1843 / 3 p. 2 (Allgemeine Preußische Zeitung) scan diff

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Ein Abgeordneter der Landgemeinde: Der Ausschuß habe durch die Fassung des §. zu einem E Anlaß gegeben. „Man habe nit „Kapital-Vermögen“ jagen wollen, sondern „Fonds“ oder „festes Vermögen““, gleichviel ob dasselbe in Kapital oder Grund= stücken bestehe. Deshalb schlage er folgende Fassung vor: „Wo die Gemeinden Grund= oder Kapitalvermögen besißen, sind nur die Re- venüen zu verwenden, das Kapital selbst u. st. f. (wie der Ausschuß proponirt).“ Mit diesem Vorschlag erklärt sich die Versammlung ein= verstanden.

Prie den §. 84 hatte der Ausshuß folgente Fassung in Vor= shlag gebracht: „Ueber alle Ausgaben, Dienste und Einnahmen, welche sich im Voraus bestimmen lassen, stellt der Bürgermeister Etats auf und verfügt, nahdem sie vom Gemeinde-Rath festgestellt worden, in= nerhalb ihrer Gränzen selbstständig, ohne über die einzelnen Anwei-= sungen den Gemeinde-Rath besonders zu hören. Findet der Bürger= meister, daß der Gemeinde -Rath bei Feststellung des Etats irgend ein Geseb verleßt hat, so berichtet er darüber, wenn in einer dazu besonders anberaumten Gemeinde-Raths-Versammlung eine Einigung nicht stattfinden kann, an den Landrath, welcher die Entscheidung der Regierung einholt. Ein Duplikat des Etats i} dem Landrath vor der Ausführung einzureichen, welcher rücksichtlih der vorhergehenden gg. die Ausführung nöthigenfalls zu suspendiren, die Entscheidung der Regierung einzuholen und demnächst den Etat festzustellen und dem Bür- germeister zur Ausführung zuzufertigen hat.“ Ein Abg. der Städte wünscht aus dem §. 86 des ständischen Entwurfs von 1833 eine Frist- Bestimmung für die Etats-Aufstellung und die Verpflichtung des Bür germeisters, dem Gemeinde-Nath bei Vorlegung des Etats ausführ= lichen Bericht über den Stand der gesammten Verwaltungs-Angele=- genheiten zu erstatten aufgenommen, Auf Vorschlag eines Abge- ordneten der Landgemeinden einigt man sich darüber, den Termin guf den 41. Oktober jeden Jahres zu fixiren, Demnächst wird der erste Saß des Ausschuß = Paragraphen also gefaßt: „Ueber alle Ausgaben, Dienste und Einnahmen, welche sich im voraus bestimmen lassen, legt der Bürgermeister vor dem 1. Oktober jeden Jahres dem Gemeinde-Rath einen vollständigen Haushalts-Etat für das nächstfolgende Jahr vor, und verfügt, nahdem derselbe vom Gemeinde-Rath festgestellt worden, innerhalb seiner Gränzen u. st. w.“, und am Schlusse des Paragraphen folgender Zusaß gemacht: „Bei Gelegenheit der Vorlegung des Etats wird der Bürgermeister zugleich dem Gemeinde-Rath einen ausführlichen Bericht über den Stand der gesammten Verwaltungs-Angelegenheiten vorlegen.“

Für den §. 85 hatte der Ausschuß folgcude Fassung proponirt : „Der Bürgermeister hat dafür zu sorgen, daß der Haushalt nach den Etats geführt werdez außerordentliche Ausgaben, welhe außer dem Etat geleistet werden sollen, bedürfen der Genehmigung des Ge- meinderaths und des Landraths, welche mit folgendem von einem Abg. der Städte vorgeschlagenen Zusaße: „Ueber Ersparnisse an einzelnen Positionen des Etats kann er nux mit Zuziehung des Gemeinderaths disponiren“’, einstimmig angenommen wird.

Desgleichen werden die §8. 86 und 87 nah dem Gutachten des Ausschusses in nachstehender Weise modisizirt :

§. 86. „Ueber die Art und Weise der Ausführung aller Ge= meinde-Anlagen und Anstalten, so wie über die Verwaltung des Ge- meinde-Vermögens hat der Gemeinderath zu beschließen.

§. 87. Hinsichtlih der Angelegenheiten, auf welche \ih der g. 81 bezieht, is auch hier (§. 86) der Beschluß des Gemeinderathes als bloßes Gutachten anzusehen, welches aber so weit beachtet werden soll, als es den Zwecken entsprehend und mit den allgemeinen Stagagts= grundsäßen vereinbar ist.

Glaubt der Gemeinderath sein Gutachten von der Regierung nicht gehörig beachtet, so entscheidet der Ober=Präsident,““

Für §. 88 dês Entwurfs hatte der Ausschuß, um gegen willkür- liches und einseitiges Verfahren der Regierungen Schuß zu gewäh- ren, nachstehende Fassung beantragt: „„Hinsichtlih der Behaudlung der Angelegenheiten (§. 86), welche nur das besondere Juteresse der Gemeinde betreffen, namentli hinsihtlißh der Vermögens-Verwaltung ist der Beschluß des Gemeinderaths in der Regel entscheidend. Wenn jede der Bürgermeister die Ueberzeugung hat, daß ein Beschluß den Gesecßen widerspriht oder dem Gemeindewohl nachtheilig werden würde, so soll er die Ausführung versagen, und darüber an den Landratl berichten; er muß aber, wenn er bei Abfassung des Beschlusses nicht gegenwärtig war, eine nochmalige Berathung der Sache unter seinem Vorsibe veranlassen und eine Vereinigung darüber versuchen, Der Landrath hat den Gemeinderath persönlich zu vernehmen und, wenn auch er keine Einigung zu Stande bringt, die Verhandlungen mit sei= nem Gutachten der Regierung zur Entscheidung vorzulegen.“

Ein Abg. der Städte s{lägt vor, die Worte, „in der Regel“ zu streichen; ein Abgeordneter der Landgemeinde will die Worte: „oder dem Gemeindewohl nachtheilig "werden würden“ gestrichen ha- ben. Durch dieselben sei dem Bürgermeister cine viel zu große Be- fugniß eingeräumt, weil er alsdann in allen denfbaren Fällen unter dem Vorwande, der Beschluß widersprehe dem Gemeindewohl, die Aus- führung suspendiren könne und werde. Ein Abg. desselben Stan= des bemerkt, die zuleßt vorgeschlagene Fassung sei auch in Berlin bei

