1843 / 2 p. 2 (Allgemeine Preußische Zeitung) scan diff

derselbe vertrete nur das Juteresse der Gemeinde, und man könne ihm um so mehr vertrauen, als das Vertrauen der Gemeinde ihn berufen habe. Z ; S

Durch Abstimmung wird demna die von dem Ausschusse vor- geschlagene Modification des §. 78 abgelehnt. :

Ein Abgeordneter der Landgemeinden sagt, er wünsche, daß der erste Sab des Paragraphen gestrichen werde : es sei bedenklich, dem Vorsteher ein solhes Recht, resp. eine Pflicht aufzuerlegen, da er bloßer Gehülfe des Bürgermeisters sei, und neben diesem niht zu haudeln habe. Ein anderer Abgeordneter dieses Standes schlägt fol gendes Amendement vor: „der Vorsteher hat als Organ des Bürger-= meisters die Aufsicht u, #. w.‘“/ Der Vorsteher sei mehr als bloßer Gehülfe, er solle der Mandatar des Bürgermeisters scin, als Vice- Bürgermeister auftreten können, Der Herr Landtags - Marschall schließt sich diesem Vorschlag an.

Nachdem man auf die Frage eines Abgeordneten der Landge- meinden : wozu die Disziplinar-Strafgelder zu verwenden seien ? und auf den Antrag eines Abgeordneten der Städte sih dahin geeinigt, daß selbige in die Armenkasse des Ortes, wo der betreffende Unter= beamte wohne, zu versiren seien, wird folgende Fassung des §. be- \hlossen: „Der Vorsteher hat als Organ des Bürgermeisters die Aufsicht über die Unterbeamten und Diener der Gemeinde und über ihre Dienstleistungen zu führen, Bei vorkommenden Dienstvernach- lässigungen und Dienstvergehen hat er dem Bürgermeister Anzeige zu machen, welcher zur Erhaltung der nöthigen Disziplin das Recht hat, den Unterbeamten Ordnungsstrafen bis zu 3 Rthlr, zum Besten der Armenkasse aufzulegen. ‘“

Bei Eröffnung der Berathung über Abschuitt 6 äußert ein Ab- geordneter der Städte: Er finde sich verpflichtet, einige Bemerkungen über die Ueberschrift dieses Abschnittes zu machen. Das Gesetz, welches jeßt berathen werde, soll die Selbstständigkeit der Gemeinden begründen und sie von der Bevorn:undung der Regierung mehr be freien, Es müsse daher auffallen, daß hier hon die Befuguisse der Staatsbehörden hinsichtlich der Gemeinde = Verwaltung festgestellt werden sollen, ehe noch von der Verwaltung selbst die Rede gewesen, und ohne daß derselben überhaupt eine eigene Stelle im Entwurfe angewiesen sei. Er müsse aufmerksam darauf machen, daß in keinem der früheren vorgelegten Kommunalgeseße ein Abschnitt wie der gegenwärtige vorkomme, weder in der revidirten Städte Ordnung von 1831, noch in dem Entwurfe von 1833, Zudem handle der ganze Tit, V. noch von der Oberaufsicht des Staats über die Gemeinde-Verwaltung. Nachdem im vorliegenden Tit. 11. die fünf ersten Abschnitte sih mit den Gemeinde-Mitgliedern und ihren Rechten und mit der Vertretung der Gemeinde befaßt hätten, müsse auh die Reihe an die Verwaltung derselben kom- men und dieser der 6te Abschnitt ganz eigen gewidmet sein. Juwie fern die Stäats-Behörde dabei Befugnisse haben solle, würde sich ohnehin von selbst in den festzustellenden Bestimmungen finden. Er trage sonach darauf an, die Ueberschrift dieses Abschnittes ganz ab- zuändern und uur zu seben: „Von der Verwaltung der Gemeinden,“ Es würde auf solche Art auch der rechte Gesichtspunkt bezeichnet, von dem bei der Berathung gusgegangen werden müsse, Ein Ab geordueter der Landgemeinden {ließt ih vem Vorschlag an. Jl

dem ursprünglichen Entwurfe, welcher dem ständischen Ausschusse in Berlin vorgelegt worden, habe die Ueberschrift gelautet: „Vou dem Geschäftsverhältnisse des Gemeinde - Vorstehers und der Gemeinde- Versammlung.“ So weit er den vorliegenden Abschuitt verstehe, han dele derselbe im Ganzen von der Verwaltungz manches andere darin Enthaltene (über Gemeinde-Vorsteher, höhere Verwaltungs-Behörden u, st. w,) habe doch immer seine Beziehung auf die Verwaltung. Jm Uebrigen möge man die Diskussion der Ueberschrift bis nah der Be- rathung des Abschuittes selbst ajourniren. Ein Abgeordneter der Städte äußert im nämlichen Sinne: Auch der Tit, [V. des ständischen Ent wurfs von 1833 sei übershrieben: „Von der Verwaltung der Ge- meinden“ und enthalte viele von den im vorliegenden Äbschnitt 6 aufgenommenen Vorschriften. Es sei nur zu bedauern, daß in diesem Abschnitte überhaupt so wenig von der Verwaltung stehe, wie sich am Ende ergeben werde. Auf die Bemerkung des vorigen Abgeord- neten desselben Standes, „er habe auch recht wohl gefühlt, daß sein Antrag vielleicht passender nah der Berathung des ganzen fraglichen Abschnitts vorzubringen sei, allein es habe ihm alsdann entgegnet werden können: auf etwas, was gutgeheißen worden, sei niht mehr zurüczukommen, Um diesem vorzubeugen, habe er schon jeßt das Wort genommen und jenen Antrag gestellt“ findet der Herr Land= tags-Marschall nichts dawider zu erinnern, daß sofort über das Amen- dement abgestimmt werde. Demnächst wird die Ueberschrift: „, Von der Verwaltung der Gemeinden“, vou der Versammlung gutgeheißen.

