1843 / 45 p. 1 (Allgemeine Preußische Zeitung) scan diff

Von der Weser, 4. Aug. (Köln. Ztg.) Die deutsche Presse und namentli die Bremer Zeitung scheinen die For- derung ganz vergessen zu haben, welhe die englishe Regie- rung für die unrechtmäßige Wegnahme des bremishen Schisses „Eduard und Julius“ zu entrichten hat. Das Gericht hat es aus- gesprochen, daß das Schiff beim Sklavenhandel nicht betheiligt war, und den Juteressenten cine Entschädigung zuerkannt, über deren Erle- digung kein Laut sich hören läßt. Eben so wenig erfahren wir über die Forderung des Herrn Hartung in England, behufs des hamburger Schiffes „Echo“, welches in Sierra Leona verdammt wurde. Beide Fälle sind indessen von großer Wichtigkeit, weil wir daraus lernen sollen, inwiefern England seinen übernommenen Verpflichtungen entgegenkommt. Wir haben geglaubt, diesen Gegenstand wieder berühren zu müssen, weil wir die Üeberzeugung haben, daß England diese Forderungen nicht berichtigen wird, mögen sie auch durch Verträge bedungen sein. Seit Jahren läßt Brasilien durch die eigenen Gesandten seine An- sprüche auf Entschädigung genommener und wieder freigesprochener Schiffe geltend machen, und seit Jahren kann es zu keinem Ziele ge- langen. Nachdem Lord Palmerston mit darauf bezüglihen Noten dergestalt überhäust worden war, daß er sih endlich über den frag- lichen Gegenstand erklären mußte, sagte er auf eht englische Weise: „Jch bin-/nicht im Stande, dem Parlamente einen Antrag auf Ent- \chädigungen dieser Art zu machen, und glaube, daß kein englisches Ministerium es thun wird. Hier is also kein gültiger Grund an- geführt, kein Vertrag berüsihtigt, sondern es scheint eher ein Ein- verständniß vergangener, gegenwärtiger und künftiger Ministerien zu sein, die Sache nicht zur Sprache zu bringen, weil man beschlossen hat, nichts zu bezahlen.

Italien.

Palermo, 23. Juli. Jhre Majestäten der König und die Königin sind gestern Abend unter Segel gegangen. Ob das Geschwader direkt nach Neapel zurückkehrt oder, wie Einige wissen wollen, nach Ca- tania geht, ist nicht bekannt. Der Ritter Bianchini, Verfasser der Schrift über den deutshen Zoll-Verein, hat sich mit dem Könige eingeschisst.

Vereinigte Staaten von Uord- Amerika.

O New- York, 15. Juli. Herr Daniel Webster, der Ex= Staats =- Secretair, hat so eben einen Prozeß vor den Gerichten in einer Geld - Angelegenheit verloren. Wie es scheint, hatte er für einen Freund ein Billet von 7000 Dollars endossirt. Sei es aus welchem Grunde immer, der Freund zahlte bei der Verfallzeit nicht, und der Jnhaber des Billets hielt sih daher au den Endosseur, der damals zu Washington sich befand. Allein auch Herr Daniel Webster verweigerte die Zahlung, und der Juhaber brachte daher eine Klage gegen ihn vor dem Gerichtshofe zu Boston an. Herr Daniel Webster erhob dagegen den Einwurf, er habe zu Boston, wo er sein legales Domizil habe, einen Agenten gelassen, und dort also hätte der Ju- haber des Billets seine Forderung zur geeigneten Zeit anbringen und die darauf bezüglichen gerichtlihen Schritte veranlassen sollen. Der Gerichtshof aber ließ dieses System der Vertheidigung nicht zu und blieb dabei stehen, daß Herr Webster zu Washington von den gericht-

Allgemeiner Anzeiger.

Rheinische Eisenbahn -

Bekanntmachungen.

[1282] Nothwendiger Verkauf Stadtgericht zu Berlin, den 0. Zuni 1843. Das in der Jerusalemerstraße Nr. 8 belegene Sarrc sche Grundstück, tarirt zu 18,959 Thlr. 17 Sgr. 9 Pf,

[79 b]

soll im Wege des Konkurses : am 13. Mb rue 1844, Vormittags 11 Uhr,

an der Gerichtsstelle subhastirt werden, Taxe und Hy- pothekenschein sind in der Registratur cinzusehen.

[1451] Obrigkeitlihe Bekanntmachung.

Die am 20. April 1843 hierselbst verstorbene unver- chelichte Marie Charlotte Kirchhof hat in ihrem am 31. Mai 1839 gerichtlich niedergelegten Testamente die Kinder des Kaufmanns Georg Friedrich Sengstack zu Bremen, unter gewissen im Testamente näher angege- benen Voraussezungen, den zunächst ernannten Erben substituirt, Díes wird bei der Abwesenheit einiger die- ser ZJuteressenten denselben hierdurch bekannt gemacht,

Berlin, den 7. August 1843.

Königl. Stadtgericht hiesiger Nesidenz.

führung

merksam, wonach

Fi T 4 [131 b] Einen Tag vor Berlin-Stettiner Eisenbahn. Bei Eröffnung unserer ganzen Bahn für den öffent- lichen Verkehr vom 16. August an verbleiben dieselben Beförderungspreise und alle übrigen Bestimmungen, wie solche bereits bei theilweiser Eröffnung der Bahn und wiederholt hiernächst öffentlich bekannt gemacht

294

lihen Schritten sowohl als den vorgängigen des Jnhabers des Bil- lets hinreichend unterrichtet gewesen sei, weshalb er ihn auh zu Be= zahlung der 7000 Dollars verurtheilte. :

