1843 / 53 p. 2 (Allgemeine Preußische Zeitung) scan diff

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ewißheiten abgeholfen, so daß künftig bei den betreffenden t. E O alleser ‘nicht leiht mehr ein Zweifel darüber entstehen kann, wo und bei welcher Gelegenheit sie von ihrer Dienst-

Fleidung Gebrauch zu machen haben.

Freie Städte. XX Frankfurt a. M., 18. Aug. Se. Durchlaucht, der regierende Herzog von Braunschweig traf vorgestern hier ein und besuchte Wiesbaden. Der Aufenthalt des Königs der Belgier in jenem Bade dürfte bis gegen Ende d. M. andauern; Se. Majestät lebt dort schr still und zurückgezogen.

Die Bundes-Versammlung hat ihre Sißungen vertagt und zwar, wie man hört, auf die Dauer der Herbstferien, die bekanntlich vier Monate andauern, So wie die meisten der Herren Bundestags= Gesandten unsere Stadt verlassen haben, wird der Herr Graf von Münch-Bellinghausen in nächster Woche auch abreisen und wahrschein- lich nach Böhmen zu des Fürsten -Staatskanzlers Durchlaucht. Die früher verbreitet gewesenen Gerüchte von einer Abberufung des Herrn Bundes-Präsidialgesandten sind wieder verstummt. / i

Der in einem Theile für den Dienst auf der Eisenbahn nicht ganz taugliche elektro - magnetishe Wagen unseres J. P. Wagner erhält nun in der Werkstätte der Taunus-Cisenbahn die nöthige Ver= besserung. Diese hat mit dem Prinzip Wagner's aber nichts ge-= meinz er steht vollendet da, und der erfindungs- und fenntnißreiche Mann hat mit bewundernswerther Ausdauer seine große Aufgabe gelöst. Daß es ihm große Anstrengung gekostet, dieses Ziel zu er-= reichen, beweist äußerlih das ganz gebleihte Haar des noch im besten Alter stehenden Physikers.

Unsere Stadtwehr hat mit der gestrigen großen Revue vor den regierenden Bürgermeistern die diesjährigen Exercitien geschlossen. Man darf der Haltung dieses militairischen Justituts nur Lob spenden. Wie man hört, wird die Kavallerie der Stadtwehr den Tschako mit dem Helm vertauschen, wodurch sie eine neue äußere Zierde erhält. Daß aber die Stadtwehr auf die äußere Zierde viel verwendet, be= weist unter anderem die Thatsache, daß die neue Uniform des Tam-= bour-Majors des Bataillons freiwilliger Jäger 500 Fl. kostet,

Frankreich.

Paris, 16. Aug. Wegen des gestrigen Festtages sind die meisten pariser Zeitungen heute nicht erschienen.

Der Herzog und die Herzogin von Nemours sind auf ihrer Reise am 13, August in den Nachmittagsstunden auf dem Dampfschiffe „Courrier“ in Nantes angekommen und von den dortigen Behörden feierlich empfangen worden.

Der Herzog von Montpensier wird dem Marschall Soult zu St. Amand einen Besuch abstatten; der Marschall bereitet große Empfangs=-Feierlichkeiten vor.

Ein Journal versichert, daß Herr Victor Hugo und der Mar= {all Bugeaud bei der nächsten Pairs-Ernennung ebenfalls zu dieser Würde erhoben werden sollen. ,

Herr von Bourmont wird binnen einigen Tagen in Paris erwartet, Er ist von mehreren Mitgliedern der älteren bourbonschen Linie, und namentlih von dem Herzoge von Bordeaux, mit Geschäften beauftragt.

Von den gegenwärtigen Ministern sind in diesem Augenblicke nur die Herren Duchatel und Villemain in der Hauptstadt anwesend.

Einige der detaschirten Forts in der Umgegend der Hauptstadt, die entweder ganz oder zum größten Theil vollendet sind, dürfen nicht mehr besuht werden, Sie sind von Wachen umgeben, die jeden Zu= gang versperren.

“Gestern, am 73sten Geburtstage Napoleons, wurden an dem Fuße der Vendomesäule cine große Menge von Jmmortellenkränzen niedergelegt.

Von 1662 bis 1843 hat Frankreih 69 See= Minister gehabt. Jn dieser Zahl befinden sich Colbert und der Baron Charles Dupin, die diesen Posten am längsten und am kürzesten bekleideten, nämlich Colbert 14 Jahre und Dupin 3 Tage. / ;

Das Schiff „„Anacharsis“, welches in Marseille angekommen ist, hat die Rhede von Tunis am 30, Juli verlassen, wo sich ein fran= zösishes Geschwader von 2 Linienschiffen, 2 Briggs und 1 Dampf= chiff befand. Die türkische Flotte war noch nicht in Sicht. i “Man schreibt aus Nantes: Ein Mann, der si in den bluti= gen Jahrbüchern der Stadt Nantes eine so traurige Berühmtheit er= warb, Jean Marguerite Bachelier, Präsident des Revolutions-Comité's, der Gefährte Carrier's starb am 10. August in seiner Behausung. Bachelier hatte sich seit langer Zeit der Frömmigkeit in die Arme ge- worfenz er hatte die Psalmen in Verse gesebßt ; auch hatte er einige Kantaten komponirt. Jm Jahre 1793 war Bachelier 43 Fahr alt; als er 1843 starb, war er 93 Jahr alt. Das Haus, in welchem er starb, trug die Zahl 93. M |

Jm Vigie de Dieppe liest man: „Am vergangenen Mitt= woch, Nachmittags, ist der nunmehr ganz vollendete Kanal von Treport nah Eu der Schiffahrt übergeben worden. Die drei ersten Schiffe, welche denselben hingauffuhren, sind ein französischer Logger, eine han= novershe Goëlette und eine englishe Goëlette; sie kamen innerhalb vier Stunden vor der Stadt Cu an,

A Paris, 16. Aug. Der Brief des Herrn von Lamartine au Herrn Chapuis-Montlaville wird nicht dazu beitragen, die Allianz des ehrenwerthen Deputirten von Mäcon mit der Opposition der Linken zu befestigen. Herr von Lamartine hat in diesem Briefe eine der vielen Seiten seiner Politik sharf herausgekehrt, welche den {roten Gegensabß zu der Politik der Partei bilden, welcher er sich dém Namen und der Form nach angeschlossen, der er aber uiemals mit Geist und Herzen angehören wird. Herr von Lamartine er= kennt in der Geschichte, und natürlich nicht allein in der der Vergan= genheit, sondern auch in der der Gegenwart, das heißt in der Politik, einen höheren Standpunkt an, als den französis -nationalenz er läßt die Beurtheilung der Wechsel - Verhältnisse der Völker und Staaten einem allgemeinen Prinzipe untergeordnet sein, als dem französischen National = Juteresse, und er stellt neben die Frage vom nationalen