Zu §. 79, welchen der Ausschuß unverändert gelassen, bemerkt ein Abg. der Städte : es bedürfe einer Modification des §., weil der Ausdruck unter Aufsicht der Staats-Bchörden ‘““ den Schein errege, als wolle man von voruherein die Gemeinden in ein Korset einshnü- ren, Er schlage vor, da sih diese Aufsicht von selbs verstehe, den §. 98 des Entwurfs von 1833 zu substituiren: „die einzige ausfüh= rende Verwaltungs = Behörde in der Gemeinde is der Bürgermeister, vorbehaltlich der, deu Ortsvorstehern für die besonderen Angelegen- heiten der Spezial-Gemeinden dur §. 35 eingeräumten Befugnisse 2“

Ein Abgeordneter der Städte ließt sich diesem um fo mehr an, als ein besonderer Titel (V.) des Entwurfs von der Ober-Auf- sicht über die Gemeinde - Verwaltung haudle. Ein Abgeordneter der Landgemeinden : Die Aufsicht der Staats-Behörden gehöre nicht hier- her; eine Auslegung dieses Ausdrucks führe zu weit, Daß der Staat die Ober - Aufsicht über die Gemeinde habe, brauche nicht besonders ausgedrüdt, aus der Ober-Aufsicht dürfe aber keine Aufsicht gemacht werden, über der die Selbstständigkeit der Gemeinden zu Grunde gehe,

„Auf den Vorschlag des Referenten wird folgende Fassung des S. 79 adoptirt: „Die einzige ausführende Verwaltungsbehörde in der Gemeinde ist der Bürgermeister, vorbehaltlih der den Gemeindevor- stehern für die besonderen Angelegenheiten der Gemeinden eingeräum- ten Befuguisse,“ (Schluß folgt.) :

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Berlin, 1. Juli. Es ist ein sehr gewöhnlicher Kunstgriff, der es außerordentlich erleichtert , einen lserariihen Kanf rit Vil zu bestehen, daß man seinem Gegner Dinge in den Mund legt, die er zwar weder gesagt, noch an die ex in seinem Herzen gedacht hat, die sih aber, wenn man es mit der Logik nicht allzu genau nimmt, allen- falls aus seinen Behauptungen folgern und jedenfalls ohne besondere Anstrengung als unhaltbar nachweisen lassen. Ein \charfsinniger Kritiker in einem hiesigen Blatte hat si das Vergnügen gemacht diesen Kunstgriff gegen einen Aufsaß „gus der Mark“ anzuwenden, den die Preußische Staats=Zeitung an einem der lebten Tas (Nr. 171 vom 22. Juni) brahte. Wir würden dem rüstigen Kämpen ges die Genugthuung des leiten Sieges gönnen, wenn wir nicht ürchten müßten, daß seine Scheingründe das Urtheil des Publikums irre leiten könnten, welhes Zeitungs = Debatten niht immer mit der Aufmerksamkeit verfolgt, die erforderlich ist, um den Trug von der Wahrheit zu unterscheiden. -

Der Aufsaß „aus der Mark“ hatte die Behauptung aufgestellt, daß „die Klagen über den {weren Dru, der auf der Presse laste, ihren Grund zu einem sehr großen Theile in der unzulänglichen

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Bildung der Männer hätten, die sih berufen ahteten, als Besserer des Staates und Lehrer der Nation in der Presse aufzutreten.“ Es war vorausgeschickt worden, daß allerdings Beschräukungen der Presse vorhanden wären, die sich aber „bei weitem mehr auf die Form, als auf den Juhalt“ bezögen, und die den gewandten Schriftsteller, der die Form beherrshe, „selten“ in Verlegenheit seßen würden, während sie dem ungeschickten zuweilen unüberwindlihe Hindernisse in den Weg legen könnten,

Aus diesen Behauptungen, die aus einer vieljährigen Erfahrung geschöpft waren, zieht der Kritiker drei Folgerungen, die zu merf= würdig sind, als daß wir sie nicht mit seinen eigenen Worten wieder- geben sollten, nämlich: 1) „es komme bei uns nit darauf an, was gesagt wird, sondern wie es gesagt wird“; 2) „es werde gewisser- maßen eine Prämie für diejenigen Schriftsteller ausgeseßt, welche gewandt und geschickt genug sind, Unangenehmes in einer annehmlich scheinenden Form vorzutragen, das heißt: die cs in der Kunst der

Verstellung zu einer gewissen Virtuosität gebraht haben“; 3) „die |

Gegner der liberalen Schriftsteller, von denen es nicht bekannt, daß

sie jemals sich darüber zu beklagen gehabt hätten, irgend etwas vit | vorbringen zu dürfen, was sie auf dem Herzen haben, wären, eben |

weil dem so is, die gewandtereu und die geschickteren.“/

Auf diese Folgerungen wird ein Gerüst von Wunderlichkeiten aufge- baut, die dem Verfasser des Aufsaßes „aus der Mark“ untergeschoben werden, welche aber kaum einer näheren Beleuchtnng bedürfen, da das ganze Gerüst in sich selbst zusammenfällt, sobald wir zeigen, daß die Folgerungen, auf welche dasselbe si stüßt, jedes logishen Grun des entbehren, Wenn die erste Folgerung richtig sein sollte, hätte der angegriffene Aufsaß sagen müssen, daß die vorhandenen Beschrän kungen der Presse sich nur guf die Form und gar nicht auf den Juhalt bezögen, daß der gewandte Schriftsteller nie um einen Aus druck verlegen sein würde, der ihm auszusprechen gestattete, was er auf dem Herzen habe, und daß der ungeschickte Schriftsteller der Censur gegenüber sich niemals zu helfen wissen würde. Da der Aufsaß aber von folchen Uebertreibungen frei is, so können ihm auch die Verkehrtheiten nicht zur Last fallen, die man aus denselben gefolgert hat. Aus den Behauptungen des Korrespondenten „aus der Mark“ folgt nur, daß cs bei uns nicht allein darauf ankommt, was gesagt wird, sondern auch darauf, wie es gesagt wird, und dies i eine un bestreitbare Wahrheit. Es versteht sich von selbst, daß gewisse Dinge, nämlich solche, die gegen die obersten Grundsäße der Staats-Ver- fassung, gegen Religion und Sitte verstoßen, niemals, in keiner Form, wie sehr dieselbe den Gedanken au verkleiden mag, gesagt werden dürfen; aber auch das an sich Erlaubte und Gestattete kaun in eine so ungeschickte, rohe und unanständige Form gefaßt werden, daß es in dieser mit Recht Anstoß erregt. Daß Fälle dieser Art nicht selten vorkommen, kaun dem Herausgeber eines Tageblattes, welches eine größere Anzahl verschieden begabter Mitarbeiter hat, kaum unbekannt seinz und nur solche Fälle hatte der Verfasser des angegriffenen Aufjaßes im Auge, als er den Vortheil hervorhob, in dem \ih der gewandte Schriftsteller der Censur gegenüber vor dem weniger ge wandten befindet.

