1843 / 178 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

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Theil der Einwohner cin zu großes Uebergewicht über die Ss eingeräumt wird. Lebtere, wenn au der Zahl nah geringer, hal en zu dei Gemeinde-Bedürfnissen einen verhältnißmäßig größeren Bei- trag zu leisten als erstere, und es scheine demnach billig, eine andere Eintheilung der Klassen, nah Analogie des §. 30 des ständischen Entwurfs zu bestimmen. An der anderen Seite dürfte eine Ungerech- tigkeit darin liegen, wenn man, nachdem einmal ein Census als Be= dingung der Wahlfähigkeit bestimmt worden, das Wahlrecht unter den Wählern nah cinem durch ihr Vermögen bedingten Modus vertheilen und hierdurch die Repräsentation ihres Vermögens machen wollte. Es würde dann der Fall eintreten, daß wenige hochbesteuerte Reiche eben so viel Gemeinderäthe zu wählen hätten als hundert Audere, die den leßten Stufen der Wahlfähigkeit angehören ; ja, das bei Begutachtung des §. 43 verworfene Prinzip der gebornen Gemeinde- räthe würde faktisch wiederhergestellt werden, indem z. B. da, wo sechs Gemeinderäthe zu wählen wären und zwei Eingesessene den dritten Theil der Steuern zahlten, diese zwei Eingesessenen die Be fugniß hätten, sih selbst zu wählen, und demnach, insofern es ihnen beliebte, per se zum Gemeinderathe gehören würden. Hierdurch würde aber, statt des Gemeinsinns, den die neue Kommu nal-Ordnung hervorrufen und beleben soll, Jsolirung, \hrofffe Unter cheidung der Klassen entstehen, abgesehen davon, daß in denjenigen Gemeinden, deren Bedürfnisse ganz oder zum Theil aus dem Kom munagl - Vermögen bestritten werden, eine nah den Verhältnissen der Eingesessenen gebildete Repräsentation feine billige Grundlage haben würde. Gegen das Uebergewicht der wenig bemittelten Einwohner biete die von dem Entwurf angeordnete Eintheilung der Wähler einen hinreichenden Schuß, iudem sie zugleich jeder Klasse gleiches Recht und gleihe Zahl verleihe, Nachdem die Frage gehörig erörtert worden, bringt der Herr Landtags-Marschall den §. 49, wie ihn der Ausschuß vorgeschlagen habe, zur Abstimmung, und wird derselbe mit 44 gegen 29 Stimmen angenommen,

Die §8. 50, 51 und 52 werden genehmigt.

Zu §. 53 bemerkt ein Abg. der Landgemeinden : Es scheine ilm nicht zweckmäßig, wenn drei Kandidaten in die engere Wahl gebracht würden; es genüge, wenn zwischen zweien gewählt würde. Ein Abg. aus dem Ritterstande wünscht, daß, wenn sich keine absolute Stimmen-Mehrheit bei der engeren Wahl ergebe, die relative Stim men -= Mehrheit maßgebend seyn möchte. Ein Abg. der Städte: Bei Gleichheit der Stimmen möge das Loos entscheiden; welchem von einem Abg. der Städte widersprochen wird, weil die Entschei dung durh das Loos eine Beschränkung der Wahl=Freiheit wäre. Nach zweimaligen Versuchen wurde der §. mit den Amendements eines Abg. der Landgemeinden angenommen.

Die §§. 54 und 55 werden angenommen.

Zu §. 56 trägt ein Abg. der Landgemeinden darauf an, die Worte „nach den örtlichen Verhältnissen“ zu streichen, was angenom men wird.

Zu §. 57 wünscht ein Abgeordneter der Städte, um Parteiun gen zu vermeiden, daß der Paragraph gestrichen werde. Ein an derer Abgeordneter der Städte wünscht, daß die Worte eingeschaltet würden: „daß die Reihefolge der zu wählenden Deputirten durch das Loos entschieden würde“, sonst könnte leicht Streit entstehen; er finde,

daß hier ein Keim zu Streitigkeiten im Gesehe liege. Ein Abge ordueter der Städte wünscht vor Allem, daß die Wahlinstruction ab gewartet werde. Der Reserent sindet, daß eine Verwechslung des §. 49 mit dem jeßt in Rede stehenden §. 57 statt habe, da letztere nux von getrennten Abtheilungen der Gemeinden handle, und hier gar nicht die Rede von Wahlen sey, Ein Abgeordneter der Land gemeinden: Es sey in vorliegendem Paragraph von Wahlen nicht die Rede, sondern von Vertretern der Gemeinde; der Schluß-Para

graph handle nicht von Klassen der Wähler, sondern von einzelnen

Abtheilungen einer Gemeinde, Honnschaften u. |. w., von verschiede nen Rechten, daher ein Streit in der Vertretung uicht möglich sey. Q

Hierauf wurde der Paragraph nah dem Vorschlage des Ausschusses zur Abstimmung gebracht und angenommen,

Zeitungs -Uachrichten. Ausland. O 6 x M ch.

Deputirten-Kammer. Sihung vom 22, Funi. Bci der Erörterung über die von der Kommission vorgeschlagenen Reduc tion in dem Cffektiv-Bestand der Armee nahm zuerst der Marquis von Mornay das Wort, um den Kommissions-Antrag zu bekämpfen. Er hob die Schwierigkeiten hervor, welhe die Verminderung des Cffektiv - Bestandes sowohl in Bezug auf die ganze Organisation der Armee, als auch hinsichtlich der politischen Lage Frankreichs hervor rufen könne. Er forderte zu gleicher Zeit den Herrn Thiers dringend auf, das Wort zu nehmen, um dasjenige zu vertheidigen, was er im Jahre 1840 geschaffen habe, und was für die Sicherheit Frankreichs so nothwéndig sey. Nachdem hierauf noch Herr Lepelletier d’Auluay für den Antrag der Kommission gesprochen hatte, bestieg der Marshall Soult die Rednerbühne und sagte im Wesentlichen : „Bevor ih mich auf die Erörterung der vorliegenden Frage cinlasse, bitte ih die Kammer um die Erlaubniß, ihr die Gefühle ausdrücken zu dürfen, die mich als verantwortliher Minister und als Mitglied der Regierung quälen. Jch empfinde ein peinlihes Gefühl, wenn ih bedenke, daß die jeßt vor der Kammer stattfindende Er örterung darauf berechnet is, die Lebenskräfte des Landes zu {wi hen. Jene Kräfte sind die Hoffnung Frankreichs; und verschaffen uns Achtung im Auslande. Sie sind darauf berechnet, allen Even tualitäten, welche \sih darbieten könnten, zu genügen, und ich frage aer uy Sa vera vorhanden ist, das Schwert zu verkürzen, diofèr Meinung Areog) deni Was mich betrifft, so bin ih nicht wle iben B a Ae jogar, daß es ein Selbstmord seyn meine Ansicht as un em Lande auferlegt, (Murren.) Dies ist

