1843 / 176 p. 4 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

acer eimen erm

Portugal.

A Lissabon, 12. Juni. Die Königliche Familie wird mit ihren hohen Gästen diese Hauptstadt erst nah dem Frohnleihnams- Feste verlassen, bei welhem der Hof in der Regel selbst Antheil an der mit außerordentlihem Pompe abgehaltenen großen Prozession nimmt. Diese kirhlihe Feier wird in diesem Jahre besonders glän= zend werden, wozu die gänzliche Beilegung der Streitigkeiten zwischen der diesseitigen Regierung und dem Römischen Hofe und daher die volle Theilnahme des ganzen Klerus nicht wenig beitragen wird. We= nige Tage nachher gedenken dann die hohen Herrschasten die Som- mer=Residenz zu Cintra zu beziehen.

Die Königin mit ihrem erlauhten Gemahl und allen ihren ho= hen Gästen haben einem großen Stiergefechte beigewohnt, das auf dem Campo Santa Anna zu Ehren und Unterhaltung der Leßteren ver= anstaltet war und glänzend ausfiel.

Die Pairs = Kammer hat nun auch das Geseß wegen der Pen-= sionen votirt, welche den ehemaligen Miguelistishen Offizieren, die in der Amnestie von Evora Monte inbegriffen sind, verliehen werden sollen, und es is} keinem Zweifel unterworfen, daß die Königliche Sanction diesem Gesetze ertheilt werden wird.

Die Deputirten-Kammer is nach der Aunahme des Stempel- geseßes fortwährend mit der Debatte des Budgets des laufen= den Jahres beschäftigt und hat dieselbe mit dem Theile der Ausga-= ben begonnen, welcher die Königliche Civilliste und alle damit ver= knüpften Posten betrifft. Wie zu erwarten stand, erhoben die Mit-= glieder der Opposition wieder allerlei Cinwürfe gegen die für die Königin, den König und die übrigen Mitglieder der Königlichen Familie, so wie für den ganzen Hofhaushalt überhaupt, ausgeschßten Summen z diese, sagten sie, seyen außer allem Verhältnisse zu den Kräften des Landes, niht im Einklange mit dessen anerkannt gedrückter Finanzlage, und es thue Noth, die Sparsamkeit, welhe das Schlagwort der Minister bilde, von oben anzufangen. Allein all dieser wahre oder erkünstelte patriotishe Eifer kam zu spät: denn als der förmliche Antrag gestellt wurde, daß die Kam- mer eine ehrfurchtsvolle Adresse an den Thron gelangen lassen möge, worin um Einführung aller möglichen Einschränkungen und Erspar= nisse gebeten werden sollte, da erhob sich Herr Costa Cabral mit der Erklärung, daß Jhre Majestäten niht ers abgewartet hätten, bis eine derartige Bitte, er wolle niht sagen Mahnung, anu sie gebracht worden, um im Juteresse des Landes und um möglichst zu Erleichte= rung von dessen Lasten beizutragen, sich selbst freiwillige Opfer auf= zulegen. Der Minister theilte nun mit, daß Jhre Majestäten bereits selbst auf einen nicht unbedeutenden Theil Jhrer Civilliste für das laufende Jahr, nämlih Jhre Majestät die Königin auf 50 Contos und der König auf 40 Contos der Jhnen geseßlich zukommenden Summen verzichtet habenz und daß, hiermit sih noch niht begnügend, Jhre Majestät den Ministern noch aufgetragen habe, wegen der ge- mäß der Verfassung den Prinzen des Königlichen Hauses zukommen- den Summen kein Verlangen an die Kammern zu stellen. Bei der großen Majorität der Kammer wurde diese edle Theilnahme Jhrer Majestäten für die Lage des Landes mit der wohlverdienten Aner- kennung aufgenommen, und guch im gauzen Lande wird die Dauk= barkeit dafür sicherlih unzweideutig sich zu erkennen geben.

Der Opposition aber war hiermit noch keinesweges genügt, und sie wußten aus einem \o sprechenden Akte der Königlichen Milde und Wohlthätigkeit noch immer Anlaß zu Angriffen guf die Verwaltung herzunehmen. Herr Jose Estevao, der überall unter den Wortführern der Opposition voransteht, ein Septembrist mit Herz und Sinn, gab Herrn Costa Cabral Zweideutigkeit Schuld und warf ihm vor, nicht so, wie es seine Pflicht wäre, die Juteressen der Königin und deren Einkünfte gegen die auf sie gerichteten Angriffe zu vertheidigen. Ja, er behauptete sogar, der Minister habe selbst ein Mitglied der Oppo= sition gewonnen, auf daß es den erwähnten Antrag auf die Adresse an die Königin stellte, dem er sih jeßt widerseße. Außerdem behaup- tete er, mehrere Mitglieder der Majorität hätten wiederholt selbst ge- äußert, daß die Civilliste einer Verminderung unterzogen werden müsse. Herr Costa Cabral entgegnete aber mit würdiger Haltung, Alles, was der Redner vor ihm Raa auf ihn gesagt, sey falsch und nur aus leiht erflärliher böswilliger Absicht eingegeben, daß die Regierung ihr ganzes Verhalten der unwürdigen Verleumdung entgegenseße, als wahre sie niht mit der pflihtmäßigen Wachsamkeit über die Jnteressen der Krone, und der Angriff des Herrn Estevao auf sie sey daher eben so unstichhaltig als feige. Darüber nun gerieth Herr Estevao in Feuer und Flammen und, die Sache vom rein parlamentarischen Felde auf das der Persönlichkeiten und der Leidenschaft übertragend, ver= sicherte er, er sey sicherlich der leßte unter allen Mitgliedern beider Kam= mern, der je einem Ebenbürtigen die verlangte Genugthuung verwei= gert hätte. Noch mischten sich mehrere Mitglieder in diese mit Hef= tigkeit geführte Debatte, die endlich zu einem gewaltigen Tumulte in der Kammer führte, so daß der Präsident für den Augenblick die Sibung aufhob.

