1843 / 37 p. 1 (Allgemeine Preußische Zeitung) scan diff

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ie als eine geringe Repressalie angesehen werden kann. as E euti der Vert eidigung aus, läßt sih gewiß keine leichter rechtfertigen. Wir wollen jedoch die Folgen abwarten, um sie in ihrem ganzen Umfange zu beurtheilen 2h

Die politischen Fragen ruhen einstweilen. Die Sprache der Ta- ges-Organe der verschiedenen Parteien ist nah den Wahlen überhaupt gemäßigter geworden. Der Mißmuth, den man katholischerseits über die Niederlage der vornehmsten Führer empfunden hat, blickt jedoch überall durch, und einige Zeit hatte man sogar gegen das Ministe= rium den Verdacht ge{öpft, daß dasselbe wenigstens durch ein passi= ves Verhalten an diesem ungünstigen Resultate mitschuldig sei; allein man hat doch bald die Ueberzeugung erlangen müssen, daß im Allge- meinen die Stütze des Ministeriums diesen Kandidaten nicht entgan- gen, jedoh nicht hinreichend gewesen is, um sie vor dem Falle zu bewahren.

Die Eisenbahn von Charleroy bis Namur wird morgen unter großen Festlichkeiten eröffnet. Es bleibt also nur noch die für den Oktober bestimmte Eröffnung der Bahn von Verviers bis an die deutsche Gränze übrig, um das belgische Eisenbahnnebß in allen Rich= tungen zu vollenden. Große Festlichkeiten werden für diesen Schluß und bei Gelegenheit dieser internationalen Verbindung mit Deutschland veranstaltet werden.

S Pan ien.

Paris, 30. Juli. Telegraphische Depeschen aus Spanien.

Bayonne, 28. Juli. Die Munizipalität von Saragossa hat, bei der Nachricht von dem Einzuge des Generals Narvaez in Ma- drid, eine Deputation an den Brigadier Ametler abgesandt, um ihm anzuzeigen, daß sie die neue Regierung anerkenne.

Perpignan, 28. Juli, Barcelona war vorgestern ruhig z man hatte daselbst die Nachricht erhalten, daß Narvaez in Madrid eingerüdt sei.

Der Einzug des Generals Narvaez in Madrid hat, wie es vorauszusehen war, die Bewohner von Saragossa bewogen, ihren Widerstand aufzugeben und die neue Gewalt in Madrid anzuerkennen, Es war jedenfalls ein Glü, daß die Uebergabe der Hauptstadt so bald erfolgte, denn sowohl die vor den Thoren Saragossa's befindliche catalonische Kolonne, als die täglih aus Ober-Aragonien eintreffenden Verstärkungen hatten nicht übel Lust, die Stadt zu plündern und zu verwüsten.

In Barcelona war es, den telegraphischen Depeschen zufolge, am 26. Juli ruhigz am Tage zuvor hatte jedoch eine politische Reaction der Junta und der Exaltirten gegen die Gemäßigten stattgefunden. Die Redacteure des Jmparcial, welcher von dem Minister Serrano zum offiziellen Organ der provisorischen Regierung bestimmt worden war, hatten sich an Bord der französischen Brigg „Méléagre fiüchten müssen. Auf Befehl der Junta hat eine neue Wahl der Miliz-Offiziere statt gefunden, und sämmtliche Gewählten gehören der eraltirten Partei an, deren Willkür jeßt keine Schranken mehr kennt. Es

haben indeß bereits die Juntas von Valencia, Palma, Vich und

Manresa der Junta von Barcelona wegen ihrer Opposition gegen den Minister Serrano ernstliche Vorstellungen gemacht. Espartero war am 19, Juli in Ecija, auf der Straße von Cordova nah Sevilla und zwei Tagemärsche von leßterer Stadt. Er scheint mithin sich nicht nah der portugiesishen Gränze, sondern nah Cadix zurückziehen zu wollen. Van Halen erwartet ihn zu Al- calá de Guadaira, auf der großen Straße nah Cadix. Da Sevilla

zwei Leguas von dieser Straße entfernt liegt, so kann der Regent |

seinen Marsch nah Cadix fortseßen, ohne daß er genöthigt wäre, einen Umweg zu machen. Diese Stellung vau Halens in der Nähe von Sevilla verhindert die Jusurgenten, den Marsch Espartero's zu beunruhigen. Man schäßt die Truppen, welche der Lebtere noch bei sich hat, auf 5000 Maun und die van Halens auf 2500 Mann. Die Garnison von Cadix besteht aus 1500 1800 Mann Linien= Truppen und 3000 National-Gardisten; die Lebßteren versehen allein den Dienst, während die Ersteren, denen man mißtraut, in die Forts konsignirt sind.

S Madrid, 23. Juli, Abends. Narvaez schickte die Depu=- tation zurück, ohne sich auf Bedingungen einzulassen. Sobald man dies hier erfuhr, verließ die National-Miliz ihre Posten, und seitdem ist keine ihrer Uniformen mehr zu sehen. Der Plan, Madrid in ein anderes Sagunt zu verwandeln, wurde sftillschweigend aufgegeben. Um 5 Uhr rüdckte die Division Aspiroz, 4000 Mann Jufanterie, 400 Mann Kavallerie und 2 Batterieen in das Thor von Alcalá ein, durch den Prado, die Carrera de San Geronimo, Puerta del Sol, vor den äußeren Vorhof des Königlichen Palastes. Die Truppen hatten das Ansehen von Soldaten, die seit vierzehn Tagen in drückender Hiße und Staub bivouacquirten. Zuerst beseßten ein Bataillon und eine Schwadron Kavallerie alle Wachen am Palaste, aus welchem diejenigen Personen, denen unheimlih zu Muthe war, sich zurückgezogen hatten. Darauf erschien die Königin auf dem Balkon, umgeben von dem Oberhofmeister Grafen von Santa Co- loma, dem Oberkammerherrn Herzog von Hijar, den Kammerherren Herzog von Rivas, Graf von Campo Alange, dem alten Herzoge von Bailen (Castaños). Jn dem Haupteingange des Palastes waren die Hellebardiere aufgestellt, die Degen in der Scheide. Darauf stellte sich der General Aspiroz, ein ehrwürdiger alter Mann, dessen ernste Miene selbst durch die endlosen Vivats nicht erheitert wurde, dem Balkone gegenüber auf, und ließ die Truppen vor der Königin defiliren, Der Jubel der Soldaten, so wie der unermeßlichen Volks- menge wax unbeschreiblih, Hunderte von Hüten flogen in die Lust, O „bis an den Balkon der Königin, welche mit heiterer Miene für Cbe L I huldreichst dankte. Das gemeine Volk, die- Üsbartèros unt he heute vor zwei Monaten zur großen Befriedigung (E ider beh O Fenstern ausriefen, nieder mit den Moderir-

Ub M BA s Amuestie! brachen heute in das Geschrei aus: Se lon B 1 Agacuchos! nieder mit den Verräthern!““ wurden jedoch en anwesenden Moderirten sogleih zur Ruhe verwiesen.

