1843 / 157 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

te, bis die Errihtung der Münzstätte zu Straßburg die- Je ja ein Ende s Mit Recht äußern diese Deputir= ten nun die Besorgniß, daß der frühere Zustand nach Entfernung des als erprobt erwiesenen Heilmittels wieder zurückkehren werde, Das= selbe is mehr oder minder auch in den anderen von Paris am wei- testen entfernt liegenden Departements, besonders der Landesgränze, der Fall, und daher die Gemeinsamkeit der Bestrebungen aller De= | putirten jener Provinzen wohl begreiflich, Die Pairs-Kammer wird demnächst die Diskussion über das Zuckergeseß beginnen. Am Schlusse meines Schreibens erfahre ih eben, daß Sir Robert Peel vorgestern im Englischen Unterhause die angebliche Besibnahme | der Sandwich-Jnseln für ungegründet erklärt hat. |

© Pariís, 2. Juni. Einige Journale der Opposition machen unserer Regierung ein Verbrechen daraus, daß der Kaiser von Ma- roffo unseren vor kurzem ernannten Konjul in Mogador nicht hat annehmen wollen, als wenn eine Regierung angehalten werden könnte, fremde Gesandte und Konsuln , die ihr nicht zusagen, bei sich aufzu- | nehmen. Was hierin von der Pariser Presse vorzüglich übersehen wird, is der diplomatische Charakter, welchen die Europäischen Kon- suln in allen Ländern des Orients genießen, während sie sonst über- all nur als bloße Handels-Agenten betrachtet zu werden pflegen. Der Unterschied i von hoher politischer Bedeutung. Sobald man einem Konsul den divlomatishen Charakter zugesteht, so wird er glei den übrigen fremden Gesandten unverleblich, denn er vertritt nicht mebr blos die Handels - Juteressen seiner Nation, sondern er |tellt seine eigene Regierung vor; jede Beleidigung, die ihm zugefügt wird, fällt auf seine Regierung zurü, Frankreich besibt gegenwärtig einen | Konsular - Agenten in Mogador. Zur Vertretung der Handels=Zu- teressen reiht cin solcher Agent vollkommen hin. Aber, wie es Herr | Guizot vor einem Jahre bei der Diskussion des Budgets seines De- | partements laut eingestand, dem Kabinet der Tuilerieen wäre es darau gelegen gewesen, in Mogador einen mit diplomatischem Charakter be kleideten Konsul vorzüglich darum zu ernennen, weil von dort aus die Bewegungen Abd el Kader's und dessen Verbindungen mit dem Kaijer von Marokko leichter beobachtet werden könnten. Frankreich wünschte also im Grunde einen Kontrollführer über das Benehmen des Kaisers von Marokko zu bestellen. Der bloße Konsular-Agent in Mogador darf sich nur um Sachen bekümmern, welche auf den Französischen Handel sich direft ode indirekt beziehen, aber von eigentlichen politischen Angelegenheiten muß er ih fern halten, weil ihm fkein diplomatischer Charakter zusteht. | So erklärt ih, warum der Kaiser von Marokko dem Kabinet der | Tuilerieen anzeigen ließ, daß, da er nicht die Nothwendigkeit einsieht, den bisherigen Konsular - Agenten durch einen Konsul zu erjeben, er dem Kommandanten Pélissier, der dazu ernaunt worden war, das Exc quatux zu verweigern entschlossen bleibt, Herr Guizot hoffte guf dem Wege der Unterhandlung den Kaiser zum Nachgeben zu bringen, aber eben der Eifer, mit welchem unser Kabinet die Anertennung des Herrn Pélissier betrieb, machte den Kaiser von Marofko noch miß trauischer gegen die geheimen Absichten Frankreichs. Das Bei- \piel des Dey von Algier \hwebte ihm vielleicht noch vor Augen,

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und erx fand es für rathsam, die Gelegenheit, durch die Zulassung | Bestimmungen der Waffenbill ausgenommen waren.

eines Französischen Konsuls in Mogador in politisch - diplomatische Streitigkeiten mit Frankreich früher oder später verwickelt zu werden, ja zu vermeiden. e den Augen eines gewandten diplomatischen Agenten jede Spur seiner geheimen Vorschubleistung des Krieges Abd el Kaders gegen Frank reich zu verheimlichen.

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Grossbritanien und Irland.

Oberhaus. Sibßung vom 1. Juni, Lord Campbell stat- tete den Bericht des Ausschusses ab, welcher über die bestehenden sehr unzulänglihen Pasquill-Geseße und deren Reform zu berichten, beauf- tragt war. Der Ausschuß beantragt unter Anderem, die betresfendeu Vergehen in drei Klassen zu theilen und in die erste Klasse zu rech: nen, wenn durch Androhung der Veröffentlihung eines Pasquills Geld erpreßt worden, ein Vergehen, welches mit Gefäugniß und Strafarbeit gebüßt werden soll; in die zweite Klasse, wenn wirklich ein Pasquill publizirt worden und der Pasquillant die Unwahrheit seiner Behauptungen kennt; die Strafe soll in diesem Falle eine Geldstrafe und zweisähriges Gefängniß seyn; endlich in die dritte Klasse, wenn ein Pasquill mit böswilliger Absicht des Pasquillanten veröffentlicht worden, ohne daß man ihm jedoch die Kenutniß von der Unwahrheit seiner Behauptungen beweisen kann; für welchen lebten Fall die Strafe dem Ermessen des Richters überlassen ist, Der Be- riht Lord Campbell’s wurde vorläufig zum Drucke befördert,

Lord Lorton brachte eine Petition aus Clare zu Gunsten der Aufrechthaltung der Union zwischen Englaud und Jrland ein und be- nubßte die Gelegenheit, um die jeßige Aufregung in Jrland für eine Machination der Jesuiten zu erklären, welche am besten durch das Aufgebot der Yeomanry aus dem Norden von Jrland, wo die Pro- testanten die Mehrzahl bilden, unterdrückt werden könne. j

Am Schlusse der Sißung zeigte Lord Aberdeen an, daß er seine Bill wegen Regulirung der Angelegenheiten der Schottischen Kirche gleih nach dem Pfingstfeste einbringen werde.

