1843 / 7 p. 2 (Allgemeine Preußische Zeitung) scan diff

j Code pénal zusammengestellt und dabei die Ueberzeugung n hebe, dal der ote überall in dieser Materie härtere und tiefer ciudringende Strafen ausspreche, als das neue Geseß, welches überhaupt nur in den Provinzen des Landrechts etwas Neues ein- führe, in denen es bisher an analogen Bestimmungen fehle. Ein Ab- geordneter der Ritterschaft: Die Versammlung werde selbs fühlen, welcher Schmerzensschrei allen katholischen Bewohnern der. Rhein- Provinz abgepreßt werde, wenn auch nur die entfernte Möglichkeit sei, daß solhe Bestimmungen, wie er sie in seinem Vortrage fritisirt habe, zum Geseße erhoben werden fönnten. Der Herr Landtags= Marschall: Es enthalte dieser Vortrag mehrere Aeußerungen, in

40 | Was den zweiten Punkt betreffe, so theile er die Ausiht Sr. Durch= laucht uicht ; er halte dafür, daß die Gesebe selbst, niht die Grund- säße derselben und am wenigsten wie jebt in der Form einer Reihe von Fragen dem Landtage vorzulegen seien. Das Gouvernement sei berufen, die Geseß-Entwürfe fertig ausgearbeitet an die Stände ge-= langen zu lassen und leßtere seien geeigneter, ein vollständiges Geseß zu prüfen, als Grundsäße zu berathen oder aufzustellen; es werde dadurch die Stände= Versammlung um sto eher in die Lage kommen, Geseße zu mahen, statt sie zu beurtheilen. |

Demnächst wird folgende Frage zur Abstimmung gebracht: „Ist die Stände-Versammlung damit einverstanden, daß des Königs Majestät unterthänigst gebeten werde, die Einführung des mitge

Bezug auf welhe er das Geeignete noch zu sagen haben werde, wenn nicht der Redner selbst sie aus seinem Vortrage nachträglich ent- fernen wolle. Hierzu erklärte sich der Abgeordnete der Ritter- [haft bereit. i i

p Matin hierauf die Debatte über den Schluß-Antrag des Aus= schusses eröffnet worden, kommt ein Abgeordneter der Städte auf jen frü

heres Amendement zurück, das Wort „nochmalig“ zu streichen, und wird darin von dem Referenten und mehreren Abg. unterstützt, weil eine materielle Prüfung noch nicht stattgefunden habe, und der Ausdru „ein neuer Entwurf“ das Wort „nochmalig“ überflüssig mache.

Der Herr Landtags-Marschall : Er müsse sih gegen die ganze Fassung des Schluß-Antrages erklären. Die Versammlung habe mit völliger Wissenschaft beschlossen, sich den vom Ausschusse aufgestellten Grundsäßen anzuschließen, und müsse daher hoffen und wünschen, daß diese Grundsäße von Sr, Majestät dem Könige berüsihtigt würden, Es sei sehr zweifelhaft, ob eine größere Garantie für die Erfüllung dieses Wunsches erlangt worden wäre, wenn die Versammlung den Entwurf paragraphenweise diskutirt hätte; und die Erlangung dieser Garantie bleibe eben so zweifelhaft, wenn demnächst der künftige Landtag auf eine solche paragraphenweise Diskussion eingehen werde, Deshalb sei kein Grund vorhanden, auf eine abermalige Vorlegung | des umgearbeiteten Entwurfs anzutragen. Ueberhaupt glaube er auf die Zustimmung aller derjenigen, welche die unüberwindlihen Schwic- rigkeiten einer bis ins fleinste gehenden Diskussion größerer Geseßes- vorlagen erkannt hätten, rechnen zu können, und er habe diese Zustimmung schon vielfah gefunden, wenn er behaupte, daß die Stände bei der Berathung größerer Geseße sih darauf beschränken sollten, blos die Grundsäße, allenfalls unter Vermehrung der ihuen gestellten Fragen u, st. w., möglichst vollständig zu diskutiren und zu beantragen, daß die von ihnen ausgesprochenen Prinzipien weitere Berücksichtigung fänden. Alles Andere sei demnächst lediglich Sache der Redaction, Umfassendere Geseße im Einzelnen zu disfku= tiren, habe unter vielen anderen auch den vor kurzem bei einer an- deren Gelegenheit zur Sprache gebrahten Nachtheil, daß nach ge= {hehener Abstimmung über einen einzelnen Paragraphen ein später exfolgender Beschluß dem früher gefaßten häufig widersprehe.

Der Referent: Bei dem vorliegenden Entwurfe handle es sich nicht blos um die Redaction oder um einzelne Bestimmungen, welche der Ausschuß bereits modifizirt habe, sondern es seien hin und wieder auch Tendenz und Grundsäbe wesentlich alterirt worden. Bei der fünstigen Berathung des umgearbeiteten Entwurss werde mit Rück sicht auf die Bemerkungen der Stände und die Stimme der Provinz noch mancher Grundsaß ausgegeben werden müssen, anu den man bis- her noch nicht gerührt habe. Er halte deshalb die Wiedervorlegung des umgearbeiteten Entwurss für unerläßlich. :

Ein Abgeordneter der Landgemeinden: Er trete dem Referen- ten um so mehr bei, weil er nicht zweifle, daß Se. Majestät die Bitte gewähren werde, indem ähnliche Anträge {ou früher und namentlich noch auf dem lebten Landtage in Betreff des Strom- und Ufer- Polizei-Gesctzes bewilligt worden seien. Er glaube indessen, daß der Schluß-Antrag milder klingen werde, wenn man die Fassung desselben dahin modifizire: „daß unter Zugrundelegung u, st. w. der Entwurf des Strafgeseßbuches umgearbeitet, solher den rheinischen Gerich- ten Uw. i s

Ein Abgeordneter der Städte kaun den lebteren Vorschlag nicht billigen, weil der Ausdruck „neuer Entwurf“ gerade bezeichnen solle, daß die Umarbeitung von nenen Grundsäßen auszugehen habe, 5

Auch zwei Abgeordnete der Städte schließen sich der Ansicht des Referenten an, weil der Antrag des Ausschusses mit den Petitio- nen der Provinz übereinstimme, weil die Staats-Regierung bei der Vorlegung des jeßigen Entwurfes das _eutgegengesebte Verfahren von dem eingeschlagen habe, welhes vor 50 Jahren bei Einführung des Allgemeinen Landrechts beobachtet worden sei, wo das Justiz-Ministe- rium den Gesetz-Entwurf allen namhaften Juristen zur Prüfung mit- getheilt und Prämien auf die beste Kritik desselben gesebt habe, weil es ein billiges Verlangen sei, daß jeßt wenigstens eben fo viel Rü= sicht auf die Stimmen der öffentlichen Meinung genommen werde, wie damals; weil endlich der gegenwärtige Landtag den Geseß=Ent= wurf selbst im Speziellen noch nicht begutachtet habe. :

