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vorgenommen hatte, wird vielleiht sehr s{hwierig werden, da man ihn ín diesem Augenblicke für sehr gewagt hält.
Das Herzogthum zahlt jeßt der Regierung 1,800,000 Fl. ; aber es genießt aller Vortheile hinsichts des Handels, des Ackerbaues und der Industrie, die Holland ihm zu bieten vermag. Eine gründliche Prüfung der materiellen Juteressen von Limburg hat viele an sich unhaltbare Ansichten vershwinden lassen, und man betrachtet die Frage gegenwärtig aus ihrem wahren Gesichtspunkte. :
“Da die Allianz des isolirten Herzogthums mit Belgien unaus- führbar is, so würde eine Handels - Verbindung des ganzen König- reichs der Niederlande mit Belgien, von dem es gewaltsam getrennt worden, dem Herzogthume Alles gewähren, was cs nicht durch den Mund seiner Bevollmächtigten, sondern wegen der Bedürfnisse der ganzen Bevölkerung so schnlich wünscht. Es wäre daher die Sache der Regierung, dem Herzogthum Limburg zu Hülfe zu kommen, dessen Haupt - Interessen mit seiner Verbindung mit Holland eng ver- knüpft sind.
Die Meisten, welche eine Trennung wünschten, sind nun ganz erstaunt über ihren früheren Jrrthum und erblicken jeßt in dieser projeftirten Maßregel den Untergang ihres Handels, ihrer Jndustrie, ohne daß ihnen dafür eine Entschädigung zu Theil würde. Die Provinzial-Stände von Limburg wagen nicht, diese große Frage zur Sprache zu bringen; vor vierzehn Tagen hätte man auf das Ge- gentheil gewettet.
In den lebten Tagen ging im Haag das Gerücht, es werde in furzem ein Plan zur Reorganisirung der Armee erscheinen, Es han- „delt sich angeblih darum, die Kosten des Generalstabes von zehn Bataillonen zu vermindern und mehrere sehr alte Offiziere zu pensioniren.
Es ist von neuem die Rede davon, daß der Minister der aus- wärtigen Angelegenheiten ausscheiden werde und durh den Staats- Minister van Zuylen van Nyeveldt, der gegenwärtig mit den Ange- legenheiten des protestantischen Kultus beauftragt ift , erseßt werden solle, Es wäre dies eine Ersparungs-Maßregel, wodurch die Direc tion des Kultus mit den Geschäften des Ministeriums des Junern vereinigt würde,
Der Geseß-Entwurf über die Organisation der Gerichte wird der zweiten Kammer bald vorgelegt werden, obgleih er von dem Staats =Rathe nicht eben günstig aufgenommen worden is, Man glaubt, daß Privat= und Provinzial=Jnteressen mehr als einen De- putirten veranlassen werden, sich gegen die Reform zu erklären.
Die Arbeiten der Gränz =Kommission in Limburg und Flandern sind endlich beendigt. Das Geschäft, welches anfangs so leicht schien, hat sich in die Länge gezogen ; von zwei Seiten haben sich Schwie- rigfeiten ohne Zahl erhoben, und diese beiden Stückchen Land kom- men den beiden Königreichen theuer zu schen.
Pan n.
Paris , 8. Juli. Telegraphische Depeschen aus Spanien.
Bayonne, 7. Juli. Madrid war ruhig am 4. Juli Morgens. Am 2ten hatte man die Oppositions - Journale guf der Post uicht mehr angenommen, Am Zten haben diese Journale zu erscheinen aufgehört. Der Regent war am 30. Juni noch zu Albacete. Cata-= layud, Santona und Salamanca haben sich pronunzirt, Am 6. Juli Abends hat sich die Garnison von St, Sebastian in den Kasernen pronunzirt; sie hat die Nationalmiliz, welche die Citadelle besetzt hält, aufgefordert, sih ihr anzuschließen, Man erwartet das Er= gebniß dieser Einladung.
Valencia, 2. Juli, General Narvaez hat gestern Murviedro verlassen, um sich nah Segorbe und von da nach Teruel zu begeben. Der Regent hielt Albacete und Chinchilla besetbt.
Barcelona, 4 Juli. General Seoane war zu Lerida. Das gegen den Regenten ergangene Abseßungs-Dekret und das Manifest des Generals Serrano an díe spanische Nation siud in allen Straßen Lerida’'s angeschlagen worden.
Von der spanischen Grenze, 3. Juli. Wenn auch bis jebt die Gerüchte von einer Abdankuug Esparteros sich noch nicht bestätigt haben, so erwartet man doch allgemein keine andere Ent- widelung der Junsurrection, deren Schauplaß Spanien is, Aus Valencia schreibt man vom 28., daß sich Narvaez mit 16 Ba- taillonen nach Teruel zu begeben beabsichtigte, um alle Communica- tionen zwishen Catalonien ünd dem Regenten abzuschneiden. Ande- rerseits sollte Concha die Streitkräfte von Cartagena und Alicante organisiren, um Espartero die Küsten zu versperren, da derselbe, wie es hieß, im s{limmsten Falle auf englishen Schiffen Zuflucht suchen wolle. Der Chef des Generalstabes, Pezuela, und der Brigadier Shelly sollten sich mit einer Anzahl Bataillone dem General Van Halen entgegenwerfen, um dessen Verbindung mit Espartero zu ver- hindern, Die Ausführung dieses Planes wird den Regenten, wofern dieser noh einige Tage in seiner Unthätigkeit beharrt, in eine äußerst fritische Lage verseßen. Ju Barcelona i jeßt die Miliz vollständig organisirt, Mit dem Dampfboot „Delphin““ waren 15,000 Flinten und große Quantitäten Patronen von Cartagena eingetroffen, Nach Girona sind aus dem Fort von Figuieras sechs Kanonen und 150,000 Patronen gebracht worden, Jn allen insurgirten Städten werden mit großer Thätigkeit alle möglichen Vertheidigungsmittel organisirt.
