1843 / 27 p. 2 (Allgemeine Preußische Zeitung) scan diff

Wer aber den industriellen Verhältnissen nä- daß dieselben einen a licher S wer- u bestehen haben. Er könne aus persönlicher Anschauun denden Dort Ä B! Seidentvagren wegen der entgegenstehenden hohen Zölle nah Frankreich fast gar keinen Absaß mehr, nah England nur noch einen sehr {wachen finden, und daß ihnen bei der ungünstigen Gestaltung der überseeischen Verhältnisse wesentlich nur der Zoll-Verein offen bleibe. Dieses Gebiet mache aber die französische Konkurxenz, der diesseits nur ein sehr niedriger Zoll entgegenstehe, ihnen streitig, und da ähnliche Mißver- hältnisse in vielen anderen Zndustriezweigen nachgewiesen worden seien , so müsse er sih der vom Referenten vorgeschlagenen Fragestellung anschließen,

Der Referent wiederholt die von ihm proponirte Frage.

Ein Abg. der Landgemeinden schlägt vor, die Worte: „und der Ver- handlungen der leßten Zoll-Konferenz“ zu streichen, womit Referent \ich cin- verstanden erklärt. Die also amendirte Frage wird von 72 Stimmen be- jaht, von 2 verneint. i

Der Neferent: Mit Zustimmung der Mitglieder des Ausschusses und der Antragsteller nehme er nun von eíner Diskussion der im Einzelnen be- antragten Zoll-Erhöhungen Abstand, und gebe anheim, dicse Vorschläge der Jmmediat-Kommission zur Berücksichtigung zu empfehlen.

Der vorige Redner: Die Kommission müsse freie Hand haben, der Landtag dürfe nicht indirekt aussprechen, daß ex die einzelnen Vorschläge des Ausschusscs billige.

Der Referent: Auch dagegen habe er nichts zu erinnern, Er gehe

n Eindruck machen, fer stehe, überzeuge sich,

nun über zu den auf Errichtung eines besonderen Handels - Ministeriums

gerichteten Anträgen, die der Ausschuß, so wie es im Referat ange- deutet ist, von neuem befürworten zu müssen geglaubt habe. Das Handels- Ministerium sey in unserem Staate keine neue Erscheinung, es habe schon früher bestanden, nachher aber sey es als Neben - Abtheilung von cinem Ministerium zum anderen übergegangen. Weun der Abgeordnete der Städte feine Trennung, sondern eher eine Verschmelzung der obersten Staats-Ver-= waltung in dem Amte eines Staats-Kanzlers wünsche, so könne er, Nefe- rent, diesem leßterem Wunsche auch nur beistimmen. Da aber jeder andere Hauptzweig der Staats-Verwaltung durch ein besonderes Ministerium ver treten sei, so halte er im Juteresse der Jndustrie auch ein besonderes Han- dels-Ministerium für nothwendig.

Der Protokollführer unterstüßt den Antrag des Ausschusses. Schon auf dem legten Landtage habe er einen gleichen Antrag gestellt, wel- her in der Plenar - Versammlung nur deshalb die vorgeschriebene Stim- menmehrheit nicht gefunden habe, weil aus einem Verschen nur die Errich- tung eines Ministeriums für Handel und Gewerbe beantragt gewesen, und der vierte Stand sich dagegen ausgesprochen habe, da nicht auch des Aer- baues dabei Erwähnung geschehen sei, Demnächst aber habe der dritte Stand eine itio in partes veranstaltet, bei welcher der gestellte Antrag ein- stimmig angenommen worden sei, Er hoffe, daß der gegenwärtige Landtag um so weniger einen Widerspruch erheben werde, als der jeßige Antrag auf Wiedereinseßung eines selbstständigen Ministeriums für Handel, Judustrie und Acerbau laute.

Ein Abgeordneter der Städte: Einer der vorigen Redner habe bereits gesagt, daß dieser Vorschlag nicht fromme; Finanzen, Handel u. \. w., alle diese Zweige greifen in einander, so daß, wenn man sie verschiedenen Ministerien überweise, nur Oppositionen entstehen würden. Schon das Verhältniß des Finanz - Ministeriums zu Handel und Judustrie vermittelst des Zoll-Vereins mache cine Abtrennung der leßteren unmöglih, Durch die jeßige Einrichtung, wonach Gewerbe, Handel und Judustrie einem be- sonderen Departement unter einem thätigen und intelligenten Chef zugetheilt seien, werde dem Bedürfniß genügt.

Ein Abgeordneter der Landgemeinden: Handel, Judustrie und Aker- bau seien wichtige Zweige der Staats - Verwaltung, welche theilweise mit dem Ministerium des Junern, theilweise mit dem der Finanzen in der engsten Verbindung stehen, und daher bri der jeßigen Organisation, welche sie blos dem einen oder dem andern Ministerium zuweise, nicht vollständig vertreten. Gerade deshalb, weil die genannten Gegenstände so hochwichtig seien, bleibe ein eigenes Ministerium erforderlich, wie auch auf dem vorigen Land- tage ausgeführt worden sei. Ein Abgeordneter der Städte tritt dieser Ansicht bei, wünscht aber wie auch in seinem Antrage angedeutet sei, daß Se. Majestät dem neu zu bildenden Ministerium auch die Ober - Auf- sicht übèr die Eisenbahnen und die Post übertragen möge.

Dieses Amendement findet keine Unterstüßung.

Ein anderer Abgeordneter der Städte; Es sei von der Einseßung cines Staats - Kanzle1s die Rcde gewesen, Dies bilde nicht Gegenstand

