Anlage (Zourna!? des Débats vom 10. März 1842), dée gessern angekom- men ift, gelesen. ZJch hoffe, daß Vieles sehr falsch Und hämisch aufgefaßt is — wáre es nicht, so halte ih die beabsichtigten Neuerungen nach mei- ner innigsten Ueberzeugung für höchst aufregend, mit allen Grundsäßen der Staatsklughcit streitend, zu den bösartigsten Juterpretationen der Motive ver- anlassend, Rechte beraubend, die dur ein menschlicheres Geseß des Vaters bereits erworben sind, und der Miide unseres jeßigen theuren Monarchen entgegen. Es is eine gefahrvolle Anmaßung der schwachen Menschheit, die alien Dekrete Gottes auslegen zu wollen. Die Geschichte finsterer Jahr- hunderte lehrt, zu welchen Abwegen solche Deutungen den Muth geben. Die Besorgniß, mir zu schaden, muß Sie nicht abhalten, von diesen Zcilen Gebrauch zu machen; man muß vor allen Dingen den Muth haben, seine Meinung zu sagen.“ Wir dürfen vertrauen, meine Herren , daß dem hier in Nede stehenden Plane keine Folge gegeben werden wird, aber wenn auch nux der Gedanke an einen solchen Nückschritt, an cine solhe Verkennung aller natürlichen und erworbenen Rechte auffommen fann, so is es um so mehr an der Zeit, daß sich Stimmen zur Vertheidigung der Sache der Menschheit erheben. Verweilen wir noch cinen Augenblick bei der be- sonderen Lage, în welcher sih die Juden der Rhein-Provinz befinden, Es ist Jhnen bekannt , daß außer dem Juden-Dekrete vom 17. März 1808 in der Rhein-Provinz geseßlich keine Beschränkungen der Jsraeliten bestehen. Faktisch befinden sie sich aber in demselben Zustande wie ihre Glaubensge zossen in den alten Provinzen, und die Aufhebung des erwähnten Dekrets würde daher nur einen kleinen Theil des Druckes wegnehmen, der auf ihnen lastet, Wie sehr aber die jüdischen Bewohner der Provinz es verdienen, daß derselbe ganz vershwinde, geht daraus hervor, daß dem Vernehmen nach von den beiläusig 500 Legitimationsscheinen, welche in den Kreisen Kleve, Geldern, Kempen, Gladbach, Krefeld, Neuß und Grevenbroich jähr lich ausgefertigt werden, faum einer verweigert, und von den seit 8 Jah- xen ertheilten jüdischen Handels-Patenten nicht ein cinziges vom rheinischen Apvellhof widerrufen worden is. Nicht allein aber verdienen daher die Juden eine gänzliche bürgerliche Gleichstellung, sondern auch die Provinz muß sie in ihrem eigenen Juteresse dringend wünschen. Die unbeschränkte staatsbürgerliche Stellung der Juden fließt her aus dem Grundsatze der (Gleichheit vor dem Geseße, sie bildet einen Theil der Basis, auf welcher uusere Geseggebung, unsere bürgerliche Freiheit beruht; wird ein Steinchen aus dem wohlgefugten Getäfel genommen, so is das Ganze verleßt und in Frage gestellt. Meine Herren! Je tiefer wir uns von der Götilichkeit des christlichen Glaubens durchdrungen fühlen, desto mehr müssen wir es für ein Uiglück halten, seiner Segnungen nicht theilhaftig zu sein. Wollen w x denn diejenigen, die diese Wohlfahrt entbehren, durch Bedrückung und Kränkungen noch unglückliher machen? wollen wir nicht vielmehr dur ein gerechtes, liebevolles Benehmen die höheren Vorzüge unserer Neligion an den Tag legen? Jm Namen der Menschheit, gegen die eine heilige Schuld abzutra- gen ist, im Namen des Christenthums, das alle Menschen mit göttlicher Liebe umfaßt, im Namen des Gesetzes, vor dem alle Menschen gleich sein sollen, im Namen unseres hohen Berufes beschwöre ih Sie, meine Herren, versagen sie dem vorliegenden Antrage Jhre Zustimmung nicht! Lassen Sie uns durch unseren Ausspruch den Weg dazu aubahnen, daß wir in unserem \{chönen Vaterlande keinem Menschen mehr begegnen, der im Gefühl des Drucks und ungerechter Kränkung den Blick traurig niedersenkt; lassen Sie uns feinen, den Gott als unseren Bruder hat geboren werden lassen , lieb- los verstoßen, geben wir ihm Raum, jedes Talent, jede Krast, welche der Schöpfer ihm verliehen hat, unbeengt zum Heile der Menschheit zu entwieln ! Einer von Jhnen, meine Herren, hat mir geäußert, er habe das Bertrguen zu mir gefaßt, daß ich stets nah meiner Ueberzeugung rede z ih habe mich dieses Lobes, des einzigen, das ein Deputirter annehmen darf, mit dem Bewußtsein gesreut, daß ich es verdiene; wenn ich aber je nah meiner Neberzengung gesprochen habe, so geschah es heute, und wenn auch mir nicht mit dex innigsten Ueberzeugung zugleich die Kraft gegeben ist, sie Zhuen einzuhauchen, so weiß ih do, daß auch das shwache Wort, wenn der Geist der Wahrheit es durchdringt, den Eingang in die Herzen zu fiuden vermag.
