1843 / 1 p. 3 (Allgemeine Preußische Zeitung) scan diff

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anerkannten Ansprüche selbst heidnisher Staaten guf di i

Verbindungen mit A O n Ee ein großer Unterschied zwischen den Fällen, die er als analog be- trachtet, besteht, Der Unterschied besteht in der Grundlage, auf welcher solche gegenseitigen Beziehungen basirt werden müssen. Die diploma- tische Verbindung zwischen England und der Türkei, Persien und an-

Se. Königl. Hoheit der Großherzog von Mecklenburg-Schwerin ist am 18ten d, auf dem Dampfschiffe „Kamktschatka‘““ in Peterhof

eingetroffen.

Frankreich.

Deputirten-Kammer. Sißung vom 23. Juni, Unter den beruhigenden Erklärungen, welhe der Finanz=Minister, Herr Lacave - Laplagne an diesem Abend über den Staatshaushalt gab, schien besonders folgende Stelle besonderen Eindruck auf die Kammer zu machen:

„Zh habe bei Motivirung der Budgets - Veranschlagungen geäußert, die Zunahme in den Erträgnissen lasse mich unbesorgt über die Mittel zur Bestreitung der Ausgaben; meine Erwartungen sind in dieser Beziehung übertroffen worden; obschon gestern 10 Millionen Fr. an Zinsen der 3pro zentigen Rente und Pensionen ausbezahlt wurden, sind doch in diesem Au genblick 145 Millionen an baarem Geld im Schate vorräthig z der ordent liche und der außerordentliche Staatsdienst sind gesichert, und wir werden noch lange nicht in den Fall kommen, die rückständigen zwei Drittheile der votirten Anleihe von 450 Millionen negoziiren zu müssen, Mit Ruhe und Zuversicht kaun abgewartet werden, daß sich die Maßregeln realisiren, mit welhen man in Bezug auf die Sparkassen und die Verzinsung der Cau- tions-Kapitalien beschäftigt is, Maßregeln, die eine namhafte Verbesserung in die Finanz-Verwaltung einführen werden.“

Nicht minder beshwichtigend wirkten folgende Worte des Ministers des Jnnern, Herrn Duchäâtel:

„Man sagt, wir seien bis zum Jahr 1853 gebunden durch die für öffentliche Arbeiten votirten Kredite; ih will der Kammer in wenig Worten sagen, in welcher Lage wir uns 1853 befinden werden. Jch mache keinen Anspruch, ein Prophet scin zu wollen, und folgere nur nah der Wahr scheinlichkeit, unter der Vorausseßung, daß kein ungewöhnliches Ereigniß dazwischenkömmt. Also noch cinmal: Will man wissen, in welcher Lage wir im Jahre 1853 sein werden? Wir werden dann das große Eisenbahn Ney und die Befestigung von Paris fertig habenz unsere festen Pläße sind vollkommen hergestellt, die Kasernen für die Kavallerie aufgebaut; das Land wird mit all den großen öffentlichen Werken ausgestattet sein, die zu seiner Stärke und zu seiner Vertheidigung dienen; und um zu dic sem glänzenden Ergebniß zu gelangen, wird etwa das Land neue Lasten zu tragen haben? Nein! Nein! Man wird keine neue Steuer ausschrei ben und keine Anleihe koutrahiren außer den schon votirten 450 Millionen, wovon bis jeßt nur 150 Millionen emittirt wurden. Jnzwischen werden die öffentlihen Einnahmen wachsen; seit 20 Jahren i} diese Zunahme im Durchschnitt auf 26 Millionen im Jahr gestiegen ; das Land kann dann über einen freien Tilgungsfonds von 130 bis 140 Millionen verfügen, während innerhalb der zehn Jahre 80 bis 100 Millionen vom Kapital der Z3proc. Rente amortisirt worden sind,“

Paris, 25, Juni, Gestern hat die Deputirten-Kammer meh rere Kapitel des Kriegs-Budgets mit Amendements, in die der Mar= {hall Soult einwilligte, votirt. Die Kommission hat übrigens sämmt liche Reductionen, welche eine Folge der am Tage vorher verworfenen mit Hinsicht auf den Effektivbestand der Armee waren, fallen lassen. Eine lange und ziemlich verworrene Debatte entspann sich über das die Remonte der Kavallerie betreffende Kapitel. Es handelte sich um die Beschäler=Depots, welche das Kriegs-Ministerium sowohl in Frauk rei, wie in Algerien, beizubehalten wünschte, und wofür eine Ge- sammtsumme von 320,000 Fr. gefordert war. Der Kriegs Minister stellte der Kammer die Entscheidung darüber anheim, sprach aber die Besorgniß aus, daß die Verwersung dieses Kredits zu einer unver meidlichen Vermehrung der Ausgaben führen dürfte. Die Kammer verwarf indeß die verlangten 320,000 Fr, mit geringer Stimmen Mehrheit. Morgen wird die Diskussion der verschiedenen Dienst zweige für Algier und des für die Befestigungen von Paris verlang ten Kredits an die Reihe kommen, Jn derselben Sißung wird die Kammer über die Frage entscheiden, ob der Geseß-Entwurf hinsicht lih der Eisenbahu von Paris nah der Belgischen Gränze auf die Tagesordnung gebracht werden soll.

Die Komptabilitäts-Kommission der Deputirten-Kammer hat so eben ihren Bericht vertheilen lassen. Das Ersparungs-System, wel- ches die Budgets =Kommission annahm, hatte auh im Schoß dieser Kommission die Oberhand, obgleich sehr dringende Gesuche zu Gun-= sten der bei den verschiedenen Dienstzweigen der Kammer, namentlich bei dem Protokoll -Büreau angestellten unteren Beamten, von denen mehrere in der Zwischenzeit zwischen den beiden Sessionen ohne Ent schädigung verabschiedet worden, bei ihr eingegangen waren. Das

besondere Budget der Kammer is für das Jahr 1844 auf die Summe von 725,600 Fr. festgestellt; davon kommen, wie bisher, 100,000 Fr. füc den Präsidenten und die Quästoren, und 185,000 Fr. für Druck sahen und den Moniteur. Der Gesammtbetrag der durch die Wahl-Prüfungen verursahten Ausgaben i} auf 22,067 Fr. angeseßt. Das Journal des Débats findet leßtere Summe ein wenig hoch für das damit erreihte ärmliche Resultat.

