1843 / 30 p. 1 (Allgemeine Preußische Zeitung) scan diff

S panien.

París, 23. Juli. Telegraphische Depcsche aus Spanien.

Perpignan, 21. Juli, Der General Concha, welcher am 13, Juli in Granada eintraf, ist an demselben Tage mit den Trup- pen aufgebrochen, um sich mit der 4000 Mann starken Kolonne des Brigadier Fernandez zu vereinigen und nah Sevilla zu marschiren,

Die von Cadir abgesandte Artillerie, welhe zu van Halen stoßen sollte, hat sich auf dem Wege pronunzirt.

Der Gouverneur von Cadix hat die Seeleute, die sih in Ca- racca pronunzirt hatten, verhaften lassen. Die National-Garde von Cadix versieht den Dienst in dem Plabe; die dort befindlichen Offi ziere der Armee haben sich den Pronunzirten angeschlossen.

Jn Valencia war man am 18, noch damit beschäftigt, Freiwil ligen-Compagnieen zu bilden, L

X*& Paris, 23, Juli, Die Kommission, welche die Junta von Barcelona nach Valencia geschickt hatte, um dort das Mini- sterium Lopez abzuholen, ist unverrihteter Sache nach Hause zurüc- getehrt; sie hat die Männer nicht gefunden, welche sie suhte, und die provisorische Regierung wird nah wie vor ausshließlich dur die Person des jugendlichen Generals Serrano repräsentirt, Für diesen fangen nun jeßt die Schwierigkeiten seiner Lage an, si ernstlich fühlbar zu machen, Die Unzufriedenheit des demofratisch- gesinnten Volks von Barcelona über die Besetzung vieler der wichtigsten Mili tair- und Civilposten mit Männern der ristinischen Partei, hat die oberste Junta der catalonischen Hauptstadt vermocht, ih mit einer dringenden Vorstellung an den General Serrano zu wenden, in deren Ton und Juhalt si die moralische Verfassung der Jnsurrection von ihrer interessantesten Seite spiegelt. «

„Die oberste Junta“, heißt es in dieser Vorstellung, „sieht sih mít Be-

dauern gezwungen, das Geschrei der großen Mehrheit der Bevölkerung zu den Ohren Ew, Excellenz zu bringen, Die Bewohner dieser Provinz ha- ben das Programm des Ministeriums Lopez mit unbeschreiblichem Enthu siasmus aufgenommen, und sie haben, um dasselbe zu verwirklichen, zu den Waffen gegriffen und den Kampf entschieden. Ew. Excellenz hat sich mit cigenen Augen von dem Verlangen der Barcelonescr nah einer guten Regierung überzeugt, und Sie werden die gerehten Ansprüche derfelben auf Verminderung ihrer Lasten niht verkennen. Als Ew. Excellenz in dieser Provinz erschien, war Alles Freude und Jubel, denn man sah in Jhrer Person ein Symbol der von dem Ministerium Lopez verkündigten Grundsäße, und die oberste Junta beeilte sich, Jhnen die pro visorische Regierung zu übertragen, welche denn auch bald nach dem Vor- gange Barcelona?’s von verschiedenen anderen Junten anerkannt wurde. Alle waren überzeugt, daß Fähigkeit, Ehrenhaftigkeit , Redlichkeit und die dem Vaterlande geleisteten Dienste, den alleinigen Anspruch auf die Aemter begründen würden, welche die Nation im Jnteresse ihres Wohlseins, ihres Gedeihens und ihres Glückes besoldet ; Alle glaubten überdies, daß unter gleichen Umständen die ehrenwerthen Männer den Vorzug erhal- ten würden, welhe {on Aemtern vorgestanden und die dieselben mit Klugheit, Unbescholtenheit und Vaterlandsliebe verwaltet ha- ben, Wir haben in allen Zweigen der Verwaltung eine große Menge von ehemaligen Beamten, die auf Wartegeld stehen (cesantes), und auf diese, welches auch ihre politische Benennung sei, muß vor allen Din gen Nücksicht genommen werden. Dies ist der allgemeine Wille der Na- tion , dessen Vollstreckung sehr bedeutende Ersparnisse möglich machen und überdies dem Lande, mit Hülfe der guten Dienste erprobter Diener, glän- zende Aussichten eröffnen wird, Die Anstellung neuer Männer ohne Er- fahrung in den Aemtern, die man ihnen anvertraut, flößt Mißtraucn ein, erwecckt neuen Ehrgeiz und nährt die Zwietracht, die wie ein Wurm au Herzen des Laudes nagt. Die Vorliebe für die Männer, welche vom Aus- lande kommen, und die jet die Vortheile ciner öffentlichen Lage der Dínge genießen, welche niht von ihnen hervorgerufen is, kanu das Volk reizen und es dahin bringen, daß es den Sinn der Brüderlichkeit, der Duldung und der Milde, mit welchen es jenen Personen die Arme geöffnet hat, bei Scite sett, i i

Die oberste Junta hat gesehen, daß Abenteurer und Leute, für welche der Aufruhr ein Gegenstand der Geldspeculation ist, Aemter erhalten ha- ben, denen sie wegen Mangels au Fähigkeit nicht vorstehen können, und deren sie überdies wegen ihres shlechten Nuses unwürdig sindz sie hat ge- schen, daß andere an die Spize von Provinzen gestellt worden, deren blo- ßer Name schon hinreiht, um ihre Amtshandlungen um alles Ansehen zu bringen, so daß die von ihnen verwalteten Provinzen in völlige Auflösung gerathenz sie hat endlich geschen, daß noch Andere binnen vier Tagen drei oder mchr Beförderungen erhalten haben.“ |

Die Junta fügt hinzu, daß sie überzeugt sei, der General Ser- rano habe sich solhe Maßregeln nur dur eine augeublickliche Noth wendigkeit abzwingen lassen, er betrachte sie selbs nur als provisorisch, und er werde jeden Falls Sorge tragen, daß die Lasten des Staats schabes nicht shließlich dadur vermehrt werden, Die Junta macht den General zuleßt darauf aufmerksam, daß seine Lage als Chef der provisorischen Regierung insofern vortrefflich sei, als er gegen Nie- manden, weder gegen einzelne Personen noch gegen Parteien im Namen der Revolution zum Dauke verpflichtet, als Niemand Belolz=- nungen und Auszeihnungen von ihm zu fordern habe, da der ganze Aufstaud das Werk der gesammten Nation gewesen, welche sogar das Heer mit sich fortgerissen habe. Auch von der Junta von Gerona is eine ähnliche Protestation gegen die den Männern der christinishen Partei zu Theil gewordenen Begünstigungen und Be- vorzugungen eingelaufen,