Ein Abgeordneter der Nitterschast: Die Frage der Juden-Emancipa- tion oder ihrer gänzlichen Gleichstellung mit den Christen ist in neuerer Zeit vielfah in Anregung gebracht und der Gegenstand weitläufiger Erörterungen geworden. Jch will versuchen, dieselbe auf einige Hauptmomente zurückzu- führen und diese dant zum Gegenstand einer furzen Erörterung zu machen, Was ein durch Form und Geist eng verbundenes, keine Opfer und Ent behrungen scheuendes und nur das Eine Ziel verfolgendes Ganzes den ungünstigsten Konjunkturen zum Troß zu erreichen im Stande is, dafür lie- fert das Volk Zsrael einen merkwürdigen Beweis, Während dasselbe Jahr hunderte lang und ín der tiefsten Erniedrigung eine kümmerliche Existenz fristete, deren Erhaltung es nur seiner Jsolirung und Eigenthümlichfeit | verdankte, erblicken wir dasselbe jeßt im Besiß der größten Macht, der Geld- | macht, als den Jnhaber vielleicht des vierten Theils des beweglichen Ka- | pital-Vermögens unserer Staaten, als den Buchführer und Gläubiger der | Fürsten, als den großen Säckclträger und Wechselzieher der Völler, als den Autokraten îm Börsen-, Papier- und Actieuwesen in den Staaten, und als
den Herrscher über Gut und Blut in ganzen Strichen des platten Landes. | Wer hierin eine Ueberschäßung der Bedeutung der Juden und des Juden- | thums eïblickt, dessen Verblendung is nux zu beklagen, die allein die großen | Vorzüge übersehen kann, mit denen das Volk der Juden ausgestattet ift, | und die ihm durch seine traditionellen Vorstellungen und Sitten dem ver- | slachenden Judifferentismus und Kosmopolitismus gegenüber gesichert sind, | Das Volk der Juden bildet den Centralstamm des menschlichen Geschlechts, | und alles, was dem Menschen an Gaben, wie an Fehlern und Mängeln, | von der ersten Schöpfung und dem Falle her zukommt, ist darum in reiche- | rem Maße und in größerer Fülle bei ihm vereinigt als bei irgend einem | anderen. Daher war es von jeher, auch vor der christlichen Zeit, Gegen- | stand des Hasses und der Verfolgung der übrigen Völker, darum aber war | es auch das auserwählte Volk des Herrn, und darum bleibt es uns, selbst | in dem Zustande der Erniedrigung, wann und wo sie auf ihm lastet, ehr würdig und ein Gegenstand der innigsten Theilnahme. Handelte es sich blos um den Genuß der bürgerlihen Rechte, ih würde keinen Anstand nehmen, ihnen denselben, da, wo sie sind, in reichlihem Maße zu gewähren, Zh sage: da, wo sie sind, denn vie Gewährung unbedingter Freizügigkeit müßte stets den größten Bedenlen unterliegen, da die Juden überall als heterogenes Clement auftreten, dessen Abwehr nach so vielen und langen (Erfahrungen Niemandem verdacht werden kann, Eine ganz andere Frage aber is die, ob der Staat durch Gewährung aller politischen Nechte sich seines bisherigen christlichen Charafters vollends und bis auf das Leßte enttleiden soll, Er wird dadurch nothwendig auf die einzige Grundlage der materiellen Interessen und der rohen Gewalt zurückgeführt, eine Grundlage, die keinem Weiterdenfenden zusagen dürfte, Jch weiß sehr wohl, daß man dds ristliche Grundlage durch das Wort Humanität erseßen möchte, doch Pie nARae e immer nur die beiden Bestandtheile des Menschen, stets auf Vas e Pie Element, bezeichnen, Das Erstere wird uns len Juteressen Gee Un und das Leßtere auf die Herrschaft der materiel- Beispiel hierfür lief er ohen Gewalt zurückführen, Ein merkwürdiges A Fra Mert Frankreich, wo, um nur einer der handgreiflichen auperen Erscheinungen zu ged ; E A A / Risbni Fedenten, in allen Gerichtshöfen ohne Ausnahme, nicht das Bilduiß des lorbeerbefränton N i Gs E ki veerbefiränzten Regenten, sondern das Bildniß des mit Dornen gekrönten gekreuzigten Erlösers h inrei isl int wessen Namen hier in lebter Insta A jängt und hinreichend beweist, der Jude in diesem Namen Recht \ rede M S MroGen wirs, Fame aber ter christliche Zustände auffasse prechen, kann er als Verwaltungs-Beam- = A segen, \{chüßen und fördern, fann er B, Schulrath, kann er Kultus-Minister werden 2 , i ¿ t L lad: mers Mm s Herden f und ex muß es fönnuen, wenn die Emancipation zur Wahrheit werden soll, J / / j E E LIE ea cis ¿ * Ih weiß sehr wohl, daß ein großer Theil der Juden dem Glauben und den Si 7A : ies ; ; ven Sitten ihrer Vorfahren entsagt und auf diesem Wege zur Emancipation aber ih weiß auch, daß dieses nur eben so viel zu gelangen hofft, A h a E iele Gegner des Chri- stenihums mehr sind, die in das Lager des mächtigeren i licheren Feindes, des Judifferentismus, über egangen ail gefähr- Erfahrungen der neuesten Zeit hinreichend bewiesen haben, Ga s igs, eines solchen Beweises bedürfen konnte. Einer der früheren Nedner hat
geäußert, daß er es nicht unternehmen wolle, die Sache 90 igiü
Standpunkte aus zu betrachten, wie es der Herr Referent Wet fue geistlichen Charakters gethan habe; ich aber will es unternehmen, und zwar von demselben Standpunkte aus, den jener bezeihnet, Wenn aber der Herx Referent die Emancipation der Juden als eine nothwendige Folge der Grundsäße des Christenthums darstellen zu fönnen glaubt, so stelle ich dem Referenten von meinem Standpunkte aus eine höhere Autorität entgegen, Es is die Autorität der fatholischen Kirche, die diese Folge nirgends und
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zu feiner Zeit ausgesprochen hat, während sie zu allen Zeiten die Sklaverei als mit den Grundsäßen des Christenthums unverträglich eiflärt hat. So lange aber diese Autorität nicht gesprochen, so lange ich mich uicht von meiner irrigen Auffassungsweise überzeugt, kaun und darf ih, troß dem Referenten, der Emancipation der Juden, als mit den christlichen sozialen Zuständen unverträglich, steis und laut widersprechen.
Ein Abgeordneter der Städte:
Nach den Vorträgen, die wir vom verehrten Neferenten und von einem Abgeordneten der Städte gehört, bleibt mir nichts mehr zu sagen übrig, als daß wir entweder diese herrlichen Produkte der geistreich- sten Humanität verbrennen over durch den Druck der Unsterblichkeit über- liefern müßten. Vermodern oder vershimmeln dürfen sie in unseren Archi ven nicht, Es handelt sich zunächst um die Aufhebung eines verschollenen Geseyzes, desjenigen vom 17, März 1808, Dieses Geseßz war cin Straf Edift für die Dauer von 10 Jahren z es galt für das Elsaß und kam nur par bricole nah dem jeßigen Nhein-Bavern, Rhein-Hessen und Rhein Preußen, und zwar nur ius halbe Rhein-Preußen. Seit 25 Jahren 3 Monaten und 13 Tagen is die Strafzeit vorüber, und es is versäumt worden, und zwar von den Ständen versäumt worden, darauf aufmerksam zu machen, daß im Elsaß, in Rhein-Baycru und Nhein-Hessen dice Wirkung des Straf-Edikts aufgehört hat, daß sie nirgendwo mehr betehet, als inm halben Rhein-Preußen. Hier aber besteht sie ohne Fug, Grund und Recht, denn es hat sich in dem Vierteljahrhundert nichts zugetragen, was die Fort dauer der Strafe auch nur dem Scheine nah rechtfertigen tönnte. Wir bitten unsere Brüder vom rechten Ufer, uns zu helfen. Diese Bitte ist so billig und gerecht, daß sie uns gar nicht abgeschlagen werden kann. Was würden wohl unsere Nachbarsleute von unserer Einigkeit und Einheit sagen, wenn unsere Biite, die wir an die rechte Nheinseite richten, und zwar in ener Sache, die wir eine Ehrensache nennen, eine vergebliche Bitte wäre? Es is dergestalt eine Ehrensache, daß ganz Deutschland, Belgien, Holland und Frankreich auf uns sehen, und daß dabei der Ruhm des 7ten rhbeini schen Landtags auf dem Spiel steht. Meinen verehrten Mitständen lege ih diesen Nuhm warm aus Herz!
