j zulassen, daß er Klassensteuer zahle, so habe er au da- auge r u 1A ab ee af M Verhältniß zu dem Eigenthume, das er in der Gemeinde besißbe, veranschlagt werde, — Ein anderer Abgeordneter desselben Standes: Die Klassensteuer würde niht nah der Grundsteuer, soudern auf den ganzen muthmaßlichen Vermögensbesiß veranschlagt; sie sey, was früher die Personal - und Mobiliarsteuer war, daher man nit in mehreren Gemeinden zugleich zur Klassen= Steuer herangezogen werden könne. Ein Abgeordneter der Städte : Es scheine ihm, als ob diese Diskussion niht zu diesem Paragraphen

gehöre. Jm §. 12 sey schon festgestellt, daß solche, welche selbststän- dige Einwohner seyen, das Bürgerreht ausüben. Eben so diejenigen, welchen es verliehen worden. Diejenigen, welche Nußen in einer Ge meinde haben, müssen auch an den Lasten partizipiren, Würde aber

bei Umlagen von Steuern das Juteresse der Forensen verleßt, so stehe |

denselben das Recht der Beschwerde bei der Regierung zu. Allein wer niht Bürger sey, könne auch kein Bürgerrecht ausüben.

Ein Abgeordneter der Ritterschaft sieht nicht ein, welche Nach- theile den Gemeinden daraus erwachsen fönnen, wenn man den Fo- rensen als Ersaß der zu treffenden Lasten und Verpflichtungen auch Rechte einräume. die Provinz verlange größere Freiheiten, warum sie gerade hier be- \hränken? — Ein Abgeordneter der Städte: So oft es s{ch davon handle, Gegenstände, die zu den laufenden Bedürfnissen gehören und vorübergeheud seyen, z. B. Schullehrer-Gehalt, Besoldung der Bür- germeister, könne seiner Ausiht nah den Forensen uihts davon auf= erlegt werden; wo es sich aber von Neubauten handle, da müsse das Grund - Eigenthum herangezogen werden, weil diese Ausgaben ein dauerndes Jnteresse für das Wohl der Gemeinden begründen.

Der Referent stellt die Frage: „Soll der zweite Ausshuß beauf tragt werden, einen Paragraphen vorzuschlagen, der diejenigen Lasten näher bestimmt, welhe nah §. 24 dem Grund=Eigenthume aufzulegen sind?“ — Ein Abgeordneter der Landgemeinden widerseßt sich der Abstimmung, weil über §. 24 bereits abgestimmt sey. — Der Referent \s{lägt vor, über den §. 36 zuerst abzustimmen. — Ein Abgeordneter der Ritterschaft: Wenn er den Referenten recht verstehe, so solle dar- über abgestimmt werden, ob Se. Majestät in der Adresse gebeten werden solle, diejenigen Pflichten des Forensen festzustellen, wodurch er Mit- glied der Gemeinde werde. — Ein Abgeordneter desselben Standes be merkt in Beziehung auf die Fragestellung, daß sein Vorschlag zuvörderst zur Abstimmung gebraht werden müsse. — Ein Abgeordneter der Städte hält diese Frage nicht an ihrer Stelle. — Der Referent wie derholt die vorhin gestellte Frage, welche durh namentlihen Aufruf von 48 Stimmen bejaht und von 27 Stimmen verneint wird. Der Herr Landtags - Marschall stellt nun den §. 36 in der Fassung des Ausschusses zur Abstimmung, welcher angenommen wird. Ein Ab-= geordneter der Städte ist der Meinung, den §. 37 abzuändern. Es kämen häufig Fälle auf dem Lande vor, daß von den Eltern Güter an die Kinder abgegeben würden. Es sey aber vortheilhaft für die Gemeinde, daß diese Eltern Bürger bleiben, um dem Gemeinderath mit ihren Erfahrungen zur Seite zu stehen. — Ein Abg. der Städte

ist der Meinung, den §. ganz zu streichen, weil es hart sey, wenn durch Unverschulden Jemaud das Bürgerrecht verlieren sollte. Der Fall, wie der Abgeordnete der Städte ihn angegeben, sinde häusig statt, und namentlich auf dem Hundsrücken, Der Referent: Da durch würde ein großes Mißverhältuiß entstehen; es sey allerdings hart, wenn durch Unverschulden Jemand in Armuth verfiele, Aber daun erscheine es doch nicht angemessen, wenn er politische Rechte ausübe. Ju dem Fall, wo der Vater sein Vermögen an den Sohn abtrete, müsse er auch seine politischen Rechte dabei abtreten und übertragen. — Ein Abgeordneter der Städte: „Es sey Grundsaß in allen Geseßgebungen, daß derjenige, welcher eine Neihe von Jahren cine Stelle ehrenvoll bekleidet habe, seine Stelle selbst mit dem Ausscheiden aus seinem Stande behalte, Bei Handels - Richtern

ebeu so wie bei Landtags - Wahlen sey es der Fall, daß, wer |

gewesen und ausgeschieden, dennoch Er trete daher dem Abgeordneten der Städte bei. Zwei Abgeordnete der Städte schließen sich der Meinung eines anderen Abgeordneten ihres Standes an. Der Re ferent macht darauf aufmerksam, daß, wenn Jemand auch das Grund Eigenthum an seinen Sohn abtrete, er s{ch doch ein Einkommen vor behalten fönne. — Cin Abgeordneter der Städte: Das Einkommen sey nur eine Norm für die Städte, nicht für das Land. — Ein Ab- geordneter der Ritterschaft: Es handle sich uniht um Ausübung von Ehrenrehten, sondern vou politischen Rechten; wo politische Rechte Folge des Besizes seyen, bedinge der Verlust des Besibes auch das Aufhören der Nehte. — Hierauf wird der §. 37 nah dem Vorschlag des Ausschusses angenommen. Die Berathung, welche auf §. 38 übergeht, dessen Fassung der Ausschuß folgendermaßen abzuändern beautragt: „Von dem Ge- meinderechte sind diejenigen auszuschließen, welche zum Verlust eines der im Art. 42 des Rheinischen Strafgeseßbuches bezeichneten Rechte verurtheilt worden sind; die Ausschließung wird auf den Grund des rechtsfräftigen Erkenntnisses durch den Gemeinderath ausgesprochen“, gab einem Abgeordneten der Landgemeinden Veranlassung, zu bemerken, daß diese vom Ausschusse vorgeschlagene Abäuderung wohl für den Bezirk des Appellationshofes zu Köln nicht aber für Kreise passe, wo das Rhei- nische Recht uicht gelte, welhe Bemerkung von einem Abgeordneten der Ritterschaft wiederholt wird. — Der Referent: Der Ausschuß habe kei- nesweges die Verhältnisse der Bewohner des rechten Rheinufers außer Augen gelassen als er den Art. 42 des Rheinischen Strafgeseßbuchs, welcher die Fälle ganz genau bezeichnet, angenommen habe. Der Vorschlag eines Abg. der Landgemeinden möchte indessen allen Wün schen ent\prechen, daher er sich diesem Vorschlage gern anschließe, S wird zur Abstimmung gebracht und, wie amendirt, auge-

zehn Jahre Kaufmann seine Wählbarkeit beibehalte.

| Zeitungs -Uagchrichten.

