1843 / 12 p. 2 (Allgemeine Preußische Zeitung) scan diff

P A a A P T A Ä

Da si nun kein fernerer Widerspruch ergab, so wurde der Zusaß an- gee er Referent wünschte noch, daß dem Entwurfe beigefügt werde: „Die Dispensation von der Wiederherstellung eines abgebrannten Gebäudes ent- weder überhaupt oder auf der alten Baustelle soll von den Regierungen nur in seltenen Fällen, und nux aus erheblichen Gründen, immer aber nur daun, ertheilt werden a) wenu vorher cine Communication mit der Provinzial-Feuer- Sozietäts - Direction stattgehabt hat, und bei vorhandener Verschiedenheit mit den Ansichten derselben die Entscheidung des Ober - Präsidenten einge- bolt worden is; b) weun der Versicherte entweder die Genchmigung der Hvupothek - Gläubiger beibringt, oder durch einen Hopotheken - Auszug den Nachweis führt, daß das Grundstück hypothekenfrei sei. Ein Abgeordne- ter der Städte: Er habe den nämlichen Zusay vorschlagen wollen, müsse aber bitten, die Worte: „dur einen Hypotheken - Auszug“ zu streichen, denn dies sei kein hinreichender Nachweis.

Der Vorschlag des Abgeordneten der Städte wurde angenommen und der Herr Landtags - Marschall stellte die Frage: „Ob der Paragraph mit dem Zusaße des Ausschusses anzunehmen sei ?“ was die Zustimmung der Versammlung fand. S : i

Hierauf kam der Bericht des ersten Ausschusses über den Antrag eines Abgeordneten der Städte, die Errichtung von Zucht-Polizeigerichten in den Städten, wo solche früher bestanden, betreffend, zur Berathung,

Der Referent irug vor: F E

Die betreffenden Städte, wo vor 1820 Zucht-Polizeigerichte bestanden, sind: Bonn, Mülheim a. Nh., Prüm, Malmedv, Krefeld und Simmern, Wenn der Antragsteller zunächst für alle diese Städte die Wiederherstellung vou Zucht-Polizeigerichten beansprucht und dafür die im Sprengel des Z1- structionsgerihts Simmern angeblich bestehenden nachtheiligen Verhältnisse gelten machen will, so scheinen leßtere, welche nah seinen Bemerkungen blos aus Waldfreveln entstehen, für die übrigen Städte nicht maßgebend zu sein, weil deren Bezirke zum Theil nicht \o waldreich sind und von dort auch keine Beschwerde über die gerügten Nachtheile vorliegt. Was die Staats- Regierung zur Centralisation der Zuchtgerichte veranlaßte, hat wohl darin sei- nen Grund, daß cine solche Vercinigung überhaupt den Geschäftsgang einfacer und übersichtlicher macht, die Vertretung vor Gericht würdevoller erhält, eine Verringerung der Zahl der Beamten gestattet, und somit Kosten - Ersparniß bewirkt. Es is um so mchr anzunehmen, daß dieser muthmaßliche Zweck der Regierung erreicht worden ist, als nach Versicherung des Antragstellers die Verwendung der Stadt Simmern um Wiedererlangung eines besonde- ren Zuchtgerichtes bisher vergebens war, Die Vortheile der Ceniralisation werden aber auch noch dadurch crhöht, daß die Beamten unter einander sich leiter aushelfen und ersczen können. Die Nachtheile der abgefonder tien Gerichte ergeben sich gegenseitig jedoch weniger aus der erforderlichen Kosten - Vermehrung für ein angemessenes Richter- und Ersaß - Beamten Personal (Supplement), als namentlih dadurch, daß von den isolirten Dr ten eine Vertretung von geseßlich legitimirten Sachwaltern überhaupt schwierig is, welche dem Denunzianten rechtlich gewährt werden muß, und ein Siz von Winkel - Konsulenten so leicht entsteht, welche auf die Sitt- lichkeit und freie Entwicelung der Nechtspflege sehr nachtheilig einwirken, Aus diesen Rücksichten werden die für den Sprengel Simmern hervor- gehobenen Mißstände minder erheblich, Das pekuniäre Jnterejse des Staa tes is jedenfalls untergeordnet und schr zweifelhaft, Möchte auch nach der vorgelegten Berehnung für Reise - Entschädigungs - und Zeugen- Gebühren der bemerlten 32 Waldhüter aus den 11 Friedensgerichten des Sprengels

