1843 / 52 p. 2 (Allgemeine Preußische Zeitung) scan diff

zung des Gehaltes einiger Lehrer, welche weniger als 90 Thlr. zu beziehen hätten und deren Gemeinden aus Unvermögenheit nicht mehr aufbringen fönuten, aus Staatsmitteln beantragen wolle. Ferner Be er sih auf die Worte des höchstseligen Königs Majestät, welche in der Kabinets-Ordre vom 3, Juli 1798 ausgesprochen scien und dahin lauteten, daß, wo die Fonds zu den Kosten der Schulen nicht hinreichten, am Ende der Staat das Fehlende zuschießen müsse. Er stimme daher für den Antrag auf Er- höhung der Gehälter der Schullehrer in der erenz.

in Abgeordneter der Ritterschaft: Jn seiner Gegend gebe es vicle fleine Gemeinden, in denen es mit der Besoldung der Lehrer so c{lecht be- stellt sei, daß sie nur durch einen Umgang bei den Einwohnern der Ge- meinden ihre Existenz fristen können. Es liege auf der Hand, daß ein Leh- rer, dessen Stand zu den wichtigsten im Staate gehöre, unter solhen Ver- hästuisen. nicht mit der erforderlichen Freudigkeit seinem Berufe oblie- gen tönne.

Der Referent: Für den Zutritt des Staates zu den Kosten des Ele- mentar-Unterrichts fehle es nicht an Beispielen in anderen Staaten; Würt- temberg , Rheinbayern , Baden und Nassau liefern Belege dazu z Frankreich verwende zu diesem Zwecke jährlih 10 Millionen Fr., und Nord - Amerika lasse 468,000 Schüler unentgeltlich unterrihten. Nur dann, wenn der Staat das gesammte Schulwesen selbst| in die Hand nehme, sci ein gedeih- licher Fortschritt zu hoffen , indem alsdann nicht blos die Armen, sondern auch die Reichen, welche eigentlih den größten Vortheil von einer allge- meineren Verbreitung der Bildung haben , zu den Kosten beitragen.

Ein Abg. der Städte wünscht auch das Loos der Lehrer verbessert und den Unterricht vLervollkommnet zu schen. Eine andere Frage aber sei, auf welhe Weise dieser Zweck erreiht werden solle. Das Beispiel des Herrn Referenten von dem unentgeltlihen Unterrichte in Nord - Amerika sei unpassend, weil die Kosten dieser Einrichtung niht vom Staate, sondern von den Einwohnern allcin aufgebraht werden. Wolle man neben der bisherigen Einrichtung in der Rhein - Provinz noch eine weitere Quelle für die Verbesserung der Schullehrer-Gehälter eröffnen, so scheine ihm der Vor- schlag zur Errichtung einer Provinzial - Kasse zur Unterstüßung bedürftiger Kommunen weit geeigneter, als der Antrag des Ausschusses,

Ein anderer Abg. dieses Standes: Auf welche Weise die Mittel her- beigeschaft werden, sei ihm gleichgültig, nur möge die Maßregel auch auf die Städte ausgedehnt werden, zu welhem Wunsche ihn die Verhältnisse scines Wohnortes speziell veranlaßten.

Ein Abgeordneter der Städte: Je mehr Rücksicht die gemachten Be- merkungen verdienen und je leichter eine Stände-Versammlung, zumal cine Provinzial-Stände-Versammlung, sih bestimmen lasse, dem Staate Lasten aufzubürden, welche von denjenigen getragen werden sollten, zu deren Gun- sten sie veranlaßt werden, um so nüzlicher sei es, mit Deutlichkeit zu un-

terscheiden, inwiefern die Beihülfe des Staats nöthig oder gerechtfertigt sei. À Für solche Einrichtungen, die an einem einzelnen Punkte oder auf einer ein-

zelnen Linie zu machen, und die dennoch von Einwirkung auf einen großen

Umkreis oder auf den ganzen Staat seien, wie Festungen, Straßen 1c., er-- scheine die Nothwendigkeit des Aufwandes von Staatsmitteln selten zweifel- haft, Für solche Einrichtungen hingegen, welche die Besißenden zu Gunsten“

der Besitlosen zu treffen haben, könne die Nothwendigkeit der Staatshülfe*

sehr zweifclhaft sein. Zu den leßteren gehöre die Sorge für die Volks

Erziehung, und hinsichtlich derselben lasse sich eine Verpflicbtung des gesamm- ten Staates nicht ableugnen. Das sei der geringste Anspru, den man den Besitzlosen und Dürftigen einräumen müsse, daß ihnen durch eine an- gemessene Entwickelung ihrer Fähigkeit die Möglichkeit gegeben werde, sih in der Gesellschaft emporzuschwingen und diejenigen Vorzüge zu errin- gen, von welchen die Geburt und das Erbrecht sie ausschließen. Eben o wie für mittellose Eltern die Hülfe der Gemeinden zum Zwecke des Schul- unterrichts der Kinder eintreten solle, eben so müsse auch für arme Gemein- den die Hülfe des Staates eintreten. Die Elementarschulen seien eine absolute Verpflichtung des Staates, deren Erfüllung nicht von dem größe- ren oder geringeren Vermögen der Gemeinden abhängig gemacht werden dürfe, Allerdings werde die Verwirklichung dieses Saßes auf die Schwic- rigfeit stoßen, daß die meisten Gemeinden sich als unterstüßungsbedürftig darstellen werden z allein die Schwierigkeit sei nicht unüberwindlich, und er trete daher dem Antrage bei, daß da, wo das Vermögen der Gemeinden zu zweckmäßigen Schul-Einrichtungen nicht ausreiche, die Beihülfe des Staates gewährt werden möge.

Ein Abg. der Ritterschaft: Während der Restauration habe sich in Frankreich eine Gesellschaft unter dem Wahlspruh: Aide-toi, le ciel t’ai- dera, gebildet. Mit dem Zwecke jener Gesellschaft sei ex nicht einverstanden; aber die Devise habe ihm stets gefallen, passe auch auf die hier in Rede stehenden Verhältnisse und werde von der Regierung selbst angewendet. Wo die Gemeinde das ihrige thue, um den Zweck des Staates zu beför- dern, d. h. um die Bildung so viel wie möglich allgemein zu machen und die Mittel hierfür in sich selbst finde, sei es nicht nothwendig, daß der Staat zutrete, Dieser Fall sei der häufigste, indem im Durchschnitt in der Rhein- Provinz auf jcden Lehrer ein Einkommen von 121 Rthlr. falle. Wer mit den Verhältnissen der Schullehrer näher bekannt sei, wisse, daß sie außer ihrer baaren Besoldung noch mancherlei Nebenkünfte haben, deren Beträcht- lichkeit von dem Grade des Vertrauens und der Liebe abhänge, dessen sie in der Gemeinde genießen. Wenn der Antrag des Ausschusses dahin gehe, daß der Staat nur da zutreten solle, wo die Gemeinde sich in der absoluten Unmöglichkeit befinde, ihrem Lehrer eine auskömmliche Existenz zu verschaffen, so sci derselbe überflüssig, weil dieses schon jegt überall geschehe; nothwen- dig aber sei ein solcher Antrag nicht, weil der Staat selbst anerkenne, daß die Beförderung des Unterrichts cine seiner wichtigsten Aufgaben sei.