waltig durchbebt. Wo dieser geistige Zauber hinwegfällt und blos der äußere Verlauf der alten Volks\age übrig bleibt, wird diese als Mähr- chen und besonders mit humoristischer Zuthat wohl ihre poetische Anzie- hungsfraft stets behaupten, aber als eruste dramatishe Handlung bearbeitet, muß sie gerade da, wo es zu äußerlichen Thaten kömmt soll, an das Moaschinenhaste des Puppenspiels streifen, weil Faust nicht durch sich selbs, sondern immer nux mit Hülfe und unter Einfluß eines infer- nalischen deus ex machina handelt, Dies nun ganz ernst gehal- ten, wie cs in dieser Oper geschieht, und von der empfindsamen Musik in ein noch pathetisheres Gewand gehüllt, kann uns zu feiner wahren Sympathie für die Charaftere und Handlungen gelangen lassen, Göthe fühlte dagegen sehr wohl, daß der Höllenspuk der Fabel in einer dramatischen Bearbeitung derselben sich nur mit Jronie und Humor s{mack- haft machen lasse, und daß der furchtbare Erust des Dämonischen in ent- scheidenden Momenten nur im inneren Gemüthsleben zur Erscheinung kom- men dürfe. Dann is auch in dem Faust des Spohrschen Textbuchs (von Bernard verfaßt) ein Zug von kränklicher Sentimentalität, der ihm das Geistig- Heldenhafte jenes Charafters der deutschen Sage und des Götheschen Ge- dichts ganz benimmt; er verbindet \\{ch mit dem Bösen, um die Menschheit zu beglüdcken, also gewissermaßen, um sich das Wohlthun bequem zu machen, daneben aber auch mit leichter Mühe seine zärtlihen Wallungen u befriedigen. Mephistopheles endlich is nichts als ein mürrischer

aisonneur, ohne alle dämonisch - mystishe Furchtbarkeit. Auf sol- cher prosaischen Basis ein poetisches Kunstwerk aufzubauen, war in der That eine schwere Ausgabe. Welch' anderes Gedicht hatte Mozart zu seinem „Don Juan“ vorliegen! Man kann zwar dem Text- bu zu „Faust“ eine gewisse Geschicklichkeit in der Arbeit der Ensembles nicht absprechen, aber cs fehlt an Tiefe der poctishen Motive und an gei- stiger Einheit, und auch im Aeußerlichen könnte Manches geschickter ge- macht und vertheilt sein; ein großer Uebelstand für die Wirkung is na- mentlich in legterer Hinsicht das wiederholte Nebeneinanderstellen von zivei bis drei Arien. Dann wäre es auch zweckmäßiger für die ernste Haltung des Ganzen gewesen, wenn der Verfasser des Textbuchs den gesprochenen Dig- Iog zit RNecitativen eingerichtet hätte.

Ungeachtet dieser dramatischen Mängel aber, die allerdings zum Theil auf die musikalische Charalterzeichuung influiren mußten, hat Spohr doch

ín seinem „Faust ein Meisterwerk geliefert, welches, wenn auch nicht den |

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der Berathung des ständischen Ausschusses zur Sprache gekommen, jedoch sei in der von dem Landtags - Kommissar mitgetheilten Regi- stratur davon keine Erwähnung geschehen. f Der Referent: Es sei eine wihtige Frage: ob dem Gemeinde- Rathe in allen inneren Angelegenheiten der Gemeinde die unbeschränkte Entscheidung beizulegen sei. Der Aus\huß habe die Unabhängigkeit des Gemeinde-Raths nicht beschränken wollen, habe es jedoch bedenklich gefunden, auch da, wo er sich im Widerspruche mit dem Bürgermei=- ster befinde, demselben die definitive Entscheidung anheim zu geben. Deshalb sei ein Jnstanzenzug vorgeschlagen, welcher eine unparteiische Entscheidung in solchen Fällen hoffen lasse. Der Bürgermeister habe an den Landrath zu berihten, welcher persönlich die Differenz zu shlihten versuche; im Falle der Nicht-Einigung entscheide die Regie- rung, welche um so unbefangener urtheilen werde, als sie bis dahin der Sache ganz fremd geblieben sei. Ein Abgeordneter der Land- gemeinde: Es dürfe erwartet werden, daß der Gemeinderath, wenn ihm der Bürgermeister die Gründe seiner entgegenstehenden Ansicht vorgetragen habe, nicht leiht einen nachtheiligen Beschluß fassen werde. Durch das Bedenken des Ausschusses, dem Gemeinderath nicht in allen Fällen, die noch immer bloße Vermögensfragen betreffen, die Entscheidung zu überlassen, werde gerade das Gegentheil herbeigeführt

werden und der Gemeinderath über gar nichts oder doch nur dann entscheiden, wenn seine Beschlußnahme mit der Ansicht des Bürger= meisters übereinstimme. Der Bürgermeister solle nicht jedesmal, wenn er anderer Meinung sei, widersprechen dürfen, zumal ihm hon da= durch, daß er den Vortrag zur Sache erstatte, ein überwiegender Ein sluß gestattet sei. Ein Abgeordneter der Städte pflichtet dieser An sicht bei, weil es gegenwärtig nur zu sehr üblich sei, daß der Bürgermei ster Anträge gegen die Ansicht des Stadtrathes stelle. Dergleichen müsse man den Bürgermeistern abgewöhnen. Auch ein Abgeord- neter der Landgemeinde erklärt sich für das Amendement, weil mehb- rere Personen jederzeit dea Vortheil der Gemeinde richtiger beurthei- len würden, als eine, folglih der Gemeinde-Rath besser als der Bür- germeister; auders sei cs mit der Kenntniß der Geseße, welche Sache des Bürgermeisters sei. Ein Abgeordneter der Nitterschaft : Wenn es sih blos vou den Städten handle, so möge das Ameudement zweck mäßig sein; allein in den Landgemeinden, wo nur ein geringerer Grad allgemeiner Bildung anzutreffen, müsse der Regierung ihr Ein= fluß gelassen werden. Ein Abgeordneter der Landgemeinde: Je fleiner die Gemeinde, je besser werde der Gemeinde- Ratl das Be- dürfniß zu übersehen im Stande sein, Ein Abgeordneter dessel- ben Standes: Wenn der von dem geehrten Redner aus dem NRitterstande aufgestellte Satz richtig jei: „Daß auf dem