Schluß in der Beilage.)
F —
X Berlin, 6. Aug. Mit Recht ruft der sechste August große und erhebende Rückerinnerungen hervor, da er der Tag i}, an wel hem vor Tausend Jahren Deutschland durch den Vertrag von Ver dün ein mächtiges, später auh durh die römische Kaiserkrone glän zeudes, selbstständiges Reich unter der Herrschaft eigener Könige ward. Aber auch andere Erinnerungen knüpfen sih an diesen Tag. Der sechste August, au welchem das deutsche Reich gestiftet ward, ist auch derjenige, an welchem es unterging. Die deutsche Krone erlosch an dem Tage, an welchem sie gestiftet ward. Am sechsten August er hielt der erste deutsche König die deutsche Köuigs-Krone, ein Jahrtau send als die erste der Welt geachtet, am sechsten August legte der lebte deutsche Kaiser des großen Karls Kaiser - Krone in Folge des Rheinbundes nieder und erlosch das alte ehrwürdige deutsche Nei, von welchem bereits ein Theil seiner Mitglieder sich zu trennen ge zwungen waren. : i E 2 na
Der sechste August verdient noch als Todestag des Leist Fürsten Heinrichs des Löwen (1195) eine Erwähnung,
So wie wir, vor kurzenr, iu diesen Blättern
erlin, 6. Aug. 1 B Do G 9 ägyptischen Expedition
ünstige Nachrichten von dem Fortgaunge dei ] fs Professors Lepsius und der Expedition des Dr. Peters auf sei nem Wege nah Mozambique haben mitthenen können, so erwähnen wir heute der ebenfalls auf Königliche Kosten unternommenen Reise des gelehrten Sprachforschers Pr. Georg Nosen, welcher u Gesell haft des Botauikers Professor Koch (aus Jena) die kaukasischen Gebirgsthäler besuchen wird, le veiden leßtgenannten Reisenden sind iber Wien und den Donaustrom hinab am 1. Juli glüdlich in Konstantinopel augelaugt. it den besten Empsehlungen und „ermans an die Pascha?s vou Travisonde (Trapezunt) und dem #500 Fuß h od) liegenden Arzerum ausgerüstet, ]ind qie am 14. Juli bereits wieder abgereist. Die ersten Gegenstände der Beobachtungen des De C Ee Gee ee es S O ab verstorbenen Sanskrit-Professors au der Londoner Universität), wer den die ÎJdiome der Lazen und Offeten sein, Es is} ein \{chbönes und seltenes Unternehmen, am Kaukasus selbst, auf eine gründliche Weise und durch Anwendung aller der Mittel, welche die neue Sprach Philosophie darbietet, den deutschen Urstämmen nachspüren zu lasseu, Junige Vertrautheit mit Sansfrit und anderen westasiatischen Spra- chen giebt solchen Untersuchungen eine feste Grundlage. Nach der Berufung von Jakob und Wilhelm Grimm, die wir dem deutschen Sinne unseres Königs verdauteu, ist die kaufasische Reise des Dr. Georg Rosen zwiefah erfreulih. Der Professor Koch hat sich bereits durch eine frühere, auf ecigeue Kosten nach jenen Gebirgsländern unternon mene Reise um die Botanik verdient gemacht. Die Königliche Aka demie der Wissenschaften unterstüßt auh diese Expedition auf das thätigste.
X Aus Norddeutschland, Anfang Augusts, (Drittes Schreiben.) Herr Faber hatte bereits auf den ersten Seiten seines Buches die Ansicht ausgesprochen, daß Preußen bei der Begrindung des deutschen Zoll-Vereines vor allen Dingen den Zweckl gehabt habe, feinen politischen Einfluß in Deutschland auszubreiten. Dics zu be weisen, zugleich aber darzuthun, wie bedenklih die Erreichung dieses Zweckes für die übrigen Bundesstaaten wäre, ist offenbar die Hauyt Aufgabe, die er sih gesteckt hat; wir köunen daher, da wir uns vor- genommen haben, ihm Schritt für Schritt auf allen seinen Jrrgängen zu folgen, es nit vermeiden, her aus die Art seiner Beweisführung einzugehen, Die Annahme, daß der Zoll- Verein als Ganzes, gar keinen bestimmten erfennbaren Zwed verfolge, weist Herr De, Faber mit gutem Grunde zurü, Seiner Meinung nach ist dieser Zwec aber so leicht nicht aufzusinden, Er will „von den deukbareu Möglichkeiten, den eigentlihen Zwe des Zoll-Vereines zu verdecken““ («ic !), nicht einmal reden, „Aber schon die Sprache der gewöhnlichen Klugheit und Vorsicht treibt in staat- lichen Bezweckungen ab von Expectorationen über Prinzip und Motive,“ Wir hätten gemeint, daß solche Expectorationen aus dem einfachen Grunde sehr überflüssig gewesen wären, weil es auf der offenen Hand lag, was der Verein bezweckte, nämlich die Beseitigung der hemmen- den Schranken, die innerhalb der Gränzen unseres gemeinsamen deutschen Baterlaudes überall dem freien Handel und Verkehr entgegenstanden, und die, abgesehen von allen anderen nachtheiligen Folgen, für sich allein hiu- reichend waren, jedes Aufkommen eines gemeinschaftlihen deutschen Volksgefühls zu verhindern. Herr Faber hat sih aber einmal vor gesebt, einen anderen Zweck zu entdecken, Deshalb versichert er uns, daß jeder der Staaten, die dem Vereine beigetreten sind, „seine be- soudere Absicht in die Gemeinschaft mitgebracht“ habe, so daß also ein gemeinschaftliher Zweck gar nicht vorhanden gewesen wäre, wenn „die Hand, welche die Kommenden empfing, Preußen“, nicht „thr bestimmtes Ziel gehabt hätte,“ Von ihr empsingen die An- schließenden das Gepräge (!), denselben Zweck, bewußt oder unbewußt, aufgedrückt; und Herr Faber glaubt mit der festesten Zuversicht, „daß der Verein gegenwärtig ein Ganzes is , gesammelt in Preußens Hand, also auch als solches einen Zweck hat,“ (1) Preu- ßen, sagt uns Hr, Faber, um seine Meiuung ret eindringlih zu machen, isst „die Seele der Union“; „daß sie denkt, bestimmte Richtung hält und einen Endpunkt im Auge hat, dafür kann jeder Bürgschast leisten, der Preußen kennt.“ (!) Der Zweck, den Preußen dem Zoll- Verein als sein Gepräge aufgedrückt hat, ist, unter den deutschen Landen,