Unter den defilirenden Trup iy i i si Ó l pen bemerkte ih die Obersten Fulgosio E T vi wegen der Oktober = Vorfälle rir Vie: Stede üb, y ind die Straßen mit Leuten angefüllt, die sich der i überlassen, von dem Despotismus einer Clique, die nun seit

1814 zum dritten Mal unterliegt, befreit sei 6 | A x 7 D u G C Art von Zügellosigkeit an seine Stelle Meton Eine Menge Pöbel, M dos an e eint in den Straßen, angeblich um die Ayac1 zu züchtigen, Es ziehen aber Patrouillen unker j A Ung Le falen, h er Patrouillen umher, um die- | orgen, am Namenstage der Königin Christi ir mit 7000 Mann hier seinen feierlihen Einzug alten A La R nigin ein Schreiben ihrer Mutter überreichen, i M Am 23. Juni reiste Narvaez von Paris ab, heute, am 23. Juli Uu a erdeió id hier ? Mee A Zusammentreffen macht auf das Volt einen ganz außerordentlichen Eindruck. Was i derselben Zeit Espartero? Y T R Der General Seoane, dessen Unglück man bedauern fönnte, g Lte T Ube ie L n niht zum Gegenstande des Geläch- ters machten, rihtete an die Minister Espartero's folgenden i über das gestrige Treffen : p 0 H

240

„Die Armee, die unter meinen Befehlen stand, befindet sih zu dieser Stunde unter denen des Generals Narvaez. Jh wurde zu Anfang der kleinen Affaire umzingelt und gefangen genommen. Jch rihte abermals an Ew. Excellenz die Bitte, mit welcher ih mich von Saragossa aus an Sr. Hoheit den Regenten wandte, meine Diplome entgegen zu nehmen, mit denen frühere Dienstleistungen belohnt,“

Als der General soweit geschrieben hatte, fiel er in Ohnmacht, und als er wieder zu sih kam, befahl er seinem Adjutanten, der Depesche hinzuzufügen, das Einzige, was er gerettet hätte, wäre die Ehre.

Der Vormund der Königin, Herr Arguëlles, die Hofmeisterin, Gräfin Mina, und die Herzogin de la Vitoria, sind ruhig im König- lichen Palaste geblieben. Herr Arguëlles erklärte, als Römer ster= ben zu wollen! Zurbano is diesen Vormittag nah Andalusien abge= gangen. Der bekannte Herr Marliani begleitet ihn. Mendizabal habe ih noch diesen Mittag fahren sehen. Ferrer hält sich verborgen.

X & Paris, 30. Juli. Die Junta von Barcelona hat es nicht bei der Verhaftung einiger Zwanzig ihrer thätigsten Gegner, und bei ihren drohenden Proclamationen gegen die christinishe Par- tei überhaupt bewenden lassen, sondern sie is in der Gegenwirkung gegen deren Angriffe bis zu einer Maßregel gegangen, durch welche alle ristinisher Gesinnungen verdächtige Offiziere der National= Garde beseitigt sind, Die Junta hat nämlich die sämmtlichen Offi ziere ihrer Stellen entseßt, und gleich darauf neue Wahlen vornehmen lassen, die denn ohne Ausnahme auf Männer der demokratischen Partei gefallen sind. Der große Haufe in Barcelona hat diesen politischen Handstreih durch tumultugrische Auftritte unterstüßt, welche gegen die Häupter und Organe der christinishen Partei gerichtet waren, und in deren Folge sih die Redaktoren des amtlichen Blattes der pro visorishen Regierung, des Jmparcial, genöthigt sahen, auf einem französischen Schiffe Zuflucht zu suchen. Glaubt man einem Korrespondenten der hiesigen Presse, so hat sich die Lage von Bar= celona noch durch ein weiteres Ereigniß komplizirt, welches die Sicher heit, ja sogar die Existenz der Stadt von neuem in Frage zu stellen \heint, Der Gouverneur von Monjuich soll nämlih am 25ssten dem Agzuntamiento von Barcelona angezeigt haben, daß er zur Bestreitung der Bedürfnisse seiner Truppen 100,000 Realen nöthig habe, welche ihm Barcelona zahlen müsse, wenn es sich nicht einer abermaligen Beschießung ausseßen wolle. Diese Drohung soll eine IEUE schenkunft der fremden Konsuln herbeigeführt haben, deren Wirkung es vielleicht zuzuschreiben is, wenn der Telegraph versichern N daß am 26sten in Barcelona Ruhe herrschte. Lie Junta von Barcelona hat übrigens die Mobilmachung einer neuen Abtheilung der National Garde von 5000 Mann befohlen, deren Verwendung zum Vienjste im Junern der Provinz die „Umstände“ angeblich als nothwendig gezeigt haben. Da jene Umstäude nicht näher harakterisirt werden, so kann man zweifeln, ob das neu errichtete Corps wirklich den thm

4 ck j abe. ait von Barcelona, General Arbuthnot , hat am 22sten einen Tagesbefehl erlassen, n welchem E Besaßung ange= zeigt wird, daß sie zur eier des Namenstages der Köngin Chri= stine am 23sten Galla-Unisorm anzulegen habe. N

