1843 / 41 p. 2 (Allgemeine Preußische Zeitung) scan diff

1at noch Kirche, weder eigenes Vermögen, noh Unterschiede

weder Staal Tes “a Pot giebt, in der Jeder zu einem gleichen

Maße von eres N i, um Anspruch auf ein gleiches Maß

cen Genüssen zu haben.

l E Lehre, die cine furhtbare Oede und Verwüstung des Ge-

müths vorausfebt, da sie feine Ahnung von dem Dasein einer höhe-

ren geistigen Welt neben und über der irdischen materiellen zuläßt, hatte, wie aus Weitling's Papieren hervorgeht, noch im Jahre 1840 in der Schweiz entweder gar feine oder nur wenige vereinzelte Anhänger. Auch später hat sie bei den geborenen Shwei- zern, die dur ihren derben gesunden Sinn gegen solche Berirrungen geschüßt waren, beinahe gar feinen Eingang gefunden. Dagegen ge lang es um diese Zeit, wahrscheinlih dur Genossen, die von Paris aus eingewandert waren, wo der Kommunismus unter den Arbeitern weit verbreitet is, eine Anzahl deutscher Handwerker , die in der Schweiz in Arbeit standen, zu gewinnen; und seitdem hat auch in der Schweiz das fommunistishe Treiben unter den deutschen Handwerkern so um sich gegriffen, daß Weitling gegenwärtig bereits 13 fommu- nistische Vereine mit 750 Mitgliedern zählt, Er stellt die Berehnung an, daß, da von den deutshen Handwerkern jährlich drei Fünstheile weiter wanderten, alle Jahre von diesen Vereinen 600 Verbündete ausgingen, die in denselben ihre Bildungsschule durhgemacht hätten und bereit wären, ihre Grundsäße in der Heimat zu verbreiten. Weitling schildert das Entstchen der kommunistischen Vereine, so wie ihre niht ganz freundlichen Beziehungen zu den republikanischen Ver= einigungen, die, gleichfalls von deutschen Handwerksgesellen gebildet, im Verborgenen noch immer die Tollheiten der hambacher Schloßruine fortseßen, mit einer Klarheit und Bestimmtheit und in einem Detail, wodur jede Möglichkeit einer Selbsttäuschung oder eines absichtlichen Betruges zum Zweck der Wichtigmacherei ausgeschlossen wird. Eine Vergleihung zwischen dem deutschen Schneidergesellen und dem halbverrücckten Engländer Orford, wie wir sie in dem Eingangs gedachten Blatte gelesen haben, is daher nicht wohl anwendbar, Weitling is uicht hirnverrückt ; er is vollïommen

bei Sinnen; er i|st ein Fanatiker, aber ein falt berenen-= der, seiner Zwecke und Mittel klar bewußter Fanatiker; er

brauht weder „die Constitution einer Verbindung“, noch „Mit

gliederlisten“ zu erfindenz denn es geht aus seinem Briefwechsel mit Menschen der verschiedensten Art, von dem rohen Gesel

len, der nit orthographish schreiben kann, bis zu dem geheimen Obern in Paris und bis zu mehreren bekannten deutschen Literaten, auf un= zweifelhafte Weise hervor, daß er das Haupt und der Mittelpunkt des ganzen kommunistischen Treibens in der Schweiz ist. Hat von diesem Deutschland für die Erhaltung seiner Ruhe und Ordnung eie Gefahr zu befürhten? Gewiß nicht; denn wenn auch statt der 600, die Weitling angiebt, eine ungleich größere Zahl fommunistisch gesinn= ter Handwerksgesellen aus der Schweiz nah Deutschland zurücckwan- derte, so würden sie hier mit ihren Albernheiten von ihren verstän-= digeren Kameraden nux ausgelacht werden, und die große Mehrheit

würde gewiß, dem Umgange mit ihren Berführern entzogen und

dur die geordneten Verhältnisse der Heimat zu einer richtigeren Er= |

fenutniß ihrer eigenen Lage, wie threr Lebensaufgabe zurückgebracht, bald alle ihnen eingeshwabte verbrecherische Plane vergessen. Aber haben deshalb die deutschen Regierungen ein Recht, die ganze Sache als geringfügig zu betraten und unbeachtet zu lassen? Ist nicht {on oft aus einem geringen Funken , der vernachlässigt wurde , ein großer Brand entstanden? Und selbst wenn, wie wir in dem vorliegenden Falle überzeugt sind, daran gar nicht zu denken wäre, haben die Regierungen uicht die Pflicht, darüber zu wachen und alle Mittel anzuwenden, um es zu verhindern, daß eine, ob auch nur geringe Anzahl ihrer Unterthanen nicht durch die Verkehrtheit ruhloser Ver führer um alles Glück ihres Lebens betrogen werde? daß Men schen, die, wenn über ihren Gesichtsfreis hinausliegende frevelhafte Frrlehren sie nicht von dem richtigen Wege abgeleitet hätten, in ehrlichem Berufe brauchbare,

nüblihe und achtungswerthe Glieder der bürgerlichen Gesellschaft geworden

wären, nicht in eine Bahn hinausgestoßen werden, die, bis zum Ende verfolgt, nur in das Zuchthaus führen kann?

Düsseldorf, 5. Aug. (D. Z.) Heute wurde in der Aula des hiesigen Königl. Gymnasiums die Jubelfeier der tausendjährigen Selbstständigkeit Deutschlands vor der versammelten Schule und ihren zahlreichen Freunden in angemessener Weise vorbereitet, Die kirch= liche Feier fand, den höheren Anordnungen gemäß, am folgenden Tage statt. N

Am 2sten v. M. ward die zehnjährige Tochter des hier in der Neustadt wohnenden Holzhändlers Schiffer, welche aus Unvorsichtig- feit in den Rhein gefallen und dem Ertrinken nahe war, durch den | auf ihr Hülferufen herbeigeeilten Rittmeister , Baron Geyr von | Schweppenburg, aggregirt dem ten Ulanen-Regiment, gerettet. Es verdient diese That um so mehr der öffentlihen Anerkennung, als derselbe ein gewisses Opfer seines edlen Muthes geworden sein würde,

Streit, an dem ein naher Verwandter des Gouverneurs von Hebron Theil genommen, Und das Ende war, daß die- ser mit höchsteigener Hand einem Menschen, den er beschuldigte, das Ka- meel eines Anderen verleyt zu haben, ohne weitere Untersuchung einen Mes- serstih ins Gesicht gab, Dies Alles sind Thatsachen, JZudessen darf sich Niemand darum die Unsicherheit des Landes gänzlich rettungslos vorstellen. Ju der nächsten Umgebung der Stadt genügt es, ein paar geladene Pisto- len in die Halfter zu stecken, wenn man Lust hat, eine tleine Exkursion außerhalb der großen Straße nah Jaffa, nach Bethlehem oder nah Da-

