der Stadt die tiesste Stille. Die Befestigungswerke sind E noch bedeutend vermehrt und vervollkommnet worden, und zu diesem Behufe wurden gestern zwei neue große Häuser, die das Thor Re- coletos von außen dominiren, niedergebrannt. Die treffliche Haltung, Entschlossenheit und Unermüdlichkeit, welche die National-Miliz unter den s{wierigsten Umständen, sehs Tage und Nächte hindur, zum Theil bei einer Hiße vou 30 Graden, feinen Augenblick verleugnete, verdient die höchste Anerkennung und läßt im voraus auf die Leistungen shließen, deren diese Bürger fähig sind, wenn eine kundige Hand sie zu leiten versteht.
Die Gaceta theilt heute die zwishen Narvaez und den hiesigen Behörden gewecselten Schriften mit. Merkwürdig is besonders die von Seiten der Provinzial-Deputation, des Aguntamiento?s und der Chefs der National-Miliz dem Narvaez am 16ten ertheilte Antwort, in welcher es heißt:
„Neutralität. in Bezug auf Ew. Excellenz und die Jhrigen,
insofern es auf Handlungen aufömmt, oder heldenmüthige Ver- theidigung für den Fall, daß man unsere Ruhe zu stören oder uns die Freiheit, nah anderer Richtschnur als der des Gesetzes zu handeln, berauben wolle, das is der gemeinschaftliche Entschluß dieser heldenmüthigen Stadt und der ihrer Volks-Behörden und National
Miliz. Möge die Kriegs =- Trompete draußen ertönen; mögen die Schwerdter der Söhne dieser unglücklihen Nation sich kreuzen; möge das tödtlihe Blei die geliebtesten Gegenstände verleßenz möge da draußen der Streit, den man hervorgerufen hat, entschieden werden: Madrid wirdunthätiger Zuschauer sein, seinen Kummer und Schmerz in der Stille vershlucken und blutige Thränen mit denen, die unseren Boden in Folge der uns bewegenden Leidenschaften träufen, ver- gießen. Aber zu verlangen, daß die Stadt vom 2. Mai und 7. Juli, diese Stadt, welche durch ihren Aufschwung uud Thatkraft die Braven des Feld
herrn des Jahrhunderts lehrte, die Wohnungen und die Meinungen unserer Vorfahren zu achten, daß diese große Stadt, deren Treue und Tapferkeit man das kostbare Unterpfand Jhrer Majestät der Kö- nigin Jsabella 11. und deren erlauchten Schwester anvertraut hat, ihre Stellung, ihre Ehre und ihren Ruhm dadurch einbüße, daß sie ¡ihre Thore eröffne, ehe sih ihnen eine rechtmäßige, feste Regierung nähere — das ift, wie Ew, Excellenz sehr wohl wissen, ein die Kräfte derer, die unter der Fahne der Freiheit fechten, übersteigendes Opfer, Und ganz gewiß, wenn Ew. Excellenz diese Frage von allen ihren Seiten ruhig prüfen und. sich in die Lage der Hauptstadt der Mo
uarhie verseßen, so können Sie nicht umhin, zuzugeben, daß die beantragte Neutralität das einzige Zugeständniß is, daß die Volks = Behörden, die National-Miliz und die heldenmüthigen Eiu- wohner der Hauptstadt dem Wunsche nah Frieden bringen kön- nenz daß der Angriff, mit dem man uns droht, ungerecht ist, und daß in diesem Fall göttlihe und menschliche Gesebe zum Widerstande ermächtigen und den sich Vertheidigenden von jeder Verantwortlichkeit befreien, Wenn Ew, Excellenz die Folgen dieses Angriffes und das Gemälde der Gräuel, zu dem er Veranlassung geben fann, wohl erwägen, so wird Jhr Herz unfehlbar gerührt werden, dieses Herz, das, für die Sache der Freiheit shlagend, den Einwohnern Madrids an einem 7, Juli darthat, daß in ihm das edle Blut Padillc?s rollt.‘“
Man muß gestehen, daß diescs Schreiben, welches die Entschei dung der politischen Frage den Waffen anheimstellt, und des Regenten mit feiner Sylbe erwähnt, guf die Gefühle des Narvaez richtig be- rehnet war. Als junger Mann schlug er sich am 7. Juli 1822 ge meinschaftlich mit der National-Miliz von Madrid gegen die aufrüh= rerischen Soldaten der Garde Ferdinand's VII.
Der Regeut befand sich am 14ten in Andujar, und wollte am 15ten nah el Carpio abgehen.
Ein Corps von 600 Mann Jufanterie und 100 Mann Kavallerie, das von Badajoz auszog, um ganz Estremadura in Aufstand zu verseßen, wurde von dem General = Capitain Ricafort in der Nähe von Trusillo am 12ten nach einem blutigen Gefechte geschlagen. 400 Gefangene, worunter 25 Offiziere, fielen in seine Hände. Am 1áten zog er in Caceres ohne weiteren Widerstand ein, und schickte sih an, Badajoz zu blokiren.
Alle vom Feinde seit fünf Tagen zurückgehaltenen französischen Posten sind nunmehr hier eingetroffen.
ch2 Paris, 26. Juli. Don Ramon Narvaez hat die Erwor= tungen, die man sih von seinen strategischen Talenten allgemein machte, auf das glänzendste bewährt. Sein neuester Feldzug gegen Espartero wird als ein Muster in seiner Art betrachtet.