Das Aqguntamiento von Sarago||a hat, nachdem die Stadt den Angriff vom 21sten mit empfindlichem Verluste auf beiden Seiten abgeschlagen, ein Schreiben an den Obersten Ortega gerichtet in welchem es heißt: „Die Stadt hat durch das Organ ihrer Behörden schon mehr als einmal zu erkennen gegeben, daß sie ihre gegenwärtige Stel= lung bis an das Ende der Krisis behaupten will. Deshalb glaubt sie deun auh nicht, fürchten zu müssen, daß man sie in den Zall seben werde, in welchem sie sich heute befunden hat, Wenn Jhr Herz vou irgend einem Gefühle der Menschlichkeit bewegt wird, wenn Sie einige politische Gewissenhaftigkeit und einige Ehrfurcht vor diesen Mauern haben, von denen der Kanonendonner nur dann erschallen sollte, wenn es sich darum handelt, die Unabhängigkeit der Nation zu vertheidigen oder den Despotismus zu bekämpfen, so hosst Sara- gossa, daß Sie in Zukunft gegen dasselbe ein eben so tolerantes und ritterlihes Verfahren beobachten werden, als es selbst bereit ijt, gegen alle diejenigen zu bewähren, welhe seine Ruhe und semen Frieden ehren.“ Diese Vorstellungen scheinen indessen weng Eindruck auf Ortega gemaht zu haben, der vermuthlich neue Feindseligkeiten gegen Saragossa begonnen haben würde, wenn die arragonesische Hauptstadt nicht inzwischen durh die Nach riht von der Uebergabe Madrid's veranlaßt worden wäre, mit dem Obersten D. Narciso Amettler in Unterhandlung zu treten. Der genannte Jusurgenten - Chef hatte Saragossa schon am 20. von Fraga aus aufgefordert, und zwar in den schonendsten und anstän= digsten Formen, dem Aufstande seine Thore zu öffnen, war aber mit seiner Zumuthung durch ein vom 21, datirtes, und nach der Ver- treibung Ortega?s abgefaßtes Schreiben des Ayuntamiento abgewiesen worden. Die städtishe Behörde von Saragossa erklärte auch dem Obersten Amettler, daß die Stadt dem Ausgange des Kampfes ruhig zusehen werde, wenn man sie nicht zwinge, wie dies durch VDrkega geschehen, ihre Neutralität mit gewaffneter Hand zu vertheidigen.

Espartero befand sich am 19ten, auf dem Marsche nah Sevilla begriffen in Ecija. Nach einigen Angaben hat der Regent über 10,000, nah anderen hat er kaum 5000 Mann unter seinen Befehlen, Zwei Tagemärsche von ihm entfernt, in Alcalá de Guagdaira, ganz in der Nähe von Sevilla, stand der General van Halen mit etwa 3000 Mann. Ju der Provinz Estremadura operirt mit einer unge- fähr eben so großen Truppenmacht der General Ricafort, der che- malige General-Capitain von Badajoz, der noch in den lebten Tagen mehrere kleine Vortheile über die Jusurgenten davon getragen, und sich namentlich der Stadt Caceres bemächtigt hat, wo fein Einzug unter der Bevölkerung eine wüthende Reaction gegen die Beförderer des Pronunciamiento hervorrief, welcher einige derselben nur mit ge- nauer Noth entgingen. Diese verschiedenen Heerabtheilungen, und außerdem die Besaßung von Monjuich, Seu de Urgel und[Cadir sind es, welche die Sache Espartero's in diesem Augenbli noch vertreten. Ob aber der Herzog de la Vitoria das Glück der Wasfen nochmals versuchen werde, i} ungewiß.

Angekommene Fremde.

Hotel St, Petersbourg. General-Major und Ritter von Wlassow aus Skt. Petersburg. Nitter von Bezmansfki nebst Tochter, aus Lemberg. Levy, Kaplan der Universität Oxford, aus Oxford. j

British Hotel. Freiherr von Bernikow, aus Halberstadt. Freiherr von Bernikow, aus Schwedt, von Röder, aus Potsdam. Frau Baronin von der Reck und Baroneß von der Reck, aus Sceegefeld. de Froitas, Particulier, aus Hamburg. Ober-Appellations-Rath und Konferenz-Rath Schmidt nebst Tochter, Senator und Senatorin Bu ch, aus Kopenhagen.

Hotel de Rome, Ritter von Sichelburg, Grundherr,| und Ritter von Sichelb urg, Konzepts-Praktikant der Kaiserl, Königl. Galizischen Kammer-Prokuratur aus Lemberg.

Rheinischer Hof, Graf Ahlefeld - Laururig, Königl, Dänischer Kammerherr und Stifts - Amtmann, nebst Frau Gemahlin aus Kopen- hagen, Major von Griesheim gus Torgau, von Borstel aus

| / | | /

Stettin. Freiherr von Harhausen aus Minden. Gymnasial-Direktor, aus Minden.

Hotel de Prusse, Dom- und Kammerherr von Brand nebst Gemah- lin, aus Derßow. Oberst von Schkopp aus Hamer, Rittmeister von Jena aus Cöthen. :

Kaiser von Rußland. Partikulier von Kaiserling aus Krossen. Partikulier von Meier -Hohendorf aus Küstrin.

Hotel de Saxe. Major Kanzow aus Halberstadt.

Ms von Portugal. von Monkowski, Gutsbesißer, aus War-

jau.

Goldner Adler. Major von Osten aus Freienwalde.

Meinhardt’s Hotel, Domaincnrath Eggel aus Schlawenßzißk, W., A tkins, Architekt, aus London.

Rother Adler (Kölnischer Hof). Post - Direktor Gro \chke, nebst Gemahlin, aus Bromberg. Bürgermeister Ahlemann, aus Guben. In Privathäusern. Ober - Bürgermeister Pinder aus Breslau, Luisenstr. 22 bei Pinder, Regierungs - Rath Naucck aus Minden, Prenzlauerstr. 24 bei Fischer. Justizrath und Polizei-Direktor Lo hde nebst Gemahlin aus Hildesheim, Leipzigerstr. 52 bei Lohde, Oberförster Evyler aus Neubrük 1. d. Neumark, Jerusalemerstr. 29 bei Doebes. Geheime Regierungs -Näthin Krug und Frau von Eckensteen aus

Mühlenbeck, Dorotheenstr. 20 bei Frl, Koeß,

Dr. Immanuel,

Meteorologische Beobachtungen.

1

Nach eimmaliger

Beobachtung.

Abends 10 Ubr.

| | | Morgens | Nachmittags |

1843, J G Ubr. | 2 Ubr. |

5. August. | Luftdruck .... 335,06" Par. S Par.|33 Ci Par. | Quellwärme 8.32 R

E 13,07 R.|+ 19,8" R./-+ 1:3,6° R.| Flusswärme 15,s° R.

