1843 / 50 p. 2 (Allgemeine Preußische Zeitung) scan diff

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¡tischen Beziehungen kennen gelernt hat, wird ihm das Zeugniß 4 s Ss ag daß er seine ihm dort d Aufgabe mit Ernst und Einsicht zu lösen wußte. Er verließ den Haag zu Anfang des Jahres 1835, um die Stelle eines außerordentlichen Ge- sandten und bevollmächtigten Ministers am wiener Hofe zu übernehmen. Auch auf diesem wichtigen Posten, den er 6 Jahre hindurch bekleidete, elang es dem Grafen, indem er für die Ausrehthaltung und Be- Fstigung der Freundschaft unter den beiden großen deutschen Mächten in jedem Momente treulich wirkte und an der Lösung der \{wierigsten und bedeutungsvollsten politischen Fragen, namentli zuleßt auch der orientalischen Frage, einen wesentlichen Antheil hatte, nicht allein die volle Zufriedenheit seiner Regierung, sondern zuglei die gerechte Anerkennung seines Verdienstes von den verschiedensten Seiten her im Auslande, wie im Julande zu gewinnen. Jm zweiten Jahre nah dem Regierungs-Antritte Seiner jeßt regierenden Majestät wurde die Leitung des Ministeriums der auswärtigen Angelegenheiten in die Hände des Grafen gelegt; aber kaum hatte er seine Thätigkeit in dem neuen erweiterten Wirkungskreise begonnen, als ganz plößlich ein organisches Kopfleiden zum Ausbruch kam, das ihm die Führung amtliher Geschäfte unmöglich machte und ihn, ungeachtet aller Be-= mühungen der Aerzte, nachdem mehrere Monate hindur auf seine Wiederherstellung mit Zuversicht geho} worden war, nach langen beinahe beispiellosen körperlichen Leiden in der vollen Kraft des Maunesalters dahinraffte. Der Staat verlor an ihm einen Diener, der durch seine in guter Schule vollendete politische Geschäftsbildung, dur seinen ruhigen, von allen Partei - Rücksichten durchaus freien Blick und durch seine große persönliche Unabhängigkeit bei unbegränzter Hingebung an sein Vaterland und an das Königliche Haus zu noch glänzenderen Hoffnungen berechtigte, wenn es ihm vergönnt gewesen wäre, den reihen Schaß seiner Erfahrungen in fortgeseßter Wirk- samkeit zu vermehren.

Ausland.

Deutsche Bundesstaaten.

Bayern. Múnchen, 10. Aug. (A. Z.) Gestern wurde in der hiesigen Königl. Erzgießerei die kolossale Erzstatue des Mark- grafen Friedrih von Bayreuth, des Stifters der Universität Erlangen, eingepackt, um nach dieser Stadt abzugehen, welcher sie vom König Ludwig zur Verherrlichung des angekündigten Stiftungsfestes als blei=

bende Zierde bestimmt worden. Der Fürst steht in voller Wasffenrü- stung, wie man in jenen Tagen sich wenigstens noch bei Festlichkeiten oder vor dem Maler zeigte, mit dem Hermelinmantel bekleidet, den preußischen Adlerorden an breitem Bande über die Brust , frei das unbedeckte Haupt emporrihtend, mit der Rehten auf einen Geländer- pfeiler sich stüßend, in der Linken die Stiftungs-Urkunde der Univer- sität Erlangeit, in feiner, edler , selbstbewußter Haltung, eine schöne, imponirende Gestalt, und das Kunstwerk ist troß der mancherlei Schwierigkeiten, welche die Zeit (1743) dem Künstler bereitet eines der gelungensten, das aus den Händen Schwanthaler's hervorge= gangen. Der Erzguß hat in der Ciselirung eine besondere im vor- liegenden Fall günstige Behandlungs - Art ‘erfahren, der zufolge die Oberfläche drei verschiedene Grade der Glätte hat, die Rüstung und was sonst von Metall, ist glänzend polirt, die Haupttheile, Tuch, Leder 2c. matt und das Pelzwerk rauh gearbeitet. Ju derselben Königl. Anstalt sah man in diesen Tagen die von Rom gesandten

| in Ausführung des Artikel 19 der Bundes-

Gyps-Modelle der Statuen Bolivar's und des jeßt regierenden Königs von Neapel, welche hier in Erz gegossen und sodann die eine nah Süd - Amerika, die andere nah Messina, als an ihre Bestimmungs- Orte, versendet werden sollen. Die Modelle sind von Tenerani in

Rom ausgeführt, |

Württemberg. Stuttgart, 12. Aug. (Schw. Merk.) Se. Königl. Hoheit der Kronprinz ist heute Mittags von der nach England, Schottland und Jrland unternommenen Reise in erwünsch- tem Wohlsein wieder hier eingetrossen.

Stuttgart, 13. Aug. (Schw. M.) Jn den lebten Tagen wurden in unserer Stadt Auspfändungen vorgenommen, welche allge- meines Aufsehen erregen, da solche uicht, wie gewöhnlich, zahlungs- unfähige Leute, sondern eine wohlhabende und angesehene Klasse hiesiger Einwohner, die Bierbrauer, betrafen. Diese hatten sich geweigert, die ihnen neu auferlegte städtische Abgabe, das Oktroi,

andere. Das Ganze soll jeßt im Besiy eines Obersten sein, der aber in Loanda wohnt, und sich nicht viel darum kümmert, ob diese Reliquien ciner frommeren Zeit verloren gehen oder nicht. ;

Nachdem ih meinen Durst mit der trefflichen Milch der Kokosnuß ge- ftillt hatte, verließ ih dies kleine Paradies, und obgleich die _Muskitos hier nicht so höflich gegen mich waren , wie in FZtalien, \o \lief ih doch sehr sanft, ungestört von Löwen und Leoparden, welche auch unsere Pferde ver- \chont hatten, mochten sie sich nun nicht so weit herangewagt haben oder durch die Wachsamkeit meines Negers abgehalten worden sein, Wie wenig man hier noch für die Ausrottung dieser Bestien gethan, geht daraus her- vor, daß noch vor kurzem, niht 5 Minuten von der Stadt, eine Negerin von einem Leoparden zerrissen wurde.