Der Fall der Verhaftung und eventuellen Auslieferung der Frau Gilmour, die ihren Gatten in Schottland vergistete, nah den Ver- einigten Staaten cutfloh, aber hier festgenommen wurde, gewinnt eine höhere internationale Bedeutung, insofern dadurch Gelegenheit zur sung ciner Streitfrage gegeben wird, welche in der assung des von Lord Ashburton mit Herrn Webster abgeschlossenen Vertrages wegen gegenseitiger Auslieferung der Verbrecher ihren Grund hat. Diese Frau hat nun vor einem der Richter des Gerichtshofes der Vereinigten Staaten, der zu New-York sibt, gegen ihre Verhaftung förmlich protestirt, und die Justiz sieht jih so in die Nothwendigkeit verseßt, sich mit der Juterpretation und Anwendung des Artikels des Vertrags zu befassen, welcher die wechselseitige Auslieferung der Ver= brecher stipulirt. Vorläufig haben die Patrone der Angeklagten zu dem gewöhnlichen Auskunftsmittel, das bei allen Dramen vor den Assisen - Höfen der Vereinigten Staaten seine Dienste leisten muß, ihre Zuflucht genommen, indem sie die Frau Gilmour für wahusinnig, also für unfähig jeder absichtlich ver-

Unter Bezugnahme auf die in der General Versamm- lung vom 31. Mai 1842 stattgefundenen Verhandlungen M berufen wir hiermit eine außerordentlihe General-Ver- sammlung auf Sonnabend, den 19. August cur, Vormittags 95 Uhr, im großen Saale des Rathhauses zu Köln, um über die Annahme der vom Staate für von die Weiterführung der rheinischen Bahn von Köln bis zur Landesgränze bei Minden angebotenen Bedingun- gen (welche jeßt, wegen der noch nicht beendigten Ver- handlung darüber, noch nicht mitgetheilt werden kön- nen), so wie auch nach Maßgabe der §§. 7. und 28. über mehrere Aenderungen des Statuts, jene Weiter- und die innere Organisation schaft und ihre Verwaltung betreffend, zu beschließen. Wir machen auf die §§. 30 und 31 des Statuts auf-

recht in der General - Versammlung auszuüben befugt sind, welche ihren Actien-Besiß wenigstens vierzehn Tage vor dem Datum gegenwärtiger Einladung in unsere Register haben eintragen lassen und welche wenigstens

selbst| oder durch ihre Bevollmächtigten sich legitimiren, daß der Actien-Besiß noch immer so besteht, wie es in Vei den Registern der Gesellschaft eingeschrieben ist.

Köln, 18. Juli 1843. Die Direction der rheinischen Eisenbahn - Gesellschaft.

| brecherishen Handlung, und demnach allen Strafgeseßeu der Welt

| zufolge für unzurechnungsfähig erklärten. Jm Uebrigen leugneten die |

| Vertheidiger weder die Jdentität der Person noch selbst die Vergiftung, | und von Seiten der Anklage wurde gegen die Zulässigkeit der Ent- | {uldigung mit Wahnsinn kein Einwurf erhoben. Nach gemeinsa= | mem Üecbereinflommen wurde eine ärztliche Kommission ernannt nuit | dem Auftrage, den geistigen Zustand der Giftmischerin zu erforschen | und zu konstatiren. | tersuchung leßten Mittwoch (12. Juli) dem Tribunale das Resultat " ¡hrer Beobachtungen mitgetheilt, und zwar nicht durch einen \chrif}t- | lichen Gesammt-Bericht, sondern durh mündliche und fontradiktorische | Aussage eínes feden threr Mitglieder, Zwei von den fünf Mitglie- | dern wurden an jenem Tage gehört , und erklärten , ihrer Meinung | nach sei die Frau Gilmour keine Närrin, sondern stelle sich nur so. Vorgestern sollte die Abhörung der Aerzte fortgesegt werden , allein | wegen Unpäßlichkeit eines der Advokaten, mußte die Fortsetzung der | Debatte auf heute verschoben werden. Der Konflikt zwischen der | Diplomatie und der Justiz ist also gegeben, und es gilt aljo, densel= | ben in seinem Beginn und in seinen möglichen Folgen zu würdigen. | Ju dem englisch - amerikanischen Vertrage heißt es, dic a | ferung fönne uur insofern angeordnet werden, als die M in | durch Beweise festgestellt sei, die nah den Geseben des Pnhme und | der flüchtige Verbrecher aufgefunden wurde, seits, B Verbrechen | seine Stellung vor Gericht rechtfertigen wrden E N E Legt O end Ausdehnung dieser Bestim-= | Daß sch s e Í i L obald man zur Anwendung des | mungen Kontroversen Lw e solche wirflih ak UII Ur DEA, 17+ 0 ollte und 1s / 2 7 f L R (AIE weniger ale “unerwartet. Jndeß scheinen im vorliegen- den Falle weder die Auklage, uo die Vertheidigung, noch auch die | altfbareu Boden sich verseßt zu haben. Vf-

usi G f einen b Haf, Justiz selbst auf cemeu 7 daß man hinrei:

| | fenbar will die angeführte Klausel des Vertrags,

Gesellschaft.

Burgstraße 8:

LULWiA

der Gesell-

nur diejenigen Actionaire cin Stimm-

der General - Versammlung entweder

nen nicht getrennt werden.

Hirte, Spez. Dir. Subst,

zu haben :

werden und auch aus den neuesten Anschlägen auf den

Bahnhöfen und anderer Orten zu erschen sind, so daß

also für jede einzelne der 6 Stationen zwischen Stettin und Berlin zu zahlen ist:

in Wagen I, H, I, Rl,

__ für eine Person 174 Sgr. 125 Sgr, 7% Sgr,

und sür die ganze Strecke 34 Thlr. 2#& Thlr. 15 Thlr.

Nur folgende resp. Abänderung und Ermäßigung

tritt ein:

1) daß die Streckte von Biesenthal nah Neustadt oder Bernau sowohl für Personen als Güter nur als cine halbe Station bezahlt wird, für erstere nämlich in Wagen 1. 1), 111. R.

: E mit 9 Sgr. 64 Sgr. 4 Sgr.