Simmern zu dem in Vergleich mit der Stadt Simmern und den einzelnen Fricdensgerichten, um 63 Meilen entfernteren Siß des Zuchtpolizei-Gerichts Kobleuz für jährlich sehsmalige Reisen 4838 Rthlr,, und zu gleichem Zwecte für 6 bis 10 Königl. und Kommunal - Forstbegmte 907 Rthlr., zu ammen 5745 Rihlr., also mehr erfordert werden, so darf dagegen die Mehr- Ausgabe für die eventuelle Errichtung des Gerichts in Simmern nicht außer Betracht bleiben. Fernere Ausgabe-Beträge von 4800 Rthlx., welche durch Denunciationen von 346 karg besoldeten Waldhütern zur Erlangung der im vierten Wiederholungsfalle der Contravention in Aussicht \tehenden Zeugen - und Reise - Gebühren nah Koblenz ausgeführt sind, sodann 2595 Rihlr. für die in Folge dieser Denunciation augeblih mehr ver- urtheilten 1038 Judividuen , entbehren aber vollends aller Begründung. Findet die Denunciation aus Pflichtgefühl oder aus verwerflichem Cigen- nußze statt, die Schuld des Frevlers wird feinesfalls gemiidert. Mit Kleinem fängt man an, mit Großem hört man aus. L as Gesez muß un- ter allen Umständen gehandhabt, jede Contravention, wie sle zur Kenntniß des Hüters kommt, muß geahndet und der Waldfrevel im angeregten vier- ten Wicederholungsfalle geseßlich angemessen bestraft werden. Es is freilich zu bedauern, wenn des Verurtheilten zurückgelassene Familie der Gemeinde zur Unterstüßung anheimfällt, Das Beispiel der geseßlichen Strenge wird aber um so eher, selbst wenn der Hüter nicht da is, abschrecken und \chügen, Der unverkennbare Nachtheil, welcher durh Entfernung der zum Gericht geladenen Forsthüter und sonstigen Beamten eutsteht, bleibt gleichwohl be- achtenswerth z; derselbe fann jedoch vermieden werden, wenn der Richter bei den Vorladungen insbesondrre darauf Rücksicht nimmt, daß er gleichzeitig aus derselben Gegend nicht zu viele Forst-Beamte laden läßt und somit die Möglichkeit erhalten wird, in Abwesenheit des Einen die Forsthut durch den Anderen vertreten zu lassen. Die Angabe, bemittelte Personen träten der großen Entfernung des Gerichts wegen nicht gern als Denunzianten auf, würden indeß auch durch die Nähe des Gerichts in nichts geändert werden, da solche Personen ohnedies auf das Denunziren nicht eingehen, und was endlich den vierten Wiederholungsfali betrifft , so scheint es in den Berhält- nissen zu liegen, als könnte dieser Fall doch so häufig nicht vorkommen, weil der Frevel selten von dem Einzelnstehenden, sondern in der Regel von Familiengliedern begangen wird, die unter einander sih gegen den vierten Wiederholungsfall wohl vorzusehen wissen, Aus diescn Gründen war Re- ferent der Meinung: den Antrag auf Errichtung von Zucht-Polizeigerichten ín den Städten, wo solche früher bestanden, und namentlich in der Stadt Simme:n ablehnen zu müssen, Der Ausschuß war indeß der Meinung, daß die einzelnen vou dem Herrn Referenten für den Antrag ausge- hobenen Gründe zur Unterstüßung desselben uicht zureichen, Derselbe sei abzuwcisen, indem 1) die Errichtung solcher Gerichte aus denselben Gründen, welche die Aufhebung derselben veranlaßt, namentlich deshalb nicht wüuschenswerth sei, weil sich an den isolirten Orten, wo sie bestehen, sehr leicht ein Siß von Winkel - Konsulenten und Sachwaltern bilde, welche auf die Sittlichkeit und freie Entwickelung der Nechtspflege schr nach- theilig wirken, indem 2) die unverkennbar vorwaltenden Nachtheile , welche durch die Entfernung der zu dem Gerichte abgeladenen Forstbeamten von ihren Waldrevieren entstehen, dadarch vermicden werden können, daß dem Richter ausgegeben werde, bei den Vorladungen möglichst darauf zu halten, daß aus derselben Gegend nicht gleichzeitig zu viele Forstbeamte vorgeladen werden, wo es daun möglich werde, daß der Eine bei der Forsthut durch den Anderen vertreten werdez 3) vermögeede Personen ohnehin nicht als Denunzianten ausßzutreten pflegen, dies auch deshalb nicht häufiger geschehen würde, wenn die Entfernung bis zum Siye des Gerichts uicht zu groß wärez 4) der erte Wiederholungsfall in der Regel nur sehr selten vor- fomme. Aus diesen Gründen war der Ausschuß der Meinung, daß der Antrag abzulehnen sei, Hierauf e ein Abgeordneter der Städte : Der Ns habe auf Abweisung seines Antrages, welcher auf Er- richtung von Zuchtgerichten an denjenigen Orten, wo solche früher bestanden, jedenfalls auf Errichtung eines solchen Gerichtes in Simmern gerichtet ge- wesen sei, angetragen. Der Ausschuß habe vier Gründe angegeben, welche er, Antragsteller, widerlegen wolle, Der erste 6 E e ‘c , j wol er erste Grund spreche die Besorgniß aus, es möchten an solchen isolirten Gerichten ich nux unqualifizirte Jndi- viduen zur Vertheidigung der Angeklagten fiuven lassen, was in meier Beziehung nachtheilig sei. Er müsse hierauf erwicdern ‘daß der Artikel 185 der Kriminal - Prozeß - Ordnung diese Besorgnisse beseitige, da nah dessen Bestimmung nur Advokaten als Vertheidiger in Zuchtpolizeisachen E elassen werden fönnen. Wenn nun ein Zuchtgericht in Simmern évidbtet würbe so sei wegen des großen Umfanges des Sprengels nicht daran zu zweifeln, daß sih dort au Advokaten niederlassen würden. Wollte man aber anneh- men, ein Zuchtpolizeigericht allein werde einige Advokaten nicht so zurei- chend beschäftigen können, als cs für ihre Existenz erforderlich sei, so be- merke er darauf, daß jet schon an einzelnen Friedensgerichten wie an Un- tersuchungs-Aemtern Neferendare auf längere Zeit arbeiten müßten, dieses würde daun bei eínem Zuchtgerichte ganz sicher der Fall sein, und wie jegt schon den Referendaren die Befugniß zur Vertheidigung unter gewissen Umständen ertheilt sei, könne dieses für alle Fälle an den zu errichtenden Zuchtgerichten auch geschehen, Als zweiten Gruud führe der Ausschuß au,

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daß der von ihm, Antragsteller, herausgehobene Uebelstand, welcher durch längere Abwesenheit der Waldhüter und Forstshuß - Beamten entstehe, da- durch gehoben werden könne, daß das öffentliche Ministerium darauf Be- dacht nehme, nicht alle in Eine und dieselbe Sißung vorladen zu lassen, #0 daß die Zurückbleibenden die dem Schuß der Abwesenden anvertrauten Di- strifte mit den ihrigen überwachen könnten. Hierauf müsse er, Redner , er- wiedern, daß, abgesehen von der Unausführbarkeit der vorgeschlagenen Maß- regel, eine solhe wechselseitige Ueberwachung der schußlosen Distritte auch darum nicht stattfinden könne, weil jeder Waldhüter nur sür den ihm an- vertrauten Distrikt vereidet sci und er daher keine Qualität habe, dort mit Eifolg zu wirken z endlich scien die Distrikte so groß, daß ein Schußz-Beamter mit der Ueberwachung des ihm angewiesenen Vistriktes allein {on sehr in Anspruch genommen ci, daß erx sich mit Ueberwachung zweier Distrikte nicht befassen föine. Zum Dritten spreche der Ausschuß die Ansicht aus, es sei nicht anzunehmen, daß, wie er, Antragsteller behauptet habe, durch die allzu großen Sprengel der Gerichte sich Leute, welche nicht eben ganz zur unbe mittelten Klasse gehören, der Nothwendigkeit einer Reise zu dem entfernten Gerichte zu entziehen suchten, und daß dadurch manches Vergehen nicht zur Anzeige und Nüge komme. Hierauf müsse er erwiedern, daß diese Behaup- tung nicht eine bloße Vermuthung, nicht blos eine Ansicht von ihm sei, Er lege hier 20 Briefe von eben so vielen Bürgermeistern aus dem Bezirke der Untersu- chungs-Aemter von Stimmern vor, Zuleßt sei der Ausschuß der Ansicht, es wäre nicht wohl anzunehmen, daß die Zahl der Holz-Diebstähle im Wiederholungs- falle in der Wirklichkeit so groß sei, als im Antrag angegeben oder ange- nommen werde. Er sei im Besiß von Materialien, wodurch er nachweijen könne, daß die Zahl größer sei, als er angenommen habe. Er habe si von der Forst- und Justiz - Behörde scines Wohnorts nähere Mittheilung erbeten und solche in einem Auszuge aus den Negistern des Arresthauses erhalten, Diesen richtigen Angaben gemäß betrage die Zahl der an das Zuchtgericht kommenden Holz-Diecbftahlssachen jährlich 500 mehr, als er in feinem Antrage angenommen habe, so daß der zu 13,000 Nthlr, berechnete Kosten - Aufwand noch um ein Fünftel höher anzunehmen sei. Setne Be- hauptung , daß die Anzeigen von Holz-Diebstählen aus den in seinem An- trage entwickelten Gründen sich bedeutend vermehrt hätten, seitdem der Siß des Gerichts von Simmern verlegt worden sei, belege er mit einem Aus zuge aus den Negistern des dortigen Arresthauses, woraus zu exscben sei, daß die Zahl der Arrestauten seit der Auflösung des dort bestehenden Zucht gerichts um das Fünffache zugenommen, habe. Aus dem Antrage des Ne ferenten und des Ausschusses resultire, daß man auf den Antrag des Red- ners einzugehen geneigt wäre, wenn man Beweise sür die Nichtigkeit seiner Angaben habe; die Sache sci zu wichtig, als daß er sie aufgeben konne, Wenn der Landtag nicht geneigt sein sollte, seinen Antrag pure zit untcr stüßen, so möge die Bitte an des Königs Majestät gestellt werden, eine Untersuchung Ällergnädigst vero1dnen zu wollen, dann werde sich die Wahrheit seiner Angaben herausstellen, Mit dieser Untersuchung möge aber fein Laudgerichtë-Beamter beauftragt werden, da cine solche, wie ex {hon ein- mal erfahren, nicht zum wünschenewerthen Resultate führe. Er schlage vor, die Kommission aus einem Oberförster, cinem Friedensrichter und einem Landrath zu bilden. i: :

