1843 / 44 p. 2 (Allgemeine Preußische Zeitung) scan diff

einestheils der, als wäre der König von Dänemark Vasall des deut- hen Bundes, dem er seine Hülfstruppen \schicken müsse, anderentheils der, als sei das deutsche Bundesheer eine Truppenvereinigung tem- porair alliirter Staaten verschiedenartiger Nationalität, die mit ein- ander oder gegen einander fämpfen fönnten, wie es die Politif der Einzelfürsten gerade mit sich bringe, was doch dem deutshen Bun- desvertrage direkt widerspricht,

Freie Städte. Hamburg, 10. Aug. (Börsen-Halle.) Heute überreihte eine Deputation unsers Senats dem hiesigen Kai- serlih russischen Geheimen Rath, außerordentlichen Gesandten und bevollmächtigten Minister am Großherzoglich oldenburgishen Hofe und bei den freien Hansestädten, Herrn Heinrich von Struve, zur Feier seines funfzigjährigen Dienst-Jubiläums, das Hamburger Ehren- bürger-Diplom. Dasselbe befand sich in einer kunstvoll gearbeiteten, dur sechs goldene Medaillen mit historishen Enblemen verzierten und mit Leidiebenen kostbaren Steinen reih beseßten Kapsel aus edlem Metall eingeschlossen.

Se. Kaiserliche Hoheit der Erzherzog Stephan von Oesterreich, Sohn des Palatinus von Ungarn, is gestern hier eingetroffen und hat mehrere Sehenswürdigkeiten unserer Stadt bereits in Augenschein genommen. Er besah gestern das allgemeine Krankenhaus, verweilte während der Börsenzeit in der Börse und Börseuhalle, deren Einrich tungen er mit vielem Juteresse iu Augenschein nahm und besuchte später auch unseren Hafen.

Wir erhalten aus Lübeck vom 9ten d. M. folgende Mittheilung über abermalige dort vorgefallene Unruhen: „Leider haben gestern Abend zwischen 9 und 10 Uhr hierselbst wiederum tumultuarische Scenen stattgefunden. Einem hiesigen Kaufmanne, welcher bei der vom Senate niedergeseßten Kommission zur Untersuhung angeblich vorgekommener Unrechtfertigkeiten, eine bestimmte Anklage wider den Quartiermeister unseres Militairs vorgebracht haben soll, war vor sei= nem Landhause ein Vivat gebracht worden, Dieser Vorgang scheint zur Anhäufung von Volksmassen und den darauf gefolgten Excessen die erste Veranlassung gegeben zu haben. Gleich darnach wur= den einem hiesigen Bürger und Handwerker, welher bei dem Tumulte am 24sten v. M. einen Burschen beim Fenster -Einwer= sen ertappt und ergriffen hatte, diese redlihe Erfüllung seiner Bürgerpflicht vom Pöbel durch das Einwerfen sämmtlicher Fenster seines Hauses vergolten. Aehnliche Excesse wiederholten sich auch an dem Hause des Präses des Militair = Departements und, wenngleich weniger arg, an einigen anderen Häusern, bis es dem Militair gelang, die Volksmassen auseinander zu treiben, Schon um 11 Uhr Abends war die Stadt ruhig. Heute ebenfalls. Es herrscht hier jedoch die größte Erbitterung über die Wiederholung des lediglih der niedrig- sten Pöbelmasse zuzuschreibenden Unfugs, und man erwartet allgemein, daß die höchste Behörde nicht ferner anstehen werde, bei jeder etwai- gen Wiederholung solcher Excesse dem Militair den vollen Gebrauch der Waffen einzuräumen. Ob es möglich sein wird, unter den ge- genwärtig hier obwaltenden Verhältnissen unser Kontingent zur Corps- Versammlung bei Lüneburg ausrüicken zu lassen, das is eine hier jebt vielfältig erwogene Frage,

Oesterreichische Monarchie.

© Wieu, 8. Aug. Die Hof-Kammer hat seit Anfang dieses Monats die hohen Ansäße des im vorigen Jahre erlassenen Post- Porto-Regulativs ermäßigt, für die Versendung von Schristen, Wertl Papieren aller Art, dann klingender Münze und Banknoten, Während früher Pakete mit Schriften uur, wenn sie {werer als 7 Pfund waren, mit der Fahrpost befördert und zu den ermäßigten Portosäßen derselben berechnet wurden, fönnen jeßt derartige Sendungen schon, wenn sie das Gewicht von 6 Loth übersteigen, mit der wohlfeileren Fahrpost befördert werden. Auf Straßen, wo kein Fahrpost - Cours, oder uicht wenigstens wöchentlich ein solcher, eingerichtet is, werden Schriften-Pakete über 6 Loth auch bei der Briefpost, und blos gegen die für die Fahrpost bestimmte Gebühren-Entrichtung, befördert, Bei 98erthsummen über 200 Fl, ist die für den Mehrbetrag entfallende Portogebühr um ein Drittheil ermäßigt worden. Für Versendung von Werth-Papieren, welche, wie z. B. Obligationen, Wechsel, Lot teric- Loose u. dgl., auf bestimmte Summen lauten, wird blos ein Viertel der früheren tarifmäßigen Gebühr eingehoben, und wenu der- artige Werth-Papiere das Gewicht von 6 Loth übersteigen, wird der Tarifgebühr nah dem Werthe blos noch das für Schriften-Sendungen bemessene Fahrpost-Porto zugeschlagen. : i i

Da in Sachsen die österreichische Conventions-Münze uicht nach dem Ausmünzungs=, sondern nah dem Einlösungswerthe angenommen wird, daher 1 Öesterreichischer Conventious= oder Spezies-Thaler nicht für 1 Thaler 12 Neugroschen, sondern nux für 1 Rthlr. 11 Ngr. 1 Pf. und in demselben Verhältnisse auch die österreichischen Gulden-, Zwanzig- und Zehnkreuzerstücke, so hat die Hof - Kammer nach dem