Sieben englische Kriegsschiffe sollen den Befehl erhalten haben, vor Barcelona zu kreuzenz von Toulon aus werden auch mehrere französische Kriegsschiffe nach den Gewässern von Barcelona auslau fen, Frankreich hat in diesem Augenblick nur ein einziges Kriegsschiff in jenen Meeresgegenden,

Die polnische Gräfin Malachowska is dieser Tage hier gestorbeu ; sie hat in ihrem Testament den Generalen Dwernicki und Rybinski jedem 200,000 Fr, vermacht.

Grossbritanien und Irland.

_ London, 24. Juni, Die Debatten über die irländische Waffen- Bill haben zugleich eine allgemeine Beleuchtung des Zustandes Jrlands und der Politik der Negierung, o wie eine Erörterung der verschieden artigen Gründe für diese Zustände und der Art und Weise, wie den selben abgeholfen werden könne, veranlaßt; die Times nimmt in einem ihrer leßten Blätter Gelegenheit, zwei solche Vorschläge zur Herstellung der Ordnung in Jrland, in einem besonderen Artikel näher zu beleuchten; es sind zwei Vorschläge von gänzlich verschiedenem Charafter, der des Herrn Lane Fox zur gewaltsamen Unterdrückung der katholischen Kirche und der des Lord Manners zur Anknüpfung dip qwatiGer Berbindungen mit dem Päpstlichen Stuhle, um über die katholische Geistlichkeit einen Einfluß zu gewinnen. Den ersten Antrag zieht das genannte Blatt, wie sich gebührt, ins Lächerliche : „das ehrenwerthe Mitglied für Jpswich hat gewiß eben die Offenbarung Johannis gelesen undistzum Schluß gelommen, daßzur Vertheidigung der Kirche das Schwert gezogen werden muß.“ Der Antrag des Herrn Lane Fox wird weiter nicht gewürdigt. Dagegen findet der Vorschlag des Lord Manners eine ausführlihere Erörterung, seiner Neuheit und seines friedlichen Charafters wegen, aus einer ehrenwerthen Intention des edlen Lords hervorgegangen. Natürlich verwirft ihn das hochtoryistische Blatt das die ausschließlichen Privilegien der Kirche vertritt, aber das was die Times sagt, verdient doch insofern Beachtung, ‘als es die Ein wendungen der gegenwärtigen Regierungs = Partei gegen den Antrag dokumentirt, wenn auch noch keinesweges die Ungusführbarkeit ib Unzweckmäßigkeit desselben damit erwiesen is. „Der edle Lord unter= stübt seine Argumente durch Hinweisung auf Preußen und auf die

Wir glauben indeß, daß da noch

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deren nicht hristlihen Staaten entstand aus Umständen von rein ter- ritorialem Charafter, die entweder den Frieden und die Juteressen CEuropa’s im Allgemeinen oder unsere cigenen Besißungen und Par-

tifular-Jnteressen angingen. Aber mit keinem dieser Staaten hat | unsere Diplomatie einen religiösen Charafter angenommen. Recht | oder unrecht, wir haben feinen Streit mit ihnen als Ungläubigen ; | wir überreden sie weder, noch zwingen wir sie zum Christenthume. | Wir verfahren mit ihnen einfach als mit Menschen, ohne uns auf | irgend eine Weise in ihren Glauben zu mischen. Unsere Stellung, | selbst wäre sie eine Anomalie, is sicherlich nicht selbst tödtend. | Aber mit Rom isst es ein Anderes. Der doppelte Charakter der Souverainetät des römischen Pontifer schließt die Vorausseßung blo ßer weltliher Beziehungen zwischen beiden Ländern aus, Kann uns bewiesen werden, daß dies nicht der Fall is, #\o werden wir keinen Einspruch gegen eine Gesandtschaft in Rom, als eine Sache der Cour- toisie, erheben (denn dafür halten wir die dortige preußische Gesandt haft) (7) selbst wenn wir keinen ersprießlichen Vortheil für beide Theile daraus erwachsen sähen. Aber als der Anfang cines Neli- gions - Traktats (in welchem Sinne Lord Manners doch gewiß es versteht) mit einer Kirche, die sich nit allein für verpflichtet hält, denen, welche außer ihr sind, alle Hoffuung auf Seligkeit abzuspre

hen, sondern die auch gegen einen Zweig unserer Verfassung, der bestehenden Kirche, eine ewige Feindschaft hegt, müssen wir gestehen, erscheint der Vorschlag etwas unpraktisch, Doch wenn der Papst uns aus unserer Noth mit Jrland helfen kanu, und seine Ansprüche auf den Gehorsam jenes Landes dadurch, daß er O'Connell hors de combat seßt, und den übrigen Unterthanen den Mund stopft, beweist, so werden wir um vieles besser von ihm denken, als wix bisher ge wohnt waren.“ :

X London, 23. Juni. Jun Irland hat keine offene Gewalt thätigkeit stattgefunden, auch is es keinesweges sehr klar, zu welchem besonderen und unmittelbaren Zwecke O'Connell gegenwärtig das Volk in Betreff der Repeal-Sache so sehr aufgeregt hat. Es is durchaus unmöglich für ihn, dem Geheimen Rathe und der Legislatur dieses Königreichs jene Maßregel gewissermaßen mit Gewalt der Waffen aufzuzwingen. Es bleibt ihm nur die traurige Alternative, entweder einen verzweifelten Versuch zu machen, seine cigenen ausschweifenden Vorhersagungen zu erfüllen, oder die Versprehungen, welche er einem unwissenden und getäuschten Volke gegeben, auf shmachvolle Weise unerfüllt zu lassen.

Man darf indeß noch hoffen, daß aus diesem Uebel etwas Gu- tes hervorgehen werde. Die Aufmerksamkeit richtet sich jeßt natür lih auf das ungewöhnliche und unpassende Benehmen der katholischen Geistlichkeit in Jrland, welche in so großem Umfange die Werkzeuge sind, wodurh der Volksführer geschaffen und unterstüßt worden ift. Dies unngtürliche und unchristliche Benehmen der irländischen Price ster is offenbar nur die unvermeidlihe Folge der zwischen ihnen und den protestantischen Behörden in Jrland, aber vor Allem zwischen dem Staate und dem Oberhaupte ihrer Kirche herrschenden Beziehungen. Jch wage es, zu sagen, daß die Zeit nahe is, wo man die gesetli- hen Fictionen und die veralteten Strafen, welche noch immer eine unübersteiglihe Barriere zwischen dem englischen Hofe und dem Va tifan bildeten, abschaffen wird. Die Königin von England beherrscht 10 -— 412 Millionen katholischer Unterthanen. Ju Kanada achtet und