Ein Abgeordneter der Nitterschast: Die vom Antragsteller gerügten Uebelstände seicu allertings vorhanden, ob in dem Masße, wie angegeben, müsse er dahingestellt sein lassen; auffallend erscheine es ihm, daß es gerade in Simmern der Fall sein sollte. Nebrigens sci durch das vom vorigen Landtage beantragte Forststrafgeses Alles gehoben und beseitigt. Das größte Ucbel sei, daß die Förster häusig dem Dienste entzogen würden. Das Hin- gehen der Angeklagten sei unerheblich, diese ließen sich gewöhnlich in con- tumaciam verurtheilen; er fönne daher dem Antrage nicht beistimmen.

Ein Abg. der Städte: Nicht nur in Simmern, sondern in allen Thei- len der Provinz thue Abhülfe in dieser Beziehung noth; es scheine, daß n der von dem Abgeordneten vorgeschlagenen Weise die Abhülfe gesunden werde.

Der Herr Landtags-Marschall veranlaßt uunmehr die Abstimmung über die Frage: „Ob über den Zustand von Simmern in dieser Beziehung eine Untersuchung zu beantragen Fei? ‘“

Ein Abgeordneter ver Städte; Nicht für Simmern, sondern für die ganze Provinz müßte der Antrag gefaßt werden, Der Herr Landtags Marschall; Es sei diese Frage im Ausschusse nicht berathen worden, man fönne deshalb von der gewöhnlichen Negel nicht abgehen, ;

Nach mehrfacher Diskussion wmde von einem Abgeordneten der Nitter schaft vorgeschlagen, den Antragsteller selbst an den Ober-Präsidenten zu weisen und demselben den Antrag zurückzugeben, Ein Abgeordneter der Landgemeinden: Dies schließe nicht aus, die Sache als dringend und empfehlenswerth zu befürworten, Hiermit war man einverstanden ; dei Herr Landtags-Marschall bemerkte, es sei dem Antragsteller ein Auszug aus dem Protokolle zu überweisen, welcher diese einstimmige Empfehlung konsta tire, und damit sei die Sache erledigt, L

Ein Abgeordneter der Städte: Es sei sehr gewünscht worden , das Protokoll vom Strafrechte früher zu veröffentlichen, um es so bald als möglich zur Keuntniß der Provinz zu bringen. Ein Abgeordneter der Ritterschaft: Jn der Vorausseßung, daß Se. Durchlaucht der Herr Land tags-Marschall damit cinver standen sein werde, nehme er sich die Freiheit, die hohe Stände - Versammlung zu bitten, ihm die Erlaubniß zu ertheilen, das Protokoll über die Berathung des Strafgescßz-Entwurfs ausnahmsweise

außer der gewöhnlichen Reihesolge veröffentlichen lassen zu dürfen. Di

ganze Provinz sei über das Nesultat dieser Sißzung, wovon ihr noch keine | |

direkte Kunde mitgetheilt worden, voller Freudigfeit, ohne daß sie mit der Ursache dieses Jubels vollständig bekannt sei, Eine solche außergewöhnliche Veröffentlichung werde daher durch die große Theilnahme, welche die Pro- vinz daran nchme, wohl gerechtfertigt erscheinen, Der Antrag des Pro- tokollführers saud allgemeine Unterstüßung und wurde genehmigt.

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Berlin, 11. Juli. Se, Majestät der Köuig haben Allergnä- gigst geruht: Dem Geheimen Kabinets-Rath M üller die Annahme und Anlegung dcs von des Königs von Dänemark Majestät ihm verliehenen Oroßkreuzes des Danebrog - Ordens, und dem Kabinets- Rath Uhden die Annahme der ihm verliehenen Decoration als Ritter desselben Ordens ; desgleichen dem Schloß - Haupkmann von Königs- berg, ersten Kammerherrn der Königin Majestät, Grafen von Dön- h off, die Annahme und Aulegung des von des Kömgs von Sachsen Majestät ihm verliehenen Commandeur=-Kreuzes des sischen BVer- dienst-Ordens, und dem Flügel-Adjutanten, Major vou Bonin, des Ritterkreuzes desselben Ordens, zu gestatten,

Koblenz, 6. Juli. (O. P.A.ZI Nad dur den Telegraphen vou Berlin die Weisung hier ein, aus den hiesigen Königl. Magazinen so viel Frucht und Mehl als nux immer verlangt werden würde, und namentlih das Roggenmehl per Wispel für 48 Rthlr., also den Scheffel zu 2 Rthlr, nebst einem kleinen Ausf- geld für Mahllohu verabfolgen zu lassen. Diese Verordnung scheint bei dem heute hier abgehaltenen Fruchtmarkte noch nicht allgemein bekannt gewesen zu sein, indem der Scheffel Roggen daselbst noch zu 3 Rthlr. 10 Sgr. verkauft wurde, obschon dieser Preis allerdings be- deutend geringer gegen die seitherige Höhe desselben ist,

Ausland.

Deutsche Bundesstaaten.

Würzburg, 7. Juni. (N. W. Z.) Gestern Nachts gegen 10 Uhr kamen Fhre Majestät die Königin im besten

Bayern.

Wohlsein mit Gefolge hier an. Es begleiteten Allerhöchstdieselben JJ. kkf. HH. Prinz Adalbert, die Prinzessinnen Hildegarde und Alexandrine. Jhre Majestät hatten sich alle Empfangsfeierlichkeiten verbeten und seßten heute Morgen gegen 9 Uhr Allerhöchstihre Reise nah Aschaffenburg fort.

