1843 / 26 p. 2 (Allgemeine Preußische Zeitung) scan diff

¿ ; i eider Einstimmigkeit erforderlich und darum jeder Tarif: Aenderung sei Luer Le egierung genügend , um die Annahme E Anträge zu verhindern. Von diesen Vereins-Regierungen dürfte man die Ueberzeugung haben, daß sie niht minder gewissenhaft, wie die diessci- tige die vorliegende Frage erörtert, und daß sie sich weder durch die Presse noch durch unruhige Köpfe FEA influiren lassen, und eben so wenig hätten die Mitglieder des Ausschusses einer anderen Nücksicht, als der aus eigener Erfahrung und aus den ihnen vorliegenden Materialien gewonnenen Ucber- zeugung gefolgt, Es fomme hauptsächlich darauf an, ob es wünschenswerth sei, die Fabrikate aus dem Auslande zn beziehen, oder ob es nicht besser sei, die Fabrication im Jnlande zu begünstigen, Der leßte Landtag habe gleich den früheren Landtagen, einen wirksamen Schuy für nothwendig erachtet, und seitdem hätten sich die Verhältnisse keinesweges günstiger gestaltet, Es handle sich also niht von einer momentanen Krisis, und eben so wenig fönne von einer Erhöhung der Steuern die Rede sein; dann möchten die Zoll-Einnahmen in Folge des erhöhten Schußes steigenz dann würde dage- en eine Ermäßigung der im Julande nicht zu erzeugenden unentbehrlichen Lebens - Bedürfnisse im Juteresse der Gesammtheit erzielt werden. Daß eine Vertheuerung der Fabrikate nicht zu besorgen, sei im Referat schon nachgewiesen. Es handle sich also, wie {hon erwähnt, nur um Beför- derung der National-Wohlfahrt und um das Maß der nothwendigen Schutz- Zölle, Es werde angemessen sein , diese Frage erst im Allgemeinen zu er- örtern und dann auf die einzelnen Zweige überzugehen,

Hierauf erbittet sich ein Abgeordneter der Städte das Wort und trägt vom Referentenstuhl aus Folgendes vor: Es seien interessante, umfassende Vorträge gehalten worden; namentlich hätten die beiden ersten Herren Redner Zeitungs-Artikel, Stellen aus dem Faust, Frevel, Verrath, bedrohte Menschenrechte u, #. w., zu einem bunten, pikanten Bilde vermischt, Er könne diesem hohen Fluge nicht folgen, seine Phantasie sei dazu zu \{chwach. Er ziche vor, auf dem praktischen Gebiete zu bleiben und die einfache Frage aufzuwerfen : is die Jndustrie bei der dermaligen Beschaffenheit des preußischen Staates ein integrirender Theil unserer National-Wohlfahrt? Die Antwort ist unschwer zu finden, Zunächst kann im Allgemeinen behauptet werden, und ein Blick auf die Weltkarte lehrt es, daß überall, wo die Jndustiie blüht, auch der Ackerbau gedeiht, und in unserem Lande liegt uns der Beweis da- für vor Augen. Jn der Umgebung einer gewerbtreibenden Stadt steigt der Wohlstand des Landmannes, weil er für seine Produkte cinen geeigne- ten Absaß findet, der ihm ohne die Nähe einer industriellen Bevölkerung fehlt; und was nüßt es dem Aerbautreibenden , daß er die Judustrie-Er- zeugnisse und sonstigen Lebensbedürfnisse billig einkaufen kann, wenn seine Erzeugnisse werthlos sind, und ihm auch die Mittel nicht liefern, zu dem wohlfeilen Preise einzukaufen? Man hat warnend auf England hingetwie- senz daß dieser Vergleich bei der großen Verschiedenheit der englischen Zu- stände und der unsrigen nicht paßt, bedarf wohl keines Beweises; wenn aber wirklih die Verhältnisse der englischen Jndustrie so zweifelhaft sind, so liegt darin allerdings eine Warnung für Deutschland, auf seiner Hut zu sein, denn alsdann werden die englischen Jndustriellen, um ihre Existenz zu behaupten, ihre fieberhaften Anstrengungen verdoppeln, die anderen Län- der mit ihren Erzeugnissen übershwemmen und namentlich Deutschland aus- zubeuten suchen. Deutschland kann aber nicht in demselben Maße wie bisher Käufer der Jndustrie-Erzeugnisse des Auslandes bleiben; es muß seine eigene Industrie pflegen, Jn dem Regierungs - Bezirk Düsseldorf wohnen 8000 Menschen auf der Quadratmeile, und er, der Redner, frage, ob cine so dicht gedrängte Bevölkerung lediglich vom Ackerbau bestehen könne. Es sei gesagt wor- den, Zölle seien ein Uebel und eine Verminderung des National-Einkommens ; dies könne nicht bestritten werden, aber stehende Heere seien gewiß ein noch grö- ßeres Uebel und gereichten den Finanzen des Staates in noch ungleich stär- terem Maße zum Nachtheil; dennoch würde es Niemandem einfallen, Preußen die Entwaffnung anzurathen, durch welche es gegenüber den an- deren R Nationen seine Existenz als Staat in Frage stellen würde. Eben o verhalte es sich mit den Zöllen, die das Ausland an allen unseren Gränzen gegen uns gusfstelle, Der erste Herr Redner habe

unser jeßiges Zoll-System ein echt deutsches genannt; ja, wohl sei es ein

deutsches; der Deutsche sei von jeher zu gutmüthig, zu geneigt gewesen,

seine materiellen Juteressen einer dai i theoretischen Jdee unterzuord- )

