1843 / 168 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

anfreihs in Spanien so wahrscheinlich als jebt. Wenigstens dürfte G E thun, ini iht unvorbereitet von den Ereignissen überrascht

zu werden.

Grossbritanien und Irland.

Hberhaus. Sibung vom 13. Juni. (B. H.) Die Bill des Grafen Aberdeen zur Regulirung der Schottischen Kir= chen - Streitigkeit wurde in dieser Sizung ohne Abstimmung zum zweitenmale verlesen.

Unterhaus. Sißung vom 11. Juni. Einige Erklärun- gen Sir Robert Peel's in Betreff Sind's und eine Diskussion über die der Prinzessin Auguste von Cambridge zu bewilligende Apa- nage waren die Gegenstände, welche in dieser Sißung, außer dem Antrage Lord Howick's in Betresff der Kohlen - Ausfuhr (worauf wir morgen zurückfommen), allgemeineres Juteresse erregten. Was die er steren betrifft, so wurden sie durch Anfragen des Herrn Roebuck und Lord John Russell's veranlaßt, beschränkten sich indeß im Wesentlichen auf das Versprechen, daß die Regierung, sobald die er forderlihen Dokumente durch die nächste Post ergänzt seyn würdeu, dem Hause alle Aktenstücke vorlegen werde, welhe es in den Stand seben fönnen, die Verhältnisse von Sind zu beurtheilen, insbesondere auch was die von dem General-Gouverneur von Ostindien augeord nete Freilassung der Sklaven und die von Sir Charles Napier, den ihm ertheilten Jnstructionen gemäß, angeordnete Steuer - Erhebung betreffe. Herr Roebuck erklärte darauf, daß er ohne Rücksicht auf die versprochenen Dokumente die Sindischen Angelegenheiten bald möglichst zum Gegenstande einer Diskussion machen werde,

Die Debatte über die der Prinzessin Auguste von Cambridge zu bezahlende Apanage wurde durch den Antrag Sir Robert Peel's eingeleitet, daß das Haus sich zum Ausschuß konstituiren möge, um die auf diese Angelegenheit bezüglihe Botschaft der nigin durch eine Adresse zu beantworten. Herr Hume beautragte darauf, daß dieser Adresse die Versicherung hinzugefügt werden solle, das Haus werde in dieser Angelegenheit die Rücksicht auf die gegen- wärtige finanzielle Lage des Landes uicht aus den Augen lassen, und daß Sir Robert Peel die zu bewilligende Summe anzugeben habe, ehe das Haus sich zum Ausschuß koustituire. Herr Williams unter stühte den Antrag, der von Sir Robert Peel, als gegen die vor handenen Antecedentien streitend, bekämpft und nah einigen Erör terungen mit 276 gegen 52 Stimmen verworfen wurde, worauf das Haus sihch zum Ausschuß konstituirte. Jm Ausschusse erklärte nun Sir Robert Peel, daß es \sich nicht um eine unver: weilte Geld-Bewilligung handle, da es Brauch sey, daß die Prinzes- sinnen des Königlichen Hauses, so lange ihre Aeltern am Leben seyen, ihre Subsistenzmittel von diesen bezögen. Nur für den Fall des To des ihres Vaters, des Herzogs von Cambridge, solle der künftigen Erbgroßherzogin von Mecklenburg = Streliß ein Jahrgehalt von 3000 Psd. gesichert werden, Herr Mackinuon beantragte zu dieser Mo: tion als Amendement, daß der Prinzessin, vom Tage ihrer Verheira- thung an, 2000 Pfd. bewilligt werden sollten, und suchte aus den bei Lebensversicherungen angewendeten Berechnungen darzuthun, daß der Staat auf diese Weise 6000 Pfd. ersparen werde. Da das Amen-= dement allgemeinen Widerspruch fand, nahm der Urheber es zurü, worauf Herr Williams die Verwersung der Motion ohne Weiteres beantragte, Er begründete diesen Autrag darauf, daß fein Mitglied der Englischen Königs - Familie , eine Heirath mit einem Deutschen Fürstenhause abschloß, je mals von demselben eíne Mitgift erhalten habe, weshalb deun auch umgekehrt dasselbe Verfahren eiuzuhalten sey, zumal jebt, wo sich das Land in allgemeinem Nothstande befinde; zugleih machte er bemerflih, daß bereits jeßt an die Deutschen Prinzen und Prin= zessinnen, welhe Verbindungen mit Mitgliedern der Englischen nigsfamilie eingegangen seyen, 200,000 Pfd. jährlich bezahlt würden, und daß der Herzog vou Cambridge, der Vater der Braut, außer seinem Jahrgehalte mehrere einträglihe Posten besibe. Sir Ho ward Douglas erinnerte daran, daß Georg Il. alle Kron =Do= mainen au den Staat abgetreten habe, und daß seine Nachkommenschaft hon deshalb besondere Berücksichtigung in solchen Fällen, wie der vor= liegende, verdiene, Darauf aber erhob sich Herr Hume und verlangte die Ausseßung der Debatte, weil bei einer solhen Geldbewilligung auf eine lange Reihe von Jahren nihts übereilt werden dürfe. Nach län= gerer Diskussion willigte Sir Robert Peel in die Ausseßung bis zum Mittwoch ein. Die Hochzeit der Prinzessin wird am 28sten d, M, stattfinden,

Unterhaus. Sitzung vom 13, Juni. Der Antrag Lord John Russell's, daß das Haus sih zum Ausschuß fonstituire, um den jebigen Zustand der Korngeseße zu untersuchen, führte zu einer Debatte, die bis nahe an 1 Uhr Morgens dauerte, Bei der Ab stimmung wurde der Antrag mit 244 gegen 145 Stimmen ver worfen, Die Debatte über diesen Gegenstand war sehr matt. Während einer Rede des Herrn Gladstone waren kaum 30 Mit glieder gegenwärtig, und hätte einer den Sprecher darauf gufmerk- sam gemacht, so wäre das Haus, als uicht länger vollzählig, genü-= thigt gewesen, sih zu vertagen. j

j London, 13, Juni. Nach der Angabe der Dublin Eve- 11 10g ost dürfte das Geschwader, welches sich an der südlichen Die Irlands sammelt, niht gegen Jrlaud, sondern auf mögliche At im Norden Spaniens zu operiren bestimmt seyn, Unter Ge A hat das Dampsschiff „Cyclops““ in Cork all sein leichtes Heschüß gegen Kanouen vom {wersten Kaliber umgetauscht,

