1843 / 169 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

er entsínne jedoch nicht mehr, bei welher Ge- E worín pu ofe: Ld daß die Nennung der Namen nit zulässig sey, weil dieselbe auh den übrigen Landtagen nicht ge- stattet worden sey. Ein Abgeordneter der Ritterschaft: Wenn Se. Majestät gebeten würde, die Veröffentlichung der Namen zu gestatten, so würde die Nothwendigkeit, dem Landtage eine ab= schlagige Antwort ertheilen zu müssen, Se. Majestät sehr unangenehm berühren, Ein Abgeordneter der Städte bemerkt: Die von dem vorherigen Abgeordneten der Landgemeinde hervorgehobene Mit- theilung sey in Betreff des Druckes der Ausshuß=-Protokolle erfolgt, wobei aber die Nennung der Namen nachgegeben worden sey. Der vorgedahte Abgeordnete der Landgemeinden besteht darauf, es ey gesagt worden, daß bei der Veröffentlihung der Verhandlun- gen die Nennung der Namen nicht gestattet werden dürfe. Ein Ab- geordneter derStädte macht darauf aufmerksam, daß in den ge- druckten Protokollen über die Sitzungen der in Berlin versammelt ge- wesenen ständishen Ausschüsse die Namen der Redner mit abgedruckt seyen, wenngleich dort als Motiv angeführt worden sey, daß diese Abdrücke blos für die Mitglieder bestimmt seyen, Ein Abgeord- neter der Ritterschaft bestätigt die Bemerkung des mehrgedachten Abgeordneten der Landgemeinde, Nach seiner Ansicht sey es der Wunsch der Provinz, so s{hleunig wie möglich von den Verhandlungen des Laud- tags Kenntniß zu erhalten. Es sey aber jeßt nicht an der Zeit, auf dem Abdruck der Namen zu bestehen, indem der Landtags-Kommissar nicht die Befugniß habe, denselben zu gestatten, mithin cine weitere Aufrage desselben nöthig und nicht abzusehen sey, bis wann die Antwort darauf eingehen werde. Mittlerweile würden alsdann alle Mittheilungen über die Verhandlungen des Landtages stocken. Deshalb halte er für besser, es bei dem jeßt {hon eingetretenen großen Fortschritt zu belassen und sih damit zu begnügen, daß eventuell die unverkürzten Sißungs- Protokolle veröffentliht würden. Ein Abgeordneter der Städte findet sih hierdurch veranlaßt, von seinem Begehren nach dem Mitabdruck der Namen Abstand zu nehmen, um nicht der \chleu nigen Veröffentlichung hemmend in den Weg zu treten, Dagegen besteht ein anderer Abgeordneter der Städte auf seinem frühe ren Antrage, weil es Pflicht sey, von der durch den Allerhöchsten Bescheid gegebenen Erlaubuiß Gebrauh zu machen, indem die ganze Provinz den Wunsch hege, auh die Namen der Red ner mit abgedruckt zu sehen. Ein Abgeordneter der Städte stellt das Vorhandenseyn dieses Wunsches in Ab rede; die Provinz wünscht nur Veröffentlichung der Verhandlungen ; ob die Namen der Redner gleichzeitig publizirt würden oder nit, sey ihr gleichgültig. Ein Abg. der Landgemeinde glaubt, daß über die Frage, ob auch die Namen der Reduer publizirt werden sollen, durch die erste Abstimmung bereits mit entschieden sey, indem die in der Sibung redigirten Protokolle, welhe nah dem Beschlusse vollständig abzudrucken seyen, auh die Namen der Redner eut hielten. Der Landtags =Marschall bezweifelt die Richtigkeit dieser Ansicht, Es sey nicht wahrscheinlich, daß der Antrag auf Nennung der Namen in dem Zeitungsberichte von der Majorität gebilligt werde, indem konsequent diejenigen, welche gegen die wöürt- liche Berössentlichung der Protokolle gestimmt hätten, sich auch gegen diesen Antrag erflären müßten. Man müsse unterscheiden, ob die Nennung der Namen, in den für die Mitglieder des Landtags be- stimmten Protokoll - Abdrüclen, oder aber in den durch die Zeitung allgemein zu veröffentlichenden Protokollen geschehen solle, Es frage sich zunächst, ob der Antragsteller seinen Antrag auf die erste Alter native habe beschränken wollen. Ein Abgeordneter der Städte erwie

dert, das Erstere sey {on bewilligt, und ein anderer Abgeordneter der Städte besteht darauf, daß die Nemung der Namen auch in

den öffentlichen Blättern erfolge; die Provinz habe ein großes Znter esse dabei, niht nur von den Verhandlungen, wie ein früher gedach ter Abgeordneter der Städte meine, sondern auh von den Namen der Redner Kenntniß zu erlangen, um beurtheilen zu können, ob síe in der Wahl ihrer Abgeordneten sich niht getäuscht habe. Ein Abgeordneter der Städte bezieht sich auf den wörtlihen Juhalt des Allerhöchsten Bescheides, wonah die Gewährung der von dem Landtage gewünschten Form eine Ungleichheit gegen die übrigen Land- tage in si schließe, welche dem Rechtsgefühl der Rheinischen Stände widerspreche. Er wisse also niht, was man über jenen Bescheid hin- aus noch verlangen könne. Auf die Bemerkung eines anderen Ab geordneten der Städte, auch er habe die vorhergegangene Ab stimmung so verstanden: daß es in der Absicht der Versammlung ge- legen, die vollständigen Protokolle, also mit Einschluß der Namen, veröffentlicht zu sehen, erwiedert ein Abgeordneter der Nitterschaft : wenn das verehrlihe Mitglied die Diskussion so verstanden, so hätte es sih sagen müssen, daß bei beiden Redactionen der Frage, sowohl bei der von ihm vorgeschlagenen, als der von dem Landtags-Marschall gestellten, die Namhastmachung der Redner ausgeschlossen gewesen. Deun weder in der bisheran üblichen Form, noch in den geseßlichen Bestimmungen, sey die Nennung der Namen begründet und in dem jüngsten Allerhöchsten Bescheide sey ausdrückliÞh bemerkt, daß dem Rheinischeu Landtage nicht bewilligt werden könne, was den anderen Landtagen zur Beschwerde gereichen würde. Daher sey feine weitere Frage zu stellen, und der Antrag durch den leßten Be sheid Sr. Majestät des Königs schon beseitigt.