Die zweite Folgerung, daß für den gewandten Schriftsteller eine

Prämie wie später erläutert wird auf Kosten der Wahrheit ausgeseßt sei, fällt mit der ersten; denn auch diese zweite Folgerung sebt voraus, daß nach der Ansicht des Korrespondenten aus der Mark die bestehenden Beschränkungen der Presse sich lediglich auf die Form und durchaus uicht auf den Juhalt bezögen. Weun übrigens hin zugefügt wird, daß die Kunst, „Unangenehmes in einer annehmlich erscheinenden Form vorzutragen“, gleichbedeutend sey mit der Kunst der Verstellung, so i} dies eine neue Verdrehung. Ju dem Aufsatze aus der Mark war keinesweges von einer „annehmlich ersheinenden““ Form die Rede, sondern von Ausdrücken, die „nicht allzu widerwär tig“ in das Ohr fielen. Solche Ausdrücke zu wählen, gebietet der Ton der guten Gesellschaft, den man doch wohl in der Presse zu er warten berechtigt is, und aus dem man mit niht größerer Wahr- scheinlihkeit auf Verstellung schließen darf, als aus der plumpsten Derbheit, die befauntlih auch zuweilen nur eine Maske ist,

Wenn schon die erste und zweite Folgerung des Kritikers ge- waltsam erzwungen waren, so is dies die dritte offenbar in noch hü- herem Grade. Die „Gegner der liberalen Schriftsteller‘/ sollen deshalb, weil es von ihnen „nicht bekannt“ is, „daß sie jemals sich darüber zu beklagen gehabt hätten, irgend etwas uicht vorbringen zu dürfen, was sie auf dem Herzen haben“, nah dem Urtheile des Korrespon: deuten aus der Mark die gewandteren und geschickteren sein. Es ist möglich, daß der Korrespondent in der That dicser Meinung ist, ob wohl wir keinen Grund sehen, weshalb er sich selbst zu den „Gegnern der liberalen Schriftsteller‘“ zählen solltè; aber ausgesprochen hat er dies nirgend, und es folgt auch uicht aus dem, was er gesagt hat. Denn selbst dann, wenn man es immer als einen Beweis der Unge shicktheit ansähe, sobald ein Schriftsteller niht im Stande wäre, durch die Gewandtheit seiner Darstellung alle Beschränkungen der Censur zu umgehen, so folgt daraus doch wohl nimmermehr, daß man deshalb jeden Schriftsteller, der niemals Ursache gehabt hätte, sih über die Censur zu beklagen, ohne Weiteres als einen gewandten und geschickten, am Ende gar als einen klassischen, anerkennen müßte. Den Herausgeber eines Rechenbuches für Anfänger wird Niemand so leicht für einen gewandten Schriftsteller erklären, weil er bei sei-

nem sonst ret verdienstlihen Werke keine Gelegenheit fand, sih mit | Der Königl, Wirkl, Geh, Rath und Ober-Präsident der Provinz Schlesien,

der Censur zu überwerfen; und der Kritiker, dem wir diese Zeilen gewidmet haben, würde si sehr täuschen, wenn er seinen Anspruch auf den Namen eines gewandten Schriftstellers nur auf den Umstand begründen wollte, daß es ihm gelungen ist, seine geistreihen Bemer fungen unangefochten „durch die Censur zu bringen.“ . Sollen wir den Kritiker ín die Jrrgänge seiner Logik noch tiefer hineinbegleiten? Wir glauben, daß es an den Proben, die wir gegeben haben, genug is, und wollen nur noch einen thatsächlichen Jrrthum berich- tigen, in den derselbe gefallen is, Der Krit ker behauptet, daß es den liberalen Blättern zwar gestattet sei, im Allgemeinen über Beamten= Herrschaft, Mißgriffe der Regierung, Mängel in der Verwaltung zu flagen, daß sie aber zum Belege ihrer Klagen „nicht überall spezielle Fälle anführen“ dürften. Nach unserer Erfahrung, die wir aber frei lih als keine allgemein maßgebende hinstellen wollen, verhält sich die Sache gerade umgekehrt. Allgemeine durch nichts belegte Klagen über angeblihe Mißverwaltung können dem Censor, wenn dieselben sich in einem Blatte allzusehr häufen, vielleicht mit Recht als ein Beweis übelwollender Gesinnung erscheinen, während die mit That- sachen belegte Rüge, welche in eine angemessene bescheidene Form ge- kleidet is, eher die Vermuthung für sich hat, daß sie aus einem rühm- lichen Eifer für das öffentliche Wohl hervorgegangen sei. So weit unsere Kenntniß der Verhältnisse reiht, kommen die Fälle nur noh selten vor, daß die Censur das Bekanntwerden von Thatsachen hin= derte und dies sind doch wohl die „speziellen Fälle“ des Kritikers,

Verlin, 1. Juli, Am 2lsten v. M. beging hier der General- Major von Puttkammer, erster Kommandant des Jnvalidenhauses, die gewiß höchst seltene Erinnerungsfeier an seinen vor 70 Jahren erfolg- ten Eintritt in den Offiziersstand. Außer einer von den Hautboisten des 2ten Garde-Regiments ausgeführten Morgenmusik, den herzlih- sten Beglitkwünschungen durch die Offiziere und Beamte des Hauses,

denen die vieler Freunde und Bekannte des Generals folgten, so wie

einer Deputation des demselben vorgeseßten Departements im Königl. Kriegs - Ministerium, endlich auch Sr, Excellenz des Herrn Kriegs

Ministers selbs, wurde der 90 jährige Greis auf das höchste durch eine Allerhöchste Kabinets - Ordre vom 2sten v. M, beglückt, worin Se. Majestät huldreihst geruhten, dem alten, treuen Diener den Charakter als General = Lieutenant Allergnädigst beizulegen, und zu= gleih zur besonderen Erinnerung an dies seltene Ereiguiß eine fost

bare Tabatière mit Allerhöchstdero Bildniß, reih in Brillanten, hin=- zuzufügen,

Breslau, 28. Juni. gende Bekanntmachung :

„Se, Ercellenz der Herr Minister des Junern, Graf von Arnim, hat 11 Gemäßheit der nah der Allerhöchsten Verordnung vom 23, Februar c.

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Das heutige Amtsblatt enthält sol

| mit dem 1, Juli d, J. ins Leben tretenden neuen Organisation der Cen

sur - Behörden bestimmt, daß die Censur aller der im §. 3 gedachter Ver- ordnung erwähnten geringfügigen Drucksachen in hiesiger Provinz der Po- lizei-Behörde des Oris, wo der Druck erfolgt, obliege und daß den Herren Landräthcn überall die Censur der unter ihrer Aufsicht redigirten Kreisblätter zustehen solle, Für die Censur aller übrigen Tagesblätter und periodischen Schriften sind an dem Orte der Herausgabe besondere Lokal-Censoren, und für die Censur aller nicht periodischen Schriften unter 20 Bogen is, ohne Unterschied des Gegenstandes, für jeden Regierungs - Bezirk ein Bezirks Censor ernannt worden. Mit Bezug hierauf bringe ich hierdurch zur öffent lichen Kenntniß, daß höheren Orts für die Provinz Schlesien folgende Censoren ernannt worden sind. 1, Für den Negierungs-Bezirk Breslau.