% London, 13. Juni, Die ín ihren ausschweifenden Er

+ Zuni, hren auss{chweifenden Erwar

tungen E dem Wechsel des Ministeriums so sehr aetáuschte pro tenant he Partei in Jrland bietet Himmel und Érde auf, um jede Gegenbewegung zu verhindern, welche den Arm der Regierung stär= ken fönnte, Zhre Organe erflären laut, man müsse sich auf diese Weise für das unprotestautische Treiben ber jevigen Verwaltung, be- ‘ord Elliot, rächen: N Ms Sre

sonders des Lor , raGenz und Graf Roden hält es für be- sonders unrathsam, daß man in diesem Augenblicke mit irgend einer Ee Erklärung von Anhänglichkeit und Treue Ke baciele Die ei rigen Protestanten zu Dublin sowohl als in der Provinz Ulster namentlich zu Belfast, von denjenigen Klassen, die nicht hoch enug stehen, um von irgend einer Regierung persönliche Vortheile zu 8 ten, merken aber nicht mehr auf diese unpatriotischen Eingebungen.

Sie haben sich vielmehr in mehreren Versammlungen g i Weise vernehmen lassen, welche zwar England r muß, daß es in Jrland entschiedeue Freunde hat, es gber

au der Regierung zur Pflicht macht, auf diese guten Freunde beson- ders aua am zu seyn, damit dieselben uicht in ihrem Eifer den Bürgerkrieg hervorrufen, welhen sie gewiß zu vermeiden wünscht, Auch O'Connell spricht freilich, gleich als ob daran gar uicht zu denken sey, immerfort von friedliher Aufregung und besteht darauf, daß die Leute bei der Versammlung nicht einmal eine Gerte mitbriugen. Er spricht jedo seit furzem au so oft und so aufregend von der physischen Macht des Volkes, wie bei einer einzigen Versammlung ein größeres Heer zugegen sey, als Wellington je geführt, ja als zu Waterloo auf

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beiden Seiten gekämpft, wie sie eben so gut nah Tronmuel und Pfeife würden marschiren, und dem Befehl ihrer „Repeal-Waibel“/ eben so gut würden folgen können, wie geübte Soldaten marschirten und ihren Offizieren gehorchten! i

All dergleichen kann bei dem regbaren Volke nicht ohne Wirkung bleiben. Auch soll es nicht an Anreizungen von Amerika her fehlen. Dies mag auch der Hauptgrund seyn, weswegen unsere Regierung mit so vielem Eifer Dampfschiffe ausrüstet und nah der Jrländischen Küste sendet. :

E Wie stark der Abfall in Schottland von der Staatskirche hat | jeyn müssen, geht aus der Thatsache hervor, daß die Regierung allein 88 Pfründen neu bescben zu müssen erwartet, wovon ihr das Pag | tronat zusteht. Es läßt sich denken, daß in diesem Augenblicke, wo das Volk so eifersüchtig auf das Aufdringen eines ihm mißfälligen Kandidaten ist, die Wabl dem Ministerium viel zu hafen machen | müsse, da diesem vor allem daran gelegen seyn muß, neue Kollisionen | zu vermeiden,

Jn der Englischen Kirhe nimmt die Gährung täglih mehr zu. Die Laienschaft fängt an zu fürchten, sie sey selbst von den Bischöfen verrathen, und hat wohl so weit Grund dieses zu glauben, da die Puseyiten niht Eine Lehre aufgestellt haben, die nicht von diesem oder jenem Prälaten gebilligt worden wäre, wenn gleih auf ähnlicher Weise jede Lehre verdammt wordenist, Das thätige Einschreiten des hiesigen Bischofs, wenn auch nur mit unbedeutenden Dingeu, wirkt besonders darum jo nachtheilig, weil Jedermann dadurch auf den obwaltenden Streit aufmerksam geworden ist. Ju ein paar Fällen, wo ihm die Kirchen Borsteher entgegengetreten sind, hat er gemeint, den Widerstand durch einen hohen Ton niederzuschlagenz dieses aber hat das Uebel nur noch ärger gemacht, wie er bald erfahren wird, Jch weiß zuverlässig, daß cin höchst einflußreiher Pfarrer erklärt hat, daß, wenn der Bi schof irgend eine andere Neuerung von ihm verlangen solle, er sein Amt niederlegen müsse; indem das Weuige, worin er Sr. Herrlichkeit bereits gehorcht, ihn um das Vertrauen der Besten seiner Gemeinde gebraht habe. Man sieht mit Begierde dem Drucke vou Pusey'’s berüchtigter Predigt entgegen, welhe den Bischof von Oxford auf eine harte Probe stellen muß. Eine Anekdote, welche ein katholischer Priester bei der gestrigen Versammlung des katholischen Justituts erzählte, wo jeder Redner über den Fortgang des Puseyis- ius die lauteste Freude äußerte, macht Aufsehen. Ein Oxforder Geistlicher, dem er Vorwürfe gemacht habe, weil er sih nit geradezu zum Katholizismus bekenne, soll ihm geantwortet haben: Jch glaube, daß alle Punkte des katholischen Glaubens wahr sind, ih glaube aber auch, daß die Zeit noh nicht gekommen is, um dieses öffentlich zu erklären !

Die Debatten über den Kohlen - Zoll, welche gestern Abend im Unterhause stattfanden, und wobei die Minister, wie sich von selbst versteht, Sieger blieben, waren nicht von Bedeutung, indem diese es vermieden, ein Wort mehr zu sagen, als der Augenblick erforderte, oder Dinge ín den Kreis zu ziehen, welche zu weiteren Erörterungen

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welches

hätten führen müssen. Die Debatten aber, welche Lord John Russell durch seinen heutigen Vorschlag über die Korn-Einfuhr veranlassen wird, wird länger dauern und in vielen Beziehungen wichtigere Fol gen haben, wenn guch fürs erste die Minister Sieger bleiben, | Bei dem „Druck von außen“ nämlich i es durchaus nothwendig, daß

die beiden aristofratischen Parteien sich einander nähern und zur Ver | ständigung kommen, und diese Gelegenheit dürfte wahrscheinlich hierzu

benußt werden. Wie sehr aber ein so allmächtiger Minister wie Peel

bei gewissen Dingen die öffentliche Meinung zu berücksichtigen hat, | zeigte sich gestern Abend, ‘wo er sich dazu verstand, die Entscheidung über die für die Prinzessin von Cambridge zu bestimmende Appanage | zu verschieben, weil er Hume und etliche andere Mitglieder ungeneigt | fand, die vorgeschlagene Summe unbedingt zu gestatten.