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die zu ihm gehören, in Volk und Regierungen „einheitliche Verbindung“ und, namentlich deren inniges Verhältniß zu Preußen““ herzustellen. Darin läge nun freilih nichts Schlimmes, sondern nur Etwas, was jeder deutsche Vaterlandsfreund im höchsten Grade wünschenswerth halten muß. Herr Faber selbst wird {werlich den Muth haben, zu behaupten, daß es besser wäre, wenn unter den deutschen Ländern, die zu dem Zoll Vereine gehören, in Volk und Regierungen feine einheitliche Verbin dung bestände, weun diese Länder kein inniges oder befreundetes Verhältniß zu Preußen unterhielten, sondern etwa Preußen feind lich gegenüber ständen, Aber so wenig Herr Faber seine Meinung verbirgt, so zieht er es doch zuweilen vor, auf einem Umwege zum Ziele zu gelangen, und dies is deun auc hier der Fall. „Der Zoll Berein““, fährt er fort, sucht sein Ziel dur Herstellung gemeinsamer Einrichtungen in allen Zollstaaten und durch Aufhebung der Schran len und Begränzungen zwischen jenen Ländern, welche freie uud enge Gemeinschaft stören und hemmen.“ Dies könnte man wieder zugeben, obne ein Arg dabei zu haben, wenn Herr Faber nicht et was zu früh seine Absicht verricthe, indem er die Frage aufwirst: „Zst das nicht eine klug gebrauchte Anwendung der Jdee von Gleich heit, weiche nach dem Jahre 1430 wiederum die Köpfe beherrschte ?“ Nein, es ist weder eine klug gebrauchte, noch überhaupt eine Auwen dung der „Jdee von Gleichheit‘, sondern eine natürliche Folge des Crfennens eines gemeiuschaftlihen Bedürfuisses. Wo durch den Zoll Verein gemeinschaftliche Einrichtungen entstanden sind, siud sie um aus der Ueberzeugung hervorgegangen, daß alle Theile dabei gleich mäßig ihren Vortheil fänden; und wenn Herr Faber außer dem ge meinsamen Zoll und der gemeinsamen Douane für dio Zoll-Dereins= staaten auch uo „gleiche, innere indirekte Besteuerung, gleiches Maß, Gewicht, Münze, gleiches Handels - und Verkehrsrecht, gemeinsame Post - Beförderung, Gemeinsamkeit in Maßregelu für Handel gegen das Ausland“ in Aussicht stellt, so machen wir ketnen Hehl daraus, daß wir zu allen diesen Einrichtungen unserem gemeinsamen deutschen Bille ir Gs wise Be rv wir die Schwierigkeiten keinesweges verfennen , welche . ea Begrundung derselben im Wege stehen. “Ilg t _reme ZLhorheit, wo nicht als etwas viel Schlimmeres, ae vvöewillige Entsteilung, abers ersWeint ce ufe, wen man uns iberreden will, daß alle diese gemeinschaftlichen Einrichtungen, die bereits da stnd oder noh „Ffommen mögen“, „nur Werkzeuge, Mittel zur Erreichung des dahinter stebendeu Zollzweckes““ wären. Herr Jaber sicht in Allem, was unabwendbare, unvermeidliche Folge der Verhältuisse ist, unn s{hlaue Berechnung, welche die Dinge und Menschen, wie die Puy ven anf einem Marionetten=Theater, hinter der Bühne verborgen am Schuüirchen leitete. So meint er, wer weiß was für eine wichtige Entdeckung gemacht zu haben, indem er uns eróffuet, daß die ge meinschaftlihen Einrichtungen in den Zollvereins-Staaten eine solche Masse gemeinsamer Juteressen und Bedürfnisse auf dem Zollvereins Gebiete erzeugen würden, „aus denen wiederum andere gemeinsame Eiurichtungen entspringen“, „daß zulebßt das ganze Unionsland ein heitlihe Staatsmasse mit inuigster Gemeinsamfkeit und wahrer Untreun barkeit bilde.“ Wir verstehen den ungenauen Ausdruk Staatsômasse nicht, der guf einen Verein souverainer Staaten keine Auwendung zuläßt; aber daß gemeinsame Einrichtungen, wo dieselben irgend vor handen sind, auch gemeinsame Bedürfuisse und Juteressen erzeugen müssen, is eine so unbestreitbare Wahrheit, daß gegen dieselbe {we! lich von irgend einer Seite der geringste Zweifel erhoben werden wird. Nur begreifen wir nicht, wie man aus einer Folge von Ui sachen und Wirkungen, die zu ändern weder in eines Menschen noch in eines Staates Macht steht, einen Vorwurf gegen Preußen herlei ten will; deun mit ähulihem Grunde könnte man Preußen allenfalls auch zum Vorwurse machen, daß Aepfelbäume Aepfel tragen und keine Tannzapfen, oder daß es uaß wird, wenn es regnet, und nicht troden. Auch begreifen wir nicht, welher Nachtheil daraus hervo1 gehen kann, wenn Länder, die bereits durch die engsten politischen Bande, so wie durch die Stammverwandtschaft threr Bewohner vei bunden sind, dur die Gemeinsamfeit von Bedürfuissen und Juteressen noch enger an einander gefnüpft werden. Herr Faber trägt jedoch Sorge, uns darüber uicht lauge im Dunkeln zu lassen. Er stellt nämlich die Lehre auf, die unsere neueren Lehrer des Staats- uud Völkerrechtes überraschen wird, daß es die „Pflich t“ der Regierungen sci, für ihre Unterthanen und für das Beste ihres Staatöganzen so gut zu so1 gen als möglih, selbs auf Kosten des daneben steheuden Staates, Jeder kluge Staat muß seiner Ansicht nach darauf aus gehen, die Nachbaren zu „übervortheilen“/; Preußen ist ein kluge Staat, folglih: „hüte Jeder sich v ai S ca E 5 De denkbar“, fragt er, die rein materielle Seite hervorhebend, daß Preu ßen dahin streben sollte, „die finanziellen Cinbußen, die es allerdings im Anfançze der Bereinigung litt, so qut wie möglich theils durh Erwerb von Zugeständnissen, theils durch neue Ausdehnung der Zoll Gemeinschaft auf ergiebigere Länder zu erseßen!“ Darauf antworten wir getroft, daß dis allordings Uundenfbar i\t, eben weil die preußische Regierung eine kluge ist, die recht gut weiß, daß jede Uebervortheilung, weil sie unmöglich geheim bleiben fann, Zil aufangs einen selten erheblichen Nußen, darauf aber durch das Miß trauen und Ucebelwollen, das sie erregt, um so größeren gar nicht wieder gut zu machenden Schaden bringen muß, Herr Faber traut diese Klugheit freilich Preußen uicht zu, denn in einer Note wärmt er das alte längst amtlich widerlegte Mährchen auf, als habe Preußen die Begünstigung seiner Unterthanen im Eingangszoll an der russischen Gränze durch den russischen Ukas vom 21. Juli 1842 in selbstischem Juteresse „erwirkt“, während die Opfer bekaunt sind, welche Preußen aufgewandt hat, um seinen Zollverbündeten dieselbe Begünstigung zu verschaffen. Aber Herr Faber betrachtet die materiellen Vortheile, die im Zollvereine dur Ueberlistung zu erlangen sind, keinesweges als die Hauptsache. Preußen hat höhere Zweko, und um diese nachzuweisen, kommt Hr. Faber deun wieder auf die Gemeinsamfeit der Einrichtungen und die daraus folgende Gemein samkeit der Bedürfnisse und Juteressen zurück., Preußen hatte, als es im Jahre 1818 sein neues Stenersystem {huf, vozüglich auch den Zweck, „durch das einheitlihe Zoll - und Steuerwesen seine versi