1843 / 171 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

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odernen Französischen Dramaturgie betrachtet wer- Dri E bem wir u Fe anderen die gefeierte Tragödie Lucrèce

rd verdanken, welche das Théâtre français gar de A fr Da es erwiesen ist, daß das Odeon=-Theater wegen der weiten Entfernung aus dem Centrum von Paris ohne Subvention si nit erhalten kann, so begehrt die Regierung, welche den Nutzen eines zweiten Théâtre français einsiecht, vor der Hand eine Subvention von 60,090 Fr, zu dessen Gunsten, Ohne die Nothwendigkeit der Subvention bestreiten zu wollen, findet die Budget- Kommission, daß nicht die Regierung, sondern die Stadt Paris jene Subveution geben soll, weil Paris allein unter allen Städten Frank= reihs fein Theater subventionirt, sondern auf Kosten der übrigen Departements ihre drei Haupt-Theater vom Staate unterhalten läßt.

ZZ Paris, 16. Juni. Die Eisenbahn-Kommissionen der De-= putirten-Kammer haben sich sämmtlich dahin ausgesprochen, daß der Bau der Bahnen und deren Ausbeutung, selbst da wo der Bau guf Kosten des Staats bereits erfolgt is, wie auf der Linie von Valen= ciennes und von Ulle nah der Belgishen Gränze, der „Privat: Industrie“ zu überlassen sey. Wir wollen uns nicht bei jenem Aus-= drucke aufhalten, der nun einmal in die Französishe Geschäftssprache übergegangen ift, obgleih die Actien-Speculationen der Geldmänner sih zu der wahren Industrie, das heißt, zu der gewerblihen Thätig- Feit, zu der schafffenden Arbeit ungefähr eben so verhalten wie die Spielbanken unserer Badeorte zu einem ehrlichen Wechsler-Geschäfte. Wie sonderbar aber, daß man in der Kammer und in der Presse darüber einverstanden if}, jene großen Unternehmungen zum üffent= lichen Nußen den Häuden des Staats zu entreißen, und sie dem geld= süchtigen Juteresse der Kapitalisten unterzuordnen, während man auf der anderen Seite in derselben Kammer und in derselben Presse in allen übrigen Verhältnissen systematisch darauf hinarbeitet, alle öffentlihe Gewalt in der obersten Staats = Behörde zu konzentriren. Dieselben Stimmen, welche verlangen, daß die Depar- temental-Behörden und daß die Gemeinden um jeden Preis unter der strengsten Vormundschaft des Staats gehalten werden, dieselben Stim= men, welhe das Vaterland in Gefahr erklären würden, wenn das Geseß den Munizipalräthen erlaubt, ohne vorgängige Autorisation des Ministeriums auch nur einen neuen Dachziegel auf das Gemeindehaus legen zu lassen, dieselben Stimmen fordern zu Gunsten der großen Finanz=Gesellschaften die Konzession von Anlagen, bei deren Ausfüh-= rung und Verwaltung nicht nur die Nation als Ganzes, sondern auch so zu sagen jedes einzelne Jndividuum unmittelbar betheiligt ist. Wo-= durch läßt sich diese räthselhaste und inkonsequente Vorliebe für die Eisenbahn = Gesellshasten uud ähnlihe Spekulanten - Compag- nieen erklären? Liefern sie etwa bessere oder wohlfeilere Arbeiten als der Staat? Die bisherige Erfahrung ist weit entfernt, eine solche Annahme zu rechtfertigen, und überdies würde der Staat den Selbst- besiß seiner großen Verbindungsstraßen im \chlimmsten Fall durch einigen Mehraufwand nicht zu theuer bezahlen, um \o weniger, als das, was in diesem Augenblick auf dem Rhone-Rhein-Kanale vorgeht,

eine glänzende Probe der eventuellen Vortheile giebt, die man von der Herbeiziehung der Actienmänner zu National-Unternehmungen dieser Art zu hossen hat, Nein, die Ursache jener Begünstigung der Kapitalisten-Gesellschaften durch die wahren oder angeblichen Organe der öffentlihen Meinung ist wohl in anderen Umständen zu suchen, denen wir hier aber niht weiter nachfors{chen wollen.

Man hört alle Tage dringendere Klagen über die Unzulänglich feit der Pariser Krankenhäuser und Spitäler für die große Zahl derjenigen, welhe ein Unterkommen in denselben zu su-= hen genöthigt sind, Es vergeht kaum cin Tag, wo nicht jede dieser öffentlichen Heilanstalten, und besonders das Hotel Dieu, Dubende von Hülfesuhenden wegen Mangel an Plaß zurückweisen muß. Die Zahl der Betten in den sämmtlichen Pariser Spitälern ist seit vierzig Jahren nicht vermehrt, ja sie hat sogar abgenommen, sie is von 5020 auf 5550 gefallen, obglei inzwischen die Bevölke= rung der Stadt von 700,000 Menschen auf wenigstens eine Million gestiegen is, Dagegen ist das Budget der Spitäler, das nah 1820 nur 9 Millionen betrug, jebt allerdings verdoppelt; es beläuft sich für 1843 auf mehr als 18 Millionen. Ob wenigstens die Kranken durch diese Vermehrung des Aufwandes gewonnen haben, mag dahin gestellt bleiben, doch möchte man es fast bezweifeln, wenn man Professoren und Aerzte über den Zustand der Spitäler, und namentli über die Nährung und Verpflegung der Kranken reden hört.

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Grossbritanien und Irland.