li i S u Mus dem Haag, 13. Juni, Unsere Blätter melden das bevorstehende Ausscheiden des Finanz-Ministers, Herrn Rochussen, im mer nur noch gerüchtweise; als sein wahrscheinlicher Nachfolger wird der Ritter van der Heim van Duivendyke, Greffier der Stände von Sceelaud, genannt,

¿« Mastricht, 12. Juni. Jch erfahre in diesem Augenblicke, | daß Herr von Rochussen, Minister der Finanzen, seine Entlassung in die Hände des Köuigs niedergelegt und daß diese Entlassung auge nommen worden is. Seit der Wiedereröffnung der Session hat sich die Kammer ohne Resultat versammelt. Mehrere Mitglieder waren abwescud. Man möchte in Wahrheit sagen, daß sie vor den Folgen ihrer Opposition gegen die Pläne der Regierung zurückgeschreckt sind, Man spricht jeßt, uach der Verwerfung des Gesehes über die Konver sion der Renten, von einem neuen Projekt, welhes nächstens zur Be rathung fommen soll; aber wer wird es vorlegen, wer vertheidigen? das is die Frage. Es wird sehr {wer halten, das Portefeuille der Finanzen in geschicktere Hände zu bringenz vorläufig hat mau einen Geseß - Eutwurf über die Emission von Schaß -BVillets 1n dem Be trage von 9,500,000 Gulden zu dem Werthe der übrigen eingebracht. Die Entlassung des Herrn von Rochussen hatte man allerdings wohl erwartet, allein man rechuete doch nit ernstlich darauf, eben weil exr so s{chwer zu erseßen is, Dieser Minister kannte vollkommen den Handel, die Bedürfnisse und finanzielle Lage des Köutgkhums; er hakt stets als Mann von Ueberzeugung mit Freimuth und Loyalität go handelt. Vielleicht hat man von gewissen Seiten seine Grundsäße und seinen Charaker verkannt, Die Mitglieder der zweiten Kammer haben sich zu einem System der Opposition verleiten lassen, welches dem Wohl der Nation nur nachtheilig seyn kanu; 1hre Sache wäre es nun, die Regierung aus der Berlegenheit zu ziehen, in welcher sie sih befindet, Bis jeßt is übrigens von dieser Demission in deu Journalen noch keine Rede, allein sie is deshalb uicht weniger gewiß. Morgen werden bei unseren Nachbaren, den Belgiern, die Wall Operationen eröffnet, Das ganze Volk is in Bewegung und wird von allen Seiten, je nah den Partei-Jutkeressen, vou Liberalen und Retrograden, wie man sie hier zu Lande nennt, bearbeitet. Man er wartet harte Kämpfe, untermisht mit Jutriguen jeder Art, Was aber auch immer das Resultat seyn mag, so wird es doch eine Frage bleiben, ob die Nation und die Fortbildung des constitutionellen Le bens davon wirklich Vortheil ziehen werden, ape

x Deutsche Bundesstaaten.

Dresden, 14, Juni. (Leipz. Z.) Jun ihrer öffentlichen Sißung vom 12, Juni seßte die erste Kammer ihre Berathung über den Geseß-Entwurf, den Schuß der Rechte von literarischen Erzeug- nissen und Werken der Kunst betreffend, fort, Einstimmig wurde von ihr §, 10 in der ihm von der Deputation gegebenen Fassung ange- nommen: „Die Untersuchung is nux auf deu Antrag eines Beein- trächtigten (Buchhändlers, Urhebers oder Rechts-Nachfolgers) einzu- leiten. Bei einer Zurücknahme des Antrags auf Untersuchung treten die Bestimmungen des Art. 75 des Kriminal = Geseßbuchs ein,“ Die erste Kammer hatte sich also mit der zweiten Kammer einverstanden erklärt, die nicht blos den Verleger, sondern auch den Urheber eines

Werkes zum Antrage auf das Beginnen der Untersuchung wegen

S R S E E G E R E E E E Ti E E E Em E EN

Nachdrucks berechtigt wissen wollte. Auch mit der Ansicht der zweiten Kammer, daß die Untersuchung von Amtswegen nicht fortgestellt wer- den könne, wenn ein solher Antrag zurücgenommen worden sey, hatte sie sich materiell einverstanden erklärt, und nur aus anderweiten materiellen und formellen Gründen den zweiten Sab so gefaßt, wie

er in Obigem enthalten ist.

Gleihwie in der zweiten Kammer entspann \sich nun eine längere

und ziemlich verwickelte Diskussion über die §§. 11 und 12 des Ént

wurfs, Es ist zuvörderst hier auf die Fassung zurückzugehen, welche Der durch

die zweite Kammer dem §. 11 gegeben hatte, nämlih: ,, dieses Geseß geordnete Rechtsshuß wird Ausländern nur insoweit ge

währt, als sie nachzuweisen vermögen, daß in dem Staate, dessen Angehörige sie selbst sind, hiesigen Staats-Angehörigen ein dergleichen Rechts\hußz gewährt werden würde (oder wenn sie das zu hüßende

Recht unmittelbar oder mittelbar von einem hiesigen Staats-Angehö

rigen erworben haben), und zwar in beiden Fällen von der Zeit an, Von Seiten der Angehörigen anderer

wo dieser Beweis geführt ift. Deutschen Bundesstaaten bedarf es einer solchen Nachweisung zwar nicht; es is jedoch der ihnen zu ertheilende Rechts\hußt denselben Be= s{hränkungen der Dauer unterworfen, welchen er nach der Geseßgebung ihres Landes unterliegt.“

