1843 / 175 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

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# James, Herrn von St. Aulaire, eine Depesche empfangen, worin

des leßten Sabßes des Para aren e ein

der Ritterschaft das Wort: Der Ausshuß habe ge= E ies s lebten 4s „Jn Betreff der Befreiung der Dieust- Grundstücke der Geistlihen und Schullehrer von den Gemeindelasten behält es bei den bestehenden Vorschriften sein Bewenden“, fände er nichts zu eriunern, dagegen habe er, der Redner, Vieles zu erinnern. Er sehe feine Veranlassung, warum niht Schullehrer und Geißliche eben fo zu den Staats- und Gemeindelasten heranzuziehen seyen, als die übrigen Mitglieder der Gemeinde. Die Geistlichen dürf- ten um so weniger auf Ausnahme Anspruch machen können, als sie dem Grundsaße treu bleiben sollten: „Gebet Gott, was

Gottes, und dem Kaiser, was des Kaisers ist,““ Aller- dings seyen die Besoldungen der S ved und Schullehrer häufig beschränkt, dagegen seyen auch viele besser gestellt, er sehe da- her feineu Grund für die Ausschließung. Hierauf entgegnet der Referent, daß es scheine, als ob man die Dienstgrundstücke der Geistlichen und Lehrer mit dem Privat = Eigenthum assimilire, und hier sey nur von den ersteren die Rede. Ein Abgeordneter der Ritterschaft erwiedert, daß in einigen Fällen das Dienst - Einkommen mehrentheils auf Grundstücke angewiesen sey, und das sey dann so bedeutend, daß es niht zu rehtfertigen seyn dürfte, sie unbesteuert zu lassen. Der Einzelne werde davon wenig berührt, der Ausfall für das Ganze sey aber beträchtlih, so daß er sich nicht dafür er= klären könne. Gegen den Antrag der gleihmäßigen Besteuerung oppouirt ein Abgeordneter der Städte, indem er darthut: daß in manchen Fällen die Dienstläudereien der Geistlichen und Schullehrer einen wesentlichen Theil ihrer Besoldung bilden, und diese nameutlich bei den Schullehrern häufig sehr knapp zugemessen sey, so würde die Belegung dieser Grundstücke mit Gemeindelasten oft einer wesentlihen Verminderung des Gehalts gleich fommen. Er müsse deshalb sich entschieden dagegen erflären. Nach amtlichen Nachweisen seyen im Preußischen Staate Schullehrer, welhe nur 10, 20 bis 30 Rthlr. Besoldung in Geld haben. Da es uun sehr zweifelhaft wäre, daß die Gehalts-Verminderung auf andere Weise freiwillig durh die Ge- meinden den Schullehrern erseßt werde, so müsse er darauf antragen, daß in dem Falle die Verbindlichkeit des Ersaßes geseßlich ausge- sprochen werde.

_ Der Herr Landtags - Marschall stellt die Frage, ob der lebte Saß: „Jn Betreff der Befreiung der Dienst-Grundstücke der Geist lihen und Schullehrer von den Gemeindelasten behält es bei den bestehenden Vorschriften sein Bewenden“, beibehalten werden folle, Dieser Saß wird dur Majorität von ?, nicht angenommen.

Ein Abgeordneter der Landgemeinden trägt noh darauf an, daß die Worte in der vorleßten Alinea: „sofern dieselben niht auf einem speziellen Rechtstitel beruhen“, gestrichen werden, da nicht auf Rechts=- titel provozirt werden dürfe. Der Landtags - Marschall bringt zur grage: ob der übrige Juhalt in der vom Ausschusse vorgeschlagenen Fassung angenommen werde? und wird derselbe ei ustimmig ange- nommen,

_ Der §, 32 des Entwurfs wird ohne Widerspruch angenommen. | Eben \o wird §. 33 genehmigt.

Jn Beziehuu

Düsseldorf, 20, Juni, (Düsseld, ZZ) Wahl der Abgeord= par ges En Stellvertreter zum ständischen Ausschusse. Es wurden gewählt :

l. Aus dem Stande der Fürsten: Se. Durchlaucht der Fürst zu Solms - Hohensolms-Lih, Se, Durchlgucht der Fürst Hermann zu Wied.

Il. Aus dem Stande der Ritterschaft: Graf vou Nesselrode- Ereshoven aus Düsseldorf. Stadtrath Pre. von Groote aus Kölu. Graf von Hompesch - Rurih zu Rurih, Freiherr von Nordeck qus Hemmerich.

Stellvertreter: Erster: Stadtrath Wergifosse aus Düren. Zwei- ter: Freiherr vou Waldbott-Bassenheim-Bornheim aus Bergerhausen. Dritter: Regierungs - Rath vou Steffens aus Aachen, Vierter: Gutsbesißer vom Rath aus Lauersfort.

I. Aus dem Stande der Städte: Stadtrath von Beterath aus Krefeld. Handelsgerichts-- Präsident vou der Heydt aus Elber I: Stadtrath J. F. Brust aus Boppard. Stadtrath Mohr aus

rier.

Stellvertreter: Erster : Handelskammer - Präsident Camphausen aus Köln, Zweiter: Kreis - Deputirter Röchling aus Saarbrücken. Dritter: Kaufmann M. Flemming aus Geilenkirhen. Vierter : Kom- merzien-Rath Hüffer aus Eupen.

IV. Aus dem Stande der Landgemeinden: Kanonikus Lensing aus Emmerich, Gutsbesißer Aldenhoven aus Zons. Gutsbesizer | Vellenberg aus Niederheid. Gutsbesißer Vopelius aus Sulzbach.

Stellvertreter : Erster: Gutsbesißer Schult aus Glessen. Zwei= ter: Gutsbesiber Grach aus Zeltingen. Dritter: Bürgermeister und Gutsbesißer Gutienne aus Nieder-Altdorf. Vierter: Gutsbesiber van Loe aus Uedem,

Zeitungs -Uachrichten. Auslaud.

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Frankreich.