Fin Abgeordneter der Städte: Se, Durchlaucht der Land- tags-Marschall hätten zu bemerken beliebt, daß diejenigen, welhe gegen den wortgetreuen Abdruck der Protokolle gestimmt hatten, folgerecht auch die jeßt vorliegende Frage verneinen müßten, dies scheine ihm nicht so. Er habe im Juteresse der Provinz und des Landtags selbs gegen den wortgetreuen Abdruck der Protokolle gestimmt; in demsel en Interesse müsse er aber auch auf Nennung der Na: men bestehen, da die nunmehr mitzutheilenden Spezialitäten ohne Personalien vollends unbefriedigt lassen müßten und ein genaues Protofoll ohne Namen, ein förmliches Unding seyn würde. Auf die Grage des Landtags - Marschalls: ob die Ansicht, daß in der für die Mitglieder des Landtags bestimmten Protokoll - Abdrüen die Namen der Redner mit aufzuführen seyen, Unterstüßung finde? erfolgt allgemeine Zustimmung der Versammlung, Ein Abgeord - neter der Städte findet es gleichgültig, ob die Namen den für die Mitglieder bestimmten Protokollen beigefügt werden oder nicht ; das Interesse, die Namen der einzelnen Redner zu erfahren, liege au- ßerhalb der Versammlung, bei dem Publikum, Die Frage über die

Zulässigkeit der Veröffentlichung der Namen sey nicht, wie das Mit- lied aus dem Ritterstande glaube, durch s Bescheid Sr. Majestät hon entschieden; denn leßterer habe nur die beantragte Selbst-Cen-

sur der Verhandlungen abgelehnt,

Namen keinen Werth ge, worauf Städte erwiedert, er habe benden Kreise des Publikums gesprohen,

ueter der Rittershaft kommt auf die von

( Die geseßlichen Bestimmungen würden nicht überschritten, wenn man das vollständige Sa init den Namen dem Landtags - Kommissar zur Druck-=- Erlaubniß vorlege. Ein förmliches Protokoll ohne Namen der Redner, sey durchaus form- los, Ein anderer Abgeordneter der Städte bestreitet die Aeuße- rung eines Mitgliedes, als ob das Publifum auf die Nennung der ein Abgeordneter der nur von dem ihn zunächst umge- Ein Abgeord- dem Land=

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tags-Marschall vorgeschlageue Trennung der Frage: ob die Nennung

der Namen für die zum

ebrauh der Mitglieder bestimmten Proto= Folle, oder aber auch für die zu veröffentlichenden begehrt werden,

754 zurück. Ein Abgeordneter der Städte stellt die Frage dahin: ob in der bisherigen Weise der Bekauntmachung mit Hinzufügung der Namen fortzufahren sey? i S

Der Landtags=Mar schall bemerkt, nachdem ein Abgeordneter der Städte auf Abstimmung über seinen Antrag bestanden, daß bei Verhandlung der vorliegenden Fragen von dem Geringeren zum Grö ßereu, von dem weniger Umfassenden zum Umfassenderen fortzuschrei- ten sey, und formulirt die erste Frage dahin : z

ob beim Abdruck der Protokolle für die Mitglieder des Landtages die Nennung der Namen gewünscht werde? : welche von der Versammlung einstimmig bejaht wird.

Im Widerspruche mit einem Abgeordneten der Ritterschaft, wel cher sih gegen jede weitere Fragenstellung erklärt, und mit einem Abgeordneten der Städte, welcher seine frühere Aeußerung wieder- holt, bittet ein anderer Abgeordneter der Städte, nunmehr über seinen Antrag entscheiden zu lassen. Ein Abgeordneter der Land - gemeinden bemerkt: er habe sich dagegen ausgesprochen, daß die vollständigen Protokolle abgedruckt werden sollten; wenn ties aber einmal geschehe, so gehörten die Namen mit dazu, weil ohne diese die Protokolle nicht vollständig sondern verstümmelt seyen, Ein A bge- ordneter der Ritterschaft: für die Sache selbst sey die Nen- nung der Namen ohne alles Juteressez sie gebe nur den Partei-An- sichten Veranlassung, auf Diesen oder Jenen mit dem Finger zu zei gen, und zu sagen: lie niger est. Vielleicht möchten die Abgeord neten der Städte ein Juteresse haben, ihre Namen veröffentlicht zu sehen; alle Uebrigen aber nicht, denen es vielleicht nicht einmal an genehm seyn möge. Der Landtags-Marschall glaubt, die weitere Frage lasse sich dabin stellen: ob, wenn der vorhin ausge sprochene Wunsch der Versammlung, die vollständigen Protokolle drucken zu lassen, Genehmigung finde, alsdann auch die Namen der Redner mitgedruckt werden sollten? Ein Abgeordneter der Städte erwiedert: es sey beshlossen, ein vollstäudiges Protokoll dem Landtags =Commissar zur Druckerlaubniß vorzulegen; es bedürfe daher feiner weiteren Frage, sondern uur des Versuhes. Die Ver sammlung habe sich nur darüber zu erklären, ob dieser Versuch ge macht, d. h. das Protokoll mit den Namen dem Kommissar vorgelegt werden solle. Ein Abgeordneter der Städte besteht auf Abstimmung über seinen Antrag, und zwar über die Frage: ob in dem Protokolle des Landtages, welches jeßt als Zeitungsbericht zu veröffentlichen sey, die Namen der Redner genannt werden sollen oder uicht? Ein Abge ordneter der Ritterschaft: von mehreren Seiten habe man der Versammlung die Ansicht beibringen wollen, als ob Veröffentli chung eines Protokolls ohne Hinzufügung der Namen nicht thunlich, und ein solches Protokoll ein verstümmeltes sey. Die Unrichtigkeit dieser Behauptung werde sich sofort herausstellen, wenn der Herr Protokollführer ein Sibungs - Protokoll in der Art vorläse, daß den Namen der Redner die Bezeichnung: „cin Mitglied des zweiten u, \. f. Standes“ substituirt werde. Auch die früheren für die Mitglieder des Landtages bestimmten Protokoll - Abdrücke hätten diese Form gehabt, ohne daß dadurch dem Verständniß Abbruch geschehen. Ein Abgeord neter der Städte: nah Juhalt des Allerhöchsten Bescheides seyen dem Landtags - Kommissar neue Junstructionen ertheilt worden; hier unter fönne man sich auch Justruction in Betreff des Nenuens der Namen denken, Er sey der Ansicht, das Protokoll ohne Weiteres lale, quale, an den Landtags Kommissar zu überweisen, Cine neue Bitte an Se. Majestät sey durchaus nicht nöthig. Der Landtags = Marschall tritt dieser Ansicht bei und hält eine weitere Fragestellung uicht für erforderlich. Dagegen wiederholt ein Abgeordneter dex Städte den Wunsch nah Abstimmung, weil ohne dieselbe nicht konstatirt werde, daß die Majorität den Wunsch ausgesprochen habe, auch die Namen der Redner mit abgedruckt zu sehen. Ein Abgeordneter der Ritterschaft schließt sich dem Begehren um Abstimmung an, weil der Antrag des Abgeordneten der Städte eineu Widerspruch gegen die geseßliche Bestimmung ent- halte, da Se. Majestät bei den vorigen Landtagen die Nennung der Namen ausdrücklich untersagt habe. Dieser Ansicht widerspricht jener Abgeordneter der Städte, weil durch die neuen dem Kommissar er theilten Jnstructionen die frühere Sachlage wesentlih modisizirt sey; drei andere Abgeordnete der Städte aber, weil keine geseßliche Vor- schrift existire, welche die Nennung der Namen untersage.