2) E Zes ute 12 Ri S mehr T ondere Kinder-Billette gel® d s i (u diesem Alter : gelöst werden , sondern bis

für 2 Kinder ein Billet der ä tlasse gilt, gewählten Wagen- nux 1 Kind in der gewählien Wageunk( j Billet der folgenden Wagentlasse M Un ein Erwachsener mit einem Kinde in 3ter Wq- gentlasse auf ein Billet der 2ten Klasse j Stettin, den 11. August 1843. :

Das Direktorium,

[885]

den

[129 b]

Berlin-Stettiner Eisenbahn.

Die unterm 11, August c. erlassene Bekanntmachung des Fahrplanes für die Eröffnung der ganzen Bahn- strede von Berlin bis Stettin erleidet noch nachstehende Veränderung.

Die Güterzüge zwishen Angermünde und Berlin blei-

ben bis zum 15. Septbr. c. in der angezeigten Fahrt

bestehen und werden erst am 16. September c. zwi- schen Berlin und Stettin eröffnet.

versehen.

Edikt atr- Labn g.

Nachdem auf geschehene Jusolvenz- Anzeige zu dem Vermögen des hiesigen Webermeisters und Handelsmanns Daniel Fusterbusch der Konkurs-Prozeß zu eröffnen ge- wesen, so werden alle bekannte und unbekannte Glgu- biger desselben geladen,

29, September 1843, : welcher als Liquidations-Termin anberaumt worden ist, Vormittags 10 Uhr, an hiesiger Gerichtsstelle entweder in Person oder durch gehörig Bevollmächtigte zu er- scheinen, ihre Forderungen bei Strafe der Ausschließung von der vorhandenen Konkurömasse und resp. des Ver- lustes der Rechtswohlthat der Wiedereinseßzung in den vorigen Stand gehörig anzumelden und zu bescheinigen, mit dem bestellten Rechtsvertreter, so wie der Priorität halber unter sich, rechtlich zu verfahren, binnen 6 Wo- chen zu beschließen und hierauf

den 14, November 1843 j \ich wiederum hier einzufinden und der Ertheilung eines Präklusivbescheids,, der für die Außenbleibenden in con- tumaciam Mittags 12 Uhr für publizirt erachtet wer- den wird, gewärtig zu sevn, nicht minder endlich auch

den 28. November 1843 ren Pu zur Abhaltung eines Verhörs hier zu erscheinen und \ih des Vortrags der Sache und nah Befinden der Abschließung eines Vergleichs, an welchen die Nichter- \chienenen werden für gebunden erachtet werden, zu

Auswärtige Kreditoren haben endlich hierorts Be- vollmächtigte bei 5 Thlr. Strafe zu bestellen. Mittweida im Königreiche Sachsen, am 8, Mai 1843.

Das Stadtgericht.

[1446] Zur

gr. 8. 140 Seiten. eleg. geh.

haben,

Licht zu seben.

haftes Juteresse dic

sterial-Justiz u. \. w., lesen.

[1190] l Von dem \o beliebten „Weg

Clauß, Stadtr.

Diese Kommission hat nun nach zehntägiger Un= |

np? , . Literarische Anzeigen. Durch alle Buchhandlungen is von F. A. Bro ck- haus in Leipzig zu beziehen, in Berlin durch

Oehmigke’s Buchh. (I. Bülow), Si bn wr

[1444] (5 cfammelte Œ@ chrifl cen

Mell f «bi In zwölf Bänden.

Zweite Lieferung, oder vierter bis sehster Band.

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Die erste Lieferung (Band 1—3) dieser Ausgabe cnt hält die ersten drei Theile des in dritter Auflage er scheinenden historischen Romans „1812“'z die zweite Lieserung den Schluß von „1812“, „Sagen und romantische Erzählungen“ und „Kunst-No vellen“z die dritte und vierte Lieferung werden No vellen, dramatische Werke, Gedichte, Skiz- zen, fritische Arbeiten und vermischte Schrif- ten enthalten und in kurzen Zwischenräumen erscheinen.

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J. A, Maver in Aachen ist so eben erschie- nen und in allen Buchhandlungen, in Berlin in der

Gropius schen Buch- u. Kunfl- handlung, Königl. Bauschule Laden 12, Mp til

des preuß. Strafgeseß-Enlwurss. Von einem rheinishen Beamten. Abdruck aus der Aachener Zeitung Nr. 125 vom 5. Mai u. ff. ; durchgesehen und geordnet. Preis 15 Sgr. Das gerechte Aufschen, welches diese Aufsäße erregt der allgemeine Wunsch, w dei neuen geordneten Abdruck veranlaßt hat, sichern diesem Werke den ausgebreitetsten Leserkreis. kritisch Schärfe, tiefer Rechtskenntniß und großer Freimüthig- keit geschrieben, wird cs nicht wenig da eine der wichtigsten Fragen für Preußen in das hellste

Die rh eini ch en Ansichten finden sich hier auf das vollständigste vertreten, und Niemand wird ohne leb- ershöpfenden Artikel Landrecht, die Freiheits strafen, den Adel, die Tode sstrare; O dem N S igel, Strafprozeß-Ordnung, Mint1- de cini Ad ; A far s eise des Verfassers macht es auch dem größe- zunge Ti m möglich, sich ein Urtheil über einen Gegenstand zu bilden, welcher die Theilnahme der Rhein- | [14 provinz, wie der älteren Landesthe.le, ja von ganz Deutschland mit Necht in so hohem Grade beschäftigt.