erkennt Cugland die bestehende römisch =- katholische Kirche an, und es it eine unbezweifelte" Thatsache, daß England in den letzten Zahren die Erhaltung jener Provinz dem bewundernswürdigen Geiste und der unveränderten Loyalität der römischen Geistlich keit verdankt. Die römisch = katholische Religion wird in allen Theilen des britischen Reiches uicht nux geduldet, sondern auch geach | tet, sobald die Priester und ihre Gemeinden Achtung verdienen. Aber | in Jrland sind diese Priester die Diener der schlechtesten Leidenschaften | politischer Zügellosigkeit, und statt die Gewaltthätigkeiten der Anarchie | zu zügeln, sind sie stets bemüht, Del ins Feuer zu geßen. Der geeignete Ort, wohin sich England zur Beseitigung dieser Gefahren wenden sollte, ist ihm verschlossen. England hat keinen Repräsentan ten in Nom, und weder verhandelt es mit dem Papste, noch erkennt es ihn an, und einem alten Statut zufolge könne sogar gegen einen Minister, der eine solche Unterhandlung zu eröffnen wagte, die Strafe eines Prämunire ausgesprochen werden. Die Strafen des Prä- munire sind eine etwas unbestimmte Drohung, wodurch demjenigen, den sie treffen, „der Schuß des Königs entzogen wird“, d, h. feine Besißungen und sein Vermögen sind dem König verfallen und seine Person bleibt im Gefängniß, so lange es dem König gefällt. Dies Alles is so sehr im Widerspruche mit dem Geiste des Zeitalters, daß | er nicht ernstlih furchtbar is; allein man darf annehmen, daß die englische Regierung nicht eher mit dem Papste unterhandeln kann, als bis sie die Genehmigung des Parlameuts dazu erhalten hat.

Bet dem gegenwärtigen Zustande von Jrland hat Rom dort eben so viel Autorität wiederzugewinnen, wie England, Die irlän dische Geistlichkeit hat, in ihrem Cifer für die Wiederherstellung einer nationalen Regierung, das Justitut einer ugtionglen Kirche bis auf die äußerste Spibe getrieben , und es läßt sich nicht bezweifeln, daß alle Parteien dadurch gewinnen würden, wenn man an die Stelle der Exzesse einer Kirche, die der Willkür einer Partei Demagogen preis gegeben is, eine vernünftige, sowohl weltliche als geistliche Regie rung seßte.

In Wales, dem am wenigsten civilisirten und thätigen Theile des vereinigten Königreichs, haben einige Unruhen stattgefunden und ich vermuthe, daß dies Fürstenthum dem Beispiele der Schwester-Jusel folgen und ebenfalls eine Aufhebung der Uniou verlangen wird, Das Eine is eben so abgeschmackt wie das Andere.

S A e,

Paris, 25. Juni. Die Regierung hat folgende telegraphische Depesche erhalten : ,, M Ad O 215 Junt. Der Regent ist in Be gleitung der Generale Linage und Ferraz und des Kriegs - Ministers nach Valencia abgereist, Die Truppen der hiesigen Garnison waren hon gestern eben dahin abmarschirt. Ju Madrid is nur ein Kag- vallerie-Regiment zurückgeblieben,

Madrid, 18. Juni. Die Comités der Coalition sollen beab sihtigen, die Königin Zsabella für volljährig zu erklären, ihr aber provisorisch einen Regentschaftsrath, bestehend aus drei Moderados und zwei Progressisten, nämlich den Herren Toreno, Martinez de la Rosa, Jsturiz, Cortina und Olozaga an die Seite zu geben; die Präsidentschaft des neuen Ministeriums der Königin Jsabella würde dem Herrn Lopez übergeben werdenz alle Ayuntamientos im König- reiche würde man auflösen und die von 1840 wiedereinseßen, Es herrscht hier fortwährend Ruhe, troß der Gerüchte, welhe den Aus= bruch einer Emeute in Aussicht stellen.

Barcelona, 20. Juni. Abends 5 Uhr, (Sémaphore de Marseille.) Sevilla und Alicante sollen nun ebenfalls ihr Pro- nunciamiento gemacht haben. Das Fort Montjouich hat bis jeßt noch keine Feindseligkeit gegen die Stadt unternommen. Mit dem Dampf- boot „Mercur“ haben wir die Nachricht von der am 13ten erfolgten Insurrection Carthagena's erhalten. Die Division des Generals

L S sich vor Granada gegen die Regierung erklärt und sich lee e Cn haben. Doch ist diese Nachricht durchaus "n gt; fle scheint ohne Grund zu sein. Seoane, welcher am 17ten mit einem kleinen Kavallerie Corps zu Lerida war, is auf die Kunde von dem Pronunciamiento Teruel’s \{leunigst nach Saragosso zurückgekehrt. : i n Juan Prim is von der obersten Junta zum General-Konmman danten sämmtlicher mobilen National - Garden des Fürstenthums e: nannt worden. Lorenzo Milans isst nah Reus abgegangen, um dort ein Corps zu organisiren. Martell ist von der Junta zu demselbe: Zwecke nach Girona, und Subira noch Tortosa geschick worden. T Junta hat einen ihrer Adjutanten, Don Pujol, mit einem Dampfb« nach Carthagena gesandt, um 15,000 Flinten zur Bewaffnung National-Garde zu holen. : i

Der französishe Konsul, Herr von Lesseps, hat cine Subscrizvs zu Gunsten der Opfer der bei Reus lebthin stattgehabten Gefecht eröffnet. Er selbst hat für 200 Reale unterschrieben.

Von der spanischen Gränze, 22, Juni, Der Gouver neur des Forts Montjouich hat, wie es heißt, von dem General Zur bano den Befehl erhalten, Barcelona zu bombardiren, falls die Junta Truppen gegen ihn aus der Stadt abmarschiren lasse.

Auf die Nachricht, daß Zurbano von Lerida gus ein Truppen Corps nach Cervera, 25 Leguas von Barcelona vorgeschoben habe, herrschte in dieser leßteren Stadt zugleich große Bestürzung und Er- bitterung. Die Junta erließ eine energische Proclamation und ver! fügte allgemeine Bewaffnung z alle streitbaren Männer von 18— 40) Jahren sollen sih stellen; die Säumigen werdeu mit der Todesstrafe bedroht. Die insurgirten Städte kommuniziren ungestört mit einan der zur See. Vier Bataillone der Armee von Arragonien sind am 14, Juni in Valencia angekommen und haben sich der Junta zur Verfügung gestellt.