Der General Moreno de las Peñias vertheidigt in einem Schrei= ben an den Constitucional die christiuischen Offiziere gegen die Ansfeindungen, welche sie schon seit längerer Zeit von Seiten dieses Blattes erfahren haben. „So lange es Parteien gab“, sagt er, Gd ih wohl zu einer derselben gehören. Jebt giebt es nur

E Sry A 09 ich mit aller Jnbrunst meiner Seele das Pro Besirbanges L eriums Lopez angenommen habe, so muß ih alle den Wicke, Ae die darauf hinanslaufen, alte Unterscheidun- und die Organisirun ‘Hen, die Gemüther in Spannung zu verseben, möglich zu maten Den, einigen und freisinnigen Regierung un=- die Redaction bes Cra er, der sein Vaterland liebt, bitte ich gangenheit der Personen, deren A, nl das inständigste, die Ber ruhen zu lassen, und Irrihümer Anstellung sie mißbilligt, auf sich be- gangen haben, der Verge enheit und Fehlgriffe, wie wir Alle deren be- legt uns auf, zu vergeben Lat Ae lben denn ‘das Mangan daß die Polemif gegen die Chrigino, vergeben werde,“ Möglich,

gebracht werde, möglich daß der ca rinstweilen zum Schweigen

telegraphischen Depeschen in G haß, wie laut der lebten den Interessen des Momentes anae, ngenblii E N deisigen-

d elauben, ju Quung der beiden gegen Éspartéro fogllsfter gg (cine

zu glauben, ja man darf zuversichtlich beha h j

ihnen nah dem gemeinschaftlichen Siege Mie oge arbei e U A E die Christinos, wie dies chr wahrscheinlich va V Yedanten einer Restauration der Königin Mutter um-

Die barceloneser Blätter vom 18ten wissen noch nid j Antwort des Obersten Echalecu auf die lebte Mifforderane e E Die Nachrichten aus Valencia, welche bis zum 14ten gehen, melden daß die Fregatte „Cortes“ ihr Pronunciamiento gemacht hat, und in oe rge Ha rif D ist, Jun Hochcatalonien zeigt sich

neuem der ftarlistische Parteigänger La Coba der Spibe ei Bande von 25 Mann, d e S e

188

Vereinigte Staaten von Uord- Amcrika

O New-York, 30. Juni. Jh beschränke mich für heute darauf, Jhnen einen Umschwung der öffentlichen Meinung in einem Theile der Staaten der Union in Betreff der Repealsache der Jrlän- der, nur als Thatsache kurz zu erwähnen. Die südlichen Staaten vorzüglich sind es, welche sich gegen die Agitation zu diesem Zwette vorzugsweise erklären, doh hat auch zu Philadelphia bereits bei einem Meeting der Repealer dieselbe Meinung die Oberhand behal- ten, wie zu Baltimore, Der Grund dieser Anti - Repeal = Bewegung liegt in der Abneigung, welche die Vertheidiger der Aufrechthaltung der Sklaverei der Neger gegen O'Connell fühlen, dessen neueste Reden, worin er dem \händlihen Gewerbe des Menschenhandels das gebührende Recht widerfahren läßt, sehr viel Mißfallen und Ent- rüstung unter diesen stets das Wort Freiheit im Munde führenden Leuten hervorgebraht haben. Sie sind jeßt in einem eigenen Konflikte, sie würden recht gern schen, daß für England Verlegenheiten und Gefahren aus seiner Stellung zu JZrland erwachsen mochten, um vorkommenden Falls selbs daraus Nuben zu ziehen: aber die Jrländer predigen Freiheit für Jedermann, ohne Unterschied der Farbe, und man fürchtet daher, auch die in allen Staaten der Union zahlreich verbreiteten Jrländer könnten am Ende, wenn man ihrer Repeal-Bewegung sich niht hemmend entgegenseßte, auf ihre große Zahl vertrauend, mit den Abolitionisten sich verbinden, und dadurch diesen einen bedeutenden Zuwachs an Kraft verleihen, so daß also die Gefahr ins eigene Haus getragen würde. Diese kurzen Andeutungen {hon werden genügen , zu erflären, wie es fam, daß der Enthusiasmus, den die Repealer anfangs unter den Nord-Ameri= fanern für ihre Sache rege zu machen gewußt hatten, wieder gewal- tig sich abgekühlt hat. :

In der englischen Nachbar-Provinz Kanada wären nach den hier in Umlauf geseßteu Gerüchten wieder gefährlihe Symptome von ge heimen Klubbs und anderen Gesellschaften unter der französis reden- den Bevölkerung hervorgetreten, und man sprach sogar von öffentli hen Versammlungen, welche man zusammenberufen hätte, um die be reits herrschende Gährung zum Ausbruch zu bringen und einen neuen

Aufstand zu erregen. Es zeigt sih aber jebt, daß diese Gerüchte je- |

denfalls bedeutend übertrieben waren, und daß, wenn auch sicher- lih die geheimen Gesellschaften daselbst in einem England feind- seligen Sinne fortwirken, doch für den Augenblick nichts ihnen besorgt wird. Von Montreal war eine Untersuchungs Kommission im Begriffe, auf den Schauplaß der Unruhen am Beau harnais-Kanal abzugehen, um dort an Ort und Stelle selbst die ge- rihtlihe Untersuchung vorzunehmen, die wahren Ursachen dieser Un orduungen zu ermitteln, und durch Annahme der geeigneten Maßre geln zugleich die Beendigung des Uebels zu sichern, und der Wieder fehr desselben vorzubeugen. Wirklich scheint unter deu aufgestande- nen Arbeitern eine bessere Stimmung und Geneigtheit zu herrschen zur Wiederaufnahme ihrer Arbeiten, Die Verdienst- und also Brod» losigkeit der meisten dieser Leute wird am meisten dazu beitragen, sie wieder zur Vernunft zu bringen. E Die Sache war aber ernst genug, Diese Arbeiter, meist Jrlän

