1843 / 159 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

Y uf Einrückung in die Zeitutgen der auf dem Sekretariat der p arere. ‘pru e zu M ilarlogcnben Auszüge von Gesellschafts -= und F ägen. L - i Ausschuß für Kommunal= und Polizeisachen gehen : Ein Autrag auf Aufnahme der Straße von Euskirchen über Zülpich nah Düren unter die Bezirks= oder Staats - Straßen. Ein Antrag auf Befreiung der Gemeinden von der Gestellung der Landwehrpferde. Ein Antrag auf Beaufsichtigung der Kinder in den Fabriken. Ein Antrag auf theilweise Uebernahme der Polizeikosten der Stadt Krefeld auf die Staatskasse, welchem das gleiche Gesuch anderer Städte nicht folgt, weil die Frage zu einer allgemeinen Behandlung gelangen wird. Ein Antrag anf Ausgleihung der Einquartierung und der Vorspann- dienste. Ein Antrag auf Rechnungs-Ablage über Einnahme und Ver-= wendung der Polizei-Strafgelder. Ein Antrag auf Abänderung der Verordnungen wegen der Bettler. Ein Antrag auf Abänderungen der Verordnungen über die Aufnahme neuanziehender Personen. Ein An- trag, betreffend den zwangsweisen Beitritt der Handwerksgesellen zu den Krankeu-Auflagen. Ein Antrag auf Vermehrung der Garnison in Jülich, Ein Antrag auf Verbot der Fabrication und des Verkaufs derjenigen cemishen Feuerzeuge, wobei die Entzündung dur Rei bung hervorgebracht wird. Zum Ausschusse für ständische Angelegenheiten werden verwiesen : Die Anträge auf Bewilligung einer Virilstimme für die Stadt Bonn, auf Vertretung der Stadt Mülheim am Rhein bei den Kreistagen durch zwei Mitglieder, auf Trennung der Vertretung ciniger Nieder- Rheinischeu Städte des linken und rechten Ufers, auf frühzeitige Mit

theilung der dem Landtage vorzulegenden Geseß = Entwürfe und auf |

Wiederverleihung der städtischen Rechte an die Stadt Schleiden.

An den Ausschuß für die Provinzial-Justitute gehen: Ein An trag auf Verrehnung des eisernen Bestandes der aufgelösten älteren Provinzial=Feuer-=Versicherung. Ein Antrag auf Verlegung der Heh= ammen =Lehr= Anstalt von Köln nah Bonn. Ein Antrag guf Nach= weisung der Verwendung des Cholera-Fonds.

Die Anträge auf Errichtung einer landwirthschaftlichen Lehr=An- stalt in Verbindung mit der Universität Bonn und auf Errichtung einer solchen Anstalt in Düsseldorf gehen an den Ausschuß für landwirth-= \chaftlihe Gegenstände. An den Ausschuß für Handel und Gewerbe der Antrag, daß dem inländischen Empfänger, wenn ihm Waaren vom Auslande zugehen, gestattet werden möge, in der Zoll-Declgration die Klausel „vorbehaltlich eines Jrrthums Seitens des ausländischen Versenders und unter der Bedingung, die Rechte nah dem Ergebnisse der Verification zu zahlen“ einzuschalten. An jenen für die Aller= höchste Proposition, das Bergrecht betreffend, der Antrag auf Er: mäßigung des im Art. 96 des Bergwerks - Geseßes vom 29. April 1810 ausgesprohenen Straf-Minimums von 100 Fr. auf 5 Rthlr.; und endlich an den Ausschuß für die Strom- und Deich - Ordnung ein Antrag, betreffend die Beiträge der Eigenthümer der Menzeler Niederungen zu den alten Schulden und Lasten von Ossenberg, Borth und Wallach.

Zum Schlusse der Sihung zeigt Se. Durchlaucht der Herr Laud=

tags-Marschall an, daß neuerdings mehrere eingegangene Petitionen im Vorzimmer aufgelegt segen.

Zeitungs -Uachrichten.

Ausland. —— E —— Uussland und Polen. St. Petersburg, 3. Juni. Auf Vorstellung des Justiz

Ministers, hat Se. Masestät der Kaiser die Frist, binnen welcher die |

von Reisenden mitgebrahten Bücher, Zeichnungen, geographische Kar ten, Pläne 2c. zur Durchsicht abgeliefert werden sollen, von 6 Monat auf 3 Mznat herabgeseßt. E Se. Kaiserl. Hoheit der Herzog von Leuchteuberg ist am 31sten v, M. aus Deutschland hier wieder eingetroffen. L Hr an Vet) Deputirten-Kammer. Sißung vom 3. Juni, Unter den Bittschriften, über welhe heute der Kammer Bericht erstattet wurde, befand sich eine, in welcher die Einwohner der Stadt Bourbou- Vendée darauf antrugen, daß ihrer Stadt der Name Napoleon- Vendée wieder beigelegt würde. Die Kommission {lug vor, diese Bittschrift dem Minister des Junern zu überweisen. Herr Cham- bolle trat zur Unterstüßung dieses Antrages auf und sagte: Die Einwohner der Stadt, der Napoleon seinen Namen beigelegt hatte, wünschen denselben, der ihnen gleich nah der Jnvasion entzogen wurde, wieder annehmen zu dürfen, Welche vernünftige Einwendung kann man gegen ein solches Gesuch vorbringen? und wie geht es zu, daß dasselbe scit 10 Jahren stets vergebens vorgebracht worden ist? Sollte die Ver- waltung etwa durch widersprehende Gesuche irgend einer Verlegenheit aus geseßt seyn? Nein, diese Verlegenheit findet nicht statt, denn der Maire, das Munizipal - Conseil und alle Einwohuer begegnen sich in demselben Wunsche. Es handelt sich hier nicht um einen Akt der Partei, oder um eine Reaction, Man kann weder die Bittsteller, noch uns, die wir der Zuli - Regierung ergeben sind, beschuldigen, den Namen Bourbon mit blindem Haß, oder aus einem jämmerlichen Nachegefühl zu verfolgen. Eine solhe Beschuldigung würde sehr ungerecht seyn. Wir wissen dasjenige zu achten, was jener Name, der lange Zeit hindurch mit den Geschicken unseres Vaterlandes verbunden war, Großes in sich euthält. Wir sind eben so weit von den wilden Leidenschaf- ien entsernt, die vor 50 Jahren die Gräber durchwühlten, um die Gebeine unserer Könige zu beschimpfen, als von der feigen Wuth der Ultra - Nova- listen, die im Jahre 1815 die Denkmäler unserer Siege niederrissen und am Fuße der Vendome-Säule die Statue Napoleons verstümmelten. Nicht 5 sind cs, die die Wahrheit und die Geschichte Lügen strafen wollen ; ns wir A es, die auf dem Königlichen Wappen die Embleme auslöfschen, woe “4 h Ursprung und den Nuhm des Geschlehts erinnern; Andere Jaaenr co gean, und wir verlaugen, daß man jede solhe Schmach nach Kräften wieder gut „mache, Vergessen Sie Eins nicht, m, H,: wenn die Negierung Napoleon's durch Fehler und Unfälle, eben so wohl als durch