Am folgenden Tage, wo die Gemüther wieder einigermaßen zur Ruhe zurückgekehrt waren, wurde endlich der Antrag auf die erwähnte Adresse mit 89 gegen 4 Stimmen verworfen. Herr Costa Cabral beantragte nun im Gegentheil eine ehrfurhtsvolle Dank - Adresse an Jhre Majestäten den König und die Königin für die von ihnen aus freiem Antriebe gemachte Verzichtleistung auf einen Theil Jhrer Ein-= künfte. Gegen diesen Antrag wußten die Führer der Opposition nun wieder etwas Anderes einzuwenden. Sie behaupteten, es sey der Verfassung entgegen, daß man in einer Adresse die Königin, die wirkliche Souverginin, und den König, der nur den Titel, aber nicht gleiche Rechte mit ihr habe, auf gleiche Linie stellen wolle. Andere beantragten verschiedene Arten, wie man verfahren solle, um keinen verfassungswidrigen Vorgang einzuführenz aber endlich ging der ur= sprüngliche Antrag mit 72 gegen 21 Stimmen dur, worauf auch das ganze erste Kapitel des Budgets, die Civil - Liste betreffend, an- En

ie Derathung wendete \sich alsdann dem von dem Finanz= Ausschusse gutgeheißenen Antrage des Finanz-Ministers zu, wona künftig die Fischer von den gefangenen Fischen, die sie fri /

: gefangenen Fischen, die sie frisch zu Markte bringen, eine Abgabe von 6 yCt, des Werthes bezahlen sollen. Diese Abgabe hatte unter dem Namen Sizg { h Y

A amen Siza hon früher bestanden, war aber von Dom Pedro abgeschafft worden, Der Ertrag auch dieser Steuer soll künftig zur Deckung des Defizits verwendet werden; die Entschei= dung der Kammer is jedo noch nicht erfolgt, ' )

——._—

Percinigte Staaten von Uord-Amcrika. D, New - York, 1. Juni. Die Rede des Herrn Webster zu Baltimore und die neue Stellung, welche sich dieser Staatsmann da- durch gegeben hat, ziehen in immer höherem Grade die allgemeine

Aufmerksamkeit in der ganzen Union auf sich. i

mit einem Steine vergleichen, den h n ufe e R shleudert, und dessen Wirkung dur seinen Fall in das Wasser in immer weiteren Kreisen und Schwingungen sich bemerkbar macht, bis diese endlich selbst wieder das Ziel ihrer Ausdehnung, das Ufer, er= reiht haben. Nur insofern ist der Vergleich niht ganz passend j als bei dem angeführten Phänomen die Wirkung vorzugsweise nur auf der Oberfläche hervortritt und in dem Maße s{wächer wird, als sie

796

an Ausdehnung gewinut, während Herrn Webster's Rede, als die eigentlihsten Jnteressen und Lebensfragen der ganzen Union berührend, immer tiefer wirkt, in je weiteren Kreisen sie bekannt wird.

__ Welche Frage ist in der That für die Vereinigten Staaten wih- tiger, für ihre ganze Zukunft entscheidender, als die der Gestaltung ihrer Handels-Verhältnisse im Jnnern und mit den auswärtigen Na- tionen, und welche berührt mehr die ganze Bevölkerung aller Staaten ohne Unterschied der in der einen oder anderen vorherrschenden Partei- Ansichten? Dadurch, daß Herr Webster gerade auf diesem Felde, auf dem Gebiete der materiellen Jnteressen des Landes, im Sinne der Förderung dersclben, seine Fahne aufpflanzte, hat er einen {la- genden Beweis seines politishen Scharfblicks, der ihn die Lage der Dinge und der Personen richtig erkennen und würdigen ließ, so wie seines ausgezeihneten Tafktes als politischer Stratege gegeben. Er wußte den geeigneten Punkt auszuwählen, wo das allge= meine Beste mit seinem eigenen Interesse zusammentraf; er wußte die Saite zu berühren, deren Klänge voraussichtlich einen allgemeinen mächtigen Wiederhall finden mußten, wie sie ihn auch wirklich gefunden haben. Herr Webster i, troh seiner vielfahen Berührungen mit der Locofoco-Partei, doch im Herzen noch zu sehr den Whigs zugethan geblieben, als daß er ohne Gefahr, am Ende von beiden Parteien sih verlassen nnd in eine ganz isolirte Stellung verseßt zu sehen, aus dem einen Feldlager in das andere übergehen, das whiggistishe Banner mit dem demokratischen voll- ständig vertauschen könnte; aber andererseits is er zu kluger Staats-= mann, als daß er nicht hätte erkennen sollen, daß nun einmal die Mehrheit des Amerikanischen Volkes unbestreitbar auf Seiten der de-= mokratischen Partei si findet, und daß eine allzu s{hroffe Stellung dieser gegenüber einnehmen für ihn ein Aft der Unklugheit seyn würde, der ihm auf lange hinaus vielleicht die Aussicht, wieder zum Besiße der Macht zu gelangen, rauben würde. Die demokratische Partei aber wie die Whigs wollen gemeinschaftlich das immer größere Em- porblühen des Amerikanischen Handels, als erstes und vorzüglichstes Element der Größe und Stärke der Nationen, wenn man guch beiderseits über die Mittel zur Erreichung des angestrebten Zieles nicht einig is, und indem Herr Webster nun die (Frage wegen des Abschlusses von Handelsver- trägen mit anderen Nationen mehr im Sinne der Demokraten, welche befanntlih für liberale Grundsäße in kommerzieller Beziehung sich aussprechen, anregte, war er sicher, auch das Juteresse seiner eigent= lichen Meinungsfreunde zu erwecken, und so die beiden großen Parteien auf einem gemeinschaftlichen Terrain zu vereinigen, auf welchem er sih die Stellung im Mittelpunkt zwischen ihnen und die Massen bei=- der Seiten um sich \s{haarend erwählt hat, niht ohne feine Berech= nung, vielleicht eben dadurch sich den Weg zu dem Centralpunkte der Gewalt, der Verwaltung, mit einem Worte zur Präsidenten - Würde, zu bahnen. Ob diese Taktik chou bei der nächsten Präsidentenwahl von Erfolg seyn wird, is allerdings aus mancherlei Gründen zu bech zweifeln, indeß hat Herr Webster immerhin dadurch die Aussicht auf die Zukunft sich offen behalten, welhe Richtung und Tendenz die öffentlihe Meinung in den Vereinigten Staaten künftig auch neh= men mag.