Vortheil und nationalen Ruhme die Frage vom öffentlichen Rechte und von der öffentlihen Moral, Solche unerhörte Neuerungen wer= den und können aber niemals bei der Opposition, weder bei der der Linken, noch bei der Opposition der Rechten Eingang finden, von denen die eine sih durch das Eingehen guf die Jdeen des Herrn von vao ate L t e ae von denen die zweite damit ( zig r Hand geben si die Einbildungskraft des Volks zu s Satt in bear beiten versteht. Die Veröffentlihung jenes Aussaves über den Geist in welchem Volksbücher, und namentlich Geschihtsbücher für das Volk abgefaßt werden sollen, is ein großer Beweis von dem voliti- hen Muthe des Herrn von Lamartine. Der Deputirte von Mäcon mußte, indem er sih zu derselben ents{loß , darauf gefaßt fein, von allen seinen neuen politischen Freunden ohne Ausnahme desavouirt zu werden. Bis jeßt sind nun freilich nur noch sehr wenige öffentliche Stimmen über jenes Manifest des Herrn von Lamartine laut gewor= den; aber die verschiedenen Unter - Abtheilungen der ie und ihre Organe werden das bisher Versäumte ganz gewiß nahholen und Herru vou Lamartine Pes lassen, daß man nicht ungestraft von dem L der nationalen Orthodoxie abweicht. Man wird Herrn von amartine beshuldigen, daß er darauf ausgehe, den Glauben an den

344 französishen Ruhm zu s{chwächen, daß er versuche, die Größe des napoleonischen Frankreih in Zweifel zu ziehen, daß er einen {laffen Kosmopolitismus an die Stelle der starken Springfedern des franzö= sischen Nationalgeistes seßen wolle.

Man kann in der That von der in dem ganzen politischen Pu- blikum vorherrschenden Ansicht ohne alle Uebertreibung sagen, daß für sie der Begriff des Rechtes dem wohl=-= oder übelverstandenen Vor= theile Frankreihs gegenüber gar nit existirt, daß es ihr eine Abge- {madcktheit scheint, wenn man dem wirklihen oder vermeinten Na= tional-Jnteresse Frankreihs die menschheitlihe Pflicht und das Sit- tengeseß entgegenstellt. Bei dem großen Haufen is diese krasse National-Selbstsuht ein bloßer Jnstinkt; aber die Ton-Angeber der öffentlihen Meinung und überhaupt die mehr oder weniger freisinni= gen Köpfe, welhe das Bedürfniß der Konsequenz fühlen, wissen die= selbe in ihren eigenen Augen durch cin Raisonnement zu rechtfertigen, das von dem Satze ausgeht, daß die Franzosen als auserwähltes Volk der neuen Zeit, als peuple initiateur, wie sie sich besonders gern nennen, mit ihrem eigenen Vortheile nothwendigerweise zugleich auch immer das allgemeine menschheitliche Jnteresse realisiren, Und wie könnte sich das französische Urtheil gegen diese Lehre sträuben, die eben so s{meihelhaft als bequem ist, und die also die wesentlich= sten Erfordernisse der Zulässigkeit in sih vereinigt! Hiermit berühren wir einen zweiten Punkt des Schreibens des Herrn von Lamartine, der großen Anstoß erregen wird, wiewohl ihm Niemand, der da Au= gen und Ohren hat zu sehen und zu hören was guf der öffentlichen Bühne in Frankreich vorgeht, seine innere Zustimmung versagen kaun,

Herr von Lamartine spricht öffentlich aus, was Tausende mit ihm denken, was aber kein Mensch zu sagen wagt, daß das französische Volk, und daß namentlich die große Masse desselben durch die uner- hörteste Schmeichelei verdorben wird, die ihm alle diejenigen zollen und ihre Zahl ist in allen Kreisen des öffentlichen Lebeus Legion welche seine Sympathieen und seinen Beistand zu ihren Zweckeu 10- thig haben. Hört man besonders gewisse Partei-Politiker, so is der große Haufe in Frankreich die Zufluchtsstätte aller persönlichen und öffentlichen Tugenden, die sich immer mehr aus den höheren Klassen der Nation verlieren. Eine solche Lüge, weit entfernt, die Sache der Massen zu fördern, kaun dieselbe nur hemmen und hindern. Herr von Lamartine hat den Muth, gerade herauszusagen, daß der große Haufe in Frankreich nicht besser und nicht schlehter sei, als die mitt= leren und die höheren Stände. Wenn damit vielleicht auch noch nicht die volle Wahrheit ausgesprochen ist, so it doch genug damit gesagt, um zu beweisen, daß der Deputirte von Mäcon nicht einmal zum Schein jener Maxime huldigt, derzufolge die Massen einen moralischeren Gebrauch von der öffentlichen Gewalt machen würden, als die Klas sen, in deren Händen si dieselbe gegenwärtig befindet, Hieße es aber wirklih, das Volk verleumden, wenn man eingestände, daß das Proletariat eine shlehtere Schule der Sittlichkeit ist, als der Wohl- stand? Oder würde man der Sache des allgemeinen Fortschritts haden, wenn man laut und öffentlich anerfennte , daß Kennt= nisse, und überhaupt geistige Bildung, ein Besörderungsmittel der Eigenschaften des Charakters und des Herzens ausmachen, dessen Mangel sich bei dem in Rohheit und Unwissenheit aufwachsenden Theile des Volks fühlbar machen muß? Unserer Meinung nach kann man seine Liebe zum Volke und seinen Wunsch, dasselbe in jeder Hin- sicht gehoben zu sehen, nicht gültiger und wirksamer bewähren, als indem mau nicht nur eingesteht, sondern auch alle Tage wieder darauf zurückkommt, daß die Moralijirung der Massen ihr materielles Wohl: sein als unerläßlihe Bedingung voraussebt,

m Paris, 16. Aug. Nächst der Königl, Ordonnanz, welche gestern der Moniteur veröffentlichte, und der zufolge der Prinz von Joinville zum Mitgliede des Admiralitätsrathes ernannt wurde, wird morgen oder übermorgen eine zweite Königl. Ordonnanz die Ernen-=

7 nung des Herzogs von Aumale zum Gouverneur von Konstantine, enthalten.