enthielt eine im §. sonst von der zweiten Kammer in Wegfall gebraht worden war. Die erste Kammer stellte nun den Geseß-Entwurf in seiner ursprüng, lihen Gestalt wieder her und nahm einen Zusaß dazu an, daß die Anerkennung der Reziprozität keine rückwirkende Kraft auf den Ver trieb der bereits vorräthigen Exemplare habe. ie oben eingeklammerte Stelle wiederum in §. 12. Ein Hauptgrund, aus welhem die zweite Kammer diesen in Wegfall gebracht hatte, lag in der in ihm enthaltenen Bestimmung, daß die Ausländer rüsihtlich der Gewährung des in ihm enthaltenen Rechts shußzes einem Sächsischen Staats = Angehörigen gleih behandelt werden sollte, wenn einer hierländishen Buch = oder Kunst handlung der Vertrieb des Werkes ganz oder zum Theil und wenigstens kommissionsweise übertragen worden sey und diese sodann zugleich für den Ausländer den Rechtsshuß in Anspruch nehme. Dies hielt die 1, Kammer in Bezug auf geseßlich nicht untersagte Unternehmungen deutscher Buchhändler für bedenklih. Die 1, Kam mer nahm dagegen folgende vermittelnde Fassung an, daß der Aus- länder diesen Nechtsschutz genießen solle, „wenn er mit einer hier ländischen Buch= oder Kunsthandlung für gemeinschaftlihe Rechnung eine Vervielfältigung in einer hierländishen Druckerei veranstalte, und die inländische Handlung sodann den Rechtsshuß zugleich für den Ausländer in Anspruch nehme,“ Doch wurde auch hierbei auf An- trag des Bürgermeisters Wehner die Bestimmung hinzugefügt, daß dieser Rechtsschutz keine rücckwirkende Kraft in Beziehung auf den Vertrieb bereits vorräthiger Exemplare haben solle.

Die übrigen §§. des Geseß-Entwurfs wurden mit mehr oder weniger Modificationen und Abweichungen von den Beschlüssen der IT. Kammer angenommen, und insbesondere is zu bemerken, daß bei s, 17 eine Fassung gebilligt wurde, welche den betreffenden Behör den einen größeren Spielraum für das Ermessen gewähren sollte, ob es im concreten Falle überhaupt nöthig sey, cin Gutachten von Sachverständigen einzuholen. Auch die von der U, Kammer ge stellten allgemeinen Anträge wurden, wenn schon auch unter Abän- derungen von der 1. Kammer angenommen. Doch mag es hierbei bemerkt werden, daß bei dem Antrage: „mit Hinsicht guf den um V 0 des _Gesebes für die Staats Regierung ausgesprochenen Vorbehalt die 30jährige Schußfrist in geeigneten Fällen zu verlän geru, die Zzuversichtliche Erwartung auszusprechen, es werde die Staats Regierung nicht ohne die dringendste Veraulassung solhe Privilegien ertheilen“; ein Mitglied der Deputation, dem hernach einige Kam mermitglieder beitraten, sich nicht mit dem Antrage einverstanden erklärte, weil für sehr umfänglihe Werke eine längere Schußfrist unentbehrlich sey und bei klassischen Werken hierin eine Auszeichnung sur die edelsten Geister der Nation liege,

Sa e _ Madrid, 6. Juni, Sehr überrascht hat hier die Nachricht, daß das Spanische Kriegsdampsschiff „,Jsabella 11, welches si in den Gewässern von Tarragona besindet, sih für die Bewegung von

Reus erklärt hat. Der Ministerrath hielt dieserhalb eine besondere Sihung. Das Ministerium wandte sich au Herren Aston, um in

dieser Sache dessen Rath einzuholen, und drückte ihm den Wunsch

aus, daß die Englische Marine dazu behülflich seyn möge, dieses Schiff zur Pflicht zurüczubringen. Sogleich wurden Befehle an

die Kommandanten der Englischen Schiffe in den Gewässern von Catalonien abgeschickt, um auf dieses Dampfschiff Jagd zu machen und sich desselben zu bemächtigen. | ;

Jun den Provinzen Girona und Estremadura soll sich der Bri gadier Ametler an die Spiße der Bewegungspartei gestellt haben.

Nach dem Corresponsal soll Don Jose Cortinez y Espinoza seine Demission als General-Capitain des Fürstenthums Catglonien eingeschickt haben.

Der ministerielle Patriota erklärt es für ein böswilliges und unwürdiges Gerücht, daß der Regent sich aus der Hauptstadt zu ent fernen und die Königin Jsabella und deren Schwester mit sich zu neh men beabsichtige.

Die Regierung hat die Bildung eines Operations-Corps in An dalusien angeordnet. Es wird von dem General Grafen von Pera camp befehligt werden, ¡Zum Chef des Generalstabs is der Briga dier Don Juan Antonio Martinez ernaunt, zuin Secretair Don Juan Lacarte. Dem General-Capitain von Andalusien i} der Befehl er= theilt worden, jeden Rebellen, der mit den Waffen in der Hand er griffen würde, auf der Stelle erschießen zu lassen, Gestern is eine Batterie Artillerie uach Andalusien abgegangen,

65 Paris, 13. Juni, Die gestern eingetroffenen Barceloneser Blätter vom 6ten geben folgende Beschreibung von den am vorigen Tage durch die Anwesenheit des Geuerals Zurbano in der Cataloni- hen Hauptstadt herbeigeführten unruhigen Auftritten, Der General Zurbano, welcher am ten nah Barcelona gekommen war, ging am Zten Morgens um 10 Uhr auf der Rambla spazieren und er hatte bald, wie gewöhnlich, einen Schwarm Kinder hinter sich, Dieses Gefolge vergrößerte sich nah und nach bedeutend, indem der zweite Pfingsttag eine große Menge von veuten quf die Rambla führte. Der Haufen folgte dem General Zurbano bis vor sein Haus int der Straße de la Union, vor welchem er anhielt, als der General hin eingegangen war. Auf die ven den Borfalleuden gemachte Anzeige hickte der General-Capitain 400 Mann Zufanterie und etwa halb so viel Reiterei zur Beschiung Zurbano's und zu gleicher Zeit begab sich auf seine Veranlassung eine Kommission des Ayuntamiento nach dem Schau-= plabe des Auflaufs, um die Menge wo möglich durch gütliche Worte zu be- ruhigen und zu zerstreuen. Ver Volkshaufen ließ sih indessen weder durch den Anblick der bewaffneten Macht einschüchtern, noch durch das Zureden der städtischen Beamten beshwichtigen ; und als der General Zurbano um 2 Uhr Nachmittags, unter Bedeckung von Polizei-Sol- daten (mozos de escuadra) und der ihm geschickten Truppen sein

Dies war im Allgemeinen auch die Fassung des ursprünglichen Entwurfs; uur die oben eingeklammerte Stelle 12 des Entwurfs enthaltene Bestimmung, der

Dagegen brachte sie

Haus verließ, um sich durch das Thor Santa Madrona nach seinem Hauptquartier în San Andres de Palomar zu begeben, so folgte ihm eime unzählige Menschenmenge mit dem Geschrei: Es lebe die Ver- fassung! Es lebe die Königin! Es lebe der Oberst Prim! Nieder mit Zurbano! Nieder mit den Ayacuchos!