Siege bezeichnet ward, wenn das bewund 18 / ck ernsw V ( j bers zuweilen den Stempel des Dedpotiómus trägt “5 Ag VD ,

u groß seyn wollte, Frankreich nichts Anderes,

wenn der Heros, der g als seinen unsterblichen F

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die Oppositions -= Journale zu Grunde zu rihten. Herr Corne trug auf Verweisung der Bittschriften an den Justiz-Minister an, in- dem er es für unwürdig erklärte, daß man ein Geseß, welches nur darauf berechnet gewesen wäre, die größtmöglichste Publizität für die amtlichen Annoncen zu erlangen, zu einem Mittel der Belohnung oder der Bestrafung gebrauche; und daß man die Gerichtshöfe in den Fall seße, eine politische Anwendung von einem Geseße zu machen, Der Großsiegelbewahrer vertheidigte das augegriffene Gesetz, behauptete, daß desseu Wirkung eine sehr ersprießliche sey und er= flärte, daß die Gerichtshöfe ret thäten, wenn sie ein den Institu= tionen befreundetes Journal den Journalen vorzögen, welche sich täg- lih bemühten, dieselben umzustoßen. Die Kammer {loß si durch ihr Votum dieser Ansicht an, indem sie über sämmtliche Bittschriften zur Tagesorduung überging.

Paris, 4. Juni. Die zur Prüfung des Gescß-Entwurfes über die Nord=Eisenbahu niedergeseßte Kommission hat gestern Herrn Baude zu ihrem Berichterstatter ernannt. Herr Berryer erhielt die Stimmen der- jenigen Mitglieder, welche sich durchaus gegen die Haupt-Bestimmun gen des ministeriellen Eutwurfs erklären. Herr Baude is durch diejeni gen Mitglieder ernanut worden, die der Ansicht sind, den Entwurf, was die Tarife und die Subvention betrifft, zu modifiziren. Troß dieser Ernennung und des zu erwartenden günstigen Berichtes scheint es doch noch ungewiß, ob die Kammer den Regierungs-Entwurf an nehme wird, da sich die öffentliche Meinung ziemlich eutschieden ge gen denselben ausspricht.

Durch eine Königl. Ordounanz vom 28sten v. M. wird bestimmt, daß Eisenblech und alles andere Eisen, welches zum Bau von eisernen Schiffen erforderlih is, so wie auch Kessel zu Dampf = Maschinen, fortan zollfrei in Frankreich eingeführt werden dürfen, unter der Be

dingung jedoch, daß die daraus fabrizirten Gegenstände binnen 10 |

Monaten wieder ausgeführt werden müssen.

Die Regierung soll durch den Telegraphen sehr günstige Nach richten aus Algier erhalten haben. Der von dem Herzog vou Aumale davongetragene Sieg hätte, wie es heißt, fast alle Stämme der Umgegend veranlaßt, sich zu unterwerfen und die Sache Abd el Kader's definitiv aufzugeben.

Die Abgesandten des Königs der Sandwich - Juseln wurden gestern von dem Minister der auswärtigen Angelegenheiten empfangen. Man glaubt indessen nicht, daß Herr Guizot sich auf eine Anerkennung Seitens Frankreichs einlassen wird, bevor man nicht über die Gerüchte von einer Beseßung jener Junseln durch England völlig aufgeklärt ist.

Im National liest man: „Man versichert, Herr Berryer werde vor der Beendigung der Session das Ministerium fragen, welche Schritte gethan, welhe Maßregeln genommen, welche Unter- handlungen angefuüpft worden segen, um zur Aufhebung des Durch- suchungs - Rechts zu gelangen. Bekauntlich hatte der Minister der auswärtigen Angelegenheiten, vor dem sich auf eine so energische Weise kundgegebenen Willen -des Landes und der Kammer, die De= batte auf eine Schicklichkeitsfrage reduzirt. Er gab den Zwe zu und behielt sich nur die Wahl der Mittel und der Zeit vor. Es ist gut, jeßt zu erfahren, ob sein staatsmännischer Scharfsinn noch nicht gefunden hat, daß die Stunde gekommen sey, diese Angelegenheit zu Ende zu bringen, und ob die inneren Verlegenheiten, welche England erleidet, nicht gerade diese \chicklihe Zeit hafen, die er vor einigen Dies ist es, was Herr Berryer ihn zu

| Monaten vergebens suchte. | \ragen willens ift. i | Jn der Kammer erzählte man \sih gestern, daß Herr Tixier= | Lachassaigne, vormaliger Deputirter von Bourganeuf und erster Prä- sident des Königlichen Gerichtshofes von Limoges, gleichzeitig mit dem General= Prokurator desselben Gerichtshofes, Herrn Dumont - Saint | Priest, bei dem Präsidenten der Deputirten-Kammer um die Erlaubniß | angehalten hätten, den Herrn Emil von Girardin gerihtlich verfolgen zu dürfen, indem sie sich durch eineu Artikel der Presse für ver= leumdet hielten.

Madame George Sand hat cine Reise nah Konstautinopel an getreten. 5 : - O

Der General Colbert, Commandeur der 13ten Militair-Division, ijt mit Tode abgegangen.

