1843 / 155 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

O Paris, 30. Mai. Es war bisher allgemeine Klage über die Behandlung, welcher Fremde, wenz sie die Französische Gränze überschreiten wollten, von Seiten unserer Mauth-Beamten ausgeseßt sind. Besonders beshwerte man sich laut über das Durchsuchen der Damen. Darum ergriffen gestern mehrere Deputirte, als die außer- ordentlihen Kreditbewilligungen zu Gunsten des Finanz-Departements zur Sprache kamen, die Gelegenheit, Herrn Lacave-Laplagne aufzu- fordern, das Durchsuchen der Reisenden, wenn nicht ganz abzuschaffen, doch bedeutend einzuschränken. Herr Lacave-Laplagne, der längst da- von unterrihtet war, erwiederte, daß die Regierung vor kurzem, be- reits ein neues Cirfular an sämmtliche Mauth= Aemter an der Gränze erlassen habe, worin das zu beobachtende Verfahren bei Durch= suhung der Reisenden näher bestimmt worden sey. Die körperliche Durchsuchung darf dem zufolge nur bei solchen Reisenden stattfinden, welche entweder als Schmuggler im Vorgus bezeichnet wurden, oder dem äußeren Schein nah als solche anzusehen sind, Ju beiden Fällen darf sie aber nur auf ausdrüclihe Ermächtigung eines Ober-Zoll Beamten vorgenommen werden,

Die Weinhaguer des Departements der Gironde haben durch ihre

Deputirten cine Petition an den Ministrr der Finanzen gerichtet, um ihn zu bitten, ihnen 2 Millionen Fr. zur Abtragung der von ihnen zu entrichten- den Steuern, vorzuschießen, Sie verlangen, daß der Finanz-Minister zu dem Ende ohne Aufschub einen außerordentlihen Kredit unter dem Titel Anleihe zu Gunsten der Weinbauer de la Gironde, vou der Kammer begehre. Sie beziehen sich darauf, daß der leidende Zustand der Wein - Jndustrie ihnen nicht erlaubt, die schweren Lasten, die sie dem Staate zu entrihten haben, aufzubringen, Dem Vernehmen nah beabsichtigt der Finanz-Minister darauf eine abschlägige Antwort zu geben, und zwar aus dem Grunde, daß die übrigen 76 den Wein

bau treibenden Departements sich ebeu so berechtigt finden könnten, vom Staate Geld-Vorschüsse zu verlangen, da die Krisis, in welcher gegenwärtig die Wein =Jndustrie chwebe, eine allgemeine scy, wobei verhältnißmäßig die Weinbauer von Bordeaux noch weniger leiden, als die übrigen Departements, Jn der That vergleiht man die Exportations-Listen der Bordeaux-Weine im Jahre 1841 und 1842, so findet man, daß, während die übrigen Departements an der Aus

fuhr im Durchschnitt mehr verloren, als gewannen, das Departement der Gironde einen bedeutenden Zuwachs hierin erzielte. Denn während die Weinbauer der Gironde im Jahre 1841 177,921 Hec

tolitres mehr als im Jahre 1840 produzirten, blieben ihuen nur 12,390 Hectolitres mehr vorräthig, als im Jahre 1840. Sie ver= kauften somit im Jahre 1841 165,531 Hectolitres mehr, als im Jahre 1840. Daraus kann man entnehmen, ob ihre Klagen wirklich \o ge

gründet sind, als sie es vorgeben, und ob die Regierung sich veran

laßt finden kaun, ihnen eine Anleihe zu gewähren, die fie den übrigen Wein bauenden Departements versagen müßte. |

14% Paris, 30. Mai. Die Nachricht von der Auflösung der Spanischen Cortes hat hier keineêweges überrascht, man war vielmehr seit dem ersten Augenblickde des Bekanntwerdens des neuen Minister Wechsels auf diese Maßregel wie auf eine unvermeidlihe Nothwen=- digkeit vorbereitet. Aus den die Auflösung der Cortes begleitenden

Verfügungen geht hervor, daß sich die Regierung aus der {hwierigen |

Lage, in welcher sie selbst und das Land sich besindet, für jetzt wenig

stens so viel als möglich auf verfassungsmäßigem Wege herauszuar- beiten gesonnen is. Der außerordentlihe Beschluß, die Steuer- Zahlung für das laufende Jahr von dem guten Willen eines jeden einzelnen Steuerpflichtigen abhängig zu machen, is ein \chweres Opfer, welches das Ministerium der Jdee des strengen con- stitutionellen Rechtes gebracht hat, Judessen wird die dadur ge währte Freiheit doch ohne Zweifel nur eine theilweise seyn; sie wird sich wenigstens auf keinen Fall auf die Gränz=Zölle erstrecken können, deren Forterhebung ohne Bewilligung der Cortes also immer noch dem Vorwurfe des verfassungswidrigen Verfahrens Raum giebt. Der Urheber jener s{chwerlich in der Geschichte irgend eiues Staates jemals vorgekommenen Maßregel ist ohne Zweifel Herr Mendizabal, welcher sich s{chon während der Dauer des Ministeriums Rodil-Almo

dovar, obgleich Freund der Regierung, mit großem Nachdrucke gegen die Erhebung der nichtbewilligten Abgaben erklärt hatte, und dem der Corresponsal vom 23sten diese Erklärungen mit der Frage vor

hält, wie er seine gegenwärtige Rolle mit denselben in Einklang z11 bringen gedenke? Der Finanz -= Minister hat, wie man sieht, diese {were Aufgabe zu lösen gewußt; wie sich aber der Staatsschahz bei der gefundenen Lösung besinden wird, muß freilich bis auf weiteres dahingestellt bleiben. Bis jeßt waren die Steuern des laufenden Jahres fast überall ohne Widerrede gezahlt werden.

Die versprochene Amnestie is laut der telegraphischen Nachrichten von gestern bereits für diejenigen verkündigt worden, welche seit dem 1, September 1840 wegen politisher Vergehen in Untersuchungshaft oder aber verurtheilt sind. Damit sind für scht noch theils alle Flüchtlinge, theils alle Anhänger des Don Carlos, seyen sie im Aus- lande oder im Gefängnisse, von der Begnadigung ausgeschlossen. Nach ziemlich glaubwürdigen Andeutungen ist es indessen die Absicht der Regierung, die Amnestie mit sehr wenigen individuellen Beschrän kungen auf alle Klassen der dem Geseße verfallenen Gegner der be= stehenden Verfassung und Staatsgewalt auszudehnen. Das neue Kabinet würde durch eine solche Maßregel die Liberalität des Mini- steriums Lopez überbieten und zugleich einen sehr triftigen Grund finden, die von dem leßtgenannten Ministerium versprochene Wieder- einsegung aller Amnestirten in ihre früheren Aemter und Würden uicht eintreten zu lassen, Jn der That, wenn diese Wiedereinsezung chou in Bezug auf die Christinos ihre großen Bedenklichkeiten hatte, so ist sie in Bezug auf die Karlisten geradezu unmöglih, und das neue Ministerium kaun si daher mit vollem Fug als des auf diesen Punkt gestellten Versprehens des Herrn Lopez für entbunden erachten, wenu es die Karlisten in seiner Amnestie mitbegreift.