Araber geriethen in einen

masfus zu machen, Tausende von Menschen sind hier angekommen, und es is ihnen kein Haar gekrümmt worden. Wer reisen will nah dem Sü- den zu, nah dem todten Meer, nach dem Jordan, zumal wenn er das öst- liche Ufer besuchen will, bezahlt eine Eskorte von 15 bis 20 Mann, je nach- dem sie ein angesehener Beduinen-Scheich oder sein Delegat, mit ande- ren E ein gefürchteter Räuber-Hauptmann anführt, die lange Bedui- nen-Lanze auf der Schulter, auf dem Rücken einer zierlihen Stute, die er ohne qu, blos mit dem Halsterstrick und der Lanze lenkt, und er hat \chwerlich Aas zu fürchten, Der Beduine hält ihm Wort und schüpt ihn wohl gar mit Gefahr des eigenen Lebens. Das nennen wir hier Sicher- heit, Was wir zu Hause verlassen haben, müssen wir hier nicht suchen. Mit einemmale fann hier nicht geholfen werden, Was hier ges (l ruhig, besonnen und mit der Zei hier geschehen soll, muß etr "e r Zeit geschehen, Le temps ne respecte pas, 2e qui n'’est pas fait avec lui, Am Mittwoch nach Ostern in der Frühe \ah ich die nah Hause kamen, Jhre Ankunft hatte lur Menge e Stadt vors Stephansthor gelockt. Frauen und Männer saßen in Vkzen Reihen an der Seite des Weges, der schräg an dem steilen Abhange des Kidronthals in die Höhe steigt, Die Männer in ihrer bunten Tracht, die Ftctitón in ihren üblichen weißen Schleiern, wie wir etwa Gesyenster ko túmiren wür- den, Soldaten waren hin und wieder ausgestellt, Pistolen und Karabiner spielten wieder eine große Rolle in dem Schauspiel, Die Pilger kamen in mannigfachen Gruppen, Jch stand an der Mauer des Gartens mit deu acht uralten Oelbäumen, den man den Garten Gethsemane nennt, vor dem sih viele der Vorübergehenden bekreuzten, zumal die Frauen. Unter den übrigen Zuschauern war eine originelle Notabilität, der Sohn des Sulei- man Abdul Hadí, eines Araber-Häuptlings in Nabulus z er ging einher in goldgesticktem An n von Person unscheinbar, noch sehr bubenhaft von An- ehen, und stieg f ießlih auf einen der alten Oelbäume, um besser zu schen. Auf der Straße tummelten sich etliche Bir schen, dié die Pilger neckten und ihnen die Stöcke wegzunehmen suchten, die fast ein jeder reichlich geschnitten hatte,

den Zug der Pilger,

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270 wenn er niht dur einen in der Nähe befindlichen hiesigen Bürger noh zeitig genug vor der daselbst 20 Fuß erreichenden Tiefe des Wassers gewarnt und zur größten Vorsicht ermahnt worden wäre,

Koblenz, 5. Aug. (O. P. A. Z) Se. Majestät der König der Belgier trafen gestern Nachmittag um 4 Uhr mit dem zu Allerhöchstdemselben ausschließlihen Gebrauch gestellten Dampfboote „der König ““ der kölnischen Gesellschaft hier ein und ließen das âu- ßerst reich geflaggte Schiff an der hiejigen Landungs -Brücke, welche gleichfalls mit den verschiedenartigen Flaggen der Rheinufer -Staaten festlih dekorirt war, anlegen. Von den Bastionen des Chrenbreit- steins wurden Se. Majestät durch die übliche Anzahl von Stüccksalven begrüßt. Während das Schiff hier an der Landungs - Brücke hielt, begaben sich Se. Excellenz der kommandirende General des 8ten Ar mee = Corps, von Thiele 1, und Se. Excellenz der General =Lieute- nant und Gouverneur hiesiger Festung, von Müffling, in Begleitung mehrerer Stabs - Offiziere an Bord, um Se, Majestät ihre Aufwar tung zu machen. Nach einem Aufenthalt von emer Viertelstunde seßte der König seine Reise nah Wiesbaden fort, wo er 3 Wochen zu verweilen gedenkt. So eben, Mittags um 12 Uhr, verkündet das Festgeläute der hiesigen katholishen Pfarrkirche zu Unseren Lieben Frauen die morgen stattfindende tausendjährige Feier des Vertrags von Verdün. Die Einweihung des Königsstuhles konnte nicht gleichzeitig bei dieser Feier begangen werden, da derselbe noch nicht gänzlich vollendet ist.

Emmerich, 5. Aug. (D. Z.) Gestern traf Se. Königl, Hoheit, der Erb -Großherzog von Sachsen - Weimar nebst Gemahlin und Gefolge, unter dem Namen eines Grafen von Ettersburg, vom Haag kommend hier ein, und seßte heute Morgen seine Reise mit dem Dampfschiff „Herzog von Nassau“ nah Mainz fort. (Se. Königl. Hoheit is den 5ten in Düsseldorf eingetroffen und des Abends nah Mainz weitergefahren.)

Köln, 6.

Bitte:

„Da auf allen Seiten nunmehr der Fortbau des Domes in Angriff genommen wird und derselbe, den Allerhöchsten Anordnungen zufolge, #0 viel als mögli dem ursprünglichen Plane gemäß ausgeführt werden soll, so erscheint es im höchsten Grade wünschenswerth, daß Alles gesammelt werde, was nur irgend Licht über diesen Plan zu verbreiten geeignet ist, Leider sind dur die Ereignisse der neunziger Jahre die Archive des Do mes zerstreut worden, und was sie enthielten, is fast bis auf die Spur da von verloren gegangen, \o daß, außer den Nissen der Thurm-Façade, fein Originalplan vorliegt. Im höchsten Jnteresse der giößen Dombau Sache erlauben wir uns, unter diesen Umständen an alle diejenigen, welche irgend Auskunft über die ursprünglichen Entwürfe oder deren Schicksal zu geben im Stande sind, oder welche hierauf bezügliche Schriften und Zeichnungen besißen sollten, die dringende Bitte zu richten, Mittheilung davon gefál ligst an uns ergehen zu lassen; insbesondere aber ersuchen wir die Herren Vorsteher von Archiven und Bibliotheken, ihre Aufmerksamkeit diejem Ge genstande zuwenden zu wollen,