Ein Abgeordneter der Städte: Der Herr Landtags-Marschall habe gegen die Fassung des vom Ausschusse gestellten Antrags zwei Gründe geltend gemacht : 1) daß die Versammlung in voller Kenutniß der Sache den vom Ausschusse aufgestellten Grundsäßen beigetreten, daß durch die zu hoffende Berücksichtigung diefer Grundsäße bei der Umarbeitung des Entwurfs ihr Wunsch erfüllt werde und demnach eine neue Vorlegung desselben nicht erforderlich sei ; 2) daß überhaupt die Vorlegung, Be= rathung und Vervollständigung der den Geseßen zu Grunde zu legen- den Grundsäße entsprechender erscheine als die paragraphenweise Dis kussion der Gesebe selbst. Was den ersteren Punkt betreffe, so sei er mit Sr, Durchlaucht darin einverstanden, daß der Versammlung eine volle Kenntniß der Sache beigewohnt und daß sie namentlich durch die Beschränkung einer in das Detail eingehenden Diskussion über die vom

Ausschusse aufstellten 30 Positionen ein Einverständuiß im Allgemei- uen mit den darin enthaltenen Grundsäßen zu erkennen gegeben habe. Er glaube aber, daß viele Mitglieder noch von einem anderen Motive geleitet worden seien, welches in den Werten des Antrages, daß der neue Entwurf unter Zugrundelegung der rheinischen Gesetzgebung aus- gearbeitet werden möge, seinen Ausdru finde. Es spreche sich darin die Ansicht aus, daß dem jebigen Entwurfe die rheinische Geseßgebung nicht zu Grunde gelegt worden sei, eine Ansicht, welche durch das Kompe- tenz - Regulativ noch besonders bestätigt werde. Die Motivirung des leßteren“ Geseßes sertige in wenigen Worten eine Aenderung des rhei- nischen Strafprozesses ab, welche ciner völligen Umwälzung nahe komme. Sie mache nicht nur den Eindruckt einer übereilten Arbeit, \ondern noch mehr eines übersehenen oder vergessenen Geschäfts, welches man im leßten Augenblike noch im Fluge nachhole. Die sehr verspätete Ankunft dieses Entwurfs sei geeignet, den bezeichneten Eindruck zu verstärken. Offenbar habe jede Umarbeitung des rheinischen Straf- rets damit zu beginnen, die Zulässigkeit der Anschließung der beab- sichtigten Umarbeitung an den Strafprozeß zu untersuchen, weil bei uns Strafrecht und Strafprozeß sich innig durchdringen und gegen- seitig bediugen. Wenn daher ein Strafrecht für die Rhein - Provinz, wie es scheine, ohne vorgängige Grundlegung der Kriminal-Örduung entworfen, wenn erst nahträglih der Versuch gemacht worden, den Entwurxf in ein bereits fertiges Gehäuse einzushachteln, so könue es niht überraschen, daß beide nicht vollständig zu einauder paßten. Eben der Wunsch eines mit Zugrundelegung der rheinischen Gesebgebung ausgearbeiteten Entwurfs rechtfertige und erhöhe aber den anderen Wunsch, daß auh dieser Entwurf der Stände übergeben werde.

theilten Entwurfs in der Rhein-Provinz nicht zu befehlen, dagegen aber Allergnädigst zu verordnen, daß unter Zugrundelegung der rheinischen Geseßgebung und der betreffenden Berathungs-Protokolle des 7ten rheinishen Landtages ein neuer Eutwurf des Strafgesehz- buchs ausgearbeitet, solcher den rheinischen Gerichten zur Begutah- tung, der Presse zur Veröffentlihung und sodaun einem künftigen Landtage zur Prüfung vorgelegt werde ?“ S Die,e Frage wird von der ganzen Versammlung einstimmig be jaht, mit dem Bemerken, daß hierdurch gleichzeitig alle auf den Strafgescß-Entwurf bezüglichen Petitionen und Anträge ihre Erledi- gung finden, —_ R

Berlin, 6. Juli. Nach hier eingegangenen Briefen i} der durch seine Kenntuisse und wissenschaftliche Thätigkeit gleih ausge zeichnete Naturforscher Hy. Peters auf seiner Seereise nach Mozambik (wo er auf Befehl und auf Kosten Sr. Majestät unseres Königs einen mehrjährigen Aufenthalt an der Ostküste von Afrika nehmen wird) sehr wohlbehalten in St. Paul de Loando (zu Angola gehörig) an der Westküste gelandet. Wir hoffen bald einen Brief des Reisenden, den er an den Freiherrn Alexander von Humboldt gerichtet und der in St. Paul am 19. April geschrieben is, in unseren Blättern mit- zutheilen. Diese Nachricht ist um o erfreulicher, als sich durch fran= zösische Zeitungen iu England, Frankreih und Deutschland (nicht aber in Portugal) beunruhigende Gerüchte über einen angeblichen Aufruhr auf dem portugiesischen Schiffe, welhes Verbrecher nah Mozambik führt und in dem unser Landsmann sich ebenfalls besindet, verbreitet hatten.