Der Bengo-Fluß is reih an Krokodillen, und ih freute mich, für den Regen des folgenden Tages wenigstens vadurch einen Ersay zu haben, daß ich, gerade vor meiner Thür, ungefähr sechzig Schritte entfernt, ein solches Ungeheuer erscheinen sah. Es war ungefähr 15 Fuß lang und \chlich lang- sam auf der Untiefe fort, um einen Reiher zu verschlingen , der aber zu

\rüh die Gefahr bemerkte und erschreckt vavonflog, Man sagte mir, daß dieses Exemplar nur klein sei, Zuweilen erhaschen sie auch einen Menschen, meistens Kinder, die unvorsichtigerweise zu weit ins Wasser gehen, So mußte ih hier die Wunde eines Negerkuaben unter- suchen, dem vor zwei Tagen cín Krokodill ein tüchtiges Stück aus dem Schenkel herausgebissen hatte, und der nur dur die Geistesgegenwart ger R Ei, die ihn dem Rachen des Thieres entrissen, gerettet wurde. Ferkel L e eue Krofodille hier mit großen Angelhaken , worauf ein Ney u Fischfang a4 \ah ich hier zum erstenmale ein eigenthümliches runden Nep-- von 4 Fah Data, Es S Cat einem G, . i , befestigt ist z der Uikreis des Negzes E, Y Bun Me. \ e brauch wird das Ney zusammengelegt un R | en b g wer “G 4 e- bann \{wingt man es um den Kob pop af die Bleistücke herunterhängen z ; m den Kopf und \{leudert es ins Wasser, wobei 0 IA E ei Leader Seen Alles erfaßt, was sich zwischen ihm 1 . Beim Herausßzi ; A A \chließen den so geformten Sa 14 en nähern sich die Bleistücke und herausfallen können. : fleinere Fische wenigstens nicht Jch bin überzeugt, daß in günstiger Ja i N für Zoologie und Botanik hier U a O as vi Mose dauerte, diese Gegend so ungenuyt verlassen zu müssen Pi L k bt lange währt , bis ein Deutscher wieder dieses Land betri. Auf cer Rückwege erfuhr ih, daß es hohe Zeit war, umzukehren, da die Ströme

von dem Regen so angeschwollen waren, daß sie einen Tag \yä mehr zu passiren gewesen wären. Wir mußten den Pferden die Slitetiht nehmen und sie frei hinüberführen. Jch selbst| wurde auf eine für mi neue Art hinübergetragen; fünf stämmige Neger, denen das Wasser bis an die Brust ging, hielten mih auf ihren Schultern, wobei ih ganz gerade ausgestreckt lag und mich eben nicht sehr sicher fühlte, denn es durste nur Einer von ihnen ausgleiten. Jch kam jedoch trocken hinüber und wurde vou meinen portugiesischen Freunden mit aufrichtiger Freude empfangen. Obgleich ich mich vollfommen wohl befand, mußte ich mi doch bequemen,

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1 Fl. von jedem Eimer Bier betragend , zu bezahlen, weil sie das Recht zu einer solchen Auflage bestreiten, und es bis zur Auspfän- dung kommen lassen, welhe nun durch den städtischen Executions- Kommissar, in Begleitung einiger Stadträthe, auch wirklich vollzogen wurde. Die Executions - Kommission erhielt hier uicht, wie es sonst wohl häufig der Fall sein mag, ärmliche Haushaltungs-Gegenstände, sondern baares Geld, Pretiosen, Kutschen und andere Gegenstände von Werth.

Baden. Karlsruhe, 14. Aug. Jm neuesten Staats- und Regierungs-Blatt verkündet das Ministerium der Finanzen zur „„Nadh- achtung“, daß dem Zoll - Vereinigungs - Vertrag vom 8. Mai 1841 gemäß, die Rübenzucker-Steuer für das Betriebs-Jahr vom 1. Sep- tember des gegenwärtigen bis leßten August des künftigen Jahres auf 35 Kr. vom Centner Runkelrüben-Rohzucker bestimmt ist,

Kurhessen. Kassel, 12. Aug. (D. A. Z.) Früher war es üblih, daß, wenn ein Vergehen zur Anzeige gebracht worden war, das in die Kategorie der Majestäts-Verbrechen gezählt werden konnte, höchsten Orts augefragt wurde, ob in dem gegebenen Fall eine wei- tere Untersuchung eingeleitet und der Thäter zur Strafe gezogen wer= den solle oder man die Sache auf sih beruhen lassen wolle, Neuer= dings is indessen cine Weisung an das Justiz = Ministerium ergangen, wonach alle Vergehen der Art, wozu befouders ungebührliche Aeuße rungen über die Person des Regenten gerehnet werden, ungesäumt einer gerichtlihen Untersuchung zu unterwerfen sind. Die Landge- richte haben in solchen Fällen die Jnquisition vorzunehmen und die Obergerichte die Strafurtel zu fällen.

Braunschweig. Braunschweig, 14. Aug. Se. Durch= laucht der Herzog sind heute von hier nah Baden-Baden abgereist,

Holstein. Altona, 16. Aug. (A. M.) Ein aus Wyck guf Föhr vom 31. Juli d. J. datirtes und von dem Königl. General- Zollfammer=- und Kommerz=-Kollegium ausgefertigtes Patent für Hol- stein betrifft die Publication eines mit dem Senat der freien Stadt Lübeck durch deu Kammerherrn von Bille einerseits und den Syndikus Dr. Buchholz andererseits zu Lübeck den 18. Mai abgeschlossenen Ver- trags wegen des Anschlusses der innerhalb der Zolllinie des Herzog- thums Holstein belegeuen Gebietstheile der Stadt Lübeck, nämlich der Dörfer Dissau, Krumbeck, halb Curau und Mahlckendorf an das gf meinschaftlihe Zoll-System des Herzogthums Holstein und des Fürsten- thums Lübeck, Dieser Vertrag bestimmt nur eine folgerechte Aus- dehnung des bereits durch Verträge mit dem Großherzog vou Olden-= burg und der freien Stadt Hamburg gebildeten nord-albingschen Zoll= Vereins und enthält in seinem Artikel 17 die den gedachten B entsprehende Klausel: „Vorbehältlich der von dem deutschen Bunde

Akte etwa zu treffenden Bestimmung wird gegenwärtige Vereinbarung, welche mit dem 1. August des gegenwärtigen Jahres 1843 zur Ausführung gebracht werden joll, vorläusig für die zehnjährige Dauer des, Bertrages vom 4, Januar 1839 zwischen Sr. Majestät dem Köntg von Dänemark und Sr. Köuigl. Hoheit dem Großherzog von Oldenburg in Kraft bleiben, Doch steht auch vor Ablauf dieser Zeit die Kündigung des Vertrages frei, welhe Kündigung spätestens drei Monate vor Ablauf jeden Jah= res zu notifiziren is, Eine etwaige Berlängerung über den zehn= jährigen Zeitpunkt hinaus bleibt jpäteren Verabredungen vorbehalten,“

Frankreiä.