der vorliegenden Diskussion z allein wenn auch ein Staats - Kanzler da sei, so bedürfe es doch noch eines besonderen Handels - Ministers, wie denn auch unter dem vorigen Staats - Kanzler ein solcher wirklich bestanden habe. Die Behauptung, daß den Ständen keine ershöpfende Kenntniß der Handels-Verhältnisse beiwohne, und man sich deshalb der Leitung der Staais-Regierung blind überlassen müsse, sei im Allgemeinen zwar richtig, er sehe aber nicht ein, wie dieses Argument gegen die Errichtung cines be sonderen Handels-Ministeriums angeführt werden könne, indem jene Kennt niß, wenn sie niht den Ständen beiwohne, doch irgendwo müsse gefunden werden. Aus diesen Gründen stimme er für den Vorschlag des Ausschusses. Ein Abgeordneter der Städte sagte: Er habe blos bemerkt, daß der Direktor der Abtheilung für Handel und Gewerbe eben so thätig sein könne, als ein besonderer Handels-Minister. Gerade deshalb, weil man sich über- zeugt habe, daß gesonderte Verwaltungen nicht wohl für sh allein bestehen können, habe man sic unter dem Finanz-Minister vereinigt, Bei der namentlichen Abstimmung wird die Frage: Ob Se. Majestät um Errichtung eines besonderen Ministeriums für Handel, Jndustrie und Ackerbau gebeten werden solle von 58 Stimmen bejaht, von 15 verneint, __ Der Referent; Der leßte Antrag des Ausschusses betreffe die Bildung einer Ceniral - Handels - Kammer, Die heutige Versammlung habe einen neuen Beweis gegeben, wie sehr die Bildung eines anderen unabhängigen Kollegiums zur Berathung spezieller Handels - Angelegenheiten und über- haupt zur Vertretung kommerzieller Jnteressen noth thue. Die Lokal- Handels - Kammern seien cines Theils berufen , hauptsächlih die Jnteressen ihres Bezirks zu vertreten , anderen Theils seien sie nicht immer in der Lage, von ihrem Standpunkte gus alle allgemeinen Rücksichten, die maßgebend seien, zu kennen oder beurtheilen zu fönnen, Wohl aber dürse bei dem vorgeschriebenen Kollegium unter dem Vorsiße des De- darements --Chess im Algmawen Interesse eine gegenseitige Aufklärung “rag rege Eben so pflege in anderen großen Handels - Staaten d vamit nig ae ein Kollegium von Sachverständigen zn fkonsultiren. Hautels im Ale ne Gefährdung der Juteressen des Aferbaues und des verschiedenen M befürchtet werde, so sei die Bildung aus den drei Bersammlung sich für Crschlagen, Cin Abg. der Städte: Nachdem die ausgesprochen, cheine ug eines besonderen Handels - Ministeriums weder vortheilhaft noc iat fernere Antrag einer Jmmediat - Kommission ren Staaten nur dann bar 23 dergleichen Kommissionen werden in ande- gebe. Das Handels-Ministee;! wenn sich ein spezielles Bedürfniß dazu er- ein solcher Fall vorhanden d rage selbst werde zu beurtheilen wissen, wenn ein ein Mißtrauen bewiesen E dürfe demselben nicht von vorn her- _ Diese Bemerkung findet vielfa Städie darauf aufmertsam, Kommissionen das Privat-Juteres j Referent: Wenn gu Aâllen das Gutachten von Kommissionen Ausíchuß das Bestehen eincs solchen Kolle gezogen werde, \o habe der erachtet, damit bei der Berathung spezieller Fal ür wünschenswerth verständige zugezogen würden, welche nit von wt a blos solche Sach-

zen Monarchie Kenniniß besizen, G; hältnissen der aan- wesen sei, þ besigen, was früher wohl mitunter der Fall ge-

gehe Unterstühung, und macht ein Abg. der ich in solchen

los în speziellen

Der Protofollführer: Die beantragte erste is ; tranéitorisce, deren Functionen aufhören E N fobal LE aur blos nie u. s. w. regulirt seien, Der Handels - Minister selbst müsse Bib daß ihm ein derartiges berathendes Kollegium zur Seite stehe. Dur ree

menseßung desselben sci einer jeden Provinz eine Garantie für die

Aae Feet Zuduresiey gegeben. y

ver erent; Da allerdings durch die heute beantragte Central- Komniíssion der Zweck als für jegt ‘erreicht zu betraten sei, dberdies zu erwarten fe; daß bei Errichtung eines besonderen Handels-Ministeriums s zur Anhörung des Handelsstandes die ¿gesgueien Maßregeln getroffen werden würden und endlich im auderen Falle dem nächsten Landtage un-

172 benommen bleibe, den Gegenstand wieder aufzunehmen, so ziehe er, im Einverständuiß mit den Mitgliedern des Ausschusses und ken Antragstellern, den vorliegenden Antrag zurü.

_ Auf die Bemerkung des Referenten, daß die Staats - Negierung fort- während alles Mögliche aufgeboten habe, um die übrigen deutschen Bun- desstaaten zum Beitritt zu dem Zoll - Verein zu vermögen und, wie die Handels-Kammer von Elberfeld und Barmen selbst angesührt habe , die Abschließung von Handels - Traktaten sich eifrigst angelegen sein lasse, wird von einer weiteren Diskussion über das von einem Wb Ardnésen der Städte in seinem ersten Vortrage gestellte Amendement Abstand genommen.

__ Demnächst wird die wegen des Schußes der Runkelrüben - Zuer - Fa- brication entworfene Adresse, so wie die Adresse wegen des Nothstandes der Winzer von dem Abgeordneten der Städte und respektive eines Abgeordne- ten der Nitterschaft verlesen und genehmigt z leßtere mit dem Bemerken, daß es für zweckmäßiger erachtet worden sei, mit Umgehung des früheren Be- \lusses dieselbe von der Adresse über das Weinsteuer-Gesech zu trennen.

Düsseldorf, 24. Juli. Heute is hier der amtlihe Bericht über die 38. Plenar-Sibung des Landtages (vom 6. Juli) durch die Zeitungen bekannt geworden. Es fand zuförderst eine lebhafte De batte über den Antrag eines Städte - Abgeordneten statt, der ver- langte, daß die bisherige Oeffentlichkeit der Landtags-Verhandlungen durch Bekanntmachung der Berichte in den Zeitungen beschränkt werde, indem „nicht Alles in den Zeitungs-Bericht fommen““ dürfe. Der Antrag wurde von allen Seiten bekämpft und wurde bei der Abstimmung (durch Aufstehen und Sißenbleiben) einstimmig verworfen, Hierauf wurde die Tages vorher abgebrochene Berathung über die vor= geschlagenen Eisenzölle wieder aufgenommen. Nach weitläuftigen Ver handlungen beschloß die Versammlung mit großer Stimmenmehrheit, „daß der bedrängte Zustand der Eisen-Production und überhaupt die Ei= sen-Jndustrie Sr. Majestät zur ernstesteu Erwägung zu empfehlen und Allerhöchstdieselben dringendst zu bitten seien, mit den Regierungen der übrigen Vereinsstaaten demgemäß die zu einem wirksameren Schuße erforderlichen Maßregeln zu vereinbaren?“ Demnächst fam der Bericht des 3, Ausschusses, über den „Entwurf des gemeinen preußischen Bergrechts und der Justruction zur Verwaltung des Berg-= Regals, so wie der als provinzial-rehtltch beizubehaltenden bergreht- lichen Bestimmungen,“ zum Vortrage. Der Ausschuß stellte zuvörderst den Antrag : die Versammlung möge sich dahin erklären: daß dem Staate volle Aufsicht und Leitung bleibe, insoweit polizeilihe und staats= wirth\haftliche Zwecke es erfordern, daß aber jenseits dieser Gränze dem Privaten alle Freiheit gewährt werden möge, Darüber kam es zu einer ausführlihen Erörterung, in deren Folge der Antrag des Ausschusses abgelehnt, dagegen ein anderer mit großer Majorität angenommen wurde, der dahin ging, Sr. Majestät die gehorsamste Bitte vorzutrage»: „Die auf der reten Rheinseite der Provinz auf dem Bergbau lastenden Abgaben, dahin zu ermäßigen, daß sie den= jenigen auf der liufen Rheinseite gleich stehen. Es wurde hierauf zu der Berathung der einzelnen Paragrapheu des Geseß- Entwurfes geschritten, die, nachdem sie bis zum §. 3, gediehen war, auf die nächste Sibung vertagt wurde.