Aug. Das heutige Domblatt enthält folgende

Der Verwaltungs-Auss\chuß

d Central-Dombau-Vereins,“

Des Von der Hdevr, 26. Juli, Die Deutsche Allgemeine Zeitung enthielt in einer ihrer lebten Nummern ein Schreiben „von der Oder“, aus dem wir folgende Bemerkungen entlehnen: Es un terliegt keinem Zweifel, daß der am 20. Juli geschlossene rheinische Landtag diesmal für die gesammte preußische Monarchie große Wich: tigkeit erlangt hat dur die veranlaßten wesentlichen Beränderungen im Entwurfe des Strafgeseßbuches. Auch hier in Schlesien wird je nes anerfanut; in den Kreisen der zum shlesischen Landtage berufen gewescnen ständischen Repräsentanten kommt deshalb manches zur Sprache, was sich auf das Verhältniß der Landtags-Versammlungen aller sieben übrigen Provinzen zu der rheinischen bezieht. Bor Allem urtheilt man, daß bei gleicher geistiger Fähigkeit der ständischen Versammlungen, bei gleichem Eifer für das gemeinsame Wohl dennoch derjenige Landtag die Aussicht auf die günstigste öffentliche Wirksamkeit für sih habe, welcher in einem Jahre zuleßt eröffnet werde, um die gemeinsam vorgelegten Königlichen Propositionen zu behandeln, Ju gleihem Sinue sind in rihterlihen und Verwaltungs - Kollegien die älteren Mitglieder am günstigsten gestellt, welche zuleßt votiren, nahdem die jüngeren bereits das Feld der behandelten Objekte von vielen Seiten her eröffnet und mit größerem Risiko für die Haltbarkeit ihrer Meinung beschritten haben. Wolle die preußische Regierung daher auch in dieser Bezie hung die Landtage der acht Provinzen gerechterweise gleichstellen, wolle sie nicht selbst Veranlassung geben, daß der eine oder der an- dere eine Präponderanz in der allgemeinen Meinung erlange, jo je1 es höchst wünschenswerth, daß über zwei Jahre (und von da ab für immer) die sämmtlichen Landtags - Versammlungen gleichzeitig abge halten werden! Die der sieben anderen Provinzen können ohne alle landwirthschaftlichen Störungen etwas später als in diesem Jahre, die

rheinische Versammlung etwas früher eröffnet und geschlossen sein,

Die Reisenden sahen alle schr müde, staubig und trübe aus. Zwei Körbe voll rothgekleideter , munterer Kinder zu beiden Sciten eines stattlichen Maulthieres machten eine niedliche malerische Ausnahme, Sonst wirrte Alles durch einander: der fränkische Hut, der steife türtische Feß, die russi \{che Soldaten-Müße, das Baret des russischen Priesters, der weiße Turban der Mohamedaner, der farbige der Christen, der schelmische Tarbusch mit

der pendulirenden blauen Quaste, der Goldbehang der Christinnen über den mit s{chwarzen Strichen eingefaßten Augen, das düster verhängte Gesicht der Mohamedanerinnen, Aeg9opterinnen mit ihrem

Schleier, der wie ein langer Bart aussieht, bis zu der foptischen Bettlerin, die mit klarer Stimme eine Weise sang, daþ sich ein Stein hätte erbarmen mögen, indeß sie halb lächelnd die Männer an den Mänteln zerrte, um ihnen etliche Münze abzuloen. Dies sind, indessen doch nur einige we- nige äußerlihe Züge aus diesem wunderlichen Treiben, Was in den Köpfen und in den Herzen der Leute vorgung, Gott weiß es, und Gott ist groß. Der Scirocco wehte den Tag so heftig; und dieser böse Feind der Freuden dieses Lebens scheucht Einen leicht, gleich einem trüben Gedanlen, wie Klopstok sagt, tief in die Melancholie.

Acht Tage nach den Ostern des neuen Kalenders kam das Fest der Griechen, Armenier, Syrer und Kopten. Jencs erinnerte mehr an das ernste Nom, dieses an das bewegliche Neapel, Am griechischen Charfreitage machte ih cinen Ausflug nach dem ebenfalls griechischen Kloster Mar Saba, das Kidronthal herab nah dem todten Meere hin. Jch {loß mich einer Gesellschaft von vierzehn, funfzehn Personen an, amerikanische und englische Missionaire, die dorthin g: Ünter ihnen war der rühmlih bekannte Herr Eli Smith, dessen Reisegefährte und Reiscbeschreiber durch Palästina Robinson war. Der aus Robinson bekannte Scheich der Taamirah, Kha- tile, führte den Zug mit der an ihm gerühmten Würde.

Das Kloster Mar Saba liegt drei kleine Stunden von Jerusalem ent- fernt, Es is einer der eigenthümlichsten Oerter, die ich je sah. Der Weg dahin führt an dem Brunnen Nehemiah's vorbei, anfangs neben einer Menge Oel- und Feigenbäumen hin. Dann wurde die Vegetation sparsamer an den Abhängen der Kalkberge. Zuleyt verlor sie sich fast ganz und wir standen an dem Eingange einer Felsshlucht , die die Araber Feuer- th al (Wadi el Nar) nennen, Jch sah níe etwas Aehnliches. Als hätte nicht ein Feuerstrom, sondern eine rasende Wasserfluth unlängst diese Schlucht in die Berge und Felslager gerissen, so sieht es aus. Die Schichten der Felsen zu beiden Seiten liegen fast horizontal , und oft glaubt man ein kolossales Menschenwerk zu sehen. Wir ritten am Rande des Thales hin, Unser Scheich zog sein Pistol und feuerte es über die Tiefe ab, Das Echo

_ Vonn, 4. Aug. (K. Z.) Gestern wurde an hiesiger Univer= sität der Geburtstag ihres verewigten Stifters, unseres unvergeßli= chen Königs Friedrich Wilhelm 11, durch eine Rede, welche Herr Professor Dr. Ritshl in der großen Aula hielt, feierlich begangen. Zugleich wurden die von jeder Fakultät für das nächste Jahr gestell ten Preis - Aufgaben veröffentlicht, nachdem vorher die Beurtheilung der Arbeiten, welche über die im vorigen Jahre aufgestellten Preis- sragen eingegangen, bekannt gemaht worden war. Unter diesen Ar= beiten wurden für preiswürdig erklärt folgende vier: 1) die von En- gelbert Berrisch, stud, theol. cathol. aus Köln; 2) die von Joseph Adolph Fibkhum, stud. theol. cathol. aus Düsseldorf; 3) die von Joh. Joseph Klein, stud. theol, cathol. et philol. aus Urbach; 4) die von Georg Ballas, stud, phil. aus Trier, wovon die beiden er- sten sich mit der fatholish=theologischen, und die beiden anderen si mit ciner philosophischen Aufgabe beschäftigt hatten.

Nusland. Deutsche Bundesstaaten.