Nuslaud.

i eran Frankrei.

Paris, 21. Juni, Die Deputirten = K in ihrer gestrigen Sibung die 12 ersten Kapitel des Bubaris ft bas Mini: terium der öffentlichen Bauten angenommen, und heute wird wahr- scheinlich die wichtige Debatte über das Budget des Kriegs - Ministe- riums beginnen, j

Das Journal des Débats, welches bisher die Ereignisse in Spanien so ungünstig wie möglih für Espartero schilderte, ändert heute seinen Ton und hebt in der Darstellung der Ereignisse \sorgsäl- tig alles dasjenige hervor, was die Stellung des Regenten als ge- fiPerter erscheinen läßt, Man folgert daraus, daß die Französische Regierung fein Vertrauen in den definitiven Erfolg der Jusurrection sebt und ihre Stellung, dem Regenten gegenüber, niht verschlim- mern will.

Der durch seinen Prozeß bekannt gewordene Lieutenant la Ron- cière wurde, wie man sich erinnert, wegen eines Attentats auf die

Man rede täglich von Ausdehnung der Freiheit ;

794

Tochter des General - Lieutenants Morel zu 410jährigem Gefängniß verurtheilt. Nachdem er 8 Jahre dieser Strafe abgesessen hat, soll der König jeßt, in Betracht des anhaltenden guten Benehmens la Roncières, ihm den noch übrigen Theil seiner Strafe erlassen haben.

Herr Wellesley, Geschäftsträger 1n Stuttgart und ältester Sohn des hiesigen Englischen Botschasters, hat auf seiner Reise von Stutt gart nah Paris das Unglück gehabt, seine siebenjährige Tochter durch einen Sturz aus dem Wagen zu verlieren, :

Börse vom 19, Juni, Die Französischen Renten waren heute

| sehr fest, da man nunmehr aus Barcelona die offizielle Nachricht hat,

daß das Fort Montjuich noch im Besiß der Truppen Espartero's ist.

| Es sollen telegraphische Depeschen die Nachricht überbracht haben, daß

Espartero mit einer großen Truppenmasse von Madrid abgegangen sey, um die Armee, welche dort organisirt wird, in Person nach Barcelona zu führen. Die Ardoins wichen auch hier auf ihre niedri gere Notirung aus London vom 19ten.

„ * „ Paris, 21. Juni, Der Streit zwischen der Universität und der Geistlichkeit geht noch nicht seinem Ende entgegen; jeden Tag erhält dieser Zwist, welcher die Regierung ernstlich zu beunruhigen anfängt, neue Nahrung. Herr Villemain, welher dabei in seiner Eigenschaft als Minister des öffentlichen Unterrichts und Großmeister der Universität schr oft ins Spiel kömmt, läßt sich, wie es scheint, von seinen Anhängern niht nur in gewissen Journalen vertheidigen, sondern man glaubt auch, daß er um die Augriffe wisse, welche in diesen Journalen gegen die Jesuiten und andere geistlihe Congrega tionen gemacht werden. E

Herr Libri, Mitglied des Justituts, führt in diesem Sinne die Feder in der Nevue des deux Mondes. Herr Géuin, in Dispo nibilität gesebter Professor der Philosophie an der Fakultät zu Straßburg, macht den Jesuiten im National und Herr Merruau, Professor der Ge schichte, nährt die Polemik des Constitutionnel. Das Fournal des Débats beobachtet seit einiger Zeit in dieser Sache Stillschweigen und zwar aus folgendem Grunde. Der Nuntius des Papstes hat die Theilnahme mehrerer Bischöfe in diesem Streite sehr übel aufgenom men, und als er sah, daß das Journal des Débats in der Sache durch sehr heftige, gegen die Schriften des Kanonikus Desgarets und des Père Moullet gerichtete Artikel Partei für die Universität ergriff, nahm er zur Jutervention des Ministers der auswärtigen Angelegenheiten und, wie man sagt, selbst zu der des Königs seine Zuflucht, damit mandas Journal des Débats veranlasse, sich uiht mehr mit dieser Angelegenheit zu be= schäftigen. Das ministerielle Blatt nahm diesen Wink schr gut auf, und seit dem es ihn erhalten hatte, ist in seinen Spalten von Jesuiten, vom Kano nifus Desgarets und dem Pêère Moullet feine Rede mehr. Der Nun tius des Papstes hat sich auf der anderen Seite direkt an die Re- daction des Univers, eines neo-katholishen Journals, welches der erbittertste Feind der Universität is, gewandt, damit man da eine Polemik einstelle, welche die Würde der Geistlichkeit kompromittirt. Herr von Saint-Chéron, Haupt-Redacteur dieses Blattes, ehemaliger Saint -Simouist und fanatischer Vertheidiger der Lehren des Père Moullet des Kanonikus Desgarets, der geistlichen Congregationen im Allge- meinen, und besonders der Jesuiten, Herr von Saint-Chéron, sagen

| wir, hat hierauf geantwortet, daß der Streit bereits zu weit getrie-

c , " , . 5 ben worden sey, und daß es jeßt unmöglich wäre, darauf zu verzichten ; überdies verlange das Juteresse der Geistlichkeit und der Religion, daß die Vertheidiger der einen wie der anderen immer guf der Bresche

blieben, und daß man endlich um der üfentlichen Moral willen das *

Unwesen der Universität enthüllen mise. So sonderbar auch diese Sprache in dem Munde eines ehemaligen St. Simonisten klingt, so hat sich dech der Nuntius des Papstes, wie es scheint, damit zufric- den stellen müssen, und der Univers seßt seine Polemik mit mehr Er bitterung fort, wie je. Wir können unsererseits kaum glauben, daß es das Jnteresse der Religion und der Moral sey, welches den Ex-St, Simonisten Saint-Chéron zu einem solchen Benehmen veranlaßt habe. Der Univers ist ein Journal, welches seit mehreren Jahren sih mit Mühe erhält; cs hat vor einigen Monaten ein anderes geistlihes Journal, die Union ca tholique, aufgezehrt, welches auf gleiche Weise an Entkräftung ver= schieden is. Seit jener Vereinigung hat der Univers seinen (Fana tismus verdoppelt, seine Vertheidigung der Jesuiten, seine Angriffe gegen die Universität und der Wiederabdruk der Streitschriften mehrerer Bischöfe haben ihm neue Abounenten gegeben und seinen Anhang et was vermehrt. Wenn man dies weiß, so erklärt sih leicht, daß Herr Saint-Chéron einen Streit uicht aufgeben kann, welcher ihm in ge wissen Kreisen Abonnenten verschasst, Dics is der wahre Grund sei ner Hartnäckigkeit.