Paris, 20, Juni. Die Deputirten - Kammer hat in ihrer gestrigen Sihung das Budget des Handels - Ministeriums vollständig angenommen, Heute begann die Diskussion über das Budget des Ministeriums der öffentlichen Bauten.

g 1 ae der Deputirten -Kammer, welche damit beauf- tragt stt, zu prüfen, ob das bei der Kammer eingegangene Gesuch, Herrn Emil von Girardin gerichtlich verfolgen zu dürfen, zulässig sev, hat dasselbe mit 7 Stimmen gegen 2 zurückgewiesen. ;

Im Ministerium der auswärtigen Ängelegenheiten herrschte gestern große Bewegung. Es verbreitete sich das Gerücht, Herr Guizot habe von dem Französischen Botschafter am Hofe von St,

esagt wird, daß das dortige Kabinet mehx Stati Gibraltar befindlichen Orlogsschiffen déi Befehl are Tab fand der Spanischen Küste zu kreuzen und \ich ganz zur Verfü ung des Englischen Gesandten in Madrid zu stellen, Jn Folge dieser ‘Mit- theilung soll das Kabinet beschlossen haben, mehrere Regimenter an die Pyrenäen-Gränze zu beorderu, Man will wissen, Herr Gui- e eabsichtige, dem Herrn von St. Aulaire einen Nawhfolger zu eben. L 9 Die Königin Christine soll niht weniger als 14 Agenten worunter auch Narvaez und Cordova, nah verschiedenen Theilen Spaniens geschickt haben. Die Herren Toreno und Martinez de lg Rosa bleiben in Paris bei der Königin, deren vertrauteste Räthe sie

nd,

ß Herr Thiers hat seine Reise nah Spanien in Folge der dort ‘ausgebrochenen Unruhen vertagt, und wird nah der Session eine Reise nach England antreten.

Es hieß diesen Morgen, der Finanz- Minister habe vor, einen

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Theil der noch nicht negozürten zwei Drittheile des von den Kam- mern bewilligten Anlehens im nächsten Juli oder August zu realisiren. Das Grabmal des Herzogs von Orleans, welches binnen einigen Tagen in der Skt. Ferdinands - Kapelle zu Sablonville aufgestellt werden wird, is durch Herrn Triquetti nah den Zeichnungen des Herru A. Scheffer, den der Herzog seinen Freund naunte, ausge- führt worden. Der Engel, welcher sich an seinem Sterbebette be- findet, ist von der Prinzessin Marie. Den Sodckel wird eine halb erhabene Bildhauer-Ärbeit zieren, deren Gegenstand der König ange- geben hat. Es ist der Genius von Frankrei, über der Asche des Prinzen weineud. : Börse vom 20, Juni. Steigen gestimmt, Gegen 3 Uhr verbreitete sih jedoch das Gerücht, es jey eine telegraphische Depeshe mit der Nachricht eingetroffen, daß Valencia von den Truppen Espartero's angegriffen worden, diese aber zurückgeschlagen worden wären, und ihr Ober=Befehlshaber sich eine Kugel durch den Kopf gejagt habe. Ju Folge dieses Gerüchtes wichen die Notirungen der Französishen Renten wieder etwas. Andererseits wird diese Nachricht für falsch erklärt. Auch aus Bayonne sollen telegraphische Nachrichten eingegangen seyn.

Grossbritanien und Arland.

_ Unterhaus. Sißung vom 16, Juni. Graham stellte in seiner Rede zu Gunsten der Jrländischen Waffen=

Bill die Behauptung auf, daß es den Geguern des Ministeriums nur um völligen Umsturz der protestantischen Kirche und um Ueberweisung |

des Eigenthums derselben an die katholische Kirche zu thun sey, und erklärte sih hon aus dem Grunde gegen die Verweisung der vorlie-

| genden Bill an eine besondere Kommission, weil es unter keiner Be- dingung zweckmäßig seyn könne, die Gelegenheit darzubieten, daß |

Fragen, wie die von Herrn Roebuck angeregten, über die Stellung der herrschenden Kirche und über die Güter= und Pacht-Verhältnisse, in einer solchen Versammlung diskutirt würden. Was die Wafffen- Bill selbst betrifft, so berief der Minister si dann auf die amtlichen friminalistischen Tabellen, welchen zufolge die Zahl der gröberen Vergehen und Verbrehen während der Jahre 1838 bis 1842 in Jrland von 689

auf 1141 gestiegen sey, so daß eine strengere Beaufsichtigung der Werk-= |

zeuge, mit denen solhe Verbrechen begangen zu werden pflegen, wohl

Bill dem Ausschuß des ganzen Hauses vorbehalten bleibe. Dann zu den allgemeineren Fragen zurückehrend, sprach er von den mannich- fachen Konzessionen, welche seit 1829 den Katholiken in Jrland ge- macht worden seyen: zunächst die Emancipation, dann die Parla

ments = Reform, dan die Bill wegen Beschräukung der Zahl der |

Bisthümer, dann die Zehnten - Bill, welche den Betrag der Zehnten um 25 pCt. vermindert habe, das neue Volks-Unterrichts-System und Anderes, was aber Alles die Feindseligkeit gegen die herrshende Kirche nicht habe besiegen fönnen. Verhältnisse der Art beziehen, von neuem in Anregung gebracht wer= den sollen, so sey es unzweckmäßig, dies nur gelegentlich bei Berathung einer Bill zu thun, deren Nothwendigkeit zur Genüge nachgewiesen sey. Aber die versöhnlichen Maßregeln in Bezug auf Jrland seyen

| bereits bis zu ihrem äußersten Puukte durchgeführt worden, und Jr=

land habe daher nihts mehr zu erwarten.“ Trobdem, daß diese Er= klärung des Ministers von der Ophposition mit dem heftigsten Wider= spruche aufgenommen wurde, seßte Sir James Graham doch noch hinzu, daß, wenn sich auch nur“ éine einzige Maßregel, außer dem Umsturz der Kirche und der Vernichtung der grundherrlichen Verhält= nisse, auffinden lasse, welhe als eine in Bezug auf Jrland versöhu- lihe Maßnahme betrachtet werden fönne, die Vorbringung derselben die Pflicht eines Jeden sey, der sih von ihrer Nothwendigkeit über= zeugt halte. Daß aber eine solhe Maßregel niht aufzufinden sey,

| ergebe die Liste desjenigen, was England bereits für Jrland gethan

habe, zumal wenn man in Betracht ziehe, daß auch bei der Aemter- Beseßung in Jrland neuerdings die Forderung der liberalen Partei, daß man besonders auf Jrländer Rücksicht nehmen solle, in so aus= gedehntem Maße beachtet worden sey. Diese Erklärung des Ministers des Jnnern veranlaßte Lord John Russell zu einer ausführlichen und scharfen Erwiderung.