Barcelona, 2. Juli. Der Brigadier Castro hat der Junta seine Entlassung als kommandirender General der Truppen einge- reiht, weil er es übel genommen hat, daß die Junta ihm einen Emissair über den anderen \ick, damit er die Feindseligkeiten be- vas Seine Ernennung zum General-Major von Seiten der Junta at er niht augenommen, damit man ihm nicht den Vorwurf machen könne, er habe \ih der Bewegung aus Ehrgeiz angeschlossen. Man glaubt jedoch, er werde sein Kommando behalten, und da er son rüher von dem General-Capitain verlangt hatte, ihm einige Stabs= ssiziere beizugeben, \o sind die drei Brigadiers, Don Jgnacio E Arbuthnot und Castellar mit der Post nach Cervèra ab- Die oberste Junta hat bekannt gemacht, daß diejenigen Steuer- iu ; V ) gen Steuer- pflichtigen, welche mit der Zablüna ibres, nber e rücständig sind und denselben nicht innerhalb 24 Stunden entrichten, verhaftet werden sollen und das Doppelte zu zahlen haben, i i
Valencia, 29. Juni. Heute A : rationen beginnen, um den Regenten E M O p R Kriegs - Minister Don Francisco Serrano, den man täglich hier er- wartet, wird sich persönli auf die große Straße na ch Madrid ‘au
eben, um die Operationen zu leiten und mit den zahlreichen Str itz räften, die unter seinem Oberbefehl si vereinigen werden den Re- an le f lange zu verfolgen, bis dem Lande die Ruhe wieder- egeben ist. E Gestern hat die Junta einen außerordentlichen Courier an die Mitglieder des Ministeriums Lopez abgesandt, um sie aufzufordern sich nach Valencia zu begeben. '
XX París, 8. Juli. Die Barceloneser Blätter, die wix heute bis zum 2ten empfangen haben, enthalten eine Reihe mehr oder weniger wichtiger oder interessanter Bando's und Verfügungen
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der revolutionairen Behörden. Die Junta von Barcelona, die sich troß der feierlihen Einseßung der provisorishen Regierung noch im- mer nicht entwöhnen fann, im Namen und an der Stelle der Staats- gewalt zu handeln, hat durch eín vom 1. Juli datirtes Dekret den Regiepreis des Tabacks auf 16 Realen für das Pfund herabgesett, „weil““, sagt sie, „der bisherige Preis zum Nachtheile der öffentlichen Moral und zum Schaden der Staats-Finanzen den Schmuggelhandel begünstigte.“ Neben dieser ohne Zweifel sehr populairen Maßregel sehen wir aber eine neue und dringendere Drohung gegen die- jenigen, welche die ihnen aufgelegten Beiträge zu der in Bar- celona ausgeschriebenen Zwangs - Anleihe von vier Millionen Rea- len noch niht geleistet haben, wie dies laut der bitteren Klagen der Junta, erst von dem kleinsten Theile der in Anspruch Ge- nommenen geschehen i. „Alle Anleihepflihtigen““, sagt die Junta in 1hrer fraglichen Bekanntmachung, „welche ihren Antheil noch nicht eingezahlt haben, und die ihn nicht binnen 24 Stunden entrichten, werden gefänglih eingezogen werden, und haben das Doppelte der ihnen zugefallenen Summen zu erlegen, Die Junta macht zu gleicher Zeit bekannt, daß sie beschlossen hat, die Namen der Säumigen öffentlich anschlagen zu lassen, und daß sie, um die Vollziehung der gegenwärtigen Verfügung zu sichern, bewaffnete Mannschaft bereit hält, welche die benahbarten Dörfer und Landhäuser durhsuchen Ir
Jnhaltschwerer noch sind zwei von dem General Serrano in sei- ner Eigenschaft als provisorische Regierung erlassene Verordnungen, welche fast alle regentschaftliche Regierungs-Handlungen, theils vom ersten Ausbruche des Aufstandes in Malaga (23. Ma, theils von der Veröffentlichung der fraglichen Dekrete an, für null und nichtig erklärt. Das erste gilt von allen Anstellungen, Beförderungen, Verleihungen von Titeln und Graden, die Espartero seit dem bezeichneten Augenblicke vorge nommen hat. Ausgenommen sind die kraft des Dienst-Alters cinge tretenen Beförderungen, und die provisorische Regierung behält sich außerdem vor, die für ungültig erklärten Handlungen in einzelzen Fällen zu bestätigen. Für die Finanz =- Maßregeln der regentschaftli- hen Regierung is die Nichtigkeit vom 1. Juli an ausgesprochen. Wer von diesem Tage an der Madrider Regierung Vorschüsse macht, verliert sein Kapital, das zu Gunsten des Staats klonsiszirt wird, wer Steuern an die Beamten Espartero?s® entrichtet oder sonstige Zahlungen an dieselben leistet, hat dieselben noÞ cinmal zu machen, wer Kontrakte mit dem Regenten abschließt oder erneuert, kann feine Rechte aus denselben ableiten; zuleßt werden alle Staats Papiere, Schuldscheine, Schaßscheine, Anweisungen und Wechsel, welche die Regierung vom 1. Juli an ausstellt, für null und nmchtig erklärt.
Der General Serrano seinerseits läßt es nicht an Beförderun
gen zu Gunsten der Anhänger des Aufstandes fehlen, Der Jmpar- cial vom Lten enthält ein langes Verzeichniß von militairischen Er nennungen. Wir heben aus demselben nur die des christinishen Generals de la Concha zum Ober - Befehlshaber der Jusurrections- Truppen in Sevilla und Granada und die des Generals Narvaez zum General =- Capitain von Valencia — ein Posten, den ihm übri- gens schon die Junta dieser Stadt verliehen hatte — heraus. Der Allminister der Revolution hat übrigens Barcelona am 1sten in Begleitung des Herrn Gonzalez Bravo, Erxdeputirten für Badajoz, verlassen, um \sich in das Haupt =- Quartier des den Generalen Seoane und Zurbano gegenüberstehenden Jnsurrec- tions-Heeres zu begeben. Dies war am 28. Juni in Folge des Rückzuges der Generale Espartero’s nah Lerida, bis nach Cerva vorgeschoben worden. Der von der Junta von Barcelona zum Brigadier ernannte Oberst Prim stand mit dem Vortrabe des Heeres in Tarrega, Verda und Villageara, und er hatte 2 Bataillone Milizen abgeschickt, um das Feuer in dem catalonischen Hochlande zu shüren. Von den Truppen Zurbano's sagt ein barceloneser Blatt, daß sie so demoralisirt seien, daß Zurbano auf dem am 28sten vor= genommenen Rückzuge von Tarrega uach Lerida genöthigt gewesen, mit seinen Offizieren den Nachtrab zu schließen und die Soldaten durh Säbelhiebe vorwärts zu treiben. Zurbano, sagt der Jmparcial, fann sich nur auf 3 Bataillone Jufanterie und auf 2 Schwadronen Reiterei, von denen eine durch scinen Sohn kommandirt wird, ver- lassen; seine übrigen Truppen werden nur durch Gewaltmittel unter der Fahne festgehalten. Nach unverbürgten Angaben waren die Ge- nerale Seoane und Zurbano am 30sten mit den Vorbereitungen zum Aufbruche aus Lerida beschäftigt. Seoane soll übrigens der Regie- rung seine Entlassung eingereiht haben, die indessen niht angenom- men worden ift,
Die durch den gestrigen Telegraphen gemeldete Maßregel der Madrider Regierung, den Oppositions-Blättern die Versendung durch die Post zu verweigern, war fast vom Anfange des Aufstandes an durch den ministeriellen Patriota dringend angerathen worden. Die- ses Blatt berief sih darauf, daß kein Artikel der Verfassung der Re- gierung zur Pflicht mache, die Post zur Verbreitung der ihr feinds\e- ligen und auf die Untergrabung aller öffentlichen Ordnung hinarbei tenden Zeitungen und sonstigen Druckschriften herzugeben, Die G a- ceta de Madrid und der Espectador bekämpften lange diese so wie alle übrigen von ihrem ministeriellen Collegen, dem Patriota, vor- geschlagenen Ausnahms-Maßregeln, und es schien, daß die Regierung entschlossen sei, sih weder von dem Geiste noch von dem Buchstaben der Verfassung zu entfernen. Um \o auffallender is aber der frag- lihe Schritt jeßt in einem Augenblicke, wo es offenbar viel zu spät ist für die besten Wirkungen, die man früher von demselben etwa hätte erwarten fönnen. Was die Einstellung des Erscheinens der Oppositionsblätter betrifft, so war dieselbe von ihnen im voraus für den Fall beschlossen worden, daß die Regierung auf den Vor= chlag des Patriota eingehen sollte,
