1843 / 158 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

ehe klar hervor, daß es allen Städten und Allen, welche auf dem audtag vertreten seyen, freistehe, Bitten und Beschwerden von all- gemeinem JFuteresse bei dem Landtag zur Sprache zu bringen; nur individuelle Bitten und Beschwerden seyen (nah §. 49) zu- rückzuweisen. Die Petition des Stadtrathes zu Trier sey aber von allgemeinem Jnteresse, weshalb ihrer Verlesung Nichts im Wege stehe, und es gar uicht nöthig sey, daß der Abgeordnete von Trier die Ge- genstände derselben zu seinen eigenen Anträgen mache. Unter den Worten des §. 50 „beim Landtage eingehende“ Anträge seyen gerade solhe von Außen herkommende, nicht die von Mitgliedern des Landtags gestellten zu verstehen. Wolle man unter dem Eingehen das Cinreichen an den Herrn Landtags-Marschall begreifen, so verfalle man in eine restringirende Erklärung des Geseßes, welhe um so unzulässiger sey, als es sich um das nicht zu verkümmernde Petitionsreht der Provinz handle. Er wünsche die Frage zur Abstimmung gebracht zu sehen. Es müsse, so fährt ein anderes Mitglied fort, jedenfalls zwischen den beim Landtage eingehenden Anträgen und den eingehenden Bitten und Beschwerden unterschieden werden. Bei den leßteren babe der Land- tag darüber zu berathen, ob er sie zu Anträgen erhebeu wolle, na mentlih wenn solche von Corporationen ausgegangen, indem nur in- dividuelle Bitten und Beschwerden gleih an Se. Majestät oder an die betreffenden Behörden zu verweisen seyen, Der Provinz dürfe die volle Befuguiß, Bitten an den Landtag zu richten, nicht beschränkt werden. Se. Durchlaucht der Herr Landtags-Marschall entgegnet, es sey niemals verweigert worden, Bitten an den Landtag zu richten, wie dies insbesondere die getroffene Anordnung beweise, wonach dez gleichen Petitionen im Vorzimmer aufgelegt würden, damit jedes Mit glied der Versammlung Gelegenheit erhalte, dieselben zu seinem eige- nen Antrage zu machen, Auf die Bemerkung, es könne der Fall ein treten, daß ein Mitglied, in der Hauptsache mit dem Juhalte einer solchen Petition einverstanden, nur wegen einiger Nebenpunkte Be- denfen trage, dieselbe unverändert zu seinem eigenen Antrage zu machen, so daß also eine an den Landtag gerichtete Petition nicht zur Berathung komme, ohne daß cs feststehe, daß die Versanunlung sie nicht für berücksihtigungswerth erachte, wird geantwortet, je- der Abgeordnete habe das Recht und die Pflicht, nur solhe Anträge an den Landtag zu bringen, deren Jnhalt mit seiner Ueberzeugung in Einklang stehe, indem ihm keine bindenden Justructionen ertheilt werden können. Wenn es sich, sagt ein Abgeordneter des Ritterstandes, um Beschränkung des wichtigsten Rechtes der Provinz, des Petitions rechtes, handle, so werde er eine solhe nie zugeben. Allein dieses scheine ihm hier niht der Fall zu seyn, in der jeßt festgehaltenen orm, wonach ein Mitglied des Landtages eine Petition zu seinem eigenen Antrage zu machen habe, erkenne er feine solche Beschränkung. Die Mitglieder des Landtages hätten meist {on in ihrer Heimat von den Wünschen der Provinz Kenntuiß erlangt und demgemäß bräch- ten sie dieselben in der Form von Anträgen vor den Landtag, wenn ein solcher Wunsch ihrer persönlichen Ueberzeugung entspreche. Die nicht von Mitgliedern der Versammlung übernommenen Petitionen | seyen aufgelegt, damit jeder Abgeordnete sie zu den seinigen machen | könne. Er hege zu der Jutelligenz der Provinz, welche durch den | Landtag repräsentirt sey, daß Vertrauen, daß sie den Wert solcher | Petitionen zu würdigen und die berücksihtigungswerthen hervorzuheben | wisse, Das Petitionsrecht gewinne dadurch, daß sich die Abgeordne-= | ten nicht darguf beschränken, fremde Petitionen blos abzulesen, son

dern, daß sie gehalten segen, dieselben zu ihrem Eigenthume zu machen. |

Jn dieser Weise habe sich diese Sache bisher gestaltet, und so möge es bleiben. Auch ein Abgeordneter des vierten Staudes glaubt, daß nur solche Petitionen vor den Landtag gehören, welche ein Mitglied zu den seinigen gemacht habe, und daß die Versammlung nicht gehal ten sey, alle an sie gerichteten Petitionen anzunehmen, Aus den Worten des §. 50 des Gesebes „bei dem Laudtag eingehende Anträge“ folge feinesweges, wie vorhin deduzirt worden, daß darunter vou außen her eingehende Petitionen zu verstehen seyen, vielmehr gehe aus der Fassung des §. hervor, daß er nur auf solche Anträge sich beziehe, welhe von Mitgliedern der Versammlung eingingen, da nur diesen die Möglichkeit gegeben sey, auch einen anderen als den schriftlichen Weg zu wählen. Die Diskussion beruhe auf dem Mißverständnisse, als ob es auch daun, wenn ein Mitglied eine ihm zugegangene Petition zu seinem eigenen Autrage gemacht habe, nicht gestattet sey, diese Peti- | tion zu verlesen, Dies sey aber nirgends verwehrt, Dagegen fährt | ein Abgeordneter der Städte aus: der §. des Gesebes sey lediglich | aus seinen Worten zu interpretiren; den einzelnen Ständen stehe es frei, die Abgeordneten zu beauftragen, Bitten und Beschwerden an: zubringen ; hieraus fo!ge, daß die Abgeordneten Petitionen vortragen fönnten, auch ohne deren Gegenstand zu ihrem eigenen Antrage zu machen; ja sie fönnten sich nicht weigeru, im Auftrage ihrer Kommit- tenten dergleichen Bitten dem Landtage vorzutragen, selbst wenn diese mit ihrer eigenen Ansicht nicht vollkommen übereinstimmten (in welchem leßteren Falle er selbst sich gerade jeßt befiude), weil dem Landtage das Recht, Kenntniß von jenen Bitten zu nehmen, nicht entzogen werden dürfe, Der Herr Landtags - Marschall erwiedert, daß auch in diesem Halle immer die Form der Autragstellung durch den Abgeordneten selbst er füllt werden müsse; daß es jedoch diesem freistehe, demnächst auch die ihm übergebene Petition zu verlesen, und dazu zu bemerken, daß und in welchen Punkten er mit derselben nicht übereinstimme.

