1843 / 48 p. 2 (Allgemeine Preußische Zeitung) scan diff

werden müßten, während erfahrungsmäßig die zuerst distribuirten Sachen eingehen. z :

E E Vandtags-Marschall bemerkt, daß er sich an die Reihenfolge des Journals nicht binden könne, indem die einzelnen Gegenstände mit Rücksicht auf ihre Dringlichkeit zum Vortrage zu bringen und dabei über- haupt jo mancherlei Erwägungen zu nehmen seien, daß der Landtag durch ein starres Festhalten an der Journalfolge sich selbst Fesseln anlege, indem erx wichtige Sachen zurücklassen müsse, um weniger wichtige vorweg zu nehmen. Uebrigens gehöre diese Frage eigentlich zu §. 9 der Geschäfts- Ordnung, bei welhem von der Möglichkeit, eine Tagesordnung zu entwer- fen, die Rede sein werde. Jhm scheine für alle Bedürfnisse gesorgt, wenn das Landtags-Journal durch eine neue Rubrik über den Eingang der Referate vervoll ständigt, ein besonderes Ausschuß-Journal geführt und außer dem Protokoll- führer noch ein Mitglied der Versammlung für das Landtags - Journal fommittirt werde.

Der §. 2 der Geschäfts-Ordnung lautct: „Da §. 49 des Geseßes vom 27. März 1824 bestimmt, daß individuelle Bitten und Beschwerden von dem Landtage nach Beschaffenheit der Umstände unmittelbar an des Königs Majestät oder Allerhöchstdessen Behörden zu verwei;en seien, so können Pe titionen aus der Provinz nur dann angenommen werden, wenn sie von ei- nem der Abgeordneten in eigenem Namen eingereicht werden.“ Die Kom- mission hatte folgende Fassung vorgeschlagen: „Da nach §. 49 des Gesetzes vom 27. März 1824 individuelle Bitten und Beschwerden gleich an die betreffenden Behörden oder an des Königs Majestät unmittelbar zu verweisen sind und nah §, 52 die einzelnen Stände ihren Abgeordneten keine bindenden Jnstructionen, sondern nur Aufträge ertheilen können, Bitten und Beschwerden anzubringen; da ferner nah §. 51 desselben Gesezes die Stände weder mit den Ständen auderer Provinzen, noch mit den Kommunen und Kreisständen ihrer Provinz in Ver- bindung stehen sollen: so können Vitten und Beschwerden von den einzelnen Abgeordneten nur unter eigenen Namen eingereicht werden. Kraft ihres Mandats, als Vertreter der Provinz, muß es ihrer Beurthei lung lediglih überlassen bleiben, ob sie an sie gelangende Gesuche und An träge zu dem Vortrage bei dem Landtage geeignet erachten. Js dies der Fall, so haben sie ten Antrag als den ihrigen zu vertreten, und bedarf es dabei der Bezugnahme auf eine Justructien oder ein spezielles Mandat niht. Bitten und Beschwerden, welche aus der Provinz unmittelbar bei dem Landtage eingereicht werden, bleiben daher unberücksichtigt, wenn nicht ein Abgeordneter sie zu den seinigen machen will. Anträge, welche von dem Landtage zur Befürwortung bei des Königs Majestät zwar nicht gecig- net befunden, aber do der Berücksichtigung werth gehalten werden, können nah dem Allerhöchsten Landtags - Abschied vom 7. November 1841 dem Antragsteller mit der ausdrüclichen Weisung zurückgegeben werden, dieselben an den Herrn Landtags-Kommissar zu weiterer Veranlassung zu befördern,“

Ein Abg. der Landgemeinden: Der §, 2 sei zu streichen, um der Pro- vinz das Petitionsrecht, ihr einziges, durch die landständischen Jnstitutionen erworbenes Recht, nicht zu {mälern. /

Ein Abgeordneter der Nitterschaft : Die bisherige Diskussion zeige, wie viele Zeit zur Verständigung über die Geschäfts -Ordnung erforderlich sein werde, und selbst dann bleibe noch zweifelhaft, ob man das Richtige finden werde, weil der Versammlung nur ihre eigene Erfahrung beiwohnez daher

mache er im Juteresse der Sache und der Zeit - Ersparung decn Vorschlag, |

daß es Sr. Durchlaucht und der Versammlung genehm sein möge, aus jedem Stande cin Mitglied zu erwählen, welches mit Sr. Durchlaucht un ter dessen Vorsiz die Geschästs - Ordnung für den nächsten Landtag fesizu- stellen habe, und zwar unter Benußung des jeßigen Entwurfes und der Geschäfts-Orduungen der übrigen Provinzial-Landtage. Würden sich dann auf dem nächsten Landtage noch Mängel herausstellen, so könnte denselben in der gleichen Weise abgeholfen werden; anf diesem Wege werde der rhei- nische Landtag, wie England zu sciner Constitution, vor und nach durch die Erfahrung zu einer tüchtigen Geschäfts-Orduung gelangen.

Ein Abgeordneter der Städte stimmt dieser Ansicht bei; auch in der Provinz Preußen sei so verfahren worden, daß man fast für jeden Landtag eine neue Geschäfts-Ordnung entworfen habe.

Der Herr Landtags - Marschall: Dies scheine ihm kein günstiges Bei- spiel, und dessen Nachabmung mit erheblichen Schwierigkeiten verknüpft. Es sei hier nur die Absicht, die bisherigen Erfahrungen der rheinischen Landtage zusammen zu stellen. Eine aus vier Mitgliedern bestehende Kom- mission werde nur schriftlih sich benebmen können.

Ein Abgeo1dneter der Landgemeinden: Er sehe nicht ein, daß durch diesen Vorschlag die Sache gefördert werde, Gegen das Werk, welches eine solhe Kommission produzire, werden sich auf dem nächsten Landtage ohne Zweifel wiederum bedeutende Einwendungen erheben, so daß man sich alsdann in der nämlichen Lage befinde, wie in diesem Augenblicke u. st. w. Er wünsche, daß die jeßige Berathung fortgeseßt werde, wenn ein Nesultat erreicht sei, so möge allenfalls ciner Kommission die schließliche Redaction übertragen werden,

Ein Abgeordneter der Städte tritt dem vorigen Nedner bei; das Gut- achten von drei Mitgliedern liege der Versammlung bereits vor, und die Disfussion werde voraussichtlich nur einige wenige Paragraphen umfassen.

Der Herr Landtags - Marschall: Er würde dem Vorschlage des Mit- gliedes aus dem Ritterstande beistimmen, wenn es sih erreichen oder fest- stellen ließe, daß die von der Kommission entworfene Geschäfts - Ordnung auf den folgenden Landtagen überhaupt keinen Widerspruch mehr zu erleiden habe. Hierauf bemerkt dieses Mitglied der Ritterschaft: Ob ein Wider- spruch zu erheben sein werde, könne sich erst aus der Erfahrung des künfti- gen Landtags ergeben; auf jeden Fall aber werde der Entwurf (nach scinem Vorschlage) besser vorbercitet und mit größerer Muße deliberirt werden kön- nen. Es sei dasselbe Verfahren , wie es hinsichtlich der Königlichen Propo- sitionen in den Ausschüssen beobachtet worden,

Die Diskussion wendet sich zu dem §, 2 zurück, von welchem mehrsei- tig behauptet wird, daß er das Petitionsrecht beschränke, im Widerspruche mit dem Geseße und mit der Praris anderer Landtage, wo alle Petitionen zum Vortrage kommen, sobald cin Mitglied auf deren Verlesung anträgt.