A ih halte es für meine Pflicht, dieselbe ohne Rück-

halt auszusprechen, Jh wiederhole d l aa orer Age L erhole, daß es meiner Ansicht nach ein

Selbstmord seyn würde, den die Kammer dem Land Ferleate, und ih glaube, daß weder Frankreich, noch die g Sa tiata eg L s können, was die Komuission ihnen auferlegen will als N Ma duction des Cffeftiv-Bestandes um 14,000 Mann Pemias E t 2 Zl E Mann, Wenn diese Reduc- tion stattsände, so würde die Armee sich außer Stand befind di ihr obliegenden Verpflichtungen zu erfüllen.“ Schließlich db der Conseils=Prä sident guf indirekte Weise zu verstehen, R pot die vorliegende Frage als eine Kabinetsfrage betrachte, indem DA 6 daß, wenn die Reduction angenommen würde, er für seine Pers t nicht ausführen werde und könne. Die weiteren Debatten Mivda auf morgen verschoben, “0

Paris , 23. Juni. Das Journal des Débats bietet heute in einem längeren Artikel seine ganze Beredsamkeit auf, um die Kammer zu bestimmen, den Antrag ihrer Kommission wegen Ver= minderung des Effektiv-Bestandes der Armee nicht auzunehmen, Am

Schlusse dieses Artikels ruft das genaunte Blatt der Kammer zu: „„Denket an Algier und an den verzehrenden Krieg in Afrika; denket an Spanien, welches uns von einem Augenblick zum andern zwingen kann, ein Observationscorps an den Pyrenäen zusammen zu ziehen ; denket an den Traktat vom 15. Juli 1840 und erinuert Euch an die Kraftlosigkeit, in welcher wir uns befanden, als ein Sturm herein- bra, der den allgemeinen Krieg erzeugen konnte; deuket, daß Jhr eine neue Regierung seyd, und daß Jhr stark seyn müsset, damit man Euch im Jn= und im Auslande achte z; bedenket, daß Jhr den Frieden nur erhalten werdet, wenn Jhr stets zum Kriege gerüstet seyd, und

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daß Jhr die öffeutlihe Ordnung nur dadur sichern könnet, daß

Jhr den Factionen jede Hoffnung raubt, Euch unbewaffnet zu über= fallen; bedenket, daß Jhr vor einigen Monaten ein Regentschafts Oejeß votirt habt.“

Börse vom 23. Juni, Die Notirung war heute sehr fest; mau vermuthet, die Minister würden bei der Abstimmung in de Kammer über die von der Kommission vorgeschlagene Reduction im Cffeftivbestaud der Armee die Majorität haben; die Speculation war ganz aufs Steigen gerichtet. Aus Spanien sollen beruhigendere Nachrichten eingelaufen seyn, d. h. man zweifelte niht, Espartero werde im Stande seyn, die Bewegung in Catalonien und Anda lusien zu unterdrücken; es hieß, Espartero werde zu Saragossa mit Zurbano zusammentreffen, und daun nach Barcelong hin auf brechen. Zu Madrid zirkulirten am 18, Gerüchte, die den Sieg Espartero's über die Revolte“ bei weitem nicht fo sicher erscheinen lassen; es hieß, Alvarez habe sih vou Granada wegzieben müssen, Carthagena, Cuenca, Tortosa, Murviedro und Morella seyen der «Fnsurrection beigetreten ; somit herrscht im Ganzen wieder Ungewiß

heit über den wahren Stand der Dinge in Spanien.

= Paris, 23. Juni. Der parlamentarische Kampf in Betreff der vom Kriegsbudget vorzunehmenden Reductionen hat gestern wirk lich begonnen und hat eine ernstere Wendung genommen, als mau anfangs geglaubt hatte. Die Hoffnung, daß die Kommission auf die vom Marschall Soult vorgeschlagene Combination, wodur die Rück sichten der Ersparung mit den Anforderungen des Militairdienstes und mit der für möglihe Eventualitäten nöthigen Vorsicht vereinbart werden sollte, eingehen werde, is vereitelt worden und in Folge da von ist, wie es heißt, in einem eigens deshalb gehaltenen Ministe Rathe der einstimmige Beschluß gefaßt worden, auch von Seiten der Regierung bei dem Widerstande gegen die Kommissions -= Au träge zu beharren, Unter solhen Auspizien begann gestern die Debatte über das neunte Kapitel des Kriegsbudgets, nach: Ven O O E Sen Dee otel E bedeutende Abstriche deu Kommissions - Anträgen gemäß votirt worden waren, von welchen Abstrichen einer insbesondere den General Lieutenant Schneider als Befehlshaber der außerhalb Paris in der Banlieue stationirten und vorzugsweise bei den Befestigungs-Arbeiten verwendeten Division haxt trifft, Dieser General, einer der verdien testen und tüchtigsten der Französischen Armee, der früher mit dem Expeditions-Corps des Generals, nahmaligen Marschalls, Maison in Griechenland gewesen und durch Wegnahme des Forts Morea \eh1 wesentlih zur Räumung des Peloponneses durh die Aegyptische Armee unter Ibrahim Pascha's Befehl beigetragen, nachher auch eine Schrist von anerkanntem Werthe über die Operationen der Franzs \i\chen Division in Griechenland herausgegeben, hatte seit 1841 einen erhöhten Gehalt von 30,000 Francs bezogen, der ihm in Rück \icht der guf seiner Stelle lastenden Ausgaben für Repräsentation,

und der besonderen Begussichtigung und Ueberwachung der bei den Fortisications - Arbeiten beschäftigten Truppen verliehen worden war, und welcher Bezug jedenfalls nicht über 1845 sich hingus erstreckt hätte, da bis zu jener Epoche die Befestigungen von Paris nach den ¿ortschritten zu schließen, welche dieser kolossale Bau bereits gemacht hat, voraussichtlich vollendet seyn werden. Nun hat aber die Kamme: ungeachtet aller Bemühungen des Kriegs-Ministers dagegen durch ihr gestriges Votum von den 39,000 Fr. nicht weuiger als 21,000 Fr., die von der Kommission für unnöthig erklärt worden waren, also mehr als zwei Drittheile gestrichen, so daß General Schneider künftig nur 9000 Fr. Gehalt beziehen wird. General Schneider it selbst

putirter und gehört als solcher der Fraction des linken Centrums, also der Opposition, an. Bekauntlich hatte er im Kabinette vom 12. Mai, das nah der Mai = Emeute von 1839 ins Amt trat, die Stelle eines Kriegs-Ministers bekleidet.