Es war Anfangs davon die Rede, den Herzog von Au- male zum General-Gouverneur von Algerien zu erheben, aber da die * Kammer theilweise gegen den Besiß von Algerien gestimmt is, und “nach der Jdee des Hofes der Herzog von Aumale in seiner Eigen- “schaft als Gouverneur jener Kolonie eine besondere Dotation erhalten soll, so will man vor der Hand den Marschall Bugeaud in Algerien lassen, damit er die Macht des Emirs vollends vernichte. Wenn dies. gelungen, würde die Regierung der Kammer vorstellen, daß ¿rank= reich nun die Früchte seiner vielen Opfer für die Colonisation von Algerien einzuärndten beginne, Marschall Bugeaud würde selbst in der nächsten Session ein Bild von der Zukunft Algeriens entwerfen, um dadurch die Kammer zu bestimmen, dem Herzog von Aumale, als General-Gouverneur der Kolonie, eine Dotation zu gewähren. Bis dahin soll, wie es scheint, der Herzog von Aumale unter der Leitung des Marschall Bugeaud eine Art Vorbereitungs- Schule für die ihm zugedachte Würde machen. E E

Die englischen Blätter hatten neulih das Gerücht verbreitet, daß der von unserer Regierung so sehr gewünschte Handels - Vertrag mit Brasilien endlich abgeschlossen worden is, Jch habe darüber die genaue- sten Erkundigungen eingezogen, und kann Sie versichern, daß die dies- fälligen Unterhandlungen zwischen unserem Kabinet und der brasilia= nischen Regierung, ungeachtet der ohnlängst geschlossenen innigen Ber= wandtschaftsbanden zwischen beiden Höfen, auf so schwere Hindernisse gestoßen sind, daß Baron Langsdorf, diesseitiger Gesandter in Rio Janeiro, nicht einmal die Hoffnung hat, die Fortdauer des Handels= Vertrages von 1827, welcher im Jahre 1837 abgelaufen ist, zu er- langen. Als nämlich die Deputirten-Kammer den von unserer Regie= rung in der vergangenen Session vorgelegten _Zukergesebß - Entwurf verwarf und dafür das System Dumont-Passy annahm, da be griff Herr Guizot soglei, daß von einem neuen Handels - Vertrage Wlttbei Frankreih und Brasilien nicht eher die Rede sein könne, als bis die inländishe Zucker - Fabrication gänzlich unterdrückt werden würde, Die Begünstigung des brasilianischen Zuckers in Frankreich bildet die conditio sine qua non jeder belangreihen Handels - An- näherung zwischen beiden Ländern. Das System Dumont-Passy wird zweifelsohne die Unterdrückung der inländischen Zucker-Erzeugung zur Folge haben, aber während nah dem Wunsche der Regierung ein solches Resultat sogleich hätte erzielt werden sollen, wird nach dem angenommenen Zuckergesebe das nämliche Resultat erst in vier oder fünf Jahren erfolgen. Bis dahin müssen die begonnenen Unterhand= lungen mit Brasilien ruhen bleiben. E |

Um jedoch uusere Handels-Verbindungen mit jenem Lande nicht gänzlich ins Stocken gerathen zu lassen, begehrte Herr Guizot mittler= weile die fortgeseßte Dauer des Handels-Bertrages von 1827. Aber, wie ih bereits bemerkte, die brasilianishe Regierung zeigt wenig Lust, sich darauf einzulassen, und is mehr geneigt, den Anträgen des Kabi= nets von St. James Gehör zu leihen, da, wie die englishen Blätter neulich anzeigten, ein brasilianischer Commissair eigens deshalb un-

längst in London angekommen is, Bei dieser Nachricht erhielt Baron Langsdorf von Herrn Guizot die Weisung, bald nah Rio Janeiro zurüzukehren und einen leßten Versuh zu machen, bevor die ee dke zwischen Brasilien und England einen entschiedeneren Gang nehmen möchten. i : ;

Heute die Mittagsstunde hat die feierliche Pre - Botiyer- lung in der Sorbonne stattgefunden. Herr Villemain, 1n seiner Ei- gen\schaft eines Groß-Meisters der Universität, führte bei der Cere-

monie den Vorsib, und sprach eine jener eleganten Reden, die ihm den Ruf des fkorrektesten lebenden französishen Schriftstellers und Kritikers erwarben. Mehrere Pairs und Deputirten wohnten der Feierlichkeit bei. Unter den ausgezeichneten Fremden bemerkte man dabei den hier allgemein mit der größten Achtung aufgenommenen preu= ßischen Historiographen Professor Ranke aus Berlin. * Selten hat \ich ein fremder Gelehrte eines so shmeihelhaften Eppfanges in unserer Mitte erfreut, als Professor Ranke. Ein sprechender Beweis, wie sehr in Paris deutsche Wissenschaft und Kunst gerechte Anerkennung verdient, Denn, um zu einem anderen Deutschen überzugehen, wel= cher nit uur in unserer Künstlerwelt, sondern auh von Seiten unse- rer Regierung die ehrenvollste Aufmunterung findet, muß ih den hier lebenden preußischen Maler Bouterweck, dessen Gemälde, die Abreise von Rebekfka darstellend, vor zwei Jahren in der Kunst - Ausstellung von Köln so großen Beifall ärndtete, anführen. Herr Bouterweck hat im Laufe von einigen Monaten vom Minister des Junern den Auftrag erhalten, ein großes Altarblatt, „die Verkündigung Mariens“/ vorstellend, und vom Präfekten der Seine, sieben Heiligenbilder für die neue in Paris gebaute Sk. Pauls-Kirche zu malen, Bei der großen Menge von französishen Malern is es erfreulich, zu sehen, daß das Talent eines deutschen Künstlers hier zu Lande so hoh geschäßt wird.

Die Gazette de France, die sih gern den Anschein geben möchte, mit Herrn von Lamartine in Verbindung zu stehen, versicherte neulich, der Deputirte von Mäcon arbeite gegenwärtig an einem na- tional-öfonomischen Werke, wofür ihm ein pariser Buchhändler eine Million Fr. angeboten habe, Nach einem eigenhändigen Schreiben des Herrn von Lamartine an einen seiner Freunde beschäftigt er sich jedoh nicht mit einem solchen Werke, sondern mit der Abfassung sei ner eigenen Memoiren, nach dem Muster der Konfessionen von Rousseau.

