1843 / 38 p. 1 (Allgemeine Preußische Zeitung) scan diff

i ïnger eine Gewalt sich zu bewahren suche, die unwider-

po E g e verloren rg F daß er dur einen freiwilligen Schritt, längerem Verzuge der Wiederherstellung des Friedens vor- beuge. Denn selbst wenn, was wenigstens sehr zweifelhaft erscheint, die Truppen, die er noch mit den Generalen van Halen, Carratalá, Carondelet und Ricafort um sih zu vereinigen vermöchte, wirkli die Treue bis zu dem Grade bewährten, da sie sich gegen die heran- rückenden zahlreichen Gegner {lagen würden, selbst wenn das Kriegs- glück ihnen noh ein Augenblick lächelte, wozu fönnte das Alles führen? Höchstens zu Opfern ohne wirkliches Resultat, und der Name Espar- tero's, der seinem Vaterlande {hon einmal durch den Vertrag von Bergara den Frieden gebracht hat, würde sicherlich ehrenvoller und rühmlicher in der Geschichte dastehen, wenn er jeßt seine Persönlich- keit dem Frieden und der Ruhe scines Vaterlandes zum Opfer bringt, als wenn er blos um seinetwillen noch Blutvergießen veranlaßte und aufs neue die Fackel des Bürgerkrieges entzündete, zu welchem ohne dies unter den heterogenen Elementen, die nun den Sieg über ihn erlangt haben, Zündstoff genug vorhanden is. Schon haben wir in dieser Beziehung sehr bedenklihe Nachrichten aus Barcelona erhalten, ja die Parteien sind dort {hon mit offener Gewalt, mit Thätlich= leiten an einander gerathen, und selbst diejenigen pariser Blätter, welhe der gegenwärtigen Jusurrection am eifrigsten das Wort rede- ten, haben die Besorgniß nicht verhehlt, daß es doch noch zu bekla genswerthen Scenen kommen könnte.

Im Grunde haben nur zwei Parteien in Spanien Grund, sich des Ausganges der Jnsurrection zu freuen, und es begreift sich, daß diese ihr Triumphgeschrei erheben, und daß ihre Freunde hier, ckpanier und Nichtspanier, in dasselbe einstimmen: die christinische und die exaltirten Republikaner. Die Christinos sehen in dem Sturze Espartero?s eine Art Strafgeriht der Vorsehung für sein früheres Benehmen 1840 gegen die Königin Christine; der tödlihe Haß, den sie gegen Espartero, den glücklihen Soldaten, nährten, hat dadurch Befriedigung erhalten. Wir werden nun sehen, in welcher Weise sie die Schuld der Dankbarkeit gegen diejenigen, welche ihnen mit Wort und That hülfreih an die Hand gingen, abtragen werden. Auf nähere Andeutungen über “diesen Punkt einzugehen, is nicht

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nöthig: an ihren Werken wird man erkennen, ob sie wirklich den ihnen so oft und von so vielen Seiten gemachten Vorwurf antinationa= ler elung in dem Maße verdienen, wie er gegen sie vorgebracht worden ist.

Die andere Partei, welche sich zu dem erlangten Siege Glück wünscht, sind die Republikaner, deren Zahl in Spanien verhältniß= mäßig nur gering is, und die daher allein für sich nicht leiht etwas zu unternehmen vermögen, aber desto bereitwilligere Werkzeuge bei jeder Gelegenheit und für jede andere Parthei sind, wo es etwas umzustürzen gilt, So erklärt sich auch das unnatürlihe und unmorg- lische Bündniß, welches die Anarchisten für den Augenbli mit der sogenannten moderirten Partei eingegangen haben, dessen Fortdauer aber nah dem Siege aus Gründen, die in der entgegengeseßten Natur beider Theile liegen, als Unmöglichkeit ersheint. Denn alle diese Junten, diese verschiedenartigen, politischen oder militairischen Chefs, die ein gemeinschaftlicher Haß beseelte, und eine Zeit lang vereinigt hielt, so lange noch das erste Ziel nicht erreiht war, wer= den, wie sie bereits begonnen haben, zuerst sih von einander trennen, dann ih mit einander messen, einer dem anderen den überwiegenden Einfluß bgewinnen wollen, und endlich im offenen Kampfe zusammen- treffen, um zu sehen, wer die Oberhand behalten wird,

Vor Allem bestehen die Gegensätße zwischen den beiden großen Haupt - Parteien im Lande, den Progressisten und den Moderirten, nach wie vor in ungeshwächter Kraft, und in Beiden treten wieder \o vielerlei Nüancen hervor, daß im Grunde, vor wie nah dem Falle Espartero's, das Uebel noch in seinem ganzen Umfange vorhanden ift. Die Wendung der Dinge, welche zu Barcelona, dem eigentlichen Heerd aller im Lande gährenden Leidenschaften, eingetreten i}, liefert den \{lagendsten Beweis hiervon, Unter den Moderirten sind zwei scharf von einander geschiedene Fractionen, von denen die eine die Rückkehr der Königin Christine zur Regentschaft wünscht, die andere aber eben so entschieden dagegen i}. Ferner is diese Partei wieder in solche geschieden, welhe die Beibehaltung der Constitution von 1837 wollen, während die anderen das Estatuto Real des Herrn Martinez de la Rosa wiederhergestellt haben möchten. Auf der Seite der Progre||l- sten oder Exaltirten sieht es wo möglich noch schlimmer aus. Nicht

zu reden von der Kluft, welhe die Constitutionnellen von den Repu= blifanern scheidet, sind da wieder Anhänger der Constitution von 1837, und andere, welche die von 1812 vorzögen. Alle werden jeßt für die geleistete Mithülfe zur vollbrahten Umwälzung auch ihren ent \sprechenden Antheil an Einfluß verlangen, und wie da solche wider= strebende Tendenzen si mit einander versöhnen lassen, is nicht abzusehen.