ten hinter dem Hause is auf Pfahlwerk angelegt, und vermittelst einer Schleuse könnte sih der Künstler im Fall eines strauchräuberischen Angriffs durch Ueberschwemmung schüyen und seine Wohnung unter Wasser seßen. Zu seinen Entdeckungs - Reisen und Seestudien hat er ein kleines Geschwader von Barken, Kutters, Segel- und Nuderböten, die unter scinem Kommando stehen, Die Böte s{hwimmen nach Lust und Belieben umher, wie sie die Wellen und Winde treiben z; sie verfahren sih gewöhnlich im Moor- oder Sandgrund, und ihr Vordertheil steckt alsdann in Mümmelken, Schilf und Erlengebüsch, wie eine Nase in einem Blumenstrauß. Oft kommt es vor, daß der Groß - Admiral in die ofene Sce stehen und der Windsbraut des brandenden Oceans trotzen will, und kein einziges Fahrzeug is im Hafen z das ganze Geschwader hat vom Ufer abgestoßen und steuert auf fremde Küsten zu. Ohne sich lange zu besinnen, wirst Jsabey die Kleider ab, stürzt sich in die ungesalzene Fluth, zertheilt, ein zweiter Leauder, mit rüsti- gen Armen die Unermeßlichkeit der zweihundert Wogen und entert, ein neuer Canaris, den Kutter oder Prahm, den ein Heer von Fröschen umquakt, Wer bei dem Künstler zum Besuch kommt, trifft ihn meistens nicht zu Hause, sondern auf weiter See, wo er in einem Boote unter einem grünen, im Tafkelwert Aae Sonnendach arbeitet, Sorglos und unbeküm- mert, läßt er sich von Wind und Wellen treiben und landet bald an der Küste von Brasilien, bald auf Martinique, Cuba oder Neufoundland, Eine kleine Erdzunge isst sein Vorgebirge der guten Hoffnung, hinter welchem die Südsee angeht, Das Dorf Enghien liegt an der Küste von Afrika, und das dortige Bad is sein Saint-Pierre de Miquelon. Die Mittagsglocke muß mit aller Gewalt geläutet werden, wenn der Schall über den edes freis des Steinbos hinausdringen soll; hat aber der Künstler die Linie passirt, so ist er uicht anders abzureichen, als daß man ihm zu Lande einen Grpicien nachschickt, der ihn zum Mittagessen einholt. or dem Hause ist der Hafen des kleinen Geschwaders, Ein Dutzend unter der Meeresfläche eingerammter Pfähle sind dazu bestimmt, die Fahr- zeuge anzubinden, wenn es der Mannschaft, d. h. der Dienerschast des Groß - Admirals einfällt, das ganze Geschwader auf einem Fleckte zu ver- sammeln. Wird dann nach diesem oder jenem Boote, nach diesem oder jenem Kutter gefragt, so nimmt Jsabey sein Fernrohr zur Hand und mel- det: Das Boot liegt vor Saint-Domingo, der Kutter hält unter dem Ae- quator.….. Von diesem Miniaturhafen aus unterzeichnet Jsabev die geist- reichen Skizzen, Zeichnungen und kleinen Seebilder in Del- und Wasserfar- ben, die von allen Liebhabern und Sammlern gesucht sind und in hohem Preise stehen. Js der Künstler gerade recht mitten in der Arbeit und ein ungebetener Gast aus Paris, der im Hafen vor dem Hause eine Barke ge- funden, sucht ihm nachzurudern, so richtet er sein Boot und entslieht mit allen Segeln, und da er ein geschickter Schnellsegler ist, so hält es schwer,

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Grundsabe der Reciprozität dasselbe Verfahren für die Annahme der nah dem 14 Thalerfuße ausgeprägten sächsischen und preußischen Ver- einsmünzen angeorduet und von dem hiesigen Haupt-Münz=Amte eine neue Valvations-Tabelle verfassen und bekannt machen lassen, welche den reduzirten Werth jedes einzelnen Geldstücks nah dem Einlösungs- werthe uahweist. Es is dabei den Unter-Behörden ausdrücklih be- merkt worden, daß diese Werth =- Bestimmung nur für den Privat- Verkehr mit dem angränzenden Auslande und keinesweges für Stcats- Kassen zu gelten habe, welhen die Annahme fremder Münzen fortan streng untersagt bleibt,

/ Þ Prag, 10. Aug. Die befriedigenden Zusicherungen, welche jelen unserer Fabrikanten und Handelsleuten in Wien über die Fort- dauer des bisherigen Zoll-Systems ertheilt wurden, haben wesentlich ur Wiedererweckung des Geschäfts - Vertrauens beigetragen , und die eit mehreren Monaten audauernde merkantilishe Stockung scheint ih- em Ende nahe. Nur in gewebten Baumwollenwagaren herrsht noch fortwährend der frühere gedrückte Zustand, und erhält in den Ge- Tbirgsgegenden einen Grad von Nahrungslosigkeit aufrecht , der selbst Ädann noch besorgnißerregend bleibt, wenn die Aerudte auch in jenen höher gelegenen Gegenden gut eingebracht wird. Sollte übrigens, ivie von Wien aus versichert wird, durch die neue Finanzwache dem Schleichhanudel ernstlich Einhalt geschehen, besonders die Gräuzen unserer italienisheu Provinzen mit vermehrter Strenge gegeu das Eindringen der englischen und französischen Baumwollen = Waaren besser bewacht uud dadurch mehr von emheimishhen derartigen Erzeugnissen verbraucht würden, so würde auh der Erwerb in unseren, gegenwärtig freilich hartbedrängten Weberei-Distrikten \chnell zunehmen, und die dortige Bevölkerung von der jebigen sorgenvollen Lage befreien. Auch die Handelsthätigkeit dürfte in jenen Gegenden, wie überhaupt im gan- zen Lande, bald eine erweiterte, solidere Basis erlangen, da den we gen der Tarifs - Aenderung nah Wien gesendeten Abgeordueten des hiesigen Handlungs -Gremiums die bestimmteste Zusicherung ertheilt wurde, daß ohngeachtet der Beibehaltung der bisherigen Tariss-Be- stimmungen für Fabrikate, dennoch die Herabseßung der Eingangs Zölle für Kolonialwaaren nicht suspendirt bleibe und demnäst er- folgen werde; eine Maßregel, die in eben dem Maße, wie sie den Schleichhandel vermindern, so gewiß auch die Zoll-Einuahmen vermeh ren und den Konsumenten große Erleichterungen gewähren wird. Dadurch, daß die Zollsäße auf derartige Gegenstände und Hiülfspro dukte für die Fabrication jenen des deutschen Vereins-Tarifs mehr annähernd gestaltet werden, wird auch eine bedeutende Ermäßigung der einheimischen Fabriks-Erzeuguisse und vermehrter Gebrauch der selben eintreten.

Eine andere wichtige Erleichterung der industriellen Thätigkeit unseres Landes dürfte ferner in der auf den 16ten dieses Mo nats anberaumten ständischen Landtags-Versammlung gewährt werden durch die derselben vorbehaltene desiuitive Schlußfassung über das hier zu etablirende Pfandbrief-Justitut. Wie dem Ackerbau, so wird dasselbe auch der Fabrication und dem Handel Abhülfe gegen die im Lande herrschende Kapitalönoth gewähren, welche die der Judustrie nothwendigen Summen bisher nur selten und mit Schwierigkeiten, immer aber nur gegen ungleih höhere Zinsen als in den Nachbar= staaten zugänglich machte, und dadurch allein schon die Bewegungen des Handels und der Gewerbe sehr erschwerte,

Russland und Polen.