der, habeu große Gewaltthätigfeiten begangen, Zuerst erschienen am 5, Juni Morgens Haufen mit Gewehren, Picken, Beilen und Steinen bewaffnet, stürzten sich auf alle Magazine, \prengten die Thüren ein, und plünderten sie rein aus, Was sie niht mitnahmen, wurde vernichtet. Die mit Bewachnung der Magazine beauftragten Leute hatten glüclicher Weise noch vor deren Ankunft sich gerettet, sonst wären sie wahrscheinli die Opfer geworden, Vergeblich wandte man alle Mittel au, diese Gewaltthätigen zur Vernunft zu bringen. Endlich sahen sich die Behörden genöthigt, eine kleine Abtheilung des 74, Unien-Regiments und 30 Mann Kavallerie gegen sie anrüen zu lassen. Die übliche Aufforderung zum Auseinandergehen und Bewahrung des Friedens wurde vor ihnen verlesen, aber diese Formalitäten schie nen die Meuterer nur noch dreister zu machen, Eben so wenig brachte es eine Wirkung hervor, als die Truppen eine blinde Salve auf sie abfeuerten, in der Hoffnung, ihnen Schrecken einzuflößen. Als nun die Behörden sih von der zahlreichen Meutererbande fast eingeschlo\- seu und fein anderes Mittel mehr übrig sahen, gaben sie endli der Reiterei Befehl, mit Kugeln zu feuern und mit \{harfer Waffe ein- zuhauen, während die Abtheilung Jnfanterie mit dem Bayonette an= greifen mußte. Die Folge war, daß aht Mann getödtet und meh- rere verwundet wurden. Die Meuterer, die feste Haltung der, wenn auch an Zahl ihuen nachstehenden Truppen sehend, ergriffen nun die Flucht querfeldein durch deu Wald und über die Bäche weg, wobei meh rere, die über einen kleinen Fluß seßen wollten, ertranken, Nach den umlaufenden Angaben beträgt die Zahl der Getödteten und Ertrun- fenen im Ganzen 20 Mann, und die der Verwundeten 30 40, wo- von bereits zwei ebenfalls gestorben sein sollen, So viele wurden wenigstens ins Spital nah St, Thimothee gebracht, audere in jenes von Lachine, Die Flüchtlinge hielten sich in den Gehölzen, und man fürchtete anfangs einen neuen Versuch derselben, doch is es zu keinem neuen Zusammenstoß zwischen ihnen uud den Truppen gekommen. Einige wenige unter ihnen scheinen aus allen Kräften die Aufregung unterhalten zu wollen. Auf manchen Sectionen des Kanals sind die Arbeiten {on wieder aufgenommen, Zu Beauharnais bleiben aber vorläufig noh 250 Mann Soldaten stehen. Einer der Haupträdels- führer ijt in den Händen der Behördez andere aber sind entkommen; des eigentlichen Chefs der Meuterer fonnte man noch nicht habhaft werden,

Persien.

Der in Smyrna erscheinende Jmpartial meldet aus Teheran vom 7, Juni: Die Truppen des Khans der Bucharei haben jene des Khans von Khiwa in die Flucht geschlagen. Teheran ist in wenigen Augenblicken eingenommen worden, und sein Gouverneur fand nur in der Flucht sein Heil. Kamram, Schah und Herat, is gestorben. Sein Wesir, Jar Mehemet Khan, hat sich dem Schah von Persien nux nominell unterworfen,

Berichtigung. Jun Nr, 26 der Allg. Preuß, 3tg. S. 163, Sp. 2 in der zweiten Ziffern - Spalte Z. 24 v. u. ist in einigeu Exemplaren statt: „60,959, 60,951, und Z. 27 v, u. statt: 90,991“, 56,599 zu lesen.

Angekommene Fremde.

Meinhardt’'s Hotel, Se, Excellenz der Wükliche Geheime Rath, Landhofmeister von Preußen, Graf Doh na-Schlobitten nebst Fa- milie von Potsdam. Justizrath Malinski aus Königsberg. von Bremer aus Neval,

Hotel du Nord, Graf von Uxküll-Gyldenband, Hofmarschall Sr. Durchlaucht des Herzogs von Nassau, aus Bieberich.

Hotel de Brandebourg. Graf von der Goly, Gräfin und Com- tesse von der Golh aus Chodziesen. 3

tinisher Hof, Major Frhr. von Langen, aus Schwedt. Signor : di Stadler, aus Triest, Stefani, Musik-Direktor des Warschauer

e TT aus Warschau, Gymnasial-Direftor und Schulrath Herzog,

von | | Präm Sch.d.Seeh. |— G7

| Rataplan, von Mad. Malibran, vortragen wird.

Hotel de Prusse. Baron von Platen, aus Köwiß. von Kno- belsdorf, aus Wutschdorff.

Hotel de Petersbourg. von Vovynowiß, Advokat, aus Pesth. De St,Leger, Jngenieur und Ehren-Legion- Ritter, aus Rouen, JZhre Durchl. die Fürstin T scherkaßki, nebst Gefolge, aus Moskau. Frau von Vucetich, nebst Familie, aus Triest. Frau Amalie Nafé de Nagey-Szent-Kiflos und Tochter, aus Pesth.

British Hotel, von Diringshofen aus Pinar. von Metro de aus Dresden. von Skarzvnski, nebst Familie, aus Warschau,

König von Portugal. General - Major von Bojanowski gus

__ Adamsdorf. Kommerzienrath Kämmerer aus Gotha,

Votel de Saxe, Baron Clott von Juergensburg, Professor der Kaiserl. russischen Akademie der Künste, aus St. Petersburg. Gymnasial- Direktor Lauber, aus Thorn. Historien-Maler Hu m m el, aus Wien. Giovanni Contarini, Venetianischer Edelmann, aus Benedig.

Hotel de Hambourg. Hauptm, von Witte nebst Familie, aus Halle.

Hotel de Nome, Bridge, englischer Edelmann, und Miß Bridge, aus London,

Meteorologische Beobachtungen.

| Nachmittags | Abends | 2 Uhe. | O Ubr. |

Morgens Nach einmaliger

1843, G: Dke: |

27. Juli. Beobachtung.

Lufldruck ..….. [334 32” Pär. [333 52" Par. 332, 52” Par. | Quellwärme - k;

Lufiwärme ... |-+ 9,4 = R. + A R. + 132° R.| Flusswärme 14° R.

Thaupunkt „…. |-+ wia R. R. |

Bodenwärme R. Ausdünstung Rh. A

Duns{sättigung | —DEt. pCt. | = Ot, Niederschlag Rh.

Wetter Ledeckt. halbhbeiter. bedeckt. A s s WN. W N. W. Wüärmewechsel R, Wolkenzug. .. W N. W. W.

Tagesmittel: 333,42" Par... +—R... + —R... pt.