París, 13. Aug. Der Moniteur enthält Folgendes: „Der König empfing am gestrigen Tage von Sr. Majestät dem Kömge von Preußen das Notificationsschreiben von dem Ableben Sr. Königl. Hoheit des Prinzen Friedrich Wilhelm Heinrich August von Preußen. Graf Arnim, außerordentliher Gesandter und bevollmächtigter Mi- nister Sr. Majestät des Königs von Preußen überreichte dies Schrei- ben dem Minister der auswärtigen Angelegenheiten.

Die Berichte, welhe dem Kriegs-Ministerium über den Gesund- heitszustand der Armee in Algier zugehen, lauten sehr befriedigend z in den Hospitälern der Regentschaft befinden sih kaum halb so viel Kranke, als in den vorhergehenden Jahren. Als Ursache dieser Ver: besserung führt man an, daß die Truppen jeßt niht mehr o oft ihre Kantonnements wechseln und daß sie akklimatisirt, und also den Fiebern weniger ausgeseßt sind.

Das französische Ministerium is endlih entschlossen, die proviso- rishe Regierung von Haiti zu zwingen, die Verbindlichkeiten zu er=

alle Präservatiy - Mittel anzuwenden, als ob ich von einex Krankheit be- droht wäre. Loanda, den 18, April,

Ich war heute auf der Jnsel Loanda vor der Stadt, von der man mir sagte, daß nichts als Sand daselbst zu finden sei. Ein Besuch von wenigen Stunden hat mich jedoch überzeugt, daß das Meer hier nicht arm sein kann, denn ich fand 22 Genera und 32 verschiedene Arten von Con- chylien, meist freilih in \hlechtem Zustande. Die Westseite der Jnsel ist mit unzähligen Schalen bedeckt, die größtentheils von den Negern dorthin gebracht werden z sie gehen nämlich zur Ebbezeit mit Körben an den Strand, Human die dort liegenden Muscheln, tragen sie in Haufen zusammen und suchen dann mit Weib und Kind die jungen Oliven-Muscheln heraus, die in Congo als Münze dienen, 4 :

So eben erfahre ih, daß morgen eine englische Brigg nach London abgeht, und benuye diese Gelegenheit, um meine Briefe sicher nah Europa zu befördern, Jn dieser Woche gehen wir jedenfalls noh nach Mosambique ab und so werde ih denn wohl eher dort sein, als Sie diese Nachrichten erhalten,

Königliche Schauspiele. Döring?s Gastspiel.

Herr Döring, über dessen erstes bedeutendes Auftreten als Franz von Moor, Lorenz Kindlein und namentlich als Banquier Müller berichtet worden, seßt sein Gastspiel ununterbrochen fort, und das Publikum nimmt ein so großes Juteresse daran, daß troß des schönen Sommerwet- ters das Schauspielhaus jeden Abend gefüllt ist, Ein Künstler, der in die- ser Weise das Publikum für sich zu gewinnen weiß, muß nicht geringe Mit- ‘tel besigenz was er bietet, muß sich über den Kreis des gewöhnlichen erhe- ben und geeignet sein, Geist und Herz auf eine würdige Weise zu beschäftigen,

Herr Döring hat außer den zuerst genannten drei Rollen bis jeht noch folgende gegeben: Shylodck, Mephistopheles, Carlos (in Cla- vigo), Kommissionsrath Fr o \ch (im Verschwiegenen wider Willen), Michel Perrín und den Kandidaten Elias Krumm (in der gerade Weg is der beste). Außerdem hat er den Banquier Müller und den Lorenz Kindlein wiederholt, Diese Rollen sind völlig verschiedener Natur, in ihnen sind die entgegengesebtesten Leidenschaften und Seelenzustände als Motive gebraucht, die verschiedensten Charaktere vergegenwärtigt, so daß ein Darfteller, ver \ie alle untadelhaft darzustellen vermag, sich gewiß den Ersten und Begabtesten seiner Art zugesellen darf. Aber auch ein S kum, welches von einem Schauspieler so verschiedene Leider mit : ar merksamkeit an sd vorüber gehen sah, is im Stande, sich über dense h sein Urtheil zu bilden, und dies steht, in Bezug auf den Gast, jet ziemlich allgemein feft,

füllen, die der Präsident Boyer im Namen der Republik eingegangen is. Herr Adolph Barrot, Bruder des Herrn Odilon Barrot , soll als Königlicher Kommissarius nah Port au Prince geschickt werden. Mehrere Schiffe werden zu gleicher Zeit abgesendet werden, um un- ser Geschwader in jenen Gewässern zu verstärken und den Forde- rungen unseres Botschafters Nachdruck zu geben.

Der Munizipal-Rath von Mans isst vermittelst Königlicher Or- donnanz aufgelöst worden,

Die Regierung hat bis jeßt keine Nachrichten von der nah Tunis beorderten Escadre erhalten, woraus hervorzugehen scheint, daß die türkishe Flotte noch nicht an jener Küste angelangt is, da das Dampfschiff Tonnère den Befehl hat, der Regierung jene Nachricht schleunigst zu überbringen.

= Paris, 13. Aug. Der Herzog von Aumale hat auf seiner Reise nah dem Schlosse Eu zu seinen Königlichen Eltern den Weg über Havre eingeschlagen, wo er gestern auf dem Dampfschiffe „„ Normandie ““, welches mit Flaggen und Wimpeln festlich geshmüdt war, eingetroffen und im Hotel der Admiralität abgestiegen is, Die Dampf-Korvette „Archimedes“ war schon am Tage zuvor im dortigen Hafen eingetroffen, um sich zu seiner Verfügung zu stellen. Er wird auf derselben nah Treport sich einschiffen. Von hier bis Rouen machte der Prinz die Fahrt auf der Eisenbahn, und erst dort ange- langt bestieg er das ihn erwartende Dampfschiff ,„Normandie.“