Als Narvaez am 27sten v. M. in Valencia ankam, hatte er we- der Geschüß noch Truppen. Bevor er gegen Espartero zu Felde zie hen konnte, mußte er sich ers Beides verschaffen. Er erfuhr, daß unter der Division des General Enna, welcher im Namen Espartero's Teruel beseßt hielt, das Regiment Jsabella war, dessen Oberst er \o lange gewesen is. Sein Plan war {nell gemacht. Er eilte nach Teruel, und sein bloßer Anblick bewog das Regiment Jsabella, sich unter seine Fahnen zu stellen. Die Desertion unter den Truppen des General Enna riß immer mehr ein, bis endlich die ganze Division zu Narvaez überging. Lebterer hatte somit mit einem Schlage ein wohlgeübtes Junfanterie Corps unter seinen Befehlen. Es fehlte ihm nur noch Kavallerie. Er wußte aber, daß in Calatayud eines der größten Remouten-De pots lag, Nachdem er daher auch noch die Truppen von Daroca an sich gezogen hatte, marschirte er nah Calatayud und erbeutete dort 800 Pferde. Zu s{wacch, um sih einem vereinten Angriffe von Sei- ten der Truppen Zurbano's und Seoane's auszuseßen, wußte er durch {laue Wendungen zuerst die Communication zwischen Zurbano und Espartero zu unterbrechen, und daun die Verbindung der Truppen Zurbano's mit dem Corps des General Seoane so lange hinzuhalteu, bis Aspiroz seine Position vor Madrid so genommen hätte, daß die- ser einerseits die Hauptstadt beobachten und andererseits nöthigenfalls den Truppen Narvaez's zu Hülfe kommen könnte. Als er aber be- merkte, daß das Corps des General Serrano nicht so zeitig im NRük-
ken von Zurbano und Seoane eintrefffcu würde, daß er dieselben von vorn mit Erfolg angreifen könnte, stellte sich Narvaez \o anu, als e e Madrid erstürmen, Zwar machte Madrid Miene, ihm Wi- G zu leisten, aber die energishe Sprache, welche Narvaez führte, Y E Mone die Folge, daß die Hauptstadt erklärte, sie werde die E Fa LAIEN, Als er so von Madrid nichts mehr zu fürch- ten hatte, ließ er viertausend Mann als Beobachtungs - Corps zurück, und wählte, während Zurbano und Seoane in Eil- märschen gegen die Hauptstadt aurüctten, in Torrejon eine Stellung, die ihm, im Falle einer Niederlage, wenigstens seinen Rückzug mögli mad te Die Art und Weise in welcher Narvaez ein Treffen 9 it Reus u vermeiden wußte, weil er nit stark genug war, um dem L Rulan Armee =- Corps des Feindes o entgegen zu stellen dann aber plöb- lich den Feind nicht nur aufsuchte, sondern auch das vortheilhaftelie Schlachtfeld zu wählen wußte, macht ihn zu einem der eschitesten DddtiZ h dn 29 gel
urbano und Seoane, welche den General Narvaez in ei
vortheilhaften e wagten nicht, ihn anzugreifen Peel blieben am 20sten l. M. in Guadalajara stehen. Doch auch dafür hatte Narvaez gesorgt, indem er, die Armee des General Serrano im Rücken Zurbano's in dem Augenblick heranrücken ließ, als die Schlacht geliefert werden sollte, Der Ausgang derselben ist
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durch unsere Abendblätter gestern hinreichend bekannt geworden, Seoane isst gefangen, Zurbano flüchtig, und Narvaez Meister von Madrid.
Zu allen dew brauchte er kaum \o viel Zeit, als Espartero, um von Albacete nah Cordova vorzurüccken, wo er noch am ló6ten l. M. stand, nicht wissend, was er thun sollte. Cadix zu erreichen und sich dort einzuschiffen, is kaum mehr möglich, da General Concha in kleinerem Maßstabe dort die Manöver scines Freundes Narvaez wiederholt, um den Regenten wo möglich in seine Gewalt zu bekommen. Nach der Uebergabe von Madrid ist die persönliche Gefahr Espartero's aufs höchste gestiegen, zumal wenn er in Narvacz's oder Concha's Hände fallen follte. VBemerkenswerth is es, daß Madrid am Vorabend des Namensfestes der Königin Marie Christine, Mutter der Königin Jsabella 1l., dem General Narvaez, dem eifrigsten Verfehter der christinishen Partei, sh ergeben hat.
Ganz ohne Grund verbreitet man das Gerücht einer bevorstehenden
Reaction vou Seiten der Christinos. Jm Gegentheile sollen die Häupter derselben mehr als jemals geneigt sein, dur eine Art Kom- promiß eine allgemeine Aussöhuung der verschiedenen politischen Nüan- cen zu versuchen, um so dem Lande eine dauernde Ruhe zu sichern. So soll unter Anderem die Regentschafts-Frage, die nah dem Sturze Cspartero’s natürlih zur Tagesordnung kommt, um keinen Zwiespalt unter den verschiedenen Parteien zu erregen, dadurch eine erwünschte Lösung erhalten, daß die Königin Jsabella großjährig erklärt werde. Zu diesem Zwecke soll das Ministerium Lopez, welches soglei seinen Sib von Barcelona nah Madrid verlegen wird, die auf dem 15ten l, M. ausgeschriebenen Wahl-Operationen ohne Weiteres vornehmen und die Cortes in der kürzesten Frist einberufen. ___ Jikt die Großsährigkeit der Königin Jsabella einmal ausgesprochen, so bleibt noch die Vermählungs=Frage übrig. Man hat oft behauptet, daß die Broschüre: „Du mariage de la reine Isabelle d’Espagne“, von unserem Hofe eingegeben worden sei, um gleihsam die öffentliche Meinung über die etwaige Vermählung zwishen der Königin von Spanien und dem Herzog d’Aumale zu erforshen. Die Einen haben Mignet, die Anderen den Botschafts -Secretair Belling als den Verfasser der erwähnten Broschüre genaunt. Wer aber nur einigermaßen den korreften und eleganten Styl des Herrn Mignet kennt, der wird sich leicht überzeugen, daß eine andere Feder dabei im Spiele war. Möglich, daß Baron Billing einige Noten dazu lieferte. Aber der eigentlihe Verfasser der Broschüre, ist Niemaud anders, als Herr Tellier, ehemaliger Redacteur des Journals la Presse, der längst cine diplomatische Carrière machen möchte und diese Gele genheit benußte, seine Talente zu zeigen, Herr Guizot soll ihm mit dem Verse aus Lafontaine's Fabeln geantwortet haben: „Rien nes! si dangereux qu’un maladroit Anl,
ck&& Paris, 26. Juli. Die bis zum 20sten reichenden Nach richten aus Barcelona lassen neue Unruhen in der Hauptstadt von Catalonien voraussehen. Die Einigkeit unter der Bevölkerung der= selben, die während der eigentlichen Krisis durch die gemeinschaftliche Gefahr und durch einen gemeinschaftlichen Haß bewerkstelligt war, hat die Probe des Erfolgs nicht bestehen können. Auf der cinen Seite wächst die Unzufriedenheit der Exaltirten mit der Anstellung ristini- her Parteimänner und mit dem Zögern des noch immer unsichtba ren Ministeriums Lopezz auf der anderen Seite regen sich immer heftiger die Juteressen, welche mit den von der Opposition angefoch tenen Regierungs-Handlungen verpflochten sind. Tumultuarische Ver fammlungçien von National-Gardisten haben gegen die von der „Junta von Barcelena an den General Serrano gerichtete Vorstellung, die neulich besprochen wurde, protestirt, während fast zu gleicher Zeit der cristi- nische General Pavia, Adjutant des weiland General - Capitains von Catalonien, Barons de Meer, unmittelbar nach seiner Landung in Barcelona durch den Volksunwillen zur Wiederagbreise gezwungen wor den ist. Diese und ähnliche Erscheinungen lassen neue heftige Kollisionen mit Sicherheit voraussagen, in denen das konservative und monar- chishe Juteresse jedenfalls die geringste Aussicht hat, die Oberhand zu behalten. a
Das Fort Monjuich is noch immer in der Gewalt des Vbersten Echalecu. Was die lebte Aufforderung betrifft, in welher dem Gou verneur mit der Hälfte seiner Offiziere und dem zehnten Manne der Besaßung der Tod gedroht wurde, wenn das Fort uicht binnen einer gewissen Frist übergeben werde, so scheint dieselbe im Projekte geblie- ben zu sein, da die Junta bei besonnener Ueberlegung eingesehen, daß es eine unverantwortliche Tollkühnheit sein würde, den Gouverneur von Monjuich, der durch seine Batterieen Herr über Sein und Nicht sein von Barcelona is, auf das äußerste zu treiben. Der General Cortinez, welcher ausgezogen war, um die Provinz Lerida gegen die Generale Seoane und Zurbano zu decken, is nah dem Abmarsche derselbe aus Saragossa nach Barcelona zurückgekehrt.