Meteorologische Beobachtungen.

1813, | Morgens Nachmittags | Abends 20TH G Uhr 2 Uhr. 10 Ubr. |

l Nach einmalige:

Beobachtung

. 332,1 É Par, 331,19 Pär. 331,23 Par.| Quellwärme 7,9" R Pi + 0, E. -+ S R. -t- IO/A7 R.| Flusswärme 14,9" B 9 O -+ 10,2" R, -t- 9 0” R.| Bodenwärme I R 82 pCt. | D pt. 84 pt. | Ausdünstung 0,012 Rh bezogen. | Niederschlag (), | Wüärmewechsel + ea! | 08

Luftdruck . Lustwärme Thaupunkt i 151 Dunstsättigung | E n | trüb, | heiter. | Gd | SW. | SW. | W. Wolkenzusz | | SW. | Tagesmittel: 331,84 Par... +7 1 L +9, E

Be Oer Bos 6 Den 80. Jui 1848 l’'o n ds. [S | Pr. Cour.

| Brielt’ Geld.

74 pCt. SW

Pr. Cour.

Brief. Geld

| Actien.

| - 5 - 103%, Brl. Pots. Eiseub. f do, do, Prior. Obl (Md, Lpz. Eisenb. Kur- u. Neumärk, do. do. Prior. Obl. Schuldverschr. 37 102 Brl, Anb. Eisenb, Berl. Stadt-Obl. (37 103% do. do. Prior. ObI. Danz. do. in 'Th.|- 48 Düss. Elb. Eisenb.| Westpr. Pfandbr. 35 102% do. do. Prior. Obl. Grossh. Pos. do.| 4 106% 106: Rhein. Eisenh, do, do. 35 102%; do. do, Prior. Obl, Ostpr. Pfandbr. |: 2 103% Brl. Frankf, Eisb.| & Pomm, do. 7 1037 102% {do,. do. Prior, Obl. Kur- u. Neum. do. |: 5 10:3 E Secblesische Schlesische do. |: 3 101 4 | Eisenbahn

St, Schuld-Sch. 35 10:3 U Pr. Engl. Obl. 30. 1037 Präm Sch.d.Seeh. 92 S

| |

Brl.-Stet. E. Lt. A

Gold al marco, - do, do: do L

133 135

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56% do. 100: ¿. Pass, « Ausg, —. Zins!

Üonigliche Schauspiele. C E Ss Schauspiellzause: Das Portrait deu Geliebten, Lustspiel in 3 Akten, von Feldmann. Hierauf: Lebte dra matische Akademie, unter Veranstaltung des Herrn M. G. Saphir. l) Humoristishe Vorlesung von M. G. Saphir. 2) Lieder vou Taubert, vorgetragen von Dlle. Marx. a. „Hailuli““, kaufasische; Volkslied. b. „Vor meiner Liebsten Fenster“, 3) Der verkaufte Schlaf, Gedicht von M. G. Saphir, gesprochen von Herrn Rott. 4) Das Solo-Lustspiel in 3 Akten, von M. G. Saphir, Personen : Dlle. Stich, 5) Auf allgemeinen Wunsch: Wiederholung der ersten in der Sing - Akademie stattgefundenen Vorlesung: Ueber die Fragewörter des Lebens, von M. G. Saphir. Die freien Entreen sind ohne Ausnahme nicht gültig.

__ Sonntag, 2. Juli, Jm Opernhause: Faust. (Herr Mantir wird hierin vor seiner Urlaubsreise zum leßtenmale auftreten, Mad. Burchardt: Röschen, als Gastrolle.)

Marktpreise vom Getraide. Berl, vent 29, Jui 1843, Zu Lande: Weizen 2 Nthlr. 6 Sgr. 3 Pf., auch 2 Rihlr. 5 Sgr.z Noggen 2 Rthlr, 6 Sgr. 3 Pf., auch 2 Nthlr. 2 Sgr. 6 Pf.z große Gerste Rihlr, 13 Sgr. 9 Pf, Hafer C Rihlr, 7 S 6 Pf, aich 1 Rihlr. Sgr. 2 Pf. Eingegangen sind 46 Wispel.

Zu Wasser: Weizen 2 Rthlr. 8 Sgr. 9 Pf,, auch 2 Rthlr, 6 Sgr. Pf.z Noggen 2 Nthlr. 5 Sgr., auch 2 Nthlr. kleine Gerste 1 Rthlr. Sgr. 9 Pf. ; Hafer 1 Nthlr. 5 Sgr., auch 1 Nthlr. 1 Sgr. 3 Pf. z Erbscn Nihlr. 21 Sgr. 3 Pf., auch 1 Nthlr. 20 Sgr, (schlechte Sorte.) Ein

gegangen sind 1907 Wispel 12 Scheffel.

Mittwoch, den 28, Juni 1843. Das Schock Stroh 11 Rthlr. 15 Sgr., auch 10 Nihlr, Der Centner

Heu 1 Rthlr. 15 Sgr, auch 1 Nthlr, 5 Sgr.

Kärtöffel= Preise, Der Scheffel 14 Rthlr. 5 Sgr., auh 25 Sgr. Branntwein =-= Preise.

Die Preise von Kartoffel-Spiritus waren am 24sten 19! 19; Rihlr.,

am 27sten 19;—20 Rthlr, und am 29, Juni d. J. 19{— 20 Nihlr, frei ins Haus geliefert pro 200 Quart à 54 pCt, oder 10,800 pCt, nach Tralles, Korn-Spiritns+ ohne Geschäft.

