1843 / 35 p. 1 (Allgemeine Preußische Zeitung) scan diff

L RRA Str T r 07 Em EZ Fe E R A D

g L

S S e Rem S e A

der Heilquellen verweilen, die sich für den Gesundheitszustand des Königs früher {on als sehr ersprießlih bewährt haben, Ju Schlangenbad is zwar nux ein fleiner, aber ausgesuchter Kreis von Badegästen versammelt.

Holstein. Kiel, Ende Juli, (A. M.) Den wahrscheinlich am 10. August 843 erfolgten Abschluß des Vertrags zu Verdün wird, sicherem Vernehmen nah, die Kieler Universität am 410. August d. J. durch eine von Herrn Professor Droysen zu haltende Festrede feiern, und sich so der Feier der Begründung der deutschen Reichsverfassung, wie sie auh in anderen Gegenden Statt haben soil, anschließen,

Oesterreichische Monarchie.

Wien, 25. Juli, Se. Majestät der Kaiser gedenkt in künf- tiger Woche nun doch den projektirten Ausflug durch Obersteyer und Oesterreih zu unternehmen und dabei insbesondere auch Jschl zu be- rühren.

Der Staats = Kanzler, Fürst von Metternich, welcher sich nach den lebten Berichten aus Ischl des besten Wohlbefindens erfreut, hat beschlossen, seinen Aufenthalt daselbst bis Mitte Augusts zu verlän- gern. Der Besuch von Königswart dürfte sonach entweder ganz un terbleiben oder sich auf einige Tage nur beschränken.

Franküretch.

Paris, 28. Juli. Der Trauer =- Gottesdienst für die Julí Opfer hat in allen Kirchen der Hauptstadt stattgefunden ; die St. Pauls Kirche war namentlih mit Andächtigen überfüllt. Die Börse wird E, geschlossen sein und die Poft nur bis Nachmittags Briefe an nehmen.

Der englische Botschafter hat heute den spanischen Geschäfts- träger, Herrn Hernandez, empfangen, der in Madrid seine Entlassung eingerei{cht haben soll. S

Die polgtechnische Schule, die im Jahre 1794 gestiftet ist, hat für das Genie-Corps, die Land-Armee und die; Marine bis zum heu- tigen Tage bereits 3500 Offiziere ausgebildet.

E Victor Hugo schreibt gegenwärtig an einem Drama „Wilhelm e 44

Börse. Die Fonds schlossen heute gerade so wie gestern, die 3proc. Reute zu 80.410, die 5proc. zu 121.75. Geschäfte wurden niht gemaht, Die spanische aktive Schuld behauptete sih auf 28%, nachdem sie schon 287 notirt worden war z die passive war zu 4% an- geboten. Die Stockung in den Fonds-Geschäften wird zwei Ursachen zugeschrieben, dem Mangel an großen Spekulanten einerseits und der Ungewißheit über die spanishen Angelegenheiten andererseits; man fängt an, über die Ereignisse in Barcelona und über die Rolle, welche die französische Regierung zu Madrid spielen wird, sich sehr zu beun- ruhigen, Es wird versichert, daß die telegraphische Depesche heute Abend nichts Anderes berichten werde, als den Einzug des General Narvaez in Madrid, der am sten dort eine Musterung über 30,000 Mann gehalten haben soll.

x Paris, 28. Juli, Der Prinz und die Prinzessin von Joinville haben zu Brest einen sehr glänzenden Empfang gefunden ; ih bin im Stande, Jhnen darüber folgendes Nähere mitzutheilen.

Sobald der dortige See - Präfekt, Admiral Grivel, durch den |

Donner der Kanonen von den Forts und den auf der Rhede vor Anker liegenden Schiffen in Kenntniß geseht war, daß die schon seit einigen Tagen erwartete Fregatte „Belle Poule‘““ mit dem hohen neu- vermählten Paare glücklih angekommen war, begab er sich, begleitet

von dem General-Lieutenant Aymar, Adjutanten des Königs, welcher |

von hier aus Auftrag des Monarchen dem Prinzen und der Prin- zessin nah Brest enutgegengeschickt worden war, von dem Schisss- Capitain und Mitgliede der Deputirten-Kammer Herrn Hernoux und der Gräsin von Hulst, welche die Stelle als Ehrendame bei der Prinzessin von Joinville einnehmen wird, am Bord der „Belle Poule““, wohin bereits vorher das Personale der Sanitäts = Jutendanz sich begeben hatte, das unverzüglih den freien Verkehr der Fregatte mit dem Lande gewährte. Der Prinz, der mit allen seinem Range ge- bührenden Ehrenbezeigungen empfangen werden sollte, gab scine Absicht zu erkennen, daß er am folgenden Tage, Sonntag um 14 Uhr Vormittags, erst ans Land steigen, und daß der erste Schritt seiner Gemahlin sein werde, nah dem Tempel des Herrn sich zu begeben, um diesen für die gliicklich vollendete Ueberfahrt und für die Wonne zu danken, die ihr nun beschieden sei, den französischen Boden, ihr jeßiges Vaterland , betreten zu können.

Am Sonntag Morgens 10 Uhr hallte der Donner der Kanonen von der Rhede von neuem wieder, als Jhre Königl. Hoheiten die „Belle Poule“’ verließen und ans Land stiegen, Sie wurden dort zuerst von der Hafen-Jntendanz und dann von dem See-Präfekten in Anwesenheit aller Marine - Corps empfangen, in deren Namen der Admiral Grivel eine kurze aber sehr herzliche Anrede an sie richtete. An dem Hafengitter standen der General-Lieutenant Tholozé, Komman dant der dreizehnten Militair-Division, der Präfekt des Departements Fiuisterre und der Maire von Brest, denen sih ein eben so zahlreiches als glänzendes Gefolge angeschlossen hatte, das aus allen Civil- und Militair-Behörden bestand, zu ihrem Empfange bereit. Der General= Ueutenant Tholozé richtete zuerst im Namen der von ihm befehligten dreizehnten Militair - Division das Wort an Jhre Königl. Hoheiten, indem er zur glücklihen Rückkehr dem Prinzen, „einem der theuersten und tapfersten Vertheidiger des Landes‘, Glück wünschte und die Freude aussprach, bei ihrem ersten Schritt auf den Boden Frank- reichs die erlauchte Prinzessin, seine edle Gemahlin, die nun eine der edelsten Zierden desselben fein werde““, begrüßen zu können, Schließlich tbat der Redner das erlauchte Paar, den Ausdruck der Gefühle der

iefsten Ehrfurcht, der Liebe, unverbrüchlichen Ergebenheit für die Kü- nigliche Familie und Jhre Königl. Hoheiten insbesondere gnädig auf- zunehmen. ; é: :