Die Nachrichten aus den Nord -= Provinzen schildern die dortige Stimmung als nichts weniger als günstig für die Partei, welche iu Folge der neuesten Creiguisse die Oberhand in Spanien erhalten hat. Der General Jaureguy, el Pastor, is in San Sebastian mit einer eisigen Kälte empfangen worden, und die Anhänger Espartero's haben in der genannten Stadt verschiedene tumultugrische Auf tritte veranlaßt. Die Nord = Provinzen sind übrigens die einzigen des ganzen Landes, in welchen man die Berfassungs - Angelegenhei ten niht ganz über dem Kriegslärm und über bombastischen Procla- mationuen vergessen hat. Während man sonst nirgends an die guf den 15ten d. M, ausgeschriebenen Cortes -Wahlen gedacht hat, hat sich die Junta von Alava derselben wentgjtons erinnert, um sie zu vertagen. Ju Guipuzcoa sind die Wahlen wirklich ordonnanzmäßig eröffnet, aber in vielen Wahl - Kollegien hat sih uicht ein einziger Wähler eingefunden, - H —
Aus dem Süden haben wir neuerdings keine zuverlässigen Nach- rihten erhalten. Was den General van Halen betrisst, so steht er nach einigen Angaben in Xerez de la routera, nah anderen hat er sich Sevilla's bemächtigt, noch nach anderen ist er durch das Schei tern seiner Unternehmung gegen Sevilla gezwungen worden, sih nach Cadix zu werfen, das seinen Truppen die Thore geschlossen, ihm aber persönlich den freien Eintritt und die Einschiffung angeboten, Ueber Cadix selbst weiß man, daß Unentschlossenheit und Mißbehageu unter seiner Bevölkerung herrscht, die übrigens die gegenwärtigen Wirren nach Kräften benußt, um verbotene oder s{hwerem Zolle unterwor- fene Waaren steuerfrei, oder gegen ganz leichte Abgaben, in großer Masse in die Stadt einzuführen, j
Die Madrider Blätter vom 18ten und 19ten lassen die durch die Telegraphen gemeldeten Ereignisse vom 23sten noch nicht voraus sehen. Sie sind voll vom Lobe des Eifers und der Energie der National - Garde und von erfreulichen Nachrichten aus den Pro- vinzen. Außer der Annäherung der Generale Seoano uud Zur= bano, melden sie auh das Heranrücen des Generals Jriarte und des Brigadiers Enna von Cuenca aus und den Abfall zweier Ba- taillone des Generals Aspiroz. Dazu fommt die Nachricht von einem Siege, den der General-Capitain von Badajoz über 800 Mann auf- rührerischer Truppen von der Besaßung der genanmten Stadt davon getragen, und in dessen Folge er zur Belagerung von Badajoz geschritten, Der vom Generai Narvaez gemachte Versuch, der Stadt das Triukwasser abzuschneiden, das bekanntlich in Röhren nah Ma-
drid geführt werden muß, war zwar gelungen, aber ‘es machte sich
darum doh noch kein Wassermangel in der Hauptstadt fühlbar. Diese Maßregel hat übrigens, und gewiß mit Ret ne Par Erbitterung in Madrid hervorgebraht, wo man si darin erinnert, daß weder die Franzosen noch die Karlisten ein solches Zwangsmittel für anwendbar gegen die spanische Hauptstadt gehalten. Noch em-= pörender is übrigens der Befehl des vor Saragossa stehenden Ju surgenten - Chefs Ortega, die die Vega dieser Stadt befruchtenden Wasserleitungen abzugraben. :
Angeckommene Fremde.
Hotel de Rome. Wirkl, Geh. Ober-Finanzrath und Provinzial-Steuer Direktor Böhlendorff, nebst Frau Gemahlin, aus Stettin.
Stadt Loudon, Freiherr von Schlieben, Königl. Kammerherr, aus Magdeburg.
Hotel St. Petersbourg. [Baron vonHertcefeld, Ritterschafts-Rath, aus Liebenberg. von Junker, Kaiserl. russ. Marine-Capitain, aus St. Petersburg.
Meinhardts Hotel. Freiherr von Puffendorf und Frau Hofräthin von Pusfendorf, aus Celle,
Rheinischer Hof. Landgerichts-Rath Pilarsfi nebst Gemahlin, aus Posen. Herr vou Behr-Negendank nebst Gemahlin, aus Medcklen- burg-Schwerin, Fräulein von Stork, aus Kloster-Malchow. von Zcharnhorst, aus Kemberg. Frau Generalin Jaski nebst Fräulcin Tochier, aus Küstrin. : Su otel de Prusse. Rittergutsbesißer von Gordon nebst Familie, aus Lerskowiß, Nittergutsbesißer von Burgsdorf nebst Familie, aus Hohenjesar. Oekonomie - Nath Kuni nebst Gemahlin, aus Luckau. Gründler, Königlicher Ober-Amimann, aus Biesenthal. Kammerjunker von Behrenhorst nebst Gemahlin, aus Deßau. i
Nother Adler (Kölnischer Hof). Justizrath Schoepke nebst Gemahlin, aus Bromberg.
König von Portugal. Negierungs - Nath Parisot, aus Warschau.
Artist Kuhlau, aus Kopenhagen. Justizrath Meiners, aus Altona.
Jn Privathäusern. Oberst von Mellenthien, aus Stargard, Friedrichstraße 79 bei Bodinus, Stadtrath Schmidt, aus Halle, Krau senstraße 32 bei Schmolde,
Berlin- Frankfurter Eisenbahu. In der VWVoche vom 23. bis 29, Juli 1843 sind aus der Berlin-Frank furter Eisenbahn 5330 Personen befördert worden.
Meteorologische Beobachtungen.
m - nrr e mie mre
Nachmittags | Abends
2 Ubr. | 10 Ubr. |
Nach einmaliger
1843,
| Morgens 30. Juli. |
G6 Ubr. Beobachtung.