Die von dem Marschall gestellte Frage :

Jst die Versammlung der Meinung, daß bei den zu veröffentlichen- den Protokollen die Nennung der Namen geschehe ? wird hierauf mit 32 Stimmen gegen 30 bejaht,

Demnächst verliest ein Abgeordneter der Städte einen An trag der Eigenthümer der Bleibergwerke und Hüttenwerke im Revier Commern, Kreises Düren, in Bezug auf das Knappschafts-Reglement vom 10, September v. J. resp. Aufhebung der dadurch herbeigeführ ten Bevormundung, Ein Abgeordneter der Ritterschaft wird diesem einen analogen Antrag mehrerer Braunfkohlengrubenbesiber beifügen, Gehen an den Ausschuß für Bergwerks-Angelegenheiten.

Ein Abgeordneter der Städte bemerkt: es sey ihm eine Petition von 300 Bürgern der Stadt Trier zugekommen, welche die nämlichen Gegenstände berühre, wie die {hon früher eingebrachte des dortigen Stadtraths, und welche zum Zwecke habe, es außer Zweifel zu seben, daß die Wünsche von Triers Bürgern mit denen des Ma gistrats in vollkommener Uebereinstimmung seyen, Er bitte, dieselbe den betreffenden Ausschüssen zu überweijen, Gleiche Vitte stellt ein anderer Abgeordneter der Städte in Betreff einer ihm zuge gangenen Petition der Stadt Kreuznach um Reponirung des Straf geseß-Entwurss, Gehen als Beilagen der früheren entsprehenden Anträge an die betreffenden Ausschüsse.

(Schluß folgt.)

Zeitungs -Uachrichten.

NAuslaunD.

De Frankreich.

Deputirten-Kammer. Sihung vom 13. Juni, (Nachtrag.) Nachdem, wie gestern gemeldet, die Juterpellation des Herren Ledru-Rollin durch die Tages -= Ordnung beseitigt war, und Herr Duchatel mehrere Geseß-Entwürfe von lokalem Juteresse, so wie das von der Pairs=- Kammer angenommene Geseh über die Theater auf das Büreau der Kammer niedergelegt hatte, begann die Diskussion des Budgets von 1844, Herr Chapuis-Montla- ville stellte Betrachtungen über den Zustand der Finanzen des Landes an, welche die ganze Aufmerksamkeit der Kammer in Anspruch nahmen, Hierauf ging er zu allgemeineren Bemerkungen über, bektlag- te sich über die verderbten Tendenzen der Literatur und deutete in dieser Beziehung vorzugsweise auf die Feuilletons des Messager und des Journal des Débats hin. Das einzig wirksame Mittel, diesem Uebel zu steuern, sey nach at Meinung, die Presse von dem Zwange der fiskalischen Geseße zu befreien. Aber das Ministerium thue gerade das Gegentheil, indem es Journale, die ihm nicht feindlich gesinnt wären, und seine Politik oft ver-

theidigten, mit solhen Prozessen verfolge, Er {loß seinen Vortrag

mit einigen Bemerkungen über das Wahlgeseß und der Nothwendig- keit einer Reform desselben. Hiermit war die allgemeine Debatte geschlossen und die Diskussion über das auf die öffentliche Schuld bezüglihe Kapitel begaun, Herr Garnier :-Pagès bezeichnete die Konvertirung der Renten als die einzig wirksame Maßregel, das Gleichgewicht zwischen den Einnahmen und Ausgaben wieder herzustellen ; man solle diese Maßregel so schnell als nur immer möglich ergreifen, indem diese Operation eben so nothwendig als nüßlih sey; er wünsche die 5 pCt. Rente in eine 4! pCt. zu ver- wandeln, indem hierdurch die Zinsenlast um den zwanzigsten Theil verringert werde. Der Finanz=Minister entgegnete hierauf, daß er sih niht verpflihten könne, in der nächsten Session ein Renten - Konvertirungs - Geseß vorzulegen; er ersuche vie Kammer indeß, zu glauben, daß ihm diese Angelegenheit viel zu wichtig c1 scheine, als daß er sich nicht fortwährend mit derselben beschäftigen solle. Man dürfe übrigens nicht vergessen, daß von den Kammern ein Anlehen votirt sey, von welchem erst ein Drittheil realisirt worden, und daß die Regierung früher oder später dazu schreiten müsse, diese Theile des Anlehens zu negozüren, da die Ausgaben, zu welchen sie bestimmt wären, von den Kammern bereits beschlo}en worden. Die einzelnen Kapitel dieses Theiles des Budgets wurden darauf ohne Reduction angenommen und zu dem Budget des Ministeriums der Justiz und des Kultus übergegangen. Die Kommission hatte bei den Krediten des Staats-Rathes eine Verminderung von 2700 Fr. vorgeschlagen, die von dem Großsiegelbewahrer bekämpft, von dem Berichterstatter, Herrn Bignon, vertheidigt und von der Kammer angenommen wurde, Die weitere Berathung ward auf morgen verschoben.

Paris, 14. Juni. Der Prinz von Joinville, der sich mit seiner jungen Gemahlin bereits auf der Rückreise nah Frankreich be-= findet, wird sich zu Brest ausschiffen. Der Herzog von Nemours wird sih nah dem genaunten Hafen begeben, um seine erhabene Schwägerin bei ihrer Landung zu begrüßen.

Die Kommission des Kriegs - Ministeriums, die mit den Algier hen Angelegenheiten beauftragt wurde, is mit ihren Arbeiten schon bedeutend vorgerückt, und der Kriegs - Minister hat sich entschlossen, die fertigen Kapitel dem Könige zur Genehmigung vorzulegen, Es befindet sich hierunter ein Expropriations - Geseh - Entwurf, und der Vorschlag zur Einseßung eines Administrations-Raths.