Berlin, den 29, Juni 1843, Die Aeltesten der Kaufmannschaft von Berlin, Verantwortlicher Redacteur Dr. J, W, Zinkeisen,

Gedruckt in der D ecker schen Geheimen Ober-Hofbuchdruckerei. Beilag-

Beilage

Sachsen. Dresden, 27. Juni. (L. Z.) Die Il. Kammer egann am 21. Juni die Berathung über den Gesehentwurf wegen Finführung eiues neuen Grundsteuer = Systems. Jun dem §. 39 der Verfassungs - Urkunde war die Bestimmung getroffen worden: „Es le ein neues Abgaben=-System festgestellt, dabei die Gegenstände

directen und indirecten Besteuerung nah möglichst rihtigem Ver=

„aisse zur Mitleidenheit gezogen, auh die bisher bestandenen Befreiungen gegen angemessene Entschädigung aufgehoben en.“ Die zum Behuf einer neuen directen Besteuerung a!.den zwischen der Regierung und den Ständen festgeseßten 9rundsäßen erforderlihen Vorarbeiten sind nunmehr allenthalben "1sgeführt und die Vollendung der Kataster - Ausstellung steht nahe bevor. Das hochwichtige Werk der Vermessung und Abschäßung des ganzen Landes, so wie die Aufstellung von Flurbüchern und Katastern, war in einem Zeitraume von kaum neun Jahren vollendet und sonach der von den früheren Ständen ausgesprochene Wunsch, jenes Werk \hnell zu Ende zu führen, erreicht worden. Die erste Deputation empfahl jeßt im Allgememen die Einführung des neuen Grund steuer - Systems in dem Maße, wie es vorbereitet und bearbeitet worden und wie es der Geseß= Entwurf darstellt. Gleich beim Be ginnen der allgemeinen Debatte gab der Referent-Abgeordnuete Klin ger folgende interessante Mittheilung. Er äußerte: „Es sind übe: haupt 3373 Dörfer und sonstige ländlihe Flurkomplexe vermessen und bewerthet worden, hierzu 143 Städte, in Summe also 3516 Slurfomplexe. Diese haben 41,779,710 Parzellen geliefert. Die allgemeinen Kosten, welche durch die Vorbereitung des neuen Grund steuer - Systems von 1835 an bis Ende Mai 1843 erwachsen sind, betragen überhaupt in runder Summe 66,5900 Thlr, Das sind näm lich die Kosten für die Central - Kommission, deren Kanzlei und sonst. 503,000 Thlr. in runder Summe kostet die Vermessung und das Zeichnen-Büreau, Ferner sind aufgewendet worden 138,000 Thlr. ih sprehe immer uur von runden Summen für die Abschälzung, sodann 46,000 Rthlr, für die Aufstellung der Flurbücher und Kataster und 14,500 Rthlr, für Ausmittelung des steuerfreien Grundeigenthums, überhaupt also eine Summe von §28,000 Rthblr., von welcher wieder ein kleiner Einnahme =- Betrag abgeht, der durch Abschriften, Kopieen von Flurbüchern, verkauften Meß-Jnstrumenten 2c. eingegangen is. Nach Abzug dieser Einnahme-Post beträgt der ganze Aufwand die Summe vou 822,148 Rthlr. §8 Ngr. 2 Pf. im 14Thaler Bee

An der allgemeinen Debatte nahmen hierauf Theil die Abge ordneten Müller (aus Gablenz), Gehe, Scholze, Oehmigen, Tzschucke, v. Thielau und Clauß (aus Chemnitz). Alle erklärten sich für An nahme des Geseß=Entwurfs; doch während der Abgeordnete Gehe eine Beeinträchtigung des Grundsaßes der Gleichheit der Besteuerung in Bezug auf Fabrikgebäude fand, sprach sih der Abgeordnete ckccholze dagegen aus, daß bei Abschäßuug der Grundstücke die auf denselben haftenden Oblasten und Gefälle nicht mit berücksichtigt worden wären. Der Abgeordnete v. Thielau hoffte, daß die (ohe Staatsregierung ihr Augenmerk darauf richten werde, zu ven, O E Gd QUOEO E Otte See O Oen Landestheile Pprägravirt seien, und daß der Erhaltung der Kataster eine besondere Sorgfalt gewidmet werde. Der Referent fand in seinem Schlußworte die aufgestellten Gründe nicht stichhaltig und erinnerte zugleich, daß man das constitutionelle Prinzip wahrlich auf feine Weise fördern würde, wenn man ein großartiges Gebäude sofort wieder niederreißen wolle, was erst auf Veranlassung zweier früheren Stände - Versammlungen mit einem den Kassen der Zteuerpflihtigen entnommenen Aufwande von 822,000 Thalern er richtet worden sei, Noch ergriff der Herr Staats = Minister vou Zeschau das Wort, Auch er ging auf die früheren ständischen Ve1 handlungen zurück und erwähnte, daß sich die Regierung die dringende Pflicht auferlegt habe, eine Gleichheit der Besteuerung im gan zen Lande herbeizuführen, Auch dieses Werk sei ein mensch ibe E E I O e E oe ved, den man dabei im Auge gehabt, aus, Doch habe es einen Vorzug vor anderwärts eingeleiteten Grundsteuer - Systemen, welche beim Streben nach zu großer Genauigkeit eine lang dauernde Arbeit und viel größere Kosten erfordert hätten, und an diesen Ver hältnissen gescheitert wären, Was die von dem Abg. von Thielau angeregte Erhaltung der Kataster betrifft, so sei dies einer der schwie rigsten Punkte und die Regierung mit der Berathung darüber noch nicht zu Stande gekommen. Als seine Ansicht spreche er aus, daß man zu einer gründlichen Revision sobald noch nicht, sondern vielleicht erst nach 20 bis 25 Jahren schreite. Die Kammer ging hierauf zur speziellen Berathung des Gesebß - Entwurfs über und gelangte in dieser Sißung noch bis zu §. 5. Die einzelnen §§. wurden theils unverändert, theils mit verschiedenen von der Deputation oder von einzelnen Abgeordneten eingebrachten Abänderungen angenommen, hin sichtlih deren wir auf die Mittheilungen über die Verhandlungen des Landtags verweisen müssen.

Die preußische Militair-ODrgauisation und das französische Neserve- System.

ck= Paríás, 25. Juni, Nirgends wohl hat die treffliche Mili tair-Organisation Preußens größere Aufmerksamkeit auf sich gezogen, als in Frankreich, Vielfach \chon haben die Debatten der beiden Kammern, die Erörterungen der Tagespresse, so wie besondere Schrif ten ausgezeihueter Militaire als Männer vom Fache, die sih mit der wichtigen Angelegenheit der Bildung und Verfassung des Heeres be schäftigen, davon Zeugniß gegeben. Auch Herr Michel Chevalier hat in seinem Kursus der politischen Oekonomie im Collège de France Gelegenheit genommen, dieses Thema zu besprechen und seinen Zu- hörern ein Bild von der preußischen Heeresverfassung zu geben ge sucht, indem er dieselbe in ihren Hauptzügen darzustellen versuchte, Er ging die verschiedenen Einrichtungen und. ital, 0 wie die Grundbestimmungen, worauf die Bildung und die Stärke des preußischen Wehrsystems beruht, prüfend durch, und findet in der preußischen Armee die Anwendung des Grund- saßes der Gleichheit, der sich besonders in deu Bedingungen des Avancements wiedersinde. Mit gebührender Anerkennung sagt er von der preußishen Armee, sie verwirkliche die Bedingung einer mächtigen Civilisation, nämlich die innigste Vereinigung der Aufklärung und der Stärke, und gebe daher einen mächtigen Jmpuls zu Verbesserungen für die ganze Gesellschast. Jn Preußen, sagt er, hat auf solche Weise die Regierung dem Volke zwei Pflichten ein geprägt, die Schulpflichtigkeit und die Militairpflichtigkeit. Dort würde es einem Familienvater unbegreiflich vorkommen, wenn man seine Kinder nicht zur Schule schicken wollte; aber jeder junge Mann von zwanzig Jahren weiß andererseits auh uit anders, als daß man seinem Lande persönli dienen müsse. „Diese Armee i} nicht blos auf dem Papier vorhanden; sie is bereit, in's Feld zu rüden,

