1843 / 19 p. 2 (Allgemeine Preußische Zeitung) scan diff

Auslhé des Gesepgebers blos ein Gleichgewicht in der Bertzezung Ler ore: schiedenen Stände hergestellt werden sollte, so sei gene 2 obs kabe Nepräsentation der Nitterschaft nichts zu erinneru z a r TeRE MAIECIE Me nicht obgewaltet, sondern der Grundbesiß sei der Maßstab der Bertretung, Deshalb trete er dem Abgeordneten bei, welcher mit Nücksicht auf das in der Provinz Preußen bestehende Verhältniß cine Vermehrung der Abgeordneten des 3ten und 4ten Standes begehrt habe, insbesondere auch noch aus dem Grunde, weil alsdann die Rheinprovinz eine ihrer Wichtigkeit für die ganze Monarchie entsprechende stärkere Vertretung bei den ständischen Ausschüssen erde.

S Referent bemerkt: Ueber den von dem vorigen Nedner angeführ- ten Zahlen-Angaben dürfe nicht vergessen werden, daß der Zte Stand das Gewerbe repräjentire und daß bei ihm vorzugsweise diese Nücksicht entschei- dend sei. Nach einer ebenfalls von dem Herrn Ober -Präsidenten mitge theilten neueren Statistik aus dem Jahre 1830 habe die Grundsteuer be tragen 2,242,917 Nthlr, , dagegen die Gewerbesteuer 490,000 Rthlr., oder ein Fünftel der ersteren, Wenn mithin cin Drittel der Stimmen dem Zten Stande eingeräumt weide, so könne dies nicht unbillig gefunden werden. Er müsse wiederholen, daß der Eintritt in den zweiten Stand dem Zten und 4ten jederzeit ofen stche und daß die Matrikel der Nittergüter nicht geschlossen werde. j

Ein Abg. der Landgemeinden: Das Geseß vom 27, März 1824 habe auf das Gewerbe keine besondere Rücksicht genommen, vielmehr den Grund-

besiß im Auge gehalten, indem es im §. 2 den vierten Stand als denjeni- gen bezeichne, welcher alle übrigen Grundbesißer umfasse, die nicht im zwei ten und dritten Stande begriffen sind. Daher sei es auch angemessen , die Vertretung nah Prozenten der Grundsteuer zu reguliren.

Ein Abg. der Städte; Welches Prinzip das Gouvernement gehabt habe, wisse man niht, weil die Motive zum Geseße nicht publizirt werden und nur errathen werden können. Nach der jeßt bestehenden Einrichtung liefere der sogenannte große Grundbesiß oder die Ritter schaft, der Handel und die Industrie oder die Städte und der kleinere Grundbesiß oder die Landgemeinden, jeder eine gleihe Anzahl Abgeord nete, Hierdurch komme auf die Ritterschaft, welche nur cixca 6 pCt. des Grundes und Bodens besiße, wenn man die 5 Mitglieder der Für steubank dazurehne, 375 pCt, der ganzen Vertretung, Wolle man nicht annehmen, die Regierung habe die Absicht gehabt, sämmtliche eigent lih nur in einer Fiction bestehende Standschasten einander gegenüber zustellen, und gerade derjenigen, welche den geringsten Besiß habe und in der Wirklichkeit am wenigsten vorhanden sei, das Uebergewicht über die zwei leßten Stände, deren eigentlihes und einziges Dasein doch Niemand leugnen könne, zu verschaffen, wofür sih doch kein zurei ender Grund finden lasse, so müsse man anerkennen, daß das ganze Wahl - System fehlerhaft sei und einer Umgestaltung bedürfe, Er nehme daher feinen Anstand, dem Antrage auf Vermehrung der Vertretung für die Städte und Landgemeinden beizustimmen. Wenn gesagt wor- den sei, daß der Grundbesitz des 2, Standes durch Hinzutreten neuer Güter in die Ritterschafts-Matrikel zunchme, so müsse er hierauf bemerken, daß er auch durch Ausscheiden abnehmen könne und daß es überhaupt den Anschein gewinne, daß die Aufnahme von Gütern in besagte Matrik:l häufig aus Speculation geschehe, um deren Werth durch das Anrecht auf die Stand schaft zu vermehren.

Ein Abgeordneter der Landgemeinden; Daß die Matrikel nicht ge {lossen werde, sei richtig, und habe er nichts dagegen einzuwenden , daß dereinst, wenn die Anzahl der Nittergüter so groß geworden, daß sie 20 pCt. des gesammten Grund-Eigenthums repräsentiren, auch bei ihnen cine ver- mehrte Vertretung Statt finde. Was die Städte anbelange, \o sinde man bei der ersten Eintheilung (1829) durchschnittlich auf etwa 20,000 Seelen Einen Deputirten angenommenz gegenwärtig aber gebe es Komyplexe, wo

auf 14 bis 17,000, und andere, namentlich im Norden der Provinz, wo auf 30 bis 35,000 Seelen Ein Devutirter komme. Mehrseitig sei auf stärkere Vertretung und eine andere Eintheilung angetragen worden; Beides sei dadurch zu erreichen, wenn man die gestiegene Bevölkerung einer neuen Ein- theilung zu Grunde lege. : Ein Abg. der Ritterschaft äußert: Die Redner, welche sich bisher für die Erweiterung der Vertretung des 3. und 4, Standes ausgesprochen, ha ben ihre Gründe auf Zahlenverhältnisse und auf statistische Nachweisungen gestüßt und daraus ein Mißverhältniß herzuleiten gesucht. Ju diesem Ver- fahren liege ein prínzivieller Jrrthum, weil der Geseßgeber selbst niht auf diesem Wege zu Werke gegangen sei und seine Stände uicht nah Prozen ten berehnet habe. Auch sei es nicht möglich, jenen Grundsaß logish zu verfolgen, weil selbst bei einer Vermehrung der Vertreter des 3. und 4, Stan des noch immer sehr viele Grundbesißer und Einwohner nicht vertreten blei- ben würden, was sich uur durch eine Vertretung uach Köpfen beseitigen lasse, die weder der Geseßgeber noch die vorigen Nedner selbst wollen, Es sei aber nicht hervorgehoben, daß, wenn ein Stand sich durch uicht voll ständige Vertretung im Nachtheile befinde, dieses gerade der Nitter stand sci. Die ständischen Verhältnisse seien niht auf Zahlenverhält nisse gegründet, sondern werden dur audere Unstäude gestaltet, wenn diese gleich blos thatsächliche und nicht geseßliche seien. Die Mitglieder des Nit- terstandes seien verhindert, wenn sie größere Grundbesißer seien, sich im vierten Stande vertreten zu lassen, indem ihnen in der Regel die Selbst bewirthschaftung, wenigstens als Haupt-Beschäftigung, abgehe. Noch weni- ger könnten sie sich im dritten Stande mit vertreten lassen, teil überhaupt Nittergutsbesiß und größeres Gewerbe nicht wohl zu vereinigen seien, indem ein gewerbliches Geschäft das Wohnen in der Stadt und manche Keuntnisse vorausseße, welche den Mitglicdern des Nitterstandes meistens nicht zu Ge bote stehen. Anders verhalte es sich mit den anderen Stäuden, welchen der Eintritt in den Ritterstand unbeschränkt ofen stehe. Die Versammlung zähle unter den Vertretern des Nitterstandes zwei Kommerzien - Räthez bei der Abstimmung werde es sich zeigen, ob dieselben den Nitterstand, oder aber den dritten Stand, dem sie dur ihre Beschäftigung angehören, ver treten werden, Die angeführten Thatsachen und ihr Einfluß auf die Ver tretung lassen sich nicht widerlegen. Ein anderer Abgeordneter dieses Standes führt an + Der Nitterstand und dex 3, Stand verfolge ein und das nämliche Ziel, nämlich die Beförderung der Landes-Wohlfahrt; dies sei das Motiv, aus dem er sich in die Nitterschaft habe aufnehmen lassen.