Luftdruck .... [e Z 2% M. “e ar. 333,97" Par. | Quellwärme L R.
Z -+ 130° R.| Flusswärme l La R
E 91 R.| Bodenwärme a0 R.
| 74 pCt. Ausdünstung 0,013 Rh.
| bewölkt. | Niedersecblag 0,027 Rh
WSW. | Wärmewechsel -+ 19/92 | -1- 10/8? R.
F R.
Luftwärme ... Thaupunkt ... 9,5 Hl 9,7 T T1 pCt. bezogen. WSW. WSW.,
Dunstsättigung Wetter
Id e 4 ee Wolkenzug. - -
Tagesmittel: 334,06 Par...
regnig. WSW.
-+- 13,6" R.. 73 pCt. WSW
Fn e Or s o.
Dén 31. Juli 1843.
B er
Pr. Cour. Brief. | Geld. | Gem.
| | |
|
s ep 1 xOL |
Brl. Pots. Eisenb.| 5 | 153 ¿ | 1925 | do. do. Prior. Obl.| 4 | - | x | E
r. Cour. Brief. | Geld,
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T G Fonds. [8
l S(, Schuld-Seh. Z5| O4 Pr. Engl. 0b1l.30./4| 103 |
j Präm Sch. d.Seeh. I —=ck
1037 8% Mgd. Lpz. Eiseub.|—-| doi do. Prior. Obl. 4 | Berl. Aub, Eiseub. - do. do, Prior. Obl. 4 Düss. Elb, Eisenb.| 5 | -— do. do, Prior. Obl.| 4 | 95% | i E d 5
Kur- u, Neumärk. | | Scbuldverscbr. 35 102 Berl. Stadt-Obl. 37 103% Danz. do, in ‘Th.| 48S | Westpr. Pfandbr. 35| 102% |
| 1027 Grossh. Pos. do.| 4 | | O67
do. do. |+ - | 101 Ostpr. Pfandbr. | 103%
Rhein. Bisenb. do. do. Prior. Obl. Brl. Frankf. Eisb.| do, do. Prior. Obl! Ober - Schlesische Eisenbahn. |4 | 114 Brl.-Stet.E. Lt.A.) 120% do. do. do. Lt.B.,)| 120% |
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Gold al marco, | Friedrichsd’or. [#7] » 5 'T1 abge | | And.Gldmnm. à 5 Th.
G stempelte. Discouto.
Auswärtige Börsen. 5% do. 1004; ZinsI. —,.
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Amsterdam , 27. Juli. Niederl. wirkl. Sch. 531, Kanz-Bill. —. 5% Span, L è ¿ 3% do. 27 L, Páäss. d Preuss. Pram. Sch. t Pol. —, UOesterr. 109 Z 4% Russ.
Aulwer pen, 26. Juli. Zins O. Neue Anl. 18G.
Hambu rg, 29, Juli. Bank- Actien 1645. Engl. Russ. 111 S
Paris, 26. Juli. 5% Rente fin cour. 121. 75. 3% Reute fin cour. 80. 25 5% Neapl. au compt. 106. 30. 5% Span. Kente lf: Pass. L
W ien, 26. Juli. 59% Met. 110%. 4% 1005. 83% 76%. Actien 1621. Anl, de 18341 127. de 1839 1115.
Ausg.
Bank
zZongliche Schauspiele. Dienstag, 1, Aug. Jm Schauspielhause: Der Militair-Befehl, Lustspiel in 2 Akten, nah dem Französischen. Hierauf: Drei Genre Bilder, in italienischer, englischer und deutscher Sprache, von L. Schnei der. 1) Eine Nacht in Venedig. 2) Ein schottischer Clans-Häuptling und sein Sohn. 1715. 3) Der Kurmärker und die Pikarde. 1815. Mittwoch, 2. Aug. Jm Opernhause: Die Räuber, Trauer- spiel in 5 Akten, vou Schiller, (Herr Vöring, vom Königl, Hof Theater zu Haunover: Franz Moor, als erste Gastrolle.) Donnerstag, 3. Aug. Kein Schauspiel. / Das VBillet-Verkaufs-Büreau is an diesem Tage Nachmittags 1, gese 4, Aug. Im Opernhause, Zum erstenmale: Das Nacht lager von Granada, Oper in 2 Abthl., nach dem Schauspiele gleichen Namens, vou Fr. Kind, bearbeitet von Karl Freiherrn von Braun.
Musik von C. Kreuber.
R,
L Gia Verantwortlicher Redacteur Dr. J, W. Zinkeisen,
Gedruft in der De ckershen Geheimen Ober-Hofbuchdruckerei.
Beilage
JInulaud. Landtags - Angelegenheiten.
Rhein-Provinz.
á Düsfeldorf, 10, Juli, Zweiundvierzigste Plenar-Sitzung. Nach Eröffnung der S1ßung werden die an Se. Ma estät den König ent worsenen Adressen wegen Errichtung cines Leh1stuhls sür das 1heinishe Recht an der Universität zu Bonn und wegen Emauirung einer Svndikats - Taxe bei Fallimenten verlesen. Beide Adressen wurden genehmigt.
Ausfgefordert von dem Herren Landtags - Marschall, verliest ein Ab geordneter der Städte eine an den Landtag gerichtete, die Berathung über den Strafgeseßz-Entwurf betreffende Adresse mchrerer Bewohner von Eupen, Diese Adresse soll, gleich den früheren, dem Archive einverleibt werden.
