1843 / 58 p. 2 (Allgemeine Preußische Zeitung) scan diff

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Ein Abgeordneter der Städte bemerkt: Von einem Deputirten der Nit-

terschaft , welcher zugleich Mitglied der Untersuhungs-Kommission sei, habe

die Versammlung zuerst Andeutungen über das Zahlen - Verhältniß der evangelischen und tatholischen Mitglieder des Landtags vernommen. Wenn er, der Nedner, dadurch zu einer Erwiederung provozirt worden sei, so glaube er durch seine Aeußerungen Niemanden verleßt zu habenz die Auf- abe cines jeden Mitgliedes der Versammlung sei, nicht nach konfessionellen Rücksichten, sondern nach seiner Pflicht zu handeln.

Ein Abgeordneter der Ritterschaft: Ob es nicht zweckmäßig sein möge, daß vor der Abfassung eines Beschlusses über die zukünftige Verwaltung eine Kommission von Aerzten ernannt werde, die Anstalt zu untersuchen ? Dieser Vorschlag findet keine Unterstüßung.

Nachdem der Herr Landtags-Marschall die Abstimmung veranlaßt, wird die von dem Referenten gestellte Frage:

„Soll in Betracht der außerordentlichen Leistungen der Schwestern von St, Charles diese oder cine andere Genossenschaft von barmherzigen Schwestern für Siegburg zu gewinnen gesucht werden“, von 36 Stimmen bejaht, von 27 verneint, und dann die weitere Verhand- lung auf die nächste Sizung vertagt,

Düsseldorf, 17. Juli. Abends 6 Uhr, (Einundfunfzigste Plenar-Sißzung.) Nachdem der Herr Landtags-Marschall die Sizung eröffuet, wurden die Potokolle der 44sten, 45sten uud 46sten Plenar-Sizung verlesen uud genehmigt und die nächste Sizung auf morgen Dienstag den 18, Juli, Morgens 9 Uhr, anberaumt,

————— Berlin, 26. Aug. Se. Majestät der König haben Aller- gnädigst geruht, dem Rittmeister von Proeck, aggregirt dem 2ten Dragoner-Regiment, die Anlegung des von des Königs von Schwe- iat Majestät ihm verliehenen Schwerdt-Ordens 3ter Klasse zu ge- atten.

Berlin, 25. Aug. Ein Korresvyondenz-= Artikel in Nr, 196 der Mannheimer Abend=Zeitung aus Berlin, 16. August, enthält die Nachricht von einem Unwohlsein, welhes Se. Majestät den König in der Woche vorher betroffeu haben soll, „Es mußte“, heißt es darin, „zweimal zur Ader gelassen werden und alle Vorträge, welche am 410ten gehalten werden sollten , wurden abbestellt./ An dieser, obwohl mit sehr bestimmten Worten gemeldeten Nachricht is, wie {hon in Nr. 190 der Magdeburger Zeitung vom 16. August in Bezug auf die Verbreitung ähnlih lautender Gerüchte richtig an=- geführt worden is und, wie wir auf das zuverlässigste versichern kön- nen, nicht ein wahres Wort. Der Gesundheits-Zustand Sr. Majestät des Königs is während der ganzen angegebenen Zeit der erwünsch- teste gewesen. Bekanntlich sind Allerhöchstdieselben am 45ten gele= gentlih der Einweihung der Stettiner Eisenbahn von Sanssouci aus in vollkommenem Wohlsein nah Stettin hin- und an demselben Tage nach Sansfouci zurückgefahren, haben dort die Parade abge= nommen und dem daselbst veranstalteten Diner beigewohnt, Dies widerlegt wohl am besten das Gerücht eines angeblih #o furz vor= hergegangenen Unwohlseins. Unter der Umgebung des Königs weiß Niemand davon, daß Allerhöchstdieselben Sih in der Woche vorher irgend unwohl befunden hätten,

Berlin, 26. Aug. Das heute ausgegebene Militair - Wochenblatt enthält die Allerhöchste Verordnung über die Chren- gerichte, welhe in dem stehenden Heere wie in der Landwehr gebildet werden sollen; die nächste Nummer des Wochenblattes wird die Aller- höchste Verordnung über das Verfahren bei Untersuhuig der zwischen Offizieren vorfallenden Streitigkeiten und Beleidigungen, so wie über die Bestrafung des Zweikampfes unter Offizieren enthalien. Ein Allerhöchster Befehl (d. d. Charlottenburg, 3. Aug.) trifft die im Verfolge der neuen Bekleidung der Armee nothwendig gewordenen Bestimmungen in Bezug auf das äußere Erscheinen der Offiziere.

Koblenz, 21. Aug, (O. P. A. Z.) Die Kaufmannschaft von Mannheim beabsichtigt für die Zukunft auf dem Ober - Rheine zur Beschleunigung des Güter-Transports eine Schlepp-Dampfschiss- fahrt ins Leben treten zu lassen, und hat zu diesem Behufe bervits ein in England erbautes Schleppdampfboot angekauft, welches heute auf der Fahrt nah dem Ober-Rheine, hier vorbeipassirt ist und künstig den Dienst zwischen Mannheim und Straßburg verschen soll.

Koblenz, 22. Aug. (Rh. u. M. Z) Se. Königl, Hoheit der Prinz Georg von Preußen ( zweiter Sohn Sr. Königl. Hoheit des Prinzen Friedrich ) traf heute Mittag auf einer Lustfahrt mit dem Dampfschiffe, von Bonn kommend, hier ein und begab Sich, nach einer kurzen Rast im Hôtel de belle vue, Nachmittags wieder da- hin zurüd.