X Frankfurt a. d. O., 3. Juli. Am Donnerstag, Freitag und Sonnabend in nächster Woche findet das diesjährige Provinzial= Königsschießen der vereinigten Shübßen-Junungen der Mark Bran denburg und der Niederlausiß hier statt. So viel man hört, werden mehr denn 1000 Schüßen an demselben Theil nehmen. Bis jebt haben die Gilden von Berlin, Bärwalde, Beeskow, Kalau, Kottbus, Krossen, Küstrin, Driesen, Drossen, Finsterwalde, Frankfurt 0, O Friedland, Fürstenberg, Fürstenwalde, Guben, Landsberg a. d. W., Lübben, Lübbenau, Luckau, Lieberose, Müncheberg, Müllrose, Nauen, Neudamm, Neustadt= Eberswalde, Neustadt a. d. D,, Neuzelle, Potôdam, Peiß, Prenzlau, Pförten, Reppen, Schwiebus, Seclow, Sorau, Spandau, Spremberg, Wriebßen, Woldenberg, Zielenzig, Zossen und Züllichau ihre Theil- nahme zugesichert, und noh täglich gehen neue Meldungen ein. Viele von diesen Gilden stellen Kontingente von 40—80 Mann und die Parade - Aufstellung aller Festtheilnehmer in ihren verschiedenen, zum Theil fehr glänzenden Uniformen guf unserem }chünen Wilhelmsplay wird gewiß einen großartigen Anblict gewäh ren, Außer einer großen, zu 1500 Personen berechneten Areng, in der der Direktor des hiesigen Stadt-Theaters, Herr Böttner , mit seiner Gesellschaft an allen drei Tagen spielen wird, ist das große Riesen-Speisezelt, was mit den Banuern und Fahnen der verschiede nen Gilden geshmüdckt wird, und unter dem 600 Personen zugleich gegen Sonne und Regen völlig geschüßt speisen können, bereits fer- tig, und auch die von dem Direktorium neuangelegten drei Schieß- stände gehen, w'e die übrigen Restaurationé- und Speijsezelte ihrer Bollendung rasch entgegen. Wird das Fest, wie zu wünschen ist, von gutem Wetter begünstigt, so dürfte keiner der Herren Festtheilnehmer unbefriedigt nach Hause zurückfehren. Daß Seitens der hiesigen Stadt für den Provinzial-Schüßenkönig außer dem von der hiesigen Schüßen -Junuung für deuselben bestimmten s{hönen silberneu Pokal ein Ehrenpreis von 30 Stück Frd'or ausgeseßt is, darf als bekannt vorausgeseßt werden,

Königsberg, 3. Juli, Ueber den Fortgang unseres Festungs- baßftes berichtet die hiesige Zeitung: Die Wall-Bastion am Herzogs- Aer is nunmehr gänzlich abgetragen und die Gränzen zum Kasernen= bau dichtan bereits abgesteckt. Die Arbeiter haben sich um Wenige vermehrt, Die bei der Abtragung der Erde zum Vorschein gefom- mene Mauer - Ruine soll einer alten Schweden - Schanze angehört haben.

Köln, 2. Juni. (K. Z.) Jun der gestrigen Korrespondenz ist irrthümlich berichtet, daß die (heute Morgens eingetrossenen) Schlepp- fäßne Eintausend ahthundert fünfzig Scheffel Getraide anbringen würdenz ihre Ladung besteht in Wirklichkeit (außer einer beträchtlichen Partie Hülsenfrüchte u. st. w.) gus etwa neuntausend zweihundert Scheffeln Roggen, Heute Abend werden wiederum „wei Schiffe (Schleppkahn Kölu Nr. V. und J. C. Dinse) mit etner Ladung von mehr als vierzehntausend Schesfeln Roggen erwartet, Das heute Morgen angekommene Schleppboot wird sogleich zurückkehren, um zwei mit einer bedeutenden Partie Roggen und Hülsenfrüchte beladene Kähne bis zum nächsten Dounerstag hierher zu briugen, und auch der heute Abend erwartete Schlepper wird sogleich wieder zu Thal fahren, um drei Schiffe, die ebenfalls hauptsächlich Getraide geladen habeu und schon bereit liegen, schleunigst hierher zu holen,

X Köln, 2. Juli. Auch in unserem stolzen und üppigen Kölu sieht man jeßt gar manche besorgte Gesichter. Die Getraidepreise sind fortwährend im Steigen. Das Schwarzbrod war S A den lezten Tagen auf das Doppelte des sonjt gewöhnlichen Preises ge- stiegen, und auf dem gestrigen Markte is der Malter Korn wieder plöblih um 2 Rthlr. (vou 8 auf 10 Nthlr.) n die Höhe gegangen. Das Traurigste dabei i, daß gerade jeßt, wie die zunächst Bethei- ligten behaupten, hauptsächlich in Folge der Handelsstockung in Cng- land und der gesteigerten englishen Konkurrenz unser Fabrikwesen sich in ciner sehr gedrückten Lage befindet. Eine große Anzahl sleißiger Arbeiter ist von den Fabrikherren ganz entlassen worden, cine noch größere erhält niht mehr die volle Tagesbeschäftigung, Schnelle Hülfe thut unter diesen Umständen dringend noth, Zu unserer Freude vernehmen wir, daß die Regierung es an den geeigneten Maßregeln nicht fehlen läßt; wir wollen hoffen, daß diese in Verbindung mit der beginnenden Zufuhr auf dem Rhein genügen werden, der droheu- den Noth bei Zeiten zu steuern.

Aacheu, 2. Juli, (A, Z.) Man hat gewiß mit aufrichtiger

Freude die Nachricht vernommen, daß von Seiten unserer Regierung

die besten und zweckmäßigsten Mittel ergriffen worden, dem in den lebten Tagen \o furchtbar gewordenen Steigen der Kornpreise abzu- helfen, Die Hülfe wird ih aber nicht blos auf unscre Stadt be-

\{hränken, Vou Seiten des Herrn Regierungs - Präsidenten sind zu gleicher Zeit dringende Vorstellungen auch zu Gunsten anderer Ge meinden des Bezirks abgegangen und es i} gegründete Hoffnung, daß auch ihnen dieselbe Begünstigung durh Ueberlassung von Korn aus den Gouvernements-Magazinen, zu Theil werden wird, Gewiß wird hierdu-ch auf die weiseste Art das nothwendige Fallen der Kornpreise, also die größere Wohlfeilheit des Brodtes herbeigeführt, dessen leßte Preise hon so drückend für die arbeitenden Klassen geworden waren. Jeder Menschenfreund wird das zeitige Einschreiten unserer Behörden jegnen und ihnen seinen vollsten Dank nicht versagen.

Koblenz, 2. Juli, (Nh. u. Mos. Ztg.) Dem Vernehmen nach, sind in den Niederlanden bedeutende Frucht - Vorräthe aus den baltischen Häfen eingelaufen und werden durch Dampfböte und andere Fahrzeuge den Rhein herauf befördert. Ju Köln sind bereits durch die Schleppkähne der dortigen Dampfschleppschifffahrt allein 1850 Scheffel Roggen angelangt, und man erwartet daselbst binnen kurzem mehrere Hundert Last Korn. Ohne Zweifel dürfen wir auch hier ansehnlichen Zufuhren entgegenschen, durch welche, in Verbindung mit den wohlthätigen Maßregeln der Regierung, die augenblickliche Noth gemildert und dem etwaigen künstlichen Mangel wenigstens emiger- maßen abgeholfen werden wird.