neu z eine solche Idee sei aber nur ausführbar, wenn sie allgemein adoptirt werdez dem Einzelnen, Alleinstehenden gereiche sie zum Verderben. Der zweite Herr Nedner habe die Jndustrie mit einem Krebsübel verglichen z wenn aber dieses Krebsübel weggenommen werde, würden dann seine Schiffe wie jeßt den Nhein beleben, würde niht der Strom und seine Ufer ver- öden? Wenn der Landtag cine Wahrheit sein, wenn er die Bedürfnisse der Pro- GUERA U E e so Med ibi Son fl L A A ( ersagen. on einem Prohibitiv - System sei keine Rede, sondern nur davon, daß das Mißverhältniß unserer Zölle zu denjenigen des Auslandes in etwas gehoben werde, daß der Zoll-Verein endlich eine seinen Interessen Me enera HOeB cinnehme, und wenn der Ausschuß, wie er, der Nedner, wünsche, auf die vorgeschlagenen speziellen Zollsäße, verzichte a (ONE Antrag E ri 2020 stelle, E E ge e ge, der Jndustrie den bisherigen unzureihenden Schu in größerer Ausdehnung iu ‘gewibren und Hie A otrdia4 einzi zu Emen, V ua Aa der O G E S au en Provinzen das Geeignete vorzuschlagen habe, so werde ein solche wohlbegründeter Antrag gewiß die Zustimmung der Versammlung erlangen. Hierauf verliest ein Abgeordneter der Ritterschaft folgenden Vortrag : Ohne anmaßend zu sein, glaube ih wohl behaupten zu dürfen, daß Nie- mand sich mehr Mühe gegeben hat, um in Frankreich und England dem freien Handels - System Anhänger zu verschaffen, wie meine Wenigfkeit. Seit einer Reihe von Jahren mit mehreren angesehenen Mitgliedern der Deputirten-Kammer und des Parlaments über diesen wichtigen Gegen- pano zu be He V auen L ee meiner Sm noch e, aae i: ehr sie auch Vo Syste p Austausch Ta Cie Ia, E N 6A beste Mittel S Mr der E zu befördern, sie bedauerten, mittheilen zu müssen, noch immer keine Aussichten vorhanden, diesem System den Sieg zu verschaffen, weil sich zu viele cinlußteude Mitglieder N Kammer E e glauben, und kein Minister, welcher Lust hat, am Ruder zu bleiben, j Veo liati 76d diesen cigensüchtigen Absichten mit Energie entgegenzu- pl en. 2 ährend im vorigen Zahre das englische Gouvernement den Zoll- GUgen u mobi R gs f anae E Eenig: , suchte es fast zu gleicher Zeit in Amerika Cinrich- aa zu Feen, welche den nachtheiligsten Einfluß auf unseren Ackerbau haben s A 9 Geringsten Peteriau so g F E Herinç geändert; im Gegentheil hat die gegen- I Parlaments - Session neue cklatante Beweise geliefert, daß wir Cenbon, Werungen von England zu erwarten haben, wie Sie aus fol- die Marte Sihung vom 9, Mai d. J. zu erschen belieben, worin A Vadurc Her BAraus autrugen, die Getraide -Cinfuhr zu erleichtern, dem Auslande abg g du machen, einen vortheilhaften U enr mit L2H Romgeseß auf D uen n e Lie E i qu s des Schuß -Svstems und erklärt zuglei gelegenheit habe widtee auch ie der, Mntragsteller, Her Billers, iese An/ 500 Stimmen nur 9 dnnen, da er doch im vorigen Jahre von anführten, daß das Actie habe; worauf leztere als Haupt-Argument indem man das Prinzip des Shueee Ante A Mupteen habe, pan s är O Minister bemerkte darauf, daf diese Be- Parlament das Prinzi L h denn in der legten Session habe das fanntz; Herr Cobden 0 feine eisalit - S ues aufs neue aner- den e entgegnen, die Manufakturisten ves ais Anti - Korngeseß wer- sei aber nur wahr in gewissen großen Manufakturzweininen Schuy. Dieses bedürften, und welche ihre Waaren hauptsächlich ins Ausland als A sprach aber nicht von einzelnen Manufakturzweigen sondern eßten. Er Eine große Anzahl von Manufakturisten, man dae alaciade, JB dllen, was man wolle, verlange fortgesezten Schuy. Dapenber behaupten, Mau ge, welche ihren Haupt-Absay nah dem Auslande l „seien sogar die Leiten-Fabrication, Er könne versichern, daß die Leinen-Znda A nux auf den Schuß keinen Verzicht leiste, sondern einen erhöhten She Ai nachdrücklih in Anspruch genommen habe, Vicle Mühe habe man ch0 fs voriges Jahr fosten lassen, um allen Manufakturzweigen einen cisüredeidt g chus zu ermitteln, und jebt träten die Manufakturisten auf und verlangten 9 man das Agrifultur- iteresse von allem Schuß entblöße. Ob dieses zu gerade so viel heiße, als wenn die Herren zu den Agrikulturisten sag- ; wir wollen euch jeßt alles Schuges berauben, weil uns die Geseye

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bisher vorzugsweise begünstigt haben? Er frage sie im Namen der Agri- kfulturisten: ob sie zu einer Zeit, wo sie so eben das Prinzip des Schupes als ein zweckmäßiges und zeitgemäßes für alle Handels- und Gewerbzweige, die es nur immer in Anspruch nehmen mögen, als gerecht und billig an- erkannt haben, 0b sie zu einer solhen Zeit den Agrikulturisten allein das verweigern könnten, was sie allen anderen gewährt? Der Reduer führt hierauf das Argument an, daß im Ganzen das englische Volk gegen- wärtig viel besser lebe, als vor 30 Jahren, und ungleich besser, als vor 70 und 100 Jahren, Vor 100 Jahren habe das Volk in England nur Roggenbrod genossen, wie die armen Völker auf dem Kontinente, jet äße es größtentheils Weizenbrodz; man solle auf dem Kontinent von cinem Lande zum anderen reisen, und man werde nirgends finden, daß die Masse so gut lebe, wie in England. Nicht aus dem Auge dürse man die roßen Aerbau - Verbesserungen verlieren, die gegenwärtig in England im Großen ins Werk geseßt würden und ihre Wirkung auf tie Vermehrung der Lebensmittel nicht verfehlen würden: nämlich die Entwässerungen , das Kreidedüngen auf lehmigem, das Mergeldüngen auf sandigem, das Kalk- dungen auf moorigem Boden, die übrigen künstlichen Düngungsmittel , die Verbesserungen des Pfluges und anderer Akerbau-Jnstrumente u. . w. Ju Folge der Herabseßung der Korn - Einfuhrzölle würden uncrmeßliche Zufuh- ren aus Nord - Amerika zu befürchten sein; er habe einen Bericht gesehen, nach welchem vom Mississippi allein eine Zufuhr von 600,000 Quarter oder 4z Mill, Scheffel zu erwarten war, Der Preis pro Quarter sei gegenwär- tig dort 22 Schill. oder 42 Sgr. per Scheffel; die Transportkosten \eien zu 10 Schill. anzunehmen, folglich) könnte bei freiem Handel das Quarter ame- rifanischer Weizen zu 32 Schill. oder 2 Nthlr. pro Scheffel verkauft wer- den, Ob bei einer solchen Konkurrenz die englischen Agrikulturisten beste- hen fönnten ?