Der Zug fam unter diesem und ähnlichem Geschrei, aber ohne alle Thâätlichkeiten, bis an einen March de Reus genannten Punkt. Hier mußte die Reiterei, um sich der Jufanterie anzuschließen, eine Schwenkung machen, welche das Volk für den Aufang zu einem An- grisse hielt, und vor der es eilig zurükwih. Als es aber sah, daß es nichts zu fürhten hatte, kam es mit verdoppeltem Geschrei und Ungestüm zurück, so daß die Anwendung vou Gewalt nothwendig wurde, um der militairischen Kolonne Plaß zu machen, Jun diesem Augenblicke fielen aus der Mitte der Polizeisoldaten zwei Schüsse, von denen zwei Personen am Arm und an der Hand verwundet wur den, und der Geueral Zurbano selbst sah sich genöthigt, den Degen zu ziehen, um ein paar Leute abzuwehren, die sih auf sein Pferd ge worfen hatten, Durch diese Bewegung erhielten die Truppen fo viel Luft, daß sie ohne weiteres Hinderniß das Thor erreichen konnten, Inzwischen dauerte die Aufregung unter der Bevölkerung von Barce= lona fort, uud sie stieg nah und nach bis zu einem so hohen Grade, daß die militairishe Behörde es für nothwendig hielt, das Kriegsge= seß ausrufen zu lassen. Um halb 8 Uhr rückte eine starke Truppen- Abtheilung von dem Fort Atarazanas aus nah dem Platze vor der Kirche der heiligen Monica, wo der zu jenem Zwecke unterzeichnete Bando abgelesen werden sollte. Aber noch ehe diese Förmlichkeit erfüllt wor den war, hatte sih den Truppen gegenüber eine zahllose Volksmenge versammelt, welche durch wildes Geschrei gegen die Verkündigung des Kriegsgeseßes protestirte, indem sie zugleich das Heer hochleben ließ und der Verfassung, der Königin, dem Ministerium Lopez Vivats ausbrachte.

Bald erschienen auch mehrere Alkalden auf dem Plate, die das Volk zu beruhigen suchten und dann mit aufgehobenen Amtsstäben vor die Truppen hintraten und erklärten, daß sie sih eher von den Hufen der Pferde zertreten, als das Kriegsgeseß ausrufen lassen würden. Der kommandirende Offizier bewilligte den Alkalden eine Frist, und diese eilten auf das Fort Atarazanas, wo sich der Sergeaut Major des Plabes befand, dem sie die dringendsten Vorstellungen gegen die Vollziehung der angeordneten Maßregel machten, wobei sie sich zugleich feierlihst für die Aufrechterhaltung der Ruhe verbürgten. Der Sergeant - Major des Plabes schickte einen Artillerie - Offizier mit dem Berichte über die augenblicklihe Lage der Dinge au den Geueral = Capitain ab, in dessen Folge dieser befahl, daß die Truppen in ihre Kasernen zurückkehren, und daß die Schritte, welche gethan worden, um das Kriegsgeselz in Kraft zu seßen, ohne Wir kung bleiben sollten, Beim Bekanntwerden dieser Verfügungen stieg die Cxaltation des Volkes auf den höchsten Punkt, und die Truppen marschirten unter vieltausendstimmigem Zurufen und Lebehochs der versammelten Menge und unter dem Abspielen der Riego-Hymne in das Fort Atarazanas zurück. Das Volk zog hierauf vor das Haus des General -Capitains, den es zu sehen verlangte. Der General Cortinez erschien in Uniform guf dem Balcon und wurde mit Jubel geschrei begrüßt. Der General - Capitain erlangte mit Mühe einen Augenblick Stillschweigen, um etwa folgende Worte zu sprehen : „Meine Herren! Die Grundlage des gesellschast lien Zustandes 1 die Rib) und diess viro, wie i Voffe, niht gestört werden. Sie haben mein Verfahren gesehen; ich strebe eifrig dana, dem Lande Glück und alles Ersprießliche zu ver schaffen, und ih bin zugleich bereit, für die Vertheidigung der Ver fassung zu sterben. Beruhigen Sie si, gehen Ste nah Hause und halten Sie die öffentlihe Orduung aufrecht. Was mich betrifft, so werde ih nicht anstehen, mich für das Wohl des Vaterlandes aufzu opfern,“ Diese kurze Anrede wurde sehr gut aufgenommen, und das Volk zog si, der Aufforderung des Generals gemäß, zurück, nachdem man übereingekommen war, sich am folgenden Morgen auf der Rembla zu versammeln, um eine Kommisston zu wählen, welche den Behörden die Wünsche der Bürgerschaft vortragen solle.

Eine um Mitternacht abgefaßte Nachschrift des Jmparcial sagt Folgendes: „Es is halb zwölf Uhr und das Volk ist noch im mer auf dem Coustitutionsplaße versammelt, Angesichts der Truppen, welche auf dem Rathhause und in dem Palast der Provinzial-Depu tation Wacht halten, Man hat cine Kommission ernannt, welche sich mit dem Ayuntamiento ins Einverständniß seßen und vie Wünsche des Volkes zu erkennen geben soll, Diese Kommission arbeitet in diesem Augenblick schon an der Erledigung ihres Auftrages.“

Am 6óten Morgens i} die folgende, von der am Abend zuvor gewählten Kommission unterzeichnete Proclamation erschienen: „Mit bürger! Friede, Einigkeit, Freiheit, Natioual-Unabhängigkeit , Ber fassung von 1837 Jsabella 11, Die Bevölkerung von Barcelona, die nichts Anderes hot und verlangt, als das Glück der Spanischen Nation, befindet sih in einer Lage, in welcher sie der Ent\chlossen- heit und der Klugheit bedarf, Das Geschrei, welches sih von allen Seiten hören läßt, is der Ruf der aus dem Herzen überfließenden Tugend. Kein Blutvergießen, keine Gewaltthätigkeiten, kein Aufruhr, fein Tumult. Der von dem Volke gewählte Ausschuß, dessen Mit glieder unterzeichnet sind, wird sich in dem Augenblicke, wo er es gerathen findet, sich zu fonstituiren, ins Einverständuiß mit den sämmt lichen Behörden seßen. Sorgen wir dafür, daß wir keinen Tropfen vergossenen Bluts, keinen Exzeß zu beklagen haben, Es lebe die Verfassung! Es lebe die National-Unabhängigkeit! Es lebe die nigin Jsabella 11,! Es lebe das Spanische Heer! Einheit, Frei heit,“ Folgen die Unterschristen, welche fast lauter unbefaunte Na men enthalten,

Ueber den Zustand des übrigen Cataloniens laufen widersprechende Nachrichten um. Nach den Angaben der Einen is in der Lage der Dinge seit den ersten Tagen des Monats nichts geändert, is der Aufruhr noch immer guf Reus, Valls und Cambrils beschränkt, nach den Anderen hat sich auch das Ampurdan sür die Jusurgenten erklärt, ist Tortosa von denselben gewonnen und hat sih ihnen sogar Tarra gona, in Uebereinstimmung mit der Garnison, angeschlossen. Das einzige Gewisse ist, daß der in Tarragona kommandireude General Ortigosa die National-Garde der Stadt entwassnen zu müssen ge glaubt, am ten vor Reus gerückt is und dasselbe zur Uebergabe gauf- gefordert hat, nah deren Verweigerung er für gut befunden, sofort wieder nah Tarragona zurückzukehren.