N. X P.
_ Paris, 8. Juli. Fast in den sämmtlichen Staaten von Süd=- Amerika herrs{cht Bürgerkrieg und Anarchie mit geringen Unterbre= hungen. Auch in Nieder = Peru is, nach den leßten über Panama eingetroffenen Nachrichten aus Lma bis 29. März, eine neue Re- volution ausgebrochen, und so verblutet sich das von der Natur so reich ausgestattete Land, das unter einer geordneten stabilen Regie- rung der unermeßlichsten Fortschritte fähig wäre, an inneren Konvul= sionen, die jedes Emporkommen absolut unmöglih machen. Bor fur= zem erst habe ih Jhnen über den Sturz des Generals Torrico be- richtet, der sih durch einen Schlag der Ueberrashung, ohne Blut= vergießen zu verursahen, an die Spibe der Republik gestellt hatte, aber bald den vereinigten Angriffen seiner Gegner wieder weichen mußte. General Lafuente hatte sich an seiner Stelle an die Spibe der Regierung gestellt, und den zugleih zum General beförderten Obersten Vidal, der mit ihm gegen Torrico verbündet gewesen war, als Vice[-¡Präsidenten sich beigesellt. Nun is aber auch Lafuente?s Herrschaft schon wieder zu Ende, er sah_sih gezwungen, aus dem Lande zu entfliehen und eine Zuflucht in Chili zu suchen, wohin er sich auf einem Dampfschiffe der Gesellschaft für den Dienst auf dem Stillen Weltmeer einschiffte. Der Oberst Vivanco, der früher von dem Präsidenten Gamarra geschlagen worden, worauf Gamarra sei- nerseits ebenfalls aus dem Lande verbannt, nah Bolivia gegangen, dort aber im Kampfe gegen seine Gegner gefallen war, ist nun von der Armee d, i, von den einigen hundert Mann, welchen man diesen pom-
pösen Titel giebt, und dem Volke einmüthigzur Präsidentenstelle berufen worden. Glücklicherweise ist diese Revolution, wenigstens was die Hauptstadt Lima betrifft, ganz unblutig vorübergegangen. Die dortigen Blätter ent- halten noch zahlreiche Berichte über revolutionaire Bewegungen und Komplotte zu Mordthaten im Staate Bolivia, Unter anderen war ein Komplott angezettelt, aber glücklicherweise entdeckt worden , wel- hes die Ermordung des Generals Baillivian zum Ziele hatte, der jeßt die Präsidentenstelle bekleidet, Man kam der Sache auf die Spur in dem Augenblicke, als das Komplott eben zur Ausführung fommen sollte, Es scheint, daß die Neffen des früheren Präsidenten Generals Santacruz an der Spibe dieses Mordplanes gestanden hatten. Die vorzüglichsten Rädelsführer wurden sofort nah kurzem Prozesse erschossen.
Angekommene Fremde.
Hotel de Prusse, du Moulin, General-Lieutenant a, D., Excellenz, aus Grüneberg.
Hotel de Rome. Graf von Bose, Königlich sächsisher Hof-Marschall, nebst Familie, aus Mitau., i
Meinhardt’'s Hotel. Freiherr Th. von Manteuffel, Regierungs Vice - Präsident, nebs Gemahlin, aus Stettin. Graf M. von Saintejenois, aus Wien. Graf M. von Saurma, Königlicher Kammerherr und Nittergutsbesizer, aus Loskewiß in Schlesien. H
Kronprinz. von Schrabisch, Hauptmann a, V, und Rittergutsbesiter, aus Liebenfelde. E E O
Hotel de St. Petersbourg. von Dirings8hofen, Nitterschafts
“ Direktor, nebst Gemahlin, aus Schomen. : :
Hotel de Brandebourg. Neander, Oberst, aus Königsberg in Pr,
Hotel de Russie. Negrelli, K. K. Oesterr. General-JInspektor der
© Staats - Eisenbahnen, aus Dresden, von Wißmann, Regierungs Präsident, aus Frankfurt a. O.
British Hotel, Freiherr von Löwenklau, Gutsbesißer, nebst Gemah lin, aus Schwerin. Baron von Eckardtstein, Nittergutsbesißer, nebst Familie, aus Falkenhagen. Baron von Malyahn, Gutsbesißer, aus Schwerin.
Rheinischer Hof, Dr. LonDaniels, Geheimer Ober-Revisions-Rath, aus Köln. Be ck, Major a. D., aus Breslau.
Jn Privathäusern. von Goertzke, Major a. D., aus Beuthen, bei Doebes, Jerusalemerstr. Nr, 29, Frau Kriminal - Direktor Sucro, aus Magdeburg, bei Costenoble, Jerusalemerstr. Nr. 39,
E
Meteorologische Beobachtungen.
1843. | Morgens | Nachmittags | Abends Nach einmaliger 12, Juli | G Ubr. 2k 10 Ubr. | Beobachtung.
