1843 / 55 p. 2 (Allgemeine Preußische Zeitung) scan diff

Minden, im Aug. (W. M.) Bei den fortwährend gedrück- ten Verhältnissen des Garn- und Leinenhandels und bei dem Mangel an Gelegenheit zu genügendem Erwerbe is in den minden -ravens- bergschen Kreisen leider im Laufe des verflossenen Monats ein Rück schritt des Wohlstandes der ärmeren Volksklasse zu bemerken, Die spärlichen Vorräthe an Lebensmitteln aus dem vorigen Jahre sind verzehrt, während die durh das anhaltende Regenwetter erzeugte Besorgniß einer späteren und nicht günstigen Aerndte die Preise erhöhet und die Noth vermehrt. Dankbar is die gegen billige Preise oder künftige Natural - Erstattung erfolgte Abgabe von Mehl und Korn aus den Militair -Magazinen und von den Böden der Domainen = Reuteien, so wie die Gewährung von Geldvorschüssen an die Gemeinden zum Ankaufe von Brodkorn empfunden worden.

Durch den anhaltenden Regen traten fast sämmtliche Gewässer längere Zeit aus ihren Ufern. Die Schifffahrt auf der Weser stockte mehrere Tage, da der Strom nah einem im Kurfürstenthum Hessen stattgehabten Wolkenbruche am 10. Juli innerhalb 24 Stunden 9 Fuß stieg. Hauptsächlich litten durch die Ueberschwemmung der Weser, so wie der kleineren Flüsse und Bäche die Wiesenbesiber,

indem theils das shou gemähete und zum Einfahren fast fertige Heu |

fortgetrieben, theils das Gras überschlammt und verdorben wurde.

Im Kreise Wiedenbrück wurde am 12. Juli die erste Kreis- Thierschau und das zweite Pferderennen abgehalten. Ein erfreuliches Fortschreiten der Pferde- und Viehzucht ließ sich dabei niht verkennen,

Der diesjährige Wollmarkt in Paderborn war wiederum sehr belebt und brachte 3635 Centner Wolle in den Verkehr, von welcher im Durchschnitt die feinste mit 65 Rthlr., die ordinaire mit 33 Rthlr. der Centner bezahlt wurde,

Kölu, 20. Aug. Das heutige Domblatt enthält die dem Verwaltungs - Ausschusse des Central = Dombau - Vereines zugegangene Mittheilung von der durch den berliner Verein bewirkten Ueberweijung der Summe von 9000 Rthlr. an die kölner Dombau = Behörde; fo wie die Nachricht, daß der \hlesishe Verein zur Beförderung des fölner Dombaues in Breslau die Summe von 1200 Rthlru. als er= sten Jahres - Beitrag übermacht und die Versicherung seiner ferneren Mitwirkung zu dem Unternehmen ertheilt hat.

Auslanud®?.

Deutsche Bundesstaaten.

Bayern. Múünchen, 18. Aug. (A. Z) Unser Landtag kann nunmehr als beendigt angesehen werden. Die Dissonanzen in den Beschlüssen beider Kammern haben si bereits in Akkorde aufge- lös, und morgen Nachmittag hält die Kammer der Abgeordneten ihre leßte (90ste) öffentlihe Sibung. Jn den ersten Tagen der nächsten Woche versammelt sich der Staats-Rath und darauf begiebt sich der Minister des Junern, Herr von Abel, zu Sr. Majestät dem König nah Aschaffenburg. Man glaubt, daß {hon am 30. oder 31. August die feierliche Schließung stattfinden wird. Viele Abgeordnete haben bereits unsere Stadt verlassen, oder sind im Begriff, es zu thun. Allgemein is man diesmal auf den Inhalt und die Fassung des Landtags = Abschieds sehr gespannt.

Nürnberg, 16. Aug. (N. K.) Ju der vergangenen Woche hat nunmehr versuchsweise auh die Beschiffung der Me jen- seits Neumarkt stattgefunden. Das hiesige Handlungshaus Gebhard u. Comp. hatte nah eingeholter Bewilligung der Kanal -Jnspection, zu diesem Zwecke einige Schiffe mit Brettern beladen, aus der Ge= gend von Deggendorf die Donau heraufgehen lassen und gelangte mit denselben, nah Ueberwindung eimger Schwierigkeiten auf der Altmühl, in den Kanal und auf diesem nah Neumarkt, von wo gus die Ladung auf der Achse nah Nürnberg geschaft wurde.

Sachsen. Dresden, 20. Aug. Se. Königl. Hoheit der Prinz Karl von Bayern is gestern Abend in Pillniß angekommen und in den für Höchstdenselben in Bereitschaft gehaltenen Zimmern abgetreten.

Dresdeu, 21. Aug. Durch Allerhöchstes Dekret vom 20. Juli 1843 war der Schluß der bis jeßt in Wirksamkeit gewesenen Stände=

Versammlung des Königreichs Sachsen auf den 21, August 1843 festgeseßt worden. An diesem Tage früh um 9 Uhr begaben sich daher die Mitglieder beider hohen Kammern in die evangelische Hof und Sophienkirche, woselbst sie der Predigt zum Schlusse des Land= tags beiwohnten, welche der Herr Ober-Hofprediger D. von Ammon über den 1, Brief Petri, Kap, VIl., V, 15—17 hielt, und dabei zu der Betrachtung leitete: Wie die Abgeordneten eines freien Volkes Ihrer würdig vor dem Gerichte der Zeitgenossen erscheinen, Der Redner entwidelte, daß dies geschehe, wenn sie sih 1) von den unbemessenen Urtheilen der Oeffentlichkeit nicht verleßen lassen z 9) immer bereit sind, von ihrem geseßlichen Streben und Wirken czedermann Rechenschaft zu geben; 3) zugleich den Muth haben, da, wo es nöthig is, ungerechte Vorwürfe in ihre Schranken zurüczu- weisen, und 4) auch einer en Zukunft mit dem vollen Bewußt- ein ihres Rechtthuns entgegengehen. y L Folge ber von L Königlichen Ober - Hof- Marschall - Amte ergangenen Änsage versammelten sich nah Mittag halb ein Uhr die sämmtlichen Mitglieder der Stände-Versammlung in dem Paradezim- mer des Königl. Schlosses, um von da in den Thronsaal eingeführt zu werden. Die Präsidenten, deren Stellvertreter und die Sekreta= rien beider Kammern nahmen dem Throne gegenüber die denselben bestimmten Pläpe ein, die der ersten Kammer rets, die der zweiten Kammer links vom Throne aus. Die übrigen Abgeordneten begaben sich, inwiefern sie der ersten oder zweiten Kammer angehörten, rechts oder links auf die errichteten Estraden, Geführt von einem Kü- niglichen Kammerherrn traten nunmehr das corps diplomatique und die am Königlichen Hofe vorgestellten Fremden in den Thronsaal, und nahmen ihre Pläße links vom Throne ein,