: Meine Herren ! fährt der Redner fort Wenn in einem Lande, wie England, welches sowohl in industrieller wie in praktischer Hinsicht das erste Land der Welt is, dieses Prinzip unentbehrlich ist , so meine ich, be- dürfte es feiner weitläuftigen Auseinandersezung, um einzusehen, daß in einem Lande, wie das unsrige, diejenigen Jndustriezweige, welche nur durch große Kapitalien ins Leben gerufen und aufrecht erhalten werden können, bei weitem noch nicht auf der Stufe der englischen sind, Jch führe als Beispiel die Flachs - Maschinenspinnerei an. Es is Jhnen sämmtlich be kannt, meine Herren, daß die Leinengarnspinnerei und die Leinenweberei eines der ältesten und wichtigsten deutschen Jndustriezweige war. Dieser für die Landwirthschaft so wichtige Zweig würde auch noch jeßt bei uns in Blüthe sein, wenn die von Napoleon durch eine Prämie von einer Million Franken ins Leben gerufene Flachs - Maschinenspinne rei nicht in England in einem so großen Maßstabe zur Aus- führung gekommen wäre, daß es nicht lange dauern wird, die Eng- länder werden alle Länder mit Leinengarn und Baumwollen-Waaren über- shwemmen, Die es für Deutschland und namentlich für die hiesige Gegend, wo einzelne Leinen-Artikel, z. B, Kammgarn, womit 3— 4000 Spinner be- schäftigt wurden, in wenigen Jahren zu Grunde gegangen sind, so nach- theilige Verhältnisse veranlaßten mich, bei der vorleßten Gencral-Versamn- lung des landwirth schaftlihen Vereins in Koblenz cine Muster-Flachs8-Ma- \chinen-Spinnerei in der Rhein-Provinz zu errichten vorzuschlagen, welcher Vorschlag Beifall fand und die Bildung einer Actien-Gesellschaft zur Folge hatte. Ungeachtet die Königl. Seehandlung für 30,000 Rthlr., genommen und das Königl. Ministerium bereit ist, für circa 30,000 Rthlr, zu schenken, so is doch die Meinung, daß bei dem bestehenden sehr niedrigen Zoll von 5 Sgr. pro Ctr., während deutsche Wolle 90 Sgr. pio Ctr. in England bezahlen muß, die Konkurrenz mit den kolossalen englischen Etablissements in den ersten Jahren nicht zu halten, zu verbreitet, als daß es möglich gewe- sen wäre, die noch zu dem Beginnen erforderlichen 20,000 Nthlr. herbei zuschaffen. Man geht nämlich von der Ansicht aus, daß das bei jeder neuen, namentlih bei einer so diffizilen Einrichtung, wie die Flachs- Maschinenspinnerei, zu gebende Lehrgeld \o bedeutend sein werde, daß das Etablissement, troy der Begünstigung von Seiten des Staats , sich nicht werde halten können, wenn der Zoll nicht erhöht würde, Bei einer solchen Ansicht is daher keine Hoffnung vorhanden, durch einzelne Privaten die so

nüßliche Anstalt bei uns gegründet zu sehen. Jch glaube daher, im Ju- teresse der Provinz, namentlich der Landwirthschast, der verehrlichen Ver- sammlung den Vorschlag wiederholen zu müssen: Se. Majestät den König zu bitten, dieser wichtigen Angelegenheit eine gründliche Untersu chung angedeihen zu lassen. Eine Untersuchung über diese und andere in dem Neferat angesührten Gegenstände wird zeigen, daß, wenn die Zollvereins-Negierungen fein anderes Handels-System einführen, unser National-Wohlstand eher fallen als steigen und bei eintretenden poli- tischen Verwickelungen die traurigsten Ereignisse bei uns stattfinden werden,

Bei dem jeßigen System tragen wir meines Erachtens auf indirektem Wege dazu bei, die große Schuldenlast von England und Holland zu vermindern, während wir zuerst daran denken sollten, durch eine bedeutende Einnahme, welche durch eine größere Entwickelung des Akerbaues und der Jndustrie erfolgen wird, unsere eigenen Schulden baldmöglichst abzutragen und die späteren Uebershüsse zur Aushülfe von Dristrikten zu verwenden, welche eine größere Svmpathie als das Ausland verdienen. Jn unserer Provinz brauche ih nur die Mosel und die Eifel anzuführen. Zum Beleg dieser Ansicht fönnte ih viele Beispiele anführen, ih will aber nur eines erwähnen. Jm Jahre 1840 führte Holland in Deutschland ein für circa 41 Mill. Nthlr. und nahm dagegen aus Deutschland für circa 117 Millionen Rthlr, Mit Eng- land und Frankreich stehen wix nicht besser, indem diese uns die gegen ihre Manufakturwaaren in Brasilien und anderen Ländern eingetauschten Kolo- nialwaaren zuführen, weil sie solche ihrer Kolonieen wegen in eigenem Lande nicht zulassen wollen. Jn den Jahren 1834 1838 führte England nach Deutschland, Holland und Belgien ein für circa 135 Miliüonen Rthlr. und entnahm aus diesen Ländern für circa 32 Millionen Rthlr. Jm Jahre 1831 wurde aus England an Leinengarn in deutsche Häfen noch gar nichts, ím Jahre 1840 für 1,038,326 Pfd,, und in holländische Häfen, hauptsäch- lich sür Deutschland bestimmt, für 2,398,998 Pfd., zusammen für 3,437,324 Pfd. eingeführt; an Wollengarn: desgleichen im Jahre 1831 in deutsche Häfen für 530,296 Pfd,, im Jahre 1840 in deutsche und holländische Häfen für 3,016,472 Pfo. Die Einfuhr von Wolle in England be- trug aus englischen Kolonieen im Jahre 1840 13,259,074 Pfd. 1842 18,554,557 Pfd.; aus fremden Ländern in 1840 38,304,142 Pfd., in 1842 30,981,376 Pfd., so daß zu befürchten steht, daß in einem Zeitraume von 10 Jahren die Einfuhr aus Deutschland fast ganz aufhören wird, Solche Thatsachen, meine Herren, beweisen besser als alle gelehrten Ab- handlungen über den Vortheil der Lehre von_ Adam Smith et Say Lehren, welche in den Geburtsländern dieser Schriftsteller keinen Cingang finden, daß das jeßige Svstem nicht das rechte ist, um die National- Wohlfahrt zu heben. Nicht nur bei uns, sondern auch in den süddeutschen Staaten is diese Ansicht vorherrschend. Als Beweis theile ih Zhnen im Auszuge ein Schreiben eines meiner Freunde im Württembergischen mit, lautend: O 7 i „Jh habe unsere Befürchtungen kürzlih, als wir in unserem Eta- blissement mit dem Besuche Sr. Majestät des Königs beehrt wurden, ge- gen Allerhöchstdieselben freimüthig ausgesprochen und darauf die merkwür- dige Erwiderung vernommen: „Allerdings sei die Gefahr, die ih ausge- sprochen, nicht geringz allein Er, der hohe Reduer, baue in dieser höchst- wichtigen Angelegenheit auf den König von Preußen, dem die Ehre und Wohlfahrt Deutschlands in so hohem Grade am Herzen liege.“ „Und wie die Fürsten Deutschlands auf Zhren hochsinnigen König blicken, verehrter Freund ! so thun es auch alle Einsichtsvollen, alle wahren Patrioten Süd- Deutschlands. Wir alle hoffen und vertrauen, daß der Himmel uns in Jhm zu geneigter Stunde den rechten Schirm und Hort zu Wahrung deutscher Sache gesandt habe. Gebe Gott, daß so schöne Hoffnungen sich verwirklichen !““ S

Und ih shmeichle mir, meine Herren, daß auch Sie diesen patriotischen Wunsch bald verwirklicht zu schen wünschen. Wie selbst die englischen Agenten über diese Verhältnisse denken , erlaube ih mir, Jhnen aus einem Berichte des englischen Agenten, Herrn John Bowring, an Lord Palmerston im Jahre 1839 mitzutheilen : iz |

„És läßt s{ch in der That nur ein einziger Weg einschlagen, wenn ‘man nicht etwa beabsichtigt, einen Handel von vielen Millionen Pfd. St, jährlih ein - für allemal aufzuopfern. Die Zoll-Tarife Großbritaniens müssen pari passu mit den Tarifen des Zoll-Vereins modifizirt werden,