Nach einigen weiteren Erörterungen wird die Petition des Stadtraths von Trier von dem betreffenden Abgeordneten mit der Erklärung verlesen, daß er die darin gestellten Anträge zu den seinigen gemacht und abgesondert eingereiht habe. Se. Durchlaucht veranlassen denselben, zwischen je zwei verschiedenen Gegenständen eine Pause zu machen, damit ermittelt werde, ob jeder einzelne An trag in der Versammlung die geseßliche Unterstüßung sinde. Diese Anträge sind folgende:

a) Daß in möglichst furzer Frist eine Kommission aus urtheil fähigen GButsbesibern und Beamten ernannt werde, mit dem Auftrage, den Nothstand der Mosel zu untersuchen und die Mittel zur Crleichterung derselben zu beantragen, Geht an den Ausschuß für Finanzsachen, s Der Provinz keine andere Kommunal - Ordnung verleihen zu wollen, u eine solche, die für Stadt und Land auf freier Wahl der Gemeiude - Vorsteher und Vertreter, möglichster Be freiung von der Bevormundung der Regierung und auf dem Grundsaß der Oeffentlichkeit und dem der Standesgleichheit beruht, Geht an den Ausschu für Ko E (20a he

j S P „Jur Kommunal= und Polizeisachen,

c) Daß die Attributionen der täudischen Ausschüsse erweitert wer den mögen, und daß ihre Zusammenberufunc semäßi

j e R g zu geseßmäßig festgestellten Perioden öfter erfolge.

Se. Durchlaucht bemerfen hierbei, es sey früher nicht vorge- fommen, daß mehrere Anträge desselben Juhalts an den Landtag ge- richtet worden; die Versammlung möge si darüber aussprechen, ob sie dergleichen Anträge sämmtlich vernehmen wolle, Die Verlesung aller Petitionen gleichartigen Juhalts wird zwar nicht als unbedingt nöthig, dagegen allerdings als sehr weseutlich für den Landtag erach- tet, zu wissen, daß uud aus welhen Gründen derselbe Gegenstand von mehreren Seiten her wiederholt in Antrag gebracht werde,

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c) Daß die jebt bestehenden Wahlgeseße verbessert und mit den gerechten Ansprüchen der Bewohner der Provinz in Einklang gebracht werden mögen. Geht an denselben Ausschuß.

Ein Abgeordneter der Städte wünscht, daß von Seiten des Herrn Landtags = Marschalls offizielle Auskunft über die Richtigkeit der zur Unterstüßung des verlesenen Antrags aufgestellten Behauptung: „daß im Regierungsbezirk Trier die Rittergüter nicht 1 pCt. in der gan zen Rhein-Provinz niht 2% pCt. der Grundsteuer tragen“, eingezogen werde, Se. Durchlaucht halten es für zweckmäßig, abzuwarten , bis der Ausschuß sich erklärt habe, ob er eine solche Auskunft begehre, welcher Ansicht ein Abgeordneter aus dem Stande der Ritterschaft, als dem Geschäftsgange entsprechend, beipflihtet, Es giebt jedoch der Abgeordnete der Städte zu bedenken, daß die gewünschte Ermittelung, welche für den Landtag immer von Juteresse sey, auch wenn der Ausschuß nicht darauf bestehe, vielleiht \o zeitraubend sey, daß bei fernerem Aufschub ihre Anstellung zu spät kommen werde. Daß die Bersammlung auch ohne Dazwischenkunfst der Ausschüsse dergleichen Auskunft erfordern könne, stehe dur die Praxis fest; eine Anwen dung dieses Saßes sey noch kürzlich vorgekommen, als man die Mit theilung der Stuttgarter Zoll - Konferenz = Protokolle begehrt habe. Jm Uebrigen sey er befriedigt, wenn die begehrte Juformation dem betreffenden Ausschusse zugehe, und verlange uicht, daß dieselbe in die Versammlung gebracht werde.

f) Daß die Presse von der auf ihr lastenden Beschränkung befreit werde und Se. Majestät in Jhrer Weisheit im Einverstänt nisse mit dem Dentschen Bunde ein Gesetz erlasse, welches die Freiheit der Presse sihere, den Mißbrauch derselben streng ahunde, Geht au den Ausschuß für Geseßgebung.

Daß der Entwurf des neuen Strafgesebbuches zurückgenommen

und verordnet werde, daß derselbe zuvörderst veröffeutlicht, den

Gerichten zur Begutachtung übergeben uud dem folgenden

Rhetnischen Laudtage mit dem Gutachten der Rheinischen Ge

richte vorgelegt werde, Geht an denselben Ausschuß.

h) Daß auf der Rheinischen Universität zu Boun ein Lebrstuhl für das Rheinische Recht freirt und Vorträge über alle Theile desselben gehalten werden. Geht an den Ausschuß für Kirchen und Schulsachen.

Cs fommen weiter zur Verlesung : : ,

Der Antrag eines Abgeordneten der Städte: daß den Gemeinde- resp. ihren geseßlihen Organen in der Verwaltung der Gemeinde Einkünfte eine größere Selbstständigkeit ertheilt, so wie, daß den jeßt fommissarisch oder pyrovisorisch angestellten Kommunal - Veamten bei Aenderung der Kommunal-Verfassung ihre Stellung und Einkommen belassen, resp. ihre Zukunft gesichert werde, Geht an den Ausschuß für Kommunal- und Polizeisachen. j i: 5