Kóvln, 22, Aug. Die heutige Kölnische Zeitung enthält fol- genden vom 20, datirten Bericht über die jüngste rheinische Eisenbahn- Gesellschaft, durch den die früheren Mittheilungen einiger anderer Blätter ergänzt werden. Jn der gestern hier Statt gehabten außer- ordentlichen General-Versammlung der rheinischen Eisenbahn -Gesell- haft sind die von dem Königlichen Finanz-Ministerium dur das an den Vice-Präsidenten und Spezial-Bevollmächtigten der Direction, Herrn Hansemann, gerichtete Reskript vom 31. Juli c. wegen der Weiterführung der rheinishen Eisenbahn von Köln bis zur Landes- gränze bei Minden der genannten Gesellschast gestellten Bedingungen einstimmig abgelehnt worden. Unmittelbar nah Fassung dieses Be- \{lu}es und in Fortseßung der Verhandlungen sind jedoch die ver- sammelten Actionaire der rheinischen Eisenbahn = Gesellschaft, als Theilhgber an der derselben ertheilten vorläufigen Konzession zur An- lage einer Eisenbahn von Köln bis zur Landesgränze bei Minden, zu einer abgesonderten Gesellschaft für die Ausführung dieses Unterneh- mens zusammengetreten, mit der einstimmigen Erklärung, die vom

Staate propouirten Bedingungen anzunehn:;en, zu welchem Ende eine Stamuliste der Actienzeihnungen für das neue Unternehmen unter den Actionairen eröffnet wurde, Es is sodann aus ihrer Mitte sofort ein Comité gewählt worden, um das Statut der neuen Gesellschaft zu entwerfen, welches in der auf Mittwoch den 23sten d. M. ver- Des Fortsebung der Versammlung berathen, festgestellt und notariell vollzogen werden soll, Den abwetenben ctionairen is das Protokoll und die Actienzeichnung offen gehalten; au sind denjenigen, welche bei der Direction der rheinischen Eisenbahu auf den Prospektus des Herrn Hansemann für die Bahn von Köln bis zur Landesgränze bei Minden gezeichnet haben, ihre Rechte vorbehalten, Wix wünschen und hoffen, daß die neue Gesellschaft \ich recht bald vex Bestätigun

von Seiten der hohen Staats-Regierung erfreuen möge B Do Bau der Bahn zwischen Rhein und Weser nun rasch zur Ausführun

gelange. g

Halle, 24, Aug. (H. Cour.) Gestern Abend starb der Königl. pes, Geh. Justizrath, Königl. \ächs. Hofgerichtsrath , ordentliche Professor der Rechte und Director des hiesigen Schöppenstuhls, Dr. Ernst Friedrich Pfotenhauer, Ritter des Rothen Adler-Ordens, in einem Alter von 72 Jahren. Auf der Universität Wittenberg und seit 1846 auf der hiesigen Hochschule hat er durch zahlreih besuchte Borlesun- gen für die prakftische Ausbildung vieler Juristen unermüdlich aar und si nit blos dadur, soudern auch dur herzliche Theilnahme an den Interessen der Einzelnen ein bleibendes Denkmal in dem

arte eer n E pr wen mvs ame p.

376 Herzen dankbarer Schüler errihtet. Sein Jubiläum als akademischer

Lehrer stand nahe bevor; das seiner Doktorwürde hat er vor fur= zem gefeiert.

{uslaud.

Deutsche Sundesstaaten.

Bayern. Nüruberg, 22. Aug. (N. K.) Es hat si hier vor einiger Zeit unter dem Namen „Verein für prunklose Beerdigungen“‘ eine Gesellschaft gebildet, deren Mitglieder sich, wie {hon der Name besagt, zur möglichsten Einfachheit und Vermeidung alles überflüssi- gen Aufwandes bei den in ihrer Familie eintretenden Beerdigungsfäl- len verpflichtet haben. An diese Erscheinung anknüpfend, erläßt nun der hiesige Magistrat wider den in unseren Tagen so sehr überhand nehmenden Luxus im Allgemeinen, namentlich den Kleider-Luxus, eine Bekanntmachung, aus welcher wir folgeuden Stelle ausheben: „Was Nürnberg groß und berühmt gemacht hat, beruhte nicht alleiu auf günstigen Zeitverhältnissen, sondern auf seinem Gewerbfleiß und der Einfachheit seiner Sitten. Weniger günstige Zeitverhältnisse erfordern doppelte Än- strengung, und um so festeres Halteu an einfachen Sitten. Möge das heutige Nürnberg dies niemals vergessen, und einen Ruhm sich bewahren, den zu erhalten Ehre und Vortheil bringt. Uebertriebener Luxus, eine ungemessene Vergnügungssucht, lächerliche Kleiderpracht, insbesondere der Frauen und Töchter, der Dienstboten und Gesellen u. st. w. sind die wahren Feinde der Familien, welhe häuslihes Glück zerstören und keinen behaglihen Wohlstand mehr aufkommen lassen, während man, allein in den jeßigen Zeiten, in der allenthalben ver= mehrten Handels- und Gewerbs-Konkurrenz dieselben irrig zu finden wähnt... Diesem Uebel entgegen zu wirken, Nürnbergs Mittelstand und jene Wohlhabenheit zu erhalten, welche fast sprichwörtlich von Nürn berg geworden sind, giebt es feine andere Mittel, als das Vertrauen zu Allen, welche als Aeltern, Gatten, Vormünder, Lehrherren, Meister und Dienstherrshaften irgend einen Einfluß geltend zu machen haben,

oder Untergebenen zu einem sparsamen, häuslichen Sinn zu gewöhnen suchen. Wenn in auderen Ländern Mäßigkeits-Vereine mit glänzendem Erfolg wirken, so würden bei uns Vereine gegen unnöthigen Luxus, auf Einfachheit der Kleidung und bessere Zucht der Dienstboten ge- richtet, Sparsamkeits - Vereine im weitesten Sinne des Worts, gewiß von Vielen mit Freuden begrüßt werden, und Viele zu einem Unter= nehmen sih verbinden, welches, zeitgemäß, lobenswerth und eines gu-= ten Zweckes sich bewußt, nur von segensreichen Folgen werden kann.“

Württemberg. Ulm, 19, Aug. (Schw. M.) Künsftigen Montag, den 21sten d. M., beginnt unter Vorsib des hiesigen Ober- Justiz = Prokurators Wiest die Versammlung der württembergischen

Minden wohl erst dann in Angriff genommen werden, wenn preußi-

| Eine Zweigbahn von Uelzeu nach Magdeburg is unter Umständen : möglich.