Solche Modificationen sind in so augenfälligem, wesentlichem und bleiben- dem Interesse der 50 Milionen Briten und Deutschen, die dadurch näher an einander gebracht und enger mit einander vereinigt wurden, daß, wenn wir auf der einen Seite die Gefahren betrachten, womit eine ungeheure

Verminderung unseres Handels uns bedroht, und auf der anderen die Seg- nungen, welche wir dur größere Ausbreitung des Handels verbreiten wür- den, ih nicht umhin fann, dem Parlamente und der Regierung meine Ueber zeugung vorzulegen, daß wesentlihe Veränderungen von beiden Seiten werden laut willkommen geheißen werden. Die einem ausgedehnteren Verkehr widerstrebenden verderblichen Jnteressen wachsen freilich stärker und stärker z deun obgleich im Ganzen die Aufnahme eines britischen Kommissars in Berlin sehr gütig und herzlih war, und die preußischen und anderen Behörden die beste Stimmung an den Tag legten, entstand doch auch ein Ausbruch, der na- türlih in den Gemüthern derer, die vom Monopole Nutzen haben, erzeug- ten Gesinnungen, deren Zweck es war, Mißtrauen über alle meine Schritte zu werfen, Eifersucht zu erwecken und die bösesten Grundstoffe der Neben- buhlerschaft und der Nationalität aufzuregen. Man bezweifelte, man leugnete, daß das Parlament beabsichtige, daß die Regierung die Macht habe, unse rer Handels Politik den Charakter größerer Liberalität zu verleihen. Die Zeitungen stellten emsig vor, die britische Negierung bezwecke nicht, Bedin gungen der Gegenseitigkeit anzubieten, wolle feine Deutschland wohlthätige Veränderung vorschlagen, als Erwiederung auf die England zu gewähren- den Vortheile, sondern. wolle die Manufakturen des Zoll - Ver eins ohne Ersaß dem Verderben weihen, Man stellte in jeder Form und Gestalt vor, England könne und wolle dem Zoll - Ver- eine feine Vortheile bieten, als Gegenleistung für die Herabseßung der Tarife auf englishe Erzeugnisse. Jch fand allerdings, daß die stärksten gegen jede Aenderung der deutschen Verbotzölle vorgebrachten Gründe der englishen Geseßgebung selbs entlehnt waren. Unsere eigenen Beschränkungen, unsere eigenen hohen Zölle, unsere cigenen Verbote wurden mir beständig entgegengehalten und waren ohne Zweifel die größten Schwie- rigkeiten, mit denen ih im Laufe der Verhandlungen zu kämpfen hatte, Mit der in Großbritanien aber herrschenden Tendenz, nach einer liberalen, auf geklärten Politik, mit den seit 1825 auf einander gefolgten Abänderungen, die unseren Tarifen einen mehr handels8gemäßen und weniger verbietenden Charakter verliehen haben, mit der Verbreitung verständigerer Ansichten un- ter unseren Kaufleuten und Fabrikanten, damit war ih im Stande, die un freundlichen Eindrücke, welche unsere Zollgeseße auf fremde Nationen machen, einigermaßen zu verwischen. Jch kann Ew. Lordschaft und Jhrer Majestät Re- gierung nicht ernstlih genug darauf aufmerksam machen, daß keine Gegen- gründe so schwer zu widerlegen sind, als diejenigen, welche unser eigenes Bei spiel an die Hand giebt. Unsere Handels-Geseß gebung seit 1825 hat ohne Zweifel dahin gestrebt, freien Handel zu schaffen, und in der Ausdehnung unserer Verbindungen mit der ganzen Welt finden wir die Nech!fertigung und Belohnung unserer Politikz aber ih wage die Behauptung, die Zeit sei jeßt gekommen, wo der Zustand des Verkehrs mit fremden Nationen eine allgemeine Revision und Herabseßung unserer Tarife erheischt, und solche Revision werde durch die vorhandenen freundlichen Gesinnungen abseiten ver: schiedener europäischen Regierungen schr erleichtert. Drei Abgeordnete frem- der Negierungen befinden sih hier (in Berlin), um den Verhandlungen des Kongresses zu folgen: Herr Dodge, mit dem Titel eines diplomatischen Agen ten und der hiesigen amerikanischen Gesandtschaft attachirt (zugleich Konsul der vereinigten Staaten in Bremen) von Seiten der vereinigten Staaten ; Herr Engelhardt, französischer Kommissar für die Rheinschifffahrt und Konsul in Mainz, von Seiten Frankreichs, und ih. Jch freue mich, sagen zu können, daß die Jnstructionen des französischen und amerikanischen Bevollmächtigten in demselben freisinnigen Geiste sind, wie die meinigen, und daß ih mich auf die Mitwirkung dieser Herren bei dem Widerstande gegen jede Forderung höherer Zölle, so wie bei den Versuchen zur Neduzirung des bestehenden Tarifs verlassen fann. Wir führen den verschiedenen Autoritäten gegenüber dieselbe Sprache daß jeder Schritt zur Beschränkung von uns Allen un- gern gesehen, auch wenn er die von uns repräsentirten Juteressen nicht di- rekt berührte, und daß jede Bewegung in einem freisinnigen Geiste mit über einstimmender Freude von uns bewillklommt werden wüide, Der Zoll-Verein hat unzweifelhaft an Popularität und Stärke gewonnen z sein Einfluß wird wahrscheinlicherweise viel eher sich ausdehnen als beschränkt werden; das Miß- vergnügen, wo es besteht, ist weniger laut und findet weniger Anklang, während jeder Tag neue Jnteressen zu seinen Gunsten \cha}t und die feindlichen beschwichtigt oder ihnen eine andere Nichtung giebt. Preußen wird bei seiner freisinnigen Disposition schon hart von den Interessen der kleineren Staaten gedrängt, welche Schuß verlangen ; es is stark genug, jeßt zu wider stehen, und wird mit Erfolg bei dem gegenwärtigen Kongresse den Versuchen Widerstand leisten, den Tarif zu erhöhen; aber ich muß Ew. Herrlichkcit darauf aufmerksam machen, daß die Zeit nicht sehr fern is, wo sich die zu nehmenden Manufaktur-Juteressen Preußens mit denen Sachsens, Badens, Württembergs und anderer vereinigen werden, um einen höheren Tarif zu erwirken, wenn nicht dem Nebel durh ein aufrichtiges Entgegenkommen unsererseits begegnet wirdz dieses Entgegenkommen darf sich niht in Gestalt von Argumenten zeigen, gegen die man taub bleiben wird, sondern die Ge stalt wesentlicher Vorschläge zu Modificationen unseres eigenen Tarifs, Solche Vorschläge wird man, davon bin ih überzeugt, mit Freuden auf nehmen, wenn sie bald gemacht werden; zögert man nux noch kurze Zeit, so kommen sie zu spät.“ : E

Bei Lesung des leßten Theils des Berichtes kann man die Frage nicht unterdrücken: was haben die fremden Agenten bei Verhandlungen unserer wichtigsten Nationalfragen zu thun? und werden England und Frankreich ebenfalls so wohlwollende Agenten annehmen, wenn dieselben während der Besprechungen über die Tarife in ähnlicher Weise zu erörtern gesucht hätten ? Jch glaube, daß man diese Frage wohl unbedingt mit Nein beantworten kann, (Schluß folgt.)

