1843 / 174 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

det keine Unterstübung. Ein Abgeordneter der Ritter- bene Ls sih mit den Leistungen für firhliche Bedürfnisse ver= halten solle, und in wieweit die Forensen, auch wenn sie einer anderen Konfession angehörten, als derjenigen, um deren Bedürfnisse es si handle, dazu heranzuziehen seyen? Ein Abgeordneter der Städte: diese Frage sey auf der linken Rheinseite durch die Geseße vom 30, Dezember 1809 und 14. Februar 1810 entschieden. Ein anderer Abgeordneter dieses Standes : auf dem reten Rhein-Ufer erfolge die Heranziehung mit Genehmigung der Regierung nach Anhörung des Gemeinde-Raths. Ein Abgeordneter der Ritterschaft : kein Mitglied einer Konfession könne gezwungen werden, zu den Bedürfnissen einer anderen Konfession beizutragen; deshalb dürfe man auch uicht s{lecht- weg die Grundstücke heranziehen. Zwei Abgeordnete desselben Stan- des: im Regierungs-Bezirk Aachen stehe der Grundsaß fest, daß auch bei firchlihen Neubauten und Reparaturen nur die Konfessions-Ge- nossen herangezogen würden. Ein Abgeordneter der Ritterschaft: dennoch aber habe die Regierung in einzelnen Fällen davon abwei= chende gütlihe Einwilligungen genehmigt. Ein Abgeordneter der Städte: die ganze Frage sey Gegenstand einer dem diesjäh- rigen Landtage vorgelegten Königlichen Proposition, und werde bei deren Berathung ihre Erledigung finden, Ein Abgeordneter

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der Ritterschaft : die Königliche Proposition beziehe sich nur auf die |

linke Rheinseite. Ein Abgeordneter der Landgemeinden: das Preu ßische Landrecht unterscheide zwischen kirhlihen und bürgerlihen Ge meinden; was für die ersteren Rechtes sey, könne bei der vorliegenden Berathung nicht zur Sprache kommen; welcher Ansicht ein Abgeord neter der Städte beitritt, Ein Abgeordneter der Ritterschaft : nach den Motiven zum §. 12 scheine der Ausschuß auf diese Unterscheidung kein Gewicht gelegt zu haben, Ein Abgeordneter dieses Standes: die Aufbringungsweise der kirhlihen Bedürfuisse sey für die Evange- lischen durch die Kirhen-Ordnung von 1835, für die Katholiken durch den zur Berathnng vorliegenden Geseß-Entwurf regulirt und dadurch die ganze Frage beseitigt. Ein Abgeordneter der Ritterschaft: da nach §. 24 die Forensen ohne Rücksicht auf ihre Konfession nah ihrem Grundeigenthum zu den firchlichen Bedürfnissen der Gemeinden her- angezogen werden könnten, so möge die Versammlung, wenn sie die Ansicht theile, daß kirhlihe Bedürfnisse nur von den Konfessions- Genossen zu decken seyen, den Ausschuß beauftragen, eine entspre- chende Bestimmung in irgend einem §. des Geseßes aufzunehmen. Ein Abgeordneter der Landgemeinden: wenn er auch dieser Ansicht beitrete, so halte er die Aufnahme einer dahin abzweckenden Bestim mung in das gegenwärtige Geseß doch nicht für passend. Eventuell möge bei der Disfussion der darauf bezüglichen Köuiglichen Propo- sition das Erforderliche veranlaßt werden. Hierauf wird der §. 25 in der von dem Ausschusse vorgeschlagenen Fassung angenemmen.

Gegen den §, 26 wird von feiner Seite ein Einwand erhoben. Nachdem der Landtags - Marschall angezeigt, daß die Abgeordneten von Kempis und von Runkel dem zweiten Ausschusse zugesellt worden seyen, wird die nächste Sißung auf morgen Vormittags 9 Uhr au- bergumt und die heutige geschlossen.

Zeitungs -Uachrichten.

Anuslaud. ———

S Nel M.

Paris, 19. Juni. Jn Rochefort hat man vor einigen Tagen Ver= suche mit einem neu erfundenen Wind=Barometer gemacht, Dieses neue Justrument wird im Zimmer auf einen Tisch gestellt und mit einer |

gläsernen Glocke bedeckt; es nimmt nach einigen Sekunden die Richtung des herrshenden Windes au, und bezeichnet eine Viertel -, oft auch eine halbe Stunde früher, die Veränderungen, welche in dem Winde eintreten, Die Vorrichtung besteht in einer dünnen Holzplatte von 3 oder 4 Zoll Länge, die frei über die Nadel einer Bussole an einem stählernen Zapfen hängt, welcher mittelst einer ahatenen Halbkugel in das Holz eingefügt is. Jun jener Holzplatte is auf einem Drittel seiner Länge nah dem Ende zu eine Spalte geschnitten, în welcher 3 oder 4 Magnete in gerader Linie, etwa 7 Zoll von einander entfernt, angebraht worden sind. Diese Magnete sind schr leiht und auf Uhrfedern zubereitet, Sie sind in perpendiculairer Nichtung zu dem Horizonte angebracht und entbehren also jeder Polaritätz ihre Süd

pole stehen über, ihre Nordpole unter der Holzplatte.

Börse vom 17. Juni. Ju der Französischen 3proc. Rente hatten an der Börse heute wieder sehr zahlreihe Schwankungen statt. Sie eröffnete zu 79, fiel auf 78.75 und hob sich wieder auf 79. 5, zu welhem Course sie s{chloß. Der Umstand, daß das Fort Mont juich, welhes Barcelona beherrscht, nicht im Besiß der Jusurgenten ist, und daß deswegen die Jusurrection von Barcelona noch keine be- sondere Wichtigkeit hat, beruhigt die Spekulanten einigermaßen. Von einigen Personen wird indeß versichert, daß die diesen Vormittag ein getroffenen telegraphischen Depeschen die Besibnahme dieses Forts durch die Jusurgenten melden. An der Börse wurde behauptet, auf außerordentlichem Wege sey aus Madrid vom 14teu die Nachricht einge- troffen, daß Valencia sich wieder den dem Regenten Espartero treu geblie- benen Truppen ergeben habe. Nachschrift: Es heißt, von der Gränze sey die Nachricht eingetroffen, daß die Garnison des Forts Montjuich sich am 14ten gegen den Gouverneur aufgelehnt und der neu erngunte Gouverneur am nämlichen Tage das Kommando des Forts unter dem Jubel der Einwohnerschaft Barcelona's angetreten habe, Aus Madrid soll vom 14ten Abends die Nachricht eingetroffen seyn, daß der Regent beschlossen habe, sich felbst an die Spiße der Armee zu stellen und nah Catalonien zu begeben,