Die Eisenbahn-Gesellschast vou Paris nach Lyou is in der Auf lösung begriffen, Die Gesellschaft, welhe den Bau der Eisenbahu von Orleans nah Tours beabsichtigt, ist mit den ihr gestellten Be dingungen nicht zufrieden und will sich auch auflösen. Es sind vorzugs weise die Englischen Kapitalisten, die ihr Wort zurücknehmen.

Die Berichte über die Eisenbahnen werden der Deputirten-Kam mer am Sounabend oder Montag vorgelegt werden.

Börse vom 14. Juni, Die von dem Finanz-Minister auf der Rednerbühne der Deputirten - Kammer gemachte Aeußerung, daß er uicht versprehen könne, schon in der nächsten Session einen Geseb Entwurf zur Konvertirung der Rente einzubringen, drüdckte gestern Abend die Course auf der kleinen Börse des Calé de Paris um un- gefähr 50 Cents. herab. Heute, an der eigentlichen Börse, stellte sich der frühere Cours wieder her, (Fs wurden große Wetten da für abgeschlossen, daß die noch übrigen zwei Drittheile des Anlehens nicht vor dem nächsten Januar negozirt werden würden. Obgleich die Nachrichten aus Catalonien fortwährend ungünstig lauteten, hielten sih die Spanischen Fonds dennoch fest.

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Grossbritanien und JIrland.

Oberhaus. Sihung vom 13, U Bi H) Zit Anfang der Sibung beantragte der Herzog von Wellin gton eine Adresse an die Königin, als Antwort auf ¡ihre Botschaft wegen des der Prinzessin Auguste von Cambridge zu bewilligenden Jahrge- halts. Die Adresse, wiewohl sie die Versicherung enthält daß das Oberhaus den Wünschen der Königin gemäß verfahren werde ist ein Schritt bloßer Courtoisie, da das Unterhaus allein über die Staatsgelder verfügen fann und dem Oberhause, dem die be tresfenden Vills allerdings zur Mitgenehmigung vorgelegt werden einzig und allein die Wahl zwischen Ännahme und Verwerfung derselben bleibt, Der Antrag auf die Adresse fand daher auch feinen Widerspruch, indeß benubte der Graf von Fortescue die Gelegenheit, um darauf aufmerksam zu machen, daß sür die Kin der des Herzogs von Sussex erster Ehe, Sir Augustus d'Este und Mademoiselle d'Este, noch gar nichts geschehen sey, wiewohl der Her zog von Sussex, der Einzige unter seinen Brüdern, außer seinem Jahrgehalt feine andere Cmolumente aus der Staats Kasse gezogen habe und dessen Familie daher wohl besondere Berücksichtigung ver= diene, Der Herzog von Wellington wih der Frage aus durch die Erklärung, daß ihm von den Familien Verhältnissen des Herzogs von Sussex auf amtlichem Wege nichts bekannt sey, und Lord Broug- ham machte bemerklich, daß die Sache nicht hierher gehöre, worauf die beantragte Adresse genehmigt wurde. i

Die von Lord Aberdeen dem Oberhause vorgelegte, zur zwei ten Verlesung stehende Vill zur Regulirung der Angelegenheiten der Schottischen Kirche ertheilt den Presbyterien, unter Vorbehalt der Berufung an die höheren Kirchen-Tribunale, das Recht, über alle von

| einem oder mehreren großjährigen Gemeinde-Mitgliedern gegen die

Zulassung eines von dem Kirchenpatrone präsentirten Geistlichen ge- machten Einwendungen, nah gehöriger Untersuchung, eine Entscheidung abzugeben und dadurh den Patron zur Präsentirung eines anderen Geistlichen zu nöthigen. Auf diese Weise glaubt die Regierung die Anforderungen der Non-Jutrusionisten zu befriedigen, ohne doch das von ihnen für die Gemeinde in Anspruh genommene un=- hedingte Veto zu bewilligen. Aus der von Lord Aberdeen zur Mo tivirung des Prinzips der Bill gehaltenen Rede geht überdies hervor, daß wegen Mißbrauchs der ihnen durch die Bill gegebenen Gewalt von Seiten der Presbyterien eine besondere Berufung an die Civil gerichte statthaft seyn soll, Zugleich ergriff Lord Aberdeen die Gele= genheit, um sich nochmals sehr entschieden gegen die Dissidenten aus- zusprechen, welche, seiner Ansicht nach, den Prinzivien der Stifter der presbyterianischen Kirche, Calvin, Knox und Anderer geradezu entgegen und son deshalb ungeseblih gehandelt hätten, Er ging so weit, zu erflären, daß er lieber die Schottische Kirche ganz vereinsamt sehen, als ihren Anforderungen nahgeben wolle, Der Graf von Roseberr y, der sowohl die General-Kirchenversammlung als die Dissidenten des Unrechts beschuldigte, beantragte darauf die Verwerfung der Bill, hauptsächlich aus dem Grunde, weil sie ihm deu Kirchen-Tribunalen allzu große Gewalt über die Patronatsrechte zu ertheilen scheine. Lord Brougham billigte den Geseß- Entwurf ebenfalls nicht, weil derselbe, ohne die Dissidenten zu befriedigen, der übrigen Kirche Privilegien gebe, die, seiner Ansicht nah, demselben nit ertheilt werden dürften, Jn gleicher Weise sprachen sih die Lords Cottenham und Campbell aus, und die Bill wurde dar= auf, in Gemäßheit eines Vorschlages des Lord-Kanzlers, nur unter dem Vorbehalt ihrer Abänderung auf den späteren Stadien,

zum zweitenmale verlesen.

Unterhaus. Sibßung vom 11. Juni. (Nachtrag.) Eine längere Di entspann sih an diesem Abend über einen Antrag, wel=

chen Lord How ick vorbrachte, als das Haus sich zum Aus\chuß über die Mittel und Wege konstituiren wollte, und der die Aufhebung des im vo- rigen Jahre eingeführten Ausfuhrzolles von Kohlen betraf. Lord Howick machte bemerklich, daß dieser Zoll nicht angeordnet sey, um die Aus- fuhr der Kohlen zu ershweren, etwa aus Furcht vor möglicher Er- \chöpfung der Kohlen-Bergwerke, eine Furcht, welche, den über diesen Gegenstand angestellten Berechnungen zufolge, die einen für 1700 200jährige Consumtion hinreichenden Kohlen-Vorrath fonstatirt hât- ten, unbegründet sey.