Unterhaus. Sibßung vom 14, Juni. Die Berathung über die der Prinzessin Auguste von Cambridge zu bewilligende Apanage wurde an diesem Abend im Ausschuß des Hauses wieder aufgenommen, Herr Hume begegnete dem ministeriellen Antrage durch ein Amendement des Jnhalts, daß der Herzog von Cambridge lange genug ein Jahrgehalt aus dem Staatsschaße bezogen habe, um im Stande zu seyn, seine Kinder zu versorgen, und daß es daher, zumal in der jeßigen Lage des Landes, unzweckmäßig scheine, eine Bewilligung zu Gunsten der Prinzessin Auguste zu machen. Herr Hume motivirte dieses Amendement in einer längeren Rede, in wel- cher er sih auf die vielfachen liberalen Geldbewilligungen des Par= laments zu Gunsten der Königlichen Familie selbst bis in die eutfern- teren Grade hin berief. Er berechnete, daß die Königliche Familie 700,000 Pfd. aus dem Staatsschaßze beziehe, darunter der Herzog von Cambridge 27,000 Pfd., und verlangte, daß das Haus nicht eher die verlangte Apanage bewilligen solle, als bis der Herzog von Cambridge, der 18 bis 19 Jahre lang neben seinem Jahrgehalt als Englischer Prinz noch ein bedeutendes Gehalt als Vice-König von Hannover bezogen habe, \{riftlich erkläre, daß er außer Stande sey, seiner Tochter eine Mitgift zu geben. Das Amendement wurde nur Lon Herrn Ward unterstüßt, dagegen von den Herren Liddell, Sir R, T Ans, Obers Wood, F. Baring und Sir Robert Pee cmpis, welcher Leßtere zunächst darauf aufmerksam machte, daß Wi Derzog von Cambridge nihts als seinen Jahrgehalt besibe, dann hervorhob, daß die Apauagirung der Prinzessinn erst nah dem Tode des Herzo E Ln : O, Derzogs eintreten solle, und endlich darzuthun suchte, daß die Königliche Familie jeßt um \o mehr Berücdk= sichtigung in Angelegenheiten dieser Art verdiene, da seit Georg IlI die früheren erblichen Einkünfte der Krone dem Staate überlassen worden seyen, Das Amendement wurde d i 57 Stimmen verworfen und der ursprüngliche geuehmigt.

Unterhaus. Sibung vom 15, Juni. ; E ham, der Minister des Junnern, gab in dieser Sibatas DE hon erwähnt, die Erklärung ab, daß die Regierung die von den Dissen= ters so heftig und beharrlih angefochtenen Klauseln der Fabrik-Bill welche si auf die Regulirung des Unterrichts beziehen, zurücnehme. Die Klauseln sind bekanutlih hon einmal aus Rücksicht auf die Dissenters von den Ministern modifizirt worden, und son damals hatte Sir James Graham erklärt, daß er der Maßregel nur dann Erfolg versprehen dürfe, wenn man allgemein im Lande die Bill in ihrer modifizirten Gestalt als eine Maßregel der Vereinbarung und gegeuseitiger Nachgiebigkeit anzuerkennen sih bereit zeige, Auf diese

arauf mit 223 gegen Antrag vom Ausschusse

Erklärung \sich beziehend, äußerte nun der Minister, daß er sih in seinen Hoffnungen durchaus getäuscht gesehen habe, denn wenn auch von Seiten der herrschenden Kirche keine Einwendungen gegen die vorge- \hlagenen Modificationen vorgebracht worden seyen, so hätten dieselben bei ihr doch au durchaus feine thätige Unterstüßung gefunden, wäh- rend die Dissenters in ihrer Opposition gegen die modifizirte Bill ganz mit demselben Eifer aufträten, den fie gegen die Vill in ihrer ursprünglichen Gestalt gezeigt, Wenngleich daher das Uebel, gegen welches dieser Theil der Bill gerichtet sc9, die so leiht Verbrechen und Vergehen erzeugende Unwissenheit unter der Klasse der Fabrik- Arbeiter, nah wie vor fortbestehe, und wenngleih vorauszuseheu sey, daß selbst den eifrigsten Privat - Bestrebungen in Bekämpfung dieses Uebels nicht der Erfolg versprochen werden könne, den eine legislative Maßregel haben würde, so glaube do das Ministerium, da es eine Ver- \{melzung der Ansichten nicht zu Stande bringen könne, in dieser so wich- tigen Angelegenheit feinen parlamentarischen ¿Zwang anwenden zu dürfen, und sehe sih daher genöthigt, seine Vorschläge, d. h., die auf diesen Gegenstand bezüglichen Klauseln der Bill zurückzunehmen, ein Entschluß, den er, der Urheber der Bill, besonders auch s{merzlich empfinde, weil er sich bewußt sey, dieselbe ohne alle Rücksicht auf Partei- und Sekten-Juteressen entworfen zu haben. Was die übri- gen Klauseln der Bill betreffe, die Bestimmung der Arbeitsstunden und dergleichen, so ständen dieselben mit den vorerwähnten zum Theil in so enger Verbindung, daß er sich vorbehalten müsse, uähere Auf- chlüsse darüber zu geben, wie die Regierung in Betreff derselben verfahren wolle. Eine Anfrage Lord John Russell’s, ob die Re- gierung den Gegenstand in der nächsten Session wieder aufnehmen werde, verneinte Sir James Graham, versprach indeß auch über diesen Punkt am 19ten d. M. noch nähere Aufschlüsse zu geben. Hierauf wurde die Kanadische Kornbill zum drittenmal verlesen, also definitiv angenommen, nachdem der bekannte Ultra-Tory, Oberst Sib= thorp, noch dur seinen Autrag, ihre Verlesung 6 Monate auszu= stellen, den leßten Versuch dagegen gemacht hatte, Sein Amendement wurde mit 150 gegen 75 Stimmen zurückgewiesen. Lord Stanley wiederholte bei dieser Veranlassung, daß diese Bill Kanada und nur Kanada betresse, und daß er sich weder hinsichtlih Neuschottlauds, noch Neubraunshweigs auf irgend ein bestimmtes Versprechen einlassen könne. Die Jrländische Waffenbill sollte hierauf im Ausschusse erörtert werdenz ehe es aber dazu fam, beantragte das Jrländische Mitglied Herr Wyfe, von Herrn Blewitt unterstühzt, die Ernennung einer besonderen Kommission, welche die Statthasftigkeit ihrer Bestimmun- gen untersuchen sollte, Lord Eliot wandte zwar ein, daß die Vill im Wesentlichen eben so abgefaßt sey, wie diejenige, die schon seit 59 Jahren bestanden habe, fonnte aber eben so wenig, wie der General - Prokurator für Jrland, Herr Smith die Vertagung der Debatte verhindern, worauf von Herrn S. Crawford angetragen wurde. Herr Hume tadelte unter Anderem diese Maßregel aufs heftigste. Gerade solche strenge und ungerechte Maßregeln, meinte er, nährten den aufgeregten Zustand in Jrland. Er habe si derselben auch jedesmal, so oft sie vorgekommen, er glaube 14mal, widersebkt, sie möge nun von Whigs oder von Tories beantragt worden seyn, Außerdem wurde auch die auf Jrland bezügliche Bill wegen CEides- leistung der Katholiken zum drittenmale verlesen und angenommen,