Luftdruck .... [307,01 Par. 33782 Par. '€ 35,6 L : Par. | Quellwärme — R. Luftwärme |+ 19 1 B t 19, "G R.—+ 16, 1° R.| Flusswärme 16,5° R. Thaupunkt .., + — R. + — R. -+- = R dite — R. Dunstsättigung | — POt, | «— POt; | — pCt. | Ausdünstuns — Rh. Welte ire | heiter. | heiter. jetw bewölkt.| Niederschlag — Rb. F «5 | NO, | NO. | NW. | Wärmew echsel — R. Wolkenzug. ..| unbewölkt, | NO | NW.
Tagesmittel: 336,91 Par... +16,96° R... +—R... — pt
B erliu e t B. 0 8e
Den 13. Juli 1843. | | 1 | » 4 8 Fonds. |ch| Pr. Cour. Aclien. M : T 5 ees l | _" | Brief. | Geld. | | Brel | Geld, | Gem. St. Schuld-Sch. |33| 104 | 103% [Brl. Pots. Eisenb. 5 — 140 Pr. Engl. Ob1.30.| 4 | 103 | 1025 ao. do. Prior.Obl.| 4 1035 Präm Sch.d.Seeb. —| 9 | — Mgd. Lpz. Eisenb.|— 725 F 5 Kur- u. Neumärk. do. do. Prior. Obl.| 4 104 1033 | Schuldverschr.!3Z 102 || ——- Berl. Anb. Eisenb.|— — — | 1487 Berl. Stadt-Obl. 35 1037 | — do. do. Prior. Obl.| 4 —— 1037 à Danz. do. in Th.—| 48 | — JDüss.Elb. Eisenb.| 5 | S827 — 1475 Westpr. Pfandbr. 35 102% 102 A do. do, Prior. Obl.! 4 95% — Grossbh. Pos. do.| 4 — 106% Rhein. Eisenb, 5 78% X do. do. C % 1015 —— do. do. Prior. Obl.| 4 -— 96 Ostpr. Pfandbr. 35 1047 | 103% Br]l. Frankf. Eisb.| 5 | 129 28+ | Pomm. do. c z 1037 — fdo. do. Prior. Obl.| 4 _— 103% | Kur- u. Neum. do./35| 103% | — |Ober-Schlesische| | | Seblesiscbe do. |35 _— 1013 Eisenbahn. |4 | 1147 1137 Gold al maroo l Brl.-Stet.E. E Ges — ‘ : é 97/1 c do. do. do. Lt.B.|—| — -—— Friedrichsd'’or. — 137 Ié 19 1 | 4 s» my, | L 200. U0 abge-| And.Gldm. à 5 Th. — 125 | 5 ina. 116 114 Discouto. _—| 3 | | | Pr. Cour. W echsei- Cours. | Thle. zu 30 Sgr. | Brief. | Geld. Ae s oe E C S O P 250 FI | Kurz | 142 | ia do. «e ZOU Pl | 2 Met. | 1417 | —— Hambur eee buon 6m N . 300 Mk. | Kurz l — I S0L E 200 M 2M — 1495 O eia Sie ss . F LSC [0 Mt. 6 262 6 26% Pas +524) 0 ooooo 000,009 0014 300 Fr. | 2 Mt. | 80% S0Z iu A 160 2M O4 E Augsburg ....... 150 FI. | 2 Mt. 102% | aus O SIA ¿orre 100 Thlr. | 2 Mét. 995 | 994 è Tace | Gg Leipzig in Courant im 14 Thl. Fuss.. 100 Thlr. Z rag ‘9056 | 00 Frankfurt a. M: WZ. ereien c O0 FL 2 Mt. — 56 28 3 Woch. —- s
Peter «cs ep ce 4 d e M E S bis 100 SRbI. | C | 10723
Auswärtige Börsen.
Antwer Pen, 8. Juli. Zinsl. 5. Neue Anl. LTN:
Hamburg, 11. Juli. Bank- Actien 1670. Engl. Russ. 1112,
P aris, 8. Jul. 5% Rente fin cour, 121. §5. 3% Rente fin cour. §0. 25. 5% Neap], au compt. 106. 10. 5% Span. Rente 27. Pass. 43.
Wien, 8. Juli. 5% Met. 1107. 4% 1003. 3% 76%. Bank- Actien 1623. Anl. de 1834 1425. de 1839 1115.
Königliche Schauspiele.
JFreitag, 14. Juli. Jm Schauspielhause: Das Testament des Onfels, Schauspiel in 3 Abth., nah dem Französischen, von Römer. Hierauf: Das Solo - Lustspiel, in 3 Akten, von M. G. Saphir. Personen: Dlle. Stich. |
Sonnabend, 15. Juli. Im Schauspielhause: Doktor Wespe.
Sonntag, 16. Juli. Jm Opernhause: Auf Höchstes Begehren : Die Stumme von Portici. (Herr Schmeber: Masaniello, als Gast- rolle. Herr Bötticher: Pietro.)
Preise der Pläße: Ein Billet zu den Logen des ersten Ranges 1 Rthlr. 10 Sgr. 2c. -
Jn Charlottenburg: Der Ruf. Hierauf: Onkel Brand.
Montag, 17. Juli, Im Schauspielhause: Das zugemauerte Fenster. Hierauf: Der reihe Mann. Dienstag, 18. Juli. Jm Schauspielhause: Don Carlos. (Herr Grunert : Philipp, als Gastrolle.)
Mittwoch, 19. Juli, Kein Schauspiel.
————_.E E —— Verantwortlicher Redacteur Dr. J, W, Zinkeisen.
Gedruckt in der Decker schen Geheimen Ober-Hofbuchdruckerei,
Beilage
Inland. Landtags - Angelegenheiten.
Nhein- Provinz.