B ¡Q Maris, 19. Juni, Die Debatten in Betreff der von der QU ge Gun pon vorgeschlagenen Reduction von 14,000 Mann in dem Cffe Ras unserer Armee versprechen sehr lebhaft zu werden. 1e neuesten Vorfälle in Spauien haben unser Kabinet veranlaßt, vorgestern die Budget - Kommission in außerordentlicher Sißung zu ver ammeln, um derselben vorzustellen, daß die Regierung mehr als jemals darauf bestehe, die vorgeschlagene Reduction. nach Kräften zu bekämpfen. Herr Guizot, welcher dabei im Namen seiner Kollegen das Wort führte, gab der Budget - Kommission deutlich zu verstehen daß es zu einer Kabinetsfrage kommen föunte, wenn die Kommission fo niht eines besseren bereden lassen wollte. Die Kommission aid prach, die Sache in reifliche Erwägung zu ziehen, und wählte dazu den gestrigen Tag (Sonntag), wo die Kammer keine öffentliche Siz= zung hielt, um ungestört, wenn es nöthig seyn sollte, den ganzen Tag dazu zu verwenden. its

Stunden beisammen, ohne von ihrem früheren Ents

Sie blicb in der That mehr als vier chlusse sih ab-

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wendig machen zu lassen, sie blieb einstimmig der Meinung, daß die obenerwähnte Reduction von 14,000 Mann ohne weiteres ausgeführt

werden müsse.

Der König, welcher viel darauf zu halten scheint, daß der Effektiv= stand der Armee nicht vermindert werde, is heute gegen Mittag eigends nach Paris gekommeu, um den Minister-Rath zu präsidiren, worin vorzüglich die Mittel erörtert wurden, durch welche das Bestreben der

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Kommission zu vereiteln wäre, Die Vertrauten des Kabinets“ wollten heute während der Sibung der Kammer wissen, daß dasselbe auf den Gedanken, eine ministerielle Frage daraus zu machen, verzichtet hätte, daß aber die Minister wecselseitig sich verpflichtet , die fragliche Reduction mit aller Energie zu bekämpfen. Herr Guizot und Herr Teste werden vorzüglich dem Marschall Soult beistehen, um die Last der Diskussion mit ihm zu theilen. Die Kommission ihrer= seits will hartnäckig ihre Ansichten vertheidigen. Man is unter den Deputirten beinahe allgemein der Ansicht, daß ungeachtet der Be- mühungen des Ministeriums die vorgeschlagene Reduction mit einer großen Majorität durhgehen dürfte.

Heute wurde der Geseß-Entwurf der Regierung wegen ciner Kredit-= Bewilligung von 2,230,000 Fr. zu Gunsten der Marquesas Inseln für das Jahr 1844 den Kammern im Dru mitgetheilt. Die in der Sivung vom 12ten l, M. bewilligten 5,490,000 Fr. beziehen sich auf das Budget des laufenden Jahres. Da aber gegenwärtig das Budget von 1844 diskutirt wird, so mußte nachträglich ein be- sonderer Geseß-Entwurf eingebraht werden, um die darin gelassene Lücke auszufüllen. Die verlangte Summe von 2,230,000 Fr. soll fol- gendermaßen verwendet werden : |

Löhnung und Unterhalt der Truppen... 4117,000 Fr, Allgemeine Ausgaben der Verwaltung... 2,113,000 » ] Zusammen 2,230,000 Fr.

Unter die allgemeinen Ausgaben gehört die Summe von 570,000 Fr, zur Errichtung von Vertheidigungs - Arbeiten, welche vom Mili tair-Genie auszuführen sind, und 389,000 Fr. zur Unterhaltung von zwei Dampfschiffen, welche die Commnnication zwischen den Marque \sas=Juseln und dem Mutterlgude pflegen werden. Die Marquesas= Inseln werden daher bis zum Ende 1844 provisorisch uns an 8 Mil lionen fosten,

Der Bericht des Herrn Vatout über den Geseß= Entwurf, be- treffend die Feier der Julitage, wurde ebenfalls heute vertheilt. Der= selbe trägt im Grunde auf die Annahme des ministeriellen Projektes an, weil, wie Herr Vatout bemerkt, es sich nicht ge ziemen würde, wenige Tage nah der Einweihung der Todten - Ka- pelle (13. Juli) des Herzogs von Orleans, in deren Nähe Thea ter zu errichten, Volks = Belustigungen anzuordnen, Feuerwerk abzubrentten 1. \. w. Uber damit es nit den Anschein habe, als wollte, wie einige Journale behaupten, die Regierung die Feier der Julitage unterdrücken, so \{lägt der Berichterstatter vor, daß man dem ministeriellen Geseß=Entwurfe einen dritten Artikel hinzu füge, welcher lauten soll: „Vorstehende Kredit-Bewilligung wird die= jes Jahr und ausnahmsweise ausschließend zu frommen Zwecken, um damit das Andenken der Opfer der drei großen Tage zu ehren, ver wendet werden.“

„Die gewöhnlichen Juli= Feierlichkeiten werden im Jahre 1844 wieder aufgenommen werden.“

So amendirt, wird die Kammer den Geseß-Entwurf annehmen, obwohl es eine bedeutende Anzahl von Deputirten giebt, welche die verlangten 200,000 Fr. der Regierung verweigern wollen, _weil der Grund, welchen das Kabinet anführt, um dieses Jahr die Juli- Festlichkeiten zu unterdrücken, eine trefflihe Gelegenheit darbiete, das \chwerbelastete Budget um 200,000 Fr. zu erleichtern.