Grossbritanien und Irland.

Oberhaus. Sihung vom 15. August. Die den Lords vom Unterhause überwiesene irländische Waffen-Bill veranlaßte auch hier, als heute der Antrag zu ihrer zweiten Verlesung gestellt wurde, cine lange Debatte, welhe indeß mehr durh die Reizbarkeit Lord Brougham?'s als durch den Widerstand gegen das Prinzip der Bill ausgedehnt wurde. Die Argumente, welche man zur Verwerfung der Vill geltend zu machen suchte, konnten keine anderen sein als die im Unterhause bereits vielfah erörtertenz man wiederholte auch diese uicht cinmal alle, indem die Diskussion durch einige irländische katho- lische Pairs auf die Untersuchung der irländischen Kirchen-Verhältnisse gelenkt wurde, und guf diesem Gebiete Lord Brougham durch seine VDialektik die Parteien aufregte, zum Kampfe herausforderte und fest= hielt, Nachdem nämlich der Herzog von Wellington den Antrag zur zweiten Lesung der Bill gestellt und si darauf beschränkt hatte, in wenigen Worten die Aenderungen anzudeuten, welche die Bill in dem bisherigen seit 1786 bestehenden Gesebe mache, widerseßte sich Lord Camoys, ein fkatholisher Pair, diesem Antrage, weil die vorgeschlagene Maßregel feine Besserung in den Zustän= den Jrlands herbeiführen würde, welche die natürliche Folge ciner parteiischen Geseßgebung seien, und trug furz auf eine radikale Reform „jenes ewigen Hindernisses“/ der irländischen protestantischen Kirche an. So war die Debatte auf das kirchliche Gebiet gezogen, und blieb darauf beschränkt, als Lord Winchelsea und besonders Lord Brougham sich gegen den Antrag, der eine Umstürzung der protestantischen Kirche in Jrland beabsichtige, aussprachen. Lerd Brougham suchte sogar darzuthun, daß es dem vorigen Redner gar nicht erlaubt sei, einen solchen Antrag zu stellen, weil der Eid, den die katholischen Mitglieder des Parlaments zu leisten hätten, da- mit verleßt würde.

„Mein edler Freund“, sagte der Lord, „der an demselben Orte hier stand, aber nicht an Ew. Herrlichkeiten, sondern an einen höheren Richter seine Worte rihtete mein edler Freund, sage ich, der jeßt nach einem Umsturz der Kirche von Jrland verlangt, schwor damals : „Jh schwöre, daß ih mit allen meinen Kräften die Festseßung des Grund - Eigenthums in diesem Königreiche, wie sie durch das Geseb ausgesprochen ist, vertheidigen will“; deshalb muß er natürlich gegen die Lehre vou der Erbpacht sein z „(Und ich entsage, ver= leugne und \chwöre_feierlih ab jede Absicht, die gegenwärtige herr= hende Kirchen - Einrichtung, wie sie in diesem Königreiche durch das Geseh bestimmt is, zu stürzen“; so daß er also vor zwei Jahren nicht die Absicht hatte, welche er heute ausge- sprochen; aber mein edler Freund fährt fort: „„Und ih s{hwöre feierlich, daß ih niemals ein Privilegium, zu dem ih berechtigt bin oder berechtigt werde“ natürlih das Privilegium eines Pairs des Parlaments, welches das höchste von allen ist, eingeschlossen „„ „dazu ausüben will, die protestantische Religion oder die protestantische Regiernng in dem vereinigten Königreich zu stören oder zu schwächen. “““ Wenn nun irgend ein Priester meinem edlen Freunde viel= leiht gesagt hat, daß es einen Unterschied zwischen der protestan- tischen Religion und Regierung und der protestantischen herrschen- den Kirche von Jrland giebt, #o sage ih meinem edlen Greunde, daß er immer im Stande sein wird, solchen Unterschied zu erweisen. So deduzirte Lord Brougham die Eides-Verlebung des Lord Camoys ans dessen Antrage, was dieser natürlich sehr übel ver= merkte und von dem Grafen Shrewsbury unterstüßt, sich gegen eine solche Argumentation feierlich verwahrte. Jener Eid beschränke nicht die verfassungsmäßigen Rechte der Mitglieder des Parlaments ; er und keiner hätte ihn in diesem Sinne geleistet. Lord Beau = mont, gleichfalls ein irländischer katholischer Paix, der von V Connell indeß in fast allen Reden auf das heftigste geshmäht wird, sprach sich für die Juterpretation des Eides von Seiten Lord Brougham's aus, wogegen aber Lord Campbell, der ewige Widersacher des Lebteren, dem Lord Camoys beitrat, und die verfassungsmäßige Bedeutung jenes Eides zu entwickeln suchte. Gegen die vorliegende Bill sprach alsdann noch der Lord Clanricarde, für dieselbe der Marquis vot Loudonderry, worauf die zweite Lesung der Bill stattfand.

Unterhaus. Sihung vom 15. August. DIE rgan stände der heutigen Verhandlungen des Hauses waren rA e üter faltiger Art. Jun der Tages-Sißung wurde bie T Ea ied n die Veteranen-Bill fortgeseßt, welche indeß so p ie i Seiten der Radikalen erfuhr, daß sie nit I ler seinen Anfang der Abend = Sizung brachte Herr E Colonisations - Sy- en S a E nes P iinmten Ara sondern stems vor das Haus, stellte indes Il I O

1\pr j nächsten Session, wenn die Regierung N E A Êr ließ H über Aren zu bewirkende Ver-

i i fäme. E L x i Mit T ‘Auswanderungs - Systems nah Kanada aus, stellte

a e isi der Erklärung des Unter - Staats -Secretairs für die

O A, Herrn Hape, zufrieden, der die Versicherung gab, daß

i ierung den Gegenstand in reifliche Ueberlegun ziehen werde. p "Derr Cochrane brachte hierauf die griechischen Angelegenheiten

zur Sprache und beantragte die Vorlegung verschiedener diplomatischer

Aktenstücke, namentlih mehrere Jnstructionen des britischen Gesandten in Athen, und die Mittheilungen desselben hinsichtlich der finanziellen Zustände Griechenlands. Herr Cochrane beklagte sich, daß der Dg von Griechenland nicht die Stipulationen erfüllt hätte, die er bei seiner Thronbesteigung eingegangen wäre, und die Lage L chenlands unter der jebigen Regierung sih trauriger gesta

als fie unter der nison Deilenet, das von achdem Lord Palmerston hieran :