5 zur Allgemeinen Preußischen

é

so leiht als jede andere Armee von Europa; sie vereinigt in sich das seltene Verdienst, in gleicher Weise den Anforderungen des Frie- dens und denen des Krieges zu entsprechen.“

Das Studium der preußischen Landwehr hat besonders auch in Frankreich zu vielen Entwürfen zu Organisation einer tüchtigen Hee res-Reserve gegeben und eine große Anzahl von Schriften dieses Be- tres sind seit einigen Jahren darüber erschienen. Da der Gegen stand vom höchsten allgemeinen Juteresse und für jedes Land auch außerhalb Frankreichs von anerkfannter Wichtigkeit i, o wird ein furzer Blick auf dieselben auch hier nicht am unrehten Orte sein.

Jn ciner dieser Schriften, die vor zwei Jahren in Frankreich erschienen is, wird die Jdee der Verwendung der Armee zu öffent- lihen Arbeiten mit jener einer Reserve verbunden, was dem preu ßishen Wehrsystem fremd is. Der Verfasser meint nämlih, man sollte aus dazu geneigten Leuten Arbeiter-=Compagnieen bilden, die einige Jahre im Dienste bleiben würden, doch so, daß ihnen von Zeit zu Zeit Urlaub gegeben würde, wodurch sie den Arbeiten des Feldbaues sowohl, als ihren Familien erhalten blieben. Die Dienst zeit würde nah der vou den Leuten geleisteten Arbeit bemessen, fo

Sonnabend, den 1" Juli.

Zeitung.

eine solche Armee zu haben. „Wir haben weder napoleonischer Ar= meen, noch eines Napoleons selbst vonnöthen; wenn wir einen Napo= leon brauchen, so is es der Napoleon des Friedens und nicht jener des Krieges; wir haben jeßt niht das Bedürfniß einer Jnvasions-, sondern das einer Vertheidigungs- Armee. Die Männer, welche der- gleihen Einwürfe erheben, sind achtungswerth wegen des ruhmwür= digen Antheils, den sie an großen Dingen genommen haben, aber sie sind nicht die Männer der Zukunft,“

Ueber die Versorgung der Waisen der Staats- und Kommunal Beamten, Prediger, Lehrer, Aerzte u. \. w.

Die Erfahrung lehrt, daß heutzutage viele von den Vätern, die diesen Ständen angehören, ihre Wittwen und Waisen, ohne hinreichendes Ver mögen zur Erziehung der Kinder, zurüklassen. Das hatte mich bewogen, im Jahre 1821 eine Versorgungs - Anstalt für Waisen dieser Stände des Regierungs-Bezirks Potsdam, wo mir mein Wirkungskreis, als Regierungs-

zwar, daß was sie über ihre Aufgabe gearbeitet hätten, ihnen an der Zeit abgerechnet würde, die sie unter den Fahuen zuzubringen haben. Darin würde auch nah Herrn Chevalier’s Meinung, ein mächtiges Antriebsmittel liegen, welches jeßt in der französischen Armee fehlt. Die Leute würden unmittelbar dem Schooße ihrer Familien entnommen, und von dort ihre Angewöhnung an Arbeit samkeit und die Einfachheit ihrer ländlichen Sitten mitbringen. Herr Michel Chevalier glaubt diese Jdeen vorzüglih der Beachtung seiner Zuhörer empfehlen zu müssen.

Eine andere vollständigere Schrift kam heraus unter dem Titel : De la constitution de l’armée s0ous la monarchie de 1830 (von der Heeres - Verfassung unter der Monarchie von 1830). Der Ver fasser, Herr Larreguy, Präfekt unter der jeßigen Regierung vou 1830 bis 1842, nachdem er schon in Spanien zur Zeit der französischen Jnvasiou unter den Befehlen des Marschalls Suchet die Civil - Ver waltung der Königreiche Aragonien und Valencia geleitet hatte, ist, so zu sagen, in Verfolgung der Jdee, die er in seinem Werke aus einandergeseßt hatte, gestorben. Er geht ebenfalls von der gleichen Waffenvflicht Aller aus, die aber unter dem jeßigen System Frank- reichs in der Wirklichkeit nicht vorhanden sei. Nach diesem sind jedes Jahr etwa 300,000 junge Leute zur Couscription berufen; von die sen is aber ein Drittheil aus gesebßlihen Gründen befreit, ein ande res durch das Loos, und auf dem übrigen Drittheil ruht die ganze Militairlast allein. Der Verfasser is der Meinung, wenn Frankreich keine anderen Soldaten habe, als die des stehenden Heeres, so würde dasselbe entweder im Falle eines Krieges unzureichend oder in Frie- denszeiten für die Steuerpflichtigen eine erdrücktende Last sein. Cr glaubt, daß bei dem jeßigen Zustande der Gesellschaft, wo das Eigen= thum in vielen Händen vertheilt und eine große Zahl von wohl be zahlten Gewerben vorhanden is, auch das Waffen-Handwerk Wohl fein und Achtung darbieten müsse.