Varceloua, 7. Juni. Ermuthigt durch die Vertreibung Zur= bano’s und durch die nachgiebige Haltung des General-Capitains Cortinez, glaubten die Anhänger der Bewegung, noch weiter gehen zu fönnen, Es bildete sih vorgestern Abend vor dem Stadthause eine Zusammenrottung, -welhe unter großem Geschrei die Bildung einer Junta und den Beitritt zu dem Pronunciamento vou Reus ver= langte. Gestern waren alle Läden geschlossen. Gegen 2 Uhr Mit tags wurde auf den Straßen eine Proclamation verbreitet, an deren Spitze stand: „Frieden, Eiutracht, Freiheit, Unabhängigkeit ! Constitu tion von 1837! Jsabella 1, (Vergl. oben.) Sie enthielt ferner das Verzeichniß eines Comités von 413 Mitgliedern und 5 Stellvertre-= tern, die beauftragt wären, sih mit den Behörden zu vereinbaren. Es verfügte sich diese Kommission zu dem General-Capitain, Cortinez erwie- derte, die Truppen würden nicht einschreiten, so lange das Volk keine

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feindliche Demonstration gegen dieselben und nichts gegen die beste-

hende Regierung unternähme. Diese Antwort befriedigte die Bewe-= gungs-Partei uicht; sie zeigte sich äußerst erbittert, Die neue Junta faßte nun mit Zustimmung des General-Capitains, um einen Konflikt zwischen den Truppen und dem Volk zu verhüten, deu Entschluß, die Stadt zu verlassen, und verfügte sich nah Sabadell, drei Leguas von Barcelona z sie konstituirte sich dort als provisorische oberste Junta, General Castro, welcher bei den Truppen in Ansehen steht, vereinigte sih mit der Junta, nachdem er die ersten Einladungen, an derselben Theil zu nehmen, zurückgewiesen hatte. Die Provinzial - Deputation, welhe von der Junta ebenfalls aufgefordert wurde, sich ihr anzu= schließen, hat, wie es heißt, eingewilligt, sih mit ihrer Kasse, in der sich etwa 27 Millionen Franken befinden, zu der Junta zu verfügen. Der Confstitucional veröffentlicht heute die Proclamation dieser Junta, welche darin sagt, sie habe si gebildet, um die Bewegung ohne Exzeß, ohne Gewaltthat zum Ziele zu führen, Präsident der Junta ist Antonio Benevent.

Die Nachricht, daß der Kommandant Subira, E'Roset genanut, einer der Unter-Befehlshaber Prim's, die Stadt Tortosa beseßt hat, bestätigt sih, Die ganze Garnison dieses Plabes, sowohl Offiziere, wie Soldaten, hat sih für die Bewegung von Reus erklärt. Auch das ganze Lampourdan, mit alleiniger Ausnahme der Stadt Figuieras, hat si erhoben, unter anderen die Städte Nofes, Cadaques, Castellon #de Ampurias. Milans, Präsident der Junta von Reus, orgauisirt Amit eifrigster Thätigkeit die Insurrection, Die Bewegungs = Partei baut große Hoffnungen auf den entschlossenen Charakter des Obersten Prim, Mit dem Schiffe „die Stadt Madrid“/ ist so eben die Nach richt hierhergelangt, zu Tarragona habe sich die Einwohnerschaft und die (Harnison erhoben, und Briefe aus Saragossa vom Lten versichern, daß Arragonien, Galicien und Asturien bereit seyen, die von Catalonien und Andalusien ausgegangene Bewegung zu unterstützen,

Den neuesten Nachrichten aus Tarragona zufolge, war General Osorio, Gouverneur dieses Platzes, nahdem er zur Vorsicht die Nationalmiliz entwaffnet hatte, mit 3000 Mann Jufanterie, 200 Pfer= den und 4 Kanonen am 5. vor Reus gerückt. Er forderte den Obersten Prim auf, sih zu ergeben. Dieser dagegen lud ihn ein, mit ihm gemeinschaftlihe Sache zu machen. General Osorio hielt es nicht für gerathen, die Streitkräfte des Obersten Prim anzugrei fen; er kehrte Abends 6 Uhr eiligst nah Tarragona wieder zurü, auf deren Bevölkerung er kein großes Vertrauen seßte, und erließ ein Bando, welches aufs strengste verbot, daß sich auf den Straßen am Tage fünf Personen, zur Nachtzeit drei Personen zusammen fänden, Jn Tarragona herrschte große Aufregung. Die Jnsurgen= ten rückten nun ihrerseits nah Tarragona; als sich ihre Vorposten in den Umgegenden der Stadt zeigten, traf Geueral Osorio Vorkeh= rungen, den Jusurgenten einen heißen Empfang zu bereiten,

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HK'onstauntinopel, 31. Mai. (Oest, B.) Der Königl. Preußische außerordentliche Gesandte und bevollmächtigte Minister bei der Ottomanischen Pforte, Herr von Le Coq, is am 25sten d. M. an Bord des Dampfboots „, Ferdinand 1.“ über Gallaß hier einge- troffen, und hat gestern den üblichen Glückwünschungs - Besuch des Pforten - Dolmetschers erhalten.

Der Kaiserl. Russische General, Baron von Lieven, hatte am 27sten seine Abschieds - Audienz beim Sultan, und gedenkt. am 5ten nächsten Monats, über Belgrad, nah Wien abzureisen.

Der zum Müschür von Adrianopel ernannte Reschid Pascha ist im Laufe der vorigen Woche erkrankt, befindet sich aber bereits auf dem Wege der Genesung.