© Paris, 3. Juni, Ungeachtet der Bemühungen des Finanz Ministers, den Bericht über das Patentgeschß zur Tagesordnung zu bringen, erklärte die Kammer gestern nach Verwerfung des Münzgesebes bestimmt, daß sie sich in der laufenden Session damit nicht befassen mag. Kaum kounte man von ihr erwirken, daß sie den Bericht über den Rückkauf der Kanäle, der zur Diskussion bereit liegt, zur Erörterung zulassen mochte. Es sind bei dieser Frage zu große Interessen betheiligt, als daß die Regierung nicht wünschen sollte, im Laufe der Session entschieden zu sehen, ob der Staat die Abtretung der Kanäle zu kaufen berechtigt seyn wird. Die Beschwerden des Haudelsstandes wegen der Taris-Erhöhung auf dem Kanal der Rhone zum Nhein wurden unlängst in der Kammer zur Sprache gebracht, vhne daß die Regierung ihnen anders Abhülfe leisten könnte, als durch den Ankauf der Kanäle, wozu schon vor zwei Monaten ein Gesetz Entwurf eingebraht wurde. Der Bericht der Kommission lautet günstig, so daß man hoffen darf, die Kammer werde das betreffende Geseß aunchmen. Es wird diesunstreitig das nüßlichste aller im Laufe der Session angenommenen Geseße seyn, deren wir leider nicht viele zählen können. Der gedrudckte Bericht des Budgets der Ausgaben wurde heute unter die Deputirten vertheilt. Die Diskussion darüber wird am 12ten l. M. beginnen, denn die nächste Woche wird kaum hinreichen, um den Geseß-Entwurf wegen Ablösung der Kanäle, und drei andere minder bedeutende Geseßz-Entwürfe, die bereits auf der Tagesordnung s]tehen, zu erledigen. Herr Odilon Barrot interpellirte gestern die Kommission des Geseß-Entwurfes über die Staats - Minister wegen des Ganges ihrer Arbeiten. Herr Dumont, der Berichter= statter derselben, antwortete, er werde um die Mitte der nächsten Woche seinen Bericht vorlegen können. Das Wahre an der Sache ist, daß die Kommission seit drei Wochen gar keine Sibung hielt, aber da der Bericht in einer halben Stunde verfaßt werden kann, so wurden die Mitglieder davon auf übermorgen um Mittag zusammen- berufen. Von dieser Zusammenkunst wird die Form des Berichtes

Ruhm hinterlassen hat, fo kannte doch die pacisizirte Vendée Naypoleon nur

durh seine Wohlthaten. Niemand von uns n

\öchte gern ungerecht seyn

und so hoffe ih, daß der einstimmige Wunsch jener Stgdt von der Kammer J

berüdsichtigt werden wird.

Die Kammer entschied hierauf mit großer Stimmen - Mehrheit é

daß die Orte dem Minister des Junern überwiesen werden solle, L

und der Großstegelbewahrer erklärte, daß das Minister / Gesuch der Bittsteller berücsichtigen werde. L In das Sibung ward mit den Debatten über cinige Bittschriften ausgefüllt iu denen die Eigenthümer und Redacteure von 27 Provinzial-Zeitun- gen gegen die Anwendung des Gesebes vom 2, Juni 1841 reklami= ren, wona es den Königlichen Gerichtshöfen anheimgestellt wird, nach eigenem Gefallen diejenigen Journale auszuwählen, in welchen die amtlichen Annoncen publizirt werden sollen. Die Bittsteller beshweren sich darüber, daß jenes Geseß als cin Mittel gebrauht werde, um diejenigen

Journale zu heben, welche im Sinne der Regierung schrieben, und dagegen

I.

abhängen, welcher auf jeden Fall auf die nächste Session vertagt bleibt.

Da, wie ih schon meldete, die Pairs-Kammer Willens is, das } von der Deputirten-Kammer bereits votirte Zuckergeseß in seiner ge= | genwärtigen Form anzunehmen, so hält der Herzog von Broglie, der zum Berichterstatter desselben erwählt wurde, seinen Bericht schon in Bereitschaft und wird denselben am nächsten Montag (übermorgen) auf dem Büreau der Pairs-Kammer niederlegen, Der Bericht wird sehr kurz seyn und uur eine Umschreibung des ministeriellen amendir= ten Geseß=Entwurfes bilden. Au dessen Aunahme von Seiten der Pairs-Kammer is ohnehin nicht zu zweifeln

Das Abendblatt der Opposition la Pa trie will wissen, daß der Herzog von Aumale in Folge der lebten Exvedition gegen den Emir zum General = Lieutenant befördert worden ist. Jedesmal wenn ein Prinz sih irgendwo auszeichnet, verfehlt man nit, Gerüchte in Be= treff seiner Beförderung auszustreuen, um zu übelgesinnten Kommen- taren Sto} zu geben. Der Herzog von Aumale wurde furz vor seiner Abreise nah Afrika zum Marechal de camp befördert, und es dürfte daher von seiner jeßigen Ernennung zu einem höheren Gene-

ralë-Rang wohl faum die Rede seyn. Die Belohnung, welche ihm zugedacht wird, beschränkt sih auf die Verleihung einer höheren Klasse der Ehrenlegion, wovon er ausnahmsweise von seinen älteren Brü-= dern, welche sogleih das Großkreuz erhielten, nur blos das ein- fache Ritterkreuz besißt. Die Liste der Beförderungen und Ordens-= Berleihungen unter deu Truppen, welche an der Expedition unter den Befehlen des Herzogs von Aumale Theil nahmen, wird im Kriegs Ministerium vorbereitet, und soll sehr zahlreih ausfallen.

»*. Paris, 4. Juni. der Pairs Kammer über eine Petition hausen berihtet worden, worin das Geseß über die Arbeit der Kinder in den Fabriken nicht gleihförmig angewendet werde. Der Handels = Minister hat ei- nige Erläuterungen über diesen Gegenstand gegeben, die man indeß nicht genügend findet. Die Wahrheit is, daß das Geseß fast ganz null und von gar keiner Wirkung is. Man hat eine sehr große An- zahl Jnspektoren ernannt; für Paris allein 48, Da aber dieses Amt unbesoldet und reine Ehrensache is, so wird es \{hlecht oder gar nicht verwaltet. Man hat es häufig Leuten übertragen, denen es nur um einen Titel zu thun warz andererseits hat man auch die gabrik-Be= sißer zu Juspekltoren ernannt, was gar keinen Sinn hat. Die mei sten Inspektoren erscheinen niemals in den Fabrifen und statten daher auch feinen Bericht ab. Von den 48 Pariser Juspektoren haben be- reits 15 ihre Entlassung genommen und unter sämmtlichen Juspekto ren giebt es nur 7 oder 8, die ihre Pflichten gewissenhaft erfüllen. Uud auch sie können den durch das Geseß beabsichtigten Zweck nicht erreichen, da sie von der Regierung nicht auf angemessene Weise unterstüßt werden. So sind z. B. unter den 4000—5000 Kindern, die in den verschiedenen Fabriken von Paris beschäftigt werden, kaum 400 mit cinein Buche (livrel) versehen, obgleih der betreffende Artikel des Geseßes vom 22. März 1841 sich in dieser Beziehung ganz bestimmt ausspricht.