Hannover. Haunover, 8. Juli. (H. Z,) Se. Kaiserl,

Hoheit der Erzherzog Albreht vou Oesterreich (Sohn Sr. Kaiserl, Hoheit des Erzherzogs Karl) sind gestern Abend unter dem Namen

Gestern Nachmittag traf |

eines Grafen von Teschen mit hohem Gefolge auf Höchstihrer Reise in das Seebad zu Norderney hier eingetroffen, und im British Hôtel abgestiegen.

Freie Städte. Hamburg, 7. Juli. (H. B.) Es is eine General - Versammlung zur Koustituirung der Berlin-Hamburger Ci- senbahn-Gesellschaft auf den 27. d. M. in Schwerin angeseßt, Die Theiluahme der beiden Regierungen, der Großherzoglich mecklenburg= \{chwerins{chen Regierung und des Senats der freien und Hanse- Stadt Hamburg an dem Unternehmen i} amtlicher Mittheilung zu- folge entschieden, und sind die Bedingungen definitiv festgestellt. Hierdurch uud durch die Actien-Unterzeichnungen der Privaten is das zur Ausführung einer Eisenbahn - Verbindung zwischen Berlin und Hamburg im Anschlusse an die bereits volleudete Hamburg-Berge= dorfer Eisenbahn für erforderlich und zuläuglih erachtete Kapital von 8 Millionen Thaler Preuß. Courant aufgebraht und gesichert.

X X Franffurt a. M., ®. Juli, Se. Kaiserl. Ho- heit der Erzherzog Stephan von Oesterreih traf heute Vor= mittag hier ein. Zu Ehren des hohen Gastes wurde vor dem „russischen Hof“ ein Posten von zwei Mann aufgestellt, und Nach- mittags machten das diplomatische Corps, die Mitglieder der Bun- des - Militair - Kommission, die regierenden Bürgermeister und andere dazu befähigte Persouen dem Crzherzog ihre Auswartung. Von dem Gefolge der Frau Großherzogin von Baden ist ein Theil bereits 11 dem nahen Soden eingetroffen und Jhre Königl, Hoheit wurde tag- lih erwartet. Jhre Durchlaucht die Frau Herzogin Jda von Sach- sen-Weimar kam gestern hier an. = :

Bie es von dem Eintritt der warmen Witterung zu erwarten war, mehrt sich nun mit jedem Tage die Zahl der hier durcheilenden Fremden bedeutend, und ein regeres Leben gestaltet sich in den Tau nusbädern, die indessen in diesem Sommer auf eine glänzende Saison doch verzichten müssen. Noch günstiger ist der Einfluß der besseren Iitterung auf die Beseitigung des Mangels an Getraide uud Brod. Seit gestern hat endlich hier der erste fühlbare Abschlag des Getrai- des stattgehabt, und Weizen und Korn stehen 3 gl. pro Mltr. nie= driger. Wucherische Speculation wird allerdings bemüht sein, die Preise wieder hinaufzubringen, allein das wird nichts helfen, Die Aerndte naht rash heran, und sehr ansehnliche Quantitäten von Ostsee Getraide treffen in den nächsten Tagen hier ein, Diejenigen, die aufs Steigen der Getraidepreise noh in den leßteren Tagen spe- fulirt haben, werden empfindlichen Schaden leiden, j Der Umsaß in den Fonds war in dieser Woche an unserer Börse zwar uicht belebt, allein die Stimmung der ¿Fouds doch fest, Heute blieben von den bsterreihishen Gattungen, namentlich Bauk Actien uad die Lotterie-Aulehen höher. Auch die holländischen Fonds, be- sonders Jutegrale, nahmen auf den unerwarteten Amsterdamer Auf- s{hwung vom H5ten eine fühlbare Besserung, und eben so die poln schen Loose auf die höhere berliner Notirung. Troß der für Espar tero ganz ungünstig lautenden Nachrichten aus Spanien sind Ardoins heute gestiegen, weil die Spekulanten vou dem Untergange des Regenten Bortheil zu ziehen hofen. Wird ers an unserer Börse das Geld wieder flüssiger der Diskonto steht noch 4 pCt. -—— wird auch in dem Cffekten- und Wechselhandel größere Lebhaftigkeit eintreten. Bei der zuversichtlich starken Frequenz, welche die Taunus - Eisenbahn in diejem Monat »aben wird, halten sich die Actien fest, Zu der seitherigen Konkurrenz hat sich nun der Bahn eine zweite durch die Einrichtung des tägli hen Dienstes eines Bootes der Main - Dampfschifffahrt zwischen hier und Mainz entgegengestellt. Noch in diesem Monat wird aber auf dem ganzen Main der Dienst der Dampfböte geregelt sein, und vor- gestern steuerte abermals ein neues Boot nah Würzburg hier vorbei. Der Wasserstand is der Main-Dampfschifffahrt nohch? schr günstig.

Oesterreichische Monarchie.

Vie, 0. Qui, Dor: Kaiserl, Jitermueius bet der Pforte Graf von Stürmer, is nah Konstantinopel abgereist,

Preßburg, 1. Juli, Die von der Ständetafel eingekommene Adresse in Betreff der Präferentiglien und Königlichen Propositionen ist nach unbedeutenden Veränderungen angenommen wordeu, Jn der heutigen Sißung der Ständetafel ward die Verpflichtung der Prinzen und Prinzessinnen der regierenden Familie, sich die Kenntniß der ungarischen Sprache zu verschaffen, besprochen, und der zu dieser Verpflichtung gemachte Vorschlag mit Stimmen -= Mehrheit angenommen. Auch ward in den leßten Sißungen derselben Tafel fast einstimmig beschlossen, daß kein lateinisher Vortrag mehr in der Tafel geduldet werden soll. Auch unter den Kroaten hat sich cine magyarische Partei gebildet. Die jeßt durch jenen Beschluß eine Art Triumph feiert, wenn die kroatischen Deputirten, zum Stillschwei= gen verdammt, um neue Junstructionen sich an ihre Kommittenten wenden müssen. Man glaubt übrigens, daß Kroatien den Widerstand gegeu die rücksichtslose Aufdringung der ungarischen Sprache fort- seßen werde.

Frankrei dch.

Paris, 5, Juli. Die Deputirten-Kammer hat heute den Ge- sez-Entwurf in Betreff der Eisenbahu von Orleans nach Tours mit 173 gegen 64 Stimmen angenommen,

Der Moniteur parisien hatte irrthümlih die Ankunft des Prinzen und der Prinzessin von Joinville gemeldet, Das Journal des Débats erklärt heute, daß nah Briefen aus Rio Janeiro vom Anfang Mai's die Fregatte „la Belle Poule‘““ erst am 14teu dessel- ben Monats unter Segel gehen sollte, uud daß das neuvermählte Paar daher frühestens gegen den 15. Juli zu Brest anlangen könne; man erwarte aber Jhre Königl. Hoheiten in Neully nicht vor dem 20ften d. M, t : S

Der Minister des bffentlichen Unterrichts hat an die Rektoren aller Kollegien uud Akademieen der französischen Universität ein Cir- fular gerichtet, worin er sie auffordert, sich mit den geistlichen Be-= hörden und mit den ihnen untergebenen über eine würdige Feier des 13ten d. M, des ersten Jahrestages des Todes des Herzogs ‘von Orleans, zu berathen. Ju der Kapelle jedes akademischen Justituts soll eine Seelenmesse für den verewigten Prinzen gehalten werden, Die Studirenden sollen einen Feiertag bekommen, damit sie dem Got- tesdienst beiwohnen N E zu n dais in Beziehung

henden Personen sollen dazu eingeladen werden, ' M Att Bee, Sl tétaie des Vice-Königs von Aegypten, is von ‘ondon i ‘is eingetroffen.