Bgyern. Múncheu, 2. Aug. (A. Z.) Außer dem Steuergesebe \selbstt nahm die Kammer der Abgeordneten gestern noch mehrere Anträge des Ausschusses an. Zunächst hatte der Ausschuß nach dem Vorschlag seines Referenten begutachtet, „Se. Majestät der König seien ehr furchtsvollst zu bitten, Allergnädigst in Erwägung ziehen zu lassen : ob dur Revision des Häuser -Steuergeseßes vom 15, August 1828 oder wie anders, sei es auf legislativem Wege oder im Wege der Vollzugs-Verordnung, den durch dasselbe, insbesondere durch die Voll- zugsart der §8. 3, 4 und 18 hervorgerufenen Mißständen, fönne ab geholfen werden.“ Unter den übrigen vom Ausschusse eingebrachten Auträgen war der wichtigste der folgende zu dem Steuergeseß: „Se. Majestät der Köuig seien ehrfurhtsvoll\t zu bitten, Allergnädigste Verfügung treffen zu lassen, daß die nach vollständiger Deckung der budcetmäßigen ordentlichen und außerordentlihen Staatsbedürfnise und der Allergnädigst genehmigten ständischen Wünsche und Anträge ih etwa noch ergebenden Ueberschüsse der fünften Finanzperiode zum Dienste der Eisenbahn von der Reichsgränze bei Hof bis Lindau innerbalb der in dem Geseße über diesen Eisenbahnbau sestgejeßten Maximal-Summe verwendet werden,“

3, August, (Allg. Ht) Al oer heutigen r Urlaubsgesuche für die noch übrige Dauer gewährt, Dann verlas Pr. Schwindl Zusammenstellung aller während der ge gefaßten Beschlüsse sowohl über die die verschiedenen von der Darauf wurde zur Be

München, Sitzung wurden zuerst vie der gegenwärtigen Sibung als Aus\chuß-Referent eine sammten Budget - Berathungen gesapke! sämmtlichen Budget - Positionen sowie über Kammer adoptirten Anträge und Wünsche. l i rathung der Rückäußerung der ammer der Reichsräthe bezüglich des Beschlusses geschritten, welchen die Kammer in früherer Sißung über den Gesetz- Entwurf gefaßt hatte, betreffend die Kompetenz des Cassationshofes für die Pfalz als Revisions - Gerichts. Es wurden die wesentlihsten Abänderungen und Zusäbe der ersten Kammer an- genommen, und der Gesammtbeschluß über den fraglichen Entwurf darf daher wohl als erzielt angesehen werden. Außerdem wurde von dem Secretair des Beschwerde - Ausschusses Bericht über eine Reihe von zur Vorlage an die Kammer nicht geeignet befundenen Be hwerden erstattet, die Einberufung des Crsaßmannes für den ver storbenen Abgeordneten Baron von Harsdorf beschlossen , und endlich noch Vortrag über zwei als zulässig erkannte Beschwerden wegen Verlehzung constitutioneller Rechte erstattet, die von den sämmtlichen Gemeinden des Königlichen Landgerichts Eichstädt einer -, und vou dem bürgerlichen Kaminkehrer Karl Hayes zu Regensburg anderer seits an die Kammer gebracht worden, Die nächste Sibung sindet übermorgen statt,

Baden. Mannheim, 29. Juli, (Karlsr. Z.) Das großh. Ober-Hofgericht hat, dem Vernehmen nach, kürzlich das Cassations Gesuch des Hofraths Welker in der bekannten Jujuriensache, welche der Bergwerks - Verwalter Sattler gegen ihn anhängig gemacht hat, ohne auf die Materialien einzugehen, als unstatthaft verworfen. Alle Beschwerden, welhe Welker, seiner Broschüre zufolge, gegen das Verfahren und die Entscheidungen des Großh. Stadtamts Frei burg, so wie des Großh. Hofgerichts daselbst erhoben hat, zeigen sich hiernah als ungegründet. Das Bemerkenswertheste in diesem Rechts= streit dürfte wohl das sein, daß unabhängige Gerichte des Groß- herzogthums nun die Ansicht ausgesprochen haben, daß ein Abgeord neter wegen ehrenfränfender Aeußerungen, die er sih in der Kammer erlaubt, von den Beleidigten vor den bürgerlihen Gerichten belangt und deshalb zur Strafe gezogen werden kann,

(A. Z.) Jordan’'s Gesuch

Kurhessen, Marburg, 1. Aug. ( Die ahb-

um Freilassung gegen Caution i abgeschlagen worden,

war donnerähnlih, und bald antworteten noch kräftiger einige Jäger, die unten im Thal sein mußten und auf die zahlreichen wilden Tauben Jagd machten, die hier in den Felsenspalten und kleinen Höhlen nisten. Die Sei tenwände sind übrigens voll von größeren künstlihen Äushölungen, Zellen der Anachoreten, die hier lebten, che Mar Sabas îm sechsten Jahrhundert das Kloster erbaute. i

Jn einer Viertelstunde, von dem Eingange des Wadi el Nar an ge- rechnet, hielten wir an dem Kloster, das in mehreren Stockwerken an die Wand des Felsens gelehnt is. Mittelalterlich gebaute Mauern schüßen die Bewohner, etwa fünfunddreißig Mönche, gegen die Angriffe der Bedui- nen, gegen die eine Menge Steine auf deu Zinnen aufgethürmt liegen, fertig, lästigen Gästen auf die Köpfe geworfen zu werden: Eine den syri schen Klöstern fast durchgängig eigene, gewiß sehr alt herkömmliche Vorsichts- maßregel, die selbst in Jerusalem angewandt wird, Etliche Zellen sind noch jet zur Hälste in dem lebendigen Felsen gehauen, Die Kirche steht in das Thal hinein, Jhre Form ist eine bei uns sehr häufige mit einer Kuppel und Pilastern. Dicht aneinanderstehende Strebepfeiler halten die kühne Mauer älterer Zeit, Die Bilder sind, wie n allen orientalischen Kirchen, scheint cs, über alle Vorstellung geschmaklos, und stören den guten Eindruck der Architektur. Das Junere des Klosters 1st reinlich und wohlhabend, Neben der Kirche is eine kleine aber werthvolle griechische Bibliothek, die ich näher durchforschen will, sobald Zeit und Gelegenheit kommt; denn sie enthält eine Menge griechischer Handschriften.

Die Hiße im Lauf des Tages ward sehr groß, Welche trockene Gluth müssen die kahlen Sand- und alfsteine umher erst ausathmen, wenn sie die Sonne Monate lang beschienen hat, Ein niedliches Blumenbeet auf einer Terrasse des Gebäudes is eine gar zu fleine Oase in dieser Wüstenei. Als wir ankamen, zog gerade eine Reise-Gesellschaft, zu der der ehemalige Kapellan des Bischofs Alexander, Herr Williams, gehörte, nach dem Jor- dan hin von dannen. Jch hätte wohl ihnen folgen mögen, indeß wartet meiner hoffentlich manche Exkursion der Art. j A