Unterhaus. Sißung vom 31. Mai, Jn der Schluß- Debatte nahm, nachdem mehrere weniger bedeutende Redner theils für, theils gegen die Bill gesprochen hatten, der Minister des Junernu, Sir James Graham, das Wort und suchte darzuthun, daß nur der Drang der Umstände, nur eine unabweislihe Nothwendigkeit die Minister veranlaßt habe, eine Bill zu erneuern, deren beshränkende Tendenz mit Hinsicht auf die verfassungsmäßige Freiheit des Einzelnen sie durchaus nicht verkennen könnten, denn das unbeschränkte Recht, Waffen zu tragen, sey ein wesentliches Zeichen der Freiheit und ein verfassungsmäßiges Recht von großem Werthe,

Aber“, fuhr der Minister fort, „der Zustand von Zrland in kriminal- A: Hinsicht verlangt ein solches Ausnahme-Geseßz die Zahl der

egangenen Berbrechen is verhältnißmäßig in ZJrland viel größer als in England, und, was noch schlimmer, die Verderbtheit unter dem Theile des Volkes, in welchem die Verbrechen hauptsächlich vorkommen, is so groß, daß, während in England ungefähr 25 pCt. der vor Gericht gestellten Ver- brecher nit überwiesen werden können, in Jrland fast die Hälfte aller be- gangenen Verbrechen in diese Kategorie kömmt. Daß der soziale Zustand in Zrland in der unteren Klasse ein verderblicher is, daß die Ausübung der Kriminal - Justiz dort auf die mannigfachsten Schwierigkeiten stößt, haben selbst die Gegner zugegeben, und die Einwendung gegen die vorliegende Bill, welche der Justiz zu Hülfe kommen soll, reduzirt sich daher eigentli nur auf die Behauptung, daß es wohl dem vorigen Ministerium, nicht aber dem jeyigen zukommen könne, eine solche Bill zu beantragen, weil jenes durch sein politisches Svstem im Allgemeinen die möglichen Nachtheile ver Bill wieder auszugleichen geeignet erscheine, dieses aber nicht. Eine solche Be- hauptung kann indeß nur auf einer Berkennung des von dem jebigen Mi- nisterium befolgten Svstems beruhen, welches in Jrland durchweg den versöhnlichen Charakter an sich getragen hat, den man als eine aussließ- liche Eigenschaft für das Svstem der Whigs in Anspruch nimmt.“

Der Minister suchte nun im Einzelnen darzuthun, daß bei allen bisherigen Anstellungen von Beamteu in Jrlaud nur die Verdienste und die Tüchtigkeit derselben in Betracht gezogen worden seyen, und daß man insbesondere nicht, wie vou Einigen behauptet werde, eine Bevorzugung der Protestanten vor den Katholiken nur ihrer Religion

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| Heftiger Kampf

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| wegen habe eintreten lassen.

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Es wäre in der That ihm sehr \{chwer gewesen, |

| Ipurden.

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Sließlih verwies Sir James Gra- auf die Reihe der legislativen Maßnahmen, welche in neuerer : Ministerium) zu Gunsten Irlands ge- troffen worden, ohne daß die Jrländische Volks - Partei zufriedenge- stellt sey, und erklärte, daß wenigstens jeßt, wo dieselbe sich von neuem in Masse erhoben habe, nicht die Zeit sey, eine solche Kon- zession zu machen, wie die verlangte Zurücknahme diejer Wasffen-Bill seyn würde. Nachdem der Graf von Listowel in wemgen Worten Achtung für die Rechte der katholischen Kirche und ihrer Angehöri- gen und die Besoldung der katholischen Geistlichkeit von Staats we- gen gefordert hatte, bielt Herr Roebucck einen längeren Bortrag gegen die vorliegende Bill, welche er bekämpfte, nicht sowohl weil sie speziell den Juteressen Jrlauds entgegen sey, als weil sie dem Prinzip na überhaupt mit einer vernünftigen, gerechten Verwaltung unvereinbar erscheine, wobei er indeß dem gegenwärtigen Ministerium weniger aus= schließlich als frühere Redner die Schuld beimaß, da die Bill im Grunde nur die Verlängerung einer Maßnahme sey, welche schon das Jrländische Parlament selbst vor der Union mit England beschlossen habe. Jm Uebri-= gen spra er si mit vieler Wärme über das, was er als die Haupt ursache des traurigen Zustandes von Jrland erklärte, über die Su- vrematie der Anaglikgnischen Kirche in einem Lande aus, in welchem nur der ate Theil der ganzen Bevölkerung ihr angehört. Auch er suchte indeß die augenblickliche Aufregung unter der Volkspartei in Jrland hauptsächlich aus dem Uebergewichte zu erklären, welhes das jeßige Ministerimn deu Ansichten der Orgugisten von neuem gestattet habe. Er warnte den Premier-Minister vor den Folgen dieses Ber fahrens, besonders wenn er, wie es jeßt der Fall zu seyn scheine, jener Minorität dur Gewaltmaßregelu das Uebergewicht zu sichern suchen sollte. Er erinnerte zugleich an die sowohl in England als Schottland bestehende große Unzufriedenheit, die sicherlich in hellen Flammen gus brechen werde, sobald das Ministerium die Absicht zeige, in Jrland durch Gewalt zu herrschen, Sir W, Barron sprach sich besonders über die un- zweckmäßige Wahl einiger höheren Justizbeamten in Jrland, 1 amentlich der Herren Jackson und Lefroy aus, welche als die heftigsten Gegner der Emancipation der Katholiken allgemein bekannt seyen; zugleich suchte er nachzuweisen, daß die Zahl der Verbrechen in Jrland zu den in England verübten Verbrechen durchaus niht im Mißverhältmsse stehe. Endlich nahm Sir Robert Peel das Wort, um die Debakke zu hließen, Er behauptete, die Regierung habe in Bezug aus Jrlaud alle ihre Verheißungen erfüllt, und es werde ibun ein Leichtes eyn, dies zu beweisen, sobald die Zeit dazu gekommen. Zugleich depre zirte er alle Einwendungen gegen die von ihm in Zrland vorgenom menen Ernennungen, so lange diese Einwendungen nur aus Partei Rücksichten beruhten, welche das persönliche Verdienst der Ernagnunten ganz außer Acht ließen. Was die vorliegende Vill betrifft, jo be- rief er sich, wie mehrere frühere Redner der ministeriellen Seite, zu Gunsten derselben hauptsächlich auf den Umstand, daß auch die Whigs eine solche Waffenbill für nöthig erkauntz zugleich führte er indeß zu Gunsten der jeßigen Bill an, daß diejelbe auch guf die Yeo maury = Corvs in Irland, in denen die Orangisten 1hre Hauptstärke sehen, Anwendung finden solle, während bisher dieje Corps von den l Nach einer län geren, nichts Neues enthaltenden Auseinandersebung über die Schwie- rigkeiten, welchen die Justiz - Verwaltung in Jrland überall begegne, \{chloß der Minister mit der Erklärung, daß die auch im Verlaufe die ser Debatte mehrfach angeregte Repeal-Frage einer späteren Disfu}|- \ion vorbehalten bleiben solle, so wie guch über die Einzelnheiten der vorliegenden Bill nochz ferner diskutirt werden könne, jedenfalls aber jet die Frage erledigt werden müsse, ob das Haus die Berantwort lichkeit guf sich nehmen wolle, für die Folgezeit die Einregistrirung der Waffen in Jrland aufzuheben. Die Vill wurde darguf mit der chon gemeldeten Stimmenzahl, im Verhältniß von 5 gegen 2, zum zwel- | tenmale verlesen.