Dann spra der Präfekt von Finisterre die Glückwünsche im Namen des von ihm verwalteten Departements aus, darin erinnernd, wie Aller Wünsche dem Prinzen und seinem Bruder, dem He ‘30g von Aumale, gefolgt seien, als sie sich vor einigen Monaten auf der „Belle Poule“ zu Brest einschifften, Die Vorsehung habe diese Wünsche erhört. i

Als Zhre Königl. Hoheiten dur das Hafengitter in die Stadt selbst einzutreten im Begriff waren, begrüßte Sie der Maire von Brest mit einer Aurede,

, Nachdem \o diese ersten Empfangs-Feierlichkeiten vorüber waren, stieg die Prinzessin von Joinville in einen o enen Wagen, der für sie bereit gehalten warz der Prinz blieb zu Sul an der Spibe des Zu- ges. Ihre Königlichen Hoheiten begaben i iei

St, Louis.

ser waren mit dreifarbigen Fahnen festlih geshmüdckt, alle Fenster mi Damen beseßt, die dem Prinzen und der Prinzessin von Eee mit ! An dem Portale der Kirche reichte der Pfarrer an der Spihe der Geistlichkeit dem Prinzen und der Prinzessin das Weihwasser, und führte sie dann an die ihnen vorbehaltenen Pläbe am Fuße des Hochaltars, Nach beendigtem Gottesdienste ver- fügten sich ZJhre Königl. Hoheiten in das Hotel der Präfektur, wo

Prinze sin erwarteten, um ihr im Namen der Die Prin-

ihren Taschentüchern entgegenwiukten.

14 N E die

Stadt Brest ein zierliches Blumenkörbhen darzubringen,

) sich nun zwishen einer doppelten Reihe von Truppen und National - Garde A S Kirche Eine ungeheure Volksmenge folgte dem Zuge, alle Häu-

224 zessin, davon aufs innigste gerührt, dankte aufs herzlichste und über- reichte der Sprecherin mit einer Umarmung ein Kästchen mit einem sehr reichen Bracelet zum Geschenke. Der Tag endigte mit einem glänzenden Diner auf der Präfektur, und Abeuds wurde die ganze Stadt beleuchtet.

Am Montage, den Asten, besuchten der Prinz und die Prin-= zessin verschiedene Werkstätten im Hafen, gingen an Bord mehrerer Schisfe, und Abends erschienen sie bei einem großen Balle, der ihnen zu Ehren auf der Präfektur veranstaltet worden war.

Am 25st\ten, um 9 Uhr Morgeus, verkündete das allgemeine Giodckengeläute und der Donner der Kanonen die Abreise des Prinzen und der Prinzessin. Das erlauchte Paar hatte noch vorher, außer zahlreichen Gaben und Unterstüßungen an viele Haus-Arme, dem Sec-Präfekten und dem Maire der Stadt jedem eine Summe von 2000 Fr. zustellen lassen, um sie unter bedürftige Familien zu vertheilen.

Gestern werden die erlauchten Reisenden wohl mit der König- lichen Familie zu Schloß Bizy zusammenugetroffen sein.

Grossbritanien und Arland.

London, 28. Juli, Jhre Majestät die Königin und Prinz Albrecht besuchten gestern in Begleitung eines zahlreichen Gefolges zum erstenmale den Themse=-Tunnel.

Man liest im Morning Herald: „Bei Gelegenheit der Ver mählung des Prinzen von Joinville mit der Prinzessin Franziska, Schwester des Kaisers von Brasilien, hat man in Rio Janeiro von einer Abtretung der JInsel St. Catherine an deu Prinzen, als zur Mitgabe der Prinzessin gehörig, gesprochen. Man hat eine folche Klausel für nicht wichtig genug gehalten, aber sie is doch uicht so unglaublich, wie man meinte, denn wir können jeßt mit einiger Ge wißheit sagen, daß in dem Heiraths-Kontrakt von dem französischen Botschafter festgeseßt und von der brasilianischen Regierung geneh- migt worden is, daß dem Prinzen von Joinville auf der genannten Jusel eine Landstreckde von 25 Meilen, nach seiner Auswahl, über wiesen werden, und das dieser Landstrich statt eines Theiles des baga= ren Brautschaßes gegeben werden soll. So weit ging die Unwissen heit und Uebereilung der brasilianischen Regierung, daß sie bei dem Abschlusse dieses Geschäfts weder die Zeit noch die Umsicht hatte, die reichen Kohlen-Minen auszunehmen, welche auf dieser Jnsel ent deckt sind, und die für ein so verarmtes und insolventes Land, wie Brasilien eine so bedeutende Hülfsquelle hätte werden können.“

Berichte aus Birmingham lauten sehr besorgnißerregend hinsicht lih des Zustandes der benachbarten Kohlenminen und Eisenwerk= Bezirke. Eine Menge Arbeiter haben freiwillig die Arbeit niederge= legt und auch die Beschäftigung der noch in Arbeit Befindlichen wird täglich geringer. Man fürchtet eine ernste Krisis,

Jn Durham isst ein Herr Bright, Mitglied der League gegen die Korngeseße an die Stelle des Lord Dungannon, dessen Wahl wegen vorgefallener Bestehungen für ungültig erflärt worden war, zum Parlaments-Mitglied gewählt worden.

B E E Brússel, 30. Juli. Der König wird am 2, August nah Wies- baden abreisen, um dort die Bäder zu gebrauchen; die Königin wird sih zu den jungen Prinzen nah Ostende begeben. P e Wi i Paris, 28. Juli, Telegraphische Depeschen aus Spanien. Madrid, 25. Juli Abend. Das Ministerium Lopez hat On E E D, welWe n ver Ne der Hauptstadt standen, sind eingerückt. Die Natiounalmi liz ist im Laufe des gestrigen Tages entwaffnet worden, Arguölles, Vormund der Köntg11, hat seine Demission gegeben. | = L Perpignan, 26. Juli. Das Dampfschiff „Papin““ is am 24. zu Barcelona eingelaufen; es kam von Valencia, wo man am 22, durch das Dampfschiff „Elbe“ erfahren hatte, daß die spanische Fregatte „Cortes“ mit zwei kleineren Schiffen am 14, von Algesiras ausgelaufen war, um Cadix zu blokiren, Concha war am 14. Juli zu Campillo de Arenas; er sucht Espartero! Die Juselu Minorka und Jvoiça haben sich sammt ihren Besabungen pronunzirt,