Heute wurde die Petition des Tribunals = Präsidenten von Bourganeuf und Konsorten, um die Erlaubniß von der Kammer zu erhalten, den Herrn Emil de Girardin wegen Jnjurien - Beleidigung vor Gericht zu laden, in den Büreaus der Kammer diskutirt. Die Meinungen sollen sehr getheilt gewesen seyn, doch is mir das

Endresultgt der Erörterung noch nicht bekannt. Jch weiß aber aus guter Quelle, daß Herr von Girardin entschlossen is, wenn die Kam: mer den Bitktstellern die verlangte Erlaubniß verweigern sollte, sich freiwillig vor Gericht zu stellen, Es handelt sich dabei um eine wichtige Preßfrage, worin die Geseßgebung bisher sehr unsicher war. Nach den eigentlichen Preßgeseßen is der Gérant für alle in seinem Journal enthaltenen Artikel verantwortlih, und der eigentliche Verfasser eines Artikels kann nur dann zur gerichtlichen Verant: wortung gezogen werden, wenn er seinen Artikel unterzeichnete, was im vorliegenden Fall Herr Emil de Girardin nicht gethan hat. Der Prozeß sollte also nur gegen den Géranten der Presse einge leitet werden ; denn giebt man einmal zu, daß der Urheber eines Ar tifels als der eigentlich Schuldige, und der Géränt nur als dessen Mitschuldiger zu betrachten is, so muß man logisch rihtig auch den Drucker als Mitschuldigen betrachten, weil, während der Géranut sein Journal dem Hauptschuldigen eröffnete, der Drucker den Ar= tifel abdructe, folglich zur Verübung des Verbrechens gleich dem Géranten beitrug. Das Prinzip der Mitschuld des Drukers wurde bisher von allen Organen der Presse energisch bekämpft, denn da der Drucker dadurch eingeschüchtert würde, Opposition gegen die Regierung zu treiben, so müßten alle Oppositions-Fournale bald aus Mangel an Drukern eingehen.

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Grossbritanien und Irland.

London, 17. Juni. Der König von Hannover wird, dem Vernehmen nach, bis Ende Juli's oder Anfang August's in England verweilen. Prinz Albrecht is heute in der Staatsbarke nach Wool- wich abgefahren, um die jeßt ganz vollendete Königliche Dampf-Jacht „Victoria und Albrecht“ daselbst zu besichtigen.

Jn Jrland sollen künftig in allen Besatßzungen des ganzen Landes die Truppen dem Gottesdienste vollständig bewasfnet und mit Tornister beiwohnen. Die Forts am unteren Shannon werden Königliche Marine - Soldaten, die man täglich auf Dampfschiffen erwartet, zur Besaßung erhalten ; zwischen Limerick und dem Eingange des Shannon will die Regierung zwei bewaffnete Dampfschiffe aufstellen. Die Festungswerke von Athlone werden stark mit Geschüß beselzt und die Wachen verdoppelt. Die Truppen zu Galway haben zur Vorbereitung für O’'Connell’'s Besuch 60 \charfe Patronen der Mann empfangen.

Nach Berichten aus Dublin vom 15ten d, M. hat bei Limerick eine große Repeal- Versammlung stattgefunden, die, von mehr als 100,000 Menschen besucht, einem katholischen Priester, Namens Co= stelloe, Veranlassung gab, das Thema ausführlich zu entwickeln, daß, ungeachtet der Emancipation der Katholiken, doch wahre Religions freiheit in Jrland noch nicht herrsche. Auch diese hoffte er von der Wiederherstellung eines Jrländischen Parlamenks, und daß die Repeal durchgehen werde, bezeihnete er als so gewiß, daß er es eher für möglich erklärte, die Wogen des Oceans in ihrem Laufe aufhalten zu fönnen, als die Bewegung des Jrländischen Volkes zu Gunsten der Aufhebung der Union, Zugleich behauptete er, daß das Ministerium es niht wagen werde, gegen das unter O'Connell's, der Priester und Bischöfe Leitung vereinte Volk bei der bekannten bedenklihen Stim- mung unter den Jrländischen Truppen Gewalt zu gebrauchen. O'Con-= nell, der dieser Versammlung ebenfalls beiwohnte, begnügte sich bei dieser Gelegenheit mit einer mehr sekundären Rolle als gewöhnlich, hielt indeß ebenfalls eine längere Rede. :

Die Times, welche den Zustand von Jrland aus einem sehr trüben Gesichtspunkte betrachtet, hatte bekauntlih erklärt, es stehe dort ein Bürgerkrieg bevor. Diese Behauptung wird dem gedachten Blatte von Jrland aus bestritten, Es giebt hierauf nun zwar seine Freude

über diese Widerlegung zu erkennen, meint aber do, daß, wenn die

Agitation dort wie bisher fortdauere, so daß fast tägli Hunderttau- sende zusammenkämen und auf alle mögliche Weise aufgeregt würden, der Bürgerkrieg unvermeidlih seyn werde. Das genannte Blatt be harrt daher bei seiner Meinung, daß die kräftigsten und entschiedensten Maßregeln in Jrland angewandt werden müßten, und erflärt, sie müsse, wenn Sir R, Peel jeßt nicht zu solchen Mitteln greife, es geradezu in Abrede stellen, daß derselbe für den Posten eines Eng=

| lischen Premier-Ministers tauge.

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Bet gqien __ Vrússel, 19, Juni. An die Stelle des zum Gouverneur des Belgischen Luxemburg ernannten Herrn Smits ist Herr Louis Deswert

zum Direktor der Bank von Belgien ernannt worden, -iitetiiGce Deutsche Bundesstaaten.

Aurich, 19. Juni. (Hannov, Z.) Das Ostfriesische Amtsblatt enthält folgende Publication in Betreff des guf den ) g :

30, Juni 1843 ausgeschriebenen allgemeinen Landtages :

„Bon wegen Sr, Majestät des Königs, meines Allergnädigsten Herrn, wird den getreuen Landständen des Fürstenthums Ostfriesland und des Harrlingerlandes hiermit eröffnet „Daß Allerhöchst gedachte Se. Majestät geruhet haben, einen allgemeinen Landtag ausschreiben zu lassen, und zu dem Ende den unterzeichneten Landdrosten Marschal zu Allerhöchstihrem Landtags-Kommissarins Allergnädigst zu ernennen, Der Zweck dieses all- gemeinen Landtages is, einen, nah Sr. Majestät weiteren Allerhöchsten Entschließungen abgeänderten Entwurf einer Verfassungs-Urkunde für die Provinzial-Landschaft des Fürstenthums Ostfriesland und Harrlingerlandes nachdem die von dieser Landschaft unter dem 12, Oktober 1840 einge- reichten Erklärungen über den früheren Entwurf der betreffenden Verfas sungs-Urkunde von Sr. Majestät einer sorgfältigen Prüfung unter zogen, auh jene Erklärungen in verschiedenen Punkten zu ciner Allerhöchsten Berücksichtigung geeignet befunden worden sind den getreuen Landständen Behufs ihrer nah vorgängiger Berathung dar- über abzugebenden endlichen Erklärung zugehen zu lassen. Vermöge des mir ertheilten Allerhöchsten Auftrags wid der Anfang des angeordneten allgemeinen Landtags auf Freitag den 30sten d. M. hiermit bestimmt, wo- nach die getreuen Landstände des Fürstenthums Oft Friesland und Harrlin gerlandes sich zu achten haben und zu solchem Landtage hierdurch berufen werden, daß sie auf demselben zu dem bemerkten Zwecke und an dem be stimmten Tage in Aurich in dem landschaftlichen Hause verfassungsmäßig erscheinen und ihre Deputirte mit genugsamer Bollmacht absenden, unter der Verwarnung, daß, obgleich der Eine oder der Andere nicht erscheinen möchte, mit den gehorsamlich Komparirten dennoch der Landtags-Verfassung und den Nechten gemäß verfahren werden soll. Urkundlich unter des vor- benannten Allerhöchst ernannten Königlichen Landtags-Kommissarius Unter=- chrift. Aurich, den 14, Juni 1843. Marschal ck.“