denartigen Provinzen (zu einem Ganzen) zu verschmelzen." A Mittel, welches Preußen anwandkte, um seine verschiedenen Fp rosnzen mit einander zu verschmelzen, trachtet es jeßt danach Zu! Ber g: ( zung von verschiedenen Ländern“ zu benußen. pre jag 8 Faber, stand vor den Zoll - Staaten, Enns sie R ga ihnen sein System. — Dadurch E t “l ¿S Fischer Austalten und eine sehr voluminöse Mitgab A Via, a Steuergeseßen, die alle preußisch sind. - L ANE NMEREN V Gesebe für preußische Zustände genten „aren, so u. ie anderen Zoll -Staaten ihre bestehenden Verhältnisse den Fa Gen Zustäuden annähern, um die Vorausseßungen zu befommen, unter welchen die Zoll-Vereins-Einrichtungen (allein 7) fruchtbar wirke. : Aus der Aunäherung und Gleihmachung von Interessen, Bedürf nissen und Zuständen kommt Gleichheit der Grjepgeyweag; aus gleichen Geseßen folgen wiederum neue Gleichheiten der Zu stände, — und so geht die Wechselwirkung weiter, bis s lens vollständiges Amalgama heraustritt, was auf solchem Wege er in stehung nothwendig die preußische Form (Uniform?) tragen wird, weil alle einzelne Zoll - Staaten von Haus aus in die Lage gesebt sind, sich mit den preußischen Verhältnissen zu identisiziren, Unwill-
fürlih seßt man hinzu: Quod erat demonstrandum! Ungliüccklicher weise widersprechen die Thatsachen diesen künstlichen Folgerungen nur so laut, daß sie vor dem besonnenen Urtheile feinen Augenblick Stich halten. Weun die an dem Zoll - Vereine theilnehmenden Staaten, um uus der eigenen Ausdrücke des Herrn Faber zu bedienen, „ihre Selbstständigkeit, (ihr) Leben als Ganzes, ihre Interessen und regiminellen Bestrebungen beim Eintritte in eineu gemeinschaftlichen Topf“ würfen, „um nach Verhältniß der Seelenzahl wiederum einen “lntheil von der Gesammtmischung herauszubekommen“, dann wäre, was Herr Faber behauptet, vollkommen begründet. Von folcher hirn loser Gleichmadherei is aber Preußeu so weit entferut, als irgend ein anderer deutscher Staat. Preußen hat in diesem Sinne nicht eiumal e„getrachtet“, seine verschiedenen Provinzen zu vershmelzeuz und man darf nur einen Blick auf die preußischen Zustäude werfen, um sich zu überzeugen, daß noh jeßt, nach fünfundzwanzigjäh- rigem Bestande des Zoll - Systems und ungeachtet o vie ler anderer „Gemeinsamfeiten“/ der Märker und der Schlesier, der Pommer und der West- oder Ostpreuße, der Sachse, Westvhale und Rheinläuder ihre eigeuthlimliche provinzielle Physioguomie so treu bewahrt haben, wie zu irgend einer anderen Periode. Sie haben sich einander genähert, sie sind durch das gemeinschaftliche Bewußt sein der Staats-Einheit verbunden, aber sie haben sih nicht mit ein ander zu einem breiartigen „Amalgama““ verschmolzen. Und wie sollte das, was in dem Verlaufe so lauger Jahre nicht einmal bei den Provinzen eines Staates eingetreten ist, die doch noch durch ganz andere, Gemeinsamfeiten““ au einander gefnüpft sind, für die verschiedenen souverainen Staaten des Zoll - Vereins zu befürchten sein, die in dem Vereine ihre volle Selbstständigkleit und Unabhängigkeit bewal) ren und dem preußischen Volksbewußtsein ihr eigenes getrenntes, mcht weniger sharf ausgeprägtes Volksbewußtsein eutgegeuseßzen ? Unserer Ueberzeugung nach kann der Zoll-Verein noch Hunderte von Jahreu bestehen und Hunderte vou Gemeinsamfeiten entwieln, und der Münchener wird dennoch nie zum Berliner, der Leipziger zum Breslauer, der Stuttgarter zum Königsberger, ja nicht einmal der Karlsruher oder Darmstädter zum Kölner werden; aber wohl wer den alle in sich das helle Bewußtsein tragen, daß sie Deutsche sind und für das gemeine Wohl des deutschen Vaterlandes mit einguder stehen und fallen mü}sen.
Uber das preußische Uebergewicht? Wo bleibt das preußische Uebergewicht, das uns Herr Faber so vortrefflich zu deduziren und gus dem ex so manche Fährlichkeiten herzuleiten weiß? Wir lassen es A Ta des „Ersinders, E die kostbare Entdeckung mit Den uSHUger Der preußischen Hegemonie theilen magz unserer Meinung nach is dafür hiureihend gesorgt, daß im Zoll- Vereine kein die Selbst: standtgkeit der übrigen Vereinsglieder gofährdendes Uebergewit statt studen kaun, da zur Fassung gültiger Beschlüsse bekanntlich Stimmen Cinhelligkeit erforderli ist, Denn daß alle Vereinsstaaten obne eine einzige Ausnahme je so verbleudet sein könnten, mit gemeiner Stimme Beschlüsse zu fassen, durch welhe ihre eigene Unabhängigkeit bloßge stellt würde, wird doch wohl kein Berständiger für möglich halten,
Auslaud, Deutsche Bundesstaaten.
Württemberg. Stuttgart, 31, Juli. (S. M.) Die würt= tembergischon 35 prozentigen Staatspapiere , welche die hiesigen Bau quierhäuser bei der Zinsreduction vor einem halben Jahre zu über nehmen hatten, sind uun, wie wir erfahren, alle untergebracht worden. Von vielen Seiten her war in den leßten Wochen Nach frage nah denselben, namentlich auch von solcheu Kapitalisten und Corporationen, welche früher erkiärt hatten, ih die Reduction uicht gefallen lassen zu wollen, und welche später sich deun doch noch ent \chlossen, ihre ihnen zurückbezahlten Gelder wieder in württembergi schen 35 prozentigen Staatspapieren anzulegen. Jeßt ist, uachdem die verfügbaren Staatspapiere untergebracht sud, zu erwarten, daß weiteres Begehren nur mit Ausgeld werde befriedigt werden föunen. Die Vorbereitungen zu Anfertigung der neuen württembergischen Staalspapiere guf den Juhaber schreiten rasch voran, und mau glaubt, die Umwandlung derjenigen, für welche sie verlangt wurde (haupt sächlich für ausländische Zuhaber), werde in nicht ferner Zeit statt studen köunen,
Freie Städte, X Frankfurt a. M., 3. Aug. JZhre Durchlaucht die Frau Landgräfin Wilhelm und der Prinz Georg zu Hejsen, Gouverneur von Magdeburg, haben gestern, nachdem Herr von Bülow, der als Courier die Nachricht von der Verlobung Sr, Durchlaucht des Prinzen Friedrih zu Hessen mit Jhrer Kaiserl, Hoheit der Groß sürstin Alexandra von Rußland vou Kopenhagen auf Schloß Rum penheim überbracht hatte, wieder abgereist war, sh nah Kreuzuach begeben und werden dort einige Zeit verweilen.