Madrid hat sich ohne Bedingung ergeben. Eine Deputation des Ayuntamiento, welche sich am 23sten Abends zum General Nar= vaez begab, um ihm gewisse Bedingungen vorzulegen, unter denen Madrid seine Thore öffneu wolle (z. B. eine gute Behandlung der National-Gardez keine Verfolgung wegeu der leßten Ereignisse; Cin seßung einer Central -Junta und Ernenuung des Generals Aspiroz zum Präsidenten derselben) wurde zurückgewiesen; ein zweiter Ver- such am 24stens Morgens hatte denselben Erfolg, und es blieb den Behörden daher nichts übrig, als dem Sieger ohne Bedingung die Thore der Hauptstadt zu öffnen, in die er deun auch am 24sten sei nen Einzug hielt, -

Es heißt nunmehr, der General Narvaez wolle die meisten Generale, die an den leßten Ereiguissen Theil genommen, nah Ma- drid berufen, um sich mit ihnen darüber zu berathen, auf welche Weise den Uebeln, waran das unglückliche Spanien leidet, abgeholfen und neue Spaltungen für die Zukunst vermieden werden könnten. Was die angebliche Wiedereinseßung der Königin Christine als Re gentin anbetrifft, so scheint nach der förmlichen Weigerung der Köni- gin, in einer solchen Eigenschaft in Spanien wieder aufzutreten, dies Projekt selbst von den eifrigsten Begünstigern desselben, aufgegeben

»orden zu sein. : O A befand \ich, den leßten Nachrichten zufolge, noch immer in Cordova, wo er wohl die Generale van Halen und Carra= talá erwartet, Der General Concha war am 14, Juli in Campillo de Arenas auf der Straße von Granada nach Jaen und wird, wenn Espartero, wie man glaubt, seinen Marsch uach Cadix fortseßt, wahr= scheinlich ihm über Alcaudete und Montilla folgen. f:

Das (gestern unter Paris erwähnte) Börsengerücht , wonach Espartero seine Entlassung als Regent des Königreichs eingereicht haben sollte, beruht offenbar auf einer Verwechselung mit Herrn Arguëlles, der seine Stelle als Vormund der Königin niedergelegt hat. Es wäre auch eine zu große Genugthuung für seine Geinde, wenn er, obwohl faktisch abgesebt, freiwillig auf alle seine Präroga tive verzichten wollte; es is vielmehr zu erwarten, daß er, wenn es ihm gelingt, Cadix zu erreichen, vou dort aus gegen die usurpirte Gewalt in Madrid protestiren wird.

XX Paris, 28. Juli, Der Jnhalt des Bando, welchen die Junta von Barcelona in Folge der tumultarischen Ausftritte vom Asten erlassen hat, beweist mehr als alles Andere, daß die Hauptstadt von Catalonien einer neuen Krisis entgegengeht., Die blutigen Dro= hungen der Junta gegen die Widersacher ihrer politischen Tendenzen und also ihrer Amtsgewalt überhaupt, sind ein unverkennbares Zeichen

des Bewußtseins ihrer Shhwäche, aber diese Shwäche scheint nur eine augenblickliche, und hauptsächlich durch das Ausrücken des streit- barsten Theils der barcelonaer Mannschaft herbeigeführt zu sein. Die Junta vertritt die demokratische Richtung des eigentlichen Lofalgeistes von Barcelona und Catalonien gegen die cristinishen Sympathieen, welhe sich in den bisherigen Handlungen der provisorischen Regie- rung und besonders in den Ernennungen zu den wichtigsten Aemtern der militgirishen und bürgerlichen Verwaltung zu erkennen gegeben haben, Ein großer Theil der wohlhabenden Einwohner von Barce-

| |

lona, und besonders die Fabrikanten, deren Judustrie unter den ewigen

bürgerlihen Wirren eben fo sehr leidet als unter den übertriebenen

Ansprüchen der Arbeiter, die den großen Haufen in Barcelona bilden,

steht freilih auf der Seite der Regierung, aber sein Einfluß auf die

ganz entgegengeseßten politischen und gewerblihen Juteressen gehor- chende Menge is zu {chwach, als daß er dauernd die Oberhand ge- winnen sollte. Judessen läßt sich mit Sicherheit voraussehen, daß der

Bando der Junta vom 20sten nicht ohne starke und gewaltsame

Reaction bleiben wird. Das Hauptwerkzeug dieser Reaction ist das

bisherige Organ der p. ““vrishen Regierung, der Jmparcia!

während der Constituct1 ¿al seine alte Rolle als Vertreter : demokratisc;en Opposition wieder übernommen hat, in welcher er bi auch jeßt die Junta und deren Maßregeln nachdrücklich vertheidi

Der Constitucional versichert, daß die Gegenparthei ernftlih d

mit umgehe, die National-Garde von Barcelona vou neuem zu entw°

nen und die Regentschaft der Königin Christine wiederherzustellen, zu

Drohungen, die allerdings geeignet sind, einen lebhaften Eindruck au

die eben so hartnäckigen als stolzen Barceloneser zu machen. Lt4

Imparcial seinerseits widerspricht mit großem Cifer diesen beiden

Beschuldigungen, und erklärt namentlih in Bezug auf die Lebtere,

daß es offenbarer „Wahnsinn“ sein würde, an die Erneuerung der

Regentschaft der Königin Mutter auch nur zu denken. i

Der Angriff des Obersten Ortega auf Saragossa wird nicht we nig dazu beitragen, die Stellung der neuen Regierung, die natürlich die moralische Verantwortlichkeit für die Handlungen der Revolution übernehmen muß, zu erschweren. Saragossa und Madrid können nach

Allem, was vor ihren Mauern vorgegangen 1st, nur die unver|öhnli-

chen Feinde der Ordnung der Dinge scin, deren Begründung unter

so ernstlichen Mißhandlungen und Demüthigungen sür Ie, nächst Bar celona die politisch mächtigsten Städte des ganzen Landes, e ist,

Hat der Haß und die Rachsucht Barceloi9?s hingereiht, um Espa1

tero zu stürzen, so wird der Zorn und der beleidigte Stolz Madrids

und Saragossa’'s mächtig genug sein, um das 1hnen nit Kanonen fugeln und Bajonetten aufgezwungene Resultat des bevorstehenden

Regentschaftswechsels von einem Tage zum anderen wieder 1n örage

zu stellen. Es ist übrigens wahrscheiulih, daß man feine individuelle

Regentschaft an die Stelle der bisherigen seßen, jondern daß man

versuchen wird, den Ansprüchen der verschiedenen Parteien und der

demokratischen Eifersucht der Opposition durch die Bildung einer aus

mehreren Personen bestehenden regentschaftlichen Regierung zu S Neuere Nachrichten aus Andalusien klären die früheren Angaben

auf, welche wir ua Korrespondenzen aus dem Süden über den vor

geblichen Versuch, englische Besaßung nah Ceuta zu werfen, mitgetheilt haben. Der wahre Sachverhalt ist folgender. Der Kommandant des Lagers von Sau Roque, General Carondelet, verlangte zum Be- hufe einer militairischen Operation gegen Malaga oder Sevilla, daß ihm der Gouverneur von Ceuta zwei oder drei Bataillone seiner Garnison zur Verfügung stelle, indem er ihn zugleich wissen ließ, da} er mit dem Gouverneur von Gibraltar dahin übereingekommen jet, daß dieser auf Verlangen des Gouverneurs von Ceuta einige Com pagnien englischer Truppen über die Meerenge schicken werde, wenn der Dienst der afrikanischen Festung dies erfordern sollte. Cin wirk liches Erscheinen englischer Laudungstruppen hat nt stattgefunden.