„Der Eindruck, den die Nede des Ministers bei mir zurückgelassen hat““, sagte Lord J. Nussell unter Anderem, „ist der, daß der sehr ehrenwerthe

| Baronet den Katholiken in Jrland vorwirft, sich uicht dankbar genug gezeigt | zu haben für die ihnen gemachten Konzessionen, und noch fernere legislative

Maßnahmen zu ihren Gunsten zu begehren, nahdem ihnen schon Alles be- willigt ist, was die Legislatur möglicherweise ihnen bewilligen kann, Diese Erklärung ist überaus wichtig, wenn man bedenkt, daß sie aus dem Munde eines Kabinets - Mitgliedes kömmt, sie ist noch wichtiger, weil sie von dem Minister des Junern herrührt, und sie kann nicht umhin, einen tiefen Ein- druck in Jrland hervorzubringen. Jch hatte geglaubt, daß es mir, als Mitglied des Parlaments, zustehen werde, in Bezug auf cine Reform der Verwaltung von Jrland einige Andeutungen zu gebenz meine Freunde haben dies bei dem gegenwärtigen Zustand der Dinge in Jrland für nicht zeitgemäß gehalten; da aber der Minister des Znnern selbs eine Erklärung provozirt, so will ih mit derselben nicht länger zurüc- halten, wenngleich sie weniger die Maßregeln der Abhülfe betreffen, als eine Darlegung der vorhandenen Schwierigkeiten und des von den Ministern einzuschlagenden Weges enthalten wird. Schon im Jahre 1806 wurde ein Plan zur Ablösung der Zehnten und zur Verbesserung des Volfks-Unterrichts entworfen, welcher von den folgenden Ministerien ganz unbeachtet gelassen wurde, aber wenn er damals angenommen worden wäre, viel Unheil hätte verhindern können. Freilich hielten damals die Whigs, wie auch, als sie später wieder zur Verwaltung gelangten, die Verlängerung der bestehenden Waffenbill für nöthig, aber wenn das jeßige Ministerium sich nur auf dic sen Umstand beruft, ohne zu berücksichtigen, daß es nicht , wie seine Vor- gänger, der Zwangs - Maßregel versöhnende Schritte zur Seite stellte, so is eine solche einseitige Berufung um o tadelnswerther, da das jeßige Ministerium im Parlamente die Mittel besißt, seine Maß- nahme durchzuseßen, was bei jenen nicht immer der Fall war. Die erste zu berücsichtigende Frage is die wegen des Stimmrechts bei Parlameuts- und Munizipal-Wahlen. Diejenigen, welche das Volt in Jrland außzure- gen suchen, erklären demselben, daß dieses Stimmrecht in_Jrland in bei weitem engere Gränzen gewiesen sev, als in England und Schottland, Js dem nicht so, daun sagt ihnen, wenn ihr könnt, daß die Behauptung un- wahr is, Jahr für Jahr haben wir versucht, das Stimmrecht bei den Munizipal-Wahlen in Jrland dem in England und Schottland bestehenden leihzustellen, aber {on als wir die Jrländische Munizipal-Reform cin- Mien und deren Prinzip mit der Englischen Munizipa!-Reform in Ueber- einstimmung zu bringen suchten, wurde uns erklärt, daß dieses nicht statt- haft sey, und alle unsere drei Jahre lang fortgeseßten Bersuche, unsere An- sicht zum Gese zu erheben, sind vergeblich gewesen. L E Lord John Russell erwähnte darauf der systematischen Opposition, welche die Tories der von den Whigs beantragten Jrländischen Re- gistrirungs-Bill entgegengesebßt, so wie der das Stimmrecht bei den Parlaments - Wahlen noch mehr beshränkenden Registrirungs - Bill, welhe Lord Stanley eingebracht, und die derselbe zwar fallen lassen, an deren Stelle aber bis jeßt noch feine andere Maßregel zur Regu- lirung dieser wichtigen Angelegenheit von den Ministern eingebracht worden, welche Leßtere sogar die von ihnen eingebrachte Bill wegen Verbesserung des Armengesebes, die einzige von ihnen eingebrachte, versöhnende Maßnahme, der Vergessenheit anheimgegeben zu] haben scheinen, da \ie feinen Versuch machten, sie zu fördern und allen ihren Eifer nur der Waffen-Bill zuwendeten, Lord John Russell ging alsdann

Die Börse war heute Anfangs zum |

Sir James |

Wenn aber Fragen, welche sih auf |

auf die Fragen wegen der firhlihen und grundherrlihen Verhältnisse über, welche er feinesweges von den Zuständen ausgeschlossen wissen, will, die einer Reform dringend bedürfen,

Z „Man blie hin“, sagte der Redner, „auf das, was Herr O’Connell die mitternächtliche Geseßgebung nennt; da seht ihr Pächter plöulich von ibren Grundherren, gegen alles Recht und alle Grundsäße der christlichen Liebe und Billigkeit, von ihren Pachtungen in die weite Welt hinausge tricben, der Lebensmittel und des Obdachs beraubt, und tief angelegte Pläne der Rache, auf Mord, Brand und Plünderung gerichtet, sind die natürliche exolge davon, Andererseits giebt es Fälle, wo Pächter Jahre lang sich jaumig zeigen in der Bezahlung des Pachtzinses und sich nihtönuzig im Lande umbhertreiben, wo dann der Grundherr volles Recht hat, sie auszu- treiben, Aber jene mitternächtlichen Gescßgeber kennen nicht Recht, noch Gese, und der Pächter, der dem Vertriebenen in der Pacht folgt, vielleicht ein treff licher, fleißiger Mann, sieht sich den Gewaltthaten seines nichtsnußzigen Borwesers hülflos preisgegeben. Ein solcher Zustand der Dinge verdient doch wirklich die ernsteste Aufmerksamkeit der Negierung, und nichts liegt ihrer Pflicht so nahe, als Mittel der Abhülfe aufzusuchen, Noch ein ande- rer wichtiger Gegenstand liegt vor, der Zustand der Kirche. Man fragt uns, ob wir bereit sind, den Antrag auf den Umsturz der Kirche zu stellen. Dazu bin ih nun zwar nicht bereit, daraus aber folgt noch nicht, daß ich die jez- zige Stellung der herrschenden Kirche in Jrland als eine vernunftgemäße oder auch nur als eine solche anerkenne, die si in irgend einem anderen Lande vorfindet, Millionen von Katholiken leben in Jiland und hun- dert Tausende von Presbyterianern, und doch wird als die allein herrschende Kirhe die Episkopal Kirche angeschen, welhe eiwa eine Million Mitglieder zählt, also eine unbedeutende Minderheit im Vergleih zu den übrigen Glaubens - Parteien bildet, Freilich würde der völlige Umsturz der herrschenden Kirche in Zrland ohne Zweifel auch die herrschende Kirche in England selbst gefährden und muß schon des halb vermieden werden, aber eine Reform is nichtsdestoweniger augenschein lich nöthig, und unter allen Reform-Maßregeln würde die theilweise Ver wendung des Kirchen-Vermögens zu Zwecken des allgemeinen Volks-Unter= richts für alle Theile die befriedigendsten Folgen gehabt und die Stellung der herrschenden Kirche vor ferneren Angriffen am meisten sicher gestellt ha ben. Was aber kann jeßt, nachdem dieser Plan verworfen worden is, noch geschehen? Zweckmäßig möchte es seyn, wie früher vorgeschlagen worden, die katholische Geistlichkeit durch Besoldung von Seiten des Staates mehr an das Staats-Juteresse zu knüpfen, aber ein solches Anerbieten wird von dem katholi schen Klerus, jeßt shwerlich mehr angenommen werden, Jmmer jedoch ist dex katholische Klerus in Jrland der Klerus der großen Mehrheit dcs Volkes, die katholischen Bischöfe sind die Bischöse des Volkes, und die Stellung der Geistlichkeit der protestantischen herrschenden Kirche dieser Geistlichkeit des Volkes gegenüber kann nicht lange mehr so bleiben, wie sie jeßt is, Meiner Ansicht nach, bat dem Jrländischen Staate überhaupt jede Organisation