Ein Autrag desselben Abgeordneten auf Aufhebung des Gejebes vom 7, Febr. 1835, die Gast- und Scheukwirthschaften betreffend, resp. daß dieses Geseß nur in so weit bestehen bleibe, als es die Anlage einer Wirthschaft in einem Lokale, worin bisher keine Wirth haft betrieben worden, einer Konzession unterwerse. Vem Antrage ist ein analoger eines Abgeordneten der Städte aus dem Jahre 1837 beigefügt, welcher auf dem damaligen Landtage wegen Geschäfts Ueberhäufung nicht zur Diskussion gekommen war, Beide gehen

| an den Ausschuß für Handel und Gewerbe,

Der Antrag eines Abgeordneten aus dem Stande der Ritter schast, auf Abänderung resp. Aufhebung des §. 5. der Prüfungs Justruction vom ®, Februar 1834, so wie der Allerhöchsten Kabinets Ordre vom 14. Mgi 1840 und des ministeriellen Nefsfripts vom 31, März ej. und auf Gleichstellung der Ansprüche, welche in Bezie hung auf theoretishe und praktische Ausbildung an die von den glt- ländischen zu den Rheinischen Gerichten übertretenden Affessoren ge

| macht wérden, mit denjenigen Ansprüchen, welchen die eingeboreneu

| Rheinischen Rechtsbeflissenen zu genügen haben, in der Weise, daß

| diese altländishen Assessoren :

| a) in der nachträglich zu bestehenden Prüfung nicht bloß allge meine, sondern gründliche Kenntnisse des Rheinischen Rechtes darzuthun, y E

h) diese nahträgliche Prüfung niht mehr bei dem Rheinischen Appellations-Gerichtshofe in Köln, sondern bei der ordentlichen höchsten Prüfungsstelle der ZJmmediat- Justiz-ECxaminations Kommission in Berlin, abzulegen haben, und daß

c) ihr Dienstalter für die Rhewmischen Gerichte erst vom Tage dieser nachträglichen Prüfung zu rehnen sey; wird dem Aus {uß für Geseßgebung zugewiesen.

Ein Antrag eines Abgeordueten aus dem vierten Stande, daß

a. der von den Bäckern und Mebgern, welche im Rayon einer mah! und \chlachtsteuerpflichtigen Stadt wohnen, gezahlte Betrag an Schlacht- und Mahlsteuer vom Klassensteuer-Kontingeut ihres Wohn ortes in Abzug gebracht, und þ. die Städte-Bewohner, wenn sie auch nur einen Monat sich in einer klassensteuerpflihtigen Gemeinde auf- halten, für die Dauer ihres Aufenthalts zur Klassensteuer herangezo gen werden, geht an den Ausschuß für Finanzsachen. . Se, Durchlaucht der Herr Landtags - Marschall theilt der Ver sammlung mit, daß zwei Gesuche um Aufnahme von Gütern in die Ritterguts= Matrikel der betressenden Kommission überwiesen worden und daß eine individuelle Petition von mehreren Bewohnern Hus burgs im Borzimmer gufgelegt sey. A

Auf die Anfrage eines Abgeordneten erklärt Se. Durchlaucht den Termin zur Einreichung vou Anträgen nicht verlängern zu fön nen und wird sodann die Sihung aufgehoben.

O2 ; ; v4 Aa Zeitungs - Uachrichken. NuslanundD.

————— Frankreich.

Deputirten-Kammer. Sihung vom 2, Juni, Nach- dem die Kammer mehrere Tage hindurch die einzelnen Artikel des Geseßz-Entwurfes über die Umschmelzung der Kupfermünzen berathen und dieselben sämmtlich angenommen hatte, nahm noch Herr Ducos das Wort und sagte: „Sie haben, m. H., die verschiedenen Artikel angenommen, welche die Ceutralisation unserer Münz- Fabrication fest- seßen. Jch kaun also auf dieseu Puukt uicht zurücifommen; aber ich halte es für meine Pflicht, die Aufmerksamkeit der Kammer noch auf eine wichtige Frage zu lenken, nämlich auf die Frage, ob der vor- liegende Gese =Entwurf überhaupt so dringend is, daß die Zweck mäßigkeit, denselben vor der Hand ganz zu verwerfen, nothwendig in den Hintergrund treten müsse, Die Kammer möge sich noch einmal sagen lassen, wie es um die pecuniairen Hülfsquellen des Laudes steht, bevor sie neuerdings eine so bedeutende Ausgabe votiren, Der ehrenwerthe Berichterstatter der Budgets-Kommission hat durch unbestreitbare Zif- fern für das Jahr 1842 ein Defizit von 488 Millionen festgestellt, Wenn man die Ausfälle der beiden folgenden Jahre hinzufügt und

d) Daß die Versammlung sich von des Königs Majestät eine voll= ständige Oeffentlichkeit der Landtags - und Ausschuß - Verhand- lungeu erbitte. Geht] an den Ausschuß für ständische Angele-

genheiten,

die dur die Amortisations-Kasse gelieferten 72 Millionen abzieht, so wird sich im Jahre 1844 das Defizit noh auf 455 Millignen belau- fen, Jm Jahre 1853, und glauben Sie uicht, daß ich diesen Zeit punkt willkürlich annehme, wird sih die Gesammtheit unserer Defizits

auf 1300 Millionen belaufen; denn bis dahin werden alle Hülfs» l des Amortisations-Fonds hypothezirt seyn. Die Kammer dürfte el- leicht Anstand nehmen, durch Votirung neuer Ausgaben jenes efizit zu vermehren.“ (Beifall zur Luken.)

Der Fiuanz=Minister: „Es if nit meine Absicht, die von dem vorigen Redner angeführten Zahlen zu bestreiten; ich will die Kammer nur daran erinnern, daß jene Zahlen nicht neu für sie sind. Sie waren ihr bei den Erörterungen, die im vergangenen Jahre stattgefunden haben, vollkommen bekannt, und ich muß mich wundern, daß Herr Ducos. erst jeßt seine Besorgnisse laut werden läßt. Unter allen bisher vorgelegten Geseß-=Entwürfen scheint mir feines \o drin- geud und nüßlih, als der jeßt in Rede stehende, und deshalb hat die Regierung ihn vorgelegt. Jch hoffe daher auch, daß die Kammer ihre Zustimmung nicht versagen wird,“

Die Kammer schritt hierauf zur Abstimmung über den ganzen Geseß-Entwurf, und dieselbe ergab folgendes Resultat :

Zahl der Stimmendei 305 Absolute Majorität . 193 Für den Geseß-Entwurf i7 Stimmen Gegen denselben