E 9,0° R.|+ Ei! R. 10,8° R.| Bodenwärme 2,07 R. 52 pCt. | 81] pCt. Ausdünstung 0,013 Rh. bezogen, Niederschlag 0,039 Rh, Wärmewechsel -+20, E

-+ 10,1° R. F 10/3" R... 69. ppc S&W

Lustwärme .-. Thaupunkt .-.- e Dunstsättigung (‘3 pCt. bhezogen. trüb

S0. SW. SW. SW. | |

-+15,5°R..

Wind | Wolkenuzug- - - : Tagesmittel: 334,61 Par.

io Ce Bo E Den 4. August 1843.

De L

Pr. Cour. Pr. Cour.

Fonds. | Geld.

Actien. e | | S | Brief. | Geld. | Gem. | | | 158 | |

Brl. Pots. Eisenb.| 5 S 1033 |

do, do. Prior.ObI.| 4 Mgd. Lpz. Eisenb. do. do. Prior. Obl. —- Bri, Auh, Eisenb. 146x | | do. do. Prior. Obl.| | 103 Á | Düss.Elb. Eisenb.| 5 | 865 | 857 | do. do. Prior. Obl. | 957 | 94% | Rhein. Eisenb, D| 807 | 79% | do. do. Prior. Obl. 4 | 967 | | Brl. Frankf. Eisb. 129 | 128 do. do. Prior. Obl.|4| | 104 Ober- Secblesische Eisenbabn, 411 Brl.-Stet.E. Lt.A.'- I do. do. do. Lt.B.|— I Magdeb. - Halber- städter Eisenb.| 1

St. Schuld-Sch. f | 103% Pr. Engl. Obl. 30. ( as Präm Sch.d.Seeh.|— | Kur- u. Neumärk. Schbuldverschr. 33 Berl, Stadt-Obl. Danz. do. in Th.! Westpr. Pfandbr. F-

Grossh. Pos. do. |

1702 | 1035 |

do. do. Ostpr. Pfandbr, Pomm. do. Kur- u. Neum, do, Schlesische do. : P E 121

5% | 114x | 2 121

Gold al marco, 7 Friedricbsd’or. bens And.Gldm.à 5 Th.|-

Disconto.

1194 | 1185 |

Auswärtige Börsen, 31 dul Niederl. wirkl. Sch. 934. Kanz-Bill, —, 5% Span, 187. 3% do. 27. Pass. —. Ausg. Zinsl. Präm. Sch. —. Pol. Oesterr. —. 1% Russ. Hope 89 Tz Hambu rg, 2 Auz. Bank - Actien 1645. Engl. Russ. 111 E, London. 29. Juli. Cons. 3% 932. Bel. Neuc Anl. 19. Pas- 25 % Holl, 537 5% 1007. 5% Port. —. 3% Chili —. Columb. 243. Mex. 327. Peru 19 Lond. 3 Met. 37 E Hamb. 34 e 6 Paris 4053, do. 200 Fl. 285.

Ánl. de 1839 1115.

Amsterdam, 5% do. 100;

Prenuss.

sive —. Ausg. Sch. Engl. Russ. Bras, 74 E, Petersburg, 28. Juli. Poln. 300 Fl. —. do. 500 Fl. —. Wien. 30. Juli. Bank-Actien 1619.

Königliche Schauspiele.

Sonnabend, 5. Aug. Im Schauspielhause: Das Solo-Lustspiel, in 3 Abth, vom M. G. Saphir. Personen : Dlle. Stich. Hierauf : l) Pas de deux, ausgeführt von Dlle. Grawert, vom Kaiserl. deut= hen Hof- Theater zu Petersburg, und Herrn Reichner, 2) Neues Pas de deux, gefeßt vom Herrn Lefebvre, ausgeführt von demselben und Dlle. Nielsen, Beide vom Königl. Theater zu Kopenhagen. Dann: Die Einfalt vom Lande, Lustspiel in 4 Abth., von Dr. C. Töpfer, Und: 1) Russischer Nationaltanz, ausgeführt von Dlle. Grawert und Herrn Passini. 2) Pas Bearnais, ausgeführt von Herrn Lefebvre und Dlle. Nielsen.

Sonntag, 6. Aug. Jm Opernhause: Hierauf: Der Seeräuber.

Montag, 7. Aug. Jm Schauspielhause: Der arme Poet. (Herr Döring : Lorenz Kindlein, als Gastrolle.) Hierauf, zum ersten male : Das Lebes-Protokoll, Lustspiel in 3 Abth., von Bauernfeld. (Herr Döriug: Banquier Müller, als Gastrolle.)

Drei Frauen und kéine.

Marktpreise vom Getraide. Berlin, den 3, August 1843. F Zu Lande: Roggen 1 Rthlr. 15 Sgr.z Hafer 1 Rthlr, 4 Sgr, 5 Pf, auch 1 Rthlr, 2 Sgr. 6 Pf. Eingegangen sind 10 Wispel. v Zu Wasser: Weizen 2 Rthlr. 12 Sgr. 6 Pf., auch 2 Rihlr. 11 Sgr. 3 Pf.z Roggen 1 Rthlr. 25 Sgr., auch 1 Nthlr. 20 Sgr. z große Gerste 1 Rihlr. 11 Sgr. 3 Pf. z kleine Gerste 1 Rthlr. 5 Sgr. z Hafer 1 Rihlr. 3 Sgr. 9 Pf., auch 1 Rihlr, 1 Sgr. 3 Pf.z Erbsen (schlechte Sorte) 1 Rihlr. 16 Sgr. 3 Pf., auch 1 Nthlr, 15 Sgr. Cingegangen sind 868 Wispcl 6 Scheffel. rf: nie tb Mod. den 2. August 1843. Fa Das Schock Stroh 10 Rthlr. 15 Sgr., auh 8 Rthlr, 15 Sgr, Der Centner Heu 1 Rihlr. 2 Sgr. 6 Pf, auch 25 Sgr. Branntwein -= E adi N Die Preise von Kartoffel-Spiritus waren am 29, Juli 153 15% Rithlr., am i August 15% ee Riblr und am 3, August d. J. 157 Rthlr. (frei ins Haus geliefert) pro 200 Quart à 54 pCt, oder 10,800 pCt, nach Tralles. Korn-Spiritus: ohne Geschäft,

lin, den 3, August 1843. : : Vie Aeltesten der Kaufmannschaft von Berlin.