Seiten des vorigen Ministeriums kein Einspruch gegen ne ‘Grietens der verlangten Papiere erhoben werde, m i auch noch nicht auf lands sich dahin geäußert, daß dies ch jedenfalls durch die Er- dem Standpunkte, den man erwartet, Bn O nachdem er dann zu= langung seiner Untbhängigkeit gewonnen d Finanz - Zustand in dem let den Grund für den freilid s R wofür das vorige Mangel einer Repräsentativ - Verfassung Gee ite bas 9e Ministerium indeß nicht verantwortlich E ör En q ot schaft mit den anderen Mächten mit Umsi r E ENARIIR- Mette ai cht und Alles gethan habe, dem Lande feine a ei zu sichern, machte Sir Robert Peel der Diskussion l E R versprach, nach dem bevorstehenden Abschluß der Neaociationen- der drei Mächte mit der griechischen Regierung über “LegoCiaSOnet gewisser Einnahmequellen zur Sicherung der über= die S \aft die verlangten Dokumente dem Hause vorzu- Caen. 1 ‘Schlusse der Sißung brachte endlich Lord Palmerston die serbsSen Angelegenheiten noch zur Sprache und wollte gleich= falls die betreffende Korrespondenz dem Hause mitgetheilt wissen. Er tadelte die Regierung ihrer Unthätigkeit wegen, welche die Präpotenz Nußlands in jenen Ländern zur Folge habe. Wider Er= warten fand diese Ansicht bei Herrn d’'Jsraeli, jebt ein junger Tory, früher ein entschiedener Anhänger der Regierung, eine fräftige Unterstützung, indeß veraulaßte Sir Robert Peel dennoch die Ver-

werfung des Antrages zur Vorlegung der Papiere.

tet habe,

London, 16. Aug. Lord de Grey soll seine Entlassung als Lord-Lieutenant von Jrland gefordert haben. h i

Ju Folge des beunruhigenden Zustandes von Wales hat die Regierung beschlossen, noch zwel Regimenter dort hinzuschicken und in den betreffenden Distrikten nah demselben System, wie es unlängst in Jrland angenommen wurde, einen Generalstab von dret oder vier detaschirten Offizieren zu verwenden E S

Die Nachrichten aus dea Minen-Distrikten in Süd-Staffordshire lauten befriedigender.

O London, 15. Aug. In Folge des Aufgebens der Regierungs-= Maßregel für eine gemeinsame Erziehung der Jugend unter den arbei- tenden Klassen, hat die Kirche si zu einem Versuche ermanut, diese Klassen, so viel nux immer möglich, selbst zu erziehen. So eben hat der aus allen Bischöfen, viclen höheren Geistlihen und vornehmen und reichen Laien bestehende Ausschuß für die Leitung der sogenannten National-Schu- len einen Aufruf an alle Mitglieder der Kirche erlassen, worin sie dieselben auffordert, nach Vermögen zu dem guten Werke zu helfen. Der Ton des Dokuments i} sehr mäßig gehalten, man scheint mehr einen christlichen Unterricht zu bezwecken, der die heranwachsende Ju- gend zu nüßlichen , friedfertigen und gehorsamen Bürgern bilde, als Proselyten machen zu wollen. Man zeigt, daß in den Fabrik -= Ge- genden viele Aeltern, die nicht Mitglieder der Kirche find, bisher ihre Kinder in klirhlihe Schulen geschickt haben, indem dieselben durch ein gutes System und hinlängliche Beaufsichtigung deren Vertrauen erworben, und man hofft, daß mit der Vermehrung, Ausdehnung und Verbesserung dieser Schulen dieses noch weiter geschehen würde. Die lange Liste von Subscribenten, worunter die meisten von 5 bis 500 und selbst 1000 Pfd. St. gegeben haben, ehe die Adresse noch durch die Zeitungen bekannt geworden, beweist, daß der Eifer in der Kirche immer lebendig is, und leiht von den Häuptern zum Guten angeregt werden kanu. Mögen die theologishen Streitigkeiten den- selben nie erkalten machen, oder auf falshe Wege verleiten. Aber leider is} dieses eher zu wünschen, als zu hoffen. Hat doch der lei= dige Puseyismus nun auch die sonst #0 wahrhaft apostolische bischöflihe Kirche in den Vereinigten Staaten ergriffen, und einen Streit erregt, welcher dort, wo die Parteien leicht so heftig werden noch gefährlicher is als unsere Streitigkeiten in England. ;

Das Austreten der Arbeiter zu Ashton if bis jeßt noch auf diesen Ort und die unmittelbare Umgegend beschränkt, und bat durch- aus feinen politischen Charakter. Ja die dortigen Chartisten haben sogar beschlossen, sich nicht in die Sache zu mischen, so wie die Ar= beiter selbst allen Aufforderungen widerstanden haben, Andere durch Gewalt aus den Fabriken zu treiben, wo sie für gut finden mögen, sich mit ihrem Lohn zu begnügen. Manchester ist dabei ganz ruhig, und die dortigen Fabrikanten scheinen keine Besorgnisse zu hegen, daß ber Austritt der Arbeiter sih auch zu ihnen verbreiten könne. Ju Staf= fordshire bessert es si, indem seit kurzem viele große Bestellungen auf Gußeisen eingelaufen sind, wodurch zwar die Preise des Artikels nicht gestiegen, welche aber dic reicheren Fabrifanten in den Stand seben, ihre Leute zu beschäftigen.

Jn Wales aber ist der Streit zwischen den Kupfergießern und

deren Arbeiter immer noch nicht beigelegt; und das Zerstören von Schlagbäumen dauert so sehr fort, und scheint sich \o sehr verbreiten zu wollen, daß die Regierung beschlossen haben \oll , noch mehrere Regimenter dahin zu schicken, Da denn inzwischen wohl auch manches geschehen wird, um die Gemüther zu beruhigen, so steht zu erwarten, daß in Kurzem die Truppen dort entbehrlich, und im Nothfall, da \ie so nahe an dex Küste, für Jrland disponibel werden dürften. i Die Repeal = Vereine dauern forl, und die Reaction unter den irländischen Protestanten äußert sich auch immer heftiger; wie si unter Anderen auch aus den Reden und Beschlüssen des protestanti= hen Vereins zu Dublin zeigt, welcher freilih aus sehr heftigen und gemeinen Elementen zusammengeseßt scheint. eti

Uiederlande. :