Der Geseß-Entwurf i mithin verwor

Paris, 3. Juni Ueber die Verwerfung des Münz = Gesetzes von Seiten der Deputirten-Kammer äußert sih das Journal des Débats in folgender Weise: „Wir bedauern cs lebhaft, daß die Kammer durch 1hr Botum eine Maßregel hinausgesc-oben hat, deren Nothwendigkeit und Dringlichkeit von aller Welt anerfaunt wurde. Wir bedanern dies um #0 mehr, da dur die Erörterung dasjenge modifizirt worden war, was der Entwurf vielleicht Mangelhaftes enthielt und er also feinen Anlaß zu irgend einer ernsten Einwendung mehr gab, Die zu votirende Ausgabe war der wahrhafte Grund der Verwerfung. Man hat sicher den Druck, der auf unseren Finan zen lastet, übertrieben; man hat in einem fläglichen Tone über den Ausfall detlamirt, den man beharrlih ein Defizit neunt, obgleich zwischen diesen beiden Benennungen ein Unterschied is, Die Kam mer, erschreckt durch jene furchtbare Bilanz, bei der man die Passiva vermehrt und die Aktiva vermindert, hat sich aus einem Geiste der Sparsamkeit für verpflichtet gehalten, das Geseß zu verwerfen. Wir halten dies für eine s{chlechtverstandene Sparsamkeit, Mau hat vergessen, daß der unermeßliche, unbestreitbare Kredit, dessen sich der Staat erfreut, mcchts Künstliches hat; man hat die bedeutende Ver mehrung, die sih in allen Zweigen der öffentlichen Einnahme kund giebt, unbeachtet gelassen, Die Ruhe, welche überdies in der c1vili sirten Welt herrscht, bildet einen jener Augenblicke, den man zu be nußen wissen muß, um nüßliche Reformen ins Werk zu seßen, Man hat allerdings in den leßten drei Jahren große Ausgaben votirt ; aber dieselben waren größtentheils für Arbeiten bestimmt, bei denen man den Krieg im Auge hatte. Für den Frieden is man nicht so freigebig gewesen. Seltsamer und unerklärlicher Widerspruch ! Man votirt bereitwillig Hunderte von Millionen, wenn es sich darum han delt, Bastionen zu errichten, man votirt dieselben, als ob der Krieg morgen beginnen solle; dagegen verschiebt man die Geseße und die Reformen, bei denen die Jndustrie betheiligt is, und die auf die Thätigkeit des Verkehrs influiren sollen, als ob die Ruhe und der Frieden ewig dauern müßten, als ob man unumschränkter Herr über Tie Zeit und über die Ereignisse wäre.“ Dex Courrier francais sucht das gestrige Votum der Kammer im Juteresse seiner Partei auszubeuten und sagt: „Das Kabinct is zu sehr an Niederlagen gewöhnt, als daß es durch die Verwerfung seines Geseßes erschüttert werden könnte; es wird das neue tadelnde Votum eben so geduldig ertragen, als es die Verwerfung seines Zuckergesebes ertrug. Abo1 diese Resignation, welche mit philosophischer Ruhe Alles erträçzt, kann nicht immer dauern; wenn auch das Ministerium seiner Niederlage nicht müde wird, so dürfte doch die Kammer ihrer Siege müde wer den, Die parlamentarische Regierung is} keine Regierung der Untl& tigkeit; die Erörterungen der Rednerbühne können nicht blos speku lative Abhandlungen seyn, die man vorträgt, um sie vorzutragen ; der Gedanke der berathenden Versammlungen bildet zuleßt ein Geseb., Es ist Zeit, jener jämmerlichen Kombdie ein Ende zu machen und in die regelmäßige Bahn der parlamentarischen Regierung einzulenlen, Wir wissen nicht, wie vieler Niederlagen es noch bedarf, um dem Kabinette begreiflih zu machen, daß es uicht das Bertrauen der Majorität hat. Es ist Sache der Kammer, es von dieser Thatsache zu benachrichtigen, und wir hoffen, daß sie ihre Pflichten gegen das Land erfüllen, und uicht länger ein Ministerinm dulden wird, welches die Herrshsucht ver blendet, und das uicht Stolz genug hat, zu fühlen, daß es besser ift, si zurückzuziehen, als fortgejagt zu werden, Der Constitu tionnel läßt sich über denselben Gegenstand in folgender Weise vernehmen: „Das Ministerium is uicht glückli in seinen Unter nehmungen. Die Deputirten - Kammer verdächtigt Alles, was vou ihm ausgeht, Kürzlich verwarf sie das abscheulihe Zukergeselz, gestern is sie noch weiter gegangen, sle hat das Gesel über die Umschmelzung der Münzen verworfen, welches in seinen Details viel leicht noch unvollständig, dessen Zweck aber vortrefflih war, Wenn die Kammern alle Gesebe verwerfen, die guten sowohl, wie die schlechten, so is dies ein Beweis, daß das Ministerium keine Achtung genießt und keinen Einfluß ausübt. Noch uie war ein Ministerium in einen solchen Mißkredit gesunken. Es giebt für diese traurige Lage eine Ursache, die man aussprechen muß: das Ministe rium hat gewaltsam eine politische Majorität an sich gezogen; aber bei Geschäftsfragen uimmt jene Majorität, des Joches müde, weldes sie sich auferlegt hat, ihre Unabhängigkeit wieder an, und die mini steriellen Cutwürse müssen den Zwang, den man sich angethan hat, entgelten, Wenn die Eigenliebe des Kabinets durch jene Nieder lagen leidet, fo gewinut das Land nicht immer dabei, denn es muß oft die Kosten jener Repressalien bezahlen, So war der Geseh-=- Entwurf über die Münzen gut und nüplih; die einzige ernste Einwendung, die man dagegen machen fonute, war der Zustand unserer Finanzen; aber man konnte deshalb den Grundsaß der Umschmelzung immer aunehmen, und nur die Ausführung verschieben. Statt dessen aber hat die Kammer das ganze Gese verworfen, obgleich sie die einzelnen Artikel angenon!- men hat, Ju England is die Hauptbefugniß des Kabinets - Chefs oder des wichtigen Ministers die Leitung der Debatten in einem der beiden Häuser. Sie sind die Chefs der Majorität, und es is ganz ciufach, daß diese dem Jmpulse folgt, den sie ihr geben, Jn ezrank- reih haben wir Minister, die sih die Repräsentanten der Majorität nennen, und die bei dem größten Theile ihrer Geseß- Entwürfe nur mit der Minorität Haud in Hand gehen, Js dies nicht der Um sturz aller Au die bisher, in Bezug auf die Repräsentatiy- Regierung, gültig waren.

8 B ire vou 3, Juni, An der heutigen Börse war der Um- saß in Französischen Renten geriugz es herrschte eine große Unent \hlos}senheit uuter den Spekulanten, Die Ungewißheit über die Jr- ländischen Angelegenheiten hält sich in der Schwebe, daher sind auch die Geschäfte so sehr beschränkt, Die vom Madrider Heraldo mit-

etheilten neuesten Nachrichten waren nicht geeignet, das in den Spanischen Konds wieder eingetretene Steigen zu veranlassen. Nach diesem Blatte hätten zu Alicante Unruhen Pan an welchen sogar die Truppen Theil genommen hätten, Man hat jedoch Grund, zu

g “on, daß diese Nachricht fals is, und daß die Regierung günsti ger: Verichte durch den Telegraphen erhalten hat, So hieß es zum wemg eau im Spanischen Botschafts-Hôtel.