Der Neferent: Es sei nicht ersichtlich, ob die Nebeneinkünfte der Leh- rer in der von dem Herrn Ober-Präsidenten mitgetheilten statistischen Ueber- sicht zu Gelde angeschlagen und dem Gesammteinkommen zugerechnet seien; in einigen Regierungs - Bezirken sei dies allerdings geschehen, so däß sich also die Total-Durchschnittssumme von 121 Rthlrn. nicht wesentlich erhöhe. Der Wahlspruch : Aide-toi, le ciel t’aidera, sei in vielen Fällen richtig und treffe im vorliegenden Falle ganz besonders zu, indem die Gemeinden überall nah Kräften helfen und der Staat nur da zutreten solle, wo ihre Kräfte nicht hinreichen. :

Zwei Mitglieder der Versammlung treten der Ansicht des ‘vorleßten Redners bei, weil ihnen viele Fälle bekannt seien, wo der Staat, selb| ohne vorherigen Antrag der Gemeinde, in einem sehr bedeutenden Maße die Schule fortwährend unterstüßte.

Ein Abgeordneter der Städte: dies gebe einen Grund mehr ab, auch

Zu diesem Zwecfe soll das daran stoßende Hotel Cluny mit dem Thermen-Palast vereinigt werden, und der Plan, auf diese Weise ein großes National - Museum zu begründen, ist bereits so weit gediehen, daß die Re- gierung zum Ankauf des genannten Hotels mit den darin befindlichen Sammlungen, \o wie zur weiteren Einrichtung dieses National - Museums, von der Kammer einen Kredit von 590,000 Fr, verlangt hat.

Das Hotel de Cluny wurde am Ende des 15ten Jahrhunderts in Paris gebaut, um den Aebten des weltberühmten Benediktiner-Klosters Cluny un- weit Mäcon, wenn sie nach der Hauptstadt kamen, ein bequemes Absteige- Quartier darzubieten, Die Abtei Cluny, welche die größte Kirche in der Welt nach der St. Peters-Kirche besaß, wurde bei dem Ausbruch der Ne- volution von 1789 von Grund gus zerstört, und és bleibt von jenem be- rühmten Kloster heutzutage nux eine reihe Sammlung von Manuskripten, die in Cluny noch aufbewahrt werden, und das Hotel Cluny in Paris, übrig, Sowohl in architeltonischer als historischer Hinsicht is letzteres ein wichtiges Denkmal, Die Treppe, die Eckthürme, die Fensterbogen und die obere Gallerie des Gebäudes sind von der feinsten Bildhauerei. Die Kapelle, das alte Oratorium der Aebte von Cluny, kann als ein Meisterstück der gothischen Verzierung betrachtet werden, Das ganze Gebäude is noch sehr

ut erhalten und von einer Solidität, dergleichen man bei modernen Ge- bäuden gar selten anzutreffen gewohnt is,

Wenige historische Züge werden die fürstlihe Pracht , welche zur Zeit wo die Aebte darin wohnten, herrschte, am besten darthun, Jm Jahre 1515 schlug die Wiltwe Ludwigs KIT, mit ihrem Hof ihre Residenz da- elbst auf. Als Jakob V. von Schottland mit 16,000 Streitmännern nach e überseßte, um an dem Kampf des Königs Franz l. gegen Karl V. theilzunehmen, wählte er zu seinem Hoflager das Hotel Cluny und feierte

darún seine Vermählung mit der Prinzessin Magdalena, Tochter des Königs von Frankrei, Der Kardinal Karl von Lothringen suchte hier eine Zu- sluchtsstätte gegen den Marschall von Montmorency. Da das Palais in ber Nâhe der Sordontte liegt, so erbaten sich am Ende des 16ten Zahr-

für diejenigen Schulen die Unterstüßung des Staates in Anspruch zu neh- men, bei welchen sie bisher noch nicht Fattfinde,

Nachdem die Versammlung es abgelehnt, auf den früheren Vorschlag näher einzugehen, wird beantragt, ein Minimum des Schullehler-Gehaltes festzustellen, indem der Bedarf der Lehrer nach der Lokalität verschieden sei.

Der Referent: Wenn der Antragsteller als geringsten Ansaß ein Ein- fommen von 90 Nthlrn. nebst freier Wohnung und einem Gärtchen vorge- schlagen, so habe er zunächst scine Umgegend im Auge gehabt. Es sei zweifelhaft, ob in einem Regierungs-Bezirke dieses Minimum vorkomme, und er trage Bedenken, ein solches festzustellen, weil die Schullehrer schon jeßt häufig mehr als dieses Minimum beziehen.

Ein Abgeordneter der Städte tritt der Ansicht des Referenten bei; die Fixirung eines Minimums sei unzweckmäßig und wegen der Verschiedenheit der Verhältnisse unmöglich ; die Regierung habe zu prüfen, in welchen Fäl- len eine Unterstüßung des Staates eintreten müsse.

Nach dieser Diskussion wird der Antrag des Ausschusses von der Ver- sammlung einstimmig angenommen. (Schluß folgt.)

“ei

Berlin, 20. Aug. Der ganze gestrige Tag wurde dazu verwendet, die Ruinen des Opernhauses von dèm Schuite zu reinigen und die noch glühenden Wände durch fortwährendes Besprißen, wo-= bei die bereits erwähnte Dampfspriße in beständiger Thätigkeit war, so schnell wie möglich abzukühlen. Denn man hofft, auf diese Weise wenigstens einen Theil der stehen gebliebenen Mauern für den Neu- bau zu erhalten, welcher sobald wie möglich begonnen werden soll. Namentlich gedenkt man, die Hauptfacade in ihrer alten Gestalt zu erhalten oder wieder herzustellen. Am Abend war bereits die ganze Brandstätte mit einem Bretterverschlag umgeben und der Militair- Kordon durch einzelne Gensd'armen =- Posten erseßt. Unter den aus dem Schutte geretteten Gegenständen bemerkte man vorzügli eine große Masse von Eisen, welches, zu hohen Haufen aufgeschichtet, die traurigen Reste der vielfahen Maschinenwerke bildet, die die Gewalt des Feuers vernichtet hat. Gestern und heute drängte sich unauf- Mine, eine große Masse Volkes um die hie und da noch rauchenden

