1843 / 165 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

j ifelhaft, ob diese Leute wirklich die öffentliche

as E enigen weer der Sva und Loire repräsentiren. Die Rede des Herrn von Lamartine ist in dieselben poetischen rmen gekleidet, in welche er alle seine Manifestationen hüllt. Der S Eee Jnhalt ist meistens unklar, aber mit {önen Bildern und hin und wieder mit gefährlihen Aufreizungen durchflohten, Sehr erflärlih is es, daß eine solhe Rede auf die Massen wirken mußte, denn er s{meichelt den Volks-Leidenschaften auf eine neue Manier, in prächtigen Phrasen und in einer Sprache, die bei den sogenannten patriotischen Schmausereien bis jeßt unbekannt war. Ueberdies war da kein Gegner zu fürchten oder zu bekämpfen, er fonnte der allge- meinen Zustimmung der Tischgenossen im voraus versichert seyn. Vom Gesichtspunkt der allgemeinen Politik betrachtet, glauben wir nicht, daß die Rede des Herrn von Lamartine in diesem Augenblick einen merklihen Einfluß auf den Gang der öffentlihen Angelegenheiten wird ausüben können, und der Redner selbst hält sie wohl mehr für[einen Schößling der Zukunft, als für einen auf die Gegenwart berechneten Akt. Herr von Lamartine glaubt, es werde die Bestimmung, welche er Frankrei verlündigt, unter der Regentschaft erfüllt werden kön- nen, und dies sey die Zeit, auf welhe man mit der Verwirklichung

seiner Jdeen sih vertrösten müsse.

= Paris, 10. Juni. Der Moniteur parisien hatte vor einigen Tagen angekündigt, daß die Gesellschaft, an deren Spibe das Haus Rothschild steht, und welche der Regierung die bekannten An- erbietungen für den Bau der Eisenbahu von hier nach der Belgischen Gränze gemacht hat, sich bereit erklärt habe, den Anträgen der Kom- mission der Kammer beizutreten, welche über den betreffenden Geseb-= Entwurf zu berichten hat. Demnach würde das Haus Rothschild sich die Verkürzung der Pachtzeit der Bahn bis auf 40 Jahre und An= nahme des Tarifs der Eisenbahn nah Orleans gefallen lassen. Jch glaube Jhnen nun aber im Widerspruche damit die verbürgte Nach- richt mittheilen zu können, daß das Haus Rothschild vielmehr erklärt hat, lieber sein ganzes Angebot zurücknchmen, als auf die von der Kommission vorgeschlagenen Bedingungen eingehen zu wollen. Als der Kommission diese Antwort hinterbraht wurde, {ritt dieselbe so- gleich gestern zu einer neuen Berathung der Sache und vernahm noch einmal das Gutachten des Ministers der öffentlichen Arbeiten, der auch zu ihrer heutigen Sihung eingeladen is, Man glaubt, sie werde auch den Finanz = Minister noch einmal hören wollen, Anus diesem Stande der Dinge geht aufs neue hervor, mit welch großen Schwie- rigkeiten das Zustandekommen der Eisenbahnen in Frankreih überhaupt zu kämpfen hat, Ohne den bedeutenden Auforderungen das Wort reden zu wol- len, welhe das besagte Haus in seinem Angebote an den Staat gemacht hat, kaun ih doch nicht umhin, au denen Unrecht zu geben, welche den Gesellschasten, die den Bau der Eisenbahnen unternehmen sollen, gar keine Vortheile zugestehen möchten. Und die Kommission der Kammer hat allerdings große Neigung gezeigt, auf solche Weise zu verfahren, Unter solchen Umständen ist es nicht zu verwundern, wenn \ih nux schwer Gesellschaften zu derartigen immerhin mit Wag- niß und Gefahr verknüpsten Unternehmungen verstehen wollen, Da aber nach dem Gesehe von 1841 der Grundsaß angenommen wor= den is, daß der Privat = Judustrie ein gewisser Theil beim Bau der Cisenbahnen überlassen bleiben Folle, der Staat also nicht vollkommen freie Hand hat, so ist nicht abzusehen, wie guf diese Weise das große Eisenbahuney zu Stande kommen soll, von welchem seit Jahren {hon in den Kammern und in der Presse so viel esprochen wird, ohne daß man zum Werke schreitet, Der Regierung ann man dabei feinen Vorwurf machen, denn sie hat den besten Willen an den Tag gelegt: die Hindernisse gehen gerade von da aus, von woher sich zugleih unausgeseßte Klagen vernehmen lassen, daß Franukreih im Punkte der Eisenbahnen uo so weit gegen England, Belgien und Deutschland zurückstehe. Wenn nicht ein anderes Sy- stem an die Stelle des bisher in Frankreich befolgten eintritt, so wird dieses Zurückstehen Frankreihs gegen seine Nachbaren mit der fort- \chreitenden Zeit uur noch immer auffallender werden,

77 París, 10, Juni, Das Journal des Chemins de Fer giebt folgende Uebersicht der bis jeßt in Frankreich vorhandenen und dem öffentlichen Gebrauche übergebenen Eisenbahnen:

Die Eisenbahn von Länge.

Paris nach St. Germain... 19 Kilomtr. Versailles auf dem rechten

» » Me Céne 49 » » » Versailles auf dem linken Ufer der Selle ¿6647 » » R eri 1128 » » » Orleans und Corbeil...133 » Wo nab SE Genn eter (60) » St,. Etienne nach Andrézieux .….... W » Andrézieux nah Roanue ……...…..... (08 »

Montbeison nah Montrond….…...….. 18 » Straßburg nach Basel. ............140 » Mühlhausen nah Thann ........... 19» Montpellier nah Cette... 27 » Alais nah Nimes und Beaucaire .… 66 » la Grand-Combe …….... 18 » Lille nach der Belgischen Gränze. 14 » Valenciennes ebendahin ............ 12 » Bordeaux nach la Teste... Q

Im Ganzen .…,..830 Kilomtr. oder

» »

207% Lieues,

__ Dazu kommen 6 Eisenbahnen mit einer Gesammtlänge von 85 RKilomtr., welhe nur zur Ausbeutung von Steinkohlengruben dienen, Beschlossen i} ferner der Bau der folgenden Bahnen:

von Paris nach Lille und an den Kanal,

» » liber Nancy und Straßburg an die Deutsche Gränze, » » lber Won und Marseille an das Mittelländishe Meer, » » über Bordeaux und Bayonne an die Spanische Gränze, » » über Tours und Nantes an den Ocean,

» über Bourges in die Mitte von Frankreich, » dem Mittelländischen Meere über Dijon und Mühlhausen an o tiber D tlantischen Ocean über Bordeaux, - feild'an das Mittellärdishe Me ie und Mar Die Gesammtlänge der Bahnen, deren Bau beschlo}en is, be- trägt ungefähr 4000 Kilometres. Die Arbeiten zu diesen Bahnen sind auf einigen Stellen {on angefangen, namentlich zwischen Mont-= pellier und Nimes, Paris und Amiens, Dijon und Chalons, Avignon und Marseille, Orleans und Tours, aber sie sind nirgends weit fort- eschritten, so daß es vermuthlich Jahre dauern wird, ehe Frankreich eine wirklih vollendeten ivie batf, um ein Bedeutendes vermehrt oder verlängert zu sehen hoffen darf.