Der Zoll‘, fuhr der Antragsteller fort, „ist denn auch von der Ne- gierung eingestandenermaßen nur in der Hoffnung einer bedeutenden Ein nahme (fie wurde von dem Kanzler der Schaßkammer auf 140,000 Pfd, jahrlich angeschlagen) eingeführt worden, und in der Voraussfezung, daß

die Abgabe zur Last des Auslandes fallen werde, welches der Englischen | Die Gegner des |

Kohlen für seine Fabriken nothwendigerweise bedürfe. Zolles haben bei der vorjährigen Debatte geltend zu machen gesucht, daß der Zoll nur den Kohlenhandel beeinträchtige und dem Lande dadurch mehr

schaden werde, als die vermehrte Einnahme gut machen könnez sie haben |

sich zum Beweise auf dic Erfahrung berufen, daß die Kohlen-Ausfuhr seit der im Jahre 1836 erfolgten Aufhebung des früher bestandenen hohen Zolles, von 916,000 Tonnen, innerhalb zweier Jahre auf 1,313,000 Tonnen gestiegen

sey, ein Argument, in welchem die Vertheidiger der Abgabe indeß nur den Beweis |

haben sehen wollen, daß die Kohlen - Ausfuhr jeßt ohne Nachtheile, wenn auch nicht einen hohen Zoll, doch einen Zoll von 1 Sh, bis 2 Sh. für die

Tonne sehr wohl tragen könne, wobei sie behaupteten, daß schon aus dem |

(Grunde eine Verminderung der Kohlen-Ausfuhr nicht erwartet werden könne, weil viele Städie auf dem Kontinent demnächst mit Gas würden erleuchtet werden, zu dessen Erzeugung die Englischen Kohlen besonders geeignet seven, Zugleich wurde behauptet, daß diejenigen, die beim Kohlenhandel interessirt jeven, gegen den Zoll nichts einzuwenden hätten, Die zahlreichen Petitionen gegen die Abgabe, welche seitdem beim Parlamente eingegangen sind, haben den Ungrund der legten Behauptung dargethan, und die Erfahrung des leßtverflossenen Jahres lehrt, daß auch die übrigen Berechnungen des Mi nisteriums auf falschen Vorausseßungen beruhen, Ju Zahre 1841 wurden 1,900,000 Tonnen Kohlen aus England nach dem Auslande ausgeführt, unge- rechnet die Ausfuhr nach den Britischen Kolonieen ; dies würde für das halbe Jahr einen Betrag von 750,000 Tonnen geben, während in der leßten Hälfte des vorigen Jahres (1842) nur 598,000 Tonnen ausgeführt wurden, also ein Ausfall von 152,000 Tonnen stattfand. Freilich könnte man behaupten, daß die Kohlen - Exporteurs im Jahre 1841 noch tie Zeit der Zoll- freiheit benuyt hätten, um eine möglichst große e j zollfrei auszuführen, und daß dadurh der Mehrbetrag in jenem Zahre zu erklären sey; man erhält aber ein ähnliches Resultat wie das oben angegebene, wenn man das erste Quatal des vorigen Jahres mit dem er-

Masse von Kohlen |

| waren

sten Quartal des gegenwärtigen vergleicht, wo natürlich die erwähnte Nück- |

sicht wegfällt, März 389,000 Tonnen ausgeführt, in dem forrespondirenden Quartal die

Jm Zahre 1842 wurden nämlich bis zu Ende des Monats |

ses Jahres dagegen uur 259,000 Tonnen, also cin Drittheil weniger, Diese | Angaben werden denn auch durch die Verichte aus den verschiedenen Koh- |

lendistriften bestätigt, denen zufolge die Arbeiten daniederliegen, die Arbeiter entlassen werden müssen, die Aufträge vom Auslande nicht ausgeführt wer den lönnen, weil die Preisbedingungen nicht einmzuhalten sind, und die Kon- kurrenz besonders der Deutschen Kohlengruben die Märkte des Auslandes, vornehmlich Hollands, immer mehr verschließt, während in Spanien (be- sonders Asturien), Frankreich, Belgien und Westphalen große Summen guf getvendet werden, um die dortigen Kohlengruben zu verbessern und den ein mal gewonnenen Vorsprung möglichst zu nüßen, dem noch neuerdings von England selbst gegebenen Beispiele folgend, welches, als Neapel den Aus fuhrzoll von Schwefel erhöhte, sich durch den auf chemischem Wege in Eng- land selbst produzirten Schwefel zum Theil von Neapel unabhängig zu machen gewußt hat.“

Lord Howick führte darguf noch weiter die Nachtheile aus, welche

der jeßige Zustand der Dinge auf die Verhältnisse der geringeren

Klasse in den Kohlen - Distrikten, auf das Fabrikweisen und die Rhe derei, endlich auf den Handels-Verkehr im Allgemeinen ausübe, machte bemerflih, daß auch nit eiumal die von dem Ministerium prophezeite Einnahme durch den neuen Ausfuhrzoll zu Stande gebracht sey, denn derselbe habe statt 140,000 Pfd. nur ungefähr 100,000 Pfd. Brutto eingebracht, forderte das Ministerium auf, umzukehren, da es noch Zeit sey, und beantragte endli, daß das Haus sich zum Ausschuß fonstituire, um die Frage zu untersuchen. Herr Gladstone wider seßte sich dem Antrage und begründete seine Einwendungen gegen denselben hauptsächlich darauf, daß unter den gegenwärtigen finan- ziellen Verhältnissen des Landes au einen Steuer-Erlaß irgend einer Art nicht gedacht werden dürfe. der Zoll erst seit neun Monaten bestehe und durch die Erfahrung daher noch nicht zur Genüge geprüft sey, und behauptete, daß man die Ursachen des Daniederliegens des Kohlenhandels nicht in dem Zolle zu suchen habe,

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geschehen, um die Regimenter kennen zu lernen, welhe im Fall von Unruhen in Jrland am besten dort verwendet werden können,

Belgien.