Nachdem die Herren der fünften, vierten und dritten Klasse der Hof-Rangordnung iîn dem Thronsaale ihre Pläße eingenommen hat- ten, begaben Sich Ihre Majestät die Königin, begleitet von den Prinzessinnen des Königlichen Hauses, so wie von dem Prinzen Karl von Bayern Königl. Hoheit, dem Prinzen von Medlenburg-Schwe= L i R 6 net h ia auen Woldemar zur Lippe, in den Thronsaal un n daselbst auf der ¿dsdiesel- ben ¡A Pg ale B. A für Allerhöchstdiesel

erauf erhoben Sih Se. Majestät der König, beglei Sr. Königl. Hoheit dem Prinzen Johann und unter Bin haet due weiten und ersten Klasse der Hof-Rangordnung, zum Throne. So- bald Se, Majestät in den Saal eingetreten waren, erschallte ein von den Ständen Allerhöchstdenselben dargebrahtes dreimaliges Hoch! Von dem Thron aus richteten Se. Majestät an die Vertreter des \ächsi= schen Volkes folgende Worte: Meine Herren Stände! : . (fts ‘Abermals liegt ein wichtiger arbeitsvoller Zeit - Abschnitt hinter uns, dessen Schluß-Ergebnisse aufs neue den Beweis liefern, wie auch die ierigsten Fragen ‘bei ernstem Willen in Eintracht gelöst wer=

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Wenn Jh zwar ae muß, daß die beabsichtigte Verbesserung in der Kriminal =Rechtspflege bei der Verschiedenheit der Ansichten, welche zum Theil ein der Vorlage entgegengeseßtes System verfolg= ten, uicht eingeführt werden kann, so wird doch eine nicht geringe Zahl niht minder wichtiger und shwieriger Geseße, als Ergebniß dieses Landtages, ans Licht treten.

Eine der wichtigsten Forderungen der Verfassungs = Urkunde, die Vertheilung der Grundsteuer nach gleichen Grundsäben , unter Ent- schädigung der seither von dieser Steuer Befreiten, wird durch die auf diesem Landtage beschlossenen Gesebße vollständig erfüllt,

Durch das Geseß über Befreiung der Schriften über 20 Bogen von der Censur werden die Angelegenheiten der Presse in entsprechen- der Weise geordnet, Ein anderes Geseß gewährt den Rehten an den literarishen Erzeugnissen und Werken der Kunst den nöthigen Schuß.

Die Geseße über Hypothekenwesen, über Theilung des Grund und Bodens und die allseitig als nüßlich anerkannten Kredit-Vereine werden dazu beitragen, die Verhältnisse des Grundbesißzes zu befesti= gen und zu sichern, und den Real-Kredit befördern.

Die durch die Beschlüsse dieses Landtags wesentlih geförderten Eisenbahn-Unternehmungen werden dem Verkehr ein neues und weites Feld öffnen, und für unseren altberühmten Bergbau läßt sich von der beschlossenen großartigen Unternehmung eines tiefen Stollens für die Zukunft ein neuer Aufschwung erwarten.

Durch die für die Landes-Universität, für die gelehrten Schulen und die technische Bildungs= Anstalt bewilligten Summen werden die Zwecke dieser wichtigen Anstalten, so wie die kirchlichen Junteressen durch Verbesserung der gering dotirten geistlichen Stellen wesentlich gefördert werden.

Dankenswerthe Anerkennung verdient die Bereitwilligkeit, mit welher Sie, meiue Herren Stände, zu den die Erleichterung des augenblicklichen Nothstandes in einem Theile unseres Vaterlandes be- zweckenden Maßregeln Jhre Zustimmung gegeben haben,

Doch die beste Hülfe kam vou Oben,

Die bangen Besorgnisse, mit denen wir am Beginn dieses Land= tages in die Zukunft blicken mußten, sind zum größten Theil geschwun- den, reichlih ruhte der Segen Gottes auf unseren Fluren, und nux einzelne beflagenswerthe Ausnahmen fordern zu aushelsender Thätig= feit auf.

So lassen Sie uns denn, meine Herren Stände, mit dankendem Aufblick zu Dem, von dem alles Gute kommt, unser Tagewerk sclie- ßenz lassen Sie uns den Geist der Eintracht, mit welchem A Landtag schließt, stets eifrig wahren, lassen Sie uns nie di e 0A daß nur in diesem R S A fönne, und aus unjer

Arbeiten \egensreihe Früchte hervorgehen mögen. A E An seg Stufen s Thrones ebend; verlas n Le E Rath von Wabdorf den Landtags - Abschied und überreichte S dem Herrn Staats - Minister von Lindenau, aus dessen Händen Se. Majestät der König ihn zu ne und dem Präsidenten der ersten

ì inzuhändige ruhte. ; cu 59 e Mis Kammer, Herr von Gersdorf, hielt nun im Namen der Stände folgende Gegenrede :

Allerdurchlauchtigster, Großmächtigster König! Allergnädigster König und Herr!

Aber nicht allein allergnädigster, sondern auch gütevoller, das ganze Volk mit gleicher Liebe umfassender König.

_ Glüflihes Laud, das eines solchen Herrschers sich erfreut, glüd- lihes Volk, welhes weiß, daß sein König auh dem Geringsten gleiche Fürsorge schenkt.

Darum sind aber auh wir, die Vertreter des Vaterlandes, er- füllt von Liebe, Treue und Verehrung gegen unseren König.

Wohl dürfen die Ergebnisse dieses vierten constitutionellen Land- tags uicht als unerheblich betrahtet werden. Werke werden nah den gefaßten Beschlüssen hervorgehen, größer als die der Römer, zum Nutzen künftiger Jahrhunderte,

Orgauische Gesebe, von höchster Wichtigkeit, ihrem Abschluß zugeführt, bringen das Ganze der vaterländishen Gesebgebung der Vollendung näher.