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chende Präsumtionen, aber nicht zuverlässige Beweise für die Kri- minalität beibringe. Wie bereits erwähnt, bestreiten die Advokaten der Frau Gilmour in keiner Weise weder die Vergiftung, noh die Identität der Angeklagten. Ju den Augen eines Tribunals, das nur über die vorgängige Verhaftnahme zu erkennen hat, isst also hinrei= chender Beweis vorhanden, weil cin implicites Geständniß gegeben ist, daß die Frau Gilmour ihren Gatten mit Gift umgebracht hat. Bei ähulichem Falle in den Vereinigten Staaten würden die Vollstrecker des Gesebes sicherlich sich für verbunden erachten, die Giftmischerin vor das Geschworenengericht zu stellen, und diesem allein käme es zu, über die Umstände, welche den Mord begleiteten und die etwa Strafmil- derung oder Freisprehung der Angeklagten zur Folge haben könnten, zu erfennen. Sobald aber die Thatsache der Vergiftung und die Identität der Angeklagten einmal festgestellt war, hatte der Richter der Vereinigten Staaten kein Recht mehr, die Neben-Umstände des [Verbrechens zu erforschen, eben so wenig, als ein amerikanischer Po izci- Beamter dasselbe im analogen Falle hätte. War Wahnsinn, und folglich feine Kriminalität vorhanden, so kam es dem Gerichte leßter ÎJnstanz, nämlich dem britischen Geschworenengerichte allein zu, über dieses Vertheidigungs-System zu erkennen. Aber der Wahn sinn wäre nur ein neuer Beweggrund, die Auslieferung der Ange“ flagten zu gewähren, wenn niht aus Gründen des Völkerrechté, doch aus Humanität und Gerechtigkeit. Wenn sie im unzurech{nungsfähigen Zustande ihren Mann vergisten konnte, ohne darum ein Verbrechen zu begehen, eben wegen ihres Zustandes, so kann doch eve nicht gleichgültig mit angesehen werden, daß sie den Nachlaß ere atten ihren Kindern entzieht und ihn nach Amerika bringt. Ja, A Pflicht E Be= hörde, durch Zurücklieferung der Unglücklichen an! ihre L eimaté-Behörde neuem Unheil, das sie beginnte könnte, vorzubeugen, Sie aber in cin Jrrenhaus in den Vereinigten Staaten zu sperren, hat man kein Recht, da sie seit ihrer Ankunft in diesem Lande durchaus kein Zeichen cines gefährlichen Wahnjimnes gegeben hat. Jn der Wei Ferung, sie dem englischen Gesebe zur Verfügung zu stellen , hat der E Me sich eigentlich einer Justiz-Verweigerung schuldig amerifanishe Richter ; : ) g gemacht, und wie 117 scheint, den Buchstaben und die Absicht des Vertrags verlebt, indem er die Debatte über die Frage des Wahn- 7 nes überbaupt zulicß. siunes / M ; vi 4 Dagegen scheint in der That ein ernstlihes constitutionelles Hinderniß der Auslieferung vorhanden zu sein. Die amerikanischen Tribunale waren in gewissen Schranken, die man überschritten zu ha= ben scheint, als Richter über das Auslieferungsrecht aufgestellt, und folglich auch über die Anwendung des Vertrags. Ju den Vereinigten Staaten aber, wie in allen constitutionellen Ländern, erkennt die Justiz als obligatorisch, als legal nur die legislativen Akte an, d. i. diejenigen, welche das Werk der drei großen Regierungs = Gewalten sind. Dieser legislative Charakter mangelt aber dem Vertrage Ashburton's, da er dem Repräsentantenhause niht zur Annahme unu- terstellt war, folglich die amerifanishen Tribunale ihn auch als nicht zu Recht bestehend betrachten konnten. Daß im äußersten Falle die Vertheidigung dieses System ergreifen wird, ist kaum zu bezweifeln. Hierin liegt auh die wahre Schwierigkeit der Sache, die zu unan- genehmen Verwikelungen mit England führen könnte.

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Braunschweig, 1843. Aug. Wehr, Kunstanstalt.

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1301 A | A d. Mis., Nachmittags um 5 Uhr, entschlief

sanft zu einem besseren Erwachen unsere theure Mutter, die verwittwete Geheime Räthin Ursinus, geborene Voigtel, im 79sen Jahre ihres, dic Jhrigen hochbe- glückenden Lebens.

Hannover, den 7. August 1843, ; M Louise Jffland, geb, Ursinus,

Auguste Ursinus, Ernst Jffland, Ober-Steuer-Rath.

[1419]

welcher deïcen Mit kritischer

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N 45.

An halt.

ÁÄnmiktlicher Theil. : R

Fuland. Düsseldorf. Nede zur Feier des Vertrags von Verdün,

Schreiben aus Stettin. (Die Eisenbahn.) Aus Nord-Deut/ d- land. (Drittes Schreiben über die Kommunisten.)

Deutsche Bundesstaaten. Sachsen. Dresden. Abweisung des Antrags auf Oeffentlichkeit und Mündlichkeit des Kriminal-Verfahrens in erster Kammer. Schreiben aus Dresden. (Zustand des Turnwesens in Sachsen.) Freie Städte. Hamburg. General-Versammlung der Máßigkeits - Vereine. Lübeck, Neue Unruhen,

Oesterreichische Monarchie. Schreiben aus Wien, über Gewerbsbetrieb.)

Frankreich. Paris. General Bugeaud Marschall von Frankreich, Vermischtes. Schreiben aus Paris, (DieSentinelle de l’Armée als militairisches Oppositions-Blatt.)

Großbritanien und Frland. London. Zurückweisung der Theil- nahme der französishen Demokraten an der Nepeal-Bewegung in Jrland von Seiten O’Connell’s. Vermischtes.

Spauienm. Paris, Telegraphische Nachrichten aus Spanien. Madrid. Die Königin übersendet der Stadt Sevilla eine goldene Lorbeerkrone, Subscriptionen für die Opfer der Beschießung von Se- villa und Neuß. Sevilla. Proclamation des General-Capitains. Briefe aus Madrid. (Das Manifest der provisorischen Regierung und die Gewähr ihrer legalen Eristenz.) und Paris. (Näheres über den Entsaß von Sevilla und die Flucht des Regenten.)

(Verordnung

General-Versammlung des berliner Vereins für den kölner Dombau,

Haudels- und Börsen-Nachrichten. Jahre 1842, Paris,

Hamburgs Handel im

Beilage, Deutsche Bundesstaaten. Sachsen. Leipzig. Feier des Vertrags von Verdün, Kamenz, Wiedererstehen der Stadt nach dem Brande. Freie Städte, Frankfurt a, M, Unterhandlungen über Auslieferung eines furhessischen Unterthanen, Schweiz. Chur. Abreise des Befehlshabers der schweizer Truppen in päpstlichen Diensten wegen Unruhen in Mittel-Jtalien. Bex n. Professor Samuel Schnell reicht seine Entlassung ein, Jtalien. Neapel. Rückkehr der niglichen Familie, Gerücht über Herabseßung der Staatspapiere, Vermischtes,

Ueber den Betrieb der Eisenbahnen in den östlichen Provinzen Preußens durch Pferde. i /

Amtlicher Theil.

Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht:

Dem Professor Erman hierselbst den Rothen Adler-Orden zwei- ter Klasse mit Eichenlaub; so wie dem Stifter und Verwalter der Sterbe-Kasse Nr. 3 hierselbst, Friedrich Christian Süßmanun das Allgemeine Ehrenzeichen zu verleihen ; und :

Den Lieutenant a. D. Herrmann Gustav Georg Frie- drich Wilhelm von Warburg zum Hofjagd=Junker zu ernennen,

Dem Kaufmann und Fabrikanten Franz Vogts zu Düsseldorf ist unter dem 8. August 1843 ein Patent

auf eine Vorrichtung an Perkussions-Gewehren mit beweg-

lichem Mörser zum selbstthätigen Aufseßen der Zündhütchen,

so weit sie als neu und eigenthümlich anerkannt worden ift, auf Sechs Jahre, von jenem Tage an gerechnet, und für den Um- fang der Monarchie ertheilt worden.

Angekommen: Der Bischof der evangelischen Kirche und Ge neral -Superintendent der Provinz Brandenburg, Dr. Neander, von Nauen.

Der Kaiserl. Russische Oberschenk, Graf Brau icki, von Dresden,

Nichtamtlicher Theil.

Inland.

_ Dússeldorf, 10. Aug. Bei der Vorfeier des Festes zur Er- innerung an das tausendjährige Bestehen der Unabhängigkeit und Selbstständigkeit Deutschlands hielt der Oberlehrer Dr. Druckenmül= ler ín der Aula des hiesigen Gymnasiums eine Rede, die auf alle Anwesende den erhebend|sten Eindruck hervorbrachte, und aus der wir deshalb die bedeutendsten Stellen, nah dem in der hiesigen Zeitung erfolgten Abdrucke, ausgehoben haben, um denselben eine weitere Verbreitung zu geben.

__— „Tausend Jahre sind verflossen, seit Deutschland als ein selbst- ständiges Reich in die Reihe der Völker eingetreten is, Glorreiche und un- selige Zeiten sind über dasselbe hingegangenz es gab Epochen, in denen es sogar größer erschien als jet, wenn man die Größe eines Volkes nach dem Uebergewichte mißt, welches es über seine Nachbarn behauptet, nach der Ent- scheidung, welche seine obersten Lenker in den großen Welthändeln ausüben, und wenn, wie in der physischen Natur das Auge die Gegenstände größer {äßt unter kleinen Umgebungen, so auch die Macht eines Staates gehoben erscheint durch die Shwäche seiner Nachbarvölker. Aber es gab keine Zeit, in wel- cher die Jdee, daß alle Stämme unseres Vaterlandes ein großes Volk bilden, leben- diger und thatkräftiger hervorgedrungen wäre. Niemals hat sich das Streben nach Einheit mehr unter den Deutschen manifestirt; sie fühlen sich durh Abstammung, Sprache und Sitte daraufangewiesen, nicht allein sich gegenseitig zu schüßen, \son- dern auch dem Vaterlande die Achtung bei den Fremden zu erhalten, welche die Entscheidung des Schwerdtes meist überflüssig macht. Niemals war vielleicht das Verhältuiß der Unterthanen zu ihren Fürsten ein glücklicheres nicht das der dumpfen Gleichgültigkeit, sondern des geschmäßigen Gehor- sams, des Vertrauens, das aus Ueberzeugung hervorgeht, der Liebe und unerschütterlichen Treue. Niemals war das Band, welches die deutschen Fürsten umschlingt, ein heiligeres und festeresz sie erachten sih vor Gott ver- pslichtet, gemeinschaftlich die Ruhe und das Glü ihrer Völker zu schirmen und zu tragen. Darum blicken wir heute dankbar in die Vergangenheit und feiern das Fest der tausendjährigen Selbstständigkeit Deutschlands, durhdrun- gen von seiner Bedeutsamkeit für die Gegenwart und voll froher Hoffnung sür die Zukunft, Js es nicht zugleich das Fest jener Einheit, die, unter An-

Berlin, Montag den [l4te

Allgemeine

Preußische Zeitung.

Alle Post - Anstalten des In- und Auslandes nehmen BSestel- lung auf dieses Blatt an, für Berlin die Expedition der Allg. Preussischen Zeitung: Friedrihchsstrasse Ur. 72.

August

erkennung des historisch Gewordenen, den Schwaben, den Bayern nicht mehr vom Preußen sondert? Zwar niemals is das Bewußtsein derselben ganz un ter uns erloschen z aber von den Stufen unseres erhabenen Thrones herab ist es neu belebt worden; es wirkt kräftig fort in uns und strahlt zurü auf die Zeit unserer Trennung von Frankreich und Jtalien. Das is der tiefe

Zeit lang sogar in Afrika Reiche, welhe von Germanen beherrs{cht wurden, aber nirgend wo ein deutsches Volk. Die mächtigste Erscheinung, welche sich im

seinen Boden größtentheils in fremder Erdez und wenn auch der herrschende Stamm ein deutscher war, wih ex doch bald unter dem Einflusse der Mehr zahl von deutscher Art und Sitte. Die in ihren alten Wohnsizen zurück

gebliebenen Germanen kamen unter sich und mit den Franken höchstens |

nirgend ein fester staatlicher Verband, nur lose zusammenhangende Schaaren, die einander bekämpften und beraubten, bis sie nah langer Gegenwehr dem mächtigen Nach barn erliegen. Eine Zeitlang tritt von da an das Bild der Einheit der meisten germanishen Stämme im Reiche Karls des Großen quf noch erhöht .durh die erneuerte Majestät der römischen Kaiserkrone, die in weltlicher und kirchlicher Bedeutung das Symbol der Jdee sein sollte, welche der kfraftvolle Herrscher während seines ganzen Lebens verfolgt hatte. Aber