Unterhaus. Sihung vom 16. Juni. (B. H.) Zu An fang der Sihung richtete Pr. Bowring eine Anfrage an die Minister über den Stand der Unterhandlungen wegen des Stader Zolles, Aus den Antworten, welhe Herr Gladstone und Sir Robert Peel ertheilten, geht hervor, daß die Unterhandlungen we- gen tes Zusamnentritts der Elb- Schifffahrts - Kommission suspendirt worden, deren Resultat England abwartet, ohne sich jedoch verpflich= tet zu haben, daß cs sich demselben unterwerfen wolle. Nachdem darauf Herr Blewitt zum folgenden Tage eine Anfrage an die Minister darüber angekündigt hatte, ob sie es zweckmäßtg fänden, daß

| der Köuig von Hannover als Souverain eines fremden Landes in der

Britischen Legislatur Siß und Stimme habe, wurde die auf eine bereits vom Hause angenommene Resolution begründete Bill wegen der eventuellen Apanagirung der Prinzessin Auguste von Cambridge mit 141 gegen 37 Stimmen genehmigt. Die VDebatte über die Jr- ländische Waffen -Bill, welche dann fortgeseßt wurde, nahm in Folge einer sehr beredten Erwiederung Lord J. Russell’s guf eine Rede Sir J. Graham? s eine für die Minister sehr bedenkliche Wendung, Beim Abgang der Post, um 2 Uhr Morgens, sprach Lord Stanley.

London, 16. Juni. Ministeriellen Blättern zufolge, hakt die Königin ihre Absicht, Jrland in diesem Jahre zu besuchen, wegen des aufgeregten Zustandes daselbst nun gänzlich aufgegeben; dagegen wird Jhre Majestät wahrscheinlich mit ihrer Familie wieder einge Zeit zu Walmer Castle, der Besibung des Herzogs von Wellington, zubringen,

5 London, 16, Juni, Der Bischof von London hat so eben seinen Pfarrern durch ein Rundschreiben angezeigt, daß er nicht auf augenblicklihe Einführung der von ihm geforderten Neuerungen im Gottesdienste bestehe, sondern es ihrer Klugheit überlasse, welche Zeit sie dazu wählen sollten, Er hätte me, seßt er hinzu, solchen Widerstand von der Laienschaft erwartet, als sich geäußert habe. Es scheint, daß, obgleih man unter dieser noch zu feinem üf fentlichen Beschlusse gekommen war, wie diesen Neuerungen zu begeg nen sey, der Bischof doch viele Gelegenheiten gehabt hat, sowohl mit- telbar als unmittelbar von deren Unwillen Kenntmß zu erhalten. Was ihn wohl aber am meisten erschreckt haben mag, war, ‘daß bei Lord Ashley zwei Versammlungen stattgefunden hatten, wobei mehrere der einflußreichsten Edelleute und Herren zugegen waren us man sich über einen Protest zu vereinigen suchte, welher dem Publikum in einer vffentlihen Versammlung zur Aunahme vorgelegt werden sollte. Dieses edlen Lords hochverehrter Name würde freilich das große Juteresse in bedeutende Aufregung gebracht haben, wel: ches sich in Exeter = Hall repräsentirt findet und namentlich in der Kirchen = Missions -= Gesellschaft hervortritt f. welche den hochkirchlichen Missions - Verein o sehr überflügelt, Aber an diese würde sih eine große Masse denkender und thätiger Köpfe angeschlos= sen haben, bei denen sonst das religióse Element nicht auffallend her vortritt, die aber ein gereinigtes Christenthum als die Stüße aller Gewissens- und Denfkfreiheit häßen und sich dem Aufkommen einer Priesterherrshaft mit allem Cifer entgegenseßben würden.

Ju Oxford is immerfort Alles in Gährung. Man überzeugt sich allmälig, daß die Behörden ganz gesebmäßig verfahren; und Alle, denen es um den Frieden der Kirche und das Gedeihen der Univer- sität zu thun ist, sollen Dr. Pusey dringend auliegen, seine Predigt nicht drucken zu lassen, Er aber soll bei scinem ersten Entschluß be= harren und meinen, wenn er dieselbe mit einer Reihe von Citationen aus Anglikanischen Kirchenlehrern begleite, welche ähnliche Ansichten über das Abendmahl ausgesprochen hätten, so müsse er gerechtfertigt erscheinen, Die Frage wird aber hierdurch zur Entscheidung kommen, ob solche einzelne Meinungen oder der klare Sinn der symbolischen Artikel der Kirche den Predigern die Regel geben dürfen, und die Bischöfe müssen sich deutlicher erklären, als sie es noh gethan E

Die Reden, welche kürzlich in dem Katholischen Jnstitut gehalten worden, besonders die des Lord Camoys, machen außerordentliches Aufsehen, und die Times möchte ihren Lesern einreden, die Papisten

hätten so gesprochen, weil sie die Puseyiten als ihre gefährlichsten Gegner betrachteten und sie in der Meinung der Anglikaner zu stürzen wünschten. Uebrigens is eben der fünfte Orxforder Geistliche zum Papstthum übergetreten , ohne sich von der Reue einiger seiner Vor gänger, uamentlich Sibthorp's (der sogar bereits suspendirt seyn soll), von diesem Schritt abschrecken zu lassen.

Der Abfall unter der Laienschaft in Schottland von der allge- meinen Schottischen Kirche soll bei weitem nicht im Verhältniß mit dem Austritt der Geistlichkeit stehen. Jndessen is dort in diesem Augenblicke der Parteigeist so groß, daß man jede Nachricht mit Zweifel aufnehmen muß.

Jn Jrland geht Alles denselben Gang. Die Regierung is in- dessen besonders beflissen, jeden haltbaren Punft an den Küsten zu verstärken und zu beseßen, ein klarer Beweis, daß sie Angriffen von außen zuvorkommen zu müssen glaubt.