Wie zu erwarten stand, wird der General Seoane nicht wieder auf seinen früheren Posten in Barcelona zurückkehren, er ist vielmehr zum General - Capitgin von Aragonien ernannt, und das durch die Abdankung des Generals Butron, des Nachfolgers des Generals Seoane in Catalonien, von neuem leer gewordene oberste Militair-= Amt in Barcelona ist dem General Cortíne: übergeben, einem Manne, dessen Name bis jet in der politischen Sphäre io selten genannt worden is. Gleichzeitig mit der Ernennung des Herrn Cortinez zum General - Capitain ist die Nachricht von der bevorstehenden Vergütung der Kriegs = Contribution nah Barcelona abgegangen. Diese erfreuliche Botschaft soll ohne Zweifel Herrn Cortinez bei den Barcelonesern zur Empfehlung dieuen und es steht zu wünschen, daß sie diesen Zweck erfüllen ge Die Schilderung, welche das heutige Journal des Débgts ohne An-= gabe seiner Quelle von der Stimmung in Barcelona macht, scheint ein wenig übertrieben zu seyn, eben #0 wie die Angaben desselben Blattes über die Vorbereitungen, welche verschiedene andere Provin= zial-Hauptstädte zur offenen Feindseligkeit gegen die Regierung und besonders gegen die Person Espartero's getroffen haben sollen. Wenn das Journal des Débats nicht etwa eineu Privat-Telegraphen zu seiner Verfügung hat, so ist es kaum begreiflich, wie es son jeßt in Erfahrung bringen können, welchen Jusurrectionsplan und welche politischen Zwede die wichtigsten Spanisheu Provinzen in

655

| Folge der neuesten Madrider Ereignisse bereits mit einander berathen | und verabredet haben.

—— -

j

j

|

Grossbritanien und Irland.

_ Oberhaus. Siztung vom 30, Mai. (B. H.) Lord | C lanricarde brachte heute die Abseßung der Jrländischen Friedens- rihter zur Sprache und veranlaßte dadurch eine längere Diskussion, | die indeß fein anderes Resultat hatte, als daß der Herzog von | Wellington eine ähnliche Erklärung über diese Angelegenheit abgab, | wie am Tage zuvor Sir J. Graham im Unterhause. | Unterhaus. Sißung vom 29, Mai. Die Rede, mit | welcher Lord Eliot seinen Antrag auf die zweite Verlesung der | Jrländischen Waffen -Bill zu motiviren suchte, begründete ih in der | Hauptsache auf die von ihm verlesenen ausführlihen Berichte der | Jrländischen Polizei-Chefs, der Obersten Mac Gregor und Miller, in | denen sie die Hurtneigung des Jrländischen Landvolks zu Gewaltthätig- | keiten aller Art und die Nothwendigkeit darzuthun suchen, demselben | durch strengere Beaufsichtigung des Waffenbesißes die Mittel zur Aus | führung solcher Gewaltthätigkeiten zu verkfümmern. Lord Eliot ge | stand ein, daß die von ihm vorgeschlagene Waffen - Bill eine Be- | schränkung der persönlichen, verfassungsmäßigen Freiheit in sich ließe,

suchte indeß zugleich darzuthun, einestheils, daß von je her Waffen= Bills in Jrland existirt, daß sie selbst von den vorigen Ministern gehandhabt worden, und anderentheils, daß die vorliegende Bill nur infofern eine Verschärfung der bisher bestehenden Gesetze enthalte, als sie deren strengere Befolgung sichere. Der Unterschied besteht in der Hauptsache darin, daß während bisher nur die Einregistrirung der im | Besiße von Privatleuten befindlichen Waffen gefordert wurde, jekt die Erlaubniß zum Besiß von Waffen nur gegen Bürgschaft zweier Haus - Eigenthümer ertheilt, die Waffen mit einem eingebrannten Stempel versehen und eine Uebertretung des Geseßes unter Umstän den sogar mit Deportation auf sieben Jahre geahndet werden soll. | Herr Sharman Crawford beantragte, wie hon berichtet, die Ver | werfung des Antrages. Er fand es nicht an der Zeit, das Volk von Jrland | durch Pönalgeseße noch mehr anzureizen, nachdem von Seiten des Parla ments bis jeßt noch gar nichts geschehen sey, um das im Jahre 1834 gegebene Versprechen zu lösen, daß für Abstellung der begründeten | Beschwerden Jrlands Sorge getragen werden solle. Er wies beson | ders guf die traurigen Verhältnisse zwischen Grundherrn und Pächter und auf die übermäßige Begünstigung der Anglikanischen Geistlichkeit hin, als auf diejenigen Zustände, welhe dringend der Reform bedürf ten. Mit noch größerer Entschiedenheit sprah Lord Clemenuts gegen den ministeriellen Autrag. Er erinnerte an den Monate langen bewaffneten Aufstand, der im vorigen Jahre in den Englischen Fabrik Distriften stattgefunden, an die Ermordung des Herrn Drum- | mond am hellen Tage, auf offener Straße in London, an die | mehrfahen Mord = Anfälle auf die Königin selbst, und fragte, | warum man deun unter solchen drohenden Umständen in Eng \ land keine Waffen-Bill erlassen habe, Sehr im Detail beleuchtete er | dann die verschiedenen Waffen-Bills, welche bisher in Jrland bestan- | den, und die Umstände, unter denen sie erlassen worden, und suchte darzuthun, daß zu keiner Zeit ein solche Maßregel weniger erforder: lich gewesen sey, als gerade jeyt. Nach ihm erhob sih Herr Shiel | Und |prach mit vielem Feuer zu Gunsten seines Vaterlandes. Er be | gann seine Rede mit der Erklärung, daß er die Waffen-Bill, wie un- gern auch immer, unterstüßen würde, wenn er darin das nothwendige | Mittel zur Unterdrückung der in Jrland vorwaltenden Verbrechen er | kennen könnte; das sey aber nicht der Fall. |

