Lebterer seinen Feldzug gegen Valencia unternahm. Das Haus Rothschild ist um die Zurübezahlung der erwähnten Summe sehr besorgt. Denn die provisorische Regierung in Barcelona hat jede Anleihe, die dem Regenten gemacht wurde, für null und nichtig er= flärt. Es fragt sih nun, ob der Beschluß der provisorischen Regie= rung eine rückwirkende Kraft haben soll oder niht. Jm ersten Fall würde Herr Rothschild große Mühe haben, von der spanischen Nation die Espartero gemachte Anleihe anerkannt zu sehen,
Portugal.
Lissabon, den 1. Juli, Die Cortes wurden in der gestrigen Sibung bis zum 15. November prorogirt. Obgleich die Kammer noch vor kurzem die Absicht aussprach, mit dem Anfange dieses Mo= nats die diesjährige Session zu {ließen (\. Allg. Preuß. Ztg. No. 15.) und in Folge der unerledigt gebliebenen Finanzmaßregeln der Finanz-Minister gleihsam durch ein Vertrauungs-Votum die Er= mächtigung zur Erhebung der Steuern für das Pufeube Jahr wie zu auderen zweckdienlih ersheinenden Maßregeln erhielt, so war man doch bald zu dem Entschluß gekommen, die Finanzen noch in diesem Jahre auf einen solchen Fuß zu stellen, daß die nächste Session von 1844 nicht zu sehr mit Geschäften überladen und über die gewöhn= liche Zeit von drei Monaten ausgedehnt werden möchte. Deshalb ents{loß man sih zu einer kurzen Supplementar-Sißung im Herbste dieses Jahres. e
Die Königin is unerwartet aus Cintra hier eingetroffen, und hatte sogleih ein Kabinets-Conseil gehalten, in welchem die möglichen Resultate der Vorfälle in Spanien in Erwägung gezogen und be schlossen wurde, strenge Maßregeln zu treffen, im Fall jene Vorgänge eine Reaction in Portugal veranlaßten. Doch is die Ruhe im Lande noch nicht gestört worden; in Braga an der spanischen Gränze fand zwar ein kleines Gefecht zwischen Zollbeamten und Shmugglern statt, das indeß feine ernste Folgen hatte. j Der bekannte von hier {on einmal verwiesene General Roma- rino war vor kurzem hier angekommen; ihm wurde jedoch von der Regierung, die seine Gegenwart gerade jeßt mit revolutionairen Plä nen in Verbindung bringt, sofort die Weisung ertheilt, das Laud zu verlassen. |
Griechenland.
Ancona, 1. Juli, (A. Z.) Nah den lebten Nachrichten aus Athen hatte das griehishe Ministerium, in Folge einer langen Berathung, an die Gesandten der drei Shußzmächte eine Note er lassen, worin es als den ersten Termin zum Wiederbegiun der vou Griechenland zu leistenden Zahlungen den Monat März nächsten Jah- res vorschlägt, Die Gesandten lehnten in einer Kollektiv - Note den Vorschlag ab, und beharrten bei dem von der londoner Konferenz be- stimmten Termin (September d. Jahres). Hierauf wurde von dem Königlichen Ministerium eine Konferenz mit den drei Gesandten für nü- thig erachtet, und diese wurden auf den 27. Juni dazu gebeten. Ueber die Resultate dieser Konferenz wird wohl die nächste Post Näheres bringen. Man begreift hier \o wenig als in Athen, wie England und Frankreich sich bestimmt fühlen können, den Jmpulsen, die in der londoner Konferenz sih geltend machen, \o unbedingt und ohne nähere Prüfung, ja man möchte sagen \o blindlings zu folgen ohne zu bedenken, daß die große Verlegenheit, in die man dadurch das griechische Gouvernement nothwendig bringen muß, in einem Sinne ausgebeutet werden könnte, der weder der einen noch der anderen dieser Mächte zusagen würde. Auch in Athen dürfte man sich wohl in der Errathung der eigentlihen Beweggründe irren, die ursprüng= lich einem so harten Drängen zu Grunde liegen, der Gedanke, daß man mit Hülfe eines anderen Ministeriums besser mit den Schuß mächten fahren würde, trifft die eigentlihe Schwierigkeit der Sache nit, und scheint mir deshalb fein günstiges Resultat zu versprechen, weil es an sich s{chon unmöglich ist, dur eine neue Ministerwahl Alle zu befriedigen, Mit der Post vom 27. v, M. sollen an Trikupiís nach London und an Kollettis nah Paris Befehle ergangen sein, die auf die Berufung dieser beiden Minister nach Griechenland schließen lassen,
Aa pen
Englische Blätter melden nah Privatbriefen aus Alerandrien, daß Mehmed Ali öffentlich erklärt habe, er fühle sich durch hohes Alter und zunehmende Gebrechlichkeit außer Stand, allen seinen Ver waltungspflichten künftighin allein zu genügen, und weil sein nächster Nachfolger, Jbrahim Pascha, ein kranker Mann sei, so sei er geson nen, sich seinen Enkelsohu als Wakil oder Gehülfen, unter Vollmacht zur Vertretung seiner Person, beizugesellen. „Diese Anordnung“/, bemerkt die Morning Chronicle, „wird zwar nicht als unmittel bar unheilvoll betrachtet, kann aber im Falle des Ablebens von Mehmed Ali gefährlih werden, weil zwischen Jbrahim und Abbas, dem oben bezeichneten Enkel, seit langem ein tödtlicher Haß obwaltet ies diese beiden Parteihäupter zahlreihe und mächtige Auhänger haben,“
Der Traktat von Verdún. (Schluß, Vergl. Allg. Preuß. Ztg. Nr. 16.)