Von der russischen Gränze, 25. Juli. (A. Z) Nach- rihten aus Odessa zufolge, war im dortigen Hafen eine russische Es cadre von sechs Linienschiffen von 84 bis 120 Kanonen und mehreren

fleineren Kriegs- und Transportschiffen, von Sebastopol kommend, hier eingelaufen. Es befanden sich darauf 10,000 Maun Jufanterie, welche fogleih ausgeshifft wurden und die Bestimmung haben, sich mit bem zweiten Armee - Corps, das gegenwärtig bei Wosnessensk stationirt, zu vereinigen, Man s{chäbt die gesammte russische Macht, die am unteren Bug, Duiester und Pruth versammelt is , auf un- gefähr 40,000 Mann, von denen ein bedeutender Theil bei Chotim und Mohilew am Pruth konzentrirt ift, HrankxctM.

Paris, 7. Aug. Der König und die Königliche Familie sind heute nah dem Schlosse von Eu abgereist, von wo sie erst gegen das Ende Novembers nach Paris zurückzukehren beabsichtigen.

Herr Guizot hat seinen Plan, die Verwaltung der Kolonieen vou dem See-Ministerium zu trenuen und dem Ministerium des Aus= wärtigen beizulegen, noch nicht aufgegeben. Er stößt indeß auf Schwie rigkeiten, da der Baron Mackau nicht geneigt sein soll, auf einen Theil seines Ministeriums Verzicht zu leisten.

Man beschäftigt sih jeßt erustlich mit der Errichtung von acker- bautreibenden Kolonieen in der Umgegend von Paris, Die Gesell

ihn einzuholen und ihm einen Vorsprung abzugewinnen, Wenn er nach einer solchen Fahrt zu Hause kömmt, behauptet er, er sei von Piraten ver folgt worden, die mehrere Stunden lang Jagd auf ihn gemacht hätten, In dieser Art wurde er eines Tags über vier Stunden von einem reichen Sammler hart bedrängt, der durchaus ein Aquarell von ihm haben wollte und ihm zu dem Ende unermüdet auf dem Teiche nachseßte. Jsabey zeich- nete den Sammler, den Teich von Enghien, sein Schweizerhäuschen, die fremden Küsten und Länder rings um den Teich herum und sich selbst, wie er mit der größten Kraft-Anstrengung rudert, um sich vor dem Flibustier zu retten, Bei einem hiesigen Aquarell - Bildersammler habe ich die Origi- nalzeichnung dieses launigen Motivs gesehen, i L Horace Vernet is in St, Petersburg und er scheint noch auf län- gere Zeit dort in Anspruch genommen , denn, wie man vernimmt, läßt er im Auftrage des Kaisers von Rußland eine neue Kolonie französischer Maler, Bildhauer und Architekten nachkommen, denen in Rußland die Ausführung großartiger Pläne im Gebiete der Kunst anvertraut werden soll, Die Maler, die in Paris geblieben, sind mehrentheils durch übernom- mene Aufträge von der Stadt oder Negierung zurückgehalten. E. Dela- croix is fortwährend mit seinen Arbeiten in der Deputirten - Kammer be- schäftigt, die, wie seine enthusiastischen Anhänger versichern , an Erfindung, desie und feuriger Harmonie des Kolorits Alles übertreffen, was die neuere Französische Kunst bisher in diesem Genre hervorgebracht, Louis Bou- langer hat nulängst seine Malereien im Lesesaal der Pairs - Kammer be- endigt, gerade nicht mit dem befriedigendsten Erfolge. Dem Eingang ge- enüber sind in zwei größeren Füllungen in weiblichen Figuren dargestellt Das Nachdenken, eine {chöne Frau in grübelnder Haltung unter Büchern und wissenschaftlichen Jnstrumenten, neben einer anderen shlummernden Frau z über beide breitet die Nacht ihren Sternenschleier aus, begleitet von einem Genius mit einer Eule, von der es hier ungewiß, ob es der Vogel Miner- ven's oder eine Anspielung auf die Nacht, Die Stärke, ein robustes Weib in vollen Formen, bei ihr zwei Athleten und ein Genius, der einen Säulenschaft trägtz Alles gräulich verzeichnet und in flüchtig dekorati- ver Weise nicht ganz ohne Wirkung in brillanter Färbung hingemalt, Fünf andere allegorische Figuren, die Eintracht , der Friede, die Milde, die Ge- rechtigkeit und die Wahrheit, sind eben so leicht und leichisinnig genommen und gegeben. An der Decke is eine Versammlung berühmter Männer ver- schiedener Zeiten und Länder, worunter Homer, Cäsar, Plutarch, Virgil, Tacitus, Sokrates, Alexander, Karl der Große, Ludwig der Heilige und viele andere im Fache der Staats -, Kriegs -, Dicht- und Denkkunst ausge- zeichnete Judividualitäten, ein buntes, geschmack- und haltungsloses Fi- urengewimmel. Die Köpfe sehr unbedeutend, die Zeichnung über alle aßen inforrekt, das Ganze ohne alle Modellirung , beinahe ohne Contur

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schaft, welche sich mit der Errichtung dieser Wohlthätigkeits - Anstal- ten beschäftigt, hat ausgerechnet, daß es in Paris uicht weniger als 25,288 Kinder giebt, deren Erziehung völlig vernachlässigt ist.

Der Kriegs-Minister hat zweien Fahrzeugen den Befehl ertheilt, sich nah deu chinesischen Meeren zu begeben. Man sagt, daß die „Belle Poule““, die jeßt unter dem Kommando des Herrn Hernoux steht, dazu bestimmt is, die Reise nah jenen entfernten Gewässeru zu machen,

Es is hier eine Erfindung gemacht worden, die, wenn sie sich bewährt, die Lokomotive auf den Eisenbahnen erseßen dürfte. Das dem Minister der öffentlichen Bauten eingereihte Modell der Ma- chine is in seiner Zusammenstellung sehr einfachz sie wird dur zwei Räder, die mit der Hand regiert werden, bewegt, und soll an Schnelle und Stärke den gegeuwärtigen Dampfmaschinen gleihkommenz; auch wäre sie mit Erfolg auf Schifsen anzuwenden. Eine Kommission von Sachverständigen is ernannt worden, um diese neue Erfindung zu prüfen. Das Resultat dieser Prüfung is noch nicht bekannt ; würde aber die Maschine bewährt gefunden, so besäße man endlich das Mittel, die so zahlreichen Unglücksfälle auf den Eiseubahnen (so wie auf dem Meere und auf den Strömen) zu beseitigen, der übri= gen Vortheile nicht zu gedenken, die daraus für die Unternehmer der Eisenbahnen und Dampfschiffe entständen. Der Erfinder dieser Maschine is ein Buchdrucker-Gehülfe aus Rheims.

Im verwichenen Jahre belief sih die Summe, welche die Stadt Paris als Abgabe vom öffentlichen Fuhrwerk bezogen hat, auf 419,485 Fr. 87 Cent. Jm Jahre 1841 hatte sie nur 330,077 Fr. 92 Cent. betragen.