Ein segensreiches Jahr verwischt die Spuren eines bedrängniß= vollen; der Bienenfleiß des sächsischen Volkes wird bald die geschla- genen Wunden heilen, und dankbar erkannte dasselbe die von einer weisen Regierung getroffenen Maßregeln.

Ward uns das Glück zu Theil, dur freudig dargebrahte Mühen zum Wohle des Landes zu wirken, wurden wir Allerhöchstdero Zufrie- denheit niht unwerth erachtet, so is das Ziel unseres Strebens erreicht, unseres Strebens , allein gerihtet auf das unzertrenuliche Wohl des Königs und Vaterlandes.

Nur eine Bitte knüpfen wir an unsere Abschiedsworte, eine Bitte, gerichtet an den Lenker der Schicksale; es möge eine künftige Stände- Versammlung Se. Majestät den geliebten König und die ganze Hoch- verehrte Königliche Familie in Allerhöchstem Wohlergehen wieder er- blicken.

Nunmehr erklärte im Namen Sr. Majestät des Köuigs Seine Excellenz der Herr Staats-Minister von Lindenau den Landtag für geshlossen, worauf Se. Majestät Sih vom Throne erhoben, und, indem von Seiten der Stände dem Könige ein Hoch dargebracht wurde, unter Beobachtung des gleichen Ceremoniels, wie beim Beginn der nun beendigten Feierlichkeit, Sih in Jhre Appartements zurüd- begaben.

) Unmittelbar nah diesem feierlihen Schlusse des Landtags ge- ruhten Se. Majestät der König, Jhro Majestät die Königin und die Höchsten Herrschaften die Ceur vor Anfang der 173 Couverts zäh- lenden Tafel anzunehmen. Bei der leßteren brachten Se. Majestät der König die Gesundheit: „Auf das Wohl des Landes und aller getreuen Stände“ aus, welcher Sich Jhro Majestät die Königin und die Höchsten Herrschaften anschlossen, Die den Allerhöchsten und Höchsten Herrschaften gegenübersißenden Präsidenten der beiden hohen Kammern hatten die Ehre, die Gesundheit im Namen der sämmt- lihen Herren Stände zu erwiedern. E

Ein dreimaliger Trompetenschall begleitete jede der ausgebrachten Gesundheiten.

Baden. Karlsruhe, 15. Aug. Nach dem, in der Karls- ruher Zeitung von den Fest-Comité bekannt gemachten, Programm der Residenzstadt Karlsruhe zur Feier des 25jährigen Bestehens der Verfassung des Großherzogthums Baden am 22. August d. J. sind alle Einwohner der Stadt, wie auch die zum Wahlbezirk des Großh. Land.-Amtes Karlsruhe gehörigen Staäts- und Gemeindebürger zur Theilnahme an diesem Feste eingeladen, Fünf und zwanzig Kanonen- \{üs}se verkünden dasselbe am Vorabend um 8 Uhr. Morgens 6 Uhr begrüßt den Festtag eine Choralmusik vom Rathhausthurme. Der Obelisk a dem Rondelplaß mit dem Bildniß Sr. K. H. des in Gott ruhenden Großherzogs Karl und der Juschrift : „Dem Gründer der Aetlin die dankbare Stadt Karlsruhe“ wird festlih geshmüdckt sein. Auf dem vor- deren Schloßplaÿ wird si eine Säule mit der Büste Sr. Königl. Hoheit des Großherzogs Leopold erheben. Auch der Marktbrunnen und die Pyramide werden verziert sein. Daß die Häuser der Schloßstraße von ihren Bewohnern geschmüdckt werden möchten, wird als Wunsch mapelde ‘Um 8 Uhr versammelt si die den Festzug bildende Ge- meinschast in dem Rathhause und den Lehrsälen des Lyceums, wo sich die Fest-Ordner ‘befinden und an Schärpen mit der Landesfarbe

zu erfennen sind, Der Zug begiebt sich durch die Schloßstraße nah dem Rondelplaß zu dem Verfassungs-Denkmal in folgender Ordnung: Zugführer und Fahnenträger. Die Musik. Die weiblihen und mäunlichen Schüler aller hiesigen Lehr = Anstalten, von ihren Lehrern geführt. Ein Fahnenträger. Der Sänger =-= Chor. Jung- frauen mit Blumenkränzen und Eichenlaubzweigen. Vier Jünglinge, einen Altar tragend. Eine Jungfrau, die Verfassungs - Urkunde auf \sammetnem Kissen tragend, Der Festredner. Die bi anwesenden Mitglieder der beiden hohen Kammern. Jungfrauen mit Blumen- fränzen und Eichenlaubzweigen, Das Fest- Comité, die Jungfrauen als Begleiter umgebend. Zwei Fahnenträger. Die Gemeinde - Be- hörden. Sämmtliche Einwohner, soweit sie niht mit den Jnnungen gehen, und die Staats- und Gemeinde- Bürger aus dem Wabhl- bezirke des Großherzogl. Land-Amts Karlsruhe. Vie ZFZnnungen mít ihren Festfahneu. Nach der Aufstellung des Zuges auf dem Rondel- Plaß werden die beiden ersten Verse der Volks - Hymne gesungen, während mehrere Jungfrauen das Verfassungs - Denkmal bekränzer. Hierauf folgt die Festrede, nah welcher die beiden leßten Verse der Volks-Hymne gesungen werden. Sodann bewegt sih der Zug, durch die Schloßstraße zurückehrend, auf den Schloßplaß. Der Festredner, die Mit- lieder der beiden hohen Kammern und die Jungfrauen begeben si auf die daselbst errihtete Erhöhung ; der Altar wird vor der Büste Sr. Königl. Hoheit des Großherzogs Leopold aufgestellt und die Verfassungs-Urkunde darauf gelegt. Jungfrauen bekränzen bie Bild- nißsäule. Nach der hier zu haltenden Rede beginnt ein Volkslied, welches mit einem Hoh auf Se. Königl. Hoheit den Großherzog Leopold schließt. Hierauf kebrt der Zug, unter dem Geläute aller Gloden und dem Donner der Kanonen, auf deu Marktplaß zurü, wo er si, nah den beiden Hauptkirchen und der Synagoge gehend, theilt. Bei dem Ausgang aus den Gotteshäusern wird eine Kollekte für den hiesigen Waisen - Fonds erhoben. Den Armen werden aus städtischen Mittelu Unterstüßungen gereicht. Um 1 Uhr beginnt das Festmahl in dem dazu geschmückten Saale der Gesellschaft Ein- traht. Abends um 6 Uhr Theater, Ju ähnlicher Art wird nach einer langen Reihe von Ankündigungen in badischen Blättern das Fest in den vershiedeuen Theilen des Landes gefeiert. Noch enthalten badische Blätter aus dieser Veranlassung den patriotischen Vorschlag, statt des Champagners im ganzen Lande nur badishe Schaumweine zu wählen. Gar nicht selten, wird zur Unterstüßung des Vorschlages bemerkt, sei es sogar nur Vornehmthuerei oder falsche Scham, welche wirklichen Champagner begehre, um nicht in den Schein zu kommen, des wohlfeilen Preises wegen einheimischen gewählt zu haben.