__ Man erinnert sich, daß die in den Palast zurückgekehrte Judith sich mit dem Antheil, den ihr Sohn Karl 835 erhalten hatte, nicht befriedigt fühlte, und von dem {wachen Gemahl die Vergrößerung desselben verlangte. Ludwig und Lothar sind in ihrem Juteresse hierdurch gleicherweise verleßt; sie kommen zu einer Unterredung zu- sammen. Die Hofpartei, welche die Sahe des jungen Karl durch einen Bund mit Lothar mehr als durch Anschließen an Ludwig ge= sichert glaubt, verdächtigt den Lebteren bei dem alten Vater, Lothar wird wieder an den Hof beschieden, von dem Vater zu Gnaden auf- S ebèn in Man benubt den Moment (838) in welchem Pipin gestor Aan Ah Söhne sowohl als Ludwig zu beeinträchtigen, Lothar N ew entheuerlihes Theilungsprojeft, durch welches nur
/ tar! gleichmäßig bedacht sind, Auf Pipin’s Söhne wird
feine Rücksicht genommen: i agf, a e
gar Zucht genommen; Ludwig soll mit Bayern zufrieden seinz auf ihn soll — wenn wir es so nennen dürfen — das sonst verlassene Prinzip der Apanage, welches bei der Theilung von 817 vorgewaltet hat, seine Anwendung finden. — Sten wie unter den Zeitgenossen seine Gegner, so gebührt ihm eben von Rechtswegen nur Don 1 ce d übrige is usurpirt, — )tSweg
ahin ist es denn nun gekommen, daß Ludwi L L gerechtem Spruche nicht fügen kann, d Raa der A 1e aufrufen muß, — Mit den Ostfranken , deren Gemüther er für sid zu gewinnen gewußt hat, erscheint er am Rhein; er fordert ale überrheinishen (deutschen) Lande als seinen mit Recht ihm zustehen- den Antheil, Die lüiberlegene Macht des Vaters wirft ihn an die äußersten Gränzen von Deutschland zurück (840).
ls aber Ludwig der Fromme bald darauf stirbt, Lothar nun auch den andern Theilnehmer der Herrschaft, Karl, auszuschließen, sich allein den größten Theil der Monarchie anzueignen gedenkt, eine bedeu- tende Partei ihm, als dem vom Vater zuleßt zum Erben designirten, zu- fällt, da ist es doch wieder Ludwig, der im Bunde mit der vereinig- ten deutschen Nation diesen Plan vereitelt, und mit den Waffen in
112 der Hand über die künftige politishe Gestalt des mittleren Europa entscheidet. —
Wiederum mit den Ostfranken das ostrheinische Land zu ver- theidigen, erscheint er in der Gegend von Mainzz die Ostfranken, Ale- mannen, Sachsen und Thüringer sind vereinigt in der Treue für ihn. — Orientales Francos, Alamannos, Saxones et Thuringios sibi fidelitatis jure confirmat. Dies sind die Worte des Annalisten von Fulda, die vou der Gründung des deutschen Königthums und des deutschen Staates Zeugniß geben. Mit diesen Bundesgenossen schlägt Ludwig, als Lothar sih gegen Karl gewandt hat, den Feldherrn desselben auf dem Rieß. Als Sieger geht er über den Rhein, dem Bruder Hülfe zu bringen (hac congressione victor, Rhenum transiens, Barolo fratri suo auxi- lium laturus in Gallias pergit). Beide {lagen den Bru der in der blutigen Schlacht bei Foutenaiz da er sih nicht fügen will, verbinden sie sich nochmals in dem berühmten Vertrage von Straßburg, und diktiren ihm endlih den Frieden zu Verdün (843). 5
Unfehlbar i} hier Lothar der Unterliegende; in Jtalien allein, wo er auch ununterbrochen geherrscht hat, erscheint seine Macht kon- zentrirtz; jenseits der Alpen umfaßt sie zwischen Rhoue, Rhein, Maaß und Schelde zwar blühende Lande, aber ohne allen nationalen Kern; deshalb is das groß =lotharingische Reich auch bald untergegangen.
Kräftiger erscheinen die beiden anderen. Man sieht unshwer, daß sie sich auf dem Plabe behaupten werden: Aber welcher Unterschied is doch zwi- schen der Macht dieser Brüder, Karl ficht für das, was ihm sein Vater 839 durch zwar erschlichenen, aber do rehtsfräftigen Aft zuertheilt hat. Dies hat er nicht einmal Alles behauptet. Ludwig ist durch den letten Willen des Vaters fast ganz erblos geworden; auch die Theilung von
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nigung der Stämme, welche das Band der Treue an ihn fesselt.
Er i der Mächtige, den Karl im Moment der Gefahr herbeirufen | Jt, |
muß, den auch Lothar, selbst wenn er augenblickliche Vortheile über
ihn davongetragen hat, viel mehr fürchtet als den anderen Bruder; auf dem Gebiete des Feindes und des Rivalen führt er die Entscheidung
| | Î 835 erkennt man nicht mehr anz seine Macht beruht auf der Verei | j | | j l 1 | I
herbet, Zwei Momente haben die Macht aufgerichtet, die sich #o großer Dinge unterwinden konnte; die Erhebung der Nation für den
rechtmäßigen Kaiser und die freie Hingebung an den Sohu, der ste bei dem ersten Unternehmen geleitet, Ohne diese Kraft hätte Ludwig nicht gesiegt, hätte er einen Deutschen Staat nicht gegründet ; Pipin's Söhne hatten ein gleihes Recht, Keine so große und kräf tige Nationalität {loß sich ihnen anz ihre Ansprüche blieben unbeachtet,
Das politische Prinzip hatte sich also nicht behauptet; das natio nale vielmehr erhob sich. Als Deutsche und Romanen erschienen die Schaaren Ludwig's und Karls bei Straßburg einauder gegenüber; Karl {wor in deutscher Sprache, Ludwig in romanischer, Jeder erkannte die Nationalität des Anderen an. Der Eid, der uns übrig geblieben, der eines der ältesten Denkmale unserer Sprache, is zu glei eines der ersten Dokumente für unsere politische Gemeinschaft. - Den Vertrag von Verdün erkaunte das höhere Recht der Nationalität an, Besonders bei denen, die die Entscheidung herbeigeführt, war es so stark. Es is bereits früher bemerkt worden, daß Karl und Lothar ihren Ländern die Namen gegeben; Lothringen erinnert noch heute daran; Frankreich hieß im neunten Zahrhunudert und später Karlingien, Ludwig empfing von den Völkern, über die er herrschte,
den Namen des Deutschen. Jum 2ten Drittel des neunten Jahrhun derts kommt — ein redendes Zeugniß für die eben erwachte Natio nalität der Ausdruck lingua theolisca in Gebrauch.
Der Tag, der uns in wenigen Wochen wiederkehren wird, hat eben darin seine Bedeutung, daß er diese große Erhebung und Ber einigung der deutschen Nation ret eigentlich sixirt. | —
Auch noch von anderer Seite her läßt sich dies erkennen. Vie Gränze, welche Ludwig seinem Reiche steckte, is allerdings keine na- tionale, sondern eine rein geographische, Die Germanen drüben am Rheinstrom blieben dem Bruder. Doch drei Städte mit 1hren Gauen bekam er jenseits des Rheines, Mainz, Speier und Worms, Ein alter Chronist sagt wohl, damit er des Weines nicht entbehre
propter vin copiam;z aber die tiefere Forschung hat lange bemerft, daß er den geistlihen Mittelpunkt Germaniens, die Metropole von Mainz, daß er die Siße wichtiger, über große Theile Deutschlands ausgedehnter Bisthümer uicht in sremder Hand lassen konnte.