Vor kurzem i} in des Gewerbe = Vereins in Mühl- derselbe sich beschwert, daß

Nach demselben Artikel soll es in jeder Fabrik ein Register

| geben, worin die Bücher der Kinder und gewisse spezielle Angaben

cingetragen werden; aber unter zehn Fabriken findet sich kaum eine, die ein solhes Register besißt. Das Geseß, welches in allen Fabri ken angeschlagen seyn soll, findet sich nur ausnahmsweise. Der Ar tikel 9 spricht von einem Reglement der öffentlichen Verwaltung, welches ebenfalls in den Fabriken ausgehängt werden soll; aber dies Reglement existirt gar nicht. Mit einem Worte, in der Wirklichkeit ist in dem Zustande der Lehrlinge nihts geändert worden, D V E Que 00 Ie DIeeIVe O on S den täglih, ohne Rücksicht auf ihr Alter, und sie arbeiten auch an Som= uud Festtagen, wenn die Fabrikherren es verlangen. Die unbesoldeten Juspektoren denken nicht daran, Berichte darüber abzustatten, die zu einer wirksamen Abhülfe Anlaß geben könnten. Wer seine Functionen gratis vorsteht, will sich durch Denunciationen niht unvermeidliche Feindschaften und Unaunehmlichkeiten zuziehen. Um dem Gesebe eine ernstlihe Anwendung zu sichern, sind die Mit wirkung der Regierung und besoldete Inspektoren nöthig, die sich ausschließlich mit dem ihnen übertragenen Amte beshâftigen. Bis dahin wird das Geseß vom Jahre 1841 als uicht vorhaudeun zu be=-

trachten seyn. ———

Grossbritanien und Irland.

London, 3. Juni. Jhre Majestät die Königin, Prinz Albrecht und der Hof verlassen heute früh wieder den Buckingham=Palast, um die Pfingst - Feiertage in Claremont zuzubringen. Vorgestern legte Prinz Albrecht in Deptford, unterhalb Londons, den Grundstein zu dem dort im Bau begriffenen Gebäude einer Königlichen Navigations- Schule, Der Kronprinz von Württemberg ist von einem Ausflug in die Provinzen, auf welhem Se. Königl. Hoheit die Städte Bir mingham, Bristol und Orford besuchte, wieder hierher zurückgekehrt. Ber Standard melvet ¡Oie Regierung hat vorigen Dienstag cinen Kontralt mit den Herren Learmouth, den angesehensten Ver fertigern von Militair-Montirungen, für Lieferung von 10,000 Stück derselben abgeschlossen. Diese Anordnung bestätigt die allgemeine Anficht, daß die Armee bedeutend werde vermehrt werden.“

Am Dienstag war die Umgegend von Birmingham in großer Unruhe und Besorgniß, weil Gerüchte von Exzessen umliefen, welche von den Naglern von Bromsgove und den anstoßenden Bergwerks Bezirken von Cradles und Stourbridge, die ihre Arbeit wegen Wo henlohns - Verminderung verlassen hatten, zu befürchten seyen. Am Abend verließ eine Abtheilung Dragoner unter Capitain Peel im Ga= lopp Birmingham und traf nach anderthalb Stunden in Bromsgove cin. Bis jebt sind indessen noch keine eigentlichen Ruhestörungen vorgefallen, obgleih nah einer Versammlung, worin einer Deputation der Nagler angerathen ward, eine Verständigung mit ihren Brod herren zu versuchen, die müßig gehenden Arbeiter laute Drohungen ausstießen. Die Beschwerden derselben sollen uicht ungegründet seyn, da man ihren shou früher von 20 Shill, auf 16 herabgeseßten Weo- cenlohn noch weiter auf 14 Shill. herabseßen will, wovou fie, größ tentheils verheirathet, nicht leben fönnen.

Die Repealbewegung hat jeßt auch Manchester erreicht. Neulich Abend durchzogen eine Anzahl Jrländer die Stadt uud erzwangen durch Drohungen von den meisten Ladenbesibern und Wirthen Geld= spenden für die Repeal - Rente. Die Polizei hat jedoch Maßregeln ergriffen, um diesem Erpressungs-Systeme sogleih ein Ende zu machen, Es giebt in Manchester mehr als 80,000 Jrländer z viele Tausende dersclben haben Vereine gebildet und erklärt, daß sie mit keinem Wirthe oder Ladenbesißer verkehren wollen, der niht zum Repeal- Fonds beiträgt. Diese Drohung hat bereits auschuliche Geldsummen flüssig gemacht, die nah Dublin abgesaudt wurden.

Die Folgen der gegen Dr. Pusey eingeleiteten Untersuchung ha- ben sich anders gestellt, als die Times zuerst wissen wollte. Dieses Blatt sicht sich heute genöthigt, seine frühere Augabe für eine Ueber. eilung ihres Berichterstatters zu erklären. De. Pusey's Rechtfertigung ist keinesweges angenommen worden, sondern die gelehrte Kommission, welche die Sache zu untersuchen beauftragt war, hat die ihr über- wiesene Predigt Pusey's, wie das genannte Blatt sagt, ohne Gründe anzugeben oder bestimmte Stellen und Lehren derselben als irrig zu bezeichnen, im Allgemeinen verurtheilt und den Verfasser, der als Professor der Hebräischen Sprache an der Universität Oxford auge- gestellt is, auf zwei Jahre suspendirt, Dr. Pusey soll vergeblich er= sucht haben, ihm die Gründe seiner Verurtheilung zu nennen,

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Uiecederlan de.