Dússeldorf, 23. Juli, Unsere heutige Zeitung enthält den ausführlichen Bericht über die Verhandlungen des jeßt geschlossenen Landtages in seiner 37sten Plenar-Sibßung (vom 5. Juli). Der Gegenstand der Berathungen war der Bericht des 8ten Ausschusses über mehrere Petitionen, die einen Schubzoll auf Roh - und Stab eisen verlangten und zu deren Gunsten der Ausschuß sich aus\prach. Die Verhandlungen gediehen zu keinem Ergebnisse, indem sie auf die nächste Sißung vertagt wurden,

Koblenz, 21. Juli. (Rh. u. M. Z.) Auf unserem gestri= gen Fruchtmarkte war ziemli viel Frucht beigebracht, indem, wie es scheint, unsere Gutsbesißer alles Entbehrliche s{hnell zu Markte brin gen, um noch den hohen Preis zu erhashen. Der hiesige Roggen wurde der Scheffel zu 2 Rthlr, 15 Sgr. bis 2 Rthlr. 22 Sgr. ver kauft; von Ostseekorn wurden 200 Scheffel zu 2 Rthlr. 12 Sgr. bis 2 Rthlr. 13 Sgr., eine kleinere Partie dieser Frucht aber, welche auf der anderen Rheinseite lagerte, durch einen Makler zu 1 Rthlr. 25 bis 26 Sgr. abgelassen. Lebterer Preis wurde als Marktpreis bei der Tarifirung des Brotpreises berechnet, welcher daher heute für das Apfündige oberländische Brod um 3 Pfennige herunterging. Den Be sißern von baltischem Roggen, dessen in lebter Zeit sehr viel hieher- gelangte, scheint es in der That ernst damit zu sein, ihre Waaren um jeden Preis loszuschlagen,

Auslan

Deutsche Bundesstaaten.

Bayern. Bamberg, 21. Juli. Se. Kaiserl. Hoheit der Groß- fürst Michael von Rußland sind gestern Mittag mit Gefolge hier einge- troffen. Se. Kaiserl, Hoheit werden das Bad Kissingen besuchen und dann eine Reise nah England antreten,

Württemberg. Stuttgart, 20, Juli, (Sch w. M.) Auch der leßte Fruhtmarkt hier am 9 d, war mit Brodfrucht wieder sehr überführt, so daß die Preise noch um mehr als vor acht Tagen sanken. Im gleichen Verhältnisse wie die Fruht- gehen auch die Mehl- Preise herab. Auch der Brod-Preis sinkt nah und nah.

Großh. Hessen. Vom Nhein, 19. Juli. (Köln. Z.) Die gus Paulsen Fürsten und hohen Adeligen bestehende Actien-

Gesellschaft zur Bildung einer Kolonie deutscher Auswanderer in Texas seßt ihre Arbeiten geräuschlos aber thätig fort. Die nöthigen Eiu= leitungen an Ort und Stelle sind bereits getroffen. Die Gesellschaft giebt ihren Einwanderern den Grund und Boden, so wie die Kosten des ersten Jahres, Stock zur Viehzucht, Vorräthe u. #\. w. umsonst. Jhr Vortheil is der, daß sie für sich ebenfalls Ländereien behält, die dann im Werthe steigen und so die Auslagen wieder decken. Das Unternehmen is mít großer Uneigennüßigkeit angelegt, Die Haupt- leiter desselben sind Graf Castell und Prinz Solms. Ein Hauptarm ist bereits im Gange, von Graf Boas geleitet, der sih bereits 17 Jahr in Texas befindet,

X Fen-Strelit, 21. Juli, Gestern war unsere Stadt in

freudiger Bewegung, die Straßen lebendig, die Häuser geschmückt, | auf dem Markte und am Eingange der Stadt Chrenpforten; es galt |

dem Empfange des geliebten Erbgroßherzogs, der, nah mehrmonat- licher Abwesenheit von England zurückehrend, die Gemahlin seiner Wahl in das väterliche Sch(oß einführen sollte. Nach 8 Uhr Abends trafen die lange Ersehnten endlich einz; sie waren in Dannenwalde an der Gränze und in den Städten und Dörfern überall festlich empfan gen und dadurch aufgehalten worden. ] l le

pächter, gleichförmig gekleidet, auf ausgezeichneten Pferden; am Cin- gange der Stadt brachte der Magistrat, auf dem Markte Jungfrauen und die Schüßen-Compaguie ihre Huldigungen dar. Freudestrahlend umarmte der Großherzog und die Großherzogin den Sohn und die neue theure Schwiegertochter beim Eintritt ins Schloß. Alle, welche

Voran ritten 60 Domainen=-

das Glück hatten, der gefeierten Fürstin zu nahen, sind entzückt von |

ihrer Liebenswürdigkeit und freuen ih, den allgemeinen Wunsch so ganz erfüllt zu schen. Abends brachte das Militair dem hohen Für= stenpaare eine Fackel-Musik. Heute is Ruhetag; morgen und die

folgenden Tage werden mehrere Festlichkeiten in Veranlassung des |

frohen Ereignisses stattsinden,

Nassau. Bad Ems, 20. Juli. (O. P. A. Z) Se. Königl. Hoheit der Kurfürst von Hessen trafen gestern unter dem Namen ei nes Grafen von Steinau, von Frankfurt kommend, hier ein. Siche

rem Vernehmen nach, dürften Se. Königl. Hoheit längere Zeit hier |

verweilen, Von Schaumburg trafen sodann heute, zum Gebrauche der hiesigen Bäder, Se. Kaiserl. Hoheit der Erzherzog Stephan von Oesterreih mit Gefolge ein und nahmen im herrschaftlihen Kurhaus- gebäude Wohnung. Von andern hohen Gästen befinden sich noch hier

Se. Durchl. der Erbprinz von Schwarzburg - Rudolstadt und Jhre |

Durchl, die Fürstin von Reuß=-Greiz.

Reuß = Lobenstein - Ebersdorf. Ebersdorf, 19, Juli. Se, Durchlaucht der Fürst sind gestern von seiner am 10. Juni un- ternommenen Reise nach London glücklih wieder hierher zurückgekehrt. Derselbe hat bei den Jhm nahverwandten Allerhöchsten und Höchsten Herrschaften die zuvorkommendste Aufnahme gefunden und von Sr. Königl. Hoheit, dem Prinzen Albrecht, ein sehr werthvolles Geschenk in einem arabischen Pferde erhalten.

Während der Fürst an den glänzenden Hos=- und andern Festen in London Theil nahm und die maunigfachen Merkwürdigkeiten der großen Stadt und ihrer Umgegend besichtigte, gedachte er auch für= sorgend seiner durch die Witterungs-Kalamitäten des vorigen Jahres noch jeßt bedrängten Unterhanen, indem er bereits zum dritten Male in diesem Jahre an die Armen des Laudes Kartoffeln und andere Lebensmittel unentgeltlich in bedeutenden Quantitäten, sowie baares Geld vertheilen ließ und die Beschäftigung derselben beim Wegbau dringend anbefahl. Der Dank der Armen hat sich auch dieses Mal auf die ungeheucheltste Weise öffentlich ausgesprochen,

Oesterreichische Monarchie.