Sechtem bei Brühl, 29. Juni. (W. M) Der Bau der bonn - kölner Eisenbahn geht rüstig fort, die Schienen zwischen hier und Bonn sind fast alle gelegt, und von Brühl bis Köln ist man ebenfalls damit beschäftigt, Auf allen Punkten wird bereits der Kies zum Ausfüllen der Schwellen angefahren. Den Bau der Bahn leiten zwei Jugenicure, zwischen Bonn und Brühl Herr von Lasseaulx, und den zwischen Brühl und Köln Herr van der Schmidt. Obschon die Bahn durchgehends für zwei Geleise gebauet is, so bauet man vorerst doch nur eins.

Nuslaud. Deutsche Bundesstaaten.

Bayern. Worms, 29, Juni. (M. J.) Unser heutiger Frucht markt brachte zwar wieder höhere Preise allein bei uns treibt nicht Wucher, sondern wirklicher Mangel die Preise immer höher ; dazu gesellt sih noch eine Art von Angst um die ausstehende Aerndte, denn es vergeht beinahe kein Tag, ohne daß es regnek. Da das Korn der Weißfrucht beinahe gleichsteht, so fangen eimge Bäcker deu Umgegend an, für den Taxpreis des Schwarzbrodes schönes Weißb od zu liefern, das sehr starken Abgang findet. An einigen Orten sind die Bäcker stark bedroht, die man des Wuchers beschuldigt; allein hier is man vernünftig genug, einzusehen, daß ihnen nmccht zugemuthekt

werden kann, aus theurem Mehl wohlfeiles und gutes Brod zu liefern.

IGúürzburg, 2. Juli, (N. W, Z.) Wir haben unlängst berichtet, daß Se. Majestät unser Allergnädigster König sür die Be- wohner des Spessarts bei dem dermalen herrshenden Mangel an Korn gütige Vorsorge treffen und aus den ärarialischen Kästen ihucn Getraide zukommen ließ. Wir haben heute einen neuen Akt der väterlichen Fürsorge unseres allverehrten Fürsten zu berihten. Se. Majestät der König hat, wie wir aus sicherer Quelle vernehmen, das Königl. Finanz = Ministerium angewiesen, aus den ärarialischen Käskcit von Niceder-Bayern auf dem kürzesten Wege und in möglichster Bälde Cintgusend Scheffel Korn im Preise zu 12 Fl., und im Falle solches nicht ganz vorhanden sei, das Fehlende an Weizen, 18 Fl. pro Scheffel, nah Unterfranken zu schickemn. Zugleich sind Allerhöchst Anordnungen getroffen worden, nah denen den ärmeren Klassen der Ankauf des Brodes erleichtert wird,

Nürnberg, 2. Juli. (N. K.) Ju der verflossenen Woche sind im hiesigen Kanallafen 16 Schiffe nit zusammen 6143 Ctr. angelangt, und 16 Schiffe zusammen mit 5725 Ctr, abgefahren, Gestern ging der erste Floß mit 4 holläuder Baumstämmen, mit einem Ge-= sammt=Gewicht von 432 Etr., von hier direkt nah Amsterdam ab.

Sachsen. Leipzig, 4. Juli. (C Z.) Se. Kaiserl. Hoheit der Großfürst Michael von Rußland is gestern Abends von Dresden hic1 angekommen, hat im Hotel de Bavière übernachtet und heute früh seine Reise nach Wilhelmsthal bei Eisenach fortgeseßt.

Baden, Von der Bergstraße, 30. Juni. (Rh, u. M. Z.) Die Getraidepreise sind im Steigen, und im badischen Odenwalde soll die Noth schon sehr groß sein. Ju hiesiger Gegend kosten 4 Pfund 2 Kilogr.) Roggeubrod 19 Kreuzer. Die Bäder {lagen auf, weil keiner Vorrath hat; aber sie sollten ihu dem Gesebße nah haben, und wenn es abschlägt, werden sie den hohen Preis doch wieder länger beibehalten. Der in Schönberg residirende Graf von Erbach Schönberg ließ, der Noth wegen, sein Getraide blos an dürstige Familien / malterweise versteigern und seßte das Malter von 13 und 14 Fl. zu ihren Gunsten auf 9 Fl. herab, Das war adelig!

Großherzogthum Hessen, Mainz, 27. Juni. Die ganze Aufmerksamkeit unseres Handelsplaßes ist jeßt dem Fruchtge schäfte gewidmetz der Handel is so lebhaft als je, stündlich werden Abschlüsse efffektuirt, leider zu schr hohen Preisen. Leider genießt das Land nichts vou den Aufopferungen, die das konsumirende Pu blifum machen muß, da wir selbst Alles aus der Ostseegegend bezie hen, weil Frauken- und Pfälzerkorn gar nicht für Geld zu haben ift! Jehbt ists wieder einmal recht fühlbar, wie schr es noth thut, bei bil ligen Konjunkturen Frucht-Magazine anzulegen: Dabei is es noch ein besonderes Glück, daß es unserer unternehmenden Handelswelt gelungen ist, das Nothwendigste herbeizuschaffen, so daß wir vielleicht die Aerndte ohne Unheil erreichen; wären wir, die doch in einer frucht reihen Gegend wohnen, auf die eigenen Vorräthe beshräufkt, der Maugel würde gränzenlos sein.

Frankreicchch.

Gestern kam der Köuig nach der Stadt und arbeitete mit dem Präsidenten des Minister=Raths. Es ist jeßt be- chlossen, daß die St. Ferdinand's-Kapelle zu Sablonville am 14. Juli eingeweiht werden soll. Am 13ten wird die Königliche Familie sich nah Dreux begeben, wo eine große Gedächtuißfeier in der Begräbuiß-Kapelle stattfinden soll, nach welher Jhre Königliche Hoheit, die Herzogin von Orleans, und deren Kinder, ihre volle Trauer ablegen werden. Am Mittwoch wurden die Betpulte sür die Königliche Familie nach der Kapelle von Sablonville gebracht. Jm Fonds dieser Kapelle befindet sich ein der heiligen Jungfrau gewid- meter Altar von weißem Marmor; im linken Flügel des Kreuzes er= hebt sih das Kenotaphium des Herzogs von Orleans; ihm gegenüber ist der St, Ferdinand's-Altar; die Betpulte nehmen das Hauptschi}} des Gebäudes ein. Am Haupt-Altar soll täglich eine stille Messe für den verewigten Prinzen abgehalten werden, zu welcher das Publikum feinen Zugang haben wird. Als Hüter der Kapelle ist Herr Cordier angestellt, in dessen Hause der Prinz seinen Geist aushauchte,