Bezirks-Censor. Regierungs-Rath von Eberß in Breslau, Der- selbe wird außer der Censur aller nicht periodischen Schriften unter 20 Bo- gen auch die Censur der hierorts erscheinenden beiden Zeitungen und der Provinzialblätter übernehmen, Lofkal-Censoren, Jn Breslau: Geheimer Ober - Regierungsrath und Polizei-Präsident Heinke; für die hierorts erscheinenden evangelisch theologischen Zeitschristen Konsistorial-Rath und Superintendent, Pastor Falk; für die hierorts erscheinenden katholish-theologishen Zeitschriften, Domherr und Erzpriester, Pfarrer Dr. Herber. Jn Brieg: Polizei- Secretair Wittig ad interim, und für das dasige Kreisblatt, Landrath von Prittwiß, Jn Frankenstein + Bürgermeister Polenz. In Glaß: Land rath Frhr, von Zedliß, Jn -Landeck: Kreis - Justizrath Anders.

Jn Neurode: Justitiarius Schulz, In Militsch: Landrath von Scheliha. Jn Münsterberg: Bürgermeister Kausler. Jn Oels Landrath von Prittwiß. In Ohlau: Hofrath Winter. Jn Reichenbach: Pastor Weinhold, und für das dasige Kreisblatt, Landrath von Priíttwiß-Gaffron, Jn Schweidniß: Bürgermeister Berlin, und für das dasige Kreisblatt, Landrath von Gellhorn, In Striegau: Landrath Rupprecht, Jn Waldenburg: Bürgermeister &örster, und für die Zeit- {rift Beobachter am Eulenthale, Landrath Graf von Zieten. \n Wohlau: Landrath Kober,

J 11, Für den Regierungs B S S

Bezirks-Censor: Regierungs-Rath Dr. Rinne in Liegniß. Del selbe wird, außer der Censur aller nicht periodischen Schriften unter 20 Bo gen, auch die Censur der daselbst erscheinenden Zeitschriften übernehmen. Löofal-Cénsoren. Jn Bünzlaut Bürgermeister Feuchert. Jn Freistadt: Bürgermeister Schulze ad interim. Jn Görli: Bürgermeister Demiani, und für den pädagogischen Volksfreund, Superintendent Dr, Mößler, Jn Goldberg : Bürgermeister Michael, und sür den w d chent lihen Anzeig er, Stadt-Syndikus Schulz. Jn Glogau : Bürgermeister Lauterbah ad interim. Jn Grünberg; Bürgermeister Krüger, Jn Hirschberg: Bürgermeister Hartrumpf ad interim, E Jn Hoverstverda : Magistrats - Dirigent Koße, Jn Jauer: Stadt - Syndikus und Kreis Justizrath Reymann. Jun Landshut: Bürgermeister Uhden. Zun Lauban: Bürgermeister Meißner. In Löwenberg: Bürgermeister Erdmann, und für das dasige Kreisblatt, Landrath-Amts-Verwe)er Graf von Ponninsly. Jn Lüben: Landrath Bieß, Jn Rothenburg : Land rath von Ohnesorge. Jn Sagan: Bürgermeister Hiersemenzel. Jn Sprottau: Bürgermeister Thamm.

111. Für den Regierungs-Bezirk Oppeln,

Bezirks-Censor., Ober-Negierungs -Rath Kieschke in Oppeln. Außer der Censur aller niht periodishen Schriften uuter 20 Bogen übe) nimmt derselbe noch die Censur der daselbst erscheinenden Zeitschriften mit Ausnahme des Kreisblattes,

Lokal-Censoren., Jn Oppeln: Ober-Regierungs-Rath Ewald das daselbst erscheinende Kreisblatt, In Beuthen: Landrath von Ti schowiß. Jn Gleiwiß: Gymnasial - Direktor Kabath, und für das dasige Kreisblatt, Landrath Graf von Strachwißz, In Grottkau: Landrath von Ohlen, Ju Leobschüß: Landrath-Amts-Verweser Graf von Navhauß ad interim, Jn Neisse: Bürgermeister von Adlersfeld, und für das da sige Kreisblatt, Landrath von Maubeuge. Jn Neustadt : Landrath-Amts Veriveser Negierungs-Assessor Sack ad interim, In Patschkau: Bürger meister Bergmann. Jn Pleß+ Landrath von Hippel. Jn Ratibor: Kreis-Justizrath Fritsch, und für das dasige Kreisblatt, Landrath Wichura. Jun Rybnik: Landrath von Dürant, Jn Groß - Streliß: Landrath von Thun. Ju Tarnowiß: Bergmeister von Carnall,

Mit Ablauf dieses Monats treten demnach die zeither mit der Censur der wissenschaftlichen Werke, der Zeitungen und sonstigen Zeitschristen beauf tragt gelvesenen Beamten, so weit solche nit als Censoren beibehalten wor den sind, außer Function, weshalb die vom 1sten k, M. zur Censur bestimm- ten Manuskripie oder Druck - Exemplare an die neu ernaunten, vorstehend namhaft gemachten Censoren einzureichen sind; und zwar die in jedem Regie rungs-Bezirke erscheinenden nicht periodischen Schriften an den Bezirks Censor, und die in den einzelnen Orten herauskommenden periodischen Tages blätter an den Lokal-Censor, wo die Censur einzelner Zeitschriften nach der vorstehenden Bekanntmachung ausnahmsweise dem Bezirks-Censor oder einem besonderen Spezial-Censor überwiesen worden is, wie dies rücksichtlich der

Kreisblätter überall geschehen, müssen die betreffenden Tagesschriften den mit

der Censur derselben speziell beauftragten Beamten eingereiht werden, Breslau, den 16, Juni 1843,