Vieles, was in Deutschlaud lange sich behauptet, der Nation ihr eigenthümliches geistiges Gepräge verliehen, worin sie ihren weltge schichtlichen Beruf gefunden hat, gehört schon dieser und der nächsten Zeit an. Das große Gedicht des Otfrid entstammt der näch sten Zeit, Es is König Ludwig dem Deutschen zugeeignet. Da mals erblühte in Fulda die Klostershule; Hrabanus Maurus, der die Gedanken Karl’s des Großen für den Unterricht der Jugend und die Veredlung des Volks so recht lebendig ergriffen hat, der große Pracceptor Germaniae, ward unter Ludwig dem Deutschen Deutsch lands Metropolitan; Kloster Corvey an der Weser, eben erjt ge gründet, ward der Punkt, von dem die Missionen in den Norden gingen. Der heil. Anskarius ward in dieser Zeit der Borgänger des großen Bestrebens der deutschen Nation, dem skandinavischen Norden und dem flavischen Osten das Christenthum zu bringen, Sie hat diese große Bestimmung durch das ganze Mittelalter verfolgt und endlich siegreich durchgeführt. Diese Vorgänge zeigen, daß die Nation sich auch innerlih zusammenfaßte in demselben Moment, als ihr König ihr zu Verdün die gemeinsame politishe Gestalt gab, Ohne jenes wäre auch dies in dem Sinne, wie es erfolgte, nicht möglich gewesen. Der Tag von Verdün schließt nicht offen alle diese Bedeutung, alle diese Zukunft in sich etn; aber ein geistiger Gedenktag unserer Nation zu werden, is er doch A E
Man wendet immer ein, die Theilung, wie sie geschehen, sei und bleibe ein politisches Ausfkunftsmittel; gleich mit dem Tode Ludwigs hätten seine Söhne wiederum getheilt; es habe einen König von Bayern und Käruthen, einen anderen von Franken und Sachsen, einen dritten von Alemannien gegeben. Aber eben darin, daß die Nation, als die Unfähigkeit Karls des Dicken sie in die höchste Gefahr brachte, als die Unordnungen in dem Hause dieses Kaisers ihr sitt- liches Gefühl beleidigten, niht auseinanderfiel, sondern die Stämme, die Sachsen, Franken, Thüringer, Bayern und Alemannen, sich 888 zur Wahl Arnulf's wieder vereinigten, liegt der Beweis, daß das Ge= fühl der Einheit durch die ersten unter Ludwig dem L eutschen voll brachten Thaten stark und unzerstörbar geworden war, — Die Frei- heit, das Gefühl der Sonderung, war freilih bei den einzelnen Stämmen gleich bei der Gründung nicht minder stark, und hat die Maunigfaltigkeit der Herrschaft erzeugt, auf der vieles Unglück, aber auch viel Heil des späteren Deutschlands beruht; wir wollen sie kei- nesweges antasten. ,
Dann sagt man uns: feierten wir einen Tag, an welchem der Rheinstrom Deutschlands Gränze geworden ist, wir gäben den Frem- den Waffen gegen uns in die Hände, — Mit nichten! Nicht definitiv war ja diese Änordnung der karolingischen Erben; weil eben die ver- einigten deutschen Völker sich \o fräftig hinstellten, den Traktat von Verdün erlangten, konnte dem Tag von Verdün der von Mersen (870) folgen, an welhem nah dem Ausgange der Söhne Lothar's der größte Theil Lothringens gewonnen wurde, an welhem man si der Gränze des Sprachgebietes wenigstens näherte. — Jn diesen ersten Thaten der Deutschen unter Ludwig, deren geistigen Juhalt der Tag von Verdün gusspricht , liegen die Keime der politishen Erhebung
staufen.
Ein Tag für Deutschlands Territorial - Geschichte is der von Verdün freilich nicht. Ging Deutschland damals auf der einen Seite bis an den Rhein, so ging es auf der anderen uur bis an die Elbe. Aber auch das neue Deutschland, welches eins — als der deutsche Orden in der höchsten Blüthe stand bis an den Peipus - See reichte, diese Kolonieen des alten Deutschlands, das größte Erzeugniß des chöpferishen politishen Genius der Deutschen in den mittleren Jahrhunderten, auf denen unser preußischer Staat zunächst beruht, sind doch auch gegründet unter dem Schirm des deutschen Reiches und Namens, dessen Anfangspunkt der Tag von Verdün ist,
Wer nach dem Umfange des Territortuums die Größe mißt, er müßte lange in der deutschen Geschichte suchen, bis er den Tag fände,
an welchem die äußere Herrschaft des deutschen Namens die größte gewesen; hätte er ihn gefunden, wer weiß, ob er dann des Suchens werth gewesen, ob er dann vielleiht Bedeutung hätte. Nicht da nach kann man des deutschen Namens Größe und Wirkung messen. Judem diese gewaltige Nation, die eigentlih für Europa centrale, das Eine sich unterwarf, mußte sie das Andere schon wieder aufgeben, Die Rechte der anderen Nationen machten sih gegen sie nicht selten geltend, wie sie die ihren zu Verdün zur Geltung gebracht hat,
; Wir wollen mit diesen Worten die Verluste, die wir wider Fug und Recht erlitten haben, nicht zu gering anschlagen; wir wollen im mer daran erinnern, was uns in hohem Gebirge nicht minder, als an den Mündungen unserer Ströme entrissen worden ift. Aber findet uns der Tag, mit welchem das zweite Jahrtauseud unserer ge ieinsamen politischen Existenz anhebt, auch uicht im Besiß aller Reich thümer, die das erste uns nach und nach verschafft hat; doch auch nicht so arm, wie oft früherhin, wenn er ein nenes Jahrhundert anküns digte, findet er unsz unser Bund hat ein größeres Territorium, als das Reich bei seinem Ausgangez viele Länder, die ihm dem Namen nah nuiht angehören, verstärken doch seine Krast in der That. Und nicht blos dem Umfang, auch dem Juhalte nach sind wir reicher, als zu vielen vorangegangenen Zeiten. Neben vielem Anderen, was wir in diesem Jahrhundert erworben haben, freuen wir uns wieder des lebendigen Zusammenhanges mit unserer Geschichte, der verstärkten Eintracht der deutschen Fürsten und der von ihnen Be herrschten unter sich; Ehrfurht vor den Vorfahren und gegenseitige Liebe und Vertrauen der Stämme Germaniens durchdringt uns. Bekunden wir diese Gefühle, die in \o vielen Deukmälern unserer Wissenschaft und Kunst ausgesprochen sind, auch im Leben z rüsten wi uns zu ernster und würdiger Feier des großen Tages.