Um den Eindruck seiner Rede zu Baltimore noch stärker und nachhaltiger zu machen, hat nun Herr Webster die darin entwidelten Jdeen noch einmal in einem öffentlichen Sendschreiben an die Kaufleute oon Boston auseinandergesebßt, und den nächsten Zweck, gehört zu werden und die allgemeine Aufmerksamkeit auf den besprochenen Gegenstand und guf seine Person zu lenken, vollkommen erreiht: nicht bloß daß seine Jdeen bei den Führern der beiden Parteien in allen ihren Nü= ancen Wiederhall gefunden haben, sie sind auch der Gegenstand der allgemeinen Erörterung in der Presse sowohl als im Publikum, und wie vorauszusehen war, finden sie besonders auch von Seiten der demokratischen Organe Anklang, indem selbst der Globe von Washington, obgleih Herrn Webster nicht als den geeigneten Mann betrahtend, um bei Unterhandlung und Abschluß von Handels - Ver= trägen mit anderen Nationen eine leitende Rolle zu übernehmen, doch der von ihm vorgeschlagenen Politik seinen Beifall giebt, Daß der Globe Herrn Webster nicht als Unterhändler dafür will, soudern ir= gend einen Mann von unbedingt demokratishen Ansichten ihm: dabei vorzöge, ist aus der Stellung des Herrn Webster als Whig, wie sehr er auch einem strengen Ausschließungs - System abhold und wie ver= \öhnlich er gesinnt seyn mag, leiht erklärlich. Die übrigen demokratischen Blätter berühren die vom Globe angeregte Personenfrage nur wenig oder gar niht, und schließen sich mehr oder minder unbedingt den Ansichten des Herrn Webster von der Nothwendigkeit von Handels-Verträgen mit den anderen Na= tionen an, und da der bedeutendste Theil des Amerikanischen Han= dels und Verkehrs mit England stattfindet, so wendet sihch erklär= liherweise die Aufmerksamkeit auch bei der vorliegenden Frage vor- züglich und zuerst England zu, mit welchem zahlreihe Stimmen um so lebhafter das Zustandekommen eines auf wahrer Gegenseitigkeit begründeten Handels = Vertrags wünschen, als dadurch auch die be= friedigende Lösung so mancher anderen Frage gegeben, erleichtert oder angebahnt würde, die jeßt noch immer die Gemüther diesseits und jenseits des Atlantischen Oceans gespannt und in einer gewissen Aengstlichkeit erhält.

Um Jhuen übrigens die Wichtigkeit und Bedeutung des Handels= Verkehrs mit England recht augenscheinlih zu machen, theile ih Jhnen folgende, dem New=York Herald entnommene statistische Uebersicht mit :

Einfuhren in die Vereinigten Staaten von England

aus im Jahre 1841,

Ad valorem.

Dollars, Früherer Zoll, «ebiger Zoll, Séeideilivägten..... 27441015... frei. 25 pCt. Rohe u. gesp. Seide 520,453 „…..- frei, 5 25 » Me ODGOLZO ive frei, - 25 Wollenwaaren... 6,057,258 .…... 20—38 pCt... 25—50 Wollengarn .…..... 1,979,099 20 30 Baumwollenwaaren 9,364,416 .…... 00—80) » .… 100—120 Quineaillerie .…..….. 3,156,075 „.««- G 30 Se O M. 29 Eisen und Stahl... 3,147,280 20, 25 Andere Artikel... 12,275,796

Gesammt-Summe 46,602,815 5

Von der vorgenannten Total - Summe würde

eingeführt auf Britischen Schiffen für... 40,855,040 Dollars

Desgleichen auf Amerikanischen Schiffen für .… 5,807,775 »

Jch habe kaum nöthig, auf den unverhältnißmäßig großen An- theil aufmerksam zu machen, welcher in dieser Handels = Bewegung der Englischen Schifffahrt gegenüber der Amerikanischen zukommt. Die Amerikanische is nicht in gleichem Vortheile bei den

Ausfuhren Amerikanisher Produkte nach England im Jahre 1841. Dollars. Alter Zoll. Neuer Zoll, Baumwolle... 35,634,005 7 pCt, 7 pCt, Mehl... 41,003,465 (Aenderung in den Korngeseben.) Taback in Blättern. 5,114,836 etwa 1000 pCt, 1000 pCt. Fabrizirter Tabak... 220,500 etwa 1200 » 1200 » Weizen... 129,309 (Aenderung in den Korngesehen.)

381,627 75 pCt. 482,370 36 bis 150 pCt. 200 ¿5 VEt. 33 ÞpCt. E 16,100 410 È 10 N Butter …….......... 456,000 70 0 5 Schinken 2,600 100 50 Schweinefleish 40,100 60 33

S 20,000 20 8 Se erer, 64,000 80 50 E E E 30 Andere Artifel..... 2642800

Gesammtsumme 16,165,735 Dollars.

Von der vorstehenden Gesammt-Summe wurde ausgeführt auf Amerikanischen Schiffen für ... 32,473,499 Dollars. Desgleichen auf Britischen für 4: 13,092 256 » Aus dieser übersichtlihen Zusammenstellung ergiebt sich vorerst, welch großen Antheil die Englishe Schifffahrt auh an der Ameri- kanishen Ausfuhr nimmt, ferner aber, daß der gegenseitige Handels Verkehr zwischen England und Amerika von etner außerordentlichen Ausdehnung und Wichtigkeit ist; daß, während England seinen Tarif ermäßigt hat, der Amerikanische vielmehr erhöht wurde, und also dieser wieder herabgeseßt werden muß, wenn niht England Gleiches mit Gleichem vergeltend, gleichfalls die Amerikanischen Produkte bei sih wieder höher besteuern soll. Es erklärt sich aber, wie schon aus diesem Grunde zahlreihe Stimmen von vornherein in Amerika und in England einem Handels-Vertrage gewonnen wären, welcher alle diese Fragen auf eine befriedigende und beiden Theilen vortheilhafte Weise regelte.

p} d 30 pCt. Schiffsvorräthe 6 bis 75 pCt,

Wallfischöl

D

Inland. Breslau, 23. Juni. Am 21sten d. M. früh 9 Uhr is Se. Königl. Hoheit der Prinz von Preußen, von Berlin kommend, in Muskau eingetroffen und daselbst im fürstlihen Schlosse abgestiegen.

Berlin - Frankfurter Eisenbahn. In der Woche vom 18ten bis 24. Juni 1843 sind auf der Berlin-

Frankfurter Eisenbahn 5793 Personen besördert worden.

Meteorologische Beobachtungen.