So kehrte ich gleich Nachmittags nach Jerusalem zurü, Ein kühlen- der Luftzug wehte über die Berge und mäßigte die Wirkung der von den Thalwänden zurückgeworfenen Sonnenstrahlen, Etliche Haufen „schwarzer Beduinenzelte in einiger Entfernung waren die ersten ihrer Art, die ich hier zu Gesicht bekam. Jn der Klosterkirhe waren Vorbereitungen für die Feier des Charfreitag-Abends getroffen worden, Jn Jerusalem waren diese Vor- bereitungen in viel größerem Maßstabe vorgenommen worden und, e, sie zu sehen, führte ih einige meiner Reisegefährten auf dem Wege nah Mar Saba den Abend nach dex Kirche des Heiligen Grabes,

shlägige Bescheidung auf sein Gesuch lautet: „Dem Nachsuchenden wird eröffnet, daß die gebetene Entlassung gegen Caution mit Rück sicht auf die Schwere der erkannten Strafe und seine persönlichen Verhältnisse nicht zu gewähren steht. Sie trägt das Datum vom 99, Juli, und is dem Anwalt des Verurtheilten, Prokurator Schanz, insinuirt worden. Fortwährend sind die strengsten Bewachungs Maß regeln angeordnet,

Nassau. Wiesbaden, 5. Aug. (H. Z) Se. Maje- stät der König der Belgier sind gestern Abend hier angekommen. Se. Königl. Hoheit der Prinz von Preußen soll demnächst auch zum Badegebrauch hier eintreffen.

Freie Stadt Krakau.

Krakau, 4. Aug. Am Asten d, M. nahm der regierende Senat das Beglaubigungs - Schreiben des von Sr. Majestät dem Könige von Preußen zum Residenten bei dem Freistaate ernannten Herrn von Engelhardt entgegen.

rankt d.

Paris, 4. Aug. Lord Cowley hat seit zwei Tagen mehrere Unterredungen mit Herrn Guizot gehabt; man ist aber der Meinung, daß diese sich nicht sowohl auf die spanischen, als auf die tunesischen Angelegenheiten beziehen. Man sagt, Herr Guizot habe erflärt, daß das Kabinet der Tuilerieen entschlossen sei, Achmet Bey in seinem Beylik zu erhalten und ihm behülflih zu sein, die gegen ihn ausge sandte Flotte von der tunesischen Küste zu vertreiben.

Der General Bugeaud wird Algier am 30. Juli verlassen, und 9 oder 3 Monat in Frankreich verweilen, Er wird aber nicht nach Paris kommen, sondern die Zeit seines Urlaubs in Excideuil zubringen.

Dem Vernemhen nah hat der Herzog von Nemours eine große Anzahl von Legitimisten der westlichen Departements einladen lassen, den Festen, welche er während der Manöver im Lager zu Thélin geben wird, beizuwohnen. Er hofft, auf diese Weise diese alten Fa milien, die auf ihren Schlössern in der Bretagne hausen, sür die Juli-Dynastie zu gewiunen.

Die Königin Marie Christine, die vor den leßten Ereignissen in Spauien nur sehr wenig Personen bei sich sah, bildet jebt einen ei genen Hof, an welchem nicht nur die in Paris anwesenden Spanier, sondern auch eine große Anzahl hochgestellter Französischer Staats Beamten erscheinen. Obgleich Herr Hernandez von der neuen Spa nischen Regierung mit der Leitung der Geschäfte in Paris vorläufig beauftragt i}, so erschien er doch noch uiht in dem Palaste Marie Christinen's.

Herr von Salvandy ward gestern in Neuilly empfangen und begab ih gleih darauf nah dem Palast der ehemaligen Regentin. Man glaubt, daß seine Abreise nach Madrid nahe bevorstehe ; er hat häufige Konferenzen mit Herrn Guizot und von diesem bereits die genauesten Instructionen empfangen.

Börse. Die Reute stand heute sehr fest, aber es wurden we nig Geschäfte gemacht. Vou Sevilla hatte man feine neueren Nah richten, glaubte aber, daß Espartero am 26sten noch nicht in diese Stadt eingerüct sei, Die Auszahlung der Liquidationen , die heute fällig war, ging sehr gut von statten.

Grossbritanien und Irland.

Loudou, 3. Aug. Das Resultat der großen Debatte im Un terhause über den allgemeinen Zustand des Landes war gewisserma ßen eine Niederlage für die Regierung, wenn die Aufdeckung von Schwierigkeiten, welche dieselbe nicht zu beseitigen gewußt hat, und deren nothwendige Ursachen sie nur zu ihrer Vertheidigung anführen fann, eine Niederlage zu neunen is. Es entstehen indeß oft für eine Regierung Schwierigkeiten, die aus den bestehenden Verhältnissen sich nothwendig entwickeln uud aus tief gewurzelten Uebeln zu drohender Gestalt emporgewachsen sind, ohue daß irgend Jemandem vorzugs weise deren Dasein zum Vorwurf gemacht werden könnte. Solche Schwierigkeiten sind zugleich oft von der Art, daß Niemand sie von Grund aus zu beseitigen im Stande is, weil sie eben aus dem Volke und seinen Justitutionen entspringen, und ihnen gegenüber daher eine Regierung gerechtfertigt sein muß, sobald sie nur gerüstet dasteht, den für das allgemeine Wohl gefährlichen Folgen derselben zu begegnen, Es ift sehr leicht, durch das absichtliche Hervorheben solher Schwierig feiten einer Regierung sogenannte Niederlagen zu bereiten, es ist aber sehr s{wer, solchen Schwierigkeiten mit erfolgreichen Maßregeln ent gegenzutreten.,

Wenn man die durch scharfe Dialektik ausgezeichnete, vorzugs weise gegen die innere Politik der Minister gerichtete Rede Lord Russell's überschaut, so erkennt man soglei, wie alle seine Haupt Anschuldigungen aus solhen hronischen Uebeln und den daraus er wachsenen Schwierigkeiten gezogen sind; dahin gehören : die Nepeal bewegung in Jrland, der Aufstand in Wales, die gedriüilte Lage des Handels, der daraus folgende unbefriedigende Zustand der Finanzen, die