Angekommene Fremde.
Graf B, von Potoccki, Gutsbesißer, aus Pofen,
Graf von Zedlig-Trütßschlerx, Königl. Landrath,
Hotel de Rome,
Ot De Dr Uo aus Freienwalde,
Kronprinz. von Miaskowski, Landschafts aus Pomarzany im Großherzogthum Posen,
Hotel du Nord. Frau Gräfin von Schulenburg aus Potsdam. Dr. C, Funk, Konsistorial - Rath, nebst Gemahlin aus Magdeburg.
Hotel de Russie. Freiherr J. von Gall, Großherzogl, oldenburgischer Hof-Theater-Jntendant, aus Oldenburg.
Kaiser von Rußland. Frau Majorin von Jastrzembsky, aus Königsberg. Frau Oberst-Lieutenant von Freiburg, aus Breslau. Meinhardt's Hotel. von Parpart-Pracobron, Nittergutsbesitzer, aus Bayersee. Frau Majorin von Arnim, aus Crieven bei Schwedt.
Graf von Wartensleben, aus Schulzendorf bei Wriezen qa. d. O. Rheinischer Hos. von Redkin, Kaiserl. russischer Hofrath und Pro fessor der Nechte an der Universität zu Moskau, aus Mosfau. von Skarzynski, Gutsbesißer, aus Warschau. Fritze, Justizrath, aus Magdeburg. Stadt London. von Czarnecki, Gutsbesißer aus Posen. Jn Privathäusern. von Rohr, Tribunals -Nath aus i, Pr, bei von Nohr, Kochstr, Nr. 30.
Nath, nebst Gemahlin
Königsberg
Berlin - Anhaltische Eisenbahn. Im Monat Junt c. Berlin befördert worden 36,083 Personen für. 78,022 Centner Frachtgnt fü
sind auf de \Anhaltischen Eisenbalin
45,946 Rtlili 18,872
Summa. 04,818 Rihli 228 649
è 290.40/ Mr,
Einnabme seit 1. Januar bis 31. Mai c.
Total Im Juni v. J. waren befördert worden :
29,508 Personen fün S,170 Rthli
. 1 SIVe 4 2“ Engl. Russ. 1 143.
5% Neapl. au compt. 106. 10.
Actien 1623. Aul. de 1834 1425.
Fenster, Lustspiel in 1 Aft, NoBe Mann, Lustspiel in 4 Akten, von Töpfer.
spiel in 5 Abth., von Fr, von Schiller, Gastrolle.)
22,716 Centner Frachtgut für. 6,138 Summa 14,308 Rihlr. Mehr-Einnahme im Juni d. d. 20,510 » - (0 E A . . Meteorologische Beobachtungen. 1843, | Morgens Nachmittags | Abends Nach einmaliger 15. Juli. | 6 Ubr. | 2 Uhr. 10 Ubr. Beobachtung Lud ck |333/ 13" Par. 333, 4 e Par. 33385 Par.! Quellwärme * R Luftwärme .. |+ O 1* R, -- 0 Ade -F- 19,5" R.! Flusswärme 17,17 R Thaupunkt ... |+ ——— R. R, -+- R.| Bodenwärme R, Dunstsättigung | pCt. | O pCo | Ausdünstung Rh, Wetter ... | bedeckt. | halbheiter. | trüb. | Niederschlag “U, A | NW. | NW. | E A Wärmewechsel R. Wolkenzug. 1 N N. | WNE. | Tagesmittel: 333,47 Par... +16,03° R... 4 —R... — pet.
Auswärtige Börsen.
Amsterdam, 12. Juli. Niederl. wikl. Sch. 54 c 0 5% do. 100. Kanz-Bill. —. 5% Span. Ld _ 3% do. 20%. Pass. —. Ausg. —. Zins! Preuss. Präm. Sch. —. Pol. —. Oesterr. 109. 4% Russ. Hope 892.
Antwer pen, 11. Juli. Zinsl. —. Neue Anl. 172.
Hamburg, 14. Juli. Bank-Actien 1650. Engl. Russ. 1115. London, 11. Jali. Cons. 3% 941. Belg. 103. Neue Anl. 18%. Pas Ausg. Seb. 10%. 25% Holl. 53%. 5% 1007. 5% Port. —. 3% Bras. 715. Chili 93. Columb. 23. Mex. 29. Peru 16. P a Tis, 11. Juli. 5% Rente fin cour. 121. 75. 3% Rente fin cour. 80. 20. j 5% Span. Rente 265. Pass. 45. e
5% Met. 1115. 4% 1008. 3% 763. de 1839 1113.
Bauk
Wien, 11, Juni.
Königliche Schauspiele. Montag, 17. Juli. “Jm Schauspielhause: Das zugemauerte : von Koßebue, Hierauf: Der reiche
Dienstag, 18. Juli. Jm Schauspielhause : Don Carlos, Trauer (Herr Grunert : Philipp, als
Mittwoch, 19. Juli. Kein Schauspiel, An biefem Tage ist das Billet-Verkaufs-Büreau geschlossen. Verantwortlicher Redacteur Dr. J, W, Zinkeisen,
Gedrut in der Deer schen Geheimen Ober-Hofbuchdruckerei. Beilage
Deutschlands unter den Ottonen, unter Heinrich IL., unter den Hohen-
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Inlaud.
Landtags - Angelegenheiten.
Mhein-Proviuz.