Die Politik, die Geschäfte scheinen für deu Augenblick zu ruhen im Ministerium, obgleich diese Ruhe in der That nur etne scheinbare istt und die Regierung unausgesebt auf alle Begebenheiten in_ und außer dem Lande ein wahsames Auge behält. Der Marschall Soult befindet sihch indeß auf seinem Gute zu Saint Amatde Herr Guizot ist gestern gleichfalls nah seiner s{chönen Besibung Val = Richer abge- gangen, der Finanz-Minister Lacave-Laplagne nach Schloß Eu, von wo der Siegelbewahrer, Herr Martin du Nord, dieser Tage wieder zurückfommt; die Herren Cunin - Gridaine und Teste sind zu Vichy und Neris in den Bädern, um 1hre Gesundheit herzustellen; der Minister des öffentlichen Unterrichts hat seine Sommer = Wohnung zu Chatou außerhalb Paris bezogen und fommt nur in fein Hotel cinige Stunden täglih für die Erledigung der dringendsten Geschäftez auch die nahe Abreise des neuen Marine - Ministers, Ad- mirals Baron von Mackau, nah seinen Gütern in der Normandie wird angekündet, und sobald die Munizipal-Wahleu vorüber sind, ge- denkt auch Graf Duchatel, der Minister des Jnnern, einen Ausflug nach dem Süden zu machen. Man versichert jebt, der französische Botschafter am Hofe zu Madrid werde sicher nicht vor der Eidesl[ei- stung der Königin Jsabella vor den Cortes und also dem Eintritte ihrer Großjährigkeit und gesebliher Feststellung derselben dahin abge hen. Die Angaben darüber lauten fast jeden Tag anders, so daß sich gar nichts mit Bestimmtheit voraussagen läßt. Das Buch der Herren Michelet und Quinet „die Jesuiten“ sin- det noch immer einen reißenden Absaß, und bereits is die dritte Auflage davon erschienen, ein Beweis von dem großen Eindrucke, den es in Frankreih gemacht hat. Herr Michelet macht in diesem Augen- blick eine Reise nah dem Süden, und befand sich den leßten Nacl- rihten zufolge in Lyon. Bis vorgestern waren in dem bei dieser Stadt errichteten Uebungslager bereits alle daran theilnehmenden Truppen bis auf einige Éscadrons Kavallerie und die Artillerie ein- getroffen. Die Jufauterie hatte bereits ihre Stellungen eingenommen, ihre Zelte errichtet, und der Dienst war bereits in vollem geordneten Gange. Vis zum 14ten wurde auch die Artillerie erwartet, und so bald diese ihren Park aufgestellt haben wird, werden im Laufe der beginnenden Woche auch die Uebungen und Manövers beginnen. Das Lager soll einen sehr pitoresken Anblick gewähren und von zahlreichen Spaziergängern besucht werden. Nur klagt man allgemein über das andauernd außerordentlich veränderliche Wetter, wodurch sowohl die Truppen im Lager, als die Bewohner von Lyon, welche dasselbe be- suchen möchten, sehr belästigt werden.

Grossbritanien und Irland.

London, 12. Aug. Sir Nobert Peel rechtfertigte vorgestern im Unterhause auf die mannigfachen Angriffe der Opposition seine Politik in Jrland in geschickter und wohlberechneter Rede. Die Gegner hatten gegen feine Handlung der Regierung einen Tadel aus: sprechen können, welchen der Minister nicht widerlegt hätte, und Herr Shiel wie Herr d'Jsraeli mußten auf frühere Zeiten zurüdckgehen, um ihren jeßigen Angriffen gegen die Maßregeln der Regierung eine Stüße zu geben. Jndeß wenn Sir Robert Peel auch im Stande ist, jede

Devrient) zu wissen, und war daher nicht wenig überrascht, sie nun auf eine ganz andere Weise dargestellt zu schen, als von jenem großen Meister. Es fehlte Döring's Shylock das Schleichende, Dämonuische, was Ludwig Devrient mit so unübertroffener Meisterschaft hineinzulegen wußte, und man vermißte dies ungern. Als man aber in dem Verfolg des Stückes die Zn- tention des Künstlers begriff, ging man in die Ansicht ein, die er sih über diese Rolle gebildet zu haben scheint, und spendete den lautesten Beifall. Döring?'s Shylock erschien in der vollen Kraft des Mannes, mit der über- \chwellenden Gewalt der Rede, in der lebhaftesten Bewegung. Es wal! Mecjt Shvlok, der Jude, der Rache nehmen will, an Antonio, dem Christen; es war vielmehr der Rächer des Judenthums, der, die langsähriß Huao kette zerreißend, über die Christen hereinbricht. 4 E ra Lag der Rache für die mehr als tausendjährige Schma f Vet O seinz Antonio is das unglückliche Opfer für Alle, La er s streer der Rache seines gemißhandelten Volkes. Dics wak die A die L Gast sich stellen mochte und glüdlich löste. Sie ist des Künstlers u ig und selbst wenn sie sich nicht überall vertheidigen ließe, muß man doch dei Originalität der Auffassung die vollste Gerechtigkeit widerfahren lassen.

Die herrlichen Goetheschen Schöpfungen Mephisto und Carlos, beide so ganz anders, beide so eigenthümlich und doch sich unter einander ähnelnd,, sind auf unserer Bühne von Seydel mann eingeführt worden, und haben diesem großen Schauspieler der zuerst als Carlos die vie Bühne betrat zum großen Theil die Geltung verscha}fflt , die er besaß und seinen Ruhm gesteigert. Noch sind diese beiden Gebilde lebhaft in

sah sie ungern auf eine ganz andere Weise

Aller Erinnerung, und man i ne ganz j zur Anschauung gebracht. Man wollte nicht mit dem Künstler rechten, ob seine

ass ' die sei Zorg ie richtige sci Í en sehen Auffassung oder die seines Vorgängers die richtige sci, man wollte Gestalten se / E e sie AesGaffn, Der Künstler, der einem D » af spieler unmittelbar nachspielen soll, hat freilich einen J S a V Giebt er etwas Anderes, so heißt der allgemeine Ausspruch: n E falsch !‘’ Folgt er seinem Vorgänger, so heißt es: „Das ist E jale § E e! Herr Döring schlug, wie zu erwarten, seinen eigenen Leg O, f giug selbstständig und frei dem Ziele zu. War nun der Eindruck nich

; so trat um so deutlicher hervor, daß Herr

lef, wie man erwarten durfte, 1 s Döring jede Ko {mäht und selbstständig schuf.

Doring ne Ste Döring folglich im ernsten Drama Außerordentliches leistet, so is doch die Komik das Feld, wo er die {önsten Siege erringt und den frischesten Lorbeer pslückt. Man sehe den Banquier Müller, den Kommis- i th Frosch, den Kandidaten Elias Krumm. Das ist Humor! Das ist Leben! Es sprudelt unaufhaltsam, wie ein frischer, lebendiger Quell. Es geht wie des Feuers Wie S Lüsfte, Gewaltiges Meer, Bald lind und bald rauh, Es sprühen die Funken Wie duftende Blumen, So lustig umher z Bald roth und bald blau. i Das Publikum, durch das Naturgemäße des Dargebotenen lebendig angeregt, läßt sich aber auch zu dem stürmischsten Beifall hinreißen, der in dem einaktigen Lustspiel: „Der gerade Weg ist der beste‘ dem Künstler einen

Es liegen drei große ernste Rollen vor: Shylock, Mephistophe-

les und Carlos. Man ist in Berlin von jeher ewohnt gewesen , die erstere Rolle in ven SEben des ersten deutschen Schauspielers (Ludwig

dreimaligen Hervorruf verschaffte.