Hierauf verliest der Referent den Bericht des siebenten Ausschusses über den Antrag in Betreff der katholischen Kirchenvorstände und der Verwal tung des katholischen Kirchenvermögens im Bergischen, Der Ausschuß hatte darauf angetragen, Se. Majestät den König zu bitten, Allcrgnädigst ver- ordnen zu wollen, daß das auf dem linken Rheinufer bestehende Geschz vom 30, Dezember 1809, die katholischen Kirchenfabriken betreffend, auch in dem Gebiete des chemaligen Großherzogthums Berg eingeführt werden möge, jedoch nur in dem Falle, wenn, wie die geistliche und weltliche Be- hörde, nämlich der Herr Erzbischof und die Königl, Negierungen, sich eben falls dafür aussprechen und vorher mit ihrem Gutachten darüber vernou men worden sind. — Nach Verlesung des Neferats wird bemerkt, man sei mit dem Ausschusse darin einverstanden, daß zuvörderst die geistliche Bc hörde und die Königl. Negierungen in ihrem Gutachten zu hören scienz bis dies geschehen , könne der Gegenstand auf sich beruhen; jedenfalls aber sci an dem Grundsaße festzuhalten, daß den bürgerlichen Gemeinden durch das Kapitel 4 des Geseßes vom 30. Dezember 1809, gegenüber den katholischen Gemeinden, keine anderen Verpflichtungen auferlegt würden, als gegenüber den kirchlichen Gemeinden anderer Konfessionen. Der Neferent:; Das allegirte Gesey beschränke sich auf die Art der Verwaltung des Kirchen Vermögens, Die Bedenken des vorigen Nedners werden durch den von dem Landtage berathenen neuen Gesez-Entwurf wegen Aufhebung der Kul tusfosten erledigt. — Ein Abgeordneter der Städte: Gerade weil dieses neue Geseß erst erlassen werden solle, möge mit vorliegendem Antrage noch gewartet werden, — Der Referent: Der Zweck des Antragstellers sei eine bessere Verwaltung des Kirchenwesens im Bergischen 5 das Geseß von 1809 habe die Verwaltung des kirchlichen Vermögens zum Gegenstande, und nux das vierte Kapitel desselben handle von der Aufbringung der Kultuskosten. Er selb} habe als Präsident des Kirchen-Nathes vielfache Gelegenheit gehabt, sich von den wohlthätigen Wirkungen dieses Gescßes und der dadurch geregelten Verwaltung durch ordnungsmäßige Organe zu überzeugen, — Ein Abgeord- neter der Nitterschaft:; Der Antrag selbst und dessen Befürwortung durch den Ausschuß könne leicht zu der Folgerung führen, als ob die Verwaltung des Kirchen-Vermögens guf dem rechten Nhein-Ufer sich in Unorduung be finde. Dies sei aber nicht der Fall, obgleich es wünschenswerth bleibe, daß manche Verhältnisse durch klare gesetzliche Bestimmungen schärfer geordnet werden. Aus diesem Grunde schließe er sich dem Antrage des Ausschusses dahin an, daß Se, Majestät gebeten werde, in Erwägung zu nehmen, ob das auf dem linken Rhein-Ufer bestehende Kultusgeseß auch für das rechte RNhein-Ufer passe, und nach Anhörung der geistlichen und welilichen Behör- den einen quf jenes Geseß gegründeten neuen Gesez-Entwurf oder das Gescßz selbst dem künftigen Landtage zur Berathung vorzulegen, Wenn kein Antrag an Se. Majestät gestellt werde, so stehe zu befürchten, daß man das Geschiz vielleicht noch längere Zeit werde entbehren müssen, — Der Neferent: Das durch das Gesetz vorgeschriebene Versahren bei der Verwaltung des Kirchen Vermögens sei dem für das (Gemeinde-Vermögen bestehenden analog; das Kirchen-Budget werde der geistlichen Behörde zur Festseßung vorgelegt, und zwar da, wo von der bürgerlichen Gemeinde Zuschüsse geleistet werden, nach Vernehmung des Gemeinde-Raths und der Königlichen Negierung, — Der vorleßzte Redner führt ferner an: Dasselbe Verfahren bestehe thatsächlich auch auf der rechten Nheinseite, obgleich es gesetzlich nicht sanctionirt sci, — Cin Abgeordneter der Landgemeinden: Die Organisation der äußeren Kirchen-Angelegenheiten auf vem rechten Nhein-Ufer lasse Manches zu wün schen übrigz es bestehe sogar eine große Unsicherheit darüber, welche unter den früheren Landes-Negierungen und den geistlichen Behörden erlassene Vor schriften noch jeßt geltend seien, weshalb eine feste und bestimmte Ordnung der Kirchen-Verwaltung uicht blos für das Bergische, soudern für die ganze rechte Rheinseite ein Bedürfniß sei, Die Vortreff lichkeit des Gesetzes von 1809 lasse wünschen, daß cs (hinsichtlich der Verwaltung) auf dem rechten Nhein- Ufer eingeführt oder einem neu zu erlassenden Gesche zum Grunde gelegt werde, Aus diesem Grunde schließe er sich nicht dem Antrage des Ausschusses, wohl aber dem Amendement des vorigen Neduers an, Um jeden weiteren Zweifel zu beseitigen, beantrage er ferner, daß ein solches Geselz blos in Beziehung auf die Berwaltung des Kirchen - Vermögens zu erlassen sei, ohne der Aufbringung der Kultuskosten Erwähnung zu thun. — Ein Abgeordneter der Städte: Es sei in dem Ausschuß-Anirage nicht be merkt, daß das Kap. 4. des Geseßzes vom 30, Dezember 1809 von der Einführung ausgeschlossen bleiben müsse. Wenn diefes nachgeholt werde, fo schließe er sich im Uebrigen der Ansicht des Ausschusses an. Der Neferent : Der Antragsteller habe scinen Autrag auf das Bergische beschränkt, weshalb auch der Ausschuß nicht darüber hinausgegangen sei. — Ein Abgeordneter der Landgemeinden: Der Antragsteller habe nur seinen nächsten Gesichts- kreis im Auge gehabt; gegenwärtig aber sei die Frage ein Eigenthum der Versammlung geworden, welche den Antrag verallgemeinern könne, sofern sie ihn überhaupt für berücksichtigungswerth erachte,
Auf die Frage des Neferenten beschließt die Versammlung ohne Ab stimmung: bei des Königs Majestät darauf anzutragen, daß ein die Ber waltung des katholischen Kirchen - Vermögens betresfendes Gesetz, welchem jenes vom 30, Dezember 1809, das auf der linken Rheinseite bestehe, zu Grunde zu legen wäre, auch in den Gebietstheilen des rechten Rhein Ufers cingeführt werde, nachdem die geistliche Behörde in ihrem Gutachten darüber vernommen und dasselbe dem nächsten Landtage zux Prüfung vorgelegt worden sci.