Jenes Verlangen des Generals Carondelet wurde übrigens vom Gou

verneur von Ceuta abgewiesen, und es war selbst eine Haupt-Veran

lassung zu dem Pronunciamiento der genannten Stadt. Der Gene= ral Carondelet, der sich \päter durch den Aufstand der Truppen von

San NRoque zur Flucht nah Gibraltar genöthigt sah, is von dort

auf dem englischen Dampfsch} „the Jzard‘“ nah Cadix gegangen.

Angekommene Fremde.

British Hotel. Graf von Moltke, Ober-Stallmeister Sr. Königl. Hoheit des Großherzogs von Mecklenburg - Streliß, nebst Familie, aus Neu -Streliy. Kloccke, Stadtverordneten - Vorsteher, aus Breslan. Baron von Zedliß aus Potsdam. Frau Baronin von Gersdorf, Kammerherrin, und Familie aus Polnisch - Nettkow. vou Ploch aus Potsdam. Baron von der Reck aus Siegefeld.

Stadt London, Graf Hippolito Salino, aus F. Galantino, aus Parma, Baron und Baronin von aus Prenzlau. von Scharnhorst, aus Kemberg. von burg, aus Schwedt. N :

Meinhardt’s Hotel. Oberst-Lieutenant vou l’Estocq, Graf Loeben und Justizrath Sattig, aus Görliß.

Hotel de Nussie, von Warnow, Rechnungs - Offizial der Kaiserlich österreichischen Hofbuchhaltung aus Wien, Geheimer Kommerzien - Rath Löbbecke und Kommerzien-Rath Schiller, aus Breslau.

Nheinischer Hof. Graf Garczuynski aus Bentschen. Stadtrichter Winter und Familie aus Swinemünde, Ober-Regierungsrath Nob b e aus Merseburg. Land- und Stadtrichter Friedeberg aus Berlinchen, Gläser, Königl. Dänischer Hof - Kapellmeister, aus Kopenhagen.

Hotel de Prusse. Ob. Forstmeister o. Pachhelbl-Gehag, aus Potsdam.

Hotel de Rome. Frau von Mühlen und Fräulein von Schähßell

aus Dresden, RNolph, engl. Edelmann, aus London.

Hotel du Nord, Graf v, BerkowsSski, galizischer Landstand, aus Lemberg.

König von Portugal, Geh, Negierungs-Nath Noel dechen nebst Fa milie, aus Breslau, Land - und Stadtgerichts - Direktor von Reder, nebst Gemahlin, aus Sprottau, Justizrath Metke aus Sagan.

König von Preußen. Hauptmann von Maßdorf aus Sorau,

HoteldeBrandebourg., Graf u, Gräfin Wartens leben, aus Krippitz.

Kronprinz. Kammerherr , Baron von Bissing und Frau Baronin von Bissing, aus Beerberg in Schlesien. Lon Sohx, General Lieutenant a. D., und von Knobloch, General-Major a. D., aus Stargard. J. Brune de Mons, aus der Havanna. Baron von Bo ck, aus Hartha.

Rother Adler. (Kölnischer Hof.) Nittergutsbesißer von Butler aus Stavkowo. Bürgermeister Demiani aus Görliß,

Hotel deSaxe. J. Ball, irländ, Edelmann, aus Dublin, Ch. Spring Rice und Gorham-Maitland, englische Edelleute, aus London, Prinz von Preußen, Hauptmann Hoppe nebst Gemahlin aus Pase

walk, Harnisch, Dr. der Theologie und Pfarrer, aus Wilsnack.

Jn Privathäusern. Oberst-Lieutenant a, D. von Stanker, aus Frankenstein, Pariser-Plaß 4, bei von Stanker, Großherzogl. Sachsen- WWeimarische Geh. Legationsrath von Wegner, Lennéstr. 4, bei von Wegner, Fräulein von Gräveniß, Stiftsdame, aus Stift Marien- fließ a. d. O., Jerusalemerstr. 29, bei Dôle&

E T OACSC Age Bors er

Amsterdam., 29, Juli. Niederl. wirkl. Sch. 035%. Kanz-Bill, ——. 5% Span, 187. 3% do. 26%, Pass. —. Ausg. —. Zinsl. —. Preuss. Pram. Sch. 1595. Pol. —., OVesterr. s 4% Russ. Hope 897.

Ham b urg, 31. Juli. Bank - Actien 1645. Engl. Russ. 1115.

London. 28 Juli. Cons. 3% 93%. Belg. 104. Neue Anl. 185. Pas- sive 4%. Ausg. Seh, 10%. 25% Holl, 534- 5% 1008. 5% Port, s, 3% Ne

Engl. Russ. 1143. Bras. 745. Chili 96. Columb. 242. Mex. 32%. Peru 187.

P aris, 28. Jul. 5% Rente fin cour. 121. R 3% Rente fin cour. 80. 10, 5% Neapl. au cowpt. 106. 49. 5% Span. Rente 287. Pass. 45.

Petersbu rg, 25. Joli. Lond. 3 Met. 37.77. Hamb. 34 L Poln. 300 Fl. —. do. 500 Fl. —. do. 200 FL. 287.

Wien, 28. Juli. 5% Mei. 110%. 4% 100%. 3% 763. Actien 1617. Anl. de 1834 —. de 1839 —,

Königliche Schauspiele.

Freitag, 4, Aug. Jm Opernhause. Zum erstenmale: Das Nacht- lager von Granada, Oper in 2 Abthl, nah dem Schausp. gl. N, von

Fr. Kind, bearbeitet v. Karl Frh. v. Braun, Musik von C. Kreuter.

——EEEE ; ; Verantwortlicher Redacteur Dr. J, W. Zinkeisen.

Turin. Graf Wedell, S hulen

5% do. 100.

Paris 404.