E Die Rente: ist heute etwas gewihen , während die Notirung der spanischen Fonds besser ging; als Grund wird das Gerücht angegeben, daß Teruel in die Hände der Esparteristen gefal= len sei; au hieß es, ein Regiment von den Truppen des Generals Narvaez \ei zu Espartero übergegangen, und zu Cadix seien Englän- der gelandet. Direkte Nachrichten aus Madrid fehlen; inzwischen „oll das Haus Rothschild Nachricht erhalten haben , daß es am 2. Juli ruhig in dieser Hauptstadt war, Das Gerücht, als sei Espartero willens, unter gewissen Bedingungen abzudanken, gewinut mehr und mehr an Konsistenz.

A París, 6. Juli, Obgleich die gestrigen Beschlußnahmen der Kammer über Erhöhung des Tarifs und über Verminderung der

Schwere der Schienen der Avignon - Marseiller Eisenbahn mehr als ein Aequivalent des Bineauschen Amendements über Theilung des Ertrags zwischen Staat und Actien-Gesellschaft nah Abzug von 10 pCt. Zinsen für das von der Leßteren aufgewendete Kapital bilden, so kann sih doch das Journal des Débats noch immer nicht über diese leßtere Beschränkung der den Eisenbahn-Unternehmern in Aussicht gestellten Vor= theile beruhigen. „Durch die Annahme des Bineauschen Amendements““, sagt es heute „ist der Staat der Associé der Actien-Gesellschaft geworden, aber nur Associé für den Gewinn, was ctwas ganz Neues im Fache der Gesellshafts-Unternehmungen ist.“ Das Journal des Débats, wie man sieht, bringt die dreißig und einige Millionen, die der Staat für den Bau der Eisenbahn von Avignon nah Marseille zahlen soll, nicht in denê allergeringsten Anschlag. Dieser Beitrag existirt in seinen Augen gar® nicht, wenn es sich darum handelt, das Maß der rechtmäßigen Ausprüche®

der Actien-Gesellschaft auf der einen und des Staats auf der ande=#

reu Seite zu bestimmen, Einige dreißig Millionen! Kann man von® einer solchen Kleinigkeit auch nur reden, faun man ernstlih daran,

denken, für cine so armselige Summe einen Antheil an dem ver=

muthlichen oder möglichen Ertrage der Eisenbahn - Unternehmung für den Staat zu verlangen! Der Staat macht sich offenbar eines leoninishen Vertrags schuldig, wenn er diesen armen Banquiers der Chaussee d’Antin, die sih für das öffentliche Wohl zu Grunde richten, eine Bedingung auflegt, durch welche er sih für gewisse günstige Eventualitäten eine Vergütung für die Beisteuer jener Summe von 32 Millionen vorbehält.

Grossbritanten und Irland. _ London, 5. Juli. Die Lage des Ministeriums wird mit jedem Tage fkritisher. Die langsame, abwarteude immer einen sicheren Weg suchende Politik desselben, findet sich nicht mehr allein von den Organen der Opposition, soudern auch von den seiner eigenen Partei angegriffen. Man will das Talent Sir Robert Peel's nicht mehr anerkennen, man will ihn für einen Staatsmann zweiter und dritter Größe halten, den man im vorigen Jahee neben Pitt und Cauning zu stellen niht austand. So enthielt heute die Times einen merkwürdigen durhaus gegen das Ministerium geschriebenen Artikel, der die bisher nur leise sich mertbar machende Differenz zwischen dem hochtorgistishen Organ und dem liberal konservativen Ministerium zur vollständigen Spaltung macht, und der Whigpartei bessere Dienste thut, als alle ihre Organe zusammengenommen. Die Whig-Regierung wird dem gegenwärtigen Tory-Kabinet, ihre Thä-= tigkeit der gegenwärtigen Unthätigkeit gegenüber gestellt. „Als noch die Whigs eine starke Majorität n Parlament hatten, regierten sie init hoher Hand, brachten sie viele Maßregeln von erster Bedeutung durch -— die Reformakte, die Munizipalakte, das Zehnten-Ablösungs= Geseb, die Neger - Emaucipation, das neue Armen =-Gesez. Wenn Zrland unruhiger als gewöhnlich sich zeigte, zauderten sie nicht, ein Zwangsgeses zu fordern ; rebellirte Kanada, so unterdrüten sie den Aufstand mit prompter Entschlossenheit und Kraft. Aber die Regierung, welche ihnen folgte, scheint si darauf ge- jeßt zu habeu, der Welt die Verbindung absoluter Kraftlosigkeit mit absoluter Macht vor die Augen zu führen. Mit einer in den lebten Jahren beispiellosen parlamentarishen Stärke, stehen sie im Begriff, eine Session zu schließen, deren auf alle wichtigen Zwecke sich bezie- hende Gesebgebung ein leeres Blatt ausmacht. Die Fundamental Prinzipien ihrer beiden einzigen Haupt - Anträge, der Erziehungs- Flauseln, der Fabrifkbill und der Bill über die geistlihen Gerichte, wurden verworfenz jeder Zusaß, der dieselben zu Gegenständen öffent- lichen Juteresses machte, abgestreift, und sie bleiben jet eitle capita mortua, ein Gespötte des ganzen Landes. Und doch sind das alle, durchaus alle Früchte der vereinten Weisheit des konservativen Kabi- nets mit seiner Majorität von 100, wie sie das gegenwärtige Jahr gesehen hat. Wie soll man dies verstehen? Beobachtete “Six R. Peel nicht fast ein Jahr lang nach seiner Gelangung zur Macht ein geheimnißvolles Stillschweigen, während jeder vorausseßte, daß er irgend einen großen Entwurf einer neuen Politik, auf dessen Entwickelung die ganze Nation mit Ungeduld wartete, zur Reife brächte? Besteht nun nah allem Uceberlegen- die- ser große Entwurf in dem eitlen und einfaheu Nichtsthun? oder is er uur ein System, in langen Zwischenräumen eine so karge Dosis freien Handels zu gewähren, wie das Korngeseß und der Tarif von 1842? Das Volk wird es schon merken, wie derselbe Minister, der bis jeßt si so erstaunlich karg mit seinen eigenen legis lativen Fonds erwiesen hat, alles, was früher von denen, (oft troß seiner nachdrüklichsten Opposition) gethan ift, auf deren Trümmern er jeßt steht, wie seinen Augapfel liebt. War es denn also blos die Macht, wonach er strebte? Gab es keine Vorsäße auszuführen, um deren willen er die Macht suchte? Keine Uebel zu heilen? Keine \schlehten Geseße zu verbessern? Keinen Gefahren vorzubeugen, feine großen Thaten zu vollbringen? BVildet sih denn Sir R. Peel wirk= lih ein, daß er das Volk Englands überredete, um seinetwillen eine Regierung zu stürzen? Giebt es in seinem Konservatismus kein au= dercs Prinzip, als gerade den anzuhängen, was die Whigs thaten, und furhtsam in ihrer Richtung noh ein wenig weiter vorzugehen? Ist das der Fall, so is es Zeit, daß er erfahre, daß nicht dieser fonservative Grundsaß ihn zur Gewalt erhob, daß sicherlich nicht die- ser Grundsaß ihn daxin erhalten wird. Es is darum auch fein Wun- der, daß er mit all seiner sheinbaren Majorität so lässig im Handeln ist, denn Handlung muß nothwendig den Mann zeigen, und ein Prin- zip wie einen Vorsaß im Ko servatismus offenbaren, von wel= chem der angeblich fonservative Ministen, der jenes Prinzip nicht annimmt, unfehlbar fallen muß.“ Der Shtreiber dieses Artikels der Times beweist nun die Unsicherheit und Unthätigkeit der Regierung durch einen Blick guf díe Unruhen in Wales und Jr-= land, Ju Bezug auf die leßteren fügt er zum Schluß noch hinzu: „Sie (die Minister) haben geuug gethan, um sich felbst dafür, was sie nicht gethau haben, zu verdammenz denn dur die Entlassung der Magistratspersonen, welche den Repeal-Versammlungen beiwohnten, haben sie diese Versammlungen als dem öffentlichen Frieden gefährlich bezeihnet, und doch haben sie keine Schritte gethan, dieselben für ungeseblih zu erklären,“

