1843 / 10 p. 4 (Allgemeine Preußische Zeitung) scan diff

vom 24. Juni 1841, durch welhen auch die agr Mrs Kontingentstellung erweitert wurde (407 Mann), ist seit Frühjabr 1842 die Zeit, welche die Konskribirten im aktiven Dienst zu bleiben haben, von 6 auf 18 Monate verlängert worden, während zugleih umfassende Reformen mit deu Armaturstüccken der Maunschaften vorgenommen werden mußten, so daß schon im vorigen Jahr, um das Defizit des Militairdepartements zu deen, ein außer= ordentliher Quartalstermin der direkten Steuer erhoben wurde. Die Nichtmitglieder des Handelsstandes, sämmtlich ohne allen Einfluß im Staate, beklagen si bitter über die Skala der „Militairsteuer,“ nah welcher jeder, der weniger als 500 Mk., Einkommen hat, 2Mk,, und von 500 Mk. 5 ME. kontribuiren soll 2c. während die Kapitalisten für nur 2500 Mk. die Steuer bezahlen. Seit 1839 ist das Bud- get nicht mehr veröffentlicht wordeu!

Grossbritanien und Irland.

Oberhaus. Sihung vom 3. Juli. Die schottishe Kir- chen=-Bill Lord Aberdeen's war der Haupt- Gegenstand der heutigen lebhaften Debatte der Lords im Ausschuß des Hauses; sie wurde fast ausschließlih von den ersten Rechts - Gelehrten Englands geführt. Lord Aberdeen bezweckt bekanutlih durch seine Bill eine Vermittelung in dem Streite der gespaltenen Parteien der schottischen Kirche, vou denen die eine das Patronatsrecht beibehalten, die andere es abgeschafft sehen will, dadurch, daß er den Kirchen = Patronen zwar das Recht der ersten Einführung eines Geistlihen zugesteht, aber die Presbyterien autorisirt, den vorgestellten Geistlichen zurü zuweisen. Die Bill erfährt indeß mt allein von Seiten der Kirche , sondern auch vou den größten Rechtsmännern im Hause der Lords eine starke Opposition. So brachte heute \ogleih zu Anfang der Sibung, nachdem sih das Haus zum Ausschusse konstituirt hatte, Lord Campbell ein Amendement ein, das die Einsprüche der Pres- byterien auf bestimmte Gränzen beschränkte, und deren Veto nur durch Unreife in geistlihen Angelegenheiten oder durch physische Gebrechen der Kandidaten rechtfertigte. Denn die Bill, sowie sie jeßt da- stände, wäre eine ungerehte und willkührliÞhe Maßregel, welche die geseßmäßigen Patronatsrehte ungebürlih beschränke, und das Urtheil des Hauscs im Auchterarder Falle geradezu um- stoße. Dieser Fall bezieht sich auf die Klage eines vom Grafen Kinnoul im Auchterarder Kirchspiele zum Geistlichen vorge shlagenen , aber in Folge der Veto= Akte der General-Versammlung zurückgewiesenen Kandidaten gegen das dortige Presbyterium, welche Klage in allen Justanzen zuleßt im Oberhause zu Gunsten des Pa- trous und des Kandidaten gegen das Presbyterium entschieden wurde, da das lebtere pflichtwidrig und gegen die Geseße des Landes durch seine Folgeleistung der Veto - Akte gehandelt habe. Dem damaligen Urtheile des Hauses widerspreche nun die gegenwärtige Bill Lerd Aberdeen's, die den Presbyterien eine ungeseßlihe Gewalt ertheilt und doch den Titel eines deklaratorishen Gesetzes führt, d. i. eines solchen, welches das bestehende Geselz erklären will. Lord Aberdeen gab dagegen zu erkennen, daß er weit entfernt sei, dem Urtheile im Auchterarder Falle entgegenzutreten, und nah dem eingezogenen Gut= achten der schottischen Civil-Oberrichter über die Natur des dort be- stehenden Gesebes die vorliegende Bill als ein deklagratorisches Gesetz wohl bestehen könne; ex müße sich dem Amendement Lord Campybell's

widerseßen, da es nöthig wäre, daß die Einsprüche der Presbyterien auch auf andere Punkte als jene im Amendement aufgeführten aus-

dehnten. Lord Brougham führte die Argumente Lord Campbell's gegen die Vill als ein deklaratorisches Gese und als unverträglich mit dem Urtheile des Hauses im Auchterarder Falle weiter aus. Er begründete darauf die Verwerfung der Vill, um dieselbe niht erst dem Unterhause zu überlassen und damit eine Blosstellung ihrer eigenen richterlichen Aemter herbeizuführen. Jhn beherrsche kein parteisüchti- ger Oppositionsgeist gegen Jhrer Majestät Regierung, sondern er

fühle, daß die Richter dieses Hauses in der Erledigung ihrer veraut-= wortlichen Pflichten beshüßt werden müßten, weil er solhen Schutz für die reine Verwaltung des Rechts, die Aufrechterhaltung der Constitu= tion und den Bestand des Reiches nöthig hielte. Jm weiteren Ver lauf der Debatte, in welcher der Lord-Kanzler und Lord Haddington zu Gunsten der Bill, Lord Cottenham und Lord Denman gegen die- selbe gesprochen hatten, und es sih immer darum drehte, ob die Bill cin deflaratorishes oder cin verfügendes Geseß genannt werden müsse, versicherte Lord Aberdeen noch, daß die Auflösung der schottischen Kirche von dem Erfolge dieser Bill abhänge und er von der drin= gendsten Nothwendigkeit einer solheu Maßregel überzeugt sei. Die Abstimmung, welche darauf stattfand, ergab die Verwerfung des Amen-= dements Lord Campbell’s mit 42 Stimmen gegen 12, Ein zweites Amendement Lord Brougham?s ward gleichfalls verworfen, worauf Graf Minto für die nächste Sißung ein Amendement der ersten Klau- sel versprach.

Utederlaund e.

Aus dem Haag, 4. Juli. Das Staats-Couraut vom heutigen Tage enthält ein Königl. Dekret vom 24. Juni, wodurch das Geseß vom 31. Mai 1843 über die Erhebung des Transit= Zolls in Kraft geseht wird.