Der Marquis von Larochejacquelin, der gestern in der Deputirten Kammer die allgemeine Erörterung des Budgets der öffentlichen Arbeiten begann, verlangte, daß die Geseß-Entwürfe über die Eisen bahnen bis zum nächsten Jahre vertagt würden. Er begründete dies Verlangen darauf, daß das allgemeine Geseh über die Eisenbahnen von 1842 so fehlerhaft sey, daß davon keine heilsamen Folgen erwartet werden fönnten. Dieser Vorschlag wurde lebhaft bekämpft. Judeß 1jt es doch feinesweges sicher, daß die Eisenbahnen, die von den Kom missionen geprüft worden, noch in diesem Jahre die Genehmigung der Kammern erhalten werden. Der Bahn von Orleans nach Tours, über welche Herr Vivien seinen Bericht erstattet hat, fehlt es jeßt ganz au Concessionairs, Die Gesellschaft, die anfangs den Bau über- nehmen wollte, war nicht geneigt, sich die Abänderungen gefallen zu lassen, welche die Kommission in dem Geseb Entwurse vorgenommen hatte, sie zieht sich daher zurück, Die Kommisjlon ihrerseits will mit einer anderen Gesellschaft, die statt jener aufgetreten ist, sich nicht einlassen, weil ihr die Garautieen, welche diese bietet, niht genügend scheinen. Dieselbe Schwierigkeit zeigt sich mit Hinsicht auf die Bahn von Paris nah der Belgischen Gränzez die verschiedenen Eisenbahn Kommissionen habeu als Grundsaß festgestellt, daß den Gesellschaften, welche Submissionen einreichen, nah Ablauf der Konzession der Wertl der Eisenbahnschienen nicht erstattet werden soll, Diese Aenderung, so wie einige andere, welche sich auf die Dauer der Pacht und auf die Norm der Tarife beziehen, sind, wie es scheint, von der Gesell- haft, an deren Spiße Herr von Rothschild steht, nicht angenommen worden, \o daß für die nördliche Bahn ebenfalls fein Unternehmer mehr vorhanden is. Ju wenigen Tagen wird Herr Baude seinen Bericht abstatten, und man wird dann das Nähere in allen diesen Beziehungen genau erfahren, Nur der Bahn von Avignon nach Marseille treten keine ernstlihe Hindernisse in den Weg, und die Ge- sellschaft, die dieselbe unternehmen will, so wie das Ministerium, ge- nehmigen die Abänderungen, welche die Kommission in dem Gesch- Entwurf für jene Linie vornehmen zu müssen glaubte.

Nun is} es augeunfällig, daß zu einer einigermaßen reiflihen Be- rathung dieser drei Gese - Entwürfe doh an zehn Tage erforderlich seyn würden. Auf dem Punkt aber, wo die Session angelangt ist, wird es {wer seyn, noh so viel Zeit dafür zu finden. Das E der Ausgaben, dessen Diskussion bis jebt ziemlih ruhig abgelaufen ist, wird bei dem Kapitel über den Krieg lebhafte und lange Debatten verursahen. Das Ministerium und der Marschall Soult insbesondere beharren hartnäckig dabei, die 14,000 Mann beizubehalten, um welche die Kommission ihrerseits die Armee durchaus verkürzt wissen will; man behauptet sogar, was jedoh wenig wahrscheinlich is, daß der Präsident des Minister - Raths hieraus eine Kabinetsfrage machen wolle, Wenigstens stellt die Opposition die Sache so dar. Ver-

muthlich aber wird die Kammer, welche bis jeßt fast alle von der Kommission vorgeschlagene Reductionen angenommen hat, sich auch für die Streichung der 14,000 Maun entscheiden, wogegen der Mar hall Soult mit older Hartnäckigkeit sih sträubt, /

E

Grossbritanien uud Irland.

Unterhaus. Sibung vom 20, Juni (B. H) Die vor einiger Zeit vielbesprochene Bill, durch welche den illegitimen Kindern der Marquise von Townshend die Erbberehtigung zum Marquisate von Townshend abgesprochen wird, wurde mit 153 gegen 49 Stim men zum zweiten Male verlesen. Herr Hawes brachte hierauf von neuem die sogenannten Dänischen Forderungen zur Sprache, in Bezug auf welche er bekanntlich vor kurzem einen Antrag gestellt hatte, der seiner Form wegen hatte zurückgenommen werden müssen. Es handelt sich um die Ansprüche derjenigen Britischen Unterthanen, welhe durch Wegnahme Britischer Schiffe im Kriege mit Dänemark nach der am 17. August 1807 erfolgten Kriegserkflärung von Seiten Dänemarks, aber vor der Britischen Kriegserklärung, welche ers am 4. November 1807 stattfand, Ver luste erlitten haben. Diejenigen, deren Guthaben bei Dänischen Un terthanen, oder deren Güter am Lande von Dänemark fkonfiszirt worden siud, haben, wie bekannt, einem Parlaments - Beschlusse aus dem Jahre 1834 zufolge, Entschädigung aus dem Britischen Schabe erhalten. Der Antrag des Herrn Hawes wurde von ihm, Herrn Hutt und Herrn Agliomby besonders darauf begründet, daß die Wegnahme der Schiffe vor erfolgter Kriegserklärung von Seiten Eng lands geschehen sey, daß die Britische Regierung es ihrem Zutere|se gemäß gehalten habe, bis zum leßten Augenblicke den Anschein ofe nen Krieges zu vermeiden, wie denn auch General Cathcart und Ad miral Gambier, die Chefs der zur Wegnahme der Dänischen Flotte ausgesandten Expeditionen, noch unter den Mauern von Kopenhagen erflärt haben: „Wir kommen nicht, um Krieg zu führen, sondern um zu unterhandeln‘; und daß endlich durch Wegnahme Dänischer Kauffahrteischiffe mehr als genug in den Britischen Schaß geflossen sey, um die Petenten für ihre Verluste zu entschädigen. Der Kanz ler der Schaßkammer und der General=Fiskal, welche den Antrag bestritten, seßten jenen Gründen das allgemeine Staats -Ju teresse entgegen, dem gemäß es nicht geeignet seyn würde, in irgend einem Falle von dem Prinzipe abzugehen, daß für Wegnahme Bri tischer Schiffe, nah erfolgter Kriegs - Erklärung von Seiten einer feindlichen Macht, von dem Britischen Schaße eine Entschädigung gegeben werde, selbst wenn die nöthigen Fonds dazu in dem Érlvs genommener feindlicher Schiffe in hinreicheudem Maße vorhanden seyen, Zugleich beriefen sie sich auf die zahlreichen Fälle, in denen Britische Schiffe von Amerikanischen Kreuzern in dem leßten Kriege mik den Vereinigten Staaten unter ganz gleichen Umständen wie in dem vor liegenden Falle aufgebracht worden sind, ohne daß eine Entschädigung aus dem Britischen Schabe statuirt worden iz nebenbei bemerkte der Kanzler der Schaßkammer noch, daß ein Theil der im Ganzen 250,000 Pfd. betragenden Summe dieser dritten Klasse der sogenann ten Dänischen Forderungen (nämlich 60,000 Pfd.) von Assecuraden ren in Anspruch genommen werde, welche auf die weggenommenen Schiffe Assekuranz geleistet haben, Der Antrag wurde darguf mit 57 gegen 42 Stimmen verworfen. :