L B 0 Ps e 28. Juli 1848,

O P 1: Den

Pr. Cour. Pr. Cour.

Fonds. /&| Aclien. 8

Brief. | Geld. Brief. | Geld. |Gem.

E St. Schuld-Sch, 35 104:

| | 103% Pr. Engl. Ob1.30. 4 | 103 E

do. do. Prior. Obl. | 1035 Mgd. Lpz. Eiseub. 1717 1705 | do. do. Prior. Obl. 4 | —- | 1037 | Brl. Anb. Eiseub.|—| 148% | 147% | ius do. do. Prior. Obl. | 4 103 Í |Düss Elb. Eisenb.| 5 | 84; do. do. Prior. Obl.! 4 | 95% a Rhein. Eisenb, |{ 6500 78 101 do. do. Prior. Obl. 4 964 | 1033;

1) | | Br. Pots. Eisenb. 5) | 147 | 3 | | 4

Kur- u. Neumärk. /| Sebuldversebr. |3Z/| 102 L Berl. Stadt-Obl. 32 1037 Danz. do. in Th.|—| 48 Westpr. Pfandbr. |33| 102%

Grossb. Pos. do.| 4 |

1022 1067

do. dd R pas Ostpr. Pfandbr.

Pomm. do.

tas Brl. Frankf. Eisb.| 5 | 125 7 Id z | 103! 10275 do. do. Prior. ObI./ 4 | s | 104 1031 | 102% JOber- Sehlesische| | Eisenbabn, Brl.-Stet.E. Lt. A.|— Ido. do. do. Lt.B.|—

do. do.

| |

1142 | 119 1197 |

| | | Gold al marco, | Friedrichsd’or. |— ë (2 | |

Y » = m, | abge-| Aud.Gldm, à 5 lh.) | =

Disconto.

stempelte, |—

Auswärtige Börsen.

Amsterdam, 24. Juli. Niederl. wirkl. Sch. 5313: Kanz-Bill, —, 5% Span. 18, 3% do. 267. Pass. Az, Preuss. Präm. Sch. —. Pol. —. Oesterr. —, 1% Russ. Hope 897.

Antwe r pen, 23. Juli. Zins]. Neue Aul. 181.

Hambu rg, 26. Juli. Bank - Actien 1650) Be. Eugl. Russ. 111 L.

London, 22. Juli. Cons, 3% 93%, Belg. —, Nene Aul. 182. Pas- Ausg. Sch. —. 27% Wol. 53. 5% 1002. 5% Port. —. 3% —. Engl. Russ. —. Bras, 735. Chili —. Columb. 24%. Mex. 31. Peru 16.

Petershu rg, 21. Juli. Lond. 3 Met. 37 e Hamb, 34%, Paris 404,

Wien, 23. Juli. Bank-Actien 1624. Anl. de 1839 112.

5% do. 100:

Aus, —, ZinsI, —.

sive —.

Üonuigliche Schauspiele. Sonnabend, 29, Juli, Kein Schauspiel, Sonntag, 30, Juli, Jm Opernhause:

spiel in 5 Akten, von Schiller, (Herr Grunert:

leßte Gastrolle.) 20 Montag, 31. Juli. Jm Schauspielhause: Der Heiraths - Au

trag auf Helgoland. Hierauf: Der Soldat aus Liebe, (Dlle,

Nielsen und Herr Lefebvre vom Königl, Theater zu Kopenhagen wer

den hierin zum erstenmale tanzen.)

Die Räuber, Tauer Franz Moor, als

Oeffentliche Aufführungen.

Sonnabend, 29, Juli, Abends um 7 Uhr, im Saale der Sing Akademie : Lebtes Konzert der Mad. Pauline Viardot-Garcia, in welchem dieselbe die Arie: Prendi, von Beriot, eine Siciliana von Pergolese, ein Duo aus Semiramis von Rossini (mit Dlle. Marx), Mignon's Lied von M. Ganz (vom Komponisten auf dem Violoucelle begleitet), das Rondo final aus Cenerentola, von Rosstui und die Romanzen: Rachel à Naphtali, von Meyerbeer, el Contrahandista, von Garcia, der Knabe vom Berge, von der Konzertgeberin, und Die Damen Marx und Nina Morra und die Herren Bötticher, M. Ganz und Th, Kullgk werden in dem Konzert mitwirken. Numerirte Villets à 17 Rthlr., die anderen Sibpläbße à 1 Rthlr., sind in der Schlesingerschen Musik

| handlung, beim Hauswart der Sing-Akademie und Abends an der | Kasse zu haben,

Marktpreise vom Getraide. Berlin, den 27. Juli 1843.

Zu Lande: Weizen 2 Rihlr. 6 Sgr. 3 Pf.z Roggen 1 Nihlr, 25 Sgr.z Hafer 1 Nthlr, 4 Sgr, 5 Pf, auch 1 Nihlr, 8 Pf, Eingegangen sind 10 Wispel 12 Scheffel. 2 -

Zu Wasser; Weizen (weißer) 2 Nthlr, 10 Sgr., auch 2 Nthlr, 7 Sgr. 6 Pf. und 2 Nthlr. 6 Sgr. 3 Pf.z Roggen 1 Rthlr. 25 Sgr., auch 1 Rihlr. 18 Sgr. 9 Pf.z Hafer 1 Nthlr, 3 Sgr, 9 Pf., auch 1 Nihlr, 1 Sgr, 3 Pf.z Erbscn 1 Rthlr, 17 Sgr. 6 Pf., auch 1 Rthlr. 16 Sgr, 3 Pf. (schlechte Sorte.) Eingegangen sind 2198 Wispel 18 Scheffel,

Mittwoch, den 26. Juli 1843. _ :

Das Schock Stroh 9 Rthlr., auh 8 Nihlr, 15 Sgr, Der Centner

Heu 1 Nthlr. 2 Sgr. 6 Pf., auch 25 Sgr.

aas ; R Die Preise von Kartoffel-Spiritus waren am 22sten 165 —16; Nthlr, am 25ften 161 Nthlr. und am 27, Juli d. J. 16— 16; Rihlr. (frei ins Haus geliefert) pro 200 Quart à 54 pCt, oder 10,800 pCt, nach Tralles, Korn-Spiritus: ohne Geschäft. Berlin, den 27. Juli 1843, : | Die Aeltesten der Kaufmannschaft von Berlin,

Verantwortlicher ‘Redacteur Dr. J, W., Zinkeisen,

Gedrucft in der De ckershen Geheimen Ober - Hofbuchdruckeref, Beilage

Das Abonnement beträgt: 2 Rfhlr. für { Iahr. 4 Kthlr. - 2 Iahr. 8 Rthlr. - 1 Iahr. in allen Theilen der Monarchie ohne Preiserhöhung. Insertions-Gebühr für den Raum einer Zeile des Allg. Anzeigers 2 Sgr.