Endlich kam der eigentliche Apfel der Eris an die Reibe des Kapitel X. Der Präsenzstand, den das Ministerium, außer den 70,000 Mann für die in Afrika stehende Armee, für die verschiedenen Divisionen des Junern verlangt, beträgt 284,000 Maun. Hiervou will nun die Kommission 14,000 Mann unterdrückt wissen, und zwar, indem sie die Auflösung von 168 Compagnieen bei der Jufanterie, und einer Anzahl vou Mannschaften und Pferden beim Artillerie- Fuhrwesen verlangt, wodurch sie eine Ersparniß von nahe an 5% Mil lionen Francs zu erreichen hofft. Jebt beträgt der Präsenzstaud bei jeder Compagnie eines Regiments auf dem Friedensfuße, Offiziere, Unteroffiziere, Soldaten und Spielleute oder Trommler zusammen genommen 83 Mann. Würde man nun die Reduction um 14,000 Mann in der Armee in der Art vornehmen, daß die Zahl der Compaguieen bei jedem Bataillon wie bisher erhalten bliebe, also in den Cadres feine Veränderung vorginge, aber die Summe von 14,000 Mann von der Gesammtzahl der in Frankreich stehenden Jufanterie-Regimeuter, welche 895 mit 112,455 Mann beträgt, in Abzug gebracht würde, so würde dieser Abzug, auf die einzelnen Compagnieen vertheilt, denselben, deren im Ganzen 1785 sind, nur noch cine Stärke von 55 statt bisher 63 Soldaten lassen, wovon man aber stets immer noch eine Anzahl von Kranken oder sons vom Dienste entfernten in Abrehnung bringen muß, \o daß man s{chwerlich mehr als 47 Gemeine auf eine jede Compaguie rechnen dürfte. Die Zahl würde aber für die Bedürfnisse des Dien stes nicht ausreichen, Die Kommission will aber niht guf diesem Wege die Ersparniß erreichen, sondern durch Unterdrückung der Cadres selbst von 168 Compagnieen, wodurch nicht weniger als 500 Offiziere mit einem Schlage ihrer Stellen beraubt würden, Dadurch würden einerseits diese natürlih in eine sehr s{hlimme Lage kommen, die sie in keiner Weise verdient haben, und andererseits würde eine auffallende Ungleichheit in der Stärke der verschiedenen Batagillone entstehen, die sicherlich mit der guten Organisation eines Heeres nicht sehr im Einklange stechen würde. Aus diesen Gründen erklärte der Marschall Soult au aufs bestimmteste, auf die von der Kommission gestellten Reductions-Anträge nicht eingehen zu können, indem er zu-= gleich auf die im jeßigen Augenblicke der Wirren in Spanien gebicterischer als je sih zeigende Nothwendigkeit für Frankreich, auf alle eintretenden Eventualitäten gefaßt zu seyn, hinwies. Mit Recht schwebt der Re- gierung dabei noch ein anderer, wenn auch nicht so bestimmt ange- deuteter Gedanke der Vorsicht vornemlich für möglich eintretende Veränderungen im Innern des Landes selbst, für den jeden Tag möglichen Eintritt einer Regentschaft, welche alle ihre Kraft zusam= mennehmen müssen wird, um den auf diesen Augenblick berehneten Planen der Factionen, wenn, wie man fast gewiß voraussehen kann diese ihr Haupt wieder zu erheben versuchen werden, mit aller Energie sogleich entgegen treten, und das Land vor neuen politischen Er- schütterungen bewahren zu können, Deshalb erklärte der Marschall

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die beantragte Reduction geradezu für gefährlih, uud {loß mit den festen, große Bewegung in der Kammer verursahenden Worten :

,„Was mich betrifft, so könnte ih dieses Verfahren nicht zur Aus führung bringeu, denn ih würde mi für einen Verräther an meinem Lande ansehen müssen, meinen Pflichten und dem, was mix die Ehre gebietet, entgegenzuhandeln glauben.“ Die Opposition glaubte, diese Gelegenheit benußen zu müssen, um shuell die Abstimmung herbei zuführen, bei der sie den Sieg zu erlangen, und so, da der Minister offenbar die Sache zu einer Kabinets-Frage gemacht hatte, vielleicht den Sturz des Ministeriums durchseßen zu können, um so mehr als sie hoffte, daß auch ein Theil der ministeriellen Majorität mit ih stimmen werde. Aber auf Herrn Guizot's Antrag wurde die De batte auf heute vertagf. Z

Wahrscheinlich wird Herr Guizot heute \sprehen. Es wird si uun zeigen, ob die Majorität der Kammer wirklich das Ministerium aufgeben, oder die von ihm verlangte Ziffer votiren wird. Dic Spannung auf die folgenshwere Entscheidung is allgemein.

Grossbritanien und Irland.