D'usjeldorf, 28. Juni. Dreißigste Plenar-Sißung. (Schluß) Vutachten des ersten Ausschusses, welches der Herr Referent über den ntrag eines Abg. der Städte über Emanirung ciner Svondifats- Tare in ezalliments- Sachen vortrug und dahin ging, daß des Königs Majestät zu bitten jei, über die Ergänzung resp. Abänderung der Bestimmungen der rk. 484 des Handels -(Gesczbuches in Bezichung auf die (Hebühren und T 1aten der Falliments - Agenten und Svndiken zunächst das Gutachten der ryemichen Handelsgerichte zu erfordern, demnächst weitere legislative Erör terungen vorbereiten und sodann dem nächsten rheinischen Landtage einen cutsprechenden Gescz-Entwurf vorlegen lassen zu wollen, fand die allgemeine Zustimmung der Plenar- Versammlung. Hiernächst kam der Antrag eines Abg. der Landgemeinden, der Erlaß des Erbschafts - Stempels von dem Bermögen der Ehefrauen, an die Reihe, Es hatte sih ein Abgeordneter der Städte diesem Antrage angeschlossen und ihn auf alle Vermächtnisse an wohlthätige Znstitute ausgedehnt, weil der Wohlthätigkeits-Sinn eher ciner &rmunkerung ats einer Belästigung bedürfe. Neferent berichtete Namens des oten Ausschusses, daß auf Antrage dieser Art mehrere ablebuende ¡gangen jeien, daher dem Ausschuß es nicht rathsam geschienen, den fraglichen Antrag in seiner ganzen Ausdehnung zu befürworten, sondern Modifizirung des §, 9, a, des Stempelgeseßes vom März 1822 in nachfolgender Art vorzuschlagen der Meinung gewesen sei, nämlich: vorausfichtlich der dem überlebenden Ehemanue ufommende Antheil der verstorbenen Ehefrau an den Mobilien und an del Nußnießung der Zmmobilien, nur zur Bestreitung der Hälfte der Unterhal ckrziehungsfosten der Kinder, oder selbst nicht vollständig dafür isreichen sollte; der Cistere von der Stempel-Abgabe befreit werden möge.“
Nach mehrseitiger Diskussion, wobei sich herausfstellte, daß namentlich in Beziehung auf die Stempel-Abgabe bei Vermächtnissen an Wohlthätig tcits - Justitute, ein verschicdenartiges Verfahren stattfinde, wurde von der Plenar-Bersammlung der Antrag des Aueschusses angenommen.
Ein Abg. der Nitterschaft : Als Referent über den Antrag cines ande ren bg. die „Forderung einiger klevischen Städte an die Generalstaaten der ereinigien Niederlande aus dem 16ten Jahrhundert herstammend, berich tete: S Jet dem 2en Ausschusse vollkommen klar geworden, daß Seitens der Städte Emmerich, Nees, Wesel, Büderich und Orsov eine Berechtigung zu Entschadigungs-Ansprüchen auf Einquartirungs-Servis und vorgescho} jene Gelder gegen die (Generalstaaten der vereinigten Niederlande aus dem l6ten Jahrhundert herleiten, bestehen, und im Jahre 1672 auf cinen Ka
l=: 1,101,838, 10, 6 Holl. Crt, ohne Zinsberechuung
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daß in dem Falle, wo es
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festgestellt wurden. Die Behörden hätten seiner Zeit diese Neclamation untersußt, nur sei jeit dem Fahre 1797 nichts mehr in der Sache ge iclyel p) DVCUCN
Der Ausschuß beantrage, daß „De. Majestät im Zuteresse der diesseitigen Unterthanen gebeten werde, ieje Anjpruche guf das fkräftigste geltend machen lassen zu wollen““ welcher ntrag von der Plenar-Versammlung angenommen wurde.
ierauf fam das Neferat des ersten Ausschusses über den Antrag eines rdneten der Nitterschaft, betreffend : „Die Gleichstellung der Assessoren aus der Nhein-Provinz mit denen aus den alten Provinzen in Beziehung auf das Zte Examen und die Dienst Anziennität bei den Gerichten zur Berathung.““
Der Nefcrent entwickelte die Ungleichheiten zwischen den rheinländischen und altländischen Nefcrendarien und Assessoren, welche sich auf gesetzliche } dungen gründeten, und erklärte, daß nur die zusäßzliche in der nachtrag rhbeini
Vestimmungen ministerielle Anwe mit dem Antrage cinverstanden sei und 2 zu machen habe, daß unter allen Umständen lichen Prüfung der altländischen Assessoren gründliche Kenntnisse des darzuthun deten,
4A , 1 111) cmcrung
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Cin Abgeordneter der Städte: Er s mme dem Autrage bei und erlaube sich, den Zusaß vorzuschlagen, „Se. Majestät zu bitten, so viel wie mög lich, die Stellen in der Nhein- Provinz mit Eingebornen der Provinz
zen zu wollen.“ Der Antrag selber beweise, daß man im Nachtheile sci. ein Abgcordneter der Städte: Er finde dies nicht angeniessen, und seten olche Unterschiede nicht mehr zu machen, Mehrere stimmten dieser Acuße rung bei. Herr Landtags-Marschall: Es sei dies ein Antrag ganz ver iedener Art, welcher seiner Zeit eines eigenen Antrages und einer Bear beitung üm Ausschusse bedurft hätte. Cin Abgeordn:ter der Städte: Die ausländischen Assessoren seien allerdings einer strengen Prüfung zu unter werfen+ zur Zeit aber finde er diesen Antrag noch nicht angemessen, die altläudischen Assessoren würden in hiesiger Provinz auch an den hiesigen \nstitutionen Geschmack finden und diese felbst mehr Anklang in den alten ] Éin Abgeordneter der Städte: Mit dem Antrag cktädte, die ausschließliche Anstellung rheinländischer
Provinz
n gewmnen, if 4 *Sitoto G cime9 geordneien Pt
ustiz-Beamten betreffend, sei er vollkommen einverstanden ; A vünsche nur, daß erx auf alle Eingeborne vorzug5wei}e ausgedehnt würdez son gus dem Zten Landtage sei er zur Sprache, aber nicht an die Neihe gekommen. — Ein Abgeordneter der Städte: Man müsse sich durchaus enthalten, emen
\ndigenats-Autrag zu machen, j L Der Herr Landtags-Marschall stellte nun den Autrag zur Abstimmung und wurde derselbe nach dem Vorschlage des Ausschusses einstimmig an
genommen. : N — j Ein Abgeordneter der Städte reserirte sür den bten Ausschuß über den Antrag cines Abgeordneten der Städte, den in der Nheinvrovinz wohnen den Mitgiliedern des Ordens dar Chrenlegion die damit verbunden gewe- senen Gehälter wieder auszahlen zu lasen, daß der Staal nux 1n dem ¿Falle BRerpflichtung zur Zahlung habe, wenn dersclde von den Gutern, Die Zzui des Ordens gehörten, überkommen habe. Der Ausschuß habe beschlossen, die Dekorirten der Guade Sr. Majestät zut empfehlen, daniit denselben entweder aus dem Fonds der allenfalls aus der Dotation der Ehrenle ton bezogenen Zummen und der an das preußische (Gouvernement übergangenen Güter, oder in Ermangelung derselben aus anderen Staats mitteln ißre Gehälier bezahlt würden. i
Ein Abgeordneter der Städte: Seinem Antrage lägen mehrere Pe- titionen beiz in einer derselben sei angegeben, daß namentlich das Schloß T Brühl der áten Kohorte Der Chxrenlegion als L'otation zugetwiejen , und wenn dies wirklich der Fall sei, so sei auch eine Verpflichtung zur Zah lung vorhanden, wenn dies nicht der Fall sein jollte, würde doch Se, Ya jestät der König auf Befürwortung des Landtags, namentlich bei armecren TFamilienvätern sich bewogen finden können, die Gehälier zu zahlen odex mindestens temporaire Unterstüßungen zu gewähren, Cr bitte, diefen An trag zu unterstützen, welcher die Zustimmung der Plenar Versammlung sand,
“ Fs tvurde zum Referate über die Aufhebung der Privilegien des Fis
kus in Beziehung der Verzugszinsen übergegangen, l n
Der Ausschuß war mit den 1n dem Referate enthaltenen Ansichten parin einverstanden, daß die Aufhebung eines Privilegiums, welches früher in den hiesigen Provinzen nie bestanden, und dessen Härte auch der Provinz Preußen Veranlassung zu cinem Antrage gegeben, wiederholt bei des Königs Majestät möge befürwortet werden, womit die Plenar -Bersammlung sich cbenfalls einverstanden erklärte. i S
Ein Antrag des Abgeordneten der Landgemeinden auf Crueuerung der Bitte des sechsten rheinischen Landtags um Entwerfung resp. Verlegung eines Gesetzes, betreffend die Ablösung der auf den Gemeinde- und Ge- marken - Waldungen in der Nhein - Provinz haftenden Weide - Gerechtigkeit, wurde von dem Herrn Landtags-Marschall dem Antragsteller zur Ueberwei- sung an den Herrn Landtags - Kommissar zurückgegeben, nachdem sich die Versammlung mit dem Juhalte des Referats einverstanden erklärt hatte.