{7 Paris, 3. Juni. Die Verwerfung des Gesetz - Vorschlags über Umprägung eines Theils der Französischen Scheidemünze ist \chwerlih, wie das Journal des Débats behauptet, blos durch Sparsamkeits - Rücksichten motivirt worden, sondern man muß in ihr ganz gewiß auch den Beweis sehen, daß die Kammer mit ihrem eige nen Werke unzufrieden war. Nun wird Frankreich zwar allerdings ohne großen Nachtheil sich noch einige Jahre länger mit dem Kupfer gelde und der fleinen Silbermünze behelfen föunnen, deren cs si seit 50) Jahren und länger bedient, allein es wäre doch wenigstens zu wünschen gewesen, daß die Kammer s\ich selbst die langen Verhand lungen, die auf nichts hinguslaufen sollten, erspart, und daß sie die darauf verwendete kostbare Zeit irgend einem der unmittelbaren Er ledigung fähigen Gegenstande gewidmet hätte. Der Heseßz-Entwurf über das Patentwesen zum Beispiel, den man gestern von der Tages ordnung gestrihen und damit auf das nächste Jahr vertagt hat, hätte zum großen Vortheile der gewerblihen Verfas sung des Landes, anstatt des Geseß - Vorshlages über das Münzwesen, in Berathung genommen werden können vorausgeseßt, daß ihn die Kammer uicht gleichfalls nah der Annahme der einzelnen Artikel bei der Gesammt-Abstimmung beseitigt haben würde. So warten auch uo abgesehen von so manchen großen Fragen der inneren Organisation mehrere Geselz =Entwürfe über Eisenbahnen auf eine Erledigung, von der man jeßt zu zweifeln anfängt, ob sie noch möglich jeyn werde, Hierbei mag bemerkt werden, daß dic beiden Gesellschaften, denen die Regierung die Eisenbaßnen von Paris nach der Belgischen Gränze und an deu Kanal uud von Orleans nach Tours bewilligt hat, daß diese Gesellschaften Mitbewerbe1 ge funden haben, welche dem Staate und dem Publikum bei weitem vor theilhaftere Bedingungen anbieten, als die vom Kabinet begünstigten Unternehmer, Dieser Umstand dürfte die Regierung natürlich in Vei legenheit bringen. Soll sie Angesichts der ueuen Anerbietungen di Sache der ersten Kontrahenten fallen lassen? Die Konveuienz cheint ihr dies uicht zu erlauben, und überdies würde sie dadur das Ge ständuiß ablegen, daß sie uicht die geeigneten Wege eingeschlagen, um das fragliche Geschäft zum möglichst vortheilhaften Schlusse zu brin gen. Soll sie auf der anderen Seite darauf beharren , für die Her ren Rothschild und Compagnie auf Kosten des Staatsschabzes und dei Börse des Publikums größere Zugeständnisse zu beantragen, als deren Mitbewerber für dieselben Leistungen verlangen? Dieser Weg schein aus handgreiflihen Gründen noch weniger eingeschlagen werden zu iönnen, Wenn daher die begünstigten Kapitalisten Gesellschaften dei Regierung uicht durch freiwillige Verzichte oder doch wenigstens durch Derabstimmung threr Ansprüche zu Hülfe kommen, fo dürste dem Ka binette eine einstweilige Vertagung dieser Eisenbahn - Fragen uicht gerade unerwünscht seyn.

. Seit nunmehr sechs Wochen herrs{cht hier fast ununterbrochen ein Wetter, welches an die schlechtesten Tage eines gewöhulichen Märzmonats erinnert, Kälte, Negen und Wind würden gar uicht anu den Sommer glauben lassen, wenn die Vegetation uicht unter dem Schutze der Aprilsonne zum vollen Flor gekommen wäre. Wenn dieser Witterungszustand noch einige Wochen fortdauerte, so würde man auf die Hoffnung fast jeder Aerndte, außer den in der Erde wachsenden Früchten, verzichten müssen. Der Wein und die Bagumfrüchte siut {on jeßt {wer gefährdet,

———ftae

Grossbritauien und Irland.

__ Unterhaus. Sißung vom 2. Juni (B. H.). Auch in dieser Sibung kamen wieder die Jrländischen Angelegenheiten zur Sprache. Auf eine Anfrage des Herrn Shiel erklärte zunächst a ames Graham, daß unmittelbar nach Erledigung der auf eine Reform des Jrländischen “Armengesebes gestellten Anträge die Nogie- rung eine Bill zur Verbesserung des Jrländischen Wähler RNegistri rungöwesens einbringen werde, und daß diese Bill, dem Prinzipe nah, dem in England bestehenden Wählerregistrirungsgesebe ähnlich seyn solle, eine Uebereinstimmung, deren Mangel in dem vor zwei Jahren von Lord Stanley entworfenen Plane bekanntlich der Haupt beweggrund des erfolgreichen Widerstandes war, den derselbe von Seiten der liberalen Partei fand.