Advokaten in dem von der hiesigen Stadtbehörde sinnig verzierten Saale des goldenen Hirshes, Wie man hört, sollen die Verhand= lungen sich hauptsächlich auf die Zeitfrage: Oeffentlichkeit und Münd- lichkeit im Gerichtsverfahren, erstrecken, Den Gästen zu Ehren ver- anstaltet die Stadt eine Wasserfahrt und Tages darauf der Lieder= franz eine Unterhaltung auf der Wilhelmshöhe. Bei dem Festungsbaue auf dem Michelsberge sind dermalen nicht mehr als 800 Arbeiter be- \chäftigt, die übrigen hat die Aerndte nach Hause getrieben, oder guch einige Anstände, die von ihnen über die Form der Auszahlung ihres Arbeitslohnes erhoben, jeßt aber theilweise wenigstens beseitigt worden sind. Nach der Aerndte hofft man die Anzahl der Arbeiter bis zum Anfange der s{lechteren Jahreszeit auf 2000 Maun steigern zu können; mehr au= zustellen, dürfte der angenomnmene Bauplan, der in diesem Jahre faum den Anfang der Maurer - Arbeit gestattet, niht erlauben. Die größeren Kriegs = Uebungen des württembergishen Armee-Corps werden in der ersten Hälfte des Septembers von hier aus über Hei= denhcim nach Ellwangen beginnen, wenn nicht das späte Leerwerden der Felder in diesem Jahre, so wie die hier in der Umgegend noch obwaltende bedeutende Theuerung der ersten Lebensbedürfnisse eine Abänderung hervorruft. Finden die Kriegs-Uebungen statt, zu denen wenigstens 9000 Mann zusammengezogen werden, so dürften sie wie= der viele fremde Offiziere, vorzüglich aus dem Nachbarstaate Bayern, herbeirufen, an dessen Gränzen sie sich hinziehen würden.

Hanuover, Haunover, 23, Ang, (Hann. Z) Es be gannen in diesem Jahre die celler Rennen, vom \{chöusten Wetter begünstigt, am 17, August und endigten am 19ten d. M. Man ver- mißte, wie im vorigen Jahre, die Gegenwart Sr, Majestät des Kü-= nigs; auch durch das nahe bevorstehende Lager bei Lüneburg wurde mancher der Offiziere, als Zuschauer zu erscheinen, abgehalten; von fremden Sportsmen aber war die Zusammenkunft sehr zahlreih be- sucht, Die Bahn war in einem Zustande, wie sie noch nie gewesen, und verliefen die Rennen ohne irgend einen Unfall,

Hannover, 20. Aug. (H. K) Unsere Post - Verwaltung hat nun auch den Anfang gemacht, auf einigeu Routen die Personen= Taxe zu ermäßigen, Solches is geschehen auf der Route von Ham- burg nah Braunschweig und von Hannover eben dahin, und zwar die Meile von 8 gGr. auf resp. 7 und 6 gGr. Die Scheingebühr flebt jedoh vor wie nah an. Es wäre wünschenswerth, wenn diese halbe Maßregel ganz durchgeführt und nah dem Vorbilde Preußens, wo die Personen - Taxe nur 6 und 4 Sgr. pro Meile, einschließlich der Scheingebühr, beträgt, unter Aufhebung der lebteren, auf 6 und 4 gGr. ermäßigt wurde. Meistens fahren unsere eben so {chönen als bequemen Eilwagen und Postkutschen fast leer an Personen. Mehr und mehr wenden sich die Postreisenden den wohlfeilen und regelmä-= ßigen Omnibusfahrten zu, welche nah allen Richtungen hin mit ein-

daß solche mit gutem Beispiel vorangehen, und die ihnen Angehörigen |

ander in Verbiudung stehen, Daß das Postregal darunter bedeutenden Schaden leidet, is leiht zu erachten; nur durch niedrigen Tarif läßt es sih ferner abwenden. Sr S i Unsere Eisenbahn von hier nah Braunschweig rückt ihrer Vollen- dung rasch entgegen, Auf der Linie nah Harburg wird bereits fleißig gearbeitet, die von hier nah Bremen beabsichtigte Bahn sieht ihrem Ängriffe entgegen. Dagegen dürfte die Bahn von hier nach

\cherseits die Bahn vom Rhein bis dahin wird vollendet sein.

Baden. Vom Mittelrhein, 15. Aug. (Mannh. J.) Unsere Eisenbahn - Arbeiten schreiten allenthalben merklich voran, und jeßt vernimmt man auch, daß sich unsere Regierung mit Württemberg hinsichtlich des Anschlusses an die dort zu konstruirenden Bahnen in der Art verständigt habe, daß die Linie jedenfalls nah Pforzheim, füh ¿Mar von Singen ab über Königsbah und Jspringen, ge-

uhrt werde, Y Unsere naheliegenden Bäder füllen sich von neuem mit Gästen. Wie es sieint/ 6/4 die diesjährige Sh on erst Ende August und edin; September ihren Culminationspunkt erreichen, und wir wer- den also für die [Bente Witterung im Anfange dieses Sommers O entschädigt. ei dem Festungsban in Rastatt fehlt es noch immer an Leuten,

Wie es scheint, ziehen viele die Eisenbahn-Arbeiten vor, obwohl der Tagelohn überall gleich ist.

Karlsruhe, 21, Aug. (K. Z.) Von allen Orten, welche Se. Königl, Hoheit der Großherzog mit den beiden jüngeren Prinzen Hoheiten auf Höchstihrer Rückreise aus der Seegegend berührten, kommen uns die herzlichsten und freundlihsten Schilderungen der an- hänglihen Liebe und des festlihen Empfanges, der den verehrten Landesvater und dessen herrlih erblühende Söhne begrüßte, zu.

Karlsruhe, 21. Aug. (K. Z.) Gestern Nachmittag is Ju- stinus Kerner auf dem Rückweg von Lichtenthal (Baden), dessen reiz=- volle Lage den Naturfreund bei seinem mehrtägigen Aufenthalte reich erquicfte, hier angekommen, hat den Abend in einem ihm befreunde- ten Hause und im Kreise einiger Freunde des Mannes und Verehrer des Dichters zugebracht und bereits heute früh die Heimreise nah seinem Weinsberg angetreten,

Sachsen-Weimar=Eisena h. Weimar, 18. Aug. (F. J.) Mit der Thüringisch-Sächsischen Eisenbahn scheint es doch nun wirk- lich Ernst werden zu wollen. Am Ettersberge sind bereits Bergleute mit Bohren beschäftigt, um den geeignetsten Punkt für den Bau des Tunnels, welcher hier angelegt werden soll, aufzusuchen. Auch sollen die Landstände, der Eisenbahn - Angelegenheit wegen, zu Ende des Septembers einberufen werden.

Holstein, Kiel, 22. Aug. (K. Corr. Bl.) Heute hält der schleswig - holsteinishe Advokaten - Verein hier seine jährliche General -Versammlung. 4

Vorgestern wurde von der preeßer, plöner, olbenburger, lütjenburger, probsteier und ficler Liedertafel ein Sängerfest zu Rastorf gefeiert, dem Tausende von Menschen beiwohnten,

Oesterreichische Monarchie.