Verantwortliher Redacteur Dr. J. W, Zinkeisen.

Gedrueft in der De ckerschen Geheimen Ober - Hofbuchdruckerei, Beilage

Das Abonnement beträgt: 2 Rihlr. sür Z Jahr. 4 Kthlr. - 5 Iahr. . 8 Rthlr. - 1 Iahr. in allen Theilen der Monarchie ohne Preiserhöhung. Insertious-Gebühr sür den Üaum einer Zeile des Allg, Anzeigers 2 Sgr.

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Alle Post - Anstalten des In- und Auslandes nehmen Sestel- lung auf dieses Slaft an, sür Berlin die Expedilion der Allg. Preussishen Zeitung : Friedrihsslrasse Ur. 72.

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Anl L

Amtlicher Theil. i i i

Fuland. Landtags-Angelegenheiten. Rhein-Provinz. Ver handlungen über die Hebammen-Lehranstalt zu Köln und über die Ver waltung des Landarmenhauses zu Trier. Berlin, Empfehlung eines Aufsaßzes im Militair - Wochenblatt. Potsdam. Widerlegung einer grundlosen Behauptung in Bezug auf die Handhabung der Censur,

Deutsche Bundesftaatem, Sachsen. Dresden. Kammer-Verhand lungen. Schreiben aus Dresden. (Landtags - Verhandlungen über das Gese wegen Schuldhaft in Civilsachen 5; Vogelschießen) Roß wein, Anwesenheit Sr. Majestät des Königs von Sachsen. —— Ba den. Karlsruhe. Vorbereitungen sür den Landtag. Eisenbahn, Kurhessen Kassel, Abreise Sr, Königl, Hoheit des Enzherzogs Stephan.

Frankreich. Paris. Cour in Neuilly. Vermischtes. Brief aus Paris. (Die Söhne des Königs auf ihren Reisen; Stimmung in Be treff der Befestigung von Paris.)

Großbritanien und Jrland. Unterhaus. Debatte über den allgemeinen Zustand des Landes und die auswärtige und innere Politik der Minister.

Spanien. Paris. Telegraphische Nachrichten aus Spanien, Briefe aus Madrid. (Ereignisse in Madrid am 22sten und 23, Juli.) und Paris. (Nachträgliches über den Kampf um Saragossa; Verschiedenes aus Barcelona; Ministerium Lopezz Karlisten; Blokade von Cadix.)

Vereinigte Staaten von Nord-Amerika. Schreiben aus N ew- York. (Nekonstituirung des Kabinets von Wajhingtonz Jahresfeier der Unabhängigkeits-Erklärung.)

Der Vertrag zu Verdün. S Ae Dees U S Werdet Historisch-geographisch-statistisch-topographisches Handbuch vom Regierungs- bezirke Magdeburg.

cilage. Juland., Königsberg. Die Festung Königsberg. Schreiben aus Stralsund. (Remontemärkte.) Breslau. Veretn- fachung der Formen bei Communicationen zwischen den Justiz-Behörden, Glogau. Branntwein-Consumtion in Schlesien. Deutsche Bun- desstaaten, Bayern. München, Kammer-Verhandlungen über den Staatshaushalt. Freie Städte. Schreiben aus Frankfurta, M. (Personalien.) Belgien. Schreiben aus Brüssel. (Zur Haudels- Statistik.) Schweiz. Die Kommunisten in der Schweiz. Spanien. Schreiben aus Paris. (Espartero's gegenwärtige Lage und kurze Cha- rakfteristik der Parteistellung nah dem Siege der Insurgenten. )

A E Paris, Vorläufige Nachrichten der indischen Post aus An.

Amtlicher Theil.

Se. Majestät der Köuig haben Allergnädigst geruht : Dem General - Kriegszahlmeister, Geheimen Kriegsrath Fehr= mann, den Rothen Adler-Orden zweiter Klasse mit Eichenlaub ; dem

bei der Haupt-Verwaltung der Staatsschulden angestellten Rehnungs Rath Rohlwes, den Rothen Adler-Orden vierter Klasse, und dem Kajssendiener Much, das Allgemeine Ehrenzeichen zu verleihen,

Dem Kaufmann E. W. Ulmaun in Berlin ist unter dem 4. August 1843 ein Einführungs-Patent auf die durch Zeichnung und Beschreibung nachgewiesenen Vorrichtungen an Webestühlen, um ungeschnittene Sammt gewebe ohne Anwendung von Nadeln darzustellen auf fünf Jahre, von jenem Tage an gerechnet und für den Umfang der Monarchie, ertheilt worden.

Abgereist: Se. Excellenz der Wirfliche Geheime Rath, Graf von Jugenheim, nach Dobberau.

Uichtamtlicher Theil. Inland.

Landtags - Angelegenheiten.

Rhein-Provinz.

Düsseldorf, 11. Juli, DreiundvLierzigste Plenar-Sißung. (Schluß,.) Es folgt der Bericht des 10ten Ausschusses über die Hebammen- Lehr- Anstalt zu Köln. Der Referent giebt zunächst eine detaillirte Ueber sicht des inneren Haushaltes der Anstalt und ihrer Leistungen und erklärt daun ferner :

Zieht man aus diesen Zahlen ein Resultat, so ergiebt si, daß: 1) Von einer Gesammtausgabe für Unkosten der Anstalt im Betrage von 7312 Tha lern schier ein Viertel mit 17827 Nthlr. an die wenigen Beamten der An stalt baar als Gehalt, Gratification 2c, verabfolgt wird. 2) Die Ausbil dung einer jeden in der Negel nur 6 Monate in der Anstalt verbleibenden Lehrtochter der Provinz 210 Rthlr. kostet, 3) Die Durchschnittskosten pro Kopf und Tag für Lehrtöchter und arme Schwangere, nah den Etats pro

1844—45 zu 13,682 Tagen durcheinander berechnet, mehr denn 16 Sgr.

betragen. 4) Daß aber, wenn man die armen Schwangeru nur als Lehr material, als Mittel zum Zweck betrachtet, diese Durchschnittekosten für die Lehrtöchter alleín einen Thaler pro Tag ausmachen. 5) Endlich, daß von den Gesammt-Ausgaben der Anstalt ungefähr ein Viertel wirkliche Armen spenden für Beköstigung, Bekleidung, Neinigung, Pflege, Medizin und Be- gräbnißkosten armer shwangerer Wöchnerinnen und Neugeborenen darstelle,

Der Referent motivirt ausführlich folgenden Antrag: Der Haupt-Antrag des 10ten Ausschusses in dieser Angelegenheit geht nun dahin, den Herrn Ober-Präsidenten der Rhein-Provinz zu bitten, gemeinschaftlich mit den ständischen Deputirten, welchen zu diesem Zwecke hinreichende Vollmacht zu ertheilen wäre, eine Vereinigung mít der städtischen Behörde zu Köln zu versuchen, wonach die dortige Provinzial-Hebammen-Lehr-Anustalt auf die

1843.