Hierauf griff Lord John Russell das von der Regierung jeßt in Bezug auf Jrland befolgte System an, nachdem er zuvor, um leinen ¿Zweifel darüber zu lassen, daß erx O’Connell, wenngleich er nicht in allen Dingen mit ihm übereinstimme, doch feinem vollen Werthe nah zu schäßen wisse, auf einige in der lebten Sihung vor gekommene Anspielungen hindeutend, erklärt hatte, daß das vorige Ministerium O’ Connell allerdings das Amt eines Archiv = Direktors in Jrland angeboten, und daß er (Lord John Russell) dieses Aner bieten zu allen Zeiten zu rechtfertigen bereit sey. Auf die Maß regeln des jeßigen Ministeriums übergehend, äußerte er daun, daß er in Uebereinstimmung mit vielen Auderen geglaubt habe, die Regierung werde jeßt, nah Beseitigung des Krieges in China und Afghanistan, ihr Augenmerk vornehmlih auf Maßregeln der Sparsamkeit und Ausgaben-Beschränfung richten, und daß er da her um so mehr verwundert sey über die großen kriegerischen Vor fehrungen, welche in Bezug auf Jrland getroffen würden, als diesel ben, mit der massenweisen Absezung der Friedensrichter zusammen treffend, nur geeignet seyn könnten, die Aufregung zu vermehren, den Repeal-Umtrieben einen neuen Aufshwung zu verleihen und allgemeine Berwirrung hervorzurusen. Er könne daher nur die Hoffnung aus sprechen, daß die Regierung von solchem Verfahren abstehen und insbesondere das Benehmen des Lord - Kanzlers von Jrlgud in den gebührenden Schranken halten werde, widrigenfalls er sich genöthigt sehen würde, unmittelbar nah den Ferien eine Adresse an die Krone zu beantragen, in welcher das Parlament seine Ansichten über das Verfahren der Minister niederlegen könne. Sir Robert Peel wollte nihts von einem weiteren Eingehen auf diese Angelegenheit wissen, nahdem die dreitägige Debatte über die Waffen-Bill Gelegenheit geuug gegeben habe, si über Jrland aus zusprechen. Er bemerkte indeß, daß die Regierung nur Maßnahmen, welche “schon unter dem vorigen Ministerium von dem damaligen Lord-Lieutenant von Jrland, Lord Fortescue, gegen die Repeal-Um triebe ergriffen worden segen, weitere Folge gebe. Herr Hume sprach sich sehr lebhaft gegen die militgirishen Vorkehrungen aus und kon trastirte den jeßigen Zustand der Dinge mit den Verhältnissen unter dem vorigen Ministerium, durch dessen unparteilihe Verwaltung tie Ruhe in ZJrland in dem Grade sicher gestellt gewesen sey, daß wäh- rend der Arbeiter -= Unruhen in England Truppen gus Zrland hinweggezogen werden fonnten, Er forderte die Regierung auf, ernstlich an die Abstellung der gerechten Beschwerden Jrlauds zu denken, insbesondere an Aufhebung des von der herrschenden Kirche ausgeübten Drucks, und bezeichnete die Entlassung der Friedensrichter als ein wahnsinniges Unternehmen, das uur dazu dienen könne, die Erbitterung des Volks auf den höchsten Gipfel zu treiben, Sir Ro bert Peel suchte nun die Unparteilichkeit der Regierung und deren Berücksichtigung der öffentlichen Meinung in Jrland darzuthun und erwähnte zu dem Zwecke unter Anderem, daß der jebige General-

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| Prokurator von Jrland nur aus dem Grunde sih von der Kandidatur für | Dekretes ergiebt sich, daß nichts weiter als ein Jubult gemeint ist,

die Vertretung der Universität Dublin im Parlamente zurückgezogen habe, weil er sih uicht habe verpflichten wollen, das neue System des Volfsun terrihts und die alljährlich vom Parlamentebewilligte Beisteuer für das fa- tholishe Priester-Seminar zu Maynooth zu bekämpfen. Der Gene ral-Prolurator, Herr Smith, selbst bestätigte dies, und nachdem unter Anderen Herr More O'’Ferrall eine Reform der Geseke über das Verhältniß des Grundherrn zum Pächter als eines der vor züglihsten Mittel zur Verbesserung der Jrländischen Zustände ems= pfohlen und Sir H. W. Barron, um darzuthun, was es mit der

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gepriesenen Unparteilichkeit und Versöhnlichkeit des Ministeriums auf

sich habe, darauf hingewiesen hatte, daß alle von dem jeßigen Mini sterium ernanuten Jrländischen Bischöfe die eutschiedensten Feinde des

neuen Volks-Unterrichtê-Systemes seyen, wurde diese Angelegenheit durch Annahme des Antrags auf Vertagung des Hauses nach dem

Schlusse der Sißung beseitigt,

Londou, 3, Juni. Se. Majestät

der Kong von Hannover

¡ist noch im Lauf des gestrigen Nachmittags in Londou eingetroffen

Mund im St, James-Palaft abgestiegen. Kurz

velhe um 4 Uhr, 2 T vou Cambridge den König. # bei der verwittweten Königin f speijte daun bei der Herzogin von Gloucester. Se.

auf enem Vampfsboot von Calais nah England herübergekommen und am Zollhause in der Themse gelaudet.

Majestät war

—t— Deutsche Bundesstaaten. : _&5aunover, 9 Zum, Die Feier des Geburtstages Seiner Viajestät unseres Königs wird am heutigen Tage in der hiesigen aupt-= und Residenzstadt festlich begangen, Es ertönte Thurm Viusik, Freuden-Geläute aller Glocfen und der Donner de1 Kanonen, “luf dem Waterlovplaße wurde große Parade der sämmtlichen hie 11 Besaßung liegenden Truppen gehalten, welche Jhre Königlicheu Hoheiten der Kronprinz und die Kronprinzessin mit Fhrer Gegenwart beehrten. Ében so werden mehrfache Vereinigungen zum frohen Mahle zur Feier des Tages Statt finden Q esterretM;

Lten, 30, Mai. (Deut\che Bl,) Dei gegenwärtig hier verwoilende Fürst Milosch hat gestern Abend durch Staffette die An zeige erhalten, daß seine Gemahlin, die durch ausgezeichnete Geistes gaben befannte Fürstin Liubicza am 26sten d. zu Neusaß an der Wassersucht verschieden ift. Die Krankheit war nach dem ärztlichen Erachten hauptsächlich eine Folge der in den leßten acht Monaten erfahrenen Kränkungen, denen der sonst rüstige Körper erlag. Wurst Michael, auf der Reise nah Wien begriffen, befand sich am Sterb beite feiner Mutter.

—tiflirck—- Joel ten.

Meapel, 23, Mai. (A, Z.) Das Brasiliguische Geschwader, aus zwei Fregatten und einer Korvette bestehend, au deren Bord \ich ein außerordentlicher Gesandter Sr. Kaiserl, Majestät zur Begrüßung der erlauchten Braut befindet, is vorgestern in Begleitung der Nea politanuischen Flottille, die ihm entgegengefahren war, vor unserer Stadt angelangt, Nachdem es dieselbe mit den üblichen Salven be grüßt, begab sich der König an Bord, um die Ankömmlinge zu bewill fommuen, Die Vorstellung bei Hofe is auf nächsten Sounabeud fest gesetzt. Die Abreise der hohen Braut wird im Laufe des Juni statt finden. Man spricht davon, daß der König sle bis Gibraltzr und hx Bruder, Prinz Luigi, Graf von Aquila, der aber bis jsegt von seiner Reise nach dem Orient uoch nicht zurück ist, sle bis Rio Janeiro be gleiten werde. Außer den orei Brasilianischen Schiffen und dem Tuniser liegen zehu Neapolitauische Kriegsschiffe auf der Nhede 901 Anker.