Ein Abgeordneter der Städte bemerkt; Nach dem Geseße vom Jahre 1823 sei der Grundbesig die Basis der ganzen ständischen Vertretung, und gerade diese Bestimmung habe ibm zu seinem Antrage Veranlassung gege ben, Analog den Provinzial-Ständen sei das Zustitut der Kreis- Stände Mr die ganze Monarchie ein und dasselbe, und nicht für jeden einzelnen Kreis nach besonderen Grundsäßen organisirt.

¿nitt S gandtags-Marschall: Da ‘die bisherige Diskussion sich nur

Zahl erstrect v Prinzip der Bermchrung überhaupt, nicht aber auf die

zu bringen, und «e 19 jei zuvörderst die allgemeinere Frage zur Abstimmung , zwar in folgender Fassung:

E t S bänderung n dem Stimmen - Verhältniß der verschiedenen Diese Fiaae (Frovinzial-Landtage bei Sr, Majestät beantragt werden /“ di: Us ge wude von 43 Stimmen bejaht, von 31 verneint, Ein Abg, der Städte bemerk j c . Stg ; diesen ablehuenden Beschluß f it, daß sich der Stand der Städte durch zwei Dritteln der Stimmen für benachtheiligi erachte und mit mehr als der Stand ver Lanbgrneini H in partes beantrage; es frage sich, ob wesenden 22 Abgeordneten 4 A gen Antrage anschließe, Von den an- Antrage bei. ndgemeinden treten 14 dem vorstehenden Der Herr Landtags - Marschal(+ a, see sei es zwar A so A wörden. gereinstimmung, mit dem Ge- nicht wünschenswerth, möglichst zu vermeiden sei Da co 1m partes, als Falle aber cine bestimmte Majorität dafür erflärt babe \ im voiliegenden dagegen zu erinnern, sofern dieser Wunsch wiederbei V finde er nichts Ein Abgeordneter der Städte: Es sei kein Wunsch, \oneg,e en werde, welhes der dritte Staud in Anspruch nehme. ’, \ondern ein Recht,

Der Referent: Der Antrag sei auf eine i R des dritten und vierten Standes Lerlifie e al G S E Stand für si allein zu einer itio in partes nicht berechtigt, _ Ei Le geordneter der Landgemeinden: Diese Ansicht des Referenten sei i 8 aus derselben würde folgen, daß der dritte Stand, weil er sich eines R den Znteresses angenommen, mit dem vierten eine untrenubare Einheit bilde ; in einem solchen Falle aber brauchte der Antrag nux von zwei Dritteln Ser MTesenben Vertreter beider Stände zusammen unterstüßt zu werden. n Abgeordneter der Ritterschaft: Der Antrag des Referenten werde

durch das Gese vollständig widerlegt, Sobald sich der dritte Stand durch

122 den Beschluß der Majorität der Versammlung in seinem Interesse verlezt fühle, stehe ihm frei, ohne weiteres zu einer itio in partes überzugehen,

Der Herr Landtags-Marschall : Dieser Antrag bleibe der weiteren Ver handlung vorbehalten, Zunächst sei nunmehr die Diskussion auf folgende Punkte zu richten: 1) ob die Entrichtung des Gewerbesteuersaßes als Be- dingung der passiven Wahlfähigkeit im 3:en Stande aufgehoben werden solle? 2) ob das auf früheren Landtagen bereits vorgebrachte Gesuch, bei der Wahlfähigkeit im 4ten Stande von der Erforderniß der Selbstbewirth schaftung zu abstrahiren, wiederholt werden solle? 3) ob die Dauer des Besißes von 10 auf 5 Jahre herabzuscßen sci? Was den zweiten Punkt betresfe, so sci ein darauf bezüglicher Antrag des leßten Landtags von Sr, Majestät abgelehnt worden; jedoch habe man bei den Wahlen für den ge genwärtigen Landtag auf strenge Beobachtung der geseßlichen Bestimmung nicht gehalten, was von gutem Erfolge gewesen sci. Aus diesen Gründen scheine cs ihm angemessen, jenen Punkt auf sich beruhen zu lassen.

Ein Abgeordneter der Landgemeinden bemerkt: Dann wolle er subsi diarisch auf Zurücknahme der beiden Ministerial-Justructionen antragen, in Folge deren manche auf den früheren Landtagen gern gesehene Mitglieder des vierten Standes, z. B. Juristen, für nicht wahlfähig erklärt worden seien. Denn wenn auch das Kriterium der Selbstbewirthschaftung bleibe, so dürfe doch eine ungeseßliche Juterpretation des Gesehes durch eine Mi nisterial-Jnstruction nicht bestchen bleiben. Ein Abgeordneter der Ritter schaft: Schon durch §, 12 des Gesetzes sei die Selbstbewirthschaftung des ländlichen Grundbesißes als Hauptgewerbe vorgeschrieben, Ein Mitglied des Fürstenstandes bemerkt: Man möge bei dem vierten Stande die Selbst bewirthschaftung als Bedingung des Wahlrechts festhalten, als Erforderniß der passiven Wahlfähigkeit aber fallen lassen.