Schweden und Uorwegen.

Stockholm, 30. Juni. Es scheint jeßt gewiß, daß die Kron- prinzessin und die Prinzessin Eugenie am 2. Juli über Lübeck nach München gehen werden, wo die Leuchtenbergische Familie zusammen tressen wird. Die beiden ältesten Erbprinzen, deren Beförderung in der Armee die hiesige Staats=Zeitung offiziell meldet, werden eine Reise nah Schonen unternehmen, Diese herrlihe Provinz, wo der am reisten begüterte Theil des schwedischen Adels wohnhaft ift, wird gewiß Alles aufbieten, um ten Aufenthalt der jungen Prinzen so angenehm wie möglich zu machen. :

Die hier versammelten Truppen-Corps seben ihre Uebungen fort und haben während der leßten Tage große Feldmanövers mit Bi- vouals vorgenommen, Die verschiedenen Regimenter werden am 6. Juli in ihre Quartiere zurückkehren. i

Unser General - Konsul, in Montevideo, Tarras, hat cin Weib von den Pampas = Judiauern hierher mitgebracht , welches neulich der Mavennie 24h Disenschasien ag bhas worden ist.

Am Z4sten wurde zu Helsingborg das Mon ierli in- geweiht, welches diese Stadt in ihrem Hafen E lden fai A R rio: nerung daran, daß der König im Jahre 1810 dort zuerst deu s{chwe- dischen Boden betreten, und daß der Hafen während seiner Regierun s Sefitais Drei MORAG

er Konsulats-Secretair in Marokko, Crusen : bekannten Schriftstellers, hat eíne, wie es heißt, Maa Ueber bas der E Me graeben, h s bung in Herr Zetterquist hat ein finnisches Lied in dreißig & theils selbst überseßt, theils überseßen lassen und li

Von Tegner's Frithjosssage existiren jeßt 7 deutsche, 2 dänische, 1 französische, 5 englische, 1 russische und 2 norwegische vollständige Uebersegungen. i;

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Itckœlien.

Florenz, 28. Juni, Am Johannistage strömte eine große Menschenmenge nah dem Hof und den Säulenhallen des Palastes degl* Uffizi, wo vou der Gesellschaft, welche zum Gedächtniß berühm- ter Männer aus Toscana eine Anzahl Statuen aufertigen läßt, diesmal wieder deren zwei aufgestellt waren, nämlih Boccaccio vou Fantacchiotti und Orgagna von Bazzanti. Leßterer steht der von ihm erbauten Loge gegenüber, und blickt nachdenkend zu diesem seinem Meisterwerk empor. Jm vergangenen Jahre wurden bekanntlich die Statuen von Daute, Michelangelo, Leonardo da Vinci und Lorenzo il Maguifico aufgestellt. Jm Ganzen werden uach der Zahl der Nischen 28 ausgeführt werden. Zum Vortheil dieses patriotischen Unternehmens wurde unter Zudrang einer großen Menschenmenge die Ziehung der so beliebten Tombola veranstaltet, welche in den darauf folgenden Tagen zum Besten anderer wohlthätigen Anstalten wiederholt ward. Zu einem ähnlichen Zweck fand im großen Saale des Palazzo vecchio eine Aufführung von Haydu's vier Jahres= zeiten statt. :

Spanien

Das Journal des Débats enthält Folgendes über den Aufstand in Spanieu: „Die Briefe aus Bayoune theilen einige De-= tails über die Bewegung in den Städten Galiciens mit. Jn Co ruña haben die Behörden und die Offiziere der Verführung cinen weit größeren Widerstand eutgegengesebt, wie in anderen Städten ter Halbinsel. Sie haben sih nicht, wie auderswo, zuerstt der Bewegung angeschlossen. Ein Bataillon hat sih zwei Tage lang gehalten und gab erst, als es aufs Aeußerste gelommen war, den Aufforderungen der National-Garde nah. Dem Beispiele von Coruña, wo dieselben Juteresscn und auch dieselbe Abneigung gegeu England herrschen, wie in Barcelona, sind die Städte Vigo, Pontevedra, Orense, Lugo, Betanzos gefolgt, in Ferrol dagegen, wo sich ein Marine- Arsenal und Schiffswerfte befinden, wird die Bevölkerung noch durch den General-Capitain im Zaume gehalten, Werden der Militair=Hafen, die Forts und die Ar senale dem Regenten erhalten, so wird dies die Unternehmungen der Jusurgenten von Galicien außerhalb ihrer Provinz lähmen ; überdies haben si die Land-Milizen bis jeßt nicht der Bewegung angeschlossen.“

Varcelona, 25. Juni, Die hiesige Junta hat die Korrespon denz veröffentlicht, welche zwischen dem Brigadier Castro und dem General Zurbano vor dessen Rückzug vou ÎZgualada stattgefunden. Zurbano schrieb am 23sten, um Blutvergießen zwischen Spaniern, die sich zu denselben Grundsäßen bekennen, zu vermeiden, schlage er cincn Waffenstillstand vor, d. h. eine Uebereinkunft, daß man die Feindselig= keiten, welche man zu eröffnen auf dem Punkte stehe, nicht beginne, ohne zuvor zu gehöriger Zeit gegenseitig Anzeige zu machen, Er wolle sich über Cervera zurückziehen; dagegen solle Castro nicht über dic Positionen, die er im Augenblicke inne habe, hinausgehen; die Stadt Cervera solle von keiner bewaffneten Macht eines oder des anderen der friegführenden Theile beseßt werden, Diese Proposition habe feine audere Absicht, als das Unglück des Vaterlandes zu mindern 5 denn sein (Zurbano's) Rücken sei durch die Truppen, welche Cervera beseßt hielten, gedeckt und er habe gar keine Schwierigkeit, an der Spibe der entschlosseuen Truppen aller Waffengattungen, die ¡hu umgäben, und welche, wenn er ihnen den Befehl dazu ertheilen wolle, sih mit Enthusigsmus den sie erwartenden Gefahren im Be= wußtsein des Ruhmes ihrer Pflichttreue entgegenwerfen würden,