Lande sich weniger Jutelligenz vorfinde““ was er, Reduer, bestreite, als in den Städten, so würde bei fünftighin

eintretender Wahl der Bürgermeister das richtige Verhältniß gar nicht gestört werden, weil dann wahrscheinlicherweise auch weniger intelli-= gente Bürgermeister auf dem Lande, als in der Stadt fungiren wür=- den, Ein Abgeordneter der Städte: Die Selbstständigkeit, welche der König den Gemeinden verheißen, welhe die Provinz für sie wünscht, und wie sie auh dem Sinne dieser Versammlung nah sein soll, würde nur ein leerer Schall sein, wenn die im §. &8 dem Bür= germeister eingeräumte Befugniß nicht auf die Fälle der Geseßz-Zuwi= derhandlung beschränkt würde, und so stimme er denn au mit voller Ueberzeugung für die beantragte Wegstreihung. Der Referent hat sich durch die Diskussion überzeugt, daß die Worte „oder dem Gemeinde- wohl nachtheilig werden würde“ als mit der Selbstständigkeit der Ge- meinde unvereinbarlich zu streichen, Bei der Abstimmung wird die Fassung des Ausschusses mit Wegla}suug der Worte: „in der Regel“ und „oder dem Gemeindewohl nachtheilig werden würde“ angenommen. ZU §. 89, welchen der Ausschuß unverändert gelassen, schlägt ein Abgeordneter der Städte einen Zusaß dahin vor, daß der Rechts= weg nur da zulässig sein solle, wo es sih von Mein und Dein, von Eigenthums-Verhältnissen, nicht aber, wenn es sich z. B. nur von der Art der Umlage handle. Auf die Einwendung zweier Abgeordneten der Städte und des Referenten, daß im Paragraphen das Prinzip der Entscheidung durch die Regierung ausgesprochen und der Rechts weg nur da zugelassen sei, wo derselbe nach allgemeinen Grundsäßen überhaupt nicht versagt werden köune, nimmt jener Abgeordnete seinen von cinem Abgeordneten der Ritterschaft unterstübten Vorschlag zu-= rück, und wird der §. 89 in unveränderter Fassung angenommen. Nach Verlesung und Genehmigung des Protokolls der 16ten Sibung wird die nächste Plenar-Versammlung auf den 16. Juni an- beraumt und die heutige Sißung aufgehoben.

Berlin, 2. Juli. Zufolge Nachrichten aus Konstantinopel vom 7ten v. M., wo Se. Königl. Hoheit der Prinz Albreht von Preußen am ten angekommen, waren Höchstdieselben von Jerusalem am 8 Mai abgereist. Nachdem Se. Königl. Hoheit die merkwürdigsten Orte von Palästina besucht hatten, schifften Sie Sich am 9. Mai in Jaffa auf der englischen Dampf-Fregatte „der Geyser“/ ein, besuchten die Kiüsten- städte bis Beirut, trafen daselbst am 14ten ein und nahmen die Woh- nung în dem freundlichen Landhause des T Gasen Obtfblsfelbtn bit Rittmeisters von Wildenbruhz von hier aus seßten Höchstdieselben die

Sternen erster Größe beizuzählen, doch unter denen zweiten Nanges einen der ersten Pläße einnimmt, An lgrischen Schönheiten ist die Oper vorzüg- lich reich 5; das Ausmalen der Empfindungen in Arien mit vorhergehenden recitativischen Scenen, in elegishen Nomanzen,, in hevaleresken Rondeaus mit Chor, in innig verschmolzenen oder in fontrapunktischen Kontrasten sich bewegenden Duetten und Triosz die charakteristische Malerei in Chören und JZnstrumental-Sägen, alle diese Vorzüge, welche Spohr's Opern besonders auszeichnen, finden sich im „Faust“ in eben solcher Fülle ie in „Jessonda““, Diesem späteren Weike des Komponisten kömmt nur ein besseres drama- tisches Gedicht zu statten, auch hat die Eigenthümlichkeit Spohr's, die zu weicher Schwermuth und träumerischer Sehnsucht vorzüglich hinneigt, | und die sich besonders in der Vorliebe für cromatische Harmoniefolgen | ausspricht, in Jessonda ‘“ ein noch entschiedeneres Gepräge erhalten. Dies mag lehtere Oper für den Hörer zwar monotoner erscheinen lassen, | aber dem Musiker wird aus ihr eine bestimmtere Originalität und Einheit entgegentreten, als aus dem „Faust“, in welchem sich noch viel Mozartsche Anklänge finden, die zuweilen etwas fremdartig in den eigentlichen Spohr {hen Muiik-Charakter hineintönen. Als durchaus originelles Kunstwerk wür- den wir daher „Jessonda““ jedenfalls höher stellen, wenngleich die Musik im „Faust“ eine mannigfaltigere Färbung hat.

Jn gewissen Beziehungen harmonirte Spohr's musikalisches Tempera- ment mit der Art, wie im Textbuch des „Faust“ der Haupt- Charakter ge zeichnet ist; der elegishe Grundton, der durch alle Musik des Komponisten sich hinzieht und selbst dem Heroismus und der Lust immer einen leisen Anhauch von Wehmuth giebt, konnte in diesem Faust sich vollfommen aus- klingen, und wenn wir von der Vorstellung absehen, welche wir mit dem Faust-Tvpus zu verbinden gewohnt sind, o bleibt uns eine in sich abge- \{lo\ssene musikalische Charakterzeichnung eines in melancholischer Sehnsucht, düsterer Gluth und stetem Schwanken zwischen Gut und Böse sih verzeh- renden Geistes, MReizend sind die Adagio's der Arien Faust's, die von Herrn Bötticher auch so s{hön gesungen wurden, daß sie ihm den rauschend- sten Applaus einbrachten, Einen malerischen Kontrast dazu bilden die zer- rissenen, wühlenden Allegro’s, deren Charakter schon in der Ouvertüre durch- klingt, Weniger is dem Komponisten der Ausdruck des Diabolischen gelungen ; wie der Komponist seinen Mephistopheles eine Arie im Polonaisen - Rhythmus singen lassen konnte, is uns uneiklärlich, wenn

ihm nicht vielleicht dabei vorgeschwebt, daß dieser Dämon in Göthe's

Reise über den Libanon nah Damaskus fort, verweilten daselbst fünf Tage und trafen den 28sten über Balbeck in Beirut wieder ein. Sowohl in Beirut als in Damaskus ward Höchstderselbe auf das feierlihste empfangen unter dem Donner der Kanonen und bei Aufstellung zahl- reicher Truppen 2c. Am 29sten \chiffte sich der Prinz auf derselben Dampf-Fregatte nah Konstantinopel ein.

Wir fügen dieser kurzen Notiz noch ein ausführliheres Schrei- ben hinzu, welches uns so eben aus Pera vom 14. Juni zugekommen ist :