Der Herr Landtags - Marschall: Gerade hierauf sei das Gesuch des lezten Landtags gerichtet gewesen. Da jedoch durch den Landtags-Abschied der Znhalt der angeführten Ministerial - Jnstructionen für wohl begründet erklärt worden, so werde eine solche Bitte jeßt um so weniger zu wiederbo len sein, als bei den leßten Wahlen faktisch von der Strenge jenes Grund saßes abgewichen worden sei. Ein Abgeordneter der Städte führt an: Wenn bei den gegenwärtigen Wahlen auf die Befolguug der Ministerial JFnterpretation nicht streng gehalten worden, so sei anzunehmen, daß man nicht streng darauf habe halten können und sie deshalb habe fallen lassen, Bei dieser Annahme sei es aber von doppelter Bedeutsamkeit, die srühere Bitte zu wiederholen,

Der Referent bemerkt; Die von einem Abg. der Landgemeinden aus gesprochene Ausicht sühre auf ein System, aus welchem nicht mehr heraus zukommen sei; denn mit demselben Nechte wie Juristen würden auch Kame ralisten, Theologen u. \. w. dem Landtage nöthig scin. Schon im §. 12 der Kabinets-Ordre vom 27. März 1827 sei die Selbstbewirthschaftung des ländlichen Grundbesißes als Hauptgewerbe vorgeschrieben und deshalb durch die Ministerial-Justruction nichts Neues cingeführt, Ein Abg. der Land- gemeinden führt an : Die Ministerial Jnstruction habe den Begriff „Haupt gewerbe“ durch „Beschäftigung, Einkommen u, st. w.““ definint, Durch diese Interpretation sei die Provinz in Erstaunen gesezt und Männer vom Land tage ausgeschlossen worden, auf welche das Rheinland stolz sei. Ein Abg. der Landgemeinden tritt dieser Ansicht bei, Der König habe nie beanstan det, die früher stattgehabten Wahlen zu bestätigen, welche nunmehr durch das Ministerial-Reskript beschräuft worden seien, Das Geseß verlauge nur 20 Rthlr. Grundsteuer und die Bewirthschaftung eines ländlichen Grund besißes als Hauptgewerbez daneben habe de1 Besißer aber auch Advcekat, Arzt, Notar u, dgl. mehr sein können, Leßteres sei jeßt ausgeschlossen, ja, sogar die Landräthe für nicht mehr wählbar erklärt, Auf dem leßten Landtage und früher seien darauf bezügliche Auträge gestellt, jedoch von Sr. Majestät abgelehnt worden, Aus diesem Grunde halte er es sür zweckmäßig (obgleich, seiner Ueberzeugung nach, die Ministerial-Justiuction die Wahlfreiheit dem Geseße zuwider beenge), jenen Antrag nicht zu er neuern, sondern nur die Ueberzeugung der Versammlung im Protokolle

niederzulegen,

Ein Abgeordneter der Städte bemerkt; Um einen nenen Grund brauche man nicht verlegen zu sein; dazu reiche schon hin, daß man in diesem Jahre bei der Berathung des Strafgeseßes drei Juristen habe zuziehen müssen, was früher nicht nothwendig gewesen sei, Ein anderer Abgeord ueter dieses Standes: Ein neuer Grund liege auch in der Aeußerung des Herrn Landtags-Marschalls, daß faktisch nicht streng an dem Prinzip ge halten worden sei, indem einzelnen Abgeordneten die Bestätigung zu Theil geworden, obwohl die Selbstbewirthschaftung ihre Haupt-Beschäftigung nichk ausmachte, Z

Der Herr Landtags - Marschall; Dieser Grund sprehe nicht für

den Antrag, sondern für das Gegentheil, weil doh nicht wohl zur Unterstüßung einer Bitte angeführt werden könne, daß sie thatsächlich schon bewilligt sei. Ein Abgeordneter der Nittershaft; Wenn ge fragt werde, ob auf dem vorigen Landtage über denselben Antrag ver handelt und die darauf bezügliche Bitte von Sr. Majestät abgelehut wor- den sei, so könne hierüber kein Zweifel mehr obwalten, sobald man uur die desfallsige Adresse des Landtags einsehen wolle. Es handle sich mithin blos darum, ob jeßt nova vorgebracht scien, um einen erneuerten Autrag zu motiviren, Seiner Ansicht nach seien bis jeßt keine nova angeführt worden. Die nothwendige Zuziehung der drei Juristen sei eine bloße Zufälligkeit, indem über denjenigen Theil von wissenschaftlichen Kenntnissen, welche in einem Stande repräsentirt werden solle, nirgends eine Bestimmung getroffen werden könne, Deshalb stimme er mit der Ansicht des Herrn Landtags Marschalls und des Abgeordneten der Landgemeinden überein, und wider- seße sich der Erneuerung des fraglichen Antrags,

Mit Rücksicht auf die Bemerkung, daß es genüge, wenn die An- sicht des Landtags aus der im Protokoll enthaltenen Diskussion her vorgche, wird von einer Abstimmung über die vorliegende Frage Abstand genommen, E Hierauf wird die Diskussion über folgende Frage eröffnet: „Sollen die Wähler im Stande der Städte auch solche Vertreter wählen können, die, ohne Gewerbesteuer zu zahlen, den Wahl-Census blos in Grundsteuer entrichten 2“ :

Ein Abgeordneter der Städter Durch die Bejahung dieser Frage werde das Geseß nicht alterirt, weil es selbst hinsichtlich der Magistrats personen u. st. w. hon Ausnahmen von dem Prinzip gestatte, Ein Ab- geordneter der Nitterschaft : Wenn auch der Geseßgeber Ausnahmen zulasse, so werde doch dadurch die Negel nicht aufgehoben, nach welcher für die Wahlfähigkeit im dritten Stande außer dem Grundbesiße noch ein zweites Kriterium, nämlich die Zahlung von Gewerbesteuer, erfordert verde, Es bleibe immer eine Abänderung des Grundsabßes, wenn man die Ausnahme zur Regel und die Negel zur Ausnahme machen wolle. Ein Abgeord neter der Städte: So interessant ihm auch die von dem Ausschuß ent wickelte Theorie über Standschaft u. st. w, gewesen sei, so habe er doch in Zweifel darüber gestanden, wo die Standschast und wo die divergirenden Znteressen eigentlich zu finden seien, Erst durch die Aeußerung eines Mit gliedes des Fürstenstaudes, daß hier zu Lande verschiedene Stände eigentlich gar nicht eristirten, sei jener Zweifel befriedigend gelöst worden, Die Rich- tigkeit dieer Aeußerung zeige sich auch in der Bersammlung selbst, wo kein Stand wirklih vertreten sei, wenigstens sehe er keine besondere Ritterschaft, ja, nicht einmal einen besonderen Stand der Städte u. st. w. Dem Ge- seße sei es nicht gelungen, bestimmte Merkmale für den Unterschied der Stände aufzustellen; eben so wenig habe es verhindern können, daß Perso nen des einen Standes gleichzeitig in einen anderen hinübertreten, Das Geseh leide mithin an einer völligen Halt - und Grundlosigkeit, Eben darum dürfen auch die Städte nicht verhindert werden, unter den Män nern der Intelligenz sich ihre Vertreter zu wählen, Ueberhaupt herrsche in den Städten nicht ausschließlich das Gewerbe (wie denn auch sehr häusig die Wahl auf Magistratspersonen gefallen sei), er stimme daher für die Bejahung der Frage.