_ Oberhaus. Siztung vom 22. Juni. Nach langer Zeit ließ ih an diesem Abend wieder einmal Lord Melbourne vernch men, der durch Kränklichkeit in der diesjährigen Session bisher vei hindert gewejen war, im Parlament zu erscheinen. Er legte mehrer Petitionen vor, aber eine gegen die Unterrichts-Klauseln der Fabrik-Bill gerichtete, welhe ihm ebenfalls anvertraut war, behielt er zurü und machte dabei Bemerkungen, denen die ministeriellen Blätter ihre A erkennung ncht versagen können. Da die Minister beschlossen hätten,

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bei jenen Klaufeln nicht zu beharren, meinte er, so würden wohl dic jenigen, weiche 1hm jene Petition anvertraut, keine Pflicht = Vernach- lässigung darin finden, wenn er dieselbe dem Hause nicht vorlege. „Wie gesagt“, fügte er hinzu, „die Regierung hat diese Bill aufge geben. Jch für mein Theil kann nur sagen, daß ih diese plößlichc Endschaft einer Maßregel, die an sich so würdig is und von einem großen Theile des Gemeinwesens so gewünscht wird, sehr bedaure.“ Hierauf gab Lord Monteagle seine Zufriedenheit darüber zu

nen, daß die Minister die Absicht zu haben schienen, die Zoll

hung auf den Branntwein in Irland wieder aufzuheben. Er sagte er, daß man recht bald diesen Schritt wagen und zu einen Zoll zurückkehren werde, der den Schleichhandel einerseits zu hemmen geeignet wäre und andererseits der Staats-Einnahme ersprießlich seyn O O Ln So San 2e 4E e m Jaßre 1824 bestanden habe, schienen diese Resultate beide erreihbar zu seyn,

er empfehle denselben der Regierung zur Wiederannahme. Der He zog von Wellington versicherte, daß das Ministerium diese Sal in ernstliche Erwägung ziehen werde, und dankte einstweilen dem L Monteagle für die sorgfältige Prüfung, welche er dem Gegenstand gewidmet, und für die Ansichten, welche derselbe darüber mitget

Unterhaus. Sihung vom 214. Junt. An diesem Abend erklärte der Kanzler der Schaßkammer, daß die Regierung di Aufhebung der im vorigen Jahre in Jrland eingeführten Abg von 1 Sh. für die Gallone Branntwein beantragen werde, da Steuer dem Schleichhandel und der geheimen Destillation großen Vorschub geleistet und sih als unzweckmäßig erwiesen habe.

Unterhaus. Sihung vom 22. Junt. Unter anderen Jnterpellgtionen von geringerem Interesse ist aus dieser Sißzung die des Herrn Wyse hervorzuheben, welcher zu wissen wünschte, ob es wahr scy, was die Zeitungen meldeten, daß ein Cirkular an die R giments =Commandeure gerichtet worden, um die Zahl der in jedem Regiment dienenden Jrländischen Soldaten zu crnitteln. Hardinge, der Kriegs-=Secretair, verneinte dies, indem er bemerkte, daß eine solche Nachforschung ganz unnöthig wäre, da der Geburtsort eines jeden Soldaten schon bei dessen Eurollirung ermittelt und in dic Negiments=-Listen eingetragen werde.

Herr Ward zeigte an, daß er bei der dritten Berlefung der Jrländischen Waffen-Bill ein Ameudemeut beantragen werde, welches die Frage hinfichtlich der herrschenden Kirche in Jrland zur Sprach bringen jolle, und zwar mif dem Zweck, eine neue Vertheilung ihrer Einkünfte herbeizuführen, wobei auf bestehende Eigenthumsrechte zwar gebührende Nücksicht genommen, die Mittel für die geistliche Erbauung und den Religions - Unterricht aber dem Verhältniß der bischöflid protestantischen Bevölkerung Jrlands zu der übrigen Einwohnerschaft angepaßt werden sollten, /

Eine längere Debatte entspann sich über die Zuderzölle, als di Tagesordnung auf Berathung der dieselben betreffenden ministeriellen Resolutionen führte, Herr Cobden schlug als Amendement die Ri solution vor, daß es, in Betracht der Lasten, weldbe das Laud für den Unterhalt der bürgerlichen, militairishen und nautishen Austalten der Kolonieen zu tragen habe, nicht angemessen sev, ihm die Bezal)

Sir Heury

fremden Zucker aufzunöthigen, und daß daher alle Schutzzölle Gunsten der Kolonial - Produkte aufgehoben werden \ollten. Dies Q 4 Le. E R A R ck ; z PIE C F C Amendement wurde jedoh vom Sprecher für unzulässig befunden, weil es alle Einfuhrzölle, nicht blos die auf Zucker betreffe, während

lung eines höheren Preises für den Britischen Kolonial- als für den zu

die leßteren zur Berathung ständen, (S I) London, 23. Juni. Die konservativen Jrländischen Mitgliede Ober=- und des Unterhauses hielten vorigen Sonnabend in deu

nung des Grafen Wicklow cine Versammlung, worin fie mehrere

Beschlüsse faßten, in denen sie sich gegen die jeßige Repeal = Bew:

gung in Jrland aussprachen. Die Beschlüsse wurden vou 22 Lords

und 28 Gemeinen unterzeichnet. Sir R, Peel hat hierauf an Lord

Wicklow ein Dauksagungsschreiben ergehen lassen. j Aus Dublin wird gemeldet, daß das {lte Regiment Garde-Dragoner

von dort entfernt und unter mehrere südliche Städte vertheilt worden

is, weil man es im Verdacht hat, daß es mit den Repealern \ympa thisire.

Il London, 20, Juni. Die \chwierigste Periode einer erwa tenden und zurückhaltenden Politik, wie sie Sir Robert Peel gegen wärtig in Bezug auf die Jrländischen Repealers beobachtet, ift die, welche eine Verwaltung zu absoluter Unthätigkeit verurtheilt, während der Feind thätig is. Jm Kriege ijt es, wie man sagt, die größte Prüfung für alte versuchte Truppen, wenn hie dem feindlihen Feuer ausgeseßt sind, ohne es erwiedern und ohne zum Angriffe vorgehen zu können; von dieser Art is die Lage derjenigen, gegen welche die Batterieen der Jrländischen Demagogen mit solcher Wuth gerichtet sind. Ju solchen Zeiten leidet die Regierung in der That mehr von dem indiskreten Eifer ihrer Anhänger, oder von dem ungeschikten Benehmen ihrer Werkzeuge, als von der steigenden Fluth der Anarchie, die in kurzem das Staatsschiff flott maqhen und es in den Stand seßen wird, alle seine Geschüße auf die Unzufriedenen zu richten. Die von Sir Edward Sugden vorgenommene Abseßung von Magi- strats-Personen wurde, wie dies immer der Fall seyn muß, von dem Kabinette in Whitehall beklagt und vertheidigt, und die Zeit ist s{hlecht gewählt, um Lord Ellenborough's ndische Extravaganzen in Jrland zu wiederholen. Aber noh weit ärger ist der cingestandene Wunsch des Jrländischen hohen und uederen protestantischen Adels, daß der