Die Legitimisten beschäftigen sich viel mit der Ausführung des Denkmals, was zum Andenken an den Herzog von Bourbon ia St. Leu errichtet werden soll. Die Arbeiten stehen unter der Leitung des Herrn Léveil und werden in den Werkstätten des Herrn Fauginet ausgeführt. Die Säule soll 14 Metres hoh werden , auf deren Spiße man das Kreuz anbringt, welches die Condés immer getragen haben. Zwei allegorishe Figuren lehuen sich an das Fußgestell der Säule. Die eine, die Familie Condé vorstellend, erscheint mit aus- gebreiteten Flügeln und hohges{chwungenem Degen. Alle Siege, welche die Prinzen des Hauses Condé erfochten haben, sind auf die ser Figur eingegraben. Die zweite Figur stellt den Genius der Trauer dar z; sein Degen i} zerbrochen; mit gesenktem Haupt und anliegenden Flügeln, is er über verhüllte Waffen in Nachdenken versunken. Auf dieser Figur stehen nur die beiden Worte Vincennes und St, Leu.

Kaum is die berühmte Mlle. Lenormand gestorben, als sih auch bereits drei Nachfolgerinnen einfinden. Die erste ist Mad. Lacombe ; sie wird durch das Journal des Débats und die Presse em pfohlen. Die zweite ist Mad. Morel, welche das Siécle einführt. Die dritte ist Mad, Clement, welche das Haus der Mlle, Lenormand bewohut, und eine Broschüre, unter dem Titel: „Leßte Prophezeihun- gen der Mlle. Lenormand““ herausgegeben hat. Diese Broschüre ist im Juteresse der legitimistishen Partei geschrieben und in einer gro ßen Anzahl von Exemplaren in der Bretagne und Normandie vertheilt worden,

= Paris, 7. Aug. Die Haltung der sogenannten konservativen pariser Blätter während des ganzen Verlaufs der neuen Umwälzung in Spanien, welche so eben ihre erste Phase durchgemacht hat, war in der That eine auffallende. Während besonders das Journal des Débats in allen Dingen, welche die inneren Angelegenheiten Frank reichs betreffen, eine durchaus monarchishe Richtung verfolgt, überall und nicht ohue Erfolg den monarchischen Grundsäßen das Wort redet, erschien es in Bezug auf die spanischen Angelegenheiten als der eifrigste Lobredner der Grundsäbe der Jusurrection. Es sucht sih heute zwar mit dem Aufwande seiner kunstreichen Dialektif wieder etwas rein zu waschen, und den Widerspruch, in den es mit sich selbst gerathen war, und den die Op- positions-Organe, wie sich erwartep ließ, sogleich zu ihrem Vortheile aus- beuteten, als nicht vorhanden darzustellen : allein man darf uur das Blatt seit den leßten zwei Monaten zur Hand nehmen, um die Ueber zeugung zu gewinnen, wie wenig ihm dieser Versuch, seine Unschuld darzuthun, gelungen is. Die Presse is etwas offener und macht weniger Hehl aus dem, was sie will, Aber im Interesse der konser vativen Sache i} es zu bedauern, daß \o zwei anerkannte und ein flußreiche Organe derselben, wir wollen nicht untersuchen, aus welchen Motiven, auf der anderen Seite der Pyrenäen das als glänzendes Gold preisen, was sie auf dieser Seite mit Recht als Schlacken vou sich weisen. i

Die Revolution, welche so eben in Spanien die Oberhaud er- halten hat, is das Resultat zweier entgegengeseßten Kräfte. Die Progressisten oder Exaltados derjeuigen Fraction der spanischen Cortes, die etwa mit der französischen äußersten Linken in eine Linie zu stellen ist, haben sie begonnen, und die Moderirten haben sich dann derselben bemächtigt und sie vollendet. Diese beiden Parteien haben in den

hingehudelt und von sleckiger Wirkungz doch, bei aller Flachheit, is Geist uicht zu verkennen, 7

Kunst-Notiz.

Wir erlauben uns, die Kunstfreunde auf einige neue Werke des talent- vollen Landschaftmalers Crola aufmerksam zu machen, dessen {höues Bild, die Aussicht vou der Stelle des Hermaunns-Denkmals auf das Schlachtfeld im Teutoburger Walde, gewiß noch in der Erinnerung Vieler lebt, Jett hat der Maler den Harz zu seinem Aufenthaltsorte und zum Gegenstand seiner Gemälde gewählt.

Eine Ansicht von Wernigerode, aufgenommen vom Wege nach JTlsenburg, zeigt die anmuthige Lage des freundlichen Städtchens , wie es sich am Fuße des Schloßbergs hinzieht, darüber auf reichbewaldeter Höhe das alte romautishe Schloß der Grafen von Stolberg. Der Sonnenblick auf den Wiesen des Mittelgrundes, die hereintretende Waldesspiße, die {höne Baumgruppe des Vordergrundes, der eigenthümliche Durchblik auf die weite Ebene, das thurmreiche Halberstadt am fe:nen Horizonte alles dies ver- einigt sich durch ungesuchte naturtreue und doch sehr poetische Auffassung zu einem malerish \{chöónen Bilde. Ein zweites kleineres skizzenhaftes Gemälde hat eine jener unwirthbaren phantastischen Gegenden des inneren Harzes, etwa des O cke r- thales, zum Gegenstande z der ernste finstere Charakter der tiefén Waldschlucht, wo sich zwischen {chwarzen Tannen ein wildes Wasser hindurhwindet , ist vortrefflih dargestellt. Einen schönen Gegensaß zu diesem bildet das dritte Bild (bereits im Privatbesiß). Der Maler führt uns an einen mäßigen Bergsee, vielleicht das verslachte Gerinne eines Flüßchens, umgeben von herbstlihen Bäumen, über welche nebelbedeckte Felswände hervorragen, Alles is so still, so einsam, belebt nur durch ein paar Rehe, eine kleine Jdylle, die man Wald-Cinsamkeit nenuen möchte. Das bedeutendste von allen aber ist eine größere Composition, die lihtereStelle imJnnern des tiefen Waldes. Wir sehen den gewaltigen dampfenden Kohlenmeiler, daneben aufgehäufte Holzvorräthe, die zeltartige Hütte, alles aufs glücklichste kompo- nirt, die ruhige abgeschlossene Thätigkeit einsamer Waldbewohner poetisch darzustellen. Die sorgfilliglte Ausführung, besonders der Gruppe ehrwür- diger Eichen in der Mitte, erhöhet den Werth dieses glüdklich aufgefaßten und mit sichtbarer Liebe gemalten Bildes, Es isst bereits in den Besiß des sächsischen Kunstvereins übergegangen. ;