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Nus der Provinz Sachsen, 27. Juni. (L. Z) Allge mein zeigt sich in Preußen die Liebe zum König, und besonders legt man dieselbe bei den verschiedenen Reisen desselben durch die Provin- zen an den Tag; wohin er kommt, empfängt man ihn mit wahrem Enthusiasmus, Der gestrige Tag war auch für unsere Gegend ein Tag der Freude, denn es wurde uns das Glück, unser Könuigspaar bei uns zu sehen, indem dieselben von einer Besuchsreise aus Dresden zurückkehrten. Auf allen Punkten der Berlin-Dresdener Chaussee, in deren Nähe nur irgend ein Ort lag, sah man von der Königlich sächsischen Landesgränze aus manuigfah uud sinnig dekorirte Ehren pforten errichtet, Obgleich der Regen in dichten Strömen herabfloß, sah man dennoch die Gemeinden, ja selbst die Schuljugeud, festlich geschmückt, an ihren mit Liebe errihteten Ehrenpforten aufgestellt, ihres geliebten nigspaares harrend, um dasselbe mit Vivatruf zu empfangen. Das er sehnte Paar kam Nachmittags 1 Uhr auf der preuß. Landesgränze an. Mit gewinnender Freundlichkeit und Königl. Huld dankte das erhabene Herrscherpaar für die so aufrichtigen Beweise von Liebe und Ergebenheit, Jm ersten Städtchen an der Landesgränze (in Elsterwerda) angekommen, wurden Jhre Res beim Aussteigen qus dem Wagen von dem ehemaligen Königl. sächs, Kabinets - Mini ster, dem Herrn Grafen von Einsiedel auf Mückenberg, und von dem Kreisdeputirten Herrn Stephan auf Martinskirchen, empfangen. Hierauf führte der König die Königin in das für dieselben bereitete Zimmer des Postgebäudes, wo Allerhöchstdieselben einige Erfrischun- gen einzunehmen geruhten. Dann sebten sie Jhre Reise nah Berlin fort. Nicht genug können wir die Freundlichkeit und Humanität des Königl. Paares rühmen. Dem Aussehen des Königs nach scheint sich derselbe einer guten Gesundheit zu erfreuen. :

Jn den dur Hagel verschont gebliebenen Gegenden stehen die

Feldfrüchte und vor Allem Korn, Weizen und Hafer vortreff lich, und | man sieht einer sehr guten Aerndte entgegen. Aber den niederen | Elster-Gegenuden is die Aussicht auf die Heu-Aerndte gänzlich verei- telt, indem die Wiesen in Folge der anhaltenden Regengüsse tief un-= ter Wasser steben, Das wenige Futter, was noch geärndtet werden wird, ist durch das Wasser versäuert und verdorben.

Dússeldorf, 29. Juni, Nach einer Bekanntmachung des Ober - Präsidenten der Rhein - Provinz is für den Regierungsbezirk Düsseldorf zum Bezirks-Censor der Herr Regierungsrath von Mirbach in Düsseldorf ernannt; zu Lokal-Censoren sind ernaunt für die Stadt Düsseldorf der Landrath Freiherr von Frenb; desgl. für Elber feld, der Herr Geheime Regierungsrath Graf von Seysselz; desgl. für Barmen, der Herr Bürgermeister Wilkhaus; desgl. für Wesel, der Herr Bürgermeister Luz desgl, für Essen, der Herr Bürgermeister Pfeiffer; desgl. für Solingen, der Herr Landrath Graf v. d. Buschez desgl. für Lennep, der Herr Laudrath von Bernuth ; desgl. für Duisburg, der Herr Landrath Devens z desgl, für Mülheim an der Ruhr, der Herr Bürgermeister Weuste; desgl. für Emmerich, der Herr Bür- germeister Westermann; desgl. für Kleve, der Herr Landrath, Geheime Regierungs -Rath von der Mosel; desgl. für Geldern, der Herr Landrath von Erde; desgl. für Kempen, der Herr Landrath Förster; desgl. für Gladbach, der Herr Laudrath von der Straeten; desgl, für Krefeld, der Herr Landrath, Freiherr von Raesfeld; desgl. für Neuß, ad interim der Landraths-Amts verweser, Herr Bürgermeister Loeri; desgl. für Grevenbroich, der Herr Bürgermeister von Goldammer; desgl, für Moers, der Herr Bürgermeister Vinnmaun,

Von der Ahr, 20. Juni. (Köln, Z) Gestern gegen 5 Uhr Nachmittags zogen zwei s{hwüle Gewitter von Westen und Süden her, welche sich an den Bergen bei Ahrweiler bis Althenahr trafen, Kei nes wollte dem anderen weichen, es erfolgten Donnerschläge, Schlag auf Schlag, und schlug auch kalt ein bei der ahrweiler Kirche; es fiel ein Regen wie ein Wolkenbruch, und binnen einer Stunde stand Alles in der Cbene in Wasser und Schlamm, so daß ganze Weinberge mit den Weinstöcken und den Mauern vernichtet wurden. Mancher hat einen Schaden von 100 bis 500 Rthlr. gehabt, die Ueberschwemmungen in den Gärten und Feldern ungerechnet, Da ohuchin die Noth hier auf der Ahr sehr groß is, und es besonders dem armen Winzer am Gelde fehit, um die so furchtbar theueren ersten Lebensbedürfnisse zu kaufen, so muß die Noth entseblih werdeu, wenn die Behörden nicht die är meren Klassen bis nah der Aerndte unterstützen,

Auslaud.

Deutsche Bundesstaaten.

Bayern. Müucheu, 26. Juni, (A. Z,) Ein diesen Mittag erschienenes Regierungsblatt bringt eine Allerhöchste Entschließung „die Berlängerung der diesjährigen Ständeversammlung bis zum 31, Juli d, Je betreffende Der Stiftungstag der hiesigen Universität wurde heute in der akademischen Aula durch eine Rede des Rektors (Professor der Pharmacie Dr. Buchner) und Verkündung dec Preise und Preise-Aufgaben gefeiert. i Aschaffenburg, 23. Juni. (Allg. Z.) Se. Majestät der König erfreut sih fortwährend des besten Befindens. Täglich, hon in frühester Morgenstunde, sicht man Allerhöchstdenselben sich, kurze Zeit, in den s{chönenu Umgebungen Aschaffenburgs ergehen, oder sie zu Pferde besuchen. Als der König dieser Tage von dem in den Gemeinden des Spessarts u. \. a. dermalen herrshenden Man gel an Speisekorn Kenntniß bekommen, erließ derselbe fogleih die Anordnung, daß für die ärmeren Bewohner der gedachten Gemeinden das nöthige Speisegetreide von den Aerarialspeichern zu billigen Preisen abzugeben sei. So bot auh hier wieder die väterliche Vorsorge des Königs bereiteste Hülfe, zugleih auftguchendem Wucher im Fruchthaudel mit kräftigem Schritte begeguend, Die Feldfrüchte stehen hier übrigens in gesegneter Fülle, und versprechen cine baldige reichliche Aerndte.