Mai. nach

Turin, 30, nid heute von ihre dor eingetroffen,

er Kömg und der Herzog von Genua arden unternommenen Reise hier wie-

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© Madrid, 27. Mai. Der beschleunigte Abgang eines Cou riers ließ mir gestern nicht Zeit, um die kaum erschienenen wichtigen Dekrete mit Sorgfalt zu prüfen, und die Erläuterungen, deren sie bedürfen, niederzuschreiben.

Das die Auflösung der Cortes verfügende Dekret begreift sich ohne weitere Bemerkung, Jedermann war darauf gefaßt. Die wah- ren Gesinnungen des neuen Ministeriums sind in den Dekreten zu suchen, welche jene Maßregel begleiten, um sie zu beshöuigen, Zum erstenmale seit dem Bestehen von Staatseinrichtungen sieht man eine Regterung detretiren, daß das Volk keine Steuern zu bezahlen brauche, und defretiren, daß die Abgaben, welche freiwillig entrichtet würden, entgegengenommen und in Anrechnung gebracht werden sollen. Wo mit denken die Minister die öffentlichen Ausgaben zu deen, wenn, bei dem Vorhandenseyn eines jährlichen Defizits von 800 Millio nen Realen, keine Steuern erhoben werden? Nicht einmal eine Anleihe lönnen sie ohne Genehmigung der Cortes abschließen, Natürlich \chreit der unverständige Pöbel: „cs lebe die Re gierung, die uns die Abgaben erläßt!“ und dies wurde begb sichtigt, Mendizabal, der Mann, der vor acht Jahren an- kündigte, daß er ohne Vermehrung der Abgaben, ohne ein Anleihen abzuschließen, den Bürgerkrieg binuen drei Monaten beendigen würde ; Mendizabal, der 1837, als der General Espartero sich mit den

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Garde -Vssizieren gegen ihu erflärte, die Königin Regentin aufforderte, |

| diesen General erschießen zu lassen; Mendizabal, jeßt zum dritten

| male Finanz-Minister, erläßt so eben ein Dekret, kraft dessen ersten Artikels die dem Volke äußerst verhaßte Accise, welche der Staat in 28 Provinzial - Hauptstädten und drei Seehäfen erhebt, aufgeho

ben wird. Das Volk, welches dergleichen Dekrete weder liest, noch versteht, hört nur davon reden, daß die Accise abgeschafft wäre, und preist den wohlthätigen Finanz-Minister, Bald aber wird die Enttäu- hung folgen, denn gerade die Artikel, deren die ärmeren Klassen o ivenig wie die anderen entbehren fönnen, Fleish, Wein, Branntwein, Oel, Essig und Seife, bleiben mit derselben Auflage behaftet, und nur Luxus=Artikel, ausländische und Kolonialwaaren gehen frei in die Städte ein, Durch leßtere Maßregel wird der Staats Kasse eine jährlihe Summe vou etwa 50 Millionen Realen entzogen, die na

türlich durch irgend eine anbere neu einzuführende Auflage ersetzt werden muß, und die Finanz - Verwirrung auf den höchsten Gipfel steigert, „Judem wir die Dekrete lasen“, sagt der Corresponsal, „fam es uns vor, als ob wir nicht die Verfügungen einer bestehen- den Regierung, sondern die Maßregeln einer revolutionairen Junta erblickten, die sich um jeden Preis Stimmen und Sympathieen zu er- werben sucht. Es leidet feinen Zweifel, das Ministerium Gomez Be- cerra hat ein Pronunciamiento gemacht,“ Endlich nehmen die Minister die Miene an, als ob sie eine Amnestie für politische Verbrecher er-

ließen, und aus der genaueren Prüfung des auf Schrauben gestellten

nah seiner Ankunft, B Stunden nach der Taufe der jungen Prinzessin, j erfolgte, besuchten Prinz Albrecht, der Herzog und dei Prinz Georg L Hierauf machte Se. Majestät Besuche | und bei der Prinzessin Sophie und

der sih auf aht oder zehn zu den Galeeren verurtheilten Personen erstreckt,

Unterdessen hat man auch für gut befunden, die hiesige Natio= nal-Miliz gegen diejenigen ihrer Chefs, welhe man für Gegner der neuen Minister hält, aufzureizen. Diese Umtriebe hatten zur Folge, daß das von Herrn Cortina befehligte Bataillon ihm den Gehorsam verweigerte, und er deshalb den Befehl niederlegte. Einige andere Offiziere sind diesem Beispiele gefolgt, und auch der Chef des Artil lerie-Corps der National - Miliz, Don Pedro Miranda, General=-Di- reftor des Straßen= und Kanal-Bauwesens, soll seine Eutlassung von beiden Stellen verlangt habeu. Das Organ der Regierung, der E)pectador, sagt heute in Bezug auf diese Entschließungen , sie hätten ohne Zweifel „in der patriotischen Haltung und festen Sin= nesart“, welche die National - Miliz von Madrid au den Tag lege, ihre Veranlassung. Morgen wird der Regent Musterung über die National-Miliz halten. ;

Uebrigens befürchtet man durhaus feine ernsthafte Unterbrechung der Ruhe in irgend einer Provinz, Catalonien allenfalls ausgenom-= men. Der Oberst Prim und einige andere Ex = Deputirte haben sich ohne Pässe und in großer Eile dorthin begeben. Wer die hiesigen Verhältmsse und den Spanischen Volks-Charakter genau kennt, wird faum bezweifeln, daß an das neue Ministerium nicht weniger zahl reiche, wenn gleih minder aufrihtige Beglückwünschungs-Adressen ein-= gehen werden, als an die Er-Minister Lopez und Caballero einliefen. Die Regierung beruft sich ihrerscits darauf, vom legalen Wege nicht abgewichen zu seyn, und findet in der Geschmeidigkeit der Con- stitution ihre Nechtfertigung. Sie is entschlossen, dem Geschrei der Presse stumme Berachtuug eutgegenzuseßeun, und erwartet uur, ihre Gegner die Bahn der Jlegalität betreten zu sehen, um sie den vol= len Umfang ihrer Kraft fühlen zu lassen. Zudem hegen die Minister die feste Zuversicht, bei den nächsten Wahlen, die am 20, Juli begin= nen, einen vollständigen Steg davonzutragen.