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London, 2. Juni. Se. Majestät der König vou Haunover ist bei der heutigen Taufe der Königlichen Prinzessin durh den Her- zog von Cambridge vertreten worden. -

Der Berichterstatter der Times scheint neulich im Unterhauje die Erklärung Sir R. Peel's über die Sandwichs- Znseln (von wel her bekanntli der Korrespondent der Börsenhalle schon meldete) überhört zu haben, denn die Abendblätter vom 31, Mai, welche in iren Parlaments - Berichten tiese Erllärung enthalten, sagen, daß Sir R. Peel in \o leisem Tone gesprochen, daß man ihn kaum habe verstehen können. Herr Hindley hatte nämlich angefragt, wie es sich mit der von Amerikanischen Blättern gemeldeten Britischen Decupa- tion der Sandwichs-Juseln verhalte, worauf der Minister erwiederte, es sey nichts Wahres an dieser Nachricht. | /

“Ju Jrland hat sich nah den neuesten Nachrichten noch nichts berändert; indeß hat am 30sten v. M. in Dungannon ein ziemlich

f zwischen Orangisten und Repealers stattgefunden, der, ach dem bemäntelnden Eingeständuiß der Tory - Blätter selbst, von hen Ersteren begonnen, mit der Zerstörung von sieben kleinen Häu sern in Dungannon endete, die ein Vpser der Wuth der Orangisten Militair war nicht zugegen. Inzwischen dauern die Repeal- Versammlungen fort, und die Truppenzahl wird immer mehr verstärkt; unter Anderem hat das Lte Regiment Garde - Dragoner sih dieser Tage in Liverpool nah Dublin eingeschifft. Einzelne Friedensrichter, welche der Repeal-Partei angehören, haben freiwillig ihre Entlassung eingereiht; neuere Abseßungen scheinen nicht vorgekommen zu seyn. O'Connell hat auf das Schreiben des Lord- Kanzlers, das ihm seine Abseßung anzeigte, ihn der Ursachen wegen auf das befannte Schrei hen an Lord Ffrench verweisend, scharf geantworket und gegen das ver- fassungswidrige Verfahren des Lord Kanzlers, dem ex mit einer Anklage vor dem künftigen Jrländischen Parlamente droht, protcsirt, da er purch die Abseßung der Friedensrichter die Ausübung eines durchaus unbestreitbaren verfassungsmäßigen Rechtes, des Petitionsrechtes, denn en anderes Recht werde durch die Repeal Versammlungen nicht aus aëibt, widerrehtlicherweise zu bestrafen gesucht habe, Zugleich weist Connell darauf hin, wie ungereimt es Jey, Jebt, nachdem in dem loten Vierteljahr wenigstens zwanzig solcher Versammlungen stattge- fünden, ohne cine einzige Ruhestörung, dieselben plöblich für eine un- vermeidliche Hinneigung zu Gewaltthätigfkeiten zu erklären; endlich verweist er dem Lord-Kanzler die Benußung des Namens der Königin und behauptet, daß die Königin sich gar nicht so, wie die Minister gesagt, in Bezug auf die Repeal geäußert habe. Die leßte Behaup tung sprah O’Connell noch bestimmter am Z30sten vorigen Monats bei einer Repeal-Versammlung auf der Kornbörse in Dublin aus, in- dem er aus guter Quelle zu wissen erklärte, daß die Königin, weit entfernt, den Premier-Minister zu der bekannten Erklärung im Unter- hause über ihre entschiedenen Ansichten gegen die Repeal ermächtigt zu haben, ihm sehr scharfe Vorwürfe über den Gebrauch ihres Na- mens gemacht habe. Uebrigens haben si dieser Tage mehrere an- gesehene Advokaten, unter Anderen ein Sohn des verstorbenen Ober- Richters Sir Michael O'Loughlin, welche si bisher von den Repeal- Versammlungen fern hielten, für die Repeal erklärt, und die Beiträge Zu der sogenannten Repeal - Rente nehmen immer mehr zu, Ju der leßten Woche betrugen sie über 2200 Pfd,

5 London, 2. Juni, Ein Schreiben von Dublin, das ih

Diesen Morgen gesehen, beschreibt den Zustand des Landes als höchst

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fritish. Man fürchtet zwar nicht, daß die Regierung so weit gehen würde, irgend eine Versammlung, ohne die dringendste Noth, gewalt= sam zerstreuen zu lassen. Aber man hält es nicht für möglich, daß die Massen bei der beständigen Anregung, der sie unterworfen sind, sih werden immer und bei jeder Gelegenheit durch O'Connell’s Winke im Zaume halten lassen. Besonders aber fürchtet man Ausbrüche im Norden, wo die alten Orangisten aufs tiefste gereizt, von den einfluß reicheren Protestanten nur mit Mühe verhindert werden, über die Versammlungen in ihrer Gegend herzufallen, Die Regierung fährt jedoch fort, Truppen = Verstärkungen hinzusenden, wozu sie vielleicht eben so sehr von der Furcht vor dem übermäßigen Eifer der Freunde als vor einem Ausstande der Feinde der Englischen Verbindung bewo= gen wird. : :