Allgemeine

Preußische Zeitung.

Alle Post - Anstallen des In- und Auslandes nehmen Sestel- lung auf dieses Slatt an, sür SLerlin die Expedition der Allg. Preussishen Zeitung: Fricdrihchsstrasse Ur. 72.

M 30,

In halt.

Amtlicher Theil,

Inland. Landtags-Angelcgenheiten. Rheinprovinz. Fort seßung der Verhandlungen über die Presse. Düsseldorf. Die 40, Plenar-Sizung des Landtages. —- Berlin. Die exceptionellen Censur- Maßregeln gegen Gubßkow's Schriften aufgeboben. Bevorstehende Herab seßung des Briefporto?s. Halle. Merseb urg. Durchreise Sr. Maj. des Königs von Sachsen. Stettin, Probefahrt auf der Eisenbahn.

Deutsche Bundesstaaten. Bayern, München. handlungen über den Staatshaushalt. Aus Bayern, Denfschrift über die finanziellen Fragen. Augsbu rg. Durchreise Sr. Königl. Hoheit des Prinzen Waldemar. Sag chsen. Dresden. Freiherr von RNumohr +. Württemberg. Stuttgart. Friedrich Sey bold 4+. Freie Städte, Lübecck, Unruhen,

Desterreichische Monarchie. Herman stadt, Ankunft des Prinzen Albrecht von Preußen, i

Frankreich. Pairs-Kammer, Algier und die Vendece, Schluß der Session. Paris. Die Presse über die Wahl des Admiral Mackau. Ankunft des Prinzen von Joinville ín Brest. Schreiben aus Pa ris, (Schluß der Session ; die beabsichtigte Pairs - Ernennung ; Baron Mackau als Kriegs - Minister ; Ankunft des Prinzen von Joinville und „einer Gemahlin in Brest; Feier der Juli Tage.)

Großbritanien und Jrlaud, London. Parlaments - Verhandlun gen. Hof- Nachricht, Vermischtes. Schreiben aus London. (Narrikatur in Bezug auf Jrlandz Weiteres zur Charakteristik der dorti- gen Zuständez Näheres über die Unruhen in Wales,)

Niederlaude. Schreiben aus M astricht, (Generalstaaten z der Sißung der Provinzialstände von Limburg. )

Spanien. Madrid. Fortseßung der Befestigung von Madrid. Nar- vaez's Aufforderung an das Aountamiento und den General Capitain von Madrid; Proclamation des Letteren, Schreiben aus Paris, (Espartero scheint sich wieder nah Madrid zu wenden; General Älava ch7 zu Barèges.) : i

Zcchluß

Beilage, Anland, Landtags-Angelegenheiten., Nhein-Pro- vinz, Hortsegung der Verhandlungen über die Presse, Torgau. Gesundheits - Zustand der Stadt. Schweidniß, Eisenbahnbau, Aus der Cifel, Wünsche in Bezug auf die Erstattung der Getraide- Vorschüsse, Deutsche Bundesstaaten. Baden. Karlsruhe. Berordnung über das Heirathen der Offiziere, Aus der B erg straße, Eisenbahnbau. Großherzogthum Hessen. Darm- stadt. Straßenbau. Frankreich. Schreiben aus Paris. (Die Militairpfliht der Söhne von Ausländern und der in Frankreich natura- lisirten Fremden.) Schweiz. Züri. Bericht über die Kommu nisten in der Schweiz, N euch atel. Kommission zur Untersuchung der Vergolder - Werkstätten, Neues Fischerei - Neglement. Atalien. Palermo. Ankunft des Königs und der Königin. Vermischtes. Aegypten. Alexandrien. Befinden Mehmed Ali's. Ankauf aus- ländischer Pferde für den Aerbau. Vermischtes, Syriem. Da- ma sfkus, Ankunft einer großen Karavane. Beirut, Unruhen unter den Mutualis. Central-Amerika. Schreiben aus Paris. (Fort dauernde Anarchie in Mexiko; Aufhören des gelben Fiebers in der Republif Ecuador und Ausbruch desselben auf Haiti; Nuhe in den Sklg- ven-Staaten; Verhältnisse zwischen Frankreich und Venezuela.)

Amllicher Theil.

Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht : Den Regierungs-Rath R ö stel zu Stargard zum Ober - Regie- rungs-Rath und Dirigenten der landwirthschaftlichen Abtheilung der Regierung zu Frankfurt zu ernennen.

Der bisherige Kammergerihts8-Referendarius Wer nicke is zum Justiz-Kommissarius für die Untergerichte des Greifenberger Kreises unter Anweisung seines Wohnsißes in der Stadt Greifenberg bestellt,

—— “Et ————

Heute fand die feierlihe Beisebung der hohen Leiche Sr, Königl, Hoheit des Prinzen August von Preußen nah Maßgabe des darüber erschienenen Reglements statt.

Se. Majestät der König hatten Allerhöcchstsih in die Domkirche begeben, gingen dem Sarge bis an den Eingang der Kirche entgegen und blieben während des Gottesdienstes, umgeben von den Königlichen Prinzen Königl. Hoheiten, hinter dem Sarge stehen.

Da inzwischen Se. Durchlaucht der Fürst Wilhelm Radziwill als hoher Leidtragender hier eingetroffen war, so gingen Se. Durchlaucht hinter dem Leichenwagen zwischen Jhren Königl. Hoheiten dem Prin zen von Preußen, und dem Prinzen Karl, Der General der Jufan= terie, von Kraufeneck, ging zur Seite Sr. Königl. Hoheit des Prin zen von Preußen und der General der Jufanterie, von Boyen, ging zur Seite Sr. Königl, Hoheit des Prinzen Karl,

Se. Königl, Hoheit der Prinz Friedri Karl, Sohn des Prinzen Karl Königl. Hoheit, wurde geführt durch den General der Jufanterie Aster und den Geheimen Staats-Minister von Kampt.

Se, Königliche Hoheit der Prinz Adalbert wurde geführt durch die Geheimen Staats-Minister Mühler und Graf von Alvensleben,

Se. Königliche Hoheit der Prinz August von Württemberg wurde geführt durch die General=Lieutenants von Brauchitsh und von Diest.