Der Referent bemerkt; So lange das Geseß an der Eintheilung in Stände festhalte und man nicht einen einzigen Stand ctabliren wolle, dürfe von dem Prinzip und dem geseylichen Kriterium nicht abgegangen werden, Es liege kein Antrag vor auf Durcheinanderwerfung aller Stände und auf eine Volksvertretung. Ein Abg. der Städte: Ér bestreite, daß ein sol hes Kiiterium da sei; nah dem ‘jeßigen Wahlgeseße sei das Gewerbe nicht t Eu O Magistrats-Personen wählbar seien, und eben so wenig ria h, A ele intelligente Köpfe von der Wahl ausgeschlossen Merkmale At a7 il itterschaftz Er wolle nicht widersprechen, daß die Versuch, Formen der Un, Haralterisirt seien. Allein das Geseß mache den seplich 'derssedeie Staerscheidung festzustellen. So lange es daher ge-

; / Stände“ gebe, so lange müsse man auch an den gege-

benen Formen tant bien que mal halten und an die Verfassung nichk rühren, die man erst so kurze Zeit besiße und welche erx seit kurzer Zeit durch die Veröffentlichung dessen, was auf dem Landtage verhandelt werde, für das Volk cine Bedeutung erlangt habe. Jn Folge der Zeit werde sich herausstellen, ob und welches weitere Bedürfniß vorhanden fei.

Hierauf wird die obige Frage zur Abstimmung gebracht und von 45 Stimmen bejaht, von 28 verneint.

Der Referent schlägt demnächst folgende Frage zur Abstimmung vor: „Soll die Dauer des zur Wahlfähigkeit im dritten und vierten Stande erforderlichen Grundbesißes von 10 auf 5 Jahre herabgeseßt werden.“

mit welcher Fassung der Antragsteller, welcher cine Herabsezung auf 3 Jahre vorgeschlagen hatte, sich einverstanden erklärt.

Ein Abgeordneter der Städte: Die Frage, ob die Gewerbesteuer über haupt als Wahlcensus aufgehoben werden solle, sei noch nicht zur Abstim mung gebracht; er halte es auch nicht für nöthig, obwotl er sie mit Ja beantwortet haben würde. Der Neferent erwiedert: Er habe diese Frage fallen lassen, weil der Abgeordnete, durch dessen Antrag sie veraulaßt wo1 den, sich dem Antrage eines anderen Abgeordneten der Städte angeschlossen habe. Die zuleßt abgestimmte Frage sei durch den Antrag- cines Abgeord neten der Städte hervorgerufen worden. Es bleibe nunmehr nur noch die von ibm zuleßt sormulirte Frage zu entscheiden übrig.

Gegen die Abstimmung über diese Frage wird vielseitig eingeredct : Es sei besser, daß die Versammlung, nachdem sie die bedeutende ren Modificationen des Wahlgeseßes abgelehnt habe, auf diesen un bedeutenderen Punkt gar nicht eingehe, weil einestheils halbe Maf regeln überhaupt zu vermeiden, und anderntheils oft von dem Erfo1der nisse des 10jährigen Besißes dispensirt worden set.

Von mehreren Abgeordneten der Städte wird auf der Abstimmung be standen, weil den Anträgen ihr Necht widerfahren müsse und ein jeder Fort schritt, sei er auch klein, wünschenswerth erscheine. Von der Majorität der Versammlung wird die Abstimmung über die gestellte Frage abgelehnt.

(Schluß felgt.) E

Múuster, 15. Juli, (W, M,) Am vorgestrigen Tage war unsere Stadt Augenzeuge einer eben so seltenen als ergreifenden eie lichkeit. Unser hochwürdigster, allverehrter Bischof feierte sein 5Z0jäh riges Priesterthums=-=Jubiläum, und groß und vielseitig war der Wett eifer, um diesen Tag recht feierlich zu machen und dem würdigen Oberhirten die Huldigung der tiefsten Ehrfurcht und innigsten Liebe in unverfennbarer Weise darzubringen. 7

Am 12ten Abends verkündigte von 6 bis § Uhr ein festliches Glockengeläute von allen Kirchthürmen der Stadt die Feier des näch sten Tages, Gegen 9 Uhr erschien eine große Anzahl von Bürgern, welche dem Hochverehrten zur Borfeier seines Jubelfestes einen glän zenden Factelzug brachten, bei welcher Gelegenheit der wohllöbliche Magistrat der Stadt Münster, den Herrn Ober-Bürgermeister an det Spiße, Hechdemselben, welcher sich in dem großen unteren Saale sei ner Wohnung befand, die herzlichsten Glückwünsche darbrachte. Let terer begrüßte den hohwürdigsten Herrn Jubilar nit folgender aus gezeichnet s{chönen Rede :

„Dochwürdigster Bischof! Den Vielen, die von Fern und Nah her beifommen, Ew. bischöflichen Guaden zu der morgigen Feier Jhres 50jäh rigen Priesterthums Glück zu wünschen, gesellt sih vor Allen die Stadt Münster zu, und hat uns, ihren geseßlichen Borstaud, beauftragt, Ew. bi chöflichen Gnaden den Ausdruck der herzlichsten Theilnahme, des tiefgefüh! testen Dankes darzubringen für Alles, was Sie in einer so langen Reihe von Jahren der katholischen Kirche, der Münsterschen Diözese und der Stadt gewesen sind. Wenn die Annalen der Kirche mit flammenden Zügen den hohen Muth verewigen, mit welchem Ew. bischöfliche Gnaden dem gewal tigen Gebieter einer halben Welt entgegentraten, die Freiheit dcs gefange nen Papstes zu erwirken; so verehren Diözese und Stadt den treuen Hirten, der ausdauernd ihr geistiges Gedeihen überwachte, im Woblthun nie ermü dete, viele tausend Heranwachsende zum Kampyf mit den Mühen und Ge ahren des Lebens kräftigte, und in \o segensreichem Streben sclbst bis in den leßztvergangenen Tagen allen Beschwerden troßzeud ausharrte, Mit Stolz zählt die Stadt Ew. bischöflihe Gnaden zu ihren Mitbürgern und ist sich bewußt, daß Sie durch so viele Jahre Woll und Wehe mit uns getheilt haben, Möge die Hand der Vorsehung über Jhr theures ben gnädig walten und uns die Freude bereiten, nah zwei Jahren n cinmal an dieser Stätte zu erscheinen, den anderen Glückwunsch Bischofs - Jubiläum diesem in der Kirche \o seltenen Feste (E\v, schöflichen Gnaden darzubringen, Münster, den 12. Juli 1843. De gistrat. Die Stadtverordneten-Versamnilung.““

Diese Aurede wurde von dem hochwürdigsten Herrn Jubilar mi gewohnter Freundlichkeit angenommen und mit herzlihem Dauke wiedert,