„Nicht dem Mangel einer solchen Bill“, sagte der Nedner, „muß man | den Zustand von zuschreiben, sondern der ohnmächtigen Justiz | Verwaltung, deut Treiben der vont der Regierung begünstigten und bezahl | ten Delatoren und dem Widerwillen, welcher sich uuter den intelligenteren | und höher gestellten Klassen des Jrländischen Volkes zeigt, die allerdings

unangenehmen und lästigen Pflichten der Geschwornen bei den Assisen zu | übernehmen. Eine Waffen-Bill dient nur dazu, dem rechtlihen Manne die Mittel zur Vertheidigung zu rauben; der Schurke und Verbrecher wird sich, einer jeden solchen Maßnahme zum Troß, unter allen Umständen Waffen zu verschaffen wissen. Aber mein Haupteinwand gegen diese Bill begründet sich auf den Unterschied zwischen England und Jrland, der Di Me Matuirt vird, «Wel ent Von, wel ne Dele | digung für unser Gefühl und unseren Berstand liegt darin, wenn man | ein Langes und Breites über die Vortheile der Verbindung mit Großbri | tanien uns vorspricht, von uns verlangt, daß wir uns freuen sollen über | unseren Antheil an der Macht des Britischen Reiches, und dennoch tag täglich die gehässigsten Unterscheidungen zwischen den beiden Ländern auf | stellt, unterscheidende Nechte einführt und die Vorkämpfer der Repeal be l f j

JTrland

straft, weil se behaupten, daß, wenn für England und Jrland verschiedene (eseße erfordert werden, Jrland und England auch verschiedene Gescß Lauter Beifall.) Mein hauptsächlichster, mein gewichtiger Einwand gegen diese Maßregel is, daß sie sih auf die verderbliche Politik gründet, der die Engländer so lange angehan gen haben, und der sie so ungern entsagen, daß sie nämlih Zrland nur als eine provinzielle Zubehör behandeln, statt es als einen wesentlichen Theil des Reiches zu betrachten. Jhr laßt euh durch eine Art von Ju- stinkt der Herrschaft leiten, den nur eine ungewöhnliche Anstrengung eurer Vernunft zu überwinden vermag. Jch glaube nicht, daß Engländer eine Wasfen-Bill gleich der vorliegenden dulden würden, und diese meine Ansicht beruht niht auf bloßer Vermuthung. Jm Jahre 1819 war England in einer überaus gefährlichen Lagez große Massen von Menschen wurden 1m Schweigen der Nacht, an abgelegenen, einsamen Orten, n den Waffen geübt, eine revolutionaire Bewegung, ein offener Aufstand ae entworfen und der Bürgerkrieg völlig organisirt. Das Alles ergab sich aus den Untersuchungen einer vom Parlament eingeschten geheimen Kommission, Jn diesem Zustande der Dinge wurde eine Englische Waffen - Bill, cine der sogenannten sechs Akten, in Vorschlag gebracht. Lord Castlereagh war damals Leiter des Unterhauses, aber wiewohl er seine Lehrzeit in Jr land durhgemacht, wiewohl er in Jrland secirt hatte, bevor er es unter- nahm, in England zu operiren, und wiewohl scine Hand ganz besonders fest ist und es ihm anerfanntermaßen an Entschlossenheit nicht fehlte, so hie!t er es doch nicht für klug, für England cine derartige Bill in Vorschlag zu bringen, wie ihr für Jrland vorzuschlagen für wohlüberlegt gehalten habt. Hier habe ih die Englische Waffen - Bill von 41819, Sie ist auf einer einzigen Seite enthalten. Hier dagegen ist die Jr- ländische Wafsfen-Bill ein ganzer Band von Zwangs-Maßregeln, in wel- hem die Tyranuei zu jeder Verschiedenartigkeit der Gestaltung verarbeitet ist, die man ihr nur geben kann. Ju der Englischen Waffen - Bill (ird der Besi von Waffen mit durchaus keiner Strafe belegt, nach eurer Waf- fen - Bill dagegen kann ein Jrländer wegen des Besibes von Waffen auf sieben Jahre deportirt werden. Aber wiewohl die Englische Waffen - Bill mäßig war, im Vergleich zu dieser Jrländischen, so wurde sie doch von Lord Grey im Oberhause geächtet. Jm Unterhause rief Henry Brougham, nicht Lord Brougham, sondern Henry Brougham, uit Hestigkeit aus: „„Bin ih ein Engländer? Jch beginne, daran zu zweifeln, wenn ich sehe, daß man dem Unterhause eine solche Gewaltthat gegen die Rechte der Eng- länder in Vorschlag bringt ‘‘“/z und dann seßte Henry Brougham hinzu, daß er hoffe, das Volk werde in hellen Haufen gegen diese Waffen - Bill sich erheben und die Regierung, welche ein solhes Sakrilegium gegen die Verfassung zu üben versucht habe, vom Erdboden vertilgen, ;

Herr Shiel erwähnte darauf der Aeußerungen, welche Sir Robert Peel selbst im Jahre 1829 gegen die Anwendung von außerordeutlichen Zwangsmaßregeln gemacht, beschuldigte ihn der Inkonsequenz, weil er, der die Emancipations - Akte durchgesebt, fich jeßt von neuem dem Zwangs-System in Bezug auf Jrlaud hingebe, und tadelte ihn schr scharf wegen der verfassungswidrigen und unparla=

mentarishen Einmischung von Aeußerungen der persönlichen Ansichten

geber haben müssen.

der Königin in die Verhaudlungen des Parlaments, welche er sich neulich bet Gelegenheit von Anfragen über die Repeal-Umtriebe erlaubt habe. Zugleich indeß bezog er sich, um die eigentliche Ansicht der Königin in Betreff Jrlands zu dokumentiren, auf ein gleih nach ihrem Regierungsantritt, am 418, Juli 1837., von Lord John Russell an den damaligen Lordlieutenant von Jrland, den Marquis von Normanby, erlassenes, amtlihes Schreiben, welches er verlas. Jun diesem Schreiben, das dazu bestimmt war, dem Marquis von Normamby die Auerkecnnung der Königin für seine unparteiliche Ver= waltung auszusprechen, schreibt der Minister :

„Die Königin erkennt gern in ihren Jrländischen Unterthanen den Geist der Lovalität und Anhänglichkeit an ihre Person und ihre Regierung an. Jhre Majestät wünscht sie in dem volken Besißthum der bürgerlichen und politischen Gleichheit zu schen, zu der sie in Gemäßheit cines neuerdings erlassenen Gesezes vollkommen berechtigt sind, und Jhre Majestät is voll- fommen überzeugt, daß, wenn gehässige Unterscheidungen gänzlich vertilgt sind, ihr Thron noch gesicherter und ihr Volk noch enger verbunden sevn wird,“

Nach Verlesung dieses Schreibens {loß Herr Shiel seine Rede folgendermaßen :