Bank-

Gedruckt in der De ckershen Geheimen Ober-Hofbuchdruckerei, Beilage

Das Abonnement beträgt: 2 Rfhlr. für { Iahr. 4 Kthlr. - 2 Iahr. 8 Rthlr. - 1 Iahr. in allen Theilen der Monarchie ohne Preiserhöhung. Insertious-Gebühr sür den Raum einer Zeile des Allg, Anzeigers 2 Sgr.

Allgemeine

Preußische Zeitung.

Alle Post - Anstallen des In- und Auslandes nehmen BSestlel- lung auf dieses Blatt an, sür Berlin die Expedition der Allg. Preussischen Zeitung: Friedrichssfrasse Ur. 72.

Me 35.

Inhalt.

Amtlicher Theil.

Inland. Landtags-Angelegenheiten, Rhein-Provinz. 45ste Plenar-Sißung. Verhandlungen über die Provinzial-Arbeits- Anstalt zu Brauweiler und über Errichtung einer Provinzial-Sparkassen-Bauk, Berlin. Ausbleiben des Berichtes über die 43ste Plenar-Sißung des rheinischen Landtages in der Düsseldorfer Zeitu a Olsel dorf. Landtags-Angelegenheiten, 43ste Plenar-Sißung. Verhandlun- gen über Veröffentlichung der ständischen Protokolle. Berlin, Be merkungen zu- den vorstehend mitgetheilten Landtags Berhandlungen, Berichtigung eines vermuthlichen Druckfehlers in den rheinischen Landtagé- Verhandlungen, Enthüllung der Friedens-Säule, - Stiftungsfest des Friedrich Wilhelms-Justituts,

Deutsche Bundesstaaten. Großh erzogthum Oldenburg. Oldenburg, Herstellung Sr, Königl, Hoheit des Großherzogs.

Frankreich, Paris, Hof-Nachrichten, Verzögerung in der Ernen nung französischer Handels-Agenten für China, Angebliches Manifest Marie Christine’s an die spanische Nation, Bermischtes. Schrei- „ben aus Paris, (Feier der Juli-Tage.)

Großbritauieu und Jrland, Parlaments Berhandlungen, Widerruf der falschen Berichte über die Grausamkeiten des britischen Heeres in Afghanistan, i

Schweiz. Zürich, Schreiben der Gesandten Preußens und Bayerns an den Regierungs-Rath in Bezug auf die Kommunisten-Angelegenheit,

Spanten, Paris, Telegraphische Nachrichten aus Spanien, Neues Ministerium. Einige Notizen über die Führer der Insurrection. Briefe aus Madrid, (Narvaez Lage vor der Hauptstadt; Vertheidi gungs-Maßregeln dieser leßteren; Pronunzirung von Leon; Niederlage der Generale Zurbano und Seoane.) und P aris, (Die Christinos und 2 Ministerium Lopez; die Regentschasts- und die Vormundschafts rage,

Beilage, Juland, Landtags-Angelegenheiten, Rhein-Pro- vinz. Ueber das physische und moralishe Wohl in Fabrikgebäuden beschästigter Kinder und über neue Vorschüsse aus der Staatskasse sür die rheinische Eisenbahn, Ueber die Vollendung des Nord-Kanals. Breslau. Abreise Sr, Excellenz des Herrn Finanz - Ministers, Cisenbahn-Angelegenheiten. Neisse, Eisenbahn-Projekt, Merse- burg. Nothstand im Regierungs-Bezirke, A achen. Rathhausbau, Deutsche Bundesstaaten. Bayern, München, Kammer- Verhandlungen über den Staatshaushalt, Nachtrag zu der vorherge- henden Sißung. Schneefall im Gebirge. Baden. Mannheim, Bekanntmachung gegen Vornahme rechtspolizeilicher Geschäfte an Sonn- tagen, Großherzogthum Hessen. Mainz. Cassations-Gesuch des Peter Fuhrmann, Sachsen-Weimar-Eisenach, Aus dem Weimarischen, Vorkehrungen gegen Getraidemangel, Eisenbahn- bau, Desterreichische Monarchie. Wien. Vermischtes. Frankreich, Paris, Das Journal des Debats über die Wen- dung der Dinge in Spanien. Liste der Ehren-Legions-Ritter. Ver- mehrung des Artillerie-Museums, Vermischtes, Großbritanien und Jrlaud., London, Feindselige Stimmung der Nepeal - Partei in Zrland gegen die Whigs. Dänemark, Kopenhagen. Dampf- chi}, Jtalien. Palermo, Das Rosalienfest, Türkei, Von der türfishenGränze, Die serbischen Ausgewanderten, Mexiko. Abschließung eines Wasffenstillstandes zwischen Mexiko und Texas, Brasilien. Rio Janeiro, Revision des Tarifs,

Amtlicher Theil.

Se, Majestät der König haben Allergnädigst geruht :

Dem Kantor und Schullehrer Gottwald zu Reichenbach in Schlesien das Allgemeine Chrenzeichen zu verleihen; und

Den bisherigen Landgerichts - Rath Cremer zu Koblenz zum Appellationsgerichts - Rath bei dem Appellationsgerichtshofe in Köln zu ernennen.

Königliche Bibliothek.

Jn der nächsten Woche, vom 7ten bis 12ten k. M. findet, dem g. XIV. des gedruckten Auszugs aus dem Reglement gemäß, die all gemeine Zurücklieferung aller entliehenen Bücher in die Königliche Bibliothek statt. Es werden daher alle diejenigen, welhe Bücher der Königlichen Bibliothek in Händen haben, hierdurch aufgefordert, solche an einem der genannten Tage, Vormittags von 9 bis 12 Uhr, und zwar diejenigen Entleiher, deren Namen mit einem der ersten Buchstaben des Alphabets, von A bis F, anfangen, am Montag oder Dienstag, die Entleiher von G bis M am Mittwoch oder Donnerstag, und die übrigen am Freitag oder Sonnabend, gegen Zurücknahme der darüber ausgestellten Empfan g- \ch eine zurückzuliefern.

Berlin, den 31, Juli 1843.

Der Königliche Geheime E und Ober-Bibliothekar

P erB,

Vichtamtlicher Theil. Inland.

Landtags- Angelegenheiten.

Nhein-Provinz.