Paris, 1, Juli.

rse. Die französischen Renten erlitten heute am Schluß der Börse eine rückgäugige Bewegung. Es hieß zwar, die Regie- rung habe diesen Morgen durch den Telegraphen die Nachricht er- halten, daß sich die Garuison von Valencia bei der Annäherung der Truppen Espartero's der Autorität des Regenten wieder unterworfen habe, Dieses Gerücht fand jedo keinen Glauben,

m Paris, 1. Juli, Die Minorität der Kommission, welche ernannt wurde, um zu erörtern, ob und inwiefern die Kammer er- lauben dürfe, Herrn Emil von Girardin vor Gericht zu ziehen, ift mit dem Bericht der Majorität, welche auf Abweisung der Klage ge gen den Deputirten von Castel Sarazin anträgt, so unzufrieden, daß die Herren Peyramont und Matter, Mitglieder der Minorität, euts{chlof\ jen sind, vonder Tribüne herab eine wahre Philippika gegen den Haupt-Re dacteur der Press e zu richten. Die Frage bietet an sich eine ungewöhnliche Wichtigkeit sowohl in juridischer als staatsrechtlicher Hinsicht dar. Nach E Wortlaut der September Gesebe soll nur der eigentliche Gérant zur T erantwortung gezogen werden, wenn dessen (ournal eine Fnjurten Beleidigung gegen cine dritte Person enthält. Da nun der Artikel der Presse, worüber die Kläger des Herrn Emil von Girardin sich bei den Gerichten beschweren wollen, von Letzterem uicht unterzeichnet worden war, so erscheint nur der Gérant der Presse dafür verant-= wortlih. Gäbe man zu, daß der eigentliche Verfasser eines inkrimi= nirten Artikels ebenfalls zur Verantwortung gezogen werden fann, fo entstände folgende Alternative: entweder man müßte den Gécragnten als den Hauptschuldigen und denjenigen, der den Artikel schrieb, als bloßen Mitschuldigen betrachten, wodurch alle Grundsäße des Straf rets umgestoßen würden, oder man müßte den Verfasser des Artikels, als den Hauptschuldigen und den Gérauten nur als dessen Mitschul digen annehmen, in welchem Falle dann auch der Drucker Mitschuldi ger jein würde. Deun wenn mau deu Géranten deshalb zur Ver antwortung zieht, weil er sein Journal gebrauchen ließ, so muß man um jo mehr den Druder gerichtlich verfolgen, weil, wenn er das Jour nal nicht gedruckt hätte, die Beleidigung gar nicht hätte stattfinden tonnen, Sobald man den Drucker die Verautwortlichkeit des ranten theilen läßt, so macht man denselben zum Richter der Redac tion eines Blattes, und bei der meistens beschränkten politischen und wissenschaftlichen Bildung der gewöhnlichen Drucker wird es dann un möglich, regelmäßig ein politisches Journal herauszugeben, weil der Vruder, so oft er eine gerichtliche Verfolgung wegen des Tnhalts Jeines Journals zu befürchten haben wird, uicht ermangeln wird, sih zu weigern, das Journal zu drucken. Eben um diesen Uebelstand abzuhelfen, hat die Regierung durch die September= E die Derautwortlichket „aller uicht besonders unterzeichneten eirtitel in der Person des Géranten fonzentrirt, und uur er kann dafur vor Gericht gezogen werden. So urtheilte die Majorität der fraglichen Kommission. |

Die Minorität erwiedert darauf: Die September-Gesebze köu= | nen als eine Ausnahme vom Strafgesebe, die allgemeinen Grundsätze des Strafrechts nur insofern abändern, als sie eine ausdrüdcklihe Bestim- mung darüber enthalten. Nichts Aehnliches kommt im vorliegenden Fall vor, Die September=Gesebe verwehren nicht ausdrücklich den eigentlichen Verfasser eines inkriminirten Artikels zu nennen und ihn, wenn es geseßlich

erwiesen ist, daß der Artikel aus seiner Feder floß, gerichtlich zu verfolgen. Zu Folge einer eigens angestellten Untersuhung haben die Beleidig= ken die gescblihe Gewißheit erlangt, daß Herr Emil von Girardin den fraglichen Artikel wirkli geschrieben hat, darum kann die Klage eben so gut gegen ihn als gegen den Gérauten der Presse eingeleitet werden, und da Jedermann beim Lesen des erwähnten Artikels sofort cinsteht, daß derselbe bis zur Herstellung des Beweises des Gegen theils eine wahre Beleidigung ist, so hat die Kammer keine gegrün

dete Ursache, den Vittstellern die Erlaubniß zu versagen, Herru Emil von Oirardin vor Gericht zu laden. ]

_ Darauf erwiederte Herr Emil de Girardin, als er vor die Kom mission geladen wurde, um ihr nähere Auskünfte in der Sache zu | geben, beiläufig so, wie die Majorität argumentirt; er fügte jedoch | einige Betrachtungen hinzu, welche der Frage einen politisch - staats- rechtlichen Charakter verleihen. Nach dem Art. 42 der Charte von 1830 is es mcht gestattet, ohne vorläufige Erlaubuiß der Kammer cinen Deputirten gerichtlich zu verfolgen, Herr Emil de Girar= | din darauf gestübt, behauptet nun, daß seine Kläger, welche sämmt= | lich der Magistratur angehören, nux in Folge ihrer anitlichen Stellung cine Untersuchung anstellen konnten, welche zur Entdeckung des wah: ren Urhebers des fraglichen Artikels führte. Nach| einer ausdrücli chen Bestimmung des Strafgeseßes soll aber jeder Richter oder jede amtliche Person überhaupt, welche ohne eingeholte Erlaubniß der Kammer einen Deputirten gerichtlich verfolgt, der Felonie schuldig erklärt, und nebst Verlust der bürgerlihen Rechte seines Amtes eut seßt werden. Herr Emil de Girardin verlangt also, daß seine Klä ger, welhe die Amtsgewalt zur Befriedigung einer Privat - Ge hässigkeit gegen ihu , ein Mitglied der Kammer , mißbrauchten, mit der auf solche politische Vergehen geseßten Strafe belegt werden follen.