Die Times versichert, die sechs Doktoren, welche Dr. Pusey's Predigt zu examiniren gehabt, hätten sich genöthigt gesehen, zu Gun- sten des Angeklagten zu sprechen, indem derjelbe sih an der gerügten Stelle der Worte C9prian?s bedient, Ein Oxforder Blatt be= hauptet zwar, man sey noch nicht zur Entscheidung gekommen ; da ich jedoch weiß, daß die Behörden die Sache höchst ungern angefaßt und die Untersuchung nur auf die Klage des Pr. Fausset vorgenommen hatten, so is es höchst wahrscheinlich, daß man einen solchen Ausweg ergreifen wird. Liegt es ja auch ganz in der Weise, wie heutzutage die Theologie bei uns so oft behandelt wird und wie selbst der geistreiche Dr, Thirlwall die Pusevitische Frage behandelt hat. Hier heißt ee nicht, i} ein solher Saß wahr, is er \{riftgemäß oder 1jf er mit unserem \ymbolischen Artikel im Einklang, sondern, hak irgend ein bedeutender Mann in unjerer Kirche vder unter den Vätern so gesprochen? Es 1k Alles Citation. Uebrigens soll die entschiedene anti - puseyitische Tendeuz Peel’s der Partei den To- desstoß gegeben haben; man geht in Se 10 weit, daß man he= hauptet, Peel habe dem Redacteur des Qu arterly Review nur deswegen eine einträgliche Stelle gegeben, um diese wichtige Zeit= schrift herumzubringen , und der starke Aufsaß gegen die liturgischen Neuerungen, welchen das leßte Stück derselben enthält, soll die Folge jeier Politik seyn. Genug, man sieht ein, daß jo lange Peel Mi= nister bleibt, für sie fein Bisthum zu hoffen ist, und das wirkt. Auch nennt man zuverlässig den jeßigen Bischof von Lincoln, einen ent= chiedenen Gegner der Partei, als den desiguirten Nachfolger des areisen Erzbischofs von Cauterbury. Judessen dürfte diese Wendung der Dinge doch auch bei den ehrlicheren und wärmeren Gemüthern unter diesen Leuten die Abneigung gegen die Unterwürfigkeit der Kirche gegen den Staat verstärken und zu einer festen Gestaltung entwideln. Haben doch vapistische theologische Zeitschriften das Prin zip höchlih gelobt, welches einen so großen Theil der Schottischen Kirche gegen die weltliche Macht in Wibverstreit gebracht hat; und in dieser Beziehung wenigstens müssen die Puseyiten mit den Papisten einverstanden fevn. : :

Zu Edinburg haben beide Kirhen-Versammlungen ihre Arbeiten vollendet und sich aufgelöst, Der Staats-Kirche bleibt nun die große Aufgabe, für die ausgetretenen Pfarrer und Aeltesten ueue zu sindeu, und, was noch shwerer seyn dürfte, sich für die neuen Prediger G e- meinden zu schaffen, indem an nicht wenigen Orten alle Ein-= wohner die Kirche verlassen haben sollen. Dieser Umstand machte wobl dem Dr. Chalmers Muth, am Schlusse der Versammlung seine Ueberzeugung auszusprechen, daß die freie Kirche die Staats Kirche stürzen würde. Es is freilih merkwürdig, daß über 400 Prediger (obne die Kandidaten) und zwischen 2 und 3000 Kirchen- Aeltesten an dem Austritte Theil genommen, und noch bedeutsamer, daß bei der Aussicht, durch eben diesen Umstand leiht cine Pfründe zu erhalten, an zwei Drittheile der Kandidaten ihnen gefolgt sind. Doch wird auch diese Kirche ihre Schwierigkeiten finden. Erstlih werden die Ge= meinden leiht Herren der Prediger werden; und zweitens werdeu viele von den Lebteren, troß der Erklärung von Chalmers vom Ge gentheil, sich an die Dissidenten im Allgemeinen anschließen müssen, deren erster Grundsaß es is, daß der Staat gar keine äußere Ver= bindung mit irgend einer Kirche haben müsse; und diese Wendung muß sie in si selbs zersplittern. '

Das Parlament vertagt si nun wieder, uachdem alles Wichtige bis nach Pfingsten verschoben worden is. Juzwischen arbeitet die League unermüdlich fort, ohne sich durch irgend etwas irre machen zu lassen. Es heißt nun gar, Cobden werde nächstens zu Chelmsford in Essex auftreten, und mit dem Erzvertreter der Landwirthschaft, Six John Tyrrel, die Frage über die freie Getraide-Einfuhr von den dortigen Pächtern besprechen,

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Lüttich, 3. Juni, Einer der geachtetsten Lehrer an der hie sigen Universität, der Professor der Medizin, Herr Dr. Vottem, ift gestern aus seinem Tilbury, vor welchem das Pferd scheu geworden und durchgegangen war, 11 die Maas gefallen und ertrunken. Der mit ihm hingbgestürzte Bediente is gerettet worden; den Körper des Dr. Vottem fanden die herbeigeeilten Fischer zwar bald guf, doch blieh jeder Wiederbelebungs=Bersuch vergeblich.

Deutsche Bundesstaaten.

München, 31. Mai. (4 D) On ver vetigen GSigung der Kammer der Abgeordneten erfolgte, wie bereits erwähnt, die Be rathung über den Entwourf, die Bezahlung der Schulden Jhrer Königl. Hoheit der verstorbenen Frau Herzogin Amalie von Pfalz-Zweibrücken betreffend. Dr. von Wening ergriff das Wort, Der Geber dei Verfassung habe die Bezahlung jener Schulden garantirt, sein Wille, sein Wort dürfte wohl mit innigem Dankgefühl erfüllt werden. Fän-= den doch auch manche Anträge und Wünsche der Kammer billige Erhörung vou Seiten der Regierung also sey gegenseitiges Entgegenkommen wünschenswerth, um o mehr als die Geldsumme selbst von keiner großen Bedeutung sey. Dagegen äußerte Freiherr von Thon Dittmer: Es sey ihm ein s{hmerzliches Gefühl, diese Frage öffent- lich verhandelt hören zu müssen, Ein Rechtsgrund zur Annahme des Entwurfs bestehe nicht nur Gründe der Billigkeit und Pietät, Wo aber jener diesen widerspreche, da vermöge er leßteren nicht den Vorzug zu geben. Nicht den eigenen Wünschen dürfe der Abgeord nete folgen, nur das Jnteresse des Volks müsse er im Auge haben. Beim Entwurf handle es sich gewissermaßen um eine Schenkung aus dem Vermögen des Staats, Mit feiner Annahme vermindere man den Stock der Erübrigungen, vermehre mittelbar die Staatsschuld. Dies könne verfassungsmäßig nur in den dringendsten Fällen stattfinden. Die Schuldfrage der Herzogin Amalie sey persönlich, Jm Jahre 1831 habe man im Budget für die Dienerschast der Höchstseligen Pensions- Positionen zugelassen, aber damals gegen jede Nachforderung sich verwahrt. Daß man Pietät für den unvergeßlichen Geber der Ver- fassung hege, sey erst jüngster Tage wieder bewiesen worden doch sey jene Schuld früher Familiensache, nicht Staatssache gewesen. Die Berathung über diesen zarten Gegenstand wünsche er daher furz, damit auch nicht der geringste Schein von Verleßung vorwalte, Gegen den ersten Secretair \prah Freiherr von Freyberg. Warum habe er denn für Göthe und so eben für Erlangen ge= stimmt zwei Ausgaben, die doh au keine Staatszwecke in fich {ließen? Die Staats- Ausgaben müsse man in solche scheiden, die