Sodann wird über den Autrag wegen Aufhebung oder Modification des Gesezes vom 7, Februar 1835, in Belres der Gast- und Schenkwirth schaften, nachstehender Bericht erstattet :
Jn Deutschland ist Preußen der Staat, welcher nicht dem Mittelalter, sondern der neueren Zeit angehört, Diese geschichtliche Thatsache bedingt auch seine Stellung und seine Aufgabe, nämlich: ein intelligenter Staat zu sein, aufzunehmen in seine Negierung und Verwaltung, in seine Volks-Erziehung und Politik, zwar mit Vorsicht, aber doch mit Entschiedenheit, die Jdeen und Dofktrinen, welche die Gegenwart durchdringen, dem Forschritte zu huldigen, Alles was todt und abgestorben ist, oder der bloßen Tradition angehört, von sich abzuweisen, dagegen jedes Können und Wissen zu fördern, kurz, seine Aufgabe ist Freiheit und Leben, nicht Knechtschast, Zwang, Bevormun dung und Erstarrung, Kann dieses nicht bestritten werden, so ist es in Fäl len, wo die Staats - Regierung selbst aus Mißverständniß oder einseitiger Auffassung der Dinge sich von diesem thr durch die Natux und Macht der Verhältnisse nothwendig vorgezeichneten Wege enlfernt hat, wohl cine Pflicht der Provinzial-Stände, sie auf eine solche Abweichung aufmerksam zu machen und auf Beseitigung aller Geseße, Verordnungen und BVerwaltungs-Maßregeln anzutragen, welche mit den angedeuteten Grundsäßen der Freiheit und des Lebens im Widerspruche stehen. Unter diese hiermit nicht vercinbaren Ge- sche gehört auch das auf unverfassungsmäßigem Wege erlassene Gese) vom 7. Februar 1835, wodurch die Errichtung von Gast- und Schenkwirthschaf- ten von einer polizeilichen Erlaubniß abhängig gemacht, und wo solche auch ertheilt is , deren jährlihe Erneuerung vorgeschrieben wird. Schon dem fünften rheinischen Landtage wurde cin Antrag auf Abschaffung dieser Vorschrift cingereichtz derselbe hat sich aber “ unter den Landtags - Nesten verloren. Es is gegenwärtig ein ähnliches Gesuch an die Stände - Ver= sammlung gerichtet und solches in so schlagender Weise begründet daß ich es für überflüssig halte, in weitere Erörterung darüber einzugehen, Jch glaube nur hinzufügen zu müssen, wie öftere Erfahrungen mih von der Nothwendigkeit überzeugt haben, die Aufhebung eines Mißstandes zu be wirken, welcher mit der Freiheit der Gewerbe unverträglih ist, manche
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Familie in unverschuldeten Verlust bringt und manche andere hindert, sich in redlicher Weise ihre Existenz zu verschaffen, Was auch, um die gerügte Verordnung zu vertheidigen, vom Bedürfniß der so nothwendigen Polizei- Aufsicht und von der wünschenswerthen Beschränkung der Gelegenheiten, um si geistige Getränke zu verschaffen, vorgebracht werden mag, es scheint mir eine ernste Widerlegung nicht zu verdienen, Der Trinker wird, was er hier nicht findet, sih leiht anderwärts zu verschaffen wissen. Mehren sich die Wirthshäuser und Schenlstuben, so liegt dies in dem steigenden Verkehr und in der zunehmenden Bevölkerung; in ähnlicher Weise ver- mehren sich dann auch in Städten die reichen Waarenlager, die Gold und Silberladen, die Konditoreien 2c. Es giebt viele sparsame und {lichte Hausväter, welche dafür halten, daß die Zunahme dieser Etablisse ments eben nicht geeignet sei, den Sinn für Häuslichkeit, Einfachheit und Sparsamkcit zu nähren und zu förderu, welche es beklagen, daß solche durch das Lockende des Glanzes und Genusses zu vermehrtem Luxus und Ausgaben Veranlassung scin können und auch wirklih sind, Wer würde aber aus diesen gewiß schr achtungswerthen Gründen die Errichtung solcher Etablissements hindern oder dem Ermessen der Polizeigewalt anheim geben wollen? Wer vermag es, hicr die Gränze zwischen dem Nothwendigen und Ueberslüssigen zu ziehen, zu bestimmen, wo die Entfaltung der freien Thä tigkeit aufhören müsse und wie weit sie sich bewegen dürse/ — Flicßt die wahre Freiheit auch in der That nur aus der festen Handhabung ciner guten Ordnung, so dürfen aber Engherzigkeit und ängstliche Bevo1 mundungs - Grundsäße den Vorsiß bei den Ordnungsfeststellungen nicht führen; sonst wird jede freie Bewegung gehemmt und die Gewerbthätigkeit in die engsten Schranken gebannt oder ihr, mit anderen Worten, eine Schnürbrust angelegt. Wenn die Sanitäts-Polizei es wünschenswerth er fennen möchte, daß der Genuß geistiger Getränke cingeschränkt werden möge, so dürften wir gencigt sein, unsere eigenen Wünsche damit zu vereinigen z aber niemals würden wir gutheißen, dawider Mittel anzuwenden, dic eines theils unwixtsam sind, und anderntheils wider die Nechte verstoßeu, die jedem Bürger aus der Gewerbefreiheit herfließen; der Gewerbefreiheit, sagen wir, die wir unter den Eroberungen der Neuzeit als das höchste Gut betrachten, Verbotene Genüsse sind erhöhte Anrcizungen. Zerstörte man alle Schenk - Wirthschaften, daun würde sich der Branntwein andere Zufluß Kanäle eröffnen und nur desto gieriger verschlungen werden, Wer- den aber nur Schenk - Wirthschaften privilegirt, fonzessionirt, mono polisirt, wie es leider jeßt geschieht, dann wird für die Verminderung des Genusses nichts gethan. Auf diesem Wege, durch solches Mittel wird kei nem Uebel gesteuert, Darum unterstüßt der achte Ausschuß den Antrag und bittet eine hohe Stände - Versammlung, denselben bei Sr. Majestät dem Könige befürworten zu wollen, — Der im Vorstehenden entwickelten Meinung des Referenten war ín dem achten Ausschusse nur noch ein Mit glied beigetreten. Die aus acht Mitgliedern bestehende Majorität hatte dagegen beschlossen, bei der Versammlung darauf anzutragen, daß Se, Majestät gebeten werden möge, das bezogene Geseßz in folgender Weise zu modifiziren, nämlich: 1) Daß die Behörde grundsäßlich nur dann befugt sein solle, einmal ertheilte Konzessionen zu Gast- und Schenkwirthschaften zurückzunehmen, wenn die Juhaber durch die Uebertretung der bestehenden Gescßze und Verordnungen dazu Anlaß geben, 2) Daß ferner über jedes Gesuch zur Ertheilung einer neuen Konzession vorab die Gemeinderaths Bersammlung in ihrem Gutachten zu hören, und daß die Konzession jedes mal zu versagen sei, wenn dieselbe nicht durch Beschluß des Gemeinde- Raths mit Mehrheit von zwei Dritteln der Anwesenden befürwortet wird. __ Ein Abgeordneter der Ritterschaft bemerkt: Er müsse sich gegen die Form des so eben verleseneu Neferates verwahrenz es sei der Geschäfts Ordnung zuwider, daß die Ansicht der Minorität zuerst vorgetragen werde. Das Referat sei blos der Ausdruck der Anjicht der Majorität. Eine solche Form des Referates dürfe für die Folge nicht wieder vorkommen, und wünsche er, daß die Versammlung dieses ausspreche, — Nachdem diese Ansicht von schr vielen Seiten unterstüßt worden, wird bemerkt: Der gerügte Uebel stand habe darin seinen Grund, daß der Referent cher crnannt werde, als die Diskussion im Ausschusse stattgefunden habez bei der Entwerfung einer neuen