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Koblenz, 22. Juli. (O. P. A. Z) Seit gestern Abend ver weilt in Ehrenbreitstein Se. Kaiserl. Hoheit der Erzherzog Stephan von Oesterreih, Heute morgen nahmen Se. Kaiserl, Hoheit die Festungswerke in Augenschein, und werden sich später nah England begeben. Heute ist der diesjährige hiesige Wollmarkt nun gänzlich geschlossen worden. Die zum Markte gebrachte Wolle betrug über 1000 Ctr. und i} \o zu sagen alle verkauft. Der höchste Preis betrug 16 Sgr. und der niedrigste 8 Sgr. pro Pfund. Ganz feine Wolle soll nicht zur Stelle gewesen sein, Ein bedeutendes Fabrikhaus aus dem Luxemburgischen hat einen sehr großen Theil der Vorräthe an sih gekaust,

X Kottbus, 22, Juli, Zu dem gestern abgehaltenen Woll- markt waren über 300 Ctr. Wolle eingebracht, wovon ein Theil zu etwas höheren, ein anderer zu etwas geringeren Preisen als im vorigen Jahre verkauft, ein bedeutender Theil aber wieder abge= fahren wurde, weil den Produzenten gebotenen die Preise nt annehmlich schienen.

X Jauer, 15. Juli. Am 11. März d. J. is ín der hiesigen Straf-Anstalt ein zum Verlust des Adels und zu mehrjähriger Zucht hausstrafe verurtheilter Sträfling verstorben, in dessen zu Gunsten eines entfernten Verwandten gemachtem Testamente der Anstalt selb} ein Legat von 1500 Rthlr. mit der Bestimmung vermacht worden ist, daß vou 250 Rthlr. die Zinsen zur Anschaffung von Büchern für evangelishe Sträflinge verwendet werden sollen.

X# Gumbinnen, 20. Juli. Es scheint keinem Zweifel zu unterliegen, daß die Ausführung der Kaiserl. russischen Ukase, derzu folge sämmtliche Juden in Rußlaud uud Polen ihre Wohnsißbe 50 Werst von den Gränzen landeinwärts nehmen sollen die Unange sessenen alsbald, Angesessene innerhalb zweier Jahre in nicht fer ner Zeit bevorsteht. Dem Vernehmen nach werden auch die jensei= tigen Kommunen verbindlich gemacht werden, für die Strafen und Zollgefälle, welche ihren einzelnen Bewohnern und Steuer - Defrau danten zur Last gelegt werden, solidarisch aufzukommen, um auf jede Weise dem Schmuggelhandel entgegenzuwirken,

Ausland.

Deutsche Bundesstaaten.

Sachsen. Dresden, 24. Juli. (D. A, ZZ Von Seiten des Präsidiums wurden heute der zweiten Kammer Mittheilungen gemacht, über ein Allerhöchstes Dekret, den Schluß des gegenwärti- gen Landtages betreffend. Zufolge desselben is der 21, August zum Scchluß=Termine bestimmt worden,

Sachsen-Koburg-Gotha. Koburg, 19. Juli, (M. J) Se. Durchlaucht der Erbprinz is seit einigen Tagen an einer Leber- Entzündung auf dem Schlosse Kallenberg erkrankt, doch soll bereits wieder eine Besserung in dem Befinden des hohen Patienten einge treten sein. Se. Durchlaucht der regierende Herzog ist gestern Abend vom Bad Gastein wieder hier eingetroffen und hat sich sogleich nach dem Schloß Kallenberg begeben.

Frankreich.

aris, 21. Juli. Die Pairs-Kammer hat gestern den Ge- L R Bedref der Eisenbahn von Avignon nah Marseille mit 75 gegen 21 Stimmen angenommen, und in ihrer heutigen Sibung die Diskussion über den Geseß-Entwurf hinsichtlich der grie- chischen Anleihe begonnen. Mo , Der Moniteur enthält heute das Geseb, wodurch dem Kriegs- Minister ein außer ewöhnlicher Kredit von 29,062,208 Fr. zur Ver- mehrung des Cffeftivbestandes der Armee in Algier, \o wie zur Bestreitung einiger Ausgaben, die im Budget von 1843 nicht vor- hergesehen \ind, überwiesen wird. Dieselbe Nummer enthält das

Geseß, wodur ein Kredit von 200,000 Fr. zur Begehung der Juli- feier bewilligt wird.

Ein hiesiges Journal behauptet, es sei die Absicht des Ministe- riums, die Eröffnung der nächsten Session bis zum 9, Januar k. J, hinauszuschieben, Morgen, am 22sten, soll die gegenwärtige Session geschlossen werden.

Der Admiral Roussin hat das Hotel des Marine=- Ministeriums hon verlassen. Die Ernennung des Vice-Admirals Mackau soll am Montag im Moniteur erscheinen. Derselbe begiebt sih alle Tage in das Hotel des See - Ministeriums, wo er Konferenzeu mit den Bureau-Chefs hat, um si über die Angelegenheiten dieses Departe ments, dem er vorgesebt ist, zu unterrichten.

Börse. Auch heute wurden wegen der Ungewißheit, in der man über die spanischen Zustände s{chwebt, wenig Geschäfte gemacht, Die heute früh publizirte telegraphische Depesche ließ glauben, daß, wenn Madrid sich noch drei bis vier Tage gegen die Truppen der Generale Narvacz und Aspiroz hielte, der Regent am 22sten oder 23sten unter den Mauern der Hauptstadt hätte sein löunen. Schon verbreitete man sogar das Gerücht, die Regierung habe die offizielle Nachricht von Espartero's Marsch auf Madrid erhalten, und es wurde behauptet, daß nach siheren Veranschlagungen, mit Jubegriff der Madrider Miliz und die Truppen van Halen?'s, Seoane?s und Zur bano’s zusammengerechnet, seine Armee auf 50,000 Mann geschäßt werden könne, während die Generale Narvaez, Aspiroz, Serrano, Roncali und Prim nur 35,000 Mann zählten,

Grossbritanien uud Irland.