Der Herr Landtags-Maschall: Aus dem §. 52 des Geseßes vom 27. März 1824 gehe hervor, daß ein jeder, welcher Bitten und Beschwerden anzubringen habe, sich an einen Abgeordneten wenden müsse, indem es mir den Mitgliedern zustehe, Anträge an den Landtag zu richten; hierin liege gerade der Unterschied zwischen Petitionen 1nd Anträgen. Ein Abge- oidneter der Städte äußert sich dahin: Dem Vorscvlage, den §. 2 der Ge- schäfts-Ordnung zu streichen, trete er bei; der Paragravh enthalte theils eine überflüssige Wiederholung des §. 49 des Gesetzes, theils einen Zusaß, der auf eine unglückliche Weise das Gefeß unrichtig interpretire,. Daß Pe-

Uilionen aus der Provinz nur dann anzunehmen seien, wenn sie von einem Abgeordneten im eigenen Namen eingereicht werden, stehe nirgendwo im Gesetze z im §. 52 sei nur gesagt, daß den Abgeordneten keine bindenden Justructionen cr- Een sollen, daß es aber den Ständen frei stehe, sie mit der Anbringung crlébeati ae COwitden zu beauftragen. Hieraus folge das Recht der Kom- dessen eberdiua eputirten auch solche Aufträge zu ertheilen, deren Jnhalt mit mung, daß ai Vititiote übereinstimme, und sonach enthalte die Bestim- zuréi en w) zind mnt n einem Abgeordneten im eigenen Namen ein-

Éin Abgeordneter d ge Beschränkung des §. 52 des Geseßes.

; =, O Xandgemeinden; Nach dem angeführten §. 52 sei es den einzelnen Ständen unbe .“ j t

¿ nommen, Anträge an den Landtag direkt ein-

zuschicken. Auch auf anderen Laud j

; Landtagen werde es so gehalten, wie z. B. auf dem preußischen, nach desen G häfta- / / 4 / U Deschäfts-Ordnung (§. 18) jede an den Ee E ufa verlesen werden müsse, sobald ein Mitglied dar- gegen ans Geschz aeb ais beate E gebräuchlich sei , könne nicht

: : ) 0 wiederhole ex seinen Antrag, die im

vorliegenden Paragraph der Geschäfts-Ordnun L ; j ung enthaltene Beschränkung des

Geseßes nicht länger bestehen zu la}en. Ei g

Ï ; e : Ein Abgeordneter desselben Standes: es scheine ihm zwischen den Bestimm i i j ut ungen der Geschäfts-Ordnun für den preußischen Provinzial-Landtag und des vorliegenden Y 3 fFcin wcsentlicher Unterschied obzuwalten. Wenn dort Petitiónte N Nen verlesen werden, wenn cin Mitglicd darauf antrage, \o sei es tlar, daß Ale

übrizen etwa eingegangenen Petitionen unberücksichtigt bleiben, liegende Paragraph weiche hiervon nur im Ausdrucke ab, indem l B geführte Folge ausdrücklich ausspreche.

__ Ein Abgeordneter der Städte: Der Unterschied sei der, daß nah g. 2 ein Abgeordneter die Petition zu der seinigen machen müsse, während er nach §. 52 des Gesches nur se anzunehmen habe. Wenn der §. 52 einen Abgeordneten pp, die ihm mitgetheilten Bitien und Beschwerden vor- zubringen, so entbinde ihn der §. 2 von dieser Verpflichtung, indem erx ihn zwinge, sie zu den seinigen zu machen,

Der Herr Landtags-Marschall: Durch §. 52 sei den cinzelnen Stän- den untersagt, ihren Abgeordneten bindende Justructionen zu ertheilen, Wenn nun unter einer solchen bindenden Jnstruction zunächst zwar die Vor- schrift zu verstehen sei: Du sollst dih bei dieser oder jener Frage in dieser oder jener Weise benehmen, so falle es doch unleugbar unter denselben Begriff, wenn einem Äbgeordneten sollte aufgegeben werden können, auch gegen seine Ueberzeugung eine Sache bei dem Landtage vorzubringen. p

Ein Abgeordneter der Ritterschaft: Nach §. 51 des (Gesetzes sollen die Stände mit den Kommunen und Kreisständen ihrer Provinz in keiner Ver- bindung stehen. Dic Abgeordneten dürfen von ihren Kommittenten Auf- träge annehmen, lönnen aber nicht zu dieser Annahme verpflichtet sein, weil nah §. 52 die Ertheilung einer bindenden Junstruction unstatthaft sei. Die Beibehaltung des vorliegenden Paragraphen der Geschäfts-Ordnung sei praktish ohne allen Nachtheil, indem, so oft eine Petition durch ein wahr- haftes Bedürfniß hervorgerufen sei, auch ärgend ein Mitglied der Versamm- lung davon Kenntuiß haben und sie zu der seinigen machen werde. Der §. 2 führe zu einer Vereinfachung des Geschäftsganges, ohne das Petitions recht zu beschränken.

Ein Abg. der Städte: Die Paragraphe 51 und 52 des Gefeßes ste- hen in genauem Zusammenhange. Als blos berathende Versammlung sol- len die Provinzialstände in keiner Verbindung nach außen stehen, und ihnen nicht vorgeschricben werden, in welcher Weise sie votiren sollen, Wenn aber cin Abg. cinen jeden Auftrag ablehnen dürfe, so habe der Nachsatz des §. 22 gar feinen Sinn mehr. Der vorleßte Redner erwiedert: Der Unterschicd zwischen Junstruction und Auftrag bestehe darin, daß man der ersteren folgen müsse, dem letzteren nicht. Ein Abg. der Städte: Dem Abg. bleibe die Befugniß, in seinem eigenen Sinne der Absicht eines Man- danten nachzukommen, nicht aber den ertheilten Auftrag völlig abzulehnen.

Ein Abg. der Landgemcinden bemerkt: Aus der Diskussion gehe her- vor, daß tas Gesetz verschieden verstanden werde, Nach der einen Mei- nung sei ein Abg. gehalten, alle ihm aufgetragenen Bitten und Beschwerden ohne Unterschicd beim Landtage vorzubringen, uach der anderen aber nur

dann, wenn das Publikum mit seiner Ueberzeugung übereinstimme. Bei der |

Befolgung der erstercn Ansicht werde der Landtag, ohne allen Vortheil mit der Vorlesung ciner Menge von Petitionen belästigt werden, zu deren Ver tretung sich Niemand hergeben wolle, während die leßtere Ansicht eine Bürg- chaft dafür gewähre, daß nicht zu Vieles und Unnützes vorgebracht werde. Auch entspreche diese leztere Ansicht mehr dem Charakter der Deputirten und eines Provinzial-Landtages. Die Vorschrift der Geschäfts-Orduung für die Provinz Preußen enthalte im Wesentlichen dasselbe; jedoch sei der vorlie- gende Paragraph besser gefaßt. Da aber cinmal ein Zweifel über das Ver- ständniß des Gesetzes angeregt sei, so müsse auch cine Entscheidung über densclben erfolgen. ;

Der Herr Landtags - Marschall: Wenn nur zwischen der Vorschrift, daß jeder Antrag verlesen werden müsse, sobald ein Mitglied darauf an- trage, und zwischen der Ansicht, daß alle Petitionen, auch wenn ste der per- sönlichen Ueberzeugung des mit der Einreichung beauftragten Abgeordneten zuwiderlaufen, vorzutragen seien, zu wählen bleibe, so halte er die erste Be stimmung für offenbar beser.