“Eine kurze Diskussion entspann sich über einen Antrag des Herrn Sharman Crawford, daß ihm gestattet werden möge, eine Bill einzubringen, wegen Verminderung der Dauer der Parlamente von sieben auf drei Jahre. Dr. Bowring unterstüßte denselben mit wenigen Worten, wogegen Sir James Graham in der Haupt sache bemerklich machte, daß, wenn die Parlamente wirklich steben Jahre dauerten, dies allerdings zu lange seyn würde, rine Aenderung des bestehenden Geseßes aber nicht nöthig scheine, da in der Praxis die Parlamente, wegen der häufig eintretenden Auflösungen, nicht län ger als etwa drei oder vier Jahre zu dauern pflegen, Bei der Ab stimmung ergaben sich 46 Stimmen gegen und uur 23 für den Au-= trag, der somit verworfen wurde.

Die Schluß-Debatte veranlaßte ein Antrag des Capitain Ber- keley gegen die Verwendung der alten Kriegsbriggs von zehn Ka nonen an der Afrikanischen Küste, da diese Schiffe sich als so untaug- lich und gefährlih erwiesen haben, daß seit 1816 nicht weniger als elf derselben (die Hälfte aller seit jener Zeit verunglückten Britischen Kriegsschiffe) mit einer Besaßung von zusammen 234 Mann in offener See gesunken und spurlos verschwunden sind und die Schiffe die Bo zeichnung „Todtenkisten“ erhalten haben. Mehrere See-= Offiziere, unter Anderen Sir Charles Napier, schlossen sich dem Autrage an und machten insbesondere noch bemerklih, wie unzwek= mäßig es sey, solhe schlechte, besonders auch ihres langsamen Segelns wegen verrufeue Schiffe unter den gegenwärtigen Unm= ständen mit den trefflihen Seglern der Vereinigten Staaten an der Afrikanischen Küste in den Wettkampf zur Unterdrückung des Skla venhaudels abzuschiken, Herr S, Herbert, der Secretair der Ad- miralität, erflärte, daß nur wenige jeuer Schisfe verwendet werden sollen, bis bessere gebaut werden fönnen, und daß überdies einige Beräuderungen in der Bemannung und Takelage vorgenommen seyen, und die Motion wurde darauf mit 79 gegen 16 Stimmen verworfen.

Herr Lane Fox, dessen Motion gegen die Zulassung von Katho lifen in das Parlament nun an der Tagesorduung war, nahm diesen Antrag unter lautem Gelächter des Hauses zurück, nachdem er die Hoffnung ausgesprochen hatte, John Bull werde bald von selbst aufwachen und die Nachtmüße wegwerfen,

Londou, 21, Juni. Der Prinz Peter von Oldenburg und seine Gemahlin sind vom Kontinent hier eingetroffen und gestern Jhrer Majestät der Königin vorgestellt worden.

Jn einer am 18ten d. bei Athloue von O'Connell gehaltenen Repeal - Versammlung, zu welcher die Menge in zahlreichen Plakaten an den nach Athlone führenden Wegen eingeladen worden war, führte Lord Ffrenh den Vorsitz, und O'Connell, den Jahrestag der Schlacht von Waterloo benubend, erinnerte daran, daß ein großer Theil des Britischen Heeres aus Jrländern bestehe, und daß daher ihnen haupt sächlih Antheil an dem Ruhmeskranze gebühre, mit welchem der Let, zog von Wellington geschmückt is, Was die Stellung des Ministe riums betrifft, so behauptete er, daß dasselbe, da die militairischen Demonstrationen nichts gefruchtet, sich veranlaßt geschen habe, geliu dere Saiten aufzuziehen, was die Berusung des Lord - Kanzlers von Irland, Sir Edward Sugden, nah London beweise, wohin er sich am Tage zuvor begeben habe, ohne Zweifel um einen derben Berweis für sein vorschnelles Verfahren gegen die Friedensrichter zu erhalten. Daß Sir E. Sugden Dublin plöblich verlassen habe, melden au die Zeitungsberichte. Uebrigens erklärte O'Connell, daß selbs die Rück kehr der Whigs ins Ministerium ihn jet nicht mehr befriedigen werde, wenn sie uiht in die Nepeal willigen wollten. | iat):

Herr Blewitt hat, einer vorherigen Anzeige zufolge, in der vor- gestrigen Sitzung des Unterhauses die Stellung des Königs yon Han- nover als Mitglied des Oberhauses zur Sprache gebracht. Er suchte die Anomalität dieser Stellung aus demjenigen darzuthun, was in Blackstone's Kommentarien über die Rechte und Pflichten Briter Pairs, als der erblihen Rathgeber der Krone, ge agt i}, erwe f daß selbst der Herzog von Wellington wegen dieser augen r lung sih geweigert habe, die Vollmacht des Herzogs vom Sumder=

land im Oberhause zu übernehmen, und richtete endlih an den Gene- ral-Prokurator die Frage, ob die Pflichten und Rechte des Herzogs von Cumberland als Pair des Reichs sich mit seiner Stellung als Souverain von Hannover verfassungsmäßig vereinigen ließen ; eventuell stellté er zugleich den Antrag auf eine Adresse an die Königin, des Znhalts, daß sie dem Herzoge von Cumberland das Recht, sich durch einen Bevollmächtigten im Oberhause vertreten zu lassen, nicht erthei= len möge, Der General-Prokurator erklärte indeß, daß seine Pflicht ihm eine Beantwortung der Frage verbiete, und der eventuelle Au= trag des Herrn Blewitt scheiterte an den Bestimmungen des Reglements. _ Die Kron = Juristen und Oberrichter waren gestern nach dem Vberhause berufen, um ihr Gutachten über die durch den Macuagh tenshen Prozeß angeregten Fragen wegen Monomanie anzugeben. Jm Ganzen sind diese Gutachten so ausgefallen, daß die Monomanie künftig in den seltensten Fällen zum Schuße von Verbrechen die- nen wird, E

Ute d Exil &UDE

C Mastricht, 21. Juni. Jun der Sibßung vom 17ten d. M. hat die zweite Kammer der General- Staaten bis auf eine Stimme den Geseß-Vorschlag einstimmig angenommen, von dem ih Jhuen in meinem leßten Briefe geschrieben habe, und der die Abhülfe der tem porairen Bedürfnisse des Schaßes zum Zweck hat.