Baden, 8. Aug. (Schw. M.) Wenn gleih die täglich ersheinenden Fremden = Listen seit längerer Zeit eine sehr bedeu- tende Zahl von Fremden unter welhen man u. A. den Präsi- denten der französischen Abgeordneten - Kammer, Sauzet und Emil von Girardin bemerkt brachten, so war do das Badeleben nichts weniger als glänzend zu nennen. Erst seit leßter Zeit hat sich dies geändert, und das Conversationshaus und die Bälle daselbst sind fo glänzend und zahlreich wie nur je. Sehr groß ist gegenwärtig die Anzahl der hier anwesenden Russen, und ihr âußeres Austreten ebenso glänzend. Vom 15. Aug. Gestern kam hier der noch nie erlebte Fall vor, daß die Spielbank an einem und demselben Abend zweimal gesprengt wurde, Der Bankhalter soll eine sehr bedeutende Summe verloren haben. An diesem Abend war die Gallerie sehr zahlreich beseßt, es ward stark pointirt, und die Bank war im Unglück. Die Pointeurs verfolgten ihr Glück, und als Roth zum neunten Male in einer Folge herausgekommen war, wobei das leßte Mal ein einziger Spieler 48,000 Franken stehen hatte, hatte die Bank kein Gold mehr und mußte das Spiel für den Augenblick schließen. Einige wenige Gesichter sieht man, die betrübt hierüber sind, desto allgemei- ner ist das Frohlocken, Heute wird jedoh das Spiel wieder wie gewöhnlich fortgeseßt. Heute Abend steigt ein französischer Lusft- \chiffer in einem ungeheuern Riesenballon in die Höhe, wozu bereits eine große Menschenmenge eingetroffen is von nah und fern. Es ist dies die 58ste Luftfahrt des Herrn Marga, und alle vorhergehenden sind glücklih abgelaufen, Ein junger Russe wollte allein die Stelle des erfahrenen Aeronauten einnehmen und hatte demselben eine be- trächtliche Summe für diese Stellvertretung geboten, was aber von der Polizei nicht zugegeben ward.

4: Altenburg, 21. Aug. Mit dem Herannahen der 7ten Versammlung deutsher Land- und Forstwirthe (vom 4. bis 10, Sept.) treten nun auch immer mehr die Einrichtungen und Anordnungen hervor, welche zur Aufnahme derselben bestimmt sind. So find nicht nur eine große Anzahl Wohnungen in und außer den Gasthäusern für dieselben ermittelt worden, sondern es verräth auch der zum Mittelpunkt der Versammlung bestimmte Schübenanger immer mehr diese seine Bestimmung. Dort erhebt sih eine große, nah ih- ren Dimensionen auf mehr als 1590 Theilnehmer berehnete Ver- fammlungs - Halle, während zwischen dem Schübenhause und der Schüßenloge eine zweite Halle zur Aufnahme eines Theiles der Speisenden bestimmt is, deren andere Hälfte im Saale der Schübenloge ihre Bewirthung finden wird. Der Schüz- zenhaus - Saal aber wird eine Ausstellung von Kunst =_ und Gewerbsgegenstäuden, der Schießstand eine Ausstellung von Feld-, Wald- und Gartenerzeugnissen, ein Saal daneben die ausgestellten Wollvließe, ein freier Plaß vor diesem die ausgestellten Thiere und endlih ein Raum neben der Schübenloge die ausgestellten landwirth- schaftlichen Geräthshaften und Maschinen aufnehmen. Zur Förderung dieser Ausstellungen haben der hiesige Kunst- und Handwerks-Berein und der landwirthschaftliche Verein hier für mehrere hundert Thaler Prä- mien ausgeseßt, uud vou Seiten der unserer Stadt näher wohnenden Landwirthe siud dem Vernehmen nach zahlreiche Anerbietungen theils zum Empfange fremder Landwirthe in ihren Wirthschaften fri Pen) Nachmittag zur Beschauung der hiesigen (namentli der O Gäste Oekonomieen, theils zur Stellung von Fuhren N le al d dabei auf das Land und dann nach Altenburg zurüzubriugen, L e verspricht ein ausehulicher bäuerlicher Hochzeit - Aufzug E igl folgendem Bauernball ein originelles und namentli für en Gan interessantes Bild von den Sitten und Trachten unserer in mehrfacher Hinsicht merkwürdigen Bauernschaft zu liefern, so wie auh das Mu- seum der naturforshenden Gesellschaft des Osterlandes, welches erst vor furzem mit einer Menge neuholländischer, zum Theil, wie wir hören, auf dem europäischen Kontinente nohch gar nicht vorhandenen Vögel vermehrt worden is, dem Mann von Fach und au dem Di- lettanten einigen Stoff zur Unterhaltung und Belehrung bieten dürfte.

Uebrigens is ein Ort wie Altenburg bei dergleihen Versamm- lungen immer in einer mißlihen Lage. Das Vorhandene und All- tägliche reiht niht wie in großen Städten für die sich aaten Ansprüche aus, und gleihwohl giebt es auch keinen sichern D aßstab, um die Größe dieses außergewöhnlichen Bedarfs bestimwen zu können. Es fönnen daher leiht entweder unnöthige Einrichtungen und Vorbereitun- gen getroffen, oder es köunte auch aus zu großer Bescheidenheit nicht aus- reichend für die Menge gesorgt werden. Daher bleibt eine zeitige Aumeldung derer, die einer größern Versammlung an einem solchen Orte beizuwohnen gedenken, immer sehr wünschenswerth, indem sie den Gästen und den Besuchern spätere Unbehaglichkeit und Unzufrie- denheit erspart. Der Vorstand der Versammlung erfüllt aber gewiß

gern die an ihn gelangenden Wünsche.