Die Junten der einzelnen Provinzen zeigen ein unverkennbares Streben, jeder Central-Gewalt, die man in Madrid festseßen wollte, cine hartnäckige Opposition im provinzialen Sinne entgegenzuseßen, und so die Kraft der Central - Verwaltung, die nur bei möglichster Einheit bestehen fann, zu s{hwächen; die Nord - Provinzen des baski= hen Landes z. B. treten offen mit dem Verlougen hervor, ihre alten Privilegien, deren sie unter der bisherigen Verwaltung großentheils verlustig geworden sind, wieder zu erhalten. Doch hfermit is {on genug angedeutet, wie verwicelt, wie kritish die Lage Spaniens geworden is. Der Freund der Ordnung, der Ruhe, der leiden- \haftslos den Gang der Ereignisse übershaut, kann nur mit Be sorgniß der Zukunft eines Landes entgegensehen, dessen politischer Horizont von Gewitterwolken so sehr bedeckt ist. Die christinische Partei dürfte bald die Erfahrung machen, wie gefährlich die mit den Republikanern eingegangene Allianz für sie selbst is: und der [ON danke, mit Hülfe solcher Verbündeten den Sieg erlangt zu haben, wird immerhin die Freude des Sieges etwas verkümmern,

On Dle

Paris, 30. Juli, Die Ueberlandpost aus Ostindien is am 24. Juli auf Malta angekommen. Sie bringt Nachrichten (aus Bombay) vom 19, Juni. Ju Scinde war es ruhig; die Zusurgen ten (Belutschen) hatten sich zerstreut; man erwartete aber, daß sie wiederkehren und einen neuen Angriff, furchtbarer als der frühere war, versuchen würden. Jm (englischen) Lager bei Hyderabad hatte man viele Kranken. Dost Mohammed war ohne Hinderniß zu Kabul angekommen und hatte die Zügel der Regierung wieder übernommen. Die Berichte aus China gehen bis zum 16, April, Der englische Bevollmächtigte (Sir Henry Pottinger) war nach dem Norden des Reichs abgegangen. Alles war genugsam ruhig.

Bekanntmachungen.

Subhastations-Patent. Ober-Landesgericht Naumburg a. S.

Das im Schweinizer Kreise des Herzogthums Sach- sen belegene Mannlehn-Rittergut Ahlsdorf, nebst Ho- hen-Kuhnsdorf, Hartmannsdorf und Wiepersdorf, wel- ches, ausschließlich das auf 21,562 Thlr. 24 Sgr. 9 Pf. gewürderten Gebäudewerths, laut der nebst Hypotheken- schein in unserer Registratur einzusehenden Taxe auf 106,639 Thlr. 22 Sgr. 5 Pf. abgeschäßt is, soll auf

den 12. Dez. mber 1843, Vormitt, 10 Uhr, an Ober - Landesgerichts - Stelle meistbietend verkauft werden.

Alle unbekannten Neal-Praätendenten, insbesondere die von Seiffertißschen Fideikommiß-Anwärter, und unter Letteren namentlich die ihrem jeßigen Aufenthalte nach unbekannten:

1) Friedrich Hugo Anton Joseph Franz Freiherr von Sevyffertißy, Sohn des verstorbenen Königl. Bayer- schen Oberst-Lieutenants Carl Ludwig Freiherrn von Sevffertiß zu Bamberg;

2) der Kaiserl. Königl. Oesterreichische Hauptmann im Jäger-Negimente Kaiser Franz, Karl Joseph Frei- herr von Sevffertiß, früher zu Bregenz im Vor arlbergischen, : ; ;

werden mít vorgeladen, um ihre Ansprüche, bei Vermei dung des Verlusts derselben, spätestens im obigen Ter mine geltend zu machen.

Naumburg, den 19. Mai 1843. i Erster Senat des Königl, Preuß. Ober - Landesgerichts. Mahlmann.

[999]

[110 b]

Cs . _ L N D. Berlin- Hamburger Eisenbahn. Die unterzeichneten vorbereitenden Comité's zur Bil- dung eines Actien-Vereins für die Eisenbahn-Verbin- dung zwischen Berlin und Hamburg sind in der am 27, und 28. Juli d. J. zu Schwerin abgehaltenen Ge neral-Versammlung bevollmächtigt worden : i die stimmfähigen Actionairs zu einer oleihzeitig nah Berlin und nah Ham- burg einzuberufenden General-Versamm lung zur Wahl des Ausschusses der Ge- sellschaft einzuladen. Dieselben entledigen sich dieses Auftrags hierdurch, in- bem sie die ursprünglichen Unterzeichner von Acticn für die Berlin-Hamburger Eisenbahn hier- mit aufforvern, sich zu dieser Wahl-Versammlung, welche zu Berlin im Saale des dasigen Börsen -Gebäudes und in Hamburg auf dem Börsensaale zusammentreten wird, am

Mittwoch den 16. Augusl d. J.,

Bormittags um 10 Uhr, entweder in Berlin oder Hamburg einzu- finden, Zum Eintritt in eine dieser Wahl-Versammlungen und zum Slimmen in einer derselben sind berechtigt : nur die ursprünglichen Unterzeichner von Berpflichtungs scheinen, welcheAnerkennt nisse des Berliner Comité über 10 Actien (2000 Thlr.) over mehr, von denen min-

destens (XINS auf ihren Nameu lautet,

O Sie haben diese Anerkenninisse in den Tagen 2 14, und 15. August d, J. entweder in dan 4 Beil im Büreau des dasigen Comité, Monbijou-Plab Nr, 2 oder in Hamburg im Konferenz-Zimmer der Börse von 11 bis 3 Uhr niedergesezten Legitimations-Büreau vor zulegen, und werden gegen Abstempelung derselben eine Eintritts-Karte für vie Wahl-Versammlung des Orts, an welchem sie sich legitimirt haber, worin die Zahl ver ihnen zukommenden Stimmen bezeichnet und über den statutenmäßigen Wahlmodus Auskunft gegeben ist, empfangen.

Diejenigen Actionaire, welche dieser Einladung nicht Folge leisten, oder sich zum Eintritte in eine der beiden Wahl-Versammlungen nicht bis zum 15, August d. J. in der oben angegebenen Weise legitimiren, werden nach 6. 43 des n der General - Versammlung am 27, und 28, Zuli d. J. genehmigten und vollzogenen Gesellschafts- Statuts (welches sofort nah erfolgter Confirmation ab- gedruckt und vertheilt werden soll) durch die Beschlüsse der Erschienenen verpflichtet,

Die Actionairs, welche sich von den Namen der zum Ausschuß wahlfähigen Subskribenten unterrichten wol len, können auf Verlangen gedruckte Verzeichnisse saämmi- licher Subskribenten bei denjenigen, bei welchen sie Actien unterzeichnet haben, und in Hamburg bei Empfang der Legitimations-Karte, erhalten.

Berlin und Hamburg den 31. Juli 1843.

Die vorbereitenden Comités für die Berlin-Hamburger Eisenbahn in Berlin und Hamburg.