Grundlage der trierschen Anstalt eine erneuerte Einrichtung erhielte z demnach mit dem dortigen allgemeinen Bürger-Hospital oder einer anderen Kommunal- Anstalt zur Aufnahme armer Wöchnerinnen in Verbindung gestellt würde. Es lasse sich nicht absehen, fährt der Referent fort, weshalb bei einer Un- terbhandlung mit der Stadt-Behörde zu Köln eine Uebereinkunft nicht zu Stande fommen sollte; wäre dies jedoch wider Erwarten der Fall, so glaube er, der Neferent, mit der größten Wahrscheinlichkeit annehmen zu dürfen, daß die Stadt Aachen, in welcher bereits ein Wohlthätigkeits-Jnstitut zur unentgeltlichen Pflege und Entbindung armer Schwangern besteht, auf die Verbindung dieses Justituts mit ciner Hebammen-Lehr-Anstalt für arme Schwangere eingehen würde, und hierdurch weit billigere Verpflegungs}aße als besonders anfänglich in Köln zu erhalten wären, und daß hiernach für die Provinz in diesem Falle die nämlichen, vielleicht noch größere pecuniaire Bortheile erwachsen würden, selbs wenn nach der getroffenen Uebereinkunft, bei der Verlegung der Anstalt aus der Stadt Köln, leßterer ein Kapital von 8000 Rthlrn, wegen der Ueberlassung des gegenwärtigen Lokals der Anstalt ausgezahlt werden müßte. Jedenfalls, und wenn die desfallsigen Verhandlungen zu dem gehossten Ziele nicht führen sollten, glaubt der zehnte Ausschuß sich gegen das in Aussicht gestellte Svstem der Selbstwirth- \haft aussprechen und dahin antragen zu müssen, daß die zur Zeit noch nicht reife Baufrage der Entscheidung des nächsten Provinzial-Landtages, welchem daun eventualiter geprüfte Vorschläge über die Wahl eines neuen Lokals oder Bau-Terrains mit vollständigen Bau-Plänen vorzulegen wären, anheim gegeben werde. i

Ein städtischer Abgeordneter hält einen Vortrag, in dem er auf die Vortheile der Vereinigung der Hebammen - Anstalten mit {hon bestehenden Universitäts-Kliniken aufmerksam macht. :

Der Referent: Die Verlegung der Anstalt würde Verwickelung mit der Stadt Köln herbeiführen, weil für das Lokal ein Kapital von 8000 Nthlrn, von Köln in diesem Falle nachgezahlt werden müs}e. Ein Ab- geordneter der Städte bemerkt, wenn mehrere Städte in Konkurrenz treten sollten, daß sich die Stände auch nicht für eine oder die andere entschei-

| den, sondern erst zu ermitteln suchen müssen, ob überwiegender Vortheil | sür die Provinz daraus hervorgehen wüde, da es sich uicht um den BVor- | theil der Städte handle.

leber Eins exrbiite er sich noch Aufklärung; cs werde gesagt, daß das Lehrmaterial, die armen Schwangeren , nur aus der Stadt Köln zugelassen werden, und sei dies ein Stände-Beschluß z

| er wünschte zu wissen, ob dies eine positive Bestimmung und Bedingung

sei, Ein Abgeordneter der Ritterschast:; Ein solcher Beschluß bestehe

| nicht, Es sei ein Beweis dafür der Umstand, daß es vom Ausschusse ge-

ügt worden, wie sogar fremde, dem Staate gar nicht angehörende Perso- nen aufgenommen worden seien, Ein Abgeordneter der Stadte: Ver Direktor der Anstalt habe selbst geschrieben , daß er die Weisung habe, nur aus Köln arme Schwangere aufzunehmen, das scheine ihm, dem Redner, ein Unrechtz es müsse die ganze Provinz Theil nehmen können. Er trage darauf an, dase, wenn nicht ein positiver Beschluß der Stände dagegen vor liege, die ganze Provinz partizipiren könne, Der vorleßte Redner: Es sei cine Beschränkung nur zu Zeiten nöthig, wenn die Anzahl vollzählig sei. Ein Abgeordneter der Ritterschaft: Er wisse sich zu erinnern , daß- bedungen worden sei, daß die Einheimischen der Stadt Köln den Vorzug haben sollten, in der Art, daß, wenn in Köln noch arme Schwangere sich befinden, von der Aufnahme der Fremden nicht die Nede sein solle, Ein Abgeordneter der Städte: Wenn aber Köln dies Vorrecht habe und gel- tend mache, worauf gründe sih dasselbe? Der vorleßte Nedner: Bei Ueberlassung des Gebäudes sei der Stadt Köln dieser Vorzug eingeräumt worden, Ein Abgeordneter der Städte: Er müsse wiederholentlih be- merken, daß nach der Aussage der Aerzte das Lehrmaterial in Köln nicht hinreichend sei. Ein Mitglied desselben Standes; Es könne aber das RNecht zu einer solchen Prärogative nicht angenommen werden , so lange

Der Vertrag zu Verdün.