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# in Anspruch nehmen darf. Gesandte in Lissabon glückliherweise den Hof von Portugal dadur

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Was unsere Aerndte anlangt, o scheint r len 0

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sehr [U Int LRELe A die Confirmation des iw 17ten Le- bensjahre stehenden Prinzen Ernst, ültepen Sms E Prinzen Ge welche dur den Superinteudent Dre. S hwarz aus „ena in Eisenberg, als der Sommer - Residenz seines Durchlauchtigen Herrn

* U 0 C s Vaters, vollzogen wurde, vielfache Theilnahme,

Freie Städte. XX Frankfurt a. M, 20. Aug. Zhre Königl Hoheit die Frau Großherzogin von Mecklenburg-Streliß ist vOr( estern auf dem Schlosse Rumpenheim eingetrossen, Heute Mor= brt trafen Jhre Durchlauchten der Herzog und die Herzogin von Schleswi -Holstein-Sonderburg-Augustenburg von Wiesbaden hier ie all Cenaben sich an den Königlichen Hof nach Aschaffenburg.

Der Bundestags - Prásidialgesandte, Herr Graf von Münch= orgen früh von hier nach Königswarth ab, und

Zellinghausen, reist mi U N S EIOU von da mit des Fürsten Staats-Kanzler Durchlaucht an-

fangs September nah Wien. Russland und Polen.

St. Petersburg, 17. Aug. Das Journal de St Petersbourg enthält Folgendes : „„Die Kaiserliche Familie 1st durch den, nah langer Krankheit am 12. August um 9 Uhr Abends erfolg ten Tod der Großfürstin Alexandra Maximilianowna, Tochter Jhrer Kaiserlichen Hoheiten des Herzogs von Leuchtenberg und der Groß fürstin Maria Nikolajewna, in die tiefe Trauer verseßt worden,

Frankreidch.

Paris, 18. Aug. Die Herzogin de la Vitoria ist, in Beglei tung des Generals Seoane, in Paris angekommen, Sie wird sich nah Havre begeben und von da nah England einschiffen. :

Von 1, Januar 1830 bis zum 1. Januar 1840 sind in Paris 967,386 Kinder geboren, worunter sich 69,417 außereheliche befinden. Das giebt ein Verhältniß von 1 : 13. Jn Paris steigt dasselbe Verhältniß wie 1 : 3, Jn demselben Zeitraume starben 805,950 Individuen, und 249,167 Heirathen wurden geschlossen. Das Ver= hältniß der Geburten zwischen Mädchen und Knaben is wie 16 : 17, so daß für 16 Mädchen stets 17 Knaben geboren werden,

A Paris, 18, Aug. Die Nachricht vou der Beförderung des Generals Bugeaud zum Marschall von Frankreich i in den bei der algierishen Frage ganz besonders stark betheiligten Handelsstädten des südlichen Frankreih mit großem Beifall und als ein Zeichen aufge= nommen worden, daß die Regierung entschlossen is, sich der afrikanischen Angelegenheit ernstlih anzunehmen und etwas Nachdrückliches für den Anbau und die friedlihe Ausbeutung der eroberten Regentschaft zu thun, Die bisherigen Colonisations - Arbeiten, obgleich sie seit einer Reihe von Monaten mit besonders lebhaftem Eifer und verdoppeltem Kostenaufwande betrieben worden sind, bleiben in ihren Ergebuissen noch immer weit hinter den vielleiht übertriebenen Anforderungen der Wortführer der Juteresseu der französischen Uferlande am Mittel= meer zurü. Dem südlichen Frankreich würde übrigens nihts erwünsch= ter sein, als wenn der angebliche Plan des Kabinets der Tuilerieen, Algerien zu einem Vice = Königreiche für den Herzog von Aumale zu errichten, zur Ausführung käme. Man spricht in diesem Augenblicke hier in Paris stärker als je von diesem wirklichen oder vermeinten Projekte, dessen Verwirklichung, dem Gerüchte nah, dadurch angebahnt werden wird, daß die Provinz Constantine oder Oran zum selbst= ständigen Gouvernement für den Herzog vou Aumale organisirt wer= den soll, so daß dieser Prinz in diesem beschränkten Wirlungskreise Gelegenheit fände, sich für die Verwaltung des ganzen französischen Afrika zu befähigen, und daß außerdem die öffentlihe Meinung auf seine endlihe Ernennung zum Vice = König von Algerien von langer Hand vorbereitet würde, Es is vorauszusehen, daß ein solcher Plan auf vielfahe Opposition stoßen würde, aber die herrschende Politik hat bei zu virlen Gelegenheiten gezeigt, daß sie durch Festigkeit und Gewandtheit über die größten Schwierigkeiten zu siegen versteht, als daß man ihr nicht auch diesmal ein glüliches Gelingen versprechen könnte, /

m Paris, 18, Aug. Wie man sagt, zeigt sich Lord Aber= deen wenig geneigt, Herrn Guizot in Betreff der Modification oder wie unsere Regierung es noch lieber möchte, der Auflösung der Verträge von 1831 und 1833 wegen des Durchsuchungsrechtes zu willfahren, Das Kabinet von St. James, anstatt jene Verträge auf- geben zu wollen, arbeitet im Gegentheil eifrigst daran, dieselben von allen europäishen Mächten genehmigen zu lassen. Jebt giebt es überhaupt nur noch drei Mächte, welhe den Verträgen wegen des Durchsuchungsrehtes noch uicht beigetreten sind. Diese drei Mächte sind: Belgien, Hannover und Griechenland. Während des lebten Aufenthaltes des Königs von Hannover in London wurde dieser Gegen= stand von Lord Aberdeen zur Sprache gebracht, und die Unterhandlungen

: Zwischen der britischen Regierung und dem hannoverischen Kabinet dar- über sollen bereits im Gange jein.

Größere Schwierigkeiten dürften von Seiten Belgiens zu erwarten sein, da die Regierung zu befürchten scheint, die belgischen Kammern möchten das Beispiel der unsrigen nachahmen, und sih gegen das wecselseitige Durhsuchungs - Recht erheben. Eben so leiht als mit Hannover hofft Lord Aberdeen die nämlichen Unterhandlungen mit dem Hof von Athen anknüpfen und einem günstigen Endresultat entgegenführen zu können.