Diese vier interessanten Landschasten , alle in ihrer Verschiedenheit von tiefem Eingehen ín die Eigenthümlichkeiten jener norddeutschen Wald - und Gebirgs - Natur zeugend, sind in diesem Augenblick im Lokal des Kunst- Vereins (aus dem Werderschen Markt Nr, 4) ausgestellt,

beiden an der Spiße stehenden Männern, Lopez und Narvaez, ihre Repräsentanten. Lopez is ein noch ziemlich junger Mann von bedeu- tendem Reduer-Talente, das er als Advokat, namentlich in politischen Prozessen, zu üben Gelegenheit geuug gefunden hatte; aber tiefere Menschen- und Sachkenntuiß, umfassendes Wissen, ruhige, klare, lei denschaftlose Auschauung und Auffassung der Dinge, vor Allem aber der Takt, die Gewandtheit und die Erfahrung in den Ge- schäften, welhe die vorzüglichsten und unerläßlichsten Eigenschaften des Staatsmannes bilden, gehen ihm ab, Seine ganze Sinnes- und Denkweise, die Leidenschaftlichkeit seiner Gemüthsart und die äußeren Umstände, unter denen er seine politische Laufbahn begann, zogen ihn gleih aufangs auf die Seite der Anhänger der vorgerücktesten Mei- nungen , als deren Repräsentant er {on einmal zur Zeit der Revo- lution von La Granja im Kabinet einen Siß eingenommen hatte, auf den er aber bald wegen Mangels an praktischem Geschick zur Ge- shäftsbehandlung wieder verzihten mußte; seine politischen Meiuun- geu sind aber bis jeßt so ziemlih dieselben geblieben, und nur die Erfahrungen der Folgezeit können lehren, ob jeßt in Folge des Bünd nisses, das er mit den Moderirten zum Sturze des Regenten einge gangen hat, eine Aenderung darin vorgegangen ijt. Narvacz dage= gen wird als Vertreter der Partei der Moderirten angesehen, was er faktisch in diesem Augenblick auh is, ob aus U-eberzeu- gung, lasse ih dahingestellt, obgleich seine Antkecedentien eher einen bloßen Maun der Herrschaft des Säbels, als den irgend einer poli tischen Meinung, die mehr oder minder constitutionell wäre, in ihm erkennen lassen. Sei dem wie ihm wolle, seine jebige Stellung macht ihn zur Hauptstübe der moderirten Partei, und besonders ist er notorish der Vertreter der Juteressen der Köuigin Christine, Jedenfalls is er der wahre Antipode von Lopez hiusichtlich seiner Mei- nungen, und daß zwei so diametral sich entgegengeseßte Vänner jeßt eng verbündet erscheinen, i} eine der auffallenden Erscheinungen, wie sie bei Revolutionen zu Tage zu treten pflegen. Daß diese Vereini gung, der man nur deu Charakter einer gezwungeuen beilegen fann, von mehr als zeitweiliger Dauer sein werde, is kaum möglich, wenn nicht der eine oder der andere seine ganze Judividualität in der des anderen gaufgehen läßt; s{werlich is dies anzunehmen, im Ge gentheile werden beide bald in ihrer Eigenthümlichkeit wie= der hervortreten, jeder seine natürliche Stellung wieder ein- nehmen, beide sich bekämpfen und einander zu verdrängen suchen. Welchem von ihnen am Ende der definitive Triumph bleiben wird, vorauszubestimmen, is eine {were Sache, Das Resultat der nächsten Wahlen für die Cortes wird den entscheidenden Fingerzeig dafür an die Hand geben, deun in den Wahl-Versammlungen werden nun die Moderirten, mit Aufbietung aller Kräfte, den alten Kampf gegen die Progressisten erneuern, und wenn es den Ersteren jeßt nicht gelingt, die Oberhand darin zu erlangen, wo ste alle Mittel dazu in Händen, alle Hebel in Bewegung geseßt haben, daun darf man ihre Sache als für immer verloren erachten. Die Lage der Dinge in Spanien ist außerordentlich verwickelt, und die Lösung derselben ruht noch im Schooße der Zukunft.

i Das gestern erschienene Hest der Revue de Paris sucht in seiner politischen Wochen - Kronik die Rückkehr des Herrn von Sal- vandy nach Madrid noch in Zweifel zu ziehen, obgleich zugestanden wird, daß Herr von Salvandy selbs seine Rückkehr dahin wünsche, „Die Hosfuung, Madrid mit dem Charakter als Botschafter wieder zusehen“, sagt die Revue de Paris, „hat Herrn von Salvandy sih leiht über die Erneunung des Barons von Mackau zum Marine= Minister trösten lassen, indeß wäre es möglich, daß diese Hoffnung sich nicht verwirkflihte, Man wird vielleicht nah Spanien eine Per- son schicken wollen, die den Etifette-Schwierigkeiten fremd ist, welche vor zwei Jahren zwischen den beiden Höfen von Madrid und deu Tuilerieen sich erhoben hatten. Vielleicht auch wird man für einen \v wichtigen Posten einen Diplomaten wählen wollen, der in mancherlei Unterhaudlungen bereits seine Proben abgelegt hat.“ Trotz dieser Zweifel der Revue, welche mehr der Ausdruck gewisser Wünsche zu Gunsten eines anderen Diplomaten als jener der wirklichen Sachlage sind, glaube ich Jhnen wiederholen zu köunen, was ich in dieser Be ziehung schon vor mehreren Tagen berichtete. :

Unter den in den leßten Wochen hier anwesenden Fremden von Auszeichnung befand sich auch der Baron von Marschall, der auf der Rückreise von Lissabon, wo er bisher den Posten als Kaiserlich öster= reichischer bevollmächtigter Minister bekleidet, aus Gesundheits-Rück sichten aber wieder niedergelegt hatte, über Loudon nah Wien einige Tage hier verweilte, Baron von Hübuer blieb in Lissabou zurü, um die laufenden Geschäfte der Gesandtschaft zu versehen.