[111 b] : e : Berlin- Hamburger Eisenbahn.

Das unterzeichnete Comité hat gemäß der Zusage in der am 2en d. M. an die Actionairs erlassenen (Lin ladung zur ersten General - Versammlung der Berlin Hamburger Eisenbahn - Gesellschaft den in derselben zu Zchwerin am 27sten und 28sten d. M. erschienenen ursprünglichen Subsfribenten von Actien Lit. A, für {0 Und die von thnen vLertretenen Mit actionairs, Anerkenntnisse über die gezeich- neten Actien-Beträge ausgehändigt, welche bis zur Ausfertigung der Quittungsbogen durch den fünfiigen Ausschuß zur Legitimation über das ertvor bene Anrecht auf Actien dienen. Dasselbe fordert die Unterzeichner von Verpflichtungsscheinen, welche zur Wahrnehmung ihrer Nechte in der General - Versamm lung Bevollmächtigte bestellt haben, hierdurch auf:

die ihnen zukommenden Anerkenntnis)e

bei ihren Bevollmächtigten in Empfang zu nehmen.

Diejenigen Subsfkribenten, welche weder persönlich noch durch Bevollmächtigte in der General - Versamm lung erschienen sind,

wollen 1ch vom 8, AUguiN di Z: att person

lich bei denjenigen, bei welchen sie Actien

unterzeihnet haben, zur Empfangnahme des ihnen zukommenden Anerkenntnisses melden.

Tir machen die Herren Subskribenten aufmerksam, daß vom Besiy der Anerkenntnisse ihre Be fuaniß int der auf den 16, August d. 9. nach Berlin u, Hamburg ausgeschriebenen Wahl Versammlung zu erscheinen abhängig ist.

Berlin, ven 31. Juli 1843.

Das Comité zur Begründung eines Actien- Vereins für die Eisenbahn - Verbindung zwischen Berlin und Hamburg. Anhalt u. Wagener, Klemme. k unowski. Moltke.

Conrad u,

S, Herz, Jung. von Mendelssohn & Comp, M. Oppenheim Söhne. Moritz Robert, A On V itzleben.

[837] Sd Ta Le Lad Ul WA

Zu dem Vermögen des Kaufmanns Herrn Eduard Schneiders allhier haben wir wegen Ueberschuldbung den Konkursprozeß eröffnet.

Gerichts wegen werden deshalb sämmtliche bekannte und unbekannte Gläubiger genannten Herrn Schneiders hierdurch geladen,

den 18, Oktober 1843 an hiesiger geordneter (Gerichtsstelle in Person oder durch gehörig legitimirte Bevollmächtigte zu erscheinen, ihre Forderungen bei Strafe des Ausschlusses von die- ser Konkursmasse und bei Verlust der Wiedereinsezung in den vorigen Stand gehörig zu liquidiren und zu bescheinigen, hierüber mit dem Curator litis et bono rum und nach Befinden unter sich der Priorität halber binnen sechs Wochen rechtlich zu verfahren, zu beschlie ßen und

den 6. Dezember 1843 der Publication cines Präklusiv - Bescheids die Außen gebliebenen betreffend, sub poena publicati sich zu ge wärtigen, sodann aber

den 20, Dezember 18453 zu Treffung eines Vergleichs anderweit persönlich oder durch gehörig instruirte Bevollmächtigte vor uns an Gerichtsstelle zu erscheinen, der Gütepflegung unter der Verwarnung, daß die, welche niht erscheinen oder sich nicht bestimmt erklären , ob sie dem Vergleiche beitreten wollen oder nicht, für Einwilligende angesehen werden, beizuwohnen; im Fall aber, daß ein Vergleich in die- sem Termine nicht zu Stande kommen sollte, des Ak- tenschlusses und

den ersten Februar 1844

der Publication eines Locatious - Urtels sub publicati gewärtig zu seyn,

pocna

/ Allgemeiner Auzeiger.

|

viel Ee E

Auswärtige haben Bevollmächtigte zu Annahme fünftiger Ladungen bei 5 Thlr, Strafe anhero zu b stellen und wird solches andurch zu Jedermanns Nach- achtung zur öffentlichen Kenntmß gebracht.

Lengenfeld im Königlich Sächsischen BVoigtlande, den 2, Mai 1843.

Herrschaftlih Förstersche Gerichte daselbst.

Friedrich Wihelm Kunze, Gerichts-Direktor.

Citerarische Anzeigen. Zei VWV. Bess er (Behrenstr. 44) ist erschienen 21 Anecdola Delphic: cdidit Ernestus Curtius. 41, brosch 2 Pir. Die Resultate der von Karl Otfriecd Müller 1840 in Delphi angt tellen Nachgrabung n werden

von cinem Reisegzelährten desselben in diesem Buch

gelehrten VV elt mitgetheilt. Es enthält 69 delphisch

Tafeln einen

dei ; Ausnahmen uned

beige ccbhenen

bis auf wenige Steinschriflen und auf Sitiationsplan von Delphi und die nCcu gefundenen Fragmente des A pollo-Tempels daselbst.

[1410] j Bei uns sind unlängst erschienen und in Berlin in

cer Enslinschen BVchhdlg. (3. mü! ler), Breite Str. Nr. 23, zu haben:

Bird, Dr C LUbwila Va bet Erste, König der Franzosen. Darstellung seines Lebens und Wirkens, 2x Band. gr. 8. geh. 2 Thlr, 10 Sar 4r Bano, 18424, 2 T0115 Sd!

Gegen den Strom. Sonnette. Zum Besten des fölner Dombaues, 8. geh. 15 Sgr.

Hallberger, Prof. Dr, Schulkfalender, Ein Normal-Handbuch für Volks-Schullehrer, 3te Lie ferung. gr. 8. geh, 225 Sgr.

1ste, 2e Lief, 1837 und 1839, 4 Thlr. 15 Sgr,

Vans, S l, Arm et Cuno Algebra) für

Nealschulen, für höhere Bürger - und Gewerbe schulen, so wie für den Selbstunterricht, 4r Theil, Niedere Arithmetik, 8, geh. 18 Sgr. 9 Pf.

Röslin, De, E., Zuverlässige Heilart des Blu| hustens und der Lungenschwindsucht ohne Apotheke, und Beseitigung der Anlage zu Brust leiden mittelst Lebensordnung, Berufswahl und 7ommerfur. 2te veränderte und vermehrte Aus abe S. de, 19 QIr

Weber?'s, Carl Julius, sämmtliche Werke. 135. 136, Lieferung, enthaltend Paris im Jahre 1806, 15 Sgr.