Grossbritanien und Irland. Oberhaus. Sißung vom 9. Juni, (B. H.) Zu An-

ang der Sibßung verlas der Lord-Kanzler ein Antwortschreiben a Ellenborough's auf die ihm wegen seiner Leitung der Opergtio-

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» »

736 nen in Afghanistan votirte Danksagung, Dann wurde von Seiten des Ministeriums einige Auskunft über die Motive gegeben, von welchen sih die Regierung bei den zahlreihen Abseßungen der Frie- densrihter und Vice-Grafschafts-Vorsteher (Deputy -lieutenants) in Irland leiten läßt, Der Marquis von Clanricarde begründete eine Anfrage über diesen Punkt auf die auscheinend widersprehenden Erklärungen, welche der Lord-Kanzler in den verschiedenen zur Oeffent lichkeit gelangten Schreiben an die abgeseßten Beamten abgegeben hat, wie er z. B, in dem Schreiben an Lord Ffrench als Grund dessen Anwesenheit bei einer Repeal - Versammlung und die unver-

meidlih zu Gewaltthaten hinführende Tendenz als Ursache der Absebung angiebt, sich jedoh zugleih gegen die Vermuthung

verwahrend, als wolle er eine bloße Aeußerung zu Gunsten der Repeal von Seiten eines Beamten als strafbar ansehen, während ein anderer Beamter, Oberst Butler, abgeseßt worden is, weil er feine Uebereinstimmung mit den Zwecken einer Repeal - Versammlung ausgesprochen, zu dem er eingeladen war, das er aber wegen Krank= heit gar nicht besucht hatte, und ein Dritter, Herr Clanch9, seine Entlassung erhalten hat, weil er, ohne jedoch selbs irgend eine An= sicht über die Repeal zu äußern, einem Diner zu Chren der Parlg- ments-Mitglieder seiner Grafschaft, der Herren O'Connell und Roche, beiwohnte, das mit der Repeal weiter nichts zu schaffen hatte, als daß es einer Repcal - Versammlung unmittelbar folgte und überdies unter seinen Theilnehmern sowohl Nicht-Repealer, als Repealer zählte. Die Erklärung des Herzogs von Wellington, durh welche er diesen Widerstreit der Beweggründe auszugleichen suchte, lautete im Wesentlichen folgendermaßen :

„Jch kenne die Schreiben, auf welche der Marquis von Clauricarde sich bezieht, nicht, indeß is mir allerdings bekannt, daß der Lord - Kanzler von Jrland den so zahlreich besuchten Repeal - Versammlungen, welche die abgesezten Beamten theils zu veranlassen, theils nur zu befördern gesucht, eine gefährliche, zu Gewaltthätigkeiten hinführende, dem Geiste der Verfas sung nicht entsprechende Tendenz beigelegt hat. Unmöglich kann nun aber der Lord-Lieutenant von Jrland oder das Ministerium Zutrauen zu Beam ten hegen, welche in solchen Versammlungen den Vorsiz führen oder ihuen auch nur beiwohnen. Bekannt ist es übrigens, daß in Bezug auf die Ne peal zwei entschieden feindlihe Ansichten in Jrland einander gegenüber- stehenz angenommen nun, es fänden zwei Versammlungen, die eine von Repealern, die andere von Nicht - Nepealern, zu gleicher Zeit nahe bei einander statt, so ist doch unzweifelhast Gefahr vor (Gewalt und Blutvergießen vorhanden, und eben so offenbar is es, daß der Lord-Lieutenant von Jrland in einem solchen Falle niht auf den nöthigen Beistand von Seiten derjenigen Beamten rechnen kaun, welche sich auf die vorgedachte Weise für die Nepeal erklärt haben. Ueberdies is es schon seit läugerer Zeit notorisch, daß nicht nur die Minister, sondern auch beide Häuser des Parlamentes ihren Entschluß, die Union zwischen den beiden Ländern aufrecht zu erhalten, auf die allerentschiedenste Weise ausgesprochen haben, woraus hervorgeht, daß jede Aussicht, die Aufhebung der Union auf verfassungsmäßigem Wege, durh Parlaments-Beschluß, zu bewirken, durch aus hoffnungslos is, Nur durch. Einschüchterung, durch Anwendung phy sischer Kraft und Gewaltthat würde sich daher der Plan der Repealer zur Ausführung bringen lassen, und da nun die Negierung die Pflicht hat, der Anwendung solcher gesezwidriger Mittel in den Weg zu ireten, so kann sie sich natürlich nicht derjenigen als ihrer Werkzeuge be dienen, welche selbst darauf ausgehen, durch ihre Betheiligung an den Reyeal-Umtrieben das Volk nur noch mehr in Aufregung zu bringen, Das allein ist der Grundsaß, nah welchem die Regierung ihre Maßregeln ge troffen hat, und sie isst dabei weit entfernt, in der persönlichen Ausübung des einem Jeden versassungsmäßig zustehenden Rechtes, auf geseßzlichem

| Wege die Aufhebung einer Parlaments-Akte, welche es auch sey, zu betrei \ ben, irgend Jemanden beeinträchtigen zu wollen.“

Der Marquis von Clanrxicarde bemerkte hierauf, es gehe {on aus der Autwort, welche der Herzog ertheilt, hervor, daß er die fraglichen Schreiben des Lord-Kanzlers nicht gelesen habe; indeß so ungenügend schon aus diesem Grunde die Antwort uothwendiger= weise habe seyn müssen, so wolle er sich doch damit begnügen, die