C Mastricht, 2. Juni. Jh habe Zhnen in meinem lebten Schreiben gemeldet, daß das Geseß zur Konvertirung der Schuld mit 30 gegen 24 Stimmen verworfen worden sey. Vier Deputirte waren abwesend, und man weiß nicht, auf welche Seite sie si ge= stellt haben würden. Wie dem auch sey, diese Niederlage des Miut- steriums hat nicht ein solches Aufsehen gemacht, wie die Antagonisten des Geseß-Entwurfs geglaubt hatten. Die Stimmen dafür waren zahlreih genug, um glauben zu lassen, diese Verwerfung sey vielmehr eine Sache der Meinung, als des Interesses für die Finanzen. Man muß indeß den Siegern die Geretigfeit widerfahren lassen, daß sie sich nah dem Siege großmüthig gezeigt haben; denn mehrere Mit=

glieder der Generalstaaten haben in nachträglichen Reden den Talenten und der Redlichkeit des Finanz = Ministers Rochussen die glänzendste Anerkennung zu Theil werden lasseu. Nur die Pygmäen der Oppo sition ershöpfen sich in {lehten Späßen und Beleidigungen gegen diesen hochverdienten Staatêmann. Namentlih wegen des Gesetzes über den Transit haben die Repräsentanten der Nation beschlossen, dem Finanz-Minister wegen seiner Sorgfalt, Thätigkeit und Offenheit, die er in seinen Gesch -Entwürfen und bei deren Vertheidigung be- wiesen, ihren Dank abzustatten. Das Transit-Gesetz i mit 42 gegen 6 Stimmen angenommen worden. Der Finanz-Minister hat diejeni gen siegreich bekämpft, welhe meinten, der Traktat von Mainz sey cine Verleßung der Stipulationen des Wiener Kongresses; er hat mehr als einen Redner zur Vernunft gebracht.

Welches sind denn nun die mächtigen Motive, die die Repräsen tanten der Niederlande bei ihrem Votum über das Konversions=-=Gesetz geleitet, die ihnen ihre Reden eingegeben haben, deren Jnhalt gerade dem Leser die Ueberzeugung läßt, daß dieser Geseß-Entwurf den Juteressen des Vaterlandes nicht nachtheilig war? Die Stimmen dafür haben vielmehr bewiesen, daß diese Maßregeln die Gegenwart und die Zu funft sihern würden. Es war dies das wirksamste, mit Bewußtseyn und Klugheit dargebotene Rettungsmittel, welches durch die Beendi= guug der finanziellen Differenzen mit Belgien anwendbar geworden war. Der Staat verminderte seine Renten; das war ein großer Schritt, um aus einem Chaos hervorzugehen, das seit 25 Jahren besteht, Eine große Anzahl von Staats=- Gläubigern, Juhaber von National - Effekten, hätten dieselben gegen Zahlung ihres Werthes los werden oder dafür Obligationen mit geringeren Renten empfangen können, Kann es etwas Einfacheres oder weni ger Drückendes geben? Der große Handelsstand selbst hatte ciner solhen Maßregel seinen Beifall geschenkt und diese öffentliche Billigung hatte das Vertrauen zu den Operationen der Regierung wieder hergestellt, der ZJnteressen des Landes hat si bei dieser Gelegenheit der Oppo sitions-Deputirten bemächtigt? Der Minister findet sie in einem all gemeinen Borurtheil, das sich vom Vater auf den Sohn vererbt und darin besteht, daß man jede Verminderung in dem Sab einer Natio nalrente als unpolitisch betrahtet. Unsere Geschichte bietet uns einen ähnlichen Fall im 17ten Jahrhundert dar, zu welcher Zeit die Festigkeit der Regierung die Konvertirung ausführte. Jn der National Oekonomie is ein hoher Saß der öffentlichen Renten immer eine Wunde. Jeder Bürger wünscht Staats - läubiger zu werden und zwar auf Kosten des Handels, der sich seine Kapitalien entzogen sieht; auf Kosten des Aerbaues, der alle Hoffuung auf Urbarmachung verliert ; auf Kosten der Judustric, die sich durch den Mangel an Fonds, welche anderweitig untergebraht werden, in ihrem Aufschwunge gehemmt sieht, Noch mehr: da der größte Theil der Kapitalien durch die öffentlichen Anleihen verschlungen wird, so is eine unzählige Menge Arbeiter ohne Arbeit und folglich ohne Brod. England, so häufig von einer politischen Katastrophe bedroht, geht noch immer mit festem Schritte vorwärts, weil es bemüht is, die Klagen durch Arbeit zit vernichten.

Die Redlichkeit des Finanz-Ministers hat sich auch noch darin zu erkennen gegeben, daß er sih überzeugt hält, die Verminderung der National = Rente dürse niht erzwungen werden, weil diese Rente aus Verpflichtungen hervorgehe, die ohne Bedingungen, ohne Vorbe- halt eingegangen worden seyen, welhe die Regierung eben \o wohl respektiren müsse, wie Privatleute, welche ähnliche Kontrakte unterzeichnet hätten. Ueberdies würde eine Reduction der Rente um 7 pCt. (d. h. eine Verwandlung der 5 pCt. in 45 pCt.) eine Er-= leichterung der Schuld bewirken, die noch bei weitem nicht eine Million betrügen.

Da der Geseß-=Entwurf verworfen worden is, \o wird der Mi nister zu anderen Maßregeln, zu anderen Projekten \hreiten miissen, um die Annahme des Budgets zu sichern. Man hat von einer Art Cinfommen=Steuer, oder von einer Ergänzung der Grundsteuer gesprochen; aber das Eine wäre s{hwierig, das Andere drücktend. Man wird die Ersparungen verdoppeln müssen. Man spricht au , und niht ohne Grund, von der Aufhebung der ses Provinzial-Gerichts höfe. Der chemalige Minister hatte deren 11 nach einem ungeheuren Maßstabe gebildet. Elf Provinzial - Gerichtshöfe sind aber fast ein Justiz = Luxus für den Schal in einem Lande, das nur 2 Millionen Einwohner zählt. Man hätte dies voraussehen und ein solhes Pro= jekt nicht billigen sollen. Man kann den Fehler wieder gut machen, wenn in dieser Session das Geseß über die Verminderung der Ge rihtshöfe vorgelegt wird.