Oberhaus. Sihung vom 20, Juli, Der Lord-Kanz- ler legte eine Bill vor, welche die Legalisirung der presbyterianischen gemischten Ehen in Jrland zum Zweck hak. Die große Sorge, welche dort in Folge eines gerichtlichen Ausspruchs über die Ungültigkeit die- ser Ehen herrscht, wenn dieselben nicht durch einen Priester der pro- testantischen Kirche eingesegnet wären, (dieser Ausspruch bedarf indeß noch der Bestätigung des Oberhauses als der höchsten richterlichen Behörde und liegt auch bereits einem Ausschusse desselben vor) ver anlaßte die heutige Einbringung der Vill. Nach der Erflärung des Lord-Kanzlers indeß ist dieselbe uur eine vorläufige Maßregel, welche nur auf solche Ehen, die bereits geschlossen sind, Bezug nimmt und einem umfassenderen Gesebe, das später vorgelegt werden wird, vor angehen soll. Die Bill wurde zum erstenmal verlesen,

Unterhaus. Sibßungen vom 19, und 20, Juli. Die Verhandlungen der beiden lebten Tage enthalten bis auf die am sten vou Sir R. Peel gemachte Anzeige, welche dem Hause vor liegende Bills die Regierung noch in dieser Session durchzuführen und welche aufzugeben beabsichtige, nihts Bemerkenswerthes. Das Haus beschäftigte sich hauptsächlich mit den Ausschuß - Berathungen der irländischen Waffenbill, die bis zur 34sten Klauscl, also bis zur Hälfte, vorrückte, Von den Bills der Regierung sollen, nah der Anzeige des Ministers, die über die geistlihen Gerichte, über die Fa brifen , über das neue englische Armengeselz und mehrere andere, die zum Theil eine heftige Opposition auch außer dem Parlament gefun den haben, aber alle von der dringendsten Nothwendigkeit sind, vor läufig aufgegeben werden; dagegen sollen in dieser Session die irlän dische Waffenbill, die über das neue zu verbessernde irländische Ar mengeseb, die schottische Kirchenbill und die Bill wegen der Maschinen Ausfuhr noch in dieser Session erledigt werden.

London, 21. Juli. Gestern besuchte die Königin zum ersten male mit ihrem ganzen Hofstaat die Oper, wo sie vom Publikum mit großem Enthusiasmus begrüßt wurde, Jhre Majestät sah schr wohl aus, Wie es heißt, wird der Hof morgen wieder nach Clare mont und gegen Ende des Monats nah Windsor abgehen. Hierauf wird die Königliche Familie vier bis fünf Wochen in Walmer Castle, dem Schlosse des Herzogs von Wellington, zubringen,

Prinz Georg von Cambridge wird binnen kurzem nah den jo nischen Juseln abgehen und sih, wie es heißt, mit militairischen Dienstverrichtungen beschäftigend, etwa zwei Jahre in Corfu guf halten. Vor einigen Tagen starb hier Herr John Bacon Sawrey Morriit, 72 Jahr alt, bekannt durch seine Reisen in Griechenland und dem Orient, besonders aber durch seine zwei Schriften über die Lage des Homerischen Jlion, în denen er mit Chevalier und Auderen gegen Bryants? abenteuerliche Hypothesen auftrat.

Am 19ten wurde in Bristol in Gegeuwart des Prinzen Albrecht, der zu dem Zwecke sich dorthin begeben hatte, das neuerbaute eiserne Riesen-Dampfschisf, der „Great Britain“, vom Stapel gelassen. Das Schiff gehört der Dampfschifffahrts - Compagnie Great Western, ist 322 Fuß lang und 565 Fuß breit und wird durch vier Damyf-Ma schinen von zusammen 1000 Pferdekraft mit Anwendung der archi= medischen Schraube bewegt, Eine Beschreibung sucht einen Begriff von der Räumlichkeit des Schiffes durch die unglaubliche Behauptung zu geben, daß dasselbe auf seinem Verdeck ein Truppen-Corps von 4000 Maun aufnehmen könne, welches dort alle seine Evolutionen bequem auszuführen im Stande sei. Das Schiff besteht aus vier Abtheilungen, welche jede für sich wasserdiht sind, so daß eine oder die andere dieser Abtheilungen zertrümmert werden kann, ohne daß das ganze Schiff dadurch zerstört wird. Mit Hülfe der Cisenbahnen war Prinz Albrecht im Stande, die Fahrt von London nach Bristol und zurü, mit Einrehnung des Aufenthalts, in etwas mehr als 12 Stunden zurückzulegen,

© London, 21, Juli. Der lebte Vorschlag O’'Connell's ist merkwürdig, Es is nämlich die Ernennung von Schiedsrichternu, an die sich das Volk künftig zur Schlichtung seiner Streitigkeiten, mit Umgehung der Regierungs-Behörden, wenden soll, Es versteht sich von selbst, daß die Allerersten, welche die Repeal-Berwaltung zu die- sem Ehren-Amte ernennen wird, diejenigen sind, welche die Regierung seit kurzem ihres Friedensrichter-Amts entlassen haben, wodurch dann mit einemmale diesen selbst, wie dem Volke geschmeichelt und der Re= gierung Troß geboten werden soll. Das Volk wird sich aber um so bereitwilliger an diese Schiedsrichter wenden, weil die große Mehr- heit der Friedensrihter aus protestantischen Gutsherren oder Geist lichen bestehen, zu denen es weder Liebe noch Vertrauen hegt.

Hier rückt die Regierung mit der irländischen Waffen-Bill lang= sam fort, welcher zu Lebe sie einige der wichtigsten Maßregeln aufs nächste Jahr verschoben hat. Unter diesen bedauert man vorzüg-= lih die, wodur das englische Armengeseß verbessert und mehr mit den Gefühlen sowohl der ärmeren als Mittelklassen in Uebereinstim- mung gebracht werden sollte. Die Regierung hat dieselbe aber ohne Zwei- fel vorsäßlich verschoben, weil so viele von ihren Anhängern ihr darin wirklich entgegen sind, oder sich doch, um den Beifall der Menge buhlend, bei den Wahlen von 1841 verpflichtet hatten, anf die