18413 | Morgeus Nachmittags | Abends |

Nach einmaliger 25. Juni. G Ubr. | 2 Ube | 10 Ukr Beobachtung. Lusidruck .…,. 333,8 U Par: | 333,71 ' Par. 133264 Par.| Quellwärme 7,9° R, Luflwärme ..- + 9 R-|-+ 196 R. -+ 10,9° R, Flusswärme 153,5° R. Thaupunkt „., [F 8,5’ R- | + 5,9 R. E 10,0° R.) Bodeuwärme 15,2. R. Dunstsätüigung | 93 pet. | 55 pt. | 93 pCt. | Ausdünstung 0,011 Rb. Wetter | halbbeiter. | Regen | Niederschlag Ö,086 Rh, | NNW. | NNW. | Wärmewecbsel-+14,2° I GNNW| - | 100° L

R. F SLR.,

Wolkenzug » « - | Tagesmittel: 333,39 Par... C pee N, B erliner Bor se Den 26. Juni 1943.

Pr. Cour. Brief, | Geld. | | | Brl. Pots. Eisenb, 1:39! 138! St. Schbuld-Sch. (34 10357 103ck(,!do. do. Prior. Obl. 4 103% | 103° Preuss. Englische | Magd. Lpz. Eisenb,|— dias Obligat. U. [4 1031; aps E on I04 Präm. Sch. der Brl. Anb. Eisenb.—| 138 137 Secbandlung. |—| 93: do, do. Prior. Obl. - 103% Si Kur- u. Neumärk. | Düss. Elb, Eiscnb. 78! ¡ Schuldverschr, B74 102 do. do. Prior. Obl, Berliner Stadt- | Rhein. Eisenb, Obligationen. 36 1037| do. do. Prior, Obl. Danz. do. in Th.— 48 Berl. Frankf, Eis.| Westpr. Psaudbe. 35 102% O2 L do, do, Prior, Obl, Grossb. Pos. do. 4 | 106% 106” Ob,-Schles. Eish. do. do. |32| 1027| ([Brl.-Stet.B. Lt.A. Ostpr. Pfaudber, 35 103% Ido. do. do. Lt.B.|— Pomm. do, 35 | 1025 do. do. abgest. Kur- u. Neum, do, 3Z| 103 | A

c | Friedrichsd'or. e v - 31 L L Schblesische do, 3a 1027 | 101% Kad Can Jo Tb |—

Pr. Cour.

Aclien. : Brief. | Geld, | Gem.

Fonds. \ä|

Disconto.

Auswärtige Börsen.

Amsterdam, 22. Juni. Niederl. wirkl. Sch. 535. 5% do. 100. Kauz-Bill. —. 5% Span, I 3% do. 26. Pass. —. Ausg. —. Zinsl, —, Preuss. Präm. Sch. —. Pol. —. Oesterr. 1085. 4% Russ. Hope S8,

Ant werpen, 21. Juni. Zins], 5k. Neue Anl, Ls:

Hamburg, 24. Juni. Bank-Actien 1665. Eugl. Russ. 111.

Paris, 21. Juni. 5% Rente fin cour. 120. 50. 3% Rente fin eour. 79, 20. 5% Neap]. au compt. 106. 15. 5% Span. Rente 26. Pass. 43.

Wien, 21. Joni, 970 Met. L105 4% 1002 8% 77. Bank- Actien 1645. Anl. de 1834 14253. de 1839 1117.

Königliche Schauspicle.

Dienstag, 27. Juni. Jm Schauspielhause: Der Heiraths=An- trag auf Helgoland, lebendes Bild in 2 Abth., vou L. Schneider. Hierauf: Deklamatorish=musikalishe Akademie. 1) Miniatur - Vorle- sung über die jeßige epidemishe Verbreitung von Wiß und Humor gelesen von Herrn M. G. Saphir. 2) Gedicht von M. G, Saphir, deklamirt von Mad. Crelinger. 3) Zwei Lieder von Taubert, gesun- gen von Dlle. Marx. a. „Hailuli“, Kaukasisches Volkslied. b, „Vor meiner Liebsten Fenster“. 4) Das Solo = Lustspiel in 3 Akten, von M. G, Saphir. Personen: Dlle. Stich. 5) Humoristishe Vorlesung von M. G. Saphir. ;

Zu dieser Vorstellung sind die freien Entreen ohne Ausnahme nicht gültig.

Mittwoch, 28. Juni. Jm Opernhause: Faust, große Oper in 3 Abth., mit Tanz. Musik von L. Spohr. (Neu einstudirt.)

Im Schauspielhause: 1) Le rivaux d’eux mêmes., 2) La demoiselle majeure. 3) Moiroud et Compagnie.

Donnerstag, 29. Juni. Jm Schauspielhause: Minna von Barnhelm, Lustspiel in 5 Abth., von G. E. Lessing. (Neu einstudirt.)

Königsstädtisches Theater.

Vom 1, Juli bis inklusive den 31, August bleibt das Theater geschlossen.

Dienstag, 27. Juni. Nacht und Morgen. Drama in 5 Akten, von Charlotte Birh-Pfeiffer. (Herr Kläger : Lord Lilburne, als Gast.)

Mittwoch, 28. Junt. Die verhängnißvolle Omelette. Vorher : Er weiß Alles, oder: Der Alkade von Molorido. (Herr und Mad. Beifmann werden vor dem Eintritt der zweimonatlichen Ferienzeit hierin zum vorleßtenmale auftreten.)

Verantwortlicher Redacteur Dr. J. W, Zinkeisen.

Gedruckt in der Decker schen Geheimen Ober - Hofbuchdrukerci, Beilage

Grossbritanien und Irland.

London, 20. Juni. Eine Anzahl von Jrländischen Pairs und Parlaments-Mitgliedern hat am 17ten bei dem Grafen von Wilow einen Protest gegen die Repeal unterzeichnet und sih verpflichtet, im Verein mit der Regierung für Aufrechthaltung der Ruhe zu sorgen, O'Connell hat zuleßt in Clare eine Repeal-Versammlung gehalten, in der er unter Anderem erklärte, aus guter Quelle zu wissen, daß Peel's Partei im Kabinette die Oberhand behalten habe, und daß man verz | suchen werde, die Repealer durch anscheinend versöhnliche Maßnahmen zu beshwichtigen. :

Nach dem Morning Herald hat das Truppen-Corps des Ge- nerals Napier in Heiderabad beinahe 3 Millionen Pfd. an Geld und Kostbarkeiten erbeutet, und der Belauf der Prisengelder, der auf des Generals Antheil fällt, wird gegen 200,000 Pfd. betragen, o

General Graf Cathcart, der älteste Geueral des Heeres, is 1m Alter von 88 Jahren in Schottland gestorben. Er hat sich haupt= sächlih als Befehlshaber der Expedition nah Kopenhagen und als Britischer Gesandter im Hauptquartier der gegen rankreich verbün- deten Mächte bekannt gemacht.