Altona, 22. Juni. C N, 39 Mit dem Versinken oder Ausweichen eines Theiles des durch einen Sumpf geführten Dammes auf der Eisenbahnlinie von Altona nah Kiel hat es allerdings seine Richtigkeit. Dieser Damm bei Meimerstorf war aber erst circa 20/ lang und in unbedeutender Höhe versuchsweise mit Srde_ aufgeführt, da es an Sand in dieser Gegend fehlt. Diese fette Erde, Lehm, hat sich dann im moorigen Grunde vershlämmt.

Leipzig, 22. Juni. Diese Nacht zwischen 1 und 2 Uhr brach in der Schmiedewerkstätte auf dem hiesigen Leipzig-Dresdener Eisen bahnhofe eine Feuersbrunst aus, die das Gebäude, in welchem sich die Werkstatt befand, in Asche legte, Den Anstrengungen der Lösch mannschasten gelang es bald, des Feuers Meister zu werden, und gegen 4 Uhr war es schon wieder gedämpft.

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Madrid, 13, Juni. Man spriht vou Jnsurrectionen, die zu Ciudad Rodrigo, Alicante, Sevilla und an anderen Orten ausgebrochen wären, Doch sind dies nur erst Gerüchte. Positiv dagegen ist die Nachricht von der Erhebung Valencia's. General Zabala foll eine der Bewegung günstige Proclamation erlassen haben. Bei den Re- volutionairen steht dieser junge General in größtem Ansehen. Bis jeßt ist Madrid ruhig. Auch sind hier alle Vorkehrungs- Maßregeln getroffen, um jeden Jusurrections-Versuh unmöglih zu machen. Die Truppen sind auf das erste Zeichen zum Ausmarsch bereit. Der Ge- neral-Capitain und Herr Mendizabal hatten diesen Morgen eine Kon ferenz mit dem Regenten. Dem Regenten soll, jedo vergeblich, von einigen Seiten der Rath ertheilt worden seyn, der Bewegung nach=

zugeben und si an die Herren Cortina und Olozaga wegen Bildung eines neuen Ministeriums zu wenden. Espartero, so heißt es, ant: wortete: „Nein, ih werde niht nachgeben; ih weiß wohl, daß es meine Bestimmung is, den Tod des Kriegers auf dem Schlachtfelde mit dem Schwerte in der Hand zu erdulden,“

Jn Andalusien greift zwar die Bewegung fortwährend weiter um sich; doch konzentrirt sie sich dort insbesondere noch auf Granada, Almeria und Malaga. Jm Augenblick, wo die Junta von Malaga sich aufzulösen im Begriff stand, überbrachte ein Dampfboot die Nach= richt von der Erhebung von Reus. Dies gab den Jusurgenten wie= der neuen Muth, und die Junta blieb am Ruder. Man is hier noch immer ohne Nachrichten von dem General Alvarez. Es heißt blos,

Granada habe Anstalten getroffen, Widerstand zu leisten und es seyen zu diesem Zwecke sogar alle Straßen verbarrikadirt worden,

So eben verbreitet sich das Gerücht, ein Theil der Truppen des Generals Alvarez sey zu den Jusurgenten übergegangen; auch sollen schlimme Nachrichten aus Burgos, Logrono und Santander eingetrof= fen seyn.

Durch Dekret vom 1lten i der General Seoane zum Ober= Befehlshaber der vereinigten Armeen von Arragonien, Valencia und Catalonien ernannt worden. Es is diese Ernennung durch die Noth- wendigkeit motivirt, die Leitung der militairishen Operationen in die= sen drei Provinzen in einer einzigen Hand zu konzentriren.

Die Regierung hat bei den Wahlen der Madrider National- Garde einen nicht unwichtigen Vortheil errungen. Herr Cortina ist nicht wieder zum Commandeur des 2ten Bataillons gewählt worden, Ein Gleiches ist dem Herrn Miranda, früheren Commandeur der 2ten Artillerie-Batterie, widerfahren.

Barcelona, 13. Juni, Den Ereiguissen der beiden lebten Tage war schon seit einer Woche die größte Gährung vorausgegan- genz alle Geschäfte, alle Arbeiten tocten; die Masse des Volks und der Arbeiter trieb sich den Tag über auf den Straßen, den Pläben, den Spaziergängen herum und disfutirte über die Maßregeln, die zu treffen wärenz ein Gleiches thaten auch die anderen Klassen der Ein- wohnerschaft und der Stadtrath. Der General-Capitain Cortinez, ein allen Gewaltthätigkeiten abgeneigter Mann, hielt die Truppen nebst den Offizieren in die Kasernen konsignirt, um jede Kollision zwischen ihnen und den Einwohnern zu verhüten. So hatte die Bewegungs - Partei alle Muße und Freiheit, ihre Pläne vorzuberei- ten und auszuführen. Während die Central-Junta von Sabadell aus sich alle mögliche Mühe gab, die Aufregung zu steigern, bildete sich zugleich inmitten des Stadtraths von Barcelona selbs eine Volks=