Die Vereinigte Ofener und Pesther Zeitung vom 17. August enthält ein Schreiben des Professors Karl Stielly aus Temesvar, worin das Gerücht von der Zerstörung dieser Stadt durch ein Erdbeben widerlegt wird. Das Schreiben lautet:

„„Mehrfache briefliche Mittheilungen, die sowohl an Handelsleute als an andere Bewohner dieser Stadt gemacht worden sind, seßen uns in Kenut- niß, daß nicht nur in der Hauptstadt und an auderen Orten Ungarns, son- dern selbst in der Nesidenz das Gerücht allgemein verbreitet is, als sei ein großer Theil Temesvars durch ein Erdbeben mit Mann und Maus zu (Grunde gegangen, Wir, die seit dem im Januar 1838 stattgehabten bis an die Gestade des s{chwarzen Meeres hin verbreiteten Erdbeben, welches auch damals feinen weiteren Schaden anrichtete, von jeder vulkanischen Eruption verschont geblieben sind und jeßt keinesweges auf den Ruinen der zusammengestürzten Häuser herumfklettern, sondern uns ganz gemüth lich in Gesellschaft der hier anwesenden Naturforscher und Aerzte in unseren belebten Straßen und den herrlichen Alleen ergehen, wollen nicht glauben, daß irgend eine böswillige Absicht diesem Gerüchte zum Grunde liege, sondern daß hiezu lediglich das furchtbare Unwetter, mit dem wir am 11, v. M. heimgesucht worden sind, die Veranlassung gegeben habe, welches hier und dort hin berichtet, durch die tausendzüngige Fama weiter verbrei- tet und wonach folglich der Orkan im progressiven Fortschritte alsobald in ein Erdbeben verwandelt worden is, Bei besagtem Ereignisse ist übrigens weder ein Gebäude zerstört worden, noch ein Menschenleben zu Grunde gegangen, und wir können den Allmächtigen nun in Demuth bitten, uns noch lange das Wohlbefinden zu erhalten, dessen wir uns gegenwärtig er- freuen. Professor Karl Stielly, ‘“

Frankreichch.

Paris, 21. Aug. Der Herzog und die Herzogin von Nemours sind am 17ten in Vannes angekommen und festlich empfangen worden. 150 Maire’s der umliegeuden Ortschaften gaben Jhreu Königl. Ho- heiten das Geleite,. Der Prinz von Joinville und der Herzog von Aumale sind am 19ten früh in Boulogne gelandet , ließen die National-Garde die Revue passiren und gingen um 9% Uhr Morgens wieder in die See, Nachmittags 3 Uhr landeten sie in Calais, wel- ches sie nach einstündigem Aufenthalt wieder verließen. Die Be hörden von Barèges haben dem dort verweilenden Herzoge von Montpensier ein Fest gegeben.

Am 27sten d. werden in Havre große nautische Festlichkeiten und Spiele stattfinden, denen der Prinz von Joinville präsidiren wird. Es sind bereits eine große Anzahl Engländer mit reih ges{chmüdckten Yachten in Havre angekommen, um diesen Festen beizuwohnen,

Die Wahl des neuen Munizipal = Rathes der Stadt Mans hat am 18ten stattgefunden. Von den alten Mitgliedern sind nur 2, und zwar die gemäßigtsten, wieder erwählt worden. Die neu Eingetre- tenen gehören sämmtlich der konservativen Partei au.

Man hatte am S5ten d. in Oran Nachrichten aus der neue"

Stadt Orleansville. Diese Stadt macht uicht so rasche Fortschritte. als man anfangs glaubte, Die sich dort ansiedelnden Civilisten Mur den dort nicht die Vortheile, welhe die Nachtheile aufwiegen, Es sind daselbst nur ungefähr 400 Mann Truppen und die Paus : güter finden wenig Absaß. Der Verkehr zwischen Dran und Mas- kara geht seinen gewöhnlichen Gang, doch sind die Kosten größer, als auf dem Wege nah Tremezen. Man bezahlt für ein Kameel nach dieser Stadt 20 Fr. und nach Maskara 30 or Das kommt daher, weil die e nicht so sicher ist, Die Märkte sind j ; sehr gut verjehen. E eist, die Civilliste hätte das in dem Departement der untc- ren Loire an der Straße nach Vannes belegene prachtvolle Landgut Bretesche, welches auf 2 Millioneu Fr. geschäßt wird, angekauft, und der König werde es der Herzogin von Nemours zum Geschenk anbieten,

Der Streit, welcher zwischen den Herren Alexandre Dumas und Jules Jauiu bisher obgewaltet hat, scheint sih jeßt seinem Ende zu nahen, Die Freunde des Kritikers und des Dichters, die das Duell zu verhüten wußten, haben nun auch Herrn Janin versönliche Ge- danken einzuflößen gewußt, die derselbe heute in dem Feuilleton des Journal des Débats auf eine Weise ausspricht, die Herrn Dumas gewiß zufriedenstellen wird, von dem man übrigens morgen in der Presse eine Antwort erwartet. i iat

Herr Lagrence, der nah China bestimmte diesseitige Gesandte, wird sich Ende August nach Toulon begeben und zwischen dem 5. und 10. September nach seinem Bestimmungsort sich am Bord der „Vic- torieuse“’ einschiffen. Die Namen der drei Kommissarien, die ihn be- gleiten sollen, um Me Ditronen des französischen Handels zu vertre-

1, sind uoch m ekannt. j i M Bie E, Pagès und Mauguin werden eine Reise nah Spanien antreten; Ersterer begiebt sich nah Barcelona, Lebte- rer nach Madrid. Herr Thiers, der vor ein paar Tagen nach Lille abgereist ist, beabsichtigt, eine Reise nah Englaud anzutreten, um daselbst mehrere Dokumente zu sammeln, die er nöthig hat, um seine Geschichte des Kaiserreiches zu vollenden. :

Artim Bei, erster Secretair und Gesandter Mehmed Alis, der ih in diesem Augenblicke zu Marseille befindet, nimmt einen jungen

echtsgelehrten, den Advokaten Solon, Präfektur-Rath zu Montau- ban, mit sich nah Alexandrien. Derselbe soll das franzö ische Recht in demjenigen Justitute lehren, wo die Enkel des Vice-Königs, jo wie mehrere junge Aegypter, die den reichsten Familien des Landes

frage erwähnt werden,

S - Rousset, ehemaliger Beamter L r ad u Aegypten, um daselbst

angehören, erzogen werden. wie es jebt bei der sran=

im Finanz-Ministerium, begie O über allgeiméthes Rechnungswesen 7 0D zösischen Staats-Verwaltung üblich f.