Geschästs-Ordnung möge auch dieser Umstand berücksichtigt werden, — Ein anderes Mitglied dieses Standes tritt der Aeußerung des vorletzten Redners bei und müsse wiederholen, was er bei einem ahnlichen Falle in einer der leßten Sißungen bemerkt habe, daß der als Neferat verlesene Vortrag mir als erste Entgegnung auf die Ansicht des Ausschusses angesehen werden fönnez worauf vom Neferenten bemerkt wird: Ein ähnliches Verfahren sei früher öfter vorgekommen, und habe er sih um so mehr dazu für berechtigt gehalten, als die Majorität durch die von ihr vorgeschlagenen Modificatio nen des Gesetzes der Ansicht der Minorität theilweise beigetreten sei, Ein Abgeordneter der Städte sagt: Jn dem verlesenen Nefcrate sci das Hauptgewicht darauf ge‘egt, die Ertheilung von Konzessionen überhaupt ganz aufzuheben, Dieses aber habe sein Antrag nicht bezweckt; vielmehr habe er nur Folgendes an dem Heseße auszuseßen gefunden; 41) Daß ein jeder Gast und Schenkwirth ohne alle besondere Veranlassung jedes Jahr eine neue Konzession auf ein Jahr nachsuchen müsse; eine solche Bestimmung sev zweck losz 2) daß die Polizei - Behörde die Befugniß habe, eine Wirthschaft zu unterdrücken oder die Konzession zu verweigern, und dabei nur ihrer vorgeseßten Behörde die Gründe ihres Verfahrens mitzutheilen verpflichtet sei; 3) daß bei dem Absterben eines Wirthes oder der Veräußerung des Wirthslokals weder die Erben noch der Ankäufer vorzugswcise berücksichtigt werden, Wonn Jemand scin ganzes Vermögen auf ein Etablissement verwendet habe, und die Cxristenz seiner Familie für den Fall scincs Todes gesichert zu ha ben glaube, so sei durch das fragliche Gesetz, welches die Ertheilung der Konzession und resp. deren Fortbestand von der Ansicht einer einzigen Per son abhängig mache, ihm sowohl die Garantie scines cigenen Fortkommens, wie auch der Existenz seiner Familie benommen, Ju demselben Sinne, von dem ex in seinem Antrage ausgegangen sci, habe sich noch zunächst die Versammlung bei der analogen Frage über die Apotheker-Konzession aus gesprochen, Ein Abgeordneter der Nitterschast : Auf die Gastwirthschasten erstrecte sich das Geseß nicht, sondern auf die Schenkwirthschaften. Einem Schenkwirth werde die Konzession nur dann genommen, wenn er sich wieder holte Polizei-Conutraventiouen habe zu Schulden kommen lassen. Es sei cine reine Unmöglichkeit, ohne das Gese die Schenkwirthe im Zaume zu halten. Er wolle aus seiner Erfahrung nur zwei Beispiele anführen, Der Beigeordnete und demnächst er selbst, habe einem Wirthe die Erx- laubniß verweigert, an einem geseßlichen Feiertage Tanzmusik zu halten, der Wirth erkundigt sich bei dem Gerichtsvollzieher nach dem Betrage der darauf geseßten Strafe; er hält Tanzmusik und erlegt die Geldbuße von 2 Thalern. Derselbe Wirth will kürze Zeit nachher am 4. und 5, Tage Nachkirmeß feiernz er hä!t troß des Verbots Tanzmusik und erlegt die auf den Wiederholungsfall geseßte Strafe von 5 Tllrn, Das einzige Mittel, dem Geseße Gehorsam zu verschaffen, sci mithin gewesen, um Neujahr ihm die Konzession zu verweigern, Jn dem zweiten Falle habe die Negie rung bei Strafe des Verlustes der Konzession verboten, Tanzmusik zu hal ten, weil in der Gegend die Nuhr grassirle, Wenn den Zuwiderhandelnden die Konzession entzogen worden sci, so haben sie dieses ihrer eigenen Schuld beizumessen. Dagegen sei ihm kein Beispiel bekanut geworden, daß der Wittwe oder den Erben eines Gastwirthes die Konzession versagt worden sei, (Schluß folgt.) : ———— P —
Köln, 26. Juli, Der Herr Erzbischos-Koadjutor hat in diesen Tagen folgendes Rundschreiben an die Kapitel der hiesigen Metro- politan - Domkirche und der Kollegiat - Stiftskirhe zu Aachen und an die Herren Laud - Dechauten und Pfarrer der Erzdiözese Köln erlassen :
„Jm kommenden Monate August wird ein Zeitraum von tausend Jah ren vollendet, seitdem das vom Kaiser Karl dem Großen aus Völlern mannigfacher Abkunft und Sprache gebildete, cinen halben Welttheil um- fassende Neich unter dessen drei Enkel wieder getheilt wurde, und Deutsch- land, nah blutigen Schlachten, durh den Friedens - Vertrag von Verdün von jenem großen karolingischen Reiche sich ausscheidend, als selbstständiger Staat ins Leben trat. Dieser Zeitpunkt des tausendjährigen Bestehens un- seres Vaterlandes giebt uns Veranlassung zu einem ernsten Rückblicke auf die geschichtlihe Vergangenheit desselben, welchen wir zu unsexer Ermahnung und Erbauung nicht unbeherzigt lassen wollen, Die Drangsale, mit welchen
Dienstag den 1" August. Go waren häufig und groß; und in der Ge- schichte Deutschlands hat es Zeiten gegebeu, und viele unserer Zeitgenossen haben solhe noch mit erlebt, in welchen die Hand des Herrn in shweren Prüfungen auf unserem Vaterlande lag. Dennoch aber hat der All- mächtige, der da demüthigt und wieder erhebt, unser Volk und Va- terland durch alle jene Prüfungen hindurch geführt und ihm seine Selbstständigkeit in der Neihe der Nationen erhalten. Wie wir daher durch die Erinnerung an die vergangenen Zeiten auf der einen Seite uns mäch- tig aufgefordert fühlen müssen, in Erkenntniß unserer Shwäche, vor dem Angesichie Dessen, der die Geschicke der Reiche und Völker abwägt, in De- muth und Unterwürfigkeit das Haupt zu beugen, so finden wir auf dcr an- deren Seite wieder zum freudigen Vertrauen auf Gott und zum heißen Danke gegen Jhn uns angeregt, wenn wir darauf hinbliken, wie Gott im deutschen Volke nicht nur das Bewußtsein gemeinsamer Abkunft, Sprache und Sitte erhalten, sondern demselben durch die Gemeinschaft staatlicher und gesellschaftlicher Einrichtungen auch das Gefühl der Einheit als Volk und eine rühmliche Selbstständigkeit unter den Völkern der Erde bewahrt hat. Die herzliche Eintracht unter den deutschen Fürsten und Volksstäm- men, deren wir uns jeßt erfreuen, und welche die Erzdiözese Köln besou- ders in der gemeinsamen Beihülfe derselben zum Ausbau unserer weltbe- röhmten Metropolitan - Domkirche zu erkennen Gelegenheit hat, verbreitet cine reiche Segensfülle über das ganze Volk. Dafür lasset uns Gott dan- ken, dem Herrn der Heerschaaren, der Gott is über alle Königreiche der e und von dem allein jede gute Gabe kommt und alle vollkommene (Habe,
„Zu Berücksichtigung dessen und nachdem Se. Majestät der König mir Allerhöchstihren Wunsch eröffnen zu lassen geruht haben, daß zum Gedächt- niß des Friedens - Vertrags von Verdün und der mit ihm beginnenden Zelbstständigkeit Deutschlands eine allgemeine religiöse Feier stattfinde, ver=- ordne ich, wie folgt :
„1) Am nächsten 6. August Dominica VIH. p: Trin. — soll, zur Feier des taufendjährigen selbstständigen Bestehens unseres Vaterlandes, sowohl în der hiesigen Metropolitan-Domkirche und in der Kollegiat-Stists- kirche zu Aachen, als auch in allen Pfarrkirchen der Erz-Diözese, nach dem Hochamte, der ambrosianische Lobgesang feierli abgesungen werden.