Stuttgart, Mai 1843,

Hallberger sche Verlagshandlung.

[1409] : H O E Bei Ernst Goetz in Leipzig erschienen und sind durch alle Buchhandlungen zu bezichen, in Berlin vor

räthig bei (E, 95, Schroeder, Linden 23 im Jagorschen Hause : E a Mennais Amaächas pan 08 UNA Da va nd Deutsch von Rudolphi, 2 Bde. 2 Thlr.

La Mennais neuestes und geistreichstes Werk voll von Satire auf unsere modernen Zustände is unstrei- tig auch das schönste Buch des originellen Philosophen und Dichters.

/ 9 9 4 % 8 Ueber die Banken, (Von Sr. Majestät dem Könige von Schweden.) Deutsch von Hr, E, F, Feller. 11/7 Sgr.

Ju gedrängter Kürze enthält diese Schrift des greisen Staatsmannes reiche Erfahrungen über diese für die Wohlfahrt des Staates so überaus wichtigen Justitute, die der bekannte Uebersezer mit trefflichen Noten dem deutschen Leser bietct,

[109 b] O À

An Albert Wohlgemuth's Buchhandlung in Berlin, Scharrnstr. 11, is so eben erschienen und in allen Buchhandlungen zu haben:

Bötticher, W., Pr, Prof, , Erinnerung an die

tausendjährige Dauer des Vertrags von Ver-

| | |

| J | | | |

dun, in Beziehung auf die deutsche Kirche unserer Zeit. gr. 8, geh. Preis 3% Sgr.

n Unterzeichnetem is so eben erschienen und an alle Buchhandlungen versandt worden: Ó [1415] Das 3te Heft derx deutschen

d . a 28 Vierteljahr s-S hrisl G Ada Gu Ul Me Lait D 6 Preis 1 Thlr. 25 Sgr. Der Jahrgang von 4 Hesten

7 mUIL 10 Sr.

Snhalt:

Aus dem Briefwechsel eines nachgeborenen Prinzen.

Die verschiedenen Methoden der geographischen Orts bestimmung. Die flassishe Philologie in ihrer Stel- lung zur (Begenwart. Zur Geschichte der Kommu nal-Verfassungs-Frage in der preußischen Rheinprovinz.

Ueber die zweckmäßige Einrichtung tontinenarkiger

Renten-Anstalten, mit Nücksicht auf die in Deutschland bestehenden Anstalten dieser Art, namentlich die österrei chische allgemeine Versorgungs - Anstalt; die stuttgarter allgemeine NRenten-Anstalt z die badische allgemeine Ber sorgungs-Anstalt und die preußische Rentenversicherungs- Anstalt, Die neuere philosophische und politische Poesie der Deutschen. Die Ersteigung der Alpen hörner, Betrachtungen über den Frieden von Nan- king. Neber Organisation und Wirksamkeit landwirth» schaftlicher Vereine. Mit besonderer Beziehung auf das südwestliche Deutschland, Die Kometen, Kurzc Notizen,

Stutigart und Tübingen, im Juli 1843.

J: G, Cottascheér Verlag

Julius Sprin- Jer, Breile A, ‘20 de d, Scharrn- straße).

VV 1393 I) Matt hi d

51 ¡chienen il und durch alle

n Berlin vorräthig! bei

Cranitosco I C, Buchhandlungen zu beziehen, vorräthig in der Hirschw aldschen Buchh 10 Du E Burgstr. 25:

[1413] Ä E dei CTranlilosSCcO pie (Eehüdealléir0) ode

Schädel id Antlitzeformen be rühmter oder On merkwürdig Poi C T, Von Dr, GarlGustiav Carus Hos- u, Med, «Rath, Loctlbar/t De V, d. Sachsen, Ritter,

Hesi L, enthaltend auf zebn Tithogr, Tafeln di Abbildungen dai Kopfsormen Schiller? E laIeE y

Grönländers, cines

Abbildungen de

Königs v On

, * rand 8, CINCS Greis,

Napoleons, eines alten Skandinaviers,

cine S K á lse n und cin Cs B al t. 4 wie 7. Wei

Tafeln übereinander cezeichneter Konturen dieser Köpfe,

Mit deutschem und französtischem Text.

Folio. Ladenpreis 6 Thlr. 10 Sgr, Nachdem €s Gebiete dèr Physiologie möglich geworden 151, übai

die psychische Symbolik des mensclilichen Schädel

durch die neueren TFortschritte T

banecs genauere Nachweisungen zun geben, als cs di hypothetischen Angaben von Gall, Spurzheim, Combe u. Á. mulse auch das Be- dürsnils nach durchaus genauen und allen Anforde

VOrIO hien,

menschli« T Kopfsormen immer fühlbarer werden, Die hier gebotenen Tafeln sind aus der rühlimlichst bekannten Anstalt des Herrn Franz HWanfstacngl hervorgegan- gen und unter Lettung des Herrn Herausgebers nach der einzig richtigen Methode in natürlicher Gröfse gesertigt, 50 dals sie jeden Kenner anfs Vollkom menste befriedigen müssen,

Die zweite Lieferung dieses Allasses, dem woll keines der scitherigen Verke ühnlicher Art an die Seite zu stellen seyn dürfte, wird unter anderen die Kopfbildung von Kant, den Schädel ciner merk- würdigen Königsmumiece aus den Gröbern von Memphis, den Schädel cines alten Germanen und den eines weibl, Cretins in den genauesten Abbildungen liesern.

Leipzig, un Juli 1843.

rungen entsprechenden Abbildungen

Augusl Weichardt.

zu seinem Zwecke auszubeuten unternommen, Er wird uns aber den Nachweis nicht liefern können, daß die Nömer, als stete Eroberer, Militairgränzen am Nheine gchabt, daß sich die Juden unter der Aufsicht ihrer Kohorten am Rheine angesledelt, und daß sie, lange bevor unsere deutschen Vorfahren der römischen A A Bete aan TOognplape an diesem Strome gehabt haben. Der Herr Neferent bezieht sich, w Herr y in De ines Sv Id NEAUES Woltes le der Herr Antragsteller, auf ein Dekret cincs ‘Jahre 1791, wo das Christenthum von demselben verleugnet wurde. mene (0 es die Konsequenz, den Juden gleiche Nechte zu ertheilen, die A 1A dem Kaiserreich im Jahre 1806 schon wieder geschmälert Staat beziehen, der so gar fern steht von deutscher Sitte (Gründlichkeit { Hören wir, was ein erfahrener freisinniger bende Main L indes der in der badischen Kammer sagt: „Die Mitglieder der Kammer dürfen die Gränzen zwischen Philanthropie und Geselzgebungs-Politik nicht aus den Augen verlieren , sie dürfen nicht vergessen, daß sie nicht als barmherzige Menschenfreunde zu enlscheiden haben ; die europäischen Justitutionen seien

Das Abonnement bcträgt: 2 Ulhlr. sür 7 Iahr. 4 Kthlr. - 5 Iahr. 8 Rthlr. - 1 Iahr. in allen Theilen der Monarchie ohne Preiserhöhung. Inserlious-Gebühr für den Raum einer Zeile des Allg. Anzeigers 2 Sgr.