O

Muinen, ohne daß irgend eine Störung der Ordnung vorgekommen

Mváre,

22)

e %# Verlíin, 19. Aug. Es war wenige Minuten nah 103, als lauter Feuerruf, der von der Straße herauf erscholl, mich nah “der Gegend des Brandes zog. Ueber diese, so wie über den bedeu- * tenden Umfang, den das Feuer bereits gewonnen hatte, konnte man * unmöglich in Zweifel sein; denn ein rother Gluthschein stieg in nord- * óstliher Richtung hoh über die Häuser empor und zugleich wáälzte cine dide Rauhmasse, durch einen leichten kaum bemerfklichen Luft- zug getrieben, sich über die Dächer in der Richtung der Linden fort. Schon ungefähr auf der Mitte der Jägerstraße bot si ein über- rashender Anblick dar: das obere Ende der Straße war wie von Tageshelle beleuhtet, während rings umher noh die tiefen Schatten der Nacht lagerten. Auf dem Gensd'armenmarkte war die Helle hon so groß, daß die Gaslampen nur düster flimmerten. Die dem Brande zuge- kehrte Seite der französischen Kirche, des Schauspielhauses und der neuen Kirche war von einem röthlihweißen Lichte übergossen, das einen geisterhaften Cindruck hervorbrahte, weil die Schatten fehlten, an die wir bei der Tagesbeleuhtung gewöhnt sind; die Thürme der Werderschen Kirche, welche über die noch niht erhellte Häusermasse herüberragten, waren ín Feuer vergoldet; eine ungeheure theils pec- \chwarze, theils rothglühende Wolke nahm einen beträchtlichen Theil des Himmels ein, an dem nur wenige Sterue glänzten. So wie ich an den Ausgang der Behrenstraße auf den Opernplaß gelangte, schien in der Ueberraschung des ersten Eindruckes das ganze Dpernhaus be- reits in eine Feuermasse verwandelt; schon schlug die helle Flamme aus den mittleren Fenstern herausz ein großer Theil des Dachstuh-

hunderts die päpstlihen Nuntien vom

les war vom Feuer ergriffen, und es war offenbar, daß an Rettung des herrlihen Gebäudes nicht mehr zu denken war. Die Behrenstraße war von Menschen gedrängt; aber der Opernplaß war beinahe ganz leer, weil die Hibe, welche von dem brennenden Gebäude ausströmte, in der Nähe desselben unerträg- lih war. Die größte Gefahr schien dem gegenüberliegenden Biblio- thefkgebäude mit seinen unerseblichen literarishen Schäßen, so wie dem anstoßenden Palaste Sr. Königl. Hoheit des Prinzen von Preu-= ßen zu drohen; denn dahin wandten sich die mit Feuerfunken und brennenden Stoffen gefüllten Rauchwolken, die noch glühende Kohlen bis über die Wilhelmsstraße hinaustrugen. Die Spriben, die jeßt ershienen, wurden daher sogleih gegen die äußere Seite des Biblio= thekgebäudes gerichtet, um dieses gegen die Gluth zu s{hüßen. Schaa- ren von Hülfeleistenden waren bereit, ihren Beistand zu der Rettung des Gebäudes und seines werthvollen Jnhaltes an- zubieten. Während alle Anstalten getroffen wurden, um die Bibliothek und den Palast Sr. Königl. Hoheit des Prinzen von Preußen zu sichern, griffen die Flammen im Junneren des Opern- hauses mit unwiderstehlicher rasender Gewalt um sih. Bald brach der mittlere und hintere Theil des Daches in sich zusammen, und ganze Massen rother Feuergarben stiegen jeßt in die Höhe, deren furhtbar \{böner Anblick die Zuschauer mit bangem Staunen erfüllte. Noch sah man in der vordern Hälfte des Gebäudes Personen mit dem Bergen leicht fortzuschaffender Gegenstände, wie besonders Mu- sikalien und dergl. beschäftigt. Der \{chöne Konzertsaal, der bei mehr als 60 Fuß Tiefe die ganze Breite des Hauses einnimmt, war, da eine vier Fuß dicke Mauer mit wenigen Oeffnungen ihn shüBßte, bis jeßt vom Feuer verschont, Auf einmal drückte ein plöblicher Windstoß die Fenster heraus; mehrere Fuß lange Flammen brachen

Abte von Cluny die Erlaubniß, darin zu wohnen, um die Sorbonne leichter überwachen zu können, Zm 17ten Jahrhundert wohnte darin längere Zeit die berühmte Marie Ang é- lique Arnaud, Aebtissin von Port-Noval, die mit Arnauld, Le Maitre de Sacy, Nicole, Pascal und Racine, den vorzüglichsten literarischen Celebri- täten der Regierung Ludwig's XIV,, in enger Verbindung lebte. Endlich wurde der östlihe Thurm des Gebäudes als ein astronomisches Observato- rium von Dellile, Lalande und Messier auf längere Zeit benußt. :

Nachdem also das Hotel Cluny nach einander als Abtswohnung, Nuntien- ip, Schauspielsaal, Sternwarte und Buchdruckerei gedient, wurde es zuleßt ein Museum von Antiquitäten, seitdem es in den Besiß des Herrn von Somme- rard überging, der darin eine für die Oertlichkeit ungemein passende, aber nur zu reie Sammlung von altem Hausgeräthe, Waffen, Gefäßen, Glasfenstern, Gemälden und Kunstwerken aller Art aufgestellt, wie sie nur in Zeiten einer tiefgehenden Revolution zusammenkommen konnte, Nie hat eine ähnliche Sammlung ein passenderes Lokal gefunden ; denn da das Hotel Cluny theils aus dem funfzehnten, theils aus dem sechzehnten Jahrhundert, also aus den Epochen des gothischen und italienisch - romantischen Geschmacks herrührt, so befinden si jene Gegenstände jeßt meist in gleichzeitiger Umgebung auf- estellt, wodur die anschaulihe Verseßung in die Zeit der Entstehung der- selben vollends möglich gemacht wird. Jnhalt und Einfassung stimmen vor- trefflich zusammen; Bild und Rahmen sind gleich anziehend.

Durch eine im gothishen Geschmack gebaute und ausmöblirte Galle- rie und mehrere Gemächer tritt man in den ersten Saal, wo die merkwür- digen eingelegten Arbeiten, mit denen er verziert ist, unsere Bewunderung erregen. Unter diesen zeichnet sich der mit Schildkröt, Perlmutter und Flo- rentiner Mosaik ausgelegte, in Gold gefaßte und mit Edelsteinen übersäete Schrank aus, welcher einst der Königin Marie von Medicis gehörte. Fer-

ner die F eGn Pereleit, getriebenen und ciselirten Pokale, unter denen der |

von Albrecht Dürer, auf dem die heilige Margarethe, Königin von Böh-

men, dargestellt ist, besonders hervorstiht, Aus diesem Saal tritt man in.

das Schlafgemach Franz I. Hier steht da

aus denselben hervor, zogen sich aber sogleich wieder zurück und ließen den Saal von der verheerenden Gewalt des Feuers frei, bis das Dach über demselben von den Flammen verzehrt wurde, bei dem Einsturze die Dee durhs{chlug und das Jnnere des Saales mit brennenden Trümmern füllte. Die Gluth war um diese Zeit so hestig, daß sie bis nah der König8wache und dem Zeughause hin gefühlt wurde, wo sich unermeßlihe Menschenmassen, durh das Mili= tair aus der unmittelbaren Nähe des Brandes entfernt, zusammen- drängten.