Die ganze Diskussion, welche dieser Annahme vorausging, ließ

erfennen, daß feiner der Redner, die gegen das Konvertirungs-Geseb gestimmt hatten, gegen deu neuen Vorschlag zu sprechen wagte; alle begnügten sih, ihr Votum für den Entwurf zu geben. Diejenigen, welche sich zu Gunsten des Konvertirungs - Geselzes ausgesprochen hatten, vereinten sich, um die Nothwendigkeit des bestehenden Geseßes zu erweisen, als die erste bittere Frucht der Verwerfung des Kon vertirungs-Geseßes. Dem Ausland wird dies Benehmen der Ver treter der Nation, die der Opposition angehören, unerklärlih erschei nenz wir indeß, die wir in alle diese finanziellen Wirren eingeweiht sind, bekennen, daß die Gegner der Konvertirung, Angesichts einer dro henden Krisis, die ungusbleibliche Folge der Nichtauszahlung der Coupons am 1. Juli fürchteten, Das wäre aber ihr eigener Fehler gewesen, und ihre eigene Gefahr hat sie von ihrem ersten Jrrthume zurückkommen lassen, Die Organe der Opposition haben dies billigende Stillschweigen ver gebens als sehr beredt ausposaunt, doch is es nichtsdestoweniger das Resultat einer Zurückhaltung, die vieles Unheil wieder gut gemacht hat, mag nun ihre Quelle seyn, welche sie will, Es ist ein trostreiher Triumph für den Finanz-Minister. Er hat in jener Sißung die Motive genauer angegeben, welche die Abgabe seines Portefeuilles veranlaßten. Da seine Ueberzeugung in direktem Widerspruche mit derjenigen der Kammer stand, so war seine Demis sion unerläßlich geworden. Bevor ein anderer ihn erscht hat, müssen wir gerecht seyn und alles Gute, was dieser Minister für das Land gethan hat, anerkennen, Er ists, der das monströse Syndikat unterdrückt, der den Zustand der Finanzen des Königreichs vssen dargelegt, der die ueue Justruction für die Rechnungskammer verfaßt hat; der die vorausbestimmte Konvertirung der ausgesehten Schuld regulirt, endlih unsere verschiedenen Finanz - Angelegenheiten mit Belgien definitiv zu Ende geführt hat. Die Thätigkeit dieses Ministers war sehr lobenswerth, vorzüglich in so schwieriger Zeit.

Der Geseßz= (Entwurf über die Unterdrückung mehrerer Provin- zial-Gerichte findet viel Widerstand in dem Staatsrath. Man glaubt, daß dieser Widerstand diese Ersparung verzögern werde.

I

Dänemark.

_ Kopenhagen, 20. Juni. Se, Majestät sind heute Morgen alücklich und im höchsten Wohlseyn wieder hier eingetroffen, —.Ja—

Deutsche Bundesstaaten.

Augsburg, 21, Juli, Der diesjährige Wollmarkt — hier wie anderwärts wegen der lange anhaltenven regnerishen Witterung, welche viele Schafzüchter an der Schur vor dem Markt hinderte, und andere, zumal die weiter Enkfernten aus Furcht vor Durchnässung der Wolle, vom Marktbesuche abhielt, unter ungünstigen Auspizien begon nein enthielt um 500 bis 600 Ctr, weniger Wolle als der vor= jährige, herrührend theils aus obigen Ursachen, theils aus dem si auf 15 bis 20 Prozent belaufenden Minder-Ertrag der Schur gegen das vorige Jahr. Auf dem Lager befanden si circa 1200 Ctr. Bayer., 1344 Ctr. Zollgewicht, nicht gerechnet die Wollpartieen von 8 bis 9 größeren Schafzüchtern, welche blos Muster auf den Markt hrach- ten, deren größtentheils hier lagernder Vorrath wenigstens 300 Ctr, Bayerisch, 336 Ctr, Zoll = Gewicht beträgt, Bon diesem Lager ge= hörten 15 pCt. dem hochfeinen, 60 pCt. dem mittelfeinen und 25 pCt. den rauhen Bastard- und Deutschen Wollsorten an. Die Preise stellten sich für die mittelfeinen und groben Wollsorten den vorjähri= gen wenigstens gleich, zum Theil etwas höher und zwar für die ersten und gut behandelten Sorten der mittelfeinen Wolle auf 90 bis 100 Fl,, für mittelfeine §0 his 90 Fl., rauhe Bastardwolle 70 bis #0 Fl, grobe und Deutsche Wolle 60 bis 70 Fl. pro Bayerischen Ctr. Hochfeine Wolle ward wenig begehrt und konnte die vorjährigen Preise nicht erhalten.

X Frankfurt a. M., 23. Juni. Jhre Königl. Hoheiten der Prinz und die Prinzessin Wilhelm von Preußen haben sich von Darmstadt nah Homburg begeben und werden an dem dasigen land= gräflichen Hofe einen kurzen Aufenthalt nehmen. Se, Ourchlancht der Herzog von Nassau verweilte einige Tage in unserer Stadt, — Sicherem Vernehmen nah wird Se. Kaiserl, Hoheit der Erzherzog Stephan von Oesterreich einige Zeit in diesem Sommer auf dem Schlosse Johannisberg verbringen und demnächst dort eintreffen,

An unserer Börse war heute und in dieser ganzen Woche der Umsab ohne Lebhaftigkeit, ja still. Wenn einestheils die ungünstigen Nachrichten aus Spanien und die in anderer Weise uicht weniger be forglihen aus Holland nachtheilig auf deu Fonds - Markt wirkten, mußte es noch mehr der prekäre Geldstand, der sih seit einigen Tagen hier fundgiebt, Das Geld zeigt si täglich rarer und dadurch sind nament lich die kontanten Course sehr gedrückt. Die meisten Csfekten blieben auch heute niedriger und in manchen Gattungen wurde gar nichts gethan. Die Taunusbahn=Actien sind heute auf 342 Fl. gewihen und werden auch, bevor sich der Geldstand wieder bessert, nicht steigen. Der Febr fill steht 3% pCt, Jn dem Wechselhandel is es jeßt auch ehr still. z