„Das is die Sprache, welche die junge Königin von England ihrem Minister vorgeschrieben hat. Sie hatte die Geschichte von Jrland gelesen, sie hatte, und sicherlich nicht ohne bewegt zu werden, diese Erzählung des Druckes und Jammers durhwandert, sie wußte, daß uns für großes Elend große Entschädigung gebührte, sie fühlte mehr als bloße Freude bei dem Anblicke der gesegneten Früchte, welche aus dem Versuch einer gerechten Verwaltung hervorgegangen waren, und sie trug ibrem Minister auf, ihrex tiefempfundenen Sorge um das Wobl des Jrländischen Volkes Worte zu leihen. Wie verschieden der Blick auf die Monarchín, wie sie uns von dem jeßigen Premicr-Minister dargestellt wird! Dieser Unterschied kann von Jhnen (sich zu Nobert Peel wendend) nicht unbeachtet geblieben sevn z und ich meines- theils kann nicht umhin, zu vermuthen, daß Sie für Jhren Rath von der Königin eine -Mahnung als Entgegnung erhalten haben. Hat sie Jhuen nicht gesagt, oder, wenn sie nicht, hat nicht Jhr eigenes Gewissen Jhnen gesagt, daß Sie auf Jrland blicken und den Zustand desselben unter einem Whig-Ministerium mit dem unter einem Tory-Ministerium vergleichen sol- len? Haben Sie nicht einen Mahner ín sich, der Jhnen manche ernste Fragen vorlegt, und unter anderen auch die, wie es kommt, daß Sie entschlossen sind, in Jrland eîne Politik zu befolgen, welche sie hochherzigeiweise eben erst in Kanada aufgegeben haben? Kanada regierten Sie einst nach denselben Grundsäßen, welche Sie jeßt auf Jrland anwendenz und was war die Folge? Haß gegen England, Anhänglichkeit an die Vereinigten Staaten, leidenschaftliche Hinncigung zur Demokratie, verderblicher Zwiespalt und endlich ein blutiger Aufstand. Seitdem hat die Erfahrung, diese beste, aber theuerste Lehrerin, Sie cines Besseren belehrt z Sie haben ihre Politik geändert, und als ih Sie neulich die Grundsäße aussprechen hörte, nach denen Kanada fortan regiert werden soll, konnte ich nicht umhin, auszurufen: Oh, möchte doch Jrland eben so behandelt werden! Diese Bitte wiederhole ih jeßt: Geht und thut desgleichen in Jrland, nur mit dem Unterschied, thut es ohne einen Ausstand. Entlassen Sie aus Jhrem Rathe die Faction, welche bisher das Grab jedes Ministerimms gewesen ist, das ihr sich hingab. Verbannen Sie aus dem Dubliner Schlosse alle Orangisten, wie schr sie auch maskirt, wie sehr sie verkleidet seun mögen! Suchen Sie Jlbren Ruhm darin, die große Maßregel der Emancipation der Katholiken weiter auszuführen, welche durchzuseßen Sie das Glück gehabt haben! Stellen Sie die Jrländer neben einander, nicht cinander gegenüber! NReformiren Sie die Kirche in Jrland! Suchen Sie die katholische Geistlichkeit durch versöhnliche Schritte zu gewin- nen! Durch solche und ähnliche Maßnahmen werden Sie uns, werden Sic dem Volk die Waffen aus den Händen nehmen, und ich will Jhnen sagen, welche Waffen z nicht diejenigen, gegen welche dies jämmerliche Gesch ge- richtet is, sondern diejenigen, welche die Vernunft dem großen Arsenale der Wahrheit entlehnt ! ‘“

Nach Herrn Shiel nahm Herr Smith, der General-Prokurator für Jrland, das Wort und suchte darzuthun, daß wenigstens die Whigs nicht berechtigt seyen, die Nothwendigkeit der Waffen - Bill zu be= kämpfen, da das vorige Ministerium selbst wiederholt auf die Erneue rung derselben angetragen habe. Lord John Russell bemerkte da- gegen, daß die Whigs die Verwaltung von Jrland übernommen hätten, nachdem das Land von den Tories eine lange Reihe von Jah ren hindurch auf die shmählichste Weise gemißhandelt worden, daß die neue Vrdnung der Dinge, auf Unparteilichkeit in der Verwal tung und Justiz _begründet, wenigstens zu Anfang nicht einiger außerordentlichen Stüßen habe entbehren fönnen, zu denen auch die ¿Fortdauer der Wasfenbill gehört habe, daß aber schon beim Austritt des vorigen Ministeriums die Ruhe und Sicherheit in Jrland voll- fommen befestigt gewejen, und daß, wenn das jeßige Ministerium, A in seine früheren Gewohnheiten wieder zu verfallen und seine Berwaltung in ZJrland guf die Zuneigung einer kleinen fangtischen Partei, der Orangisten, zu begründen, dem Beispiele der Whigs gefolgt wäre und die Regierung mit völliger Unparteilichkeit gehand habt hätte, alle Nothwendigkeit außerordeutliher Schußmaßregeln jeßt völlig verschwunden seyn würde. Die Debatte wurde darauf vertagt. :

_Herr W. S. O'Brien beantragte darauf die Vorlegung einer Reihe von amtlichen Berichten , aus denen er nachzuweisen beabsich-= tigt, wie sehr seit dem Jahre 1800, in welchem die Union zwischen Zrland und Großbritanien geschlossen wurde, in Jrland die Anglika= nische Kirche und ihre Geistlichkeit durch Dotationen von Seiten des Staats, und die Engländer und Schotten vor den Jrländern bei Beseßung der Staats=-Aemter in Jrland bevorzugt worden. Bei der Gelegenheit kam es zur Sprache, daß der Lord = Lieutenant von Jr= land, der Staats-Secretair für Jrland, der Erzbischof von Dublin, der Lordkauzler von Jrland, der Direktor des Bau - Departements, der Chef der Polizei, der Ober=Post-Direktor, also alle Chefs der be= deutendsten Jrländischen Verwaltungs-Departements, Engländer sind, während in England und Schottland kaum irgend ein hohes Staats amt mit cinem Jrländer besetzt is; der Herzog von Wellington und der Ober =- Post - Direktor von Schottlaud scheinen die einzigen Aus-= nahmen zu seyn. Der Antrag des Herrn O'Brien wurde mit eini= ger Abänderung genehmigt.

London, 31. Mai. Die Königin und Prinz Albrecht sind gestern Nachmittags von Schloß Claremont wieder hier eingetroffen.