Am Festtage selbst, Morgens von 6 bis §8 Uhr, wurde das feierliche Geläute wiederholt und um 8 Uhr in allen Pfarrkirchen, der Vorschrift gemäß, ein feierliches Hochamt gehalten. Gegen halb 10 Uhr verfügte sih das hohwürdige Dom- Kapitel mit den Dom Vikarien, dem die Geistlichkeit der Stadt sich angeschlossen hatte, im firhlichen Ornate zur bischöflichen Wohnung, um den hochwiirdigsten Herrn Jubilar zur Domkirche zu geleiten. Zu beiden Seiten hatte sich das im vorigen Jahre bei Gelegenheit der Anwesenheit Sr. Mg jestät des Köuigs neu gebildete Bürger - Schüßen - Corps von de1 bischöflichen Wohnung bis zum Mittel-Altare der Domkirche in Spg lier aufgestellt, und dem Bemühen desselben is cs vorzüglich zu ver danken, daß bei der großen Menschenmenge die Rube und Ord mng ncht im Geringsten gestört wurde. Den feierlichen Zug, welcher von der bischöflihen Wohnung zu dem großen Portale des alten Chors der Domkirche sih bewegte, eröffneten die Alumnen des bischöflichen Priester - Seminars; in demselben bemerkte man gußez dem bischöflihen Offizial des Großherzogthums Oldenburg, Dr. Herold, die Land-Dechanten der Divzese, welche gekommen waren, dem loch würdigsten Bischof für sh und Namens der Geistlichkeit ihrer Deka nate ihren Glückwunsch abzustatten, Auch hatten \ich außer diesen noch viele Pfarrer und sonstige Geistlihe aus der Divzese in de1 Stadt eingefunden, um an dem Feste Theil zu nehmen. Nach been digtem Te Deum wurden Se. bischöflihe Gnaden in der zuvo1 gesagteu Weise zurüdckgeleitet, wo daun von der gesammten Geiftlich keit beider Konfessionen, wie auh von den hohen Beamten, nament lich auch vou den Professoren der Akademie und des Gymnasiums, die Glückwünsche abgestattet wurden.

Zur Feier dieses Tages hatte der wohllöbliche Stadtmagistrat im Saale des Gastwirths Gerbgulet ein Festmahl veranstaltet, welches der hochwürdigste Jubilar mit seiner Gegenwart beehrte, und an welchem außer dem hohwürdigen Domkapitel, den Pfarrern der Stadt, den Landdechanten und sonstigen auswärtigen Geistlichen auch mehrere hohe Militair- und Civilbeamte und viele Bürger der Stadt Theil nahmen. Unter den verschiedenen Toasten, die während dieses Festmahls ausgebracht wurden, zeichnete sich jener aus, den der Herr Oberbürgermeister auf das Wohl des hochwürdigsten Herrn Jubilars in folgenden Worten aussprah:

„Auf das Wohl unseres hochwürdigsten Bischofs Kaspar Max, dessen Ehrentag wir heute freudig feiern, Wenn funfzigjährige treue Amtsdauer jederzeit mit wehmüthiger Freude erfüllt, wie vielmehr hier, wo die verflosse- nen funfzig Jahre den wichtigsten und verhängnißvollsten angehören, die die Weltgeschichte auszuweisen hat, und der Zubelgreis mit den hervorra gendsten Personen und Verhältnissen in nahe Berührung gerieth, Wir sahen in diesen 50 Jahren den Bau des tausendjährigen deutschen Reichs zusammenbrechen, die Kirche den härtesten Prüfungen ausgescbt, den Bestand aller Staaten Europa?’s in Frage gestellt, Der Sturm erfaßte die Paläste und rüttelte an der niedrigsten Hütte, Jn all dieser Zeit hat unser hochwürdigster Bischof treulich R uns ausgehalten hat, Bedränguiß und Freude mit uns getheilt, Er leuchtete Allen voran in treuer Erfüllung seines hohen Berufs, in Frömmigkeit und Wohlthun, Daher die hohe Achtung, die unser Allergnädigster König ihm zollt; daher die ungetheil

Ehrfurcht und Liebe, die ihm auf all seinen Wegen begegnet; daher der | Jubel, der sich gestern bei der Vorfeier dieses Festes so allgemein aus- sprah! Auch wir rufen freudig und laut; unser hochwürdigster Bischof soll leben hoh und abermals hoch!“

Während des Festmahles wurde dem hochwürdigsten Herrn Ju- bilar in Folge Auftrags Sr. Königlichen Hoheit des regierenden Großherzogs vou Oldenburg durch den bischöflichen Kaplan Herrn Dom-Vifkar Specht das Großkreuz des Großherzoglich oldenburgischen Ogus= und Verdienst-Ordens überreiht, dessen Jusignien mit einem sehr theilnehmenden und verbindlichen Glückwünschungs-Schreiben Sr, Königlichen Hoheit dem Herru Vikar mit der Post zugekommen wa ren. Von Sr. Majestät unserem Allergnädigsten Könige war schon früher ein in den huldvollsten Ausdrücken abgefaßtes Glückwünschungs- Zckchreiben eingegangen, Allerhöchstwelcher auch im Jahre 1840 bei Seiner Thronbesteigung unserem hochwürdigsten Herrn Jubilar deu rothen Adler-Orden erster Klasse zu verleihen geruht hatte,

Während des ganzen Festtages wehten bunte Fahnen von Thürmen der Stadt und aus den Fenstern sehr vieler Häuser, Abends hatten viele Einwohner ihre Wohnungen aus eigenem triebe erleuchtet. Am Abende dieses Tages hatten noch die direnden der hiesigen Akademie die Chre, dem hochwiürdigsten durch einen Fackelzug ihre Theilnahme zu bezeigen.

Stettin, 17. Juli. (B. N. d.O.) Sicherem Vernehmen Wird die Berlin - Stettiner Eisenbahn in den Tagen vom 16. bi August in ihrer ganzen Länge von Stettin aus eröffnet werden.

Bus land,

Deutsche Bundesstaaten.

Bäyvern MüiuGben, 12 Zil (F: Z) Es blirste von Tnteresse sein, zu erfahren, daß einem gestern im Druck erschienenen Ausschußvortrag nach der Ausschuß bezüglich der aus den Erübrigungen der Vorjahre für den Kanalbau verwendeten Summe vou 5,531,368 Fl. sich mit 5 gegen 2 Stimmen dahin schlüssig gemacht hat, es selben die ständische Zustimmung zu verweigern, Ebeu so wir tragt, dem unter dem 7. Mai 1835 mit dem Hause Rothschild und 5öhne in Frankfurt a. M. abgeschlossenen Vertrag die ständische Zustimmung zu ert Dagegen aber wird vom Ausschusse die Oaftung für die Zinsenzahlung au die Actionaire vom 1. Oftober 1844 an nicht anerkfaunt, vielmehr gegen jede weitere desfallsige Ausgabe Verwahrung eingelegt, Vou dem eventuell gestellten Autrag des Referenten, den vorigen Minister Fürsten von Wallerstein wegen vorsäbßlicher Verleßung der Staatsverfassung durch den Abschluß obigen Vertrages förmlih in Anklagestand zu verseßen, wurde on dem Ausschusse Umgang genommen,

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Nürnberg, 11. Juli. (A. Abd. Z) Am Kanalhafen wird gegenwärtig an einem großen Lagerhause gebaut und eine bequeme cktraße dahin angelegt und gepflastert. Es ift erftaunlich, welche Menge Schiffe wöchentlich einlaufen und wie der Handels - Verkehr durch diese großartige Wasserstraße gesteigert und erleichtert wird.