Bei dem günstigen Wasserstande treffen die Dampfböte von Würzburg jeßt pünktlich um 5 Uhr Nachmittags hier ein und ver= lassen jene Stadt des Morgens um 45 Uhr, Wird, was in einigen Wochen geschieht, die Fahrt bis Mainz ausgedehnt, können die Böte dort um 7 Uhr Abends eintreffen, was den Reisenden, welche hier feinen Aufenthalt nehmen wollen, nur angenehm seyn kann. Jn die- sen Tagen is in der Stahelschen Buchhandlung in Würzburg ein von dem Königl, Bayerischen Ober -Lieutenant von Spruner und Herrn Hänel mit großem Fleiße guêgearbeitetes Handbuch für Reisende auf dem Main erschienen, das dem reisenden Publikum nur eine sehr will-

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kommene Erscheinung seyn kann. Diesem Buche is auch eine von v. Spruner entworfene Karte des Mainflusses beigefügt, welche sehr

genau ist, i “ Troß der guten Aussichten auf die Aerndte sind auch bei uns die Getraide= Preise immer noch im Steigen begriffen, Doch hofft man, daß der Anfang der Aerndte jie zum Weichen bringen wird. —ck

S. M W111

Zürich, 17. Juni. (N. Z. Z-) Der Regierungsrath hat in seinen leßten Sibungen die Tagsaßungs - Znstruction berathen. Mit Bezug auf die Kloster-Augelegenheiten lautet sie, wie folgt: Betref= fend die Kloster - Liquidations - Maßregeln des Standes Aargau: Der Stand Zürich, dafür haltend, daß durch die Maaßregeln des Standes Aargau der Beschluß der Tagsaßung vom 2. April 1841 nicht verleßt worden, indem dieselben als Verwaltungs - Maßregeln erscheinen, durch welche der Gesammt - Vermögensbestand der Klöster nicht beeinträchtigt wird, findet sih nicht veranlaßt, gegen die frag- lihen Maßregeln des Standes Aargau Einsprache zu machen. Betreffend die Kloster-Aufhebung in Aargau wird auf Wiederholung der vorjährigen Jnstruction des Großenraths angetragen, 1in der Weisung an den Großenrath jedoch bemerkt, daß der Regierungsrath sich hierin dem Willen des Großenraths, wie er ihn vor einem Jahr ausgesprochen , gefügt habe.

———————-

Atalieu

Neapel, 10. Juni. (A. Z.) Se. Königl. Hoheit Prinz Luigi, Graf von Aquila, ist von sciner Reise nah dem Orient an Bord der Fregatte „Amalia“ wieder hier angekommen und wird seine Schwester, die nunmehrige Kaiserin von Brasilien, dahin begleiten, Vier Nea politanische Schiffe (ein Linienschiff der „Vesuv“ und drei Fregatten) sind bestimmt, die Reise nach Brasilien mitzumachen. Die Abfahrt von hier ist bis auf den 22sten d. festgeseßt.

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S A E.

Madrid, 14. Juni. Der Regent hat nachstehendes Manifest an die Spanische Nation erlassen :

„Spanier! Da man eifrigst bemüht is, mein Benehmen und meine Absichten zu entstellen und mit den s{wärzesten Farben zu schildern; da das Vaterland durch die Verführung und durch die von seinen zahlreichen Feinden verbreiteten Jrrthümer sich von so vielen Uebeln bedroht sieht, darf ih da länger s{hweigen? Jst es nicht meine Pflicht, die Stimme zu erhe- ben und den hinterlistigen Pfeilen, welche die Verleumdung gegen mich s{hleudert, einfache Thatsachen entgegenzustellen? Spanier! Jch werde diese Pflicht erfüllen, obgleich es mir \{merzlich seyn wird z schmerzlich, ob- wohl ich, wie immer, ein Vergnügen darin finve, zu meinen Mitbürgern zu sprechen. Jch habe nicht nöthig, die denswürdigen Ereignisse zurückzurufen, deren Verkettung mich auf den Posten erhoben hat, den ich gegenwärtig befleide. Noch sind dem Gedächtniß Aller die feierlichen Debatten gegen- wärtig, die in beiden Kammern der Ernennung der Person oder Personen vorhergingen, welche die durch die Entsagung der Königin-Mutter erledigte Regentschaft des Königreichs ausüben sollten.