—É r

Q: ft Cb el: M,

Preßburg, 12. Juni. (A. Z.) Ju den Cirkular-Sibungen, welche nach den Pfingstfeiertagen abgehalten wurden, blieb die Sprach= frage in fortgesezter Verhandlung. Von allen Seiten wurde die An sicht geltend gemacht, daß energishe Schritte geschehen müßten, um der Magyarischen Sprache, Schrift und Rede unbedingte Suprematie im Lande zu sichern, Zu diesem Behufe sey sie nicht blos in allen Zweigen der Administration, sondern ganz vorzüglich als Hauptlehrgegenstand in den öffentlichen Unterrichts-Anstalten einzuführen. Auch auf die mt Magyarischen Volksmassen soll durch häufige Anstellung von Sprach= lehrern, durch Prämien und dergleichen Mittel eingewirkt werden.

Bi E E A A L G A E A

797

Jn Betreff Croatiens, Slavoniens und des Dalmatinischen Küsten= striches wurde ein Antrag des Herrn von Szentkirälyi , Abgeordneter des Pesther Komitats, mit erheblicher Stimmenmehrheit angenommen. Kraft desselben sollen die genannten Provinzen künftighin gehalten segn: 1) sich in der Korrespondenz, wie auch im mündlichen reichs- täglichen Verkehre der Magyarischen Sprache zu bedienen: 2) es solle Niemand, der nicht dieser Sprache mächtig is, innerhalb ihrer Gränzen mit einer Königl. Stelle betraut werden; 3) sie solle an allen dortigen Unterrichts - Anstalten höheren Ranges gelehrt werden. Gegen die bedeutend fühlbare Strenge des zweiten Punktes erhob sich eine ziemlich zahlreihe Opposition. Herr von Perczel, Abgeordneter von Tolna, trat für das Prinzip der politischen Mäßigung in die Schranken, doch ohne Erfolg.

Inland.

Breslau, 23. Juni. (Schles. Z.) Die hiesige Universität, welche von Michaelis v. J. bis Ostern d. J. 670 Studirende be= suchten, von denen 113 abgingen, und wogegen zu Ostern d. J. 90 zutraten, wird im laufenden Sommer= Semester von 053 immatri- fulirten Studirenden besucht. Von diesen gehören der kfathyolisch theologischen Fakultät 186 (darunter 7 Ausländer), der evangelisch- theologischen Fakultät 101, der juristishen 107, der medizinischen 110 (2 Ausländer) und der philosophischen 143 (2 Ausländer) an. Außer denselben besuchen die Universität, als zum Hören der Vorlesungen berechtigt 2, deren Jmmatriculation noch in sn1spenso is, 46 Eleven der medizinisch-chirurgis{chen Lehranstalt und 10 Pharmaceuten, Ocko- nomen, Bergbaubeflissene 2c., wonach überhaupt 710 an deu Vor- lesungen theilnehmen. Diese werden gehalten von 39 ordentlichen und 10 außerordentlichen Professoren, 24 Privatdocenten und 410 Lectoren und Lehrern für den Sprach= und Kunst- Unterricht.

Uebersicht der Wollgeschäfte während der hiesigen Märkte von 18722 bis incl. 1842.

(Vergl. den Artikel Berlin in Nr. 175. der Staats-Zeitung.)

+

On aeab ra ever Or betrefsend die Wollgeschäfte während der hiesigen Märkte vom Jahre 4822 bis incl. S42,

Die während eines jeden Marktes dafür bezahlten Preise

o Cen er.

Mittele. Ordinaire.

Anno. Zufuhren.

Verkäufe. Bestände.

Extrafeine, | Feinc.

[Gut ordinaire.

Fein mittele.

1822 | circa 25000L/| circa 21400chL/| circa 3600L/1180—200 Alf 125

1823 » ‘28000 » »; 29200 » ,- 9800-» 1130—150: » 190/1207 9 60 80 »

1751 HUU 70 100 Ah 50 706

25 Jh.

| 1 |

10 —60 70

1824 28000 » » 423000 » 5000 » 1150—175 » |L10 -—140 » 759 —109 » 45

1825 » 28000 23090 » 5000 » 1165—200 195 1826 13000 7 20000: » 23000 » 1827 37000 » » 30090 » 7000 1828 » 40000 » » 37000 » 2 SSNOD 1829 300900 » i DNOOO: » 2500 » 1830 28400 5 » 29400 » » 3000 1831 22000 » 19000 » ) 3000 »

100—130 » | 80 115-450

pg

e) 1

954410 » | 70°

1832 v QO00O: 5) 100 » » 1000 » 1110—125 ck» 85 40190 140 - [30440 » [105 -

1833 » Z1IO00 » 20000 » 1000 1834 SSO00 5 81000, ; 1000 1835 » 40000 _ GOO000 » » 4090 1154125», [L000 1836 » 48000 » 1 O00 S) 1UDOO 115—420 5: (109 1837 ». 65000 v DOUUO ; 9000 », 1 85 90: 5 79 1838 TO0000 » ¡ADOOO » L OOOO 100110 1839 » T2000 | T0000 15000 „1 974105 85 1840 | DOO00D 4 DOUOOO S000 HO5—— 15 1841 S: BOO0O0: | GOOUO y 15000 5; 1115 L125 90 1842 D000 4 60000) , y 15000, HOO==4115. 5 75

Bemerkung. Jun den Jahren 1836 und 1842 war es

SO—100» | O02 10 2: DÉS

90 —100 [706 SBOn 92 | 17709 140430 » 4-85 O 525— 60 TOO L400 5 (26 O

—110 96 100: O0 C S853 14/00 70

| 90 —108 5

100 ; 0 80 85 953 0 G0

160: ;:» 95 420 | 60 —95 40 O

90 » 00 10) 425—060

75 7+ 70

Ns «I n Gu I G

tr

«1 m 1 ei e ) - | 025 605 » 575— 09 7 ck | 2 i 013 = 40 65 —60/s e mz

E 80 »» 67% —T25

90 —100 80-90 | 922 95 85 —YZE |.92 96 » 82295

I A S

Wi wit 1

- 90

L075)». f ‘1D

90 09 00

nicht möglich, vor Abslattung der Berichte über die Wollmärkte so genau als in den übrigen

Jahren das Verkaufs- Quantum und die Bestände zu ermitteln, daher können zwischen diesen und den gegenwärtigen Nachweisungen

einige kleine Differenzen stattfinden; ferner sind seit dem Nubrik von mitteler Wolle ausgefuhrt worden,

Jahre 1837 bis incl. 1842 die Preíse der gut ordinairen Wolle unter der

ITRE S TTE I F M I I P T LIG E POT A T: T S 00 C00 E SU A f T I T D 3 D T js 007 rae PTA

Wissenschaft, Üunst und Literatur.