Der Bericht des 2ten Ausschusses über die Anträge eines Abg. der Städte um Aufhebung der Thorsperre in Jülich und um die möglichste Vermehrung der Garnison daselbst wurde von dem Dirigenten des Aus- \chusses, Mitglied der Ritterschaft, vorgetragen, welcher das Referat über- nommen hatte,
L otation
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Der Ausschuß, welcher sich der Ansicht des Referenten angeschlossen,
beantragte, Se. Majestät zu bitten, _
1) die Garnison von Jülich möglichst Zu vermehren und
2) zu verordnen, daß rücfsichtlih der Thorjsperre Jülich mit den Festun gen Köln und Koblenz gleichgestellt werde, A 5
Die Versammlung genehmigte nicht nur diese Anträge, sondern auch die bereits entworfene Adresse ihrem ganzen ZJnhalte nach,
Das Mitglied der Nitterschaft referirte gleichzeitig über den Antrag cines Abg. der Städte, die Befreiung der Gemeinde von der Stellung der Landwehr-Kavallerie-Pferde betreffend. Der Ausschuß habe keine Veran lassung gefunden, den Antrag zu unterstüßen, da die Gewährung des An trages cine gänzliche Umänderung in den bestehenden militairischen Einrich tungen, namentlich in den Grundsäßen des Landwelr-Systems, nothwendig machen werde, welche nicht zu erwarten stehe, Auch seien die Kosten nicht so erheblich, da z. B. für das von dem Kretze VDusseldorf zu stellende Kon tingent von 60 Pferden nur etwa 2 Sgr. auf den Nthlr, der Grund- und Klassensteuer Beischläge für die jährliche Uebung erfordern. Die Plenar Versammlung, welche der Ansicht des Ausschusses beigetreten , lehute daher den Antrag ab. :
__ Ein Abgeordneter der Städte trug nun, als Referent des 4ten Aus schusses, den Bericht über den Antrag des Abgeordneten der Städte, die Bertretung der Stadt Mülheim am Nhein bci den Kreisständen betreffend,
vor: „Die Stadt Mülheim am Rhein, welche durch ihren Abgeordneten die Befürwortung der Stände angerufen, um zu cincr stärkeren Vertretung bei den Kreistagen zu gelangen, habe {hon früher auf administrativen Wege ihre desfallsigen Ansprüche geltend zu machen gesucht. Unterm
0, September 1839 erfolgte hierauf Seitens des Ober - Präsidenten der Rhein-Provinz ein abschläglicher Bescheid, der sich aber nicht auf die bauptung grundete, daß der Stadt Mülheim das Necht nicht zustehe, mehr
als einen Abgeordneten zum Kreiztage abzusenden, sondern vielmeh1 darauf, weil in den Vorschlägen für die Kabinets - Ordre vom 26, Manz 1839 nur qolche Städte ausgenommen worden, welche mehr als 5000 Scelen zählten, die Stadt Mülheim aber darum
darin nicht habe einbegriffen werden können, weil nach de1 damaligen letz ten statistischen Aufnahme, welche der Ermittelung jener Städte zu Grunde gelegt worden, ihre Bevölkerung nur von 4813 gewesen sei, Es schien dem Herrn Ober-Präsidenten nicht thunlich, unmittelbar nach der Bekanntmachung jener Kabinets-Ordre den Antrag der Stadt Mülheim zu berücksichtigen, son dern sie wurde zur nächsten Abänderung verwiesen, ihr es aber freigestellt, fich schon früher an die Provinzialstände zu wenden, Lebzteres scheint indes sen am vorigen Landtage unterlassen worden zu sein. So sind also beinahe 1 Jahre verstrichen seit dem leßten Schritte, den die Stadt Mülheim in dieser Sache gethan hat, und es ist mittlerweile ihre Bevölkerung so gewach sen, daß sie selbst ohne Zuziehung der Außengemcinden, wie dies bei eini gen anderen konkurrirenden Städten stattgefuuden haben soll, die Einwoh nerzahl von 5000 Seelen erreicht hat, wonach sie zu einem zweiten Kreis Deputirten eben so gut berechtigt erscheint, als mehrere der Städte, denen ein solcher durch die obenerwähnte Kabinets - Ordre bewilligt worden ist. Es ist aber unter diesen Umständen auch außer allem Zweifel, daß, wenn die Stadt Mülheim jeßt wieder den nämlichen Weg, wie vor 4 Jahren cinschlagen, um durch die vorgesagten Bchörden dem Ober
Präsidenten ihr neuerdings vorgebrachtes Gesuch vorlegen lassen wollte, dessen Gewährung sicherlich jeßt keinen Anstand mehr finden würde.“ Der Ausschuß glaubt daher, daß zum Cinschreiten der Stände nicht hin reichende Veranlassung vorhanden sei, und daß dieser Beschluß dem Herrn Antragsteller zugefertigt werden könnte. :
Ein Abgeordneter der Städte machte darauf gusmerksam , daß der fünfte rheinische Landtag gleichzeitig mit dem Antrage die Zahl der Ritter gut3-Besißer auf den Kreistagen aus den meistbesteuerten Grundbesizern zu ergänzen, zugleich cine angemessenere Vertretung der größeren (Gemeinden und zwgr mit der Maßgabe beantragt habe, daß für jede 5000 Seelen ein Abge ordneter abzusenden sci, Dem ersten Antrage sei in dem Allerhöchsten Landtags Abschiede unbedingt Folge gegeben, und auf den zweiten Antrag der Allerhöchste Bescheid erfolgt, daß die Zahl der Kreistags-Abgceordneten der größeren Gemein den in angemessener Weise vermehrt worden sei. Da nun aber Gemeinden von 30 bis 40,000 Seelen immer noch nur mit höchstens 3 Deputirten bei dem Kreistage vertreten seien, während die lleinste Gemeinde auch einen Depu tirten sende, also das Bedürfniß einer angemesseneren Vertretung der grö ßeren Gemeinden noch fortbestehe, so sci bei dem vorliegenden Antrage nicht nux die Stadt Mülheim, sondern die Provinz im Allgemeinen zu berüccksich ligen und ein allgemeiner Antrag 1m Sinne der früheren Beschlüsse zu fo! miren, zumal die angeregte Vermehrung schon damals hauptsächlich mit Nüúcksicht auf das zu emanirende (esch wcgen Erweiterung der kreisständi schen Befuguisse sür nothwendig crachtet worden set.