„Spanien, und die ganze civilisirte Welt mit ihm, bewunderte die imvo- sante Nuhe, die feierliche Majestät, womit die Cortes meinen Namen für einen so erhabenen Posten proklamirten, und man crinnert sich noch des Eides, womit ich in ihrer Mitte gelobte, zu regieren mit der Constitution, durch die Constitution, mein ganzes Daseyn der Beobachtung der Gesebße zu weihen, alle Maßregeln zu ergreifen, die das Glück und die Wohlfahrt des Staates bcfördern könnten. Dieser Eid, den ih vor den Augen des ganzen Spaniens mit ganzer Seele leistete, wurde scitoem vie Nichtschnur meines ganzen Benehmens und leitete mih auf dem schwierigen und dorni- gen Pfade, auf den das Schicksal mich verseßt hat. Niemals, Spanier, habe ih ihn gebrochen; vor Euch, vor der ganzen Welt kann ih behaupten, die höchsten Beweise geben, daß der Gedanke an eine Verleßung jenes Cides auch nicht einen Augenblick meinen Geist beschäftigt hat. Von dem Augenblicke an, wo ih mich mit der höchsten Gewalt bekleidet sah, umgab ih mich mit einem constitutionellen Ministerium, das allein den Cortes und dem Publikum für alle Handlungen der Negie- rung verantwortlih war. Gegen die Aufforderungen zur Empörung, gegen die treulosen Aufreizungen zum Mißvergnügen, die von einigen Zndividuen der bewaffneten Macht ausgingen, welche damals die Journale der Blätter der Feinde des öffentlichen Wohls in Händen hatten, rief diese Negierung nux die Macht der Geseßze zu Hülfe. Den Beleidigungen, den Sar fasmen, den hämishen FJnsinuationen, deren Gegenstand damals meine Person war, stellte ih keine anderen Waffen entgegen, als das Schweigen. Wenn in den beidèn Fällen, wo die Fahne der Empörung offen aufgepflanzt wurde, ih in Person dahin eilte, um sie zu unterdrücen, die Majestät, die Ehre der Geseße zu rächen, konnte ich meinen Charakter als Regent des glorreichen Titels eines Soldaten berau- ben? Konnte ich die Thatsache vernichten, daß ich die tapferen Vertheidi ger des Vaterlandes so oft den Weg der Ehre und der Gefahren geführt hatte? Wenn meine Anwesenheit von Nußen war, wenn ein gewisser Nimbus, der meine Person umgiebt, den loyalen Unterthanen neuen Muth verlich und die Furcht der Rebellen vermehrte, wer konnte mich tadeln, wenn nicht die geheimen Feinde der allgemeinen Sache, die sih hin- ter Phrasen verstecken, welhe sie auf ihre Weise deuten. Wenn in den beiden erwähnten Fällen, die Negierung zu erceptionellen, niht durch die Geseßze vorgeschriebenen Maßregeln schritt, wem ist die Geschichte der freiesten Völker des Alterthums und der neueren Zeit unbekannt? Wer hat nicht gesehen, daß bei allen diesen Völkern unge- wöhnliche Ereignisse eingetreten sind, die es als nothwendig erscheinen ließen, die Bildsäule des Gesehes mit cinem Schleier zu bedecken, um sie vor den Angriffen ihrer Feinde zu {hüßen? Unglücklih würden jene Nationen ge- wesen seyn, wenn die Verschwörer, welche unter dem Deckmantel der Gesetze an ihrem Untergange arbeiteten, überzeugt gewesen wären, daß es jenen Nationen unmöglich sey, sih von den langsamen Formen bei Rächung der gegen sie gerichteten Beleidigungen zu entfernen, Wie viele würden aufge- hört haben, zu existiren! Wie viele hätten die Größe und die Wohlfahrt, wozu das Geschik sie bestimmte, nicht erreiht! Js die Gefahr einmal vorüber, so prüft man die Thatsachen und man entscheidet ob es Noth- wendigkeit oder Laune war, welche den gewöhnlichen Gang der Gesctze suspendirte, Bei der ersten jener Empörungen sprachen die Cortes sich zu Gunsten der Regierung aus. Die exceptionellen Maßregeln der zweiten lie- gen, troß der Entfesselung der Leidenschaften, ihrem Urtheil noch vor. Jn einem Falle nahm ich die Entlassung cines Ministeriums an, das in der Deputirten-Kammer eín Tadels- Votum erhieltz bei zwei anderen Gelegen- heiten sprach ih die Auslösung der Kammer aus, und in beiden Fällen er ließ ih, mit der Constitution in der Hand, einen Aufruf an das Votum und den Patriotismus des Volkes. Das Grundgeseß gesteht mir dies Recht auf deutliche Weise zu, Und warum is das Staats-Oberhaupt damit be- kleidet? Weil es si ereignen kann, daß die Repräsentativ-Versammlungen mit der Meinung des Landes nicht in Uebereinstimmung sind; weil die bei- den legislativen Körperschaften sih gegenseitig bekämpfen können z weil der Zorn, die Leidenschaften, der Jrrthum oder die Unklugheit den Juteressen des Staats nachtheilig seyn können.

„Mit der Constitution ín der Hand, ih wiederhole es, sprach ich die Auflösung der leßten Cortes aus, Niemand kann mir dies Recht bestrei- ten, ohne die Achtung vor jener Constitution zu verleßen, die wir alle be- shworen haben. Und was bringt man gegen dies so deutlihe Gesey vor? Nicht die Geseße, sondern die unbestimmte Phrase von parlamentarischen Formen, die jeder sich auf seine Weise deutet; parlamentarische Formen, welche diejenigen, die sie proklamiren, eben so nell verlezten, als sie die- selben anrufen. Jsst es etwa den parlamentarischen Formen gemäß, ein Ministerium zu bilden, dessen eine Hälfte nicht zum Parlament gehört? Jst es den parlamentarischen Formen gemäß, Maßregeln zu verlangen, die weder die Vernunft, noch die Gerechtigkeit billigt? Js es den parlamentarischen

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Gebräuchen zuwider, den Präsidenten der einen legislativen Körperschaft mit der Bildung des Kabinets zu beauftragen, nahdem man sich bereits vergebens an die verschiedenen Fractionen der Majorität der anderen Kör- verfchaft gewendet hatte?

„Spanier! Jch kenne und befolge die Constitution besser, als die- jenigen, welhe ihren Namen so pomphaft jeden Augenblick im Munde führen. Jch bín Regent dur die Constitution, auf ihr allein beruhen meine Titel und meine Rechte. Jh habe geschworen, mich ganz den Frei- heiten meines Vaterlandes zu widmen ; außerhalb jener Constitution giebt es nur einen Abgrund für mihch und nur Untergang für diese große Mo- narchie, die ihre Unabhängigkeit und ihre Freiheit mit so vielem Blute er- fauft und die ein so großes Necht hat, die Früchte dieser ungeheuren Opfer zu arndten.

„Soll ih auf die zahlreichen Beleidigungen, deren Gegenstand ih bin, antworten“ Soll ih mich soweit herablassen und die mehr oder weniger indirekte Beschuldigung, daß ih die Dauer meiner Regentschaft verlängern wolle, widerlegen? Diese Beschuldigung, wodurch man meine Tage hat verbittern wollen, wcise ih mit dem edlen Stolze eines reinen Gewissens zurück. Unsinuige! Um dieses Gerücht zum Schweigen zu bringen, haben weder die Manisestationen meiner Minister, noch meine Versicherungen und Protestationen vor den ersten Körperschaften des Siaats hingereicht.

„Und wer kann das zum Schweigen bringen, was der persönliche Haß verbreitet, was sih durch den Durst nach Reactionen und nach Rache mit jedem Augenblicke vergrößert? Könnte ih daran denken, den größten Tag meines Lebens, der meiner wartet, um mein öffentliches Leben zu krönen, weiter hinauszuschieben? Würde ih, während das Beispiel so vieler un- cigennüßziger Männer meinem Herzen so wohl thut, denjenigen nachahmen, welche die Gesetze ihres Landes gewaltsam unter die Füße getreten haben ? Tch besie weder ihren Geist, noch ihren unheilvollen Ehrgeiz. Die Meisten büßten ihre Usurpation auf \{chmachvolle Weise, Der Diktator des Konti- nents beschloß seine Tage auf einem glühenden Felsen des Oceans.

„Diese großen Männer genießen cines Nuhmes, der der Menschheit zu theuer zu stehen gekommen is, und Baldomero Espartero, im Privat- stande geboren und im Dienste der Freiheit seines Vaterlandes und seiner Königin emporgestiegen, wird in den Privatstand zurückkehren, zufrieden, alle seine Pflichten erfüllt und zur Belohnung die Sympathie der Wohlgesinnten verdient zu haben, Spanier! Mein Herz spricht zu Euch; wird sich die-

| selbe Sympathie der Gesinnungen bei denen finden, die Euch in neues Un- | heil zu stürzen suchen?