Die Griechischen Papyrus-Urkunden auf der König- lichen Bibliothef zu Berlin.

Forschungen auf dem Gebiete des Alterthums, von Dr. 2B. Adolph Schmidt, Privat-Dozent an der Uni versität zu Berlin. Erster Theil: Die Griechischen Pa- vyrus = Urkunden der Königlichen Bibliothek zu Berlin. Mit 2 Faksimiles und einem topographischen Plan. Berlin bei G. Fincke. 1842. :

Wenn gleich die Griechische Papyrus-Literatur Aegyptens bisher keine klassischen Erzeugnisse zu Tage förderte, wie man ste ansaugs gcho}t und erzielt hatie, so ward doch dadurch cine Quelle eröffnet, welche uns miiten in das rege Leben und Treiben der Aegvptischen Vorzeit zurückversebt, mit ten in die Verhältnisse und Ereignisse des alltäglichen Verkehrs, die in die- sem wunderbaren Lande mit nicht minderer Genauigkeit und Peinlichkeit be- handelt wurden, wie die wichtigsten Angelegenheiten der öffentlichen Ver- waltung, Die Akademieen Europa's stellten es sich zur Aufgabe, die Pu blication des schriftlichen Nachlasses der Aegypter, der in 1mmer groperer Fülle herüberdrang, so weit er in verständlicher Sprache und Schrift abge faßt war, auf das eifrigste zu fördern. Wien und Turin gingen mit ihrem Beispiele voranz die dortigen Papyre sind durch Petrettini und Pev- ron schon vor funfzchn Jahren vollständig cdirt worden. Die Herausgabe der Levdener Urkunden, von denen Reuvens im Jahre 1830 eine über- sihtilihe Kunde gab, . ist seit 1840 unter Leemans, die der Lon doner Urkunden seit 1839 unter Forshall in vollem Gange, Die Bekanntmachung der zahlreichen Pariser Papyre durch Letronne steht in der allernächsten Zukunft zu erwarten. Die Griechischen Urkunden des Aegyptischen Museums zu Berlin sind von Letronne in dem Passalacqua- schen Katalog, die Griechischen Beischriften Aegvptischer Papvrusrollen des- sclben Museums theils von Buttmann, theils von Drovsen entziffert worden, Dagegen blieben bisher die Urkunden der hiesigen Königlichen Bi- bliothek unberührt, wiewohl sie gerade die bedeutendsten sind, welche Berlin besigtz ihrer Entzifferung und Erläuterung is die vorliegende, von der Kü- niglichen Akademie der Wissenschaften unterstüßte Arbeit gewidmet, und da- mit sind zugleich die nur spärlichen Quellen Berlins überhaupt erschöpft,

Die Griechischen Papyre der Königlichen Bibliothek bestehen in zwei

| die Stipulationen eines nicht mehr vorhandenen Holzlieferungs - Kontraîtes

bedingte Terminal- oder Natenzahlung. Ein wesentlicher Gewinn für die Kunde des alten Aegyvtens erwächst zunächst daraus, daß beide Justrumente „in dem Flecken This im Thini- tischen Nomos““ vollzogen sind, einer Oertlichkeit, über die, ungeachtet ibrer Berühmtheit, zugleich in sprachlicher, geographischer und historischer Hinsicht eine Menge von Bedenken und Jrrthümern obwalieten. Bis her nämlich wurde die Form This, die in der gesammten alten Literatur nux Einmal vorkommt, und für die man hier Thinis substituiren zu dür- fen glaubte, vielfach bezweifelt; ferner war man bisher über die Lokalität des Ortes \o schr im Dunkeln, daß man sich alles Urtheils darüber ent hielt, oder so schr im Schwanken, daß man ihn bald mit Abodos oder gar mit Ptolemaïs identifizirte, bald wieder bei Girgeh oder bei Birbeh und anderwärts suchtez unde endlich herrschte in Betreff} der Geschichte dieser merlwürdigen Stadt, der ältesten Mciropole von ganz Aegvpten, der Haupt- stadt des Urreiches, der Residenz der Urkfönige oder der beiden Thinitischen Donasticen, bis jet die Ansicht vor, daß dieselbe in Folge des Aufschwun- ges anderer Städte schon zur Zeit der Pharaonen selbst, viele Jahrhun- derte vor Christi untergegangen sev. Unter diesen Umständen gewähren nun jene Urkunden in der That willkommene Resultate: die Form This | wird urkundlich beglaubigt; ferner ergiebt sich, da der Ort an einem „zwei | Schönen langen fogenaunten blauen Gehölze“ gelegen erscheint, auf dem | Wege einer naheliegenden Combination mit großer Wahrscheinlichkeit,

daß ein Theil der umfangreichen Ruinen, die man seither ausschließlich | auf Abvydos bezog, nämlih das Territorium zunächst bei der Rer- | einigung des Zarzura - Kanals mit dem Abu-Ahmar, also die Gegend um

Sagehu El - Kherbeh für das alte This vindizirt werden dürfte; und end- | lich tritt uns vlöulich, allen bisherigen Hoypothesen zum Trot, noch im sie- | benten Jahrhundert nah Christi der längst verschwunden gewähnte Ort aus | dem Dunkel von Jahrtausenden entgegen. Welch eine Kette von Folge- rungen sich hieran anknüpft, wie viele alte Ansichten dadurch aufgehoben, wie viele neue dadurch bedingt werden, läßt schon ein flüchtiger Blicf in die Geschichte und die Geographie des Landes ahnen. Je anzichender und wich- tiger daher diese Ergebnisse dem Aegvptologen erscheinen dürfen, um so nothwen- diger war zur näheren Begründung cine genaue Prüfung der einzelnen Momente, wobei, wie hon aus dem Angeführten erhellt, es unerläßlich blicb, die Untersuchung auch guf Abydos auszudehnen. So entstand die Abhandlung „This und Abydos, sprachlih, geographisch und historisch erläutert““,

vollständigen Urkunden aus dem Anfange des 7ten Jahrhunderts unserer | wozu der beigefügte Plan gehört. Jm Verlaufe derselben sucht der Verf,