Del agten

Brüssel, 3. Juni. (Köln. Z.) Mit Eude dieses Monats ist die Zeit abgelaufen, während welcher, in Gemäßheit des diesseiti gen Königlichen Beschlusses vom 28, August v. J., die Deutschen Weine und Seidenwaaren unter eben so vortheilhaften Bedingungen als die Französischen eingeführt werden dürfen. Man erinnere sich der Umstände, unter denen dieser Beschluß erlassen wurde, Durch einen Vertrag mit Fraukreih vom 16. Juli v. J. hatte Belgien es erlangt, daß die kurz vorher Französischer Seits dekretirte Erhö hung der Einfuhrzölle auf fremde Linneuwaaren und fremdes Garn, insofern als diese Erhöhung die Belgischen Erzeugnisse dieser Art betraf, zurückgenommen wurde. Als Bergeltung für diese Konzession Frankreichs verminderte seinerseits Belgien die Cin- fuhrzölle auf Französische Weine und Seidenwaaren, so wie die innere Verbrauchssteuer auf erstere, und machte sich zugleich verbindlich , den Französischen Tarif auf fremde Garn- und Linnenwaaren an seine eige nen Gränzen nah der Seeseite und nach Holland und Deukschland hin zu verlegen. Dieser Vertrag, der in einem wichtigen Artikel Belgien in Frankreihs Zollneß verstrickte, machte bei anderen Mächten den übelsten Eindruck, während Französische Blätter ihn als den ersten Schritt zu einem Zoll-Verein beider Länder priesen. Zum Beweise, daß sie sich nicht einseitig an Frankreich hingeben wolle, erließ darauf die Belgische Regierung den oben erwähnten Beschluß vom 28. August v, J, wodurch sie Deutschland dasjenige umsonst zugestand, was (Frank= reich nur als Preis der erwähnten Konzession zu Gunsten Belgischer Garne und Leinenwaaren erhalten hatte. Es wurde aber die Be- schränkung hinzugefügt, daß dieses nur in Erwartung des Resultats der mit Deutschland angeknüpften Unterhandlungen geschehe und mit dem 1. Juli 1843 aufhören solle, wenn nicht etwa die Bestimmun- gen des Beschlusses vor diesem Termine wieder ausdrücklih erneuert worden. Jm Laufe des gegenwärtigen Monats wird man also er- fahren müssen, woran man si in dieser Hinsicht zu halten habe. Die Actien der Verfechter eines Zoll-Vereins mit Frankreich sind unterdessen seit jener Belgish-Französishen Convention vom 16. Juli v, J. sehr gesunken. Aus den Flandrischen Provinzen, aus denen doch von einer anderen Seite her mit so pohendem Tone in Prosa und Reimen von einer Wiederbelebung des Germanischen Elements gesprochen wird, war da- mals der Ruf ershollen, ohne eine Zoll-Vereinigung mit Frankreich sey für Belgien kein Heil, und dieser Ruf machte fh so ungestüm und fast tumultugrish geltend, daß der Regierung keine volle Freiheit mehr in ihrer Unterhandlung mit Frankreich blieb. Seit dem Be-= \{chlusse vom 28. August wurden hernach die Unterhandlungen mit &Srankreih abermals aufgenommen, führten aber bekanntlich so wenig

Ih wiederhole es, welche Besorguiß in Betreff |

| Koterie und gegen das Ausland anzuschließen. D

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zum Ziele, daß einstweilen gar nicht mehr die Rede davon ist, Oeff- nen sich nun Aussichten, sich näher mit Deutschland zu verständigen, so wird dieses vielleiht auch nah Frankreihs Seite N derte Stimmung hervorbringen. 3 h jeßigen Kabinets betrifst, so sind dieselben einer Annäherung an Deutschland geneigt, Deutsche Bundesstaaten.

Dresden, 6. Juni. Jhre Kaiserl. Hoheit die Frau Groß-

fürstin Helene von Rußland is mit Höchstihren Töchtern, den (Groß=

fürstinnen Maria, Elisabeth und Katharine, Kaiserl. Hoheiten, heute |

Vormittag von hier nah Tepliß gereist. ——_ S Pun en.

Paris, 4. Junt. Das Jou rnual desDébats enthält folgende Nachrichten aus Malaga: „Als man am 23, Mai die Entlassung des Ministeriums Lopez und die Auflösung der Cortes erfuhr, versammelte sich sogleich die National-Garde, an 2000 Manu stark, auf dem Plate vor dem Stadthause. Man vertheilte Proclamationen, worin das Vaterland in Gefahr erflärt und das Volk zur Vertheidigung desselben aufge rufen wurde. Die aus 900 Mann bestehende Garnison war in die

| Kaserne konsignirt, aber die Offiziere mischten sich unter die Miliz. | Kurz darauf begaben sich der politische Chef, der General Namon

R,

Cabrera, der Generalstab, die Provinzial-Deputation und das Agun tamiento zu der National = Garde. Man beschloß in gemein samer Uebereinstimmung, daß eine dirigirende Provinzial = Junta eingeseßt werde und ernannte in der Nacht die 80 Mitglieder dersel: ben. Eine der ersten Handlungen dieser Junta war die Erklärung, daß die Provinz Malaga der Regierung Espartero'’s niht mehr ge horen werde, so lange das Ministerium Lopez, welches das Vertrauen des Landes besie, nicht wieder hergestellt sey; bis dahin werde die National Garde ihre Waffen nicht niederlegen. Die Junta fordert alle guten Spanier auf, sich ihr gegen die in Madrid herrscheude

ie Proclamation is von dem Präsidenten der Junta, Sancho Gomez, erstem Alfalden, und von allen Mitgliedern unterzeichnet.“

„Am 26sten erfuhr man in Malaga, daß Cadix sich zu Gunsten des Baumwollen-Trafktats erhoben habe, und daß Madrid, Granada und Sevilla sich ruhig verhielten. An diesem Tage begann die Uneinigkeit unter den Jusurgenten; 300 Maun von der Garnison hatten sich heimlih aus der Stadt eutfernt, und einige Milizen ver- ließen die Reihen. Die Junta war in Permanenz versammelt und wußte nicht, ob sie sich vertheidigen oder sich unterwerfen sollte.“

ia Vereinigte Staaten von Uord - Amerika.