Ans dem Haag, 12. Aug. (Rh. u. M. Am 5te ünd 7ten d. wurden von der eann 4 Len Grie scheidungs - Kommission in Maestricht die zu den von ihr getroffeuen Vebereinkfünften gehörigen Annexe unterzeichnet ; die Zahl derselben beträgt über 1300; auf jedem Annexe befinden sich zwölf Unterschriften Am sten wurden auch die zwei Protokolle, welche die Angabe der Gränzen zwischen dem Königreich der Niederlande und dem König= reich Belgien, sowie zwischen dem Königreich Belgieu und dem ‘Groß- Herzogthum Luxemburg enthalten, feruer die Gränzscheidungs-Traktate zwischen diesen respektiven Ländern und endlich die Reglements für die Aufstellung der Gränzpfähle definitiv angenommen und unter- has Die Ratification dieser Dokumente soll binnen sechs Wochen E haben und in dem Monate darauf eine öffentlihe Ausschrei= sollen E Lieferung der Gränzpfähle erfolgen. Wie es heißt, fen et dieser Gränz «Scheidung die meisten der streitig gewe-

en Punkte zum Vortheile Belgiens entschieden worden sein. GANeits Belgien.

i; rufel, 14. Aug. Es sind kürzlih mehrere Dekrete der Re- On R um die Pferdezucht in Westflandern und östlichen Provi (ever empor zu bringen, Das Beispiel der preußischen driitnd: euti Nach in Veredlung ihrer Pferde-Racen mahnt auch hier tischen Büreaus 00 Auch die Einrichtung des preußischen sta- : rovinzialaBüi yat hier Nachfolge veranlaßt; es sind amtliche ee Para n und eín Central-Büreau für Sammlung statisti= fb wu u gn über das Land errichtet worden. Diese Büreaus

g!eih beauftragt, alle wichtigen Dokumente behufs der Orts-

345 und Provinzial = Verhältnisse zu sammeln und sollen so zugleich die Stelle der preußishen Provinzial-Archive vertreten. S

Spanicn.

__ Madrid, 9. Aug. Das von Espartero an die spanische Na- tion erlassene Manifest lautet folgendermaßen :

¿An die Nation! Jch übernahm die Würde eines Regenten des Kö- nigreihs, um die Verfassung und den Thron der Königin zu sichern, nach- dem die Vorsehung dic edlen Anstrengungen des Volks mit Erfolg gekrönt und es vom Despotismus befreit hatte. Als höchster Beamter {wur ic, das Fundamental-Gesch aufrecht zu erhaltenz nicht einmal, um es zu ret- ten, verleßte ih es. Dieser meiner blinden Ergebenheit verdanken seine Feinde ihren Triumph. Jch bin aber nicht meineidig. Es gab eine Zeit, wo ih Zeuge der Wiederherstellung der Geseße war, und damals hoffte ih, daß ich beim Ablauf des von der Verfassung bezeich- neten Zeitpunkts im Stande sein würde, der Königin eine im Innern ruhige und vom Auslande geachtete Monarchie zu übergeben, Das Volk gab mir Beweise seiner Zufriedenheit mit meinem Eifer und dem beständigen Gelingen meiner Unternehmungen z und selbst in denjenigen Ge- genden, wo die Jusurrection ihr Haupt erhoben hatte, gab es mir, unge

achtet des bewegten Zustandes einiger Städte, wo die Anarchie wüthete, |

seinen Beifall zu erfennen. Eine Militair - Jnsurrection, ohne den minde- sten Vorwand, bescloß das Werk, welches bloß Einige begonnen haitenz und verlassen von denjenigen , die ih so oft zum Siege geführt haite, bin ich gezwungen , Zuflucht in einem fremden Lande zu suchen, der ih das Glück meines geliebien Vaterlandes fo sehnlichst wünsche, Seiner Gerech- tigkeit empfehle ich Diejenigen, welche, treu bis zum leßten Augenblicke, nie die Sache der Legitimität verließen, selbst in den bedenklichsten Augenblicken

nicht. Jn Diesen wird der Staat jederzeit seine entschiedensten Stützen |

finden, Dampfschiff „Betis“/, am 30, Juli 1843,

Der Herzog von Vitoria,“ Me X10

_ Paris, 15. Aug. Aus Vera-Cruz vom 29, Juni vernimmt man, daß die Nachrichten, die man dort von Campeche erhalten hatte, der Regierung Santana's keinesweges günstig sind, Die am 13, von Santana verkündete neue Constitution (welche ein monstruvses Werk ist) war zu Mexiko durch zahlreiche Diners, Bälle, Stiergefechte und dergleihen landesübliche Festlichkeiten feierlich begrüßt worden. Bei einem großen diplomatischen Diner, das im Regierungs-Palaste ge- geben wurde, und welchem alle fremden Minister und sonstigen Per- sonen von Auszeichnung beiwohnten, brachte der amerikanische Ge sandte folgenden Toast aus: „Der neuen Constitution von Mexiko! Möge sie den Bemühungen ihrer Urheber entsprechen und alle Hoff- nungen der Freunde Mexikos verwirklichen, so wie jene der Patrioten aller Länder! Möge der 13. Juni auf immer denkwürdig sein!“ Santana hat eine politische Amnestie gewährt, in Folge welcher alle für politische Vergehen in Haft befindlichen Personen în Freiheit geseßt worden sind, Der Aufstand der Judianer im Süden von Merifo war ohne Blutvergießen durch den General Bravo beige legt worden, der selbst Judianer und Sohn eines reichen Caziken ist. Sie haben ihre Waffen ausgeliefert, und sind friedlich nah Hause gegangen. Die Equipagen der mexikanischen Dampfschiffe „Mounte- zuma““ und „Guadalupe““, fast durchgängig aus englischen Matrosen bestehend, haben vom gelben Fieber außerordentli gelitten : sie wur den bis auf 17 Mann, die nun in New=York angekommen sind, von dieser furchtbaren Krankheit dahingerafft, i