Diesen Nachmittag hieß cs, die National-Miliz von Saragossa hatte darauf bestanden, daß die dortigen Truppen die Stadt verlie= ßen, und der General-Capitain hätte diesem Ausinnen nachgegeben und wäre mit der Besaßung nach Teruel marschirt,

Heute trafen hier zwei Couriere mit Depeschen des General=Ca-= pifalns von Granada ein, ohne daß über den Jnhalt derselben etwas verlautet hâtte,

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Zulanud. Berlin,

Juni, Die Geseß-Sammlung enthält fol- gende Allerhöchste Kabinets - Ordre, betreffend die Ernennung des Präsidenten und der Mitglieder des Ober -Censurgerichts und die uähere Bestimmung der Amtsdauer der Leßteren :

„Auf den Bericht des Staats-Ministeriums vom Sten d, M. und nach dessen Borschlage ernenne Jch hierdurch zum Präsidenten des nach der Ver- ordnung über die Organisation der Censur-Behörden vom 23. Februar d. J. einzusezenden Obex-Censurgerichts, den Wirklichen Geheimen Ober - Justiz- rath und Staats-Secretair Bornemann, und zu Mitgliedern dieses Ge- richts: 1. aus dem Kreise der zum höheren Nichteramte qualifizirten Beam- ten: 1) den Geheimen Ober - Justizrath Zettwa ch, 2) den Geheimen Ober-Tribunalsrath Deter, 3) den Geheimen Ober-Justizrath chel, 4) den Geheimen Ober - Regierungsrath, früheren Kammergerichts - Rath, Mathis, 5) den Geheimen Ober-Tribunalsrath Ulrich, 6) den Gehei- men Regierungsrath, früheren Landgerichts-Nath, Aulicke, 7) den Wirk- lichen Legationsrath, früheren Kammergerichts-Assessor, Grafen vou Sch lief - fen und 8) den Kammergerichts -Rath von Obstfelder; U, aus den Mitgliedern der Akademie der Wissenschaften, den Geheimen Ober - Justiz rath De. Eichhorn, und 111, qus den Mitgliedern der Universität zu Berlin den ordentlichen Professor der Nechte Dr. von Lancizolle. Zu gleich will Jch die Vorschrift im §., 10 der angeführten Berordnung wegen der Amtödauer der Mitglieder des Ober-Censurgerihts näher dahin bestim- men, daß von denjenigen Mitgliedern, welche aus dem Kreise der zum hö- heren Nichteramte qualifizirten Beamten ernannt werden, alle drei Zahre die Hälste ausscheiden soll; diese wird das erstemal durch das Loos be- stimmt; demnächst scheiden diejenigen Mitglieder aus, welche seit der leßten Ernennung sechs Jahre im Amte gewesen sind; die Ausscheidenden können jedoch aufs Neue ernannt tverden, Das Staats-Ministerium hat diesen Meinen Befehl durch die Gese - Sammlung zur öffentlichen Kenntniß zu bringen,

Potsdam , den 29, Mai 1843

Friedrich Wilhelm, An das Staats-Ministerium.

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Bericht über die Funust- und Gewerkschulen, nebst Verzeichniß der den Shülern derselben in der öffentli- chen Sibßung der Königlichen Akademie der Künste am 0, Zuni d, J, zuerkannten Prämien.

Vas eigenthümliche Verhältniß der Königlichen Akademie der Künste zu den für Schönheit empfänglichen (Gewerfen is oft mit Berwunderung bemerkt, selten richtig gewürdigt worden, Es verdankt seinen Ursprung einem genialen Gedanken Friedrichs des Einzigen, Die von König Friedrich 1, noch als Churfürst ums Jahr 1694 zuerst in Berlin begründete Akgdemie der Künste war in allem Wesentlichen eine Nachbildung der ¿Französischen zu Paris, wie aus dem ihr ertheilten Neglement vom 20. Mänz 1699 her- vorgeht, Eine Berührung mit den zunftmäßigen Gewerken hätte hier wie dort für CEntweihung gegolten; wobei man gänzlich vergaß, daß die Künste sich aus dem Handwerk hervorgebildet hatten, gleichsam als eine geistige Blüthe desselben. Friedrich 11, war es, der das zerrissene Band, nicht aus histori\chen Nücksichten, sondern weil die Natur der Dinge dies vorschrieb, wieder anknüpfte, Judem er dem Gewerbfleiße seines Volkes einen höheren Schwung zu geben wünschte, s{huf er auch der {önen Kunst den gedeih- lichsten Boden, Die von ihm neu begründete Akademie der Künste sollte schaffende Meister der Kunst zu Mitgliedern, Meister der kunstreichen Ge- werfe zu akademischen Künstlern ernennen, Jn demselben Sinne wurden die in den Hauptstädten der Monarchie zu gründenden Kunstschulen für Vandwerler unter die Aufsicht der Akademie der Künste gestellt, um jene gleichsam in das Gebiet der Schönheit emporzutragen, Obwohl ers von Friedrich's Nachfolgern, Friedrich Wilhelm 11, und des hochseligen Königs Majestät ins Leben gerufen, wurde die von ihm gewollie Verbindung der freien Kunst mit den für Schönheit empfänglichen Gewerken als eigenthüm- licher Grundzug beibehalten, Die Akademie der Künste übt über diese Schulen eine regelude Aufsicht, Alljährlich werden die Probe-Arbeiten der Schüler derselben der Akademie äberfandt und die gelungenen Versuche durch Medaillen und Anerkenntnisse von ihr geehrt, Wenn es dem Preußischen Kunstfleiß in den lezten Jahrzehenden gelungen is, sich Anerkennung zu schaffen; wenn man dem Geschmack der Formen und Muster ín den ver- schiedensten Gattungen gewerblicher Erzeugnisse unseres Vaterlandes diesseits und jenseits des Weltmeeres Beifall giebt: so sind es diese einfachen Ver- anstallungen, welche so großartige Erfolge vorbereiteten, während zugleich das Emporblühen der freien höheren Kunst gesichert wurde, indem nicht blos in einzelnen Bevorzugten, sondern im Volke selbst sich das Bedürfniß der Schönheit entwickelte,

Es gereicht der Akademie zu lebhafter Genugthuung, au diesmal über die fortschreitende Entwickelung dieser einslußreihen Schulen nur Lobendes berichten zu können,

Die Zahl der Schüler in Berlin, Königsberg, Breslau, Magdeburg, Danzig und Erfurt, welche bei der vorjährigen Censur im Ganzen betrug *), erhob si auf 2603, hat also um 317, und gegen 1841, wo

*) Man sehe den Berícht in der Staats-Zeitung Nf, 154 vom 5, Juni 1842.