| seine Position zu behaupten, Wenn diese Proposition angenommen | werde, wolle er dem Gouverneur von Monjuich befehlen, Barcelona | nicht anzugreifen. Castro antwortete am 24, die Einwohner | von Barcelona seien entschlossen, ihre Stadt eher eiuäschern | zu lassen, als das Bauner, welches sie aufgepflanzt, auch | nux etwas niederzusenken. ‘Was ‘die Proposition betreffe, die | Feindseligkeiten niht ohne vorgängige Anzeige zu beginneu, | so wolle er dazu einwilligen, daß man sich gegenseitig 24 Stunden vorher Anzeige mache; er übernehme jedoch keine Ver= antwortlichkeit dafür, was sih auf den Flanken Zurbano's zutragen könne; er mache s{ch blos verbindlich, die Cinwohner aufzufordern, ihn (Zurbano) mit seinen Truppen unangefochten nah Cervera ziehen zu lassen. Auf die Bedingung, nicht über die gegenwärtig eingenomme nen Stellungen hinauszugehen und Cervera nicht zu beseßen, könne er sich nicht eiulassen ; wenn sich Zurbano einen Augenblick in das Junere Cataloniens und in das Lager der catalonischen Truppen begeben köunte, würde er sehen, wie es unmöglich sei, einem solchen Begehren zu will- fahren, denn der kriegerische Charakter der Einwohner und ihr Wunsch, ihre Brüder, die Zurbano befehlige, zu umarmen, würden ihnen uicht gestatten, in diesen Gräuzen zu bleibenz wenn Zurbano seinen Rük ken gedeckt habe, so möge er sih zurückziehen, so lange es noch Zeit sciz er (Castro) wolle dann die edelmüthigen Truppen, welche er an= führe, zurückhalten, um es zu vermeiden, daß spanisches Blut vergossen werde, Er wolle nun seinerseits Zurbano den Vorschlag machen, daß er ebenfalls seinen Soldaten alle Freiheit lasse, ihren Wünschen und Gesinnungen, die ihre loyale Brust beseele, zu folgen, und er sei gewiß, daß sie alsbald in die Arme ihrer Brüder eilen würden, be= geistert für die Freiheit ihres Vaterlandes und für die Befestigung des Thrones ihrer Königin. Castro sah sich zu dieser theilweisen Au- nahme der Propositionen Zurbano's dadurch veranlaßt, weil es ihm an Artillerie fehlte, um einen Angriff unternehmen zu können, (Bei Erwähnung dieser Korrespondenz in Nr. 7. dieser Zeitung i} irrthüm- lich statt des Brigadiers Castro der Oberst Prim angeführt worden.) Ein von französischen Blättern mitgetheiltes Schreiben aus Barcelona vom 26. Juni giebt folgende Details über Zur= bano's Rückzug nach Cervera, die von den 1m obigen Artikel enthal= tenen abweichen: „Nachdem die Erlaubniß, sich zurückzuziehen, durch den Brigadier Castro verweigert wordeu war, bemächtigte sich Zur bano der notabelsten uud reisten Personen von Jgualada, und nach=- dem er sie vorläufig ein bedeutendes Lösegeld hatte zahlen lassen, sagte er ihnen, er werde sih nach Cervera begeben; er wisse, daß die Engpässe durch die Jusurgenten beseßt seien und daß er ange griffen werden würde, so wie, daß sie, wenn sie ihr Leben retten wollten, die Sache auf eine Art einrihten müßten, daß man ihn sei nen Rückzug bewerkstelligen lasse, widrigenfalls würden sie erschossen werden. Dieser Pian gelang durch die Menschlichkeit Castro's, und Zurbano konnte am 25\ten mit ungesähr 7000 Mann zu Cervera einrücken. 400 seiner Soldaten haben sich dem Obersten Prim an- geschlossen.“

X Paris, 3. Juli. Die Zeitungen und Korrespondenzen aus dem südlichen Spanien wissen die Begeisterung des Volkes von Granada, Valen- cia und einiger anderer Städte nicht beredt genug zu schildern. Es ist leiht zu bemerken, daß diese Steigerung der anfangs sehr hiufälligen morali= schen Verfassung des Aufstandes hauptsächlih dadurch bewirkt i, daß man deu Nationalstolz der Spanier und ihren Haß gegen das Fremde bei dem Kampfe gegen die Madrider Regierung zu betheiligen ge- wußt hat, Die Wiederherstellung des Ministeriums Lopez mochte für gewisse politishe Parteien ein höchst wichtiger Zweck sein, aber es würde niemals gelungen sein, das Volk für dieselbe zu enthusiasmiren und sie zur Aufgabe einer wahren, aus den innersten Wünschen und