Wien, 19. Juli, Der neue ottomanische Botschafter am hie- sigen Hofe, Muchtar Bei, is vorgestern Abend in Begleitung seines Botschafts = Secretairs Raif Efendi, am Bord des Dampfboots hier eingetroffen.

Fan O

Paris, 20. Juli, Die Ernennung des Admiral Mackau zum Minister der Marine ist bis nach der feierlichen Schließung der Kam- mern verschoben worden, weil der Admiral nicht in das Kabinet ein- treten wollte, nur um von der Kammer Abschied zu nehmen. Auch hat der Admiral, wie versichert wird, das Portefeuille erst über= nommen, als die Absicht des Herrn Guizot, die Verwaltung der Ko-= lonieen von dem Marine-Ministerium zu trennen und dem Ministerium der auswärtigen Angelegenheiten unterzuordnen, wieder aufgegeben war.

Zwei Sihungen der Pairs -= Kammer haben hingereiht, um das Ausgabe-Budget anzunehmen. Die Budgets der Ministerien der aus- wärtigen Angelegenheiten, des öffentlichen Unterichts, des Junern, des Handels, der öffentlichen Arbeiten, des Kriegs und der Finanzen wur- den vorgestern in zwei Stunden votirt.

Die Voraussetzung, daß die Pairs=Kammer die Geseß=CEnt- würfe über die Eisenbahnen in dieser Session nicht mehr vornehmen werde, war voreiligz sie hat heute die Diskussion über die Cisenbahn von Avignon nah Marseille begonnen, nachdem sie den Geseb- Entwurf über eine Kredit - Bewilligung zu einer neuen Ausgabe von Fermat's Werken mit 96 gegen 12 Stimmen genehmigt hatte.

Der Marschall Soult wird in zwei oder drei Tagen nach seinen Gütern in St. Amans abgehen. Man versichert, daß der Herzog von Montpensier bei seiner Rückkehr aus den Pyrenäen den Herzog auf seinen Gütern besuchen und dort einige Tage verweilen werde.

Börse. Es wurden heut keine erhebliche Geschäfte gemacht, und die Course blieben auf ihrem gestrigen Standpunkt, die 3proc. Rente zu 80, 30, die óproc. zu 121,80. Die Regierung hat keine Nachrichten aus Spanien bekannt gemaht; an der Börse hieß es um 4 Uhr, es seien wichtige Depeschen eingetroffen, sie sollten aber den Journalen nur in dem Fall heute Abend mitgetheilt werden, wenn sie im Laufe des Tages durch den Telegraphen Bestätigung erhielten, Man wollte wissen, daß diese Nachrichten nicht eben günstig für die Sache der Jusurrection lauteten; General Aspiroz sollte bei einem Zusammentreffen mit der madrider Miliz den Kürzeren gezogen und viele Leute verloren haben, ja er sollte genöthigt worden sein, den Rückzug nah Avila anzutreten,

ck= Paris, 20. Zuli. Jh habe Jhnen gestern so gut als im ersten Augenblicke unter den verschiedenerlei sih durchkreuzenden Ge- rüchten und Uebertreibungen möglich war, über den Unglücksfall auf der Eisenbahn von Orleans Bericht erstattet. Jch lasse heute einen vollständigeren, der den gestrigen Angaben theils zur Berichtigung, theils zur Ergänzung dienen mag, folgen, Glücklicherweise zeigt sich auch diesmal, daß das Gerücht die Bedeutung des Unglückfalles, wie gewöhnlich, übertrieben hatte.

Seit der Eröffnung dieser Eisenbahn haben sowohl die Gesell- haft der Messageries Generales, als die der Messageries Lafitte und Caillard Verträge mit der Eisenbahn-Gesellschaft de(ldfen, wodurch diese sih gegen Bezahlung einer fixirten Summe verbindlich machte, die Diligencen und Reisenden beider auf der Linie von hier bis Orleans und umgekehrt alle dort aus verschiedenen Richtungen an= kommenden und hieher bestimmten von Orleans hierher zu befördern,

| Hülfs=Lokomotive

| dende Diligence, und brach den Kasten derselben zusammen.

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wodurch die Messagerieen m in den Stand. geseßt würden, ihre Passagiere viel schneller zu befördern. Der eigens für diesen Transport bestimmte Wagenzug war nun gestern wie gewöhnlich um 4 Uhr Nachmittags von Orleans abgefahren. Als aber derselbe über Etampes hinaus in die Nähe von Etrechy gekommen war, bemerkte der den Convoi führende Mechaniker, daß einer der Kolben (pistons) der Lokomotive nicht mehr so arbeitete, wie es nothwendig war, um noch ohne Hülfe einer anderen Maschine nah Paris zu gelangen. Diese Supplementar - Maschinen sind nah den Anordnungen, welche die Bahn-Verwaltung getroffen hat, stets nell zur Hand, da deren zur Vorsorge auf verschiedenen etwa gleih weit von einander entfernten Punkten, nämlich zu Toury, zu Etampes und zu Saint-Michel aufgestellt sind, um überall sogleich Hülfe leisten zu fönnen, wo solche nöthig sein sollte. Außerdem wollen die bestehen- den Vorschriften, daß von dem Punkte, wo der Zug ankommen soll, ein Aviso demselben entgegengeschickt werde, im Falle der Convoi län- ger als zwanzig Minuten im Rüsstande is, Diese Vor- schriften sind eben \o einfach und klar, als zweckmäßig, und wenn der Zugführer denselben pünktlich nachgekommen wäre, jo würde ein Unfall überhaupt gar nicht haben stattfinden können. Allein statt den= selben gemäß zu handeln, statt zu warten, bis die Lokomotive, die ihm entgegenkommen mußte, herangefommen war, ließ er in der Rich tung rückwärts nah dem noch nahen Etampes die nothwendigen Signale für die Sendung ciner Lokomotive geben, deren Ankunft er nun auf dem Plate, wo der Zug stillgestanden war, abwartete. Die Signale trafen rihtig zu Etampes en, und augenblicklich wurde von dort eine Lokomotive mit voller Dampfkraft auf demselben Geleise abgesendet, auf welhem der stehen gebliebene Wagenzug sich befand.