Vereinigte Staaten von Uord - Amerika.

O New - York, 26. Mai. Ueberall beginnen die Parteien aufs thätigste die Rüstungen zu dem bevorstehenden Kampfe um die Präsidentschaft, und je näher der entscheidende Zeitpunkt rückt, desto bestimmter gruppiren sih auch die Freunde und Anhänger der ver= schiedenen Kandidaturen in beiden großen Lagern der Whigs und der Locofocos, welche Lebteren, aller Wahrscheinlichkeit zufolge, die Palme des Sieges davontragen werden. Aber je näher die Stunde des Kampfes rückt, desto mehr streben auch die auf beiden Seiten noch mehr oder minder zersplitterten, unter viele Bewerber getheilten Kräfte nach einer allerdings nöthigen, allein Aussicht auf Erfolg gewähren= den Concentration, und mancher Ehrgeiz, der bisher gleichfalls seinen Namen auf den Kandidatenlisten figuriren zu sehen sich rühmen konnte, hat auf diesen emphemeren Glanz bereits verzihten, und auf viel leicht künftig günstigere Zeiten sih vertrösten müssen. Auf Seiten der Whigs, welche ohnedies jeßt im Lande in der Minderheit sind und die daher noch mehr der Einigung bedürfen als ihre Gegner, wenn sie auch nur mit Ehren aus einem fast sichere Niederlage verheißenden Kampfe hervorgehen wollen, erblickt man keinen ernstlichen Kandida ten, der von der überwiegenden Mehrheit der Partei vorangestellt würde, als Herrn Henry Clay, der schon einigemal nahe darau war, zur Präsidentschaft zu gelangen, aber jedesmal, wenn er sie fast schon zu haben glaubte, zu der Rolle des Tantalus mit den goldenen Aepfeln sich verurtheilt sah. Diesmal sind von vornherein die Aus- sichten nicht so glänzend, und das Mißlingen der Bestrebungen, das eFehlschlagen der Hoffnungen, wenn von solchen erustlih die Rede seyn kann, wird daher nicht so s{chmerzlich empfunden werden. Der einzige Hoffuungsschimmer, welcher Herrn Clay noch geblieben i}, beruht auf der unter seinen demokratischen Gegnern herrschenden Spaltung, welche zu beseitigen dort nicht so leiht werden wird, da Verschieden-= heit der Grundsäße und Meinungen über wichtige Lebensfragen der Union die Veranlassung derselben i und eine Ausglei= chung zwishen zwei diametral entgegengeseßten Jdeen, wie bie dev Jieeit. Wid bie ber GSfldete E C T nudge lih als die Mischung von Wasser und Feuer in demselben Raume, ohne daß das eine oder das andere aufgezehrt wird, Nur ein Aus= weg bleibt der demokratischen Partei, um den Whigs jede, auch die leßte Ausficht auf Erfolg zu benehmen, und dieser is in der Verta- gung der Abolitionsfrage gegeben, obgleich auch dieses Mittel, wenn auch für den Augenblick zum vorgeseßten Zwecke ausreichend, doch die Schwierigkeit nicht beseitigt, niht hebt, sondern nur etwas weiter hinausrückt. Denn der Eifer der Abolitionisten, die in den nördlichen und westlichen Staaten der Union eine immer größere Stärke und daher erhöhten Einfluß erlangen, wird schon dafür sorgen, daß man die Frage nicht definitiv ad calendas graecas verschieben fann. Dieser Cifer der Abolitionisten wird um \o weniger ruhen, als ihre Sache gerade identisch mit derjenigen der Staaten ist, welche mehr und mehr die Präponderanz în allen Beziehungen über die an Zahl, Umfang und Bevölkerung hinter ihnen zurücbleibenden südlichen, rein Ackerbau treibenden Sklavenstaaten erlangen oder viel- mehr {hon besißen. Dazu kömmt das fortwährende Zuströmen von Cinwanderern aus Europa, von freien Weißen, die fast durchaus ín den nördlichen und westlichen Staaten ihre Niederlassungen gründen und dort zur Bildung einer immer zahlreicheren, kräftigen und aus Grundsaß und Erziehung jeder Jdee von Sklaverei feindseligen Be-= völkerung beitragen, und daraus erklärt sih, wie die Abolitionisten, troß ler Gewaltmaßregeln selbst im Kongresse gegen sie und ihre

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Sache, die man gern hätte ersticken mögen, immer mächtiger und fühner das Haupt erheben und in dem Bewußtseyn, daß der Sieg ihnen niht mehr lange ausbleiben fann, unermüdlich und mit stets erhöhter Thätigkeit ihre Bestrebungen fortseßen. Auch bei der bevor= stehenden Präsidentenwahl wird die Abolitionistenpartei den ihr gebüh- renden Einfluß üben, und wenn sie auch diesmal noch niht dürh= dringt, wenn vermittelst einer Transaction Herr Calhoun, der Mann des Südens, über seinen abolitionistishen Mitbewerber van Buren die Oberhand erlangen sollte, so wird doch ein bedeutender Schritt vorwärts für die gute Sache des Rechtes und der Humanität nicht ausbleiben,

Doch ih komme nach dieser kurzen Abschweifung auf die ver= schiedenen Kandidaten zur Präsidentschaft zurück, Herr Webster wür= de zwar, wegen seines unbestreitbaren Talents, seines politischen Scharfblickes, seiner Geschäftserfahrung und um anderer ihn aus= zeichnender Eigenschaften willen, von manchen Whigs nicht ungern an der Spibe der Union gesehen, und seine jeßt befolgte, auch aus seiner Rede zu Baltimore hervorleuhtende Taftik zeigt, daß er selbs allerdings auh verlangende Blike nah dem höchsten Ehrenposten des Landes richtet. Allein es steht ihm das fast allgemein gegen ihn herrschende Mißtrauen in Betreff anderer Seiten seines Charakters und seiner ganzen Stellung in sozialer und namentlih finanzieller Hinsicht entgegen, Man beschuldigt ihn eines gewissen Grades von Leichtsiun in Behandlung der laufenden Geschäfte, der manchmal bis zu förmliher Nachlässigkeit gehe, der Genußsuht und Ver= {wendung und einer dadurch entstandeuen gänzlichen Zerrüt= tung seines Vermögens und Kredits, so daß er bis über die Ohren in Schulden stecken soll; und darauf sich stüßend herrscht die Ansicht allgemein vor, daß ein Maun, der seine eigenen persönlichen Angelegenheiten so schlecht verwalte, darin Verschleuderungen und Sorglosigkeit sich zu Schulden kommen lasse, s{werlich in der Ver= waltung des Staates das entgegengeseßte Verhalten beobachten würde, daß also Herr Webster, der Privatmann, nur wenig Bürgschaft für den öffentlichen Verwalter biete. Wie hart auch dieses Urtheil für ihn seyn mag, wenn auch vielleicht Uebertreibung darin mit unterläust, so steht doch die Thatsache fest, daß diese Meinung über ihn vorherrsht, daß man sie hier und überall in allen Theilen der Union täglich und öffentlich