_ Düssseldorf , 19. Juni. Einundzwanzigste Plenar- S1bung (Schluß). Als der Herr Landtags - Marschall bemerkte : ,„„Da man nun mit dem Kommunal Entwurf zu Ende sei, o erkläre er die Berathung für . , ,“ unterbrah ihn ein Mitglied der Ritter= schast mit der Bitte, ehe Se. Durchlaucht das Wort „geschlossen“ ausspreche, ihm noch einige allgemeine Bemerkungen über den der Berathung vorgelegenen Entwurf der Kommunal-Orduung zu Proto- toll geben zu dürfen, worauf er Folgendes vorträgt:
„Wenn es vor Berathung der neuen Kommunal - Ordnung noch eines Beweises dafür bedurft hätte, wie tief dieses Geseß in alle Verhältnisse ein greife, so sei dieser Beweis durch die Lebendigkeit der vor Ihren Augen stattgehabten Erörterungen über den vorliegenden Entwurf vollständig gelie fert, Der Zweck — fährt der Nedner fort den wir als das gemein same Ziel aller unserer Bestrebungen erreichen wollen, is durch die Worie „Freiheit und Ordnung“ bezeichnet; und wenn wir über die zu wählenden Mittel in vielen Fällen, und selbst bei wichtigen Prinzipienfragen nicht ein verstanden waren, so hat das meines Erachtens nur darin seinen Grund, daß eben die Begriffe von Freiheit und Ordnung und was daraus hervorgehen soll, nicht scharf genug geschieden wurden, Waren aber auch diese Ansichten verschie den, so haben Sie, wie dies eine lovale Diskussion erheischt, jeder Meinung ihren Platz gestattet, Am Schlusse unserer Verhandlungen nehme ich die- ses Necht nochmals für mich in Anspruch, um cinige allgemeine Beme1 kungen, die durch den Gesammt-Eindruk dieser Verhandlungen hervorgeru fen wurden, dem betreffenden Protokolle beizufügen. Die 17 jährige Ge schichte des so oft berathenen Geseßz-Entwurfs is Jhnen in einer der leßten Sißungen vorgetragen worden. Die Stände haben es an Gutachten nicht fehlen lassen; warum aber nach so vielen Berathungen die geseßgebende (Gewalt bis dahin dennoch zu keinem Entschluß gelangen konnte, dafür sehen wir uns innerhalb unseres (Hesichtskreises nach cinem anderen Grunde ver geblich um, als dem, welcher in einem gewissen Schwanken über Grundsäße und deren Ausführung leider gefunden werden möchte, und das fortwährende Handeln und Verhandelu über Einrichtungen, denen die wichtigsten Staats fragen zum (Grunde liegen, und die die Familie, Gemeinde und Staat in gleichem Maße berühren, bat diejenige Festigkeit vermissen lassen, welche die nothwendigste Eigenschaft eines gerechten, aber starken Regiments i, Der neueste, dem Landtage vorgelegte Entwurf is von einem Gutachten be gleitet, welches zwar als ein nicht amtliches erflärt wurde, im der That aber doch, schon durch die Art der Mittheilung, mehr oder wc niger diesen Charakter trägt. Sind die darin enthaltenen Grundsähe die der Staats -Negierung, warum sie nicht offen aussprechen oder besser noch konsequent darnach verfahren? sind sie aber es nicht, warum durch diese Mittheilung die Diskussions-Materien, an denen es uns ohnchin nicht fehlt, vermehren, und indirekt einen Weg andeuten, den man, wie es scheint, osen und fest einzuschlagen Bedenken trägt / Dieses Verfahren und vas Nachgeben in manchen wichtigen Fragen, welches der neue Entwurf beweist, läßt an der Spiße jenes Gutachtens die Ueberschrift vermissen: video me- Dora PIObOgue ad . Die beste Politik zwischen Negierung und Negierten is meines Erachtens gar keine Politik. Fest auf dem Boden des Rechts, mehr durch Thatsachen als durh Worte redend, offen, klar und kurz in allen Aeußerungen, wo es nothwendig ist, sich zu äußern, in dem Bewußtsein, das Nechte zu wollen, über alles Streben nach Popularität erhaben, das ist durch die Erfahrungen aller Zeiten die Aufgabe einer legi- timen monarchischen Negierung, und jedes Schwanken da, wo ces sich um Feststellung von Staatsgrundsäßen handelt, als gefährlich bezeichnet wor den, Nur eine starke Regierung kann die Freiheit ohne Besorgniß neben sich aufwachsen schen, und je mehr sie sich die Mittel sichert, Ordnung zu erhalten, um desto mehr fann sie den sih geltend machenden lebensfräftigen Clementen es gestatten, auf dem Jahrtausende alten Wege der Association die gemeinsamen Jnteressen zu vertreten, durch selbst gewvählte Formen zu schüßen und innerhalb des naturgemäßen Kreises Ordnung und Freiheit durch Selbstregieren zu sichern. Ein solcher Zustand der Dinge läßt sich aber nicht auf cinmal schaffen, Es bedarf hierzu vor Allem lebensfähiger Elemente, und wo dieselben noch nicht erstorben sind, da müssen sie ge weckt, gehegt und gepflegt weiden, Das wird also die nächste Aufgabe der Negierung sein, und unsere Aufgabe, sie in Allem, was dahin zweckt, kräf tig zu unterstützen, Diese Auffassungsweise, angewendet auf den von uns berathenen Geschß - Entwurf, führt zu der Nothwendigleit, folgende Grund säße fest zu halten, die freilich von den Jhren Berathungen zum Grunde gelegten in Vielem und Wesentlichen abweichen. Zuerst erachte ih cs durch aus unzweckmäßig, dem Nivellicung8-Svstem zu huldigen, Alles über Einen Kamm scheeren und keinen Unterschied zwischen Stadt und Land anerkennen zu wollen, Daß aber ein solches Bestreben nicht allein ein unzweckmäßiges, sondern auch vergebliches, weil naturwidriges ist, beweist nicht allein eine langjährige Erfahrung, sondern auch dic vor unseren Augen stattgehabten Disfussionen, während welchen sich jener Unterschied, troy aller künstlichen Bestrebungen, fortwährend geltend gemacht hat. Jch kann es daher nur als eine beklagenswerthe Nachgiebigkeit betrachten, daß die Regierung den selben in dem vorliegenden Entwurf, dem Anscheine nach, hat fassen lassen. Eine weitere Nothwendigkeit glaube ih darin zu erkennen, daß cinem jeden in einer Gemeinde mit Haus und auf dem Lande außerdem mit Grundbesitz angesessenen Einwohner das Recht zugestanden werde, sich an deu Be rathungen über die Gemeinde-Angelegenheiten zu betheiligen, Dieses Necht fann er jedoh nicht in Person, sondern nux durch Wahl eines Be vollmächtigten ausüben. Der Wahlkreis dieser Bevollmächtigten mag in der Stadt durch den Ausdruck „,Meistbesteuerten““, muß aber auf dem Lande durch den Ausdruck „„Meistbeerbten‘“ im Allgemeinen bezeichnet werden. Hält man bei näherer Begränzung