Die Frau Fürstin von Paskewitsch kam vorgestern aus Warschau, der Königl. preußische Staats-Minister, Herr Baron von Bülow Cy cellenz, mit Familie aus Schlaugenbad hier an. Der Fremdenzug durch unsere Stadt is jeßt überaus stark, was schon an der starken Beseßung aller Gasthäuser zu gewahren is. Doch nehmen die meisten Fremden hier uur einen kurzen Aufenthalt,
Wie man vernimmt, wird die Bundes = Versammlung demnächst ihre Sißungen vertagen, Mehrere der Herren Bundestags-Gesandten sind auch schon abwesend.
Unser Linien- Bataillon hatte in den lelteren drei Tagen ihre Haupt - Waffenübungen, weshalb die Stadtwehr die Wachen beseht hielt, Die Linie zeigte sich auh diesmal als ein tüchtiges Corps, das allen taftischen Anforderungen entspricht. Auch unsere Stadt wehr, die Artillerie mit eingeschlossen , exerzirten in diesem Sommer wieder im Feuer und da morgen das lebte Bataillon abfeuert, wird nächste Woche die Hauptrevue über die Stadtwehr statt siuden, und damit werden die diesjährigen Waffenübungen geschlossen, Sie wurden diesmal, ohne Beeinträchtigung der fortschreitenden nmilitairi schen Ausbildung der Stadtwehr, einigermaßen beschleunigt.
Aus Spanien war heute keine telegraphische Depesche einge troffen, an der Börse auch keine große Bewegung zu gewahren; doh zeigte sich wiederum Begehr in allen Partiallosen, die auch täglich höher gehen.
ck Hamburg, 3. August. Ju diesen Tagen i von Seiten unseres Senats Sr, Majestät dem Könige von Preußen die Dauk- Urkunde zugeschickt worden, welche, wie ih Jhuen bereits seiner Zeit meldete, in Folge eines einmüthigen Rath- und Bürger=Schlusses vom 8. Mai d, J. Sr, Majestät als Zeichen der Dankbarkeit für die so schleunige, auf so edle Weise und in \o reichem Maße von Allerhöchst- demselben bei unserem vorjährigen Brand - Unglücke geleistete Hülfe votirt worden ist, Dem Vernelmen nah hat si{ch unser gegenwärtig hier anwesende Minister-Resident zu Berlin, Herr Godeffroy, im Auf. trage des Senats, dahin zurübegeben, um Sr. Majestät dem Könige diese Urkunde persönlich zu überreichen, Sie lautet wie folgt: 5
„Jn Folge des einmüthigen Rath= und Bürger-Schlusses vom
8ten Mai 1843, demselben Tage, an welchem im vorigen Jahre der großen Feuersbrunst, die seit der Naht vom ten auf den 5ten Mai unsere Vaterstadt verheerte, durch die Gnade Gottes ein Ziel geseßt wurde, ersuchen wir, der Senat und die Bürger Hamburgs S
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Seine Majestät, den Allerdurhlauchtigsten ,
König Friedrich Wilhelm IV. vou Preußen, Hamburgs erhabenen Freund in der Noth, für die von Seiner Königlichen Majestät und Allerhöchstdessen treuen Völkern dur Mannschaft, Lebensmittel, Bekleidung und Geldhülfen unserer Stadt und deren Abgebrannten rasch und in reichem Maaße ge- wordene großmüthige und wirksame Unterstäßung den so tief empfundenen als ehrerbietigen Dauk zu genehmigen, welhem ge genwärtige Urkunde einen feierlihen und dauernden Ausdruck zu verleihen bestimmt ist. 2 /
So geschehen unter unserem Staatssiegel und des im Sengte präsidirenden Bürgermeisters Unterschrift.
Hamburg, den 15ten Juli 1843.
Der Senat der freien und Hansestadt Hamburg. L. S, (unterz.) Kellinghusen, Dr. Präsidirender Bürgermeister. (contrajign.) Ed, Schlüter, Dr. Zecretair.“
Diese auf Pergament in altgothischen Lettern geschriebene Ur funde ist in einer aus dem übrig gebliebenen Eichenholz des abge brannten Hamburger Rathhauses geschnibteu und mit (Hußarbeit aus dem Glocen-Metall ver eingeäscherten Hamburger Kirchen, vei zierten Voppeltafel befindlich und reich mit Randbildern verziert, übe1 welche i, da fie uicht obue Kunstwerth sind und eine cben so fi ais gelungene Allegorie bilden, noch einige Worte binzufügen will,
Das Hauptbild stellt die Hammonía auf Trümmern dar, wie sie der Borussia ihren Dank darbringt, beide vereinigt dur die Ger mania, wodurch der Künstler auf die lebhaft angeregt Einigkeit des ganzen Veutschlands hat hindeuten wollen, welche sich bei unserem Braude auf so glänzeude Weise bewährt hat. Jn den Zwikeln dieses Hauptbildes erblickt man die Wappen der Städte Berlin und Magi ( burg, und darunter das Bilduiß Sr. Majestät des Königs von Preußen. Gerner nd, um die ganze Monarchie zu vertreten, an den vier Eten des Blattes die vier Haupt-Flüsse in der Ord) ing von Osten nach Westen dargestellt ; oben zuerst die Weichsel mit dem Kreuz des deut schen Ordens und einer Korngarbe; dan die Oder, spinnend, um die ZZnudustrie der Lausib und der übrigen Uferländer zu vergegen wärtigen; unten die Elbe mit einem Schiffe in traueruder Stellung wegen des Unglücks der Stgdt Hamburg, uud endlich der Nh in, welcher sich mit Reben bekränzt, mit dem Kölner Dom zur Seite, und einer Minerva, als Audeutung der Düsseldorfer Malerschule. Außerdem sind noch einige Erinnerungen an den Braud selbst durch bildliche Skizzen ver gegenwäarligt. Ueber dem Mittelschild sieht man preußische Pioniere, welche die Wasser-Communication unter der Grasfeller-Brücke wieder herstellen; rechts ueben dem Mittelbilde die Broerdigungsfeierlichkeit des bei der Sprengung der Petrikirche s{chwer verwundeten und in Golge davon verstorbenen Piouiers Röbel. Unten im Mittelbilde ift der alte Jungfernstieg am Morgen des 7. Mai 1842, an der Seite links das erste Obdach der Bedürftigen auf dem Johannisplatze, rechts die Bekleidung und Nährung derselben, welches Alles durch die Bei träge aus Preußen \o wesentlich erleichtert wurde, und endlich links neben dem Hauptbilde, als Zeichen des wieder erwachten Lebens, der Neubau dargestellt in dem sogenannten Richten des ersten Hauses in der Deichstraße, in welcher der Brand entstand. Das Haus ist Cigen thum des Königlich Preußischen Kommerzienraths L, Bahre. Die Ausführung des Ganzen zeichnet sih eben so sehr durch gelungene Composition wie dur Nettigkeit und Präzision der techuischen Be handlung aus, und macht den damit beauftragten Künstlern alle Ehre.