bewilligt werden müssen und bewilligt werden können. Unter die leßteren gehöre die fraglihe Schuld, deren Summe so klein sey, daß, wenn man sie auf den Kopf ausshlage, einen kaum 6 Kr. treffen. Warum wolle man dieses Wenige nicht bewilligen? Der Finanz=- Minister Graf von Seinsheim bemerkte, daß ihn die Bedenken des Freiherrn von Thon nicht irre machen könnten, Die Positionen für Göthe, Palastbau und Erlanger Jubiläum seyen aus den Er- übrigungen bewilligt worden; Erübrigungen aber segen Mehr - Ein- nahmen und solche könne man füglich auch für Ejrensachen benuten. Dies sey den übrigen Staatszwecken keinesweges nachtheilig. Die Pietätsrücksichten, die in fragliher Sache 1831 gegolten, gälten auch heute. Der Herr Minister las hier einige Vota von Rieg und Uh- schneider aus jenen Verhandlungen, und \{chloß damit, daß er die Zu stimmung zu dem Entwurf lediglich als einen Aft der Dankbarkeit betrahte. Für den Entwurf erklärte si ferner der Abg. von Flem bach, Die Zeit der Schuldenzahlung der Frau Herzogin Amalie sey von ihrer Lebensdauer abhängig gewesen; leider habe sie der Tod zu früh überrascht, Man habe jüngst das Standbild des verstorbenen Königs geziert, man möge auh im vorliegenden Falle sein An

denken ehren. Die Zustimmung zum Entwurfe rechtfertige nah seinem Gefühle gewiß jeden in den Augen seiner Kom mittenten und wenn man Konsequenzen fürchte, so lasse \ich eine Modification beifügen. Abgeordneter Bestelmayer wider

sprah, daß alle Staats = Angehörigen zum Entwurfe „Ja“ sagen würden. Abg. Haas votirte für den Entwurf und erörterte, auf das Leben der hohen Verblichenen deutend, deren mißlihe Lage. Dagegen erhob sich der erste Sccretair Freiherr von Thonz den obigen Aeußerungen des Finanz-Ministers hielt er entgegen, Meh Einnahmen, also Erübrigungen seyen zu viel erhobene Steuern. Habe man sich 1831 zu Gunsten einer damals zu erhöhenden Position aus gesprochen, so sey dies ein Akt der Menschlichkeit für die armen Her zoglichen Diener gewesen, übrigens ließen sich auch gegentheilige Aeu ßerungen aus jener Zeit anführen. Das Motiv gegenseitiger Bereit willigkeit nehme er niht an. Die Regierung stehe darin höher und die Kammer müsse uach ihrem Gewissen stimmen. Auch Abg. Jordan sprah gegen den Entwurf, eben \o als Referent der Abg. Dr. Schwin dl. Rechtsgründe für Aunahme bestehen keine. Aus Staatsmitteln könne von den Gläubigern nichts gefordert wer den, Daß er aber in seinem Referate nicht mehr Billigkeitsgrüunde angeführt habe, daran seyen einerseits gefürchtete Konsequenzen, an dererseits eine zu große Ueberspannung in staatsrechtlichen Fragen Ursache. Gelte es, dem Thron etwas wahrhaft Freudiges zu erwei sen, so stimme er mit Herz und Blut dafür. Darum haudele es sich aber jeßt nicht, sondern nur um Rücksichten auf Gläubiger, deren Mehrzahl gar nicht mehr existire, Dagegen bemerkte der Köbuig liche Ministerialrath von Lehner: Allerdings sey der Entwurf nicht auf Rechtsgründe gebaut, aber auf die der Billigkeit, der Pie tät und des Dankes, Die verstorbene Herzogin habe ein viel zu kleines Witthum von nur jährlih 42,000 Fl. besessen. Hütte sie lebend um Erhöhung nachgesucht, die Kammer hätte sie kaum ver= weigert, Nicht Verschwendung, reiche Tugendübung der Freigebigkeit habe die Verblihene in Schulden gestürzt. Von 1807 bis 1824 während ihre Einnahme als Aebtissin in Würzburg cessirte habe sie 42,000 Fl. verloren. Dieser Punkt erfordere Rücksihtsnahme ; andererseits möge man sih erinnern, daß es der erlauchten Verbliche nen Gemahl, der Herzog Karl von Zweibrücken, war, der dereinst weder durch Drohung, noch durch Versprechung dahin gebracht werden fonnte, als Agnat des Bayerischen Kurhguses der projektirten Abtre

tung von Nieder - Bayern an eine fremde Krone beizustimmen. Der U » Viinister Wreiverr von Sre erte sun Gen fordere ihn auf, für die Beistimmung zum Entwurfe anzu= eifern. Gründe der Billigkeit müsse man vor Allem ins Auge fassen. Da aber bilde einen entscheidenden Punkt die Entziehung der Aebtissin = Pension \o viele Jahre hindurh. Man möge keine Kou=

sequenzen fürchten, es gelte ja hier nicht eine Thesis aufzustellen, Komme einmal wieder ein ähnlicher Fall, so gelte der heutige keines weges als Präjudiz. Uebrigens solle man auch nicht den Maßstab des Privatrechts an Mitglieder des Königlichen Hauses legen. Hier handle es sich um die Chrung des Andenkens an eine würdige Frau, an einen König, der den Vertretern des Volkes die Hallen dieses Hauses geöffnet habe, Er (der Redner) habe sich früher bei feiner vieljährigen Wirksamkeit in dieser Kammer immer einer freundlichen Aufnahme erfreut, Mögen auch heute jeme Worte nicht verhallen ! Hierauf folgte die gestern erwähnte Abstimmung, wongch der Entwurf mit 71 gegen 44 Stimmen abgelehnt wurde, ]

Oesterre.