So wie auch der vordere Theil des Daches eingestürzt war, legte sich allmälig das Feuer, das jeßt nur im Junern des Gebäudes fort- brannte und, dort durch die festen Mauern eingeschlossen, nah außen feine Gefahr mehr drohte. Am Morgen standen von dem ganzen Prachtbau nur die äußeren Mauern noch, die aber, besonders in dem vorderen Theil des Hauses, wenig gelitten zu haben scheinen , da sie beinahe ihren ganzen architektonischen Shmuck noch behalten haben, so daß es vielleiht möglich ist, sie bei dem Wiederaufbau wieder zu benußen und wenigstens theilweise beizubehalten, Dies wäre um so mehr zu wünschen, da das Opernhaus neben dem Kunstwerthe, den cs als die \s{önste Zierde eines der größten Pläbe in Berlin besaß, als redendes Deukmal einer großen Vergangenheit einen eben so hohen historishen Werth hat. Friedrih der Große selbst soll dem Baumeister, dem genialen Freiherrn von Knobelsdorf, die ersten Jdeen angegeben haben, und wenn wir den reinen Ge- \{chmack, den edeln Stil, in dem das Opernhaus aufgeführt war, mit den umliegenden, gleichfalls der Zeit Friedrichs des Großen, wenn auch einer etwas späteren Periode angehörenden Gebäuden, dem wenigstens noch durch seine Masse imponirenden Universitäts- Gebäude, der eben niht sehr ges{mackvollen Bibliothek und der fatholischen Kirhe mit ihrer unshönen Kuppel verglichen, so wurden wir von Bewunderung gegen den Meistergeist er griffen, der sich in richtiger Auffassung der Kunst seinen Zeit genossen eben so überlegen zeigte, wie auf dem ganzen übrigen Gebiete des Gedankens. Schmerzlih würde es uns sein, wenn die Jnschrist, die das von den Flammen verheerte Ge- bude noch an dem Giebel seiner wenig verlebten Hauptfaçade trägt, Fridericus Rex Appollini et Musis von dieser Stätte vershwin- den müßte; denn sie weist uns auf eine Wahrheit hin, die noch keinesweges allgemein erkannt ists: daß der große König, wie er durch seine Thatkraft den deutschen Volksgeist überhaupt zuerst aus dem trägen Schlummer weckte, in den derselbe nah dem dreißigjährigen Kriege versunken war, so auch, obwohl durch seine eigene Bildung den volksthümlichen Bestrebungen in unserem Schriftwesen entfrem det, den ersten Austoß zu der Wiederbelebung deutscher Kunst und Literatur gab; denn die Kunst wie die Literatur jedes Volkes wird immer nur ein erborgtes Scheinleben haben, wenn beide niht von dem frischen Gefühle volksthümlicher Kraft durchdrungen sind,

% Erfurt, 20. Aug. Die Krisis, welche der rasch eingetre- tene hohe Stand der Fruchtpreise und ein jedoch nur scheinbarer Mangel an dem erforderlichen Brodkorn herbeizuführen schien, ist, obschon die Preise sich noch immer auf einer ungewöhnlichen Höhe erhalten, jeßt als überstanden anzusehen, Dank sei es der Vor- sorge, welhe die Kommunen selbst, sowohl als die Behörden, reht- zeitig haben eintreten lassen, um dem Bedürfnisse der unbemittelten Einwohner abzuhelfen, Dabei hat auch die von der Regierung ver- mittelte Austheilung von beiläufig 200 Wispel Mehl aus dem hie- sigen Militgir=Magazine gute Wirkung gethan, am meisten aber wobl die unlängst eingetretene Aerndte, welche, so viel bis jeßt zu über- sehen, wenn auch nicht die Erwartungen übertreffen, doch im Durch= schnitt reihlich ausfallen und die Einbußen des vorigen Jahres hin- reihend erseßen wird. Es scheint hiernach jede Sorge um die Sub- sistenz der ärmeren Einwohnerklassen im künftigen Winter immer mehr in den Hintergrund zu treten.

Ausland. Deutsche Bundesstaaten.

Bayern. Aschaffenburg, 13. Aug. (Karlsr, Z) Gestern Abend sind Se. Majestät der König aus dem Bade Brückenau im besten Wohlsein in hiesigem Schlosse eingetroffen. Jhre Kaiserl. Hoheit die Prinzessin Alexandra befindet sich noch in Schlangenbad und wird, dem Vernehmen nah, noh einige Zeit dort zubringen, Man will hier wissen, daß auf den Ludwigstag Jhre Königl. Hoheiten der Kronprinz und die Kronprinzessin am hiesigen Hoflager eintreffen dürften,

Sachsen. Leipzig, 15. Aug. Der verantwortliche Redacteur des hiesigen Börsen blattes für den deutschenBuchhandel, Herr J. de Marle, veröffentlicht in der heutigen Nummer des genannten Blattes folgende Erklärung: „Ein in den Versammlungen leider als Majorität sih geltend machender Theil des hiesigen Literaten-Ver- eins beginnt eine, gegen die wohlgemeintesten Maßregeln der Ne- gierung zu Herstellung eines würdigeren Betragens der Presse ge- richtete oppositionelle Stellung einzunehmen, die meines Dafürhaltens weder der Literatur noch dem Buchhandel je zur Förderung dienen, ihre wahren Juteressen vielmehr nur beeinträchtigen fann. Unter solhen Umständen halte ih es weder meiner Stellung angemessen, noch mit meinen Pflichten überhaupt vereinbar, ferner Mitglied des

s nämliche Bett, in a ae ser ritterlihe König zu \chlafen pflegte, seine Rüstung an den Bettpfosten elehtit s ant Sau 2 E tbei mit Speeren bewaffnete Nitter mit geschlossenem Visir. Hier sicht man auch jenes herrliche Schwert, guf desse Griff Benvenuto Cellini's Grabstichel eine meisterhaft ausgeführte My dramatisch komponirte Hirschjagd eingegraben hatz ferner die Sporen, e f der König in der Schlacht von Pavia trug, und die goldenen Steigbüge!, die Herr von Sommerard von einem der Nachkommen des E welcher den König gefangen nahm. Neben vielen hier a thümlichen Schwertern, Dolchen, Helmhauben, Hellebarden, Luntenbü sen, Streitkolben 2c. bemerkt man auch eine Spindel, in welche die Figuren der berühmtesten in der heiligen Schrift erwähnten Frauen eingeschnitten M, und die einer französischen Königin des funfzehnten A A haben soll. Die Zartheit der Ausführung und der völlige Mange B (b- nußung beweisen, daß diese Königin nicht, wie Frau Bertha, eine ne Spinnerin war. Ein Gemälde von Primaticcio, Franz 1. Lieblingsmaler, welches die Toilette einer jungen Dame des sechzehnten Jahrhunderts zum Gegenstand hat, ziert dieses Gemach, welches von dem großen Himmelbette an bis zu den kunstreichen Waffen - und Toilettenstücken Gegenstände aus der Zeit dieses Königs und seiner Nachfolger vereinigt. : : Von den Waffenstücken verdienen besonders zwei Erwähnung: ei wundervoll gearbeiteter Hofdegen, auf dessen Klinge die zwölf Apostel ein- gegraben sind, und der dem Benvenuto Cellini gegeben ward, jedenfalls von einer florentinishen Meisterhand herrührt und immerhin aus der Werkstätte dieses berühmten Goldschmieds hervorgegangen seyn fannz ferner ein herr- licher spanischer Degen, an welchem die aus einem eine Schlange hinun- tershlingenden Storch kunstreich kombinirte Parirstange vorzüglich beachtungs- werth ist, und der aus dem Kabinet Friedrichs des Großen zu Spandau Ci soll, Alsdann E zwei unweit des Fensters an einem Schach- reit sipende Gestalten unsere Aufmerksamkeit auf sich. Die Schachfiguren,