Uichtamtlicher Theil. Inlaud. Landtags - Angelegenheiten.

Mhein-Provinz.

Düsseldorf, 7. Juli. Neununddreißigste Plenar-Sigung. (Fortsezung.) Demnächst trägt der Referent des ersten Ausschusses das nachstehende Referat vor: :

Der Gegenstand des gegenwärtigen Referats is bereits auf mehreren rheinischen Landtagen, namentlich aber auf dem leßten mit einer Ausführlich- keit und Gründlichkeit behandelt worden, welche denselben meiner Ansicht nach in seiner ganzen Ausdehnung und Tiefe erschöpfte, Die von einem Mitgliede- des dritten Standes gestellten Anträge lauteten damals dahin, Sr. Majestät die Bitte vorzutragen :

1) dem Lande die unverkürzte und tägliche Veröffentlichung der Ver- handlungen des Landtags,

Kammer-Ver- |

| | | | | | |

Berlin, Sonntag den 30 Juli

2) die anständige freie Besprechung dieser Verhandlungen, so wie aller |

inneren Landes - Angelegenheiten in öffentlichen Blättern zu gestat- ten, und

3) den preußischen Nheinlanden in der angegebenen Weise Preßfreiheit |

und dafür ein Strafgeseß Allergnädigst zu verleihen, daß die Stelle der heutigen Präventiv-Geseßgebung einnehme. E Das Referat des vierten Ausschusses gab gegen den Wunsch des An-

tragstellers diesen Anträgen cine weitere Ausdehnung dahin, daß cs Sr, |

Majestät gefallen möge: 1) die Ausarbeitung eines Strafgesches verordnen zu wollen, durch welches mit Aufhebung des Censur-Zwanges alle Vergehen, die mit-

telst der Presse gegen den Staat und die Jndividuen begangen wer- |

den können, bestraft sein würden ; 2) bis zur Vollendung und Einführung dieser Strafgeseßgebung die

jeßt bestehenden Censur - Vorschriften einer Nevision unterwerfen und | die neuen den Censoren zu ertheilenden Justructionen Allergnädigst |

veröffentlichen zu wollen, damit jeder Schriftsteller sich danach rich ten fonne und feine Willkür von Seiten der Censoren zu besorgen sci,

Der Herr Antragsteller verwahrte sich ausdrücklih gegen diese Ausdeh- |

nung seines Petitums und erklärte, eine allgemeine Preßfreiheit halte er nicht für rathsam, nicht für zweckmäßig, nicht für wohlthätig und noch nicht an der Zeit, Verhältnisse zum deutschen Bunde es nicht zuließen, Die darauf entspon- nene umfassende und sehr interessante Debatte verbreitete sich über alle Theile der vorliegenden Frage, und es wurde auf der einen Scite versucht, den Mangel irgend eines Bedürfnisses größerer, als der bereits bestehenden, Preßfreiheit, die durh Beispiele aus Nachbarstaaten belegte Gefahr unbe- schränkter Freiheit, und die durch die Bundesgeseße bedingte Unzulässigkeit ciner Gewährung der in dieser Ausdehnung vorliegenden Bitten nachzuwei- sen; es wurde ferner auf die Bedenken aufmerksam gemacht, welche sich bei unseren sozialen Zuständen der gänzlichen Entfernung der Censur entgegen- stellen, und in deren Folge wir unvermeidlich die Verbreitung all jener Giftstoffe würden zu beklagen haben, welche wie dics das Beispiel an derer Länder zeige Sittlichkeit, Ehre, guten Ruf, Pietät gegen Kirche und Staat auf das schonungsloseste angreifen und gegen deren Verhec- rungen kein Strafgeseß der Welt, weder eine Garantie, noch einen Ersahÿ zu leisten im Stande sei, Es wurde dabei bemerkt, daß in der richtigen Wahl der Censoren und in der Bestellung von Provinzial-Censur-Kollegien,

Sie werde, sie könne uns nicht zugestanden werden, weil unsere |

welche mit Unabhängigkeit, erprobter Einsicht und lovyaler Freimüthigkeit schnell und rüsichtslos über die Differenzen zwischen Autor und Censor zu entscheiden hätten, jede Sicherheit und Freiheit gestattet sein würde, welche sowohl der Schriftsteller als das Publikum und ihnen gegen- über der Staat zu verlangen berechtigt sein könne; daß endlich die Einsetzung eines obersten Censur - Kollegiums zu Berlin als leßter Jnstanz zur Ausgleichung solcher Divergenzen zwischen den Parteien führen werde, welche in den Provinzen ihre Erledigung nicht zu sinden vermöchten. Von anderer Seite aber glaubte man, sich keinesweges mit diesen Ansichten und Vorschlägen einverstanden erklären zu könnenz vielmehr wurde die Behaup- tung ausgesprochen, daß die bestehende Censur zu beschränkend und hem-

1843.