VPrefzburg, 31. Mai. Die Preßburger Zeitung enthält nachstehende Glückwunsh-Adresse der landtäglich versammelten Reichs- stände an Se. Majestät den Kaiser und König zu Allerhöchstdessen Namensfest am 30, Mai:

„Kaiserliche Königl, apost. Majestät u, #, w.! Ein halbes Jahrhun- dert ist abgelaufen, seit die göttliche Güte in jenen sonst stürmischen und düsteren Zeiten Ew, Majestät zur Freude und zur beglückenden Hoffnung unserer und vieler anderen Nationen das Leben schenkte, Der segenreiche Friede hat das Klirren der Waffen verstummen gemacht, und wir sreuen uns in dessen ruhigem Schoße ves theuren Lebens Ew, Majestät und dan ken dafür stets dem Herrn des Lebens und des Schicksals. auch jeßt, da eben die anbetungswürdige göttliche Güte abermals einen Jahrestag des herrlichen Namens Ew. Majestät aufgehen läßt, wünschen wir mit einem darüber vom glühendsten Dank gegen den allgütigen Gott erfüllten Herzen, daß die Lebenstage und Jahre Ew, Majestät zahlreich, ge- segnet, vom heiligen Schuße Gottes geschirmt und glückselig seyn mögen, Zugleich flehen wir mit huldigender Unterthänigkeit, daß Ew. Majestät diese unsere geäußerten und von der ganzen Nation gehegten Wünsche auch dies mal als einen wiederholten, aus dem aufrichtigen Busen Allerhöchstdero ge treuen Ungarn entspringenden Beweis unserer unterthänigen wahrhaften Verchrung, unserer findlichen Anhänglichkeit Allergnädigst aufzunehmen ge ruhen. Die wir \ind 1, |: w.“

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5 Paris, 2. Juni. Ueber den Soldaten-Aufruhr in Manila giebt ein im Jmparcial von Barcelona enthaltenes Schreiben fol- gende nähere Auskunft. Das dritte Linien-Regiment, in welchem der Aufstand ausbrach, besteht aus Eingeborenen der Philippinishen Ju- seln, und nur seine Offiziere und ein Theil seiner Unteroffiziere sind Spanier. Die in einer ziemlichen Entfernung von der Stadt liegende Kaserne des dritten Regiments war der erste Schauplaß der Unord= uungen. Die Meuterer begannen ihr Werk früh Morgens vor Tages= Anbruch unter der Führung eingeborener Sergeanten damit, daß sie einen Hauptmann, zwei Lieutenauts und drei Spanische Unteroffiziere ermordeten, die den Dienst in der Kaserne hatten, Wüährend der hartnäckigen Gegenwehr, welche die Angegriffenen leisteten, gelang es einem anderen der wachthabenden Offiziere, zu entkommen und die Nachricht von dem Vorgefallenen nah dem Haupt - Quartiere zu bringen. Inzwischen rückten die Aufrührer gegen das Fort Santiago vor, wo ein Theil ihres Regiments in Garnison lag, der mit ihnen im voraus im Einverständnisse gestanden und gleichfalls die ihn kom- mandirenden Offiziere erschlagen hatte, Junerhalb des Forts befin= det sih eine Artillerie - Kaserne, deren Bewohner von dem ganzen

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Komplotte nichts gewußt hatten. Ein an die gleichfalls eingeborenen Artilleristen abgeschickter Sergeant, mit der Aufforderung, zu den Auf= rührern überzutreten, wurde von denselben zurückgewiesenz sie lossen vielmehr die Thüren ihrer Kaserne und rüsteten sich zum Widerstande. Die Aufrührer ließen \sich indessen durch dieses Fehlschlagen nicht ent- muthigen, sie schritten vielmehr zur Anwendung von Gewalt-Maßre- geln gegen die Artilleristen. Da sie Meister des sämmtlichen Ge- \hüßes der Festung waren, so richteten sie zwei Kanonen gegen die Kaserne, und alle Stücke von \{chwerem Kaliber gegen die Stadt. Mit Sonnenaufgang begann das Feuer auf die Artillerie-Kaserne und auf Manila. Inzwischen hatte sich der General-Gouverneur mit zwei Shwa- dronen Kavallerie und sechs Compagnieen Jufanterie der Kaserne des drit- ten Regiments, in welcher nur eine {wache Mannschaft zurückgelassen

war, nah furzem Widerstande bemächtigt, und war dann vor das

Fort Santiago gerückt, gegen das er das Feuer mit 2 Einundzwan= zigpfündern eröffnen ließ. Gleichzeitig machten die Artilleristen unter der Anführung eines Spanischen Sergeanten einen Ausfall gegen die Rebellen, durch den es ihnen gelang, die Leßteren aus ciner ihrer Stellungen zu vertreiben und das Hauptthor halb zu öffnen. Jebt brachen sich 3 Compagnieen der Belagerer Bahn in das Fort und die Aufrührer ergaben sich. Das Junere von Santiago bot einen entsetlihen Anblick dar, denn das Feuer der Truppen des Gouver= neurs hatte ein Pulver-Magazin in die Luft gesprengt, durch welches dies Fort mit Leichen und Trümmern bedeckt war. Die schwerste Gefahr blieb indessen ers noch zu beschwören. Das Fort stand im Brande, und es handelte sich darum, das Haupt = Pulver = Magazin, in welchem sich 24,000 Kisten Pulver befanden, vor dem Feuer zu s{hüßen und damit die Stadt Manila vor einem beinahe gewissen Un

tergange zu retten. Den verzweifelndsten Anstrengungen gelang es, diese shwierige Aufgabe zu lösen. Um 7 Uhr Morgens war der Aufruh1 gedämpft und das Feuer so weit gelöscht, daß man nihts mehr von demselben zu fürchten hatte. Es verdient, bemerkt zu werden, daß der General Oraa den Aufrührern, ehe er sie angriff, Verzeihung angeboten, daß sie aber seine Aufforderungen nur mit Kanonen- und Gewehrfugeln beantwortet hatten. Die Verluste dex Truppen des Gouverneurs sind ziemlich ansehulih gewesen, Ueber Veranlassung und Zweck des Aufruhrs beobachten alle amtlichen uud Privatberichte bis jeßt ein disfretes Schweigen, Man weiß bereits durch frühere Mittheilungen, daß einige achtzig der gefangenen Rebellen nach kriegs

rechtlichem Spruche erschossen worden sind,

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L Paris, 2. Juni, Jm Widerspruche mit den friedlichen Nachrichten, welche aus Haiti von anderen Seiten eingelaufen sind, sprechen Privatberichte von bedenklichen Aeußerungen inneren Zwie spalts und insbesoudere davon, daß die ehemals Spanische Bevölkerung der Jnsel Miene mache, sich von der neuen Regierung emanzipiren zu wollen, Die Sache soll zu Port Republicain als erustlih genug betrachtet worden seyn, um die Absendung von drei Regimentern nach jenem Theile der Jusel zu veranlassen. Namentlich soll die Stadt San Domingo cine sehr widerspenstige Stimmung an den Tag legen, und der provisorische Chef der Regierung, Charles Herard der Ael- tere, geäußert haben, daß man das Ucbel sogleih im Keime ersticken müsse, um dessen weiteres Umsichgreifen zu verhindern. Die Wahr heit der Sachlage muß bald an den Tag kommen,

Ur U I M 2 A A IMAN M.