Ne 35.

Allgemeine

Preußische Zeitung.

Berlin Montag den August

Alle Post - Anstallen des In- und Auslandes nchmen HSeslel- lung auf dieses Slatt an, sür Berlin die Expedition der Allg. Preussischen Zeitung: Fricdrichsstrasse Ur. 72.

1843.

Inhalt

Anttlicher Theil.

Juland., Landtags-Angelegenhciten. seßung der Verhandlungen über die Juden - Emancipation. Erinnerung an die Bedeutung des 6, Augusts, und Prof. Koch nah dem Kaukasus. Drittes Schreiben aus Nord deutschland über Faber's Predigten von den Dächern.

Deutsche Bundesstaaten. Württemberg. Stuttgart. Um wandlung der Staatspapiere. Freie Städte. Schreiben aus Frank furt a, M, Vertagung des Bundestages; Waffen llebungen des Mili tairs.) Schreiben aus Hamburg, /

_ sur Se, Majestät den König von Preußen.)

Frankreich. Paris. Hofs Nachrichten. „des Prinzen „von Joinville, Spanische Zustände.

Großbritanien und Jrlaud. London, Parlaments-Verhandlungen. Brief aus London, (Nussell's jüngste Nede und Peel’s Zukunft; Eisen- noth; schottische Kirche.) i :

Schweiz. Sitten, Ausweisung eines Preußen wegen Theilnahme an den Kommunisten -Umtrieben. : i

Spauien. Madrid, Die Ernennung der Minister. Cntwasfnung der National - Garde und Dekret zur Neorganisirung derselben, Mi

nisterielle Verfügung über die Freiheit der Presse. Briefe aus Madrid.

(Ver 24, und 25. Juli: Einzug des Generals Narvacz; Crnennungen

der neuen RNegierungz versöhnende Haltung des Generals Narvaez:

Entwassuung der National - Miliz; Mord - Anfall auf Oberst Prim. L

Angebliche D epeschen Mendizabal’s au Espartero; Abmarsch und Vey

theilung der Truppen.) und Paris, (Espartero vo1 Sevilla; Nach-

Rhein-Provinz. Fort

giebigkeit des Kommandanten des Monjuich; Graf Salvandy soll an- _geblih nach Madrid zurückkehren.) ; Mexiko. Räumung von Yucatan. Die neue Constitution von San- _tana genehmigt. 1 Hayti. Wahlen de1 Abgeordneten zum Konvent. Beilage. Juland. Laudta gs - Angelegenheiten. Rhein

Provinz. Schluß der Berathung über die Aufhebung des sogenannten „Zuden - Dekrets und die Gleichstellung der Juden. Vom Rhein. Die Ablehnung des Strafgeseiz - Entwurfs von Seiten der rheinischen Stände, Breslau. Stiftung des schlesischen Freiwilligen-Vereins, Münster, Die chrift des Erzbischofs von Köln Clemens August. Zeiß. Zufällige Entdeckung cines Verbrechens. Deutsche Bun- desjstaaten. Bayern. München, Umzug der Bibliothek. Neue Crzbilder von Schwanthaler, Holstein, Kiel; Mäßigleits-Vercin, Freie Städte, Lübe, Nachträgliches über den jüngsten Tumult, Frankreich. Paris. Türkische Escadre vor Tunis. Das Schloß Bizy. Schreiben aus Paris. (Jrland und Spanien.) Grof: britanien und Jrlaud, London, Beschwerden und Beschlüsse der Nebelkaiten, RNepeal - Versammlung in Tuam und O’Connell's Ausspruch gegen Nuhestörungen. ¿Zoll - Defraudation, Nieder- laude, Schreiben aus Mastricht, (Provinzial Stände z die Kon vertirung der MNenten und die Einkommensteuer ; amerikanische Schuld z Bermischtes,) —— Schweden und Norwegen. Stockholm, Pro sessor Nordstrôm in Stockholm. Vars Hjortsberg, Veteran der schwe dischen Bühne, stirbt, Dänemark. Kopenhagen, Neue Insel in der Elbe. Schweiz. Zug. Erklärung des dortigen Stadtpfarrers und bischöflichen Kommissarius gegen eine Jesuiten-Mission, Urn, Crnennung einer Kommission wegen der Heimatlosen. Die Abstimmung über die Frage wegen der Bundes - Nevision. Schwyz. Standbild Tell’s in Küßnacht, Serbien. Von der serbischen Gränze. Anlunft des Fürsten Lieven in Belgrad, Türkei. Konustautino pel, Niza Pascha erhält die oberste Leitung des Militairwesens, Abfahrt eines Uebungs - Geschwaders unter Halil Pascha, Voit der furt hen Granze, Das Lager vor Adrianopel. Niza Pascha,

Amtlicher Theil.

Abgereist: Der Bischof der evangelischen Kirche und Gene ral-Superintendent der Provinz Brandenburg, Dr, Neander, nach Wusterhausen a. d. D. i

Oer Minister Resident der freien Hansestadt Hamburg am hie sigen Hose, Godeffroy, nach Hamburg. i

t-

llichtamtliher Theil.

Inland. Fandtags- Angelegenheiten.