__ Mau erfuhr gestern, daß der Hof von Lissabon Anstand nahm, Espartero ans Land steigen zu lassen, weil man niht wußte, wie man denselben aufnehmen sollte, da er au Bord des britischen Li- nieuschiffes fortwährend noch als Regeut behandelt wurde, obwohl er in Folge der neuesten Ereignisse in Spanien, kaum mehr diesen Titel Wir erfahren heute, daß der spanische

aus der Verlegenheit gezogen, daß er förmlih gegen die Aus\chiffffunc des Herzogs de la Vitoria bei A Gibinet h Vissabon EinfpaadS that, _Der gegenwärtige Gesandte Spaniens in Lissabon is der näm- liche Lon Manuel Aguilar, welcher vor ungefähr einem Jahre vom Regenten nah Madrid berufen wurde, um das Portefeuille der aus-= Abar-L Angelegenheiten zu übernehmen, und weil er mit Espartero uber die zu befolgende Politik sich nicht verstäudigen kounte, auf sei- a Asten verblieb, Da mittlerweile das diplomatische Corps A Ge ¿N neue spanische Regierung anerkannt hat, und sogar e der Großjährigkeits- Erklärung n Königin Jsabella in

: : rotestation des Herrn Aguilar 0 D der portugiesischen Nehierme ganz in der Orbiling, Fed, 1 fand sich genöthigt, die Reise nah England fortzu- data ub r “Md daß seine Gemahlin nah Bayonne si begeben ¿estétig hoff : sie dort zu finden, weshalb er am 16ten d. M. (vor- Aas 6 tis er Mündung des Adour unweit Bayonne mit u A i (hen Dampfer geaen fam, um sie abzuholen ala be U nah London die Reise fortzuseßen, Die Her- zog s a Vitoria hatte allerdings vom 12ten bis zum 15ten l. M. geblich auf Nachrichten ihres Gemahls in Bayonne gewartet, Da

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am 14ten General Seoane ebenfalls in Bayonne eintraf, so machte sie sich am 16ten Morgens ín dessen eo“ arne nach Paris auf den Weg, nur einige Stunden früher, als Espartero an der französischen Küste landete. Die Herzogin wird stündlich in unserer Mitte erwartet, doch glaubt man, daß sie soglei über Havre thren (Gemahl wird einholen wollen, der um diese Stunde bereits den englischen Boden betreten haben muß. Man is begierig zu sehen, wie der dortige spanische Gesandte Sancho dem Ex-Regenten gegenüber sih beneh- men wird,

= Paris, 18. Aug. Heute sieht man der Aukunft der Her- zogin von Vitoria, die, wie es scheint, zu Bordeaux mit dem General Seoane zusammengetroffen ist, hier entgegen. Das Schiff, auf dem der Ex-Regent Espartero vor dem Hafen von Bayonne eingetroffen war, um dort seine Gemahlin mitzunehmen, die aber schon nach Paris abgereist war, ist das englische Dampfschi} „Prometheus“ ge- wesen, auf welchem er, nahdem ihm definitiv die Aufnahme zu Lissabon versagt worden war, die Ueberfahrt nah England macht. Damit wird den vielerlei Gerüchten über seine weiteren Pläne, als wollte er in Galicien landen oder nah der Jusel Cuba gehen, um dort sich festzuseßen, mit einemmale ein Ende gemacht. Daß Espartero den französishen Boden nicht betreten wollte, is leicht erklärlih, Man glaubt, daß er definitiv seinen Aufenthalt in England nehmen werde, bis ein Gnaden - Aft der Königin Jsabella selbst ihm die Rückkehr dahin wieder eröffnet. Daß dieser früher oder später erfolgen werde, ist faum zu bezweifeln, da sich nicht annehmen läßt, daß Spauien einen Mann, der, troß aller Vorwürfe, die man ihm jeßt macht, doch durch zahlreïihe Akte der Hingebung und Aufopferung und durch un= leugbare große Dienste sih ein Recht auf seinen Dank, seine Aner= fennung erworben hat, lange vom vaterländischen Boden entfernt hal- ten wird, Ein Grund mehr, der zu diesem Glauben berechtigt, liegt in einem gewissen Grade von findlicher Anhänglichkeit und Verehrung, welche ihm, selbs nah dem Zugeständuisse seiner erbittertsten Gegner zu Madrid, die beiden Königlichen Prinzessinnen bezeigten, sogar daun noch, als Narvaez bereits mit seinen Truppen in Madrid eingezogen war und der Königin im Palaste sich zu ihrem nicht geringen Er= staunen als ihren Befreier angekündigt hatte.

Grossbritanien und Irland.

Hberhaus. Sibung vom 17. August. Die irländische Waffenbill ging heute Abend unverändert durch den Ausschuß des Hauses. Der Graf von Fortescue, Nachfolger Lord Normanby's als Lord-Lieutenant von Jrland unter der vorigen Whig-Verwaltung sprach bei dieser Gelegenheit seine Ansichten über die irländischen Angelegenheiten aus, und erörterte besonders die Vortheile der Sicherstellung der katholischen Geistlichkeit , sowie die Ausdeh- nung des fatholishen Instituts zu Maynooth, Der vorliegen- den Bill widerseßte sich der Lord nicht; er hielt dieselbe bei den dortigen Verhältnissen für nothwendig, aber noch für kein Heilmittel, und glaubte deshalb die Regierung zu anderen Maß= regeln, die eine Reform eben jener firhlihen Verhältnisse herbei= führten, auffordern zu müssen. Die einzelnen Klauseln der Bill wurden darauf ohne Widerspruh angenommen, und die Verlegung des Ausschuß = Berichts auf heute angeordnet.