: Kommissionz sie übernahm die Leitung im Juneru der Stadt unter

dem Vorsibe des Brigadiers Castro, eines bei dem Volk und den Truppen in gleihem Ansehen stehenden Mannes; er war übrigens der Berufung zu dieser Function nur mit der Ermächtigung des Ge- neral-Capitains gefolgt. Die Einwohner von Barcelona wurden durch die Nachrichten aus Malaga, Granada und anderen Städten, wo die Gegner Espartero’s obsiegten, mehr und mehr aufgereizt, ohne auch nur auf den geringsten Widerstand zu stoßen. General Cortinez, dem alle Verbindung mit der Central-Regierung abgeschnitten war, der kein Geld, feine Lebensmittel mehr für die Truppen hatte und auf diese seit der Vertre:bung Zurbano's nicht mehr zählen fkounte, suchte so viel wie möglich eine neutrale Stellung zu behaupten. Allein auch dies war ihm bald nicht mehr möglih. Durch geheime Emissaire bearbeitet, wiegelten die Unteroffiziere ihre Soldaten auf; am 11ten fraterni- irten sle mit dem Volk, und Cortinez, um einen Zusammenstoß zwi= schen den noch treu gebliebenen Truppen und den Jusurgenten zu verhüten, trat endli, wie bekaunt, in der verflossenen Nacht eben- falls dem Pronunciamiento bei, Bald wurde dies in der ganzen Stadt bekannt. Heute am frühen Morgen konnte die Menge die (gestern mitgetheilte) Proclamation des General-Capitains lesen, welche von einer anderen, diese glüliche Entwickelung ver= öffentlichenden Proklamation der Munizipalität begleitet war. Ueberall hört man nun Jubel und Gesänge, sieht man Tänze, und es herrscht eine Freude, die an Wahnsinn gränzt. Die Barcelonesen finden sich endlih an Espartero geräht; seine Soldaten sind auf ihrer Seite; sie sind Herren der Stadt und der Garnison. Die Soldaten sind uicht mehr fonsignirt, sie vermischen sich mit den Einwohnern, welche sie umarmen. Die Munzipalität kündigt in ihrer Proclamation an, daß dieser Tag nur der Freude und der Brüderschaft gewidmet sey. „Keine Besorg nisse,“ jagt sie, „Fein Mißtrauen mehr. Volk und Soldat des Vater- landes, umarmt Euch als Brüder, im geheiligten Namen Jsabella's ! Unser General-Capitain will, daß die Truppen sich auf eine feierliche Weise der majestätishen Bewegung dieser Provinz anschließen z ein erhabener Entschluß, welcher für immer sein edles, edelmiüthiges, wahrhaft Spanisches Herz ehrt.“ Die Munizipalität fordert hierauf das Volk auf, dieses Ereigniß durch ein Te Deum und außerordent- liche Belustigungen zu feiern. Am Schlusse empfiehlt sie als einzigen

politischen Ruf: „Es lebe die Constitution! es lebe Jsabella, es lebe |

die National-Unabhängigkeit, es lebe die höchste Junta! Kein Mord= (5

geschrei, keine Beschimpfungen mehr.“ Die Central-Junta, welche sich

gestern nah Manresa, einer Stadt von 20,000 Seelen, im Mittelpunkt

Cataloniens begeben hatte, wird sich nun von neuem hier installiren, Zudeß bleibt der Triumph der Barcelonesen unvollständig in ihren eigenen Mauern, so lange das Fort Montjuich nicht in ihren Häuden ist. Sie haben verlangt, daß der Gouverneur durch einen Anderen ersetzt und die Garnison zur Hälfte aus Milizen und zur Hälfte aus Sol- daten gebildet werde. Der General-Capitain hat ihnen diese Forde- rung bewilligt. Der Gouverueur hatte sich, wie man sagt, geweigert, jein Kommando abzugeben, allein der General = Capitain hat offiziell an seine Stelle den Obersten Pujol ernaunt, der das Zutrauen des Volks gelteßt.

Ueber den Aufstand von Valencia hat man noch wenig Details; auf die Nachricht von den Empbrungen von Reus und Barcelona hatte die National-Miliz gleih die Waffen ergriffen. Der General= Capitain Zavala hatte zu gleiher Zeit seine Truppen versammelt, und man war sih während eines ganzen Tages im Angesicht geblieben. Aber die Stimmung der Soldaten war nicht die nämliche, wie im vorigen Jahrez es war leicht zu sehen, daß man sie {werlich dazu bringen würde, für die Sache des Regenten auf die National-Garde zu feuern. Bald erhielt die Jusurrection die Oberhand, und ein Theil der Truppen {loß sich den Milizen an. Das Volk überließ sich nun wilden Exzessen. Man hat den unglücklichen Gamacho, politischen Chef von Valencia, einen Haupt-Anhänger Espartero's, deu man in olge seiner despotischen Verwaltung verwünschte, und mehrere seiner Agenten ermordet. : | /

© Madrid, 12. Juni, Vorgestern Abend verbreitete sich hier das Gerücht, die Einwohner Saragossa's hätten sich Tags zuvor gegen die Regentschaft Espartero's erklärt. Da der Regent selbst der Meinung zu seyn scheint, daß die Ruhe des ganzen Landes durch ein solches Ereigniß erschüttert werden müsse, so herrschte hier keine geringe Bestürzung. Gestern wurde mit Tagesanbruch eine außerordentliche Zeitung in den Straßen ausgerufen, die einen furzen Bericht des General = Capitains von Arragouien, Seoane, enthielt. Aus diesem ging hervor, daß eine Haudvoll verbrecherischer Rebellen sich am Morgen des 9ten des Plabes der Kathedrale bemächtigte, wo das Ayuntamiento und die Provinzial = Deputation versammelt waren, gegen 4 Uhr Nachmittags jedoch auseinandergesprengt wurde. Der General fügte hinzu: „Jh finde keine Worte, um die Ent- s{chlossenheit und den Enthusiasmus, den die Truppen, die National Miliz und die Einwohner bei dieser Gelegenheit zeigten, zu \cildern.“ Man vermochte sih demnach hier kaum zu erklären, wer die Rebellen gewesen seyn konnten, wenn Truppen, Milizen und Bürger einig waren.