H London, 16. Juni. Sir James Graham zeigte gestern Abend im Unterhause an, daß die Regierung beschlossen habe, die Unterrichts-Klauseln der Fabrik-Bill fallen zu lassen. Als ih JZhnen die Bestimmungen dieses Geseß-Vorschlages mittheilte, übertrieb ich feinesweges die Vortheile, welche sie den unwissendsten und uncivili- sirtesten Elementen der Nation zu gewähren versprach, noch auch die Wichtigkeit, welhe Sir R. Peel auf ihre Annahme legte. Aber der Verlust dieser positiven Wohlthaten und die Täuschung dieser Ho} nungen is nur ein Theil, und nicht der größte, des Uebels, welches diese zurücnehme, in sch schließt. Genau untersucht, is das Schicksal dieser Bill ein nur zu deutliches Zeichen von all den schlimmen Folgen des religiösen Fanatismus in England und von den aus dieser Quelle entspringenden Schwierigkeiten, die dem Ministe- rium sehr viel von seiner politischen Stärke rauben. Vie Maßregel sollte, wie man wünschte, eine versöhnende seyn, eine Vereinbarung zwischen der ausschließlichen Autorität und Thätigkeit der Englischen Kirche und den Freiheiten der Dissenters; aber wenn sie schon von Seiten der Kirche nur mit einem ziemlih widerwilligen und mißtraut- {hen Nachgeben angeuommen wurde, so traten ihr vollends die Vi} senters mit allgemeiner und rückhaltsloser Feindseligkeit entgegen, Nie wurde eine dem Parlament vorgelegte Maßregel vom Unterhause mit so wenig Partei=Leidenschaft und dagegen von bedeutenden Kör- perschaften in der Nation mit fsolher Factionswuth ausgenommen. Es sollen nahe an 18,000 Petitionen gegen dieselbe überreicht wor- den seyn, es dürften. also wohl zum mindesten eine Million Indivi duen diese Proteste unterzeichnet haben. Die Kirche 1hrer|eits ver hielt sih passiv und begnügte sih damit, die Bill nicht zu unterstüßen. Die Folge davon war, daß die Maßregel aufgegeben werden mußke.

Mau kann nicht füglich sagen, daß die Kirche selbst in diesem Kampf eine Niederlage erlitten habe, denn sie ließ sih gar nicht auf den Kamps ein und zeigte feine Neigung, sich das Gut zu sichern, welches ihr, s Ansicht nach, das Ministerinm darbot. Aber wenn auch die Kirche dadurch nicht an Macht verloren hat, so is es doch eben so wahr, daß De ten : ters, und besonders die Wesleyschen Methodisten, dadurch Au O gewonnen haben. Die geistlihe Gewalt wächst noch mehr als die w ie je durch Uebung und steigt, wenn sie öffentlich geltend gemacht werden fann. Die Wesleyaner kämpfen für die Aufrechterhaltung ihrer e sonderen Unterrichts - Anstalten, die ein sehr wesentliches Élemeut E Institution des Methodismus sind, aber sie sind nicht nur er A sich selbst zu vertheidigen, sondern, wo möglich, sogar däs Bestehen von fonkurrirenden oder ihnen überlegenen Schulen zu hindern, Vie Maßregel, so paradox dies auch klingen mag, is nicht wegen Schwäche der Kirche, sondern ihrer Stärke wegen fehlgeschlageu ; diese Stärke nämlich is ein hinreichender Antrieb für alle Dissenters, ihre ganze Teindseligkeit gegen sie aufs äußerste anzustrengen, während dieselbe ihrerseits in diesem speziellen Fall nicht zur Unterstüßung des Regie- rungs = Vorschlages auf den Kampfplaß trat. Sie flößte Besorgniß ein und entzündete einen fanatishen Widerstand, aber sie that nichts, um die Regierung gegen den aufgeregten Sturm zu schüßen,

Diese Thatsache bedarf keiner Erläuterung, Sie seßt es ins hellste Licht, wie wenig Vertrauen die Masse der Englischen Kirchen- männer zu den sogenannten konservativen Grundsäßen Sir R. Peel's haben. Ehe sie selbst Vortheile aus seinen Händen annehmen mag, steht die Kirche lieber für sih allein, ihrer hohen Bestimmung, threr erhabenen Pflichten sich bewußt, und fest bei dem Glauben beharrend, daß der Unterricht des Englischen Volfks ihr Reht sowohl wie ihre Pflicht sey, und daß sie keiner Parlaments-Akten bedürfe, um die eine zu erfüllen oder das andere geltend zu mahem

So verhält es sih mit dem Schlage, den das Ministerium durch das Mißlingen dieser Bill erhalten hat. Es ist der unversöhulichen Feindschaft einer disseutirenden Demofratie ausgeseßt und wird von den wirklichen Gewalten einer aristofratishen Kirhe mit kaltem Arg- wohn betrachtet. Unter diesen drei Mächten is die Kirche felbst in der That die stärkste, aber es wird in England keine dauernde Rc gierung begründet werden fönnen, die nicht auf den Bund von zweien dieser Elemente gegen das dritte sich stübkt.

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Uliedexlande.

Nus dem Haag, 16. Juni. Der Prinz und die Prinzessin von Oranien sind von ihrer nah Deutschland unternommenen Reise

hier wieder eingetroffen, —————— Belqien.

Brüssel, 17. Juni. Die Herren Gallait und de Biefve, deren große Gemälde (die Abdankung Karl's V. und der Kompromiß der Niederländischen Edeln ) sich jeßt in Wien befinden, sind eben so wie der Belgische Maler de Keyser zu Mitgliedern der Kaiserlichen Aka- demie der Künste erngunt worden,

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Deutsche Bundesstaaten.

Stuttgart, 16. Juni, Diesen Vormittag ist Se. Kaiserl, Hoheit der Erzherzog Stephan von Oesterreich hier angekommen,

e: L C Dr. H. F. Maßmann, Pro= München, 13. Juni. (A. Z) Pr. H: 6, m, fessor an hiesiger Hochschule und Vorsteher des e Turnplabes, verläßt uns morgen, um mit Genehmigung seines Monarchen, einer Einladung des Königl. Preußischen Ministeriums zufolge, zwei Jahre lang seine Thätigkeit der Wiedererrihtung von Turnpläßen im König- reich zu widmen.

45. Juni. (Hamb. K.) Nach einem Aufent- va T0 Sai hat der Prinz Peter von Oldenburg mit seiner Gemahlin und Familie die Residenz Sr. Königl, Hoheit des Oroß- herzogs wieder verlassen. Der Prinz brachte den größten Theil sei- ner Zeit in dem zwei Stunden von Oldenburg Mie dig Mien

« chlosse des Großherzogs, zu, das jeßt im herrlichsten au SommersPle lings prangt und von einem reizenden Park und

des I ; f SOUS Mgen ist, Se, Durchlaucht hat über Amsterdam die Reise

England angetreten, wo die Prinzessin die Seebäder gebrauchen E. Gleich nach seiner Abreise kam der am Oldenburgischen Hofe

akfreditirte Kaiserl. Russische Geheime Rath von Struve anz er wird, wie man sagt, einige Tage in Rastede zubringen , wohin ihn Se, Königl, Hoheit der Großherzog eingeladen hat.