des Wahlkreises diese Grundsäye fest, so wird sich in jeder Gemeinde, den örtlichen Zustän- den gemäß, ein richtiges Verhältniß der Vollmachtgeber zu den Bevoll mächtigten leicht ermitteln lassen. Wenn auf der einen Seite freie Wahl der Gemeinde-Vertreter nothwendige Bedingung der Freiheit is, so is auf der anderen Seite Ernennung der Gemeinde - Bcamten durch die Regie rung nothwendige Bedingung der Orduung. Der Grundsaß des Jndi- genats und das Anhören der Wünsche der Gemeinde durch Verneh mung ihrer Vertreter muß hierbei als Regel gelten, und die Ausnahme fann nur durch überwiegende Rücksichten gerechtfertigt werden, deren Prüfung bei eintretenden Widersprüchen den höheren Staats - Behörden vorbehalten bleibt, An den Gemeinde - Beamten werden heut zu Tage zu viele Anforderungen gemacht, als daß hierbei von unbesoldeten Ehren- Aemtern die Nedec sein könnte. Auch können wir uns }chwerlich verbergen, daß ein solcher Ueberfluß an Gemeindesinn nicht vorhanden is , der solches möglich macht. Wo es sich aber um Beseßung besoldeter Stellen handelt, da erachte ich das Wahl-Svstem für durchaus verwerflih. Die Geschichte der alten und neuen Zeiten beweist hinreichend, daß solche Wahlen nur cine Nahrung für Jutriguanten sind, daß die Volksmasse in ihrer Hand zu einem blinden Werkzeug persönlicher Absichten herabsinkt, und daß lange und schäd- liche Spaltungen die innere Ruhe der Gemeinden stören. Wer nicht intri- guirt, wird in der Regel nicht gewählt werden, wer aber intriguirt und gewählt wird, is schon dadur in dem rücksihtslosen Handeln gelähmt, welches vor Allem einen Beamten ziert und seine Wirksamkeit bedingt. Die Gemeinde-Beamten sind aber nicht blos Gemeinde-Vorsteher, sie sind öffent- liche Beamte , sie sind vollziehende- Polizei - Beamte, sie haben eine wichtige Mitwirkung bei Vertheilung der Steuern, sie sind den hier geltenden geseßz- lichen Bestimmungen gemäß sogar Richter, wenngleich diese Bestimmungen in neuerer Zeit niht mehr zur Ausführung kommen. Sie bilden also cinen integrirenden Theil der Staatsverwaltung, und diese kann sich im Interesse der Ordnung ihre Organe nicht aufdringen lassen. Ferner muß die Emancipation der Gemeinden von der bisherigen Bevormundung eine allmälige sein, damit sie den richtigen Gebrauch ihrer Freiheit erlernen, stets aber werden sie der Aufsicht, und da, wo es auf Leistungen für das allgemeine Interesse ankommt, selbst der po- sitiven Einwirkung der Regierung unterworfen bleiben müssen, Endlich bin ich
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hinsichtlih der Beitrags-Pflichtigkeit zu den Gemeindelasten der Ansicht, daß Jeder in demsclben Maße beizusteuern habe, als er an dem der Last kor- respondirenden Vortheil partizipirt. Auf die richtige Anwendung dieses Saßes kommt Alles an, und ih halte deshalb cine Unterscheidung zwischen Real- und Personallasten für nothwendig. Zu leßteren zähle ih alle Kir- chen- und Schullasten, zu denen das Grundeigenthum meines Erachtens nur herangezogen werden sollte, so weit dasselbe innerhalb des von dem Eigenthümer bewohnten Pfarr- und Schulbezirks liegt und so weit der Besißer Mitglicd derjenigen Pfarr - und Schul - Genossenschaft is welcher aus Gemeinde-Mitteln Beihülfe geleistet werden muß. Das sind im We sentlichen die Grundsäße, von denen ih hoffe, daß die Staats Regierung bci Emanation des uns vorliegenden Geseß-Entwurfs ausgehen wird, und die ich hiermit auszusprechen mich verpflichtet erachte. ‘“
Ein Abgeordneter der Landgemeinden: Weun er den Redner wohl verstanden habe, so übernehme er heute gerade dasjenige zu thun, wogegen er so oft sich verwahrt habe: nämlich die Censur unserer Ver= handlungen, Der verehrliche Redner habe früher sogar gegen die Redac= tion der Zeitungs=Artikel durch cin Mitglied der Versammlung protestirt, weil einer solchen dadurch Gelegenheit gegeben sei, unsere Verhand= lungen zu censirenz; jeßt aber wolle das verehrlihe Mitglied nicht nur als Censor unserer Berathungen, sondern sogar als Censor un serer Beschlüsse auftreten. Was er so eben ausgesprochen, sei nichts Neues, sei nichts Anderes, als eine Wiederholung dessen, was er während des Laufs der Verhandlungen vorgebracht habe, und wäre es auch etwas Neues, so wäre es hier nicht an seiner Stelle; er müsse es aussprehen, und hoffe der Beistimmung der Versammlung gewiß zu seinz zu einer Censur der Beschlüsse habe Niemand aus der Mitte der Versammlung das Recht.
Ein Abgeordneter der Städte: Daß der vorleßte Redner mit den Beschlüssen der überwiegenden Majorität des Landtags nicht einverstanden sein werde, habe wohl Jeder erwarten dürfen, schon deshalb, weil die Bevorzugung des Ritterstandes, welche die höchsten Staats-Behörden im vorigen Jahre in die Kommunal-Ordnuung ein- zuführen gewünscht hätten, bei dem Landtage einen so entschiedenen Widerspruch gefunden habe. Daß aber diese abweichende Meinung nach geschlossener Diskussion in geschehener Weise und zwar durch Verlesung einer vorher abgefaßten Denkschrift wieder vorgetragen werde, habe wohl nicht erwartet werden können, und er schließe sich in dieser Beziehung den Bemerkungen des vorigen Redners aus dem Stande der Landgemeinden vollständig an. Wenn aber durch das angeregte Schwanken der Staats-Regierung angedeutet werden solle, daß den Beschlüssen des Landtags keine Beachtung zu Theil werde, daß vielmehr eine den Wünschen und der Stimme der Provinz ent gegenstehende Kommunal-Ordnung eingeführt werden könne, daun habe er das beste Vertrauen und die bestimmte Zuversicht, daß die Selbstständigkeit, welche des hochseligen Königs Majestät den rheinischen Gemeinden in dem Eröffnungs - Dekret vom Jahre 1833 als zeitgemäß ausdrücklich bewilligt haben und welche von dem Landtage dankbar angenommen sei, der Rhein= Provinz nicht werde vorenthalten werden; er hege vielmehr das festeste Ver= trauen zu des jeßigen Köaigs Majestät, daß Allerhöchstdieselben einer den Beschlüssen des Landtages und der Stimme der Provinz widerstrebenden Kommunal - Ordnung die Allerhöchste Sanction nie mals verleihen würden worauf der Herr Landtags - Marschall die Berathung über die Kommunal-Ordnung füx geschlossen erklärte.