Die Kläger, welche die Einwendungen des Beklagten nicht ganz ungegründet finden, haben Herrn Peyramont, den erbittertsten Gegner des Herrn vou Girardin, weil dieser bei den leßten Wahlen ihn aus dem Felde lug, beauftragt, ihr Anliegen gegen den Be- | richt der Kommission vor der Kammer zu vertheidigen. Da guf bei= | den Seiten die Leidenschaft mit im Spiele ift, so erwartet man eine |

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sehr stürmische Scene in den ersten Tagen der nächsten Woihe.

Grossbritanien und Irland.

Oberhaus. Sißung vom 30, Juni. (B, H.) Jm Oberhause staud heute die Bill wegen Auslieferung der Verbrecher an die Vereinigten Staaten, welche auf den die gegenseitige Extra- dition bestimmenden Vertrag von Washington begründet ist, zur zwei ten Verlesung. Graf Aberdeen machte bemerklich, daß, wiewohl die sozialen Verhältnisse der civilisirten Welt die Auslieferung grober Verbrecher dringend nothwendig erscheinen lassen, doh nah dem jeßt bestehenden Rechte eine solhe Ausliefernug von Seiten der Regierung Englands ohne die Sanction einer Parlaments - Akte uicht geschehen dürfe. Mit den Vereinigten Staaten sei zwar {hon im Jahre 1794 ein Auslieferungs - Vertrag abgeschlossen worden , derselbe aber im Jahre 1806 abgelaufen und seitdem uicht erneuert bis zum Abschlusse des Vertrags vou Washington, Dieser stipulire die Auslieferung wegen Mordes, Sceraubes, Fälschung, Braud- stiftung, Raub und Ausgabe falschen Papiergeldes, und es lasse sich uicht denken, daß bei der Auswahl dieser scharf gezeichneten gro: ben Verbrechen Ungelegenheiten aus dieser Uebereinkunft hervorgehen können, es wäre denn, daß versucht würde, flüchtige Sklaven als solche in die Kathegorie jener Verbrecher zu bringen; das gber sei nicht zu befürchten, denn abgeséhen davon, daß die Flucht an und für sich den Sklaven niht zum Verbrecher stempele , sei auch in Betracht zu ziehen, daß selbst, wenn er Habseligkeiten seines Herrn mit sich nehme, wie seine eigenen Kleider, das Pferd, auf dem er seine Flucht bewerkstellige u. \. w., dieser Umstand noch uicht das Verbrechen des Raubes konstituire, wenn nicht zugleich der animus furandi nachgewiesen werde, Cine besondere Garantie gegen den Mißbrauch der Uebereinkunft in diesem Punkte sei auch darin zu finden, daß die Gederal-Regierung und

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nicht etwa ein Sklavenstaat die Extradition u begehren haben werde. | Endlich sei die ganze Uebereinkunft von beideuTheilen zu jeder Zeit künd- | bar. Es lasse sich daher um so mehr erwaten, daß das Haus der | Bill , welche derselben die nöthige Sanctio: ertheilen soll , dadurch, | daß sie der Negierung das Recht der Ausliferung in den erwähnten | Fällen verleiht, seine Zustimmung nicht ‘orenthalten werde. Die | Lords Brougham, Cottenham, Cam»?bell, so wie der Mar- quis v, Lansdowne sprachen sich zu Gusten der Bill aus; Erste= rer erwähnte insbesondere, daß der im vorgen Jahre mit Fraukreich | abgeschlosseue Auslieferungsvertrag sich als sehr nußzbringend erwiesen habe. Nach einigen Worten Lord Ashbu-: tons, welcher in Betreff der flüchtigen Sklaven bemerkte, daß eines Theils die Sklaven-Staag- ten 3009 Miles von den britischen Besibunçen eutferut liegen, anderen Theils das Prinzip ausdrücklich anerkanut sei, daß der Sklave, sobald | er auf britischem Boden cintreffe, die Freileit erlange, wurde die Bill | zum zweiten Male verlesen.

| Unterhaus. Sißung vom X, Juni. Auf der Tages Ordnung staud zwar die Berathung der Bill wegen des Marquisats Townshend, doch erlangte der Oraf von Leicester, dessen Geburts und Standesrechte bekanntlich dur diese Bill affizirt werden, einen Aufschub der Berathung, indem er wah-scheinlich zu machen wußte, daß er das Zeugniß, auf Grund dessen das Oberhaus die Jllegitimi tat seiner Geburt angenommen habe, binnen kurzem werde umstoßen können,

Nach Besprechung einer Reihe vou Angelegenheiten von rein lokglem uteresse brachte Herr Gisborne die leßte Parlaments-=Wahl von Nottingham zur Sprache, in welcher er über Herrn Walter jun, den Sohn des Eigenthümers der Times, dez zwar gewählt, aber seines

| Parlamenktssißes, wegen der vorgefallenen Bestehungen, wieder ver- lustig erklärt worden is, den Sieg davon getragen habe. Herr Gis borne beantragte nun die Einsetzung eines Comités zur Untersuchung über die, wie er si ausdrückte, zu einer wenig beneidenswertheu No. torietat gewordene Bestechlichkeit, welche bei den leßteu Wahlen in Nottingham stattgefunden habe, Als den Hauptbeförderer derselben nannte er den Grafen von Lincoln, ältesten Sohn des Herzogs von Newcastle, Nachdem der Leßtere sein Betragen gegen diesen Angriff vertheidigte und ein Amendement einbrahte, daß das Comité guch

| seine Untersuchung aufdie Wahl des Herru Gisborne gusdebuen sollte, dem

Herr Wo 0d beipflichtete, machte Six R. Peel bemerklich, daß aus solcher zweifachen Untersuchung eine nicht zu empfehlende Blosstellung eines frü

heren Parlamentsbeschlusses entstehen könne, wenn die vom Parlag-

mente für gültig erflärte Wahl des Herrn Gisborne solchergestalt einer neuen Feuerprobe ausgeseßt würde, Herr Baring suchte ver- gebens eine Vermittelung, worauf durch Zurücknahme des Antrages die Sache erledigt wurde, Als das Haus sich nun, der Tagesordnung gemäß, zum Budgets-Comité konstituiren wollte, brachte Herr Hume seinen Autrag wegen der Apanage des Herzogs von Cumberland, jebigen Königs von Hannover, vor. Er erklärte, sich vollkommen bewußt zu sein, wie wichtig und nothwendig es sei, daß der Staat Treu und Glauben halte, und wolle deshalb auch feinen Theil der Pension anfechten, welche das Parlament dem Herzoge von Cumberlaud als solchem bewilligt habe, aber der König von Hannover sei ein unab