Rufen sie mit demselben Enthusiasmus, wie ich, den Namen des Vaterlandes an, sie, die unter frivolen Vorwänden, welche ihrem Ehrgeize zum Decfmantel dienen, die Fahne der Empö- rung erheben? Kennen diejenigen das Vaterland, die, indem sie Einigkeit predigen, die Zwietracht nähren? Die, indem sie“ sih mit parlamentarishen Formeln brüsten, jede Art von Regierung unmöglich machen? Die Vernunft und die Gerechtigkeit sind auf meiner Seite und ih fürchte nihts. Ich süße mih auf die Constitution, ih decke mich mit meinem undurchdringlichen Schilde. Jch bin in diesem Falle von demselben Vertrauen beseelt, welches mir bei anderen Gelegen- heiten die lovalen , die guten, die wahren Freunde der Freiheit, die Armee, die Marine, die National-Miliz, alle Spanier, welche dieses Namens wür- dig sind, einflößten. Sie werden mir helfen, die Spaltung, welche uns in neues Unglück zu verwickeln droht, zu verhüten. :

„Sie werden guf dem Kampfplaye der Wahlen mit der traurigen, aber heilsamen Erfahrung des Vergangenen erscheinen; sie werden sich bemühen, einen nationalen Kongreß zu bilden, der mit den wahren Juteressen des Landes in Eintlang is. Jch muß den Cortes, welche die wichtigen Fragen zu entscheiden haben, die heut zu Tage die Gemüther ausregen , die gehei- ligten Depots der Königin und meiner Autorität überliefern. Jch werde sie nicht der Anarchie noch der Zügellosigkeit der Leidenschaften überliefern, Das Schicksal desjenigen, der sein Leben für die Vertheidigung des Vater- landes tausendmal aufs Spiel geseht hat, kommt wenig in Betracht z_ aber die Königin, die Constitution, die Monarchie legen mir Pflichten auf, die ih als erster Beamter der Nation erfüllen und als Soldat vertheidigen werde, Der Herzog von Vitoria.“

67 Varis, 21. Juni. Der Zustand der Dinge in Barcelona hat auch am 15ten im Wesentlichen keine weitere Veränderung er- fahren, als daß die oberste Junta an diesem Tage ihren Einzug in die Catalonishe Hauptstadt gehalten hat. Das Fort Montjuich hält sich nicht nur gegen die Zumuthungen der insurrectionellen Behörden, sondern es is auch alle Aussiht vorhauden, daß der Gouverneur, nachdem er den ersten s{chwierigen Augenblick überstanden, auf die Dauer Meister seiner unermeßlich wichtigen Stellung bleiben wird, Das Jufanterie-Bataillon, welches den größten Theil der Besaßung von Montjuich bildet, ist vollkommen zuverlässig, und was die Artille= rie des Forts betrifst, deren Gesinnungen einigermaßen zweideutig waren, so hat sie der Gouverneur durch Festigkeit und Klugheit bis jeßt im Gehorsam gegea ihre Pflicht zu erhalten gewußt.

Jn Gerona i die Bewegung unter Konnivenz des Gouver= neurs vor sich gegangen, welcher daran zweifelte, daß er das Volk auf die Länge werde im Zaum halten können, und der des- halb darein willigte, das Pronunciamiento vor si{ch gehen zu lassen, unter der Bedingung, daß man ihn nicht verhindere, mit der Garnison nah Figueras abzuziehen. Die provisorische Junta hatte in diese Bedingung eingewilligt, aber ihre Erfüllung wurde durch die Weigerung der Soldaten, ihrem Befehlshaber zu folgen, vereitelt. Herr Ametller, Ex-Deputirter des Kongresses, hat Gerona zum Sive feiner revolutionairen Thätigkeit gemacht, deren Ergebuisse übrigens bis jet ziemlich unbedeutend sind. Auch in Figueras hat sich Volk und Besaßung für den Aufstand ausgesprochen, so daß vou den wich- tigen festen Pläzen Cataloniens nur noch Lerida in der Gewalt der Regierungs-Truppen ist.

Ueber die Lage der Dinge in Valencia erfahren wir heute nihts Neues. Ein durchaus unverbürgtes Gerücht will wissen, daß, laut einer hier eingetroffenen telegraphischen Depesche, der Regent nach dieser leßteren Stadt aufgebrochen, nachdem ein unbedeutender Aufstands - Versuch in Madrid selbst ohne Anstrengung vereitelt wor=- den, Auch aus Granada fehlen heute die neuen Nachrichten, Ein vom 7ten datirtes Schreiben aus Malaga, das über Marseille einge= troffen i}, schildert den dortigen Aufstand als in der Auflösung be= griffen. Die Junta hatte bereits den Entschluß gefaßt, sich einzu- schiffen und zu diesem Zwecke um den Schuß der Konsuln von Frauk- reich und England gebeten z allein diese hatten ihr auf vorgängige Verab- redung erwiedert, daß sie der Junta den Schuß der Französischen Flagge nur unter der Voraussetzung angedeihen lassen können, daß dieselbe die öffentlihe Gewalt in die Hände einer Behörde niederlege, welche im Stande sey, die Ruhe und Ordnung in der Stadt zu gewährleisten. Auf diese Entgeguung hat die Junta für gut befunden, den Befehl einstweilen noch in Händen zu behalten, aber man sah voraus, daß sie niht lange mehr zögern werde, ihre Zufluht auf dem Engli- \hen oder dem Französishen Dampfboote zu suchen, die vor der Stadt liegen. Die Blokade des Hafens von Malaga hat übri=- gens aufgehört, und die beiden Spanischen Kriegsfahrzeuge, welche dieselbe mit Kanonenschüssen erklärt hatten, sind aus dem Angesichte der Stadt verschwunden.

Ju Saragossa ist die öffentlihe Ruhe seit dem 9ten keinen Augenblick mehr gestört worden. Das zur Aburtelung über die ge- fangenen Theilnehmer an dem Aufruhre von dem bezeihueten Tage niedergeseßte Kriegsgericht hat seine Operationen begonnen. Der ehemalige Kongreß - Deputirte, Herr Quinto, einer der Quel des Aufstandes, von dem es hieß, daß er den Truppen in die Hände ge- fallen sey, is in Bayonne angekommen. Was Herrn Ortega, das zweite Mitglied des vorigen Kongresses, betrisst, der an der Spibe- der Empörung stand, so weiß man noch nit, was aus ihm ge-

worden ist. ———