Cin Abgeordneter der Städte: Er stimme dem bei, da auch der Kreis (Gladbach in dieser Bezichung verwahrlost sei. Ein Abgeordneter der Städte: Der Autrag müsse verbunden werden, da der Landtags-Marschall erlaubt habe, den Antrag in diesem Sinne zu stellen. Ein Abgeordne ter der Städte: Er müsse dem Antrage seiner Herren Kollegen beitreten, da auch in dem Kreise Krefeld, welchem er angchöre, cin großes Mißver hältuiß in der Vertretung beim Kreistage bestehe. Krefeld habe mehr als die Hälfte der Bevölkerung des ganzen Kreises und sei bei der aus 17 Mit qliedern bestehenden Kreis - Versammlung nur mit drei Stimmen vertreten,
Ein Abgeordneter der Städte: Er komme auf seinen Antrag zurück, daß die Stände Se. Majestät bitten mögen , über den betressenden Gegen stand eine allgemeine Norm festzustellen ex beantrage daher, einstweilen diesen Antrag auf sich beruhen zu lassen und später mit dem gegenwärtigen zu verbinden, :
Die Plenar-Versammlung erklärte sich hiermit einverstanden
Ein Abgeordneter der Landgemeinden, Referent dcs ersten Ausschusses, berichicie über den Antrag des Abgeordneten der Städte, den Schuß der (Gläubiger gegen diejenigen Schuldner, welche ihre Mobilien durch Schein verkäufe veräußern, betreffend.
Die Plenar-Versammlung lehute den Antrag aus den von dem Aus \chusse entwickelten (Gründen ab, wonach der freien Verfügung über das Eigenthum durch ein zu emannendes Gesetz keine unnöthige Schranke ge fezt werden konne,
Der Herr Landtags - Marschall zeigte nunmehr der Versammlung an, daß eine Neihe Neferate zur Einsicht im Vorsagagle offen gelegt seien.
Der Herr Landtags-Marschall bemcrlte, daß in Beziehung auf die neue Nedaction der Geschäfts-Ordnung es wünschenswerth sci, daß sich hierüber entweder mündlich oder schriftlich geäußert werdez er sei zur Empfangnahme der zu machenden Aeußerungen bereit. Den Gegenstand aber der Beschluß nahme zu unterlegen, fände er sich nah dem übernommenen Mandate uicht berechtigt. — Ein Abgeordneter der Städte: Wenn Alles Gegenstand der Disfussion sein könne, so scheine cs ihm, dast die Geschäfts-Ordnung keine Ausnahme machen dürfe; auch sie könne also Gegenstand derx Diskussion fein, Dex Herr Landtags - Marschall: Verhandlungen des Land tages könnten allerdings darüber statthaben, sie könnten aber nicht der Abstimmung unterworfen werden. Der Abgeordnete der Städte: Jede Berathung müsse auch cine Abstimmung zur Folge haben, es werde cine solche allgemein gewünscht. — Der Herr Landtags - Marschall : Juso fern die Abstimmung den Zweck haben solle, die Mehrheit der Ansichten fest zustellen, habe er nichts dagegen zu erinnern z insofern aber eine Beschluß nahme darauf gegründet werden wolle, könne er nicht beistimmen, Der Abgeordnete der Städte: Es fei dies auch auf anderen Landtagen gewöhn- lich, — Der Landtags - Marschall: Dies verpflichte ihn nicht zu derselben Auslegungz er könne nur im Sinne des von Sr. Majestät dem Könige er haltenen Mandats handeln. — Ein Abgeordneter der Städte stellte die Frage: Ob der Herr Landtags - Marschall nicht zugeben werde, daß der Bericht gedruckt werde? — Der Herr Landtags-Marschall: Der Gegen- stand sei zu einfach dazu,
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Koblenz, 11, Juli. Der hochwürdigste Herr Erzbischof von Köln, Klemens August, is gestern gegen Abend aus Bad Ems hier eingetroffen, im Gasthof zum Riesen abgestiegen und heute früh um 7 Uhr zu Lande nah Westphalen weiter gereist, Bei der Ab= roise des hochwürdigsten Herren hatte sich eine außerordentliche Volks-
Montag den 17!" Juli.
menge vor dem Gasthof versammelt, die, als der Herr Erzbischof im Hausgange erschien, die Häupter entblöste, sich auf die Knie warf uud den Segen von seiner Hand empfing. Ju dichtgedrängtem Zuge begleitete die ganze Menge mit den Zunftfahnen, welche vor und neben dem Wagen getragen wurden, den Kirchenfürsten dur die Stadt bis vor die Moselbrücke, wo der ehrwürdige Greis scheidend uo cin Mal dem Volke den Segen ertheilte und hierauf unter wiederholtem lautem und herzlihem Lebehochruf desselben weiterfuhr.
t Sre. 6. Julie: (Tr. D) -- Dés Gesellschaft der deutschen Wein- und Obst-Produzenten, welche im verflossenen Jahre als Sec= tion der allgemeinen Versammlung deutscher Land= und Forstwirthe in Stuttgart fungirte, hat beschlossen, sich in diesem Jahre in Trier, als einem Hauptpunkte des Weinbaues au der Mosel, zu versammeln. Ver Herr Landrath von Haw hier hat das Präsidium dieser Gesell- chaft übernommen, und is die erste Sißung der Versammlung auf Sonnabend den 7. Oktober c. festgeseßt. Die ausführliche Bekguut- machung nebst dem Programm wird nächstens erfolgen.