A Paris, 6, Aug. Die durch den Sturz Espartero's herbei= geführten politischen Probleme werden sämutlich, so inhaltschwer sie auch zum Theile sind, von der alten Frage von der Vermählung der jungen Königin Jsabella beherrsht, Jhrer Lösung ist in mehr als einer Hinsicht die Zukunft des Landes untergeordnet, und man begreift daher leicht den immer wachsenden Autheil, der dieser wichtigen Angelegenheit in und außerhalb Spaniens gewidmet wird. Die bald Herrn Mignet, bald Herrn Billing zugeschriebene, in der That aber vou einem ziemlich obskuren Zeitungsschreiber verfaßte Broschüre, in welcher die Hand der Königin Jsabella für den Herzog von Aumale in Anspruch ge- nommen wurde, hat in den leßten Tagen eine Erwiederung vom kar- listischen Standpunkte aus gefunden, welcher ich lasse es dahin= gestellt sein ob mit größerem Rechte als der obenerwähnten Schrift gleichfalls ein gewisser amtlicher Charakter (natürlih im legitimistischen Sinue des Wortes), beigelegt wird, Der Verfasser der neuen Bro- schüre „L’Espagne au point de vue da Mariage d’Tsabelle‘“ betitelt stellt sich die doppelte Aufgabe, die Unzulässigkeit der Vermählung der Königin von Spanien mit dem Herzoge vou Aumale, oder überhaupt mit einem Sohne des Königs der Franzosen nachzuweisen, und im Gegentheil die unermeßlichen Vortheile, ja die politische und moralische Nothwendigkeit izrer Ver- heirathung mit dem ältesten Sohne des Don Carlos darzuthun. „Die spanische Frage“, sagt der ungenannte Verfasser, „kann von zwei verschiedenen Seiten aufgefaßt werden; vom Standpunkte des monarchischen Rechts und vom Standpunkte der abgeschlossenen That sahen, Wir werden dieselbe in diesen beiden Richtungen verfolgen, und wenn es si zeigt, daß die doppelte Linie auf einem gemein- schaftlichen Zielpunkte zusammentrifft, wenn das Ergebniß, an welcher Seite man dasselbe auch suchen möge, immer dasselbe ist, #o wird man uns zugeben, daß wir die einzig mögliche Lösung dieser Lebens frage gefunden haben.“

Diesem Vorwurfe gemäß wird in der Broschüre, welche uns be- schäftigt, zuerst die bekannte Beweisführung wiederholt, aus welcher die Rechtmäßigkeit der Ansprüche des Don Carlos auf den spanischen Thron hervorgehen soll, Diese Ansprüche, raisonuirt der Verfasser weiter, sind freilich verkannt worden, und Don Carlos hat augenblick= lich der ungerehten Gewalt weihen müssen, aber seine Partei lebt in Spanien stark und mächtig fort, bereit, sich auf das erste Zeichen ihres Königs und Herrn von Neuem gegen die Usurpation zu erhe= ben, Die Kraft der jakobitishen Partei in Großbritanien wurde erst durh die Schlacht von Culloden, sehsundfunfzig Jahre nah der Eut- thronung des Hauses Stuart, gebrochen, und man wollte glauben, daß Spanien, die vorzugsweise Heimat der monarchischen Traditionen, sei- nen rechtmäßigen König {hon drei Jahre, nachdem er durch den

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Verrath Maroto's ins Ausland vertrieben is, vergessen habe? Nein, Don Carlos hält fortwährend den Schlüssel zu dem Schiksale Spa- niens ín seiner Hand, und seine Nachkommen werden gleichfalls auch von der Verbannung aus Herren über Krieg und Frieden in dem Lande sein, dessen Krone ihnen gebührt. Daher ist es denn, ganz abgesehen von dem „Prinzipe der Legitimität, und mit bloßer Rücksiht auf die thatsächliche Lage der Dinge und die derselben entsprechenden Interesseu, von der höchsten Wichtigkeit für Spanien, daß die Dynastie des Von Carlos durch die Vermäh- lung des ältesten Sohnes des Prätendenten mit der jungen Jsabella in ihre Rechte eingeseßt werde, deun Don Carlos hat heldenmüthige Resignation genug, um für einen solchen Fall zu Gunsten seines Soh- nes abzudanken.

„Der Prinz von Asturien, wendet man cin“, so fährt die Broschüre |

fort, „würde niht im Stande fein, die zerspaltenen Gemüther zu versöhnen, Aber wer anders als er könnte diese Versöhnung bewirken? Er würde euch

vor allen Dingen die Männer zuführen, welche seinem Vater gedient haben, |

scine Gegenwart würde unter der Asche glimmenden Haß löschen und dadurch die sicherste Bürgschaft des Glücks des Vaterlandes werden, Durch die Nückkehr ihres jungen Fürsten mit dem Throne wiedervereinigt, würden die Karlisten auf hören, ein Gegenstand der Furcht zu sein, und sie wurden die Slüte des Thrones werden, während die Christinos in der Stellung Jsabella's die Belohnung ihrer dersclben geleisteten Dienste fänden. Das Werk der allgemeinen Versöhnung würde endlih durch die Zusammenberufung der Cortes por estamentos besiegelt werden, welche gemeinschafilih mit der Königlichen Gewalt eine allgemeine Amnestie zur vollständigen Heilung der inneren Zerwürfnisse aus zuarbeiten hätten. Was verlangt man von dem Gemahl der jungen Jsa- bella/ Gründliche Bildung, gutes Beispiel, Menschenkenntuiß, und Lebens (Gewandtheit, die bei einem aufgeregten Volke nöthige Festigkeit und Um sicht und zuletzt den Geist der Versöhnung, die Kunst, die Parteien einander amunähern, Nun wohl, man frage diejenigen, welche den sungen Prinzen in der Gefangenschaft keunen gelernt haben, und Alle werden antworien, daß seine vortrefflichen Eigenschaften, seine glücklihen Anlagen und die Leh ren des Unglücks ihn der Zukunst würdig gemacht haben, welche ihm vor- behalten i, wenn Gott uud die Liebe der Spanier ihm das zurückgeben, was alle Wünsche seines Hirzens verlangen, die Soune des Vaterlandes.“

Die Bewerbung des Herzogs von Aumale um die Hand der Königin Jsabella wird in der Broschüre mit dem doppelten Argumente beseitigt, daß Englaud nie dareinwilligen werde, daß ein Sohn Ludwig Philipp’s sih auf den Throu von Spanien seße, und daß der Wider: wille der spanischen Nation gegen allen fremden Einfluß zu groß sei, als daß sie sich einen französischen Prinzen als Gemahl ihrer Könuigiu gefallen lassen sollte. s

Noch unzulässiger i, dem Verfasser der Broschüre zufolge, die Jdee, die Verheirathung der jungen Königin mit einem Sohne des Junfanten Dou Francisco de Paula, weil dieser durch die Cortes von 1812 förmlich und ausdrüdiich vou der Nachfolge auf den spanischen Thron ausgeschlossen worden sei, und weil er überhaupt zu zweideu tige politische Antecedentien habe. Gegen diese Beweisführung wäre gar mancherlei einzuwenden, da wir uns indessen auf die Rolle des Berichterstatters beschräuken , so überlassen wir dem Leser auch die Würdigung jenes, ungeachtet des legitimistischen Standpuuktes des Verfassers, von einem Beschlusse der Cortes von 1812 hergenommenen Grundes des Ausschlusses der Familie des Jufanten Dou Francisco de Paula von aller Auwartschaft auf die spanische Krone, Die übri gen Prinzen aus dem Hause Bourbou, welche als mögliche Bewerber um die Hand der Königin Jsabella angeführt sind, werden in der uns beschäftigenden Broschüre noch oberflächlicher abgefertigt, und es ist in der That einleuchtend, daß die Chancen derfelben äußerst ge- riug sínd.