laut geworden. Allerdings haben wir hier und da in aufregender Tendenz verfaßte und auf die Untergrabung der Grundsätze der Religion oder der Staats-Verfassung absichtlich berechnete Schriften mit Verbot oder Beschlag- nahme belegt gesehen, eine Maßnahme, welche nicht nur schon nach den bestehenden Bundesgesezen ganz unvermeidlich is, sondern auch in jedem geordneten Staate wird gebilligt werden müssen, so lange er es für seine heiligste Pflicht hält, den Umsturz von Geseßlichkeit, Ordnung, Nuhe und Sittlichkeit überhaupt fern zu halten. Dagegen aber fehlte es wahrlich in den leßten Jahren nicht an Beispielen, daß Werke, in welchen die Staats- und Verwaltungs-Angelegenheiten mit aller irgend zulässigen Offenheit und Freimüthigkeit besprochen, oft bitter getadelt und Vorschläge zu durchgreifen- den Verbesserungen gemacht wurden, ohne allen Einspruh von Seiten der Staats-Behörden zur Publizität gelangten. Nur bei der Tagespresse stellte sich die Sache anders, und es ließ si die s{chwankende, unsichere Stellung nicht verkennen, in welche die Censur - Behörden eben durch die Fassung der Verordnung vom 10, Dezember 1841 gebracht waren. Es wurde von der einen Seite das Aeußerste versucht, von der anderen das Aeußerste nachgegeben, und es hat wohl selbst in der Rheinprovinz nicht eben an Beispielen gefehlt, wo das Maß der Zulässigkeit, wenn es nicht über- shäâumte, doch bis zum äußersten Rande erfüllt und die Gränze völlig erreiht war, welhe ohne Gefahr für die Rechte der Kirche, des Staats, der sozialen und persönlichen Verhältnisse nicht überschritten werden soll. Trat hierauf eine Reaction und ein Rückschritt ein, und will man als sol- hen, außer den Maßnahmen für die speziellen Fälle, auch die Erschei- nung der schon erwähnten Censur -Jnstruction vom 23. Februar d. J. betrachtet wissen, so möchte wenigstens die Behauptung, daß dabei nur Willkür und ängstliche, grundlose Verkümmerung früher ertheilter libe- ralerer Zugeständnisse wirksam gewesen, sich nicht in aller Hinsicht rechtfer- tigen lassen, Fassen wir nun diese Jnstruction näher ins Auge, \o ergiebt sich schon aus der Einleitung, daß sie, da größere Schriften der Censur ent- hoben sind, überall nur die Censur der Zeitungen und Flugschriften, mithin solcher Mittheilungen betrifft, welche ihrer Natur nach auf die \nelle und möglichst allgemeine Veröffentlichung interessanter Neuigkeiten, Ideen, Begebenheiten und deren Beurtheilung berechnet sindz deren Redaction aber, wo nicht immer, doch schr häufig, sih in den Händen von Leuten befindet, die weder durch ihre Stellung in der bürgerlichen Gesellschaft, noch durch be- währte Gesinnung, noch endlich durch ihre Vermögens-Verhältnisse die hin- reichende Garantie bieten, daß sie durch ihre literarische Wirkisamdkeit redlich und aufrichtig die Erforschung der Wahrheit, die Belehrung und Veredlung ihrer Leser, die Förderung der sittlichen und politischen Wohlfahrt der Gesell- sellschaft, oder nicht vielmehr ganz andere sehr untergeordnete Zwecke ver- folgen, Und wer möchte es dem Staate verdenken, daß, so lange sich die Tagespresse, wenn auch nicht ausschließlich, doch in sehr vielen Fällen, in solchen Händen befindet, er es nicht gleichgültig anschen kann, ob unter alle Klassen des Volks, dessen Belehrung und Veredlung er in Kirche und Schule täglich zu fördern für seine Pflicht hält, eben so mit jedem Tage eine Fluth ganz anderer Grundsäße und Lehren verbreitet werde, die, reas dort müh- . sam aufgebaut wird, hier leichtsinnig und frevelhaft wieder umzureißen ver- sucht ?

mend für die Geistes-Entwickelung sei. Sie sei dur allgemeine Gesetze nicht zu regeln, da die vorkommenden Fälle in ihren unendlihen Abstu- fungen und Verschlingungen unmöglich so genau bezeichnet werden könn ten, daß die Censoren nah ihren individuellen Ausbildungen nicht eine verschiedene, von der festgestellten Norm abweichende Willkür ausüben soll- ten, dergestalt, daß das hier Verpönte einige Meilen weiter erlaubt sei, Diese Bevormundung vernichte manche geistige Blüthe. Eine volle Preßfreiheit mit gebührlichen Strafbestimmungen über deren Mißbrauch sei ein passendes Auskunftsmittel, um eine unangenehme Berührung mit den Negierenden zu beseitigen. Nichts lönne hindern, diese zu beantragen, da die Bundesakte solche als grundsäßlich festgestellt habe.

Am Schlusse der Verhandlungen vereinigte sich die Versammlung in folgender an den König zu richtender Bitte:

Die Angelegenheiten der Presse durch ein allen Willkürlichen der einzel- nen Censoren möglichst vorbeugendes Censur-Geseß zu ordnen.

Jn diesem Sinne sprach sich auch die unter dem 22. Juli 1841 an den König gerichtete Adresse mit dem zusäßlichen Anheimgeben aus, nebst dem Ober-Censur-Kollegium auch noch Provinzial-Censur-Kollegien zu errichten, welchen eine rasche Entscheidung über die allenfallsigen, zwischen Verfasser und Censoren sih noch erhebenden Uneinigkeiten anvertraut sein würde, und in dem Allerhöchsten Landtags - Abschiede vom 7. November desselben Jah- res wurde den Ständen eröffnet, daß Se. Majestät wegen Zusammenstel- lung und Revision der über Verwaltung und formelle Handhabung des Cen- surwesens bestehenden Vorschriften dem Staats - Ministerium die nöthigen weiteren Aufträge ertheilt haben, und daß bei der ferneren Berathung über diesen Gegenstand die Wünsche der Stände nah Möglichkeit berücksichtigt werden sollten, insoweit dies die über die Presse bestehenden Bundes-Be- schlüsse gestatteten, Um aber die Presse schon jeßt von Beschränkungen zu befreien, die nicht beabsichtigt werden, seien die Censoren von neuem zu an- gemessener Berathung des Art. 2 des Censur-Edifts vom 18, Oktober 1819 angewiesen worden. Rücksichtlih der anheimgegebenen Errichtung eines Ober-Censur-Kollegiums aber werde auf Art. 3 des allegirten Edikts ver- wiesen, worin den Ober-Präsidenten mit der Aufsicht über die Censur auch die Entscheidung über dergleichen Differenzen in erster Justanz übertragen, dem vorausgeseßten Bedürfniß also vollständig entsprochen worden sei,