gegenwärtige aufgeregte Zustand Jrlauds in offene Empörung aus brehen möge. „Es wird feine Rebellion in Jrland geben“, sagte gestern Jemand zu dem Marquis von D. , cinem der größten Grund=Eigenthümer in Nord=Jrland, und die Autwort war: „Jch fürchte nein.“ Es ist unmöglich, die Ueberzeugung, ein erobertes Land wie Irland könne, so bald einmal seine einheimischen Justitutionen vernichtet worden, nur durch Eroberungs = Prinzipien regiert werden, auf eine kürzere Weise auszudrücken. Es giebt die Vereinigung von Staaten und die Verwaltung von ab hangigen Ländern nur zwei Prinzipien, nämlich: entweder Assimili- rung oder die absoluteste Achtung vor deu vorhandenen Jnsftitutionen, Ourch das lebtere System is die ungeheure Ausdehnung des Briti schen Reiches in der neueren Zeit erhalten worden. Durch nichts Anderes als dies System wird Judien regiert und sind die chemali gen Besißungen Frankreichs mit der Englischen Krone vereinigt wor den, Ju Jrlaud dagegen wurde der Prozeß der Assimilirung oder vielmehr der Ausrottung im 16ten und 17ten Jahrhundert weit ge nug getrieben, um die Înstitutionen zu verlezen und die Gefühle dez ation zu beleidigen, aber doch nicht so weit, um den Boden für dic Aufführung eines mit den Geseßen und Justitutionen des protestanti schen Englands übereinstimmenden Ueberbaues zu reinigen. Dieser Ueberbau if vLersuht worden; man weiß, mit welchem Erfolge. Dei Boden Jrlands weigert sich, wenn ih so sagen darf, denselben zu tragen, und das Werk der Eroberung muß wieder beginnen. Dies ist, wie ih glaube, die wahre Gesinnung des Englischen Volkes, obgleich dieselbe aus Politik und aus dem Wunsche weng ausgesprochen oder selbst gehegt wurde, bis die Repeal=-Partei ihre gegenwärtige Haltung annahm. Sir James Graham sagt« gestern Abeud, daß „das System der Versöhnung und der Zugeständ nisse in Jrland ershöpf}t sey.“ Er meinte, daß keine Regierung bei diejem Verfahren beharren könne, da jede frühere Konzession gugien blicklich und auf gewaltsame Weise gegen die Cristenz der Regierung gerihtet worden sey. Die Emancipations - Akte von 1829 hat sich gewiß nicht als nachtheilig für die Britische Verfassung oder die Eng lische Kirche erwiesen. Jusofern hat dic Erfahrung die unheilvollen Borhersagungen ihrer Gegner Lügen gestraft. Aber die Macht, welche jene Afte in die Hände der Katholiken legt, i auf gewissenlose Weise benußt worden, um die Englische Kirche anzugreifen ; und insofern ift das Vertrauen ihrer liberalen und protestantischen Freunde durch die Erfahrung getäuscht worden. : O'Connell führt noch imme

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un höchsten Grade gewaltsame immige Spracho. Unglücklicherweise befindet sich dgs Volk in einem so niedrigen Zustande moralischen Gefühls und politische Würde, daß es die rohen und gemeinen Declamationen als die höchste Vertheidigung seiner Nationalrechte betrachtet! : Für eine Nevolution gegen das Eigenthum giebt es jedoch, wenn sie einmal entzündet ist, keine Gränzen. Wir haben in jer Woche und mckcht ohne Freude erfahren, daß Herr Shie gewiß eiuer der tuchtigsten Vertheidiger Jrlands im Britischen Parlameute ge nöthigt gewesen is, die Truppen zur Beschüßung feiner Güter und zum Einsammeln seiner Renten herbeizurufen. Jn \olchem Zustande befindet sich Jrland. Aber trotz aller dieser Anzeichen von Zwietrachk ind Unordnung wird es, wie ich zuverlässig glaube, nicht zu einem Bürgerkriege kommen; deun die Zeit ift nicht fern, wo es O'Counell eben so sehr in Verlegenheit selzen wird, auf dem von ihm einge \chlagenen Wege weiter zu gehen, als es der Regierung jeßt schwie rig wird, gegen ihn zu verfahren.

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unt. Ute TOUrDe De ejeBgebende Kor per durch den Staatsratl)s - P einer Rede feterlich eröffnet. Es heißt darin uuter Anderem : inn meinen Augen die Vortrefflichkeit unseres politischen Zustandes charakterisirt, it, daß die Obergewalt, welche man anderswo bisweilen als ein Hinder niß der natürlichen Freiheit des Menschen betrachtet, bei uns von deu Zeiten unserer Väter bis jeßt als eine beharrlihe und sichere Aegide betrachtet wird. Diese Macht hat ih \o hoh über die Leidenschaften und Juteressen, welhe uns aufregen und augen blicklih \palten konnten, gestellt, daß alle Neuchateller sie als cinen stets billigen Vermittler anrufen und anerkennen, als einen unumschränkten Richter in den ernsten und zarten Fragen, welche ich mckcht wohl durcl Gesebßesworte und Gerichts8svrüche lösen lassen. S0 if unser Königthum!

Neuchatel, 20. J f 1

G N A1)

So is unser König, dessen kurze Auwe senheit mit unserer engelgleihen Königin unter uns, unguslöschliche Erinnerungen zurückläßt. Die rührende Anmuth ihrer Worte und ihre! Begegnung, die leichte Zugänglichkeit, welche die Berehrung verdop pelt, ihr Zutrauen, womit sie sh ganz allein, Tag und Nacht, in Mitte des diesem denfwürdigen Tage hat die Neuchateller bezaubert und

mit Staunen und Achtung erfüllt. Mehrere hundert Gesuche sind an den König gelangt oder mit eigener Hand von ihm empfangen worden, Kaum blieben noch einige ohne unmittelbare Antwort von seiner Hand.