welche von Bergkristall und mit Bernstein und Gold verziert sind , deuten

i daher ausscheidend, lege E Tage Lade nieder und bitte,

Vereins zu bleiben; mit dem her mehr an mich machen zu

ih zuglei mein bisheriges Amt in dieser Beziehung feinerlei Sendung wollen,

Haunover. er, 19. Aug. verschiedenen Seiten werden hier Empfange des Königs gelten E Sa u. dergl, Da man indessen : en drscheinlich ¿#/-vaß--bér König ganz weis und ed E von jenen Vorbereitungen vielleicht nur unerwartet fomme, so wWE ebracht werden können. Uebrigens die Jllumination in Ausführung g R L 1% acwarien Ne i die Rückkehr Sr. Majestät jedenfalls jeyr ald zu erwarten, un? F rheidung des Königs, auf welche die Bürger der Stadt sehr eine Entscheidung del iber den fünftigen Stadtdirektor, wird gewiß gespannt find, nämlich SA jestät bekannt werden ‘erst nah der Rückkehr Dr. Majestä C en.

Baden. oi Oberrhein, 12. Aug. Á Karlsr. 3) Die an der baden -aargauer Gränze stattgefundenen Verkehrs - Hem- mungen haben mit dem 1sten d. M. auf beiden Seiten aufgehört. Nachdem námlih die Regierung des Kantons Aargau das Verbot der Bieh - Einfuhr über Kadelburg zurügenommen hatte , so hat, dem Bernehmen nach, die Großherzogl. badische Regierung dem eidgenös- sischen Vororte sofort ihre Bereitwilligkeit erklärt, die der Schweiz gewährten Zoll -= Begünstigungen auch an der aargauer Gränze von dem Zeitpunkte an wieder einireten zu lassen, an welchem die Regie rung dieses Kantons die angeordneten Sperr - Maßregeln zurücneh men werde. Auf den hierauf von Seiten des Vororts Baden o wohl, als Aargau gemachten Vorschlag , die den Verkehr hemmenden Maßregeln gleichzeitig, und zwar vom 1. August an, außer Wirksam- feit zu seßen, wurde von beiden Seiten eingegangen, und in Folge hiervon sind nun mi 1 Tag i früheren Verkehrs-Verhältuisse wieder eingetreten.

Oesterreichische Monarchie.

ien, 15. Aug. (S. M.) Das Festmahl, welches der hie- sige preußische Gesandte, Barou Can1t8, zu Ehren des tausendjäh- rigen Bestandes von Deutschland in Folge des Vertrages von Ver- dün gegeben, war sehr glänzend. Es bestand aus 22 Gedecken, Sämmtliche hier anwesende Chefs der deutschen Gesandtschaften waren geladen, so wie auch Graf Senft-Pilsach, dann der Staatsrath Baron Ottenfels und Freiherr von Menßhengen von der Staats- Kanzlei dabei erschienen, Der Festgeber brachte einen Toast auf das Wohl, den Ruhm und die Einigkeit von ganz Deutschland aus, der mit seinem edelsten Rebensafte, dem Rheinwein, getrunfen wurde,

Danke.

Naris, 15. Aug. Der König und der Königliche Hof legen vom 16ten bis zum 22ten d. M. die Trauer für Se, Königl, Hoheit den Prinzen August vou Preußen an,

Durch eine Königliche Ordonnanz vom ten d. is der Prinz von Joinville berufen, den Sißungen des Admiralitäts=Conseils mit bera thender Stimme beizuwohnen. Diese Anorduung stimmt mit der Or- donnanz vom 19, August 1836 überein, wonach die Königlichen Prin-= zen, sobald sie Generals -Rang haben, in den verschiedenen Comités iber Kriegs=Augelegenheiten Siß und Stimme haben sollen, Durch eine zweite Königliche Ordonnanz vom A4ten ist der Vice - Admiral Hugon ueuerdings in den Admiralitäts-Conseil berufen worden.

Es verbreitet sih heute das Gerücht, daß die Regierung {limme Nachrichten aus dem stillen Ocean erhalten habe. Die Kommandan ten der beiden französischen Schiffe die der Admiral Dupetit-Thouars vor Tahiti gelassen hatte, waren gezwungen worden , ihre Stellung aufzugeben, indem zwei neue englishe Schiffe zur Verstärkung des dort stationirten „Talbot‘““ angekommen wären. :

Die Sentinelle de la Marine meldet aus Oran vom 29sten v. M.: „Am 25}ten sind verschiedene Convois von Kameelen und Maulthieren, die mit Lebensmitteln und Kaufmannsgütern nach Maskara bestimmt waren, hierher zurückgekehrt; es waren ihnen Be- duinen entgegengekommen, von denen sie erfahren, daß die Partei= gänger Abd el Kader's mehrere mit Mehl beladene Kameele geplün- dert hätten. Der Emir hat sich aufs neue zwischen Oran und Mas fara gezeigt, und es hieß, der Stamm Ouled Affa hätte ihm Lebens- mittel und Schießbedarf zugeführt. An dem nämlichen Tage, früh Morgens, hat der Emir in Person, mit 800 Reitern und 210 Fuß- gänger, das Lager von Oued Aman angegriffen, welches errichtet worden ist, um die auf dem Wege nach Maskara im Bau begriffene Brücke zu {üßen. Wir haben auf jenem Punkte nur 250 Maun Infanterie, die den Feind heftig zurückgeschlagen haben, ‘/

Die Königin Christine vou Spanien wird in den nächsten Tagen nah Eu reisen, um der Königlichen Familie einen Besuch zu machen, Sie wird jedoch nur zwei Tage dort verweilen. : j

Die Familie Zurbano's befindet sich gegenwärtig zu Perpiguan, Sie beabsichtigt, sih in der Umgegend dieser Stadt anzukaufen , und si dort niederzul«ssen.