() New-York, 15. Mai. Man sieht für die nächsten Tage dem Erscheinen einer Schrift entgegen, die sowohl hier zu Lande, als auch in Europa, vorzüglih aber in England ein hohes Juteresse er= regen wird. Dieselbe hat zum Verfasser den Herrn B id dle, vor kurzer Zeit noch Präsident der Bauk der Vereinigten Staaten, und betriffft die Verhältnisse der Gläubiger der verschiedenen Stagten der Union, die sih auf die eine oder andere Weise ihrer Verbindlichkeiten leichten Kaufs dadurch entledigen zu können glaubten, daß sie sich zahlungs- unfähig erklärten. Längst chon i} vorzugsweise in England, wo eine überaus große Zahl von Gläubigern solcher Staaten sich befindet, die Frage angeregt worden, wie man die Schuldner zu Einhaltung und Erfüllung der übernommenen Verpflihtungen vermögen, nöthigen- falls zwingen könne, an welche Tribunale man sich deshalb zu wenden habe, als solchen, denen die Kompetenz zur Entscheidung zustehe u, st. w. Die Ansichten, welche darüber sowohl hier als in England laut wurden, waren sehr verschiedener Art; die des Herrn Biddle aber, als eines Mannes vom Fach, der sicherlih mit den Verhält- nissen aufs genaueste vertraut ift, dürfte ein besonderes Gewicht haben und deren Mittheilung daher auhch für Europäische, vielleicht zum Theil selbst dabei interessirte Leser von Interesse seyn. Herr Biddle ist nun der Ansicht, daß inläudische sowohl als ausländische Gläubiger, als Besißer von Papieren vou dergleichen Staaten das Recht haben, die Zahlung verweigernden Staaten für den Betrag der in threm Besiße befindlihen Papiere, dem Wortlaute und Geiste der Constitution der Vereinigten Staaten gemäß, bei

? Seite hin eine veráän= | Was die politischen Ansichten des |

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theiligt seyen. Die Justructionen des Französischen Gesandten zu Merifko lauteten noch entschiedener, als die des Amerikanischen oder Britischen, und daraus erklärt sih, daß man in Texas die sichere Hoffnung gefaßt hatte, der Eindruck, welchen die von den genannten Mächten angenommene Haltung zu Mexiko machen müßte, werde stark genug seyn, um den Streithandel zwischen den beiden sih bekriegenden Theilen zum Schlusse zu bringen.

j Die Abfahrt der beiden Texianischen Kriegsschiffe von New- Orleans nach Campeche habe ih Jhnen bereits gemeldet. Es scheint, daß der sie befehligende Commodore Moore darüber in Zwiespalt ist, mit dem General Houston, Präsidenten von Texas, und daß er diese Expedition gegen den ausdrücklihen Willen des Lebteren unternommen

| hat. Deun son einige Tage vorher, ehe die Kriegsschiffe von New=

dem höchsten Gerichtshofe der Vereinigten Staaten zu belangen, und |

daß diesem die volle Kompetenz zustehe, darüber rechtskräftig zu er- elnen, 19, daß in dem Falle eines Urtheils gegen einen oder mehrere der betreffenden Staaten das Staats Cigenthum derselben trast diejes gerichtlihen Erfenntuisses mit Sequester belegt und sogar zum öffentlichen Verkauf im Juteresse der klagenden Gläubiger ge bracht werden könnte. Herr Biddle steht mit dieser seiner Ansicht, die offenbar dem Juteresse der Staats Gläubiger höchst günstig ist, nicht allein, dieselbe wird au von vielen ausgezeichneten Rechtsgelehr ten der Union getheilt, und Herr Biddle mag wohl, indem er sich zu Veröffentlihung derselben entshloß, von der Absicht geleitet gewesen seyn, den betreffenden Staaten ihre wahre Lage dem Gesebe gegenüber zu zeigen, verderbliche «llusionen derselben verschwinden zu machen, und sie so zu veranlassen, daß sie aus eigenem Antriebe und in ihrem eigenen Interesse zu Maßregeln quf legislativem Wege schreiten, um ihren Verpflichtungen nachzukom- men und threm gepunkenen Kredit wieder aufzuhelfen. Die Sache ist, wie man sieht, und wenn das Gesetz wirkflih in diesem Sinne sich ausspricht, von der höchsten Wichtigkeit für alle Inhaber von der= gleichen Papieren der nicht zahlenden Staaten, und für die Unabhän gigkeit und Unparteilichkeit der Urtheile läge eben in dem Umstande, daß sie niht von den Lokalgerichtshöfen, sondern von einem über alle xotal - Rücksichten erhabenen Tribunale gesprochen würden, eine un {chäßbare Bürgschaft. ——— Mexi o

L Paris, 1. Juni. Zu den bereits mitgetheilten Nach rihten aus Mexiko is noch folgendes Weitere hinzuzufügen. Die Thatsache, daß die Regierungen von England, Frankreich und den Vereinigten Staaten energishe Remonstrationen gegen die Fortdauer des auf wahre Banditenweise geführten Krieges zwischen Merifo und Texas erhoben haben, scheint positiv zu seyn. Die Gesandten der drei Mächte hatten zu Meriko Schritte in diesem Sinne gethan, Der Amerikanische Gesandte zu Meriko, General Thompson, hatte, den von sciner Regierung ihm ertheilten bestimmten Instructionen gemäß, der Mexikanischen Regierung erklärt, der gegen Texas unternommene Krieg, und insbesondere die Art und Weise, wie er geführt werde, seven in jeder Beziehung den klaren Vorschriften und Grundsäten des Völfer= rechts zuwider; die Regierung der Vereinigten Staaten gedenke zwar niht das Recht Mexriko's, die Wiederunterwerfung von Texas zu erstreben, zu bestreiten, sie erkenne dieses Recht im Gegentheile an; aber die Ausführung eines solhen Vorhabens fönne und dürfe nur durch Anwendung der allgemein gebräuchlichen und rechtlichen Kriegsmittel unternommen werden, da nicht blos Meriko und Texas allein, sondern auch alle anderen mit diesen beiden Ländern in mehr oder minder nahen Beziehungen stehenden Staaten, nament= lih aber und vor allen anderen die Vereinigten Staaten, dabei be-