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seiner Handlungen zu rechtfertigen, so gelingt es ihm doch nicht, das Noth= wendige und Zweckmäßige einer Unterlassung von Handlungen zt erweisen, oder das Land zu überzeugen, daß die Schwierigkeit r ands von selbst aufhören würde, Es ist somit immer ein s Sptes das der Minister spielt; deun wenn die Folgezeit C rwartungeu nicht rechtfertigt, wenn die Agitation in raus M Tee in ihrer Organisation sih ausbildet und zunimmt, E eo Er E N ie mer mehr anwächst, und dann ein Zufall die Mes ie xplosion jener Elemente, die man ruhig si entwideln, läßt, herbeiführt, so wird Sir Robert Peel doppelt für jen Unthätigkeit büßen, und sowohl die Vorwürfe derjenigen , welche die Unterdrlidung der Bewegung wollen, als auch derjenigen welche für eine Aussöh= nung mit Jrland stimmen, furz aller derjenigen, die etwas wollen, anhören müssen. Die jeßige Lage der Dinge in Jrland_ hat auch noch keinesweges den Anschein, als Feferöge sie das System der zögernden Politik des Ministers. a A wahr, die Bombe plabt uicht (um nach der Karrikatur des Herrn B. zu sprechen), aber sie verlischt au uicht und fann nod lange jo fortbreunen. Der beste Beweis übrigens für die fortwährende Ausdehuung der Agitation ist das stete Anwachsen jener nationalen Steuer, der Repeal-Rente, ein Beweis, der besouders 11 England die Besorgnisse vermehrt. John Bull, sagt O'Connell, 1 t ein Mensch, der rechnen kaun, und er sieht darum nicht ohne Unruhe die Repeal-Renten von 25 Pfd, wöchent - lich auf 2009 Pfd. und darüber steigen,

Venn man annimmt, daß dies Geld von dem ärmsten Theile der Bevölkerung Europa's aufgebracht wird, so könute man glauben, daß Sir Robert wohl daran thut, die kurze Zeit noch zu warten, his die Mittel dieses Volkes vollends erschöpft sind und die Bewegung aus Mangel an den zu ihrer Organisation nöthigen Fonds von selbst aufhören muß, Aber untersucht man näher, woher diese Mittel kom- men, so erkennt man bald, daß D'Connell noch aüf lange Zeit hierin günstige Aussichten hat, ehe er zu außerordentlihen Auflagen wird

zu schreiten brauhen. Denn diejenigen, welche die Steuer zahlen, sind dem größten Theil nach kleine Pächter, und was sie an O’Con uell für die Repealkasse entrichten, is gemeinhin die Rente, die sie ihrem Grundherrn \{hulden. Jhre Armuth ist zu groß, als daß es ihnen möglih wäre, zu gleicher Zeit die Repeal=Steuer und die Grundrente aufzubringen und der eine Ausweg nur denkbar, daß sie dem Grundherrn entziehen, was sie der Repeal zuwenden. Freilich hat jener das Recht, den zahlungsunfähigen Pächter aus seinem Be sibthum zu treiben, aber die wirkliche Praxis dieses Rechts ist in ZJrland nicht so leiht, wie man glauben könnte; gerade dies Recht, auf ein aus der Gewohnheit entstandenes Geseß bafirt, is es, welches jene Jacquerie aufregt, jenen traditionellen Krieg zwischen Besißer und Pächter in einem Laude, das seit Jahrhunderten der Schauplaß solcher Kämpfe gewesen ist, Man begreift wohl, daß dies Geseß gegen einzelue widerspenstige Pächter in Anwendung gebraht werden kann, aber nicht, wie demselben gegenüber, fast der ganzen Bevölke rung eines Landes, das dagegen ankämpft, Geltung verschafft werden soll. Dringt man darauf, so ist der Krieg unvermeidlich, und Jrland muß von neuem erobert werden. So sieht man, daß der Repealschab sih noch lauge von den Verlusten der Grundbesißer erhalten wird, und daß der schon öfter gethane Ausspruch, daß das Eigenthum die Kosten des Krieges gegen das Eigenthum aufbringt, auf einer That jache beruht. ; h

Das ist die fritische Seite der Agitation in Jrland, welche die Gefahren aufdeckt, die Sir Robert Peel mit seiner unthätigen Politik nicht zu beseitigen im Staude sein dürfte. Die Folge dieser Politik ist eine vollkfommnere Organisation der Bewegung, und am Ende der Uebergang dieser Bewegung in einen hronischen Zustand. Die bis jeßt noch passive Widerspenstigkeit des Pachters dürfte dann, bei der ¿Fortdauer in eine wirkliche Confiscation des Bodens ausgehen Wir glauben“, so sagt hierüber der Spectator, „wir Glaube Wer sichtlich, daß es heute nur noch eines geheimen Befehls von Sn O'Counell's oder der katholischen Geistlichkeit bedarf, um die L A Grundrenten in dem größten Theile Jrlands vollständig p schaffen.“ 1a

__O London, 12. Aug. Wir haben in den leßten Tagen wieder ein Paar merkwürdige Debatten über Jrland in beiden Häusern gehabt Jm oberen zeigte Wellington abermals, wie das Ministerium sich gebunden sieht, nahdem es nun die möglichsten Vorkehrungen gegen einen mög (ichen Ausbruch getrossen, die Begebenheiten abzuwarten, und durch aus nichts vorzuschlagen oder zu thun weiß, wodurch ein solcher ent weder unmöglich oder doch unwahrscheinlich gemacht werden köunte Er is dabei den sih gewaltsam zurückhaltenden Orangisten des Ror- dens für ihre Enthaltsamkeit verbunden, daß sie sih nicht, wie hefti- gere Geister sie so oft zu thun aufgefordert haben, versammelt und den Repealers ihre Auzahl und Macht zur Schau gestellt haben Brougham war dabei viel heftiger als der Herzog; und indem er sich in dem Gedanken gefiel, daß er im Jahre 1833, mittelst eines s\eit- dem abgelaufenen Gesebes, im Stande gewesen sei, den Repeal-Be- wegungen Einhalt zu thun, trat er auf einmal gestern Abend ganz unerwartet, und wie er versichert, ohne Verabredung mit der Regierung mit dem Vorschlage hervor, dieses Gese sogleich zu erneuern. Dies is uihts mehr als eine Berechtigung für die Krone Prozesse in Bezug auf öffentliche Ruhestörungen von irgend einer Grafschaft, worin das Vergehen stattgefunden, nach Dublin zu ver legen, wenn sie Grund zu fürchten hat, daß anderwärts von den Geschwornen fein unbefangener Ausspruch zu erlangen sei, Die Mi ub shwiegen und werden sich kaum noch o spät in der Session Wasfenbill, cinen über die noch immer nicht ganz durchgeführte Cy E G riger Brauer S der bekaunte Herr d'Jsraeli, soust ein eif is e 3h1gs, auf einmal gegen die Minister los und Vort, Dabei r E auf JZrland mit zu dem Neuen England ge- a) lidtas ta el die große Wahrheit aus: daß Jrland nicht de M U maßregeln, so wie sie verschiedenen Ministerien und Parlamenten abgenöthigt worden, sondern mit einer liebe! ‘e lichen umfassenden Gesebgebun b » L A As Mes af hes E Slinte die reten uns egegnet werden müsse, welche im itigea La L O e n jebel und Mißstände des Landes zu be- Magen ) die Perzen es Veolkes zu gewinnen. Er, wie Lord J. f ers und Smythe, behaupten, dies sei die ächte Tory-Politik aus A Gan Zeit, und das Mißtrauen gegen die Katholiken und deren Dies: bag schrieben sich von den Whigs und Puritanern her. Whigs A er mit der Geschichte und deu Namen spielen; denn die As h b aks pa sind so wenig die Orangisten-Whigs von vormals, utigen Tories Jakobiten sind.