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Die betrübenden, zuweilen furchtbaren und gräßlichen Scenen, die sich hier jedes Jahr erneuern, sind schon von Vielen beschrieben worden und besser, als ih es thun werde, Es gehört fast Ueberwindung dazu, mehr zu thun, als auf die Neisebeschreiber zu verweisen. Judessen will ich fort fahren, und nun denke man sich, daß ih mit meinem Janitscharen vor mir an die Thür der Grabeskirche fomme, hinter mir meine Begleiter. Alle sind mühsam durch das Gedränge in dem Borhof, wo ein großer Handel mit Rosenlränzen, Kreuzen und Armbändern und so fort getrie ben wird, bis an den Eingang gelangt. Durch ein Loch in der Thür fragen die türkischen Wächter, wer den Eingang begehrt, Sie öffnen, Mühsam halten sie die nachdringende Menge zurück. Wir treten in die Hallen des großartigen, leider so oft profanirten Gebäudes. Ueberall wim melt es von Menschen, Männer, Frauen und Kinder; wo es ihnen nur irgend erlaubt is, haben sie ihre Decken hingebreitet, um darauf die Nacht in der Kirche selber zuzubringen. Ueber dem Grabe steht eine kleine Kapelle, Ueber der Kapelle is eine prächtige Rotunde gebaut mit Bal- fonen ringsum, gleih den Logen eines Theaters z diese Vergleichung erspart mir eine lange Beschreibung. Das Licht fällt oben durch die Kuppel hin- ein, wie von der Höhe eines Thurmes, Auch unten um das Grab hatte sich eine Menge Menschen gelagert rudis indigestaque moles. Nur ein freisförmiger Gang war freigelassen, gleih einem Ringe um das Heiligthum, um einer wilden Menge Plah zu lassen, die mit einer baccha ntischen Tollheit umherlief und ein Geschrei, das ih nicht Gesang nennen kann, ausstieß, des Juhalts: „Christ ist auf die Erde gekommen und hat uns erlöset mit seinem Blut,“ Anderes soll sih auf das Lob der griechi schen Kirche beziehen. Die Begeisterten stießen sich und die Leute, die um- herlagen, Einer sprang auf den Rücken des Anderen, furz es war eine Scene, wie wir sie kaum bei dem wildesten Volksfest sehen, Wir durhwan- derten allmälig die Näume, die die verschiedenen Neligionsparteien unter ein- ander getheilt haben ; man weiß im Allgemeinen, wie die Oertlichkeiten, die sich auf die Geschichte der Leiden des Heilands beziehen, unter das Dach der wirklich majestätischen Kirche vereinigt sind, Die historische Kritik hat darüber viel Gutes und viel Schlechtes gesagt, und ob viel frommer Glaube sich an ihnen stärkt und an den Küssen, die er den kalten Steinen aufdrückt, unter den Peitshenhieben der Muhamedaner, die ihn verhöhnen, das mag ein höherer Richter entscheiden,

Ohne Wache wären wir Häretiker von den Rechtgläubigen um und um gelaufen worden, und wir athmeten erst wieder frei, als wir aus dem Getümmel in der Kirche uns in das Getümmel der Nachbarstraßen zurückgezogen hatten.

Den folgenden Tag, Sonnabend nach Ostern , sollte die Ceremonie

271 Zerwürfnisse der schottischen Kirche 2c. : Alles Schwierigkeiten, die lange im Verborgenen heranwuchsen und unter der jeßigen Tory-Regierung zur Reife gediehen sind, die aber feine innerhalb der gescßlichen Schranken sich bewegende Regierungsgewalt radikal zu beseitigen ver- mag. Ein fruhtbares Feld allerdings für eine Opposition, die nur zu tadeln, nicht zu regieren hat. Ss 1jt nicht zu leugnen, daß die Regierung sich Blößen gegeben hat, z. B. bei der Zurück nabme der Erziehungs = Klauseln in der Fabrikbill, so wie der Bill über die geistlichen Gerichte; man ist auch davon zurückgekom men, Sir Robert Peel neben Pitt und Canning zu stellen; aber es läßt sih eben so wenig verhehlen, daß der Grund, weshalb die Vor {läge der Regierung nicht durchgebracht wurden, auch zum großen Theil in der überaus s{wierigen keine Vermittelung zulassenden Stel (ung des Ministers zu seiner Partei und seinen Kollegen liegt. Der-= selbe hat gewiß in dieser seiner Stellung das Mögliche geleistet, und es scheint uns ein ungerehtes Urtheil, ihm die Schuld der ge genwärtigen allerdings Besorgnisse erregenden Lage der öffentlichen Angelegenheiten beizumessen. Er wartet und thut nichts, aber tas ift vielleiht mehr, als wenn er etwas thäte; und sicherlih gehört dazu in der gegenwärtigen Lage ein eben fo seltener Muth wie zu ent sheidendem voreiligen Handelu ; daher auch das Vertrauen im Laude ih erhält, daß der Minister wenigstens gerüstet sci, den etwaigen gefährlichen Folgen dieser Schwierigkeiten zu begegnen.

Wenn die Whigs die Politik ihrer Geguer angreifen, so verglei chen sie immer die eigenen politischen Grundsäße mit denen der leb teren. So stellte auch in der lebten Debatte Lord Russell Vergleiche an zwischen dem, was das fouservative Ministerium Peel gethan hat, und was die Whigs, wenn sie noch ein Jahr länger am Ruder ge blieben wären, gethan haben würden. Die Schlußfolgerung besteht natürlich darin : das Laud würde sih nicht in dem jeßigen üblen Zu stande befinden. Wo aber ist dafür die Gewähr? fragt man billig. Nirgend auders, als in der Theorie, welhe Lord Russell aufstellt, die aber noch niemals, auch uicht in der uneunjährigen Whig - Verwal tung, in Anwendung gekommen ist , und von deren gepricsenen,

noch zu erwartenden Erfolgen also Niemand überzeugt sein fann. Diesen r iron 0 gebandelt De H daher Siy Robert Peel sein „das habe 1ch vollbraht“ ent

gegenstellen, und wenn man unparteish erwägt, wie die Peelsche Berwaltung ein ziemlich freies Haudels-System, selbst das Korngesebß mit eingeschlossen, gesdaffen, die feindselige Stellung Englands zu Amerika und Frankreich in eine freundschaftlihe umgewandelt, die Kriege in Asien glüclih und vortheilhaft zu Ende geführt, endlich ein überaus fühnes und man fann, troß der Behauptung Lord Russell's, sagen, wirksames Heilmittel (vergl. Allg. Pr. Ztg. Nr. 15) fir das hinterlassene sets wachsende Defizit in den Finanzen gefunden hat, so dürfte Jeder diesen wirklichen Thatsachen den Vorrang vor den möglichen Erfolgen der Whig=-Politik eturäumen.

Die Anschuldigungen der Whigs gegen die auswärtige Politik der Minister sind wo möglich noch ungegründeterer als ihre Borwürfe über die unabweislihen Schwierigkeiten im Junern. Bleiben wir bei dem Einen, bei Spanien, stehen, dessen gegenwärtigen anarchischen Zustand Lord Palmerston mit feiner stürmischen Beredtsamkeit als eine Folge der {wachen Politik der Tories dargestellt hat. Lord Palmerston macht die britische Regierung für jenen Zustand verant wortlih; er flagt den Grafen Aberdeeu an, daß er den Regenten im Stich gelassen und nicht, wie es seine Pflicht gewesen, gegen seinen mächtigen, offenkundigen Feind, gegen Frankreich, unterstüßt habe, Wir glauben, es kann beme unhaltbarere Anklage geben ; denn wer die neuesten Ereignisse in Spanien verfolgt hat, wird er fannt haben, daß auch die gewandteste britische Diplomatie uicht im Stande gewesen wäre, den Abfall der Truppen vom Regenten und die bürgerlihen Spaltungen in den Städten des Landes zu hindern, oder die Entmuthigung und den Mangel an militairischen Talenten bei den Führern der Partei Espartero's unschädlich zu machen, Der Mangel aber einer gehörigen militairischen Organisation wie einer geordneten Civil-Verwaltung, eine Folge und ein Beweis der Ohu macht des vom Volke selbst aufgegebenen Regenten, war cs, welcher das schuelle Ende dieser merkwürdigen Revolution herbeigeführt hat, Hätte die britische Diplomatie sich zu Gunsten Espartero's in die inneren Angelegenheiten Spaniens gemischt, und das gegenwär tige Resultat wäre dann dennoch ins Leben getreten, in welcher Lage befände England si jeßt der ueuen Regierung gegenüber, und mit welchem Rechte könnte es später einer etwaigen Jutervention Fraukreichs entgegentreten? Alle freundschaftlichen Beziehungen Eug- lands nicht allein zu Spanien, sondern, was schlimmer is, zu Frank reich wären des einen Mannes wegen aufs Spiel geseßt worden, Oder sollte England mit gewaffneter Hand eingreifen? Mit welchem Rechte? Fraukreih läßt seinen Minister öffentlich erklären, daß