Unglücklicherweise war der Zug nicht in der freien Ebene stehen geblieben, so daß er von allen Seiten, und besonders von der nach fommenden Lokomotive leiht hätte bemerkt werden fönnen, sondern er befand sich in einer Krümmung des Weges und in einem ziemlich tiefen Einschnitte, dessen Böschungen es absolut unmbglih machten, denselben zu bemerken, bevor man fast unmittelbar daran war, Noch scheint das Unglück es gewollt zu haben, daß der Kantonuier, als er

die nachgesendete Lokomotive herankommen sah, ein falsches Signal | welches |

aufpflanzte, andeutet, stati des anzeigt; Der die

dadurch natürlich

gab, indem er das weiße cinen in Gang befindlihen Wagenzug rothen, welches einen stillsstehenden Convoi führende Mechaniker wurde

Fähnchen

| zu der Meinung veraulaßt, der Schienenweg sei frei, und seßte mit

ungeminderter Dampfkraft seinen Weg fort. Erst als er {hon in die verhängnißvolle Krümmung eingelaufen war, bemerkte er, daß er sich nur noch einige Metres weit von dem stillstehendeu Wagenzug

| befand. Es war zu spät, um den Zusammenstoß noch zu verhindern; doch die Geistesgegenwart nicht verlierend, zog er augenblicklich die

Bremsen an, um durch die größtmöglichste Spannung derselben die Gewalt des Stoßes wenigstens #\o viel als möglich zu vermindern, Allein die Antriebskraft war noch zu groß, die Entfernung der Loko

motive vom Convoi viel zu gering, als daß diese Vorsichts - Maß- regeln noch den gewünschten Erfolg haben konnten. Die Lokomotive stieß mit großer Heftigkeit auf die das Ende des Wagenzuges bil- Ver Stoß war noch so gewaltig, daß auch noch die drei nächststehenden Diligencen davon heftig betroffen wurden. Der Schrecken und die Verwirrung, welche augenblicklich unter den Passagieren entstanden, fann man sich denfen. Die Jmperiale der leßten Diligence, welche den ersten Stoß der Lokomotive erhalten hatte, war eingebrochen und mit allem Gepäck auf die Reisenden herabgestürzt.

Fast alle in den leßten Wagen befindlichen Passagiere haben Kon=- tusionen erhalten, fonnten jedoch, nachdem die erste ärztlihe Hülfe ihnen geleistet war, ihre Reise nah Paris fortseßen. Nur vier Per= sonen mußten nah Etampes gebracht werden. Herr Dayma, Zahl meister der Juvaliden zu Avignon, brach ein Bein, zum Glücck aber uur ein hölzernes, das sich also erseßen läßt. Eine Frau mit ihren zwei Kindern von Roannes, welhe man anfangs noch {wer verwun- det glaubte, is gleihfalls zu Etampes geblieben. Sie selbst hatte mehrere Quetschungen erlitten, aber kein Glied gebrohen. Jhr sehs- jähriger Sohn, der anfangs unter der auf ihn hereingestürzten Masse des Gepäcks beinahe erstickt war, schien in ernstliher Lebensgefahr zu s{weben, aber bald vershwanden die beunruhigenden Symptome, Einer der Conducteure des Wagenzuges, der gerade in dem Augen blick, wo der Zusammenstoß erfolgte, eine Wagenthür {loß, erhielt ebenfalls eine ziemlih starke Quetschung.

Schon gestern früh begann die gerichtlihe Untersuchung, und denen, die durch Leichtssinn, Unvorsichtigkeit oder Jrrthum an dem eingetretenen Unfalle Ursache waren, wird die gerechte Ahndung des Geselzes niht ausbleiben. Wenn diesmal das Unheil geringer ge- blieben i, als es hätte werden fönnen, fo is zu hoffen, daß die Bahnverwaltungen überall daraus nur neuen Anlaß uehmen werden, mit der größten Strenge und Genauigkeit auf pünktlihen Vollzug der bestehenden Vorschriften von Seiten ihrer Unterbeamten und Dienst- leute zu schen, und diese in jeder Beziehung der schärfsten Aufsicht zu unterwerfen, Wäre der vorgestrige Unglücksfall z. B, in den fin- stern Gewölben eines Tunnels vorgekommen, wo die Dunkelheit den Schrecken natürlih noch vermehrt und die Verwirrung noch vergrößert hätte, was hätte da geschehen können. Mit Recht verlangt die öffentliche Stimme, daß die Regierung den Gesellschaften wenigstens zur Pflicht machen sollte, die Tunnels zu beleuchten, um #o wenigstens in dieser Beziehung die Gefahr etwas zu vermindern. Auf der Bahn vou Rouen blieb vor wenigen Tagen erst ein Convoi unter dem Tunnel von Rolleboise fast drei Viertel - Stunden lang stehen, und vor etwa einem Monat war derselbe Fall eingetreten. Mehrere der Passagiere, bestürzt über diesen langen Aufenthalt, waren damals ausgestiegen, als plöblih ein Wagenzug in enutgegengesebßter Richtung herankam, so daß man es nur einer Fügung der Vorsehung zuschreiben kann, wenn in dem herrschenden Dunkel Niemand verunglückte.

Grossbritanien und Irland. _ London, 19, Juli, Zum Besten des hier zu errichtenden Hospitals für deutsche Kranke wurde gestern ein zweites Konzert auf Veranstaltung Sr. Majestät des Königs von Hannover gegeben, Das Violinspiel des Herrn Ernst, der gegenwärtig hier anwesend is, wurde allgemein bewundert.

Von den Repeal-Versammlungen, welche O'Connell în Jrland zusammenzurufen fortfährt, und auf denen der Agitator immer die- selben Standreden voll revolutionairer Tendenzen und leidenschaftlicher Bitterkeit gegen die Regierung hören läßt, ist die leßte am 16ten zu Tullamore gehaltene insofern bemerkenswerth, als nach der Rede O'Connell's der Bischof von Ardagh Pr. Higgins sich durchaus gegen eine Verbindung der Regierung mit dem Päpstlichen Stuhle, als das Mittel, die katholishe Geistlichkeit zu versöhnen, aussprach. Er wie= derholte damit das, was in der Parlaments-Sißung vom 7ten Herr O'Ferrall schon gesagt hatte, und es kann dies Widerstreben gegen eine solhe Verbindung wohl als Ausdruck der allgemeinen Stimme der irländischen fkatholishen Geistlichkeit angesehen werden.

X London, 18. Juli, Die En fährt fort mit ihrer langsamen unfruchtbaren Thätigkeit, so, daß es scheint, als wenn man mehr beschäftigt wäre, Erfolge abzuwarten als Gesebe zu geben,