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S M Wt L:Z:

Luzern, 10. Juni. (A. Z.) Eine alte Frage tauht gegen- wärtig in der Schweiz wieder auf und nimmt sowohl die Kantons- Regierungen als die Eidgenossenschaft in Anspruch: die Frage der Heimatlosen. Mehr als 800 Menschen jeglichen Alters und Geschlechts, vyue Heimat oder irgend welhen Besiß treiben sich vagabundenartig in der Schweiz herum; ohne Erziehung, ohne Arbeit, ohue Zufluchts- stätte, in wilder Ehe lebend fristen sie ihr Daseyn durch Landstreiche- rei und Bettelei. Am Rande eines abgelegenen Waldes trifft man ost drei Steine und angebranntes Holz: das is eine Station der Heimatlosen. Wird eine solhe Schaar von der Polizei aufgegriffen, so begnügt sie sich, dieselben bei Nacht und Nebel über die Gränze zu führen und sie einem anderen Kanton gufzubürden, wo ihnen das gleiche Loos bevorsteht. Bereits 1819 wurde durch ein Konkordat die Angelegenheit der Heimatlosen behandelt und Auord= nungen für ihre CEinbürgerung getroffen; allein sey es, daß das Kou= fordat nicht genau beachtet wurde, oder daß viele der Eingebürgerten aus Hang zum Müßiggang wieder ihr altes Vagabundenleben antra- ten, oder daß durch äußeren und inneren fruchtbaren Zuwachs die nicht eingebürgerten Familien sih außerordentlich vermehrten : Die Zahl der Heimatlosen i dermalen wieder so groß, daß neue Maß= regeln nothwendig werden. Der Stand Neuchatel trägt in einem Kreisschreiben vom 25. Mai darauf an, „allen dermaligen Heimat- losen Duldungsrechte Kommisston untersuchen zu lassen, welhem Kanton sie angehören; ergebe sich, daß sie wirklich in keinem Kanton Anspruch auf das Bürgerrecht hätten, so seyen sie sodann als „eidgenössishe Heimatlose“/ zu erklä- ren und als solhe auf die Kantone zu vertheilen.“ Der Stand

Luzern dagegen bringt den Vorschlag, „die Eidgenossenschaft solle mit

der Französischen Regierung unterhandeln, unm den Heimatlosen ein Asyl in Algier zu eröffnen.“ Mit Kreisschreiben vom 7ten d. hat nun der Vorort den Ständen die verschiedenartigen Vorschläge mit= getheilt und die Kantone eingeladen, ihre Gesandtschaften auf die nächste Tagsaßung mit Justructionen und Vollmachten zu versehen;z

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zugleih drückt der Vorort die Hoffuung aus, es werde sich in der |

Schweiz, wo jährlih so große Summen zur Verherrlichung nationaler Feste verwendet werden, auch Hochherzigkeit und Edelsinn genug finden zur Hebung dieses nationalen Unglücks,

Saw en © Madrid, 10. Juni.

Blätter drücken unverholen die Hoffnung aus, daß das Ministerium Becerra-Mendizabal geneigt seyn werde, die Jnteressen Englands vor

zugsweise zu begünstigen. Die Erfahrung wird uns belehren, ob diese Hoffnung begrüudet war. Vor der Haud kann man nur sto viel sa- gen, daß cine so laut ausgesprochene Zuversicht und die damit ver= bundenen Schmähungen, mit welchen namentlih die Morning Chronicle vom 2Vsten v. M. die geachtetsten Männer Spaniens überhäuft, die bereits hier herrshende Erbitterung gar sehr gesteigert haben. Fast jedes Wort der Morning Chronicle enthält eine \chreiende Unwahrheit. Die Moderirten sollen auf Espartero geschossen haben, sie sollen die Amnestie verlangen, um ihn ermorden zu können! Linage und Zurbano hätten verbaunt werden sollen u. \. w. Fol- genden Umstand scheint man jenseits der Pyrenäen ganz über= schen zu haben, Die Spanischen Reglements schreiben vor, daß alle in der Hauptstadt besindlihen Generale und Chefs sich dem jedesmaligen Kriegs = Minister vorzustellen und um seine Befehle zu befragen haben, sobald er sein Amt antritt. Alle Generale stellten sich dem Kriegs - Minister Serrano vor, nur Linage nicht, der doch als General=Juspecteur der Jufanterie in nächster Berührung zu ihm stand. Linage erschien selbs uicht, als der Kriegs-Minister ihu rufen ließ. Ein hier erscheinendes, von Stabs-Offizieren redigirtes Journal, das Archiv der Armee, sagt, der General Serrano hätte als Minister seine Pflicht nicht gethan, weil er den General Linage , der das Beispiel der Jnsubordination gab, nicht auf die Festung schickte.

Unsere Nachrichten aus Malaga gehen bis zum 5ten. Am | 4ten Morgens erschienen die Spanische Fregatte „Christine““ und die |

Brigg „Nervion““ vor dem Hafen. Die Fregatte feuerte einen schar- fen Schuß auf ein Englisches Kauffahrteischiff ab, das in den Hafen ein= laufen wollte, und nöthigte es dadurch, eine audere Richtung zu neh-

men. Die Artillerie der National - Miliz beseßte darauf die Batte- | rieen, bereit, bei dem ersten Zeichen feindlicher Absichten auf die bei= | Alle Konsuln fremder Mächte | verfügten sich an Bord der Fregatte, um gegen alle Gewaltthätigkei= |

den Kriegsschise Feuer zu geben.

ten zu protestiren, da der Plaß nicht in Blokade-Zustand erklärt wor= den war. Der Befehlshaber der Fregatte gestand ein, gefehlt zu

haben und erklärte, er werde, bis er weitere Vorschriften erhielte, fein |

Schiff am Ein- oder Auslaufen verhindern, Am 5ten gingen die beiden Kriegsschiffe nah Osten unter Segel. Am {sten war von Malaga eine aus National-Milizen und Truppen bestehende Kolonne unter dem Befehl des Obersten Torremejia ausgerlickt, um den Aufstand in der Provinz zu verbreiten. Jn Loja treunten sich die Truppen von der National - Miliz und stellten sich zur Verfügung des in Jaen befind- lichen General - Capitains Alvarez. Der Oberst Torremejia und die Milizen kehrten darauf nah Malaga zurück. Am S5ten Abends suchte, wie es heißt, die Junta einige Personen auf, die zu Vermittlern bei der beabsichtigten Unterwerfung dienen follten. Die Rädelsführer sahen sich nah einem Zufluchtsort um, Der General-Kommandant der Linien von Gibraltar, Baron Carondelet, rückte mit Truppen gegen Malaga vor. Die Regierungs - Beamten hatten sich in den leßten Tagen aus der Stadt geschlichen, um ihre treuen Gesinnungen darzulegen.