in feindliche Berührung ;

getrennt durch Sprache und Sitte, nur äußerlich zusammengehalten durch |

eine Regierungsform, die jeder Nationalität ihre Gebräuche ließ, auch in dem Christenthume, das Vielen im Gctümmel des Krieges aufgedrungen worden war, nur noch ein shwaches Band findend, kurz, ohne alle we-

durch einen Geist und einen Arm wie der Karl's sammengehalten werden. Karl selbst hatte die ungeheure Ländermasse - nah seinem Tode noch

getheilt, Daß sein einziger ihn überlebender Sohn wenig von der Herr- \chetgröße des Vaters besaß, mußte die Auslösung so verschiedenartiger Massen beschleunigen, Unter Gram über seine verbrecherischen Söhne sank er in die Gruft, diesen den Stoff zu Zwietracht und greuelvollen Kämpfen hinterlassend. Endlich vereinigten sich die drei Brüder, Lothar, Karl unv Ludwig zu einer Theilung z und es kamen, erzählt die Chronik, 120 Abge- ordnete, von jedem der Brüder 40, zuerst in Koblenz zusammen, um sich zu verständigen, Da sie aber wegen geringer Kenntniß des Reiches das Geschäft nicht beendigen konnten, so gingen sie auseinander und vereinig- ten sich dann im August des Jahres 843 zu Verdün, zugleich mit den Königen, und theilten das Reich in 3 Theile, Ludwig, von da der Deutsche genannt, erhielt die Länder auf dem rechten Ufer des Rheines, mit Ausnahme Frieslands, und auf dem linken die Städte Mainz, Worms und Speier, wie die Chronik sagt, des Weines wegen. Das Land westlich von der Schelde, Maas und Rhone, das nach- her allein so genannte Frankreich, fiel dem zweiten Sohne Karl zu. Was dazwischen lag, nebst Jtalien, machte den Antheil des ältesten, Lothar, aus, der dem Lande seinen Namen gab und zugleich die Kaiserkrone erhielt, Bon dieser denkwürdigen Zeit an tritt der Name Deutschland erst in die Geschichte ein; aber noch war es nicht ganz. Nach Lothar's Tode theil- ten die anderen Brüder seine Besißungen diesseits der Alpenz und die Kaiserkrone kam zu Deutschland und blieb bei ihm. Der Traktat von Verdün war, wie frühere Theilungen und Verträge im fränfischen Reiche, die treulos geschlossen und treulos gebrochen wurden, ein Erzeugniß des rohesten Egoismus, der Herrschsucht , die sich besanu und wider ihren Willen sih Schranken seßen mußte; aber er war der Schluß der roßen Kette von Begebenheiten, wodurch Deutschland zu einem in sich ge- schlossenen, von christlihen Prinzipien durhdrungenen Staatsverbande umge- schaffen werden sollte, Denn der Mensch in seiner maßlosen Willensäuße- rung, weun er am meisten dem ewigen Sittengeseße widerstreitet, dient oft am meisten der Vorsehung und befördert ihre Absichten, wenn ihm auch die That nicht zur Rechtfertigung dient, Lange vielleicht hätte Deutschland gerungen, ehe seine zwieträchtigen Stämme, unter sich vereinigt, zu einer lebenskräftigen Entwickelung gediehen wären, wenn nicht ihr eigener Ungestüm \ie auf fremde Staaten geworfen und diese zertreten hätte, Da beugte sich ihr harter Nacken vor der göttlichen Macht des Christenthums; sie wurden seine Herolde in den Wäldern Germaniens. Darauf haben sie sich wieder versündigt an ihren Brüdern durch neue Barbareiz aber das Ziel, worauf diese ganze Zeit hin arbeitet, war bald erreicht, Die Völker von den Vogesen bis zu den Kar- pathen wurden vereinigt und konnten den empfangenen neuen Lebenskeim befruhten. Zwar kam noch einmal, wenn auch auf kurze Zeit, fast das gane Reich Karl’s des Großen unter Karl den Dickenz allein der Gegen- zwischen dem in Frankreich immer bestimmter hervortretenden romani- {hen Charakter und dem deutschen Wesen war zu groß, als daß die un- natürliche Verbindung eine dauernde hätte werden fönnen, Hat doch unser Jahrhundert uns die Sicherheit gegeben, daß auch die gewaltigste Macht sie nicht zu erzwingen im Stande is. War also die Selbstständigkeit Deutsch lands für seine Völker heilsam, so müssen wir den Tag segnen, an welchem sie ausgesprochen wurde, und unsere Feier gewinnt eine hohe Bedeutung. Die Erziehung des einzelnen Menschen gedeiht nur dann, wenn sie ge richtet is auf die Anregung und Vervollkommnung seiner Fähigkeiten in der eigenthümlichen Form, welche Gott in ihn gelegt hat, und wenn sie, was damit heterogen ist, nicht künstlich in ihn verpflanzen will. Das Leben eines Bolkes muß aus seinem Junern heraus si entfalten und, was von außen ihm zukommt, darf es nur als Anregung weise und mit Maß benuten. JZndem das deutsche Volk auf seinen Boden beschränkt wurde und außer