| Kräften der

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Orleans absegelten, waren mehrere vom General Houston abgesendete Comuissaire dort angekommen, mit dem Auftrage, den Commodore | Moore auf gütlihem Wege zur Herausgabe der beiden Kriegsschiffe zu vermögen und, im Fall diese Herausgabe von dem Commodore ver= weigert werden sollte, an die Behörden der Bereinigten Staaten sich zu wenden, um deren Hülfe und Beistand für eventuelle Erzwingung der Herausgabe derselben zu verlangen. Für den Fall aber, daß auch dieses Mittel, etwa wegen Verweigerung des verlangten Beistandes von Amerikanischer Seite, sich als fruchtlos erweisen sollte, hatten die Commissaire au eine Proclamation von General Houston in Bereit= schaft, in welcher die beabsichtigte Expedition des Commodore Moore zur Unterstüßung der Yucatanesen in Campeche von vorn herein ge- rade zu als ein der Piraterie gleihzustellender Aft erklärt wurde, zu welchem die Texianishe Regierung durchaus weder ihre Zustimmung noch viel weniger ihre Ermächtigung ertheilt habe. Der Commodore Moore aber scheint durch irgend eine Judiscretion oder sonstwie von den Justructionen der Commissaire genaue Kenntniß gehabt zu haben, denn er wußte den ganzen Zweck ihrer Sendung durch Anwendung einer List zu vereiteln. Sich den Anschein gebend, als denke er gar nicht daran, sich mit dem General Houston in offene Opposition zu verseßen, und als wolle er sich mit demselben verständigen , er= wiederte er den Commissairen gleich auf ihren ersten Schritt bet ihm, er werde sich selbst nah Galvestoun begeben, ‘un dort mit dem Präsidenten Rücksprache über die Sache zu neh- men. Die Commissaire glaubten so bereits gewonnenes Spiel zu haben und verhielten sich ruhig, bis er Alles vorbereitet hatte, um in See zu gehen. Einer von ihnen begab sih sogar an Bord des „Austin““ zu dem Commodore, um mit diesem zusammen auf einem Negierungsschif die Rückfahrt nah Galveston zu machen. Als aber das Schiff vor Balize angekommen war, lüftete der Commodore den Schleier, den er über den wahren Zielpunkt seiner Fahrt gezogen hatte, indem er dem Commissgir erklärte, wenn er Eile habe, nah Texas zurückzukommen, \o werde er besser thun, hier ans Land zu gehen, da er (der Commodore) wohl noch nicht \o bald dort anzu= fommen gedenke. Der Commissair, nuu enttäuscht, folgte dem Rathe und schifsste sih aus, während der Commodore seine Fahrt nach Cam= peche fortseßte, nachdem er sich noch zuvor bei dem Commissair eut= huldigt hatte, daß er ihn nicht \chon zu New = Orleans über das wahre Ziel seiner Reise aufgeklärt habe, indem es jedenfalls seiner-= seits unklug gewesen wäre, früher ihm davon Mittheilung zu machen. Jm Nationgl-Kongresse zu Mexiko hatte der Kriegs-Minister den Antrag gestellt, daß der Name des Generals Guadalouvpe Victoria mit goldenen Buchstaben auf eine Marmortafel im Saale des Na- tional-Kongresses eingeschrieben werdez ferner sollen auf seinen Antrag die Ueberreste des Generals Guerrero nah der Hauptstadt Mexiko gebracht und dort unter einem würdigen Grabmal aufbewahrt werden. 9 ab L Paris, 4. Juni. Nach den heute eingetroffenen neuesten Berichten aus Haiti, bis in die lebten Tage des April, scheint die Mäßigung, welche die neue Regierung bisher beobachtet zu haben schien, bereits zu Ende zu seyn. Es wird uämlich berichtet, es seyen zahlreiche Judividuen, die als Anhänger des Präsidenten Boyer be= fannt waren, mit summarischem Verfahren erschossen, gehangen und selbst ertränkt worden, indem man sie an Häuden und Füßen gebunden in die See geworfen hätte. Die Regierung hatte ein in sehr bomba= stischen Ausdrücken abgefaßtes Manifest erlassen, dessen Jnhalt für die Gläubiger der Republik eben nicht sehr günstig ist. Es wird darin dem Erpräsidenten Boyer zum großen Vorwurf gemacht, daß er durch seine Schwäche sich von dem Französischen Admi= ral Baron Mackau zu Anerkennung einer enormen, mit den | Republik in gar keinem Verhältuiß stehenden Schuld habe nöthigen lassen, welche jetzt so s{chwer auf dem Lande laste. Dann wird behauptet, das zu La &Ferriere gefundene Gold würde, wenn es zweckgemäß verwendet worden wäre, hinreichend gewejen seyn, jene ganze Schuld zu deckenz allein bei dem selbstsüch= tigen und doch zugleich verschleudernden Systeme des Generals Boyer ey jene ganze Summe größtentheils in seinen eigenen Säckel, statt in die Staats-Kasse, gewandert und daher leicht begreiflih, daß an Erleichterung der Lasten der Republik nicht zu denken war. General Boyer scheint am 29, April, bis zu welhem Datum die Berichte aus ONS reichen, noch auf jener Englischen Jusel sich aufgehalten zu aben.

Inland.

Danzig, 6. Juni. (Danz. Z.) Nachdem Se. Majestät der König am 3ten d. V, M. die Truppen der hiesigen Garnison auf dem Strießer Felde in Augenschein genommen hatte, deren vor- treffliche Haltung, besonders der Artillerie, Sr. Majestät Beifall er- regte, begab sih Allerhöchstderselbe nach Neufahrwasser und Weichsel= münde und improvisirte mit dem eben dort anlegenden Dampfschiffe Pfeil’ eine Fahrt nah der Rhede. Dis i geschäftlicher Thätigkeit begriffenen Seeleute im Hafen hatten keine Ahnung von dem hohen Besuche, der ihnen zu Theil wurde, und nahmen erst, nah inzwischen ras verbreiteter Kunde bei der Rückkehr des „„Pfeil‘“’ Gelegenheit, den Monarchen auf echt secmännische Weise von Masten und Raaen herab zu begrüßen. Der Capitain Papeß von der Englischen Brigg „Genoa Paket“ von Blyth hatte mittlerweile auf die Seite seines Schiffes in großen Buchstaben den Englischen Königsgruß „God save the King“ auftragen lassen, für welche Artigkeit Se. Majestät ihm besonders Dank sagen ließ. Um 3 Uhr von mehreren anderen Lokal-Besichtigungen nah dem Gouver= nementshause zurückgekehrt, hielt der König daselbst große Mittags- Tafel, wozu alle hier anwesende Notabilitäten, so wie Mitglieder des Raths, der Stadt-Verordneten und der Bürgerschaft Einladun= gen erhalten hatten. Der König hatte gerubt, für denselben Abend einen Thee anzunehmen, den die Stadt ihrem hohen Gaste im Jäschkenthale in der reizenden Villa des Herru Konsul Behrend offerirte. Hier, in einer herrlich prangenden Natur, von dem s{chöu- sten Wetter begünstigt, wurde der getreuen Bürgerschaft die Freul ihrem geliebten Könige ein anmutbiges, heiteres An Tae mit wohlwollendster Anerkennung aufgenommen wurde,