Düsseldorf, 12. Juli, Fünfundvierzigste Plen ar-Sizung. Nach Eröffnung der Sitzung verliest der Referent den Bericht des zehuten Ausschusses über die Provinzial Arbeits-Anstalt zu Brauweiler, Unter ciner vollständigen Darlegung der Verwaltungs-Resultate der leßten Jahre hatte der Ausschuß darauf angetragen: über die Rechuungen der Anstalt für die Jahre 1840 und 1841 die Decharge zu ertheilen und den pro 1842—1843 entworfenen Etat zu genehmigen,

Nach Verlesung des sehr ausführlichen Referates entspinnt sich eine ausführliche Debatte darüber, weshalb die bereits an dem fünften und seh- sten rheinischen Landtage beschlossene Entfernung unordentlicher, von der Polizei in den größeren Städten aufgegriffener Weibspersonen aus der An- stalt nicht zur Ausführung gekommen sei, was seine Erklärung in dem Man- gel an einem anderen Aufbewahrungs-Orte fand,

Nachdem der Herr Landtags - Marschall die Debatte mit der Bemer- fung, daß die Auswahl des Lokals der Regierungs - Behörde zu über- lassen sei, geschlossen, erbittet sih ein Abgeordneter der Städte Auskunft

| |

| | | | | | |

Berlin. Freftüg deu 4A ugusi

darüber, ob es richtig sei, daß in Brauweiler 125 katholische und 25 evangelische Kinder sich befinden und doch ein evangelischer Schul Lehrer angestellt sei, Der Referent erwiedert: Es seien 251 katho lische und 46 evangelische Kinder in der Anstalt vorhanden, wobei ein evangelischer Lehrer angestellt sei, Früher baben ein Lehrer und ein Unterlehrer an der Anstalt fungirt; gegenwärtig sei ein Lehrer und ein foordinirter Lehrer dabei beschästigt. Im Jahre 1841, als der Lehrer abgegangen, haben sich viele Kandidaten, darunter auch meh rere fatholishe, gemeldet; jedoch sei der evangelische Lehrer Franz sür den tüchtigsten ertlärt worden, Da der katholische Pfarrer gegen die Anstellung eines evangelischen Lehrers protestirt habe, so sei die Sache vor die Kom mission gekommen, in welcher er, der Neferent, überstimmt worden sei, Auf den von ihm eingelegten Nekurs habe der Ober Präsident den Beschluß der Kommission wegen Anstellung des Lehrers Franz bestätigt, weil die Kon fession auf die Anstellung ohne Einfluß sei und der Neligions - Unterricht durch den betreffenden Pfarrer ertheilt werde, Ein Abgeordneter der Stadte findet durch diese Auskunft die Frage erledigt, Wenn aber das Prinzip aufgestellt werden solle, daß der Lehrer an der Anstalt katholisch jein müsse, so würde er sich für verpflichtet halten, auch auf die Anstellung cines besonderen Lehrers sür die evangelischen Kinder anzutragen. Ein Abgeordneter dieses Staudes wünscht weitere Auskunft darüber, ob in der Anstalt die Stokprügel eingeführt seien, Der Referent; Der Aus {chuß habe in dem verlesenen Referate bereits darauf angetragen, daß die mit den rheinischen Geseßen nicht vereinbarlihe Strafe der förperlichen Züchtigung beseitigt und eine angemessenere Strafart eingeführt werde, Nachdem die Versammlung dem Bericht des Ausschusses seinem gan- zen Jnhalte nach beigetreten, werden folgende Adreß - Entwürfe: 41) über die Königliche Proposition in Betreff des Weinsteuer-Geseßzes+ 2) über die Anlage ciner Eisenbahn über Hasselt; 3) über die allgemeine Anwendung der breiten Radfelgenz 4) wegen Modification der Verordnung über die Bestrafung der Bettler verlesen und genehmigt. : __ Hierauf wird der Bericht des zehnten Ausschusses über den Ausgabe- Etats - Entwurf der rheinischen Provinzial - Feuer - Sozietät sür die Jahre 1844—-45 verlesen, Der Ausschuß hatte Einzelnes zu erinnern gefunden und die Versammlung trat den sämmtlichen Anträgen des Ausschusses bei. Sodann wird der Bericht des sechsten Ausschusses wegen Errichtung einer Provinzial - Sparkassen - Bank verlesen. Der Ausschuß war der An- sicht, daß der Einführung einer solchen Bank noch manche Ermittelungen vorhergehen müssen, welche die Kräfte eines einzelnen Jndividuums über- steigen und während der Dauer des gegenwärtigen Landtags nicht Statt finden können. Derselbe hatte dahin angetragen; es wolle dem Landtage gefallen, eine Kommission zu ernennen, welcher der Auftrag zu ertheilen wäre, alle nöthigen Materialien zu sammeln, \sich über die Geldverhältnisse in ihren einzelnen Theilen genau zu unterrichten ; darauf seien die Statuten zu einer solchen Bank oder einem anderen derartigen Institute zu entwerfen, mit der Staats - Regierung sich dieserhalb in Rapport zu seßen und dem nächsten Landtag ein Bericht darüber zu erstatten, au vor Eröffnung des Landtags sämmtlichen Mitgliedern durch den Landtags - Kommissar dieser Bericht zugehen zu lassen, Ein Abgeordneter der Städte bemerkt: Er gebe zu bedenken, ob die Versammlung die Verantwortlichkeit für ein solches neues Institut, welches so bedeutende Summen zu verwalten haben werde, jemals übernehmen wolle, Es bestehen schon viele Lokal Sparkassen, bei denen unter kleineren Verhältnissen und bei einer guten Verwaltung alle Sicherheit zu finden sei. Wie aber wolle man die großen Summen rentbar anlegen, welche einem für die ganze Provinz bestimmten Jnstitute dieser Art zufließen werden 2 Ein anderer Abge- ordneter desselben Standes äußert; Wenn die von dem Ausschusse vor geschlagene Kommission einen Bericht erstatten solle, so liege die JZdee zum Grunde, daß der Landtag demnächst auch das Justitut ins Leben ru fen solle, indem die Berichterstattung sonst zwecklos sein würde, Ueber die vortrefflichen Wirkungen der Sparkassen könne nur Eine Stimme seinz es srage sih nur, auf welche Weise man hier am besten verführe. Ju sciner Gegend sei dafür gesorgt; wo aber noch feine Sparkassen bestehen, möge man sih bemühen, dieselben ins Leben zu rufen, und auch den Herrn Ober Präsidenten um seine Mitwirkung ersuchen, hauptsächlih damit nicht allzu \chwierige Formen für die Unterbringung der Gelder vorgeschrieben werden z dagegen könne er sich nicht dafür aussprechen, daß der Landtag als solcher ein Jnstitut errichte, welches er selbst zu dirigiren haben werde. Der An- tragsteller erwiedert: Sein Antrag habe blos zum Zwecke gehabt, auf dic Nothwendigkeit einer Sparkassen-Bank aufmerksam zu machen, Jn den grü- ßeren Städten sei es allerdings leicht, Gelder zu placiren , dagegen in den Landkreisen, wie Gladbach, Kempen und Geldern, fast eine Unmöglichkeit, Dieses Bedürsniß sei auch in Frankreich und England empfunden worden ; ja, man habe dort die Lösung dieser Aufgabe zum Gegenstande von Preis- Bewerbungen gemacht, Ohne Förderung von Seiten der Staats-Regierung sei der Zweck nicht zu erreichen, Er, der Antragsteller, fühle si doppelt verpflichtet , für die moralischen und materiellen Juteressen der dienenden und arbeitenden Klasse zu sorgen, weil er ihr seine bürgerliche Stellung ver- danke. Nach den vielfachen Erfahrungen über alle Verhältnisse der Industrie, welche er zu machen Gelegenheit gehabt habe, müsse er die Besißlosigkeit der Arbeiter und ihre dadurch herbeigeführte Unselbstständigkeit als die Schatten seite der Zndustrie ansehen, Die Nübßlichkeit der Sparkassen zur Beseitigung dieses Nebelstandes sei bekannt; er wolle nur an die segensreiche Thâtig- leit des in Aachen bestehenden Vereins zur Beförderung der Arbeitsamkeit erinnern, über deren Nesultate er aus einem Schreiben des würdigen Herrn Probst Claessen interessante Mittheilungen machen und worüber der Pro- tokollführer und der Abgeordnete der Stadt Aachen am besten Zeugniß ab- legen fönnten, An anderen Orten seien freilih so mächtige Mittel, wie sie dem aachener Vereine durch seinen Zusammenhang mit der Aachen Münchener Feuer-Versicherungs-Gesellschast zu Gebote stehen, nicht zu be- schaffen; er habe es aber für seine Pflicht gehalten, den Landtag auf das geschilderte Bedürfniß aufmerksam zu machen und zur Erreichung ähnlicher Zwecke einen Vorschlag zu ihun, Der Referent bemerkt: Weder er, noch der Ausschuß habe ein neues Provinzial - Justitut schaffen wollen; die Ab- sicht sei nur gewesen, bei der Ermangelung eines bestimmten Mittels die mehrfachen Uebelstände zu beseitigen, eine Untersuchung eintreten zu lassen, in wie weit die Sparkassen dur Errichtung einer Bauk zu fördern seien z ob diese Bank ein Provinzial - Justitut oder ein Actien - Verein werde, oder ob nicht etwa die Staats-Negierung zu ersuchen sei, die Gelder der Spar- kassen in die Staatsbank zu legen, über alle diese Fragen sei von dem Ausschusse weder berathen, noch ein Vorschlag gemacht worden z der Vor- schlag desselben bezwecke nur, daß, mit Rücksicht auf die Nüylichkeit, Mittel und Wege zux Förderung der Sparkassen aufgesucht werden, Der Gegen- stand sei namentlich für die ärmeren Klassen, welche in der Versammlung ihre Stimmen nicht erheben können, sto ing, daß er sich ent- schlossen habe, das Referat zu übernehmen, obgleich er nicht Mit- is des Ausschusses sei, Ein Abg. der Nitterschaft erklärt: An dem aachener Vereine zur Beförderung der Sparkassen, dessen hier gedaht worden sei, können sich auh die übrigen Regierungs- Bezirke betheiligen, Derselbe habe zwei Abtheilungen, von denen die erste als gewöhnliche Sparkasse, die andere als Prämienkasse organisirt sei, Diese Lebtere sei nur für Handwerker und für die dienende Klasse bestimmt, welche man 5 pCt, statt des gewöhnlichen Sahes von 35 pCt. Zinsen für ihre Einlagen bewillige; wenn aber die Einleger nachhaltig sparen, d. h. den