S S panien. ena tre Aug, Telegraphische Depesche aus Spauien, (id bex E E Aug. Die Junta von Barcelona hat sie hat ihre ed zu Madrid am 10ten unterworfen; beschränkt, dem Dekrele des Miri o R ar tative Junta gfortzubestehen. inisteriums Lopez gemäß, als konsul- m 9. August bereitete mau sich in Valencia mit Ruhe auf die

Cortes-Wahl ; C! ben gebilligt vor, Die Handlungen des Ministeriums Lopez wur-

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Madrid, 7. Aug. Es heißt, die junge Königin werde, so- bald sie für volljährig erklärt worden, die Königin Marie Christine zu= rückberufen; doch werde dieselbe nur als Königin Mutter und Kura- torin der Güter ihrer erlauhten Tochter in Spanien erscheinen und zuvor in einem Manifest’ erklären, daß sie jedem Einflusse auf die Angelegenheiten Spanieis entsage.

Dem Vernehmeu nh wird Herr Olozaga sich nah Paris be- geben, um mit einem angesehzxnen Banquier-Hause über die Grund- lagen einer Anleihe zu unterhandelu, um mittelst derselben die bis jeßt fontrahirten Anleihen, die durch den Verkauf der Kirchengüter {hon um zwei Drittheile reduzirt sein sollen, definitiv zu regeln Das Ministerium Lopez hat, wie es heißt, die Absicht, in der Ga- ceta eine ausführliche Darstellung der finanziellen Lage Spauiens zu veröffentlichen. E __ Bei den Debatten über die Volljährigkeits-Erklärung der Königin die übrigens mit der größten Ruhe und Mäßigung geführt olen sind, entschied die Ansicht des Herrn Olozaga, indem er sagte: „Er- klärt die Königin dem Prinzip nah für volljährig, weil dies der allgemeine Wunsch der Junten ist, denen Jhr Eure Macht verdankt ; zu gleicher Zeit erflärt jedo, daß die Königin von ihrer Macht nicht eher Gebrauch machen fönne, als bis sie den Eid auf die Constitution geleistet habe. Da nun dieser Eid nur vor den Cortes geleistet wer- den fann, \o behaltet Jhr bis zur Zusammenkunft der Cortes: im

unternommene Werk beendigt haben werdet,“ Dieser Vorschlag wurde (wie bereits dur den Telegraphen gemeldet) allgemein angenommen. ; Ein Diner, welches den Deputirten der Junta von Valencia vor ihrer Abreise von Madrid gegeben wurde, lieferte einen sprechenden

Diplomatie und der Wissenschaften nahmen daran Theil, und alle Meinungen waren dabei repräsentirt, Die Gaceta theilt eine Reihe

gehörend, sagte: „Möge die Versöhnung aller Freiheitsfreunde, die so mächtig zu dem Triumphe beigetragen hat, so aufrichtig sein, daß sie von jeßt an nur eíne einzige National-Partei bilden, und indem

len, in der Presse, in den Cortes die Fragen von öffentlichem Juter= csse als Brüder und uicht als Feinde erörtern.“

: 3 Madrid, 9. Aug. Die erste Nachricht von der Einschif fung Espartero’s gelangte vorgestern früh fünf Uhr dur einen Cou

und der sogleich nach Paris weiter giug. Erst gestern Abend erhielt

aus Cadix. Unbegreiflih is es, daß Espartero, der mit 10,000 Maun Jn

Mannschaft im Stich ließ und wie ein Verbreher vor Concha floh der ihn mit kaum 400 Reitern verfolgte. Coucha sprengte, den gel seines Pferdes im Munde, einen Säbel und ein Paar Pistolen in den Händen, beständig voran und {lug si in den Straßen von Puerto de Santa Maria mit der feindlichen Kavallerie, während das Gefolge Espartero's sich einschifte. Die Generale Don Pascual Al. varez, Osset (Chef des Regimentes Luchana), Santa Cruz (der sich in Granada pronunzirte und despronunzirte), fielen schwer verwun- det in Concha’s Hände. Auch der Chef der Eskorte Espartero's, Vberst-Lieutenant Gurrea, Bruder des Adjutanten uud Secretairs Cspartero’s, gerieth in Gefangenschast, Concha besuchte die Ver- wundeten sogleich und stellte seinen eigenen Wundarzt zu ihrer Ver-

fügung.

«Cs scheint, daß der Capitain Sartorius, der den „Malabar““ befebligte, keinesweges Schwierigkeiten machte, Espartero und sein vefolge an Bord zu unehmen. Nur weil dieses äußerst zahlreich war, L F Einschiffung so langsam vor sih. Noch am 3lsten lag der g (alabar“ in der Bai von Cadix. Espartero litt an einem heftigen “Unfall des ihu plagenden Nierengries-Uebels,

i Der General Don Antonio van Halen hat si, wie es heißt, in das Gebirge von Ronda geflüchtet.

E S brillante Husaren-Regiment la Prinzesa, dessen Chef Espar ar E erflärte sich am 2Wsten in Utrera für die neue Regierung, Ver Chef zeigt dieses an mit der Bemerkung: „Kein einziges Judividuum nahm Anstaud, diesen lobenswerth en Eut- {luß zu fassen.“ i _ Am sten pronunzirten \si{ch die Besaßungen der Forts von San Sebastian und Santa Cataling und darauf erhob sich ein Theil der Einwohner von Cadix und die Besatzung. Die politischen Gefangenen wurden in Freiheit geseßzt und eine Junta errichtet, Der General Espeleta pronunzirte sich zu gleicher Zeit mit der Besaßung von San Fernaudo. Am 31sten rückte Concha mit einem Theil sei= ner Truppen in Cadix ein und entließ die National-Miliz.