Aufmerksamkeit der Regieruug auf diese Angelegenheit gelenkt zu haben. Graf Fortescue, der leßte Lord-Lieutenant von Jrland unter dem Melbourneschen Ministerium, benußte uun die Gelegenheit, um eine von den Tories aufgestellte Behauptung zu widerlegen, als lasse sih die massenweise Absebung der zu den NRepealern gehörenden Beamten durch. das von ihm (Lord F.) während seiner Verwaltung gegebene Beispiel rechtfertigen. Er erklärte iämlih und doku mentirte durch seine früheren amtlichen Erflärungen und Hand lungen, daß, ein wie entschiedener Feind der Repeal er auch sey, er doch eben so entschieden die verfassungsmäßigen Rechte des Volkes und jedes Einzeluen achte, offen zusammenzutreten und jeden Akt der Legislatur, ohne alle Ausnahme, zu diskutiren, sobald ihnen dies ihrem eigenen oder des Landes Juteresse gemäß erscheine, und so lange keine Gewaltthätigkeiten stattfinden, Demgemäß habe er zwar denjenigen, welche die seiner Ansicht nah zweckwidrige Repeal durch aktives Auftreten zu fördern suchten, die Gunst der Regierung vorenthalten und ihnen keine Aemter ertheilt, da es nicht in seiner Absicht habe liegen können, ihre Mittel zur Förderung der ihm unge= eignet ersheinenden Zwecke zu verstärken ; dagegen aber sey es ihm auch niemals in den Sinn gekommen, irgend Jemand seines Amtes zu entseben oder ihm die Gunst der Regierung zu entziehen, weil er zu den Repealern gehörte. Lord Brougham stimmte dem vorigen Redner darin bei, daß das verfassungsmäßige Recht der freien Diskussion unter keinen Um ständen beeinträchtigt werden dürfe, glaubte aber die Ansicht äußern zu müssen, daß die Nepeal-Versammluugen {hon wegen der freilich in vielen Fällen wohl übertrieben angegebenen Zahl der Anwesenden niht mehr als solhe betrahtet werden könnten, in denen es nur auf friedlihe Diskussion und Berathung abgeschen sey, denn bei einer Menge von 100,000 oder gar 300,000 Zuhörern sey es geradezu unmöglich, daß die Nedner Allen verständlich würden. Der Zweck dieser Versammlungen scy offenbar nur, durch die physische Kraft zu imponiren und glauben zu machen, daß die Stimme der Repeal allen Widerspruch in Jrland bereits zum Schweigen gebracht habe. Als Freund der Rechte des Volks müsse er (Lord B.) die Führer der Re- peal-Partei in Jrland flehentlich bitten, vou solchem Treiben, das zu nichts Gutem führen könne, abzustehen. Damit wurde diese Dis- kussion und die Sihung geschlossen,

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London, 10, Juni. Der Gerichtshof der Queen's Bench, an welchen das vou den Assisen von Lancastershire über OD’'Connor und seine Chartistischen Genossen wegen ihrer Theilnahme an den vor- jährigen Arbeiter - Unruhen gefällte Urtheil überwiesen worden war, um die Strafe zu bestimmen, hat nah mehrwöchentlichen Verhaud- lungen der Sache seine Entscheidung abgegeben und sämmtliche An- geklagte für straflos erklärt und in Freiheit gesebt. Das Motiv die- er Entscheidung ist ein Formfehler in der Anklage-Akte, nämlich die nicht deutlich angegebene Bestimmung des Orts oder der Orte, wo die straffälligen Handlungen verübt worden sind,

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Deutsche Bundesstaaten.

_Sebwerin, 12. Juni, (Schwer. Z.) Heute war die ent- Bette Sibung unseres Conyvocationstages. Nachdem am Sonn- abend der Bericht des Comités über die landesherrliche Proposition nebst einem Separat = Votum der Minorität (zweier Mitglieder) und einem besouderen Erachten des Vertreters der Stadt Rostock in der

Plenax - Versammlung verlesen und nah ciner mehrstündigen, sehr

lebhaften Diskussion zunächst deren Mittheilung an die landesherrlichen Kommissarien beschlossen warz nachdem sodann in der Zwischenzeit bis heute die behufigen Communicationen zwishen dem Comité und den Kemiifaeltn stattgefunden hatten: wurde in der heutigen Plenar - Versammlung zuerst der Comité - Bericht hier- über vorgetragen, und darauf die folgende Frage zur Abstim mung verstellt : „ob das Land unter den in dem Comité - Berichte enthaltenen Modalitäten mit 1,500,000 Thalern Preuß, Cour. Actien Litt. B. bei der projeftirten Eisenbahu von Berlin nah Hamburg sich betheiligen und dadur das Zustandekommen dieses Unternehmens herbeiführen wolle,“ Diese Frage ward (wie bereits kurz erwähnt) mit 145 Stimmen gegen 17 bejaht und somit die landesherrliche Proposition für gegenwärtigen Convocationstag von den Ständen angenommen. Morgen wird nun noch eine Versammlung des Ple- nums stattfinden, um die unterdessen redigirte definitive Autwort der Stände auf die laudesherrlihe Proposition verlesen zu hören und zu genehmigen, und {hon morgen Mittag dürfte der Abschied publizirt und damit der Convocationstag geschlossen werden.

Das oben angegebene Resultat der heutigen Abstimmung brachte in der Versammlung selbst eine freudige Aufregung und Ueberraschung hervor. Zwar ließ sich von Anfang her erwarten, daß die laudes- herrlihe Proposition die Majorität für sich haben werde; allein guf eine so starke Majorität, wie nun wirklich sich ergab, schienen selbst die zuversichtlihsten Freunde der Eisenbahusache uicht gerechnet zu ha ben, Es ist auch ganz gewiß, daß beim Beginn des Convocations Tages eine viel stärkere Opposition wirklich vorhanden warz es fehlte manchen der erschienenen Stände bis dahin, wie leicht erflärlih, an einer hinlänglich tiefen und genauen Einsicht in die eigentliche Bedeutung und alle eiuzelnen Seiten der vorliegenden Frage, und hierauf gründete sich deren Abneigung gegen die Sache. Das Verdienst, dieselbe in ihrredtes, helles Licht gestellt und dadurch Viele von der Opposition herüberge bracht zu haben, gebührt, neben den tüchtigen Stimmen, die bei den Berathungen selber sich vernehmen ließen, und nebeu den ausgezeich neten, eben so flaren als gründlichen Comité-Berichten, zu einem gro ßen Theile der trefflihen Denkschrift über die zur Verhandlung |te- heude Angelegenheit, welche unter die anwesenden Mitglieder der Ritter- und Landschaft im Namen der Regierung hier vertheilt ward: diese (dem Vernehmen nah von dem Herrn Geheimen Legations-Rath) Dr. Prosch verfaßte) Deukschrift erörtert die Frage nah allen Seiten hin mit eben so großer Ruhe, als sicherer und überzeugender Beweis fraft. Jun unserer Stadt, und gewiß bald îm ganzen Lande, 1 t die Freude groß über diefen Erfolg. N

Unser Großherzog verläßt uns gleih nah der Verabschiedung des Convocationstages, um auf der Russischen Dampf-Fregatte „Kam \chatka“/, welche seit dem 4ten d. M. zu seiner Verfügung bei Wis mar liegt, nach St, Petersburg zu einem länger dauernden Besuche bei seinen Kaiserlichen Verwandten sih zu begeben.