j uservative Meinung hat in Paris, 21. Aug. Die con id politischen Stür pg aniei Le nin m B t Be e n gewisser Hinsicht vielleicht gerade 11 V ie, S Guld - ti gewi He, für sich, daß es nur ihrer eigenen Schuld, ihrer Unarschitlichkeit vielleicht zuzuschreiben wäre, wenn es ihren Gegnern,

T / g i E S irqei: den Gee, Fo Diese Lehre hat allgemeine Gel- länge, Me non 0 veshalb auch, allgemein beherzigt zu werden. zun und. 2 Gd in Frankreich jeden Augenblick neue Fälle, welche F M bie Konservativén noch weit entfernt sind von jenem beeilen, a) as ‘die allein ihren Bestrebungen den Sieg, ihren Ins zu sichern vermögen, Eben jeßt sieht man 1A CREN betlageuswertheste Schisma unten ihnen vorwalten in ieden, Af wo: As Recht keinen Augenblick einem Zweifel unter=

¡d eines stabilen Zustandes je ge=

jar O i auch bei dessen Uebung allerdings mit einer allzu agen y f zu Werke gegangen worden fein mag. großen Strenge ô O 1E E (e E A Jch meine den neuerlichen Vorfall an der Küste von Terre. Neuve, wobei ein französischer Fischer in Folge einer, Hartnäckigkeit den auf dem klaren Wortlaute der bestehenden Berträge beruhenden Aufforderungen eines englischen Kriegssis}es8, von deu zu Ausübung seines Gewerbes ihm nicht zustehenden Grund sich J R I NERet, uicht Folge zu leisten, durch eine englische Kanonenkugel sein Leben verlor, Die französische Oppositionspresse war shuell wie gewöhn- lich mit ihrem Urtheile fertig und qualfizirte den Capita) „des englischen Kriegsschisses „Electra“ geradezu als Mörder, Vou dieser Seite kam dies nicht unerwartet; die französische BDppositions presse hat nie ein Hehl daraus gemacht, daß sie um jeden Preis eine Kollision zwischen England und Frankreich, einen Krieg zwi- hen beiden Mächten herbeigeführt schen möchte, und jeder Aulaß, der geeignet schien, Verwicklungen zwischen beiden Regierungen zu veranlassen, war von ihr stets mit Eifer benußt und gusgebeutet worden, Die Männer des Unsturzes hoffen nun eiumal, durch den Krieg nach Außen eine neue Revolution im Junern zu bewirken, das 1 der Schlüssel zu ihrer gauzen Taktik. Das Journal des Débats nin trat gestern mit einem scharfen Artikel dieser Tendenz entgegen, und zeigte namentlich, wie unmöglich es sei, daß irgend eine aus= wärtige Macht eine feste, dauerhafte, auf gegenseitigem Vertrauen beruhende Allianz mit Frankreich schließe, wenn man diesseits auch in dem geringsten Vorfalle sogleich den Beweis einer feindseligen poli= tischen Gesinnung der betreffenden Regierung gegen Frankreich zu suchen und den Nationalhaß aufzureizen sich bemühe, Weun die Dp- positions-Blätter heute darauf in ihrer Weise und ihrer Tendenz getreu antwortend, das Journal des Débats der Anglomanie beschuldi= gen, ja zu verstehen geben, es sei an England verkauft, so bleiben sie aber= mals sich selbst konsequent. Wenn aber ein anderes konservativ sein wol=- lendes Blatt, die Presse, es übernimmt, gleichfalls die Rolle der Oppositions - Blätter zu der seinigen zu machen, der Entfesselung der Volks=-Leideuschaften und des National - Hasses das Wort zu reden, dieselben Beschuldigungen gegen die Bestrebungen des an deren fonservativen Organs in mehr oder minder heftiger Sprache vorzubringen, so weiß man nicht, was man von dem Urtheils -= Ver= mögen solher Konservativen sagen soll, Das erste und höchste Ju teresse der konservativen Partei muß doch gewiß vor Allem Crhal- tung des Friedens sein, mit welhem allein die Beförderung, die Erzielung wahren, zeitgemäßen Fortschritts möglich is. Aver eiue Sprache, eine Polemik, wie sie die Presse führt, muß nothwendiger= weise zum Gegentheile führen; die Presse giebt sich den Schein, die Regierung zu unterstüßen, wirkt aber derselben in ihrer wichtigsten und schwierigsten Aufgabe auf eine unerklärliche Weise entgegen, Bald sind uun zehn Jahre verflossen, seit der arabische Emir Abd el Kader gegen die französische Herrschaft zu den Waffen ge- griffen hat und seitdem den Krieg unermüdlich und, wie es scheint, mit immer neuen Hülfsquellen fortseßt. Man schlägt die Zahl der Men- \chenleben, welche nur allein auf Seiten der Araber dabei geopfert worden sind, auf nahe an hunderttausend an, und auch auf Seiten der Franzosen sind viele Tausende den Kugeln und dem Schwerte der Feinde, oder Krantheiten erlegen. Beklagenswerthes Resultat eines Eroberungsfrieges allerdings. Aber nah den Opfern, die Frauk reih einmal an Menschen und Geld gebracht, nach den außerordeut- lichen Anstrengungen, die es zu Erreichung seines Zieles gemacht hat, fann cs nicht mehr zurüdcktreten, ohne dieses Ziel wirklich und voll ständig erreicht zu haben, Auch würde die Regierung jeßt, nachdem wirklich bedeutende Resultate bereits erlangt sind, uur ihren Gegnern dadurch eine Waffe gegen sich in die Hand geben; der Entschluß, das begonnene Unternehmen bis ans Ende durchzuführen, is daher eben so natürlich als nothwendig, und er is eine uiht mehr zu be- s]treitende Thatsache, Das immer wachsende Zuströmen von europäi= {hen Ansiedlern nah Afrika giebt die beste Bürgschaft, daß die Gründung ener neuen, und allem Anschein nach eine große Zukunft versprechenden Kolouie in Afrika uicht mehr blos ein Gedanke, sondern eine in ihrer Ausführung begonnene Wirklichkeit ist.