Nhein-Provinz. Düsseldorf, 12, Juli, Sechsundvierzigste Plenar-Sizung, (Fortsezung.) j s hatten sich bereits mehrere Nedner angemeldet, die nun der Herr Landtags-Marschall derselben Oidnung nach auf den Neduerplahz berief. Zunächst äußerte sich ein Abg. der Städte: Um auf die Phantasie einzuwirken, hat der Herr Neferent die Geschichte

erlassen in den Stürmen der Nevolution im

Da-

Warum sich aber immer und immer auf einen fremden

Er, Reise des Dr, Nosen

(Die Dank Ukunde des Senats

Civil - Aft der Vermählung

| mehr oder weniger auf das Christenthum gegründet, Der Jude könne nicht in (Gerichtsstuben sizen, wo das Symbol der Erlósung auf dem Tische stehe,‘ Auch ich erkläre mich für die Emancipation der Juden, aber für eine allmälige , stufenweise, je nachdem sie in der Bildung fortschreiten also on, Aber nicht für Emancipation derjenigen, welche fortfahren, sich nach den Lehren des Talmud selbst abzusondern

nach persönlicher Qualification.

und unserem bürgerlichen und politischen Leben fremd, sogar feindselig blei

zu (Gemeinde Räthen zu erwählen, Vas Festhalten am mosaishen Geseßze war allein der Grund eines Still

zu emanzipiren, indem sie Antheil an de1 Entwickelung der christlichen Völ

in ihrem eigenen Juteresse, Es würde wahrscheinlih das Signal zu neuem vaß und zu neuer Verfolgung sein, Eine plößliche Emancipation könnte zu threm Verderben gereichen und den Wunsch des Herru Neferenten uner- füllt lassen, sle zu uns zu erheben, Unser Staat befolgt das weise Prinzip cines allmäligen Fortschrittes, so möge er es auch mit den Juden ferner halten, Wir haben feine Beweggründe, an diesem Landtage desfallsige Anträge an Se. Majestät den König zu richten. : men sollten, uns, die wir nicht einen sallo mortale mit Thncn, meine Herren, welche für eine plößliche gänzliche Emancipation stimmen, machen wollen, dann bitte ih Sie, uns doch nicht der Juhumanität zu beschuldi gen, Thun Sie es nicht! denn Sie würden cine Ungerechtigkeit begehen. 20 wenig, als man diejenigen, welche nicht für plößlich cinzuführende volle Preßfreiheit gestimmt haben, mit Recht des Sklavensinnes hat beschuldigen tonen, ebensowenig wird man uns der Juhumauität beschuldigen lönnen, S OIO protestire ich dagegen im Voraus aus dem Grunde meiner Seele.

Eín Abgeordneter der Städte erwiedert:

Der Geist, der diese Versammlung beseelt, das s{chöne Verhältniß, in welchem sie zu Sr, Majestät dem Könige steht, die warme Theilnahme, welche die Provinz ihr widmet, das Alles sollte es Jedem, der sich ci ner guten Sache bewußt is, leicht machen, vor Jhnen aufzutreten. Und doch fühle ih mich, indem ih in der vorliegenden Angelegenheit das Wort nehme, bei dem Gedanken befangen, daß die nächste Stunde das Schicksal vou Hunderttausenden die eine oft getäuschte Hoffnung noch einmal be- lebt, entscheiden, und daß diese Entscheibung von der Wendung abhangen wird, welche die jeßt begonnene Verhandlung nimmt. Man könnte mir entgegnen, daß ih auf den Beschluß einer bloß berathenden Versammlung, dessen Genehmigung nicht gewiß is, zu großen Werth lege z allein, meine Herren, es giebt im Leben der Völker Jdeen, die von einem kleinen Anfangs punkte aus sich immer mächtiger entwickeln und zuleht eine solche Ausdehnung und Konsistenz erlangen, daß es zu ihrer Verwirklichung nur noch einer Anregung, eines Schrittes bevars, und diesen Charakter scheint mir die vor liegende Frage zu haben, Möchte die Fürsehung es dem rheinischen Landtage beschieden haben, jenen Schritt zu thun, möchte seine Stimme mit segensreichem Crfolg das deutsche Vaterland an die Verirrung finstere1 Jahrhunderte, an die heilige Schuld mahnen, die es gegen die Mensch heit abzutragen hat! Unsere Entscheidung wird im Wesentlichen davon abhängen, wie wir das Verhältniß des Staats zu dem religiösen Bekenntniß seiner Bewohner betrachten, Der Staat hat unbezweifelt das Necht, von seinen Angehörigen die Bürgschaft zu verlangen, daß in den Grundsäßen, welche sie als die höchste Nichtschnur Bie Handlungen anerkennen, nichts enthalten sci, was mit den Bedingungen seiner Existenz im Widerspruche steht, Diese Bürgschaft ift aber auch der einzige Anspruch, welchen der Staat an die Religion seiner Be- wohner machen darfz wollte erx weiter gehen, so würde er das höchste, heiligste Gut, das seinem Schutze anvertraut ist, die Gewissensfreiheit, verlcßen und die erste Bedingung der höheren Entwickelung, zu welcher er das Mittel sein soll, selbst zerstören, Es käme also darauf an, ob die Lehren des mosaischen Glaubens sih mit den nach diesem (Hrundsaßze fest zustellenden Anforderungen des Staats in Einklang bringen lassen, und hier ist zunächst anzuführen, daß diese Lehren aus derselben Quelle geschöpft sind, an welche auch der Christ bis zum heutigen Tage sich nicht vergebens wendet, wenn er an dem gottesfürchtigen Leben der Vorwelt sich erbauen, die er aber besonders dann aufsucht, wenn er sich über den religiösen Geist der früheren jüdischen Staats-Einrichtungen belehren will, Der jüdische Staat beruhte auf dem Prinzip des Gehorsams; die Familie war ihrem Haupte, das Bolk seinen Königen, die Könige Gott zu unbedingtem Gehorsam verpflichtet, und noch jeßt schen wir nicht nur in dem Faniuilienleben der Juden und in ihrem Verhalten überhaupt dieses Element in ungeschwächter Kraft, sondern das- selbe tritt auch in der Religions-Lehre, wie sie jeßt in ihren Schulen vorgetragen wird, hervor, Jn einem von J. Johlsou, Religionslehrer der Bürger- und Realschule derx israelitischen Gemeinde zu Frankfurt am Main, im Jahre 1829 herausgegebenen Lehrbuche, welches auch in den jüdischen Schulen unserer Gegend gebraucht wird, heißt es Seite 151 unter der Ueberschrift „Bon den Bürgerpflichten“: „Wie nennt man diejenigen Pflichten, die wir den (Geseßen der Religion gemäß gegen den ganzen Verein aller unserer Mitbürger zu beachten haben? Man nennt sie Bürgerpflichten oder Pflich ten gegen den Skaat und das Vaterland. Und worin bestehen sie haupt sächlich? Jun Treue und Gehorsam gegen die Geseße und die Obrigkeit des Landes, Hochachtung, Ergebenheit und Anhänglichkeit sür den Regenten, und Liebe zum Vaterlande, Welches is denn unser Vaterland 7 Als unser Vaterland erkennen wir ein jedes Land, worin wir geboren wurden, oder wo wir uns niedergelassen haben und wohnhaft sind, unter dessen Gesetzen wir Schuß und Sicherheit finden. Und was gebietet uns die Religion în dieser Hinsicht Daß wir das Land, worin wir wohnen, als unser Vaterland lieben, und zur Beförderung des Wohlstandes, wie auch zur Erhaltung der Ruhe und Y1duung in demselben mit allen unseren Kräften beitragen sollen, daß wir unseren Privatvortheil und das Wohl unserer eigenen Familie von dem Wohl der großen Staats - Familie nicht trennen dürfen, sondern daß wir den (Geseßen des Staates gemäß dieses unser Vaterland mit unserem Ver mögen und mit unserem Blut und Leben vertheidigen müssen, Muß diese Pflicht uns heilig sein? Dieses Geseß und schon das Gefühl der Liebe fürs Vaterland, von Gott jedem Menschen ins Herz gelegt, müssen jedem Rechtschaffenen heiliger Beruf und Stimme Gottes sein, daher uns auch diese Pflicht so wichtig is, daß sogar die Religion jeden Zsraeliten, so lange er als Krieger dem Vaterlande dient, von der Beobachtung derjenigen Ce- remonial-Geseße befreit, die mit dem Militairdienst unvereinbar sind. Und was müssen wir nun daraus folgern# Daß wir noch weit mehr verbunden sind, einem Staate mit allen unseren Kräften zu dienen, der wirklich unser Vaterland ist, der uns liebreichen Schutz, Gerechtigkeit und Sicherheit genießen läßt, der uns so mannigfaltige und nüßlihe Anstalten und Gelegenheiten zu unserer Vervollkommnung darbietet und zur Entwickelung aller unserer Kiäste behülflih is, und dessen Geseße uns demnach gleich den reli- giösen Geboten heilig sein müssen,“ Dies mag genügenv darthun, daß die mosaische Religion nicht weniger als die christliche ihre Be- fenner mit dem Vaterlande und mit dem Staate in dic innigste Ver- bindung zu bringen geeignet ist, Es is vielfach behauptet worden, daß in der Sammlung von jüdischen Religionsschriften, welhe man Tal- mud nennt, verwerfliche und staatsgefährliche Lehren enthalten seien ; allein die genauesten Forschungen haben dargethan, daß diese Behauptun-