Von diesen Grundsäßen ausgehend, hat Herr Larreguy nun einen Geseß-Entwurf abgefaßt, dessen zwei erste, von Herrn Michel Chevalier fommentirte Artikel wären :

„Art. 1, Jeder Franzose in dem Alter von 20 Jahren schuldet der Vertheidigung des Vaterlands seinen Tribut. Dieser Tribut wird gezollt in der Linien - Armee, entweder durch persönlichen Dienst oder durch Beitrag zur Ehre und Sicherung der Existenz jener, die wenig stens 20 Jahre ihres Lebens ohne Unterbrehung diesem Dienste ge widmet haben. Art. 2, Der Armeedienst theilt sich in den aktiven und in den der Reserve. er aftive Dienst verleiht den Soldaten, wie den Offi zieren und Unteroffizieren, den Aktivitätssold und eine Rütritts Pension. Die Offiziere und Unteroffiziere gehören stets dem aktiven Dienste au, Der Dienst der Reserve kaun den Soldaten eine Rück tritts-Pension nach drei Feldzügen und einer Verwundung verschaffen.“

Die Leute würden zehn Jahre unter der Fahne bleiben, nachher aber stände es ihnen frei, sich wieder engagiren zu lassen, und so glaubt man den von den tüchtigsten Militairen ausgesprochenen Wunsch ver wirklichen zu können, daß man nämlich danach trachten müsse, cine aus alten, gedienten Soldaten bestehende Armee zu haben; das Waffen handwerk würde zu einer militairischen Laufbahn gemacht werden, meint Herr Michel Chevalier, und der gemeine Soldat und der Unter- offizier würden nah 20 Jahren Dienstzeit einen gesicherten Rücktritt sich offen stehen sehen. Aber diese Bestimmungen betreffen nur den aktiven Dienst. Die Dienstzeit in der Reserve - Armee würde nur 5 Jahre betragen, von denen die eine Hälfte den Beurlaubungen ge=- widmet wärez von den übrigen 27 Jahren würden etwa 12 Monate auf die militairischen Uebungen, und 18 guf die öffentlichen Arbeiten zu Nuhzen der Departements kommen. Ju Friedenszeit würde dieser Dienst ganz in den Departements geleistet, welche die Leute gestellt haben.

Die Repartition der Leute unter die aktive und Reserve - Armee würde vorerst von der freien Wahl der Konskribirten, dann aber von dem Willen der Regierung abhängen. Der thatkräftigere und feu rigere Theil der Bevölkerung würde so die Aufnahme in die aktive Armee verlangen, während die Leute von ruhigerem und arbeit samerem Charakter der Reserve vorbehalten werden.

Herr Michel Chevalier glaubt, diese Organisation würde mit der Verfassung der Gesellschaft selbst am besten im Einklang stehen, und jeder der beiden Heerestheile gus seinen natürlichen Clementen zusam mengescbt sein. Die Ausführung dieses Planes aber würde ziemlich große finanzielle Hülfsquellen erheischen, und Herr Larreguy hat die selben aufzufinden versucht. Judem er die von den Konskribirten ein gegangenen Versicherungs-Verträge zur Grundlage nimmt, schlägt er cine Auflage von 800 Fr. für Jeden vor, der sich vom Dienste be freien möchte. Nach plausiblen Berechnungen würde dies eine jähr liche Summe von 48 Millionen ergeben, Ferner glaubt er, daß man au den Arbeiten der Soldaten cine Ersparniß von 30 Millionen er= zielen fönute, was also eine Gesammtsumme von 78 Millionen er- gäbe. Diese würden hinreichen für die Pensionen der Soldaten und Unteroffiziere der aktiven Armee und für die Bekleidungskosten, so wie für den Generalstab der Reserve - Armee. Herr Larreguy untersucht auch die Frage, welche Dienste sih von der Reserve-Armee erwarten ließen, und glaubt mit seiner Erfahrung als Präfekt behaupten zu fönnen, daß sie im Staude wäre, jedes Jahr Frankreich 4125 Lieues oder 16,500 Kilometres Straßen zu liefern.

Daraus schließt Herr Michel_Chevalier auf den unberechenbaren Vortheil , den für einen großen Staat die Errichtung einer Reserve Armee hat, möge die Form derselben sein, welche sie wolle, Bis jeßt is über diese Frage in Frankreich viel geschrieben, wenig gethan worden. Herr Chevalier sucht auch die gegen eine nah dem Vor- bilde des preußischen Systems oder eines analogen organisirte Armee erhobenen Einwürfe zu widerlegenz man hatte gesagt, eine solche würde nicht kriegerish genug geübt sein und nicht die Haltung der alten Armeen unter Napoleon haben. Herr Chevalier giebt dies zu, fragt aber, ob es jeßt für ein civilisirtes Volk zu wünschen wäre,

und Schulrath, angewiesen war, in Potsdam zu gründen. Jmmer habe ih gehofft, daß, nah dem Muster dieser Anstalt, ähnliche in anderen Ne gierungs - Bezirken und in anderen deutschen Staaten errichtet werden wür- den. Bis jeßt is indessen dieser Wunsch nicht erfüllt worden. Vielleicht deshalb nicht, weil die Art und Weise, wie diese Anstalt, mit unbedeutenden Mitteln des Stifters, zu Stande gekommen is und sich binnen 22 Jahren so gehoben hat, daß sie jezt 24 verwaisten Söhnen eine vorzüglich gute Erziehung geben und sogar diejenigen, welche sih den akademischen Studien widmen, dazu bis zum Abgange zur Universität ausbilden kann, zu Stande gekommen is, nur Wenigen bekaunt sein dürfte, Jch erlaube mir daher, hier einige Andeutungen, wie ähnliche Anstalten, mit zu hoffendem guten Erfolge gegründet werden könnten, mit Rücksicht auf das Civil-Waisenhaus zu Potsdam, zu geben. j

“Díe Statuten dieser Anstalt bestimmen, daß wer einen jährlichen Bei- trag von 5 Rthlr. oder ein- für allemal 50 Rthlr, zahlt, Mitglied des Stiftungs-Vereins wird, wodurch seinen Söhnen die zuversichtliche Hoffnung, im Waisenhause erzogen zu werden, den Töchtern die Aussicht, eine jähr- liche Unterstüßung bis zum zurügelegten 146ten Jahre zu genießen, eröffnet wird, Bei allen bis jeßt vorgekommenen Sterbefällen der Mitglieder sind deren Söhne und Töchter stets in der angegebenen Art berücksichtigt worden. Die Mitglieder des Stiftungs - Vereins wählen einen Vorstand, bestehend aus einem Direktor, Justitiariuus, Oekonomie- und Kassen-Rath und 2 der Erziehung kundigen Mitgliedern, welche ihre Geschäfte unent- geltlih verwalten. Es wird am zweckmäßigsten “sein, eine solche Anstalt in ciner Stadt zu errichten, die der Siß einer Regierung und wo die nöthigen Schul- und Bildungs-Anstalten sich vorfinden. So lange die Anstalt noch von geringem Umfange is, werden sih auch Männer sin- den, welche das Amt eines Rendanten, so wie das eines Secretairs und Reaistrators, unentgeltlich verwalten. Also wird die Geschäfts-Verwaltung wenig oder gar nichts fosten. Es wird sich auch ein Arzt finden, der sei- nen Beistand der auffkeimenden Anstalt unentgeltlich gewährt. (So war es bei dem Civil-Waisenhause zu Potsdam.)