Ein Abgeordneter der Stadte: der Provinz, welches nicht von der L 4 L : gemacht werden dürfe. Ein Abgeo:dueter desselben Standes: An und für sich sei eine jede Petition eigentlich der Untersuchung werth, das ein- fachste Auskunftsmittel sei die Bildung eines Petitions - Comité s, - Ein Abgeordnetcr der Städte: So lange das Gescg nicht einer Nevision unter- worfen sci, bleibe tie klare Vorschrift des §. 52 bestehen, wonach jeder Deputirte, welchen seine Kommittenten cine Petition übergeben haben , die selbe vorbringen müsse. F x ; A

Ein Abgeordneter der Nitterschaft: Ein Auftrag enthalte nichts Ver- vflichtendes+ im Gegensatze zu einer bindenden Justruction bleibe dem Mandatar die Freiheit, den Auftrag auszurichten oder uicht, Das Petitions- Recht werde nicht beschränkt, wenn nur die von einem Deputirten gestellten Anträge dem Ausschusse zur Bearbeitung zugewiesen werden, denn eine Petition sei gewiß ohne Grund, wenn sie unter 80 Mitgliedern keinen Protektor finde. o s /

Ein Abgeordneter der Städte: Vorausgescßt, daß die Jnterpretation des vorigen Redners richtig wäre, #0 bleibe doch immer der Einwand be stehen, daß durch den §. 2, die Ausführung des Auftrags unmöglich ge macht, mithin das dur §. 62, ertheilte Neht des Auftraggebers aufge- hoben werde.

Ein Abgeordneter des Nitterstandes: Wenn man alle Anträge verlesen wolle, so werde ein 1ngceheurer Zeitverluns entstehen und doch nichts erreicht werden, indem eine Petition , deren sich unter 80 Mitgliedern noch nicht Eins angenommen habe, gewiß nicht die vorgeschriebene Unterstüßung von drei Mitgliedern finden werde. Das vorgeschlagene Petitions-Comité existire schon und bestehe aus sämmtlichen Mitgliedern des Landtags, deren Ansicht dadurch sich ausspreche, daß Niemand sich der Petition angenommen habe.

Der Herr Landtags-Marschall stellt die Frage zur Abstimmung: „Ist die Versammlung der Meinung, daß die von der Kommission vorgeschlagene Fassung anzunehmen sei?“ welche von 17 Stimmen bejaht, von 42 ver- neint wird,

Das Petitionsrecht sci ein Necht Killkür der Abgeordneten abhängig

(Schluß folgt.) S I

Brandenburg, 12. Aug. (Spen, Z.) Die Jubelfeier des tausendjährigen Bestehens ODeutschlauds ist in der alten Chur und Hauptstadt Brandenburg in ungewöhnlich solenner Weise began= gen worden. Nachdem am 5. und 6. August auf Allerhöchsten Befehl in den Schulen und Kirchen des merkwürdigen Tages festlich gedacht war, veranstaltete die hiesige Liedertafel am Vorabeud des ecestes, Donnerstag den 10. August, eine Volksfcier ganz eigner Art. Sie hatte nämlich den Beschluß gefaßt, den unsere Stadt beherr- schenden, in historischer Beziehung höchst merkwürdigen, Ma- rienberg zum Schauplaß eines Fackelzuges und ihrer Festgesänge zu machen. Abends & Uhr versammelten sich sämmtliche Mitglieder der Liedertafel am Fuße des Marienberges, beim Anfang des sogenannten Poetensteiges, und zogen unter Vor- tritt der Tambours und der Musik des 24sten Jufanterie-Regiments, paarweise in einer langen Fackelreihe den Berg hinau. So wie der Zug oben angekommen war, wurde von den ¿Fackelträgern ein Kreis geschlossen, und es begaun der Festgesang mit Anstimmung des Arndt-= schen Liedes: „Was ist des Deutschen Vaterland 2c,““, worauf der Dircftor der Liedertafel, in kurzen Worten die Bedeutung des Festes hervorhebend, dem deutschen Vaterlande ein Hoch ausbrachte, in das unter Kanouenschlägen und bei bengalischer Beleuchtung die versam- melte Menge jubelud einstimmte, die in dichtem Gedränge, wohl gegen 10,000 Köpfe stark, den ganzen Berg bedeckdte. Sodann folgte Spontini’'s Borussia‘ und auf dieses ein freudiges Hoch Sr. Majestät dem Könige. Nach Absingung eines Liedes von Fr. Schneider : Herz voll Muth 2c., folgte ein drittes Hoch auf „Unser altehrwürdiges Brandenburg, das ebenfalls auf eine fast tau- seudjährige Vergangenheit zurückblickt,/ Dann wurde das schöne Zägerlied von Mendelssohn-Bartholdy mit Hörner=Begleitung gesun- gen, und das Ganze {loß mit dem Chorale: „Nun danket Alle Gott.“ Die Liedertafel trat sodann unter klingendem Spiel ihren Rückzug in die Stadt an, und eiu allgemeines, srohcs Zusammensein schloß den Abend.

Köln, 13. Aug. Das heute ausgegebene D omblatt enthält folgenden Aufruf :

Ein Jahr und mehr is vorübergegangen, seit der unterzeichnele Vor- stand im Namen der großen Jdeen, welche der Dom zu Köln in sich be- \chließt, an alle die, für welche diese Jdeen cine Bedeutung haben, sich mit der Bitte gewendet hat, mitzuhelfen an der Vollendung dieses Gottesha!- ses, der bewundernswürdigsten Schöpfung des Menschengeistes.

Wir durften hoffen, daß auch das schwache Wort, für eine solche Sache gesprochen, nicht ungehört verhallen werde, und wir sind hoch ei freut, Ln zu tönnen, daß diese Hoffnung nicht getäuscht worden ist. Der Edel- gesinnten viele sind dem Beispiele gefolgt, mit welchem zwei mächtige Kö-

nahe und sern in der Förderung des Unternehmens gewetteifertz eines der

bedeutungsvollsten Feste aber, welches jemals in den Ringmauern unserer Stadt gefeiert worden, hat den zu diesem Zwecke geschlossenen Bund besie- gelt und ihm die Weihe der Religion und der Vaterlandsliebe ertheilt.