A Paris, 21. Aug. Der Kampf zwischen der Universität und der firchlichen Partei gewinnt ein neues Juteresse dur die Cin= mischung des Erzbischofs von Paris, der durch die vermittelude Rolle, welche er übernommen hat, deutlih genug an den Tag legt, daß, seiner Ansicht nach, die Vorkämpfer der Geistlichkeit in ihrer Polemik der Form oder der Sache nah zu weit gegangen sind. Noch in teressanter aber, als die fleine Schrift des Erzbischofs über die Frage von der ¿Freiheit des Unterrichts, is ein Rundschreiben, welches der- jelbe in den leßten Tagen an die Pfarrer seines Sprengels erlassen hat, und in welchem er den Bestrebungen entgegentritt, welche darauf hinauslaufen, das römische Brevier in allen französishen Kirchen eiu- zuführen. Der Abt der Benediktiner - Mönche von Solesmes hat diesen Bestrebungen den Hauptanstoß in einem Werke, „„[nstitutions liturgiques“ betitelt, gegeben, in welchem er nachzuweisen sucht und, ivie die Ultramontaner versichern, auch unwiderleglich nachgewiesen hat, daß das gegenwärtig in den meisten Kirchen Frankreichs im Gebrauche befindliche Brevier ein Werk der Jauseuisten sei, in denen man im Grunde nur verkappte Protestanten zu sehen habe, und daß es demnach von austößigen oder gar offenbar feberishen Säßen wimmle. Gegen diese Behauptung ist zuerst der Erzbischof von Toulouse in einer Schrift unter dem Titel: „L’église srançaise Injustement sflétrie dans un ouvrage ayant pour titre: Institutions liturgiques“ auf=- ees ohne daß tbessón seine Widerlegung des Werkes des Be= Ua e besondere Beachtung gefunden hätte, Die inzwischen n La Einführung des römischen Breviers in der Divzese Z dieser Sn vielmehr zu zeigen, daß das ultramontane Juteresse bin ini he leichtes Spiel haben werde. Um so größeres Auf- ris ie es nun jeßt die Opposition, welche der Erzbischof von Pa- L U Ine der Privilegien der gallikanischen Kirche, ein Wort, avges n ¿ua außer Gebrauch zu kommen und zu veralteu, pg e endenzen erhebt. Bei dieser Gelegenheit mag ein hst pikanter Zwischenfall der Polemik über die Jesuiten= Um die Gesellschaft Jesu gegen die gegen

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sie erhobenen Anklagen und obwaltenden „Vorurtheile“ zu verthei- digen, citirte das gestrige Univers eine vor dem Parlamente gehal- tene Rede Heinrichs 1V., in welcher dieser König die Cinwendungen des Parlaments gegen den {hon im 16ten Jahrhundert in Frankreich wie in den meisten übrigen katholischen Staaten verbotenen Jesuiten-= Orden bekämpft und die Tugenden und Vorzüge der Gesellschaft Jesu ins Licht stellt, Welch? ein Zeugniß! ruft der Univers triumphirend aus. Aber heute Morgen beweist ein Korrespondent des National durch Anführung einer Stelle aus den Memoiren Sully's, daß Hein- rich IV, in der That nur durch die Ueberzeugung, daß die Jesuiten ihm um jeden Preis mit Gift oder Dolch beizukommen suchen wür- den, wenn er sih ihnen feindlich zeigte, zu dem Entschlusse ihrer förm- lichen Wiederzulassung in Frankreich bestimmt worden ist,

Grossbritanien und Irland.

London, 19. Aug. Die Königin wird am Mittwoch eine Geheimeraths-Sißung im Buckingham-Palast halten, um die Throu= Rede, mit welcher Ihre Majestät am Donnerstage in Person das Parlament prorogiren wird, ihre Bestätigung zu ertheilen.

Die Königliche Familie in Frankreich, sagt der Sun, lebt im Schlosse Eu in stiller zurückgezogenheit und nah bürgerlicher Weise. Man sieht wenig Glanz und Geprängez man vergnügt sich gelegent- lih mit Wasser-Partieen. Die Königin von England wird in einigen Tagen nah Brighton gehen fast in gerader Richtung dem Hafen vou Tréport gegenüber, Jhre Majestät wird auch zur See Exkur= sionen unternehmen uud einem Zusammentreffen Ludwig Philipps und der Königin Victoria auf der Mitte des Kanals unter gegensei= tigen herzlichen Begrüßungen würde nichts im Wege stehen, Es wäre ein glüdckliches Familienfest, denn sie sind jeßt aufs engste mit einander verbunden.

Die Abendblätter des heutigen Tages enthalten nähere Details über das bereits erwähnte, heut: Morgen in der Nähe der Loudon= Bridge ausgebrochene Feuer, das in seiner Ausdehnung von keinem ähnlichen Brande der leßten Jahre, seibst niht vou dem Brande der Königlichen Börse im Jahre 1838 übertroffen wurde. Es entstand in dem Keller eines Oel- und Farben =-Magazins in Tooley = Street, und verbreitete sich von dort mit reißeuder Schnelligkeit über die an der Ostseite der Brücke gelegenen Speicher, dem sogenannten Toy- pings Wharf, ergriff den in der Nähe befindlichen Telegraphen Watsonu?s, die demselben nahe gelegene 200 Jahr alte St. Olav'a Kirche und guf der Themse einen kleinen Schooner, Es war um 2 Uhr Morgens, als ein Polizei-Konstabler das Feuer aus dem Keller eines jener Magazine hervorbrechen sah; ehe aber noch auf den Ruf dessel- ben Hülfe herbeigeschafft werden konnte, standen die Magazine und ein Theil des Toppings Wharf in vollen Flammen, die in der Zeit von zwei Stunden über die ganze Speicher - Reihe bis zur Olgv?s= Kirche sich ausdehuten. Das Feuer hatte bereits eine zu große Aus- dehnung erlangt, als die Spriben zu arbeiten aufingenz man mußte die Speicher und Magazine ausbrennen lassen; fünf Menschen kamen dabei ums Leben; der Schaden, wie er vorläufig abgeschäßt wirb, beläuft sich auf 50 bis 60,000 Pfund Sterling. Der Schooner auf der Themse wurde zerstört , dagegen rettete man noch zwei andere in Brand ge= rathene Schiffe, die indeß bedeutende Beschädigungen erlitten haben. Erst als um 1 Uhr Mittags die Olav's-Kirhe durch den Einsturz ihres Thurms fast gänzlich zerstört und einige nahe gelegene Wohn- häuser niedergebrannt waren, war man im Stande, den Flammen Einhalt zu thun. Einen merkwürdigen Vorfall können wir hier=- bei niht übergehen: Vormittags, kurz nah 9 Uhr, wurden in der Olav9's- Kirche noch zwei Paare getraut, Die Kirche war durch die Spriben mit Wasser angefüllt, so daß den Brautleuten Bretter gelegt werden mußten, um sie trockeuen Fußes hinüber gehen zu lassen. Jhre Trauung wurde alsdann in der einen Ecke der Kirche auf einer zu diesem Zwecke dazu \huell errichteten Platform vollzogen, während das Feuer auf der entgegengeseßten Seite fortwüthete und die Sprißen ihre Arbeit fortseßten. Den unerschrockenen Neuver- mählten wurde von der versammelten Volksmenge, als sie die Kirche verließen, [guter Beifall zu Theil. Fast zu gleicher Zeit mit dem eben erwähnten Brande brah noch an drei anderen Orten in der Stadt Feuer aus, indeß wuchs dasselbe nirgend zu solcher Ausdehnung.