Heute bringt die Post uns folgende Nachrichten aus Saragossa. Jn der Nacht vom 8ten stellte sich der Ex - Deputirte Quinto (ver trauter Freund Olozaga’s und noch vor einem Jahre Sections=- Chef im Ministerium des Jnnern) an die Spiße von etwa 50 mit Büchsen, Pistolen und Dolchen bewaffneten nichtswürdigen Menschen, die für Parteigänger des Junfanten Don Francisco gelten, und holte einige Alkalden aus ihrer Wohnung, brachte sie in das Rathhaus und zwang sie, die übrigen Mitglieder der Munizipalität dorthin zu berufen. Hier wurde diese Behörde gezwungen, ein Programm zu erlassen, Unterdessen überrumpelten einige andere Verschworene sechs Kanonen der National -Miliz und nahmen auf dem Kathed-alplatze (plaza de la Seo) vor dem Rathhause eine Stellung ein. Am Morgen des 9ten wurde die National-Miliz durch Generalmarsh versammelt, und sobald sie erfuhr, wer die Verschworenen waren, verlangte sie die Ermächtigung zum Angriff. Darauf entließen die Meuterer die Mit-= glieder des Ayuntamiento's, die si, begleitet von Herrn Quinto, in die Reihen der National - Miliz begaben, ihre Proclamation für er= zungen erklärten und eine neue im Sinne der Ordnung erließen, Varauf verkündete der General-Capitain Seoane das Kriegsgeseß, vermöge dessen er die höchste Civil= und Militgirgewalt ín ih ver einigte, und ließ die Truppen sich neben der National-Miliz aufstellen. Lebtere war im höchsten Grade über die Verrätherei der Meuterer aufgebracht und forderte diese zweimal auf, sich zu ergeben. Als sie sich weigerten, eröffnete die National-Miliz das Feuer und zwang die Meuterer zur schleunigen Flucht. Von der Kavallerie verfolgt, koun= ten sih nur 10 bis 12 retten, 37 andere wurden eingeholt und er= warteten bei Abgang der Post ihr Schiksal. Die Ruhe war voll= fommen wiederhergestellt.

Trüber lauten die Nachrichten, die heute aus anderen Gegenden der Halbinsel eingegangen sind. ; é

Jn Granada war die ganze Bevölkerung am 8ten entschlossen, sich den anrückenden Truppen des Generals Alvarez zu widersetzen. Man errichtete Barrikaden und bewaffnete alle Bürger. Der Be= fehlshaber der Artillerie, 1 Oberst und 2 Capitaine wurden, als ver= dächtig, auf die Alhambra gebracht, Mehrere Unteroffiziere des Re- giments Asturien wurden von der Junta zu Offizieren befördert, Die Junta verbreitete das Gerücht, daß man in Malaga eine Fran=

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zösische Fregatte erwarte, die das Pronunciamiento unterstüßen solle. | war, hat er zwar zuleßt wieder erobert, aber drei Stüde derselben Die Anzahl der in der Stadt befindlihen zum Widerstande entschlos= | sind vernagelt in Tarragona angekommen.

senen Truppen und Milizen belief sich auf 3000 Mannz etwa 50900 Jn Valencia is das Pronunciamiento, wie es scheint, unblutig

befauden sih in der Umgegend, den Angriff des Generals Alvarez | vor sih gegangen. Der daselbst kommandirende General Zabala hat

erwartend. E : | sih, eben so wie der General Cortinez, auf Unterhandlungen und

Jn Malaga fand man am 7ten für gut, den Terrorismus | Vergleiche mit den Jusurrectionslustigen eingelassen, die denselben Aus= einzuführen. Die Junta, „in Betracht, daß das Heil des Volks das | gang gehabt haben, wie in Barcelona. Der politische Chef, Herr höchste Geseß wäre“, erließ folgendes Dekret: „Wer auf irgend | Camaho, ein Mann von Talent und Energie, der aber im Hasse der eine Weise die öffentliche Ruhe stört oder zum Ungehorsam gegen die | Opposition gegen die Agyacuchos einen der ersten Pläße einnimmt, eingeseßten Behörden aufreizt, wird summarisch gerichtet und erschossen.“ | scheint größere Festigkeit bewiesen zu haben, und er soll sich als Ge-

Jn Almeria erhielt man am 8ten durch das von Barcelona fangener in der Gewalt der Aufrührer befinden. j kommende Dampfschiff „Mercurio“ Nachricht von dem bei Tarragona | Der seit einiger Zeit in Perpignan befindliche Chef der ersten ausgebrochenen Aufstande. Diese Kunde erfüllte die Einwohner mit | Junta, welhe während des November= Aufruhrs v. J. in Barcelona Begeisterung; man läutete alle Glocken, erleuchtete die Häuser, ver=- | regierte, is mit 20 oder 30 seiner Mitverbannten über die Spanische mehrte die Rüstungen. | Gränze gegangen und hat sih des Dorfes la Junquere bemächtigt.

Ju Sevilla trafen die Behördeu am 5ten kräftige Maßregeln, | um allen etwanigen Versuchen, die Ruhe zu stören, vorzubeugen. Noch | am 7ten herrschte vollkommene Ruhe.

Jn den größeren Städten Ait herrschte bedeutende Aufregung, die nur durch die feste Haltung der Truppen gedämpft werden konnte. Namentlich sheint man in Vallag- dolid, Zamora, Burgos, Lugo, Orense wenig auf den Fortbestand der Ruhe rechnen zu können.

Am bedeuklichsten sind aber die heute aus Catalonien einge= gangenen Nachrichten. Da Jhnen diese auf kürzerem Wege als über | hier zukommen, so füge ich für jeßt nichts darüber hinzu.

Der General Seoane hat durch ein Dekret von gestern den Ober = Befehl über alle in den Distrikten von Arragonien, Catalonien und Valencia befindlichen Truppen erhalten. Es i zu vermuthen, daß Zurbano und sein großer Bewunderer Scoane, der noch vor kurzem | im Senat erklärte, daß man die vollblütigen Bürger Barcelona?s zur Ader lassen müsse, den Aufstand mit Energie zu unterdrücken wissen werden,