Es heißt, der Erzbischof von Paris habe dem Abbé Ge= noude das Messelesen untersagt, wie er ihm schon ‘früher das Pre- digen in der Pariser Diözese verboten habe,

m Paris, 14. Aug. Als Herr von Lamartine unlängst bei dem Gastmahle in Mäcon seine bekannte Volksrede hielt, meinten Viele, welche den Deputirten vou Mäcon nur aus den öffentlichen

(Hamb. K.) Von | Hannov rbereitungnn zu einem festlichen | ürger-Ehrengarden, Jllumination |

der Ankunft noch immer nicht | tribun geizt. Die Gelegenheit dazu gab Folgendes :

it diesem Tage gleichzeitig auf beiden Seiten die

339 Blättern kennen gelernt haben, daß er gleich den übrigen Demago- gen um die Gunst der Massen nur darum buhle, um mittelst dersel= ben den Gipfel der Macht zu erklimmen. Der Brief, welhen Herr von Lamartine so eben an den Herrn Chapuys-Montlaville gerichtet hat, und den heute das Journal la Presse veröffentlicht, wird hof= fentlih dazu beitragen, so manchen Jrrthum, den man über die Ge= sinuungen des Deputirten von Mäcon verbreitet, zu berichtigen , und augenscheinlich zu zeigen, wie wenig er nah dem Ruhme eines Volfs=

__ Herr Chapug9s-Montlaville, Deputirter des nämlichen Departements wie Herr von Lamartine, geht mit der ZJdee um, einen französischen

Plutarch zu schreiben, worin die glänzendsten Momente des franzö= sischen Waffenruhmes iu einer für das Volk faßlichen Sprache ge-= \childert werden sollen. Er wandte sich an Herrn von Lamartine, um dessen Gutachten darüber zu vernehmen. Herr Chapuys = Mont-= laville erklärte, daß der Hauptzweck seines Werkes die Belehrung des Volkes wäre. Er hoffte dadur den Beifall und die Unterstüßung des Herrn von Lamartine sich zu sihern. Aber da dieser die radi= falen Tendenzen seines Kollegen nur zu gut fennt, nahm er Anlaß, eine Art Pregramm über den Geist und den Zweck, wovon Jeder, der zur Belehrung des Volkes ein nüßlihes Werk herausgeben wolle, beherrscht sein müsse, zu entwerfen.

Herr von Lamartine fängt damit an, zu bemerken, daß, wer das Volk belehren will, sich wohl hüten muß, dem Volfe zu s{hmeiccheln, und noch weniger vor demselben auf den Kuniecen liegen darf, wie man es bisher so oft gethan hat, um dasselbe desto leichter gegen eine unbequeme Regierung zu eigennüßigen Zwecken außfzureizen. „Sagt dem Volke die Wahrheit ins Gesicht jederzeit und immer, deuu wenn es auch an Schmeichelei und Lüge gewöhnt worden is, \o besißt es dafür zwei angeborene edle Eigenschaften: Wahrheitsliebe und Muth; es achtet die, welhe es nicht fürchten, und ver= achtet die, welhe ihm bei jeder Gelegenheit huldigen,“ Hierauf hebt er die drei verschiedenen Gesichtspunfte heraus, unter welchen eine für das Volk geschriebene Geschichte aufgefaßt werden kann, nämlich: die Ruhmbegierde, den Patriotismus und die Moralität. Die beiden ersten mißbilligt er aus dem Grunde, weil die Ruhmbegierde das Volk berauscht, anstatt zu belehren, indem sie ihm bloße Phan- tome als echtes Verdienst betrachten läßt. Der ungezügelte Patrio= tismus, wie er bei einer friegerishen Nation, wie die französische, leiht si einstellt, macht das Volk egoistish und ungereht gegen au- dere Nationen, und: „la verité française“, wie Herr von La martine ausruft, „„n’est vraie qu’à Paris, passez la frontière, c’est un mensonge.“ Unter vielen Beispielen, berührt er die gewöhnlich so pomphasft dargestellte Geschichte der Kaiserzeit und zeigt, wie wenig sie geeignet sei, dem Volke die Wahrheit zu lehren, indem sie ihm die falsche Jdee einflöße, daß, wie noch viele Fran= zosen heute glauben, die französische Nation ganz Eu ropa auêsmache. Die Moralität erscheint ihm als der einzig erlaubte Zweck eines Schriftstellers, der für das Volk \chrei= ben will. Wie die Gottheit der Urquell des moralischen Gefühls ist, so soll die Geschichte des menschlihen Geschlechts jederzeit den leiten den Finger der waltenden Vorsehung, welche jeder Nation eine bc sondere Rolle in dem großen Welt-Drama anweist, dem Volke achten und ehren lehren, und so dasselbe an großherzige und erhabene Gefühle gewöhnen. Nur daun is das demokratische Prinzip ohne Gefahr für den Staat, weil die moralische Bildung des Volks dessen Leiden- schaften im Zaume zu halten vermag.

Dies ist im Auszug der Juhalt des Schreibens des Herrn von Lamartine an Herrn Chapuys-Montlaville/ wovon heute d Journale aller Nüancen mit höchstem Lobe sprechen, und welches namentlich auf die konservative Partei einen o vortheilhasten Eindruck gemacht hat, daß die Presse, das Organ der aufgeklärten Conservateurs, ivelhe die leßte Rede des Herrn von Lamartine bei dem Gastmahle von Mäcon ganz mit Stillschweigeu überging, heute ausruft: „C'est une lettre dans laquelle sont semés à pleines mains d’admira- bles préceptes et d’éloquentes vérités.”

s S gleicher Zeit wurde der Prospektus des neuen Journals von Mäcon, welches als Organ des Herrn vou Lamartine Anfangs des nächsten Monates erscheinen soll, herausgegeben. Man hatte auge- zeigt, dieses Journal werde den Titel: La nouvelle démocratie führen, und schon wurden die übertriebensten Kommentare darüber gemacht. Aber Herr von Lamartine hat sein Journal Le bien pu- blic betitelt, damit jeder Verdacht, als wolle er den Radikalismus predigen, vermieden werde. gelesen, worin er einem seiner hiesigen Freunde unlängst \crieb : „Surtoul je vous en prie, ditez bien haut partout que je ne su1s pas radical, el que je ne le serai jamais.” Und in der That ist der Prospektus seines Journals zwar im Oppositionsgeiste geschrie- ben; aber diese Opposition soll cine gouvernementale Richtung nehmen, und anstatt den Gang der Regierung zu lähmen, so viel als möglich begünstigen. „Nous n’entendons pas par opposîition cet esprit de conlestation perpetuelle, et de dénigrement systema- tique, qui ne consìiste qu’á dire non, quand le gouverne- menl dit oui. Entraver toujour le gouvernement dans tout ce qu’il fait, c’est un pauvre rôle selon nous: c'est le rôle de la plerre sous la roue. Cela ne fait pas marcher le char: nous voulons qu’'il marche.” Aber die bezeihnendste Stelle darin ist un- streitig jene, wo es heißt: „Nous ne serons pas injustes non plus à l'égard des conservateurs. Ce parti a prouvé par son atti- inde vis-à-vis d’un ministère à la fois faible et téméraire, et

|

par la resistance à la déplorable mesure des fortificátions, qu’un barcière infranchissable n’existait pas entre les con- servateurs et nous.” Bei einer solhen Sprache des anerkfann- ten Organs der Politif des Herrn von Lamartine, sind wir vom Radikalismus , Gott sei Dank, weit genug entfernt.