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Oer eid.

Preßburg, 6. Juni. (A. Z) Die Cirkular-Verhanudlungen des Landtages rücksichtlich der Königl, Freistädte werden von den hic sigen Blättern ausführlich mitgetheilt, Es wurde der Beschluß qe faßt, nur unter der Bedingung, daß die Munizipal - Verfassung der Städte einer gründlichen Reform unterzogen werde, eine verhältuß mäßige Erweiterung ihres Stimmrechts eintreten zu lassen. Ver Ablecçzat des Csongrader Komitats, Gabriel Klauzál, hat auf dieje Entscheidung den mächtigsten Einfluß genommen, und der gewählte Ausschuß ward beauftragt, in diesem Sinne sein Gutachten abzuge ben. Wie dem übrigens auch sey, so scheint unzweifelhaft, daß die Städte-Reform das intelligente Deutsche Element aus seiner gedrüt ten Lage befreien und in den Stand seßen werde, den herben, un erquilichen, ja verderblihen Kampf der Sprachen und der dahinter lauernden Nationalitäten in brüderlih versöhulichem Geiste auszu gleichen. Eine zweite höchst nüblihe Folge eines freieren Wahl- Modus der städtischen Repräsentanten wird darin bestehen, daß die materiellen Juteressen, über deren Verfall allgemein geklagt wird, geeignetere Vertreter als bloße Juristen auffinden werden.

Preßburg, 7. Juni, Jun den Cirkular-Sibungen vom Z3ten und ten d. M. kamen die sprachlihen Wirren zur Verhandlung. Man hätte glauben sollen, der Geist der Mäßigung, der Versöhulich- leit habe bereits die Stimmung der Gemüther sich unterthan ge machtz nichtsdestoweniger wurde auch diese Diskussion von dem alten hösen Geiste des Haders und der nationalen Jutoleranz beherrscht. Man seßte mit der Verhandlung der sprachlichen Juteressen auch noch die delifate Frage wegen angeblih verleßter Wahlfreißeit zu Agram in Verbindung. Se. Excellenz der Banus und oberste Landeschef von Croatien hatte nämlich, weil er befürchtete, die in vollen Massen her- beigeströmten und mit Wasfen versehenen Edelleute möchten tumul tuarishe Scenen veranlassen, die solenne Abhaltung der Landes-Congre gation zur Wahl des Reichstags-Deputirten so lange suspendirt, bis die „Coxtes“/ aus Geld- und Quartiermangel die Stadt verlassen hatten. Die Magyarischen Turopolyer und die reizbaren Kroaten standen sich bei dieser Gelegenheit truppweise gegenüber. Gegen die Verzögerung der Wahl protestirte der Graf der Turopolyer, Herr von Jozipovich, und hat nun seine Protestation, womit ex in Agram nit durchzudringen vermochte, im Reichstags-Saale wiederholt, Sein Eifer machte si zugleich in einem leidenschaftlichen Ausfall gegen den Bischof von Agram Luft. Uebrigens wurde im Laufe dieser Debatte auch uicht eine \hlagende Thatsache, nicht ein bemerkenswerthes Do fument angeführt, welches zu Gunsten der Slaven-Ankläger spräche. Vage Redensarten und oratorisch-patriotische Knall-Esfekte mußten die Stelle der so allseitig ersehnten Beweise erseßen, Wie lauge noch soll dieser unfruchtbare Streit fortgesponnen werden zum Schaden dieses schönen Landes, ohne Zweck und Ziel?

JIs&Hien, 10, Juni, Folgendes war die Frequenz auf der Wien Glogguißer Eisenbahn während der beiden Psingstfeiertage :

Sonntag den 4. Juni 14,291 Personen ( 2 | Ne Montag den 5, Jum... 20,748 » Zusammen .…... 35,039 Personen,

Jn der Zeit von 5 Uhr Nachmittags bis halb 11 Uhr Nachts am Montage, also binnen 5 Stunden wurden allein über 12,000 Per- sonen von den verschiedenen Stationen, ohne den geringsten Unfall,

nah Wien befördert. ———“—————

Spanien.

© Madrid, 3. Juni. Die Pronunciamientos von Malaga und Granada haben eine neue Wendung genommen. :

Der Oberst Torremejia machte allerdings Anstrengungen, die Bewegung in Malaga zu unterdrücken, indem er voraussebte, daß der General Sauta Cruz von Granada ihm zu Hülse kommen werde. Er machte Anstalten, den Gouverneur von Malaga, Brigadier Ca- brera, verhaften zu lassen. Dieser suchte eine Zuflucht im Französi- hen Sonate: und wollte sich gerade einschiffen, als sich die Scene plöplih änderte. Es traf nämli die Nachricht ein, daß in Granada ein Pronunciamiento stattgefunden hatte, Sofort erholten sih die

Unüberwindlihen Malaga's von ihrem Schrecken. Die National - Miliz ergriff gemeinshaftlich mit den Truppen abermals die Waffen, Vie Junta wurde in neuer Gestalt eingeseßt, und der Brigadier Cabrera, aus seinem Versteck hervorgeholt, übernahm den Vorsitz, Nun kam an den Obersten Torremejia die Reihe, \sich in das Französische Konsulat zu flüchten, und den Brigadier Ca brera aufzufordern, sich zu seinen Gunsten bei der Junta zu verwenden, Dies geschah. Die großmüthigen Patrioten begnadigten ihn, und der Oberst Torremejia \chloß sich dem Aufstande an, fast i demselben Augenblick, als ihn die „umsichtigen“ Minister des Regenten zum Brigadier beförderten. Am 28sten ließ er die National- Miliz und Besaßung von Malaga Revue passiren. Lebtere besteht aus zwei Provinzial-Batailloueun, einiger Artillerie und einer Schwa dron Kavallerie, Eine Kolonne sollte aus der Stadt rücken, um Baena zu beseßen. Der Englische Konsul \hickte am 26sten ein Vampsschisff nah Gibraltar, und von dort traf am 27sten das Eug- lische Kriegs-Dampfschiff „Lizard“ im Hafen von Malaga ein, um die Englischen Unterthanen zu beschüßen. Die neue Junta beharrt auf dem früheren Wahlspruhe der Unabhängigleit von der Regierung Espartero’s, bis das Ministerium Lopez wieder eingeseßt seyn werde.