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M {LA a A “A (C R 1 v wogenden Volïs, das sie umgab, befanden, Alles an

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Eine gewisse Anzahl verträgt sih nmccht mit der Gerechtigkeit und vffentlichen Ordnung, alle andere sind angenommen worden.“ Indem nun der Redner zur Verwaltung überging, erwähnte erx mit Dank der von Sr. Maisestät dem Ackerbau erlassenen Zehnten und der von Sr, Majestät, in Folge des guten Finanzzustandes, bewilligten Unter stüßungen, so wie der von Sr. Majestät fast verdoppelten Dotation der Akademie. Die Truppen wurden wegen ihrer würdigen Haltung in dem Uebungslag-r belobt. Herr Challandes, Maire in la Chaux de Fonds, is zum Präsidenten des geseßgebenden Körpers ernaunt worden, ei S

Madrid, 16. Juni. Jun einem nah der gestrigen Revue gehaltenen Minister -= Conseii hat der Regent erklärt, er werde nach Catalonien gehen, um sich an die Spiße der mit Unterdrückung der Jnsurrection beauftragten Truppen zu stellen. Der Regent wird sich zuerst nach Saragossa verfügen, Die Regierung will gußerordentliche Maßregeln ergreifen. Die Mitglieder des Comités, welches die ge- genwärtige, politische Bewegung leitet, sollen verhaftet, die Pressen ger Oppositions=Journale in Beschlag genommen werden, Man ver sichert, die Namen der Herren Jsturiz, Riva Herrera und Cortina ständen auf der Liste der Verdächtigen, gegen die man einschreiten würde, Es heißt sogar, die Regierung wolle in Madrid selbst das von den Cortes von 1821 votirte Kriegsgeseß publiziren,

© Madrid, 16. Juni. Der Regeut, übel berathen, greift zu einer gefährlichen Waffe. Ex hascht nach der augenblicklichen Gunst des Pöbels und ermächtigt diesen durch sein Stillschweigen, die Königin persönlich auf das empfindlichste zu beleidigen und gegen sriedlihe Bürger terroristische Maßregeln geltend zu machen.

Der Espectador, ein Organ der Regierung, erklärte vor eini gen Tagen, daß diejenigen, welhe „es lebe die Königin !“ riefen, die Einführung des Despotismus, die Hinrichtung der Liberalen, die Greuel einer blutigen Reaction bezweckten. Er führte aus, daß der Ruf „es lebe der König!“ den die Französischen Garden erhoben, Ludwig XV1, guf das Schaffot gebracht habe, daß derselbe Ausruf

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SO7 das Kennzeichen aller gegen die Constitution gerihteten Verschwbörun- gen von 1820 1823 gewesen wäre, daß die Nation nicht blos für die Nehte der Dynastie 1ÿhr Blut und ihre Schätze

geopfert hätte. Endlich bezeichnete jeues Blatt alle diejeni-

gen, welche „es lebe die Königin!“ und niht „es lebe die constitutionelle Königin“ rufen würden, als Verräther, deren Blut fließen müsse. Jun der That wagte Niemand mehr „es lebe die Königin““ zu rufen, wenn diese im Prado erschien.

Vorgestern Abend wurden unter der hiesigen Besaßung, die durch einige aus der Umgegend heraugezogenen Truppen verstärkt worden war, 25,000 Piaster vertheilt, und bekaunt gemacht, daß am folgen den Morgen der Regent die Truppen und National-Milizen im Prado die Revue passiren lassen würde. Ju der That waren beide früh um ieben Uhr dort in glänzender Haltung aufgestellt. Zuschauer fanden sich in sehr geringer Anzahl ein, weil man einen Tumult befürchtete.

reihundert Mann Kavallerie stellten sih vor dem Palaste des Regenten auf, und nahmen ihn, als er zu Pferde erschien, in ihre Mitte. Nachdem e1 e Reihen der Milizen, die ihn ziemlich kalt empfingen, durchritten war, der Fronte der Miliz

Stimme eine Aurede.

Li machte er, umgeben von seiner Eskorte, vo halt und hielt mit unglaublich kraftvoller „„Oeute““, rief er aus, „spricht nicht der siegreihe Bürger-Soldat der Freiheit zu Euch, Nein, heute spricht Baldomero Espartero, Baldo

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Baldomero Esvartero, der Sohn fes lei

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ne Anrede mit den Worten: oustitution!“ chloß, rief ein iliz 1 großem Nachdruck: „Es lebe der Regent!“ Dieser begab sid in seine Wohnung zurück. Da gerade hoher Festtag (Frohn leichnam) war, so füllte sich der Prado Abends mit zahllosen,

höheren Klassen der Gesellschaft angehörigen Spaziergängern, und als d deren Schwester erschienen, ihren Wagen ver

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und die Damen ließen ihre Tücher flattern. Plöblicl

igten sich zehn bis zwölf Nagtional-Milizen in Uniform hervo1 fielen unter den s{mutßzigsten Schimpfreden mit Säbelhieben übe mehrere jehr anständig gekleidete Herren her, welche „es lebe die Königin!“ riefen, Einer derselben wurde blutend davon getragen, mehrere Andere mit Füßen getreten, die Damen brachen in lautes Geschrei aus, und die Königin, unter deren Augen diese Greuel vorgingen, konnte uur mt Mühe ihren Wagen erreichen. Jedermann entfernte sich. Cine halbe Stunde später kam ein Haufen National Milizen, begleitet von vielen Offizieren derselben und von neugierigen Bürgern gefolgt, Fackeln tragend, ihr Musik -Corps an der Spite, die Straße von Alcalá hinab, und begab sich unter dem unabläßlichen „2s lebe Espartero! es lebe die Freiheit! nieder mit den Berräthern!‘“/ vor deu Palast des Regenten. Als dieser nun nebst seiner Gemahlin auf dem Balkon erschien, zwangen die National Milizen mit Säbelhieben und Stockschlägen die unthätigen Zuschauer in das angegebene Geschrei mit einzustimmen. Der Regent hielt eine Anrede in den hergebrachten Ausdrücken, und darauf drängten sich die begeisterten Milizen in die Prunkgemächer desselben, und trugen ihn dort im Triumph auf ihren Schultern umher. Um elf Uhr Nachts zogen sie mit brennenden Fackeln in den Straßen umher, theilten Prügel an Verdächtige aus, drangen in mehrere Kaffeehäuser ein, die von der besseren Gesellschaft besucht werden und vertrieben die Gäste mit dem Geschrei: 4

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(Beschrei:

„Meder mit thnen!“ (mueran !)