__ Die bisherigen Ergebnisse liegen vor Aller Augen;z sie thun dar, daß ein bedeutender Schritt zu dem großen Ziele hin geschchen is, ein Schritt, welcher als der erste zugleich auch der shwerste genannt werden darf. Durch die Huld unseres hochverehrten Königs, wie durch die Bereitwilligkeit aller derer, welche zufolge ihrer Stellung Beihülfe zu leisten vermochten, sind die mannigfachen Hindernisse glücklich beseitigt, die aus der Natur eines so groß- artigen und weitaussehenden Unternehmens hervorgingenz die Bahn is ge- ebnet, auf welcher dasselbe sich fortbewegen soll, und neben den Trümmern der Einschließungen, die bis dahin, gleichwie ein Verband, die offenen Wun- den des Riesenbaiues umgeben hatten, sehen wir auf allen Seiten bereits die reichsten Bildungen aufwachsen und zur Vereinigung mit dem großen Ganzen hinstreben, welches so von Woche zu Woche sih harmonischer ge- staltet und der Herrlichkeit des Urbildes näher kommt. L

So erfreulih aber au das bis heran Geleistete immer sein mag, o bleibt doch unendlih mehr noch zu thun übrigz es gilt die schwierigste und umfassendste Aufgabe, die vielleicht jemals im Gebiete der Kunst is gesetzt worden ; nur der entschicdenste Wille und die beharrlichste Ausdauer werden dieselbe zu lösen vermögen. i :

Die Schwierigkeit des Unternehmens muß jedoch, weit entfernt, uns von demselben zurückzuscheuchen, vielmehr cin Sporn zu erhöheier Thätigleit sein. Gewiß wäre es schon betrübend genug gewesen, wenn die lebende (Generation mit derse!ben Theilnahmlosigkeit an dem halbvollendeten Dome vorübergegangen wäre, mit welcher die leßten drei Jahrhunderte ihn seinem Schicksale überlassen hatten, eine unauslöschliche Schmach aber würde es für uns sein, wenn wir jeßt von dem wieder Begonnenen die Hand zurückziehen und das heilige Vermächtniß unserer Vorfahren eincm doppel- ten Verderben preisgeben könnten, jeßt, nachdem die Vollendung feierlich angelobi worden, nachdem die Nothhüllen gebrochen und die gottgeweihten Hallen auf allen Seiten dem Angriffe der Elemente blosgestellt sind!

An alle dicjenigen, in deren Seclen das Heilige und Erhabene eine

insbesondere jedoch an die Deutschen aller Stämme, er- geht daher wiederholt unser Ruf an die, so bereits helfend die Hand geboten, auch fernerhin als trene Genossen mit uns ausharren zu wollen ; an diejenigen aber, welche bis heran noch gezögert haben, daß auch sie mit Henz und Hand an dem Werke sich betheiligen mögen, welches ein Ehren-

Denfmal unscrer Zeit zu werden bestimmt ift, So wic das Stocken des Dombaues die Periode der Zersplitterung

Stätte gesunden,

und Ermattung Deutschlands bezeichnet, so soll auch das Wachsen und

R,

Ausfstreben des hehren Denkmals weithin es verkünden, daß das Vaterland immer glänzender und immer reicher an geistigen und materiellen Mitteln aus den Fluthen der Zeit wieder auftaucht.

Die Theilnalme, welche die Dombausache im verflossenen Jahre, clbst in den Hütten der Armuth, gefunden hat, wird auch dermalen sich nirgend ver- leugnen z insbesondere aber werden Kölns Bürger den Beweis liefern, daß jene heilige Sache tiefe Wurzeln in ihren Herzen geschlagen hat, daß sie fest entschlossen sind, den großen Gedanken der Väter mit der Hülfe des All- mächtigen zur raschen, kräftigen That erwachsen zu lassen.

Im Vertrauen auf Gott und die siegende Macht des Wahren und Schönen lasset uns denn treu verharren bei dem wieder begonnenen Werke, und möge Jeder nah Kräften zur Verwirklichung des hochherzigen Wun- sches beitragen, welchen der Königliche Schußherr gegen uns ausgesprochen : „daß die ¿Flamme der Begeisterung weit und breit in den Gauen des deut- schen Vaterlandes nicht zu voröbergehendem Auflodern angefacht, sondern dauernd genährt weide, damit das erhabene Werk ge®eihe und sich voll- ende, einer großen Vorzeit würdig, der Gegenwart zum Ruhme und der Nachwelt zum bleibenden Vorbilde deutschen Kunstsinnes, deutscher Frömmig- keit, Eintracht und Thaikraft !“

Köln, den 10, August 1843,

Der Vorstand des Central-Dombau-Vereins,

Nusland. Deutsche Bundesstaaten.

Bayern. Brückenau, 9. Aug. (A. Z.) Se. Majestät der König sind, troß der üblen Witterung und ungeachtet der vielen Arbeit, welcher sich Allerhöchstdieselben zu widmen geruhen, fortwährend zu unserer hohen Freude bei bestem Befinden und werden am 12ten d. M. von hier nah Aschaffenburg zurückkehren. Am 27. Juli wa- ren Se. Kaiserl. Hoheit der Großfürst Michael bei Sr. Königl. Ma- jestät dahier zum Besuche, weichen der Köuig am 30sten v. M. zu Kissingen erwiederte. Am 1. August befanden sich Jhre Kaiserl. Ho- heit die Frau Großfürstin Heleng mit drei Prinzessinnen Töchtern bei Sr. Majestät dem König in Bad Brückenau und übernachteten da= selbst im Schlößchen. Am nämlichen Abend brachten die Bewohner von Brückenau, zur Feier Sr. Majestät 25jährigen Besuches Brücke- nau's, dem König einen Fackelzug mit Gesang und herzlichem Lebe= wohl dar.

Sachsen-Weimar. Jena, 10. Aug. (L. Z.) Heute früh halb 4 Uhr is der Großherzoglich sächsische Geheime Hofrath Dr. Ja= fob Friedrich Fries, ordentlicher Professor der Philosophie, Mathema= tif und Póysik an der Universität, Ritter des Herzoglich sachsen= ernestinischen Haus - Ordens, in seinem bald vollendeten 70sten Jahre sanft verschieden, und zwar an den Folgen eines Schlages, der ihn am 1, Januar d. J. getroffen, und welcher sich im Februar d, J. erneuert hatte. Nur in der jüngsten Zeit wurde er durch Kränklich feit an seiner für die Akademie bewährten nüßlichen Thätigkeit ver= hindert, daher seitdem der ordentliche Honorar-Professor der Philoso- phie, Dr. Suckow, die physikalishen Vorlesungen und zwar mit Bei= fall gehalten hat.

Russland und Polen.

St. Vetersburg, 10. Aug. Am ten is Jhre Kaiserl. Hoheit die Großfürstin Maria Nikolajewna, Gemahlin Sr. Kaiserl. Hoheit des Herzogs von Leuchtenberg, von einem Sohne glückli ent- bunden worden, der in der Taufe den Namen Nikolaus erhielt.