Zeitrechnung, von je 35 und 31 Zeilen, nebst einem beiliegenden Fragment, Die Entzifferung is bei der einen Urkunde durch zahlreiche Längen- und Querrisse, bei der anderen durch ungewöhnliche Abnußzung und Erbleichung äußerst erschwvertz indessen is es dem Herausgeber durch Ausdaner gelun- gen, bis auf wenige Buchstabên den Jnhalt zu enträthseln, und zwar meist mit überzeugender Gewißheit. Dokumente, und als solche an sich von geringem Jutcresse. Die eine, vom 10, Januar 607, ist ein Mieths-Kontrakt, jedoch nicht dinglicher Art, son-

dern Personen - Vermiethung betressend, indem ein gewisser Diosforos sich als Fabrik-Arbeiter bei cinem Purpurhändler Pachomios in Lohn und Kost giebt; die Papyrus-Literatur wird dadurch um eine neue Gattung vermehrt, Die andere, vom 18. November 613, ist dem Grundgedanken nach eine

Freilich sind beide Urkunden nur Privat-

zu beweisen, daß This eine J si sstadt war und im Aegoptischen einen doppelten Namen führte: This und Thinisz Aboydos wird etomologisch durch O - oder Elephantenstadt erllärt und als eine A pi sstadt nach- gewiesen. Eine besondere Beachtung dürfte, zumal bei den in Aussicht stte- henden Ermitteluægen des Professors Lepsius an Ort und Stelle, die Com- bination verdienen, wodur der Verf. die Lage von This zu bestimmen sucht, und welche vornämlich auf der Jdentifizirung des in den Urkunden genannten blauen Gehölzes mit dem von Strabon erwähnten Apollohaine bei Abodos beruht z diese Identität, an der sich schon wegen der Seltenheit der Waldungen in Aegypten gar nicht zweifeln läßt, folgert der Verf. ins- besondere noch, einmal aus der Uebereinstimmung der Dimensionen beider Gehölze, und andererseits aus der Uebereinstimmung ihrer Namen, insofern „Apollon““ eine Ueberseßzung von „Osiris““ sey, Osir aber gleichwie das

E a {nitt der Abhandlung is bestimmt, den uralten Königlichen Glanz von This, seine spätere Verdunkelung durch Abydos und seinen allmäligen Ver- fall nachzuweisen. j j S

Wie dergestalt die Ortsangabe der Urkunden dazu dient, sprachliche, geographische und historische Zweifel oder Jrrthümer zu beseitigen, so giebt auch das bloße Auftreten eines Purpurhändlers hinreichenden Grund, die bisherigen Annahmen über die merkantile und rechtliche Entwickelung diejes Jndustriezweiges zu paralysiren. Namentlich war es geltende Meinung, daß die Purpur-Färbereien der alten Zeit sämmtlich an den Küsten der Meere \ich befanden, und nuu erscheint mit einemmale cine Purpur- Fabrik zu This in Ober-Acgvpten, mitten im Binneulande. Ebenso galt es sür ausgemacht, daß es mindestens seit dem vierten Jahrhundert nach Christi keinen geseßlichen Purpurhandel mehr gegeben, und daß vielmehr sciidem alle Purpur-Färberei nur ein Regal, ein Kaiserliches Privilegium gewesen sevz und doch tritt nun plöylich nocch im siebenten Jahrhundert em Purpurhändler auf, offenbar ein Privatmann und offenbar zum Handel gescßzlich autorisirl. Die Lösung dieser Widersprüche bedingte die zweite Abhandlung „die Purpurfärberei und der Purpurhandel im Alterthume.““

Es wird hier nachgewiesen, daß die Ucberlieferungen, worauf sich die herr chenden Ansichten stüßen, namentlich die betreffenden Geseze im Codex Theod. und im Codex Justin, bisher nur falsch interpretirt worden sind, während sie in der That mit den Urkunden in vollkommener Uebercinstim- mung stehen. Es zeigt sich, daß die angeblich radikalen Purpur-Verbote, wie besonders die berühmte Lex 1 Cod. Just. quae res veuire (4,40), nur vartielle waren oder nur bestimmte Purvpur-Sorten betrafen, und daß an den früheren Jrrthümern vornehmlich die falschen Vorstellungen Schuld sind, welche man von Seiten der Juristen sowohl wie der Philo- logen mit den technischen Kunst-Ausdrücken purpura, blatta, oxy- blatta, hyacinthina, Tyria, amethystina, ¡anthina, sagecr murex, conchylinm 1. \. w. verband. Um diese Begriffe festzustellen, cuwifelt der Verf. zunächst das ganze Svstem der Purpurfarben nach threr BVerschiccenbeit, ihrem Charakter und ihrer Erzeugung, und veranschaulicht dasseibe durch eine besondere Farbentafel. Den Hauptgegensab bildeten die charlachrot)e Buccinfarbe und die eigentlichen Purpurfarben, von denen 12 Schattirungen nachgewiesen werden: 41) shwarz, 2) roth, 3) blutroth (Tyria, oxyblatta), 4) violett (fanthina, amethystina, hyacinthina), S1 blaulilla (Heliotropfarbe), 6) blauroth (Malvenfarbe), 7) gelb (Herbstvio- lenfarbe), 8) Torianthin, 9) Tyrischer Heliotroppurpur, 10) Tor. Malven- purpur, 11) Tyr. Herbstoiolenpurpur, 12) Tyr. Coccinpurpur (Hvsgin, Dovypelroth). Hiervon machten 1—4 und 8—12 die Purpurfarben im engercn Sinne oder die dunklen aus, 5—7 aber die hellen oder die soge- nannten Conchvlienfarben; 3 und 4 bildeten den Blattapurpur. :

Nach den auf diesem Wege gewonnenen neuen Kriterien unterwirft nun der Verf., nachdem er auch von den zu färbenden Stoffen, den Eigen- schaften des Purpurfastes, dem Purpurluxus und dem Pu purgeschäst ge- svrochen, die gesammte Purpur-Gescßgebung vom Beginn des Kaiserreictes bis auf Leo's Verordnung zu Endr des en Jahrhundeits (Const. 80) einer fortlaufenden Kritik, welche die meisten Geseße in einem ganz anderen Lichte erscheinen läßt. Das Resultat, wie es sich aus den Gesezen vom Jahre 383 bis 436 herausstelli, is dies: 1) Ganz verboten waren die beiden Hauptsorien Oxyblatta oder Tyria und Uyacinthina oder Janthina, die als reine Purpurstofse pur pura im engeren Sinne oder blatta bießen, als Kaiserliches Attribut aber sacer murex, 2) Nicht verboten, sondern nux in der Anwendung beschränkt waren die übrigen