Gefühlen der Nation hervorgehenden Revolution zu machen, Deshalb

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ist man denn auf den naheliegenden Gedanken gerathen, den eng- lischen Einfluß als den Hauptgrund des Aufstandes voranzustellen und das spanische Volk im Namen seines Stolzes, seiner Würde und seiner Unabhängigkeit vom verderblichen Einflusse des Auslandes gegen die Ayacuchos in die Waffen zu rufen, Diese Saite des spanischen National-Charakters wird niemals vergebens angeschlagen. Der eng- lische Einfluß is so lange das Stichwort der Opposition gewesen, daß der große Haufen endlich angefangen hat, an denselben zu glauben, obgleich seine Wirkungen, troß der seit Jahren täglih wiederholten Versicherungen und Weissagungen der nationalen Unglücks-Propheten bis jeßt nirgends sihtbar geworden sind, Denn daß der Regent in wichtigen Angelegenheiten zuweilen mit dem britischen Geschäftsträger zu Rathe gegangen, kann ihm wenigstens vernünftigerweise nicht zum Verbrechen an der Nation angerehnet werden , so lange aus diesen Konferenzen keine dem Landeswohle wirklich oder vermeintlich schäd- lihe Maßregeln hervorgegangen sind. Die einzige Maßregel dieser Art, welche von dem englischen Einflusse zu fürchten is und gefürch tet wird, is aber eine der britischen Judustrie günstige Veränderung der spanischen Zoll-Verhältnisse. Obgleich nun die Regierung oft des Projektes eines Haudelsvertrages mit Großbritanien angeklagt ist, so ist doch in diesem Augenblicke weniger Grund als je vorhanden, die Abschließung eines solchen Vertrages, die überdies nicht ohne die Zu- stimmung der Cortes vor sih gehen könnte, für wahrscheinlich zu halten. Das bei der Verhinderung eines Handels-Traktats mit Eng land am meisten betheiligte Catalonien hatte sogar längst auf seine früheren ungufhörlichen Protestationen gegen die Jdee desselben ver zichtet, weil es dieselben für überflüssig erkanute. Und gleichwohl fommt man jelzt, den Vorwurf der Abhängigkeit von der englischen Politik, als den eigentlihen Mauerbrecher gegen die Madrider Regie rung, zu richten, und dieser verwegene Versuch hat den vollständigsten Erfolg. Das Sonderbarste bei der Sache aber is, daß die andalu sischen Städte am lautesten gegen den englischen Einfluß schreien, sie, die früher imGegensaße mit Catalonien die Jdee eines Handels-Vertrages mit England im Jutercesse ihres Ausfuhrhandels immer lebhaft unterstühß ten. Die Anstifter und Leiter des Aufstandes haben hier einen s{mählichen Mißbrauch mit den edelsten National = Gefühlen getrieben, und es ift cine niederschlagende Erfahrung, daß ihnen diese grobe Verführung der offentlichen Meinung gelungen. Bedürfte es übrigens noch des Beweises, daß Espartero den Plänen und Juteressen der britischen Politik keinesweges übermäßig günstig is, so würde derselbe durch die Gleichgültigkeit geliefert werden, mit welcher die Londoner Presse dem Kampfe um die Fortdauer oder das Ende seiner Regentschaft zusieht.

Nur Catalonien hat das wirkliche Bewußtsein der Beweggründe zu seiner Empörung. Jun diesem Fürstenthume spielt der Borwurf der Zugänglichkeit für die Einflüsterungen der englischen Politik nur eine Nebenrolle unter den Anklagen gegen die Regierung. Die Haupt - Triebfeder des Aufstandes der Catalomer 19 der Haß gegen ihre Sieger vom vorigen Jahre, und das Verlangen, sich für thre leßte demüthigende Niederlage zu rächen. Alle Wohlthaten der wei sesten Regierung würden me vermocht haben, die Barceloneser die Beschießung ihrer Stadt und die auf der Einnabme gefolgten Kränkungei ihres Stolzes vergessen zu machen. Dazu kommt eine gewi}se Erbitterung darüber, daß die provinzielle Selbstständigkeit des Fürstenthums Ca talonien durch die centralisirende Staatsrichtung, die von der neuen Ordnung der Dinge in Spanien unzertrennlich is, und die feines- weges dieser oder jener zufälligen Regierung zur Last gelegt werden fann, theils bedroht, theils wirkli beeinträchtigt is, dazu kommt end lih das Verlangen nach der Wiederherstellung gewisser Lokal - Privi legien, die Catalonien, und besonders Barcelona, auf Kosten des übrigen Landes genoß, und die ihm erst in leßter Zeit genommen sind, namentlih das Verlangen nah Wiederherstellung der Conscrip tions-Freiheit, in deren Besitz sih Barcelona thatsächlich befaud. Das Zusammenwirken aller dieser Ursachen hat die Catalonuier in den Zu stand der aus dem Junersten kommenden revolutionairen Aufregung gesebt, in welchem wir sie jeßt sehen, und der sie zu Entschlüssen und Anstrengungen befähigt, die der größten und edelsten Sache Ehre machen würden.

Die von Carthagena verlangten 10,000 Gewehre waren am 27sten noch immer nicht in Barcelona angekommen, Von dem ge genwärtigen Schauplabe der Feindseligkeiten, aus der Provinz Lerida, erfährt man noch immer nichts neues. Die barceloneser Blätter vom 28steu wissen nur, daß Zurbano am 25ften von Zgualada und am 26sten von Cervera aufgebrochen is, und daß er in der ersten dieser beiden Städte etwa 250 und in der zweiten 100 Ueberläufer verloren hat, Seine Hauptstärke, den Jusurgenten gegenüber, soll in seiner Reiterei bestehen, welche 700 Mann stark is, und der die Auf rührer bis jeßt feine Kavallerie entgegenzustellen haben. Um diesem Mangel abzuhelfen, hat die Junta von Barcelona cine allgemeine Pferde-Requisition verordnet.

Einem Bricfe aus Port=Vendres zufolge sind die Generale Nar- vaez, Concha und Oribe, deren öffentliche Abfahrt aus Perpignan wir vorgestern mittheilteu, am 26sten in der erstgenaunten Stadt ange kommen, wo sie sih eben so öffentlich auf dem Dampfboot „Rubis“ eingeschisfst haben. Am Tage zuvor soll dieses Fahrzeug 7000 von St. Etienne gekommene Gewehre und zwar mit dem Visa der Douane geladen haben. Unter den Effekten, welche der General Narvaez einschiffen ließ, hat man einen reichverzierten Weibersattel bemerkt. Durch telegraphische Depesche wissen wir bereits, daß die genannten Generale am folgenden Tage in Valencia gelandet sind.

TULRCl

Konstantinopel, 21. Juni, (Oest. Beob.) Se. Königl. Hoheit der Prinz Albrecht von Preußen, welcher die vorzüglichsten Merkwürdigkeiten dieser Hauptstadt, namentlich die Moscheen und das alte Serail, besichtigt hat, unternahm vorgestern cinen Ausflug nach Bujukdere, wo er von den dort stationirten fremden Kriegsschiffen mit den üblihen Salven begrüßt wurde. Heute hat So. Königl. Hoheit im Palast von Beylerbey eine feierlihe Audienz beim Sultan.