Die Goelette „William Penn“ hat Nachrichten von Sizal (Yu- katan) bis zum 5. Juni nah New=York überbracht, Der texianische Commodore Moore war mit dem Kriegsschiffe „Austin“/ und der Brigg „„Wharton““ am 2, Juni zu Sizal eingetroffen und sollte binnen we= nigen Tagen nah Galveston weiter segeln, Die von Yukatan er= nannten Commissaire für die Unterhandlungen wegen des Friedens mit Mexiko sollten am 3ten auf dem Schiffe „Regenerador““ zu Me= rida nah Vera-Cruz fich einschiffen. Das in Umlauf gekommene Ge- rücht, daß der Waffenstillstand zwischen Mexiko und Yukatan gebrochen und die Feindseligkeiten zwischen den beiderseitigen Truppen wieder begonnen worden seien, hat sich bis jeßt nicht bestätigt, Jndeß sind die Nachrichten darüber selbs mit Einzelnheiten mitgetheilt, die jeden-

falls die Unrichtigkeit der Angabe noch sehr zweifelhaft erscheinen lassen. Die neuen Schwierigkeiten sollen doppelter Natur sein, ein- mal zwischen Mexiko und Yukatan und andererseits zwischen Leßterem und Texas oder vielmehr der texianischen Marine, die doch nicht wentg zu der Schlappe der mexikanischen Armee vor Cam- peche mitgewirkt hat. Ein von Campeche nah New-Orleans gekommener Passagier erzählte die Sache in folgender Weise: „Seit der Capi

tulation der zu Telchac ausgeschifften Truppen und der Konzentrirung der yutatekischen Truppen zu Campeche haben die Dinge ein anderes Anschen gewonnen, und man hat allen Grund, zu fürchten, nicht zum Besten der Unabhängigkeit von Yukatan. Der Geueral Ampudia wird ohne Zweifel von neuem angreifenz denn nach dem Gefechte vom 16, Mai mit der texianischen Flotte vor Campeche und der Vernich= tung seiner eigenen Truppen, die er zu San Roman am 17ten ver= schanzt hatte, wecselte er seine Politik und sendete einen Parlamen- tair ab, um zu erfahren, welche Bedingungen der Gouverneur und das Volk ihm stellen würden. Die Antwort war, man werde mit ihm unterhandeln, wenn die mexikanischen Truppen die ganze Provinz mit Jubegriff der Laguna geräumt haben würden, Ampudia gab seine Zustimmung dazu, ohne von den Yukatekern zu verlangen, daß sie sogleich zwei Commissaire nah Mexiko \chicken sollten. Die Höhe, welche die freundliche Stadt Campeche beherrs{cht, wurde verlassen und die Truppen so schnell als möglich nah Vera = Cruz eingeschifft. Die Yukateker, welche somit den Krieg für beendigt ansahen, begannen aus ihren Verstecken wieder hervorzukommenz die Centralisten und Andere kamen von allen Seiten herbei und kehrten in Masse in die Stadt zurück, wo sie sich auf eine insolente Weise ge- gen die Fremden beuahmen, deren eine große Zahl in ihren Reihen gekämpft hatte, ohue irgend eine Entschädigung dafür zu er- halten, und die mehr durch das Beispiel der Judianer als durch ihre Offiziere, die dieses Namens unwürdig sind, angefeuert waren. Die Texianer nun, welche stets die Proclamation ihres Präsidenten vor Augen hatten, wendeten sih an den Gouverneur, um wenigstens eine Abschlags - Zahlung zu erhalten, da der Commodore Moore und der Commissair Morgan nah Galveston sich zurückzuziehen wünschten. Aber zu seinem großen Erstaunen soll der Commodore Moore von dem Gouverneur Mendez ein Schreiben erhalten haben, worin ihm gesagt wurde, die verspätete Ankunft der Texianer an der Küste sei mehr nachtheilig als nüßlich gewesen; die Zerstörung von San Ro= manu sei aus\scließlich herbeigeführt worden, weil sie ihr Pulver ge= gen die mexikanische Flotte unnüß vershwendet hätten; er halte es für angemessen, daß Herr Moore die Kanonen und Feldschlangen zu- rügebe, die ihm geliehen worden seien; endlih habe die Regie=

rung kein Geld, und wenn sie solhes hätte, könnte sie es nicht der texianishen Flotte geben. Zu gleiher Zeit gelangte nach

Campeche die Nachricht, daß die mexikanischen Truppen sich weigerten, die Laguna zu räumen, und daß ihre Absicht sei, von neuem auf Campeche zu marschiren, Der Gouverneur hatte nun nichts Eiligeres zu thun, als den Ton den Texianern gegenüber her- abzustimmen. Judeß hatte man eine Menge abgeshmackter Gerüchte ausgesprengt, um die Bevölkerung gegen die Texianer aufzureizen, E A um diese zu vermögen, das Land noch vor erlangter Zahlung zu verlassen. Wenn die Texianer nicht einiger mexikanischen Siffe sich bemächtigen, haben sie es lediglih ihrem Präsidenten zu=

zuschreiben. Auf der merikanishen Flotte befindet sich von englischen Seeleuten nur noch der Jngenieur, dem man doppelten Sold giebt, um ihn zum Bleiben zu vermögen. Man sagt, der merikanische Ad= miral J. Marina habe einer Anzahl englischer Matrosen gleichfalls dop= pelten Sold angeboten, damit sie bleiben bis zu Ende des Krieges. Die Of- fiziere und Mannschaft der zum „Montezuma““ gehörigen Schaluppe, welche zu Telchac gefangen worden waren, wurden noch in der Citadelle von Me- rida festgehalten, obgleich sie neuerlih dur den Capitain des englischen Kriegsschisfes Thunderer ““ zurückverlangt worden waren und auch der Commodore Moore lebhaft ihre Freilassung verlangt hatte. Aber bei dem Gouverneur von Yukatan führt das Alles zu nihts. Die Yufkateker begannen ihre Häuser innerhalb der Mauern von Campeche wieder auszubessern, die Arbeiter dazu sind sehr gesuht und werden zu hohen Preisen bezahlt. Der Commodore Moore schickte sich an zu einem nächtlichen Angriff auf die merikanishen Dampfböte. ‘““ Ob dieser Angriff erfolgt ist, weiß man nicht, jedenfalls steht ihm nun, nachdem er glülich nach Sizal gelangte, der Weg zur Rück=- kehr nah Galveston ofeu. 0 M