Grossbritanien und Irland.

_ Oberhaus. Sizung vom 14. August. Die Opposition ist eifrig bemüht, das Ende der diesjährigen Session noch mit einer Niederlage der Minister zu bezeihnen, und so wie zu diesem Zrwoeck Lord Russell vor kurzem den allgemeinen Zustand des Landes vor das Unterhaus brachte, so beantragte heute Lord Monteagle bei den Lords geradezu ein Mißbilligungs-Votum in Bezug auf einen speziel- len Theil jenes Zustandes, nämlich die Finanzen des Landes, indem er seinen Antrag in folgende Resolutionen kleidete :

_ Das Haus is} besorgt und unzufrieden, daß der in Aussicht gestellte Uebershuß der Einnahme von 500,000 Pfund für das mit dem 5. April abgelaufene Finanz-Jahr 1843 nicht realisirt wor= den ijt, joudern im Gegentheil ein wirfliches Defizit von 2,421,000 Pfund sich herausgestellt hat, troy der Auflage einer Eigen- thumssteuer, troß der Verwendung von 511,406 Pfd. aus der chine=- sischen Contribution, troß einer Zolleinnahme für Korn von 1,300,000; daß die Last der permanenten Schuld in den beiden lebten Jahren vergrößert, die Bilanz der Schaßkammer aufgehoben und eine Million Schaßkammer=Scheine in Stocks konvertirt worden is, Unter solchen Umständen is es die Pflicht der Legislatur und Jhrer Majestät Re=- gierung, die größte Einschränkung, welche der öffentlihe Dienst zu=- läßt, eintreten zu lassen, und Maßregeln zu treffen, welche dur die zu bewirfende freieste und weiteste Ausdehnung der britischen Agri=- fultur-, Manufaktur= und Kommerzial-Jndustrie die ordentliche Ein- Laune M, E E von der Auflage einer Eigenthumssteuer

efreien und das Glück und Wohlergebe Ñ J je- stät Unterthanen begründen.“ ergeyen „Alles Tae M O

„Lord Monteagle suchte in langer Rede seine Angaben zu inotiviren, Er zeigte, wie die Finanz= Politik des vorigen Ministe=- riums, in Folge welcher dasselbe habe abtreten müsseu, von dem des gegenwärtigen durhaus nicht übertroffen werde, indem die Ver- \prehungen desselben hinsichtlih der Gleichstellung von Ausgabe und Einnahme nit in Erfüllung gegangen wären, ein fort und fort wachsendes Defizit vorhauden sei, und er sich anheishig machen wolle, in ähnlicher Weise wie man früher gegen die Whig= Verwal- tung verfuhr, durch Aufsummirung der Defizits vergangener Jahre, der jebigen Regierung ein Gesammtdefizit von 4,700,000 Pfd. nachzuweisen. Und doch habe die Regierung über so außer= ordentliche Einnahmen, wie die Einkommen -=-Steuer, die chinesische Kriegs-Contribution, der unerwartet hohe Zoll-Ertrag für die Korn= Cinfuhr sle gewähre, zu gebieten. Aber die Ursachen des Jrrthums Sir Robert Peel's in seinem Finanz-Plan, der einen Ueberschuß von 500,000 Pfd. besage, liege in der unzweckmäßigen Umänderung des Zoll = Tarifes, welche allein in dem Artikel Bauholz einen Ausfall von 680,000 Pfd. herbeigeführt habe. Auch ist nah der Ansicht des Redners feine Aussicht auf eine günstigere Wendung der Dinge zu erwarten, und auf den- für das nächste Jahr in dem Budget veranschlagten Uebershuß von 700,000 Pfd. uicht zu bauen, Er glaube daher, daß die Regierung die Einkommen=-

Ich habe mit eigenen Augen einen Brief | | |

|

| die guf | |

Steuer ihrem Versprechen gemäß nah Verlauf von drei Jahren nicht würde gufheben fönnen, obschon eine solhe Steuer nur in Zeiten der äußersten Noth aufgelegt werden sollte. Das Heilmittel zur Beseitigung dieser Finanz = Krisis indeß wäre nicht \{chwer zu finden ; es liege in weiser Sparsamfeit und in freiem Handel. Die Regierung entferne jeßt die Restrictionen der Maschinen-Ausfuhrz sie brauche ihre eigenen in diesem Falle augewandten Prinuzipien uur auszudehnen, um dem Lande unermeßliche Wohlthaten zu erweisen! Nach einer kurzen Ver- theidigung der Lehren vom freien Handel {loß Lord Monteagle mit dem Antrage seiner Resolutionen. Der Herzog vou Wellington mußte in Abwesenheit des erkrankten Lord Ripon die Vertheidigung der Regierung übernehmen, und erledigte si dieser Aufgabe, obgleich,

| wie er selbst gestand, nicht vertraut genug mit den finanziellen De- | tails, unter dem Beifall des Hauses mit günstigem Erfolg.

; : Die Resolutionen Lord Monteagle'’s wurden ohne Abstimmung verworfen. Der Herzog gestand es zu, daß die Resultate des abgelaufenen Finanzjahrs

! den Erwartungen nicht entsprochen haben, aber jedes Budget wäre solchem

Schicksale unterworfen, Die gegenwärtige Regierung übernahm die Ver= waltung des Landes unter Umständen, welche eine neue Finanz-Politik nothwendig machten, und es liegt in der Natur der Dinge, daß jede neue Politik mehr oder weniger experimentireud sein muß. Einen neuen Finanzplan zu improvisiren, der in keinem seiner besonderen Theile sih als trüglich erweise, ist eine Aufgabe, die über die Weis- heit des Weisesten geht, Judeß widerlegte der Herzog auch salshe Angaben gestüßten Behauptungen des vori= gen Redners, indem er das Defizit aus dem Umstande ertlärte, daß die Einnahme-Nachweisung pro 1843 einen Betrag von 3,700,000 Pfd, aus der Einkommen - Steuer enthalte, während der wirklich eingegangene Ertrag derselben sich nur auf 2,400,000 belaufe, und der Ueberschuß auf die Rehnung des nächsten Jahres zu stehen komme; ebenso foume die für die Eiulösung der verfälshten Schaß- lammerscheine gezahlte Summe in Abzug, so wie eine Mehrausgabe von 300,000 Pfd, für den Krieg in China, was alles zusammenge-= nommen den Unterschied zwischen den Veranschlagungen und den Er= gebuissen des Budgets vom vorigen Jahre als unbedeutend er=

durch ihre Formen auf hohes Alter und fernen Ursprung. Dieses Schach- spiel erhielt Ludwig der Heilige aus Arabien vom Fürsten der Assassinen zum Geschenk.