| in Wort und Schrift vernel:men kann, und daß daber an Erlangung

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| zieht. diesem Staate, der früher wenigstens für theilweise Repudiation si ausgesprochen hatte, hat nun, und noch dazu an der Spie zahlreicher Gleichgesinnten, ein unbedingtes Verdammungs- Urtheil darüber aus= gesprochen. und Nedlichkeit is mit allgemeiner Freude aufgenommen worden.

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einer bedeutenden Stimmenzahl für ihn selbs unter seinen Freunden, den Whigs, kaum zu denken ift.

Wenden wir uns nun guf die Seite der Locofocos und ihrer Kandidaten. Da erblicken wir in erster Linie die Herren van Buren und Calhoun, und etwa noch den gegenwärtigen Präsidenten Tyler, der aber mehr und mehr {hon aus der Reihe der ernstlichen Bewerber zurücktritt. Die Herren Buchanan, General Cas} und Johnson wur= den zwar vou ihren speziellen Freunden vielfach genannt, allein ih glaube, daß dieselben hon jeßt ihre Hoffnungen ganz aufgegeben haben. Es bleiben demnach nur die drei Erstgenannten, und es i} daher von Bedeutung, deren politische Grundsäße zu kennen.

Herr vau Buren will einen gemäßigten Tarif, lediglich mit Rück= siht auf das Staats-CEinfommen, keine allgemeine Staatsschuld, eine Auslegung der Constitution im Sinne der ausgedehntesten Freiheit, und is entschiedener Gegner aller in irgend einer Weise zur Regie= rung in einer Beziehung stehenden Banken.

Herrn Calhoun's Grundsäbße resumiren sih in }reiem Handel, niedere Zölle, feine Schuld, Lossagung von Banken, Sparsamkeit, Einschränkuagen und genaues Festhalten an der Constitution.

Präsident Tyler will nach seinem anerkannten Organ, dem Ma- disonian, keine Bank, d. i, keine mit der Regierung in Verbindung stehende; einen blos auf einen gewissen Ertrag berehneten Tarif, kei= nen Abolitionismus; genaue Auslegung der Constitution im Siune von Jeffersonz keîine Staatsschuld; eine wohlfeile Verwaltung der öffentlichen Angelegenheiten, allgemeines Stimmrecht und ein allge= mein durchzuführeudes System des National=Unterrichts.

Wie Sie sehen, berührt keiner von allen dreien die Frage wegen Vertheilung der Staats-Ländereien. Judeß if unter dem bei Herrn Calhoun angeführten genauen Festhalten an der Constitution, in dem mehr demokratischen Sinue des Ausdrucks, nichts Anderes zu verste= hen, als Widerstand gegen die Vertheilung des Werthes der Staats= Ländereien unter die Staaten und gegen direkte oder indirekte Einmischung der Central-Negierung in das Schuldenwesen der verschiedenen Staaten. Erfreulich is es jedoch, zu sehen, wie die jelzt nicht zahlenden Staaten im= mer mehr vou der Unrechtlichfeit des Repudiations-Systems sich über= zeugen, Es will gewiß viel heißen, wenn es selbst im Staate Mis= sissippi immer mehr die allgemeine Schmach und Verachtung auf sich General Price, einer der Führer der demokratischen Partei in

Diese Rükehr Mississippi's zu den Grundsäßen der Ehre

Fuland.

X Nus der Mark, 17. Juni. Mit lebhafter Theilnahme

| , , d R ' , . | folgen wir auch in unserem Osten der Bewegung, die in den öffent-

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lihen Blättern des Rheinlandes sich kundgiebt. Unverkennbar is in der Rhein-Provinz der Sinn für alle öffentliche Angelegenheiten kräf= tig erwacht: die Wahlen zu den Provinzial-Ständen sind in keiner anderen Provinz des Preußischen Staates mit größerem Eifer betrie= ben worden ; bei feinem anderen Landtage is eine größere Masse von Petitionen eingegangen, als bei dem Rheinischen; und nirgend haben die Journale mit größerem Freimuthe die Gegenstände besprochen, die dazu bestimmt sind, auf dem Landtage zur Verhandlung zu kom- men. Man würde sih sehr täuschen, wenn mau meinte, daß diese Erscheinung von uns „Altpreußen““ mißsällig oder gar mit einer Art

| Mißgunst betrachtet würde, weil wir zugestehen müßten, daß die

Rheinländer uns vorgausgeeilt wären. Wir können aus voller Ueber= zeugung sagen, daß dergleichen kleinlihe Regungen allen denkenden Bewohnern der östlichen Provinzen fremd sind. Wir hier in der Mark, dem Stammlande der Monarchie, freuen uns, wenn wir scehen,i daß unsere Mitbürger, wo dies immer sey, regen Bürgersinn zeigenz denn wir fühlen, ja wir wissen aus Erfahrung, daß darin die Kraft der Nation, des Staates liegk. Wir sehen deshalb gern selbst über leichte Abirrungen und kleine Auswüchse hinweg, die be jedem erwachenden Leben unvermeidlich sind. Wir sind daher auch weit entfernt, unseren Rheinischen Mitbürgern Vorwürfe machen zu wollen, wenn wir niht mit Allem, was sie thun und treiben, oder wohl mehr, was sie schreiben und sagen, einverstanden seyn können. Aber verbergen dürfen wir nicht, daß es uns unangenehm berührt, weun wir bemerken missen, daß unsere Brüder am Rhein, denen wir so geru im Gefühle der herzlihsten Anerkennung die Hand drüdcken möchten, sih auf eine Weise über uns erheben, zu ‘der ste üns feine Art von Berechtigung zu haben scheinen, zu der ste i 26 Per so nigen Verwandtschaft und bei der im Ganzen gleichättigen D aller Deutschen Stämme keine Berechtigung uber M L bat häufig Dieses sich selbst Ueberheben trat uns besonders ans S fgeseb- doch etwas zu oberflächlichen Besprechungen des ne

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