„¡Nachdem Se. Köuigl. Hoheit der Prinz Albreht von Preußen von dem überaus belohnenden Ausfluge nah Damaskus und Balbeck, am 28, Mai nah Beirut zurückgekehrt waren, bestiegen Höchstdie- selben die von dem Befehlshaber der britischen Marine = Station in der Levante, Commodore Walpole, zur Disposition tes hohen Rei senden gestellte Kriegs - Dampffregatte der Geyser ‘“ und verließen am 29sten um 2 Uhr Nachmittags, unter dem Douner der salutiren- den Geschüße sämmtlicher auf der Rhede liegenden Kriegsschiffe , die Küste von Syrien. „Der Geyser bot alle auf der See möglichen Bequemlichkeiten dar. Der Kommandant und die Offiziere wekteifer= ten in dem Bestreben, Sr. Königl. Hoheit die Reise angenehm und genußreih zu machen. Auf der Fahrt erblickten Se. Königl, Hoheit die Juseln Cypern und Rhodus, ließen aber dieselben, bei dem raschen Laufe des „Geyser““, bald hinter sih und erreichten am 2. Juni den Hafen von Smyrna, wo Höchstdieselben von der dort stationirten österreichischen Escadre, namentlich der s{önen Fregatte „Bellona“, auf welcher die Flagge des Admirals Bandiera wehte, dur Geschüß Salven und Paradiren der Mannschaften auf den Raaen, festlich be willfommnet wurden, Se. Königl. Hoheit traten jedoch nicht aus Land; „der Geyser“/ nahm nur neue Kohlen ein und seßte am Zten seine Fahrt fort. Auch an den Dardanellen wurde Se. Königl. Ho- heit durch Kanonendonner begrüßt, und erreichte am 5. Junt Mor gens 10 Uhr Konstantinopel. Bevor jedoch der Geyser in den Hafen einlief, machte Se. Köuigl. Hoheit auf demselben noch eine furze Spazierfahrt durch den Bosphorus, zwischen der Spibe des Serails und dem Sommerpalaste des Sultans, Beyler-Beyz; bei der Rückkehr vou dieser Spazierfahrt hatten der Gesandte von Le Coq und die sämmtlichen Beamten der Gesandtschaft, welche dem „Geyÿyser“ guf dem großen Boote der Gesandtschaft entgegengefahren waren, das Glück, Sr. Königl, Hoheit ihre Ehrfurcht zu bezeugen und Höchstdieselben zu bewillklommnen, Wegen der Quarantaine, welcher der „Geyser“/ unterworfen war, durfte indeß Niemand das Schiff besteigen. Dasselbe legte darauf im Hafen von Konstantinopel an, wo der hohe Reisende alle Empfangs = Feierlichkeiten hatte verbitten lassen, jedoh die Matrosen der englischen Schiffe auf dem Ragen und die See-Soldaten auf den Verdecken paradirend fand. E

Noch an dem Abend des 5. Juni verließen Se. Königl, Hoheit auf dem „Geyser“ den Hafen von Konstantinopel, um sih nach San Stefano (zwei Meilen westlich von Konstantinopel) zu begeben, wo der dortige Großherrliche Kiosk zur Aufnahme des Prinzen für die Dauer der noch zu überstehenden neuntägigen Quarantaine auf aus drücklichen Befehl des Sultans gerade so eingerichtet war, als ob dieser Monarch selbst dort seinen Aufenthalt nehmen wollte. Se. Königl. Hoheit verweilten bis zum 13ten Morgens daselbst. Nach dem der Prinz die Großherrlichen Beamten, welche den OVienst 1in San Stefano gehabt, mit huldreicher Bezeugung Jhres Wohlwollens beglückt, kamen Se. Königl. Hoheit zu Pferde nah Pera und bezo gen das für Höchstdieselben eingerichtete Hotel. Der hohe Reisende genießt fortwährend des vollkommensten Wohlseins,“

Berlin, 30, Juni. (Voss. u. Spen. Z.) Jn den öffentlichen Blättern is schon mehrfah davon die Rede gewesen, daß auf niglihen Befehl der Erlaß des Landtags-Abschiedes an die in diesem Frühjahr versammelt gewesenen Provinzial-Landtage wiederum vor zugsweise beschleunigt werden solle und daß die Entwerfung derselben bereits im Ministerium des Junern im Werke sei. Es ist nun zwa richtig, daß schon gegenwärtig die Landtagsabschiede mit aller Thä tigkcit- vorbereitet werden. ZJndessen ist hierbei das Ministerium des Junern keinesweges ausschließlich betheiligt, da die Geschäfts - Orga nisation es mit si bringt, daß die ständischen Gutachten und Anträge, nachdem sie zunächst von den betreffenden Landtagskommissarien begutadch- tet worden, einzeluan diejenigen Ministerien vertheilt werden, deren Ressort von der Sache berührt wird, Hiernach werden in jedem Ministerium besonders die seinem Ressort angehörigen ständischen Deukschriften gründlich geprüft. Für jede Sache wird der den Ständen zu 1 theilende Bescheid speziell vorbereitet. Wo bei eiuer Angelegenheit mehrere Ministerien konkurriren, finden Communicationen statt, um sich über den vorliegenden Fall gemeinschaftlih zu verständigen z o bald sich alsdann übersehen läßt, daß die Vorarbeiten in den vei schiedenen Ministerien für den Landtags-Abschied einer Provinz voll endet sind, finden gemischte Konferenzen der Jmmediat- Kommission für die Stände - Angelegenheiten und des gesammten Staats - Mini- steriums statt, zu welcher der Ober = Präsident derjenigen Provinz, deren Landtags = Abschied berathen werden foll, zugezogen wird, und in denen nunmehr die einzeln vorbereiteten Gegenstände und die den Ständen zu ertheilenden Resolutionen gemeinsam erwogen werden,

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Faust chevaleresf mit Federhut und Degen erscheint; aber diese Nittermaske

| fann er doch eben nur für die Gesellschaft, als Faust's Führer „durch die

große und kleine Welt“ annehmen; hier in der Oper aber ergeht er si in ciner Solo-Scene in jenem x tterlichen Tempo, Die Blocksbergs-Scene ist eine sehr originelle, phantastische Composition, aber auch mehr t:äumerisch als dämonisch wild; indeß diese Auffassung möchten wir, als in ihrer Art sehr schön und eigenthümlich, vollfommen gelten lassen z sie erinnert uns an die Stelle in Göthe's „Faust“: „Zun die Traum- uud Zauber-Sphäre sind wir, scheint es, cingegangen“’z dämmernde und sinnverwirrende Bilder um gaukeln uns, wie dort in jenem Wechselgesange zwischen Faust, Me- phistopheles und dem Jrrlicht, Aber die Partie des Mephistopheles hätte in dieser Scene sowohl, wie in allen Ensembles der Oper, eine dämonischere Färbung erhalten mögen. Hugo und Kunigunde sind die brillanten Rollen der Oper, denen der Komponist die glänzendsten Melodieen und Bravour- Arien zugetheilt hatz der anzichendste Charakter aber in dem ganzen Werk, ein Gemälde der licbevollsten Junigkeit und reinsten Hingebung, is das Nöschen , eine Partie, die, wenn sie in Gesang und Spiel so vorzüglich ausgeführt wird, wie bei den früheren Aufführungen auf der hiesigen Bühne, die schönste Zierde dieser Oper bildet. ,