„„Wenn der Krieg Spanien fünf Jahre lang verwüstet hat“, {ließt der Verfasser, „so sind doch Jsabella und der Prinz von Asturien durch cin glückliches Zusammentreffen diesen blutigen Kämpfen fremd geblieben, Die Königin Christine hat Don Carlos im Namen Jsabella?s bekämpft, aber Jfabella selbst, ein unmündiges Kind, hat nicht mitgehandelt ; sie hat die Ereignisse vorübergehen sehen, ohne an ihuen theilzunehmen. Jn den Augen Karl's V. is Jsabella immer die geliebte Tochter eines theuren Bruders geblieben. Don Carlos hat seine Nechte vertheidigt, aber nur gegen den Ehrgeiz der Königin Christine, und der Prinz vou Astu nen is nux eine Zeit lang der erste Soldat der Armce seines Baters gewesen, Alles was im Königlichen Lager gethan worden, is zu Gunsten des Don Carlos geschehen, und Alles was man auf der auderen Seite vorgenommen, geschah zum Vortheil der Königin Christine. Jsabella und der Prinz von Asturien haben nichts zu rächen und nichts zu bestra fenz sie iverden erst von dem Tage datiren, wo sie sich vereinigen, Sie werden gemeinschaftlich im Namen der Gerechtigkeit und der Eintracht herr schen, die große Familie wird die Versöhnung aller ihrer jezt einander seiud seligen Glieder sehen, und Spanien wird dur jene Verbindung und unter cinem wahrhaft sriedenstistenden doppelten Scepter wieder zu einem ruhm: vollen Range unter den Nationen emporsteigen, Wenn zwei fcindliche Par- teien ein Land in zwei Hälften zerrissen haben, so kann es allerdings schwer schei nen, die Männer, welche sich lange mit den Waffen in der Hand belämpsten, un ter demselben Scepter zu vereinigen z aber das Beispiel der Ligue und der Fronde beweist, daß eine aufrichtige und ehrlichgemeinte Versöhuung möglich ist. In der gegenwärtigen Lage der Dinge in Spanien hat jede der einander gegenüberstehenden Meinungen einen natürlihen Repräsentanten in vem Prinzen von Asturien nund in der jungen Jsabella, die, in beiderseitiger Liebe vereinigt, ein gleich großes Juteresse haben werben, jenes Problem zu lösen. Jhre großmüthigen Herzen und das Interesse einer gemeinschaftlichen Poli- tif wirken zusammen, um die Gemüther zu beruhigen und alle Besorgnisse zu zerstreuen, Es sind manche Neformen nöthig, die durch einen langen Bürgerlrieg erschütterte Verwaltung muß wieder befestigt werden, eine all- gemeine und vollständige Amnestie muß Spanien einen neuen Zeit Abschnitt des Glückes und des Gedeihens eröffnen, die Fortschzitte der ande- ren Völker müssen benußt und den neuen Bedürfnissen der iberi- hen Halbinsel angepaßt werden, und man köunte etwa ein freies Ausschreiben der Cortes (des Cortes libremen! convoquées) vor- nehmen, um über das künftige Schicksal Spaniens unverholen zu Nathe zu gehen. Von einer Regierung, deren Wahlspruch Einheit und Ver- ge|jen wäre, würde Frankreich nichts zu fürchten haben, und Europa würde seinen Beifall jenem rübmlichen Ereignisse nicht versagen, welches alte Zivietracht auf immer ersticken, allem fremden Ehrgeize ‘cine Gränze seben, die Nückkehr des Bürgerkrieges unmöglich machen, und Spauien gus dei Gefahren der revolutionairen Theorieen retten würde, deren Autwen- dung es seit zehn Jahren so fruchtloserweise versucht.“

Grofsbritanicn und Irland.

, Loudon, 5. Aug. Die Verhandlungen der heutigen Mittags-= Sizung des Unterhauses beschränkten sih auf die Aus\{chuß-Berathun= gen über das Zollgeseß, welches gegen Zoll-Defraudationen, Shmug- gelhandel, unerlaubte Schifffahrt 2c., besonders in Folge des mit Amerika abgeschlossenen Vertrages, die nöthigen Vorkehrungen ver- vollständigt. Die einzelnen Klauseln wurden ohue Ausnahme auge- nommen. Erwähnung verdient die im Laufe der Verhandlung von dem Dr, Bowring an den Premier-Minister gerichtete Frage, ob mit Frauk- reich alle Unterhandlungen zu einem Handels-Vertrage abgebrochen wären oder ob die Regierung dieselben noch fortsebe und zu einem günstigen Schluß zu bringen gedeuke. Sir Robert Peel antwortete darauf: „Jch habe die Erfahrung gemadht, daß es gut ist, keine für die Zu- kunft bindende Regeln aufzustellen; indessen wenn ih hinsihtlich der Unterhandlungen zu einem Handelsvertrage auch eine solhe Regel mir vorgeschrieben hätte, so würde ich doch niemals über noch nicht zum Schlusse geführte Unterhandlungen eine Frage beantworten. Was die mit Frankreich angeknüpften Verbindungen betrifft, so erkläre ih, daß dieselben nit abgebrochen sind, und ich sie zu einem zufrie- denstellenden Resultate zu bringen hoffe,“

London, 8. Aug. Die lebten Ereignisse in Spanien wurden gestern in beiden Parlamentshäusern zur Sprache gebraht, Jm Hause der Lords drüdte der Marquis von Londonderry seine Unzufrie- denheit aus, daß Espartero an Bord eines englischen Kriegsschiffes Aufnahme gefunden hätte, und fragte den Minister des Auswärtigen, ob darüber gewisse Nachrichten eingegangen wären. Dieser Schuß hätte nah der Ansicht des Marquis einem Manne nicht gewährt wer- den müssen, der „sein Land und seinen Posten verlassen, der niedrigsten Verrätherei sich schuldig gemacht, seine Pflichten wiederholt verleßt und eudlih die \{chönste Stadt Andalusiens bombardirt hat,“ Lord Aberdeen fonnte darüber keine nähere Auskunft geben, das ihm keine auderen Nachrichten von dort als die allgemein befanuten zugegangen wären, indeß hielt er dafür, daß wenn der Regent als Flüchtling an Bord eines britischen Schiffes Zuflucht gesucht hätte, diese ihm auf keine Weise versagt werden dürste, Die übrigen Verhandlungen der gestrigen Oberhaus-Sizung bieten nichts, was besonderer Erwähnung werth wäre.