Ein vou demselben Tage datirter Kaiserlicher Ukas verleiht dem nengebornen Großfürsten den Titel „Kaiserliche Hoheit.“ L

Heut früh is Se. Durchlaucht der regierende Herzog von Nassau in Begleitung seines Bruders, des Prinzen Morib Durchlaucht, am Bord des Dampfschiffes „Nikolaus 1.“ in Kronstadt angekommen.

Frankre icch. {1, Aug. Am 9ten früh Morgens begab sich der Prinz von Joinville von dem Schlosse Eu nach a A um die Prinzen von Sachsen - Koburg - Gotha und die Prinzessin Rene zu empfangen, die auf dem Dampfboote Napoleon von England herüberkfamen. Die Königin und die Prinzen und Prinzessinnen, die sich zum Empfange ihrer Gäste ebenfalls nah Treport begaben, wur= den daselbst mit lauten Zeichen der Theilnahme einpfangen. EA

Der Herzog und die Herzogin von Nemours sind auf Jhrer Reise in Mans eingetroffen. Großes Aussehen erregte die Anrede, welhe der Maire jenes Ortes im radikalen Sinne an den Prinzen richtete. Der Prinz antwortete mit würdevollem Anstande und er= hielt von der zahlreihen Umgebung enthusiastischen Beifall. Der Sec - Präfelt von Brest hat den Befehl erhalten, die Fre= gatte „la belle poule ‘“ in möglichst kurzer Zeit ausbessern und zu einer weiten Reise neu ausrüsten zu lassen. M

Frankreich hat in diesem Augenblicke 9 Marschälle und zwar: der Herzog von Dalmatien, ernannt 1804, der Herzog von Reggio, ernannt 1809, der Graf Molitor, ernannt 1823, der Graf Gerard,

Paris,

a ‘ongraonaÓ waren z Priester und Laien, Arme und Reiche haben .

ernannt 4830, der Marquis von Grouchy, vom Kaiser ernannt 1815,

und von Ludwig Philipp 1832 in dieser hohen Würde bestätigt, der Graf Valée, ernaunt 1837, der Graf Sebastiani, ernannt 1840, der Graf Drouet d'Erlon, ernaunt 1842 und der General Bugeaud, er- nannt durch Königliche Ordonnanz vom 31, Juli d. J.

___ckx Paris, 11. Aug. So sehr man auch in Afrika den Wunsch hegt, daß der Herzog von Aumale eines Tags zum General- Gouverneur der dortigen französishen Besißungen berufen werden möge, so wird doch das längere Verbleiben des General-Gouverneurs Marschall Bugeaud daselbst noch allgemein gewünscht. Marschall Bu geaud war nicht blos der geschickteste und glücklichste General und Heer- sührer, den Frankrei bis jeßt dort gehabt hat, er hat au als Ver- walter große Umsicht und Thätigkeit entwickelt; ihn jeßt {ou ab- berufen, bevor er das von ihm begonnene Werk vollendet hat, könnte Alles, was bisher Erspriesliches von ihm geleistet wurde, wieder ver- derben. Jn der That wollen auch Privatbriefe aus Algier wissen, daß er noch nicht sobald vou dort abgehen werde, obgleich auch sie des Gerüchtes erwähnen, daß ein Civil-Gouverneur dahin geschickt werden solle, während der Herzogvon Aumale das Ober-Kommando der Truppen erhielte. Seit= dem man zu Algier die eben so umsichtigen als shüßenden Anord= nungen des Kriegs-Ministers in Betreff der Konzessionen für die durch den Obersten Marengo begründeten Dörfer kennt, is der Zudrang der Ansiedler, welhe sich gegen den bestimmten Preis an den noch verfügbaren Antheilen betheiligen wollen, so groß, daß man gar nicht im Stande ist, allen Gesuchen darum zu entsprechen, und daß der General = Gouverneur sihch also in die Nothwendigkeit versctt sehen wird, eine Auswahl zu treffen, da die Zahl der verfügbaren Häuser bei weitem hinter der Anzahl der eingereichten Gesuche um deren Er werbung zurücksteht. Bei dieser günstigen Gestaltung der Dinge wird also die Regierung sich veranlaßt schen, in ihrem eigenen Interesse wie in dem der Konsolidirung und des Fortschrittes und ohne die daraus erwachsenden neuen Kosten zu \{heuen, noch an anderen dazu geeigneten Orten neue Häuserbauten zur Aufnahme der sich anmeldenden Ausiedler vorzunehmen. Diese Kosten werden einer seits reichlich sich lohnen durch die Vortheile, welche daraus sih erge ben, und andererseits wird es dem Schaße auch nicht {wer fallen, fie aufzubringen. Er besißt außerdem in dem Ertrage der bereits vollendeten Aerndten Mittel genug, den Ausiedlern auf die für beide Theile vortheilhafteste Weise Vorschüsse zu machen, um das nöthige Vieh zur Bestellung der Felder sich anschaffen zu können. Unter diesen Umständen wird der seit einiger Zeit {on sehr beträcht= liche Zug der Auswanderer aus Clsaß, Lothringen und der Schweiz, die sich nach Afrika wenden, noch einen erößeren Aufschwung nehmen,

Man i hier noch immer in Besorgniß über die Gestaltung der Dinge in Spanien, da der Regeut Espartero, obgleich er sich auf ein englisches Kriegsschiff flüchtete, nicht förmlich abgedanft hat, und seine Abseßung rechtlich genommen, nur vou den Cortes ausgesprochen werden fann, durch welche er auch ernannt worden ist. Da diese aber erst in zwei Monaten zusammenkommen , so bleibt bis dahin wohl Alles in der Schwebe, und ein Repräsentant der ueuen madrider Regierung kann vor definitiver Regelung dieses Punktes hier nicht offiziell anerkannt werden, Der bisherige spanische Geschäftsträger, Ritter Hernandez, ift seit mehreren Wochen ohne alle Mittheilungen von Espartero, betrachtet sich aber vorläufig noch immer für verbun- den, auf seinem Posten zu bleiben, obgleich der offizielle Verkehr zwi= schen ihm und dem Minister des Auswärtigen unterbrochen ist, Daß Ritter Hernandez von der neuen Regierung auf seinem Posten be- lassen werde, is schwerlich anzunehmen, noch weniger, daß er unter derselben ihn fortbekleiden möchte. i S

Grossbritanien und Irland.