Unterhaus. Sißungen vom 16. und 17, August. Die

Eile, mit welcher die Geschäfte des Hauses betrieben werden, be= zeihuen den nahe bevorstehenden Schluß der Session. Aus den Debatten der leßten Tage i} darum auch Weniges hervorzuheben; sie waren theils zu wenig ausgedehnt, theils auf Gegenstände von untergeordnetem Jnteresse beschränkt. Jn der Sißung vom 16ten ging end= lich nach vielem Widerstande von Seiten der radkalenPartei die Bill über die Einberufung der auf Sold stehenden invaliden Soldaten und das von Lord Campbell ins Oberhaus gebrachte und dort bereits angenommene Pas- quillgeseß durh den Aus\s{huß. Außerdem verdient die Antwort Sir Robert Peel's auf die Frage des Herrn Mangle?s hinsichtlich der Wiederanknüpfung der Tarif-Unterhandlungen mit Portugal eine Er- wähnung. Der Minister erwiderte wie vor drei Tagen auf dieselbe Grage des Herrn Cobden, daß der Herzog von Palmella bis jeßt noch feine offizielle Mittheilung über den Zweck seines Hierseins der Negterung gemacht habe, daß er aber, wie er glaube, gekommen sei, neue Vorschlage zu einem Handels - Traktat zu eröffnen, und daß solhes einzig und allein auf Veranlassung der portu- g esischen Regierung geschehe. „Jh kann das Faktum nicht bezwei- felu““, sagte Sir Robert Peel, „welches zur Kenntniß des ehrenwer- then Herrn gekommen i}, daß der Herzog von Palmella Vollmacht hat, über einen Traktat mit unserer Regierung zu unterhandeln. Jch bin aber, fügte er hinzu, so sehr von dem Uebel überzeugt, die für den Handel und die Staats-=Einnahme aus den {hon stattgefundenen, in die Länge gezogenen Unterhandlungen erwachsen sind, daß ih dem ehrenwerthen Herrn versprechen darf, daß der jeßt aufzunehmende Traktat durch keine langwierigen Unterhandlungen verzögert werden soll. Mehr kann ich nit sagen.“ j : __ Die gestrige Sißung des Hauses bietet nihts Bemerkenswerthes. Capitain Pollhill rief am Schlusse derselben über das Mißver- hältniß zwischen den hohen Preisen des Brodes und denen des Korns, so wie über den Vortheil, welchen die Bäcker aus einem momentanen Steigen der Kornpreise ziehen, eine Aeußerung Sir Robert Peel's hervor, Der Minister erklärte, wie keine legislative Maßrege! dem Uebel steuern könne, sondern die Käufer selbst, sobald bei einem Fallen der Getraidepreise kein entsprehender niederer Brodpreis eintrete, übereinkfommen müßten, nur von solchen Bäckern zu kaufen, die den angemessenen Preis stellten. Das wäre das einzige Heilmittel, Bäcker zu begünstigen, welche am billigsten verkauften.

London, 18. Aug. Die Prorogation des Parlaments soll, nah der heutigen Anzeige des Standard, Donnerstag, den 24sten, erfolgen. Jn dem Versammlungs-Saale des Oberhauses sind bereits die Arbeiter beschäftigt, die nöthigen üblichen Vorbereitungen zu dieser Feierlichkeit zu treffen. Ein neuer Staats = Sessel für den Prinzen Albrecht, der neben den Thron Jhrer Majestät zu stehen kommt, is bestellt worden.

Der Londoner Korrespondent der Hamburger Börsenhalle schreibt Folgendes vom 19ten d. M. Morgens: „Eine hestige Feuers= brunst wüthet in diesem Augenblicke in der Nähe der London=Brüde in dem unter dem Namen Toppings - Wharf bekannten weitläufigen Gebäude, welches bereits ein großer Trümmerhaufe is. Auch Wat- sons Telegraph und die St. Olavs-Kirche stehen in Flammen. N. S. 4 Uhr. Der Telegraph und die Kirche sind beide niedergebrannt. Drei Schiffe, deren Namen ich indeß nicht in Erfahrung bringen kaun, stehen in Flammen,

O London, 17. Aug. Die Debatten, welche vorgestern im Unterhause in Bezug auf Serbien stattgefunden, machen die neue Zeit- {rift, welher ih in meinem lebten Briefe erwähnte, um \o bedeu- tender. Sie enthält nämlih 1) Vereitelung der russischen Politik in Serbien; 2) Note der serbischen Regierung an die europäischen Höfe ; und endlich 3) Geschichte der Begebenheiten in Serbien von der Wahl des Prinzen Alexander im September 1842 an bis zu dessen Wie- dererwählung im Juli 1843. Die Seele dieser Zadrit ist un-

streitig Urquhart, dessen bekaunter, an Monomanie gränzender Rus= senhaß sich darin Luft zu machen suht. Was inzwischen dieses Journal nächst diesem Russenhasse noch besonders auszeichnet, is ein tödtlicher Groll gegen Lord Palmerston. Alle Uebel, worunter die britische Nation jeßt leidet: Stillstand im Handel und Fabrikwe= sen und die daraus entspringeude Brodlosigkeit und Unzufriedenheit der Arbeiter, Ausfall in den Finanzen, Repeal-Bewegung, Rebekfais= mus, werden dem Thun und Lassen jenes Mannes zugeschrieben. Seine vielfachen Ungerechtigkeiten sollen Gottes Zorn über die Na- tion gebracht und dieselbe feine Vergebung zu erwarten haben, bis sie den großen Verbrecher (buchstäblich) dem Schwerte der Gereh- tigkeit überliefert habe! Aber troh dieser Leidenschaftlichkeit, welche dem Ganzen eine unverkennbare Verschrobenheit mittheilt, enthält die Srift viel Beachtungswerthes.

_ Was die am Eingang erwähnten Debatten betrifft, so enthalten sie manches gewichtige Wort in Bezug auf die allgemeinen europäi= \chen Angelegenheiten, so wie \ie zugleich wieder die Zerrissenheit un- serer ministeriellen Partei zu erkennen geben, Aus Peel's Rede geht auf jeden Fall flar hervor, daß sein Ministerium weit mehr Zutrauen zu Rußlands Politik hat, als das vorhergehende, oder do dessen Neigung, die Begebenheiten wie in Jrland ihren Gang gehen zu lassen, bis cs handeln muß. Oekonomisten, wie Hume, mögen es darum loben, daß es sih nit so viel um auswärtige Angelegenhei= ten beküummern mag, Aber ih bin überzeugt, daß Palmerston's und d'Israeli?s Ansichten eher den denkenden Männern in der Nation zu- sagen werden, als jene Reden ohne Ziel. Uebrigens aber könnte au die scheinbare Gleichgültigkeit Peel's nur angenommen sein und er vielleicht geglaubt haben, daß, da Palmerston in seinem Angriffe auf sein Ministerium nur einen Sieg über einen politishen Gegner suchte er auh nichts weiter zu thun habe, als den Angriff in diesem Sinne abzuweisen. Weswegen es deun wohl au geschah, daß er so viel Gewicht darauf legte, daß der britische Agent zu Belgrad, der seine Regierung getäuscht, ein Angestellter von Lord Palmerston sei. Auf jeden Fall lag in seiner am Schlusse ausgedrückten Hoffnung, daß Nußland seine Ansprüche niht weiter treiben und die zweite Er= wählung des Prinzen Alexander anerkennen würde, etwas, das die Greunde des europäischen Friedens mehr zu beruhigen vermag, als feine frühere Erklärung, daß es Rußlands Sache allein sei, sei- nen Verträgen mit der Türkei die erforderliche Deutung zu geben. Lord Sandon, obgleich ein Tory, ein eifriger Polen - Freund , wollte des Ministers Ausdrücke auh in diesem Sinne gedeutet wissen, und Peel widersprah ihm wenigstens niht, Das Beste, was unser Ministerium nun thun könnte, wäre, unseren den serbischen Patrioten so feindseligen Agenten abzurufen; und ih habe guten Grund, zu glauben, daß dies geschehen wird, Denn es läßt sih wohl erwarten, daß mit der endlichen Anerkennung Alexander's die ange= fangenen Jutriguen in jenem Lande nicht aufhören werden; umd um diese scheitern zu machen, is vor Allem nothwendig, daß die britische Regierung die Serben in ihrer Einigkeit unter sih und ihre Trene gegen die Pforte ermuntere und stüße, da es ja zur Aufrechthaltung der Pforte kaum mehr bedarf als dieses.