Die türkishe Staats-Zeitung vom 15. Dschemasi-ül-ewwel 1259 (15, Juni 1843) enthält über die (bereits erwähute) Bildung dreier Uebungslager bei Konstantinopel, bei Skutari (in Kleinasien) und bei Adrianopel folgenden Artikel : E

„Es i allgemein bekannt, wie sehr das Augenmerk Sr, Hoheit stets darauf gerichtet is, in allen Zweigen der Verwaltung eme mmmer großere Vollkommenheit zu erzielen. Was nun das Militairwesen betrifft, so konnte man sich damit seit einiger Zeit so mancher hindernder Umstände wegen, nicht gehörig befassen; in dem gegenwärtigen Augenblicke aber, wo, D'ank sei dem Ewigen, in allen Theilen des osmanischen Reiches die tiefste Ruhe herrscht, schien auch der wahre Zeitpunkt „Zur durchgreifenden Ausführung der in Betreff der Armee beabsichtigten Bervollklommnüungen eingetreten zu sein, und es war der Wille des Sultans, daß demnach zu diesem wichtigen Werke geschritten werde. Es wurde somit angeordnet, daß die in Rumelien und Anatolien ausgehobenen Landwehrtruppen (Nedif) sammt den hier und da in Garnison befindlichen ZJufanterie- und Kavallerie - Ab- theilungen, in Skutari, Koustantinopel und Adrianopel, zusammen- gezogen, im Laufe des gegenwärtigen Sommers „auf das sorge fältigste eingeübt und die zur Ordnung und Regulirung der Armee erforderlichen Einrichtungen getroffen werden sollen. Ueber “die in Skutari zu versammelnden Truppen wird der Müschix der Kaiserlichen Garde, Riza Pascha, über jene in Konstantinopel d. i, in den Kasernen Hou Daud Pascha und Rami, der Müschix der regulairen Truppen Reschid Pas

scha, die Oberleitung zu führen haben. Da aber auch das Kommando der in Adrianopel zu versammelnden Truppen einem geeigneten Chef übertra gen werden mußte, so wurde zu diesem Behufe der gegenwärtige Müschir von Silistria, Mirza Said Pascha, cin in der Armee aufgewach- sener, durch persönliche Fähigkeit und Umsicht ausgezeichneter, in Allem was Disziplin und Taktik anlangt, vollfommen erfahrener Mann, auscrschen, um so mehr, als das Gouvernement von Silistria dem von Adrianopel benachbart und überdies der Defterdar von Silistria, Hafiz Pascha, ganz geeignet ist, in Abwesenheit des Gouverneurs seine Stelle zu versehen. Somit wurde Mirza Said Pascha, mit Beibehaltung seines Postens, zeitweilig mit der Leitung der in Adrianopel zusammenzuziehenden Truppen beauftragt, und die Geschäfte scines Gouvernements dem oben genannten Hafiz Pascha als Kaimakam anvertraut. Mirza Said Pascha wurde sofort hierher berufen und in scine zeitweilige Würde eingckleidet. Außerd em wurden mchrere Generale nah den erforderlichen Punkten aus- gesandt, um den Aufbruch der in Nede stchenden Truppen zu leiten und während ihres Marsches für die Deckung aller ihrer Bedürfnisse Sorge zu tragen, Zum Transport der über Meer kommenden Truppen wurden end lich an den betreffenden Küstenpunkten Großherrliche Kriegsschiffe bereit ge halten und überall hin die erforderlichen Allerhöchsten Befehle abgeschickt.“

Außerdem enthält das genannte Blatt noch verschiedene Verfü gungen in Betreff der, auf Vorschlag des Agrikultur = Conseils, in Rumelien anzusfiedelndeu Kolouie syrisher Auswanderer, welche vor einiger Zeit nach Konstantinopel gekommen und in der Teppich-Fabrik verwendet worden waren. Diese, deren Zahl, Männer und Weiber zusammengenommen, sih auf 55% Köpfe beläuft, erhalten Landstriche im Distrikte von Bazardschik. Dort werden ihuen 9 Dörfer in Eut fernungen von je 3 bis 5 Stunden, und zwar jedes zu 15 bis 20 Häusern aufgebaut, sie werden mit dem nöthigen Vieh, Sämereien u. \. w. zum Betriebe der Landwirthschaft versehen und werden über dies guf fünf Jahre von Entrichtung jeder Abgabe, außer dem gesetz lichen Zehnten befreit. Der Müdir von Babatag, Hassan Bey, wird Vorsteher der Kolonie sein. Es wurde ihm insbesondere anempfohlen, dahin zu wirken, daß die noch ledigen Kolonisten sich verheirathen.

Am 16sten d. M. ist das zur Verfügung der hiesigen russischen Gesandtschaft gestellte Kriegsdampfboot „Meteor“ nah Küstendsche abgegangen, um den aus Wien erwarteten neuen russishen Gesandten, Herrn von Titow, bei seinem Eintreffen daselbst au Bord zu nuch men und hierher zu bringen.

Der Großadmiral Halil Pascha if von sciner nah dem {war zen Meere unternommenen Fahrt am 19ten, und der Großmarschall des Serails, Riza Pascha, gestern von Nikomedien in diese Haupt stadt zurückgekehrt,

Ein Theil der großherrlihen Flotte hat in diesen Tagen die ge wöhnliche Sommerstation von den Palästen von Tschiragan und Be \chiktash eingenommen, ]

__Den neuesten Nachrichten aus Erzerum zufolge ist daselbst dic Pest ausgebrohen. Ju der Stadt und deren Umgebungen zählte man bereits 120 Gestorbene und 40 Kranke. Dem Vernelzmen nach war die Seuche von Diarbekir eingeschleppt worden. Die Provc nienzen aus jener Gegend sind einer Quarantaine von 15 Tagen für die Personen und vou 20 Tagen für die Waaren unterworfen worden,

Vercinigte Staaten von Uord- Amcrika.