folgerihtig erscheine, zumal da die Modifizirung einzelner Klauseln der | gefehlt von der Zeit an, als das Gesetz die Fictiou in sich aufnahm, daß

es in Jrland überhaupt keine Katholiken gebe, daß die Protestanten allein eine geseßlih anerkannte Existenz hätten. Und dennoch beruht ein

| großer Theil der Justitutionen in jenem Lande noch immer auf die- O i

ser Ansicht. Bürgerliche und politische Nechte sind indcß jeßt den Zrländern geseßlich zuerkannt, und daher kömmt es darauf an, den ganzen Zustand von Jrland, sowohl in der Theorie als in der Praris, dieser neuen geseßlichen Stellung anzupassen, welche demselben durch die Emancipations Akte angewiesen is, und auch die Verwaltung in Jrland muß sich fortan im Stande zeigen, für das Jrländische Volk und mit demselben zu fühlen, Zu meinem Bedauern kann ich indcß nicht erkennen, daß die jeßige Negie rung in Jrland ihre Functionen in ciner Weise ausübt, welche geeignet sevn könnte, das Vertrauen des Jrländischen Volkes zu gewinnen. Bor Allem aber muß ich sagen, daß die Behauptung des Ministers des Jnnern, die

| Katholiken in Jrland hätten es an dem gehörigen Maße der Dank

barkeit fehlen lassen, niht mehr Grund für sih hat, als wenn man cinen Mann, den man ungerechter Weise in ein Gefängniß geseßt hat, des Undaukes zeihen wollte, weil er mit seinen Beschroerden nicht aufhört, nach- dem man den Ort seiner Haft aus einem dunkeln Kerker in ein helleres Gefängniß umgewandelt hat, Wenn so Vieles für Jrland geschehen ist,

| ohne Zufriedenheit herzustellen , \o ist das nur geschehen, weil die Schult

Englands groß war und es Vieles abtragen konnte, ohne sie wesentlich zu

| mindern, und weil noch sehr Vieles geschehen muß, bevor Jrland, was es

verlangen kann, Großbritanien vollkommen gleichgestellt ist.“

Schließlih äußerte Lord John Russell die Hoffnung, daß Six Robert Peel sih noch werde bewegen lassen, dem Beispiele nicht zu folgen, welches ihm der Lord - Kanzler von Jrland und der Ministe:

| des Junern in ihrer Feindseligkeit gegen Jrland und gegen die | Freunde der Jrländischen Volksfreiheit gegeben hätten. Die Verthei

digung der angegriffenen Politik des Kabinets übernahm Lord Stanley, der darauf hinwies, daß der Zustand der Dinge in Jr land von jeher bedrohlih gewesen sey, und daß man Unrecht thue, das

| jeßige Ministerium dafür verantwortlih machen zu wollen, Gleich

Sir James Graham behauptete er, daß fernere Nachgiebigkeit nur

| zum Umsturze der herrshenden Kirche und zu einer Beraubung der

Grund-Eigeuthümer führen könne. Die Debatte wurde bald darguf vertagt, jedoch erst, nachdem es zu cinem heftigen Wortgefehte zwi shen Sir James Graham und mehreren Jrländischen Mitgliedern des Hauses, namentlih dem Herrn Howard, Sir W. Barron und Lord Clemens, gekommen war, welche die Rede des Ministers

in den schärfsten Ausdrücken als verleßend für Jrland bezeichneten und

den Minister zu einer begütigenden Erklärung vermochten,

Unterhaus. Sihung vom 19, Juni. Zu Anfang dieser Sitzung brachte Herr Hindley die neueste Rede des Herrn Guizot in der Französischen Deputirten - Kammer in Betreff der Spanischen Angelegenheiten zur Sprache und richtete mehrere Fragen an die Minister über den Einfluß, den Frankreich besonders auf die Heirath der Königin von Spanien ausüben zu wollen heine, und über die Absichten des Britischen Ministeriums, Sir Robert Peel begnügte sich, darauf zu autworten, daß England alle dem jeßigen Organ der Spanischen Regierung gegenüber übernommenen Verpflichtungen er füllt, und daß dieser seinerseits alle seine Verbindlichkeiten gegen England mit vollkommener Redlichkeit und Freundschaft erfüllt habe. „Was auch in Spanien sich zutragen möge“, fügte der Minister hinzu, „0 bin ih überzeugt, daß es der ernstliche Wunsch des Regenten war und is, die ihm anvertraute Regierung nach constitutionellen Grundsäßen zu führen; und sobald bie Zeit gekommen seyn wird, wo er die ihm übertragene hohe Function niederzulegen hat, wird ihn das Bewußtseyn trösten, die Regierung Spaniens so gekräftigt zu haben, daß dadurch der Grund zu threr künftigen Festigkeit gelegt is, wenn sie in andere Hände übergeht. Jch wiederhole, daß ih, wie auch die Ereiguisse in Spanien sich wenden mögen, uiemals Bedenken tragen werde, dem jeßigen Regenten jenes Landes dies Zeugniß der Treue und Tüchtigkeit (lidelity and ability) zu geben,“ (Hört, hört!)