Wir möchten gern noch auf einige der ausgezeichnetsten Musikstücke dieses trefflichen Werks näher eingehen, auf das Sextett und Terzett des ersten, das Finale des zweiten Akts und andere, doch glauben wir für diese Blätter schon die Gränze 1 unserer Aufgabe übersch1itten zu haben, und Einiges, wie die beiden Duetten zwischen Faust und Mephistopheles, Faust und Röschen , und die shwungvolle Polonaise des Hochzeitsfestes , ist auch so bekannt und beliebt, daß wir nicht erst darauf hinzuweisen brauchen, Wie vortrefflich das Orchester die phantasiereiche und symphonieenhafte Ju- strumental-Begleitung der Oper, von der aus feurigen, mvstischen und kla- genden Elementen so meisterhast gewobenen Ouvertüre höchst anregend ein- geleitet, unter Meyerbeer's Direction ausführte, haben wir schon im Ein- gange hervorgehobenz selbs ohne den Gesang und die dramatische Dar- stellung wäre es ein herrlicher Genu, diese Orchester-Musik so exekutirt mit anzuhören, Die Ausstattung der Oper mit Decorationen, Aufzügen und phantastischem Beiwerk war in jeder Hinsicht eines so bedeutenden Kunst- werkes würdig, und wir sprechen schließlih nur noch den Wunsch aus, daß

sem Wege fortschreiten und uns allcs Beste aus dem Gebiet

sti die i 4 B 4 V BanCiEA Musik mit gleichem Kunsteifer vorführen möge, 10,

Auf Grund dieser Beschlüsse wird der Landtags =- Abschied im Mini

sterium des Jnnern zusammengestellt und demnächst Seiner Majestät dem Köuige zur Allerhöchsten Prüfung und Genehmigung ausführlich vorgetragen. Wie wir vernehmen, sind die Vorbereitun= gen zu den Abschieden für einige Landtage, welche ihre Arbeiten am frühesten beendet hatten, shon so weit vorgeschritten, daß gegenwär- tig die Konferenzen zu der gemeinsamen Berathnug derselben beginnen, und wir glauben hiermit auch die bereits erfolgte Anéunft des Ober = Präsidenten, Wirklichen Geheimen Raths von Vincke in Berlin in Verbindung bringen zu köunen. Für jeßt werden dem Vernehmen nach indessen erst die Landtags-Abschiede für eimge Provinzen berathen werden, da durch die Geschäftsreisen der meisten Minister die gemeinsamen Berathungen in der Mitte des Sommers, wie in allen früheren Jahren, so auch in diesem, eine Zeit lang unterbrochen werden müssen. Die Abschiede der übrigen

Provinzen dürfteu daher bis zum Herbste ausgeseßt werden.

Berlín, 30. Juni. Die in Nr. 146 der Königsb. Staats-, Kriegs=undFriedens=-Zeitung mitgetheilte Korrespondenz-Nach- riht aus Berlin vom 13ten d. M., daß die Sechandlung im Laufe des Sommers eines ihrer Schiffe, die „Prinzessin Luise“ nach Canton schicken werde, wird dahin berichtigt, daß gedachtes Schiff, welches nah An-

gabe des Korrespondenten jeßt in Hamburg liegen und dort neu aus

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gerüstet werden soll, unter Führung des Capitains J, T. Rodbertus bereits gegen Ende vorigen Jahres von dort aus in See gegangen

und am 25. Januar d. J. in der Bai von Santos, südlich von Rio

Janeiro, angekommen ist. Gegenwärtig wird dasselbe schon auf der Fahrt von der Westküste Süd - Amerika's nah Mauila und Canton begriffen sein. Allerdings is es der Hauptzweck dieser Erpedition, die Handels-Verhältnisse der dem freien Verkehr geöffneten Chinesischen

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Häfen in Beziehung auf Deutsche Jmporten genau kennen zu lernen.

Breslau , 29. Juni. Se. Kaiserl. Hoheit der Großfürst

Michael sind heute Abend unter dem Namen des (Grafen Pawlowski eingetroffen und im Gasthofe zur goldenen Gans abgestiegen.

Potsdam, 23. Juni. (V. A. Kirch, Z.) Der General Superintendent Dr, Neander hat unter dem 26sten v. M. an sämmt= liche Superintendenten der Provinz folgendes Schreiben erlassen :

„Die freie und lebendige Theilnahme, welche der Jahresfeier der Grün dung ciner evangelischen Gemeinde zu Jerusalem von allen Geistlichen und (Gemeinden der Provinz Brandenburg gewidmet worden ist, hat Sr, Ma jestat dem Könige zur Freude gereicht, Jndem ih Ew, 2c. davon zur wei teren Mittheilung in Jhrer Didvzes benachrichtige, entledige ich mich zugleich des wohlthuenden Auftrags, Jhnen und Jhren Herren Svnodalen auch die warme Anerkennung Sr. Excellenz des Herrn Geheimen Staagts Ministers Cichhorn auszudrücken, Jn Beziehung auf den von mehreren (Heistlichen geäußerten Wunsch, daß eine jährliche Wiederholung dieser Feier stattfinden möge, ersuche ih Sie, Jhren Herren Sonodalen zu eröffnen, daß, wie bei der ersten Feier, so auch bei einer Wiederholung derselben nicht eine An ordnung, sondern der freie Entschluß maßgebend sein soll. Daher ist die Frage von der Besprechung auf den einzeluen Synoden, und von etwanigen darauf gestüßten Anträgen der Gemeinden abhängig zu machen. Ueber den Erfolg dieser ganz ergebensten Eröffnung ersuche ih Sie, mir bis zun 1. September d. J. eine gefällige Anzeige zugehen zu lassen.“

Ausland. Deutsche Bundesstaaten.

Baer, Mia, 2 Qu E 3) Ce Aa Hoheit unser Kronprinz is, nachdem er sich nach seiner Rückkehr vom Rhein einen Tag hier aufgehalten, gestern mit seiner Gemahlin nach Hohenschwangau abgereist. Auch dort wird er sih zunächst nur kurze Zeit aufhalten, wenn ihm anders das noch immer höchst unfreundliche Wet ter gestattet, einen beabsichtigten längeren Ausflug ins Hochgebirge au zutreten.