änzliche Abschaffung des Geseßes zu dringen, welches Versprechen e aber nun I: geneigt sind, zu erfüllen. Die Maßregel zum Schuße der Fabri -Arbeiter, welche nun einmal nothwendig die Erziehung der dabei beschäftigten Kinder umfassen muß, ist ebenfalls verschoben, weil das Ministerium der Kämpfe darüber müde ist. Während der Ferien wird man überlegen, ob ein Mittel zu findan,

welches die Theologen aller Sekten zufriedenstellen, oder alle ihre Streitigkeiten umgehen fann. Die Bill, wodur 120 in den Pro-= vinzen zerstreute geistlihe Gerichte in Eines konsolidirt werden sollte, hat im Laufe der Session so viele Veränderungen erfahren, daß sie nicht mehr keuntlih is. Die Hunderte von Rechtsgelehrten und An- deren, welche durch die Verlegung dieser örtlihen Gerichtshöfe Ver= lust zu befürhten haben, sind derselben natürlih entgegen; und da viele unserer Parlaments - Mitglieder durch Hyÿ9potheken und dergl. ziemlich unter dem Einflusse der Rechtsgelehrten steheu, so hatte der Plan vielen Widerstand zu erleiden, wobei einige der vortheilhaftesten Klauseln, welche die Bill enthielt, ausgemerzt wurden, Diese is nun auch auf die Seite gelegt. Mit einer vierten, wodurch stehende Ge= rihtéhöfe in den Grafschaften eingeführt werden sollten, welche über kleinere Summen entscheiden sollten, die jebt, wie die größten, zur Entscheidung nah London gebracht werden müssen und folglich mit der eben genannten gerade im Gegensaß steht wird es wahr= scheinlih eben so gehen.

Die schottische Kirchen-Bill dagegen wünschen die Minister eben so eifrig, als die irländishe Waffen-Bill durchzuseßen, indem sie immer noch meinen, jene Kirche dadurch zu retten. Man versichert auch von mehreren Seiten, daß eine bedeutende Anzahl Geistlicher und Laien nur unter der Bedingung, daß dieselbe durchgeseßt werde, bei der Staatsfirche «zu verharren, erklärt haben, und Manche sogar bereit seien, in solhem Falle zurüzukehren, Die Whigs jedoch (welche ver muthlih dadurch ihren Anhang bei den Schotten zu vermehren hoffen, indem dort jeßt die Nichtkirchlichen die Mehrheit zu bilden scheinen) drohen derselben heftigen Widerstand.

Jn Bezug auf die englisch =irländishe Staats - Kirche regt sich das Verlangen immer mehr, daß derselben ein geseblihes Organ ge geben werde, welhes ihre Streitigkeiten beizulegen vermöchte, und dieser Wunsch wird sich in kurzem dur viele Bittschriften ans Par lament aussprechen, welche besonders durch den Erzbischof von Dublin im Oberhause unterstüßt werden. Auch drängen die Begebenheiten immer mehr darauf hin, indem unter Anderem von den Puseyiten so gar Katechismen herausgegeben und von manchen zum Unterricht der ärmeren Jugend gebraucht werden, welhe mit geringen Veränderun- gen dem fatholishen Katechismus entnommen sind, Gestern fand eine Bersammlung von Laïen unter dem Vorsiße des Lord Ashley statt, wo auch dieser wichtige Punkt mit in Anregung kam. Man eutschloß sih dabei zu einer Klagschrift über die Orxforder Neuerungen und Kebereien, welche dem Herzog von Wellington als Kanzler der Uni versität überreicht werden soll. Jch sollte indessen kaum glauben, daß der alte Krieger es unternehmen wird, einen theologishen Knoten zu zerhauen, der nun einmal mit Geduld gelös werden muß, und nicht zerhauen werden darf. Entweder also antwortet er: Meine Her ren, ih verstehe uihts von der Sache, oder er legt die Schrift dem Senate zur näheren Untersuchung vor, Die Mornin g Post be- shwert sih, daß diese Bewegung von den Niederkirchlichen ausgehe, was freilih wahr ist, theils, weil diese Partei gegen Alles, was au Werkheiligkeit und Menschensabung streift, am eifrigsten ist, noh mehr aber, weil die Hochkirchlichen sih nicht zu rühren wagen, da der Pu seyiómus im Grunde ja nur eine folgerechte Ausführung ihrer eigenen Prinzipien is, und sie denselben kaum im Ernste bekämpfen können, ohne sich selbst zu vernichten,

Jtalten

Neapel. Das Giornale del Regno delle due Si cilie enthält nachstehenden Bericht über die Ceremonieen, welche bei der ( bereits erwähnten) Uebergabe und Abfahrt Jhrer Majestät der Kaiserin von Brasilien stattgefunden haben:

„Am Sonnabend, den 1. Juli, als an dem zur Abreise der durch lauchtigen Braut, Donna Teresa Crifsting, nach Brasilien festgeseßten Tage, ward um 5 Uhr Nachmittags im Königlichen Lustschlosse Chiatamone zum Uebergabs - Akte geschritten. Zu diesem Ende war in jenem Schlosse ein Saal eigens dazu hergerichtet worden, worin eine Scheidelinie die Gränze des neapolitanischen und des brasilianischen Gebietes sinnbildlich darstellte und wohin, zur Vornahme des erwähnten Aktes, der Königlichen und der Kaiserlichen Bevollmächtigten, jeder in Begleitung eines Secretairs, sich ver fügt hatten, Die erlauchte Braut wurde in Begleitung der Aja und des gewöhnlichen Hofstaates einer Königlichen Prinzessin Beider Sicilien dahin geführt, Nachdem die Verlesung der Vollmachten bcendigt war, hatte Se, Excellenz der Principe di Scilla die Ehre, eine kurze Gelegenheitsrede an die Prinzessin zu richten, und sie dann an die Gränzlinie zu führen, wo die Uebergabe an den brasilianischen Bevollmächtigten erfolgte, welcher Leßtere dann die Kaiserin auf einen Sih geleitete, der auf brasilianischem Gebiete bildlich lag, und wo sie von dem Kaiserlichen Hofstaate umringt blieb, wor- auf er ebenfalls eine Nede an dieselbe richtete.

Mittlerweile standen sieben Ehrenschaluppen, zu den auf der Nhede an- fernden Königlichen Kriegsschiffen gehörig, mit den Kommandanten und Of- fizieren der leßteren an Bord, dann eben so viele Schaluppen von der Kai serlihen Escadre vor dem Landungsdamme des Königlichen Lustschlosses in Bereitschaft, Gegen 5 Uhr Nachmittags zog die brasilianische Fregatte „„Constitucion““ alle ihre Gallaflaggen auf, indeß cine zur Abholung Jhrer Majestät der Kaiserin bestimmte Schaluppe, mit dem Contre-Admiragle und den Kommandanten der Korvetten „Euterpe““ und „Due Luglio““ an Bord, dann drei Ehrenbarken mit brasilianischen Offizieren, von besagter Fregatte abstießen und dem Schlosse zuruderten. O U

Um halb sieben Uhr \schifften sich Jhre Majestät in Begleitung ihrer Damen, des Oberst - Hofmeisters, des Contre - Admirals und des brasiliani- schen Botschafters auf der benannten Schaluppe ein, welche die Kaiferliche Standarte augenblicklich aufhißte. Beim Bortreten des Convois feuerte das Königliche Linienschiff „Besuvio“/ den ersten Kanonenschuß ab, worauf alle anderen Kriegsfahrzeuge die Königliche Salve abschossen. Jhre lichen Majestäten sahen vom Verdecke der Korvette „Cristina““ dem Vor- überziehen des Convois zu, welches von Seiten der gesammten Seemann schaft der Königl, Marine mit einem Hurrahrufe begrüßt wurde. Als die Kaiserl, Schaluppe bei der Fregatte „Constitucion““ anfam, stiegen die Ma- trosen derselben auf die Raastangen und ließen ebenfalls ihren Jubelruf vernehmen, in welchen die Töne der Musikbande der Fregatte selbs einfielen, Als Jhre Majestät und ihr Gefolge das Schiff bestiegen hatten, hißte das- selbe am Hauptmaste die Kaiserl. Standarte auf, welche nun von jeder der erwähnten Königl. Korvetten mit 21 Kanonenschüssen salutirt wurde.

