarkeit der Nation würdig gewe- sen wäre, Dann wurde die Sitzung mit Ruhe und Ordnung auf-= gehoben.

Das neue Ministerium, welches aus den allerentschiedensten Gegnern des kaum aufgestellten Systems der Aussöhnung aller Par-= teien besteht, muß also darauf xechnen, sobald es im Kongresse er- scheint, auf den Widerstand der ganzen Versammlung zu stoßen. Der Senat dagegen hat durch seine bisherigen Abstimmungen zu erkennen gegeben, daß er ein sogenanntes Ayacucho - Ministerium unterstüßen werde, und wird vermuthlich morgen das neue Kabinet mit einem Vertrauens = Votum empfangen. Ju den Provinzen wird man über den raschen und verhängnißvollen Wechsel der Dinge erstaunen und nicht wohl begreifen, weshalb der Regent heute die Minister entläßt, die erx gestern zu der mit Begeisterung aufgenommenen Maßregel ciner allgemeinen Amnestie ermächtigte, um heute ein Ministerium zu ernenuen, das, wie sie aus den in meinem Briefe von diesem Mor- gen gegebenen Betrachtungen des Espectador abnehmen werden, jeden Gedanfen an Vergeben und Vergessen mit Abscheu von si stößt. Zahlreihe Gruppen aufgeregter Personen aus den gebildeten Ständen zeigen sih in den Straßen. Für Unterbrechung der Ruhe scheint jedoch hier nichts zu befürchten zu seyn.

» Paris, 25. Mai. Die Nachricht von der Einseßung des Ministeriums Lopez is in Barcelona mit unglaublichem Jubel aufge- nommen und gefeiert worden, „Herr Lopez“, sagt der Jmparcial, „hat in seiner Antritts -Rede die Wünsche der unermeßlichen Mehr= heit der Nation ausgesprochen, und da die zur Entwerfung der Antworts-Adresse ernannte Kommission in demselben Sinne redet, so dürfen wir glauben, daß der ersehute Augenblick herannaht, wo wir Alle unter derselben Fahne versammelt seyn werden. Jn Augenblik= ken der Freude und der Hoffnung, wie der jebige, lassen wir keinen Zweifel auffommen;z wir sind überzeugt, daß unser lebhaftestes Ver= langen im Begriff steht, erfüllt zu werden, daß der Tag der Versöhnung und des Glücks nicht mehr fern is. Wenn wir ruhiger geworden sind und cinige Ordnung in unsere Gedanken gebraht haben, werden wir uns ausführlicher mit jenen Dokumenten beschäftigen.“ Nach solchen Aeußerungen kann man leiht \{ließen, welchen Eindruck die Nachricht von der raschen Wiederauf lösung des neuen Kabinets in Barcelona hervorbringen wird. Unter den obwaltenden Umständen ist die Prophezeihung des Generals Seoane: daß Barcelona vor dem Ablauf von zwei Monaten einen neuen Aufruhr versuchen werde, leider nichts weniger als unwahrscheinlich.

Die Barceloneser haben übrigens die Rede des Herrn Seoane, wie leiht vorauszusehen war, schr übel genommen. Nicht nur die Presse der Catalonischen Hauptstadt is gegen den Senator für Mur- cia in Harnisch gerathen, sondern auch das Ayuntamiento rüstet si zu ciner Antwort auf dessen Rede, die ganz gewiß nicht sehr sanft und shonend ausfallen wird. Die städtische Behörde hat durch ein in den Zeitungen veröffentlihes Rundschreiben eine Anzahl der an= gesehensten Einwohner der Stadt auf den 20sten d. M. auf das Rathhaus eingeladen, um mit ihnen über die in Folge der Rede des Generals Seoane zu ergreifenden Maßregeln in Verhandlung zu tre= ten. „Die Nation soll wissen“, heißt es in diesem Rundschreiben, „daß Barcelona eifersüchtig über seine Ehre und über den auszeichch= nenden Ruf, dessen es unter den übrigen Provinzen des Landes ge=- nießt, zu wachen gewohnt is, und daß es sich nicht ungestraft belei= digen läßt.“

Jn einer Eingabe an die Regierung suht das Ayuntamiento den Beweis zu führen, daß, laut der Ergebnisse einer zu diesem wee angefangenen sorgfältigen Untersuchung, der chemalige politi= sche Chef von Barcelona, Herr Gutierrez, während der November- Unruhen unmöglih den Verlust von 14,000 Piastern erlitten haben fann, für welchen er auf Kosten der Stadt entschädigt zu werden ver= langt, Das Ayuntamiento bittet daher die Regierung, jener Ent= schädigungs-Forderung für jeßt keine Folge zu geben und von Herrn GButierrez eine _Spezifizirung der angeblih verlorenen Gegenstände einreichen zu lassen, damit dem Ayuntamiento in diesem Verzeichnisse ein neuer Haltpunkt zu Fortseßung und Vervollständigung der an= gestellten Untersuchung gegeben werde. 4

__ Die Corona, welche seit Anfang dieses Jahres in Barcelona erschien, und die das Christinische Partei = Jnteresse vertrat, hat ihr Erscheinen wegen Mangels an Abonnenten eingestellt. Auch in Ma= drid ist in leßter Zeit ein namhafter Theil der dort in übermäßiger

| Zahl erscheinenden öffentlichen Blätter eingegangen.

__69 Paris, 26. Mai. Das Aguntamiento von Barcelona hat auf die Nachricht von der Errichtung des Minisreriums Lopez die folgende Proclamation an die Einwohnerschaft der Catalonischen Haupt-= stadt gerichtet. „Barcelona muß sich im höchsten Grade Glück dazu wünschen, daß das Ministerium Rodil, traurigen und unheilvollen Angedenkens, aufgehört hat, den Geschiden des Vaterlandes vorzuste= hen, jenes Ministerium, welches diese Stadt bombardirt, und o viele Verleßungen des Staats-Grundgesetes von Spanien begangen hat. Freuen wir uus, Barceloneser, über ein so glückliches Ereigniß, das dem Verlangen der öffentlichen Meinung Genüge leistet, und bringen wir dem Allmächtigen unsere feierliche Huldigung dafür in Form einer Danksagung dar, welche wir morgen Mittags um 12 Uhr in der Kathedral-Kirche unter Absingung des Tedeums darbringen wollen. Der Vorsißer des neuen Rathes der Krone is der unabhängige De-= putirte unserer Provinz, Don Joaquin Maria Lopez. Die Reden dieses parlamentarischen Vorkämpfers, den es uns zur Ehre gereicht, zum Vertreter zu haben, berechtigen uns zu den \hmeichelhaftesten Hoff= nungen. Finden wir uns also morgen in der Kirche zusammen, um unsere unaussprechliche Freude über die Erfüllung unserer sehnlichsten Wünsche an den Tag zu legen.“ Der Zudrang des Volks von Bar= celona zu der angekündigten Feier war so groß, daß der Raum der Rirche bei weitem nicht hinreihte, um die vielen Tausende desselben zu fassen. Das Tedeum wurde mit dem größten Enthusiasmus ab=- ov Barcelona feierte darin den Fall eines persönlichen Tod= eindes.

Der Spruch des Geschwornengerichts in der Sache der Corona und des Papagayo ist endlich erfolgt. Die Ges : einstimmig erklärt, „daß Grund zur gerichtlichen den sey“, und nah diesem Aale ist die schließlih der beiden Blätter nicht mehr zweifelhaft. Da sich unter dei mehrere Männer der gemäßigten Partei befanden, der