Aus dem Kreise Ahaus, 9. Juli. (W. M.) Noch lange werden die Tage vom 1. bis 5. Juli der Gemeinde Legden im fri=- schen Andenken bleiben, Es weilte in diesen unvergeßlichen Tagen unter uns unser allverehrter Bischof Kaspar Maximilian, und nahm auf besondere Einladung des Freiherrn von Oer sein Absteigequartier auf dem Hause Egelborg. Am 1sten des Mittags 6 Uhr verkündeten uns 3 Böllerschüsse und das Geläute aller Glocken, so wie das Flat- tern der ¿Fahne von der Spiße des Kirchthurmes, das der ersehnte hohe Gast wirklih in unserer Mitte angelangt sei. Eine zahlreiche Begleitung von Ahauser Bürgern zu Wagen und zu Pferde, an die sich eine Deputation zu Wagen nebst der hiesigen Reiterei mit hren Fähnlein angeschlossen hatte, umgaben und folgten dem Wagen des geliebten Oberhirten. Am anderen Morgen fand sich derselbe um halb 8 Uhr ein, fuhr durh die von der Lebe der Ein- wohner festlich geschmückten Straßen zur Pfarrwohnung, und begab sich von da zur Kirche, um an diesem wie anu den übrigen Tagen seines Hiexrseins das heilige Meßopfer zu verrichten, und kehrte dann dahin zurück, bis zu Anfange des Hochamtes und der Predigt, denen der ehrwürdige Greis bis zum Ende beiwohnte. Von nah und fern war die Menge herbeigeströmt und füllte die Räume der
Kirche, um sih an der Andacht des frommen Kirchen - Prälaten
zu erbauen. Am 3. und 4., den Tagen der Austheilung der heiligen Firmung für Legden und Asbeck, wurde der hohe Prälat jedes Mal von der Chrengarde abgeholt. Vor der Pfarrwoh= nung hatte sich die Geistlichkeit versammelt; 16 weißgefleidete Mädchen mit Blumenfestons umgaben den Bischof, während 4 fleinere aus Körbchen Blumen vor ihm agusstxeueten, als die Prozession unter Absingung des Veni creator sich an diesen Tagen zur Kirche begab. Am Montag Abend, begünstigt von dem herrlichsten Wetter, hatte sich ein s{höner Fackelzug, an dem 130 Cin= wohner und einige hier zufällig anwesende Fremde mit gleicher Uebe T heil nabmen, gebildet. Unter Begleitung eines für diese Tage be- stellten Musik- Corps begab sich der Zug langsam zur Egelborg und stellte sich vor dem Hause auf dem geräumigen Plaße vor demselben auf. Der Prälat saß am offenen Fenster und hörte dem zu dieser Feierlichkeit gedichteten Liede zu. Am Schlusse erhob sih der ehr-= würdige Greis, um der wogenden Volksmenge den Segen zu er- theilen, den Alle, niedergeluiet, mit der größten Andacht empfingen z fein Laut war vernchmbar; es war ein herzergreifender Augenbli! Am dritten Tage des Abends war der mit einer Moos= und Blumenguirlande umgebeue Kirchhof erleuchtet. Am fünften begleiteten den Hochverehrten die Reiterei, so wie in einem besonderen Wagen der Pfarrer mit dem Bürgermeister uud Beigeordneten nah Asbeck. Ein stattlicher Ebrenbogen bezeichnete die Gränze beider Gemeinden, an welcher die Ehrengarde zu Pferde des hohen Gastes harrte. Beim Eiugange des Dorfes war die Schübßengesellschaft nebst der Schulsugend aufgestellt; beide sangen eigens für diesen Freudentag gedichtete Lieder; und so bewegte sich der Zug langsam weiter durh die mit Geshmack verzierten Ehren= bögen bis zur Pastorat, wo die Ortsgeistlichkeit im Ornate den hoch- verehrten Oberhirten bewillfklommnet. Derselbe ließ die Schuljugend zu sich fommen und ein Eramen mit dieser anstellen. Erst gegen Abend verließ der allverehrte Greis unter Begleitung einer zahl reichen Reiterei und den Segenswünschen Aller die Gemeinde, um einige Tage auf dem gräflichen Schlosse Darfeld im Kreise seiner Familie auszuruhen, und von da nah Münster zurückzukehren.
Münster, 10. Juli. (W. M,). Dér größere Einfluß, den ein fremder Prediger schon als solcher auf den Zuhörer übt, bewährte sich, wie schon früher für religiöse Zwecke ( Bußprediger, Missions prediger), so auch in den leßten Jahren in Amerika und Frland, und seit dem 1. März dieses Jahres auch in unserer Nähe für die Zwecke der Mäßigkeitsvereine. Der Herr Kaplan Seling, Vice= Präsident des Osnabrücker Mäßigkeitovereins, und Verfasser von mehr als 50, theils schon gedruckten, Mäßigkeitsliedern, predigte guf den Wunsch der Pfarrer in den Osngbrückshen Dörfern: Neuen firchen in Hülsen, Hagen, Laer, Glaudorf, Malgarten, Gesmold die Mäßigkeit, und jedes Mal mit fo gutem Erfolge, daß wenigstens die Gutgesinuten für die h. Sache gewonnen wurden und das Branntweintrinken meistens ein Ende genommen hat,
Erfurt, 410. Juli. (O. P. A. 3) U o i heer Stadt den hohen Brodpreisen Gränzen zu seben (die Bäcker verkauf ten seither das Pfund mit 16 Silberpfennigen) hat die städtische Behörde die Einrichtung getroffen, daß auf die Dauer derx jebigen Theurung den minder bemittelten hiesigen Einwohnern das Pfund Brod zu 10 Silberpfennigen abgelassen werde, zu welchem Zweck sich
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leßtere an den Bezirks-Vorsteher wenden können.
Nus laud. Deutsche Bundesstaaten.
Bayern. Vamberg, 140. Juli. (Fr. M.) Das Damps= {i} „Kronprinz Maximilian“ hat gestern eine Lustfahrt nah Elt- mann mit 200 Personen an Bord gemacht, und heute früh 6 Uhr die erste Dienstreise nach Schweinfurt mit zahlreichen Passagieren — darunter mehrere nah Kissingen — angetreten. Das Boot geht hier nah Ankunft der Haupt-Post-Eilwagen ab, kommt gegen 10 Uhr in Schweinfurt an, und es köunen die Reisenden von da sogleich durch Miethwagen nach Kissingen und Würzburg befördert werden, und daselbst bis Mittag eintreffen.
Württemberg. Gmünd, 7. Juli, Die Theuerung T A
mittel, namentlich aber der schnelle Aufschlag bes Brodes (a