N a. t L „__ = Paris, 15, Aug. Ein Defret der neuen Regierung der Republik Haiti hat ein allgemeines Interesse, da es die Verhäitnisse aller Ausländer betrifft. Es i dasjenige, welches verschiedene Mo- distcationen an der peinlichen und Handels - Geseßgebung vornimmt, und wovon ich einige Artikel hier mittheilen zu müssen glaube. ___ Nach Artikel 7 is der Leibzwang (contrainte par corps) gegen jede Person zulässig für Handels\chulden, welche in dem Artikel 621 des Handels-Geseßbuches näher bezeichnet sind; jedoch kann er nicht eintreten gegen Männer von 70 Jahren, und das Verurtheilungs= Defret muß die Dauer desselben festseben, die ein Jahr mindestens, drei Jahre höchstens, betragen soll. 4 : Nach Art. 8. zieht jedes zu Gunsten eines Haitiers gegen einen Ausländer erfolgende Urtheil von Rechtswegen Leibzwang für 3 Jahre nach sich, Vor der Verurtheilung, aber erst nah der Verfallzeit oder Geltendmachungsfähigkeit der Schuld, kann der Alters-Präsident des Civil-Tribunals, in dessen Bereich sich der Ausländer befindet, wenn hinreicheude Beweggründe dazu vorhanden sind, auf Verlangen des haitignischen Gläubigers seine provisorische Verhaftnahme anordnen. In diesem Falle is der Gläubiger gehalten, innerhalb einer Frist von acht Tagen nah Verhaftung des Schuldners eine Berufung um Ver= urtheilung zu machen; unterläßt der Gläubiger dies, so kann der Schuldner seine Freilassung verlangen.

Die provisorische Haft findet nicht statt oder hört auf, wenn der Ausläuder den Nachweis liefert, daß er auf dem haitianischen Gebiete ein Handels=-Etablissement von hinreichendem Werthe besibt, um die Zahlung der Schuld zu sichern, oder wenn er einen für zah= lungsfähig anerkannten Haitier als Bürgen stellt.

Nach Artikel 9. is die zum Unterhalte des wegen Schulden Verhafteten bestimmte Summe auf fünfundzwanzig Centimes für den Tag festgeseßt.

Wie man sieht, is die Revolution vou Haiti nicht sehr zum Vortheile der Ausländer ausgeschlagen, gegen welche vielmehr die unter der vorigen Verwaltung abgeschassten Ausnahmsgeseße wieder hervorgesucht werden. Da einer der politischen Köpfe von Port au Prince neuerlich einen Constitutions - Entwurf ausgearbeitet und ver= öffentlicht hatte, wonach die Ausländer das Recht, Eigenthum zu besißen, und andere noch immer in gewissen Schranken gehaltene Rechte besißen sollten, so erhob sich gegen ihn von Seiten der Presse gewaltiger Lärm, die Einen nannten ihn einen Unbesounenen, die Anderen, noch weiter gehend, gar einen Verräther. Das Manifest sagt in diesem Betreff: „Der Artikel 38. der Constitution von 1816,

welcher jeden Weißen von dem Eigenthumsrechte ausschließt, muß in seiner vollen Jntegrität aufrecht erhalten werden;z er kann feine Modification erleidenz denn das ist der Wille und die Meinung des gesammten Volkes. Und möge man ja nicht glauben, daß irgend ein Kostenvorurtheil, irgend eine Leidenschaft nah Rache die Schaffung dieses Artikels veranlaßt habe. Die Nothwendigkeit, unsere Nationalität gegen jede Gefahr zu schüßen, gegen jeden Angriff, hat allein unsere Väter veranlaßt, ihn in die von thnen errichtete Verfassung einzuzeihnen. Und hüten wir uns, daran zu rühren! Seten wir nicht durch irgend ein schlecht verstandenes Gefühl von Edelmuth und Philanthropie unsere Natio= nalität einer s{limmen Möglichkeit aus. Vervielfachen wir vielmehr um sie noch größere und stärkere Garantieen, aber entziehen wir ihr feine. Diese Besorgniß, welche das Land ergriffen hat, seit die Frage der Zulassung der Ausländer unter uns angeregt is, is nicht blos die Folge der nationalen Empfindlichkeit : sie ist erstarkt durch die Er= fahrung der Geschichte selbst. Die Geschichte stellt fest, daß eine Bevölkerung, deren Civilisation noch wenig Fortschritte gemacht hat ihre Nationalität großer Gefahr ausseßt, wenn sie bei ch eine an= dere sich naturalisiren läßt, die ihr an Aufklärung und industrieller Fähigkeit überlegen ift.“

Troß dieses Mißtrauens aber, das so in den Worten und in den Akten der revolutionairen Chefs durchblickt, hat man dem französischen Admiral de Mosges, der am 15. Juni zu Port au Prince mit den Gregatten „Nereide“/ und „Calgpso““ und der Brigg „Genie“ emtraf, einen sehr freundlichen Empfang bereitet. Er hatte mit den Mitch gliedern der provisorischen Regierung eine Zusammenkunft, bei welcher, wie man hört, gegenseitige Versicherungen des Wunsches der Erfüllung der früher eingegangenen Verpflichtungen und der Unterhaltung fried= licher und freundschaftlicher Beziehungen für die Zukunft ausgetauscht wurden. Diese Demonstrationen der Freundschaft verhinderten aber nicht, daß die Haitier in großen Zorn geriethen, als eine diplo= matishe Jundiscretion ihnen Kenntniß gab von der folgen= den, gleichviel ob wahren oder erfundenen Phrase in einer. angeblichen Depesche des französischen Ministers des Auswärtigen Herrn Guizot, an den französischen Konsul zu Port au Prince, Herrn

Levasseur, der bekanntlich Verunglimpfungen ausgeseßt war wegen. des Schubes, den man ihn einem Franzosen, Namens Thougzalin, gewährt zu haben beschuldigte, der in Verdacht stand, falsches Geld in Haiti eingeführt zu haben: „Wir nehmen die vollendeten Thatsachen an“ soll Herr Guizot gesagt haben, „aber ein andermal, mein Herr, ver- gessen Sie nicht, daß, wenn ein Konsul sieben Schiffe der Königlichen Marine zu seiner Verfügung hat, er weniger nachsihtig is und lau= ter und fester spricht, als Sie es gethan haben.“ i

Stein und die Wonumenta Germaniae,

eine Antritts=Rede, gehalten in der zur Ged& tviß= feier von Leibniz veranstalteten öffentlichen S putc bes Königl. Akademie der Wissenschaften am 6. August 1843

von Br. Pert.

Bei dem allgemeinen und hohen Jnteresse, welches der Stand und Fortgang der Herausgabe des edin Duett der Mona menta Germaniae gewährt, werden es unsere Leser Herrn:

welcher sich dur die Leitung und vorzüglichste Förder

lichen, für die Kenntniß der Geschichte unserer Nat:

Unteruehmens bereits die größten Verdienst

sonders Dank wissen, daß er uns dur g

stehenden Rede in den Stand