X London, 19. Aug. Der Erfolg der apostolischen Arbeiten des Pater Mathew in London und der Umgegend steht in keinem Ver- hältniß zu dem, welchen derselbe in deu nordwestlichen Grafschaften erlangt hat, und auch da war seine Stellung eine ganz andere als in Jrland. Unter den begeisterten abergläubischen Haufen, welche sich in seinem eigenen Lande um ihu sammeln, i} der Pater ein Heiliger, in Lancashire is er ein Missionair, hier in London ein Prediger, und zwar ein etwas seltsamer hinsichtlich seiner Functionen. An Mäßigkeits= Gesellschaften mangelt es in der That nicht in der Haupstadt, und vor zwei vder drei Jahren hatten wir einen feierlichen Mäßigkeits-Aufzug, der sich vou Dxford-Street bis Whitehall erstreckte; aber diese Bewegungen ha- ben in England ihren Grund in dem Combinationsgeiste, der in geist- lichen wie weltlihen Dingen glei stark is, während sie in Jrland vielmehr unter dem persönlichen Einflusse der Priesterschast stehen, welchen der Pater Mathew mit unbeschränkter Macht ausübt, Doch auch dieser heilige Mann versprach sich, als er sein Werk begann, noch feine Erfolge, Er beschränkte anfangs die Abuahme des Ge lübdes auf sein eigenes Kirchspiel, daun dehnte er sie über die Graf- schaft aus, nicht ohne geringe Besorgnisse vor der Eifersucht seiner Brüder und vor dem direkten Widerstande der Machthaber der römisch- fatholishen Kirhe, Endlich brachte man ihn dahin, in Limerick sein Gelübde auszutheilen. Das Gedränge war so groß, daß Leute erstiten, und einige, welche sih dem Pater zu nähern suchten, in den Fluß gedrängt wurden. „Von jenem Tage an“, spricht er jeßt, „wußte ich, daß es das Werk Gottes war, von dem ich fortan nicht wieder abließ. ‘“

Die römische Kirche erkaunte bald, daß der große und stets wachsende Einfluß eines solchen Mannes nicht zu verachten wäre, und in mehr als einer Hinsicht der Aufrechterhaltung ihrer geistigen Herrschaft wie der Förderung ihrer politischen Zwecke von Nußen sein könnte, Seit jener Zeit wurde der “Heilige (wo- für er allgemein in Jrland gehalten wird) von der Geistlich- keit stets unterstüßt und die Formalitäten bei der Abschwörung des Genusses spiritußser Getränke, obschon niht auf eine religiöse Sekte oder Kirche beschränkt, trugen fast ganz den Charakter des rô-= mischen Ritus. Pater Mathew ist bei solhen Gelegenheiten von einer dihtgedrängten Menge Kuiender und Betender umgeben, und es is nicht ungewöhnlich, daß während solcher feierlichen Scene un- ter dem Panir der Kirche Sieche, Lahme und Blinde herbeigebracht werden, um durch das wunderthätige Auflegen dieser heiligen Hände die Heilung zu empfangen. Pater Mathew legt sich zwar nicht gerade- zu die Kraft, Wunder zu thun, bei, und er spricht selbst von den unbestreitbarsten seiner Handlungen mit der Demuth und Bescheideu- heit eines menschlichen Dieners der Kirche Christi. Aber es is etwas in diesen Handlungen der Gnade, was ih nicht mit dem strengen Geiste der Wahrheit vereinigen kann, und dies um \o weniger, da er die Macht, mit welcher ihu der Aberglaube des Volks bekleidet, ab=- leugnen will. Wie kann er also Dinge üben, welche in eine gemeine Parodie der erhabensten Gaben der Apostel und des Sohnes Gottes aus=

arten? Wie kann er durch seine Willfährigkeit den Glauben des

Volkes an gewisse Täushungen nähren, welche er selbs nit theilt? Wie faun er den Schuppen gebieten, vom Auge des Blinden zu fallen und den Lahmen zurufen: stehe auf und waudle? Und doch sind dies die Handlungen, welche seine Mäßigkeits - Fortschritte dur JZrland begleiten. Ohne Zweifel ist er bemüht, ein physisches Laster auszurotten, und dafür verdient er alles Lob, aber zu gleicher e streut er durch sein Verfahren den Samen cines groben Aberglaubens über das Land gus, und während er also die Sitten des Volkes zu bessern sucht, verdirbt er ihren Glauben. Der Glaube an die Wunder des Pater Mathew ist in Jrland eben so festgewurzelt, wie die Ge- walt der Kirche selbs; und die Verehrung seiner Person geht bis zu den äußersten Gräuzen untergeordneten Gottesdienstes.

«_, Man kann nicht leugnen, daß der Einfluß, den der Pater Mathew in Zrland erlangt hat, ihn zu einer sehr hohen Stelle unter jenen hei=- ligen Männern berechtigt, welche die Kirche Roms durch Kanonisirun zu solchea Ehren erhoben hat, die von Protestanten uur der Gottheit allein gezollt werden. Er mag vielleicht als Priester und Diener dieser Kirche es mit seinem Gewissen vereinigen können, wenn er einen Weg verfolgt, der in seinen Augen zur Erhöhung ihrer Würde und zur Vermehrung ihrer Macht führt; vielleicht ist diese Handlungsart auch in den Augen seiner Oberen und seiner Brüder verdienst= t ; sür uns aber liegt in einer solchen Abweichung von dem offenen Wege der Wahrheit etwas Anstößiges. Gerade jeßt möchte ih, ohne daß ih die irländische Priesterschaft herabseßen will, behaupten, daß die Finsterniß des Aberglaubens, die dort auf dem Volke lastet, die größte Geißel dieses unglücklichen Landes i, Wird man es glauben, daß jeßt noch in Europa und faum 100 Miles von London, in Gal= way, em feister geheiligter Fisch der Gegenstand inbrünstiger An= betung für die Bevölkerung der Umgegend sein fann, von dem man glaubt, daß seine Bewegungen dem Kranken die etwanigen Chancen seiner Wiederherstellung anzeigen? Das ist der Geist, welchen Pater Mathew in gewi|sem Grade ih möchte sagen, in niht geringem Grade gefördert hat, durch solche Mittel i sein Einfluß ausgedehnt worden! Er mag diesen Einfluß zu einem guten Zwecke benußt haben, aber die groben Täuschungen, die er zu Hülfe genommen, sind genug, um p den besten Zweck herabzusetzen. ,