Kaiserslautern, 12. Juli. (Kais. B.) Auf unserem gestrigen Fruchtmarkte hatte ein so bedeutendes Sinken ver Frucht preise statt, daß die Taxe eines sechspfündigen Laib Brodtes vou 30 auf 20 Kr. herabgekommen is. Eine große Quantität Früchte wurde aufgestellt, und man sieht für den nächsten Dienstag einem ferneren

Sinken der Preise entgegen,

Württemberg, Stuüttgärt, 12, Juli, Sw. M) Nach so eben aus Livorno eingegangeneu Nachrichten sind Se. Königl. Majestät nach einer glücklihen Reise über Mailand und Genua am ». d, M., Morgens 5 Uhr, in erwünschtem Wohlsein daselbst einge- troffen und haben fofort den Gebrauch der Seebäde1 begonnen, j

Bee, E u Q B) Se. Durchlaucht der Herzog von Nassau trafen heute Morgen unter dem Namen eines Grafen von Hohenstein mit Gefolge hier ein und stiegen im Hôtel zum Lin denlbofe ab. Heute Abend wurde die Reise nach dem Seebade Nor Derney fortgeseßt.

E ap l, ck h Lane

aris, 13 Jul DEKomnan hat béi cinem der sten Ju welirer der Hauptstadt einen prächtigen Diamantenshmuck für die Prinzessin ¿Frauncisca, Gemahlin des Prinzen von Joinville, anfertigen lassen, Die Prinzessin foll bekanntlich als Mitgift eine Summe von i Millionen Franken empfangen, aber nux eine Million davon ist ihr in baarem Gelde ausgezahlt worden; außerdem bringt sie cine aroße Menge Diamanten von gußerordentlicher Größe und Schönheit mit,

Der General Bugeaud wird noch vor Ende Juli?s in Paris Er Wartet;

Boe Gie Soi Val U uf S080 U L 65, em Beweis, daß den an der Börse verbreiteten Gerüchten von einer Sei tens Englands beabsichtigten Truppenlandung in Portugal wegen dort entdeckter Komplotte und zugleich mit Hinsicht auf den Zustand der Dinge in Spanien, um Espartero nöthigenfalls zu Hülfe zu kommen, feinen Glauben fand. Daß aber in Lissabon eine Verschwörung zu Gunsten der spanischen Jusurrection entdeckt worden, schien man we niger zu bezweifeln, denn die portugiesischen Fonds gingen auf 39: herunter,

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m Paris, 13. Juli. Die Gedächtniß-Feier des Sterbetages des Herzogs von Orleans wurde heute mit Pracht und Würde in allen Pfarrkirheu der Hauptstadt begangen. Die Facade der Kirchen war ganz {warz behangen, über dem Haupt = Eingange prangte das Wappenschild des Verstorbenen, vor dem Hochaltar er hob sich ein reicher Katafalk, um welchen zahlreihe Waclsfackeln brannten, Das Militair = Kommando von Paris hatte die Garuison nah den verschiedenen Kirchspielen abgetheilt, um dem Sceelenamt beizuwohnen, so daß die Kirchen vorzüglih mit Soldaten angefüllt waren. Die Chasseurs d’Orléans waren eigens aus Vincennes nach} Paris beordert worden.

Am glänzeudsten war die Ausschmückung der Notre-Dame-Kirche,

silbergestickten Drapperieen behängt. Das große Nundfenster bildete ® eine gothische Rose, aus deren Mitte die Wappen des Herzogs vonF Orleans und die Chiffre °. O, hervorstachen. Die drei Haupt-Ein«# gänge der vorderen Front waren, wie voriges Jahr bei der Begräbniß#Æ Feier, in cine Art offenes Zelt verwandelt, dessen Drapperieen durch® vergoldete Helme gehalten wurden. Das Schiff der Kirche zerfie in drei Abtheilungen. Die erste war zur Aufnahme des Klerus be# stimmt, die mittlere enthielt einen majestätishen Katafalk, die leßte die Plähe für die eingeladenen Civil - und Militair - Behörden. Uf den Katafalk herum erhoben sich eine Menge römischer Kandelabé# aus vergoldeter Bronze. An den vier Een des Katafalks brannten bläulichte Lichter zwischen Weihrauchpfannen. Der Chor und der Haupt - Altar strahlten im Widerschein von hundert und hundert

123 Wahsfackeln, Der Erzbischof, vom Klerus der Notre - Dame = Kirche | umgeben, begann das Trauer-Amt um 10 Uhr.

Die Minister und Marschälle von Frankreih, welche bei der Todten - Ceremonie in großer Staats - Uniform erschienen, nahmen unmittelbar vor dem Katafalk ihren Plaß ein. Rechts von dem Katafalk waren die Mitglieder der Pairs - Kammer und links die Deputirten, der Munizipal Nath von Paris, mit dem Grafen Rambuteau an der Spe. Die übrigen Staats - Be hörden füllten die untere Abtheilung des Kirchenschiffes aus. Die Spaliere im Junern der Kirche waren rechts von der National Garde und linfs von der Linien-Jufanterie gebildet. Ein Bataillon Jufanterie und ein Bataillon National-Garde mit Flor umhängten Fahnen standen als Ehrenwache während des Gottesdienstes auf dem Notre-Dame-Plaße. Nach der Messe, wobei Mozart's Nequiem gesun gen wurde, prach der Erzbischof von Paris die Absolution, und gegen Mittag war {on Alles beendet, f

Um das Andenken ihres verstorbenen Gatten zu ehren, ließ die

Herzogin von Orleans gestern eine Summe von 10,000 Franken an

bedürftige Wittwen vertheilen. Der König und die Königin haben ebenfalls eine beträchtlihe Summe zu wohlthätigen Zwecken dem

Munizipal-Rath von Paris zustellen lassen. L i i S tas Grossbritanicn und Irland. Unterhaus, Sin om L Sul, Ÿ batte über Herrn O'Brien's Autrag lands lam auh heute noch uicht zum Schluß. BDedeutung wegen der Reden Sir Rol ulte S ub des Qn No ebudck, dél Ç