Diese ärgerlihen Auftritte, deren Zeuge ih mit sämmtlichen Bewoh nern der Hauptstadt war, stellt, und das ist das Schlimmste, die Gaceta, als Ergüsse des reinsten Patriotismus, als einen der größten Triumphe des Regenten dar. Um aber die wahren Gesinnungen der hiesigen Bevölkerung nicht zu verkennen, muß man wissen, daß sämmtliche Offiziere der National-Miliz aus Beamten bestehen, die neben ibrem Gehalte kein Vermögen besißen. Die übrigen Schreier sind meistens Handwerker und Tagelölhuer, die von dem Ayuntamiento abhaugen, und dazu gesellen sich die dienenden Klassen, die Ladenjungen, kurz, all in die Reihen der National = Miliz aufgenommenen Proletarier. Der Aufstand, welcher dem Herzoge de lg Vitoria zur Regentschaft verhalf, wurde von diesem selbst für ein verdienstvolles, rühmliches Bort erflärtz; Ehrenzeichen wurden von seiner Haud an die Brust aufrührerisher Bürger geknüpft, und die Personen, welche jenem Auf ]staude erschrecken zusahen, ohne an den Gewaltthaten Theil zu nel) men, werden noch jeßt als Verräther und unwürdige Sbhne des Baterlandes behandelt. Kani män [G wundern, went 1eBt De Ge Mee S U P E De Ande predigten Grundsäße aufs nene zur Anwendung zu bringen? Die Regierung selbst belehrt uns übrigens über den zwischen dem Pronuncigmiento von 1840 jeBigen Tumul ten stattfindenden Unterschied. „Der bezeichnende Charakter eines wahrhaft nationalen Pronunciamiento's“, sagt die Gaceta vom

und den

i1ten, „besteht in der Leichtigkeit, mit der alle in Bewegung geseßten Mittel ein schleuniges Resultat herbeiführen, in der Schnelligkeit, mit der es sich verbreitet, in dem Enthusiasmus, mit welchem es überall aufgenommen wird. Gewöhnlich vflegt es vom Mittelpunkt auszu gehen, s\ch nach dem Umkreise zu richten und mit reißender Schnellig keit überallhin zu verbreiten.“ é __©O Madrid, 17. Juni, Gestern Abend traf ein Sohn des Generals Zurbano mit Depeschen seines Vaters aus Catalonien hier ein, Der Inhalt derselben wurde um Mitternacht bekannt gemacht, und von der Regierung mittelst Couriers nah Paris befördert. Es geht Folgendes daraus hervor,

Zurbano verließ am 11ten früß Morgens Tarragona mit 10,000 Mann Jufanterie, 400 Mann Kavallerie und 22 Kanonen und sern. Um 8 Uhr traf er vor Reus, einer offenen, von Prim mit etiva 3000 bewaffneten Rebellen beseßt gehaltenen Fabrikstadt cin. Kaum hatte Zurbano die Rebellen aufgefordert, die Stadt zu übergeben, als sie das Feuer gegen ihn eröffneten. Er ließ darauf Bomben und Granaten in die Stadt werfen, und mit seiner großen Uebermacht die Rebellen qus ihren Stellungen vertreiben. Von zehn Uhr Mor gens bis zwei Uhr Nachmittags wurde das Feuer des {weren Geschützes nicht unterbrochen. Als es um drei Uhr erneuert wurde, pflanzten die Einwohner eine weiße Fahne auf. Zurbano stellte das Feuer ein, und gestand den Einwohnern gegen Uebergabe der Stadt höchst gün stige Bedingungen zu. Denen, die an dem Aufstande Theil genom- men hatten, wurde vollkommene Straflosigkeit zugesichert. Dagegen ollten die Einwohner ihre Schießgewehre ausliefern, oder frei und ungestört den Ort verlassen. Den Verwundeten, welche sich diesen Bedingungen niht unterwerfen wollten, sollte es frei stehen, ihre Hei- lung in Reus abzuwarten, und dann sich nach ihrem Gutdünken nach anderen Punkten zu begeben. Prim zog während der Nacht mit etwa 3000 National-Milizen ab und soll sich in das Gebirge geworfen haben, Zurbano giebt seinen eigenen Verlust auf 10 Todte und 53 Verwundete an.

| Der Regent hat ihn auf der Stelle zum General-Lieutenant befördert. Tf

(nah Barcelona) wichtigste Fabrikstadt Cataloniens wurde ein- geäschert, drei Wochen nach der Einseßung des Ministeriums Becerra- Mendizabal.

Auch der Gouverneur von Lerida hat der Regierung einen Dienst geleistet. Es gelang ihm, die Junta jener Provinz, die aus 19 Per- sonen bestand, am 12ten in Agramunt aufzuheben. Unter diesen Gefangenen befand sich der Stabs-Offizier Oberst Primo de Ribera, der gleich darauf in Lerida verurtheilt und erschossen wurde.

Daß eine \o industrielle Stadt wie Reus, ohne Festungswerke, cs wagte, sich mit einer Handvoll zusammengelaufener, der Leitung eines erfahrenen Oberhauptes ermangelnder Abenteurer, einer vierfach überlegenen Anzahl disziplinirter, unter den Befehlen eines unbeug samen Generals stehender Truppen zu widerseßen, kann man sich nur aus der Vorausseßung erklären, der die Rebellen sich hin gaven, daß die anrückende Armee sihch weigern würde, feind lich gegen sie einzuschreiten. Jun dieser Hinsicht ift, da das Gegen- theil erfolgte, der Ausgang von der höchsten Wichtigkeit für die Be- festigung der Regentschaft Espartero's, und man darf annehmen, daß der Aufstand seinen Culminationspunkt erreicht habe, und von nun an in ganz Spanien die Aufrührer in Muthlosigkeit versinken werden. Die Ansicht, daß die Truppen sich nicht gegen das Volk {lagen wür-

i, war so allgemein geworden, daß das von Stabs-Offizieren redi- rchivo Militar Folgendes sagte: „Der General Espartero che er zum Regenten ernannt wurde, die Armee durch das