Quittung, allein ebenfalls von eigenthümlicher und neuer Artz ein gewisser Kallinikos stellt nämlich jenem Purpurhändler dieselbe aus über eine, durch

Arabische Az ur oder Asr so viel wie „blau“ bedeute, Der leßte Ab-

Sorten, namentlich die beliebten Conchylienfarben, conchylia, welche durch gemischten oder verdünnten Purpursast erzeugt wurden. 3) D em- nach gab cs nothwendig Privat- Purpur-Färbereien und Handlungen, denen die Färbung und der Verkauf mindestens des Conchvlienpurpurs ge- stattet blieb. So lagen die Verhältnisse im fünften Jahrhundert; so be standen sie im sechsten fort, da Justinian jene Gescße durch Aufnahme in seine Sammlung sanctionirte; daß aber auch zu Anfang des siebenten der Purvurhandel noch erlaubt war, das beweisen jene Urkunden, Das Berbot der genaunten beiden Purpurfarben im engeren Sinne war damals sicher noch in Kraft, da augenscheinlich erst Leo V1. es bedingungsweise wieder aufhob; vie Purpursorten, welche Pachymtos zu färben und zu ver- kaufen befugt war, müssen also wesentlich Conchvlienstoffe gewesen sevn. In cinem besonderen Abschnitt über die Lage der Purpur-Manufakturen widerlegt der Verf. die Behauptung, daß dieselben nothwendig sich nur an den Küsten hätten befinden können, nicht blos durch das positive (Ge- genzeigniß der Berliner Papyre, sondern auch aus der Natur und Be- handlung der Purpurschnecen, und zumal mit Nücksicht auf das spätere, mindestens scit dem sechsten Jahrhundert übliche Verfahren, wonach nicht mebr frisch gefärbt, sondern die Scnecken erst sechs Monate nach ihrer

Tödtung gebraucht wurden, inzwischen also nach allen Nichtungen hin, und so gut in die Binnen- wie in die Küstenlauder, versandt werden kounten.

Einen dritten Anknüpfungspunkt gab der auf dem zweiten Pavpyrus mehrfach vorkommende Ausdruck zovony, welcher ein bisher unbefanntes Acgvoptisches Getraidemaß bezeichnet. Die Untersuchung über dessen Werth veranlaßte die Abhandlung über „das System der Acgvptischen Körpermaße““, Der Verf. hat darin versucht, eines der räthselhastesten Gebiete der Metro- logie aufzuklären, Zwei Wahrnehmungen bilden gleichsam den Faden der Forschung: 1) daß in den Grund - Anschauungen der Aegvptischen Specu- lation die Vier zahl als beilig und herrschend erscheint, und 2) daß der Name des größten der Aegvptischen Körpermaße, Artabe, Ertop, in der Landessprache cinen Kubikfuß bezeichnet, Nachdem der Verfasser die vier Haupt -Längenmaße: 1) Mahe (Elle); 2) Eret“ (Fuß) und Erto (der kleine Fuß, die Spithame). 3) Scho p (Handbreite, Balm). 4) Teb (Finger) = kurz besprochen, stellt er 4 Maße des Trodcknen auf: 1) Ertop (Artabe )=72 Sext. im älteren Systeme, = 535 im jüngeren, 2) In (das große Jn)= 5 Ertop. 3) Kuphe (das heilige Jn)=4 Ertop. 4) Oipyhi = 45 Ertop. Eben so 4 Maße dcs Flüssigen: 1) Gapagi (= Oiphi) = 55 Ertop, 2) Kvphi oder Jn = 7 Ertop. 3) Mna = 5 Ertoy. 4) Thibi = „¡zs Ertop. Merkwürdig is die symbolische Bedeutung dieser Körpermaße, vornehmlich aber der des Trocknen, deren Namen den Fuß, die große Zehe, den Knöchel oder die Ferse, und den Lauf oder die Läufe bezeichnen. Gelegentlich erhalten auch die drei Hebräi=- {hen Körpermaße, deren Wortbedeutung bisher dunkel blieb, weil die Na- men im Hebräischen keine Wurzel haben, ihre etymologische Erklärung aus dem Aegvptischen, nämlih Bath-Epha= Fußkubus, Sat o n= Doppel- Maß und Kab = Brust.

Von juristischem Juteresse sind die vormundschaftlichen Verhältnisse, welche in dem ersten Papvyrus zum Vorschein kommen; sie veranlaßten die vierte Abhandlung : „Beiträge der Papyrus - Literatur zur Geschichte der Tutel ‘“, in welcher zunächst die Vormundschaft der Tibellas, der Mutter des sich vermiethenden Dioskoros, und die Prokura des Juden Isak, der an Beider Statt die Unterschrift vollzieht, besprochen werden, woran sich eine geschichtliche Entwickelung der Rechts-Verhältnisse der Juden unter der Römer - Herrschaft anknüpft, Hierauf werden auch die vormundschaftlichen Beziehungen anderer Papyrus - Urkunden, des Casatischen Papyrus , des Anastasischen und des Edmonstoneschen erörtert und in den rechtsgeschicht- lichen Zusammenhang gebracht.

Der besondere Kommentar beschäftigt sich mit der Struktur und den Einzelheiten der beiden Urkunden. Es sind die ersten uner den bisher edirten, welche mit einer christlichen Schußformel beginnen, und zu- gleich auch die ersten, die nicht nah Konsulatsjahren, sondern ansschliefß - lich nach den Regierungsjahren des Kaisers datiren, Durch Pay. 1. werden die bisherigen Zweifel über den Vornamen des Phokas gelöst, der hier ausdrüflich Flavius heißt. Beachtenswerth ist die Vergleichung der Lage der Frohn - und Fabrik - Arbeiter in Aegvpten, in der ältesten, der mittleren und der neuesten Zeit, woraus erhellt, daß die geringfügige Löh- nung von 49 Artaben Getreide, welche Dioskoros für zwei Dienstjahre empfangen soll, der Natur und den Sitten des Landes angemëèssen war. Auch verdient die Erforschung der Gründe Erwähnung, weshalb so viele Aegopter, zum Befremden der heutigen Gelehrten, nux nah dem Mutter» namen benannt erscheinenz so wie ferner die Untersuchung Ge E endl dungen des alten Acgvptens , und die Erörterung des Auserns Beit s als Bezeichnung der trocknen Jahreszeit im Gegensaß zu F

Uebershwemmung, i