Allem Anschein nach wird das Parlament kaum vor dem 1. Septem- ber auseinandergehen, obschon jeder sehnlihst nach dem Schluß der shläfrigsten Saison und des unfruchtbarsten Jahres, dessen man sich entsinnen fann, verlangt. Was Jrland betrifft, so bringt das Ver=- streichen der Zeit Herrn O'Connell mehr Verlegenheiten als der Regierung, und troh alles Tadels, mit dem die Regierung ihrer Fabíius- Politik wegen überhäuft wird, bin ich doch geneigt, dieselbe sowohl für das weiseste als leihteste Verfahren anzusehen. O’Connell hat das irländische Volk an den Rand eines Abgrundes gebracht, Auf dem Wege, welchen er kürzlih eingeschlagen, kann er niht umwenden. Wenn er umkehrt, läuft er Gefahr, von seinen eigenen erzürnten und verführten Genossen zertreten zu werden, und doch ist selbst seine Erfindungsgabe jeßt faum mehr im Stande, ein weiteres Fortschreiten möglich zu machen, ohne daß ihn nicht die Gesebe erreichen sollten. Er steht so zu sagen im Schach, obgleich er noch alle Figu= ren auf dem Brette hat, oder vielmehr in solcher Stellung, daß er keinen Zug thun kann, der ihn niht \hahmatt machen muß doh der Zug ist an ihm, Man fann daran zweifeln, glaube ih, inwieweit die Aufregung des irländischen Volks wirklich wahr is. Denn is sie wirklich wahr, \o giebt sie einem gewiß eine niedrigere Meinung von dem Verstande und den Zween desselben als irgend etwas, das wir von ihm kennen. Man findet aber einige mit dieser Bewegung in Verbindung stehende Um= stände, die durchaus so abweichend und unverträglich mit dem irlän- dischen Charakter sind, daß sie auh die übrigen bedeutend verdächti= gen, Jch meine insbesondere die Aufmunterung, welhe von Seiten fremder Nationen die Repeal = Bewegung erfahren hat, ohne Zwei= fel in der Absicht, den lobenswerthen Zweck zu fördern, das britische Reich zu zerstückeln. Dies Thema allein gut behandelt, würde mehr Repealers enttäuschen, als irgend ein anderes: denn es giebt in der Welt kein loyaleres und ergebeneres Volk, als das irländische, in der britishen Armee keine treueren Soldaten, als die irländischen. (Fs fann nicht der leiseste Zweifel obwalten, daß wenn in diesem Augenblicke, wo Herr O'Connell und seine Freunde die unverant= wortlichen und einzigen Verwalter der großen, im Namen der Repeal erhobenen Summen aus Amerika und Frankrei öffentlich frem= des Geld zur Unterstüßung ihrer Pläne erhalten, ein französisches oder amerikanisches Heer den Boden Jrlands beträte, die Bevölke= rung gegen dasselbe marschiren würde. Dreihundert Jahre lang is ZJrland schlecht regiert worden; aber Alles was es, selbst von seinen eigenen Demagogen, erduldet hat, is niht vermögend gewesen, das irländische Volk in illoyale Verräther zu verwandeln. In dieser Be= ziehung sind seine Volks = Führer gewöhnlih weniger großherzig ge= wesen, als das Volk, welches sie zu leiten vorgeben; und wenn sie auch durch innere Agitation ihren Zweck erreicht haben mögen, #o ist ihnen dies noch nie durch Verschwörungen im Auslande gelungen und wird es auch uie, Die Einsammlung der Repeal=-Rente ergiebt wöchentlich 2000 Pfd. und zwar bei dem ärmsten Volke in Europa! ;

Beg 0 Brüssel, 21. Juli, Gestern wurde Herr Rochussen in feier- liher Audienz von dem Könige empfangen und überreichte das Schreiben, welches ihn bei Sr, Majestät als bevollmächtigten Minister der Niederlande beglaubigt.

S Pn emn

Madri9D, 14. Juli. *) Der hiesige Militair - Kommandant, Brigadier Lemmery, welcher sich zu dem General Aspiroz begeben hatte, um mit ihm zu unterhandeln, soll von Leßterem zur Antwort erhalten haben, daß eine Unterhandlung uicht möglich sei, indem die Stadt nur zu wählen habe zwischen einer Ergebung auf Discretion und dem Pronunciamento; aus Ehrfurcht vor der Königin werde er die Hauptstadt niht angreifen und keine Feindseligkeiten begehen, so lange man die Königin nicht eutführe. Auf diese Antwort beschlosseu die Behörden , zu den äußersten Maßregeln zu schreiten; das Ayun= tamiento erklärte sich für permanent; alle Beamte, die sich nicht auf ihren Posten begeben, sobald der Generalmarsh geschlagen wird, werden abgeseßt; die Namen derjenigen National - Milizen, die sich nicht beim ersten Ruf bei ihren Compagnieen einfinden, werden in der Gaceta bekannt gemacht ; jedem Miliz = Jnfanteristen wird eine Gratification von 5 Realen, jedem Miliz - Kavalleristen und Artille=- risten von 10 Realen täglich bewilligt; alle Bäckerläden, so wie über= haupt alle Läden, worin Lebensmittel verkauft werden, müssen von Aufgang der Soune bis elf Uhr Abends gebfffnet sein. Die Bäder müssen mehr Brod als gewöhnlich backen und die benachbarten Dörfer haben die Weisung erhalten, so viel Brod als nur irgend möglich, nach der Hauptstadt zu schicken. Herr Mendizabal hat dem Direktor des Schaßes den Befehl ertheilt, 3 Millionen Realen zur Disposition des Aguntamiento zu stellen.

Andererseits hat man auh Maßregeln getrofen, um die Zu-= gänge zur Stadt zu vertheidigen, An den Hauptpunkten im Norden und Westen der Stadt sind Batterieen aufgefahren und im Mittel- punkte der Stadt, bei der Puerta del Sol, steht eine Reserves Batterie,

Der General Aspiroz hat eine halbkreisförmige Bewegung um Madrid ausgeführt, um die Straße von Alcala zu gewinnen, auf welcher der General Narvacz heranrückt. Die Nachricht, daß derselbe bereits in Guadalajara angekommen sei, hat hier die größte Bestür= zung erregt. Bei dem erwähnten Marsche der Jusurgenten wurden zwischen den Tirailleurs beider Parteien einige Kugeln gewechselt was indeß nur einige leichte Verwundungen zur Folge hatte und den General Aspiroz nicht abhielt, seinen Marsch ruhig fortzuseßen.

Es haben hier bereits einige Verhaftungen stattgefunden. Das Volk wittert überall Verräther und einige Milizen, die man im Ver= dacht hatte, daß sie zu Aspiroz übergehen wollten, sind auf der Straße gemißhandelt worden und konnten nur mit Mühe der Volks= wuth entrissen werden.

Die dem Regenten ergebenen Journale affektiren das größte Vertrauen zu dem Ausgange des Kampfes und erfinden alle erdenk= liche Nachrichten über den Zustand der Provinzen, die natürli von Niemandem fontrollirt werden können, Diejenigen Blätter, deren Erscheinen verboten. is, sandten ihren Abonnenten einige Tage lang kurze Bülletins mit den neuesten Nachrichten zu, wobei sie sich aller Betrachtungen enthielten; allein sie waren genöthigt, auch diese Art der Publikation einzustellen, weil der Militair-Gouverneur ein Dekret erlassen hat, wona Jeder, der beunruhigende Nachrichten veröffent- lichen würde, von denen zu besorgen stände, daß sie Jnsubordination oder Desertion in den Reihen der Vertheidiger des Vaterlandes und N Nis provoziren könnten, * vor ein Kriegsgericht gestellt wer= en soll.

Man spricht von einem Manifeste der Königin Christine, welches von Paris nah Spanien geschickt worden wäre, um hier veröffent= licht zu werden. Die Königin erklärt, wie man versichert, in diesem Manifeste, daß sie weder die Regentschaft, noch die Vormundschaft über die Königin Jsabella noch einmal übernehmen wollez sie verzichte

*) Es waren am 20, Juli in Paris keine neueren telegra F ied Depeschen eingegangen; die obigen Nachrichten sind auf dem gewöhn Wege angekommen,