Wenn Sie uns verdan

ben. Der erste Stein zu ihrem Emancipations-Gebäude ist gelegt, indem in der Gemeinde-Ordnung den Bürgern das Recht zugestanden is, Juden Begnüge man sich einstweilen damit,

standes in ihrer Entwickelung, überlasse man es ihnen, sich allmälig selbst

fei nehmen und nicht mehr als fremde Nation unter uns leben wollen, Die Juden plöblich bis auf den Nichterstuhl zu erheben, liegt wahrlich nicht

j gen, wenn nicht auf Böswilligkeit , daun doch auf Mißverständnissen beruhen, Mißverständnissen , die durch das Herausreißen einzelner, nur im Zusammenhang crkflärlicher Säße herbeigeführt wurden und um o schwerer durch eine gründliche ZJuterpretation des Talmud selbst zu beseitigen waren, als es unter den gelehrtesten Orientalisten nur selten einen gegeben hat, der das aramaishe Jdiom des Talmud verstand und dem sonah das Original zugänglih war. Für uns genügt vollkommen der Umstand, daß der Talmud keinesweges als Lehrbuch in den jüdishen Schulen gebraucht, sondert nur als ein Gegenstand der gelehrten Forschung betrachtet und demnach nur selten von einzelnen Zsraeliten gelesen wird. In dem bereits angeführten jüdischen Lehrbuche heißt es Seite 96: „Der Talmud ist kein Geseßbuch, sondern eine Sammlung verschiedener Erklärungen und oft sehr abweichender Meinungen, theils über Gegenstände, die den Kultus und die Nitualgeseze betreffen, und theils über Entscheidungen in Nechtssachen, dic zwar jeßt mehrentheils unanwendbar sind, da bekanntlich das: „die Gescze des uns schüßenden Staates haben vorzüglich bindende Kraft‘, überall vorherrschender Grundsay is. Ferner enthält diese Samm- lung viele Legenden, Parabeln und allegorische Dichtungen, die mei- stens einen tiefen Sinn, aber oft eine {wer zu enträthselnde Bedeutung haben, mitunter auch sehr s{höne und gehaltvolle Sittensprüche und Lebens- regeln, Der Talmud wurde übrigens nie zu den heiligen Büchern gezählt,

noch weniger is es eine Volksschrift, Dem (Gelehrten von Profession aber

ist er ein shäßbares Handbuch, worin er in manchen Fällen sih Raths er- holen und erfahren kann, wie die Alten (jüdischen Kirchenväter) in gewis- fen freilih jeßt oft sehr veränderten Umständen gedacht und ge- handelt haben,“ Wenn nun die Lehren des Mosaismus nicht nur nichts eFeindseliges gegen den Staat enthalten, sondern sogar ihren Bekennern Ge- horsam, Treue, Hingebung gegen König und Vaterland zur Pflicht machen, mit welchem Nechte darf dann der Staat sie durch Beschränkungen drücken