Auch die Morning Chronicle verkündete gestern in einem längeren Artikel über Jrland den nicht fernen Sturz des Ministeriums, wobei das Whigblatt indeß den Minister viel glimpflicher behandelte, als das aufgebrachte Tory-Organ. Sie erklärte in ihrem Artikel die Haupt=Ursachen des irländischen Elends, die kirchlichen und Pachtver= hältnisse und gab natürlich als das Heilmittel cine auf dem bekann= ten Whiggrundsaß, die Aussöhnung mit den Volksleitern, gegründete Politik an. Das Blatt sagt dann zum Schlusse: „Wenn Sir Ro- bert Peel fähig wäre, einer solchen politischen Richtschnur, wie wir an= gegeben haben, zu folgen, so glauben wir, würde sein Ministerium von län- gerer Dauer sein, als es jeßt wahrscheinlich ist. Aber es hat sih erwiesen daß er nit ein Staatsmann für eine große dringende Noth ist. Er ver- mag standhaft genug in geöffneter Bahn vorzuschreiten, aber in neuen und entscheidenden Umständen gelangt er zu einem todten Stillstande Er ist nicht der Mann, ein großes Gute auf ein großes Risiko hin auszuführen oder sein politishes Schicksal auf eine Politik zu grün= den, die, wie immer weise und gerecht in ihrem Prinzip, in der Aus= führung gewagt is. Die Klugheit, Vorsicht, Furchtsamkeit, oder wie man es nennen mag, welhe, wie Lord Byron erzählt, Sir Robert

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Peel von allen Streichen in der Schule fern hielten, hat ihn durchs Leben verfolgt, vereitelt in einem Alter, wo Entschiedenheit unerläß- li sein sollte, alle seine Entschließungen und füllt seinen Geist mit Fehls{hlüssen und Unsicherheit. Es wird für uns gut sein, wenn wir einen Minister haben, der auf diese oder jene Weise mit sich ins Reine zu kommen und dann seine Vorsäße mit unbeugsamer Ent- \{lossenheit auszuführen vermag.“

X London, 4. Juli. Trob des drohenden Anblicks3 der An- gelegenheiten Spaniens herrscht hier do die Ansicht, daß Espartero im Stande sein wird, gegen die Jusurgenten Valencia's sih zu hal- ten und später mit Erfolg gegen die der benachbarten Provinzen sich wird wenden fönnen. So lange, als das Fort Montjuich sih hält, wird die Regierung über Barcelona und Catalonien dieselbe Gewalt behalten, die sie noch in diesem Augenblickde hat, Es is unwahr- \heinlich, daß die Streitkräfte der Jusurgenten im Osten Spanien hinlänglich organisirt sein werden, um die Generale der Königin an: zugreifen, wenn nicht ansehnliche Truppen - Abtheilungen der Streit- fräfte Zurbano's im Norden und van Halen?'s im Süden sich mit ihnen verbinden; indessen sind immer große Anstrengungen erfor derlih, diese irregulairen Haufen mit Waffen gegen das Haupt bos Staates in den Händen zu unterdrücken, und es ist klar, daß ohne wirkliche militairische Aggression ein Aufstand, der jede Verstärkung hindert und aile Communication in zwei Drittheilen der Halbinsel unterbriht, für die Regierung unheilvoll sein muß, wenn er von Dauer is, Es is spaßhaft, zu sehen, wie einige Proclama- tionen der im Aufstande begriffenen Städte ihre Feindseligkeit gegen den Regenten damit rechtfertigen, daß sie ihn der Dienstfertigkeit gegen Englaud, und England geheimer Anschläge, die Königin von Spanien mit einem Fürsten seiner Wahl zu verheirathen, anklagen! England hat größere Anstrengungen zu Gunsten der National =Un- abhängigkeit und constitutionellen Freiheit in Spanien gemacht, als in irgend einem anderen Lande der Welt; zum Dank dafür sieht man es mit so absurdem Mißtrauen an, daß die Spanier durch ihren Cifer, die eingebildeten Ansprüche der britishen Diplomatie unschäd-

lich zu machen, zur Förderung der Jntriguen Derjenigen veranlaßt

werden, welche sie selbs von ihren Gränzen getrieben, oder die eine traditionelle Feindseligkeit gegen ihre Unabhängigkeit hegen.