Nchmen wir an, cs fänven sich 120 Mitglieder, die jährlih 5 Rthlr.

zahlten, so hätte die Anstalt eine jährliche Einnahme von 600 Rthlrn., wovon aber der 4te Theil kapitalisirt werden müßte, um allenfallsige Aus fälle zu decken und allmälig ein Stammvermögen_ zu bilden. Es blieben 450 Rihlr. Davon würde man einem an einer Schule angestellten Lehrer eine freie Wohnung und ein Gehalt von 100 Rthlrn, geben, das würde 150 Rthlr. kosten; es blieben dann 300 Rihlr. übrig, wofür man schon 2 verwaiste Söhne aufnehmen und erziehen lassen fönnte, vorläufig in einem gemietheten Lokal; man würde sie einstweilen bei demselben Lehrer in Kost geben. (So is es anfänglich bei dem Civil-Waisenhause geschehen ; päter wurde eine eigene Ockonomie eingerichtet und gegenwärtig betragen die Kosten für Betköstigung, Bekleidung, Erziehung und Unterricht für einen Zögling ungefähr 150 Nthlr.) Sobald nun durch Geschenke, Vermächtnisse und Kapitalisirung eines Theils der jährlichen Beiträge u. st. w. sich das Vermögen der Stiftung hinlänglich gehoben haben würde, könnten allmälig mehrere Zöglinge aufgenommen und mít der Zeit eine eigene Oekonomie eingerihtet, auch endlich ein Haus angekauft werden (wo möglich mit einem Garten und Spielplaß). Das Civil-Waisenhaus erhiclt von dem Tage des ersten Aufrufs zu dessen Gründung, vom 26. April 1820 an, bis zur Aufnahme der ersten 5 Zöglinge, am Weihnachts - Abend 1821, an Kapitalien 1500 Rthlr. 30 Personen wurden durch Einzahlung von 5 Rthlr., über 100 durch Leistung eines jährlichen Beitrages von 51 Nthlr. Mitglieder der Stiftung; so daß ih schon im Jahre 1821 ein Haus für die Anstalt kau- fen konnte, (Eine ähnliche Theilnahme dürfte sich auch anderwärts finden, und ih bin fest úberzeugt, daß in anderen preußischen Städten, wo sich eine Regierung befindet, Gleiches geschehen würde, wie in Potsdam, wenn nur ein Mann, der das Vertrauen seiner Mitbürger genießt, Hand an das Werk legen wollte.) Jch bemerke hier noch, daß ich in der Haupt - Ver- sammlung der Mitglieder, bei Berathung des Entwurfs der Statuten , die Bestimmung vorschlug, daß man durh Einzahlung eines Kapitals von 3000 Nthlr. eine Zöglings - Stelle für ewige Zeiten sollte gründen können. Einige Stimmen erhoben sich dagegen, indem sie meinten, es werde Niemand cine solhe Summe einzahlen. Jndessen ging mein Vorschlag durch. Schon im Jahre 1823 ward, auf Veranlassung Sr. Ercellenz des Herrn Staats - Ministers Rother, von der Jmmediat - Kommission zu Ver- theilung von Prämien auf Staatsschuldscheine, ein solches Stipendium ge- stiftet und seitdem sind deren von mehreren Staats Behörden 15 und von dem Gesang-Verein zu Potsdam eines gestiftet worden. (Jm Jahre 1842 hat jedoch das Kapital zu Gründung neuer Stipendien wegen des so sehr gesunkenen Zinsfußes auf 4300 Rthlr. erhöht werden müssen.) Die An- stalt hat daher bis jeßt s{chon 71 Zöglinge aufnehmen können, von denen 51 bereits nah vollendeter Erziehung entlassen worden sind.

Die Civil-Waisen-Versorgungs-Anstalt unterscheidet sich übrigens von den meisten Waisen-Versorgungs-Anstalten wesentli dadurch, daß die Zög- linge nicht in der Anstalt selbst unterrichtet werden, sondern die in der Stadt vorhandenen öffentlichen Anstalten besuchen, nämlich das Gymnasium, die höhere Bürgerschule oder die Gewerbeschule,

“Diese Einrichtung gewährt den Zöglingen den großen Vortheil, daß ibnen der ihren natürlichen Anlagen und ihrem künftigen Berufe entspre- chende Unterricht gewährt werden kann, was in der Anstalt selbs nur mit sehr großen Kosten bewirkt werden könnte, und bewahrt sie zugleich vor der Einseitigkeit, die nicht selten das Loos derjenigen Waisenhaus - Zöglinge is , welche in der Anstalt selbst unterrichtet wer- den. Das hat sih auch in der Anstalt zu Potsdam bewährt. Meh- rere sahkundige Männer, welche dieselbe besuchten, sagten mir: „Das seien die ersten und einzigen Waisenhaus-Zöglinge, die ihnen vorgekommen, denen man es nicht ansehe, daß sie in einem Waisenhause erzogen würden. ‘“ Uebrigens kann gewiß einer Wittwe in der Regel keine größere Wohlthat erzeigt werden, als wenn ihr die Sorge für die Erziehung eines Sohnes abgenommen und diesem eine #0 vollkommene Ausbildung gegeben wird, als wenn der Vater noch lebte.

Noch i} zu bemerken, daß bei dem Civil-Waisenhause in Potsdam der zehnte Theil sämmtlicher Einnahmen der Stiftung einem besonderen Fonds zur Unterstüßung verwaister Töchter überwiesen wird. (Aus diesem Fonds haben bis jeßt 28 verwaiste Töchter die Summe von 3867 Rthlr. empfangen.) i Möchten diese Mittheilungen die Veranlassung werden, daß auch an- derwärts ähnliche Anstalten errichtet würden! Eine Abhandlung, die hie- sige Anstalt, ihre Veranlassung und ihre Entwickelung betreffend, welche auch deren Statuten enthält, werde ih gern auf Verlangen mittheilen,

Potsdam, den 4, Juni 1843, L G i Der Regierungs-Rath von Türk.

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