Ein Abg. der Städte stellt die Frage: ob mit dieser Schluß Erklärung auch der verlesene Vortrag abgethan sei, und ob dieser Vortrag dem Protokoll einverleibt werden solle. Der Herr Land tags - Marschall: Der Gegenstand sei scinem Ziele entgegengeführt ; er glaube, daß die Versammlung durh Beistimmung der Aeußerung eines Abgeordneten der Landgemeinden ihre Meinung hinlänglich an den Tag gelegt habe.
Es wird von einem Abgeordneten der Städte der Antrag gestellt, daß der Vortrag nicht ins Protokoll aufgenommen werde; es könne zwar keinem Mitgliede verwehrt werden, scine Meinung abzugeben, aber ein förmlich motivirtes Gutachten über bereits gefaßte Beschlüsse stelle sich gleichsam über die Verhandlungen des Landtages, und sei also geeignet, den Erfolg, welchen die Versammlung von diesen Verhandlungen er- warte, zu benachtheiligen, Möchte aber diesem Vorschlage keine Folge gegeben werden können, so müsse er darauf antragen, daß die Ansicht der Versammlung über den so eben vernommenen Vortrag dur na mentlichen Aufruf konstatirt werde. — Ein Abg. der Ritterschaft: Er glaube, daß die Versammlung sich schon deutlich ausgesprochen, daß sie seiner Ansicht nicht beistimmez doch sei nicht eine Censur beabsichtigt; daß er am Schlusse, wozu jedes Mitglied befugt sei, den Gesammt- eindruck noch einmal wiederholt habe, den die Verhandlungen auf ihn gemacht, dies sei ein Recht, das er glaube geltend machen zu können. Was die ausgesprochene Befürchtung betreffe, daß es auf die Staats behörde Eindruck machen werde, \o sei dies gerade das, was er beab sichtigt habe. Er hoffe, daß jedes Mitglied die Freiheit der Meinungs Aeußerung behaupten dürfe, Ein Abgeordneter der Städte: Er bedaure zwar, daß der vorige Redner die gerügte Kritik über die Verhandlungen zum Kommunalgeseß ausgesprochen habe, indessen dic Eröffnung davon im Protokoll dürfe niht ausbleiben. Wenn gber dieser Redner eine starke Regierung gewünscht hätte, so müsse er be- merken, daß nur jene Regierung stark sei, die sich auf die üffentliche Meinung und auf eine eminente Majorität des Landes stüße. Damit sich herausstelle, ob die Versammlung mit den Grundsäßen des geehrten Mitgliedes aus dem Ritterstande einverstanden sei, trage er darguf an, durch namentlichen Aufruf über vorliegende Sache abstimmen zu lassen. Ein Abgeordneter der Städte: Es bliebe noch übrig, daß man nach dem Schlusse noch einmal die ganzen Verhandlungen wie- derhole, um das lebte Protokoll zu einem Folianten anschwellen zu lassen.
Der Herr Landtags - Marschall: Er meine, daß es hinreichend sei, wenn die Versammlung im Protokoll sich aus\preche, daß sie cinen Widerspruch gegen die in dem fraglichen Vortrage geäußerten Ansich= ten einlege. Auf die Ansichten noch einmal einzugehen, in Berathung oder Abstimmung, halte er für unzulässig. 5
Ein Abgeordneter der Landgemeinden : Wenn die Versammlung sich dahin erkläre, daß sie seinem Proteste beitrete , so sei er damit befriedigt, müsse aber noch bemerken, daß, wenn Jemand scine ab weichende Meinung geltend machen wolle, dieses ein Recht sei, das Keinem bestritten werden könne z allein solches dürfe nur im Laufe der Diskussion und bei den betreffenden Gegenständen stattfinden; nach geschlossener Berathung aber nochmals gegen das Ganze der ange nommenen Beschlüsse sich ausführlich erklären zu wollen, \ei Censur, sei mehr als Censur, sei Tadel, und dazu könne er Niemanden das Recht einräumen, Diese Aeußerung, welche mit allgemeiner Beistim- mung aufgenommen wurde, veranlaßte einen großen Theil der Ver- sammlung, auf namentliche Abstimmung anzutragen, welche von dem Herrn Landtags-Marschall veranlaßt wurde, und zwar in der Frage :
Legt die Veksammlung gegen den qu. Vortrag Protest ein? und ergab die namentliche Abstimmung 59 bejahende gegen 1 ver- neinende Stimme. :
Auf Veranlassung des Herrn Landtags = Marschalls wird hierauf der Bericht über die früher abgebrochene Verhandlung in Betreff der
Wiederbeseßung der Jnspektor-Stelle bei der Provinzial - Feuer - So zietät erstattet.
Der Herr Landtags - Marschall stellt zuerst die Frage: Ob die Stelle des Juspektors für die Provinzial-Feuer-Sozietät sofort wie- der zu beseßen sei? Die Frage wird durch Abstimmung mit 51 ge- gen 8 Stimmen bejaht.