S6 (ses Dreb, 22 U Q 2) Alt 28, Sni seßte die erste Kammer die Berathung über den Bericht der ersten Deputation, den Geseßentwurf der über 20 Bogen im Druck starken Schriften vou der Censur betreffend, fort, Die zur Verhandlung kommenden Paragraphen des Gesebentwurfs wurden meist ohne Disfussion angenommen. Solches geschah mit §. 5h. der von der Beschlagnahme gedruckter Schriften und einstweiliger Untersagung des Vertriebes, sowie von der Art und Weise der Entscheidung han delte, ob das Vertriebsverbot und die Beschlagnahme wieder auf zuheben, oder in Wegnahme, oder in Confiscation zu verwan- deln sei, in welhem leßteren Falle dem Eigenthümer der Druck srit ein einmaliger Rekurs zusteht. Die Deputation hatte die sem Paragraphen cine neue, von der ersten Kammer auch einstimmig angenommene Fassung gegeben und alsdann einen neuen, ebenfalls ein- hellig genehmigten Zusaß-=Paragrapheu (§. 5c.) eingebracht, welcher fol gendergestalt lautete: „Die Confiscation einer Schrift, d. h. die Hin wegnahme ohne Entschädigung, is auszusprechen, wenn deren Juhalt an sich von der Art is, daß ihre Veröffentlihung aus irgend einem strafrehtlichen oder polizeilichen Grunde als eine unstatthafte Hand lung erscheint. Auch dem längeren §. 7, der von der Entschä digung bei Hinwegnahme censirter Schriften handelte, hatte die De putation eine neue Fassung gegeben, wegen deren auf die Landtags= Mittheilungen verwiesen werden mag. Da an einer Stelle desselben von einem dem Verleger zu vergütenden Drittheil des Ladenpreises die Rede war, so wurde von einem Mitgliede (von Polenz) die Frage aufgeworfen, warum man eine feste Entschädigung von '; angenom men und solche nicht lieber auf Berehnung gestellt habe. Der Königl. Kommissar, Dr. Schaarschmidt, machte darauf aufmerksam, daß ', des Ladenpreises gleich sei der Hälfte des Buchhändlerpreises, folglich berech net sei für den zwischen vollständigem und kleinem Absaß mitten innen liegenden Fall; auch würden der Erfahrung zufolge durch diese Ent-

schädigung die Herstellungskosten im schlimmsten Falle vollständig ge- F dect und Buchhändler hätten gegen diese Entschädigungs - Modalität ® feinen Widerspruch erhoben. Auf fernere Fragen erklärte der Königl. ®

Herr Kommissar, daß der Netto - Preis als der Buchhändler - Preis? angenommen werden müsse, und ein Schriftsteller als Selbstverlege® dem verlegenden Buchhändler gleich zu achten sein werde. Die folgenden §§. 8, 8b, 9, 10 und 11 wurden theils nach den Beschlüssen der zweiten Kammer, theils nah den von der Deputation vor- geschlagenen Fassungen angenommen. Dagegen wurden die von der zweiten Kammer gestellten Schluß - Anträge zum gro- ßen Theile von der ersten Kammer abgelehnt. Nach mehrtägigen Debatten beendigte gestern die zweite Kammer die besondere Berathung des dur dieselbe mannigfah modi= fizirten Geseßbentwurfs über die Einführung des neuea Grundsteuer= systems. Einzelne Paragraphen, z. B. der von den Ausnahmen hinsichtlich der im §, 17. ausgesprochenen Unveränderlichkeit der Grundsteuer handelnde §. 18. hatten mehr als eine Sizßung in Au= spruch genommen. Mitunter war die Debatte ungemein fomplizirt und durch reihlih sich kreuzende Amendements und Unteramendements ward insbesondere dem Vorsißenden eine s{hwierige, aber glücklich gelöste Aufgabe bei der Fragstellung zu Theil, Wir müssen in Be-= zug auf den ausführlichen Juhalt der Berathungen über dieses wich=

tige Geseß auf die Landtagsmittheilungen verweisen, da der Raum dec Spalten dieses Blattes nicht ausreichen dürfte, um dem Leser ein deutlihes Bild, wenn auh nur in kleinerem Rahmen zu geben.

Darmstadt, 28. Juni. (F. J.) Zur Erleichterung der Lage der Unbemittelten bei der jeßigen Theuerung läßt der Stadtvorstand Kartoffeln um den halben Marktpreis, d. h. für 8 Kr, den hessischen Gestern wurden in dieser Weise 42 Malter an Bedürftige abgegeben. Man is dabei nicht stehen geblieben, sondern hat auch weiter einen Afford mit der Bäerzunft abgeschiossen, welche binnen 5 oder 6 Tagen, in täglichen Abtheilungen, zusammen 2800 Laibe 2 der laufende Der wirkliche Verkaufs - Preis wird von städtishen Verwaltung nicht höher als fünfpfündige Laib gestellt werden. Kartoffeln und Hülfenfrüchten, Alles so lange die Theurung dauert fahren werden, was im Juteresse der Armen sehr zu wünschen i. Mit diesen Maßregeln soll zugleih eine Aufforderung an die Wohl der Residenz verbunden werden, um den Anforderungen des Bedürfnisses desto wirksamer begegnen zu können, zgerau hat der Großherzogliche Kreis-Nath, und Mehrvorräthe der Bäder auf nehmen lassen und hiernach und unter Berücksichtigung der gegen wärtigen Marktpreise die entsprehende Polizeitaxre regulirt; wodurch jene in den Stand geseßt sind, ihr Geschäft regelmäßig fortseßen zu

Kumpf, verabfolgen.

zu liefern hat.

der Verabreichung u billigeren Prei

sen, foll nun abwechselnd fortge=

thätigkeit der Bewohner

Ju dem benachbarten Grof wie man erfährt, die Getraide

Freie Städte. Frankfurt, 27. Juni. (M. Z.) Gestern fand in verschiedenen Theilen der Stadt einige Aufregung der Gemüther wegen des Brodmangels statt, doch kam es nirgends zu einem Exzeß. Brodpreis wird übermorgen etwas steigen , die Stadt die Bäcker aus ihren Vorräthen an Getrcide und Mehl | In der Umgegend is der Brodmangel groß, lich wird auf den kleineren Orten sehr s{chlechtes, fast ungenießbares Brod gebacken und doch kostet das Pfund 4 Kreuzer. dem Getreidehandel

allein doch nicht vie!, da

Es werden in jeßt wahre Börsengeschäfte gemacht und der Wucher hat cin großes Feld zur Speculation.

"rankrei c.

1 Die Deputirten-Kammer hat gestern gegen den Wunsch und Willen der Regierung beschlossen, den Geseh - Vor chlag, die Nordbahn betreffend, nicht auf die Tages-Ordnung zu brin gen; mit anderen Worten, die Kammer will iu der laufenden und nun bald zu Ende gehenden Session nichts von jener Eisenba weigert si, ein Projekt zu diskutiren, dem eine von Kommission zwei Monate lang wöchentlich vier Sihungen gewidmet Bergebens drang Herr Guizot auf Vornahme der Berathung z vergebens erklärte Herr Teste, die Regierung, die Kommission und Compaguie des Tarifs ;

Paris, 27. Juni.

hn hören; sie ihr ernannte

sich nicht bereden z; sie entschied, der Gesetz - Entwurf solle uicht zur Disfussion auf die Die Compagnie Rothschild hatte sich, wie es scheint, im lebten Augenblick uoch herbeigelassen, die ihr von der Kommission gestellten Bedingungen, die ihr lange allzu lästig er schienen waren, anzunehmenz auh über den Tarif würde man sich zuleßt noch verständigt haben; die Kammer aber fand für gut, das ganze Projekt für dieses Jahr fallen zu lassen; das Kabinet, nament lih der Minister Teste, hat durch diesen Niederlage

Tagesordnung gebracht werden.