Einer Anzeige des General - Post - Amtes zufolge, is das Porto für Briefe von uiht mehr als 1 Unze Gewicht, welche mit Britischen Paketschisffen über Falmouth nach Griechenland, Aegypten und Syrien befördert werden, vom 1. Juni d. J. an auf 1 Sh. 6 Pce. herab= geseht; shwerere Briefe nah Verhältniß, Bis jebt betrug das Porto von Falmouth 2 Sh. 3 Pce., von auderen Gegenden des Vereinigten Königreiches 2 Sh. 5 Prce. ; S

O'Connell is am 26sten von seiner Rundreise nah Dublin zu= rücgekehrt, wollte aber schon am folgenden Tage zu einer Repeal= Versammlung nah Longford abgehen.

Am 2sten hatte er cine solche Versammlung in Nenagh gehal= ten und dort unter Auderem gesagt: „Auf dem Felsen vou Cashel habe ih gestern eine Volkszahl versammelt gesehen, ein Maß von physischer Kraft, welches 1n den Händen eines Napoleon genügen würde, ganz Europa zu erobern. Er marschirte von Boulogne bis in das Herz von Ungarn und gewann Schlachten unterweges mit einer fleineren Streitmacht, als gestern auf dem ge von Cashel um mich versammelt war, und überdies besaß er kein Reserve-Corps, wie ih es gestern auf dem Hügel von Grange hatte. Physische Kraft war im ÜUeberflusse vorhanden, und Niemand kann behaupten, daß in dieser physischen Macht uicht Sicherheit gegen einen Angriff liegt, Aber

ih sage Euch, daß darin nicht zu sehen is ein Schwerdt, um drein zu hauen, sondern ein Schild zum Schußez und von diesem Flecke aus erflâre ich, daß Wellington und Peel und die ganze Masse Britischer Staatsmänner niemals thöriht genug seyn werden, zu glauben, daß fie mit Erfolg diejenigen angreifen können, welche ein jolches Schild zu ihrem Schuße haben.“

Sir Robert Peel Auszüge hat versprochen, dem Unterhause aus der mit dem Britischen General - Konsul in Serbien geführten Kor- rejpondenz, nah Beendigung der Serbischen Fürstenwahl, Auszüge vorzulegen. Auch will er die Korrespondenz mit fremden Mächten über die Maßregeln zur Unterdrückung des Sklavenhandels in etwa jechs Wochen mittheilen. : :

Der Herzog von Palmella wird in einigen Tagen von Lissabon erwartet.

Ein Korrespondent der Morning Chronicle schreibt aus Philadelphia vom 15. Mai, daß beim Leuchtthurm auf Thatchers

ZJsland am Cap Aun ein Brett angetrieben sey, welches die Wortes)

„Dampfschiff Präsident“ enthalte. ———————

Deutsche Bundesstaaten. p

München, 31. Mai (Bayer. Bl.) geordneten nahm in ihrer heutigen Sißung zunächst den Geseßent# wurf an, nah welchem der Universität Erlangen zur Deckung ihres außerordentlichen Aufwandes für die Säkularfeier ihrer Stiftung eius Zuschuß vou 5000 fl. aus Staatsmitteln geleistet werden soll, Vann berieth dieselbe über den Geseßentwurf, die Bezahlung der von Sr. Majestät König Marimilian Joseph garantirten Schulden 5+ R. H, der [Frau Herzogin Marie Amalie von Pfalz = ¿Zwei brücen betreffend. Das Resultat der Abstimmung am Schluß einer fast zweistündigen Debatte war die Ablehnung des Ent wurss mit 71 gegen 44 Stimmen. Darauf wurde zur Rüd außerung der Kammer der Reichsräthe über einen früheren Beschluß der Kammer der Abgeordneten bezüglih des Frhrn. v. Schäzler'scheu Antrags im Betreff der Sparkasseanstalten geschritten. Die Kam mer der Reichsräthe hatte sich den Beschluß der 2ten Kammer nicht angeeignet, sondern statt des ursprünglichen Antrags drei aus ihrer Mitte hervorgegangene angenommen. Von diesen nahm die Kammer nur den folgenden an: „es möge die Negierung gebeten werden (mit allen ihr zu Gebot stehenden Mitteln) dahin zu wirken, daß mit den bereits bestehenden oder noch in das Leben tretenden Sparkassen Leh = und Hülfskassen verbunden, und daß diesen alle jene Rechte und Befugnisse beigelegt werden, deren sich ähuliche im Königreich bereits bestehende öffentlihe Anstalten zu erfreuen haben jedoch mit Weglassung der oben in Parenthese gestellten Worte in den er sten Zeilen des Antrags. Endlich referirte der Abgeordnete Professor Harleß als Secretair des Petitions-Ausschusses über eine Anzahl von Anträgen von Abgeordneten, die von diesem Ausschusse geprüft und zur Vorlage an die Kammer als gecignet erkannt wurden,

__ Dresden, 1. Zuni. Jhre Majestät die Königin von Preußen ijt gestern Abend in Pillniß eingetroffen und in den für Allerhöchst diejelbe iu Bereitschaft gehaltenen Zimmern abgetreten.

Jhre Königl. Hoheit die verwittwete Großherzogin von Mek lenburg = Schwerin is mit Hüöchstihrer Prinzessin Tochter heute Vor mittag in Dresden angekommen und im Hôtel zur Stadt Rom abge-= siegen.

JÏena, 2. Juni. Am Abend des 31sten v, M. wurde der Geheime Kirchenrath, Professor De. Baumgarten-Crusius, erster Di reftor des theologischen Seminars, Ritter des Falken = Ordens und des Sachsen - Crnestinishen Haus =- Ordens, tödtlich vom Schlage ge troffen. Dieser ausgezeichnete Gelehrte war am 31, Juli 1788 zu Merseburg geboren, wo sein Vater Superintendent war, empfing die erste Bildung auf dem Gymnasium seiner Vaterstadt und in Grimma und bezog im Jahre 1805 die Universität Leipzig. Nachdem er auf dieser Hochschule die gelehrten Grade erlangt hatte, wurde er im Jahre 1812 als außerordentliher Professor der Theologie nach Jena berufen. Hier erhielt er im Jahre 1817 die Würde eines or dentlichen Honorar = Professors und trat im Jahre 1818 in den aka demishen Senat. Unter seinen Schriften, welche ihm in der Theo logie einen dauernden Namen sichern, wollen wir nur drei Deutsch= geschriebene nennen: „Das Menschenleben und die Religion“ (Jena 1816). „Einleitung in das Studium der Dogmatik““ (Leipzig 1820). „Handbuch der christlichen Sittenlehre““ (Leipzig 1821). Als Mensch, wie als Gelehrter war er einer der größten Zierden der Universität und wie sein Gedächtniß in der Wissenschaft, lebt cs in den Herzen seiner zahlreichen Zuhörer fort.