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mäßigten drei Haupt - Fractionen des Hauses, dereu Ansichten wohl morgen den endlichen Schluß der haben werden, Von den Rednern, welche heute ten, sind besonders die miuisteriellen Mitglie Zmythe und Herr Milnes, nicht wegen Gelt Argumente für die Beschwerden Jrlands und deren Abh Vet ree Ee Sea E M © gerichteten welche gegenübergestellt der gestrigen Rede des gl nisteriellen Mitgliedes Sir H, T di ( tung in der ministeriellen Partei Jer S B Hd u M S Die fi tators) zuerst die Debatte eröffnet und unter Hinweisung auf di kirhlichen, die politischen und agrarishen Uebelstände für deu Antrag und gegen die Minister gesprochen hatte. Herr Smythe erkannte für nothwendig, daß die Regierung mit umfassenden Maßregeln

es Tr nl o V; I vvtyro4 M No ( 1,9 ' 4 0 í 441 mliher Art hervortrete, nicht die Emancipagtionée E E i f 5 i

verfól überschreitbaren Haltpunfte mache, daß man Zrlaud in dem Geiste eines Chesterfield und Pitt regiere. Pitt, der zuerst vo Bewilligung von 9000 Pfd, für Maynooth, das Schullehrer Seminar, beantragt habe, würde der jeßigen Krisis uicht durch eins Wasfenbill zu begegnen fuchenz die vorhemdenen Schwierigkeiten lägen uicht in der Existenz des Papstthums, sondern vielmehr in dem zelo tischen Eifer der protestantischen Partei gegen das Papstthum. Die Opposition begrüßte den Redner mit lautem Beifallsruf, der seine Rede mit dem Ausdrucke des Mitleids mit dem Schicksal Lord Eliot's {loß, dessen gute Absichten als Organ der gegenwärtigen Verwal tung JZrlands so unübersteiglihe Schwierigkeiten gefunden haben, day sie vereitelt seien.

Nach mehreren uubedeutenderen Reden für und gegen den Antrag sprach dann Herr Milnes in gemäßigter Rede gegen die Unthätig

ahren eime

keit der Regierung. Er vertheidigte die Minister wegen der Anstel lung ihrer Beamten, fo wie daß sie sich scheuten, Blut zu vergießen, aber er tadelte sie besonders, daß sie in das kirchliche Leiden nicht thätig eingrisfen. Verbindung mit dem römischen Stu Besoldung der Geistlichen seien die Mittel, die mau versuchen sollte. JZrland hatte für dies Ministerium seine große Schwierigkeit; es wa1 eine Schwierigkeit, thätig zu sein, und eine Schwierigkeit, in Unthä tigkeit zu verharren z er ratbe der Regierung, daß sie der ersten die jer Alternativen kühn entgegentreten solle.

Herr Roebuck griff darauf in sharfer Sprache die Minister an, und fkritisirte die s{chwachen, \{hülerhaften Reden Lord Eliot's, Sh James Graham's und des General-Auwalts für Jrlaud aus den vo rigen Sißungeu. Man erwarte nunmehr die Erklärung des Premie! Ministers, welcher der verschiedenen Ansichten, die von seiner Partei osfenbart wären, er sich anschließe. Soll JTrland wie ein erobertes Laud durch eine protestautische Besaßung regiert werden, oder nach einem Grundsaße, aus welchem das Glück von Millionen eutspringt? Oie Minister zeigten sich indeß den Schwierigkeit nicht gewachsen; sie fürchteten sich vor den protestantischen Gesinnungen in England und eutzögen einer Bevölferung von § Millionen Menschen ihr Recht. Wenn aber Sir R. Peel nicht, wie er {hon einmal bei Gelegenheit der tatholischen Relief=Bill gethan, diesen Gesinnungen trobte, \o wird ein anderer Minister nöthig werden, den Jrländern ihr Recht zu

Tyr ana FIOInNDS A 1

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achen.

Sir Robert Peel gab auf diese Aufforderungen und Augriffe endlich seine Erklärung. Er widerseßte sich der Motion uicht als ei nem Antrage, die Heilmittel für Irland zu untersuchen, sondern als einem Ausdruck der Mißbilligung der ministeriellen Politik. Der Mi nister ließ sich über alle Beschwerden Irlands aus und vertheidigte den Weg, den die Regierung, ihuen zu begegnen, eingeschlagen. Seine Rede erstreckt sich über sechs Spalten der Times, und wir werden morgen daraus die Hauptpunkte angeben.

Lord J. Russell antwortete dem Minister in gleih kräftiger Rede, worin er seine Unzufriedenheit über die Erklärung desselben ausdrückt, :

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Die Debatte wurde darauf, wie schon gesagt, vertagt,

Jn der Sizung vom 12, Juli wurde die Debatte über die irländischen Zustände fortgeseßt. Es sprachen von den bedeutenderen Rednern Lord Palmerston, Lord Stanley und Herr Hume. Die Abstimmung über den Antrag des Herrn O'Brien erfolgte dann endlih am Schlusse der Sibßung spät Morgens und ergab für die Motion 164 Stimmen, gegen dieselbe 243, also für die Minister eine Majorität von 79 Stimmen, Wir werden auf die Haupt= Redner zurückkommen.

X London, 11. Juli. Ju einigen meiner früheren Briefe

2 l f ) t Bi "am F habe ih darauf hingewiesen, wie das Ministerium während der jeßigen Vie außere Haupt =Façade war im gothishen Styl mit s{chwarzenF

Session bei allen seinen legislativen Versuchen gescheitert ist, troßdem es eine der bedeutendsten Majoritäten die jemals ein Ministerium unterstübten, für sich hatte, Diese beklagenswerthen Darlegungen der Schwäche im Herzen, wie stark auch übrigens die Schenkel sein mögen, liegen offen vor der Welt daz aber nur das Auge eines in der Nähe befindlihen Beobachters kann all das Unheil entdecken, weiches dieser Zustand der Dinge bereits dem Kabinet zugefügt hat. In der vorigen Woche glaubte man allgemein, daß die Verlegenheiten, welhe aus der schottischen Kirchenbill in ihrer gegenwärti= gen Form entständen, den Austritt Lord Aberdeen?s nach sich ziehen würden. Jch halte dies niht für unwahrscheinlich, besonders, wenn die Bill ins Unterhaus kommt, wo Sir Robert Peel und Sir James Graham weit weniger geneigt sind, ihre An- sichten den Forderungen der schottischen Sektirer anzupassen, als ihre

schottischen Kollegen Lord Aberdeen und Lord Haddington. Auf diese Weise ist es möglich, daß die Uneinigkeiten in den shottishen Pres=- byterien, indem sie das Ausscheiden Lord Aberdeen's herbeiführen, von wichtigen Folgen in Bezug auf die auswärtige Politik Englands sein können, Zu gleicher Zeit ist es unmöglich, vorherzusehen, wel= chen Händen Sir Robert Peel das Ministerium der auswärtigen An- gelegenheiten ohne Gefahr anvertrauen fönute, wenn er nit einen Schritt zu einem Coalitions - Ministerium thun und das Portefeuille dem Lord Clarendon anbieten wollte. Dies dürfte aus gewissen Gründen unwahrscheinlich sein, deun Lord Clarendon ist unstreitig ein Whigz aber er stimmt weit weniger mit Lord Palmerston überein, als mit dem gegenwärtigen Ministerium.