Der Jntendaut von Malaga, ein Mann, welcher der besonderen Gunst |

des Regenten genoß, sagt in scinem Aufrufe: nicht länger eine so jämmerliche Lage ertragen, und es trat die Noth- wendigkeit ein, das Joch, das man ihm guflegen wollte, abzuwerfen. . Zhr habt es erreicht, Einwohner von Malaga, und das furchtbare Geschrei, das ihr bei eurer Erhebung gegen die Tyrannen ausstießet u. st. w.“ So standen die Sachen am 29sten.

___ Während nun der Brigadier Cabrera und der Oberst Torremesia sih der Bewegung von Malaga anschlossen, weil sie hörten, daß Granada sich dem Ausstand angeschlossen hätte, lief der General Santa Cruz von Granada davon, indem er vorausselte, das Ma lagaer Pronunciamiento wäre verunglüdt, Ju der Nacht vom 29sten gelang es ihm, aus Granada zu entfliehen und am 30sten Jaen zu erreichen, wo ihn der General - Kommandant der Provinz sogleich verhaften ließ. : j Unterschristen unter die gusrührerischen Proclamationen der Junta für unterschoben, s ;

„Das Volk konnte |

Von dort aus erklärt der General Santa Cruz seine |

„Zh habe“, sagt er, „gestern nur einige Dokumente |

unterzeichnet, deren Jnhalt ih nicht kenne, deun meine einzige Absicht |

war, Zutrauen einzuflößen, um in jener Nacht zu entwischen.“

| Almeria pronuncirte sich am 28sten. Man sebte eine Junta ein. Die Behörden nahmen niht Theil an der Bewegung. Am 27sten pronuncirte sich die Stadt Motril. Cadix und Sevilla wa ren noch am 29sten ruhig, Der General - Capitain vou Granada,

General Alvarez, ist von hier nah Jaen abgegangen, wo einige |

Truppen zusammengezogen werden. Der General Mancha traf am 31sten mit 400 Maun Jufauterie und 250 Maun Kavallerie in la Caroling ein, und \o bald einige Truppen sich Gra- nada und Malaga nähern, wird man sih an beiden Punkten despro mneiren und nter dem Ruf: „es lebe die Freiheit!“ ergeben, und behaupten, daß Alles in der besten Absicht geschehen wäre.

_Schwieriger wäre die Lage der Regierung geworden, wenn zu gleicher Zeit agu anderen entlegeneren Theilen der Halbinsel, namentlich in Catalonien und Galicien, aufrührerishe Bewegungen stattgefunden hätten, Jun diesen Provinzen pflegen die Pronunciamientos einen ernstlicheren Charakter anzunehmen, als im Süden. Es hieß zwar gestern, in Galicien wäre der Aufstand erfolgt, bis jeßt hat sich aber diejes Gerücht nicht bestätigt. Aus Catalonien sind beruhigeude Nach- richten eingegangen , obwohl man weiß, daß der Oberst Prim in der Provinz Tarragona alle Mittel in Bewegung sebt, um einen Aufstand hervorzurufen, Daß die Ruhe in Saragossa unterbrochen werde, be fürchtet man auch nicht, weungleih das dermalige Benehmen des Re- genten dort keinesweges Beifall findet, Der General Seoane faud eine sehr kalte Aufnahme, und eine Proclamation, in der der Ex Deputirte Ortega die Einwohner zu den Waffen rief, wurde von dem Preßgericht freigesprochen.

Mendizabal’s Dekrete haben selbst die niedrigsten Volksklassen nicht verblenden können, Nun hat er durch ein Dekret die Kultus steuer aufgehoben, die zum Unterhalte der Geistlichkeit, deren Güter er friherhin einzog, bestimmt war, und dagegen Staatspapiere, die für den Verkauf von Nationalgütern eingehen, und nux mit großem Berluste zu Gelde zu machen sind, angewiesen. Dieses Dekret ist ovbenein in Ausdrücken abgefaßt, durch welche die unglücklichen Geist lichen auf das bitterste verspottet werden, Uebrigens wird das Volk bald noch mehr enttäuscht seyn, Ju einem an die Finanz - Beamten gerichteten Rundschreiben, befiehlt Mendizabal, die Rückstände der bis zu Anfang dieses Jahres fällig gewordenen Steuern mit der unerbitt lichsten Strenge einzutreiben, /

Der Englische Gesandte, Herr Aston, erwartet täglich, den nach gesuchten Urlaub zu erhalten, um Spanien zu verlassen und nicht wie der hierher zurüzukehren, Man will gus Londou erfahren haben, daß Herr Pakenham, bisheriger bevollmächtigter Minister bei dem Freistaate Mexiko und jeßt in England befindlich, sich um den hiesi gen Gesandtschafts-Posten bewerbe. :

Der Correspon sal, ein wohlunterrichtetes Blatt, enthielt gestern Folgendes: „Man sagt, indem man sich auf schr glaubhaste Zirkel beruft, daß man sehr eifrig irgend einen Diplomaten von Bedeutung aufsuche, um ihm eine wichtige Sendung zu übertragen, Diese be schränkt sich auf eine Ansflucht durch verschiedene Länder zum Behufe der Aufsuchung eines Prinzen, der sich auf das baldigste mit un}erer Königin vermähle, um durch eine so kühne Jutrigue den inneren An gelegenheiten eine andere Richtung zu geben, Der Bräutigam soll nämlich förmliche Verpflichtungen eingehen, die Gewalt in den Hän- den der herrschenden Clique zu lassen, Man darf annehmen, daß der Zukünftige, in Betracht der dargebotenen Brautgabe, es nicht an Versprechungen fehlen lassen werde; aber über diese Brautgabe ver fügt mau nicht auf verstohlene und so unanständige Weise, Herr Carnerero, eingeladen, an dieser Unterhandlung Theil zu nehmen, hat als verständiger und gewandter Mann, wie cs scheint, sich geweigert. Man hat an Herrn Marliani gedacht, aber man hält ihn für zu un- geschickt und für zu wenig geachtet, um ihm eine so wichtige Sen dung zu übertragen, ‘““