X Frankfurt a. D,, 2. Juni. Der Bundes=-Präsidial= Gesandte, Herr Graf von Münch-Bellinghausen, is seit gestern Abend in unserer Stadt zurück, Unter den vielen Personen, die der Herr Graf heute empfing, befand sich auch der Kaiserl. Feldmarschall -Ueutengnt Herr von Wyssiak, der frühere Kommandant der Bundestruppe, da- hier, welcher von Mainz nach Mailand als Divisionair verseßt wurde. Der Kaiserl, Oesterreichische Minister - Resident dabier, Freiherr von Menshengen, verweilt noch in Wien,

Der Kurfürstlih Hessische Ober - Bergwerks - Direktor Schwedes is immer noch hier, doh konnten die Unterhandlungen wegen des Baues der Kassel-Frankfurter Eisenbahn noch keinen rechten Fortgang nehmen.

An der heutigen Börse blieben die Holländischen Fonds auf ungüinstigere Berichte aus Holland flauer. Die Spekulanten trauen überhaupt dem Holländischen Wetter nicht recht, doch liegt es im Juteresse des hiesigen Plaßes, den Cours der Holländischen Fonds zu halten, Namentlich is unsere Börse mit Jutegralen überfüllt, Die Oesterreichischen Fonds hielten sich heute, außer Bauk= Actien, -fest, eben so alle anderen Fonds, Ardoins gingen ctwas höher, blos in der Erwartung, daß sie von London und Paris besser kommen. Die Spanischen Wirren fangen aber jeßt au, auch unsere Spekulauten zu bunt zu werden. Die Taunus=-Eisenbaln=Actien stiegen heute 5 Fl. Die gute Einnahme der Bahn im Mai (33,499 Fl. 37 Kr.), welcher Monat doch sehr \chlecht war, gab die Veranlassung dazu, Das Geld hat momentan im Preis angezogen, ohne gerade kuapp zu seyn,

Oxftexrrei c

© Wien, 28. Mai. Seit Anfang dieses Monats is die von Sr. Majestät im März angeordnete Reorgauisirung des Hof=-Bauraths ins Leben getreten, wodurch diese oberste Baubehörde blos auf das Technische beschränkt, der bisherigen Rechnungs - Censur bei Bauyver= handlungen enthoben wird. “Die Aufgabe des Hof =Bauraths hat künftig nur in der Vorprüfung der Bauprojekte zu bestehen, deren Genehmigung Sr, Majestät oder den Hosstellen vorbehalten ist, nach= dem dieselbe von den berufenen Bauverständigen entworfen, von der betreffenden Provinzial-Baudirection berichtigt, und durch die Landes= Regierung der ressortirenden Hefstelle vorgele worden sind. Ju Per sonal= und Disziplinarsachen steht der Hof-Baurath, anstatt wie bis- her unter dem General-Rechnungs-Direktorium, künstig unter der un= mittelbaren Leitung der vereinigten Hof - Kanzlei; es kaun derselbe

| j \ j /

Die Kammer der Ab

|

6589

aber wie bisher au von den anderen Hofstellen für techuishe Beur- |

theilungen in Anspruch genommen werden. Eine größere Selbststäu- digkeit als bisher is jedoch dieser obersten Baubehörde in Beziehung zu den Behörden der Provinzen eingeräumt; sie wird alle benüthig- ten Auskünfte und Nachweisungen, wenn sie sich auf das Technische beziehen, von den Provinzial-Bau-Directioneu, betreffen sie aber ad ministrative Fragen, von den Landes-Regierungen direkt abfordern und erhalten. Gleichzeitig mit dieser veränderten Stellung des Hof-Bau-= rathes, sind auch die mit den Provinzial-Staats-Buchhaltungen bisher vereinigt gewesenen Bau- Departements der bisherigen Unterordnung unter die Vorstände der Provinzial= und Ceutral-Staats-Buchhaltun= gen enthoben, und entsprehend ihrem Berufe als Hülfsämter der Landes-Regierungen, unmittelbar diesen untergeordnet worden. Spä ter sollen jedoch Personal und Geschäfte dieser Departements mit jenen der Provinzial-Bau-Directionen verschmolzen werden.

S Vesth, 24. Mai. Unter den vielen wohlthätigen Folgen, welhe man von dem gegenwärtig versammelten Landtage erwartet, stehen in erster Reihe die Maßregeln zur Erleichterung des Verkehrs, durch Verbesserung unseres, leider noch in der Kindheit liegenden Straßenwesens. Obwohl in mehreren Komitaten der beste Wille hier= zu vorhanden, und auch hier und da shou manches geschehen is, um diese für Judustrie und Handel so wichtige Anstalt zu förderu, so kaun diesem Bedürfnisse des ganzen Landes durch Stückwerk in ein zelnen Gegenden doh nicht abgeholfen werden, und nur durch Ent |prehung der hierauf bezüglichen Königlichen Proposition wird es möglich werden, nach einem allgemeinen, die wichtigsten Punkte des Königreichs umfassenden Plane, eiu die steigenden Ausprüche des Ver kehrs befriedigendes Straßen-System zu erzielen, Aber auch für dic Erleichterung der Schifffahrt auf den Nebenflüssen der Donau, ift die gespannkeste Aufmerksamkeit auf die Beschlüsse des Landtags gerich tet; vou dem für diesen Gegenstand regen Sin zeugen die in meh reren Komitaten bereits getroffenen Voranstalten. bereits vor einiger Zeit das Raaber und Oedenburger Komitat, zuz Regulirung des Raabflusses sich vereinigt, und Aufnahme des Juun dations - Termins, so wie Ausarbeitung der Pläne verordnet. Die früher schon beschlossene Regulirung des Szamesflusses ist bereits seit mehreren Wochen in der Ausführung begriffen, und wird neben an deren Vortheilen für die östlihen Landesgegenden, noch durch die Bi seitigung von Ueberschwemmungen einen Gewiun von mehr 1000 Joch kulturfähigen Boden resultiren, Auch im Süden ift die Regu lirung der goldhaltigen Teraes von den Ständen des Kraschner Ko mitats beschlossen und der Termin zur A1 führung dieser Arbeiten auf 4 Jahre festgeseßt worden. Einen anderen wichtigen Jmyuls zur Förderung des Schisss-Verkehrs bildet die in Komorn bestehende Ver= sicherungs = Anstalt, die in erfreuliher Ausdehnung sich befindet, und

ck N haloi! O0 A, B, haben

12 s

7 sür mit Getraide beladene Schiffe in unbeschränkten Summen, für andere Landes-Produkte aber bis 40,000 Fl. pro Schiff Versicherun gen anmmmê?,

—É

0 M E U, ' Der Großherzogl, Badische Minister-Re

VUuzeru, 27. Mal.

sident bei der Schweizerischen Eidgenossenschaft, Freiherr von Rüdt |

in Stuttgart, ift von seinem Hofe abberufen worden. Sein Nach- folger 1st der Geheime Legationsrath Freiherr von Marschal,

R O

Ia: 3. Mai. Se. Königl. Hoheit dei

Nom, 2? ( Preußen verlicß diesen Morgen unsere Stat nach Düsseldorf zu begeben.