Um 8 Uhr Abends verfügten sich Jhre Majestäten und die Mitglieder des Königl. Hauses sammt ihrem Gefolge auf drei Schaluppen nach der Kaiserl, Fregatte „Constitucion‘“, wo sie mit allen ihnen gebührenden Ehren empfangen wurden, und wo sie mit der erlauchten Neisenden, in herzlicher Unterredung begriffen, bis halb 10 Uhr verweilten, worauf unter Gefühlen, die von der hohen Reisenden, so wie von den Zurückbleibenden, gleich \hmerzlich empfunden wurden, wechselseitig Abschied genommen wurde. Jm Laufe der Nacht lichtete die Kaiserl. brasilianische Escadre die Anker, um die Konigl. sicilianische Schiffs-Division einzuholen, welche, nachdem sie die gewöhnlichen Begrüßungs-Salven abgefeuert und von dem Echo des Posi- lippo dieselben zurückerhalten hatte, einige Zeit früher abgesegelt war und so der nahkommenden Escadre unter Segel harrte.“

S panien

Paris, 21. Juli, Telegraphische Nachrichten aus Spanien :

Madrid, 18, Juli Abends. Narvaez i am 15ten vor Ma- drid angekommen, Die Munizipalität hat ihm am 417ten auf seine Aufforderung geantwortet, Madrid werde neutral bleiben, seine Thore aber nicht vor der T des Kampfes öffnen, Die Miliz war unter den Waffen. Gestern kam es zu einem kleinen Gefecht; ein Capitain und zwei Milizen wurden getödtet, Es herrscht hier große Aufregung. /

Bayonne, 19, Juli, Es ist kein außerordentlicher Courier

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angekommen und die gewöhnliche Post, welche in der Nacht vom l5ten zum 16ten Madrid hätte verlassen sollen, is ausgeblieben, Seit zwei Tagen fehlt es an allen Nachrichten aus Saragossa.

Das Mémorial Bordelais enthält nachstehendes Schreiben aus Madrid vom 14. Juli: „Espartero meldet aus la Carolina ín Andalusien , 38 Meilen von Madrid, daß er sih gegen Malaga und Granada wende, um diese Städte zu unterwerfen; er verliere jedoch deshalb die Lage der Hauptstadt niht aus den Augen und werde, wenn es nöthig sein sollte, zu ihrem Schube herbeieilen.“

Das Journal des Débats meint heut, der Marsch des Regenten nah Andalusien sei vielleicht nur eine Kriegslist, um die Haupt-Anführer der Jusurrection nach Madrid zu locken, und sie dann in Verbindung mit den Generalen Seoane und Zurbano dort anzugreifen. Diese beiden Geuerale rücken in der That auf der großen Straße von Saragossa nah Madrid vor und sind etwa um zwei Tagemärsche hinter Narvaez zurück. Gleichzeitig folgen ihnen aber in derselben Entfernung drei starke Brigaden der catalonischen Armce unter Serrano, Die Entscheidnng dürfte also wohl vor Madrid erfolgen,

Von Burgos und Valladolid sind Verstärkungen für den General Aspiroz abgegangen, und der General Roncali, welcher in Navarra und den basfischen Provinzen kommandirt, hat zwei Divisionen, die eine bei Miranda, die andere bei Lagroño den Ebro überschreiten lassen, um ebenfalls sih mit der Jusurrektions - Armee vor Madrid zu vereinigen.

Jn Vber-Arragonien macht die Jusurrection große Fortschrittez in Barbastro is eine obere Junta eingeseßt worden; ein Cataloni- shes Bataillon hat Venasque beseßt, und die Milizen sind Herren der Stadt Benavarre und des starken Schlosses, Man erwartet von einem Orte zum anderen, daß Huesca sih pronunzire; Saragossa wird dam ganz isolirt sein, i

___&ckX Paris, 21. Juli, Die barceloneser Blätter veröffentlichen die folgenden beiden Briefe des Regenten und des Finanz = Ministers an den General Seoane, welche der General Narvaez aufgefangen haben soll. M

„Mein lieber Seoane! Jch sehe mit Bedauern aus dem Briefe, den Du unterm 25. Juni an Cuetos (den interimistischen Kriegs-Minister) ge richtet hast, daß Du wegen der Schwierigkeiten Deiner Unternehmung für den Augenbli darauf verzichtest, gegen Barcelona zu operiren. Jch be- trachte das Gelingen derselben jezt {hon als unmöglich, da die Feinde alle Tage kühner werden, Es freut mich, zu hören, daß cin guter Geist unter VDeinen Truppen herrscht ; die kleine Abtheilung, die ih bei mir habe und die aus 5000 Maun besteht, is gleichfalls in guter moralischer Verfassung. Bei meinem Abmarsch von Madrid batte ih den Zweck im Auge, die Pro- vinz Albacete zu beherrschen und nah Valencia zu marschiren, indem ich vorausseßte, daß Du und Enna dieselbe Bewegung über Castellan und Segorbde machen würdet, denn diese drei gleichzeitigen Opera tionen waren durchaus nothwendig, wenn wir ein rasches und glüliches Ergebniß haben wollten, da Valencia sich entschlossen zeigte, sich zu vertheidigen, und da es seine ganze Bevölkerung bewaffnet und eine Pferde - Requisition veranstaltet hatte... Man muß überdies be rüdsichtigen, daß Concha, Narvaez und Pezuela, die in Valencia angekom men sind, Vorbereitungen treffen, um mir entgegenzugehen, daß die Provin- zen Burgos und Valladolid mit den daselbst befindlichen Truppen ic für den Aufstand ausgesprochen haben, o daß meine Stellung sehr kritisch wird, da ih in Madrid nur die National-Garde zurückgelassen habe, und da ich auf keine Verstärkung rechnen kannz denn van Halen hat \ih ge- nöthigt geschen, die Belagerung von Granada wegen des Pronunciamiento von Sevilla aufzugeben, und er wird sogar Mühe haben, sih in der Nähe von Baylen zu halten, um Cordova, das sich gleichfalls für den Aufruhr ausgesprochen hat, die Spiße zu bieten,