| Münchener Feuer - Versicherungs - Anstalt gezahlt, welche statutenmäßig die | j j | l

|

1843.

Zeit wenigstens 20 Rthlr. erspart haben, so erhalten sie dafür, außer ihren 5 pCt., noch eine Extra - Prämie von 15, pCt. Für Einlagen bis zu 600 Rthlr. werden 5 pCt, gewährt, für höhere Summen trete der gewöhn- liche Zinssaß von 4 pCt, ein, Die Prämien werden von der Aachen-

Hälfte ihres reinen Gewinns zu wohlthätigen Zwecken verwenden müsse und welche es vorgezogen habe, diesen Zwecken, statt durch Almosen-Spenden, durch Beförderung der Sparsamkeit und der Mäßigkeit zu genügen. Es stehe jedem Regierungs-Bezirle frei, in dem Maße, in welchem er zu dem Gewinne und zu den Piämien beitrage, an dem Vereine sich zu betheiligen und sich zu dem Ende mit dessen Vorstand in Verbindung zu seßen. Ohne solche Prämie sei der Zweck nicht zu erreichen; die dazu aus der Gewinn- hälfte verwendete Summe habe beiläufig 50,000 Rthlr. betragen. Ein Abgeordneter der Städte: Außer dem Zuschusse, welchen die Aachen - Mün- chener Feuer-Versicherungs-Anstalt gewähre, werden auch noch Beiträge von Nichtmitgliedern dieser leßteren Gesellschaft entrichtet, welche nah Verschie denheit der einzelnen Orte von 10 Sgr. bis zu 4 Nthlr, steigen. Durch Zahlung dieser Beiträge werde man Mitglied des Vereins zur Beförderung der Arbeitsamkeit, und hierdurch sei auch den übrigen Bezirken die Gelegen- heit zum Beitritte gegeben, Er finde gegen den Antrag des Ausschusses zu erinnern, daß es nicht Sache des Landtags sei, zur Beförderung solcher Anstalten eine Kommission zu ernennen; dies sei vielmehr den Vorständen derselben zu überlassen, welche, im Falle sie die Unterstüßung des Staates wünschen, ihr Projekt dem Landtage vorzulegen haben würden. Der vorleßte Redner fährt fort: An den Orten, deren Einnehmer sih zur Er- richtung der Prämienkasse verpflichtet habe, etablire der aachener Verein Berwahrschulen für kleine Kinder, die einem Jeden zugänglich seien, so daß die Arbeiter ihre Kinder gut aufgehoben wissen, Das monatliche Schulgeld betrage für ein Kind 2 Sgr., für zwei und mehr 1 Sgr. pro Kopf. Wer monatlich 22 Sgr, erspare, sei vom Schulgelde ganz befreit, Jm gegenwär- tigen Augenblicke werde eine solche Kleinkinder - Bewahrschule in Düren auf Kosten des Vereins eingerichtet,