,„2) Nach Beendigung des „Te Deum” soll zur Erhaltung der Ein- tracht und des Friedens unter den deutschen Fürsten und Völkern die Antiph. „Da pacem Domine ctc.” mit dem Versic. „Fiat pax etc.” und der Ora- tion „Deus, a quo sancta desideria etc.” abgesungen und, zur Erslehung des göttlichen Segens für unseren Landesvater, der Versic. „PDomine, sal- vum fac Regem etc,” mit der Oration pro Rege aus dem Missale bei- gefügt werden.
„Am Vorabende jenes Sonntags sowohl, als auch in der Frühe desselben und während Absingung des ambrosianischen Lobgesanges, soll mit allen Glocken geläutet werden, und es soll auch die Art der äußeren Got- tesverchrung an jenem Tage das Gepräge der hohen Feiertage an sich nehmen.
„Ueber die Anordnung und Bedeutung dieser Festfeier sind die Gläu=- bigen schon am Sonntage vorher von der Kanzel zu belehren.
„Köln, den 21. Juli 1843.
Der Enzbischof von Jfkonium, Koadjutor und apostolischer Administrator des Erzbisthums Köln, +4 Johannes.“
Katholifen in Weener.
zur Allgemeinen Preußischen
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Die
In der Beilage Deitundg vom 29, Juli, S. 191, Spalte 1, is von der neuen katholischen Kirche im Amte Weener die Rede, „Schon vor hundert Jahren ‘““, {ließt der interessante Artikel, „fühlten die Katholiken in und um Weener das Bedürfniß, einen katholischen Goktesdienst in Weener einzurichten z; es fonnte dies Bedürfniß aber nicht befriedigt werden, weil die Erlaubniß zur Erbauung einer Kirche uicht zu erlangen war.
Wir erlauben uns, da Ostfriesland vor hundert Jahren preußisch war, zur Erläuterung der unkterstrihenen Zeilen, Folgendes mitzu theilen.
Den 4. Dezember 1746 schrieb der (Groß - Kanzler Freiherr von Cocceji an den König Friedrich den Großen: „Ew. Königl. Majestät haben mir unterm 20, September Allergnädigst befohlen, gründliche Nachricht einzuziehen, ob den katholischen Eingesessenen in Ostfriesland ein öffentlicher Gottesdienst und Haltung eines Paters gestattet werden könne, und ob solches niht wieder die Landeo-Ge= seße laufe? Nach eingezogener Nachricht findet sich, daß, ohue Ver= leßung der Landes-Verfassung und der Konkordaten, dem Gesuche nicht deferiret werden könne, und uicht einmal das privatum exer- citium religionis (als welhes durch die Kaiserliche Salve Garde erst eingeführt worden) erlaubet sei. Ew. Königl, Majestät werden auch nicht das Geringste dabei profitiren, weil in dem Flecken Weener mehreutheils s{chlechte Leute und Pferde-Knechte wohnen, und wohl leine Hoffnung da is, daß wohlhabende Leute dadurch dahingezogen werden dürften. Jedoch muß ich lediglich Alles Ew. Königl, Majestät Allerguädigsten Resolution überlassen. “ i |
Der König schrieb auf den Rand: „Jch erlaube ihuen das freye Lxsersisse ihrer Religion nebst Pater und was dazu gehöret.““ — Gleich nachher sandte die reformirte Gemeinde eine Deputation nah Berlin, um die Wiederaufhebung der Königl. Resolution zu bewirken und cs gelang ihr, unterm 29, Mai ein Aller= höchstes Reskript auszubringen, worin allein aus der Ursache, weil die freie Religions - Uebung der katholischen Religion in Weener der ostsriesischen Landes - Berfassung und den Konkordaten von 1599 zu= wider wäre, das den Katholiken verstattete Religions-Exercitium wie= der zurück genommen wurde. Aber auch in Ostfriesland faßte (unter Friedrih's Scepter!) die Toleranz allmälig Wurzel, und die Katholiken în Leer bauten sich 1776, ohne sonderliche Wider= strebung, eine s{chöne Kirhe mit Glockenthurm. Solches erzählet Wiarda in seiner ostfriesischen Geschichte, Aurich, 1798, Bd. 9,
Os P,
S. 220.
Zur Biographie des Vice- Admirals und gegen- wärtigen französischen Marine- Ministers Varon vou Mackau.
m Paris, 25. Juli. Ein Mann der zum erstenmale Mi= nister wird, erregt besonders in Frankreich, wo der persönliche Ein= fluß der Mitglieder des Kabinets auf die Kammern so mächtig zu- rückwirkt, jederzeit eine Menge Erwartungen und Hoffnungen. Eine kurze biographische Skizze des neuen See - Ministers wird am besten zeigen, was man von Baron Matckau in seiner jebigen Stellung zu erwarten berechtigt ift.
Baron von Mackau wurde im Jahre 1788 in Paris von einer altadeligen Familie geboren, Sein Großvater und Vater ha= ben die diplomatische Laufbahn mit Ehren betreten, und ließen den jungen Mackau durch eine gediegene Erzichung für die Diplomatie vorbereiten. * Aber ein besonderer Umstand entschied dessen zukünfti= gen Beruf. Ju der nämlichen Erziehungs - Anstalt mit ihm befand sih Jerôme Bonaparte, später König vou Westphalen, der e Sa jungen Madau in ein inniges Verhältniß trat, Als später beide hre