Das Unterhaus hielt zur Förderung seiner Geschäfte gestern eine außerordentlich lange Sißuung, von 12 Uhr Mittags bis heute früh 1 Uhr. Man brachte mehrere Bills um einige Stadien vorwärts. Eine furze Debatte über freie Handels - Prinzipien veranlaßte Herr Ewart durch seinen Antrag, die im Jahre 1840 in dem Berichte des Ausschusses über die Einfuhrzölle aufgestellten Grundsäße der Whigs jeßt anzuerkennen; der Antrag wurde natürlich verworfen, doh gab er Herrn Bríight, dem neu gewählten radikalen Mit- gliede für Durham, Gelegenheit, seine Autritts «Rede über einen Gegenstand zu halten, der ihn zu einem öffentlichen Charaf- ter gemacht hat. „Das neue Mitglied für Durham“, sagt die Morning Chronicle, „bewics viel Ruhe und Geistesgegenwart, und wenn es, wie Herr Cobden, den rihtigen Ton trifft, das Haus zu fejsein und in gedrängter Darstellung die Sachen aufzuklären strebt, so wird es unfehlbar, wie das Mitglied für Stockport, zum Range eines uachbru{svollen, scharfen, vollendeten und überzeugenden legiélativeu Redners sih erheben.“ Auf die spanischen Angelegen= heiten lenkte Herr Pater Bor thwick das Haus, und zwar beklagte er sich über die harte Gefangenschaft des Don Carlos in Bourges; er beantragte die Vorlegung der hierüber zwischen den Regierungen Frankreichs und Englands gepflogenen Korrespondenz. Fremden Mächten, behauptete

| der Redner, dürfte die Ordnung der Angelegenheiten Spaniens nicht

überlassen werden, da in diesem Falle die Juteressen der Parteien an die Stelle des Rechts treten; Don Carlos, der an der gegen-= wärtigen keinen Theil hätte, wäre Gefangener, und die Königin Christine, die in Spanien agitire, wäre frei, Der Redner wollte die Ausichten des Hauses darüber sih aussprechen lassen, ob Frank= reih oder England überhaupt ein Recht hätten, den Prinzen gefangen zu halten, Ihn unterstüßten mehrere der jungen Tories, Herr Smythe, Lord Manners, Herr Cochrane, die als das junge England bekannt, die Unterdrückung des Prinzen und den Triumph der gegenwärtigen Anarchie und Keterei über die alte Kirche Spaniens beklagten. Sir Nobert Peel und Lord Palmerston widersebten sich dem Antrage. Beide erklärten die Unzulässigkeit einer Freilassung des Prinzen, im Fall derselbe nicht das Versprechen gäbe, niht nach Spanien zurüc- zufehren. Nach den Mittheilungen der französischen Regierung würden nur die dur die Nothwendigkeit gebotenen Zwangs-Maßregeln angewandt, und die Ruhe Spaniens, von beiden Ländern sehnlichst gewünscht, erfor- derte dieselben, Die Nothwendigkeit, den Prinzen gefangen zu halten, wäre aber aus seinem eigeneu Benehmen hervorgegangen. Don Carlos wurde von britischeu Agenten gerettet, als er in Gefahr war, seinen Feinden in die Hände zu fallen, Jhm wurde gestattet, in Englaud unter der Bedingung zu bleiben, daß er uiht nah Spanien zurüdck- fehre, Dennoch fehrte er dahin zurück, brah somit sein Wort und

machte die folgenden Maßregeln gegen sih nothwendig, Die ver= langten Dokumente wurden nah diesen Erklärungen verweigert und der Antrag verworfen. Das Haus fkfonstituirte sich darauf zum Aus= {uß für Geldbewilligungen.

S panien.

3 Madrid, 30. Juli, Arguëlles hat „seiner geshwäch= ten Gesundheit wegen“ die Vormundschaft über die Königin und Jufantin niedergelegt. Dabei richtete er an die Köni= gin folgende Worte: „Es thut mir leid, mich von Ew. Ma- jestät zu trenuen, zumal ich Sie in Händen von Leuten sehen muß, welche darauf ausgehen, Ew. Majestät zu entthronen.“ Ein Dekret von gestern verfügt, daß der Herzog von Bailen die Vor-= mundschaft einstweilen verwalte, bis die Cortes darüber beschließen. An die Stelle des Herrn Heros wird Herr Cantero, ein reicher Banquier, als Jutendaut des Königlichen Hauses treten, Der bis= herige Lehrer der Königin, Herr Lujar (Redacteur des Espectador) ist durch Herrn Moreno Lopez erseßt worden. Die Herzogin de la Vitoria hat eine Privatwohnung bezogen.

Der Gräfin Mina ist ihre Entlassung als Oberhosmeisterin und Erzieherin der Königin bewilligt worden, Der neue Vormund hat beschlossen, die verwittwete Marquisin von Santa -Cruz, die schon früher diese Würde bekleidete, und sich jeßt in den Pyrenäen-Bädern befindet, wieder zur Ober-=Hofmeisterin (camarera mayor), und die Wittwe des Generals Blake wieder zur Erzieherin (aya) der Königin zu ernennen.

Der General Roucali befehligt die nah Andalusien abgegangenen Truppen, Die Brigadiers Cordova, Bruder des verstorbenen Ge= nerals, und Don José Concha, Bruder des Generals und Schwager Espartero’s, befiuden sih bei ihm. i y Am 22sten starb in Almeria der General Dou Pedro Mendez Vigo.

__ So eben geht die amtliche Nachricht ein, daß der General= Capitain von Estremadura, Ricafort (cin Aygcucho), mit seinen Truppen si der hiesigen Regierung unterworfen habe.

XckX Paris, 7. Aug. Die Junta von Barcelona verfährt fortwährend mit einer entschiedenen Ungunst und Strenge gegen die Anhänger der gemäßigten Partei. Fast alle Tage kommen Verhaf tungen und Haussuchungen vor, ganz wie zur Zeit der Wachsamkeits= Junta von 1841, Die Junta wagt indessen nicht, ein gerichtliches Verfahren gegen ihre Gefangenen einzuleiten. Mehreren derselben die man auf eine gute Manier wieder loswerden möchte, ist zu ver stehen gegeben worden, daß sie sich mit einem Begnuadi ungsgesuche an die Junta wenden sollen; allein die fraglichen Verboten haben diesen Schritt sämmtlich verweigert und die Junta dadurch in nicht geringe Verlegenheit gesebt. Unter der Außenseite der Ordnung herrscht im runde die größte Verwirrung in Barcelona, und es wird wer O diesem Zustande der Dinge ein Ende zu machen, da die dortige Junta Alles qufbietet, um ihre mit einer regelmäßigen Verwaltung ganz unvereinbare Gewalt so sehr als möglich zu ver= längern. Eine große Zahl angesehener Einwohner hat eine gegen die Junta A Beschwerdeschrift uah Madrid geschickt, wogegen die Junta sih mit einer Adresse an die Regierung gewendet, dere Geist und Zweck aus den folgenden Auszügeu hervorgeht.

„Die oberste Junta vou Bärcelona darf sich laut den Anstrengungen, welche sie gemacht hat das auf hergeshleuderte Schiff der öffentlichen Freiheiten in den führen, und den Thron der erhabenen Eufelin des