Den Wunsch Lord Palmerston's, daß die auf die Serbischen Angelegenheiten bezüglihen Dokumente vorgelegt werden möchten, wies Sir Robert Peel wegen der noch nicht beendigten Reguli- rung dieser Verhältnisse zurück. e _

Sir James Graham gab darauf die Erklärung, daß die Regierung bei der Fabrik-Bill, nach Ausmerzung der auf das Schul= wesen bezüglichen Klauseln, zu beharren beabsichtige, und die Bill wurde nun vou neuem zum Druck beordert, i : j

Die an diesem Abend fortgesebte und beendigte Debatte über die Jrländishe Waffenbill bot weng Bemerkenswerthes dar, Unter An- deren hielt der neuerdings mehrerwähnte Herr Lane Fox cine Rede, in der er aus einer Reihe von Bibelsprüchen zu beweisen suchte, daß die Jrländischen Katholiken durchaus keine Ansprüche auf Gleichstellung mit den Protestanten e und daß sie jedenfalls nicht ins Parla= ment gehörten, Das Resultat der Debatte war, daß das Amende- ment des Herrn Wyse, wonach die Bill noch an eine besondere Kom=- mission verwiesen werden sollte, bevor sie an den Aus\huß des ganzen

Hauses gelange, mit 276 gegen 122 Stimmen verworfen wurde, Es wird daher nun die Verweisung der Bill an den Ausschuß des ganzen Hauses erfolgen, welcher am 23sten seine Berathungen be- ginnt und in der es sih dann um die Details der Bill und deren etwaige Modifizirung handeln wird,

* London, 20. Juni. Die Minister haben zwar das zweite Verlesen der Jrländishen Waffenbill mit einer großen Majorität er- laugt, aber nit, ohne versprochen zu haben, daß die Puukte, welche der Opposition am meisten mißfielen, im Ausschusse gestrichen werden jollen. Sie müssen dadurch zur Ueberzeugung gekommen seyn, daß die Erlangung irgend einer anderen besonderen Gewalt zur Unter= drückung der dortigen Bewegung, so lange dieselbe sich noch in den bisherigen Schranken hält, von der jeßigen Opposition nicht zu er-=

langen is, Ob aber diese sich in den Augen Englands eben in Vor- | theil seßt, möchte ih sehr bezweifeln; ja ih bin gewiß, daß ein Mi= |

nisterium, das sich in Folge von O'Connell's Aufregung der Nation

aufzwänge, mit dem größten Unwillen wieder abgeworfen werden

würde. Sir James Graham mag sich leßten Freitag uicht mit hin-

länglicher Mäßigung ausgesprochen haben; aber im Ganzen hat er |

C 2 10 oy (F 4 * 1115 (ck A to Fi . 2 95 | T E F wohl nur gesagt, was jeder Engländer und Schotte fühlt : daß Alles, was | Lokal - Bedürfniß nicht

seit 1829 für die katholischen Jrländer gethan worden, nichts zur Beruhiz

gung des Landes beigetragen hat. Es ist freilich wahr, daß noch Manches zu |

thun übrig bleibt; aber Jeder ist überzeugt, daß dieses auf viel ge-

linderem Wege zu erlangen war und die Verzögerung O'Connell's | l ‘piel i Auch bin ih der | Meinung, daß, im Falle die Regierung sich nah dem Schlusse der |

gefährlihes Spiel niht zu entschuldigen vermag.

Sesston genöthigt sehen ollte, eigenmächtig das Geseß zu überschrei- ten, um das Land vor einem gefährlichen Aufstande zu retten, das Parlament sie ohne Schwierigkeit vou jeder Verantwortlichkeit frei= sprechen würde, Ja sie könnten auch jeßt {on mehr Gewalt erhal- ten, aber der Widerstand würde die Session auf mehrere Monate verlängern und die Debatten das Jrländische Volk noch mchr aufre gen, Die Regierung is indessen keinesweges müßig, und \o sicher sich au der Agitator glaubt, so gewiß is er von einer Macht um garnt, die ihn bei der geringsten Bewegung mit all seinen Helfers- helfern zermalmen muß, Auch wird das Ministerium keine Zeit ver-= lieren, seine Anhänger zu organisiren, und so ihm in der Nation ein Gegengewicht hinzustellen, das ihm {hon einigermaßen ein Ziel seßen wird.

Die Spanischen Angelegenheiten erregen troß Jrland große Auf- merfsamfeit hier. Man i wohl ziemlich allgemein mit dem Lobe einverstanden, welhes Peel gestern Abend auf Espartero's Verwaltung ausgesprochen, und eine unmittelbare Einmischung der Franzosen in die Spanischen Angelegenheiten würde uiht geduldet werden. Man ist hier nur zu leiht geneigt, den Versicherungen der Mornin g Chro- nicle über die Ausübung Französischen Einflusses und die Anwen-= dung Französischen Goldes zur Bestechung der Truppen zu glauben, wenn auch die Times und andere ministerielle Journale demselben widersprechen. Uebrigens is es bequem, daß die Verhältnisse Irlands die Aufstellung einer bedcutenden Flotte im Atlantischen Meere ent- huldigen.

Jch habe so eben einen einsihtsvollen Beamten von Kallutta gesprochen, welcher über die Ansicht des aufgeklärten Englischen Pu- blifums von der Besißnahme Sinds Folgendes mittheilt, Die ersten Forderungen, die man an die Emirs machte, waren hart und unbillig, aber unerläßlih, wenn man den Judus in Sicherheit befahren wollte. Nachdem diese aber den Vertrag unterzeihnet und dann das Schwert zogen, #o blieb nichts übrig, als sie zu züchtigen und das Gebiet von ihnen zu befreien. Herr Thompson, welcher einmal durch seine Thätigkeit gegen das Sklavenwesen in Amerika sih die Ehre zugezogen, daß die Pflanzer einen Preis von 20,000 Dollars auf seinen Kopf fetten, daun hier ein nüßliches Werkzeug für die League war, regt jeßt die Hindus guf eine Weise gegen die Engländer auf, welche Ellenborough es bedauern macht, daß man sich Mühe gegeben, \o vielen derselben die Englische Sprache zu lehren, Das Lehr - System indessen, das man bei den Hindus befolgt, is an sich fehlerhaft. Um die Aeltern zu bewegen, ihre Kinder in die Englischen Schulen zu senden, ist aller Religions-Unterricht verboten. Die Jünglinge saugen demnach genug von Europäischen Begrisfen ein, um ihren eigenen Aberglau-= ben bei ihnen zu stürzen, aber nit genug, um eine veredelte Reli gion und höhere Sittlichkeit an dessen Stelle zu seben. e i Jn den heutigen Times finden Sie das bishöfliche Rundschrei= ben, wovon ih in meinem leßten Schreiben gesprochen. Es bezieht sich jedoh nicht auf die Punkte im Gottesdienste, die der Prälat be= fohlen, sondern auf einen, den er nur empfohlen hatte. Er enthält jedoch in dieser wie in anderen Beziehungen manches Beruhigende ; wird jedoch die Unzufriedenheit nur wenig niederschlagen, welche des Bischofs Neuerungen erregt haben. Ob aber Lord A} hley und seine Freunde darum mit ihrer Opposition öffentlich auftreten werden, muß sich zeigen. Jch zweifle fast, ob sie den Muth haben werden, ein o großes Werk auf sich zu nehmenz und doh würden sie der Kirche einen unermeßlichen Dienst damit leisten. Denn wenn die unzufriedenen Laien feinen Anlehnungspunkt und fein rehtlihes Mittel, sich auszusprechen finden, \o bleibt ihnen nichts übrig, als die Kirche zu verlassen.