V OLLHaUs, Slpu ng vom 10, August. Lord Broug- ham rachte eine Bill ein, deren Zweck die Beseitigung der Ruhe- störungen in Zrland sein soll, Der edle Lord rühmte si, im Jahre 1833 in jener damaligen Eigenschaft als Lord- Kanzler den Repeal- Bewegungen jener Zeit durch seine Anwendung der Gesebe ein Ende gemacht zu habenz die gegenwärtige soll das gleiche Resultat aeben den näheren Juhalt der Bill gab der Lord uicht anz dod) erflárte er, daß er dieselbe aus eigenem Antriebe, nicht auf Veranlassung der Minister cinbringe. Lord Campbell lündigte soglei seine Oppo= sition an, weil die Bill das constitutionelle Necht“ des Unterthanen verleben müßte, Die weiteren Verhandlungen des Hauses sind ohne Bedeutung. Die irländische Waffen-Bill wurde deu Lords vorgelegt und zum erstenmal verlesen. 09

Unterhaus. Sibung vom 9, August. Die irländischen Angelegenheiten waren wiederum fast aussc{ließlich der Gegenstand der heutigen Verhandlungen des Hauses. Lord Northland stellte zuerst die Frage, ob das Geseb, welches die öffentlihen Aufzüge der Vrangisten in Jrlaud verbietet, aufgehoben oder auf alle Parteien ausgedehnt werden sollte, worauf Sir Robert Peel fast dieselbe Antwort gab, welche der Herzog von Wellington auf den Antrag des Lord Roden gestern im Oberhause ertheilte, indeß unter gleicher Be- lobung des loyalen Verhaltens der irläudishen Protestanten, diesen die Aussicht noch eröffnete, daß vielleicht in der nächsten Session das betreffende Geseß aufgehoben werden könnte, Die Dauer dieses Ge- seßes erstreckt sich auch nur noch bis auf das nächste Jahr.

Eine längere Debatte entspann sih über den Antrag des Herrn Sharman Crawford zur zweiten Lesung seiner Bill „über die Verbesserung des Geseßes hinsichtlich der Pachtverhältnisse in Jrland,“ welhe dem Pächter sein auf Ameliorationen der Güter verwandtes Capital sichern soll. Jndeß drängte der Antragsteller nicht mit der zweiten Lesung dieser Vill, wenn die Regierung den Gegeustand noch in reiflihere Erwägung ziehen und sich verpflichten wolle, in der nächsten Session eine dahin bezügliche Maßregel vorzuschlagen.

Sir Nobert Peel versprach nur das Erstere; er wollte auch jeßt über die überaus wichtige Maßregel sich noch nicht aussprechen, indem er erklärte, daß die Ausführung des Prinzips der Bill eine zu große Abweichung des irländischen Gesebes vor dem englischen in si schließe, als daß er sogleich einer solchen Aenderung seine Zustimmung geben könnte, Uebrigens wäre eine genaue Untersuchung der engli= schen und irländischen Gesetze hinsichtlich der Beziehungen des Guts- herrn zum Pächter bereits angeordnet, die Regierung widme dem Gegenstande ihre größte Aufmerksamkeit, müsse aber allen eitlen Hoff= nungen entgegentreten und könne sih uicht anheischig machen, in der nächsten Session ein Geseß darüber vorzuschlagen,

A AON mehrere Redner selbst von der Opposition die Absichten feine B u L hatten, zog Herr Sharman Crawford Der dritte und zwar der Hauptgegenstand der heuti 3 handlung war der Antrag u britlen! Verlesutin vie Atndie Waffenbill, die trog der heftigsten Opposition von Seiten des „jungen Englands“, das heute durch zwei neue Mitglieder, die "Berts Baring Wall und Benjamin b'Jsraeli, “verstärkt wurde icd tros einer der besten Reden des Herrn Shiel dennoch mit 125 Stimmen gegen 59 angenommen wurde. Lord Clements, wel di sèr Bill von A in allenihren Stadien aufs hartnäcckiasts zue, Ger dieser

nsang an in allenihren Stadien aufs hartnäckigste opponirt hatte trug auch heute auf die Verwerfung derselben an. Herr Mi lans und Herr Ward unterstübten den Autrag, und die Debatte wurde

lebhaft und gewann an Juteresse als Herr D'Jsraeli, der an den

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früheren Verhandlungen über die Bill nicht Theil genommen hatte jeßt das Wort nahm, um, obgleich ein aufrichtiger Tory und einer der Hauyt-Opponenten des vorigen Ministeriums, gegen die jeßige Regierung zu sprechen. Der Redner ging wiederum guf das Prinzip der Bill zurück und tadelte die Politik der Minister, welche ihrer eigenen Partei entgegenhandeln und derselben das gegebene Wort nicht halte. „Nah einem Kampfe v%9on vielen Jahren“, sagte er, „gelangte Sir R. Peel in Folge der ungelösten irländischen Frage zur Regierung; deun was man immer auch über das Budget sagen mag, es is kein Zweifel, daß die irländishe Wähler-Registrirungs-FFrage allein das leßte Mi- uisterium erschüttert und gestürzt hat.“ Aber einmal im Amte ver= leugnete Sir R. Peel die Grundsäße, nah denen er in der Oppo- sition gehandelt hat, und (nah den Worten des Redners) „tündigte dem Hause und den: Lande an, daß er geirrt habe.“ Das möchte gut für Sir R. Peel sein, meinte Herr d’Js\ragel i uad er handelt, wenn er aufrichtig is, als ein weiser Staatsmann, daß er sein Unrecht bekennt ; aber er (der Redner) habe auch einen Charakter, und die Zeit wäre gekommen, da die unabhängigen Un terstüßer der Regierung dem Lande beweisen müßten, daß sie weder Narren, noch Kinder wären. Aber die Minister wären nicht allein mit threr Partei , soudern auh mit si selbst zerfallen, und es eut stehe daraus die unthätige, ungerechte Politik gegen Jrlaud. Der Herzog von Wellington riefe im Hause der Lords sein „No Popery‘“, und Sir Robert Peel gestehe, keine Unterschei- dung zwischen Protestanten und Papisten zu kennen; die gerechten Beschwerden Irlands blieben aber unerledigt. Nichts, glaube er, als eine genaue umsassende Untersuchung des ganzen sozialen Zustandes Jrlands und eine demgemäße Reform desselben kann den dur eine Jahrhunderte lange parteiüsche Verwaltung eingewurzelten Schand- fleck Englands in den Augen Europas vertilgen. Herr d' J \racli sprach unter dem besonderm Beifallsruf der jungen Toris als er die Zeit niht mehr für fern hielt, daß ihre Partei auf dem Grund saße der Gerechtigkeit gegen Jrland gebildet, bald zur Macht ge langen werde. : __ Nachdem Herr Charles Buller, Herr Smy9th e und end lich Herr Shiel, Lebterer in ziemlih langer und nachdrusvoller M Dia s des schon vielfach besprochenen Prinzips dei il, den allgemeinen Zustand Jrlands, die unthätige Politik der Minister und die Gefahren daraus für England wiederholt hatten sührte Sir Rvbert Peel, der heute überhaupt einen harten Stand hatte, die Diskussion wieder auf die vorliegende Waffen - Bill zu und erwies aus dem Zustande Jrlands die Nothwendigkeit einer Maßregel, welcher Herr Shiel selbst als Mitglied des vorigen Mini steriums jene Zustimmung gegeben habe. Die Reden der „jungen Engländer“ der Herren Smythe und d'Jsraeli kritisirte der Minister mit scharfem Humor und widerlegte daun hinsichtlih des allgemeinen aue anoes Jriands die Behauptung, daß er gleichgültig der dortigen Dewegung zusehe, und kein Bedacht nehme, thr entgegenzutreten; er erfenne vielmehr die Dinge in ihrer ganzen Besorgniß erregen den Gestalt, und sei eifrig bemüht, den gefährlichen Aeuße rungen der Bewegung zu begegnen. Er habe bisher Alles gethan was zu thun möglich gewesen, Nachdem er dann nochmals wieder holt, was alles seit der Emancipation der Katholiken für Irland geschehen sei, widersprach er zum Schlusse dem Gerüchte von Un= einigkeiten im Kabinet, und erklärte ausdrüdlich, daß jedes Mitglied desselben damit einverstanden sei, jedes andere Mittel zur Beruhigung des Landes zu versuchen als zur Gewalt zu schreiten. E __ Herr M. J. O'’Connell befürchtete dagegen, daß die Ruhe in Jrland ohne Maßregeln, welche den dortigen Zustand verbesserten, nicht hergestellt werden könnte, worauf die oben erwähnte Abstimmung über die Vill zu Gunsten der Minister erfolgte. :