| kriegerischer Tapferkeit eingebüßt,

unmittelbarer Berührung mit fremden Nationalitäten trat, hat es seinen ursprünglichen Charakter bewahrt und fortgebildet, seine Sprache rein erhal- ten und seine Literatur zum Gegenstande des Neides der gebildeten Natio- nen gemacht. Auch ín späteren geschichtlichen Thatsachen hat es die Ueber- zetgung von dem Bedürfnisse jener Trennung ausgesprochen. Wenn wir den Kampf um den Besiß Italiens, der eine Ehrensache und eine Pflicht für die römischen Kaiser schien, ausnehmen, so hat es niemals Begierde nach auswärtigen Eroberungen gezeigt, au als ihnen nichts im Wege stand, Als Karl V. in siegreichem Zuge im Jahre 1544 vor Paris ange- langt und das Schicksal Frankreichs in seine Hand gelegt war, bewilligte er ihm den Frieden, ohne ihm eine seiner Provinzen zu entreißen, Noch größer erscheint die Mäßigung nah den glorreichen Befreiungskriegen und nur zu begreifen aus der festen Ueberzeugung, daß Deutsch- land nicht gedeihen könne, wenn es nicht in sih abgegränzt bleibe, Jch würde eine der schönsten Seiten in dem fosmopolitiscben Charakter unseres Volkes selbst verleugnen, wenn ih glaubte, Alles shlecht und ver- ächtlih nennen zu müssen, was sih über den Marken des Vaterlandes hinaus findet, und wenn ih nicht bereit wäre, das Schöne und Tüchtige anzuerkennen , wo es sih findet, Aber Gegensäge sind vorhanden, scharfe Gegensäpe, die unmittelbar neben einander nicht ungefährdet hätten beste- hen fönnen. Jch will nur an einen derselben erinnern. Die Natur der gallischen und italischen Völker (denn von diesen allein i hier die Rede weil der Vertrag von Verdün uns von ihnen losgerissen ) is entzündlich, ohne ruhige Erwägung, rasch und unüberlegt im Entschluß, und sogleich verzweifelnd, wo sih ein Hinderniß ¡egi So schildert {on Cäsar die alten Gallierz so sind noch heute ihre Nahkommenz und wo ist in Jta- lien die Konsequenz des römischen Charakters hingekommen? Wir aber

1843.

wissen Maß zu halten mit Weisheit, \ A ; | r I R H Beisheit, ; | und ausdauernd ín der That. heit, sind ernst beim Entschluß , entschieden

¿SUENO un T Ueberhaupt aber erscheint uns, als Resul- 10 feter. selbsiständigen Entwickelung, der Gia IE heutigen Deutschen, ux durch das Christenthum potenzirt und durch ete Humanität veredelt,

S; E, : p, ; fe. im Uebrige r tre Mea , 4: / 2 Sinn unseres heutigen Festes. Als die kolossale Macht der Römer den | he zen aber treu dem ursprünglichen Bilde, wie es uns iu den frü-

Streichen der Germanen erlegen war, gab es überall in Europa und eine |

hesten historischen Erscheinungen der Germanen entgegentritt. Tiefe Reli- g1ostiat iff der Grundzug des öffentlichen und Privatlebens im Mittelalter

| gewesen z selbst die Spaltung der Bekenntnisse, die am Ende desselben ent-

Se) T S i 4 mun | standen, mögen wix verschieds i E ; Gefolge der Völkerwanderung entwickelt hat, das fränkische Neich, hatte | standen, mögen wir verschieden darüber denken, war nur eine Frucht dieser

Richtung auf das Höhere. Niemals, auch im vorigen Jahrhunderte nicht, is

| Deutschland zu der Frivelität der Massen herabc ie wir ä | Deutschland ; Friv der Y gesunken, die wir anderwärts bemerken , sondern in Gottesfurcht hat es glüctliche und unglückliche Zeiten

mit gleicher Gesinnung durchlebt.

D Deutsche Ehrlichkei zum Sprichworte geworden, {e Ehrlichkeit, deutsche Treue sind

Mánuliche Tugend, im weiten Sinne des

E T4 (E L A E C h i , "” | Nômers, zeichnet unser Volk vor allen Europa’s ausz sie ist die Stütze

uny das Glück des Familienlebens und hüt die Gränzen des Reiches. Wir sind oft besiegt worden, haben öfter gesiegt und niemals den Ruhm frie ) ferfeit ei Die Macht der Ordnung und des Ge- seßes, die Anhänglichkeit an das Bestehende, verbunden mit dem Streben nach ruhiger Fortbildung unserer öffentlichen Zustände, haben uns bewahrt vor furchtbaren Erschütterungen, die fast alle Völker um uns in gewissen Zeiträumen unglücklih gemacht haben, Fürst und Volk sind gleichmäßig von dieser Gesinnung durchdrungen und folgen ihr mit der dem Deutschen eigenthümlichen Besonnenheit; das hat die Verbindung zwischen ihnen zu einer festen, harmonischen gemacht, und Verrath am Fürsten ist uns Verrath

Nate S0 oi ( G 1 ; , zt Fee an LORNGE Ee Manien Lie zabilosin Vbltetaten mae am Vaterlande, Und bei all dieser Klarheit und Ruhe liegt es in der glück- ; des Großen zu- | nicht daran gedacht, daß | d 1 zusammenbleiben | sollte, sondern, treu einem verderblihen Grundsaße der Franken, hatte | er das Neich im Voraus unter seine drei damals noch lebenden ‘Söhne |

lichen Organisation des deutschen Stammes, daß ihm eine tiefpoetische Welt- Anschauung nicht abgeht; sie versöhnt anber AiVR Gie a v! L inet sich wohl bewußt ist, oft nur halb zu verwirklichen, was sein Gemüth in voller Einheit erfaßt hat. Jenes unselige Geschlecht, das verdammt ift, alles Schône und Heilige mit seinem Geifer zu besudeln, zu zerfeßen und zu zerfressen, kaun uns noch keine Bewunderung abdringen , und die

| Schmuggler zwischen entgegengeseßten Nationalitäten, die ihm den Weg

bahnen wollen, vergehen in ihrer gesinnunagslosen Armuth, Darf ich diese mangelhafte Charakteristik des deutschen Volkes ergänzen, so geschieht es mit der historischen Thatsache, daß, wohin das germanische Element unter fremde Völker gedrungen is, es befruchtend gewirkt hat, empfänglich für das Gute,

! e i "” 1 Q , was sich vorfand, und einen neuen Lebensquell eröffnend. Die Bedingung jener