Eh! Paris, 1. Aug. Der Moniteur enthält folgende Königliche Ordonnanz: Art; 1, Wir ernennen unseren theueren und vielge liebten Sohn, den Prinzen von Joinville (François Ferdinand Phi- lippe Louis Marie d’Orleans), bisherigen Lintenschiffs-Capitain, zum Contre - Admiral. Art, 2. Unser Minister, Staats - Secretair im Departement der Marine, ist mit der Ausführung gegenwärtiger Or donnanz beauftragt. S ___Am gestrigen Tage ist die Vermählung des Prinzen von Join ville mit der Kaiserlichen Prinzessin Franziska von Brasélien unter den üblichen Feierlichkeiten in die Register des Civilstandes des Königlichen Haujes eingetragen worben. __ Börse. Es wurden heute bedeutende Geschäfte gemacht, und die Liquidation ging ohne alle Schwierigkeiten vor sich; baares Gelb war imi Ueberfluß vorhanden. Mau wollte wissen, daß Espartero am 253, Juli, nah einem dreitägigen Bombardement in Sevilla ein gerüdt sei und die Junta zu Bilbao durch die Herstellung der Fueros gestürzt worden sei.
Zm Gegensaß zu diesen Börsen - Gerüchten verbreitete ih die Nachricht, daß der General Concha in Eilmärschen nach Sevilla auf gebrochen ist und die Stadt eutseßt habe. Auf die Nachricht von der Niederlage Seoane's und Zurbano's hat sich Espartero \ch{leu nigst nach Cadix gewandt,
Von der Gränze wird gemeldet, daß der General Seoane am 28sten auf dem französischen Gebiete angelangt is, und nebft den n begleitenden Offizieren Espartero?s nach dem Departement dey Dordogne gesandt worden i, Die Behörden haben ihm nicht er- laubt, sich nah Paris zu wenden.
Grossdritanien uud Irland.
Loudon, 1. Aug. Das Unterhaus hält zur Förderung seiner Geschäfte gegeuwärtig auch des Mittags Sibungen, Die heutigen Abendblätter enthalten demnach schon die Verhandlungen des Hauses vom heutigen Tage, die indeß von geringer Bedeutung sind. Meh rere auf den Sklavenhandel bezügliche Bills gingen durch die betref fenden Ausschüsse, deren Berichte morgen vorgelegt werden sollen. Es folgte darauf die Ausschuß - Verhandlung über die Kohlen - Aus lader-Bill, welhe Herrn Gladstone Gelegenheit gab, sich über das sogenanute Truck- System (die Löhnung dieser Leute durch Lebensbe= dürfuisse) auszusprehen. Herr Gladstone erwies aus mehreren Do fumonten, daß jene Arbeiter in Folge dieses Systems gezwungen wären, ihren Verdienst zum großen Nachtheile ihres Hauswesens, zu vertrin= fen, indem ihre Brodherren eine gewisse Summe täglich für geistige Geträufe von der Löhnung in Abrehuung brächten. Der Minister hielt es für sehr \{wer, wegen der verschiedenen Anwendung dieses Systems in den verschiedenen Gewerben und Theilen des Landes, das Uebel mit Erfolg zu beseitigen, Die vorliegeude Bill bezieht sich nur auf die unverzügliche Abhülfe eines speziellen Falles,
X London, 1. Aug. Die Debatte am Freitag Abend über eine Motion oder vielmehr eine Rede Lord John Russell’s, die den Zweck hatte, einen allgemeinen Tadel gegen die Politik der Regie- rung auszusprechen, war vielleicht die lebhafteste der ganzen Session, wenigstens von Seiten der Opposition, Je s{chlechter es um die An gelegenheiten der Nation steht, um so mehr gewinnt sie an geistiger Kraft, und aus den Schwierigkeiten und Gefahren der Zeit bricht der Parteienkampf mit frischer Energie hervor. So gewinnen die Whigs durch die unleugbare Niederlage ihrer Gegner, und ihre eigenen ge- waltigen Blunders im Finanzwesen, in der Handels=Politik und“ in einigen anderen höchst wihtigen Juteressen des Landes werden durch die faum weniger nachtheiligen Jrrthümer ihrer Nachfolger verhüllt,
Großmächtigsten |
So viel is gewiß, daß Sir Nobert Peel in den leßten Wochen eine bedeuteude Strecke auf der abwärts führenden Stufenleiter der sin= fenden Ministerien zurückgelegt, und die Fluth, welche sih gegen ihn erhoben hat, wird wahrscheiulih uiht eher wieder siuken, als bis sie ihu von seinem Posten hinweggerissen hat — ih meine uicht, daß dies unverzüglich geschehen wird, aber doch in zwei bis drei Jahren. Man kann selbs vorhersagen, daß Sir Robert Peel die Probe einer neuen Wahl uiht mit Erfolg bestehen wird. Er wird zum Theil aus Mangel an Originalität fallen. Frei von den Vorurtheilen und der Vigotterie der alten Tory-Partei, hat er Vieles abgeschüttelt, was ihrer Verwaltung Stärke verlieh, ohne daß er ctwas an dessen Stelle gesebt hätte, das man als sein eigen betrachten könnte. Seine Neuerungen waren wenig mehr, als alte Whig -Maßregeln in neuem Gewande. Vor Allem i es ihm gänzlich mißlungen, si mit dem zu versöhnen oder zu verbinden, was man als eines der machtigsten und fräftigsten Elemente des modernen Konservatismus betrachten muß, ih meine den erwachten und angeregteu Geist der Autorität und Doktriu in der anglikauischen Kirche, Dies Element zieht durch seine Energie und seinen Ernst die besten Geister in der jungen fouservativen Partei zu sich hinz aber Peel fürchtet die Kirche weit mehr, als er sie liebt, und der Bruch, welcher im Jahre 1829 zwischen ihm uud Oxford stattfand, is unhbeilbar, Jn diesem Augen- blick sind seine Schwäche und seine Täuschung unverkeuubar.