Der General Roncali, der die von hier nach Andalusien abge- gangenen Truppen befehligt, kam mit der Artillerie und Kavallerie am {sten in Mauzanares an.

Die Truppen, welche unter Zurbano's Befehlen gestanden hat ten, sind bataillonsweise nah verschiedenen Richtungen vertheilt, und diejenigen, deren Dienstzeit um ist, abgelöhnt und ‘verabschiedet wor- den. Zurbano beförderte auf dem Marsche von Saragossa hierher alle Sergeanten zu Offizieren, Die neue Regierung hat jedoch diese eigeumächtige Verfügung außer Kraft geseßt, Jum Ganzen werden gegen 20,000 Soldaten, denen Espartero stets die Verabschiedung versprach und niemals gewährte, nah Hause geschickt werden. i

Der General Concha is zum General-Juspecteur der Jufauterie

und der General Figueras (mit Beibehaltung seiner Stelle als Ge- neral-Capitain von Sevilla) zum General-Juspecteur der Provinzial Milizen ernannt worden. Die erste dieser beiden Ernennungen findet vielfache Mißbilligung. i Herr Olozaga is vorgestern hier eingetroffen und hat den wich- tigen uud ehrenvollen Auftrag erhalten, den Unterricht der Königin und der Jufantin zu übernehmen. Es scheint nun, daß, dem Wunsch der Königin zufolge, die Marquisin von Santa Cruz nur die Stelle der Aya (Gouvernantin), die verwittwete Gräfin von Torrejon da- gegen die der Ober-Hofmecisterin (Camarera mayor), welche Würde sie bei der Königin Marie Christine bekleidete, erhalten werde. R Auch die Junta von Valladolid hat sich aufgelöst und zuvor tehnung über die ihr anvertrauten Gelder abgelegt. An die Er- rihtung einer Central-Junta dürfte nicht mehr zu deuken sein, so sehr auch die Anhänger des Infanten Don Francisco und die verkappten Ayacuchos auf diesem Projekt bestehen.

Die Regierung schickt aufs neue Truppen nah Galicien ab, weil man befürchtet, daß Espartero in Portugal ausgeschifft werden, und sich von doit in jene Provinz begeben könnte, wo der Parteienkampf noch fortdauert.

Nach \hrift. Als die Truppen Espartero's in Utrera ankamen weigerte sih die Jufanterie, bei der sich die Artillerie befand weiter zu marschiren. Espartero befahl darauf der Kavallerie, auf die Ju- fanterie einzuhauen, allein die Artillerie feuerte auf jene, und zwang sie, sich zurückzuziehen. Unter den Papieren des Generalstabes

Namen der Königin und für dieselbe eine Macht, die Ench uicht ent= | rissen werden fann, als bis ihr das mit so vielem Muthe von Euch |

| Grund vorhanden ift, \o lassen si j f e

l y ; j ! e | / n sich die ‘e

Beweis von dem jeßt hier herrschenden Geiste der Eintracht, denn die | Le Celdhren, NONA M Sarl Notabilitäten der Kirche, der Armee, der städtischen Behörden, der |

von Toasten mit, die bei dieser Gelegenheit ausgebraht wurden; Herr | Callantes, Präsident der Junta von Burgos und zu den Radikalen |

sie ihre früheren Meiuungs-Verschiedenheiten vergessen, bei den Wah= | © | die spanische Staatsgewalt des Mittelalters viel weniger Erforder=

| msse nöthig, als die heutige Regierung in sih vereinigen muß, um | den inneren Stürmen Troß zu bieten. Dazu kommt, daß die junge Zjsabella nach dem einstimmigen Zeugnisse aller Derer, welche ein Ur-

Espartero’s fand man éinen Tagesbefehl vor, in welchem den Trup- ps Plünderung gestattet ward für den Fall, a in Sevilla indrängen.

__ X Paris, 12. Aug. Die Volljährigkeits - Erklärung der Königin Jsabella Il, von Seilea des Gd Lope wirb von mancher Seite heftig angefohten werden. Bei Lien ent- schieden antichristinishen Gesinnungen dürfte sich namentlich Bar= celona nicht bei einem Schritt beruhigen, welcher offenbar darauf hinausläuft, der ehemaligen Regentin von neuem die ganze Regierungs - Gewalt, und zwar ohne alle amtliche Ver- antwortlichkeit in die Häude zu liefern. Wir wünschen von den Ereignissen Lügen gestraft zu werden, aber wir sind überzeugt, daß sich au die Volljährigkeits-Erklärung der jungen Königin, wenn die- selbe wirklich dur die Cortes ausgesprochen wird, eine lange Reihe der unseligsten Folgerungen kuüpfen, und daß dadurch möglicherweise die \ Tara: Einheit und das Verfassungs-Prinzip Spaniens in Frage gene ees wird, Judem man die troy der feierlihsten Volljäh- E L E RaUnlen noch für Jahre hinaus unmündige Königin Jsa- türlid il g DOLVELAERUS der politishen Bühne stellt, seßt man nua- ärmer 19Te Person nund das Staats=Prinzip, welches sich in ihr ver= Rer allen den Schlägen aus, die bisher nur gegen die vorüberge- enden Znhaber der Staatsgewalt gerihtet waren. Oder glaubt man ernstlich, daß der Name der selbstregierenden Königin Zauberkraft be- jlBe, die gährenden politischen Leidenschaften zu beshwichtigen, den Kampf

x Partete 4 1p rvo G e der Parteien zu beschwören, die entgegengeseßten Meinungs-Jnteressen

| | 1 , A 2 C 6 c / - | mit einander auszusöhnen? Wenn zu einer solchen Annahme bei dem

heutigen Zustande der Gemüther in Spauien durchaus kein haltbarer

I mit ihrem Regierungs-Antritte in eigenem Namen bevorste- E, cur feine Rlügelei hinwegraisonuiren, Vergebens führt das )eutige Journal des Débats zur Rechtfertigung der von dem

Ministerium angekündigten Maßregel eine Reihe von anderen frühzei=

tigen Volljährigfkeits= Erklärungen aus der Geschi i

Mittelalters an, Abgesehen baber bil die Pei Ti E A al des Veébats citirten Regierungen wirklich sehr unglück- liche waren, und daß feine derselben das Beispiel eines nur zwölf- jährigen Königs darbietet, gleichen sih weder die Zeiten noch die Charaktere. Um stark gegen den auswärtigen Feind zu sein, hatte

theil über sie haben können, ihrem Alter keinesweges vorausgeeilt,

rier hierher, den der französishe Konsul in Cadix abgefertigt hatte, | sondern daß sie noch immer Kind im vollsten Sinne des Wortes ist.