Londou, 9. Aug. Ueber die jüngsten Ereignisse in Spanien

enthält die Times heute Folgendes : E Obgleich Espartero mit seiner Einschiffung an Bord des „Malabar““ seine offizielle Laufbahn beendet hat, so erfabren wir aus der kurzen De- pesche, worin der französischen Regierung dies Faktum berichtet wunde, doch nichts Näheres über sein fünftiges Verhalten, Man hat vermuthet, er verde nach Cuba zu gelangen suchen; aber wir sind eher der Meinung, daj er binnen kurzem în England sein wird. j ; 2 E Aufnahme, welche die öffent!'iche Meinung hier dem Ex-Regenten Spantens bietet, würde für ihn freundlicher sich gestaltet haben, wenn er nach einem rühmslicheren Kampfe gefallen wäre, oder wenigstens die Halh- insel verlassen hätte, ohne seine Sache durch irgend einen Aft tadelnswerther Gewaltthat befleckt zu haben. Jndeß wir wollen gegen einen gefallenen Menschen nicht zu hart sein, und freuen uns ausrichtig, daß er noch zu rechter Zeit auf dem Deck eines britischen Kriegs\chiffes Schutz gefunden hat, da auf dem Boden seines Vaterlandes kein Raum ihm gelassen war seinen Fuß darauf zu seßen, Wir werden wahrscheinli noch Manches erfahren müssen, was das unbegreifliche Verhalten Espartero?s seit seinem crsten Stillstande an den Ufern des Juear erklärt, indeß wird zur Beur- theilung der Laufbahn des Regenten die Beschließung derselben allein nicht zum Maf:stabe dienen. Man wird nicht vergessen, daß er in einem Lande und zu einer Zeit, da Anarchie unv Bestechung alle Nerven des Stagtes abgespannt hatten, eine geregeltere und gesundere Regierung wiederherstellte als sie Spanien seit Jahren gekannt hatte. Die einzigen Handlungen der Harte, deren ex gezeiht werden kann, nämlich die Execution Leon's und das Bombardement Barcelona's, waren Maßregeln der strengsten Gerechtigkeit durchaus nothwendig zur Erhaltung bffentticher Ordnung und zur Be“ schüßung der Person der Königin. Der Ausgang dieser letzten Revolu tion, und der Abgrund von Verderben, in welchen Spanicn jeßt gestürzt ist, eigen nur zu llar, daß die Vorbeugung einer solchen Katastrophe durch oblfeil erauf “nta oder die theilweise Zerstörung einer Stadt noch ; Cspartero geht von dem Schauplaßze seines bewegten wecchselvollen Lebens ohne erhabenen Nuhm, und in der That auch ohne einmal den Nuf, den er erlangt hatte, sih bewahrt zu haben; indeß er verläßt Spanien wenigstens so, wie er es regiert hat als ehrlicher Mann, Er wird nicht den Reichthum und die Schande eines geplünderten Hofes mit sich bringen; auch wird er nicht zum Werkzeuge der Feinde Spaniens sich hergeben ; aber seine Armuth und seine Nuhe sind das beste Unterpfand se‘ner Würde, und seiner künftigen Fähigkeit, Spanien zu dienen. : Ï Í

__ Wenn Espartero im Vergleich zu scinen Vorgängern uud Zeitgenossen glänzend dasteht, so wird man seinen Charakter um Vieles mehr noch achten wenn man ihn der Politik und den Handlungen derer gegenüberstellt welche ihn verdrängt haben, Schon die Vertagung der Zusammenberufung der Cortes bis zum 15, Oktober zeigt, daß fast drei Monate hindurch Spanien der Willkür einer provisorischen Negierung, in ten Händen von Kriegs- Abenteurern, überlassen werden soll, Wenn dieser Negierung und das Ministerium Lopez, das dic Verwaltung so gern wieder übernahm, die ge- ringste Achtung vor dem Volkswillen und den Freiheiten des Landes gehabt hätten, so würden sie augenblicklich die Cortes zusammenberufen haben nachdem sie die Auflösung derselben durch den Regenteu für nichtig er- klärt; sie hätten alsdann ihre politische Stellung dur den Beistand der Repräsentanten des Volls legitim zu machen gesucht. Wer kann sagen wie es in Spanien am 15. Oktober aussehen wird? Wird die jeßige Re- gierung noch am Nuder sein? Werden die Provinzial - Juntas, welche wenigstens noch die lokalen Bestrebungen des Volks repräsentiren ‘ibr An- schen auf ein Kabinet übertragen, das nicht einmal die Deputirten ‘der Nation berufen hat? Werden die Soldatenhäupter verbunden bleiben ? Werden die Truppen, die zu dieser Jnsurrection durch die absurdesten Ver- sprechungen verführt worden sind, ihre Treue den Männern erhalten, die ihnen weder Zahlung, noch Freiheit geben können? Jn solcher Krisis ist das einzige Mittcl, Geld zu erheben, Raub, der einzige Weg zur Autorität Gewalt, Die Gegenwart der Cortes konnte allein der Regierung Geseges- kraft geben und die Finanzen des Landes herstellen, Monate sind verflossen, ohne

daß irgend eine Steuer-Auflage votirt ist, und das für die Verwaltung gesam- melte Geld if natürlich unter den Kämpfen aller Parteien aufgegangen. Aber dennoch beabsichtigt die neue Regierung in Madrid, nicht allein ihr Parla- ment nicht zu berufen, sondern fie scheut sich sogar vit, ihre Hand gegen dic Munizipal-Justitutionen des Landes zu erheben und das Ayuntamiento der Hauptstadt unter Verleßung der geseglichen Formen bei den Volfstwoah- len aufzulösen. Das war ihre erste Maßregel; die zweite bestand in einem summarischen Verfahren gegen die Nichter des höchsten Gerichtshofes von Spanien, die ohne Weiteres entlassen sind. Solche Handlungen zeichnen die Minister aus, welche an der Spiße der öffentlichen Angelegenheiten stehen, die nicht unterstüßt werden durch ciue Cortes-Versammlung, sondern sür die näcbsten zwei Monate durch eine Armee.

Ein solcher Zustand der Dinge und solche Mißbräuche der Macht sind s böses Vmen für die künftige Wohlfahrt Spaniens; und, wir gesteh:n L E sind nicht im Stande, unter den in diesem unglücklichen Lande jezt A Elementen der Unordnung und des Verderbens eineu vernünfti- E En sur die Hoffnung herauszufinden, daß eine Regierung , welche “s auc) immer sein mag, jet für längere Zeit gebildet oder aufrecht erhal- en werden wird, als es der Zufall des Augenblis gestattet.