hängiger Souverain, welcher nicht das Recht besibe, an dem Ertrage der von dem englischen Volke gufgebrahten Abgaben Theil zu nehmen. Die öffentlihe Meinung spreche sich in diesem Sinne ganz entschieden aus, und er (Hr. H.) habe selbst von gewöhnlichen Tagelöhnern die Ansicht äußern hören, daß die 21,000 Pfd, welche auf diese Weise einem fremden Souverain bezahlt werden, zum Un terhalte von Tausend englischen Familien hinreichen würden. Herr Hume s{loß mit dem Autrag auf die Aunahme einer Resolution, durch welche ausgesprochen werden sollte, daß der Herzog von Cum- berland eïne Reihe von Jahren hindurch in Gemäßheit einer Parla

ments=Afkte 21,000 Pfd. jährlich aus dem Staatsschaße erhalten habe „Zu seinem Unterhalte und seiner Subsistenz als eines Prinzen der Königlichen Familie von England,“ daß er aber nah dem Tode Wilhelms 1V. im Jahre 1837 auf den Thron von Hannover succedirt, und ein unabhängiger Fürst, so wie ein Mitglied des deutschen Bundes geworden sei, daß er nichtsdestoweniger seit

dem eine Pension von 21,000 Pfd. bezogen habe, daß aber die | Zahlung einer jolchen Pension an einen unabhängigen fremden Sou veran „em dem britischen Volke angethanes Unrecht‘““ und daß das Haus daher der Ausicht ist, es dürfe die Pension von 21,000 Pfd. St. dem Herzoge v. Cumberland so lange nicht bezahlt werden, als er Kömg von Hannover bleibe, Herr Williams unterstüßte den An

krag und behauptete, das Unterhaus, wenn es das Volk wirklich repräsentirte, würde gar nicht wagen, die Pension fortbestehen zu lassen, Darauf nahm Sir Robert Peel das Wort, um die Pen

sion zu vertheidigen. (Dieser Bericht mußte um 117 Uhr wegen Abgangs der Post noch während der Rede des Premier - Ministers geschlossen werden.)

© Londou, 30. Juni. Sie erhalten mit den heutigen Zei- | tungen eine sonderbare Nachricht von Oxford. Was die Times von | gestern und heute davon enthält, ist, wie ih aus guter Quelle weiß, authentisch, so weit nämlich, als es die äußeren Begebenheiten | angeht. Manches davon aber bedarf für den auswärtigen A OeN | Erläuterung. i | _Das Fest, welches hier unter dem Namen „Commemorgtion““ | bezeichuet wird, 1 eine jährliche Feier am Schlusse des Kursus, wo | die akademische Strenge einigermaßen abgeworfen wird, und dgs ganze | Treiben eher auf Unterhaltung, als auf Unterricht abgesehen i. Es | erscheinen bei der Gelegenheit die Verwandten der Studirenden und | Andere, welche gern die Universität in ihrem höchsten Staat sehen | mogen. Jn der Aula, wo man jeßt auch viele Damen sieht, werden | in Gegenwart des Senats und aller auweseuden Mitglieder die Aufsäße uud Gedichte verlesen, welche im Laufe des alade mischen Jahres gekrönt worden und gewöhnlich auch ausge zeichneten Männern, Einheimishen wie Fremden derx Ehren grad eines Doktors der bürgerlichen Rechte (L. C. D.) ertheilt, Nun weiß ich zwar, ohne nähere Nachfrage, nicht, zu sagen, wie es font damit in Bezug auf das Glaubensbekenutuiß gehalten wurde; daß | man aber în den neueren Zeiten niht darguf gesehen , beweist der | Umstand, daß man den Grad den berühmten Chemikern Faraday und | Dalton gegeben hatte, welhe beide Dissenter sind (lebterer sogar ein |

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Quäker, welche bekauntlih alle Sakramente, selbst die Taufe, ver- shmähen), Das Recht, diese Grade zu ertheilen, gebührt eigentlich der sogenannten Convocation, d. h. allen, welche von der Universität den Grad eines Magister Antium oder darüber erlangt, und ihren Namen als Mitglieder im Register gelassen haben, für welches Recht jährlich eine kleine Sportel zu entrichten ist, In der Praxis jedoch geschieht solhes aus\chließlich von den Häuptern der 17 Kollegien und Hallen, woraus die Universität besteht, und in deren Händen mit dem alle 4 Jahre aus ihrer Mitte hervorgehenden Vice-Kanzler die Leitung der Universität überhaupt ruhet, denen aber die Convocation nur in seltenen Fällen an die Seite oder wohl gar entgegentritt. Nun aber gehören diese 17 Doktoren der Gottesgelahrtheit fast ausschließlich zu der Parkei in der Kirche, die man immer als die hohkirhliche bezeichnet hat, d, h. es sind Männer, welche, ohne sih viel mit Prin-= ipien zu befassen, oder auf eine besoudere Heiligkeit und Thätigkeit

| Anspruch zu machen, streug darauf halten, daß Alles hübsch beim | Alten und dabei vor Allem der äußere Anstand unverleßt bleibe. | 5s läßt sich also erwarten, daß sie weder bei der ascetischen sogenannten evangelischen Partci, noch bei den Puseyiten besonders beliebt sind. Der ersteren sind sie freilich nun {hon seit Jahren nicht mehr entgegengetreten. Aber leßtere haben sie seit kurzem dur mehrere offene Schritte beleidigt : zunächst, iudem sie Newman's be= rüchtigten Traktat Nr. 90 unbedingt verdammten, dann, indem sie darauf antrugen, die durch die Puseyiten veranlaßte und in Sturm und Drang durchgeseßte Ausschließung des Dr. Hampden von der Wahl der Universitätsprediger zu widerrufen, und endlich durch die neuliche Suspension des Dr, Pusey. Jhr Streben geht daher seit einiger Zeit offenbar darauf aus, die Convocationen wieder ins Leben treten zu lassen, in der etwaigen Hoffnung, sih selbst der Leitung der Universität zu bemächtigen. Daß der Ruf Herrn Everett gerade als cinen vormaligen Socinianischen Prediger bezeichnet, mochte ihnen wohl für eine gute Gelegenheit gelten, die Gemüther aufzuregen, da diese Sekte natürlih allen Parteien in der Kirche und selbst der großen Masse der Dissenters verhaßt is. Wenn aber dies ihre Meinung war, so haben sie sich sehr geirrt; hier wenigstens it mx eine Stimme, und diese ist gegen sie. Uebrigens it es ganz gewiß, daß der Lärm der Studenten bei dieser Gelegenheit nur zufällig mit dem Geschrei der Magister: „non placet“ zusammenfiel. Da es aber dieser war, welcher die Behörden nöthigte, die Versammlung vor der Zeit aufzuheben, so haben sie gegen die Studenten ein strenges Geriht ergehen lassen und vier von der Universität verwiesen.