Den 18ten. Die ausgetretenen Arbeiter zu Ashton halten \sich noch immer von politischer Aufregung fern, und in mehreren Fabri= fen, wo man ihnen ihre Forderung gewährt hat, sind sie sogar zur Arbeit zurückgekehrt, Aber die Gemüther sind einmal so détbregi, daß man von Stunde zu Stunde neue Ausbrüche sowohl an diesem, wie an anderen Orten befürchten muß, wobei man von den Einflüssen der Chartisten das Schlimmste zu besorgen hat. Jn Birmingham war eine merkwürdige Versammlung. Diese wurde ursprünglich von jenen Theoretikern unter den Fabrikanten berufen, welhe in der Ver-- mehrung des Papiergeldes das Heil des Staates erblicken. Diesen traten die Chartisten mit ihrer Wunder-Medizin entgegenz und die ganze Bewegung war auf dem Punkte, sih zu zershlagen, als ein Mann auftrat und sprach: „Was haben wir uns die Köpfe zu zer- brehen, wie unseren Uebeln abzuhelfen sey? Das is Sache des Ministeriums. Dieses, mit seiner Partei, hat das lebte unter dem Vorwande vertrieben, daß es das Land retten könne: es is nun zwei Jahre im Amt, zwei Sessionen sind unter seiner Leitung vorüberge= gangen, ohne daß es etwas zur Abhülfe gethan. Laßt uns also die Königin angehen und sie bitten, wenn diese Männer nicht zu helfen wüßten, sie zu entlassen.“ Dieser Vorschlag wurde unter allgemeinem Beifall angenommen, und er soll nun einer allgemeinen Versammlung vorgelegt werden, in welher man zum erstenmale wieder nach Jahren ein Zusammenwirken zwischen den unteren und Mittelklassen erwartet, welches niht ohne Bedeutung sein dürfte.

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Neuchatel, 15. Aug. (Const. Neuchat.) Am 11. August fand in Valangin die Versammlung der Neuchateller Offiziere, woran 106 Offiziere Theil nahmen, statt. Die Zugänge zu dem Schlosse von Balangin, dessen Saal die Regierung dem Fest-Comité zur Disposi= tion gestellt hatte, waren mit Fahnen geshmückt worden und die Farben des Königs, der Königin, des Fürstenthums und der Bürger= schaft von Valangin wehten auf allen öffentlihen Gebäuden, Jn dem mit Laub- und Blumen-Gewinden geschmackvoll dekorirten Saal stand die Büste Sr. Majestät des Königs, umgeben von den Wor= ten : „Einig und treuz ergeben dem Könige und dem Vaterlande. __ Herr Favarger, Präsident des Militair - Departements, brachte die Gesundheit Sr, Majestät aus und begleitete sie mit folgenden Worten :

„Es is jeßt ein Jahr her, als das ganze Land in der gespanntesten Erwartung war, Seine weiten Staaten verlassend, sich, so zu sagen, den Huldigungen jener Provinzen, die erst durch das Schwert, dann durch Wohlwollen und Gerechtigkeit gewonnen wurden, entreißend, wollte der Kü- nig die kleinste, aber gewiß nicht die am wenigsten treue und am wenigsten ergebene der Seinem Scepter unterworfenen Völkerschaften besuchen. Un- sere Herzen flogen ihm entgegen. Heut is die Erinnerung an die Stelle der Hoffnung getreten. Das ergreifende Schauspiel, welches \sich uns dar- bot, als der mächtige König unjere Städte, unsere Dörfer, unsere Weiler durchzog, überall von dem Zuruf eines glücklichen Volkes empfangenz um- geben, gedrängt, von einer Bevölkerung, die begierig war, Jhm ihre Hul- digungen darzubringen, an Alle buldvolle Worte richtend, die da zeigten, daß Ihm vornämlich das Goldherz gehört, das Er in Seiner milden Güte uns darzubringen geruhte, endlich beim Abschiede von uns Thränen des Bedauerns vergießend daß Alles is in unauslöschlichen Zügen in die Herzen aller wahren Neuchateller eingegraben. Glücklich und stolz, Zeu- gen hiervon gewesen zu seyn, werden wir unseren Kindern die geringsten Umstände jener denkwürdigen Tage erzählen, die in der Geschichte unseres Vaterlandcs Epoche zu machen bestimmt sind. Als treue Stüßen Sei- ner Autorität in dem Fürstenthume habt Jhr, theuere Waffenbrü- der, die hohe politische Wichtigkeit der Ankunft des Königs in diesem Lande begrifsen. Seine Anwesenheit unter uns hat das von unse- ren Vätern mit Seinem erlauchten Hause geschlossene Bündniß feierlich er- neuert. Legitime Souverainetät, wohlwollender Schuß, terie unen n Erhaltung der feierlih. beschworenen Rechte und Freiheiten auf der: Seite, Liebe, Hochachtung, Ergebenheit, Dankbarkeit, f Umständen auf der anderen Seite, das sind die auflöslihen Bündnisses, worauf, wie auf einem das Gebäude unserer National-Wohlfahrt beruh der voll von Erinnerungen an _ die neuchate

ebenen Bürgern , die unter Seiner Dienste, wenn es nöthig sein sollte, Zhnen, meine Herren, ‘vor, die: Gesund