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C DeE L D E

C Mastricht, 18. Juni. Der Geseß-Entwurf, welcher zum Zweck hat, einstweilen für die Bedürfnisse des Staatsschaßes zu sor= gen, so wie die Auseinandersezung der Motive desselben, sind im Druck erschienen. Es sollen durch deu Gesetz - Entwurf die Defizits der Jahre 1841 und 1842 gedeck und ein Kapital von 9,54 ,000 Fl. zu 5 pCt, jährlih in Schabbillets kreirt werden. Die zweite Kam- mer der Generalstaaten hat sich in einer ihrer Sißungen mit diesem Gesel-Entwurfe beschäftigt und der Regierung darüber Bemerkungen vorgelegt, über welche sie Erklärungen und Aufschlüsse erwartet, ehe sie einen Beschluß faßt. E E

Die Entlassung des Finanz - Ministers Herrn Rochussen is nun offiziell bestätigt, und durch Verordnung vom 14. Juni hat Se. Ma- jestät diesen hohen Staats - Beamten zum Gesandten in Belgien er= iaunt. 2 Der Ritter van der Heim van Duivendyke, ständisher Kanzlei= Direktor in Seeland, erseßt Herrn Rochussen. Er gehört zu einer der besseren Familien Hollands; man versichert, er sey ein ausge= zeichhneter Finanzmann, aber man hat nod nicht Gelegenheit gehabt, seine Talente kennen zu lernen, Wie die Opposition und die Presse diese Ernennung aufnehmen werden, weiß man noch nicht. Sie trifft in einen ungünstigen Augenblick, und man sollte die Umstände berück= sichtigen. Es scheint indeß, daß die zweite Kammer sich bemühen wird, den Stoß wiedergutzumachen, welchen das Räderwerk der all= gemeinen Verwaltung durch die Verwerfung des Konvertirungs -= Ge= seßes erhalten hat. Man sagt, es werde ein neues Geseb in Bezug auf denselben Gegenstand vorgeschlagen werden, welches in Betracht der geringen Majorität, mit welcher der erste Gesebes-Vorschlag ver- worfen wurde, mehr Aussicht auf Annahme haben dürfte, Wie dem auch seyn möge, die Zukunft unserer Finanzen i jedenfalls sehr be- denkflich. es Be große Wahlkampf in Belgien zwischen der liberalen und der Priester - Partei ist endlih vorüber, ohne daß dabei gewaltsame Auf-

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tritte vorgekommen wären. Die Liberalen haben überall die Ober- hand gehabt und stimmen schon im voraus den Siegesgesang anz aber die Besiegten wollen ihre Niederlage nicht eingestehen. Dies | giebt einen neuen Gährungsstoff, der von beiden Seiten zu betrüben- | den Debatten führen muß, deren Ende kaum abzusehen ift.

Deutsche Bundesstaaten.

Müúnchen, 19. Juni. (A. Z.) Ju einer heute stattgehabten | öffentlichen Sißung der Kammer der Abgeordueten kam ein Antrag | des Abgeordneten Pfarrer Neuland zur Berathung, „die Erhebung | der Konkurrenz-Beiträge vou Kirchen-Stiftungen““ betreffend. Dieser | Autrag geht dahin, die Kammer wolle beschließen auf verfassungs= | mäßigem Wege, den Wunsch einer authentischen Auslegung des §. 48 des zweiten Edifts der Verfassung an Se. Königl, Majestät zu brin- gen: eventuell an Se. Königl. Majestät den Autrag zu stel len, solche Anordnungen Allergnädigst zu treffen, wodurch die aus den Ministerial = Entschließungen vom 5, Mai 1835, resp. 31, Oktober 1837, daun vom 6. Juni 1838 und 9. Juni 1840 für die Kirchen - Stiftungen, besonders jener, wo das wahre | gedeckt is, hervorgehenden nachtheiligen | Folgen beseitigt und das eigentliche Lokalbedürfniß auf bessere Gruud= | lagen als bisher gebaut werde.“ Referent und Ausschuß hatten si für den Antrag ausgesprochen, und die Kammer selbst nahm den- selben nach einer mehrstündigen Debatte mit 99 gegen 1 Stimme an. Cbenso eignete sich die Kammer daun einen von dem ersten Secretair Freiherrn von Thon= Dittmer vorgeschlagenen Zusaß au, welcher dahin geht, auf verfassungsmäßigem Wege den Wnnsch an | den Thron zu bringen, „Se. Königliche Majestät wolle schon jelzt | auszusprechen geruhen, daß die Kirchenfonds = Ueberschüsse nicht für | Klostergebäude und deren Zugehörungen, sondern lediglih zu dem im | §. 48 des zweiten Edikts vorgeschriebenen Zwecke verwendet werden | dürfen, ‘“ |

X Dresden, 22. Juni. Heute Mittag gegen 2 Uhr trafen | Se. Majestät der König von Preußen hier ein und begaben Sich | sofort nah Pillniß, woselbst große Familientafel stattfaud. Selten | werden die vier hohen Schwestern aus dem Bayerischen Königshause, die Königinnen von Preußen und Sathsen, die Erzherzogin von Oester- rei und die Herzogin Johann von Sachsen, sich eines solhen Zusam- menlebens erfreuen, und dieses s{öne Bild gemüthlihen herzlichen Familienlebens in so hohem Kreise, bot dem theilnehmenden Publi= fum einen eben so erhebenden als erwärmenden Anblick.