» New-York, 11. Juni. Jch ergänze heute die gestern mitgetheilte offizielle Geschichte der Besibnahme der Sandwichs-Junseln durch die Engländer. Jun der Korrespondenz, welche ich analisirt habe, macht sich eine auffallende Lücke bemerklich, deren Ausfüllung ih mix zur Aufgabe stelle, woraus hervorgehen wird, daß Lord Paulet bei seiner Eroberung uicht blos diplomatische Mittel, fondern auch List und Gewalt angewendet hat. Vor Allem muß ich zeigen, worin diese Lücke selbst besteht: Ju seinem Schreiben vom 18. Fe bruar erklärte der König Kamehameha sih den von dem englischen Kommandanten ihm auferlegten Bedingungen provisorish und unter Protestation dagegen unterwerfen zu wollen, und acht Tage später am 25sten erschien eine Proclamation, durch welche Seine indische Majestät, die Unmöglichkeit des Vollzugs dieser Bedingungen erkennend, sich, seine Unterthanen und scin Königreich der Oberherrlichkeit Jhrer Majestät der Königin Victoria unterwarf. Warum dieser plößliche Fall ohne allen Uebergang von eimer theilweisen und feinesweges gutwillig hingenommenen Unterwerfung zu einer gänzlichen, die natür- lih noch bitterer und widerstrebender scin mußte? Darüber giebt die offizielle Korrespondenz keine Aufklärung. Es scheint deshalb auf der cinen Seite Anwendung von Gewalt, auf der anderen Unmacht zum Widerstande dagegen diesen Ausgang veranlaßt zu haben. Und fo war es auh nah den Angaben eines amerikanischen Offiziers, welcher Zeuge des ganzen Vorganges gewesen ist,

“Man erinnert si, daß die beiden ersten Punkte der von Lord Paulet geforderten Genugthuung, die Rückgabe gewissen Eigenthums, das einen gewissen Herrn Charlton, englischen Ex-Konsular-Agenten auf den Sandwichs-Juseln, und die Anerkennung eines Herrn Simpson als Nachfolger Charltou's gewesen waren. Cs fommt nun darauf au, Aufschlüsse darüber zu geben, was mit diesen beiden Männern früher vorgegangen war. i, |

Herr Charlton soll in Mißbrauch seiner amtlichen Stellung als Konsul mehrere Jahre hindurch zu Oahu ein sehr unordentliches Leben geführt haben. Seinen zahlreihen Gläubigern entzog er sih durch Flucht an Bord eines Schiffes, worauf Herr Simpson, der ihm dabei behülflih gewesen sein soll, in doppelter Eigenschaft als Eigenthümer der hinterlassenen Güter Charlton’s und als sein Nachfolger aner faunt sein wollte. Auf die Klage der Gläubiger bei dem Gouverneur von Oaghu jedoch, ließ der Lebtere demnach Beschlag auf das Eigenthum des Herrn Charlton legen, nachdem er dazu sowohl wie zur Zurück weisung der Ansprüche des Herrn Simpson als Konsul sich bei den auf den Sandwichs-Juseln die große britische Hudsonsbai-Gesellschaft repräsentirenden beiden Agenten Rath erholt hatte. Auf die Denun ciation Charlton’s und seines Nachfolgers hin, aber, und um für die angeblich in den Personen dieser beiden der Königin Victoria zuge sügten Beleidigung Nache zu nehmen, hat Lord Paulet die Regierung der Saudwichs-Jnselu gezwungen, binnen vierundzwanzig Stunden zwischen einem Bombardement und den Konzessionen zu wählen. Doch sehen wir weiter, wie es sich mit den Thatsachen verhält,

Kamehameha hatte durch sein Schreiben vom 18, Februar die ihm gestellten Bedingungen angenommen. Eine Zusammenkunft war auf den folgenden Tag festgeseßt worden. Hier nun kommt die an- gedeutete Lücke in der Korrespondenz, welche nichts Näheres giebt über das Zusammentreffen Kamchameha's mit Lord Paulet, Nun scheint es aber, daß der Letztere Alles ins Werk setzte, um die Leistung der Genugthuung unmöglich zu machen, welhe ihm zugesagt worden war. Außer der Zurückerstattung des in Beschlag genommenen Eigen= thums und Anerkennung Simpsou’s als Nachfolger Charlton's in sei= nem Amte als Konsul, stipulirte er für beide enorme Entschädigungs-= Summen, weigerte sich, die von den Tribunglen festgestellten Ansprüche der Gläubiger auf das in Beschlag genommene Eigenthum anzuer= kfeunen und erwiederte auf alle Erklärungen und Betheuerungen des indischen Königs mit Drohungen, mit Hinweisung auf die Mündungen der Kanonen in den Batterieen des nur in geringer Entfernung liegenden Schiffes „„Carysfort““, dem er nux einen Wink zu geben brauche, um das Bombardement zu beginnen, Die acht Tage hindur, während deren dieses Hin- und Herreden dauerte, rüdte Lord Paulet auf dem

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Boden, auf den er sich gestellt hatte, Schritt für Schritt vorwärts. Nach Charlton und Simpson kamen „eine Menge anderer britischer Unterthanen, welche, angelockt dur die Leichtigkeit des Triumphs der beiden Anderen, sich als Märtyrer und Vpfer der Tyrannei Kameha- meha's ausgaben und die ihnen angeblich zugefügten Verunglimpfun- gen zu enormen Preisen aunshlugen. Lord Paulet vertrat die Sache aller dieser Judividuen mit einer so droheuden Hartnäckigkeit, daß endlich dem König Kamehameha, der die Reihe solcher Opfer gar kein Ende nehmen, seinen ohnedies nicht reihen Schaß aber {on durch die gegebenen Zusagen von zu gewährender Schadloshaltung erschöpft sah, nichts mehr übrig blieb, als Königreich, Macht und Ehre, die man ihm Stück für Stück entreißen wollte, dem Lord Paulct auf einmal, in einer Masse preiszugeben. Dies sind die Thatsachen, und ih frage nun, ob dieselben eines Kommen

tars bedürfen und ob nicht die englische Regierung in die unumgäng

liche Nothwendigkeit sich verseßt sehen wird, Lord Paulet's Verfahren zu desavouiren, wie sie wirklich thun zu wollen scheint. Frankreich hat im vorigen Jahre im September auch einen Streithandel mit diesen Juseln gehabt, aber der französische Seemann, Capitain Mallct, zog sein drohendes Ultimatum sogleich zurück, als der König ihm, so wie jeßt dem englischen Befehlshaber, erwiederte, daß er einen Ge- sandten nach Europa zur Beseitigung der Schwierigkeiten abgeschickt habe.