Zn dieser Lage der Dinge sehe ih kein anderes Hülfsmittel, als daß Du Dich mit allen Truppen auf Saragossa zurückziehst, und in Lerida eine möglichst kleine Besaßung mit reichlichen Lebensmitteln zurückläßt, In die sem Falle wirst Du Dich dann mit Madrid in Verbindung seßen, so wie auch ih genöthigt sein werde, mich nah Ocaña zurückzuziehen, um die Hauptstadt zu decken. Um Zeit zu gewinnen, befehle ich Enna, mit allen seinen Streitkräften auf Guadalajara zu marschiren. Fch erwarte Deine Antwort mit Ungeduld, Albacete, am 30, Juni 1843, Gez.) B.Esparterxo,“

Der in diesem Schreiben angedeutete strategishe Plan wird in dem dem Finanz-Minister beigelegten Briefe stark gemißbilligt. „Mein lieber Freund und Gevatter““, schreibt derselbe an Seoane, „ich sehe Jhren Nückzug nach Saragossa, den Marsch Enna's nach Guadalajara und den des Herzogs nah Ocaña für die größte Dummheit an. Wenn Sie sich in Teruel, wenn sich Enna ín Cuença und der Herzog in Taran- coa festsete, so würde ich dies begreifen. Hier is der Enthusiasmus groß. Wenn der Herzog Stand hält, so wird die Lage binnen fechs Tagen ge- wechselt haben, im entgegengeseßten Falle sind wir verloren. Jch bin über

mit Milde können wir nicht hoffen, irgend etwas auszurichten. Jch bin in sehr übler Stimmung, aber ih bewahre meine Festigkeit inmitten aller Ge fahren. Ganz der Jhrige. Am 1, Juli 18413, (Gez.) Mendizabal.“

Es muß hier bemerkt werden, daß der in beiden vorstehenden Briefen erwähnte Marsch des Herzogs de la Vitoria auf Ocaña nicht wirklich stattgefunden hat, indem der Regent, den ihm in die «eder gelegten Entschlusse vom 30sten v. M. zuwider, noch acht Tage in Albacete geblieben is, um sich dann rasch nah Süden zu wenden.

Die Central -Junta von Catalonien hat endlich ihre amtliche Wirksamkeit angetreten. Eine der ersten Maßregeln welche in ihrem Schooße zur Berathung gekommen, is die Verbrennung des Mani festes der Madrider Behörden dur Henkershand. Die Junta hat die Beschlußnahme über den desfalls gestellten Antrag vertagt. Das Organ der provisorischen Regierung geht in seinem Zorne über jenes Manifest so weit, daß es Veranlassung davon nimmt, Madrid mit dem Verluste des Sißes der Regierung zu bedrohen, den daselbst herrschenden servilen Gesinnungen wenigstens für einige Zeit nach einer anderen patriotischeren Stadt, etwa nach Valencia, verlegt werden müsse, Die Jdee der Deceutralisation tritt überhaupt in vielen der wichtigsten Manifestationen des Aufstandes hervor, und wenn derselbe siegt, so wird fich Spauien damit ganz gewiß der Errichtung einer Föderativ - Verfassung um einen großen Schritt ge= nähert haben. :

Der General Serrano, der an der Spiße von 7000 Mann Fuß- volf und 300 Reitern sein Hauptquartier in Mequinenza hatte, ist von dort aufgebrochen, um über Molina auf Madrid zu marschiren, nachdem er Saragossa vergebens aufgefordert, dem Aufstande beizu treten. Seine zu diesem Zwecke am 13ten von Mequinenza aus gan das Aguntamiento, die Provinzial-Deputation und den Unter=Jnspek tor der National = Garde von Saragossa gerichteten Briefe wurden gleih nah ihrem Eintreffen einer Versammlung vorgelegt, zu welcher aus den verschiedenen Behörden mehrere der angesehensten und reih- sten Einwohner der Stadt eingeladen waren. Der Beschluß der Ver= jammlung fiel, wie vorauszusehen war, dahin aus, daß der General Serrano mit seinem Ansinnen abzuweisen sei, Jn Folge dessen ver- öffentlihte das Ayuntamiento der Stadt eine Proclamation, in welcher es heißt:

„Die städtische Behörde hat immer den Wahlspruch gehabt: Verfassung von 1837, Herrschaft der Königin Jsabella 1. und National-Unabhängig- keit, und sie erkennt diese Grundsäße von Neuem auf die feierlihste Weise an, aber sie sicht die Nothwendigkeit nicht ein, zu diesem Zwecke eine poli- tische Demonstration zu veranstalten, Die Orts - Obrigkeiten , lediglich von vem Wunsche geleitet, die Ordnung, die Ruhe und die Sicherheit der Bür- ger aufrecht zu erhalten, sind entschlossen, inmitten des Kampfes, der sich in

/ | zeugt, daß wir Strenge anwenden müssen, um die Oberhand zu behalten z | l

welcher bei |

der freisinnigen Partei entsponnen hat, eine imponirende Neutralität zu beobachten, und so lange keine regelmäßige neue Regierung besteht, werden sie das Programm: Verfassung von 1837, Zsabella 11. und Regentschaft des Herzogs de la Vítoria bis zum 10, Oktober 1844 beibehalten, Sollte Ger die Stadt angegriffen werden, so is sie entschlossen, sich zu verthei- igen,“

Der General Serrano hat, wie oben erwähnt, nicht für gut bc=

(deN, diesen leßten Entschluß der Saragossaner auf die Probe zu stellen. Der General Jauregui i zum General - Kommandanten von Guipuzcoa ernannt, da diese Stelle von dem General Barrenechea, dem man sie anfänglih angetragen, ausgeschlagen war. San Se- bastiau hat sih, wahrscheinlih nicht ganz freiwillig, dazu verstanden, den in Guipuzcoa stehenden Truppen einen halben Monatssold zu zahlen. Der Ober =- Befehlshaber in den Nord = Provinzen, General Roncali, hat zwei Truppen Abtheilungen in der Richtung von Madrid über den Ebro geschickt, Jn Pamplona hat man sich genöthigt ge- sehen, eine Compagnie der National-Garde auzulösen, deren Geist sich im zu scharfen Widerspruche mit dem aufrührerishen Zustande der Dinge zeigte.