Prinz Friedrich vou t, um sich über Floren et

Spani oNn : Paris, 31. Mai. Die Regierung hat folgende telegraphische Depeschen aus Madrid erhalten: „Durh Dekret vom 26. Mai sind die Cortes aufgelöst worden. Eine neue Versammlung is auf den 26. August einberufen. Die Zahlung der Abgaben vom 1, Januar 1243 an is für fafultatiy erklärt. Alle Spanier, die durcl definitive Sentenzen wegen politischer Vergehen, seit dem 1. September 1840, verurtheilt worden sind, werden in volle Freiheit gesebt, sey es, daß sie bereits auf den Galeeren, in den Gefängnissen oder Festun gen 1hre Strafe angetreten haben, sey cs, daß sie deportirt oder exi lirt worden, oder auf dem Weg sind, ihre Strafe anzutreten. Durch Defret vom 24. Mai ist eine Kommission niedergeseßt, die den Auf- trag hat, innerhalb drei Monaten ein Gescl=Projsekt über die Baum wolleuwaaren zu entwerfen; durch Dekrete vom gleichen Datum sind folgende Ernennungen verfügt worden: Genera! Cortinez is zum General =- Capitain von Catalonien, General Seoane zum General Capitain von Aragonien, General Hoyos zum General-Capitain in den Baskischen Provinzen ernaunt ; deu Letzteren erscht interimistisch im Kriegs-Ministerium General Nogueras; dem General Aleson if die Juspection der Jufanterie übertragen, die getrenut worden i von der dem General Linage belassenen Inspection der Provinzigl-Milizen,

Obgleich der Telegraph von Bayonne während des ganzen gestrigen Tages in Bewegung war, so hat doch die Regierung keine ueueren Depeschen aus Spanien publizirt. i

nennung

Gaceta meldet die Ex Sapitgin vou

Madríd, 26. Mai. Die iguel zum General = (

des Marechal de Camp San Mi Barcelona.

Ein auf Antrag des Finanz-Ministers Mendizabal erlassenes De= kret des Regenten bestimmt: „Art. 1. Die Bevölkerung wird zur Zahlung der seit dem 1. Februar d. J. fälligen Steuern uicht ange halten werden, bis das Geseß über die Budgets oder ein anderes spezielles Geseß in der nächsten Session von den Cortes votirt seyn und zu der Erhebung dieser Steuern autorisirt haben wird. Art. 2. Die Steuerquoten aber, welhe die Gemeinden oder Privaten frei willig entrichten, sollen von den Steuern, welche die Cortes votiren werden, în Abzug gebracht werden.“

Nach dem Heraldo soll es die Absicht Mendizabal's seyn, die Summen, welche in Folge der Verpachtung der Quecksilber - Minen von Almaden dem Schabze zufließen werden, und die Herr Calatrava zur Zahlung der Juteressen der 3proc. Reute bestimmte, auf andere Weise zu verwenden,

Barcelona, 23, Mai. Das hiesige Ayuntamiento hat in ate der Entlassung des Ministeriums Lopez folgende Proclamation erlassen :

__¿¡Barceloneser! Es erfreute sich Eure Stadt schon der Hoffnung, die Uebel, welche eine ihrem Ansehen und ihrer Wohlfahrt feindliche Hand über sie gebracht l\atte, bald wieder geheilt zu sehen; da plößlich wird sie von neuem von der Ungewißheit einer traurigen Zukunft erfaßt. Das Kabinet welches Barcelona, wie die ganze Nation als eineu Stern des Heils be- grüßte, ist nicht mehr an der Spiße des Landes, Das Ayuntamiento hat bei dem Empfange dieser Kunde gefühlt, welchen Eindruck sie auf die Ein- wohnerschaft hervorbringen müsßtez er besorgte, daß ein so bedauerliches Er- cigniß zum Nachtheile der Juteressen dieser großen Bevölkerung ausgebeutet wer- den könnte. Das Ayuntamiento hat demnach Euch den Rath ertheilen zu müssen geglaubt, jene sprüchwörtliche Klugheit, welche die schönste Seite Eures Cha-

| | | | |

|

|

|

!

j

| | | | |

rakters is, zu bewähren. Es erflärt Euch im voraus, daß es ein treuer Dolmetscher Eurer Gesinnungen, das Recht, welches die Bevölkerungen ha- ben, ihre Beschwerden vorzubringen, geltend machen und unablässig Wache halten wird, bereit, auf die geringste Verlezung des Staatsgrundgesehes auf- merksam zu machen, Das Ayuntamiento, welches Eure Rechie kennt, und dessen erste Pflicht es is, für die Ruhe und die öffentliche Ordnung, für die Sicherheit des Eigenthums und der Personen zu wachen, is entschlossen, diese heiligen Gegenstände zu wahren und niemals außer Acht zu lassen. Barceloneser! Eintracht, Klugheit und Vertrauen zu den Behörden! Euer Stadt-Nath hat die nöthige Festigkeit und Energie, um Euch zu retten und mit Euch die Freiheit und die Unabhängigkeit zu retten, welhes auch die Feinde wären, die sich gegen sie erheben würden,“ (Folgen die Unter- schriften.)

Ein Courier des Ministeriums Becerra hat dem General-Capi= tain Cortinez den Befehl überbracht, den Einwohnern Barcelonas den Betrag der außerordentlichen Kriegs =- Contribution, die in Folge der leßten Unruhen von ihnen erhoben worden war, in Bons für die Zahlung der Steuern zurücßzuerstatten.

General Cortinez hat die Tag= und Nachtpatrouillen unter die Befevle des ersten Alkaden gestellt.