WVreis: Bertheilung der Königlichen Akademie der Künste.

Jn der öffentlichen Jahres = Sihung der Königlichen Akademie

Metallgraviren und Steinschneiden 5, Schrist- und Kartenstechen

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Bronzegießen 2 2. Jn der Prüfungs - Klasse befanden sich 27, in den Architektur-Klassen 46 uud 38 Schüler.

V, Jn der Klasse für musikalishe Composition, welche 17 Ele-

ven zählte, erhielten : 1) Karl Lührß aus Schwerin die große silberne Medaille der Akademie mit eingestohenem Namen. Charles Jaquemar aus Berlin, Requiem von Cherubini und drei Hefte der Muster=Compositionen in gebundener Schreibart. 3) Solmar Müller aus Elbingerode, Mendelssohn Psalm 114 und Glucf's Auswahl von Arien, 1ster Theil und drei Hefte. 4) August Pipenburg aus Labes in Pommern, Haydn Qua= oe 2 0M, Julius Hopfe aus Schloß Heldrungen, J. S. Bach Kirchen- Gesänge Nr. 1 und 2. Friedrich Ts\chirch aus Lichtenau in Schlesien, J. S. Bach Präludien und Fugen für Orgel. 7) Wilhelm Herzberg aus Küstrin, Fasch Psalm 119 und

3 Fugenhefte.

VI, Die akademische allgemeine Zeichnenschule zählte 206 Schüler in drei Klassen.

Während der Pausen des Vortrages und der Preis-Verthei=- lungen, so wie zu Anfang und am Schluß der Sizßung wurden Musikstüke, komponirt von den Eleven der Königlichen Akademie: Karl Lührß, Wilhelm Tschirch, Julius Hopfe und Wil- helm Herzberg, unter Leitung des Herrn Musik-Direktors Run- genhagen und geneigter Mitwirkung verehrter Mitglieder der Siug- Akademie zur Ausführung gebracht.

Berlin, den 6. Juni 1843.

Direktorium und Senat der Königlichen Akademie der Künste.

)»r. G, Schadow, Direktor.

2)

N U: E: O FL E O E! 6 7-97 L. 30D

Die Königl. Preußische Wittwen-Verpflegungs- 2LUnstalt.

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Die durch das Patent und Reglement vom 28. Dezember 1775

gegründete, seit dem Jahre 1776 bestehende Königl. Preußische Witt- wen-Verpflegungs=-Anstalt ift in neuerer Zeit Gegenstand öffentlicher Besprechungen geworden, und dabei die Ansicht aufgestellt, daß die- selbe sich im blühenden Zustande befinden und während der langen Zeit ¡hres Bestehens einen bedeutenden Kapital-Fonds gesammelt ha= ben msse, der die im Jahre 1831 erfolgte Beschränkung des Junsti- tuts auf Staatsdiener nicht rechtfertige, vielmehr nicht nur gestatte, dasselbe wieder wie früherhin für Jedermann zugänglich zu machen, sondern auch die von den Juteressenten zu zahlenden Beiträge bedeu=- tend berabzuseßzen, wodurch dann einerseits das eigene Juteresse des Justituts, andererseits dessen wohlthätiger Zweck gefördert werden würde.

Eine Vergleichung der Beiträge, welche die Interessenten dieser Wittwen-Anstalt im Verhältniß zu den versicherten Pensionen zu zah= len haben, mit den Bedingungen, unter welchen ähnliche Pensionen bei anderen (niht auf Beiträgen aus vffentlihen Kassen mit basirten ) Anstalten versichert werden, würde zwar die Jrrigkeit der bezeichneten

| Ansicht von selbst ergeben und darthun, daß die Preußische Wittwen=

| Versicherungs-Austalt ohne Zuschüsse aus Staats=Kassen nicht bestehen

| fönnez indessen wird die nachfolgende Darstellung dies noch näher er= weisen. (Vergl. die unten folgende Tabelle.)

Bald nach Errichtung der Anstalt wurde in öffentlihen Blättern behauptet und besonders von Mathematikern aus Gründen der Wahr=

| scheinlihkeits- Rehnung nachzuweisen gesucht, daß dieselbe unter den festgeseßten Bedingungen durchaus niht werde bestehen können. Ob-

der Künste, welche heut unter Vorsiß des Direktors Dr. Schadow | gleich dies vou den damaligen Behörden um so weniger anerkannt

stattfand und mit der Gegenwart Sr. Excellenz des Herrn Staats Ministers Dr, Eichhorn und einer zahlreihen Versammlung beehrt wurde, erhielten, nah einem Vortrag des Geheimen Regierungs Rathes Professor Toelken über die Bestimmung der Kunst - Akade mieen und abgestattetem Jahres - Bericht, folgende Schüler der Aka demie Senate zuerkannten Medaillen und Prämien :

1. Bei den Lehr - Abtheilungen für Malerei, Skulptur und all gemeine höhere Kunstbildung erhielten für Leistungen im Aktsaal nach dem lebenden Modell, woran 66 Eleven Theil uahmen,

2 Ermunterungs=-Prämien erster Klasse: l) Louis Schulße aus Berlin, Maler und Zeichner,

2) Karl Gustav Richter aus Berlin, desgl.

3) Hugo Haagen aus Berlin, Bildhauer,

i) Julius Fleschner aus Berlin, desgl.

b. Ermunterungs-Prämien zweiter Klasse. Wilhelm Kaselowsky aus Berlin, Maler und Zeichner. Karl Heinrich Gütlin g aus Berlin, desgl.

Karl Bielschowsky gus Laschniß in Schlesien, desgl. Hermann Eschke aus Berlin, desgl. : August Wilhelm Rathgeber aus Stettin, desgl.