Von demselben wird nun die zweite Frage gestellt: Ob dieser anzustellende Jnspektor ein Bau -= Techniker sein müsse? Die Frage wird mit 50 gegen 10 Stimmen verneint. y
_ Hierauf erklärt der Herr Landtags - Marschall die Sibßung für geschlossen und beraumt die nächste Sibung auf Dienstag Morgens 9 E an, worin der Strafgeseß - Entwurf zur Berathung kom- men jolle. S ————_—
Breslau, 10. Juli. (Schl. Z.) Was dem kölner sein Kar= neval, das is dem breslauer der Zobten-Kommers, nur mit dem Un terschiede, daß jener im Spiele als mithandelnde Person auftritt, dieser in der Reihe der Zuschauer steht und gern aufnimmt, was ihm von der akademischen Jugend geboten wird. Dieser sogenannte Kom- mers is kein gewöhnlicher Kommers mit Präsides und Landesvater, wie wir ihn auf allen Universitäten finden; sondern er ist ein fröh= liches Volksfest, das den Zuschauern wie den Theilnehmern gleich großes Vergnügen gewährt, Jn buntem Masken-Aufzuge durchziehen die Studirenden die Stadt zu Pferde und zu Wagen z in lebenden Bildern wird jeglihe Zeitthorheit, mag sie das ganze Volk ober nur einzelne Klassen der Gesellschaft ergriffen haben, mit sherzendem Ernste dargestellt und verhöhnt, wie in den Komödien des Äristopha- nes; nichts, was im Laufe des Jahres berühmt oder berüchtigt ge- worden ist, entgeht der Geißel des Zobten - Kommersesz er ist eine lebendige Preßfreiheit von leider nur zwei Stun- den. Groß war daher überall die Freude, als dieses Fest nah mehrjährigem Verbote voriges Jahr zum erstenmale wieder ins Leben treuten drfte, und zwar in der ganzen Ungebundenheit des Karnevals, ohne Censur; und gewiß wurden die Erwartungen Aller übertroffen : waren in den früheren Aufzügen blos soziale Gebrechen lächerlich gemacht worden, so zeigte sich der Charakter der neueren Zeit au darin, daß man politische Verhältnisse nicht unberücsichtigt ließ. Borigen Freitag (den 7. Juli) fand der diesjährige Aufzug statt, auf welchen man um \o gespannter war, als {hon längere Zeit vorher im Publikum verlautbarte, daß leider bei dieser Gelegenheit eine Trennung [unter den Studirenden eingetreten sei und eine Fraction derselben nicht mit Theil nehmen würde. Jm Juteresse des Publi= fums war das zu bedauern, doch da wir extra portas stehen, \o enthalten wir uns jeglichen Urtheils über diesen Vorfall,
SchonTam frühen Morgen zeigten sih hier und da einzelne Mas- ken zu Pferde, deren Bedeutung man aber nicht kannte, eben weil sie vereinzelt waren; die mit vier Postpferden bespannten Karossen der Präsides rasselten nah dem Versammlungsplate, der goldenen Sonne vor dem Oderthore. Von hier aus begann gegen 1 Uhr der Zugz zahlreiche Menschenmassen wogten in den Straßen umher und erfreuten sich der Strahlen der Sonne, die gerade an diesem Tage und zu dieser Stunde eine sehr angenehme Wärme verbreiteten. Vor dem eigentlichen Zuge ritten die liebenswürdigen Freunde der Studirenden, die Nacht- wächter in vollständiger Uniform, in Mantel und Pelzmübe, mit Speer und Hornz dann der lebendige Zobtenberg, „der si seine Gäste holt.“ Darauf folgten die Ersten des Zuges, die Präsides in Gallakleidung
und ihnen schlossen sich die einzelnen Bilder an. Theater, Wis- senschaft, Kunst, Politik, Stadt - Ereignisse — Alles war vertreten z; wenn die Politik einen geringeren Rang einnahm, als voriges Jahr, so muß man zugeben, daß auch das eine Jahr mehr Stoff gewährt, als das andere.
Ueberall sprach sich der heitere Sinn der Jugend aus, und so wurde auch Alles vom Publifum aufgenommen, das lauten Beifall rief, sobald es eín Bild errathen hatte.
Breslau, 10, Juli. (Schl, Z.) Dem Vernehmen nah dürf ten wir bald der Ausführung eines für Breslau sehr wichtigen Unter= nehmens entgegen sehen. Cine Gesellschaft angesehener Kaufleute beabsichtigt nämlich, dicht an der Oder am Ende der Nikolai-Vorstadt einen großen Hafen mit Speichern, Ausladepläten 2c. zu bauen und mit den Eisenbahnen in Verbindung zu seßen. Die Einrichtung soll so getroffen werden, daß sie den ganzen auswärtigen Handel guf einem Punkt vereinigt. Gewiß is, daß die Eisenbahnen den Ver= fehr Breslau's mit Oberschlesien , Gallizien, Triest, Oesterreich und dem Gebirge mit Waaren, Getreide und Kohlen in den nächsten Jahren verdoppeln werden. Für diesen Handel muß Raum und möglichste Bequemlichkeit geschaffen werden.
Breslau, 11, Juli, (Schl. Z.) Das Ministerium hat ver- fügt, Leibes - Uebungen eien als ein Theil der Volks = Erziehung zu betrachten, ohne jih bis jeßt doch näher darüber zu erklären, wie ich das Turnen der Schule anschließen solle. Wir können diese Unte stimmtheit der Verfügung nur billigen, denn es geht daraus hervor, daß das Ministerium keinerlei Zwang, sondern freie, den jedesmaligen Verhältnissen der einzelnen Orte angemessene Entwickelung der Sache gus sich selbst wolle, um dann später erst eine allgemeine Norm aus dem Vorhandenen zu bilden und somit alle Wünsche zufriedenzustellen. Es erhoben sich vor einiger Zeit hin und wieder Klagen über das Zuvielregieren : hier dürfen wir uns nicht beshweren; den Kom- munen is der freieste Spielraum gelassen, und es wird nur von ihnen abhängen, ob sie sih als mitbestimmend zeigèn, oder ob sie später den spezielleren Verfügungen der Behörden, vielleicht mit ge- ringerem Vortheile, folgen wollen. Jn Schlesien haben sich bereits zwei Städke (wenigstens so viel bekannt): Hirschberg und Landshut dazu verstanden, die wohlgemeinten Absichten des Ministeriums in das Leben zu rufen; in beiden Städten zeigen sich {hon die günsti- gen Erfolge für die Sache der Leibesübungen. Die Hauptstadt der Provinz, Breslau, nimmt noch Anstand. Das Turnen zu vertheidigen oder zu empfehlen, wäre überflüssig. Die Zeit, wo man blos fragte, kann der junge Mensch lesen, schreiben und renen, um zu erfahren, ob er einen gewissen Grad von Bildung erricht habe, sind, Gottlob! vorüber. Man hat einsehen gelernt, daß wir zunächst der Erde mit ihren mannigfa- chen Anforderungen an unseren Körper angehören und es eine Verken- nung unserer Lebenszwecke sei, wenn wir die Geister auf Kosten unserer Leiber auszubilden suchen. Jn einer kleinen und einer mittleren Stadt, ungefähr wie in Landshut und Hirschberg, macht si die Sache wie von selbst; in Landshut schließen sich etwaige Turnlustige an die eine Schule an, welche im Orte ist;z in Hirschberg lassen sth die Schulen bei geringerer Frequenz ebenfalls wohl unter einen Hut bringen, obwohl, wenn wir uns ret erinnern, au dort eine An- stalt sich ganz, oder fast ganz ausgeschlossen hatte. Jn Stadt wie Breslau dagegen läßt es sich wohl denken, die Kommune nicht so leiht zu ¡vine t ffe, Fo Donat
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