69 Paris, 19. Juni. Durch die Weigerung des Komman= danten des Forto Monjuich, den Befehl in die Hände des Obersten Castiliens und Galiciens | Pujol niederzulegen, is die ganze Bedeutung des Pronunciamiento von Barcelona wieder in Frage gestellt. Beharrt der Kommandant von Monjuich auf seinem Entschlusse, und bleiben ibm seine Soldaten treu, so wird Barcelona ohne Zweifel seine Thore öffnen, sobald der General Seoane, dem der Ober-Befehl über alle Truppen in Arra= gonien, Valencia und Catalonien übertragen is , mit einem Belage= rungsheere vor die Stadt rückt. Monjuih ist auf mebrere Monate mit Vorräthen aller Art versehen, und Barcelona wird sich ganz ge- wiß niht zum zweitenmale falten Blutes den Wirkungen seiner Bat= terieen ausseßen. Hierbei mag bemerkt werden, daß die Nachricht von der Uebergabe des Forts Monjuïich, welche die heutige Presse, ohne Angabe des Ortes und des Datums, von der Gränze erhalten haben will, im höchsten Grade problematisch is. Gleichwohl muß man sih darauf gefaßt machen, die Besaßuug von Monjuich, obgleich der Kommandant dieselbe dur Entlassung des unzuverlässigsten Theils derselben gereinigt, das Beispiel der Garnisonen der Citadelle und des h: j Forts Atarazanas nachahmen zu sehen, welche auf den Antrieb ihrer stande in Barcelona hat am 10ten den Aufruhr in Valencia bewirkt, | Ünteroffiziere dem Pronunciamiento beigetreten sind, noch ehe sich der und die Nachricht von dem Aufruhr in Valencia hat die Gährung | General-Capitain selbs förmlich erflärt hatte. Der Abfall des einen in Barcelona zum Durchbruche gebracht. Das Pronunciamiento von | und das Schwanken des anderen Theils der Truppen is überhaupt Valencia hat in der That nicht uur die Aufregung der auf ihren | augenscheinlih der entscheidende Grund gewesen, welcher den General- revolutionairen Ruf unerhört eifersüchtigen Barceloneser bis zum höch- | Capitain zu der Lossagung von seiner militairischen Pflicht vermocht hat. sten Grade gesteigert, sondern es scheint auch das Ereigniß zu seyn, | Obgleich sih die Barceloneser nicht darüber täuschen können, daß der das den General-Capitain von Catalonien in seiner Treue gegen die | General Cortinez nur einer wirflihen oder vermeinten Nothwendig= Regierung am meisten waukend gemacht, welches ihm den förmlichen | feit nachgegeben, indem er zu dem Aufstande übergetreten is, so haben Uebertritt zu der Bewegungspartei abgedrungen hat, ohne den die=- | sie do seine Abdankung und die Uebertragung seiner Amtsgewalt selbe schwerlih die Oberhand hätte gewinnen können. Obgleich der | auf den General Valdes nicht annehmen wollen, vermuthlich weil sie General-Capitain noch am 11ten in einem Schreiben an die Konsuln | dem Leßteren noh weniger trauen zu dürfen glauben. der fremden Mächte seinen festen Entschluß ausgesprochen, im Falle Die ersten Berichte über die Belagerung von Reus stellen sich eines Angriffs auf die Truppen, die Stadt mit allen seinen Batte- | in vielen Punkten als irrig heraus. Zurbano rückte am 11ten früh= rieen zu beschießen, so zeigte er doh {on am Morgen des folgenden | morgens von Tarragona aus vor Reus, welches der Oberst Prim mit s | seinen Truppen noch keinesweges verlassen hatte. Zwischen 9 und 10 | Uhr begann ein heftiges Feuer auf die Stadt, das bis Nachmittag | fortgeseßt wurde. Obgleich eine starke Bresche in die Stadtmauer | gelegt war, so konnte sich Zurbano des Plaßes doch nicht bemächti= | gen, und er kehrte gegen Abend mit vielen Verwoundeten nach Tar= rücknahme des fraglichen Armee =- Befehls is sonderbarerweise dadurch | ragona zurück. Am 12ten Morgens zog er von neuem gegen Reus motivirt, daß das Aguntamiento eine Deputation an den General- | aus, auf das eine noch lebhaftere Kanonade als am vorigen Tage Capitain geschickt, dur welche es sich für die Aufrechterhaltung der eröffnet wurde. Die furchtbaren Wirkungen des Feuers der Belage=

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59 Paris, 18. Juni. Das falsche Gerücht von einem Auf-

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Tages viel zweideutigere Gesinnungen, indem er seinen am 10ten | erlassenen Armeebefehl außer Kraft seßte, obgleich dieser, wie aus der gestrigen Mittheilung seines Jnhalts hervorgeht, im Wesentlichen nichts enthielt als Vorschriften, Warnungen und Drohungen gegen militai- rische Pflichtvergessenheit, gegen Verrath und Ueberlauf. Die Zu-