Ein Abg, der Städte: Der wohlthätige Einfluß der Sparkassen werde seine volle Wirkungen erst dann äußern, wenn den angesammelten Geldern eine bessere Verwendung gegeben werden könne. Er ehre die Motive des Antragstellers, glaube aber, daß die Errichtung des Zweckes durch eine Bank nicht gesichert werde, weil deren Errichtung in der Rhein-Provinz, wo es für ihre Operation bis heran noch an allem Terrain fehle, fast nicht ausführbar sei. Viel näher liege ein schon bestehendes Staats - Justitut, nämlich das Banko-Comtoir in Köln, Die Junstruction für dieses Justitut sei zwar so, daß cs dem Bedürfnisse der Sparkassen keine Befriedigung ge währe, bei dem großen Jnteresse des Staates für diesen Gegcnstand stehe jedoch zu hoffen, daß hier ausnahmsweise günstigere Bedingungen zu erwir- ken seien. Schon einer der vorigen Redner habe gewünscht, daß der Herr Ober-Präsident um seine Mitwirkung gebeten werde; an eine solche Bitte {werde sich das Gesuch um Erweiterung der bestehenden Jnstructionen für

Sinn für Sparsamkeit zwei Jahre hintereinander bekunden, und in dieser

das Banco-Comtoir füglich anknüpfen lassen. Ein Aba. desselben Stan- des: Bei Ausleihungen von Baarbeständen der Sparkassen verlange die Regierung zu Düsseldorf, daß alle Papiere ihr vorgelegt würden, und wenn die Ausleihung nicht gegen Hypotheke erfolge, daß alle Mitglieder der Sparkassen - Verwaltung sich solidarisch verbürgen. Man möge den Herrn Ober - Präsidenten ersuchen, anstatt solcher Ershwerungen die Königlichen Regierungen zur Erleichterung des Ausleihe-Geschäfts anzuweisen,

Ein Abg, der Nitterschaft; Er könne die große Vorsicht der Negierun- gen nicht tadeln, weil man die traurige Erfahrung von bedeutenden Verlu- sten gemacht habe. Was die Bemerkung betreffe, daß es niht Sache des Landtages sei, sich mit dieser Angelegenheit zu befassen, so meine er, daß es die Aufgabe desselben sei, das Pohl der Provinz und daher auch um so mehr das Wohl der arbeitenden Klasse in Berathung zu nehmen, welches wohl am besten durh Förderung der Sparsamkeit und Arbeitsamkeit gesche- hen könne. Er glaube daher auch, daß der angeregte Gegenstand eine Un- tersuchung dur die Versammlung verdiene. Der Anschluß an die wohl- thätige Einrichtung in Aachen sei nicht so leicht, wie so eben von dem Pro- tokollführer erwähnt worden; wenn es aber wirklih der Fall wäre, wo würde die Kasse mit den vielen Kapitalien bleiben, welche aus den vier Re- gierungs-Bezirken in Aachen zusammensfließen würden, da sie jeßt schon in großer Verlegenheit sei, diese Gelder auf eine sichere Weise anzulegen? Er sei daher der Meinung, daß auf andere Mittel zu sinnen und daß es zweck- mäßig sei, diese Ermittelung einer Kommission zu übertragen. Ein Abg, der Städte: Er sei gegen alle Einwirkung des Staatesz nur einzelne Er- leichterungen, wie sie ein Abg, der Städte in Antrag gebracht, möge man von der Staats-Regierung verlangen, Die Begründung und Leitung sol cher Anstalten habe nicht von der Verwaltung auszugehen, sondern sei Sache der Privatenz wenn sich dabei ein Hemmniß ergebe, so bleibe der Landtag um Nemedur anzugehen, Dem Leßteren seien fertige Sachen vorzulegen, nicht aber das Hervorrufen solcher Justitute anzusinnen. Ein Abg. des- selben Standes äußert: Als Vice - Präsident des aachener Vereines sci es ihm wohl bekannt, mit welchen Schwierigkeiten die Unterbringung der Gelder verknüpft sei. Dennoch halte er die Errichtung eines Provoinzial- JZnstituts nicht für zweckmäßig, viemehr sei der Ober-Präsident zu bitten, in jedem Regierungs-Bezirke einen Versuch oder einen Plan aufstellen zu las- sen; demnächst werde der aachener Verein auf gehöriges Ersuchen seine Er- fahrungen gern mittheilen, und auf diese Weise für jeden Bezirk eine ange- messene Einrichtung herzustellen sein, Auch ohne Prämie sei eine Verzinsung mit 5 pCt, ein starker Reiz zum Sparen, so daß man die Zuschüsse der Aachen- Münchener Feuer-Versicherungs-Anstalt nicht als unerläßliche Bedingung an- zusehen brauche, Der Referent; Dieser Vorschlag nähere sich dem Aus- schusse, welcher die erforderlichen Ermittelungen nicht durch die Regierungen, sondern durch eine Kommission einziehen lassen wolle. Aus den von ver- schiedenen Seiten ausgegangenen Vorschlägen ergebe sich, daß der Gegen- stand noch nicht zur völligen Klarheit gebracht ci, was dur die Vorar beiten einer Kommission zu bewirken bleibe, Uebrigens sei es Sache des Landtags, für Alles Sorge zu tragen, was mit dem Wohle der Provinz im Zusammenhange stehe, i ¡

Ein Abgeordneter der Ritterschaft bemerkt; Auch im Interesse der Landwirthschaft sei die Errihtung von Syarkassen zu befödern. Hierfür sei bis heran wenig geschehen, weil es an den Gelegenheiten zur Unter bringung der Gelder gemangelt habe, Ein Abgeordneter der Städte sagt: Der verstorbene Finanz - Minister habe die Zdee gehabt, die Bestände der Sparkassen von den Regierungs - Hauptkassen mit 35 pCt, verzinsen zu lassen, Diese Jdee sei auch ausführbar, wie es theilweise das Beispiel von Frankreich beweise. Er wiederhole seinen Vorschlag, den Herrn Ober - Präsidenten zu ersuchen, die Errichtung der Sparkassen und die erleichterte Unterbringung der Gelder zu befördern, Der Antragsteller äußert: Es sei um so nöthiger, Mittel zur Beförderung der Sparlassen aufzusuchen, als namentli in den Fabrik - Distrikten die Spielsucht in der Lotterie so zunchme, daß es Gemeinden gebe, wo fast mehr zu der Lotterie als zu der Klassensteuer beigetragen werde; die Lotterie sei der Gegensaß von Sparkassen und wirke so nadtbeilig auf die E tende Klasse, daß, wenn Se, Majestät der König die hieraus E epE ungen en Folgen so erführe, wie diejenigen, welche mit E d naher Berührung stehen, die Lotterie ohne Zweifel bald aufg welches Ame- Ein Abgeordneter der Städte warnt gegen das System der Ba be: durch die rifa ruínirt und England in große Verlegenheiten gestünz d Höhe gehoben Banken werde die Zndustrie künstlich auf eine schwindelnde ,