Brüssel, 14. Juni. (Aach. Z.) Die Wahlen des 13ten sind vorüber und hier bis auf zwei (von Gent) bekannt, Bekanntlich war die Hälfte unseres Senats und unserer Repräsentanten-Kammer, die Mitglieder für die Provinzen Hennegau, Ostflandern, Lüttich, Namur, Antwerpen und Limburg, zu erneuern; es unterlagen im Ganzen 23 Senatoren und 49 Repräsentanten der Wiedererwäßlung, Es sind nun fünf neue Senatoren und dreizehn neue Repräsentanten aus der Wahlurne hervorgestiegen, von denen jedo mehrere nur dem freiwilligen Rücktritt ihrer Vorgänger die Ernennung verdanken. Die fünf neuen Se= natoren sind Graf Ribeaucourt zu Termonde, Herr Siraut zu Mons, Herr Daminet zu Soignies, Herr Hennequin zu Lüttih, Graf Borghgrave zu Tongern, die Repräsentanten Herr Lesoinne und Herr Tornaco zu Lüttich, Herr Thirion zu Huv, Herr Corswarem zu Hasselt, General Goblet und Herr Castiau zu Mons, Fürst von Chimay zu Thuin,

| Herr Verwilghen und Herr Demeester zu St. Nikolas, Herr Pirson

zu Dinant, Herr Desaegher zu Gent, Herr Denaeyer zu Alost. Drei Fractionen theilen sich in die Wahlen, die katholische, die libe rale und die Fusions - Partei, zu der sich das Ministerium bekenut und welhe zwischen den beiden ersteren das Gleichgewicht erhalten und Männer wählen will, die sich zwischen beiden in der Mitte hal ten. Sie is die einzige, welhe Gewinn aus den Wahlen gezogen bat.

X] Brüssel, 14. Juni. Das Resultat der Wahlen is jeßt

im Allgemeinen bekannt, und wahrscheinlich für beide Parteien, die |

alle Kräfte zu diesem Kampfe aufgeboten hatten, überraschend gewesen. Wenn nicht einige Ballottirungen und die noch unbekannten Wahlen eimger Vrtschaften das Facit umändern, so hat keine Meinung, was

|

| |

die äußere Zahl ihrer respektiven Deputirten betrifft, weder gewonnen, |

noch verloren, die auf beiden Seiten gleihmäßig stattgefunden haben, so hat die katholische Partei den empfindlihsten Schlag erhalten. Sie hat näm- lih fast alle ihre Häupter und Wortführer eingebüßt, während auf der anderen Seite nur Deputirte von geringerer Bedeutung auf dem Wahlplabe geblieben sind, Die drei Brennpunkte des Wahlkampfes Lüttich, Gent und Tournay. Partei einen vollständigen Sieg erhalten. von großem Einflusse in der Kammer und auch von unverkennbarem

Allein betrachtet man den inneren Werth der Verluste, |

In Llktich hat dié liberale | Drei fatholische Deputirte |

Verdienste, die Herren Baihem, de Behr und Dumonceau, sind einer |

bedeutenden liberalen Majorität unterlegen. Ju Tournay hat einer der hartnäigsten Wortführer, Herr Dubus, der besonders dur seinen

| in Gemeinschaft mit einem anderen Deputirten gemachten Antrag,

um Konstituirung der katholischen Universität als Civil - Person mit dem daraus folgenden Rechte, Grundbesiß u, dgl. zu erwerben, dem

| Lande bekannt geworden i}, einem jungen, talentvollen, liberalen

| Distrikte, erhalten.

Zugleich machte. er bemerklih, daß |

Die Angabe Lord Howick's über den Ertrag des |

Zolles bestritt er und berechnete denselben zu 112,000 Pfd. bis 114,000 |

Pfd, indem er es als Erfahrungs\aßz anführte, daß die Kohlen-Ausfuhr in | 2m ebel A Ats A P E E L “s | sellschastlihen Fortschritts seine Geltung.

den Sommer-Quartalen fast doppelt so groß sey, als in den Winter-Quar

talen, Den Vergleich, welchen Lord Howick zwischen dem ersten Quartal |

des vorigen Jahres und dem des laufenden Jahres angestellt hatte, er

klärte Herr Gladstone für unbillig, weil, wenngleih der Zoll erst im Juli v, J. in Wirksamkeit getreten, doch {hon lange vor Ende des Monat März die Absicht der Minister, den Zoll einzuführen, bekannt gewesen und Vermehrung der Ausfuhr veranlaßt haben mußte; rich

tiger glaubte er das erste Quartal des Jahres 1841 mit dem dies-= jährigen vergleichen zu dürfen, welcher Vergleich einen Mehrertrag von 10 pCt, in der Kohlen - Ausfuhr von Großbritanien zu Gunsten des laufenden Jahres nachweist, Den Minderverbrauh von Kohlen in Frankreich erklärte Herr Gladstone dadurch, daß dort kurz vor der Einführung des Zolles große Vorräthe aufgespeichert worden, in Holland durch die Aufhebung des Vertrages zwischen Holland und dem Deutschen Zollverein, welche die Thätigkeit der Holländischen Zuckerfabriken sehr vermindert habe. Ueberhaupt verlangte er, daß der Druck, der im Allgemeinen jeßt auf dem Handel lastet, auch in dieser Frage die gebührende Berücksichtigung finde, Gegen den Zoll sprachen Herr Hinde, Lord H. Vane (ein Sohn des großen Gru- henbesißers Lord Londonderry) und Herr Bell, von denen Letzterer durch eine Reihe statistischer Angaben die Behauptungen Lord Howick's bestätigte. Mit derselben Waffe, von der Ungeduld des Hauses häu- sig unterbrochen, suchte Sir George Clerfk den Antrag Lord Ho- wick’s zu bekämpfen, nebenbei den für die Minister besonders wichti- gen finanziellen Gesichtspunkt hervorhebend ; dieser Punkt wurde \pä- ter, nachdem Herr Labouchère sih sehr entschieden für die Aufhe- bung des Zolles ausgesprochen, auch von Sir Robert Peel als Haupt - Argument geltend gemacht und darauf nah einigen Worten des Herrn Liddell zu Gunsten der Motion dieselbe mit 187 gegen 124 Stimmen, also mit einer Mehrheit von 63 Stimmen, ver- worfen.

London, 14, Juni, Am Mittwoch wurden der Königin die beiden Gesandten Herr Ellis und Herr Pakenham, welche von ihren Missionen nach Brasilien und Mexiko zurückgekehrt sind, vorgestellt, und Herr Gladstone legte als neu ernannter Präsident der Handels= fammer, so wie Graf Dalhousie, als dessen Stellvertreter, den Dienst-

æ eid in die Hände Jhrer Majestät ab.