5 Paris, 10. Juni. Jh theile Jhuen nachstehend die präg nantesten Stellen aus den gestern erwähnten Proclamationen des politishen Chefs und der Militair - Behörde von Barcelona mit: „„Barceloneser““, sagt der Erstere, „es is eure Sache und euer Jn- teresse, den Sturm zu beshwören und die Kette von Leiden zu zer- reißen, welche eure verfleideten Feinde für euch s{chmieden. Eurer Klugheit und Besonnenheit is es anheimgestellt, euh Tage der Trauer und das bittere Weh zu ersparen, und eure Behörden haben die Pflicht, euch vor der Gefahr zu warnen und euch durch alle in ihrer Gewalt stehenden Mittel vor derselben zu schüßen. Verschließt die Ohren der treulosen Stimme derjenigen, welche sich über euren Unter ang freuen würden, wenn sie durch denselben ihr Glück machen könnten, Mißtrauet den Gerüchten und dem leeren Geschwäße, das man in Umlauf seßt, und vertrauet guf eure politische Behörde, welche euch zur rechten Zeit mit ihrer gewöhnlihen Offenheit die Geschichte der Creignisse und alle zuverlässigen Thatsachen, auf welche ihr ein gesundes Urtheil gründen fönnt, mittheilen wird, und die zu diesem Zwecke die Veranstaltung getroffen hat, daß alle Nach-

Kommandant der |

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mittage und auch zu anderen Stunden, wenn es nöthig ist, eine Beilage zu den amtlichen Anzeigen erscheinen soll, in welcher alle beglaubigten Nachrichten, welche eingelaufen sind, werden bekannt gemaht werden. Barceloneser! Der, welcher zu euch redet, hat das Glü, in eurer Mitte geboren zu seyn, euer Wohl liegt ihm am Herzen wie irgend Einem, und er verlangt weiter uihts, als seine Pflicht zu erfüllen, und dieselbe, fo weit es mögli is, mit eurem Wohle und eurem Glücke in Einklang zu seßen, denn dies ist die Aufgabe, die er von der Regierung erhalten hat. Barcelona, am 2. Juni. Gez. Jgnacio Blasara y Este 2c./ Der vom General Cortinez y Espinosa unterzeichnete Tagsbefehl vom 2ten beginnt mit einer Berufung auf die militairische Ehre und Loyalität des Spaui= hen Heeres und fährt dann nach einer kurzen Erwähnung der vor

gefallenen Unruhen fort: „Unsere unerläßliche Pflicht ist es, die Ju- stitutionen des Vaterlandes zu stüßen und den Befehlen der versas= sungsmäßigen Regierung zu gehorchen, Die verfassungsmäßige Re- gierung aber ist Se. Hoheit der Herzog de la Vitoria, und daher find alle diejenigen, welche sich gegen ihn auflehnen, Feinde der Con= stitution, die wir aufrecht zu erhalten geschworen haben. Es if unnöthicz, noch etwas weiteres zu sagen. Es ist unsere Pflicht, die verfassungsmäßige Regierung zu vertheidigen und deren bewaffnete Feinde zu \chlagen oder fkämpfend zu sterben. Nach diesen Grund- sähen von ewiger Wahrheit und kraft der mir ertheilten Vollmachten :

Gebiete und befehle ich allen höheren und niederen Chefs der unter meinem Kommando steheuden Truppen, daß sie als Feinde des Staats und Factiosen alle diejenigen betrachten und behandeln, welche gegen die Verfassung und gegen die auf der Verfassung beruhende Regentschaft des durhlauchtigen Herzogs de la Vitoria die Waffen ergreifen, daß sie gegen die Aufrührer von Reus und gegen die Be wohner jeder anderen aufrührerischen Stadt, und überhaupt gegen jede Versammlung von Leuten, welche sich zur Vertheidigung auf rührerischer Grundsäße und zum Angriffe gegen die Verfassung, gegen den Thron Jsabella's oder gegen die Regentschaft Sr. Hoheit des Herzogs de la Vitoria bewaffnet haben, in strengster Gemäßheit des Bando vom 1. Juli 1840 gegen die Karlisten und mit den Bandos, welche meine Vorgänger am 3, Mai und am 23. Juni veröffentlicht haben, verfahren.“ Die angezogenen Bandos, und namentlich der erste derselben, befehlen ein ganz summarisches Verfahren, nicht allein gegen diejenigen, welche mit den Waffen in der Hand gefangen wer den, sondern auch gegen die, welhe mit ihnen in irgend einer zwei deutigen Verbindung stehen, ihnen Zuflucht gewähren, oder auch nur versäumen, von dem Erscheinen der Aufrührer Anzeige zu machen,

Jn dem Zustande von Barcelona war übrigens auch am ten leine Veränderung eingetreten, und die Lage der Dinge in Reus und Tarragona scheint gleichfalls noch immer dieselbe geblieben zu seyn. Aus Andalusien haben wir heute keine neuen Nachrichten erhalten. Was Saragossa betrifst, so dauert die äußere Ordnung ununterbrochen fort, doch is es ein s{chlimmes Zeichen vou der dort herrschenden Stimmung, daß der wegen seines Aufrufs zu den Waffen vor das Gericht «gestellte Ex=Deputirte Don Jaime Orxtega von den Geschwor nen der Klage entbunden is. Der neue General-Capitain von Ara agonten, General Seoane, soll in Saragossa eine sehr ungünstige Auf ughme gefunden haben.

——— D —— Po a

A Lissabon, 2. Juni. Jch benußze eine außerordentliche Ge- legenheit, um Jhnen die am 30sten erfolgte Ankunft des Prinzen und der Prinzessin August von Sachsen = Koburg in dieser Hauptstadt zu melden. Die Ueberfahrt der hohen Gäste der- Königlichen Familie war sehr stürmisch, und sie waren dadurch gezwungen gewesen, zu Coruña in Spanisch Galicien anzulegen und besseres Wetter abzu warten, wodurch sh ihre Ankunft hier um zwei Tage verzögerte. Eine ungeheure Menschenmasse war bei ihrer Ankunft hier zusammen geströmt, um den erlauhten Bruder des Königs und seine anmuth volle Gemahlin zu sehen, Sie wurden mit allgemeinem Jubelrufe empfangen und waren sihtlich erfreut von dieser herzlihen Theil- nahme, Auch der Vater des Königs und sein jüngerer Bruder sind mit eingetroffen, und namentlich hat der Erstere gleichfalls die allge meinste Aufmerksamkeit und Theilnahme erregt.