Ju meinem nächsten Schreiben werde ih nun die Frage besprechen, welches die Jnteressen Nord-Amerika's in dieser Angelegenheit sind, untd welche Rolle die Vereinigten Staaten zur Wahrung derselben anneh men müssen. Nur so viel sei hier shon gesagt, daß England, weun cs daran dâchte, auf den Sandwichs-Juseln in der That sich festzusetzen, weit weniger dabei gewinnen, als die Vereinigten Staaten verlieren würden, Diese Ueberzeugung is hier auch durchaus lebendig und vorherrschend, und die Aeußerungen der Presse in dieser Hinsicht ge ben das flarste Zeugniß davon,

O Min dlen

Bombay, 20. Mat. Die Blätter enthalten zur diesmaligen Ueberlandpost wenig Bemerkenswerthes, und die Bombay Times selbst neunt ihre Nachrichten, die sie giebt „so trocken und unin teressant als sie nur sein können.“ Ju Sind drohten die Häuptlinge mit einem neuen Kampfe, nachdem Shere Mohammed eine Macht zusammengebracht hätte, wie sie die Engländer uoch uicht gesehen haben jollten. Die anderen Theile Jndiens waren ziemlih ruhig.

Von Hyderabad gingen die Nachrichten bis zum 10, Mai, bis wohin Sir Charles Napier fortfuhr, sein verschanztes Lager am Ju dus, vier Meilen von Hyderabad, zu behaupten. Die Operation Shere Mohanmmed's hatte allen Anschein, deu Ausspruch des briti schen Heersührers, daß nach den Schlachten vom 17. Februar und 24, März kein Schuß in Siud mehr nöthig sein würde, unwahrschein lich zu machen, denn der Emir hatte sih in die Berge Beludschistan's geworfen, wo er unverzüglich begaun, die Stämme aufzuregen. Er tete mit bnen n) Co wid uind nam ene selle Stellung bei Sukfkfurind am Jundus zwischen Sukfur und Hy derabad ein, 50 Miles vom lebteren entfernt. Die Streitmacht, die so versammelt is}, wird auf 30 bis 40,000 Mann angegeben, mit 20 Geschüßen, die Ali Murad, der im englischen Dienste stand, dem Emir überliefert habe, Für jeßt indeß hindere die Hiße und die Ueberschwemmungen der Flüsse noch jede Operation der Truppen, Uebrigens ist die Stimmung in Sind gegen die Engländer #\v erbit=

tert, daß jeder Umgang mit den Eingeborenen abgeschnitten is und

die Depeschen nur unter bewaffneter Begleitung von Station zu Sta

tion befördert werden können. „Wenn wir jedo erst die Beludschen

werden ausgerottet haben, wird sich dieser Zustand wohl vortheilhaf ter gestalten“ (!)- sagt die Bombay Times, und räth damit zu einer unseligen Politik, die mit der bisher von England befolgten durchaus nicht übereinstimmt und die, sollte sie nothwendig sein, einen häßlichen Flecken zurüdtlassen wird.

n Afghanistan scheinen neue Unruhen ausgebrochen zu sein, doch beruht Alles auf Gerüchten, Die Perser dominiren in Kandahar und ein gewisser Mahomed Beg, ein persischer Häuptling, soll von der Stadt Besiß genommen haben. Dost Mohammed ist noch in Peschauer, wo er den Schluß der Unterhandlungen Mahomed Ukhbar?s in Jellalabad abwartet, Die Keyberstämme, mit denen er um ihre Pässe handelt, verlangen 30,000 Pfd. St., die aber der Emir und scin Sohn s{hwerlich jeßt aufbringen werden.

Jn Bundelkund hatten die Unruhen * etwas nachgelassen. Es wird von dort nur üler einige Streifzüge Sir Richard Shakspcares mit einigen Compagnieen Sepoys berichtet. :

Lord Ellenborough residirt noch immer in Agra, und dort sind auch die „Thore“. Ein Theil derselben is der asiatischen Gesellschaft zur Prüfung zugesandt worden, und diese hat das Holz, woraus die Thore bestehen, nicht sür Sandel- sondern Fichtenholz erklärt.

Die Cholera is in Balmir ausgebrochen und hat den einzigen Arzt der dortigen 500 Maun starken Besaßung fortgeraft. |

Never

der m Preußischen Staate wabrend der Jahre 1840 1841 und 1842 neugeschlossenen

qEemrE Orten Ehen CSOlUß, Vergl, Bellage zur Allg, Pr. Z. Nr, 9)

Jn den Provinzen Brandenburg, Pommern und Sachsen ist der Stamm der Eingebornen fast durchgängig zur evangelischen Kirche gehörig. Der größte Theil der gemischten Eheu enksteht in diesen Provinzen dadurch, daß von außen her anmicheude katholische Männer sich mit den evangelischen Töchtern der Eingebornen verbinden, und es is daher die Zahl der Bräutigame hier überwiegend katholisch. Am stärksten zeigt sich dieses Uebergewicht in der Provinz Pommern, welche nur unter den Bewohnern der, vormals Polnischer Landes= hoheit untergeordneten und noch bis 1772 nur unter derselben von Preußen besessenen Herrschaften Lauenburg und Bütow einen wenig zahlreichen Stamm von katholischen Eingebornen hat. Ju dieser Provinz nach der Begrenzung der dret Regierungsbezirke Stettin, Köslin und Stralsund wurden in den Jahren

ISAO 1840 1842 überhaupt neue Ehen unter Christen geschlossen 8979 9561 9836

darunter waren gemischte

mit evangelischen Bräutigamen..... 40 15 7 mit katholischen » “ce 00 57 46 überhaupt... 70 7D 53

Also unter tausend christlichen Ehen ge-= s E i 8 7 s

Unter den nur überhaupt 195 gemischten Ehen, welche in diesen drei Jahren in der Provinz Pommern geschlossen wurden, befanden sich demnach :

evangelishe Bräutigame.….….. 32

katholische D 163 also von lebleren mer... ,- 131

Es war daher bei sehr nahe fünf Sechstheilen dieser ge- mischten Ehen der Bräutigam ein Mitglied der rómisd -Fatkolifdben Kirche.