D e C L L, ind dex Verträ gBerdiun Nad) den Quellen dar gestellt von K. Schwarß. Fulda 1843,

Die Tage, in welchen wir stehen, verleihen dieser Schrift selbs in wei teren Kreisen ein besonderes Interesse, und werden derselben die Aufmerk- samfkeit zuwenden, die sie verdient. Denn der Verfasser hat mit Gewissen- haftigleit und Einsicht nach den besten Quellen eine anschauliche Darstellung der Ereignisse gegeben, aus denen Deutschland zuerst in seiner politischen Einheit hervorging, und an die sich unsere ersten Vorstellungen von jenem einigen Deutschland knüpfen, das sich so mächtig und groß in der Geschichte gezeigt hat. L i 5

Der Verf. beabsichtigte, Ludwig dem Deutschen ein biographisches Denk- mal zu weihen, wurde aber verhindert, sein Werk zu beendigen, und mußte sih auf die Darstellung der Ereignisse beschränken, welche, an sih die wich- tigsten in der Regierung Ludwig's, überdies durch die uns bevorstehende Jubelfeier das größte Interesse erregen. Hieraus is erklärlih, daß der Verf, in seiner Arbeit König Ludwig eine ganz besondere Theilnahme wid- mete, durch welche er unseres Erachtens selbst die Gränzen der Unparteilich- feit bisweilen überschritten hat. Denn so wenig Ludwig der Ruhm ent- zogen werden darf, der großen Bewegung, in welcher sich damals das deutsche Bolk von dem Verbande der fränkischen Monarchie losriß, als Führer ge- dient zu haben, und jene Bewegung, da er in dem glücklichen Falle war, daß das Juteresse eines sich aufshwingenden Volkes mit seinem eigenen übereinstimmte, zu einem glülichen Ende geführt zu haben, so war anderer- seits Ludwig doch in die große Schuld seiner an Gräueln so reichen Zeit nicht weniger tief versunken, als Andere. Das glänzende Licht, was der Verf, über Ludwig verbreitet, strahlt zum Theil auch auf Karl den Kahlen hinüber, stellt aber Lothar in den tiessten Schatten, so daß auch hier über die richtige Vertheilung von Hell und Dunkel mit dem Verf. wohl biswei- len zu rechten wäre, Dies gilt jedoh nur von den Partieen des Buches, wo es sih um die Würdigung von Personen handelt, die Thatsachen selbst sind durchaus wahr und getreu dargestellt, und mancherlei Jrrthümer, die sich in anderen Werken finden, namentlih in Luden's „Geschichte des teut- schen Volkes“, deren Verdienste übrigens der Verf, gerecht würdigt, sind glücklich berichtigt,

Die Beschreibung der entscheidenden Schlacht bei Fontenaille nicht Fontenay, wie man noch oft schreibt tritt mit Klarheit hervor, auffallend ist uns jedoch gewesen, daß der Verf. von dem Liede des Angelbert, das er als Mitkämpfer auf díe blutige Bruderschlacht sang, keinen Gebrauch ge- macht hat, Die Ereignisse nah der Schlacht bis zum endlichen Abschluß des Friedens von Verdün werden mit Sorgfalt anseinandergeseßt, und da dieselben nicht allgemein bekannt sind,- erweisen wir unseren Lesern wohl einen Dienst, wenn wir mit Hülfe der vorliegenden Schrift, doch nicht ohne unsere eigenen Beobachtungen einzumischen, eine kurze Darstellung jener Ereiguisse zu geben suchen,

Als die blutige Schlacht (25, Juni 841), welche allgemein als ein Gottes -Urtheil angesehen wurde, gegen Kaiser Lothar entschieden hatte, standen die Könige Ludwig und Karl lbst von der Verfolgung der flichen- den Feinde ab, sie hegten die Hoffnung, daß Lothar und die Seinigen sich der höheren Entscheidung beugen würden. Nicht die gänzliche Vertilgung ihres Bruders und seines Anhangs war deshalb ihr nächstes Ziel, sondern

sie suchten sich zuvörderst nur in den Gebieten, welche sie {hon als die Thrigen ansehen fonnten, zu befestigen. Ludwig wandte sih deshalb dem Osten, Karl dem Westen zu, vor ihrer Trennung hatten sie eine Zusammen- kunft auf den 1. September zu Langres verabredet, Lothar war indessen durch den Ausfall der Schlacht noch keinesweges in dem Grade entmuthigt, wie es die Brüder geglaubt hatten. Er begab sih zunächst nach Aachn, der Kaiserstadt, und leitete Verbindungen ein mit einem großen Theile der Sachsen, denen er die Herstellung ihrer alten Rechte versprach, und den Dänen, welchen er die Jnsel Walchern und mehrere Pläße in Friesland einräumtez überdies standen die angesehensten Geistlichen des Reiches, wie von Anfang an, noch immer auf seiner Seite. Mit cinem neuen Heere ging er über den Nhein, um Ludwig anzugreifen, der sofort von diesem An gri} Karl Nachricht gab. Schon eilte dieser, obwohl er in Aquitanien und Neustrien keinesweges die gehofften Erfolge gehabt hatte, zu dem anberaum- ten Tage nach Langres, als er jene Nachricht erhielt und ungesäumt zum Beistande Ludwig's dem Niederrhein zuzog. Da wandte sich Lothar zurück und richtete seinen Angri auf die westlichen Länder Karl's, der nun wie- derum Ludwig dringend auffordern mußte, ihm zur Hülfe zu eilen, und sich nach Paris zurückzog, An der Seine lagen die feindlichen Brüder si län- gere Zeit gegenüber im Felde, Verhandlungen über einen Waffenstillstand, Streifzüge von beiden Seiten führten zu keinen entscheidenden Erfolgen, bis endlich Karl Paris verließ, um ih mit Ludwig, der ihm entgegeneilte, zu vereinigen, Da brach auch Lothar auf, um wo möglich die Vereinigung der Brüder zu verhindern. Mit großem Geschik wurde diese dennoch be- wirkt, und gegen die Mitte des Februars 842 begrüßten sich in der Nähe von Straßburg die zusammenstoßenden Heere Ludwig's und Karl’s unter lautem Jubelruf. Lange Zeit, beinahe 9 Monate, war so ohne bedeutende Erfolge vergeudet worden, jeßt erst galt es, dem früher errungenen Siege seine Folgen zit geben, i