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Nachstehendes ist eine Ueberseung des Fermans, welchen der (Gouverneur von Belgrad in Betreff der neuen Anordnungen in Ser bien aus Konstantinopel erhalten hat :

„Du Befehlshaber von Belgrad, Hafiz Pascha! Der Fürst Alexander von Serbien hat durch ein an meine hohe Pforte gesandtes Schreiben vom 13, (25,) April seine Entlassung gefordert. Nach Erhaltung dieses Schrei bens habe ich befohlen: daß selbiger Fürst seines Amtes zu entlassen sey z daß man sich zur gesebmäßigen und regelmäßigen Wahl eines neuen Für sten von Serbien anschicke; daß bei dieser neuen Wahl die Ernennung je nes selbigen Fürsten Alexander, falls er dessen durch den Willen des Volkes würdig erachtet würde, wieder zulässig sey; daß aber, da der chemalige Fürst Michael von Serbien während seiner Herrschaft dies Land nicht nach mei nem Kaiserlichen Willen hat verwalten können, die Wahl dieses Mannes niemals wieder zulässig seyn fannz endlich daß man sich anschicke zur Wahl dreier Kaimakame, zu erkiesen von dem Volks-Senat unter den Serbischen Bornehmen und zu beauftragen mit der Verwaltung der Landes-Angele genheiten bis zur Einsezung des neuen Fürsten, Du, der Du Besfehlsha- ber von Belgrad bist, wirr nah Empfang dieses meines Kaiserlichen Fer mans Sorge tragen, dem Serbischen Volle alles dies wissen zu lassen z und, nachdem Du die Absezung des Fürsten Alexander bekannt gemacht, wirst Du sofort mit besagtem Senat zur Ernennung obenerwähnter Kaima fame schreiten, Eben so wirst Du dann auch, im Einverständniß mit diesen Kaimakamen und anderen Vornehmen des Volks, zu der neuen gesezmäßi gen und regelmäßigen Fürstenwahl schreiten, gemäß den bestehenden Ver ordnungen und den Wünschen des Volks, Ueber die Stimmung, welche die Mehrzahl des Volks deshalb hinsichtlich des Fürsten Alexauder oder zu Gunsten anderer Männer offenbart haben wird, wirst Du mir nach Konstan- tinopel berichten vermittelst eines Sendschreibens und eines Bittschreibens, so wie dies auch bis jetzt in Betreff der vorherigen Fürsten geschehen ist, Jch ernahne Dich, darauf zu achten, daß die oberwähnten Kaimakame sich bis zu der Frist, wo die Ernennung des neuen Fürsten meine Kaiserliche Bestäligung empfangen haben wird, einer gewissenhaften Besorgung aller Verwaltungs - Angelegenheiten besleißigen, auf daß das Wohl seyn und die Ruhe des Landes wahrhaft gesichert bleibe; und sol ches is der alleinige Zweck dieses meines an Dich erlassenen Schrei bens, Sobald Du also aus diesem Schreiben meinen Kaiserlichen Wil len erkannt hast, wirst Du Dich beeilen, kraft der Dix übertragenen Verrich tungen, zuerst die Thatsache hinsichtlich des Fürstenwechsels bekannt zu machenz sodann die Kaimakame ernennen zu lassen; sodann, sobald man nach den bestehenden Verordnungen zur neuen Fürstenwahl geschritten seyn wird, mir das von dem Serbischen Bolk an mich gerichtete Bittschreiben, enthaltend die Bitte um meine Kaiserliche Bestätigung der Wahl, zuzusen den und mir auch sonst alles nöthige mitzutheilen, Jh ermahne Dich, dar- auf zu achten, daß die oben erwähnten Kaimakame, in Uebereinstimmung mit den Gliedern des Senats, den Behörden und Ständen des Volks, sich beeifern, die Angelegenheiten des Landes weise zu verwalten und alle ihnen zu Gebot stehenden Mittel anwenden, um Ordnung und Ruhe in Serbien zu erhalten, Endlich ermahne ih Dich, mit der größten Sorgfalt eine jede Handlung zu verhindern, die den Rathschlägen und Vorschriften, enthalten in dem von mir über die Behandlung der inneren Verfassung Serbiens er- lassenen Ferman, zuwiderliefe,“

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Inland.

X Stettin, 14. Juni. Am 12ten früh Morgens inspizirten Se. Majestät der König auf dem vor dem Berliner Thor belegenen Exerzierplaßze das 2e Jufanterie- (Königs-) Regiment und ließen durch dasselbe in Vereinigung mit dem 9ten Jnfanterie Regimente und der Artillerie ein Manöver bis auf 1 Meile Entfernung ausführen. Später nahmen Se. Majestät den der Vollendung entgegen gehenden Ausbau des hiesigen Schlosses in Augenschein, entsprachen späterhin huldreichs einer Einladung des Offizier-Corps vom 2ten Regiment und beglüdc= ten ein in der Kaserne des Regiments arrangirtes Diner mit Aller= höchstihrer Gegenwart. Nachdem der Commandeur des Regiments, Oberst Graf von Herzberg, mit Allergnädigst gewährter Genehmigung die Gesundheit Sr, Majestät des Königs ausgebracht hatte, geruhten Se. Majestät Allerhöchstselbst den Becher zu ergreifen und folgenden Toast auf das 2te Regiment auszubringen :

¡Das 2te Regiment der Englischen Kronengarde hat die Devise : „„Nimmer das 2e.“ Dieses Regiment führt seit 200 Jahren, si selbst unbewußt, dieselbe Devise; das hat es durch seine Thaten be= wiesen. Jch wünsche dem Regiment und bin überzeugt davon, daß es immer eingedenk seyn wird der Worte: „Jmmer das 2te zwar in der Armee, aber nimmer das 2te an Ruhm und Ehre“ Das 2te Regiment, es lebe hoh!“

Daß dieser so ehrenvolle Toast, vom Herzen kommend zum Her=- zen dringend, die begeisterndste Wirkung auf das Regiment nicht ver= fehlte und in allen Anwesenden den Vorsas erneute und bestärkte, nie still zu stehen auf der Bahn des Ruhms und der Ehre, sondern stets thatkräftig eingedenk zu seyu der huldreichen Anerkennung des erha= benen Chefs des Regimentes, bedarf wohl kaum der Erwähnung.