_ Die Regierung ist gegenwärtig so uneutshlossen und unthätig, day hie die Tendenz des Unterhauses, endlose Reden zu halten, eher ermuthigf, als zügelt, und dadurch das ernste Werk der Geseßgebung unvollendet läßt. Und doch verlangt mehr als ein Gegenstand dringend eine baldige Erledigung. Jrland befindet sich in einem bei= \ptellojen Zustande der Aufregung; denno i} keine Partei geneigt, emen Angri} auf die andere zu beginnen, Und was die Vereinigten Staaten und Brasilien betrifft, \o sollte, namentlich in Betreff der teren, feine Zeit verloren werden, um die Handels - Verhältnisse britaniens zu verbessern. Der eine große und Alles durchdrin= gende Fehler, dei ert Peel’s Ministerium begangen hat, i, scheint es, der Mangel an standhaftem Festhalten seiner eigenen Prinzipien. Es

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len Autorität des Kabinets die Doktrinen des freien

as erste Jahr seiner Verwaltung gab erst ein geringes 11 von der Zoll - Reduction, und das zweite gar suchten, wenngleich nicht mit hinreichender Be-

alle Sekten tolerantes, aber auf die herrschende

che Kirche basirtes System des bffentlichen Unterrichts ein= ; fle shreckten vor der Opposition der Dissenters zurück, ohne

inliche Weije den Beistand der Geistlichen der National=Kirche

ruh zu nehmen. So haben sie es geduldet, daß bei anderen

nen ire Absichten durch ungehörige Nachgiebigkeit gegen Privat= Zuteressen und Einflüsse vereitelt wurden; und es wird mit jedem ige wahrscheinlicher, daß diejenigen, welche zugleich ihre Prinzipien nd thre Handlungen mißbilligen, sich mit denen, welche zwar die Prinzi= Minister billigen, sie aber tadeln, weil sie dieselben nicht mit

(raft in Ausführung bringen , zur Opposition vereinigen

Unter diesen Umständen kann man kaum daran zweifeln, daß das Ministerium si entweder großen Veränderungen unterziehen, oder in der nâchsten Sesston ausscheiden muß.

Vet En.

Brüssel, 14. Juli. Jhre Majestäten sind vorgestern vot London in Ostende eingetroffen, werden aber erst heute oder morgen nach Brüssel zurückehren und am Montag der Jnauguration der Eröffuung des Cisenbahnzweiges durch das Vesdre - Thal beiwohnen.

S P Le

WVBaris, 13. Juli. Telegraphische Depeschen aus Spanien. Bayonne, 12. Juli. Guadalajara hat am 8. Juli die Regie- rung (zu Madrid) neuerdings anerkannt. Segovia hat sich am 7. Juli pronunzirt; General Aspiroz is zum Präsidenten der Junta ernannt worden. Caceres und Plasentia, in Estremadura, haben sich ebenfalls pronunzirt. Die Central-Junta von Alt-Castilien hat li zu Valladolid inftallirt ; sie besteht aus den Repr&- vinzen ¿zzamora, Avila, Salamanca, Leon, Palencia, jovia und Valladolid, jede dieser Provinzen i} durch dneten repräsentirt. i ", Juli. Die Civil= und Militair-Behörden hieltin des Jahrestages des 7. Juli 1822, eine große Nevue über die Eliten-Compagnieen der National-Garde. Es defi= lirten diese Truppen an dem Stadthause vorüber, Der Constitution, dor Königin ZJfabella und dem Regeuten wurden stürmische Vivats bracht.

Der Vormund der Königin hat in einem Schreiben an den po= litischen Chef das Gerücht, man wolle die Königin Jsabella von Madrid entfernen und nah Cadiz führen, für durchaus ungegründet erklärt, Er hat sich überdies erboten, seine Zustimmung zu den icherheitsmaßregeln geben zu wollen, welche die Civil-Behörde im ern des Palastes zu treffen sür geeignet halten möchte.

Die Post vou Madrid nach Frankreich ist gezwungen, große Um- wege zu machen, da alle Orte auf der Straße von Bayonne nach Burgos, die Rioja und Alt-Castilien sich pronunzirt haben, und es i wahrscheinlich, daß in diesem Augenblicke auch bereits auf der Straße von Saragossa nach Frankreich die Verbindung unterbrochen ist, denn auch die fleine feste Stadt Jaca, welche auf dem Wege von Sarag- gossa nach Oléxon liegt, soll sih für die Insurrection erklärt haben, Der General Ruiz und der Sohn Zurbano's, die \ich in Jaca be- fanden, haben sh nah Frankreich geflüchtet. :

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_ Madrid, 6. Juli. Schon bei früheren Gelegenheiten habe ich, auf triftige Gründe gestüßt, angedeutet, daß die hier seit Espar= teros Erhebung zur Regentschaft herrschende Partei bei ihrer aus= wärtigen Politik vorzüglich vou dem Bestreben ausging, die endlose Anarchie, welcher Spanien preisgegeben i}, für das Ergebniß der angeblichen Jutriguen des Königs der Franzosen auszugeben, zugleich aber den Beifall der französischen Oppositionspartei für sih zu ge- winnen, diese in Widerspruch zu dem Throne zu seßen, und ihr die diesseitige Mitwirkung zum Umsturze desselben zu verheißen. Jch weiß nicht, ob man diese Ansicht hinlänglich beachtet hat. Um aber einen neuen Beleg zu ihr zu liefern, verweise ich auf einen Artikel, der heute in dem ministeriellen Journal el Espectador erschienen ist, und von einem Beamten der Staats=-Kanzlei, der zugleich Lehrer der Königin is, herrührt. Jch theile daraus nur einige, aber keines- weges die stärksten Stellen zur Probe mit.

„Ludwig Philipp“, so heißt es, „hat die Maske abgeworfen. Dieser Mann, der für jeden seiner Söhne einen Thron haben möchte, hat mehr die Jnteressen seiner Familie als die Frankreichs im Auge. Frankreich wird ihu kennen lernen; aber unterdessen müssen wir sei nen Jntriguen ein Ziel seßen. Worauf wird er sein Benehmen stüßen? Handelt es si{ch in Syanien um die Usurpation des Thro- nes JZsabella?s Tl., wie er 1830 den der regierenden Dynastie an sich riß? .... Ludwig Philipp will die Franzosen zu Sklaven machen, und glaubt, zuvor die Spanier zu Sklaven machen zu müssen z dies ist sein Zweck, man zweifle nicht daran... Und Du, der Du Dich Volkskönig nennst, öffne die Augen, erkenne Deine Jrrthümerz be- denke, daß Du einen auf lange Zeit minderjährigen Enkel hinterlassen, und falls man ihm den Thron streitig machen oder entreißen sollte, im Grabe Spaniens Stimme hören wirst. Sie wird Dir sagen: Dein Betragen hat Deine Dynastie zu Grunde gerichtet und Frank reich in denselben Bürgerkrieg verwidckelt, den Du in Spanien an E

Endlich sagt dasselbe Blatt : j s ;

„Um lee Zweifeln in Betreff der von uns über die E Politik der französtshen Regierung ausgesprochenen Ansichten