Beschluß eine empfindliche

j rals Subervic positiven Beifall, und sogar der den Festungsbau im | Allgemeinen begünstigende Theil der Presse zeigt sich geneigt, densel= ben unter gewissen Beschränkungen beizustimmen.

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m Paris, 27. Juni. Bei der Raschheit, mit welcher die | Deputirten-Kammer das Ausgabe-Budget votirt, ist es kaum möglich, die Wichtigkeit jedes einzelnen Votums hervorzuheben. Darum ge-= schieht es, daß die öffentlihen Blätter von heute die Reduction von 120,000 Fr., welche gestern im Kapitel der Befestigung von Paris von der Kammer nah dem Vorschlag der Budget-Kommission adop= tirt wurde, nur oberflächlich berühren, obwohl dieses Votum die Lö- sung einer sehr wichtigen Prinzipienfrage in sih faßt. __ Aus meinem gestrigen Berichte (jiehe Beilage) haben Sie er= sehen können, daß die Französische Regierung mit der Jdee umgeht, aus der befestigten Hauptstadt das Centrum aller künftigen Offensiv= | und Defensiv-Operationen zu machen, eine Jdee, die, als das Geseß der Befestigung von Paris votirt wurde, von der Regierung gar nicht be= rührt worden war, aber ganz in der Stille zur Ausführung kam. Der Anfang dazu wurde mit der Versebung der pyrotechnishen Schule, die ge- genwärtig inMebliegt, nah dem Schloß von Vincennes, gemacht. Um diese Artillerie-Anstalt unterzubringen, wurde im Osten des Schlosses von Vin- cennes eine zweifache befestigte Ringmauer aufgeführt, welche wie cine dop- pelte Bastei das Schloß selbst von dieser Seite beshüßt. Da davon in dem der Kammer zur Sanction vorgelegten Befestigungsplane keine Rede ist, so fand die Budget -= Kommission das Verfahren des Kriegs-Ministers hierin doch etwas zu eigenmächtig, und beschloß, in diesem Sinne ihre Meinung in dem Berichte auszusprehen. Sie lautet :

„Die Kommission war nicht wenig befremdet, zu sehen, daß am Schlosse von Vincennes neue Festungswerke aufgeführt werden, die nicht in dem allgemeinen Plan der Befestigung von Paris enthalten sind. Die Kom mission war berechtigt, zu glauben, daß dergleichen Arbeiten vom Kriegs- Minister erst dann unternommen werden dürften, wenn die Kammer ihm hierzu cinen besonderen Kredit bewilligt hätte. Nichtsdestoweniger is es thatsächlich, daß im Osten vom Schlosse von Vincennes eine zweifache Ningmauer angelegt wurde, und was noch mehr is, daß zwischen den bei- den Ningmauern Gebäude zum Unterbringen der Kavallerie und der Artillerie aufgeführt werden, Die erste Pflicht der Kommission war, den Kriegs-Minister zu befragen, womit er die diesfälligen Ausgaben zu decken beabsichtige. Der Kriegs - Minister antwortete darauf, daß die für die Befestigung von Paris bewilligten Gelder zu den erwähnten Arbeiten dienten. Er seßte hinzu, daß er sich für befugt halte, durch eine bloße ministerielle Ordonnanz aus den allgemeinen Fonds für die Befestigung von Paris alle jene Bauten zu unternehmen, die er dabei von Nutzen finden würde.“

„Es handelt sich nicht hier zu entscheiden, ob die oben angeführte dop- pelte Ningmauer im Osten des Schlosses von Vincennes nüßlich sein wird oder nicht. Die Kommission nimmt mit Freuden die Versicherung des Kriegs-Ministers auf, welcher behauptet, daß in keinem Fall die Festungs- werke von Paris den von den Kammern ausgescßten Kredit von 140 Mil- lionen überschreiten werden. Aber es ergiebt sich hier für die Kommis- sion cine Prinzipien - Frage, deren Beurtheilung sie der Einsicht der Kammer unterlegen zu müssen glaubt, ja, sie ersucht sogar die Kammer, durch ein besonderes Votum diese Frage lösen zu wollen. Denn wenn die Kammer das Prinzip, dem zufolge für jene einzelne Ausgabe der Regierung ein Spezial - Kredit zu verlangen is} , nicht aufrecht erhält, so wäre es um jede Bürgschaft der Ordnung in unseren Finanzen geschehen. Die Kommission beruft sich auf das Gedächtniß der Kam- mer, Glaubt wohl dieselbe, daß, als sie im Jahre 1841 die Summe von 140 Millionen für die fortlaufende Ringmauer und für die äußeren Weike bewilligte, sie zugleich dem Kriegs - Minister freistellte, nach seinem Gutdünken andere Festungswerke hinzuzuseßenz und daß, wenn, nachdem die bestimmt angegebenen Festungswerke einmal vollendet wären, z. B, 10 Millionen der Regierung zur Verfügung noch übrig bleiben soll-

Entscheidung SCIEDC 0E fe, ist , zu begreifen, welche Beweggründe die können, eine so unglicklihe Vertagung zu beschließen. Niemand be

und politischen Juteressen, welche Die Kammer will doch ohne Zweifel die Geseßze zur Ausführung bringen, welche sie votirt hat, und das Werk vollenden, welches sie mit Enthusiasmus begonnen. konnte Einwendungen gegen den Geseß= Entwurf zu machen haben, aber gegen die Nothwendigkeit, ihn auf die Tagesorduung zu seben, war in der That nichts Ernstliches einzuwenden. der unangenehmen Folgen dieser Vertagung die Unterbrehung der Arbeiten sein, welche die Regierung ausführen läßt. daß man den Beschluß der Kammer ihrem Wunsch, die Session um drei bis vier Tage abzukürzen , zuschreiben wird; das wäre eine sehr traurige Art, mit der Zeit Haus zu halten. ‘““

Dlle. Lenormand, die berühmte Kartenlegerin, i, 7: heute gestorben; sie hinterläßt ein Vermögen von etwa 500,000 Fr., welches ein Neffe derselben erbt,

Börse, An der Börse herrschte heute in französischen Renten Doch hielten sich die Notirungen gut. Gerücht verbreitet, welches man jedoch für voreilig hält, dem Mini sterium sei diesen Morgen um 6 Uhr eine telegraphische Depesche zugekommen, welche melde, daß zwishen Prim und Zurbano ein Treffen stattgefunden und daß Beide viele Leute verloren hätten, ohne daß sih der Sieg auf die eine oder die andere Seite geneigt. Es lassen zwar die auf gewöhnlichem Wege eingegangenen Nachrichten aus Barcelona ein baldiges Zusammentreffen zwischen den beiden qe nannten Heerführern voraussehen; doch glaubt man nicht, daß dies sten oder 26sten würde erfolgt sein können.