Wohin würde es führen, wenn der Staat in das Junere der religiösen

Ueberzeugung seiner Angehörigen eindringen, sie über ihr Verhältniß zu ihrem

Schöpfer zur Rechenschaft ziehen und ihnen, nach Maßgabe der Resultate dieser

Prüfung, Rechte bewilligen oder verweigern wollte! Würde nicht bei cinem

solchen (Grundsaße jede Konfession der Gefahr ausgeseßt sein, srüher oder später

in ihren staatsbürgerlichen Verhältnissen beschränkt zu werden? Untersuchen wir nun, inwiefern der Anspruch der Jsracliten auf eine staatsbürgerliche Eri- stenz von den frühesten Zeiten bis jeyt Anerkennung gefunden, so schen wir den Genius der Geschichte trauernv scinen Blick niedersenken, und es möge mir erlassen werden, Jhnen die Bedrückungen und Qualen zu vergegenwärtigen, mit denen Jahrhunderte hindurch, namentlich auch in Deutschlgnd, dieße Unglück- lichen verfolgt wurden. Mehr noch als in vaterländischer Beziehung müssen wir dic grausame Verfolgung der Juden, von einem höheren Standpunkte aus, als Christen, betrauern ; das Christenthum lehrt uns in jedem Menschen das göttliche (Geschlecht, das Ebenbild Gottes, erfennen, es will nur durch den (Heist der Wahrheit , durch die Macht der Ueberzeugung siegen, es is die Religion der Sansftmuth, der Liebe, und in ihrem heiligen Namen wurden jene Gräuel verübt! Doch wenden wir uns weg von diesen betrübenden Erinnerungen zu dem freundlicheren Bilde, das uns die neuere Zeit in den Nachbar-

wurde,

staaten darbietet, Die Gesehgebung Englands, Hollands, Belgiens und Frankreichs hat sih längst der Vorurtheile früherer Zeiten erledigt und die bürgerliche Gleichstellung der Juden ausgesprochen, Jm Referate is bereits erwähnt, daß die Stelle eines Sheriss von London ein Jude bekleidet ; in Holland is der Kabinets - Secretair des Königs, Boas, ein Judez ferner jüdische Beamte sind: Asser, Direktor im Ministerium der Justiz t Asser, jun, Staats-Prokurator; Mever und Lippmann, Advokaten ; der Friedensrichter von Amsterdam is ein Jude. Es ist bekannt, daß in Frankreich vier Zsrac- liten, Cremieux, Wormser, Cerfbeer und Fould, Mitglieder der Deputirten- Kammer sind, und daß man dort Juden als Staats-Prokuratoren, Advo- faten, Professoren, ja, als Offiziere ín der Armee, z. B. den General Lieutenant Wolff, die Kolonels Cerfbeer und Worms, mit Auszeichnung nennt, Ueberall, wo die Menschenwürde wieder in ihre Rechte eintrat, hat die Erfahrung gelehrt, daß die in Folge der früheren Unterdrückung gesun- lene Sittlichkeit sich alsbald zu heben begann, und als im Jahre 1830 in Frankreich die Gleichstellung der Juden durch Uebernahme der jüdischen Kultuskosten auf die Staatskasse den letzten Schlußstein erhielt , gab ihnen bei der Verhandlung des desfallsigen Gesetzes der Minister Merilhou in der Pairs-Kammer folgendes ehrenvolles Zeugniß: „Dans les lonctions pu- bliques ils om été appelés, sous les drapeaux de nos phalanges immortelles, dans les lettres, les arts, les SCIenCces , Pindustrie, ils Se C U quarl de sivtcle donné parmi nous le plus noble démenti aux calomnies de leurs adversaitres.“ Wenden wir uns nun zurück zu Deutschland, so wird unser vaterländisches Gefühl schmerzlich berührt bei der Wahrnehmung, wie weit wir noch gegen jene Länder zurückstehen Jn Preußen wurden die Juden durch das Edikt vom 11, März 1812 als Staatsbürger erklärt, zu gleichen Rechten und Freiheiten mit den Chri- sten, zu akademischen, Schul- und Gemeinde - Aemtern zugelassen z auch dic Zulassung zu Staats-Aemtern wurde ihnen verheißen; nur inwiefern selbige stattfinden solle, behielt dex Gesezgeber sich vor, später zu bestimmen, Als bald darauf Preußens König das Volk zu den Waffen rief, da folgten auch scine jüdischen Unterthanen freudig dem Rufe zum Kampfe für das Vaterland das auch sie nun das Jhrige nennen konnten, und nach beendigtem Kriege widmeten sich viele Zsraeliten, da das Gesey ihnen nunmehr die Bahn zu einer Wirksamkeit im öffentlichen Unterricht eröffnet hatte, mit Fleiß und Liebe der Vorbereitung zu diesem ehrenvollen Berufe. Allein eine Verfügung vom Jahre 1823 zerstörte ihre gerechten Lebenshoffnungen, in- dem sie die Juden von Schul - und Lehr-Aemtern entfernte; sie wurden fak- tisch von den Offizierstellen in der Armee, die ihnen im Befreiungskriege vielfach verliehen worden waren, ausgeschlossen, und sahen nah und nach ihre durch das Geseß von 1812 begründeten und durch treue Hingebung gegen den Staat wohlerworbenen Rechte ausgehoben, Sechstausend Zsrae- liten sind in dem Befreiungskriege gefallen, und noch dürfen den vaterlän- dischen Boden, den sie mit ihrem Blute tränkten, ihre Glaubensgenossen nux mit dem Gefühl verstoßener Fremdlinge betreten, noch spricht der Staat zu scinen jüdischen Unterthanen: Hast du Talente, so magst du sie brach liegen

lassen, ich kann sie niht brauchen; hast du Ehrge übl, so magst du es in dir ersticken, ih werde es nicht befriedigen; hast du vir Wiss Aivotian, so magst du es verscharren, ih werde ihm keinen nüßglihen Wirkungskreis anweisen. Das Referat hat bereits der Verheißungen erwähnt, welche den Zuden der deutschen Bundesstaaten in der Bundes - Akte gegeben wurden z so wenig aber ihr gegenwärtiger Rechts - Zustand denselben entspricht, so wenig durfte auch damit die Anordnung ín Einklang zu bringen sein, welche dem Vernehmen nah in Bezug auf die Juden in Preußen vorgeschlagen w Nach dieser Anordnung würden die Juden in besonderen, von den Staatsbürgern getrennten Corporationen organisirt, niht nur von allen Aemtern, sondern auch gegen Erlegung einer Rekruten - Steuer von der Militairpflichtigkeit ausgeschlossen, so aber aus der allgemeinen Nationali- tät des Volks förmlich ausgestoßen und zwischen ihnen und den Christen eine schrofe, unübersteiglihe Klust geschaffen werden. Jch enthalte mich jeder Aeußerung über diese Maßregel, so wie der Frage, wie fe mit dem Gese von 1812, mit der Treue, der Hin ebung des jüdischen

gegen den Staat, mit der Verheißung der Bundesakte in Einklan zu brin- gen sein würdez ih erlaube mir aber, Zhnen ein Schreiben

welehes nah öffentlichen Blättern A, von Humboldt über diesen

stand an den Grafen von Stolberg richtete: „„Zch habe, 4 mit einem Schmerze, dessen Motive and Richtung Wie mit mir theilen, die