9 e 4 E : Aber wendet man ein, die Einseßung einer neuen Regentschaft

der englische Gesandte mit der Post Depeschen von seinem Konsul | würde bei den entgegengeseßten Ansprüchen der exaltirten und der gemäßigten Parthei gleichfalls von unzähligen Schwierigkeiten begleitet | Jen, eine neue regent\chaftlihe Regierung würde den Feinden der

fanterie und 1900 Maun Kavallerie von Sevilla aufbrach, diese | bestehenden Verfassung, den Unzufriedenen aller Klassen gleichfalls

eine Menge Angriffspunkte, und sogar noch {wächere Seiten dar= geboten haben, als die Selbstregierung der Königin, deren Jugend und Unerfahrenheit die spauishe Nation jedenfalls Manches zu gute halten wird, was sie einer Regentschaft {wer verzeihen würde.

_*&ckX Paris, 13. Aug. Die barceloneser Blätter vom Sten bringen uns heute den Text der neuen Adresse der obersten Junta an die Regierung. Nachdém die Junta in diesem Dokumente der Re- gierung den Gang der wichtigsten revolutionairen Ereignisse ins Ge= dächtmß zurückgerufen, fährt sie mit folgenden Worten fort:

„Es is nach allem diesem eine ausgemachte Sache, daß das wieder- hergestellte Ministerium Lopez nichts anderes is, als cine provisorische Negierung, daß Barcelona die Wiege dieser provisorischen Regierung gewe- sen, daß die Nechtmäßigkeit derselben auf einem Dekrete der Junta von Barcelona beruht, dem sih später die Mehrzahl der Provinzen anschloß a ae ihre ErriGnuig im innigsten Zusammenhange steht mit der Ver- flichtung, eine Central-Junta einzuberufen, zu welcher jede Provi i Ab- geordnete zu stellen hat.“ y e: POOR O M LE M

„Diese thatsächlichen Wahrheiten zeichnen der provisorische ier den Pfad vor, den sie bei ihrem Verfahren zu folgen Vat. Da e Ge neral Serrano, der frühere Universal - Minister, von welchem der Conseil- Präsident, Herr D, Joaquin Maria Lopez, seine Amtsgewalt erhalten hat kam nah Barcelona, um die in Sabadell aufgepflanzie Fahne zu verthei- digen, auf welcher das deutliche Wort: Central-Junta geschrieben stand,“

„Die Junta hat gute Gründe, zu glauben, daß Ew. Excellenz vielleicht allzu sehr von dem provisorischen Charakier ihrer Einsezung abgesehen hat, und daß sie dic ausschließliche Mission zu haben glaubt, das Land durch die gegenwärtige Krisis hindurchzuführen und die Verfassung und den Thron zu retten, und daß Ew, Excellenz überdies entschlossen is, mit un- beugsamer Energie zu handeln und ihre Entschlüsse mit der größten Schnel- ligkeit vollziehen zu lassen. Wenn die erste der Maßregeln, Ew. Excellen die Einberufung der Central-Junta gewesen wäre, wie sie es hätte sein fäl len, so würde die unterzeichnete Behörde jeßt cin Danksagungsschreiben an das Kabinet richten, welches in Folge des Triumphs des Volles und der Rettungs-Junten ins Leben getreten is, Aber die Junta würde eine Ver- rätherei an ihren Grundsäßen begehen, wenn sie nicht erklärte, daß Ew Excellenz sih in offenen Widerspruch mit den bei der National - Erhebung laut verkündigten Wünschen des Volkes gesezt hat, indem sie nicht soglei die Central-Junta errichtet, indem sie vielmehr an deren Statt die ordent- lichen Cortes einberufen, wobei sie sich die dur Art, 26 der Verfassun dem Könige eingeräumte Gewalt angemaßt, und indem sie den Senat auf gelöst und seine vollständige Erneuerung angeordnet, eine Maßregel, zu der das Staats-Grundgeseß nicht einmal den König ermächtigt, Ew Excellen konstituirt sich auf diese Weise für drei Monate zu einem Minisierium-Ks. nig, und sie durchschneidet einen Knoten, den die Central-Junta hätte lösen sollen. Ohne, wie gehofft werden durfte, die Provinzial-Junten zu befragen und im Gegentheil mit Ueberhörung der ausdrücklichen Erklärungen Tue Anzahl derselben, hat Ew, Excellenz niht ängestanden, das Mittel der Central-Junta zu beseitigen, obgleich dieselbe hon im Begriffe ist, zusam- menzutreten, und die Versammlung der Cortes, die erst in dritthalb Monaten stattfinden kann, für zweckmäßiger zu erklären, Was wird aber wwerkès wenn inzwischen ein, zwei oder mehrere Mitglieder des Kabinets hinweg- fallen? Wer wird sie erseßen? Wer wird im Falle der Uneinigkeit s streitige Frage entscheiden? Für diese und viele andere Eventualitäten wird gesorgt sein, wenn man die gleich beim Beginne des Aufstandes verlangt Einberufung der Central-Junta so nell als möglich vornimmt Dintias, und mit Bezugnahme auf die in dem Schreiben vom 30. Juli auseinan- dergeseßten Gründe, schließt die Junta mit der Bitte, daß Ew. Excelle ; die eben erfolgte Einberufung der Cortes für wirkungslos erklären, und sie sogleich das Zusammentreten der Abgeordneten der Provinzen ur Cen- tral-Junta ausschreiben möge. Die unterzeichnete Junta hat das fiîte Ver-

tuen daß Ew, Excellenz sich von der Nothwendigkeit dieser Maßregel uo ringen, und daß sich auf diese Weise der Konflikt vermeiden lasen d der entstehen würde, wenn der Wille des Volkes, den die Junta sich Cd crlafeies Se LCCEN zu een niht mit den von Ew. i z efehlen im Einklange stände. Barcelona, am 6

u z f Z E (Folgen die Unterschriften der sämmtlichen Mitglieder der

Der gestrige Telegraph hat inzwischen gen meldet, da

Junta von Barcelona unerwarteter Bei ian raa da dem Willen der T zu unterwerfen und si{ch hinfort auf die Rolle einer bloßen Hülfs Behörde zu beschränken (siehe obem" unmittelbaren Bestimmungsgründe zu diesem id Gesinnungen o noch unbekannt, und wir müss auf den Wunsch beschränken, daß in ihüén Dauer der neuen Harmonie zwischen der Res

lonesern liegen möge