Die Provinz Brandenburg iu den Grenzen der Regierungsbezirke Potsdam und Frankfurt enthält durchaus keinen Landestheil, dessen eingeborne Bevölkerung der katholischen Konfession zugethan i}; aber die Vermischung mit den Nachkommen katholischer Anzöglinge is ver= möge der eigenthümlichen Verhältnisse Berlins und seiner Umgebungen hier viel beträchtlicher als in Pommern. Daher finden von außen her anziehende fatholishe Männer hier öfter Gelegenheit, Ehen mit ihren Glaubensgenossen einzugehen, und das Uebergewicht der katho- lischen Bräutigame bei gemischten Ehen tritt darin \{wäer, obglei immer noch ganz bedeutend hervor. Es wurden nämlich in dieser Provinz während der Jahre

S140 S221 41842 überhaupt neue Ehen unter Christen ge= T L 16,226 46,824 17 379 darunter waren gemischte mit evangelischen Bräutigamen 99 87 91. mit fatholishen » 238 273 300

/ . __ Verbau... 3 300 391 Also unter tausend christlichen Ehen ge U i 24 21 22 Unter den 1088 gemishten Ehen dieser drei Jahre wurden demnach geschlossen von cvangelishen Männern... 277 von katholischen E also von leßteren mehr... 534 Cs waren demnach noch beinahe drei Viertheile der Männer, welche gemishte Ehen schlossen, Mitglieder der römisch - katholischen

| Kirche.

Die Provinz Sachsen in der Begrenzung der Regierungsbezirke

Magdeburg, Merseburg und Erfurt enthält neben dem Hauptstamm

von eingebornen Evangelischen doch au eine katholische Bevölkerung in den zubehörigen, vormals furmainzischen Landestheilen, nämlih im Zürstenthume Eichsfeld und im Gebiete der Stadt Erfurt, Aber diese Landestheile bilden überhaupt doch nur einen verhältnißmäßig kleinen Theil der Provinz, und sind auch besonders in den landräth= lichen Kreisen Erfurt und Mühlhausen mit einer so bedeutenden Zahl evangelischer Einwohner vereinigt, daß eine Absonderung der Lanudes= theile mit überwiegend katholischer Bevölkerung für den hier vorlie- genden Zwet ganz unfruchtbar bleibt, Diese Provinz ist hier daher auch nur im Ganzen zu betraten. Sie hatte in den Jahren

4 1S40 S440 4842 überhaupt neue Ehen unter Christen 135,459 14,088 14,697 Darunter gemischte

mit evangelishen Bräutigamen 82 120 36

mit fatholishen Bräutigamen . 180 4199 L160)

. : überhaupt 262 219 296 aljo unter tausend christlichen Ehen

L N 19 20 20

Unter den 833 in den hier betrachteten 3 Jahren neugeschlosse- nen gemischten Ehen waren demnach E

it evangelisden Ba 338 1 FOFDON Oen Draa E U S 495 Von Leer alo mebr E 157

von Die giuben und drei von Fatholischen Männern geschlossen. lf Provmz Schlefien enthält in den Regierungsbezirken Liegniß

Es wurden also ziemlich nahe von fünf gemishten Ehen zwei

| und Breslau, doch mit Ausnahme der Krei / j und Dreslau, mit 2 er Kreise Glaß, H l erankenstein und Münsterberg des letter1 | P Es

2 ; | i, eine bei weitem überwie= gend evaug elishe, im Regierungsbezirk Oppeln nebst dez eben erwähnten vier Kreisen dagegen eine weit überwiegend fatholishe

Bevölkerung, und im erst bezeichneten Landestheile gehören beinahe

vier Fünftheile, in dem leßtern dagegen noch nicht ganz ein

| Zehntheil der gesammten christlichen Einwohnerzahl zur evangeli=

schen Kirche. Beide Landestheile werden deshalb unter den Benen=

| nungen Niederschlesien und Oberschlesien nachstehend besonders be-

trachtet. Niederschlesien hatte in den Jahren überhaupt neue Ehen unter den Christen 15599 16017 17015 Varunter gemischte mit evangelischen Bräutigamen 834 855 780 mit fatholishen Bräutigamen. . 936 20/7 1112

überhaupt 1,770 1,823 1,892

| also unter tausend christlihen neuen Ehen

See N can i is 114 114 111 Dagegen hatte Oberschlesien in den Jahren

, : j 840 1848 f

überhaupt neue Ehen unter Christen... 10,260 10,379 10.6c0 | Darunter gemischte 7

mit evauglischen Bräutigamen . 226 199 230 mit katholischen Bräutigamen. 199 219 243 : : - überhaupt 425 418 d also unter tausend christlichen neuen Ehen E E S 41 40 44

_Niederschlesien hat hiernach verhältnißmäßig eine bei i größere Zahl gemischter Ehen, als irgend a s L ee betrachteten Provinzen, und auch in Oberschlesien ist die Zahl dersel-- ben, obwohl sehr viel geringer, doch in Vergleichung gegen andere Provinzen uo immer beträchtlich. Es \ind aber au in Schlesien nicht sowohl der „Mehrzahl nach von Aussen her anziehende Männer welche zum Schließen gemischter Ehen Veranlassung geben, indem sic die Töchter der Eingebornen heirathen; sondern die gemischten Ehen entstezen hier vielmehr durch die Verhältnisse, worin ih das gesellige Leben unter den Eingebornen selbs \chon seit einer langen Reihe von Zahren befindet. Beide Religionstheile haben besonders in Nieder- shlesien schon seit einem Jahrhunderte mit gleicher Berechtigung und in naher Berührung mit einander gelebt, und der Unterschied der Olaubensbefenntnisse hat daher einen großen Theil seines Einflusses auf das Familienleben verloren, Auch unter der großen Masse des Volks erscheint eine Verschiedenheit des Glaubens hier we- mger als irgendwo in den vorstehend betrahteten Provinzen, ein Hinderniß enger Verbindungen aller Art, und namentlih auch der Chebündunisse, werden zu dürfen z daher ist auch hier kein erbebl. Uebergewicht der heirathenden Männer evangelischer oder kath sder Konfession, Die Ansnahme hiervon, welche das Jahr 1842 derschlesien bildet, dürfte wahr cheinlich mehr eine vorüber; scheinung, als ein bleibendes Anzeichen veränderter G

Die Provinz Westfalen nach ihrer Begrenzung rungsbezixken Münster, Minden und Arnsberg ist au

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