Unsere beiden Kammern sind noch immer sehr thätig, und zwar beschäftigen sich beide gerade in diesem Augenblick mit zwei höchst wichtigen Gegenständen, der eine dem Bereiche des materiellen, der andere dem des geistigen Wohles angehörend. Ju der ersten Kam- mer ist nämlich noch der Geseßz-Entwurf über Befreiung der über 20 Bogen starken Druckschristen von der Censur, in der zweiten die Berathung über das umfangreiche neue Grundsteuer - System an der Tages-Ordnung. Ueber diesen leßten höchst \{chwierigen Gegenstand ist der Abgeordnete Klinger Referent, der dabei eine seltene Sach= kenntniß und Gewandheit entwictelt, Die Kommission hat sich größ= tentheils für die Bestimmungen und Grundsäße des von der Regie= rung vorgelegten Entwurfes entschieden, und nur hier und da ein= zelne Abänderungen beantragt. Sehr richtig sind bei diesem Gegen= stande, der im Publikum natürlich nur das Juteresse der näher Eingeweihten in Anspruch uimmt, sowohl Regierung als Deputation von dem Gesichtspunkte ausgegaigen, „vaß. ês. bei der Einführung eines ganz neuen Grundsteuer - Systems niht sofort um Ausstellung eines wo möglich vollkommenen Zustandes sih handeln könne, sondern daß erst eine mehrjährige Erfahrung die unvermeidlichen Licken des Neuen ans Licht stellen und zu deren allmäliger Aus-= | füllung Gelegenheit geben werde. Daß der ganze Geseß=Entwurf | nicht abgeworfen , soudern selbs mit fühlbaren Mängeln angenommen | werde, fordert schon das pecuniaire Juteresse des Landes, welchem die Vorbereitung des neuen Grundsteuer-=Systems bereits eineu Kosten aufwand von mehreren Millionen verursacht hat. An der Aunahme des Geseß-Entwurfs is daher wohl in keinem Falle zu zweifeln,

Ob die Wechsel-Ordnung noch zur Berathung kommen werde, ist noch unentschieden. Die Eutscheidung über diese Frage sollte in einer unlängst stattgehabten Sibßung der zweiten Kammer |

| vou der Regierung wo möglih der Stände-Versammlung zugeschoben | werden, was eine lebhafte Debatte, bei der namentlich von Thielau

die Regierung angriff, herbeiführte, worauf die zweite Kammer durch

| den einstimmigen Beschluß, die Regierung möge deu Ständen unge

säumt ein Dekret darüber vorlegen, ob die Wechsel-Ordnung noch auf | diesem Landtage zur Berathung kommen solle oder uicht? die Ent- |

| scheidung dieser Frage wieder auf die Regierung übertrug. Unter den |

zahlreichen Petitionen, die noch immer auf der Registrande beider |

| Kammern stehen, erregte unlängst in der ersten Kammer die Petition |

Í 125 s: 0 as S a | eines emeritirten Schulmannes allgemeine Heiterkeit, welche den Zweck |

| Hatte, die Regierung zur Ergreifung von Vorsichtsmaßregelu beim |

intritt der baldigst bevorstehenden zweiten Sündfluth, dur Er- bauung wasserdichter Behältnisse zur Aufnahme der zur Fortpflanzung | des Menschengeschlehts auszusuchenden Menschenpaare und durch Er= | bauung einer großen Sternwarte zur Unterbringung der höchsten und | hohen Herrschaften zu veranlassen. Cine an die zweite Kammer ge= | langte Petition um Wiederherstellung der Strafe des unerlaubten Umgangs zwischen beiden Geschlechtern (einfahes Stuprum) wurde | der betreffenden Deputation zugewiesen, möchte aber, mit den Grund- säßen der neueren Kriminal-Wissenschaft und Kriminal-Politik \chlecht in Einklang stehend, sich kaum eines Erfolges zu erfreuen haben, R

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Varcelona, 13. Juni, (Journ. des Déb.) Der Gou- verneur des Forts Montjuich hat sich definitiv geweigert, seinen Posten an den durch den General-Capitain Cortinez in Uebereinstimmung mit | der Junta an seine Stelle ernannten Catalonischen Obersten Pujol | abzugeben. Cs hatte anfangs geschienen, daß dieser Gouverneur sich unterwerfen wolle, und er hatte schon einen Theil seiner Garnison in die Stadt geschickt ; allein dies war nur ein Kunstgriff, um Menschen los zu werden, deren er sih nicht für vollkommen sicher hielt; er hat später erklärt, er werde das Fort nur auf den förmlichen Befehl des Regenten einem anderen Gouverneur übergeben. Die Festigkeit die- ses Offiziers gefährdet die Zukunft der Jrsurrection sehr, denn die Ereignisse von 1842 haben genugsam bewiesen, daß der Schlüssel von Barcelona zu Montjuich is, sobald eine über dieses Fort verfügende Armee sich am Fuße des Gebirges zeigt. Kanonen, Mörser, Wurf- geshosse und Munition sind dort in Ueberfluß vorhanden, und das Fort is für drei Monate verproviantirt.

Für den Augenblick sind die Angelegenheiten der Junsurrection ganz siegreih. Die Junta hat ihren Siß wieder zu Barcelona, dem wahren Mittelpunkt ihrer Wirksamkeit; sie hat eine Armee von Lnien- truppen unter ihren Befehlen und herrsht {hon in souverainer Weise über eine Hälfte Cataloniens. Aber wenn au das Volk und die Soldaten von gutem Herzen fraternisirt haben, so is doch leicht zu sehen, daß die Chefs die Lage nur als eine provisorische betrah-

| von Streitkräften bezroungen werden.

| Carsy sah seine Schaar sich vergrößern.

teit, die ste überstehen müssen. Die Umstände, welche die Zustimmung des General-Capitains zur Bewegung herbeigeführt haben, beweisen klar, daß er nur der gebieterishen Nothwendigkeit nahgegeben hat. Die Junta war anfangs mit ihm in Korrespondenz getreten, um ihn für ihre Sache zu gewinnen, aber der General hatte jede Einflüsterung in dieser Hinsicht zurückgewiesen. Hierauf faßte die Junta den Entschluß, die Soldaten ofen zur Empörung aufßzureizen: „An Euch ist es“, sagte sie zu ihnen, „über das Schicksal des Vaterlandes zu entscheiden. Drückt Eurem General -Capitain Euren Wunsch aus, uns zu unter- stüßen, Macht endlich seiner Unschlüssigkeit ein Ende: er möge sich erklären oder sein Kommando niederlegen.“ Diese stolze und heraus- fordernde Sprache that bald ihre Wirkung, und der General gab dem Strome der Jnsurrection nach.