__Dch muß noh einige Worte über die politischen Folgen der Mäßigkeits-Bewegung hinzufügen, mit denen, 60 h U E Pater Mathew selbst durchaus nichts zu schaffen hat, und wozu er unbewußt nur das Werkzeug geworden is. O'’Connell selb vermied mit seinem vollendeten Scharssinn jede Theilnahme an den Mäßigkeits= Gesellschaften. Dieselben sollten keinen politischen oder sektenmäßi= gen Charakter haben, aber sie wurden doch mit der Zeit organisirt. Eine Anzahl Leute rief man bei gewissen Gelegenheiten durh Sig- nale zufammenz; Aufzüge wurden gehalten in geordneten Reihen z Fahnen wurden mit symbolishen Juschriften versehen, und so wurde für den unschuldigsten Zweck, den gewiß keine Regierung mißbilligen oder hindern möchte, in aller Stille ein weit greifendes System von Organisation des Volks gebildet, dessen Zügel die irländishe Geist= lichkeit in den Händen hielt. Das ging die ersten drei vder vier Jahre so fort; endlich trat die Nubanwendung des ganzen Getriebes mehr hervor. Mäßigkeit wurde Repealz dieselben Vereine, die- selben Prozessionen, dieselben Fahnen wurden für einen anderen Zweck beibehalten; und O'Connell befand sich plöblih wie durch Zauberei an der Spiße einer der mächtigsten Volks-Verbündungen, die jemals in der Welt existirte.

Ft ali en.

Vou der italienischen Gránze, 15. Aug. (A. Z.) Einem Schreiben aus Modena zufolge is der dortige Minister der Polizei und Gouverneur Graf Niccini plöblih in Ungnade gefallen, und, wie ein Gerücht beifügt, seiner Verhaftung nur dur schleunige Flucht entgangen. Ueber die Veranlassung hiezu bestehen blos Muth= maßungen, wovon eine, die jsedoh niht verbürgt werden kann, dahin lautet, daß er der Aufregung, welche in leßter Zeit ín den päpstlichen Legationen bemerkt wurde, nicht fremd geblieben sei, Jndessen haben die energischen Maßregeln der päpstlichen Behörden überall den besten Erfolg gehabt, so daß nirgends mehr eine Spur von Unord= nung zu bemerken ift.

S panien.

© Madrid, 13, Aug. Am 6ten um 7 Uhr Abends lief das englische Kriegsschiff „Malabar““ in den Tajo ein, und legte si Belem gegenüber vor Anker, Espartero und einige dreißig seiner Gefährten befanden sih an Bord. Ohne die Ermächtigung der por= tugiesischen Regierung abzuwarten, stieg er während der Nacht ans Land und bezog eine Wohnung in dem Gasthofe von Belem. Die portugiesischen Minister hielten eine Berathschlagung über die Art und Weise, wie man ihn zu empfangen habe, und es heißt, die dies seitige Regierung hätte vou dort die Anzeige erhalten, daß man ihm nicht erlauben würde, als Regent ans Land zu steigen. Er hatte den Einfall gehabt, au die portugiesische Regierung eine Depesche mit der Ueberschrift: „Expeditious-Armee von Andalusien“ zu richten, die von Nogueras als „Kriegs-Minister“ unterzeichnet war, (Gerade so rih= tet jeßt Mendizabal von dem Hotel des englischen Gesandten aus Umlaufschreiben an seine Freunde als „Finanz=-Minister./) Marliani war am 5ten an Bord des englischen Dampfschiffes „Liverpool“ iu Lissabon angekommen. Ju der Kriegskasse, welche Espartero mitnahm, befanden sih 9000 Unzen in Gold (144,000 Piaster).

Der Herzog von Glüsberg, der bisher nur mit den Geschästen der französischen Botschaft beauftragt war, is, wie ih höre, so eben zum ersten Botschasts-Secretair und wirklihem Geschäftsträger bei der Regierung Jhrer Majestät der Königin von Spanien befördert worden. Demnach wäre die neue spanische Regierung von Seiten der französischen anerkaunt, 2

Gestern verfügte sich Jhre Majestät die Königin, begleitet von Zhrer Hoheit der Jufantin-Schwester, den Ministern und einem zahl- reichen Hofstaate, nah dem zwei Meilen von hier entfernten Lust-= shlosse el Pardo, um nach drei Jahren zum erstenmale der frischen Landluft in voller Freiheit zu genießen. Die Marquisin von Valverde, die verwittwete Herzogin von Gor, die Minister, der Herzog von Baylen, der General Narvaez, der Herzog von Hijar, der Graf von Pufionrostro und Herr Olozaga genossen die Ehre, zu der Königlichen Tafel gezogen zu werden, Das Jufanterie = Regiment „la Princesa““ (dasselbe, welches in der Nacht des 7. Oktober 1841 in den Palast eindrang) war in Parade vor dem Schlosse aufgestellt worden. Die Königin äußerte den Wunsch, daß ihr der ausgezeich= netste Offizier und der tapferste Soldat des Regiments vorgestellt werden möchten. Der General Narvaez wählte einen Lieutenant, der einen Arm verloren hatte, und einen Soldaten, den seine Kame= raden als den tapfersten bezeichneten. Die Königin unterredete si mit Beiden, und ersuchte die Minister, sie für Lebenszeit zu ver Í Die Truppen brachen darauf in endlosen n aus

Narvaez is nunmehr definitiv zum General-Capitain Castilien, und der General Mazarredo zum Gouverne so wie der General Lorenzo (früherhin einer ‘der e Espartero’s) zum General = andanten der ernannt worden. Der General Conchä hât förderung züm “General=Lieutena anzunehmen, und erklärt, si ins