es feinen Theil an der Umwälzung in Spanien habe, und Lord Palmerston muthet der Regierung seines Landes zu, auf

einen bloßen Verdacht hin die Verantwortlichkeit eines Krieges zwi hen England und Frankreich d. i. eines europäischen Krieges zu über

des heiligen Feuers gehalten werden. Der Kaiserlich russishe Konsul aus Beirut, der um Ostern sich allemal nah Jerusalem begiebt, verhalf mir zut einem gefahrlosen Eintritt in die höchste Gallerie der Rotunde, Von dort sah ih ruhig in die wogende Menge zu ebener Erde und auf die Grabesfapelle hinunter, Die Gläubigen standen dicht gedrängt um dieselbe, jeder hielt ein Bündel von 33 Wachskerzen in der Hand, und erwartete, daß das Wunder geschehen solle. Türkische Soldaten waren aufgestellt, um einen Ring um die Kapelle zum Durchgange für die Prozession der Priester freizuhalten und ihre Geduld und Nuhe wa1 musterhast, Der General- Gouverneur von Palästina, Mohammed Reschid Pascha, war in der Gal lerie der Lateiner gegenwärtig, geschüßt durch einen Regenschirm vor den Sonnenstrahlen, die von oben her gerade auf seinen Plaß sielen, Frauen waren in den Gallerieen zahlreich versammelt, Jn das Gewühl zu ebener Erde hatte man weislih feine eingelassen. Viele Europäer waren hier und da vertheilt, um der Ceremonie als Zuschauer beizuwohnen,

Zwischen 1 und 2 Uhr Nachmittag sollte sie beginnen. Die griechischen Priester zögerten. Die Menge wurde immer ungeduldiger und lärmender, Endlich kam die Prozession: der Bischof von Petra und funfzehn bis zwanzig Priester um ihn her. Dreimal umzogen sie das heilige Grab. Daun tra ten sie in die Kapelle. Ein armenischer Bischof begleitete ihn, um das Feuer seinen Konfessionalen zu reichen, Das Wunder geschieht aber nur vor dem Griechischen Bischof, der in das Allerheiligste des Grabes tritt, Jn der Vorhalle sind zu beiden Seiten Oeffnungen, Durch diese wird das Feuer mit einer großen Wachskerze den Laien zum Anzünden der Lichter dargereiht, Endlich zeigte sich die Flamme. Einer wurde zugelassen, seine 33 Lichter anzuzünden. Jm vollen Lauf eilte er zu den Seinigen, die nun an seinen Kerzen ein Gleiches thaten, Oft erlosch das erste Licht unter der Hast der Anderen, Bald aber war die ganze Kirche mit bren- nenden Lichtern in den Händen der Menge angefüllt, und ein dichter Nauchnebel fing an, das Gebäude zu füllen, und durch die Wolke sah man, wie die Polizei-Soldaten des Pascha's mit ihren Peitschen nah Herzenslust unter die Menge hieben, wo es noth that und wo nicht, Denn wahrlich, ih hätte nicht geglaubt, daß verhältnißmäßig das Anzünden der Lichter mit so wenig stürmischen Bewegungen vor sih gehen würde nah Allem, was ih bisher geschen hatte. Freilich sind hier die Unglücksfälle noch in gutem

Andenken , die sich dabei zur Zeit Jbrahim Pascha's ereignet haben, Das Gedränge wurde so groß, daß Ibrahim Pascha selbst, der sich un- ten in die Rotunde gewagt hatte, feinen Feß verlor und mit

Die wogende Menge schritt über Leichname, die in der

Mühe hinauskam. ? daß ein Mann, der jeyt in meinem Dienst

Thür so hoch aufgethürmt waren,

E E

Die torvistishe auswärtige Politik hat das Charakte- alter Gewohnheit die Dinge eine Weile erst gefährlihen Lagen sih erst recht tief verwickeln läßt, um desto leihter zum Handeln, aber

nebmen! ristishe, daß sie aus ruhig mit ansieht, den Gegner in seinen

dann auch zum gründlihen Handeln schreiten zu können. Diese Politik des Wartens und Zögerns, welche jeßt von allen Sei- teu so heftig angefeindet wird, dürfte noch die woblthätigsten Resul= tate, in jedem Jalle sichere und günstigere geben, als die unzeitige und voreilige Politik der Whigs, wie sle von Lord Palmerston ver- treten wird. England hat, wo es konnte, dem Regenten in Spanien seinen aufrichtigen Beistand geleistet; es wird auch der folgenden Re= gierung, wenn dieselbe cine nationale ist, diesen Beistand shwerlih ver- sagen; denn es liegt in seinem Juteresse, die Ordnung und die Ruhe und die Unabhängigkeit Spaniens zu wollen; es wird aber auch jeder= zeit gerüstet sein, den seinen Juteressen schädlichen Einflüssen nah- drücklich zu begegnen,

London, 4. Aug. Das Unterhaus seßte in der vorgestrigen und zum Theil auch in der gestrigen Sibung die wenig Theilnahme findende Debatte über den Antrag des Herrn Ward, die Verhält- nisse der irländischen Kirche zu reguliren, fort, und obgleich Jeder den gerechten Grund der Beschwerden Jrlands anerkannte, erklärten sich doch nur Wenige mit dem Antrage einverstanden. Herr Ward war daher gewissermaßen genöthigt, nahdem am Schlusse der vorgestrigen Sißung nicht einmal vierzig Mitglieder zugegen waren, um den An= trag zur Abstimmung zu bringen, denselben gestern vorläufig zurück= zunehmen, An der Debatte hatte kein bedeutender Redner Theil ge= nommen, und es findet sih darin mit Ausnahme der Stimme der anglifkanischen Kirche gegen die Motion nichts, was als neu der Er- wähnung besonders werth wäre. Sir Robert Jnglis, das bekannte Mitglied für Oxford, sagte dagegen ungefähr folgendes:

„Dieser Autrag hat die Beraubung der anglikanischen Kirhe zum Zweck, um gus deren Besikthiümern die katholische Geistlichkeit zu dotiren; ih muß gestehen, daß mir ein solcher Antrag von einem Mitgliede dieser Kirche seltsam erschcint, Das ehrenwerthe Mitglied für Sheffield will der Schwester-Kirche ohne Weiteres 17 Sh. 6 Pce. von jedem Pfund Sterling ihres Einkommens entziehen, will ihr einen Strang um den Hals legen und das Ende desselben ihren bit- tersten Feinden in die Hand geben, will sie endlih der Unehre und dem Untergange entgegenführen, Er behauptet, daß Jrland seit 300 Jahren \chlecht regiert worden is. Jch erkenne es an, daß man Fehler begangen hat; man hat erstens unterlassen, im Interesse des Pro- testantismus zu arbeiten, zweitens hat man die irländische Sprache vernach- lässigt, und die Lehren unseres Glaubens sind dem Volke unverständ= lich geblieben. Aber man is} auf dem besten Wege, wesentliche Ver- besserungen einzuführen, wofür die fürzlichen Ernennungen mehrerer Bischöfe, und die große Anzahl neu gebauter protestantischer Kirchen seit 30 Jahren, den Beweis liefern. Meine Achtung vorx der hohen Landeskirche läßt auch den Ausspruch thun, daß 1h dieselbe nicht allein zu Ansprüchen auf Duldung und Nachsicht souderu auf Dauk varkeit für berechtigt halte, und indem ih der Ueberzeugung bin, daß diese Kirche das große Band ift, welches die Vereinigung der beiden Länder sichert, wider\eße ih mich guf das entschiedenste dem Antrage des ehrenwerthen Mitglieds.“

Cin Befehl des Schaß-Amtes vom 25. Juli verbietet allen zum Ressert dieses Departements gehörenden Beamten in Jrland bei Strafe der Abseßung jede Theilnahme an den Repeal-Versammlungen und jede Beisteuer zum Repeal-Fonds.

Die Engländer machen einen Versuch, geselli g zu werden. Es it bisher für Fremde sehr s{chwer gewesen , in ihre Privat - Kreise Zutritt zu erhalten, und selbst die Klubs, die zur Aufnahme von Fremden errichtet sind, haben so hohe Eintrittspreise bestimmt und sebeu so lästige Besuche, Empfehlungen und Vorstellungen voraus, daß Fremde , die nur auf kurze Zeit in London verweilen , sich nicht leicht einer solchen Ausgabe und Mühe unterziehen. Die fortwährend zunehmende Erleichterung der Verbindungen verknüpft aber die Juter essen dergestalt, daß man auch in London die Wichtigkeit persöulicher Bekauntschafteu unter den gebildeten Ständeu der verschiedenen Län- der zu fühlen beginnt, Vemgemäß hat sih dort jeßt nach einem von dem als Sihriftsteller bekannten Reisenden J. S. Buckingham vorgeschlagenen Plan unter dem Vorsibe des Grafen von Devon und unter Leitung der Lords Brougham, Dudley, Stuart, Grosvyenor ein sogenantes british and foreign Justitute gebildet, ein Verein, der an einem passeud gelegenen Orte in dem vornehmsten Theile der Stadt, dem West - Ende, ein bequemes Ge bäude errichten läßt, wo Auswärtige, die nur auf kurze Zeit in Lon- don sind, kostenfrei Zutritt erhalten können,

Belle.

Brüssel, 3. Aug. Das von Santo Thomas zurücgekehrte belgische Schiff „Marie Louise“ hat die traurige Nachricht gebracht, daß Herr Simons, Ober-Jugenieur, am 14, Mai auf der Reise ge storben 11t.

r.

ist, ein Mann unter mittler Größe, an das obere Gesims des Einganges mit dem Kopf anstieß, als er endlich hinauskam, und dieser Eingang ist vielleicht zehn Fuß hoch und mehr, An dreihundert Menschen sind dabei ums Leben gekommen. Diesesmal habe ih von keinem Unglücksfall ge- hört, troß aller Unbesonnenheit, mit der die Leute verfahren,

Jch trat in die Kuppel der eigentlichen Kirche, die mit einem Balkon umgeben war. Auch dort hatten namentlich die Frauen ihre Lichter ange- züindet, indem sie eine brennende Kerze an einer Leine von unten herauf- zogen, und 33 Wachslichter, von der Dicke eines kleinen Fingers, in einem Bündel brennen, wie eine Fackel, Der Wind blies heftig durch die Thür. Eine Frau, gehüllt in ihren eiten, weißen Schleier, hätte in einem Augen- blik ihre Kleider in Flammen aufgehen sehen, wäre nicht Jemand hinzuge sprungen, um ihrer Nachbarin die Lichter auszublasenz es is nicht zu sagen, was für ein Unglück dadurch verhütet wurde, unter der dichtgedräng- ten Menge in weiten und inflammablen Gewändern,

Die griechischen Priester haben in dieser Ceremonie des heiligen Feuers eine ihrer s{wersten Ceremonicen, Der gricchische Bischof sowohl als der armenishe wurden, als sie aus der Grabes-Kapelle kamen, auf den Schul tern des Volks im Triumphe hinausgetragen, Die armenischen Christen zeigen bereits eine viel geringere Theilnahme an der ganzen Ceremonie, denn zuvor. Die Priester selber unterdrücken sie, und die griechischen wür- den vielleicht das Nämliche thun, wenn sie nicht im Allgemeinen eine große Furcht vor allen Neuerungen hätten, und sich uiht vor der Menge fürch- teten, die in festem Glauben dabei bleibt, daß das Feuer vom Himmel kommt, und die angebrannten Lichter verwahrt, um sie anzuzünden, wenn in ihrem Hause ein {werer Krankheitsfall vorkommt oder in ihrer Familie eine Frau entbunden wird, damit der Schein dieses Lichtes die Krisis er- leichtere. Manche Pilger zünden eine Laterne oder vielmehr drei Lampen in einer Laterne an, die sie Tag und Nacht brennend erhalten, um das heilige Feuer nach Hause zu bringen,

Jn der Auferstehungs - Nacht sind die Feierlichkeiten der griechischen Kirche nah Brauch vor sih gegangen. Das Fest dauert noch die ganze Woche, Die Fasten, die eine gewisse Stille über die Stadt verbreitet hat- ten, troy der Menschenmenge, die sie einschloß, haben ciner lärmeuden Freude Play gemacht z aber zugleich rüstet sich von den Pilger eine R größere Zahl zur Abreise, und wie die Felder, so werden ns d âls diese die Straßen der Stadt leer sein, und Leute, die länger Da C ih, versichern, die Tochter Zion's werde bald einsam se Ur “int dem grosien Propheten zu reden, eine Hütte im Weinberge;

hütte im Gurkenfelde,