Majorität bestimmt haben

streitet die unsäglihen Handels sich an bie Nordbahn kuüpfen,

Offenbar wird eine

Wir fürchten,

große Stille. Es war das

A Paris, 27. Juni. die seit langer Zeit, wie im der öffentlichen Meinung, für Verhandlungen der Kammer wird, allem Anschein nach, Palaste Bourbon herbeiführen. Erweiterung des Schlosses von legislative Ermächtigung unternommen hat, und die tionellen Bedenklichkeiten, au allerlei anderweitige da man sich leiht überzeugt, für die Vertheidigung von Paris von gar keiner fönnen. Dazu fommen daun verschiedene Gerüchte, d dahingestellt sein lassen wollen, die aber doch e tirten-Kammer gefunden haben, Gerüchte einer ungeheuren Citadelle bei St. angeschlagen seien, von eine

Die Frage von dem pariser Festungsbau, Bereiche des Gesebes, so auch in dem erledigt gelten konnte, is in den lebten von neuem zur Sprache gekommen und noch fernere lebhafte Erörterungen im Den unmittelbaren Anlaß dazu giebt die Vincennes, welche die

E

See

Regierung ohne , außer den constitu= t * Besorguisse ecinflößt, daß die neuen Arbeiten in Vincennes Bedeutung sein ( eren Werth wir in Echo in der Depu: von dem beabsichtigten Bau Maur, deren Kosten auf 50 Millionen m riesenhaften Plane, die die Stadt um- gebenden Forts dur einen zweiten Wall und Graben mit einander zu verbinden, und was das Beunruhigendste i innerhalb der Stadt selbst cine neue „,Bastill Errichtung die Nothwendigkeit, die Kriegs-Vo gegen einen etwanigen Volks-Auflauf zu \hübe i Der hartnäckige Kampf der Kriegs-Verwaltun richterlih anerfanntes Recht vertheidigenden Herrn außerdem viel dazu beigetragen, die df Festungsbau zu verstimmen. in der gestrigen Sißung der Deputirten= Paris für „die größte Thorheit des J daß die Versammlung gegen diese harte Werkes protestirt hätte, Jm Publikum

st, vou dem Vorhaben e‘ zu bauen, zu deren rräthe der Festung Paris and hergeben g gegen den sein

entliche Meinung e auch der Genera Kammer die Befest ahrhunderts““ Bezeichnung iden die Wort

n, den Vorw

Daher durft

erklären, ohne

zwei Hauptzwecke verfolgte : Die

ten, der Kriegs - Minister die Befugniß hätte, diese 10 Millionen zu anderen Festungswerken und Militair - Gebäuden, die nicht in dem allgemeinen Befestigungs - Plane enthalien wären, zu verwenden 2 Was uns anbelangt, so glauben wir es niht minder. Und eben weil wir dies glauben und die feste Ueberzeugung hegen, daß der Kriegs- Minister sich nicht die Freiheit nehmen darf, mit den ausgeseßten 140 Mil- lionen andere Festungswerke zu errichten, als jene, welche die Kammer ge- billigt hat, und mithin, wenn er die Hinzufügung neuer Bauten für nüßlich erachtet, er von der Kammer eine besondere Kredits-Bewilligung dazu ein- holen muß, ersuchen wir die Kammer, als den Ausdruck unserer eigenen Meinung eine Neduction von 120,000 Fr. aus dem Kapitel 1 der außer- ordentlichen Militairbauten anzunehmen. Abgeschen von der Prinzipien- Frage, um die es sich hier handelt, erlauben wir uns, der Kammer noch cine doppelte Bemerkung zu machen: die erste is, daß durch die vorläufige und cigenmächtige Aufführung von Militair-Gebäuden neben den Festungs- werken von Paris man der Lösung der später vorzunehmenden Frage wegen der Konzentrirung des Wehrsvystems in der Hauptstadt vorgreifen möchte; zweitens, daß, wenn die Hoffnung des Kriegs-Ministers, die Befesti- gung von Paris mit 140 Millionen zu Ende zu führen, sich nicht verwirklichen sollte, die Gegner der Befestigungs - Projekte einen neuen Belag zur Necht- fertigung ihrer Ansichten darin finden müßten.“ : Noch nie seit 1830 hat die Budget = Kommission eine so strenge Sprache geführt, Es ist eine unleugbare Thatsache, daß die Befesti= gung von Paris immer zahlreichere Widersacher findet. Die Regie= rung dürfte sih am Ende genöthigt schen, ihren Vorsab, aus Paris das Centrum des allgemeinen Wehrsystems des Landes zu bilden, aufzugeben; denn shwerlich möchte die Kammer die 40 bis 50 Mil- ionen, die dazu noch votirt werden müßten, bewilligen.

Grossbritanien und Irland.

Londou, 27, Juni. Troß dem, daß die hiesigen politischen Blätter aller Parteien fast täglih die verschiedensten Ursachen für den beunruhigenden Zustand Jrlands angeben, kann doch der an dem Kampfe der Parteien nicht Theil nehmende Zuschauer von der Wahr= heit feiner dieser Ursachen überzeugt werden. Denn die Parteistimme erhebt sih nicht über die Partei, und die Partei dient ihrem aus= schließlihen Systeme, das scharf begränzt \ie zur Sicherung ihrer Zuteressen sich geschaffen. So klagt die Times die zu nachsichtige Verwaltung der Whigs, so die Morning Chronicle die streng parteishe Regierung der Tories, endlich die radikalen Organe alle Maßregeln jener Beiden, welche dem nothwendigen Umsturz der in Jrland bestehenden Justitutionen entgegentreten, als die unmittelbaren Ursachen der gegenwärtigen Unruhen in jenem Lande an. Dem par= teilosen Beobachter kann, wie gesagt, keiner dieser Gründe als triftig einleuchten, denn er macht die vergangenen und gegenwärtigen Bege= benheiten nicht einem aussließlihen Systeme dienstbar, sondern be- trachtet sie, wie sie auf nothwendigem und natürlichem Wege sich entwickelt haben. Als das Ministerium Melbourue in seinen leßten Jahren durch die ungusgeseßten Angriffe der Tories sich nach und nah um das Vertrauen des Landes gebracht sah, im Parlamente Niederlage auf Niederlage erlitt, fand es noch seine einzige Stübe im Unterhause ín den Mitgliedern für Jrland, O'Connell mit seinem Anhange, theils wegen der Uebereinstimmung mit diesen in ewissen liberalen Prinzipien, theils wegen der gemeinsamen Feindschaft gegen einen Feind, die als Unterdrücker Jrlands verschrieenen Tories. Na türlih erhoben diese Leßteren ihre Waffen gegen Jrland, da die irländische Partei im Parlamente gleihsam das Schild war, hinter welchem das Ministerium Sicherheit fand. Jm Ober- wie Unter« hause, auf Banketts, in Kirchen und von allen Tribünen wurde von ihnen darum Jrland und der Katholiziómus, der Papst und O'Connell E dem protestantischen England denunzirt. Es war Bel ° bié

nothwendige Folge der Stellang der T: der E