Alles dieses aber dient inzwischen immer mehr dazu, die Auf- merfsamfeit der Laienschaft, besonders des gelehrten Standes, auf die Ansprüche des Klerus zu lenken. Herr Everett is noch dazu eiu allgemein geachteter und beliebter Mann, und dieser Ausbruch der theologischen Wuth gegen einen solchen is besonders empörend. Man briugt dieses Verfahren mit dem Treiben der schottischen Non- intrusionisten zusammen. Jch höre auh vou manchen Seiten, daß die katholische Priestershaft dur ihre leidenschaftlihe Theilnahme an der Roepeagl - Aufregung unter ihren eigenen Glagubensgenossen unend- lich verloren haben. Besonders nimmt man ihnen die Entweihung des Sabbaths zu politischen Versammlungen, zu politischen Anreden von den Kanzeln, selbst vom Altare, sehr übel; indem die Katholiken in Jrland (besonders wo die strengeren schottischen Protestanten unter ihnen leben) cinen viel strengeren Begriff von der Sabbathruhe ha- ben, als die Katholiken auf dem Kontinente.

Sonst bringt uns die irländische Post nihts Bemerkenswerthes. Desto auffallender sind die Nachrichten, welhe wir eben von den Vereinigten Staaten erhalten haben. An vielen Orten, besonders in New-York haben Versammlungen stattgefunden, wobei man bis auf den Punkt ging, daß man den Jrländern Hülfe an Geld, Mu- nition und selbst Truppen zusagte, wenn es zum wirklichen Kampfe mit England kommen sollte, allenfalls mit einem Einfalle in Kanada drohte, um eine Diversion zu Gunsten der irländischen Rebellea zu machen. Dies beweist doch hinlänglich, daß unsere Regierung weis- lih zu Werke gegangen, indem sie eine Flotte auf die irländische Küste geschickt.

Der Versuch, eine Fregatte in der Mitte durch\chnitten, um 40 Fuß verlängert, zu einem Dampfschiff erster Klasse umzu- wandeln, is vollkommen gelungen, und zwar innerhalb eines Jahres so weit zu Stande gebracht, daß das Schiff „die Penelope bereits cine Probefahrt unternommen hat. Auf diesem Wege könnte die Re gierung in unglaublicher Schnelle eine unüberwindliche Dampfflotte erhalten, welche den Flotten der ganzen Welt die Spitze zu bieten im Stande wäre. :

| S: lg ten. Brüssel, 1. Juli. Die Zoll - Bestimmungen in Betreff der deutschen Weine und Sceideuwaaren, welche durch den Königlichen | Beschluß vom 28, August 1842 festgestellt wurden, sind durch eiu | neues Dekret vom 27sten d. M. bis zum 1. November verlängert worden, an welchem Tage, in Ermangelung einer neuen Verlängerung, diese Bestimmungen keine Wirkung mehr haben werden. Durch den oben erwähnten Beschluß vom 28, August wurden bckanntlih die Cinfuhr= Zölle von deutschen Weinen und Seidenwaaren vermindert.

D P N

Paris, 1. Juli. Die Regierung hat nachstehende telegraphi= he Depeschen erhaiten : : i:

__ Bayonne, 30, Juni, Valladolid is der Bewegung von Palencia gefolgt, Vitoria und die dortige Besaßung haben sich am 28. Juni pronunzirt; der Gouverneur und der politische Chef haben si nach Tolosa zum General Hoyos begeben. Die Garnisonen von Estella und Guetaria haben“ sih pronunzirt. Der politische Chef von Gui= puzcoa und die Munizipalität von San Sebastian haben erklärt, sie würden den Regenten bis zum Aeußersten unterstüßen und aufrecht erhalten, Lucena und Ubeda haben sich pronunzirt. Der Regent ist am 24, Juni zu Roda angekommen z er marschirt mit den Truppen.

Perpignan, 30, Juni. Der General Serrano und der De- putirte Gonzalez Bravo sind am 28, Juni zu Barcelong eingetroffen. „Zurbano hat Cervera verlassen; Castro hat daselbst sein Hauptquar= tier genommen. Am 27, Juni war der Regent nur noch 12 Leguas von Valencia entfernt. :

Perpignan, 28. Juni. Ein aus Barcelona hier eingegan= gones Schreiben enthält Folgendes: „Drei Bataillone, eine Compagnie Artillerie und etwa hundert Kavalleristen haben Zurbano bei seinem Rückzuge nah Cervera verlassen. Diese Soldaten haben dem Oberst Prim erzählt, daß die größte Aufregung unter Zurbano's Truppen herrsche und daß sie ihn verlassen wollten. Die Junta von Barce- lona hat ein Schreiben Zurbano's an den“ Oberst Prim bekaunt ge= macht, worin er einen Waffenstillstand verlangt und erklärt, daß er sich nah Cervera zurückziehen wolle, falls der Oberst seine jetzige Stellung nicht verlasse; im Fall man seinen Vorschlag annehme, werde er dem Gouverneur von Monjuih den Befehl ertheilen, Barcelona nicht zu bombardiren, Der Oberst Prim antwortete ihm, daß sie sich wechsolseitig 24 Stunden vorher, ehe sie anzugreifen gedächten, davon in Kenntniß seßen wollten, daß er aber in die Forderung, seine Stel= lung nicht zu verlassen, nicht einwilligen könne. i

Bayoune, 28. Juni. Der hiesige Kommandant hat die Nachricht erhalten, daß Zurbano's Truppen fich geweigert haben, ge= gen die Jusurgenten zu kämpfen und daß dies der wahre Grund seiner rückgängigen Bewegung sei, die Gerüchte von einer Capitulation oder ciner Besprechung mit dem Obersten Castro wären hiernah un- gegründet,

_0 Madrid, 22. Juni. Als der Regent gestern das diplo= matische Corps empfing, hielt er folgende Anrede: „Jndem ih mi schr erfreut kible, Sie, meine Herren, als Vertreter der mit S} befreundeten Regierungen, um mi versammelt zu sehen, bedauere nur, daß noch immer einige der größten Mächte zögern, vertretenen Throue Spauiens die ihm gebührende