Wie es scheint, hatte das stete Hinhalten und Verzögern durchgreifender Maßregeln gegen Lothar das deutsche, wie das westfränkische Heer zweifelhaft ge- macht, ob es die Könige auch ernstlich mit ihnen und unter einander meinten, Es wurde deshalb am 14, Februar 842 jenes berühmte Bundesfest zu Straßburg ge- feiert, wo Ludwig und Karl öffentlich vor den Kriegern ihr Verfahren recht- fertigten, sich unverbrüchlihe Treue gelobten und jeglihen Beistand ver- sprachen gegen Lothar, den Verächter des Gottes -Urtheils, Die vier Ei- desformeln, welche bei dieser Gelegenheit theils von den Königen, theils von den Heeren gesprochen wurden, jene tausendjährigen Denkmale der deutschen und romanischen Sprache sind berühmt genugz wir verdanken ihre Erhaltung dem trefflichen Nithard, der in die Ereignisse, von denen wir sprechen, selbs handelnd eingriff, und sie uns besser erzählt hat, als irgend ein anderer sciner Zeitgenossen, Sofort nah der Bundesfeier brachen die Könige gegen Lothar auf, und zogen nah Worms, wo sie ein gemeinsames Lager aufschlugen, und, während sie noch Verstärkungen erwarteten , Ge- sandte an Lothar abschikten, um noch einmal den Weg der Güte zu ver- suchen. Jn der größten Einigkeit und Herzlichkeit verlebten die Fürsten und Völker diese Tage in Worms, und man kann nicht ohne Theilnahme auf jene Zeit hinblicken, wo wir die Nationen, die sich nachher so oft feindlich gegenüber gestanden haben, an den Anfängen ihrer Geschichte in der herz- lichsten Eintracht verbunden finden, und sie vereinigt nah der Selbststän- digkeit ihrer Nationalität ringen sehen, Die Gesandten der Könige fanden bei Lothar nicht einmal Zutritt, und sofort rückten nun die ungeheuren Streitmassen der Brüder in der Richtung auf Koblenz zu. Ein Heer Lo- thar’s, was ihnen den Uebergang über die Mosel versperren sollte, zerstreute

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sich beim Anrücken der Feinde. Lothar eilte nach Aachen, doch nur um die Kaiserschäße daselbst und die Neichthümer der Kirchen entweder fortzuschlep- pen oder zu vertilgenz mußte er, der Kaiser, fliehen, so wollte er wenigstens die Kaiserstadt mit ihrem Prunk und ihrer Herrlichkeit nicht den Zerstörern des Kaiserthrones überlassen, Als das Werk der Verwüstung beendigt, eilte er durch die Champagne der Nhone zuz er erreichte Lyon nur von wenigen Getreuen umgeben, Ungehindert zogen Ludwig und Karl an der Spiye ihrer Heere in Achen ein, und nahmen Besiß von dem ausgeplünderten Kaiserpalaste.

Das war die zweite shimpfliche Flucht Lothar’s (März 842), und jeßt dachten die Brüder daran, schnell die Früchte ihres Sieges zu pflücken. Wichtig war es, daß sich inzwischen auch schon der größte Theil der Geist- lichkeit ihnen zugewandt hattez sie suchten auf alle Weise nun die Bischöfe, bisher die eifrigsten Vertreier und Vertheidiger des alten Kaiserthums, eng an die Sache der freien Nationen zu fesseln, Deshalb trat auf ihren Wunsch eine Versammlung von Bischöfen nund Priestern zu Aachen zusam- men, die über die wichtigsten Fragen des Augenblicks entscheiden sollte. Die Bischöfe erklärten, daß Lothar nach dem gerechten Urtheile des allmäch- tigen Gottes zuerst aus der Schlacht und dann aus dem Reiche zu flichen genöthigt worden, daß die rächende Hand Gottes ihn aus dem Reiche ge- trieben und dieses seinen besseren Brüdern zur Regierung übertragen habe. Als Ludwig und Karl die an sie gerichtete Frage, ob sie das Reich nach deit Willen Gottes regieren wollten, bejahten, übergab die Geistlichkeit im Namen des allmächtigen Gottes den siegreichen Brüdern das Reich, um es nah dem göttlichen Willen zu regieren. Dies ganze Verfahren ist höchst bemerkenswerth, es zeigt die ungemeine Macht der Geistlichkeit, und wie man schon damals mit schnellen Schritten einer Theokratie zueilte, deren Ausbildung jedoch durch die folgenden Ereignisse aufgeschoben wurde. Als die Entscheidung der Bischöfe zu ihren Gunsten ausgefallen war, schritten Ludwig und Karl zu einer Reichstheilung. Zwölf Bevollmächtigte wurden von beiden Seiten mit dem Geschäft beauftragt, das auch bald zu Ende geführt wurde. Es fehlen uns genaue Nachrichten über diese Theilung, doch wissen wir, daß sie nicht allein nach Größe und Fruchtbarkeit der Länder geschah, sondern auch nach der „Verwandtschaft und Uebereinstim- mung derselben‘, was nur von der Sitte und Sprache der Völker verstan- den werden kannz ein so bedeutendes Moment bildete die Nationalität in diesen Ereignissen! Unzweifelhaft is es, daß Ludwig auch auf dem linken Rhein-Ufer bedeutende Gebiete erhielt. Nachdem die Brüder von sämmtli- chen Vasallen den Huldigungs-Eid empfangen hatten, trennten sie sih gegen Ostern auf kurze Zeit, um dringende Anordnungen in ihren entlegeneren Gebieten zu treffen, fanden sich aber hon im April 842 wieder zu Verdün zusammen, um über ihre ferneren Unternehmungen zu berathen.

Schon waren sie im Begriff, nah den Rhone-Gegenden gegen Lothar aufzubrechen, da erschienen Gesandte desselben und suchten die Einleitung zu Friedens - Verhandlungen zu treffen. Ludwig und Karl ließen sih nicht irren und gingen bis zur Seine bei Mussy vor. Als aber hier nee Sé- sandte Lothar's noch dringender zu einem gütlichen Abkommen au gr in und erklärten, daß Lothar mit cinem Drittheil der streitigen Länderma E A Z die Königreiche von Longobardien, Bayern und Aquitanien schien 19 heren Theilungen kein Streit mehr obzuwalten si begnÜg® gehen, ließen sie sich doch bewogen, auf die Anerbietungen des Bruders ia ¡sammlung

edo idt dh Geschäft selbst ein, als bis d sih jedoch nicht eher auf das ch rt gingen sie nun an eine der Bischöfe ste dazu bevollmächtigt atte. S biet zntheilten, welches neue Theilung, worin sie Lothar außer Ztalien da :