Braunschweig, Braunschweig, 24. Juni, Ju den heutigen Braunschweiger Anzeigen ist folgende landesherrliche Verordnung von 23sten d, bekaunt gemacht: „Da die von hier nach Magdeburg führende Eisenbahn im Laufe des nächsten Monats in Betrieb geseßt werden wird, so wollen Wir, nach erfolgter Zustim mung des Ausschusses Unserer getreuen Stände hierdurch geseßlich verfügen : daß die durch das Geseß vom 9, September 1840 Nr. 2 publizirte Bahu-Ordnung für die Braunshweig-Harzburger Bahn auch auf die im hiesigen Gebiete belegene Strecke der Braunschweig-Mag deburger Eisenbahn Anwendung finden, und danach verfahren werden soll. Alle, die es angeht, haben sich danach zu achten, Urkundlich 2c.“

Uussland und Polen.

Warschau, 27. Juni, Gestern früh i} der Großfürst Michael, Bruder Sr. Majestät des Kaisers, hier angekommen und im Palast Lazienki abgestiegen. Abends wohnte derselbe nebst dem noch hier veriveilenden Prinzen Friedrih Wilhelm vou Hessen - Kassel und dem Fürsten Statthalter einer scenishen Vorstellung bei und nahm dann die Jllumination in Augenschein, welche die Einwohner hast von Warschau zu Ehren Sr. Kaiserl. Hoheit veranstaltet hatte.

S C N

Paris, 26. Juni. Ju der heutigen Sißung der Deputirten Kammer wurde die Debatte über das Budget des Kriegs-Ministeriums fortgeseßt. General Subervic brachte die Pariser Befestigung wieder in Anregung. Bei Abgang der Post war das Budget des Kriegs- Ministeriums noch nicht votirt, Die Pairs-Kammer hat heute den Zucker - Gesehentwurf begonnen, Herr Gauthier sprach gegen und Baron Thenard für den Entwurf.

Durch eine Verfügung des Marine-Ministers vom 22sten d, M. wird der Vice - Admiral Arnous dazu berufen, in Abwesenheit des Baron von Maau, dem der König das Kommando des Geschwaders im mittelländischen Meere übertragen hat, den Vorsitz in dem Central- Unterstüßungs-Comité für Guadeloupe zu führen,

x Paris, 26. Juni, Man sieht im Kreise der Königlichen Familie mit Bestimmtheit dem Eintreffen der Fregatte „Belle Poule““, auf welcher der Prinz von Joinville mit seiner erlauhten Gemahlin die Ueberfahrt von Rio Janeiro nach Frankreich macht, auf der Rhede von Brest bis spätestens in den ersten Tagen des kommenden Monats Juli entgegen, Eben \o wird der Herzog von Aumale ungesäumt aus Afrika zurückerwartet, so daß die ganze Königliche Familie dann in Neuilly vereinigt sein wird. :

___ Die wichtigsten Verhandlungen über das Budget sind jeßt vor- über, und es werden nun noch die verschiedenen Cisenbahn-Gesebe über welche die Kommissions-Berichte bereits der Kammer fertig vor

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liegen, zur Verhandlung kommen. Von dem Gesebe über die Staats- Minister ist seit einiger Zeit wieder Alles stille geworden, doch heißt es, dasselbe solle gleichfalls noch zur Erledigung gebracht werden. Nach Allem zu schließen, wird die Session der Kammern, da die Pairs-Kammer namentlich auch das Zuckergeseß noch zu diskutiren hat, niht vor Mitte Juli geschlossen werden können, Noch hört man nichts Zuverlässiges über die Meinung, welche die Kommission zur Berichterstattung über das Zukergeseß aussprechen wird. Die neue- sten Nachrichten aus den Kolonieen aber zeigen, daß dort das Bekanntwerden des Kommissions - Berichts der Deputirten Kammer mit der wechseluden Skala der Auflage auf den Rüben zucker einen s{merzlichen Eindruck der Enttäuschung über gehegte Hoffnungen auf durchgreifende Abhülfe für den Nothstand der Kolo nieen hervorgebracht hat. Dankbar hatte die Bevölkerung von Gua- deloupe den Cifer des Mutterlandes vernommen, womit von allen Seiten zahlreihe und bedeutende Gaben zur Unterstüßung der Noth- leidenden in dieser Kolonie eingesandt worden waren, Die Thätig- feit der Bevölkerung, um unter der Anleitung der Behörden die durh die unglückliche Katastrophe vom 8ten Februar geschlagenen Wunden möglichst vernarben zu machen, und insbesondere von der Zuckerärndte noch den möglich größten Theil zu retten, war unermüd lih, obgleih noch immer Angst und Besorgniß in den Gemüthern herrschte vor neuem Unglück, da von Zeit zu Zeit noch immer bald mehr bald weniger starke Erderschütterungen sich fühlbar machten. Jm Ganzen aber herrschte doch Vertrauen und Zuversicht in die Zukunft.

Die ernsten Ereignisse auf der pyrenäischen Halbinsel ziehen mehr und mehr die allgemeine Aufmerksamkeit auf sih, und dies in allen Klassen der Gesellschaft. Die Königin Marie Christine von Spanien, welche im Sommer sonst das Schloß zu Malmaison zu bewohnen pflegte, es auch in diesem Jahre bereits bezogen hatte, aber seit der neu eingetretenen Krise in Spanien wieder in ihr Hotel in der Rue de Courcelles zurücckgekehrt is, empfängt dort täglich unmittelbar die neuesten Nachrichten, #0 wie sie der Regierung hier durch den Tele- graphen, durch Estafette oder auf gewöhnlichem Wege zukommen, Wie sehr man sich im Hotel de Courcelles mit den Angelegenheiten der Halbinsel beschästigt, und wie man vorzugsweise auf diese den Blick gerichtet hält, um bei dem allenfalls eintreteuden Erfolge ge wisser Berechnungen sogleih den reten Augenblick zu benußen, geht aus der außerordentlichen Thätigkeit hervor, welche dort herrscht, so zwar, daß schon einigemale an den Tagen, an welchen die Königin sonst in der Regel zu empfangen pflegt, dies nicht der Fall war, wie man sagte, weil Jhre Majestät sich unpäßlich befinde. Die neuesten Depeschen aber, welche von deu nach Catalonien abgesendeten und dort auch wirklih eingetroffenen Generalen und Offizieren, wie Narvaez, O’Donnell, Oberst Cordova u. a, m. cingetroffen sind, scheinen uicht den erwünschten Eindruck gemacht zu haben, da die Bevölkerung Cataloniens und besonders der größere Theil der von Barcelona wenig Neigung an den Tag zu legen scheint, für die Sache, als deren spezielle Vertreter und Vorkämpfer diese Generale im Einverständnisse mit dem Obersten Prim handeln sollten, die Waffen zu führen. Nodh weniger günstig lauten die Berichte derjenigen, welche in den basfi- schen Provinzen und in Navarra auf Anklang für die Sache der Königin Christine geho}t hatten, und zu diesem Zwecke dort die Bolksstimmung sondirten. Das platte Land und die Bewohner der Gebirge wollen vor Allem Fortdauer des Friedens in ihrem Lande und fürchten bei einer neuen Schilderhebung nur aufs Neue die Opfer derselben zu werden, und die kaum vernarbten Wunden der früheren vieljährigen Kämpfe aufs Neue sich öffnen zu sehen. Die einzige Stadt, wo unter der Bevölkerung noch auf Auklaug sicher ge

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der Sibung ward die am 22, verhandelte Zuckerzoll-Bill der Regie- rung zum drittenmal verlesen.