In Granada war noch am 6ten die Rede davon, sih den anrüickenden Truppen, deren Vortrab sih 6 Leguas von der Stadt befand, zu widerseßen. Jn der Nacht sollte die National -Miliz mit ihrer Artillerie ausrücken. Der General=Capitain Alvarez befahl von Jaen aus dem Ayuntamiento vou Granada, das Kriegsgeseß zu ver= fündigen. Das Ayuntamiento erwiederte, der General möge sich selbst einstellen oder einen Stellvertreter {hicken, um jene Maßregel auszuführen. Den in Granada befiudlihen Truppen \chickte Alvarez den Befehl zu, nah Jaen zu marschiren. j

In Cadix fanden in der Nacht vom 3ten einige Unruhen statt, die jedo sogleih unterdrückt wurden, Ein junger Mann verlor dg- bei das Leben.

Unsere Nachrichten aus Barcelona gehen bis zum Sten, und \prehen von einer dort- herrshenden außerordentlihen Aufregung. Das Nähere darüber wird Jhnen auf direktem Wege zukommen, Von Saragossa sind drei Bataillone nah Catalonien abgegangen.

Die Regierung befindet sich in der drückendsten Geld-Verlegen- heit, so daß die nah Andalusien bestimmten Truppen nicht mobil ge- macht werden können. Ju der Bank waren 100,000 Piaster deponirt, die für die dringendsten Bedürfnisse der Geistlichkeit bestimmt waren. Mendizabal hat dieses Geld unter die hiesigen Truppen vertheilen lassen und den Rest nah Barcelona geschickt,

zu gewähren, und durch eine eidgenössische |

Die uns zugekommenen Englischen |

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Diesen Morgen is der Attahé der hiesigen Englischen Gesandt- schaft, Herr Scott, mit seiner Familie nah London abgereist, Der Königl. Großbritanische Jngenieur =- Capitain Lynn, der vor mehreren Jahren das Hauptquartier Espartero’s als Englischer Bevollmächtig- ter begleitete, und jeitdem zum Vermittler zwischen dem Regenten und der Gesandtschaft diente, begiebt sich ebenfalls heute nach England zurück,

55 Paris, 16. Juni. Der Telegraph, wenn er wirkli die Mittheilungen gemacht hat, von denen die gestrige Patrie redet, hat sih ohne Zweifel einmal wieder eine jener Uebereilungen zu {ul- den fommen lassen, von denen er bei seinen Berichten aus Spauien in fritishen Augenblicken so oft Proben abgelegt. Nichts is weniger geeignet, als die heute eingetroffenen sehr frishen Nachrichten aus den verschiedenen Provinzen Spaniens, die Sache der Regierung in einem verzweifelten Lichte zu zeigen. Die nah Andalusien geschickten Truppen stehen vor den Thoren vou Granada, das gar nicht daran zu denken scheint, Widerstand zu leisten. Mehrere Com- pagnieen des Provinzial - Regiments von Malaga, von dessen Anschlusse an deu Aufruhr o viel Lärm gemacht wurde, haben die erste Gelegenheit benußt, die sich ihnen dargeboten, um sich von den Jusurgenten loszusagen, indem sie denselben zugleich zwei Kanonen weggenommen, mit denen sie sih in die kleine Stadt Loja zurückge- zogen, um von dort aus zu dem Erpeditious-Corps zu stoßen. Was Malaga betrifst, so is die Verwirrung in dieser Stadt auf das höchste

gestiegen, seitdem am {ten zwei Spanische Kriegsfahrzeuge vor dersel= |

ben erschienen sind und ihre Blokade angefangen haben. Man er- wartete nah den leßten Nachrichten von einem Augenblicke zum an-= dern, daß die Junta von Malaga sich einschiffen werde, um sich wo möglich dur die Flucht zu retten. Was Cadix betrifft, so hat der daselbst am ten vorgekommene zweite Aufstands-Versuch die un bedingte Ohnmacht der dortigen revolutionairen Partei geliefert. Auf=

rührex, welche sih durch eíne Hand voll Nachtwächter auseinanderja-

gen lassen, werden der Regierung Espartero's, wie shwah man si |

dieselbe immer denkeu möge, gewiß nicht gefährlih werden. Éin nicht viel weniger klägliches Eude hat der am Sten in Saragossa ge= machte Versuch des Aufruhrs gehabt. Die Ruhestörer hatten sich in

der Arragonesischen Hauptstadt allerdings für einen Augenbli des |

Rathhauses und mehrerer Alkalden und anderer Magistrats-Personen durch Ueberfall bemächtigt und dieselben zur Unterzeichnung einer Proclamation gezwungen, allein die Bürgerschaft der Stadt ließ sich nicht in die Bewegung mit fortreißen, die National-Garde trat viel- mehr in die Waffen, um den Aufruhr zu bekämpfen, und die Unruh- stister hielten es für rathsam, aus den Thoren der Stadt zu ent-

weichen, ohne die gegen sie anrückenden Truppen abzuwarten. Ju |

Catalonien is freilich der Zustand der Gemüther und der Zustand der Dinge fortwährend ungünstig für die Regierung, allein er hat sich doch, allem Anscheine nach, nicht weiter verschlimmert. Sehr gut steht es dagegen für die Regierung in Valencia, Die Provinzial-Depu= tation dieses Königreiches hat, in Folge des Verzichtes der Regierung auf die Erhebung der nicht bewilligten Steuern für das laufeude Jahr, ein Rundschreiben an die sämmtlichen Aguntanmientos erlassen, in welchem sie dieselben auffordert, die Steuern für die ersten 6 Mo- nate von 1843 freiwillig einzuzahlen. Diese Aufforderung is} nicht allein sehr günstig aufgenommen worden, sondern sie hat auch sofort an mehreren Orten die erwünschte und begbsichtigte Wirkung hervor= gebracht.