_So viel über die Verhandlung in dieser Angelegenheit auf dem 6ten rheinischen Provinzial - Landtage. Mit welchem Juteresse sie gleichzeitig in anderen Provinzen damals zur Sprache gebracht, mit welcher regen Theil nahme sie scither in den Kammern anderer deutschen Bundesstaaten bespro hen und von allen Seiten beleuchtet worden is, darüber haben die Mit-= theilungen in öffentlichen Blättern genügende Kunde gegeben, Die in dem erwähnten Allerhöchsten Landtags-Äbschiede angedeuteten, dem Staats-Mi- nisterium wegen Zusammenstellung und Revision der über Verwaltung und formelle Handhabung des Censurwesens bestehenden Vorschuiften zu erthei lenden Aufträge sind in der Kabinets - Ordre vom 10, Dezember 1841 er- folgt, und nachdem der mit den Namen von Verfasser und Verleger erscheinenden Druckschriften über 20 Bogen die ihnen bereits durch die Bundes - Beschlüsse zustehende Censur - Freiheit wiederholt dur die Kabinets - Ordre vom 4, Oktober 1842 bestätigt worden war, wurde durch Kabinets - Ordre vom 4, Februar c. die Censur - Justruction vom 23, Februar d. J. bekannt gemacht und somit faktisch dem von dem 6ten rheinischen Provinzial - Landtage gestellten Antrage Genüge geleistet, Jn der Allerhöchsten Ordre vom 10, Dezember 1841, welche sih auf die Zei- tungen und Flugschriften bezieht, wird die zu große Bedenklichkeit der Cen- sur- und Verwaltungs - Behörden in Beziehung auf Veröffentlichung von Gegenständen der Staats - Verwaltung gerügt und namentlih der Censur der Vorwurf gemacht, daß sie die Aufnahme ihrer Form und Tendenz nach keinesweges empfehlungswerther Artikel aus fremden Zeitblättern gestatte, während sie der Besprechung über Gegenstände der inländi- hen Verwaltung die engsten Gränzen ziehe. Es wird demnach die Erweiterung dieser Gränzen überall, wo es sih nur um eine anständige und wohlmeinende Besprehung in den öffentlichen Blättern handle, im Sinne der Gesehgebung von 1819 und der späteren sie ergänzenden Bundes-Beschlüsse vorgeschrieben. Was nun zunächst die Behandlung der größeren, namentlich die der über 20 Sine starken Druckschriften be- trifft, so sind unseres Wissens in deren Hinsicht seither nur wenige Klagen

Art, T. der Justruction, welcher im Allgemeinen jeden Uebergriff der Censur, jede hemmende Beschränkung, jeden ungebührlichen Zwang, den sie gegen die Untersuchung der Wahrheit und den freien Verkehr des Buchhan- dels auszuüben versucht sein könnte, fern hält, wird wohl so wenig irgend Widerspruch finden, als:

Art. 11. 111. und V., tvelche den Druck und die Verbreitung solcher

Flugschriften untersagen, deren Tendenz offenbar, versteckt oder auf dem Wege der Jronie gegen die Grundsäße und Wahrheiten der Religion, ge- gen Zucht und Sittlichkeit, oder endlich gegen den Ruf und die Ehre von Personen gerichtet ist, Eher möchte man vielleicht an Art, IV. Anstoß nehmen, welcher gegen solche Schriften gerichtet ist, in denen, wenn auch nicht zu Hoch - und Landesverrath aufgereizt, doch über die Verfassung, Geseßgebung, Maßregeln der Verwaltung, frei- lih nit in ruhiger, anständiger und E: Weise, sondern in feind- scligem, gehässigem und unanständigem Ton gesprochen wird. Allerdings fann es nicht verkannt werden, daß hier Gränze und Maß nicht so leicht zu stecken, und daß bei aller Ausführlichkeit, mit welcher die Jnstruction dem Censor den höheren Standpunkt anzudeuten bemüht war, Leßterem je nach der individuellen Ansicht und Auffassung immer noch ein weiter Spiel- raum zwischen dem Zuviel und Zuwenig gelassen ist. Betrachten wir dagegen, wie die Sache sich seither praktis gestal- tet, und beantworten wir uns aufrichtig die Frage, ob denn unsere Tagespresse wirklih so über Gebühr beschränkt erscheine, ob nicht über die Verhandlungen des Landtages, über die demselben vorliegenden Propositio- nen und Anträge, selbst schon ehe sie zur Verhandlung gekommen, über dic Maßnahmen der Regierung, über die im Jn- und Ausland \ich kundge- benden Richtungen, über die von der Zukunst zu hegenden Erwartungen und Befürchtungen fortwährend in den fentlichen Blättern mit einer Ün- beschränktheit, Ausführlichkeit und Freimüthigkeit debattirt wird, an welchen wahrlich die Fesseln der Censur nicht sonderlich zu verspüren sind.

Mit dem Wunsche, daß jede, selbs die leßte Präventivschranke ge- gen mögliche Ungebühr der Presse fallen und es lediglich der anzuru- fenden gerichtlichen Behörde überlassen werden möge, den dur die Presse verleßten, sowohl öffentlichen als Privatrehten Genugthuung und Ersaß zu verschaffen, würde zugleih der Grundsaz sanctionirt und die Absicht kundgegeben sein, daß die Tagespresse wie anderwärts befugt scin soll, ihren Schlamm und Geifer nah und nach über Alles, was dem Staate, was der Gesellschaft und dem Einzelnen das Theuerste und Heiligste is, hinzuziehen, Schlangen gleich, bald in weiteren, bald in engeren Kreisen, eine Beute nach der anderen zu umstricken und dieselbe, hier durch das langsame Gift des Wißes, des Hohnes und der Jronie, dort durch den wohlberechneten raschen Angriff aus dem Hinterhalte, zu erlegen, wo dann nah verübter That der bunte Lindwurm sich klug wieder in seine Schlupfwinkel zurückzieht und dem Verfolgenden in tausend Windungen zu entgehen weis, Nur nach langer \{merzliher Plage würde das Ende sol- ches theils ckelhaften, theils empörenden Treibens abzusehen sein, dann näm- lich, wenn wie wir es anderwärts bereits sehen auf der einen Seite das bessere Gefühl, selbs in den ungebildeteren Ständen, sich von der nur zu oft und bis zum Ueberdruß wiederkehrenden und meist in Trug und Schein auslaufenden Gebilden abwendet und Zeit und Geld nicht mehr daran verschleudern will, und auf der anderen Seite die Staats-Regierung, wie wir davon ebenfalls die Beispiele haben, mit so scharfen, ja, vernich- tenden Repressiv - Maßregeln die Verleßung ihrer Rechte ahndet, daß es oft nur an der Vollstreckung eines einzigen Erkenntnisses genügt, um eine einmal zu laut gewordene Stimme für alle Zukunft zu ersticken. So ist jegt das Verfahren in Frankreih, Zwischen diesen beiden Wegen scheint mir heute die Wahl noch frei zu stehen, und ich sollte glauben, es müsse nicht \{hwer weiden, zu entscheiden, welchen von beiden wir am liebsten in unserem Staate befolgt sehen möchten.

Ehe nun auf die verschiedenen Petitionen und Anträge, welche zu- nächst den Gegenstand dieses Referats bilden, eingegangen werden soll, erlaubt sich Nesetent die Frage zu stellen, ob nicht die Staats - Neg es noch fortwährend mit der Regulirung und Organisation der Px dete fis bos heiten beschäftigt ist, ob nicht neue Jnstitutionen und nisch én: Lanbs Weise, wie sie mit wichtigen Gründen noch beim leßten lich lus Leden

tage als zweckmäßig in Aussicht gestellt wurden, seither v