London, 25. Juni. Die vorgestrigen Debatten im Unterhause über die Abschaffung der Differenzial = Zölle für Zucker, deren Bei= behaltung der Kanzler der Schabkamnier, Herr Goulbourn, gegen- über der Freiheit des Handels, unter allen Umständen be- zweckenden Whigs und Radikalen durch die triftigsten Gründe reht- fertigte, zeigen zugleih die Juteressen, welche den westindishen Pflau= zern ein Recht geben, den bisherigen Schuß für ihren Zucker noh ferner zu verlangen, und die Pflicht der Regierung, ihnen diesen Schuß zu sichern. „Wenn die Differenzial= Zölle uicht ferner fortbesteheu sollen“, sagt die Times diesmal im Sinne der Regierung, „so er- klären wir, daß die Abschaffung der Sklaverei, statt ein ehrenwerther uneigennügiger Aft nationaler Generosität zu sein, ein Beispiel ge- meiner heuchlerisher Tyrannei ohne Gleichen war.“ Und das mit Recht; denn man hat die Sklaven einmal aus philanthropishen Rück= sichten emanzipirt, troß alles Widerstrebens und aller Unglücksweissagungen der Pflanzer, troß der Belastung der Staatsschuld mit der enormen Summe von 20 Millionen Pfd.; das englische Volk hörte auf keine

| andere Stimme als die der Humanität; es is deshalb auch wohl verpflichtet, die Jnteressen, welche jener Humanitäts-Aft verleßt hat, zu berüsihtigen, wenn nicht dieser Akt, wohlthätig für die Einen, grausam für die Anderen sein soll, Denn was is das Resultat die- ses Akts? „Jch habe die Frage sorgfältig untersucht“, sagte Sir R. Peel, „und zwar, um die Wahrheit herauszubringen, forshte ih nah dem Betrage des Guts eines Jndividuums. Der jährlihe Ertrag dieses Gutes war vor dem Beginn des Lehrlings= Systems durch- schnittlich 10,000 Pfd, ; während der Lehrlingszeit betrug er durh= schuittlih 6400 Pfo. Aber ih wünschte, mih noch über die jebigen Einnalmen und Ausgaben zu vergewissern, und das Resultat, auf dessen Genauigkeit ih mich zu verlassen allen Grund habe, ist dies, daß jenes Gut von 10,000 Pfd. jährlichen durhschnitt= lichen Ertrages einen Nettoverlust von 3081 Pfd. in den Aerndten der drei leßten Jahre durchschnittlich erlitt.“ Das is das Resultat der Emancipation, welche den westindischen Kolonieen abgezwungen wurde. Die Arbeit ist spärlich und theuer im Vergleich zu Cuba und Brafilien, wo die Peitsche sie fördert, und eine Gleichstellung der Zólle für die Produkte dieser Arbeit müßte darum den unausbleiblichen Ruin der englischen Pflanzer wie demnächst der Kolonieen zur Folge haben Daher stellt die britische Regierung an alle Sklavenstaaten, mit denen sie Handelsverträge eingehen will, die Bedingung, die Sklaverei ab= zuschaffen; daher muß sie den vortheilhaftesten Traktat mit Brasilien abbrechen, da sie in dem Zustande der dortigen Sklaverei Milderun- gen und gegen ihre Ausdehnung Maßregelu sehen will, um die Möglichkeit einer Konkurrenz brasilignischen Zuckers mit dem der Ko- lonieen offen zu lassen. Es ist das keine Proscription der Sklaven-= Arbeit oder ein Vorzug der freien Arbeit vor jener, denn man kauft die Produkte der leßteren so die Baumwolle der südlichen Unions= staaten wo es unbeschadet der britischen Juteressen geschehen kann; wenn aber, wie die Times sehr richtig bemerkt, „wir selbst die britische Nation um unseren eigenen empfindsamen Gefühlen zu genügen, unsere eigenen Kolonisten nicht bewogen, nicht überredet, son- dern troß alles Remonstrirens, aller Bitten und selbst Drohungen | gezwungen haben, ihren eigenen wirksamen Modus der Ackerbebauung | aufzugeben, so is nach solcher Ausübung von Reichs-Autorität eine | Sinnesänderung und ein Bestehen auf den Genuß der vollen Früchte | jener Sfklaven-Arbeit, mit welcher zu konkurriren wir ihnen verboten | haben, ein Verfahren, das wir als unserer selbst für unwürdig ver- dammen, selbs, wären wir eine Nation nicht von Krämern, sondern

rechnet wurde, Bilbao, gedenkt offenbar noch der traurigen Folgen, | Hausirern und Reitkuechten.““ (horse jokies.)

welche der verunglüdckte Aufstand im Jahre 1841 für sie hatte, und hat daher bisjeßt beharrlich sich geweigert, eine entschiedene Partei zu ergreifen, und daran wohl auch klug gethan. Deun na der Wendung, welche die Dinge jeßt zu nehmen scheinen, nach der That kraft, welhe die Regierung zu Madrid zu entwickeln beginnt, scheint troß des Anschlusses der meisten Städte an der spanischen Küste des Mittelländischen Meeres an die Sache des Aufstandes nur geringe Aussicht auf Erfolg für diesen vorhanden zu sein,

Von der Bildung eines Französischen Observations-Corps au der Pyrenäen-Gränze ist wieder alles stille geworden, und es scheint, daß man die Sache noch uicht für so dringend erachtet.

Die Reclamationen in der Presse und im Publikum gegen die Art der Verwaltung und Ausbeutung der Eisenbahnen nah Orleans und Rouen mehren sich täglich, und wenn die Gesellschaften dieser Bahnen, bei den ohnedies sehr hohen Tarifen auf derselben, auf

dem betretenen Wege fortfahren, so werden sie voraussihtlih selbst

den größten Schaden davon hinnehmen müssen. Die hohen Fahr preise sind auch Ursache, daß verhältnißmäßig die Frequenz auf die sen Bahnen geringer i, als man erwartet hatte, und der Umstaud, daß man meist keine Wagen dritter Klasse den Convois beigiebt, und so der ärmeren Klasse die Benußung der Bahnen unmöglich macht, hat hierzu wesentlich mitgewirkt, Das Beispiel der elsasser Eisenbahu, wo die Wagen dritter Klasse eine sehr bedeutende Quote des Ge sammt - Ertrages liefern, hätte doch belehrend vor Augen stehen fön: nen, Daher auch das Sinken der Actien der Bahnen nach Orleans und Rouen,

Grossbritanien und Irland.