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) Julien Raymond de Baux aus Berlin, desgl. | (

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Julius Weyde gus Berlin, desgl. Alexander Gilly aus Berlin, Bildhauer und Modelleur,

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Julius Franz aus Berlin, desgl. Karl Stepn1h aus Berlin, desgl.

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. Ermunterungs=-Prämien dritter Klasse erhielten: l) Karl Adolph Guse aus Berlin, Maler und Zeichner,

2) Karl Heinrich Stöckel aus Berliu, desgl.

9) Nudolph Hampf aus Berlin, desgl. i

i) Friedrich August Sauerhering aus Zehdeuick, desgl, Rudolph Heilmann aus Berlin, desgl. :

0) Ernst Hartmann aus Magdeburg, desgl.

7) Wilhelm Kühling aus Berlin, desgl.

8) Karl Eduard Rahmlow aus Uckermünde, desgl,

TT; verdienten

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Jn der Landschaft-Zeichnen-Klasse, welhe 57 Schüler zählte, Peter Borgmann l. aus Mosfau und Eduagrd

T TST ; 2 E Fi Sunkel aus Berlin, welchen bei der vorjährigen Prämüirung die | |

große akademische Medaille zuerkannt wurde, auch diesmal öffentliche lobende Erwähnung, IIT. Ju der Klasse für Perspektive, woran 23 Schüler Theil nahmen , erhielten 1) August Christoph John aus Mühlhausen, Decorations= Maler, Hummel's Perspektive. 2) Gabriel Schön gus Litthauen, Maler, dasselbe Werk. 3) Nobert Ballauf aus Danzig, Maler, Hummel's Säuleu- Ordnungen. Der bereits im Aktsaal prämiirte Wilhelm Rathgeber aus Stettin verdiente auch hier lobende Erwähnung.

IV. Von den speziellen Lehr-Abtheilungen für zeihnende Künste zählte die Gypsklasse 91 Schüler; die anatomischen Klassen 23 und 44 Schüler, Thierzeichnen 10, Malen im Museum 18, Kupferstechen 6; an dem Unterricht im Holz- und Formstehen nahmen Theil 9; im

4)

werden wollte, als die Anstalt vom Staate mit dem Nießbrauche eines Kapitals von 10,000 Rthlr. und mit einem fortlaufenden jähr= lichen Zuschusse von 7400 Rthlr. ausgestattet war, so wurden doch in den Jahren 1782 und 1783 zu mehrerer Sicherheit die Beiträge neuer Mitglieder erhöhet und die Pensions - Ansprüche der Wittwen

aus der Hand des Direktors die ihneu von dem akademischen | durch Erweiterung der reglementsmäßigen Probejahre noch bedingter | gestellt.

Fudessen zeigten sich auh diese Abänderungen des Regle- ments unzureichend, als der finanzielle Zustand der Anstalt, so wie das statutenmäßige Verhältniß zwischen den Leistungen und Ausprüi- hen der Mitglieder, durch einen damit beauftragten Mathematiker näher untersucht wurde, worauf dann im Jahre 1796 eine aber= malige Erhöhung der Beiträge und Erweiterung der Probejahre erfolgte.

Durch den Krieg von 1806 1807 und dessen Folgen gerieth die Austalt, theils wegen des Austretens vieler Mitglieder, besonders aber durch die feindlihe Beschlagnahme ihrer, im Großherzogthum Warschau aussteheuden, sehr bedeuteuden, aus den baaren Antritts=- geldern gesammelten Kapital-Fonds in eine so mißlihe Lage, daß die Zahlung der fälligen Pensionen für mehrere Jahre suspendirt werden und der Stagt den dringendsten Bedürfnissen mit einem Vöorschusse von 340,000 Rthlr, zu Hülfe kommen mußte. Nach dem Friedens=-

| schlusse kam sie zwar mittelst Restitution der Warschauer Kapitalien

nebst Zinsen, und da in Folge der den Staats-Beamten auferlegten Verpflichtung, der Anstalt beizutreten, die Zahl neuer Mitglieder sich bedeutend vergrößerte, wieder in zahlungsfähigen Zustand ; allein nicht lange danach ergab eine vou neuem angestellte Untersuchung, daß ein dauerndes Bestehen derselben mit ihren eigenen Mitteln durchaus nicht zu erwarten sey. Es wurde guf Grund der über einen Zeitraum von 50 Jahren und über eine Anzahl von 30,000

| Ehepaaren sich erstreckenden Sterblichkeits - Erfahrungen des Justituts

und unter Vorausseßung eines Zinsfußes von 45 pCt. für die Ka- pital-Benuzung nach den Prinzipien der Wahrscheiulichkeits-Rechnung ermittelt :

1) daß auch durch die Receptions= Bedingungen vom Jahre 1796 lein zureichendes Verhältniß der Leistungen der Mitglieder zu den dafür versicherten Pensionen hergestellt worden seyz

2) daß für neue Mitglieder die im Jahre 1796 normirten Antritts- gelder, Beiträge und Retardatziusen durchschuittlih um 19 pCt. zu erhöhen seyn würden, um ein richtiges Verhältniß zu den Pensions-Versicherungen herzustellen,

Lediglich in Folge dieser, durch mehrseitige Prüfung bestätigten Resultate, wurde im Jahre 1831 die Aufnahme neuer Interessenten der Anstalt auf die zum Beitritt geseßlih verpflichteten Staatsdiener beschränkt, und die baare Erlegung der statutenmäßigen Antrittsgelder in deren Verzinsung mit 5 pCt. Seitens der Juteressenten umgewan- delt, Das vorhandene Aktiv-Vermögen, mit Ausschluß der über kre- ditirte Antrittsgelder ausgestellten Wechsel und der rückständigen Ka- pitalzinsen wurde, bei der Schwierigkeit, dasselbe siher gegen gute Zinsen unterzubringen, dem Staate, als Garauten des Jnstituts, ge- gen eine jährlihe Rente überwiesen. Das solchergestalt abgetretene Aktiv-Vermögen (größtentheils baare Antrittsgelder der Jnteressen- ten, welhe für das Justitut die Natur einer zurückzugewährenden Caution haben) betrug 2,684,000 Rthlr. und die jährliche Rente da- für wurde, einschließlich der seit Errichtung des Zustikuts vom ag gezahlten 7400 Rthlr. auf 115,000 Rthlr. festgeseßt, mit feElepten gabe jedo, daß dieselbe beim Erlöschen einiger während bes es