Der Zustand des Landes ist uoch immer s{lecht und in eiui- gen Theilen hofnuungslos. So kaun es 3. B. fein größeres Elend geben, als das ist, welches der Zustand des Cisenhandels, uamentlich in Süd-Staffordshire erzeugt hat. Die ungeheuren Summen, welche durch übertriebene, nie zu realisireude Hoffnungen in Englaud und Wales in den CEisenhaudel gesteckt worden sind, haben in den lebten funfzehn Jahren die Zahl der Hochöfen und die Menge des erzeug- len Cisens verdoppelt, Aber seit kurzem ist diese übermäßige Kon- furrenz durch die Verbesserung und Ausdehnung der Eisenwerke in Schottland, wo aus mehreren Gründen die Productions = Kosten ge- ringer sind, ihrem völligen Ruin entgegengeführt. Jn Staffordshire ivird dieser Schlag, wie zu fürchten steht, von Dauer fein. Eine jener industriellen Umgestaltungen, die von Umständen abhäugen, welche aus der Beschaffenheit des Bodens und der Lage hervorge- hen, und völlig außer der Koutrole des Menschen liegen, wird zur Ausführung kommen; doch kaun dies uie geschehen, ohue furchtbares Clend über eine zahlreihe Bevölkerung zu verhängen.
Vie Ernennungen zu den vakanten Pfarren der schottischen Kirche gehen {nell und auf zufriedenstellende Weise vor sich, Mit Aus-= nahme derjeuigen Pfarren, wo die gälische Sprache eine unerläßliche Bedingung ist, hat es der Regierung oder den anderen Laien-Patro= nen gar keine Schwierigkeit gemacht, verständige und fromme Die ner der Kirche zu sindenz auch sind von den Kirchen-Aeltesten keiner lei Einwürfe gegen diese neuen Ernennungen gemacht worden. Es soll sich jedoch nahe eine Million Menschen der getrennten Kirche an= geschlossen haben ; von den 2,800,000 Einwohnern Schottlands wag- ren die 800,000 zuvor Katholiken, Episkopalen oder Dissenters. Ferner hat eine Million sich jeßt von der herrschenden Kirche ge- trennt, deren Mitglieder folglich aus einer numerisch geringen Zahl bestehen,
Die mit dieser Trennung und den wahrscheinlichen Folgen von Lord Aberdeen?s Vill zusammenhängende Thatsachen sind so merk würdig, daß ih wahrscheinlich später darauf zurückkommen werde.
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Sitten, 30. Juli, (N. Z. Z.) Der Staatsrath hat etuen gewissen B. aus Preußen, der uicht in Abrede stellen konnte, daß er mit Weitling in Verbindung gestanden und im Wallis eine Rechtfer= tigung Weitling's und seiner Beziehungen zu ihm dem Dru über= geben habe, die Aufenthalts-Bewilligung entzogen und ihm befohlen, Siklen und deu Kanton noh am gleichen Tage zu verlassen,
S Pad Uten.
Madrid, 26. Jul. Sou v DE b.) Jeder der vier Minister ist durch ein neues Dekret ernanut worden ; das erste Dekret, welches die Ernennung des Conseils-Präsidenten und Justiz-Ministers Lopez enthält, ist von Serrano, als Minister der ursprünglichen prí= mitiven Regierung , die übrigen Erneunungs - Dekrete sind von Lopez unterzeihnet, Sie beginnen sämmtlih mit den Worten: ,„„Jhre Ma jestät die Königin Jsabella 11, und in Jhrem Namen die Regierung der Nation, hat dekretirt u. \, w.“
__ Die Entwaffnung der National - Garde ist ohne die geringste
Schwierigkeit von Statten gegangen, Die Bürger von Madrid,
welche seit aht Tagen fast beständig unter den Waffen waren, sind roh, endli einmal wieder ruhig ihren Geschäften lebeu zu können, und da Niemand weder verhaftet, noch verfolgt wird, so hat die Hauptstadt ihr gewöhnliches Ansehen wieder gewonnen,
___Ein Dekret vom Minister des Junern, Herrn Caballero, fordert Herrn Cortina, General -Juspecteur der National Milizen, auf, sich jofort mit der Reorgauisirung der National = Miliz der Hauptstadt zu beschäftigen, „die“, wie es in dem Dekrete heißt, „eine der Haupt= Garantieen der Freiheit und der öffentlichen Ordnung sein soll, Es wird darin Herrn Cortina empfohlen, alle Personen in die Reihen der National - Garde aufzunehmen , welche die durch das Geseß ver- langten Cigenschaften besiben, und uur diejenigen davon auszuschlie- pen, welche diesen Forderungen nit genügen.
__ Das Ayuntamiento und die Provinzial Deputation sind noch nicht aufgelöst worden, Die von beiden Körperschaften eingereichte Ent - lassung ist nicht angeuommen worden, weil der General Narvaez ver ee day sie zuvor Rechenschaft von ihrer Verwaltung ablegen ollen. i __ Der General Narvaez, General-Capitain von Madrid und Neu Castilien, entwickelt eine energische Thätigkeit ; zugleich aber beobachtet er in seiner Politik die größte Mäßigung und Toleranz gegen Alles, wvaë vor der Capitulation von Madrid geschehen ist.
_Als am 24sten die Nachricht hier eintraf, daß van Halen am 20sten das Feuer gegen Sevilla eröffnet habe, wurde sogleich eine Crpedifions-Kolonne orgauisirt, um sih unter dem Befehl des Gene ral-Majors Massaredo nah Andalusien zu begeben,
Die Esparteristischen Journale el Espectador, el Patriota
und la Centinela haben aufgehört zu erscheinen, obwohl sie durch Feine Drohung oder Gewaltthat dazu gezwungen worden sind, da vielmehr die Freiheit der Presse und die ungehinderte Circulation der Journale dur nachstehende, an die General =- Direction der Posten erlassene ministerielle Verfügung offiziell anerkannt worden sind, Die Verfügung lautet: ; : , Der Art. 2 der Verfassung des Staats erklärt, daß alle Spanier ihre Jdeen ohne vorhergebende Censur frei drucken und bekannt machen kön- nen, wenn sie sich dabei innerhalb der Schranken der bestehenden Gesetze halten. Es i schwierig, wenn niht unmöglich, sich die Eristenz einer wahr- haften Volks-Regierung, das Ergebniß der Diskussion aller Meinungen und der Vertheidigung aller Juteressen, sih ohne die tiefste Achtung, ohne díe innigste Verehrung für ein so kostbares und so natürlihes Necht zu den- ken. Einer so einfachen und handgreiflichen Wahrheit zum Trob if dure einen Befehl vom Asten dieses Monats der Post-Verwaltung zu Madrid untersagt worden, andere Journale als die Gaceta, den C|pectador, den Patriota und die Centiínela anzunehmen und zu ver enden. E dem die Regierung der Nation wünscht, daß die Freiheit der B Ie nige Achtung genieße, die ihr nah dexr Constitution und den Geseben g