Catalonien fann von nun an nur durch eine große Entwickelung von ° Die Chefs der Jnsurrection sind sämmtlich fähige und energische Offiziere, Man hat \hon ge-

| sehen, was der Oberst Prim, der zuerst es wagte, den Schrei der

Empörung ertönen zu lassen, für \sich allein zu thun wußte, Nach

| ihm muß man den Obersten Ametler, Deputirter von Girona, nennen z

er hat unter seinen Befehlen mehrere hundert Freiwillige und das Bataillon des Regiments Afrika, das \sich zu Mataro empört hat. Er is mit seiner Kolonne nach Manrosa abmarschirt. Der Lieutenant

| Carsy, der während der Jnsurrection vom November 1842 Präsident der Volks-Junta von Barcelona war, is mit zweien seiner Gefährten,

Burgell und Morata, in Catalonien angekommen. Zu einer Zusam= menfunft, welhe er seinen Anhängern in einer Schluht der Py= renäen bezeihnet hatte, haben sich bald etwa 30 Mann eingefunden, und Carsy is unverzüglich nah la Jonquieres, dem ersten Dorfe Spaniens auf der Straße von Figueras nah Perpignan, marschirt. Die Empörung wurde in diesem Theile des Landes proklamirt, und Man sagte, er sey zu Mo= lins-el-Ney, sechs Meilen von Barcelona, auf der Straße von Lerida, angekommen, die er abgeschnitten hat. Man fügt hinzu, er habe einen Courier angehalten und ihm wichtige, an die Regierung von

| Madrid dur ihren Konsul zu Perpignan gerichtete Depeschen abge-

nommen. Auf die ersten Gerüchte der Jnsurrection haben sich meh- rere Flüchtlinge beeilt, durch die Pyrenäen nah Spanien zurückzukeß= ren, bevor die Französische Polizei die Zeit hatte, sich in ihrer Hin= sicht in Fassung zu seten,

An mehreren Orten in Spanien is die Bewegung dur das Militair erstickt worden. Zu Gironna hatten si{ch 2—300 junge Leute und Fabrik - Arbeiter, wovon nur etwa 30 Flinten hatten, auf dem Plah del Coll versammelt, um den Kern einer Empörung zu bilden. Ein gegen sie abgesandtes Bataillon zerstreute sie, ohne einen Schuß zu thun. Subira, ehemaliger Chef des Freicorps, hat einen Theil seiner Miquelets versammelt und i vor den Thoren von Tor= tosa erschienen, um eine Bewegung in der Stadt zu veranlassen, wo auch wirxklih während einiger Stunden Unordnungen statthatten. Der Gouverneur ließ dies geschehen, er beschränkte sich darauf, die Forts zu bewachen, welche die Stadt beherrschen, nnd die Bewegung nahm von selb} ein Ende.

Barcelona, 14. Juni. (Presse) Gestern um 7 Uhr Abends hat die Garnison von Montjuich, besonders die Artillerie, den Oberst Echalegue gezwungen, dem von der Bevölkerung ernannten Gouverneur das Kommando zu übergeben. Es wurde darauf in der Kathedrale von Barcelona ein Tedeum gesungen. Bei Sonnen-Un= tergang wurde von der Citadelle von Montsuih und von den im Ha- fen vou Barcelona vor Auker liegenden Spanischen Kriegsschiffen eine Salve von 21 Kanonenschüssen abgefeuert. Der Confstitucional hat heute nur eine halbe Nummer ausgegeben, weil seine Seßer das Fest des Tages mitfeiern und sich unter den allgemeinen Jubel mi= schen wollten. „Nachdem Barcelona““, sagt dies Blatt, „sich pronun- zirt hatte, sind dieser Bewegung gestern seine Garnison und seine Forts gefolgt. Der Erfolg dieser moralischen Nevolution ist nun ent- schieden gesihert, vor einigen Tagen von dem Glauben aller Spanier vollbracht und heute durch den Triumph einer allgewaltigen Einstim- migkeit bekräftigt.

Von der Spanischen Gränze, 16. Juni, Girona ist vorgestern, Figueiras, Stadt und Fort, gestern dem Pronunciamiettto beigetreten. Das constitutionnelle Ayuntamiento von Girona und der interimistische Jutendant und politische Chef haben an die Einwohner dieser Stadt Proclamationen gerichtet, worin sie ihre Hingebung für die Sache der Jnsurrection betheuern. Am 14ten um 3 Ühr Nach= mittags zogen die Truppen der Garnison auf den Constitutionsplaß und erklärten sih für das allgemeine Pronunciamiento. Obgleich es fortwährend regnete, waren der Plaß und die anliegenden Straßen dicht von Volksmassen gefüllt. Die Behörden und die provisorische Junta mit Einschluß des Gouverneurs Don Francisco Ruiz erschie= nen auf dem Balkon des Stadthauses und ließen die Constitution, JZsabella 11. und die wahre National-Unabhängigkeit hoch leben. Auch Berga, Salsona, Oliana, San Lorenzo, del Pitens und fast alle Ge= birgsstädte Cataloniens haben sich der Jnsurrection angeschlossen.

___O Madrid, 13. Juni. ßender Schnelligkeit. Valencia hat sih gegen die Regierung erhoben.

Die Ereignisse folgen sich mit rei=

j ( Am 10ten erhielt man dort dur das von Barcelona kommende Dampfschiff die Nachricht, daß Catalonien in vollem Aufstande wäre. Gegen Mit- tag ließen die Alkalden Generalmarsh \ch{chlagen, und die National= Miliz eilte zu den Waffen und beseßte das Rathhaus, die Kathedrale, den Miguelete, den erzbishöflichen Palast und andere öffentliche Ge-= bäude. Gleich darauf ließ der General-Capitain Zavala (vertrauter Freund des Regenten)=das Kriegsgeseß verkünden und die Truppen in Schlachtordnung den Milizen gegenüber sih aufstellen. Die Sol= daten drangen in die Häuser und beseßten die Balkone, erwiederten indessen den Zuruf der Milizen: „es lebe die Constitution! es lebe Fsabella 1!“ Gegen Abend ließ der General Zavala die Mi= lizen auffordern, sih zu ergeben. Diese beshlos}sen darauf, eine De= putation an den General abzushiden, um ihn die Lage der Dinge auseinanderzuseßen, Die Behörden der Stadt schlossen sich an diese Deputation, die aus dem Verweser des Erzbisthums, dem bekannten Bertran de Lis, und anderen angesehenen Bürgern bestand. Der Ge- neral Zavala erklärte ihnen, er wäre Freund des Regenten, aber vor allen Dingen Spanier. Er glaube seine Pflicht als Militair gethan zu haben, und diese zu verleßen, wenn er das Blut seiner Mitbürger vergösse. Er gäbe demnach den an ihn gerichteten Vorstellungen na, indem er sähe, daß sämmtlihe Einwohner sich der Bewegung an= \chlössen. Die Deputation ernannte darauf eine Provinzial-Rettungs= Junta (Junta provincial de salvacion) welde folgenden Aufruf erließ: l) BalectäñëA zu den Waffen! Der Ruf der Rettung, den man in Andalusien, Catalonien und anderen Theilen der Halbinsel ver- nahm, ist au in dieser Stadt erschollen, Da die theuersten Ju- teressen der guten Spanier Gefahr laufen, glauben die Va E Ee niht die leßten seyn zu bürseu, um dieselben zu vertheidi L orps diesem Augenblick sind die National - Milizen fee Le “Constitu der Armee bereit, den Thron, die Köni in n bas bie Eil aufrecht zu halten. Valencianer, zu den