Die Nachrichten, welche uns mit der leßten Post aus Jndien zugekommen, sind uicht reichhaltig aber sie berehtigen zu manchen Besorguissen für die Zukunft, Die Eroberung Sind's, welche die un. mittelbare Folge einer einzigen Schlacht gewesen sein sollte und von

prahlerisher Ausshmückung durch Lord Ellenborough's Feder begleitet |

war, is noch sofern wie jemals, obschon zwei Schlachten geschlagen sind, E was Muth und Tapferkeit anbetrifft, l spiel in der Kriegsgeschihte der astatishen Nationen dastehen. Noch einmal hat die britishe Regicrung eine harte Lehre erhalten von der Unmöglichkeit, der Ausdehnung der Eroberungen civilisirter Völker in den Ländern der Barbaren ein Ziel zu seßen. Jn Scinde haben die Engländer einen ganz anderen Feind vor sich, als sie bis- her in Judien gefunden. Der Krieg, welcher jeßt dort wüthet, is dem Kriege, welchen die Franzosen in Afrika führen, ähnlicher, als irgend einem anderen. Die Hindu-Bevölkerung des Jndus-Delta is in der That der britischen Herrschaft geneigt, aber die Beludschen kämpfen mit aller Wildheit des religiösen Fanatismus und als Män- ner, die ihre politische Existenz vertheidigen, Lord Ellenborough's übereilte Erklärung, daß diese Provinzen mit dem britischen Reiche vereinigt seien, hat leider die Möglichkeit des Rücktritts abgeschnit- ten, und die Herrschaft dexr britischen Waffen muß dort um jeden Preis aufrecht erhalten werden. Hierzu kommt noch, daß allem Anschein nah das Ungewitter im Pendschab endlih zum Ausbruche kommen wird. Die Macht des Löwen von Lahore wird durch einen uneinigen Hof und einen vom Schlage getroffenen Für= sten s{lecht repräsentirt. keit wird das Signal sein zu einer Empörung in der Armee und England wird, wie gewöhnlich, genöthigt sein, zu interveniren. Die Besißnahme der Ufer des Judus und der Ströme des Pendschab durh eine friedlihe und handeltreibende Macht wird ein Vortheil

sein für die Eingebornen wie für die ganze Weltz aber in dem gegen- | wärtigen Augenblicke fühlt sich England eher durch die Größe, die |

es bereits erreiht hat, gedrückt, als daß es begierig wäre, seine I , G A e F « s) Verantwortlichkeit und seine Besißungen zu vermehren.

Sant e

WParis, 6. Juli. Telegraphische Depeschen aus Spauien. |

Bayonne, s. Juli, Bilbao hat si gestern pronuunzirtz es | hat keine Kollision stattgefunden ; eine Junta hat sih sofort gebildet. Sechs spanische Trincadurxen und ein Kriegskutter auf der Rhede von San Sebastian haben sich am 3. Jult: pronunzirt; die eine dieser Trincaduren brachte von Bilbao 20,000 Duros, bestimmt zur Sold= zahlung an die Truppen z diese kleine Flottille hat sih nach Santan= der zu gewendet.

Barcelona, 2. Juli. General Lasauca ist zum Chef des Ge= neralstabs der Armee von Catalonien ernannt worden. General Concha hat sich am 29. Juni zu Valencia auf der „Isabella Il.“ eingeshi}t, um zu Alicante und Cartagena den Ober-Befehl über die Truppen zu übernehmen. Der Regent is noch immer zu Albacete.

Varcelona, 28. Juni. Der hiesige Jmparcial meldet heut in einem Supplement Nachstehendes über die Ankunft der Generale Serrano und Gonzales Bravo in der Hauptstadt Cataloniens: „Es tet vou einer großen Volkömasse, welche sich um sie drängte und die Luft mit ihren Vivats erfüllte. dem Balkon des Hotels und hielt eine Anrede an das Volk, Er sagte, der Augeublick sei gekommen, wo alle achtbaren Leute sich er- heben müßten wie ein cinziger Mann, um den Tyrannen, dessen Ab- sichten bekannt seien, uiederzuwerfen; er fügte hinzu, er bicte zu die- sem Zwecke seinen Degen an als General und als Soldat. Er {loß mit cinem Vivat auf die Köuigin, die Constitution und die National- Unabhängigkeit. Als er zurücktrat, rief er: „Krieg gegen “die Usur- pation und die Tyrannei!“ General Bravo zeigte sh ebenfalls und sprach in gleichem Sinne zu der Mengez die Zeit sei da, mit Ener-= gie zu handeln. Er {loß mit dem Ruf: „Nieder mit dem Tyran- nen,“ und die Menge erwiederte mit Enthusiasmus: „Nieder mit dem Tyrannen ! :

General Serrano hat, nachdem ihm die oberste Junta vou Bar- celona die interimistishe Leitung sämmtlicher Ministerien übertragen, eine vollständige Amnestie, ohne Ausnahme, für Alle, welche iu Folge der politishen Ereignisse seit dem 1. September 1840 verfolgt wur= den oder auswanderten, erlassen. Alle Grade und Decorationen sol- len denen, welche dieselben verloren, zurückgegeben werden. Die Junta von Valencia hat eine gleiche Amnestie erlassen.

Die catalonischen Truppen sind über Cervera hinausgegangenz ihr rechter Flügel stüßt sich auf Guisona, eine starke Position bei Agramunt , ihr linker Flügel auf Gramonti, Die Truppen Sceoane's und Zurbano's halten Tarrega und Agramunt besezt, um Balaguer zu decken, welches am Segre, acht Lieues von Lerida, liegt. Wenn es den Jusurgenten gelingt, Balaguer zu 1 Ta und über den Segre zu gehen, können sie in Ober - Aragonien festen Fuß fassen und sich

j und Murcia ernaunt worden is.

| soll jedoch von der Mehrheit zurückgewiesen worden sein.

Schir Singh's Tod oder absolute Unfähig- | marschiren,

l | | | | | | | | | | | | begaben sich diese Generale in das Hotel der vier Nationen, beglei- | | General Serrano erschien sodann auf l l | | | | | j | |

mit den Milizen des Aranthales, deren Erhebung die Bewegungen Seoane's sehr hemmt, in Verbindung seßen. An die Eroberung eines Plaßes wie Lerida können die Catalonen nicht denken, wenn ihnen nicht eine Revolte der Besaßung dazu verhilft.

Madrid, 28. Juni. Ein Schreiben aus Albacete vom 25sten enthält Folgendes: „Diesen Morgen sahen wir den Herzog von Vitoria in einer Postchaise, begleitet von einer Schwadron Ka- vallerie, hier einfahren. Er i bei Herru Alfaro, welcher Sr. Hoheit sehr ergeben is, abgestiegen. Bei seiner Fahrt durch die Stadt war kein großer Enthusiasmus bei der Bevölkerung wahrzunehmenz der Vivatruf war nicht sehr zahlreih. Aus diesem Grunde vielleicht er= schien der Herzog nicht, wie er doch in auderen Städten gethan, auf dem Balkon, sich dem Volke zu zeigen. Am Abend traf das Garde- Regiment Sr. Hoheit, die Jäger von Luchana, mit der Artillerie ein. Die Märsche scheinen sehr anstrengend gewesen zu seinz die Truppen waren sehr ermüdet; sie haben viele Kraufe zu Ocang und Corral de Almagua zurückgelassen; einige sogar sind in Folge der außer-= ordentlihen Hiße verschieden, unter Anderen auch der Kom-= maudant der Csforte des Herzogs, der Oberst Villar. Den Regenten begleiten der Kriegs-Minister, Herr Gurrea, und der Gene= ral Rodriguez Vera, welhex zum General - Capitain von Valencia Die Mitglieder der Junta von Albacete, ein Theil des Stadtrathes und der Miliz, so wie das Bataillon, welches sih pronunzirt hatte, säumten nicht, sich vor der Ankunft des Regenten zu entfernen. Die am meisten kompromittir= ten Judividuen und das Bataillon haben sih nach Valencia gewandt, um die Streitkräfte dieser Stadt zu verstärken; die übrigen haben

a , ' “1 x í 7 y | sich mit einem gehörigen Vorrath von Lebensmitteln, theils in das