London, 11. Aug. Vorgestern gab Se. Majestät der König

| von Hannover im St, J 4 ; - Bi - annover im St. James-Palast eine große Assemblee, wozu die

Eunaungen, an 000 Personen des hohen Adels im Namen des Her= zogs ¿000 Cumberland ergangen waren. Es befanden sich Torys und Whigs unter den Geladenen. Der Herzog von Wellington war

nicht anwesend. rord Stuart de Rothesay, britischer Gesandter in St. Peters

B, wird, wie der ministerielle Standard versichert, im nächsten | Monat hier zurückerwartet und nicht wieder an seinen Posten zu=

rüdfehren, S panien.

F 2 9 R L u adrid, 3, Aug. Herr Madoz, Mitglied der aufgelösten

| Cortec ck 2 T , S | Cortes, welcher in Verbindung mit dem Obersten Ortega den Auf=

fand des Aran=Thales und der benachbarten Thäler bewirkte, is von dem Ministerium zum zweiten constitutionellen Alkalden von Madrid

j und Zzugleih zum Mitglied des höchsten Gerichtshofes ernannt worden. | 1 einem Schreiben an den Minister Lopez, welches von den hiesigen

Blättern mitgetheilt wird, lehnt er jedo die leßtere Ernennung ab,

| da er den Entschluß gefaßt habe, fein vom Staate besoldetes Amt

hosse, in dieser Stellung dem Lande eben \o viel, ja noch mehr Dienste leisten zu können, als wenn er die höchsten Aemter befleide. Uebri= gens, fügt er hinzu, liege seinem Verfahren durchaus keine Opposition gegen die provisorische Regierung zum Grundez denn, wenn er auch wohl die Einseßung einer Central - Junta gewünscht hätte, so scheine ihm doch die Einberufung der Cortes die souverainen Rechte der Nation hinreichend zu garantiren. Er räth sodann seinen politischen s p die provisorische Regierung aufrichtig und fräftig zu unter= stützen. /

anzunehmen; er wolle vielmehr Advokat bleiben, wie bisher, und er

X&& Paris, 11. Aug. Der Zustand von Barcelona ist geeig= net, die lebhaftesten Besorgnisse für die nächste Zukunft dieser Stadt einzuslößen, mit deren politischem Schicksale bekanntlich das Schicksal von ganz Spanien im engsten Zusammenhange steht, Spannung zwischen Barcelona und der neuen Regie1u1g in Madrid, Uneinigkeit unter den verschiedenen Behörden in der catalonischen Hauptstadt Willkür-Regiment der Junta, beständige Aufregung unter der Bevöl kerung, Auswanderung der wohlhabenden Einwohner, diese und ähu= liche Schwierigkeiten der augenblicklihen Lage Barcelona?s lassen mit ziemlicher Gewißheit eine baldige neue Krifis dieser Stadt voragus=

sehen. Auf die wiederholten Befehle der Regierung, die Schleifung

der Festungswerke von Barcelona einzustellen, hat die Junta dur eine Verdoppelung der auf dieses Unternehmen verwendeten Thätig= feit geantwortet, indem sie recht gut weiß, daß die Ausführbarkeit ihres Vorhabens durch die Schnelligkeit bedingt wird, mit der sie da= bei zu Werke geht. Da nun aber die Centralgewalt glücklicherweise in dem Schlosse Monjuich noch ein Mittel besibt, sich wenigstens augenblickli} Gehorsam in Barcelona zu verschaffen, so wird der Ab= tragung der Festungswerke vielleiht noch zur rechten Zeit Cinhalt geschehen. Allein in diesem Falle is es gewiß, daß die neue Regie= rung sih Barcelona zum unversöhnlichen Feinde machen wird der ihr eben so verderbli werden fann, zumal bei der jett vollständig ge- E Disziplin des spanischen Heeres, als er Espartero gewor= Die Junta von Barcelona wartet übrigens uicht ei Í Regierung sie für ihren Ungehorsam zur Rechenschaft ‘lee fe dert dieselbe jogar heraus, indem sie gegen eine ihrer wichtigsten Handlungen, nämlich gegen die Zusammenberufung der Cortes, eine förmliche Protestation einlegt und im troßigen Tone die Forderun erneuert, daß die Entscheidung der {webenden großen Staatsfra A einer P S 40 Nation überlassen werde. O Ble Zunta von Barcelona kaun bei einem Ver p uicht umhin, einen gewaltsamen Konflikt mit bi eten A zusehen, und man glaubt, daß die schon neulich erwähnte Bildung cines Bataillons von Freiwilligen zum Dienste im Junern der Pró- vinz Barcelona mit jener Voraussicht in einem gewissen Zusammen= hang steht. Der Brigadier Ametler soll zum Konimando dieses neuen Corps berufen sein. Der frühere Chef der barceloneser Truppen der Brigadier Vicente de Castro, is seit geraumer Zeit mit der Junta, deren Mitglied er ist, so gänzlich zerfallen, daß er an feiner ihrer Berathungen mehr Theil nimmt, und im Begriffe steht, die Stadt zu verlassen. Auch der Brigadier Moreno de las Peñas der von der Junta zum Gouverneur der Citadelle ernannt worden, hat seine Mißbilligung des Regiments derselben durch die Einreichun seiner Entlassung zu erkennen gegeben. Der politishe Chef Hète Collautes hat seine Stelle gleichfalls niedergelegt, weil die Junta sich geweigert, die auf die Citadelle abgeführten Änhänger der christi- nischen Partei, die ohne Anklage und Prozeß gefangen (éhnlten werden, endlich wieder in Freiheit zu seben. Herr Collantes, der übrigens für jetne Person keinesweges christinischer Gesinnungen ver= dächtig ist, der vielmehr seines früheren Richteramtes wegen \creien- der Parteilichkeit für die Republifaner entsetzt wurde, soll auf dem Wege nah Madrid begriffen sein, um der Regierung seine Be= schwerden über die Junta von Barcelona persönlich vorzutragen i: Die neuen Schwierigkeiten, welche sih in Saragossa zwischen dei Einwohnerschaft und den eingerückten Truppen erhoben hatten stnd wieder geschlihtet worden. Die Einzelnheiten der Vorgänge. die sih in den lehten Tagen des vorigen Monats in der Hauptstab(

von Aragonien ereignet, si ; O R Z gehüllt. E gnet, sind noch immer in ein gewisses Dunkel

Eröffnung der Eisenbahn von Berlin nach Stettin.

Berlin, 16. Aug. Am gestrigen Tage fand ein unächst für“ Preußen, aber nicht minder au dane eni E vibbtige drs eigniß statt, nämlich die Eröffnung der Berlin-Stettiner Eisenbahn, dur welche die Hauptstadt des Landes bis auf vier Stunden mit der See in Verbindung esept wird. Kein Wunder, daß diese Feierlichkeit das allgemeinste, lebhafteste Znteresse

Die Abfahrt des Festzuges war auf 74 Uhr Morgens