__ Vierauf folgt der Speisesaal, mit vergoldeten Leder-Tapeten geziert und mit Tischen, welche genau nach der Mode des funfzehnten Jahrhunderts gedecckt sind und alles auf Essen und Trinken bezügliche Geräth damaliger Zeit in seltenster Vollständigkeit aufweisen, Die antiken oder vielmehr Alt- fränkischen Löffel und Messer sind von gewaltiger Größe. Auf dem Brie eines der leßteren ist Abraham's Opfer höchst künstlich geschnitten. Mitten auf der Tafel steht eine Wasseruhr von emaillirtem Porzellan, nach welcher man, vor der Erfindung der Räderuhren, die Dauer des Mahles abmaß, Man sieht daselbst auch eines jener \chnurrigen Trinkgeräthe, mit denen sich vormals die Tischgesellschaft während des Desserts belustigte. Es besteht in einem doppelten Becher, der so eingerichtet ist, daß, sobald der R die größere Höhlung, die etwa { Quart faßt, geleert hat, vermöge Rg rudes einer Feder ein zweites volles Gefäß seinen durstigen Lippen veren C Der neue, von den Decorations- Malern der großen Oper, oólt u L an und Feuchères, ausgeführte kabalesische Plafond krönt jolíce fün den altfränktischen Luxus von limousinischen Emaillen, Ma- Schfünbkünst (p venezianischen Gläsern u. st. w. Verschiedene auf die edle Umschriften Mee de la gueule, wie Montaigne sie nennt) bezügliche s humoristische D sich in Hohlkehlen und Laubwerk an der Dee hinauf, ded Duabat N Vselgen das Auge ergößen, Die geistreiche Charge lirt und auf einem alt S Pand das bekannten Gypszerrbildners Dantan model- dieses sWweigenben M Gen Lehnstuhl ausgestell, erhöhet die Täuschung

Durch ut in E) tao nichts fehlt, als der Ruf des Küchenmeisters. Anet, jenem prächtigen Landsige da e i E i Ï l f ür Di Ce s T D j : , i . für Diana von Poi- Lavell e a A gerrosi worden ist, gelangt man in die schöne gothische Form G dite el man die zartesten und geshmackvollsten Muster und rchiteftur des funszehnten Jahrhunderts innerhalb eines sehr

feinen Naumes zusammengedrängt. Die gewölbten Bogen entspringen, ivie im Nempter von Marienburg, von einem in der Mitte der Kapelle in Ge- stalt einer Palme aufsteigenden Pfeiler, von welchem alle Linien strahlenar- tig ausgehen, während durch die spigen Fenster - Oeffnungen ein religiös- myvstisches Licht durch herrlich gemalte Scheiben fällt, welche der Meister- hand eines Jean Cousin und Pinaigrier ihr Daseyn verdanken. Auch hier, wie in des Königs Schlafzimmer, durch Primaticcio's Bild, wird man be- sonders durch eine Figur täuschend in die Zeit zurücverseßt, wo die Ka- pelle als Oratorium der verwittweten Königin diente, Vor dem Altar steht nämlich ein Priester in prächtigen , gold- und silbergestickten Meßgewändern und anscheinend mit Vollziehung der kirchlichen Gebräuche beschäftigt. Fast alle Möbel, womit die Kapelle ausgestattet it, als da sind: Chorrokschränke, Kredenztische, Bet- und Notenpulte, Chorstühle, Osterleuchter u. s. w. stam- men aus derselben oder ziemlich derselben Zeit, in welcher die Kapelle ge- baut wurde (von 1490 bis 1510). Die an den Wänden hängenden Ki:- chenbilder, so wie ein großes, aus der Abtei Everborn bei Lüttich herrüh- rendes Altargemälde, zeigen einen und denselben Styl mit den Ge- betbüchern, die auf Chorpulten aufgeschlagen, auf Pergament ge- druckt, luxurióös in damaligem Geshmack eingebunden und mit Mi- niaturen geschmückt sind, an denen sich der Entwickelungsgang der zeihnenden Künste in Frankreich von 1488 bis 1520 verfolgen läßt. Endlich bemerkt man noch trefflih gearbeitete Krummstäbe von Elfenbein und Mon- stranzen von vergoldetem Kupfer mit dem Datum 1304, ein \{hönes, auf beiden Seiten geschnißtes Kreuz und eine beträchtliche Anzahl Reliquien- Kästchen verschiedener Größe, die zum Theil sehr werthvoll sind und aus den früheren Jahrhunderten des Mittelalters herrühren, Unter den Skulp- turen in Elfenbein befinden sich einige höchst anmuthvolle Figuren, die theils Jean Goujon, theils dessen groleni ebenbuhler, Germain P ilon

beigemessen werden, welhem die Statuen Heinrich's 11. und der Katharina von Medicis, die auf deren Grabdenkmälern zu Saint-Denis zu sehen sind

ihre Entstehung verdanken, /

__ Der historische Neichthum dieser sehr im nationalen Sinne angelegten Sammlung, die Masse eigenthümlicher, bald s{höner, bald humoristisczer bald barocker Erfindungen und Erzeugnisse eines unsäglichen und mannig- faltigen Kunstfleißes is höchst bedeutend, und die Kosten für das Zusam- mengebrachte mögen ebenfalls nicht unbedeutend gewesen sevn. Die Samm- lung besteht im Ganzen aus 1434 gewählten Stücken, wovon mehrere von hohem Werth. Vorzüglich bemerkenswerth ist darunter auch die Email-Samm- lung, wovon sehr viele Stücke bis zur byzantinischen Epoche hinaufreichen. Beinahe alle ausgezeichneten Email - Künstler von Limoges aus dem 16ten und 17ten Jahrhundert sind hier vereint anzutreffen. Die zwölf Stationen aus der Leiden8geschichte unseres Erlösers auf zwölf verschiedenen emaillir- ten Tafeln, woran Léonard vom Jahre 1532 1560 gearbeitet haben soll, so wie die Trinkbecher des Jehan Courtois (im Jahre 1550) können als das non plus ultra in dieser Art betrahtct werden, Die Email-Sammlung des Éaito vou Sommerard is um so \chägbarer, als die CEmails aus Limoges sehr selten geworden sind und bei öffentlichen Feil- bietungen um schr hohe Preise verkauft werden.

Eben so verdient die Geschirr- und Fayence-Sammlung eine besondere Erwähnung, Man findet unter den Fayence - Stücken eine Mutter Got- tes mit dem Christkinde von Luca della Robbia, einen herrlichen Neger- kopf aus der Schule von Faenza, viele Teller von Bernard de Polisso u. #. w,

Nicht minder zahlrei und kunstwichtig ist die Statuen- und Statuettéit- Sammlung, wovon einige Stücke den besiren des Alterthums gleihgeseb| werden könnten, wie z. B. die Kindergruppe von Franeois Fluma: z Marmor -Statue von Diana de Poitiers, die vom Schlosse“ herrührt ; eine prächtige Mutter Gottes aus Elfen : Jahrhundert; eine Menge von kleinen Gyps-Figuren v: stern des Mittelalters und vor allen eine pantheistist Werth, welche in einem alten Schlosse äm Ufer