Portug

A Lissabon, 6. Juni. Ein wichtiges Geseß, womit sich die Kammer der Abgeordneten jeßt beschäftigt hat, betrifft die Be- steuerung der Erbschaften und Vermächtnisse, d. i. des Uebergangs von Eigenthum aus ciner Hand in die andere, Der Finanz-Minister, Ba- ron Tojal, seßte bei Motivirung dieser Geseße auseinander, wie es für die Portugiesische Nation und Regierung, nachdem sich die Staats= Gläubiger im Auslande zu einer Zins = Reduction verstanden hätten, eine wahre CEhrensache geworden sey, die Junta des offentlichen Kre dits mit den Mitteln zu versehen, um die eingegangenen Verpflich tungen gegen diese Staats = Gläubiger erfüllen zu können. Das in den zu Bezahlung der Ziusen anu ste bestimmten Fonds vorhandene Defizit {lug er auf 200 Contos an, und theilt zugleich mit, daß die Junta des öffentlichen Kredits einen Kontrakt mit der Bauk abge- {lossen habe, wodurch diese sih anheischig mache, zu Bezahlung der im Juni fällig werdenden Dividende, natürli in der sicheren Erwar tung, daß die von ihm (dem Minister) den Kammern vorgeschlagenen «inanz-Maßregeln durchgehen würden. Er erinnerte dabei die Kam- mer daran, daß wenn man nicht die Dividenden richtig zahle zu Lon= don, die Coupons daun hierher gesendet und bei Bezablung der Zölle

an den Zollstaaten verwendet werden würden, wodurch nur allseitige |

neue Verwirrung entstehen würde. Der Minister glaubt, durch Er- höhung der Zölle, wie er sie vorschlägt, eine nicht unbedeutende Ver= mehrung der Cinnghmen zu erlangen, die er bis auf 140 Contos an schlägt. Er hob noch besonders hervor, daß die vorgeschlagenen Zoll=- Erhöhungen vorzugsweise die gusländische Judustrie treffen würden, und machte dabei sey, daß die auswärtige Judustrie Mittel zur Bezahlung einer auswärtigen Schuld herbeizuschaffen. Manuel Passos, ein Mitglied der Opposition, wendete dem Minister Zweifel ein, daß eine bedeutende Erhöhung der Zölle dem Staatsschaße von Vortheil seyn werde; die Folge davon werde vielmehr uur der erhöhte Reiz zum Schmuggeln seyn, und der Staatsschaß also vielmehr dabei zu verlieren befürchten müssen. Bei der Erhöhung der Besteuerung der Vermächtnisse und des Ueber gangs von Eigenthum gus einer Hand in die andere wurden einige Amendements angenommen, die auch von ministeriellen Mitgliedern unterstüßt worden warenz die Bedeutung der dadurch am Gesebße vorgenommenen Aenderungen war nicht groß, dessenungeachtet machte die Opposition einen gewaltigen Lärm, als wenn das Ministerium hbe- reits wanfe, Die Septembristen traten bei dieser Verhandlung in der ihnen ungewohnten Rolle als vorzugsweise Vertheidiger der Eigen- thumsrechte auf, die bei Wiederherstellung der (gerade von den Sep- tembristen so gehaßten) Charte gewährleistet worden seyen, Da die Maßregel vorzugêweise die Pairs berühren wird, so sprechen sie viel vou dem Glanze der Pairie, welcher erhalten werden müsse, von der Nothwendigkeit, derselben die Erhaltung ihres Eigenthums möglichst zu erleihtern, und sagen, da nun einmal die Charte die erbliche Pairswürde denselben übertragen habe, so müsse man wenigstens ihr Privilegium, von der vorgeschlagenen Steuer befreit zu bleiben, auf- recht erhalten. So argumentirten diese Oppositionsmänner, die stets die Verdammung jedwedes Privilegiums im Munde führen, nur zu dem Zwedcke, um vielleiht das Geseb scheitern zu macheu, und dem Finanz-Minister eine Hülfsquelle abzuschneiden. Allein ihr Streben ist erfolglos, und in der Ueberzeugung, daß sie ihren Zweck nicht zu erreichen vermögen, suchen sie jeßt die Entscheidung wenigstens so lange als möglih hinauszuziehen. Der Bericht des Finanz-Aus\chus- ses is der Kammer jebt vorgelegt und spricht sich durchaus zu Gun= sten der Plane des Finanz-Ministers zur Deckung des Defizits aus. Jn diesem Augenblicke verhandelt die Kammer über ein Stempel- gese. Nach der jeßt bestehenden Geseßgebung muß jede Art von

besteuert werde, um die

die Bemerkung, daß es nicht mehr als billig |

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Druckschriften oder Blättern, Aukündigungen, Papieren zu Ausfertigung von Dokumenten aller Art, mit Ausnahme der Zeitungen allein, ge= stempelt seyuz aber die Erfahrung hat gezeigt, daß der Stempel sehr häufig nahgemacht wird, und also der Staat um die bezweckte Ein= nahme kommt. Es scheint, daß der Nachdruck dieser Stempel keine großen Schwierigkeiten darbietet, und der Deputirte Miranda führte an, daß in der Spanischen Gränzpyrovinz Galicien sich zwei von Aus=- ländern betriebene Fabriken für Portugiesishes Stempelpapier befinden, welche dasselbe in großen Massen nah Portugal einzushmuggeln wissen. Indeß konuten für diese Angabe keine Beweise beigebraht werden. Aber die Größe des Uebels geht am klarsten daraus hervor, daß der Deputirte Jose da Silva Cabral, Bruder des Ministers, selbs zuge= stand, daß zwei Fälle vorgekommen sind, wo die von der Regierung mit dem Verkaufe des ehten Stempelpapiers beauftragten Verkäufer zugleich die Mäkler für das falsche waren.

Die Herzoge von Sachsen-Koburg mit der Prinzessin Clementine bewohnen noch immer die Gemächer im Palaste Necessidades, werden aber in furzem mit dem Hofe nah Cintra abgehen. Dort hat auch der Englische Gesandte, Lord Howard de Walden, mit seiner Familie eine Sommerwohnung bezogen, Es is aufgefallen, daß zu dem Staats = Diner, welches zu Ehren der Anwesenheit der hohen Herr= haften einige Tage nah deren Ankunft gegeben wurde, nur die Ge=- \chäststräger von Frankreich und Belgieu, als Vertreter der nächst ver= wandten Höfe zugezogen wurden, zumal da man der Meinung ist, daß die Verwandtschaft des Königlichen Hofes zu der Englischen Kö= nigs-Familie niht minder nahe sey, als zu den Höfen von Belgien und Frankrei.

a La Plata - Staaten.