Entwickelung, die Einheit und Selbstständigkeit Deutschlands erscheint am be- stimmiesten repräsentirt und gefördert durch eine gemeinsame und originale Sprache. Sie erhält das Bewußtsein, daß wir Söhne desselben Stam- mes sind, vom Rheine bis zur Weichsel, von den Alpen bis zur Ostsee, Die lezten Dörfer gegen Frankreihs Gränze hin wußten troy dauernder ungünstiger Verhältnisse sich dieses Heiligthum zu bewahren und selbst über jene Linie hinaus habe ich manchen Biedermann mit Selbstgefühl sagen ge- hört, daß er ein Deutscher sei, jeßt, wo nihts mehr dies Gefühl in ihm erhält als seine Mundart. Jun ihrem Reichthum, ihrer Schmiegsamkeit und Bestimmtheit, die den feinsten Unterscheibungen des Verstandes nachgeht und die verborgensten Empfindungen des Herzens wiederzuspiegeln nie versagt, ift-,sie die Basis einer Literatur und einer geistigen Entwickelung des ganzen Volkes geworden, die Deutschland an die Spize der heutigen Civilisation gestellt hat, Es kann mir nicht einfallen, zu behaupten, daß die deutsche Bil- dung sich ganz aus sich selber entwickelt habe. Sie ist vor Allem ein Erzeugniß der Denkungsart, welche das Christenthum unter den Völkern Europa's ein- heimisch gemacht hat; sie hat sich gestärkt an den Mustern, welche Griechen- land und Nom uns überliefert; auch die modernen Nationen und Jndien und Aegypten mußten ihre Schäße öffnen. Darin “liegt gerade eine Eigenthümlichkeit des germanischen Geistes, daß er sih jede fremde Individualität, wie weit sie auch von der seinigen verschieden sei zum klaren Verständnisse bringt und, wie eine jodirte Platte jeden Licht - Eindruck în sich aufnimmt, ohne seine Natur zu verändern, —_ Die Nichtung auf das Uecbersinnlihe hat uns zuweilen den Vortwurf der Träumerei zugezogen. Sagen wir es doch, worin es seinen Grund hat; wir haben noch nit gelernt, in gewissen Dingen über das Maß hinaus- zugehen, und das will man uns nicht verzeihen, Der Träumer ist ein schlechter Denkerz wir aber sind neben der Tiefe unseres Ge= müths doch vorzugsweise ein denkendes Volk, Die ganze neuere Philosophie ist bei uns entstanden und ausgebildet worden; denn was wir hierin von Engländern und Franzosen gelernt haben sind wenn wir Descarte's Arbeiten ausnehmen, fast nur Mahnzeichen vor Zrrwe en Wenn nach Leibniß, Kant, Fichte, Hegel und Schelling die Metaphosik sich doch noch nicht zu einem Endresultat abgeschlossen hat, so liegt es darin weil sie überhaupt niemals zu eíner regula fidei fommen wird und weil bei den höchsten Jdeen der menschlichen Vernunft der Faden bindender Demon- stration abbricht. Wenn aber auch, troß aller Ueberlegenheit Über fremde Leistungen die deutsche Philosophie noh sehr ferne von threm Ziele is, so hat sie doch eine Wirkung gehabt, für die wir dankbar sein müssenz ih meine die allgemeine philosophische Bildung und die Neigung zur Reflexion in unserem Volke, „Sie allein hat jene Schärfe der Kritik und jene Reife des Urtheils zu Wege gebracht, wodur es uns gelungen is, zum eindring- lichen Verständnisse des ganzen Alterthums und überhaupt der früheren Zeiten zu gelangen, Sie hat, verbunden mit dem religiösen Bedürfnisse welches sich unter uns erhalten hat, die gründlichste Entwickelung der crist- lichen Jdeen befördert, Doch in diesen Zweigen menschlicher Erkenntniß sind unsere Erfolge unbestritten. Aber Auswärtige und ihre einheimischen Nachbeter wollen uns den praktischen Sinn und das Talent für die realen Wissenschaften nicht zugestehen; denn nichts verzeiht mandem Nebenbuhler weni- ger als geistige Begabtheit. Es sei mir hierüber ein Urtheil erlaubt. England kann uns seinen Newton und seinen Watt, Frankreich seinen Lagrange und Laplace, Jtalien Männer, wie Galilei und Volta, entgegenhalten ; Beispiele die beweisen, daß Gott überall geniale Erforscher seiner Geheimnisse erwecken kann. Wir könnten uns zur Antwort auf die Namen von Kopernikus Kepler, Leibniw, Euler, Gauß, Humboldt u. A. berufen. Ja, es würde mir leicht sein, wollte ih die jeßigen Repräsentanten dieser Wissenschaften in den verschiedenen Ländern Europa's einander gegenüber stellen , cinen freudigen Triumph Deutschlands zu feiern. Aber was helfen solche Lichtgestirne, die feiner Nation, sondern der Menschheit angehören? Jch begnüge mich, ci- nen Ausspruch des großen Schweden Berzelius anzuführen, welcher in sei- nem vorleßten Jahresberichte ungefähr Folgendes sagt: „Kein Land Euro- þa’s pflegt die Wissenschaften mit so reiner Liebe, wie Deutschlandz keines bringt eine solche Menge von Kapazitäten hervor. Es hat in der neueren Zeit für die Naturwissenschaften mehr geleistet, als alle andere Länder zu= init So hat si Deutschland aus Barbarei und Unwissenheit zu Gesittung und geistiger Ueberlegenheit emporgerungen, und noch schreitet es fort mit frischer Manneskraft, War auch der Anbruch seiner Unabhän- gigkeit eine De eine traurige Zeit, wir müssen Gott im Himmel danken, der unsere Väter „vor tausend Jahren zu einem Volke gesammelt und es im Herzen Europa's zum Hort des Friedens und der Bildung erkoren hat.“

XX Stettin, 11. Aug. Laut Nachrichten aus Swinemünde vom 9ten d. M. wurden Tages zuvor die eide folossalen Erz-Sta= tuen (s. Nr. 34 der A. Pr. Zt g.) aus der L e „Abo“, wenn auch mit sehr vielen, aber doch i Schwierigkei=, ten herausgehoben und in ein Lei iff