Der König von Hannover is} gestern von Kew, wo Se. Majestät ein Paar Eo! verweilten, wieder im St. James-Palast eingetroffen. Ein Cirkular des Herzogs von Wellington fordert alle Regi= ments -Chefs auf, die Zahl der in ihren Regimentern dienenden Irländer einzuberichten, Es soll dies, dem Vernehmen nach, deshalb

Deputirten weihen müssen, Jn Gent is das Uebergewicht der ka tholischen Meinung geblieben, Obgleich die Stadt der großen Majo- rität nach liberal und noch zu einem Theile orangistish gesinnt ift, so hat die andere Meinung doch bei den allgemeinen Wahlen immer das Uebergewicht, vermöge der großen Anzahl der Wähler der Land= Fs i} dies Verhältniß auch nicht, wie man sich auf der einen Seite geschmeichelt hatte, durch die Behuss der Wahlen geschlossene Allianz der Orangisten und Liberalen geändert worden. Während nun die katholische Meinung hauptsächlich in den größeren Städten ihre Verluste erlitten, hat die liberale Partei ihre Deputirten in den kleineren Städten, wo bei den Wahlen die Landgemeinden immer die Mehrheit bilden, eingebüßt. Wie wird jeßt aber das Ministerium dieses Resultat ansehen? Wir glauben, daß dieser Aus- gang auf eine unerwartete Weise dem Geiste des Systems entspricht, welches seit zwei Jahren mit Kraft, Ausdauer und großem Talente von dem Minister des Junern verfolgt worden ist. An eigentlihe Aussöhnung und Verwischung der bestehenden Parteien ist nicht zu denken; beide repräsentirten gesellschaftlihe Prinzipien, die sich auf zu mächtigen geistigen und moralischen Grund- lagen der Vergangenheit und Gegenwart stüßen und sich zu entschieden im Verlauf der gesellschaftlihen Entwickelung ausgeprägt haben, als dasz man an ein Verfließen des einen in das andere denfen fönnute. Während hier die katholische Meinung das nothwendige Element der Autorität und der Conservation repräsentirt, verschafft die andere

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Meinung, wenn auch oft durch verkehrte und mißglückende Versuche, |

dem eben so wesentlihen Prinzip der geistigen Freiheit und des ge Man würde \ich daher täuschen, wenn man, indem man fest die Augen zudrückt, ein Ver hwimmen der beiden Meinungen wahrzunehmen glaubte. Sie be- stehen und werden wohl immer, wenn auch unter anderen Namen und anderen Umständen, fortbestehen. Was aber zu wünschen, zu erstreben is, was einer Regierung besonders angelegen seyn muß, ist, daß die Verhältnisse im Lande si \o gestalten, daß ein System der Mäßigung durchzuführen is, und daß die entgegenstehenden Meinun- gen das Bedürfniß einer friedlichen Coexistenz, einer ruhigen, von allen Exzessen entfernten Entwickelung empfinden, Die Durchführung eines solchen Systems der Mäßigung scheint uns aber für das Mini= sterium auf eine überraschende Weise durch die gegenwärtigen Wahlen erleichtert worden zu seyn, und wir wollen uns hierüber in der fol genden Korrespondenz etwas näher aus\prechen.

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Dänemark.

Kopenhagen, 15. Juni, Ein heute erschienener Parole- Befehl lautet: „Da Wir morgen am 16ten d. Uns auf einige Tage nah Rügen zu begeben gedenken, so übernimmt Se. Königl. Hoheit der General, Prinz Friedrich Ferdinand zu Dänemark, während Un serer Abwesenheit das Ober-Kommando über die Armee.“

R Se. Majestät der König reisen morgen Nachmittag mit dem Vampfschisf „Aegir““, convoyirt vom Dampfschiffe „Hekla“, ab. Gw

Deutsche Bundesstaaten.

Müúnchen, 14. Juni. (A. Z.) Geheime Rath v. Schelling hat nah einem 5wöchentlihen Aufenthalt München diesen Nach- mittag verlassen, um sich nach Berlin zurückzubegeben. Er war hier von seinen zahlreihen Freunden und Verehrern mit aller Liebe und Herzlichkeit aufgenommen worden und hat sih auch jeßt wieder der besonderen Hochachtung Sr. Königl. Hoheit des Kronprinzen zu er- freuen gehabt, der, wie wir hören, ihn noch vor seiner Abreise nah der Pfalz mit einem Besuche beehrt und ihn mit seinem Bildnisse

beschenkt hat, —————D————

S panien.

Madrid, 6. Juni. Die Oppositions-Journale seben ihre An- griffe gegen das Ministerium Becerra - Mendizabal und selbs gegen den Regenten mit ausnehmender Heftigkeit fort; sie sprechen unver= hohlen ihre ganze Bewunderung für die Führer der insuxrectionellen Bewegungen, welche in den Provinzen stattgefunden, und ihre Sym-

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zu beseßen.

pathie für die Sache der Jusurgenten aus. Die Regierung hat Alles, was nah den Geseben in ihrer Macht steht, gethan, einem solchen Auftreten der Madrider Presse Einhalt zu thun; ihre Be= mühungen blieben aber ohne Erfolg; die mit den vorbereitenden Un=- tersuhungen beauftragten Geshwornengerichte haben sich entschieden geweigert, die Einleitung gerichtliher Verfolgungen gegen die Oppo=- sitions-Journale zu gestatten.

Briefe aus Gibraltar, St. Roh und Algeziras berichten, daß von Gibraltar das Englische Kriegsdampfboot „Lezard auf Anfor= dern des dortigen Spanischen Konsuls nach Malaga abgegangen ift. Ein Englisches Linienschiff wird sich nach Ceuta begeben,

Die Angaben über die Vorgänge in den Provinzen lauten sehr widersprehend. Bald heißt es, die Jusurrection in Andalusien be- \chränke sich auf die drei Städte Granada, Malaga und Almeria, bald, sie habe sich über Ciudad Rodrigo, Serrania de la Ronda und Mo= tril ausgedehnt. Der politishe Chef hat an den Straßeneen ein offizielles Bülletin anschlagen lassen, des Juhalts, daß die Regierung feinerlei Besorgniß wegen Cataloniens hege. 5

Von der Spanischen Gränze, 10. Juni. Die Vorhut des vom General Zurbano befehligten Operations - Corps, aus zwei Bataillonen des Regiments von Zamora und aus dem Provinzial=- Bataillon von Salamanca bestehend, soll zu den Jusurgenten von Reus übergegangen uud Zurbano durch den Abfall dieser Truppen genöthigt worden seyn, in seinem Marsch einzuhalten. Oberst Prim dürfte jeßt, wie man glaubt, bald an der Spibe einer Armee stehen. Mataro hat sih am S8ten erhoben. Ein Bataillon des 29sten Linien=- Regiments hat sich dort für die Jusurrection erklärt. Die proviso= rische oberste Junta Cataloniens hat sich von Barcelona nah Sabadell begeben und s\ch daselbst definitiv installirt. Die Provinzial-Deputa= tion von Barcelona hat sich mit ihrer Kasse, die §00,000 Fr. ent=- hielt, zu ihr begeben, Der Gouverneur von Figuieras hat diese Stadt verlassen und sh in dem Fort eingeschlossen. Die Lage des Generals Cortinez is äußerst kritisch; er is ohne Geld, ohne Justructionen von Seiten der Regierung und überzeugt, daß die Truppen nicht auf das Volk schießen würden. Es heißt auch, ein Theil der Garnison von Tarragona scy mit mehreren Offizieren des St. Ferdinands-Regiments zu den Jusurgenten übergegangen. Das Junfanterie- Regiment de la Prinsesa ist von Pampelona eiligst nah Saragossa aufgebrochen.