Jn Majorca is das Pronunciamiento ohne Kampf und ohne

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| auf das französische Kriegsfahrzeug

Blutvergießen vor sich gegangen, doch hat sih der daselbst komman- | dirende General Valdes genöthigt gesehen, sich vor der Volkswuth „„Palínurus“ zu flüchten, Der

| im Namen der Jusurrection an seine Stelle getretene General Tacon

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hat sih früher als Gouverneur von Cuba den Ruf eines sehr festen energischen Charafters und eines gewandten und eifrigen Verwalters

| erworben.

| protestirende Minorität verhaften | Mittel schlug, und fast einstimmig

Die neuesten Nachrichten aus Malaga sind vom 8ten. Wir er-

| halten durch dieselben die Bestätigung der Angabe, daß Granada dem

General Concha seine Thore geschlossen, und zwar nah einem lan- gen und erbitterten Kampfe im Schooße der Junta, deren Majorität im Begriffe war, die gegen die Zulassung des christinischen Generals zu lassen, als sich das Volk ins Mittel gegen Concha Partei nahm. Die- jer spielte auf die ihm von Granada aus zugekommene Weisung, daß er umzufehren habe, eine sehr verlegene Figur in Laja, als er alüd

| licherweise von dem dur die Annäherung van Halens in Schrecken | gesebteu Malaga die dringende Einladung erhielt, nah Malaga zurück-

zukehren, Der General Concha ließ sich nicht zwei Mal bitten, und

| er hielt am 7ten seinen Wiedereinzug in Malaga, wo er sehr festlich

| und freudig als Retter empfangen worden zu sein scheint , obgleich | der General van Halen sih inzwischen wieder entfernt hatte. Der | General Concha verließ Malaga am Sten vom neuen, wahr=

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scheinlih um Sevilla gegen van Halen zu unterstüßen , und gleich nach seinem Auszuge verfiel Malaga zum fünften oder sechsten Male seit seinem Pronunciamiento in einem Zustand der völligen Anarchie, indem die Junta, aus unbekannten Gründen, abgeseßt wurde oder abdankte. Beim Abgange der leßten Nachrichten beschäftigten sich die Malagaer mit der Wahl einer neuen Junta.

Die im heutigen Moniteur enthaltene telegraphische Depesche war gestern Abend durch die Dunkelheit unterbrochen, und hat erst heute Morgen mit Sonnen = Aufgang vollendet werden können. Da sie bis zum 17ten reicht, so enthält sie eine hinreichende Widerlegung des hier in Umlauf geseßten Gerüchtes, daß Madrid eine Capitula- tion eingegangen sei, fraft deren ein Regentschafts - Rath, bestehend aus den Herren Lopez, Arguelles und Narvaez eingescht worden,

Portugal. A Lissabon, 10. Juli, Die Ereignisse in Spanien äußern

mehr und mehr ihre Rückwirkung auf dieses Land, namentlih in den | der Gränze zunähstgelegenen Distrikten, wo ohnedies wegen einiger

| der neuesten Regierungs-Maßregeln ein gewisser Grad von Mißver=

gnügen herrscht, das von denjenigen, welhe auch hier zu Lande eine

| neue Umwälzung wünschen, natürlich mit Eifer ergriffen, gefördert

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| wird und benußt werden würde, sobald nur irgend ein günstiger An-

laß si dazu bieten möchte. So haben zu Braga die neuesten von der Königin sanctionirten Beschlüsse der Kammern in Betreff wohl- thätiger und religiöser Stiftungen Unzufriedenheit erregt, die sich bereits Luft zu machen drohte, Allein die energischen Maßregeln der Civil“ und Militair-Behörden erstickten das Uebel sogleich im Beginne, Es sind nun nicht blos dorthin, sondern auch nah anderen Gränzorten von verschiedenen Punkten des Junern aus, namentlich auh nach Algarvien Truppen=Verstärkungen geschickt worden, und die ganze Gränzlinie wird aufs schärfste überwacht.

__ Die Presse hier und in Porto fährt indessen fort über die Vor= gänge in Spanien auf die umfassendste Weise Bericht zu erstatten, und sogar die Angelegenheiten des eigenen Landes treten dabei mehr oder minder in den Hintergrund. Zu Porto suchen die unverbesser= lichen Anstifter politischer Wirren die Unzufriedenheit über den Stand der Weingeschäfte wieder aufzuregen, und eben so thun sie in den Weinbau-Distrikten überhaupt ; selbst der sonst dem Ministerium Costa Cabral ergebene Pobres von Porto spricht in diesem Sinne gegen dessen Handels-Politik, und der nächste Zweck vou all dem ist klar ; man möchte die Gelegenheit benußen, um vielleicht doch das Mini= sterium zu Wiederaufnahme der abgebrochenen Unterhandlungen wegen Modificationen des Tarifs zu vermögen, Man insinuirt sogar bereits, als habe das Kabinet die förmliche Geneigtheit dazu bereits ausge= sprochen. Jh kann Jhnen aber aus bester Quelle versichern, daß für jeßt wenigstens an diesen Behauptungen noch nichts Wahres isst. Ein anderer Umstaud, den die Mißvergnügten zu ihren Zwecken guszubeuten nicht unterlassen werden, ist die von den Kammern votirte Auflegung einiger neuen Abgaben, namentlich Behufs der Aus= führung des von ihnen beschlossenen Baues des das ganze Land über= ziehenden Straßennebßes. Es war von jeher eine allbekannte Sache, daß die Portugiesen dasjenige Volk sind, welches am \hwersten zu Bezahlung von Steuern zu bringen i}, und wäre deren Bestimmung auch noch so nüßlih, wie es z. B. im vorliegenden Falle Thatsache ist, Sie werden aber jeßt s{werlich eine Ausnahme von der Regel machen, und man kann daher mit Sicherheit voraussehen, daß das Straßengeseß besonders in dieser Beziehung große Schwierigkeiten der Durchführung finden wird. Doch werden au diese sich überwinden lassen, wenn die Regierung nur, wie sie wirkli dazu entschlossen scheint, Festigkeit entwickeln wird. Porto war stets der Punkt, wo es am meisten einer kräftigen Hand bedurfte, um die Uebelwollenden, die in dem zügellosen Pöbel dort stets bereite Werkzeuge für ihre Pläne finden, in Zaum zu halten.

Inzwischen entwickelt der Finanz=Minister Baron Tojal, seit er von den Kammern die mitgetheilten ausgedehnten Vollmachten, na- mentlih zu Abschließung von Kontrakten erhalten hat, eine lobens- werthe Thätigkeit, und wenn es ihm, wie man anzunehmen berech- tigt is, gelingt, Vorsorge zu treffen , daß die zahlreihen Beamten und Staats-Pensionisten, welche lange vergeblich auf Auszahlung der ihnen zukommenden Guthaben gewartet hatten, endli igstetts theilweise Befriedigung erhalten, so wird dadur den i A grober Theil des Bodens, auf den sie bisher s{_

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