Vor der Post hatte sich auf der Rambla eine große Menge ver= sammelt, welche auf neuere Nachrihten aus Madrid und Saragossa wartete. Der erste Alkade richtete, als er nah Ankunft der Post von den Depeschen Einsiht genommen, folgende Worte an die Menge: ,„„Wisset, daß Prim (einer der Catalonischen Deputirten) und andere Patrioten in dicsem Augenblick in Catalonien sind und 40,000 Mann für die Vertheidigung der Rechte des Landes organisiren, Niemand indeß soll sich in Barcelona rühren, um unsere guten Beziehungen zu den Truppen zu erhalten. Die, welhe die Waffen ergreifen wollen, fönnen die Stadt verlassen. Keine Bewegung i} im Jnnern von Barcelona gelungen, mitt Ausnahme der Bewegung, welche ich im Jahre 1840 leitete. Die, welhe mi beschuldigen, daß ih ein Espar= terist sey, verleumden mich; ich werde beweisen, daß ih es nicht mehr Nach dieser Anrede bildeten sich auf den Pläben und den Promenaden mehrere Arbeiter- Gruppen. Der erste Alkade hat be- merkt, daß Herr Prim demnächst in den Umgegenden von Barcelona seyn werde, und daß man dessen Weisungen abwarten müßte, um zu handeln,

Am 24sten hielten 84 Deputirte eine Versammlung und ernannten eine Kommission, die beauftragt ift, alle Manifeste, welche der Regent oder das Ministerium Becerra erlassen werden, zu beantworten.

19 dd but.‘

65 Varis, 31, Mai. Die düsteren Gerüchte über die Wir=- fungen, welche der leßte Minister-Wechsel in Spanien hervorgebracht haben sollte, haben sich bis jeßt noch immer nicht bewährt. Der von dem Journal des Débats gemeldete Aufstand in Saragossa kann jeßt mit völliger Gewißheit als eine leere Erfindung betrachtet wer= den. Was Barcelong betrifst, so steht nah der in den dortigen Blättern vom 24sten veröffentlichten Proclamation des Aguntamiento zu erwarten, daß es sich bei seiner unzweifelßasten Opposition gegen das Ministerium Gomez Becerra für jeyt wenigstens nicht von dem Wege der Verfassung und des Geseßes entfernen werde. Die von der heutigen Presse gemachte Angabe, daß der bekannte Oberst Prim mit anderen Catalonischen Deputirten nach Catalonien gereist sey, um das Volk in die Waffen zu rufen, muß, abgeschen von anderen Rücksichten, chon deshalb verdächtig scheinen, weil das genannte Blatt bekannter= maßen unmittelbare Verbindungen mit der Königin Christine unter= hält, deren Sache es auch schon bei früheren Gelegenheiten dur die Verbreitung der gewagtesten Gerüchte und der übertriebensten Schil= derungen nüßlich zu seyn geglaubt hat, als ob das Interesse der in Spanten herrschenden Dynastie durh neue politishe Erschütterungen gewinnen köunte, und als ob der Sturz Espartero?'s, wie tödtlih man ihn auch hassen möge, bei dem so nahe bevorstehenden Ende seiner Regentschaft, nicht für jeden wahren und vernünftigen Freund der jungen Jsabella durch die Gefahren einer neuen Revolution viel zu theuer erfauft werden würde! Ju Madrid selbst herrschte übrigens am Datum der leßten Zeitungen, das heißt am 24sten, eine sehr be= fricdigende Stimmung, die sich ohue Zweifel auch bei der auf den fol= genden Tag angeseßten Revue in den Reihen der National-Garde und der Truppen kundgegeben hat, denn man glaubte, daß der Regent diese Revue hauptsächlich deshalb angeordnet habe, um sich zu ver= gewissern, ob die Auflösung der Cortes nicht mit unmittelbaren Be= denklichkeiten verknüpft seyn würde. Da nun inzwischen die Nachricht von der wirklih erfolgten Auflösung eingetroffen is, so darf man annehmen, daß jene Probe nach Wunsch ausgefallen sey.

E A

P0141 9.€4;

A Lissabou, 21. Mai. Nachdem die Differenzen zwischen dem Römischen Hofe und dem Portugiesischen Kabinette zu beidersei= tiger Zufriedenheit volllommen ausgeglichen sind, trifft die Regierung allmälig die nöthigen Maßregeln, um die Verhältnisse der Kirche im Lande auf eine geseßlih geregelte und dauerhafte Weise festzustellen. Unter den neuesten legislativen Maßregeln, welche zu diesem Zwecke genommen worden sind, betrifft eine die Stellung und Einrichtung der bischöflichen Seminare zur Heranbildung der für den Bedarf der firchlichen Functionen nöthigen Anzahl von Geistlichen des Säkular= flerus, worüber die Deputirten-Kammer }o eben ein Geseß mit 58 gegen 28 Stimmen angenommen hat. Nach diesem Geseße wer= den fünftig in jeder Divzese unter der besonderen Aufsicht der bischöflichen Oberhirten, dergleihen Seminare bestehen, in welchen die dem Priesterstande sich widmenden jungen Leute die ihrem Berufe angemessene Erziehung und Bildung erhalten \ollen. Zur Aufnahme dieser Seminare sind genug geeignete Lokalitäten vorhan= den, in den zahlreichen aufgehobenen Klöstern, unter denen die Bischöfe sich nun die angemessensten auêsuchen können. Die Kosten der Ein= richtung sind aus den in jeder Diözese vorhandenen kfirchlihen Mitteln zu bestreiten; wo aber diese nicht ausreichen, is die Regierung, kraft des jeßt durchgegangenen Geseßes, ermächtigt, aus dem Staats\chaße zur Deckung des Fehlenden Zuschüsse zu machen. Diese Ermächtigung ijt in ganz allgemeiner Form gegeben, ohne einen besonderen Fonds zu bezeichnen, aus welchem die Regierung das hierzu allenfalls nöthige Geld entnehmen soll.

Es fragt sih nun noch, ob dur die Einrichtung der Seminare und insbesoudere die Unterrichts- und Bildungs-Methode, welche man für die jungen Kandidaten des Priesterstandes einschlägt, der Haupt- zweck erreiht wird, nämlich dem Lande einen in jeder Beziehung tüch- tigen, mit der Ergebenheit für die Juteressen der Kirhe auch eine richtige Erkenntniß der Bedürfnisse des Volkes verbindenden, mit der Zeit fortschreitenden und zugleih von wahrem Patriotismus und na= tionaler Gesinnung sich auszeihnenden Klerus heranzuziehen, der na=- mentlich auf die Hebung des Unterrichts unter dem Volke, der jebt eee vernachlässigt ist, einen heilsam wirkenden Einfluß zu üben geeignet ie Zöglinge dieser Seminare werden größtentheils ausschließlich da bu Bildung erhalten, und nur eine äußerst geringe Anzahl derselben fol nachher auf die Universität nach Coimbra geschickt werden, um dort höhere Kenntnisse in den verschiedenen theologischen Wissensc dem bürgerlichen und kanonischen Rechte u. dgl. zu erhalten u" nah Vollendung ihrer Studien an der Univ Aer 12 Aa ten an die Spibe der Diözesan-Seminare géstailt git io E Leitung des Unterrichts darin zu übernehmen. W9 Mt T