Pronunciamiento vom September in eine schlimme Lage, indem er sich ihrer Bayonnette bediente, um die Mutter unserer erhabenen Königin von der Regentschaft zu verdrängen, und das traurige Beispiel gab, zu sagen, die Armee dürfe sih nicht zur Unterstüßung der Regierung wodurch er einen unerhörten militairishen Grundsaß den verderblichsten und verrätherischsten, welcher jemals den eingeprägt wurde, und indem er hernach erklärte, alle hät ten recht gethan und ihre Pflicht erfüllt, sowohl die, welche an dem Pronmunciamiento thätig Theil nahmen, als auch die, welche sich lei dend verhielten und ihren Chefs gehorhten; gerade so, als wenn Jemand sagt: „Jh habe meinen Zweck erreicht, das Uebrige kiüm- mert mich wenig.“

Ganz Catalonien, mit Ausnahme der festen Punkte von Gerona, Barcelona, Tarragona, Tortosa und Lerida hat sih zwar für den Aufstand erklärt. Jun der Provinz Gerona organisirt der Ex-Depu tirte, Ober| Ametller, die Milizen. In Vich, Manresa, Solsona, Cardona haben sh Junten gebildet, und die von Sabadell führt im Namen Barccelona's die oberste Leitung. Der Adjutant des Jufan

Don Victoriano de Ametller, hat sich an die Spiße sämmtlicher Freicorps gestellt, und einige Truppen ha- ben sich bataillons-= oder compagnicenweise den Rebellen an geschlossen. Aber im Ganzen i} die dortige Armee dem Regente! treu geblieben, und der General= Capitain Cortinez entwidelt unter den schwierigsten Verhältnissen große Entschlossenheit, und, was noch wichtiger i}, die kaltblütigste Umsicht. Unsere Nachrichten von Bar celona gehen bis zum 12ten.

Aus Valencia erfahren wir, daß die Truppen die Stadt ver= ließen, und der General Don Casimiro Valdés dem Zavala den Oberbefehl übergeben hatte, sich mit ihnen zur Verfügung der Re- gierung stellte. Unter den Personen, die als Opfer der Wuth des Bolkes fielen, befand sich derselbe Mann, der bei einer früheren Gelegenheit den General Don Froilän. Mendez Vigo dort ermordete, und von dem \}o eben ermordeten Gefe politico Camacho als „Wächter der öffentlichen Sicherheit“ angestellt worden war. Die Stadt Casftellon

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ten Don Francisco,

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ic de la Plana pronuncirte sich am 11ten. ie Besaßung verhielt sih neutral. Albaceta pronuncirte sich, in Gemeinschaft mit der Besaßung, am 12ten. Teruel in Arragonien, ebenfalls am 412ten. Die dortige Junta verkündete Unabhängigkeit von der bestehenden Regierung und erklärte, mit dem Volke triumphi ren oder sterben zu wollen. Tages darauf {loß sich das Bataillon, welches die Besaßung bildete, der Bewegung an.

Der Gouverneur des wichtigen Plaßes Ciudad Rodrigo, General Villapadierna, ein Mann, der sich bei allen früheren Pro- nunciamiento'’s hervorthat, hat sich ebenfalls gegen die Regierung er- flärt und sogar Truppen abgeschickt, um den Aufstand in der Provinz Salamanca zu verbreiten.

Dem Ex-Deputirten Quinko is es gelungen, von Saragossa zu entflielzen.

Von Granada und Malaga haben wir keine Nachrichten, in= dem die Regierung den Postenlauf zwischen diesen Städten und Jaen gehemmt hat. Der Ex-Minister Jnfante is am 14ten von hier ab gegangen, um den General Alvarez als General-Capitain von Grg= nada abzulösen. Lebterer hatte bedeutende Verstärkungen erhalten.

Jn Sevilla wurde am 11. Abends ein Versuh gemacht, die Ruhe zu stören. Der General = Capitain Carratalà ließ aber die Kavallerie chargiren, und die Rebellen auseinander sprengen. Einige Leute verloren durch Lanzenstiche das Leben. Noch mehrere, selbst Frauen, wurden verwundet, Am 12, soll sich der Tumult erneuert haben.

Hier in Madrid sind

friedlichen Einwohner durch die Ereig= von vorgestern s

chüchtert worden. Es scheint, daß lmiliz gesonnen is}, die Druckereien

iglisd te erhielt vorgestern einen Courier aus London. ©& dem 5, April hatte er keine Depeschen von dort emyfangen. t jeßt ausgejeßt.

© Madrid, 17. Juni. Abends. Der Abgang des Couriers, der meine Briefe von gestern und diesem Morgen mitnehmen follte, ist in Folge der \o eingetroffenen Nachrichten verzögert worden. Vor einer Stunde erfuhr die Regierung, daß der General = Capitain von Catalonien, General-Cortinez, in Folge der Ereignisse von Valencia den Ober - Befehl in die Hände des Gouverneurs von Barceloua, Brigadiers Lasauca, niederlegte und dieser, wie es heißt, so wie die Besaßung, sich mit dem gegen die Regierung aufgestandenen Volke vereinigt. Die National = Miliz beseßte in Gemeinschaft mit einigen Truppen den Montsuich, und die Junta war in Begriff, ihren Siß von Sabadell nach Barcelona zu verlegen.

Die ganze Provinz Valencia is gegen die Regierung aufge standen. Segorve und Murviedro mit seinem Kastell traten am lten bei, Der wichtige Plah Tortosa mit seiner Besaßung erklärte sich am 12ten, und zwei Bataillone, die den Plat beobachteten, {lossen sich an. Am selben Tage erhoben sih die Einwohner und die Be- saßung von Alicante. Die Militair-Behörden traten an die Spibe der Junta. Zu gleicher Zeit pronuncirte sih die Stadt Jativa. Ju Valencia selb} feuerte der Oberst des Kavallerie-Regimentes Leon am l3ten einen Pistolenshuß auf den Präsidenten der Junta, der Major in demselben Regimente i}, ab, jedoch ohne ihn zu treffen. Der Oberst wurde auf die Citadelle gebracht. :

Auch Carthagena und Cuenca, Morella, so wie alle befestigten Punkte des Maestrazgo , sind gegen die Regierung aufgestanden, und überall {lossen sich die Truppen der Bewegung an. i:

Der General Seoane shickte von Saragossa vier Bataillone nach Teruel ab, um den dortigen Aufstand zu unterdrüdeu. Ee die Einwohner verschlossen ihnen die Thore, und diese Truppen