2 Paris, 16. Juni. Die Nachrichten aus Montevideo reihen bis zum 5, April. Das daselbst in Englischer Sprache er= scheinende und vorzugsweise auch die Englischen Juteressen vertretende Journal Britannia bestätigt volllommen die schon vor einigen Tagen, aber noch unverbürgt, eingetroffene Nachricht, daß die Regie= rung von Buenos Ayres die Blokade des Hafens von Montevideo, insofern sie die Einfuhr von Lebensmitteln auf dem Seewege in die Stadt zu verhindern bestimmt is, angeordnet hat. Mit dem 1. April

sollte dieselbe in Kraft treten. Wenn es gelingt, diese Maßregel streng durchzuführen, so könnte die Lage Montevideo's allerdings höchst fritisch werden, um so mehr, als verschiedene Berichte bereits wissen wollen, die sämmtlichen auswärtigen Konsuln hätten die Blo= kade bereits förmlih anerkannt, und es herrsche daher gegen alle Fremden große Aufregung in der Stadt, so daß diese für ihre per= fönliche Sicherheit fürchteten und Vorsichts-Maßregeln zu treffen be=- gonnen hätten. Das erwähute Blatt meldet in dieser Beziehung, daß die dort ansässigen Britishen Kaufleute an den Commodore Par-= vis, Kommandanten der Britischen Seemacht in jenen Gewässern, eine Deputation abgeschickt hatten, welhe ihm von dieser Blokade-Erklä= rung so wie von einer Mittheilung der Regierung von Montevideo an alle ausländischen Konsuln in Kenntniß seßte, wonach dieselbe alle Ausländer, welche nicht zur Vertheidigung der Regierung die Waffen ergreifen würden, zu zwingen beabsichtigte, die Stadt zu räumen, um dadurch den Verbrauch an Lebensmitteln zu verringern und die Ver= theidiger in den Stand zu setzen, länger Widerstand zu leisten. Der Commodore hätte aber erwiedert, er werde zu diesem Zwecke die An- erkennung der Blokade so lange verschieben, bis er von Herrn von Man- deville, dem Britischen Gesandten zu Buenos-Ayres, Antwort auf eine Reihe von sehr ernstlihen Einwürfen erhalten haben werde, die nah seiner Ansicht nur durch die bestimmtesten Justructionen beseitigt wer=- den könnten. Von den übrigen auswärtigen Kommandanten dar- unter auch der endlih angekommene Französische Admiral Massieu de Clerval hatte feiner noch eine bestimmte Meinung in der Angele=- genheit zu erkennen gegeben, und die Britannia glaubt daher, daß sie nicht auf ihre eigene Verantwortlichkeit hîn handeln, sondern je nah dem vorgängigen Beispiele des Britischen Commodore si rih= ten wollten, ;

Jn Bezug auf die Lage der Franzosen zu Montevideo sagt ein gleichfalls vom Sten datirtes Schreiben an ein hiesiges Handelshaus : „Unsere zahlreiche Französische Arbeiter - Bevölkerung, seit zwei Monaten in Folge des Krieges ohne Arbeit und Verdienst, und in der Besorgniß einer Blokade, welche allzu lange noch ihr Elend ver= längeru köunte, hat eine Schild-Erhebung gemacht. Da der Konsul sih der Sache widerseßen wollte, zogen ihrer an fünftausend in hel= lem Haufen vor den Regierungs-Palast und erhoben den Ruf: „Man gebe uns Brod und Waffen!‘ Heute haben einige ehemalige Fran= zösische Offiziere sich ihnen angeschlossen, um ihnen eine geregelte Or= ganisation zu geben, und so werden wir denn bald ein Regiment ha- ben, das den Titel trägt: „die Kinder von Frankrei.“ Sie verlan- gen keinen Sold, wollen nur Brod und Waffen. Sie seyen keine Sölduer, sagen sie, sie wollten sih nur schlagen, um Oribe, der die Stadt belagert, zu verjagen und dann ihre Arbeiten wieder aufneh= men zu können, Sie wollten leinen Schuß thun, sondern mit dem Bajonett augreifen, um schneller mit ihren (Gegnern fertig zu werden.“

Mag hierbei auch etwas Französische Ruhmredigkeit mit unter= laufen, \o ist doch nicht in Abrede zu stellen, daß der Franzose immer und überall als tüchtiger muthvoller Soldat sich bewährt hat, und daß daher Oribe's Truppen an diesem improvisirten Französischen Corps einen nicht zu verahteuden Gegner finden dürfte,

S q al

L Paris, 16. Juni. Die Blätter vou Haiti bis zum 11. Mai lassen auf eine wirkliche Verbesserung der dortigen Zustände ließen. Doch hatte die provisorische Regierung im Namen des souverainen Volkes eine Proclamation erlassen, welhe auf einen befürchteten Mangel au Lebensmitteln zu deuten scheint, der dur die Cntfernung

, « C ) Ysy » 9s , 1 , ) 2 einer großen Zahl von Armen von den Arbeiten des täglichen Lebens während der Bewegung zum Sturze Boger's veranlaßt worden zu seyn scheint. Um uun die Uebel des Volkes, die durch die Kalamitäten des Krieges, durch Feuersbrünste und Erdbeben veranlaßt wurden, einigermaßen zu erleichtern und in Betracht, daß die Stadt Cayes beim Einzug der Armee der Patrioten noch von dem besonderen Unfalle der Ex= ploston des Arsenals betroffen worden war, hat die provisorische Regierung

verordnet, was folgt: 1) Die Einfuhrzölle auf die Artikel Reis, Ge= traide aller Art, Schweinefleisch, Kabliau, Makrelen, Heringe, Sped, Butter und gesalzenes Rindfleisch sind in der ganzen Republik auf die Hälfte herabgeseßt. 2) Jn den Häfen Cap Haiti, Gonalves, Port de Paix, Port au Prince, Cayes, Port Plate und Santo Domingo sind die folgenden Artikel zollfrei: Bauholz, Ziegeln, behauene Steine, Schiefertafeln, Pflastersteine, Badsteine, Bretter, Nägel, Sthlösser, Federn und anderes zum Häuserbau nöthige Eisenwerk, so wie Farben. 3) Es is den auswärtigen Schiffen gestattet, nah vollständiger Aus-= ladung der für das Land bestimmten Waaren im Eingangshafen, auch nah einem oder mehreren anderen Häfen zu gehen, dort Waaren ei- zunehmen und ihre Ladung zur Ausfuhr zu vervollständigen. Dueles Dekret sollte mit dem 10. Mai in Kraft treten. Das D, L

Ganzen mit der jeßigen Regierung zufrieden zu seyn und Je

sih ruhig. tr M8

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