Nach aufgehobener Tafel begaben sich Se. Majestät nah dem hiesigen Schüßenhause, um dort einer musikalischen Aufführung bei= zuwohnen. Se. Majestät der König hatten sih {hon in Potsdam, wo unser genialer Musik-=Direktor Dr. Löwe die Ehre hatte, der Kö= niglichen Familie an vier Abenden seine Valladen vortragen zu dürfen, unter zwei präsentirten Programmen zu einer Konzert-Aufführung bei Allerh öchstdero bevorsteheuden Anwesenheit hier am Orte, für das neueste Oratorium des Herrn Komponisten, „Palestrina““, entschieden, welches unser als Historiker und Dichter gleih ausgezeichnete Professor Giesebrecht für Dr, Löwe gedichtet hatte. Der hiesige Gesang-Verein, aus etwa 200 Mitgliedern bestehend, beeiferte sich, unter des Kom= ponisten Leitung, mit der größten Begeisterung dem großartigen Werke das gehöorige Kolorit zu geben. Nach jedem Theile geruhten Se. Majestät, dem Komponisten, wie der näheren Umgebung, Allerhöchst- ihre Zufriedenheit mit der Ausführung zu erkennen zu geben und äußerte namentlich gegen den Komponisten die huldreihen Worte: „Jh habe schon in diesem Saale vor einigen Jahren „die sieben Schläfer““ mit Vergnügen gehört, aber Palestrina steht auf einer weit höheren Stufe Jhrer Kunstleistungen.““

Gestern früß 9% Uhr Morgens verließen Se. Majestät unsere Stadt, um sich nah Stargard zur Inspection der dortigen Truppen zu begeben, von wo Allerhöchstdieselben heute wieder zurückerwartet werden,

Stettin, 13. Juni, (Stett. Z.) Zu unserem diesjährigen, am 16ten d, beginnenden Wollmarkte haben die Zufuhren bereits gestern begonnen, und sind bis heute Abend über 15,000 Ctr. Wolle

| hier eingetroffen und hält die Zufuhr noch immer an, Obgleich bei= | nahe fortwährendes Regenwetter eingetreten, sind dennoch schon gestern | mehrere Geschäfte gemacht worden, und zwar größtentheils in Mittel= | wollen, die bei ganz guter Wäsche 17 à 3, auch selbst bis 5 Rthlr. pr, Ctr. mehr als im vorigen Jahre bedungen haben. | Die Börsen-Nachrichten der Ostsee melden über den hie- sigen Wollmarkt unterm 14. Juni: Bis gestern Abend waren circa | 20,000 Etr. Wolle eingetroffen, und hält die Zufuhr heute noch an. Das Geschäft desselben hat sih bis seßt günstiger gestaltet, als nah dem Resultat des voraufgegangenen Breslauer Marktes und einigen anderen Anzeichen zu vermuthen war. Es i nicht allein seit ehe- gestern Nachmittag ziemlih rasch gekauft, sondern auch für gut ge-

j / j | waschene Wollen fast durhweg etwas mehr, als ím vorjährigen Markte

bewilligt worden, und zwar von 1 bis 5 Rthlr. pr. Ctr., sowohl für mittel Gattungen im Werthe von 55 à 60 Rthlr. pr. Ctxr., dergleichen stets den Haupt = Bestandtheil unseres Marktes [bilden, als auch für feinere, im Werthe von 70 à 80 Rthlr. Nür in einzelnen Fällen und bei wirklich mangelhafter Wäsche ist nicht über die vorjährigen Preise hinaus zugestanden worden. Daß unter denselben gekauft worden sey, hat man bis jeßt nicht gehört. Da in unseren Gegenden fein solcher Ausfall in der Schur stattge= funden hat, als in Schlesien, indem viele Schäfereien gar keinen Ausfall erfahren, einzelne selbs! etwas mehr noch geschoren haben, dürften die unseren Markt besuchenden Produzenten, den herrschenden allgemeinen Handels-Verhältuissen nach, alle Ursache haben, mit dem Resultat desselben zufrieden zu seyn, Hauptkäufer an unserem Markt waren bis zu diesem Augenbli Engländer, während unsere Deutschen Fabrikanten und Spinner stark über \chlechtes Geschäft und gehabte Verluste klagen und sehr vassiv im Kaufen bleiben, E

Breslau, 12. Juni, (Bresl, Z.) Auch unsere Stadt hat sich an der Feier des Tages, an welchem vor funfzig Jahren der Stagts= Minister von Schön in Preußische Dienste trat, und welcher am 8ten d. M. in Königsberg, nach der vorläufigen Angabe der dortigen Zei= tung, festlich begangen wurde, betheiligt, indem sie dem hochverdienten Stagtsmanne das Ehrenbürger-Recht verlieh.

Nachrichten von den Veränderungen in der Bevölkerung des Preußischen Staats, welche durch Geburten, Heirathen und Todesfälle, während des Kalenderjahres 1842 entstanden.

(Fortseßung und Schluß. Vergl. St. Z. Nr. 164.)

Der Zuwachs von 188,521 Einwohnern, welchen der Preußische Staat im Jahre 1842 durch das Uebergewicht der Geburten über die Todesfälle empfing, is einer der größten von allen, welche seit dem Jahre 1816 vorgekommen find, worin der Preußische Staat wesentlich seine jeßige Ausdehnung erhielt, indem nahmals nur allein noch das Fürstenthum Lichtenberg von 40% geogr. Quadratmeilen mit 395,296 Einwohnern im Jahre 1834 durch Ankauf hinzugekommen ist. Nur der Zuwachs durch das Uebergewicht der Geburten

von 216,588 im Jahre 1821 und

von 196,299 im Jahre 1825 übertraf denselben, und der vom Jahre 1822 mit 188,438 kam ihn sehr nahe. Es ist keinesweges eine geringe Sterblichkeit, wodur etwan das Jahr 1842 sich ausgezeichnet, und einen so bedeutenden Uebershuß der Geburten übrig gelassen hättez vielmehr war die Zahl der Gestorbenen von 435,182 größer als in irgend einem Jahre seit 1816, nur allein mit Ausnahme der Jahre 1831 ns Ee

wo die Asiatische Cholera die Todesfälle außerordentlich, und namen!- lih bis auf 462,665 im erstern, und 438,603 im lebtern vermehrte.