Fort von Chinchilla, vier Lieues von hier auf der Landstraße nach Murcia, theils in das Schloß de Las Penas de San Pedro, in einer Entfernung von sechs Lieues nah den Gebirgen von Alcaraz hin, eingeschlossen. Das Fort von Chinchilla is von dem General Vera vergebeus aufgefordert worden, sich zu ergeben, So eben langt der Ueberrest der Division des Regenten an. Sie zählt noch nicht ganz 6000 Mann. Es is nicht wohl anzunehmen, daß Espartero mit \o gerivgen Streitkräften in die, wie es heißt, zum entschiedensten Widerstande entschlossene Provinz Valencia werde vorrücken können. Die Milizen der Gränzdistrikte von Va= leucia sammeln \sich in der Sierra de Bujaron, um dem „Präten= denten‘ den Durhmarsch durch den Engpaß von Almansa streitig zu machen. Auf dem Land und in den Gebirgen wird Espartero nur der Prätendent genannt z die Jusurgenten haben sorglih das Gerücht verbreitet, der Siegesherzog wolle sich die Königskrone auf das

ohne Bei- | Haupt seßen. Die Truppen haben keine Ordre zum Abmarsch guf

morgen. Wakhrscheinlih wird der Regent einige Tage hier ver= weilen, um Verstärkungen abzuwarten. Die Truppen sind auch nicht von großer Kampfesziße erfüllt; eben so wenig ist etwas von einer heiteren Stimmung unter ihnen wahrzunehmen; die Chefs machen bedenkliche Mienen. Niemand in der Stadt wagt es mehr, sich von den politischen Ereignissen zu unterhalten; man begegnet nur düsteren Blicken.‘

Z Madrid, 30. Juni. Ju der Versammlung, welche die Bataillons-Chefs der hiesigen National-Miliz gestern hielten, wurde von einigen darguf angetragen, mehrere der reichsten und angesehen= sten der hier wohnenden Personen in Verhaft zu nehmen, um sich ihrer als Unterpfänder gegen etwaige von Seiten der Jusurgenten zu begehenden Gewaltsamkeiten bedienen zu können. Dieser Antrag Darauf beschlossen sene Herren, die für jeßt die geseßgebende, vollziehende und richterliche Gewalt in sich zu vereinigen scheinen, der National= Miliz von Madrid und der Umgegend vorzuschlagen, auf Burgos zu um das dortige Prouunciamiento zu unterdrücken. Zu diesem Bebuse sind auf heute sämmtliche Offiziere der Miliz zu einer Versammlung berufen worden. Seit vorgestern wird die Kü= nigin bei ihren Spazierfahrten niht mehr von Linien = Kavallerie, sondern von der der National - Miliz eskortirt.

Der Regent hat mehrere Offiziere von den thn begleitenden Truppen als verdächtig hierher zurückgeschickt, und ein Dekret er= lassen, fraft dessen alle ihm treu gebliebenen Truppen, vom Obersten bis zum leßten Unteroffizier, um einen Grad befördert werden, und alle Soldaten ein Ehrenzeichen, und ein Jahr ihrer Dienstpflicht er= lassen erhalten. Die Junten haben zum Theil den sih ihnen an=

| schließenden Truppen dieselben Vortheile bewilligt, so daß Niemand

sth beklagen fann.

Der Regent scheint übrigens sehr lange in Albacete verweilen zu wollen, denn er hat dem General van Halen befohlen, dort mit den Resten seiner Truppen zu ihm zu stoßen. Dieser erklärte ihm aber, vor dem 5. Juli nicht dort eintreffen zu können. Die Unthä-= tigkeit, welcher der Regent sih überläßt, ist um so unbegreif= licher, je rascher und ausgedehnter die Fortschritte sind, welche seine Gegner machen. Die Junta von Valencia hat ein Opera= tions = Corps von 15 Bataillonen und 6 Schwadronen Linien= Truppen organisirt, 20 Kanonen auf den Wällen auffahren L und, während man in des Regenten Hauptquartier abwartet, daß in Valencia eine Reaction stattfinde, bemächtigen sih die Jusurgenten aller dorthin führenden Pässe, ordnen eine Ueberschwemmung der Huerta an, und renen darauf, daß die Jusurgenten Cataloniens ihnen zu Hülfe kommen werden.

Diese Unthätigkeit, in die Espartero versunken is, und die in geradem Widerspruche zu den Verheißungen steht, die er bei sei=- nem Abmarsche verkündete, berechtigt fast zu der Vorausseßung, daß es mit seiner Drohung, die Regentschaft in die Hände der einberu- fenen Cortes niederlegen zu wollen, ernstlich gemeint sei. Die amt= lihe Gaceta sagt heute Folgendes:

„Die von den Generalen Zurbano und Seoane veröffentlichten Aufrufe, das jüngste Manifest Sr. Hoheit, und die vorgestrige Er= flärung im amtlihen Theil unseres Blattes, bezeugen auf die feier= liste Weise, daß der Regent des Reiches fest entschlossen i, vor den einberufenen Cortes das geheiligte Unterpfand niederzulegen (re- signar), welches sie ihm anvertraut haben, und daß weder Gerechtig- feit, noch das Gemeinwohl, noch auch seine eigene Würde ihm ge- statten, es der Anarchie und der Rebellion zu übergeben.“

Diese Erklärung muß hier um \o mehr überraschen, da Niemand in dem jüngsten Manifeste des Regenten eine solche Absicht angedeu- tet finden kanu, dieser vielmehr in allen seinen öffentlichen Anreden und Proclamationen ausdrücklih versprach, die Ruhe binnen kurzem wiederherzustellen , und „, Alles niederzutreten, was sih ihm entge- genstellen würde.“ Hätte der Regent zugleih mit der Entlassung des Ministeriums Lopez und der Auflösung der Cortes die jeßt ange- deutete Absicht ausgesprochen, so wäre dem Lande vermuthlih eine große Verwirrung erspart worden. Nun aber erblicken seine Gegner deren ursdrüingliche Verwegenheit unter den vom Feuer des Monjuid bedrohten Mauern Barcelona's bis zu Erstaunen erregender Tha gesteigert wurde, in einer solhen Erklärung nihts anderes leßte Ausfluht des Kleinmuthes. „Die Nation hat ben K zweimal binnen eines tee Jahres auflösen sehen und if Wt daß er zwanzigmal aufgelöst werden wird, VELEM sich dem Willen des Regenten anschmiegen: fn

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