öffentlichen Ruhe verbürgt habe. Nach diesem Schritte des General=- | rer bewogen endlich das Ayuntamiento, den Obersten Prim zu bitten, Capitains ließ sich sein ferneres Verfahren leicht voraussehen. Eine | er möge ihre Stadt nicht unnöthigerweise dem Untergange preisge- an ihn abgeschickte Botschaft der Provinzial - Deputation und des | ben. Der Oberst Prim entschloß sich, auf die Vorstellungen der Orts=- Ayuntamiento, dahin gehend, daß er dem General Zurbano bei der | behörde, die Stadt zu räumen, und er zog sich nah Villaplana zu- Wendung der Dinge, auf welche der Aufstand in Valeucia schließen | rück. Reus trat hierauf in Unterhaudlung mit Zurbano, welcher ihm lasse, den Befehl zur einstweiligen Einstellung der Feindseligkeiten ge= | eine Capitulation zugestaud, in der seinen Einwohnern persönliche und gen Reus zufertigen möge, wurde von dem General Cortinez mit der | Eigenthums=Sicherheit, und überhaupt vollständige Straflosigkeit für Erklärung beantwortet, daß er bereits Maßregeln in diesem Siune | das Vorgefallene zugesichert wurde. Zurbano hielt kraft dieser Ca= getroffen habe. Der General =- Capitain ertheilte zugleich den beiden | pitulation seinen Einzug in Reus, kehrte aber noch an demselben Tage genaunten Behörden den Rath, eine Deputation nah Madrid zu | nah Tarragona zurück. Sein Marsh nah Arragonien wird unter schicken, um den Regenten durch ihre Vorstellungen zur Nachgiebigkeit | diesen Umstäuden, troß der Autorität des Telegraphen, einigermaßen gegen den auf die Wiederherstellung des Ministeriums Lopez und die | zweifelhaft. Erfüllung seines Programmes gerichteten Volfkswillen zu bewegen. | Aus Valencia erfährt man, daß der dortige General = Capitain, Die Provinzial-Deputation und das Ayuntamiento gingen auf diesen | General Zabala, ungeachtet seines ostensibeln Anschlusses an den Auf= Vorschlag ein, und die aus ihrer Mitte gewählten Abgeordneten | stand, vou der revolutionairen Junta seines Amtes entseßt ist, Ein machten sich sogleich, in Gemeinschaft mit mehreren Sendboteu des | schlimmeres Loos hat den politischen Chef Herrn Camacho getroffen, Generals Cortinez, auf den Weg uach der Hauptstadt, | Er wurde, in dem Augenbli, wo er das Volk anredete, durch einen Ba= Znzwischen war das Volk von Barcelona weit entfernt, sich zu | jonetstih verwundet, der ihn indessen niht verhinderte, si durchdie Flucht beruhigen, es füllte die Straßen und die öffentlichen Pläße mit im- | in eine Kirche zu retten. Der wüthende Haufen verfolgte ihn indessen in mer drohender werdendem Geschrei, und mau mußte sich von einem | dies Asyl, und er wurde daselbst entweder ermordet, oder er ershoß Augonblicke zum anderen guf das Schlimmste gefaßt machen, als der | ih selbst, um seinen Verfolgern nicht in die Hände zu fallen. Das General Cortinez si zuleßt förmlich und öffentlich für einen Anhän- | Gewisse is, daß sein Leihnam mehrere Stunden lang unter kanniba= ger des Pronunciamiento erflärte. Gegen 12 Uhr Abends erschien | lischem Jubelgeschrei durch die Straßen von Valencia ‘geschleift wurde. er auf dem Balkon seines Hauses an dem Plaße San Jaime, um | Der politische Chef von Barcelona hat sich besser aus der Klemme die dort versammelte Volksmenge anzureden, und ihr die Versicherung | zu ziehen gewußt. Sein Name figurirt in. einer Glückwünschungs-= zu geben, daß er ihre Sache zu der scinigen gemacht habe. „Jh | Adresse, welche die Provinzial - Deputation an den General = Capitain habe die oberste Junta benachrichtigen lassen“, fügte er hinzu, | wegen seines Uebertritts zu dem Ausstande gerichtet hat, an der Spibe ¡daß ich mich zu ihrer Verfügung stelle, und daß sie nach Barcelona | der Unterzeichneten. ) i 7 kommen fann, sobald sie will. Es lebe Jsabella U.! Es lebe die Verfassung! Es lebe die Einigkeit!“ Diese Erklärung wurde mit s , tausendstimmigem Jubelgeschrei alf Als E EAN seines | Vereinigte Staaten von Uord- Amcrika. Wortes gab der General-Capitain die Ernennung des bei dem Volke | O New-York, 31, Mai. Der günstige Stand des Geld= sehr beliebten Obersten Pujol, eines geborenen Cataloniers, zum Kom= | marktes dauert fort, noh nie erinnert man si, eine solche Masse mandanten des Forts Monjuich. Die obeiste Junta, die ihren Siß | baaren Geldes in Umlauf gesehen zu haben, als dies jegt der Fall von Sabadell nah Manresa verlegt hat, wird ihren Einzug in Bar= | i}, \o daß die Kapitalisten uun alle Mühe haben, dasselbe anzulegen. celona wahrscheinlih schon am 13ten gehalten haben. Es steht zu | Ju den Gewölben der Banken von New-York allein liegen über zehn vermuthen, daß eine threr ersten Regierungs-Handlungen in der Ca- | Millionen Dollars baar vor, und ihre Papiere haben sihch alle um talonischen Hauptstadt eine Beschlußnahme über abermalige gänzlihe | 5, ja theilweise um 10 pCt. im Course gehoben, und die Kapitali= oder theilweise Abtragung der faum wiederhergestellten Citadelle und sten, welche dergleichen besißen, zeigen si selbst zu vortheilhaften vielleicht auch der inneren Forts der Stadt seyn werde. Preisen nicht geneigt zum Losschlagen. Uebrigens muß hierbei be- n dem übrigen Catalonien steheu die Sachen nicht minder | merkt werden, daß die Papiere des Staates New = York stets in gu= \{chlimm für die Regierung. Der General Zurbano is in sei- | tem Rufe gestanden und gesuht waren. Der Zinsfuß is bei dieser nem Angriffe „auf Reus nicht glücklich gewesen. Der Oberst Prim Leichtigkeit, sich Geld zu verschaffen, natürlich gefallen und beträgt hatte Reus mit seinen Truppen bei dem Heranrüken des Expeditions= | jeßt fast bei allen hiesigen Banken nur 5 pCt., an zwei pCt. weni= Corps des Generals Zurbano verlassen, und das Ayuntamiento war | ger als je. Dasselbe Verhältniß zeigt sih auch in Betreff der mit demselben wegen Uebergabe der Stadt in Unterhandlungen ge- | Papiere der anderen Staaten, namentlich derjenigen, welche nie dem treten. Woran diese Unterhandlungen gescheitert, ist noch unbekaunt, | Repudiations - Systeme gehuldigt haben, oder es doch jeßt wieder genug Zurbano eröffnete am 1lten mit 24 Kanonen, unter denen | von si weisen, und an Erfüllung ihrer Verbindlichkeiten gegen ihre einige Vierundzwanzigpfünder, das Feuer auf Reus. Bald war eine | Gläubiger denken. So is besonders die Nachfrage nah Ohio - Pa= Bresche in die Stadtmauer gelegt, durh welche zwei Compagnicen | pieren noch immer sehr stark und die Versuche einiger, dieselben im im Sturmschritt eindrangen; allein sie wurden im Junern der Stadt | Course wieder herabzudrücken, sind niht blos vollkommen fehlgeschla= so übel empfangen, daß sie sich wieder zurückziehen mußten, indem sie den | gen, sondern diese Papiere sind im Gegentheil seitdem noch bedeutend größten Theil threr Leute auf dem Kampfplab ließen, Inzwischen hatte | gestiegen und stehen bereits auf 925 zu 93, ein Stand, den sie scit quch der Oberst Primdie Feindseligkeiten gegen Zurbano begonnen, und die- langer Zeit nicht mehr erreiht hatten. Das Anlehen, welches für ser sah sih zuletzt genöthigt, einen Waffenstillstand zu verlangen, um | diesen Staat im Belaufe von anderthalb Millionen zu 7 pCt. gemächt seine Verwundeten einzusammeln. 0) weiter vorgegangen, und ob wurde, wurde zum Theil sogar mit dem Course al pari angebracht, Ler General Zurbano durch seine Verluste oder dur die ihm von | und trägt jeßt {hon 5 bis 6 pCt. Prämie. Barcelona aus zugefertigten Befehle des General - Capitains zum Ueberhaupt hat die Speculation sich großentheils wieder auf die Staatspapiere geworfen, Auch die von Kentucky sind wieder sehr

Rückzuge veranlaßt ist, liegt noch im Dunkeln. Das Gewisse an der s Sache is, daß er mit seinen Truppen in der Richtung von Saragossa | gesucht und bereits auf Pari gestiegen, das Vertrauen in i Staat ist aus dem Grunde um so größer, als er verh Es Big

abmarschirt is, Den Barceloneser Berichten zufolge, die ohne Zwei= fel übertrieben sind, hat Zurbano 2000 Mann Todte und Verwundete | weit weniger verschuldet ist, als die meisten anderen. vor Reus gelassen, Eine Batterie, die ihm zweimal weggenommen | Jndiana, die zu einer großen Entwerthung herabgesi

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