Oberhaus. Sihung vom 26. Juni. Die Verhandlun- gen der Lords waren an diesem Abend von wenig Juteresse. Zwei Gegenstände, ein Antrag des Lord Cottenham, in eineni Ausschuß die Wirksamkeit der Baukerott - Alte aus letzter Session zu uutersu chen, der aber ohue Abstimmung abgelehut wurde, uachdem der Lord Kanzler die Zeit der Wirksamkeit des Geselzes, um ein Urtheil darü Ver Sie fálleit, als U f angegeben hatte, und der Antrag Lord Aberdeen's seine Schottische Kirchen - Bill in deu Ausschuß zu brin gen, der mit einer Majorität von 30 Stimmen zu 8 angenommen wurde, füllten den ganzen Abend. Das Haus vertagte sih, Die

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Vebatten über die Bill Lord Aberdeen's dürften in der nächsten

Sibung von Juteresse werden, wo wir darauf zurückkommen werden.

Unterhaus. Sißung vom 26. Juni. An der Tages Ordnung war die Bildung des Ausschusses zur speziellen Berathung der einzelnen Klauseln der irländishen Waffenbill. Lord Fohu Russell machte habe, weil er von der Nothwendigkeit einer solchen Maßregel für Jrland überzeugt sei, daß er aber dagegen sprechen müsse, wenn sie im Ausschuß nicht eine Aeuderung erfahre, da die Bill, so wie sie ist, den Charakter einer Zwangsmaßregel trage und für die Nothwen- digkeit einer solchen die Regierung niht den Beweis geliefert habe. Die Vill indeß is nah der Erklärung der Regierung von milderem Charakter als das bestehende Geseß und Lord Eliot, der Staats- Secretair für Jrland, machte Lord Russell die Opposition gegen eine Maßregel zum Vorwurf, der er als Minister seine Unterstüßung zu Theil werden ließ. Die sechs ersten Klauseln der Bill, mit Äus- nahme der dritten und vierten, wurden nach kurzer Debatte mit großer Majorität angenommen. Die weiteren Verhandlungen des Ausschusses wurden auf Donnerstag vershoben. Zum Schlusse

zuerst bemerklich, daß er zwar für die Bill gestimmt |

| És dürfte hiernah die hier und da und besonders von den

| Gegnern der Abolition ausgesprochene Ansicht, daß die Britische Emancipation eín voreiliges, unheilvolles Werk gewesen ist, ihre Be= stätigung zu fiuden scheinen, wenn nicht dagegen der Menschenfreund diesen ruh mwürdigen Aft der Aufopferung materieller Jnteressen für ein großes Humauitäts = Prinzip jederzeit als willlommen begrüßte, und der mit den Eigenschaften des Britischen Volkes näher Vertraute in dem Talente und der eifrigen Pflichterfüllung seiner Staatsmänner eine hinreichende Garantie für die Sicherstellung jener gefährdeten Tnteressen fände.

Der berühmte Komponist Spohr is gestern in London eingetrof= fen auf Veranlassung einer Einladung des philharmonischen Vereins, um die Aufführung seines Oratoriums „der Fall Babylons““ zu dirigi= ren. Der Kompouist erscheint nah 23 Jahren wieder in einem Lon= doner Orchester.

London, 26. Juni, Die Vermählungsfeier Jhrer Königl. Hoheit der Prinzessin von Cambridge mit dem Erbgroßherzog von Mecklenburg-Streliß is auf nächsten Dienstag um 87 Uhr Morgens in der Königlichen Kapelle des Buckingham-=Palastes festgeseßt. Der Bischof von London wird den geistlichen Dienst verrichten. Zu der eier sind viele erlauhte Fremde in der Hauptstadt anwesend, darun- ter der Kronprinz von Württemberg, der Prinz und die Prinzessin von Oldenburg, der Prinz von Reuß-Lobenstein-Ébersdorf u. A, Die Königin wird am Tage der Vermählung ein großes Bankett geben.

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1% Brüssel, 25. Juni, Die Aufhebung des nicht sowohl ninisteriellen als gouvernementalen Blattes P Judépendant, welches seit 1831 bestanden und stets, den verschiedenen Oppositionen gegen=- über, die Forderungen einer starken, die Parteien beherrshenden Re- gierung geltend gemacht hat, is ein Ereigniß, das nicht blos in der | Presse, sondern auh in den höheren Kreisen der Staats-Beamten,

worin das Blatt seine meisten Abonnenten zählte, vielfa besprochen

wird, Bei den Verdiensten, welche sich dasselbe in dem mehr als

zehnjährigen heftigen Parteikampfe um die Bildung und Entwickelung | einer gemäßigten öffentlichen Meinung erworben, könnte daher der vom Ministerium veranlaßte Akt der Aufhebung unbegreiflich scheinen, wenn man nicht die Bedingungen erwägt, an welche die Existenz des Blattes geknüpft war und die wesentlih in das constitutionelle Ge- triebe eingreifen. Der Judépendant war, wie Jedermaun bekannt, von der Civilliste gegründet und erhalten worden und hatte eben zur Aufgabe erhalten, die wahren Regierungs-Juteressen, wie sie bei allen möglichen ministeriellen Schwankungen und Veränderungen die- | selben bleiben, als Organ in der öffentlichen Meinung zu vertreten, Diese Aufgabe war au, wie man behaupten kann, von dem zeithe- rigen Redacteur, der stets derselbe geblieben, mit unverkennbarem Ta- lente und voller Kenntniß der Sachlage verfolgt worden. Allein bei den angegebenen Verhältnissen hien es für die Redaction des Blat- tes ein wesentliches Erforderniß, daß, wenn auch nicht immer voll- kommene Cinstimmung zwischen ihren Ansichten und der Politik des Ministeriums, wenigstens keine volle Disharmonie oder gar eine ver- deckte Opposition stattfinden dürfte; denn bei der angegebenen Stel- lung des Journals würde man nicht ermangelt haben, den Grund der Disharmonie in einer höheren Quelle zu suchen und zu folgern, daß die Ansichten der Krone mit denen des bestehendeu Mi

s » Es , 3 d nicht im Einklange seien. Bei Eintreten eines solchen Falles, A um solchen, si Neiht Glauben verschaffenden Ju Lee

zubeugen, schien daher nur die Alternative zu b