© Madrid, 7. Juni. Vorgestern Abend besuhte Jhre Ma- jestät die Königin, begleitet von der Jnfantin, ihrer Schwester, die Oper. Gleich beim Erscheinen dieser Gegenstände der Liebe des Vol= kes ersholl das überfüllte Haus vom einstimmigen, anhaltenden Le=- behochrufen. Nachdem die Königin auf das huldvollste gegrüßt hatte, rief Jemand aus: viva la Reina sola!, ohne daß jedoh die Anwesenden in diesen Ausruf eingestimmt hätten. Da eine hohe Per=- son, welche sonst in der Oper an der Seite der Königin zu erschei- nen pflegt, gerade nicht zugegen war, so erschöpfte man sih um fo mehr in Vermuthungen über die Bedeutung, die dem Worte sola beizulegen wäre. Heute erfahren wir nun durch die Gaceta, in welchem Sinne die Regierung jenen Ausruf auffaßt. „Der Ausruf viva la Reina sola“’, sagt dieses Blatt, „scheint die Gemüther vor= bereiten, und den Erfolg erforschen zu sollen, den späterhin das Ge= schrei: „es lebe die unumshränkte Königin!“ haben dürfte.

Die Absicht “des vereinzelten Ausrufes, der im Theater kei= nen Anklang fand, kann feine andere seyn, Der Ausruf st|ößt die Grundsätze unserer Constitution um, welche die repräsenta= tive constitutionelle Monarchie festseßtz er verleßt selbst die Königliche Bo

Als die Königin gestern Abend ihre Spazierfahrt im Prado machte, wurde sie abermals mit endlosem Jubel von der dort ver- sammelten eleganten Welt empfangen. Jh bemerkte, daß Jhre Ma= jestät im Vorbeifahren den Jufanten Don Francisco und dessen Fa=- milie mit ganz besonderer Huld begrüßte, sich im Wagen aufrichtete und, sl{ch umwendend, längere Zeit mit dem Fächer freundlichst zu= winkte, Die lebhafteste Freude strahlte aus den Augen des ältesten Sohnes des Jnfanten. Die Oppositions- Blätter beharren auf der unglaublichen Behauptung, die Minister hätten beabsichtigt, die Köni= gin nach Portugal zu führen, und es wären bereits zu diesem Behufe Truppen-Abtheilungen nach Estremadura abgegangen. Daß es selbst unter den gebildeten Ständen viele Personen giebt, die einem solchen Gerüchte Glauben shenfen, fann man sich nur aus der großen Auf regung, in der sich die Gemüther befinden, erflären.

Heute haben wir Nachrichten aus Malaga bis zum Lten er=- halten. Ju der Nacht vom 31sten rückte eine aus National-Milizen und Truppen zusammengeseßte Kolonne von 400 Mann aus, um die Stadt Ronda, die sich dem Pronunciamiento nicht anschließen wollte, Die Junta von Malaga rief alle beurlaubten Soldaten zu den Waffen, und erklärte alle Einwohner von achtzehn bis funf= zig Jahren für National - Milizen, Man organisirte eine Kolonne von 2000 Mann, in welche ein Theil der National-Miliz, alle Trup= pen, zwei Kanonen und einige zZavallerie eingereiht wurden. Ein Theil dieses Corps marschirte am 1sten nah Loja, um sih dort mit einer anderen Kolonne, die von Granada ausrücken sollte, zu vereini= gen, Die Junta richtete folgenden Aufruf au die Ausmarschirenden : „Marschirt, tapfere Vertheidiger der Freiheit und der Rechte des Volkes! Marschirt unter dem Ruf, es lebe die Constitution von 1837 und die Königin! Der Lorbeer des Sieges möge Eure Stirn befränzen! Der Sieg isst gewiß, wenn die Tapferkeit im Herzen wohnt und wenn alles Recht auf Eurer Seite is, Jhr wollt das Grundgesel in seiner ganzen Reinheit. Jbr wollt eine an Tugend und reiner Nationcelität reiche Regierung, Auf das Gegentheil zielt der Exklusivismus der Ayacucho -Clique ab. Die Regierungs =Kom-= mission wird Euch überall hin folgen und Eure Beschwerden nach Kräften und über die Möglichkeit hinaus erleichtern. Der Triumph gehört Euch und der Junta ein Theil des Ruhmes, den Jhr erwer- ben werdet; denn es fann nicht anders seyn: das Recht triumphirt, und die Mehrzahl der Spanier ist für das Recht. Marschirt mit strenger militairisher Disziplin und empfangt von Eurer Regierungs= Kommission die Umarmung einer durch unauflösliche Bande vereinig= ten Familie.“

Unterdessen traf der General-Capitain von Granada, Alvarez, zu dessen Bezirke Malaga gehört, am 2ten früh in Jaen ein, und eine Abtheilung von 250 Mann Kavallerie einige Stunden später. Eine in Granada organisirte Kolonne war an jenem Tage bis auf 5 Les guas von Jaen vorgerückt, Vier bis fünf Bataillone und ein Regi- ment Kavallerie folgen dem General Alvarez. Gestern marschirten von hier zwei Batterieen und eine Compagnie Sappeurs nah An= dalusien, Der General Don Antonio van Halen sollte dort eine Operations-Armee zusammenziehen, hat aber Gegenbefehl erhalten.

Der General Don Santos San Miguel is mit vier Bataillonen und einem Regimente Kavallerie von Valladolid nah Astorga mar- shirt, um Galicien gegen jede aufrührerische Bewegung sicher zu

stellen. f Der Unsere Nachrichten aus Barcelona gehen bis zun Ge “Dlas

Regierung flößt das tollkühne Unternehmen des Obersten Prem ne

ernstlichen esorguisse ein. Der General-Kommandant von go

thut seine Schuldigkeit.